Unterstützung deutscher
1 1“ 1“ „Reickbverband
Veteranen und Kriegsbeschädigter (e. V., fibent: General der Infanterie, zur Zeit stellvernetender kom⸗ mandterender G neral des 4. Armeekorps Freiberr von Lyacken und in dessen Vertretung während des Krieges: Prinz Hetnrich ziu Schönaich⸗Carolath, Mitglied des Reichetazs und des preufischen Herrenhauses, stellvertretender Präsident: Graf Edwin Henckel von Donnersmarck, Mitaglied des preußischen Abageordneten⸗ haufes; Geschäftsstelle: Berlin W. 9, Potsdamer Straße 126), ist in sein 5. Ge chäftsjahr eingetreten. Mit Befriedigung darf er auf seine Erfolge im vergangenen Jahre zurückblicken. Wie aus dem Jahresbericht zu ersehen ist, beträgt des Vermögen des Reichs⸗ verbandes 1 260 862 ℳ, während das Vorjahr mit einem Vermögen von 1 026 139 ℳ abschlohß. Dabei hat der Reichsverband auch im abgelaufen n Jahre erhebliche Unterstützungen verteilt; es wurren im Jahre 1916 130 526 ℳ an bedürftige Kriegebeschädigte und Veteranen ausgezahlt, von der Zentrole direkt und von der Orts⸗ ar pve Groß Berlin wurden 3168 Veterauen bezw. Witmen mit 125 526 ℳ unterstützt. An diejenigen Kriegsveteranen, die ihre goldene Hechzeit gefetert haben und deren Fetern zur Kenntnis der Ge chäfte stelle kamen, wurden insgesamt 1220 ℳ verteilt. Der Vorstand des Reichsrerbandes hat den Beschlouß gefaßt, allen be⸗ dürftigen Kriegsveteranen, die die Feier ihrer goldenen Hochzeit be⸗ gehen, ein Geschenk zugehen zu 98 sobald die Geschäftsstelle von der Feier in Kenntn is gesetzt wird oder sie zusällig aus der Tagerpresse erfährt. Wenn es dem Reichsverband möglich gernesen ist, einen weiteren Auf⸗ schvung zu nehmen und erhebliche Mittel zur Unterstützung der Kriegsbeschädigten und Kriegsveteranen aufzuwenden, so verdankt er dies der Opferfreudt keit seiner Mitglieder und Spender im ganzen Reiche, die wiederum in dankenswertester Weise ihre Erkenntlichkeit für unsere Feldgrauen, die heldenmütigen Verteldiger unseres Vater⸗ landes, zum Ausdruck gebracht haben.
Kunst und Wissenschaft.
Im Aprilheft der „Amtlichen Berichte aus den Königlichen Kunstsammlungen“ macht der Kustos der Sammlung äagvprischer Altertümer im Neuen Museum, Professor Dr. Schubart, Mitteilungen über eine aus Papyruskartonnage gelöste Urkunde aus dem letzten Vtertel des 3. Jahrhunderts v. Chr., in der Ptolemaios Philo⸗
Anordnungen zur Festigung des Dionysoskultes
hat. Professor Schubart übersetzt den griechischen Lext, der wegen der margelhaften Beschaffenheit des Papyrusblattes einiger Ergänzungen bedurfte, nie folgt: „Auf Befehl des Königs: Alle, die im Lande für Dionysos Weihen erterlen, sollen nach Alexandreia bmabsegein, un d zwar die bdis Nau⸗ kratts vom Tage der Veröffentlichung des Erlasses an binnen 10 Tagcer, ie oberhalb Naukratts binnen 20 Tegen, und sollen ihre schriftliche Erklarung an Aristobulos ins AKeldeamt einreichen vom Tage ihrer Ankunst an binnen drei Tagen; ferner sollen sie auch sofort kundtun, von wem sie den Kultus empfargen haben bis zu drei Generetionen und, sollen die hetlige Lehre versiegelt einzehben, nachdem jeder seinen f geschrieben bat.“
zur
1 Namen darauf Die Ptolemaer widmeten dem Dienysos besondere Berehrung und gerode von Ptolemäos Pbilopator wissen wir, daß er ein besonders eifrtger Verehrer dieses Getses war. Wenn die oben mitgeteilte Uebersetzung zutrifft, so hätle Philopator die Mysterienlehrer aus ganz Aegvpten nach Alexentria berufen lassen, sei es zu einer Synode oder um ihre schriftlichen Angaben etwa durch seine Hoftheologen bearbeiten zu lassen, um so eine orthodoxe Mysterienlehre mit bindender Keaft für alle Mionvsosdiener in seinem Reiche zu gewinnen. Anders als bei den Synoren äͤgyptischer Peiester, die mehrmals unter den Ptelemäern zusammentraten und Kolenderreformen sowie göttltche Ehren fur das Köntobhche Haus beschle ssen, härte es sich hier um die Fenstellung theologischer Fragen gehandell. Vermutich hat Pbilo⸗ pator nicht nur die Lehre und den Kult einheitlich gestalten, sondern auch den äußeren Bettand des Kults sicherstellen wollen, wie das, urkundlich bezeugt, durch Zuwendung einer Steuer zu gescheben pflegte.
8 giteratur.
Kurze Anzeigen neu erschienener Schriften, deren Besprechung vorbehalten bleibt Einsendungen sind nur an die Revahlion, Wilbelm⸗ straße 22, zu richten. Rücksendung findet in keinem Falle statt
Für alle Welt. IJlustrierte Zeitschrift mit der Abteilung Erfindungen und Entdeckungen auf allen Gebieten der Naturwissenschafrten und Kechnik. XXIII. Jahrgang, Heft 10 bis 14. Jährlich 28 Hefte à 0,40 ℳ. Berlin W. 57, Deutsches Verlagehüuus Bong u. Co.
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Theuter und Miusik.
Im Königlichen Opernhause werden morgen, Freitag, „Die Meißersinger von Nürnberg“ mit den Damen Hur, von Sche ⸗le⸗Müher, den Herren Kirchhoff, Bischoff, Schwegler, Henke, Bronsgeest, Philipp, Habich, Krasa und Bachmann in den Haupt⸗ rollen aufgeführt. Dirigent ist der Kapellmeister Dr. Stied y. Die v begimnt um 6 Uhr.
Im Königlichen Schauspielhanse geht worgen Wilden⸗ bruchs Trauerspiel „Die Karolfnger“ mit . 8 Durieux und Salüter, den Herren Kraußneck, Seommerstorff, Clewing, Engels, von Lerebu-, Mühlhofer und Vespermanu in den W in Siere. Spielleiter ist. Dr. Bruck. —
as vaterlänrische Schauspiel ron Ernst von Wildenbruch „Der neue Herr“ geht innerhalb des Wildenbruch Zvklus am Sonnabend neue n üudlert, und zwar in solgender Beseyung der Hauptrollen, in Szene: Kurprinz: Herr Clewing, Hollanpine: Fräulein Arnstädt, Cloudine: Fräusein Coste, Schwarzenberg: Herr Leffler, Rochow: Herr de Vogt, Kracht: Herr Mühlhofer, Goldacker: Verr Keppler, Burgsdorf: Herr von Ledebur, Volkmann: Herr Zimmerer, Bergtus: Herr Eogeling, Schulenburg: Herr Boetscher, Berkenzisch Herr Sachs, Blechschmidt: Herr Kraußreck, Wollkopp: Herr Vespermann, Friesen: Herx Eichbolz, Schönbrunn: Herr Pobl, Storch: Herr Lucas, Liese: F äulein Heisler, Male: Fräulein Faßhauer. Spielleiter ist Dr. Bruck. Dte Vorstellung vesmar 1 1 8
In der Komischen Oper sind su dem gefälligen deutschen Singsriel „Die Dose Feiuer von Leo Walter Stein
uud Rudolf Presber, Musik von Gilbert, einige Hauptrol en doppeit besetzt worden; so wird jetzt die Rolle der Grafin von Lore Rickeit, die
8 “]
““ — 3 8 . Rlttmeisters von Bredenbrück von Alfred Karlbof und die des Pagen Friedrichs des Großen von Elsa Frande gegeben. In der Diens tag⸗ aufführung stellten sich die veuen Darsteller zum ersten Male vor. Sie wurden bren denkbaren Aufgaben ebenso gerecht wie die Damen Felsegg, Waldoff, Perey, die Herren Werner⸗Kable, Neißer, Litzek und Deutsch, die im Besitz ibrer alten Rollen verbeieben waren, den ihrigen. Die unterhaltende Hundlung, die einschmeichelnde Mußtk und die hübiche “ errangen wieder den vollen Beifall der zahlreichen Zu⸗ auer.
Ein Musikabend zur Versorgung unserer Soldaten mit Notenspenden findet am Sonntag, dem 22. April, Abenes 8 Uhr, im Harmoniumsaal (Steglitzer Str. 35) statt. Die Karten kosten 3, 5 und 10 ℳ. Der Zweck ist, besondere Wünsche unserer verwundeten Krieger und Gefangenen an Noten zu erfüllen, die sonst unberücksichtigt bleiben müßien. Versandstelle für die Noten ist die Königliche Hausbibliothek in Berlin⸗Schloß, die bereits 7000 Notenpakete verschicken konnte.
In Karl Schönberrs deutschem Heldenlied „Volk in Not', dessen Erstaufführung in der Volksbühne (Theater am Bülowplatz) morgen zum Besten der Brandenburgischen Kriegsbeschädigtenhilfe des III. Armeekorps stattfindet, bringt der II. Akt die Schlacht auf dem Berge Isel. Das Königliche Zeughaus hat ig entgegen⸗ kommender Weise die für diesen Akt benötigten alten Waffen zur Verfügung gestellt. 11“
Mannigfaltiges.
Das Schicksal deutscher Familien in O Misstonsvach ichten bestätigen, wie „W. T. B.“ berichtet, nach Pretoria übergesührten deutschen Familien diefentgen sind, die bisher in Blantyre gefangen gehalten waren. Anfaag Februer sind sie, nämlich 56 deutsche Frauen, 80 Kinder und der Missionar Uihmann von der Brüdergemeinde in Pretoria eingetroffen. Die Schar setzte sich zusammen aus 64 Angehörtgen der Berliner Misston, 46 der Brüder⸗ gemeinde, 14 katholischen Missionsschwestenn und 15 Arn⸗ gehörigen von Farmerfamilien. Die Verschleppten waren von aller Habe enthlößt. Der Deutsche Hilssv rein in Pretoria üunter dem Vorsitz des. Berliner Missionssuperintendenten Schloemann hat daher, um sie mir der nötigsten Kleidung zu versehen, eine Sammlung verxanstaltet, die in wenigen Tagen 9000 ℳ ergab. Buren und Deutsche wetleiferten miteinander, um ihnen ihr Loos ertraͤglich zu machev. Sie waren zunächst in ven Ausstellungegebäuden untergebracht und sollten von hier bis zur Wetterbeförderung in die Heimat nach Robert Heights bei Pretorta kon men. Wann die Heim⸗ jeise angetreten wird, ist noch nicht abzusehen. Die Vertriebener bofften, schon um Ostein in Deutschland iu sein. Von ihren Mannern, die im Oftober von ihnen getrennt wurden, um nach Indien gebracht zu werden, fehlt seit langem Nachricht. E de De⸗ zember waren sie noch in einem ofsenen Zeltlager in dem heißen Mombasa.
0 friko. daß die
Daz neue Museum für Buchwesen und Schrifttum in Leipziga. Der neugegründete Deutsche Verem für Buchwesen und Schriflttum in Leipzig plant als Ziel seiner Arbelt die Errichtung eines Mauseums, in dem das Leipziger Buchgewerbemuseum aufgehen soll. Die Sam mlungen des Buchgewerbevereins sollen, wie bisber, die Meschinen, die technischen Mtttel zur Herstellung zetgen und den Interessenten kundgeben, wann eine neue Maschine, eine neue Farbe, oder sonst irgend ein neuen, zein technisches Hilfsmittel des Buch⸗ gewerbes erfunden wurde; sie werden in größter Volständigkein auf jede technische Frage Antwort geben. Das neue Museum aber wid, auf breiteste Grundlage gestellt, ein umfassende’s Bild der Entwicklang des Schrifttums von den primilivpsten Anfängen bis zor höchsten Stufe bet den einzelnen Völkern zelgen urd neben der Schausanmlung eine Studiensam mlung und eine Bücherei enthalten. Es werden hier, wie das „Börsen⸗ blatt für den deulschen Buchhandel“ schreibt, in erster Linte die einzelnen Eynchen der ganzen Entwicklon sgeschichte des Schrift⸗ tums in Betspielen erläusfert. Man wird sehen, wie sich in grauer Vorzeik die Uivölker durch die auf Stein niederge⸗ schri benen Bilder und darch Zeichensprache verständigten, wie dann die E findung der Afgypter, aus der P⸗pvrusstaude Papier zu ge⸗ winnen, einen Fortschritt herbeiführte, an dem man jahrhundertelarg zehrte, bis en dlich die E findung der Buchdruckerkunst und die der Papiermaschine die ent cheidende Wendung brachte, die das ganze geistige Leben, vor all m aber seine Austauschmöglichkeiten, auf ganz neuen Boden stellte. Die zwette Abtenung mit der Studiensammlung wurd für den fachlich und beruoflich Interefsiterten bestimmt sei Die dritte Abtettung, die Bucheret, wird im Gegensatz zur deutschen Bücherei dem Körper des Buches und seiner Ent⸗ wicklurng die Hauptaufmeksamkeit widmen. Sie wird zeigen, wie aus den beschetdensten Anfängen und über die Zeit der ersten tastenden Versuche hinweg, dem Buche eine äußerlich schön⸗ Gestalt zu geben, sich der Sinn dafür immer mehr aushildete und wie endlich nach Verdrängung des sogenannten Prachtwerks aus der Zeit des Niedergangs jenes Gefühl der notwendigen E’ neu rung erwucks, für dag besonders die deusschen Verleger ein so hervor⸗ rogendes Verständnis bekurdeten. Auch die Entwicklung der Presse vom bescheldenen Einblatidruck vergangener Zeiten hs zur dickleibigen Tageszeitung der Gegenwart und der prunkvoll illuftrierten Zeitschrift wird hier vecfolgt werden können. 1
Der Pros. Greim⸗Darmstadt hat in Peiermanns Mittellungen eine Abhanotung über die Lavaflüsse des Vesuvs veröffenzlicht, in der er nach Aufzeichnu gen itolienischer Forscher zu berechnen bemüht ist, wieviel Lava der Pulkan in einem Zei raum ven 14 Jahren ausgestohen bat. Es hoaondelt sich um drei Lava⸗ rerge, über deren Entstehung seit 1892 genaue Aufzeschnungen vorliegen. Es war nicht leicht, zu bestimmten Grundlagen für die Berechnung der Massen von Lava zu gelangen, obgleich Karten großen Maßsabs für das dulkan sche Gebiet vorliegen. Auf biese mußten mit peinlicher Schärfe Höben⸗ lürten einzetragen und daraus das Relief der Lavaberge von ihrem
uß an aufgebaut werden. Dabet war noch zu berücksichtigen, daß Itere Laven am Auftau heteiligt, Teile der jürgeren Lava aber wieder zerstört waren. Schließlich führte die Untersuchung doch zu einem tefriedigenden Ziel, wengstens für zwei der ern ähnten Lovaberge, iie nach König Humbert und seiner Gottin Marcherita benannt sind. Der eine foßt nicht weniger als 80 000 000 chm, der and⸗re 88 000 000 chm Lavagestein. Diese Ergüsse sind in den Jahren 1891 bis 1897 erfolgt. Der dritte Lavaberg ist erheblich später, nänelich erst 1903/04 entstanden, und wird auf die große Fläche von 500 000 Quadrattilometern geschätzt. Da sich aber keine genauen Angaben üͤber dfe Mächtiakeit des Hügels beibringen lassen, so mußte auch auf eine Berechnung seiner Gesamtmasse verzichtet werden. So groß nun übrigens auch eine Masse von über 100 Milltonen Kudiketer glühenden Gesteins, dos hier iin Laufe der Jahre aus dem Schoß der Erde gedrungen ist, erscheinen mag, ist sie doch recht ärmlich im Ver⸗ gleich zu dem, was andere Vulkane in noch kürzerer Zeit hervor⸗ bringen, insbesondere die berühmten Krater der Insel Hawat, die ohne besonders stürmische Ummälzungen der Erdrinde Flächen von vielen Quadratkilometern ihrer Umgebung mit ihren frurigen Strömen zu üderschwemmen imstande sind.
In der Treptower Sternwarte spricht der Direktor Dr. Archenhold über „Entstehen und Vergehen der Erde“ am den 24. April, Abend 7 Uhr, ferner am Mittwoch, den 25. Aprtl, Abends 8 Uhr, über Neuere Ergebnisse astronomtscher Forschungen“. — In den nächsten Tagen finden ferner tolgende kinematograpzische Vorkräge statt: Sonnabend, Nachmitta0g 5 Uhr: „Das Berner Ober⸗ land“; Syantag, Nachmittags 2 Uhr: „Die Eroberung Polens“, b Uhr: „An dea Ufern des Rheins, Abends 7 Uhr: „Ber Palkan im Wellkriege“. ““ 9
Breslau, 18. April (W. T. B.) Die Schlesische Zeitung⸗ meldet aus Ltegnty: Der Dammbruch in der Vorftadt von Carthaus hat zwei Menschenleben gefordert. Dem betagten Schuhmacheeh⸗paar Hoffmann gelang es nicht mehr, vor dein ein⸗ dringenden W⸗sserfluten aus seiner Kellerwohnung zu entrinnen. Au von außen konnte Hiffe nicht gebracht werden, da die Wohnungztür verschlossen war. Viel Kleinvieh ist umgekommen.
Forst Cauftif), 18. Apr l. (W. T. B.) Die Neisse führt starkes Hochwasser. Mehrere Fabriken und auch die Stadtmühle mußten den Betrieb einstellen. Bei Kleinbademeusel siad die Neissedämme an zwei Stellen durchbrochen. Die Fluren sind weitbin überschwemmt.
Konstanz, 18. April. (W. T. B.) Die Feierlichkeiten aus Anlaß der beutigen 500. Wiederkehr des Tages der Be⸗ lehnung des Burggrafen Friedrich, des Zollern, von Nürn⸗ berg mit der Mark Brandenburg durch Kaiser Sigismund nahmen gestern mit einer Festversammlung im alten Korstanzer Korzilg⸗bäude ihren Aufang. Unter den erschienenen Gästen befanden als Vertreter Seiner Majestät des Kaisers und Köntge der Generala jutang Generaloberst von Plessen, als Vertreier Seiner Königlichen Pohelt des Großherzogs von Baden der General von Duerr, als Vernreter Seiner teöniglichen Hokeit des Fü sten von Hoben ollerr⸗Sigmaringen der Major Geyr von Schw ppenburg. Der Oberbürgermeister Dietrich begrüßte die Festversammlung und verlas ein Schreiben Ihrer Königlichen Hobeit der Großherzogin Luise von Baden, in dem sie darauf binweist, daß jener Akt, der sich vor 500 Jabren am 18. Spril vollzog, für immer denkwurdig in der Geeschichte des deutschen Vaterlandes bleibe; er sei und bleibe ein Marktein der ersten Verbindung zwischen Süd⸗ und No ddentschland, die jetzt im ge⸗ waltigsten aller Kriege in jbrer ganzen Größe und Kraft im Deutschen Reiche vor uns stehe. Hierauf hielt der G heimret, P ofessor Dr. Brandenburg⸗Leipzig den Festvortrag über die Geschichte des Konstanzer Konzils, den Hergang der Belehnung, die Ennwicklung der Mark Brandenourg zur beutigen dentschen Kormacht Preußens und die Bedeutung der Hohenzollern für das Deutschtum und das Deutsche Reich. Der Oberbürgermeister Dietrich brachte sodann ein begeistert aufgenommenes Hoch auf Seine Mazestät den Kaiser und König aus. Der Generaloberst von Plessen entbot der Stadt Konstanz ren Katserlichen Gruß und eank für die festliche Ver⸗ anhaltung zu Ehren des Hauses Hohbenzollern und brachte ein Hurra uf das Großherzoaglich badische Haus, die Großberzogin Lutse und die Stadt Konstanz aue. Mit musitalischen Darbietungen schloß die erhebende vaterländische Feier.
Stockholm, 18. April. (W. T. B.) Die schwedische Regierung beschlon, die Einführung von Höchstpreisen für Kartoffeln. Der Preis beträgt 15 Kronen für 100 Kijogramm, 14 Oere für das Liter im Einzelverkauf. — „Politiken“ meldet aus Siockholm: In Vesteroit, Smaaland, veranstalteten 2000 Arbeiter wegen Heraobsetzung der Brotratzonen eine oͤffentliche Kundgebung. Gestern brach ein Stiek aus. Die Arbeiter zogen vor das Rathaus und drangen in die Barraus ein, wo der Bürger⸗ meister versprechen mußte, darür sorgen zu woller, daß die Arbeiter Brot erhielten. Die Menschenmenge zog dann nach einer Molkerei, wo der Direktor mishandelt wurde, und darauf zu den Wohnungen mehrerer Getreidehändler und zu verschiedenen Müh en, wo ihnen Erklärungen abgegeben werden mußten, alles für die Arbeiter tun zu wollen. Schliteßlich wurde auf dem Marktplatze eine Ver⸗ sammlung abgebalun, wobei Reden gehalten wurden und ein Aus⸗ schuß ernannt wurde, der die Forderungen der A beiter zusammen⸗ stellen und den Behörden überreschen soll. Die Versammlung richtete an alle Arbeiter Schwedens die Aufforderung, reichlichere und bihigere L bensmittel zu verlangen und diese nöttgenfalls durch Arbeitsnieder⸗ legung zu erzwingen.
Konstantinopel, 16. April. (W. T. B.) Wie der „Osmanische Lloyd“ meldet, begaben sich 330 türkische Lehrlinge nach Heutschland, die in verschiedenen Gewerben tätig sein werden. Außerdem wird eine Anzahl türkischer Schüler zum Besuch preußischer Seminare nach Deatschland kommen.
New York, 18. Ppril. (W. T. B.) Der New Yorker Mit⸗ arbeiter des „Matin“ meldet: In einigen Wochen wird die Lebens⸗ mittelfrage in den Vereinigten Staaten die gleiche sein wie in Europau. In den großen Zentren beginnen die Lebers⸗ wittel bereus knapp zu werden. Die Preise steigey beträchnlich. Die Speisenfolge in den Witschaften ist seit der Kriegserklärung auf die Hälfte verringert worden.
(Fortsetzung des Amtlichen und Nichtamtlichen in de Ersten Beilage.)
Theater.
Königliche Schauspiele. Freiteg: Opernhaus. 103. Abonrn mentsoorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Die Meistersinger von Nürnberg. Oper in drei Akten von Richard Wagner. Musikalische Leuung: Herr Kapellmeister Dr. Sttedry. Regie: Herr Oberregtsseur Droescher. Chöre: Herr Professor Rüdel. Anfang 6 Uhr.
Schauspielhaues. 105. Abonnementsvorstellung. Die Karolinger. Trauerspiel in fünf Atten von Ernft von Wilden ruch. In Szene gesetzt von Herrn Regifseur Dr. Bruck. Anfang 7 ½ Uhr.
Sonnabend: Opernhaus. 104. Abonnementsvorstellung. Hänsel und Gretel. Märchenspiel in drei Bildern von Engelbert Humper⸗ dinck. Text von Abelbeid Wette. — Die Puppenfee. Panto⸗ mimisches Balletidlvernssement von Haßreiter und Gaul. Musitk von Joseph Bayer. Anfang 7 Uhr.
Schauspielhaus. 106. Abonnementsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Wildenbruch⸗Zyklus vaterläadischer Werke. Funfter Abend: Neu eingludiert: Der neue Herr. Anfang 7 Uhr.
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8 Familiennachrichten.
Verlobt: Maria Frelin von Schorlemer mit Hrn. Rittmeister Walbemar von Löbhecke (Waren vorf).
Geboren: Ein Sohn: Irn. Do jur. Heinrich Ritter von Kauf⸗ mann⸗Asser (Charlottenburg). — Eine Tochter: s Herdert Walter⸗Schöneiche (z. Zt. Breslau)
Verantwortlicher Redakteur: Direktor Dr. Tyrol in Charlottenburg⸗
Verantwortlich 8 Rechnungsrat Mengering in Berlin.
Verlag der Expedition (Mengering) in Berlin.
Berlin, Wilhelmstraße 32. 8 Sechs Beilagen sowie die 1228 und 1429. Ausgabe dor Perischen Vorlustlisten.
1”“
8 Pendwerkern aus Berlin und seinen Vororten.
Leutnant
für den Anzeigenteil: Der Vorsteher der Expedition,
Drud dor Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagsanstalt,
2“ zum D Amtliches.
Deutsches NReich. Bekanntmachung.
Gemäß § 4 der Ausführungsbestimmungen zur Bundesratsverordnun über den Verkehr mit fettlosen Wasch⸗ und Reinigungsmitteln haben wir in der tvom 15. Februar bis zum 15. April d. J. den in dem nachstehend veröffentlichten Nachtrag . zur Herstellung der vanten Erzeugnisse zu den angeführten Preisen erteilt.
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Berlin, den 14. April 1917.
Kriegsausschuß für pflanzliche und tierische Oele und Fette. ppa. Dr. E. A. Schulte jr.
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die neue Welt
An Stelle der Bezeichnung 2 nolin⸗Mandel kleie⸗Waschpulver⸗Ersatz tritt die Bezeichnung Ersatz für Mandelklei⸗Waschpulver.
Statistik und Volkswirtschaft.
loie Ansiedlung in den Provinzen Westpreußen und Posen im Jahre 1916.
Dem preußischen Landtag ist eine Denkschrift über die Aus⸗ horung des Gesetzes, betreffend die Förderung deutscher Ansie⸗dlungen den Provinzen Westpreußen und Posen, vom 26. April 1886 und ner Nachträge im Jahre 1916 zu egangen, aus der die folgenden sittilungen von allgemeinem Interefse wiedergegeben werden mögen.
Die Fortdauer des Krieges hante zur Folge, daß die Ansiedlungs⸗ mmüission im Jahre 1916, in dem ein Menschenalter seit ihrer Ein⸗ bong verflossen war, die Fortführung ihrer Hauptaufgabe, der Ledlung, aussetzen und sich, da arch beim Londermerbe tiotz reich⸗ her Kaufgelegenheit Zurückhaltung gehoten war, weiterkin im sntlichen auf die Vernattung und Bewirtschartung ihres un⸗ gebenen Grundbesitzes und auf de Fürsorge für die Aasiedlungen und 1 Arsiedlerfamilten beschräuken mußse. Das Gute angebot war ppelt so stark als im Jahre 1915 und meisters dringlich. Der iwerb wu de aber ebenso wie im Jahre 1915 auf solche Folle schänkt, wo ihn die Sscherung, Stärkurg und Abrundung eutscher iederlassun gen als notwendig erforderte oder ein durch die Kr egsz it vor erurener oder mit ihr in Zusammenbang sehe der Noistand Verkäufers rechtfertigte. Im ganzen wurden 3 Güter, darunter Rittergat, erworben, 2 von ihnen im f eien Gru d ücksverkehr und Gdrit e in der Zwangsversteigerung, fer er 2 Staatsdomänen von r Staatsdomäner ve waltung gegen Entschädigung des Wertes zur siedlung übernommen und 2 größere Bauerngüter gekauft. Der ichemmnhalt dieser 7 Erwerbungen beträgt 2255 ha.
Bestedlung. Die Anmeldung von Bewerbern um Ansiedler⸗ len war lebhafter als 1915; es gingen 2200 Gesuche (im Jahre 71b. 559) ein, darunter 655 Gesuche im Felde stehender Ansied⸗
tbewerber und einige hundert zum ist von Arbeitern und kleinen Das Siedlungs⸗ Leebnis waren 21 Rentengutsvertragschlüsse, von denen 13 end⸗ nig genehmigt werden konnten. Da 803 Ansiedlerstellen glagen, wurden 790 Stellen unvergeben in das Jahr 1917 bernommen. Von den Erwerbern der 13 vergebenen tellen stammen 5 aus West⸗ und Süddeutschland, 6 aus den vvmzen Westpreußen und Posen und 2 aus dem Auslande. Die pell'n baben zusammen 165,46 ha Flächent halt und einen Landwert n 257 600 ℳ; im Durchschnitte beräat also die Landfläche elner ktelle 12, 72 ha und deren Wert 19 815 ℳ. Unter ihren sind 5 je hzu 2 ha Land entbaltende Häusler ellen. Im Verhältnis zu der sahl der Anmeldungen war das Siedlungsergebnis gering. Es ikten hier mehrere Ursachen zusammen. Einmal meldeten sich manche hewerber nur, um die Ansiedlungsbedingungen zu erfohren und erst hpach einen Entschluß zu fassen. Ferner erklärten viele, namentlich agtürlich die im Felde stehenden Bewerber, von vornherein in ibren sesuchen, daß sie sich erst nach dem Krieg ansiedeln wollten. Vor sem aber hinderte die Schwieriskeit des Gehöftau baues die haffung neuer Ansiedlungen, denn Baubolz, Baust ine und le anderen Baustoffe waren schwer zu beschaffen und teuer, und
feblie an Gespannkräften zu ihrer Anfuhr, da die auf Ansiedlungsgütern vorhandenen kaum zur Aufrechterhaltung is landwirtschaftlichen Betrebs und zur Hilfeleistung auf nor⸗ denden Ansied ertellen gerü ten; die Baubandwerker standen meist n Kriegsdienst, und die Arbeitslöhne waren hoch. Ebenso war auch Anschaffung von Vieh und Wirtschafisgerät schwie ig und kost⸗ dielig, und ein Preisrückgang, mit dem besonders beim Nutz⸗ und Pavieb gerechnet werden muß, hätte zu Abschreibungen an in Gestehungskosten geführt, die kleinbäuerliche, meist mit sschaänkten Gelktmitteln eingerichtete Wirtschaften nicht ver⸗ ugen könnten. Es ist anzu ehmen, daß namentlich die un⸗ ünstigen Verhältnisse auf dem Baumarkt auch nach dem Friedens⸗ tlusse noch forlbenehen werden, und es wird daher eine längere heit dauern, bis die Besiedlung wieder in dem früheren Umfang auf⸗ soommen werden kann, es sei denn, daß es gelingt, die hohen Bau⸗ effpreise durch eine billigere Bauweise einigermaßen auszugleichen,
das wirtschaftliche Fortkommen der Ansiedl'r nicht durch eine zu uke Belastung mit Baufosten gefährdet werden darf. Unter den⸗ lben Schwierigkeiten hatten die Kleinsiedlungsgesellschaften in West⸗ neußen und Posen, deren Stellengründungen von der Ansiedlungs⸗ bmmission nach Artikel I Nr. 1 des Gesetzes vom 20. März 1908 uich Prämien zu unterstüpen sind, zu leiden. Ihre Tätigkeit stockte aher ganz. Nur für 25 Stellengründurgen — 8] in Westpreußen nd 17 in der Provinz Posen —, die schon vor dem Krieg auegeführt korren waren, wurden die Prämien in Anspruch genommen und willigt. Bis Ende 1916 waren von der Ansiedlungskommission im ganzen 90557 Renten⸗ und 2170 Pachtstellen, zusammen 21 727 Ansiedler⸗ gellen veraeben. Von den in f⸗üheren Jahren geschaffenenen Miet⸗ gellen waren noch 103 vermietet, die uüͤbrigen sind allmählich auf
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Rente veräußert worden. Auf den 21 727 Renten⸗ und Pachtstellen sitzen 5736 = 26, v. H. Ansiedler aus den Ansiediungsprovinzen, 10 555 = 48,8 v. H. Ansiedler aus dem übrigen Deutschland und 5436 = 25,0 v. H. Ansiedler aus dem Auslande.
Der Landvorrat der Ansirdlurgskommission betrug Ende 1916 alles in allem 59 172 ha, an reinem Siellenlande 30 100 ha. Daraus können etwa 2500 Arsiedlerstellen gebildet werren. Seit dem Bestehen der Ansietlungstkommission sind 308 984 ha oder 54 Quadratmeilen zu Ansiedlerrecht vergeben, 31 375 hga für öffentliche Zwecke (Gemeine⸗, Kirchen⸗ und Schuldotalionen, Wege, Gräben usw.) verwendet, 52 497 ha an die Staatsdomänen⸗ und die Staatsforsive waltung und an Nichtarnsiedler veräußert und 9675 ha in den Ansie lungen zu späteren Zulagestücken, Landausstattungen, Bauplätzen usw. zurüch halten worden. Von den überharpt erworbenen 461 633 ha sind mithin 402 531 ha oder 87,2 v. H. verwendet worden. Neue Besiedlungspläne sind im Jahre 1916 icht aufg stellt worden. Die Bautättokeit, war aus den schan ewähnten Gründen gerng. Sie erftreckte sich haupsächlich auf die Unterhaltung, Instanksetzung und rotwendige Ergärnzung der webaäulichkeiten auf den Ansiedlungsgutshöfen und den Ansiedler⸗ pachthöfen. 8
Bodenverbesserung und wirtschaftliche Förderung der Ansiedlungen. Soweit es die Verbältnisse zuließ n, wurden die Bodenverbesserungsarbeiten weitergeführt. Es wurden 167 ha Ack rland dratntert, a f einer Fläche von 209 ha Moorkulzuren und sonstge Wi senverbesserungen ousgesührt und 6535 m Wesgestrecken durch Pflasterung oder Steinschlag befestigt. Die auf 2 Ansiedlunes⸗ gütern in der Ausführung begriffene Urbarmachung umfang⸗ reicher Niederungsmoorflächen — zusammen 700 ha —, bei der Kriegsgefangene beschäftigt wurden, wurde weiter ge⸗ sörrert. Ihre Beendigung ist, wenn die Kriegsgefangenen auch fernehin zur Verfügurg gestellt werden lönnen, im Jahre 1917 zu erwarten. Tadurch werden ungefähr 650 ha werz⸗ volle Wiesen geschaffen werden. — 12 026 Obstbäume, 412 Nußhäume, 1859 Wild⸗ und Zierbäume sowie 2349 Rank⸗ und Heckengewächse wurden in 302 Ansiedlerhausgärten, an Wegen und Dorfangern gepflanzt und 7 Musterobstpflanzus gen mit 379 Baumen bei An⸗ siedlern geschaffen. Der Paumpflege wandte die Anstedlungs⸗ kommission durch Wiederaufr al me der im Anfange des Krieges aus⸗ gesetzten Lehrgänge erneut ihre Fürsorge zu.
Die wirtschaftliche Lage der Ansiedler war im allge⸗ meinen besser als 1915, was außer den höheren Preisen der laad⸗ wirtschaftlichen Erzeugnisse wesemlich der sparsamen Wirischafts⸗ führung der Landfrauen und deren wachsendem Verständntsse für die Ackerwirtschaft sowie der Rücksicht der Heeresleitung auf die Fort⸗ führung der landwirtschaftlichen Gütererzeugung bei der Beurlaubung der im Felde stehenden Männer zuzuschreiben ist. Den in Bedrängnis befindlichen Walschaften wurde nach Mönlichkeit durch Vermitflung von Kriegsgefangenen, durch Gespannleistungen, durch die Uebe lassung von Zug⸗ und Nutzvieh zu mäßigen Preisen und unter günst gen Zahlungsbedingungen usw. geholsen, so daß der Wirtschaftsbetrieb fast Frerall oufrechterhalten werden konnte, obgleich 7861 Ansiedlerwirte, 9383 Söhne und andere verwandte Haushaltansehörige der Ansiedler und 2666 Knechte, im ganzen also 19 910 Männer aus den Ansied⸗ lungen zum Heeresdienst eingezogen waren.
Beim Besitzwechsel machte sich eine starke Nachfrage nach fertig ausgebauten St⸗Uen bemertbar, die zum großen Teil auf den Wunsch von Krie sversehrten, sich mit Hilfe des Kavpitalabsindurgs⸗ gesetzes seßhaft zu machen, zurückzuführen war. Die Zahl der Ver⸗ käufe und Pachtabtretungen stieg von 78 auf 109. Darunter waren aber nur 10 Fälle, in denen der Tod des Ansiedlers oder des Erben im Kriege die Ursache des Besitzwechseis war. Sonst setzten die Hinterkl ebenen der gefallenen Ansiedler — bis 1916 waren 616 Wirte und 1349 Ansiedlersöhne und andere Haushaltangehörige gefallen — olles daran, die Ansiedlerstelle der Famtlie zu erhalten. Zur Zwangsveisteigerung kamen 16 Stellen, deren Besitzer schon vor dem Kriegsausbruch durch schlechte Wirtschaft oder wegen unzureichender Betriebsmittel in Schulden geraten waren.
Die Güterverwaltung umfaßte im Wirtschaftsjahre 1915/16 (1. Juli) 230 Guͤter und Einzelwirtschaften mit 111 636 ha Flächen⸗ inbalt: 126 Güter vund Einzelwirtschaften mit 57 584 ha waren im vollen oder eingeschränkten großwirrschatlichen Beiriebe, bei 104 Gütern und Einzelwirtschaften mit 54 052 ha war der Wittschafte⸗ betrieb aufgelöst und di⸗ Verwaltung auf rie Fortführung emer staat⸗ lichen Gutskasse zusammengeschrumpft, da die Ländereiten aufgeteilt vnd den Ansiedlern uüͤbegeben waen. In der Flächensumme der 126 Güter und Wirtschaften, auf denen der Wirtschaftsbetrieb noch ganz oder zum Teil in der Hand des Staates war, sind die Flächen mitentbalten, die schon von Anfiedlern genutzt werden. 7 Güter und Einzelwi tschaften schieden im Wirtschaftsj hre 1915 16 aus der Zahl derer, für die Rechnurg zu legen war, aus; 10 Güter und Einzelwirtschaften mit Rechnungslegung kamen hinzu. Am Schlusse
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des Wirtschaftsjahres 1915/16 waren im ganzen 672 Güter und Einzelwirtschaften mit 293 618 hancch der vollständigen Beendigung des Anstevlungsgeschäfis und der Auflösung der Gutskasse aus der Verwaltung ausgeschieden.
Ebenso wie der Landerwerb blieb die Festigung des alten deutschen Besitzes auf Ausnahmefälle beschränkt. Die im Jahte 1915 beantragte und zugestandene Festigung za eier Rittergüter in der Provinz Posen, die zusammen 1872 ha groß sind, wurde durchgeführt und im übrigen nur die Festtguug von Grundstücken, die schon vor dem Krieg eingeleitet war und ohne schwere Schädigung der Eigen⸗ tümer nicht weiter hinausgeschoben werden ko nt, zum Absch usse gebracht; sie betraf 240 bäuerliche Stellen mit 4912 ha. Ende 1916 schwebte aus der Zeit vor dem Kriege noch das Versahren für 929 bäuerliche Stellen und 21 größere Güter.
Was den Geldmittelstand betrifft, so waren Ende 1916 noch 176 123 537 ℳ für die Aufsaben der Ansiet lungstomm ssioa verfügbae, davon 95 896 230 ℳ sor die esgentliche Tatigkeit de, An⸗ siedlungskommission und 80 287 307 ℳ für die Festegung des bäuer⸗ lichen und größeren Gruncbesitzes in den Ansiedlungeprovinzen.
Verkehrswesen. 8
Heft 2 vom Jahrgang 1917 des „Archivs für Eisenbahn⸗ wesen“, herxausgegeben im preußischen Ministerium der öffentlichen Arbeiten (Verlag von Julius Springer, Berlin), erschien mit folgendem Inhalt: Werner von Siemens und die Eisenbabnen; Die Lohnord⸗ nung der preußisch⸗hessischen Staatseisenbahnen vom volkswirtschaft⸗ lichen Standpankte (von Haase); Die zussischen Eisenbahnen im Jahre 1911 (oon Dr. Mertens); Die Betrtevskosten der Eisenbäahnen und ihre Bedeulung für die Tarifbildung (von Dr. Ahlberg und Dr. Norrmann, Fortisetzung); Die wirtschaftliche Entwicklung der deutschen Kolonialbahnen in Afrika bis zum Ausbruch des Krieges (von Baltzer, mit bildlichen Darstellungen); Die Eisen⸗ bahnen in Schweden im Jahre 1913. — Kleine Mitteilungen: Die Eisenbahnen und der Burd mitteleuropäischer Wirtschafts⸗ vereine; Ein neuer Ausschuß zur Untersuchung der gesamten Eisen⸗ bahnfrage in den Vereinigten Staaten von Amertka; Verstaatlichung von Eisenbahnen in der asiatischen Türtei; Teilstrecke Wutschan. — Tschangscha der Hankau⸗Kanton⸗Eisenbahn; Die Großerzoglich mecklenburgische Friedrich⸗Fran⸗Eisenbahn im Jahre 1915/16; Die bosnisch⸗herzegowinischen Land 'sbahnen im Jahre 19 4/15; Die E senbahnen Argentiniens; Betriebsergebnisse der Benguella⸗Fisen⸗ bahn im Jahre 1915 und ihre finanzielle Ent rickkꝛung von 1908 bis 1915; Goldküsten⸗Esenbahn im Jahre 1915. — Rechisprech ng: Haftpflichtrecht (E’kenntnis des Reichsgerichts vom 10. Oktoder 1916); Konflikt (Erkenntnis des Oberverwaltungegertchts vom 24. Februar 1916); Rechtsgrundsätze aus den Entsch idungen des Reichsgerichts. — Gesetzgebung: Deutsches Reich; Preußen; Oester⸗ reich; Schweiz; Rußland. — Bücherschau 1
Handel und Gewerbe.
im Reichsaomt des Innern „Nachrichten für Handel, Uund Landwirtschaft“.)
“ Niederlande. 1A“
Ausfuhrbewilligungen für gefrorene Kaninchen. Der Landwirtschaftsminister hat die Geltung seiner Verfügung vom 13. Oktober 1916, betreffend Austuhrbewilligung für geschlachtete zahme Kantnchen, auf gefrorene Kaninchen t. (Beii Kaiserl. Generalkonsulats in⸗Amsterdam.)
Kusammen⸗
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gestellten
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Norwegen
Kontrolle der Fischaugfuhr. Ausfuhr von Schiörn als Reisegepäck. Ein weiteres Rundschreiben des Königlichen Finanz⸗z und Zolldepartements vom 2. März 1917 lautet:
Auf Veranlassung des Proviantierungsdepartements werden die Zollkommern ersucht, künfrig, wenn ein Versuch der Uebertretung oder Umgehung des Ausfuhrverbots für Fische und Fischwaren ent⸗ deckt wird, die ganze Sendung zurückzuhalten, für die das Depute⸗ ment Aussubrerlaubnis erteilt hat, und nicht nur den Teil der Sendung, bezüglich dessen Unregelmäßigkenen nachgewiesen sind. Ein Bericht über die Zurückhaltung und die näheren Umstände der Sache ist sofert hierher einzureichen. — Vergl. Rundschreiben vom 28. Oktober 1915.
Gleichzeitigz wird auf Veranlassung des Departements des Aeußern mitgelteilt, daß künftig ausländischen Touristen gestattet
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