Kaukasusfront: In lebhafter Patrouillentätigkeit brachten wir dem Gegner an mehreren Stellen Verluste bei. t Hedschas. Der Regierung treue Stämme Ihn el Reschids griffen Sendlinge der Aufrührer auf, die mit englischem Golde Kamele kaufen wollten. Cs dee ihnen eine beträchtliche Summe Goldes, Kamele und Wagen ab⸗ zunehmen. Die gesamte Beute wurde dem Emir Ibn el abgeliefert.
Der Krieg zur Sect.
Berlin, 8. Mai. (W. T. B.) Nach neu eingetroffenen Meldungen wurden wieder drei feindliche Truppen⸗ transportdampfer versenkt, und zwar am 15. April östlich Malta ein voll besetzter, durch zwei italienische Zer⸗ störer gesicherter Truppentransportdampfer von etwa 10000 Br.⸗R.⸗T. mit Kurs nach Aegypten, am 20. April westlich Gibraltar ein englischer araugemalter Truppen⸗ transportdampfer von etwa 12000 Tonnen mit öst⸗ lichem Kurse, am 4. Mai im Jonischen Meer der italienische Truppentransportdampfer „Perseo“ (3935 Tonnen) mit Soldaten des 61. Regiments, der aus einem durch Zer⸗ störer gesicherten Geleitzug herausgeschossen wurde.
Der Chef des Admiralstabes der Marine.
Kopenhagen, 8. Mai. (W. T. B.) Das dänische Mini⸗ sterium des Aeußern gibt bekannt, daß der dä nische Dampfer „Odense“ auf der Reise von Südwestafrika nach Dänemark über England mit einer Ladung Erdnüssen in der Nordsee versenkt worden ist. Ferner ist der Dreimastschoner „Helga“, auf der Fahrt von England nach Dänemark, mit einer Ladung Kohlen in der Nordsee versenkt worden.
Mai. (W. T. B.) Neue U⸗Boots⸗ erfolge im Atlantischen Ozean: 27 500 Br.⸗R.⸗T., darunter u. a. die bewaffneten englischen Dampfer „Rio Lages“ mit 6000 t Zucker nach England und „Troilus“ (7562 t) mit Stückäaut von England, der englische Dampfer „Hesperides“ (3393 t) mit Fleisch nach England, ferner zwei unbekannte englische Dampfer, beide mit Kurs nach England.
Der Chef des Admiralstabes der
Berlin, 9.
Narine.
Kunst und Wissenschaft.
LAlz der alte Herodot seine Geschichte schrieb, war das Land der
Stythen und Geten, dos beutige Beslarabien, uur sehr spärlich bevölkert und des weite Steppengeb'et, vas h'ute unabsehbare Genreide⸗ felder trägt, selbst für Viehaucht kaum ausge nutt. Als die Grischen diese Küste zum ersten Male befuhren, wagten si: sich auch nicht ins Innere, und selbst die Genuesen begnügten sich soäter mit Handels⸗ geschäften in einzeinen mögchst stark fefestigten Hafennieder⸗ lassunger, von wo aus sie die Erzeugvisse des nun schen weit mehr kult’vierten Gebirts zafammenkansten. Nach der Parnellung von Gehetmrat Lehmann in Leipzig wanderten vie Rumägen erst im 14. Jahrhundert von der Moldau nach Bessarabien ein, das übrigens selbst noch lange danach zur Moldau gerechnet wurde. Ein Jahrbhundert später kamen die Turken unn erst im 18. Jahrhundert die Russes. Noch zu der Zeit, als diese von Bessarabien Besitz ergriffen, war seine Bevö. kerung außero dentlich spä lich, hob sich dan aber bald durch Zuwanderung von Deutschen und Bulgaren, während die tatarischen und zumänischen Bestandteile zurückgingen. Außerdem strömten Kleinrussen, Polen und Juden hinzu, so daß sich die Volts⸗ zahl bis 1850 (auf 450 000) verdoppelt hatte. Für 1915 dsgegen wurde die Volkszahl schon auf fast 2 ½ Millionen berechnet. Der An⸗ teil der Rumänen ist in dieser Zeit seyr zurückgegangen. Waͤbrend er zeitweise in manchen Bezirken 80 v. H. betrug, war er bis 1897 auf 50 v. H. gefallen, seirdem vielfach auf 25 v. H. Dag zussi che Regiment ist also auch schon zu Friedenszeiten den Rumänen nicht zuträllich gewesen. Der mwayrscheinlichste Grund ihrer Aonahme ist ihre Russifizerung, ganz besonders durch Anpassung an die Kieiurussen. Die Bevölterangsdichte ist mit über 50 auf das Quadratkilometer recht erbeblich und errescht in den Bezirken Kischinew und Chotin einen noch viel böheren Betrag. Es muß noch erwähnt werden, daß Bessarablen nach seiner Steppennmur ein waldloses Land ist, aber doch einen mächtigen Waldbezirk in seiner Nordwestecke besitzt, der wegen seiner Lage an der Grenze den Schmuoglern höchst wthkommen
1. Dieser Bezirk führt übrigens auch emen Baum in seinem Wappen.
.„Mitt der alten Frage des Einflusses des Mondes auf das Erdklima hat sich der bekannte schwedische Meeresforscher Proftssor Pettersson in den Schriften der schwedischen Hydrograyhisch⸗ biologischen Kommission beschaͤftigt. Während die Wissenschaft im cillgemeinen einen solchen Zusammenhang bestreitet, will Pettersson eine zeitliche Uebereinstimmung zwischen dem Mondwechsel und den Schwankungen der Witterungselemente auf der Erde beweisen. Ot⸗ seine Schlüsse nicht zwingend zu sein scheinen, sind sie dadurch edeutsam, daß Pettersson in dieser Frage der Forschung neue Wege gewiesen hat. Er geht von der Annahme aus, daß die gemeinsame Anzehungskraft der Sonne und des Mondes auf die Erde einmal in etwa 1800 Jahren ein Höchstmaß erreicht. Das letzte Mal soll dies um das Ende des Mittelalters eingetreten sein, das vorletzte Mal im dritten oder vierten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung. Peitersson will nun aus geschichtlichen Aufzeichnungen nochweisen, daß in jenen Zeiten heftige Sturmfluten und verherrende Ueber⸗ schwemmungen an den atlantischen Küsten eingetreten sind und daß auch in verschledenen Teilen der Erde Veränderungen des Klimas zu verzeichnen waren. Dlese Erschrinungen schreibt er der an gewachsenen Gewalt der Gezeiten des Mreres zu. Aber nicht nur an der Oberfläche des Meeres soll sich diese Wrkung äußern, sondern auch in tieferen Schichten, gewissermaßen ig untermeerischen Gezeitenwellen, die an Erhebengen des Meeresbodens branden. Gegen Ende des Mittel⸗ alters war besanders häufig die ganze Oftsee zugefroren, und dtese außerordentliche Erscheinung, die sich im letzten Winter in großer Auesdehnung wiederholt hat, schreibt Pettersson mehr ener Wakung des Meeres als der Witterung zu, indem weniger salchaltiges Wasser aus dem Ozean in die Ostsee geflossen sei, so daß das füßere Wasser leichter gefrieren konnte. Umgekehrt bringt der geringe Salzgehalt eine stärkere Erwärmung der Osftsee zuwege, und wenn der Schluß richtig ist, so sollte auch in diesem Jahre wieder auf den strengen Winter ein beißer Sommer folgen.
Technik. Der Krieg bat den dertschen Erfindurgsgeist vor große Aufgaben gebeht. Die Not lehrte viele Schwierigkeiten zu üuberwinden und unsere Geaner zwangen uns, emheimische Rohstoffe besser auszunützen. Ein Beispiel hierfür ist die Gewinnung von Fett und Eiweiß aus dem Getreide. Dasg Kriegsernährungsamt erlaubte, wie „W. T. B.“ mitteilt, die Entketmung des Getreides im Deutschen Reiche und “ dem Kriegsaugschuß für Oele und Fette die Nerarb itung. Der Technik ist es jetzt gelungen, aus dem Getreidekorn den kleinen Keim, der in der Zusammensetzurg dem Hühnttei ähnlich ist,
und die wichtigsten Naͤhrstoffe für die jungen Pflanzen emhält, zue!
Alle bedeutenden Mühlen haben die Entkeimung ein⸗ In fünf Oelwerken werden dann die anfallenden Keime zu Del und Etwelß verardeitet. Auf diese Weise wird ein brauchbares Speif öoͤl und ein Rohmaterial sür die Marzgarineherstellung gewvonnen. Das gleichzeitig anfallende Etweißmehl ist 3 ½ mal so nahrbaft als Fleisch; 20 g kavon ersetzen ein Hühnerei. Unsere Feltwirtschaft wurde biereurch wesentlich bereichert. Es werden verschiedene Nöhrmittel, ein Morgentrank, Suppen, Speisewürzen aus dem Etweißmehl keigestellt und es dient dem Milttärzwieback als Ersatz für Ei. Es ist zu hoffen, daß für die neue Ernte fast aller Roggen, Weizen, auch ein Teil der Gerste und des Hafers zu die er wichiigen Verarbeitung gelangen. Die Meblausbeute wird daburch nicht verringert. Das Mehl werd nur verbessert, weil die Fettsäuren, welche die Ranzigkeit, Bitterkeit und Muffigkeit hervorrufen, beseitigt sind. Besondees fetthaltig ist der Mais; aus ihm werden 2 Prozent Oel hergestellt, und aus einem Waggen Mais können so 5 Zentner Margarine gewonnen werden, ohne daß irgendwie die Ausbeute an Mehl, Grieß, Schrot, Kleie beeinträchtigt wird.
ealfernen. geführt.
Theater und Mustk.
Schillertheater Charlottenbu
Zugunsten der Nationalstiftung für die Hinter⸗ bliebenen der im Kriege Gefallenen führte das Schiller⸗ theater gestern in se nem Charloltenburger Hause Gustav Naeders Posse „Robert und Bertram“ in neuer Einstubierung auf. Ihre besondere Anziehangskraft hatte die Verstellung noch Tadurch erhalten, daß in den bei dem Bank er Ipelmeyer spielenden Gesellschaftsakt etn Konzertteil eingelegt worden war, in dem Kläre Dux, Hermann Jadlowker und Artur Schnabel auftraten. Da Herr Jadlowker noch bei einem Hauskonzert im Landwirtschafts⸗ ministerium mitwirken sollte, wunde dieser dritte Akt der Posse vor dem zu eiten g“geben; die Wirkung der ohnehin wenig zusammen⸗ hängen den Folne der einzelnen Bilder wurde dadurch kaum be einträchtigt. Von den beiden Vagabonden war Alfred Braun als Robert lustiger, weil maßooller, als sein Ertfährte Bertram in der übertriebenen Wiedergabe Artor Menzels. Ueber⸗ haupt hatte der Spielleiter Franz Bonno die Gesamtaufführung auf einen zu derben Ton gestimmt, der vielfach Mißbebagen hervorrtef. Frühere Aufführungen derselben immer noch unterhaltsamen Posse im Schillertheater hatten socche Fehler glückech vermi den. Ein Labsal waren die obenerwähnten musikalischen Einlagen. Von Erna Klein anschmiegsam begleitet, jang Frau Dux in ihrer sfeinen Alt den Walzer „An der schönen blauen Denau“ von J. Strauß und Herr Jadlowker iur Begseitung des Komponisten zwei volkstümlich gehaltene Lieder von Paul Lincke, in denen seine herrliche Tenorstimme sich voll entfalten konnte. Die beiden Gesangs⸗ künstler vereinigten sich dann fräter zu dem schönen Zwiegesang Hoffmann⸗Antonla („Hörst du es tönen mit süßer Melodte“) aus „Hoffmanns Erzahlungen“. Zwischendurch spielte Artur Schoabel in hoher Vollendung zwei Phantastestucke von Robert Schumarn. Stürmischer langandauernder Beitall wurde den Künstlern zuteil. Da das große Haus erfreulicherweise dicht hesetzt war, dürfte der Nationalniftung ein ansehnlicher Betrag zufließen.
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Im Königlichen Opernhause wird morgen, Donnerstag, „Martha“ mit den Damen Dux, Birfenström und den Herren Kirchner, Schwegler, Bachmann und Krasa in den Hauptrollen auf⸗ geführt. Dirigent ist bder Generalmusikdirektor Blech. 8
Im Königlichen Schauspielhaule geht morgen die Posse „Kyritz⸗Pypritz“ in Szene. In größteren Rollen sind die Damen Costse, Doro, Heisler, von Mayburg, Sch üter, Sussin sowie die Herren Boett her, Eichholz, von Ledebar, Mühlhofer, Patry, Sachs und Vespermann beschäftigt. Spielleiter ist Dr. Bruck, musitalischer Leiter Herr Schmalstich.
8 Mannigfaltiges.
Gestern nachmittag gegen 5 ½ Uhr fuhr ein Zug der Unter⸗ grundbahn, der von der Station Schönhauser Tor kam, vor dem Bahnhof Alexanderplatz auf einen dort haltenden rangie⸗ renden Zug auf. Der Zusammennoß war sehr heftig; es wurden, wie „W. T. B. meldet, insgesamt dreißiag Personen verletzt, von diesen zwei schwer. Die beiden Schwerverletzten wurden einem Krankenhaufe zugeführt. Die Schuldfrage bedarf noch der Aufklärung. 8
Der Einberufungssausschuß zum vaterländischen Hilfsdienst für den Bereich der Besirkskommandos I—VI, um⸗ fassend 1) Berlin, 2) Berlin⸗Lichtenberg, 3) Berlin⸗Schöneberg, 4) Berliv⸗Wilmersdorf, 5) Charlottenburg, 6) Neukölln, 7) Eberb⸗ walde, 8) die Kreise Teltow, Ober⸗ und Niederkarr im, weist poch⸗ mals darauf hin, daß alle bisher von der Meldepflicht befreiten Hilfe dien stp flichtigen for ie diejenigen Hilfsdiensipflichtigen, die sich bis zum 1. April 1917 gemeldet hahben, jeden Wechsel der Arbeitasstelle und Wobnung innerhalb 3 Tagen melden müssen. Die Meldungen haben von jetzt ab auf roten Karten zu er⸗ folgen, die bei allen Postanstalten, Polizeirevieren, Orts⸗ und Ee⸗ meindevorständen zu beziehen sind. Fuͤr alle Meidungen der Arbeit⸗ geber sind in Zo⸗kunft ebenfalis nur noch die roten Karten zu be⸗ nutzen. Die Benutzurg anderer Karten ist unzulässig. Meit Gefängnis bis zu 3 Monaten sder mit Geldstrafe bis zu 600 ℳ wird bestraft, wer bei der Melrung wissentlich unwahre Angaben macht. Mit Geldstrafe bis zu 150 ℳ oder mit Haft wird besttaft, wer die vorgeschriebenen Meldungen schuldhaft unterläßt.
2
Der Deutsche Luftflotten⸗Verein E. V. hielt, „W. T. B.“ zufolge, am Soantag, den 6. Mat, in Berlen unter dem Vorsitz seines ersten Präsidenten, Gehe mrats Hr. Brasien⸗Mannheim, seine aus dem ganzen Reich stark besuchte 9. Mttgliederversammlung ab. Zum Ehrenpräsidenten des Vereins wurde Seine Hoheit der HPerzog Ernst Günther zu Schleswig⸗Holstein gewählt. Den Geschäftebericht erstattete der geschäftsführende Direktor Dr. Marquard⸗Berlin. Non rund 32 000 Mitgliedern (1914: 900) ist der Verein im Jahre 1916 auf gegen 55 000 angewachsen, und zwar hat sich die Organtsatton zieml ch gleich gut in allen einzelrn en Teilen des Reiches entwick It. Hurch die rascheste und tätigste Entwicktung hat sich der Landes⸗ verband Bayeern ausgezeichnet, der unter der Füh ung des Eenerals der Infanterie Grafen von Bothmer steht. Lurch seine Zeitschrift „Die Luftflotte“, durch Vorträge und Werbeschriften hat der Verein unausgesetzt an der Verbreitung des Verständnisses für eine sarke und tüchtige Luflflotte gewirkt; er unterstützt ferner andauernd eine Reihe von Familien gefallener und in Not geratener Luflfahrer durch die Fürsorgeabtellung seines Fravenverbandes und hat zahlreichen er⸗ holungsbedürftigen Angehörigen der Luftflotte Uoterkunft in deutschen Kurplätzen besorgen koͤnnen. soll demnöchst im Einvernehmen mit dem Kisegsministertum und anderen beteiligten Ministerten auf zeitgemäß neuer Grundlage wieder eröffnet werder. Den Kassenkericht erstattete der Schatzmeister O. Schlilter, Direktor der Deutschen Bank, Berlin. Bei 176 688 ℳ Auzgaben und 287 050 ℳ Gesamtemnnahmen bleibt ein Ueberschuß von 110 362 ℳ, durch den das Vermzgen des Vereins auf 406 842 ℳ onwärhst. Für die obengenannten Wohlfahrtezwecke stehen dem Verein 115 000 ℳ zut Verfügung. Da den Pyrstand wurden zugewählt: Wieklicher Geheimer Rat Dr. vo ʒDurksen, Berlin, Reichstagsabgeordneter Dr. Stresemann⸗Dresder, Generalleutnant von Nieber⸗Berlin und Generalmajor von Gausin⸗Görlitz. Auf besonderen Antrag wurden dann für Wohltätigkeitszwecke 30 000 ℳ und füͤr die Luft⸗ fahrerschule 20 000 cs bewhigt. An Seine Majestät den Kaifer und Köͤnig und an Gelne Hoheit den Herzog Ernst⸗Günther wuthen
Seine Luftfabrerschule
esandt und dann unter begeisterten Worten des Dankes an unser beldenhastes Heer die Versammlung mit einem stürmisch aufgenon me en Hoch auf Heer, Vaterland und Kasser ce chlossen⸗ — Im Anschluß an die Versammlung fand eine Vorführurg von Films und Lichtbildern aus dem Luftkrleg und Fliegerleben statt.
Telegramme
Neue List unserer Feinde. In letzter Zeit sind häufig auffallerde Briefe angeblich deutscher Kriegsgefangener aus dem feindlichen Ausland nach Dentschland gelangt, bei denen nähere Nachforsckung ergab, daß sie gefälscht, das heißt, daß sie nicht von dem wurtlich in feindlicher Kriegsgefangenschaft befindlichen Deytschen geschrieben waren, oder daß der Name des Absenders frei erfunden war. Solche Briefe kommen meistenteils aus England, aber ouch aus Kriegefangenerlagern in onderen Staaten der Entente. Es ist anzunehmen, daß sie vom friadlichen Spicnagedsenst ver⸗ anlaßt worden sind, um für unsere Feinde militärisch oder wirtschaftlich wichtige Nachrichten zu gewinnen. So sind z. B. Moschirenfabriken oder Wersten um Mustersendungen, Skizzen oder Zeichnungen ihrer Erzeugnisse orber um Mitteilung über Her⸗ stelungsverfahren oder über die Leistungefähigteit des Werkes gebeten worden, auch an optische Anstalten und Epielwaren fahriren sind solche verdächtige Briefe çelanet. In anderen Föllen sind Buchhandlungen, Verlagsanstalten, Behörden oder Privarpersonen, angeblich zum Zwecke des Selbstunterrichtes deuscher Kriegsgesangener, um Zusendung von militärtschen oder technischer Zeirschriften und Buͤchern ersucht worden, deren Ausfuhr im Kriege verbeten ist, weil sie unseren Feinden wichrige Fingerzeige geben tönnen. Weiter sind Versuche gemacht worden, durch Wob fahrtsarstalten und ⸗vereme oder durch Zettungk⸗ rebcklionen einen Briesperkehr zwischen solchen angeblichen deutschen Kriegsgefangenen und ihnen undekandten deutschen Mädchen anzu⸗ bahnen, wahrsKeirlich um im Laufe des Brietverkehrs Mitteilungen über milnärlsche und wirtschoftliche Verhältnisse aus Deutschland zu trhalter. Deutsche im Jalande haben von ihnen gänzlich unbekannten dentschen Kriegsgefan enen Bitten um Zusendung von Liebeegaben er⸗ halten, in denen bauptsächlich soiche Nahrungs⸗ oder Gennßmittel ge⸗ wünscht wurden, veon denen bekannt ist, daß sie zurzeit in D utschland schwer zu haben snd: die Briefe haben sich gleichfalls sofort als Fälschungen ergeben, sie sollten offenbar Klagen über die Knapp⸗ heit derartiger Waren verapelocken, um solche Klagen dann im feind⸗ lichen Auslande beröffentlichen und Jamit den sinkenden Mut der feindlichen Bevölkerurg wieder einman etwas beleben zu können. Schließlich habrn unsere Feinde verfucht, durch solche gefälschte Briefe deutscher Krtegsgefangener denische Standesamtsvrkunden zu erlangen, die sie dann für die Zwecke ihrer Spionage mißbrauchen wollten, oder Anscchtspestkarten und Karten von Gegenden Deutschlands, die das Zel seindlicher Fliegezangrisse bilden können, nach England zu hekon men. In einzelnen Fällen, in denen solche verdächtige Briefe deutscher Kriegsgefangerer sich ols cht erwiesen haben, muß leider an⸗ genommen werden, daß die Abjender in den felndlichen Gefangenen⸗ joagern burch List oder Zworg zo solchen Brtefen nach der Heimat veranlaßt worden sind. Um diese feimdlichen Ränke ans Licht zu mehen und Schaden ab zuwenden, muß gegenüber so schen verdächtigen Bitzen von Kriegsgeengenen Vorsicht beohachtet werden. Es ist desbalb notwendig, daß Behörden und Vereine, Zeitungsredaktionen, Geschäftéleyvte und Prsvatpersonen, die ein solches verdächt’ges Er⸗ suchen ven Kritgegesongenen erbalten, den Brief zu weiterer Prüfung
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den zuständigen Stellvertretenden Generalkommandes einsenden.
(W. T. B.) Mit dem deutschen m 7. Mai 91 Krieagsinvaliden schen Gefangenenlagern in Barackenlager bei,
Kopenhagen, 8. Mai. Lazarettschiff „Imperator“ teafen a aus deutschen und österreichi Helsingör eiv. Sle wurden nach dem russischen Helsingöc gebracht.
Washington, 7. Mai. (W. T. B. g d „Nouterschen Bureaus“ verwarf der Oberste f eine Forderung in Höhe von etwa zwei Millionen Dollar gegen die „Kronprinzessin Cecilte“, weil das Schiff es unterlassen hatte, die bei Absbruch des Krieges nach England und Frankreich einge⸗ schifffen Goldbarren zu übermitteln.
(Fortsetzung des Amtlichen und Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
Königliche Schanspiele. Donnerst.: Opernhaus. 123. Abonne⸗ mentsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Martha. Romantisch⸗komische Oper in 4 Akten von Friedrich von Flotow. Text (teilweise nach dem Plane des Saint Georges) von Wilhelm Friedrich. Mosikalische Leitung: Herr Generalmustkdirektor Blech. Regie: Herr Regisseur Hertzer. Chöre: Herr Professor Rüdel. Anfang 7 ½ Uhr.
Schauspielbaus. 125 Abonnementsvorstellung. Kyritz⸗Pyritz. Alt⸗Berliner Posse mit Gesang und Tanz in drei Aufzügen (5 Bilder) von H. Wilken und O. Justinus. Musik von Gustav Michzelis. Mußkalische Leitung: Herr Schmalstich. Inszenierung: Herr Regisseur Dr. Bruck. Anfang 7 ½ Uhr.
Freitag: Opernhaus. 124. Abonnementsvorstellung. Dienst⸗ und Freivplätze sind aufgehoben. Der sliegende Holländer. Romantische Oper in drei Akten von Richard Wagner. Anfang 7 ½ Uhr.
Schauspielhaus. 126. Abonnementsvorstellung. Der neue Herr. Schauspiel in 7 Vorgängen von Ernst von Wildenbruch. In Szene gesetzt von Herrn Regisseur Dr. Bruck. Anfang 7 Uhr.
Famil iennachrichten.
Verlobt: Frl. Irmela von der Lancken mit Hrn. Leutnant Horst Grafen von der Groeben (Galen beck-—-Baden⸗Baden).
Geboren: Ein Sohn: Hrn. Fritz von Tscharner (Bern, Schweiz). — Hrn. Landrat Georg Riedesel Frhrn. zu Eisenhach (Ho“⸗
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neizmar). — Hrn. Leutnant d. R. Heinrich Mutzenbecher (Hamburg).
Gestorben: Fr. Isa von Schoenberg, geb. Gräfin zu Innhausen und Knyphausen (Herzogswalde, Bez. Dresden). — Fr. Emma
Toska Wessels, geb. von Kamptz (Bremen).
Verantwortlicher Redakteur: Direktor Dr. Tyrol in Charlottenburg. Verantwortlich für den Anzeigenteil: Der Vorsteher der Expedition, Rechnungsrat Mengering in Berlin. Verlag der Expedition engering) in Berlin. Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagsanstalt, Berlin, Wilhelmstraße 32. Vier Beilagen— somie cin Nummernverzeichnis der am 1. Mai 1917 in 105. Berlosung gezogenen Pfandbriefe der Bayerischen Hypotheten⸗ und Wechsel⸗Bank in München und bie Juhaltsangabe Nr. 1s zu Rr. 5 des öffentlichen Anzeigers sowse die 1448. Autzgabe der Peutschen Verlustlisten;
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Varlamentsbericht.*) Deutscher Reichstag. 103. Sitzung vom Dienstag, 8. Mai 1917, 3 Uhr. (Bericht von Wolffs Telegraphischem Bureau.)
Am Bundesratstische: die Staatsminister Staatssekretär des Innern Dr. Helfferich und Kriegsminister von⸗ Stein. Präsident die 314 Uhr.
Auf der Tagesordnung stehen zunächst Anfragen.
Abg. Kunert (Soz.) fragt:
., Die in Cöln⸗Ehrenfeld vor und mit Beginn des Krieges domizilierten Belgier Jacob van de Beeck, Peter van de Beeck, Johann Ramäkers, Lambert Ramäkers, Theodor Ramäkers, Lorenz Lanssen erhielten im März 1917 von der deutschen Militärverwal⸗ tung Gestellungsbefehl zum Eintritt in das Heer; eine Anzahl Belgier wurde tatsächlich inzwischen eingezogen.
Dagegen erhoben die Genannten, die militärisch in ihrem Lande ausgebildet waren, durch den spanisschen Konsul Einspruch, weil ihre Einstellung rechtswidrig sei. Dieser Einspruch war vergeblich.
Sind dem Heron Reichskanzler diese Tatsachen bekannt? Was gedenkt er zu tun?“
Oberst Marquard: Wegen der Einziehung der Genannten hat sich das Kriegsministevium sofort mit dem zuständigen Genenal⸗ kommando des VIII. Anmeekorps in Verbindung gesetzt. Das Genevalkommando hat telegraphisch mitgeteilt, daß die Betreffenden zur Ausübumg ihrer Wehnpflicht herangezogen sind. Die Staats⸗ angehörigkeitsfrage wird nötigenfalls mit 1 Minister des Innern eingehend nachgeprüft. Sollte sich herausstellen, daß die Genannten zu Unrecht eingezogen sind, so wird die Entlassung ungesäumt ver⸗ anlaßt werden.
Zur Ergänzung der Anfrage erhält das Wort
Abg. Kunert (Soz.): Ist dem Kriegsministerium bekannt, daß außer den Genannten noch eine größere Anzahl ihrer Landsleute in das deutsche Reichsheer eingestellt sind.
Präsident Dr. Kaempf: Das ist keine Ergänzung, das ist
eine neue Anfrage.
Abg. Liesching sfortschr. Volksp.) fragt:
. „Am 28. März 1917 hat der Reichstag beschlossen, die ver⸗ bündeten Regierungen zu ersuchen, darauf hinzuwirken, daß die Kohlenpreise ab Grube oder Vevnarbeitungsstelle aus Anlaß der Steuer nicht über den Betrag der Steuer hinaus erhöht werden.
Ist dem Herm Reichskanzler bekannt, daß die Rheinische Handels⸗ und Reedereigesellschaft m. b. H. zu Mülheim a. Ruhr mit Zweigniederlassung in Mannmheim, deren Hauptgesellschafter das Rheinisch⸗Westfälische Kohlensyndikat in Essen ist, sofort nach Verabschiedung des Kohlensteuergesetzes die Preise für Kohle um 8 ℳ, die für Koks um 10 ℳ für zehn Tonnen ab Umschlageplatz Mannheim mit Wirkung vom 1. April 1917 erhöht hat?
„Was gedenkt der Herv Reichskanzler zu tun, um diese Preis⸗ erhöhung rückgängig zu machen und weitere, den Betrag der am 1. August 1917 in Kraft tretenden Steuer übersteigende Preis⸗ erhöhungen zu verhindern?“
Direktor im Reichsamt des Innern Müller: Die Anfrage hat zu einem Ersuchen um Auskunft einer zuständigen Stelle Anlaß ge .. Eine Antwort ist bis heute noch nicht eingegangen.
Abg. Dr. Junck (nl.) fragt:
„Im Königreich Sachsen bestehen seit geraumer Zeit die er⸗ heblichsten Schwierigkeiten auf dem Gebiete der Kohlenversorgung, insbesondere auch für Betriebe, die für den Heeresbedarf arbeiten und für die Fnachtschiffahrt. Obwohl insbesondere die sächsische Volkswirtschaft unter dem Ausbleiben der Zufuhr aus Oberschlesien und Böhmen leidet, wird der sächsische Bergbau gezwungen, aus dem Kohlenzuschußland Sachsen Kohlen nach den besetzten Ge⸗ bieten im Osten abzugeben. Sind dem Herrn Reichskanzler diese Verhältnisse bekannt, und welche Maßnahmen gedenkt er zu er⸗ greifen, um die ausreichende Versorgung des Königreichs Sachsen mit Kohlen und Koks im nächsten Winter sicherzustellen?“
Direktor Müller: Im Frühjahr 1916 mußte der sächsische Kohlenbergbau von der Heeresverwaltung zu den Lieferungen heran⸗ gezogen werden. Die Regelung im einzelnen ist unter Heranziehung der Interessenten erfolgt. Den in den letzten Monaten aufgetretenen Schwierigkeiten der Kohlenversorgung in Sachsen ist Rechnung ge⸗ tragen worden, und was die Sicherstellung der Kohlenversorgung im nächsten Winter anbelangt, so ist bereits die Neugestaltung der Or⸗ ganisation im Gange.
Abg. Astor (Zentr.) fragt:
„Durch den Krieg ist erwiesen, daß unsere Schafzucht und Wollproduktion vermehrt werden muß. Was gedenkt der Herr Reichskanzler für diesen Zweck zu tun?“
Direktor Müller: Die Reichsleitung ist bereit, der einheimi⸗ schen Schafzucht entgegenzukommen. In den einzelnen Bundesstaaten, z. B. in Preußen, sind vom Landwirbichast Känsster Anordnungen er⸗ lassen worden, darüber hinaus hat sich auch die Reichsfleischstelle wegen der Unzweckmäßigkeit der Abschlachtung der Schafe mit der ssrng⸗ beschäftigt. In Frage kommt hierbei eine sachgemäße Preis⸗ teigerung für die Wolle. Die Marktlage sichert den Züchtern ange⸗ sesseden Gewinn. Die Viehpreise sind herabgesett aber eine Senkung der Schafpreise ist zunächst nicht erfolgt. Die Sicherung der Woll⸗ preise muß mit einer Beschlagnahme Hand in Hand gehen. Darauf setzt das Haus die Beratung des Haushalts für die Heeresverwaltung mit den einmaligen Ausgaben fort.
Bei der Forderung einer vierten Rate für die Erweiterung der Wilhelms⸗Heilanstalt in Wiesbaden bemerkt
Abg. Stücklen (Soz.): Wir werden nach dem Kriege noch auf 10 oder 15 Jahre hinaus eine ganze Menge Kriegsteilnehmer haben, die eines Urlaubs zu Heilzwecken bedürfen. Deshalb sollte man mit der Errichtung von eigenen Kurhäusern für die Soldaten vorgehen. Sachsen ist bereits auf diesem Gebiet vorausgegangen und Bayern hat in Kissingen ein mustergültiges Militärkurhaus errichtet. Das⸗ selbe köͤnnte in Wiesbaden und anderen Orten geschehen. Ich kenne wei Kurhäuser, eins in Preußen, eins in Sachsen, die außen nett aus⸗ ö deren innere Einrichtungen aber nicht den einfachsten Anfor⸗ derungen entsprechen. In Graudenz sind Nervenkranke sogar in einem alten Zuchthaus untergebracht worden. 8 ““
Generalarzt Dr. Schulzen: Mit Rücksicht auf die vielen Kurbedürftigen nach dem Kriege sind bereits Militärkuranstalten er⸗ weitert worden oder die Chegeiteaung ist vorgesehen. Auch in der Nähe von Berlin werden wir große Anstalten schaffen, die allen For⸗ derungen der Neuzeit gerecht werden sollen. Die einzelnen Heeres⸗ teile sind angewiesen, in ihrem Bezirk dafür zu sorgen, daß bei etwai⸗ gem Friedensschluß sofort Kurgelegenheiten vorhanden sind. Wie weit wir damit kommen können, hängt von dem dauernden Bedürfnis ab; von der augenblicklichen Lage können wir das nicht abhängig machen.
Die Forderung von 25 000 ℳ für den Entwurf für Neu⸗ bau und Ausstattung einer zweiten Hauptkadettenanstalt bean⸗
*) Ohne Gewähr, mit Ausnahme der Reden der Minister und Staatssekretäre.
Dr. Kaempf eröffnet Sitzung um
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tragen die Sozialdemokraten zu streichen. Entgegen diesem Antrage wird die Forderung ohne Debatte bewilligt. 8 8 Die übrigen einmaligen Ausgaben werden gleichfalls ohne Debatte unverändert genehmigt.
Bei den Einahmen bemerkt 22 Abg. Schulz⸗Erfurt (Soz.): Unsere Soldaten haben in diesem Frieh auch Wochen und Monate der Ruhe, und in dieser Zeit müssen wir für ihre geistige Erfrischung durch geeignete Lektüre sorgen. Auch Theater und Konzerte sollten in den Etappengebieten und 28 bis in die Nähe der Front veranstaltet werden. Durch Büchersammlungen sind Millionen von Büchern hinausgegangen, aber der verse Teil da⸗ von mußte zurückgegeben werden, weil die Leute in so großem Um⸗ fange nur den Abhud der Literatur hingegeben hatten. Es ist deshalb besser, daß bei Büchersammlungen am 1. Juni ein Sbfnh statt⸗ finden soll. Im Anfang des Krieges wurde die Sache kapitalistisch ausgebeutet und drei bis fünf große Firmen monopolisierten den ge⸗ samten Feldbuchhandel. Später ist allerdings durch Heranziehung der Fachleute die bessernde Hand angelegt worden. Statt des buchhändle⸗ rischen Interesses 8 das Volksinteresse in den Vordergrund ge⸗ stellt werden. Das, Monopol hat manche Uebelstände ergeben; die Buchhandlungen haben bei dieser Gelegenheit ihre alten Ladenhüter abgestoßen, darunter eine große Menge Schund. Es ist sogar literari scher Kriegsschund eigens für diesen Zweck hergestellt worden In Berlin gibt ein „Verlagshaus für Volksliteratur und Kunst eine Büchersammlung „Krieg und Liebe“ heraus, von der schon der 92. Band erschienen ist. Die Namen der Schriftsteller sind ganz un⸗ bekannt. Tikel der Bücher sind z. B.: „Eine pflichttreue Braut“, „Deutsche Hiebe, deutsche Liebe“, „Errungener Liebespreis“ usw. Da mit das Geschäft nicht zu kurz kommt, haben die Bücher einen In⸗ seratenteil, darin wird “ z. B.: „Ein moderner Muster⸗ briefsteller“, „In fünf Minuten Wahrsagen lernen“, köstlich unter⸗ halten Sie jede Gesellschaft, wenn Sie das interessante Buch gelesen haben: „Der interessante Plauderer“, „Schule der feinen Umgangs⸗ formen“, „Was jede Dame wissen muß“, „Für heiratslustige Damen“. Die Monopolfirmen lassen andere Firmen gar nicht heran kommen und setzen den Soldaten nur ihre eigene Literatur vor. Des⸗ halb ist die Bildung einer G. m. b. H. aus Sortimentsfirmen er⸗ freulich. Ein entscheidender Uebelstand ist, daß die verschiedenen Ar⸗ meekorpskommandos von dem Umsatz bis zu 35 % Abgaben verlangen, die für Soldatenheime usw. verwendet werden sollen. Dadurch werden die Bücher aber den Soldaten verteuert. Gute Sammlungen, wie die von Reclam, Meyer, die Wiesbadener Volksbücher, die Bücher der Dichtergedächtnisstiftung, von Teubner u. a. können einen Ra⸗ batt von 35 % nicht geben. Das Kriegsministerium sollte bei seinen weiteren Reformbestrebungen für den Feldbuchhandel den Ausschuß der deutschen Volksbildungsvereinigungen, in dem sämtliche Parteien vertreten sind, heranziehen. In den Kasernen sollte man auch im Frieden Bibliotheken errichten und Lesezimmer eröffnen. Die Sache muß nicht rein militärisch, sondern als allgemeine Volksbildungsan⸗ gelegenheit betrachtet werden. Der Soldat in Uniform muß den Zu⸗
sammenhang mit dem übrigen Geistesleben behalten.
Abg. Prinz zu Schönaich⸗Carolath (nl.): Das Lese⸗ bedürfnis der Soldaten im Felde ist ein ungemein großes. Auch ich bin dafür, daß dem Soldaten die Bücher kostenfrei überwiesen werden, nicht unter der Bedingung der Rückgabe, wie sie jetzt viel⸗ fach bei den Feldbüchereien vorgeschrieben ist. Die Soldaten können in den allermeisten Fällen dieser Vorschrift garnicht nachkommen. In meiner Eigenschaft als Vorsitzender der Gesellschaft für Ver⸗ breitung von Volksbildung habe ich Gelegenheit, von vielen Tau senden von Briefen aus dem. Felde Kenntnis zu nehmen, in denen unsere Heeresangehörigen ihrer Freude über die Zuwendung von Büchern Ausdruck geben und in denen sie sich aufs nachdrücklichste gegen den Schund erklären, der noch oft auch an der Front ver breitet wird. Diesen Geist bei den Truppen zu fördern, haben wir die heilige Pflicht. Sehr begrüßenswert ist es, daß die Heeresver⸗ waltung eine eigene Organisation zur Befriedigung des Lesebedürf⸗ nisses der Truppen zu schaffen im Begriffe ist, aber es muß auch hier die kostenlose Ueberweisung der Bücher im Vordergrunde stehen. Seit Ausbruch des Krieges hat die von mir geleitete Gesellschaft über 800 000 Bücher kostenfrei an die Front geschickt und dafür 300 000 ℳ ausgegeben. Der Kriegsminister wolle seine Fürsorge diesem Gebiete auch in finanzieller Hinsicht zuwenden.
Abg. Dr. Haas (fortschr. Volksp.): In schulmeisterlicher Weise das Lesebedürfnis unserer Soldaten zu regeln, wäre verfehlt; aber ausgesprochener Schund darf nicht zugelassen werden. Unsere Beschwerde richtet sich nicht sowohl gegen das, was die Feldbuch handlungen führen, als dagegen, daß sie vieles sehr brauchbare und schätzbare Material nicht führen. Ich würde auch empfehlen, daß das Kriegsministerium sich bei der Regelung der Angelegenheit mit dem Gesamtausschuß der Volksbildungs⸗Vereinigung in Verbindung setzt.
Abg. Faßbender (Bentr,.) äußert sich in gleichem Sinne.
Abg. Siebenbürger (dkons.): Die Firmen, die hier von einem Vorredner angeführt wurden, allein zu empfehlen, das möchte ich nicht; alle guten Firmen sollen berücksichtigt werden. Theater und Konzerte sind ebenfalls sehr gute Bildungsmittel und sollten so nahe als möglich an die Front gebracht werden. Die Hauptsache ist, daß das wirtschaftliche Interesse der Firma nicht zu sehr in den Vorder⸗ grund gestellt wird. Wenn es wirklich wahr ist, daß Armee⸗Oberkom⸗ mandos 35 % Abgabe vorweg verlangen, so würden wir das ver⸗ urteilen müssen; ich hoffe, daß diese Behauptung von der Heeres⸗ verwaltung widerlegt werden wird. Besonderes Interesse bringen wir dem neuen Filmamt entgegen. Ganz besonders bitte ich den Kriegs⸗ minister, sich der Unterhaltung der Feldgrauen durch Theater und Konzerte so viel als irgend möglich annehmen zu wollen.
Abg. Behrens (deutsche Fraktion): Es ist bedauerlich, daß wir erst jetzt, im letzten Teil des Krieges, uns mit dieser wichtigen Frage zu beschäftigen beginnen, denn es liegt hier mancherlei im argen, und die bittersten Klagen über die Versorgung mit Literatur fend laut geworden. Einige wenige Firmen, welche schon im Frieden nicht auf der Höhe standen, haben tatsächlich für diese Versorgung ein Monopol. Auch die Soldatenheime leiden darunter, wenn es auch in letzter Zeit etwas besser geworden ist. Hoffentlich wird die neue G. m. b. H. gründlich Wandel schaffen. Es müssen auch die solide kleineren Buchhandlungen irgendwie beteiligt werden. Auch ir Zeitungsverkauf draußen im Felde ist manches durchaus nicht so, wie es sein soll. Die Zeitungen werden dort durchschnittlich zu teuer verkauft, obwohl doch die Firmen für Räume und Personal gar nichts zu bezahlen haben. Die Klagen über die Schundliteratur, die draußen geboten wird, kann ich nur unterstreichen; aber auch die Kinos bieten Schund, der unseren Feldgrauen nicht geboten werden dürfte, so die abscheulichen Ehebruchfilms und dergleichen. Der Vorschlag, auch den Kantinen gute Bücher zu liefern und durch sie zu vertreiben, ist erwägenswert, dann muß aber das ganze Kantinenwesen refor⸗ miert werden. Die Kantinen dürfen nur von solchen Personen be trieben werden, die nicht lediglich ihre wirtschaftlichen Interessen verfolgen. Eine besondere Forderung verdient die religiöse Lite⸗ ratur. Erschwert wird dies durch die teuern Papierpreise, bezw. die Erschwernis der Papierlieferung. Den betreffenden Verlagen müßten dieselben Vergünstigungen gewährt werden, wie den großen Tageszeitungen.
Oberst Waiz: Ich danke den Herren Rednern für ihre wert⸗ vollen Anregungen, möchte aber den Vorwurf zurückweisen, daß wir auf diesem Gebiete zu spät vorgegangen sind. Ein Teil des Lese⸗ stoffs wird den Truppen unentgeltlich zugeführt. Die betreffendegt
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