Menge dieser Waren unter der Hand berkauft und den Vorschriften des P der Verordnung der Gemeindebehörde zur Regelung des Verbrauchs von Fleisch und Fleischwaren vom 29. September 1916 zuwtdergehandelt hat. Aachen, den 11. Mai 1917. 1.“ Der Königliche Polizeipräsident. von Hammacher. I“ v “ Auf Grund der Bundesratsverordnung vom 23. September 1915, betreffend Fernbaltung unzuverlͤssiger Personen vom Handel, in Veri⸗ b'ndung mit Ziffer 1 der Ausführungsbestimmungen des Herrn Ministers für Handel und Gewerbe vom 27. September 1915 ist dem Milch⸗ händler Mathias Stolz in Oberhausen, Brücktorst-. 65, durch rechtskräftige Verfügung vom 24. April 1917 der Handel mil Milch wegen Unzuverlässigkeit untersagt worden. — Die Kosten
dieser Bekanntmachung hat der von der Anordnung Betroffene zu tragen. . “ Oberhausen, den 10. Mai 1917. 8 8 Städtische Polizeiverwaltung. Der Oberbürgermeister. J. V.: Dr. Neikee.
Bekanntmachung.
Auf Grund des § 1 der Bundesratsverordnung vom 23. Sep⸗ tember 1915 (RGBl. 1915 S. 603), Ziffer 1 der dazu ergangenen Aus⸗ führungsanweisung vom 27. September 1915 und des § 35 der Reichsgewerbeordnung vom 21. Juni 1869 habe ich dem Kaufmann Wilhelm Kotbes, Richratherstraße Nr. 128 bierselbst, vom 10. Mai d. J. ab für die Dauer des Krieges jegtichen Handel mit Seife, Lebens⸗ und Futtermitteln und jede Beteiligung an derartigen Handeisgeschäften untersagt. — Die durch diese Anordnung entstandenen baren Auslagen hat der Betroffene zu erstatten.
Hilden, den 8. Mai 1917.
Die Polizeiverwaltung. Der Bürgermeister: Heitland.
Bekanntmachung.
Dem Metzger und Wirt Heinrich Kampf, wohnhaft bier, Kaiserstraße 58, ist gemäß § 1 der Bekanntmachung des Bundesrats vom 23. September 1915, retr. Fernbaltung unzuverlässiger Personen vom Handel, der Handel mit Vieh untersagt worden.
Wald (Rhld.), den 7. Mai 1917.
Der Bürgermeister. Heinrich.
Deutsches Reich. b Preußen. Berlin, 15. Mai 1917.
Der Ausschuß des Bundesrats für Handel und Verkehr heute eine Sitzung. 8 88 8
Die britische Admiralität veröffentlicht folgende Mit teilung über die Beschießung von Zeebrügge:
Ein Teil unserer Dovei⸗Sir irkräf e führte gestern früh mit Er⸗ folg eine sehr schwere Beschießung von Zeecbrügge durch. Uasere Marineluftstreitkräfte waren ebentalls beteili, t. Ueber funtzehn Kämpfe warden in der Luft auegefochten und hierbei vier feindlich⸗ Fiuazeuge zer⸗ stört und fünf zum Abstucz gebeacht. Zwei von unseren Flugzeugen sind nicht zurückgekehrt, eins davon landete in Holland und wurnde interntert.
Hierzu wird von amtlicher Stelle durch „W. T. B.“ erklärt, daß die Beschießung von Zeebrügge durch englische Seestreitkräfte ohne jeden militärischen Erfolg gewesen, der Sachschaden gering und ohne jede Bedeutung ist; auch ist kein einziges deutsches Flugzeug zerstört oder zum Absturz gebracht worden.
Am heutigen Tage ist eine neue Bekanntmachung in Kraft getreten, die neben der Meldepflicht und Beschlagnahme auch Höchstpreise für Steinkohlenteerpech festsetzt. Alle Einzelheiten ergeben sich aus dem Wortlaut der Bekannt⸗ machung, deren Veröffentlichung in der üblichen Weise durch Anschlag und durch Abdruck in den Tageszeitungen erfolgt. Außerdem ist der Wortlaut der Bekanntmachung bei den Polizeibehörden einzusehen.
8
Mit dem heutigen Tage ist eine Bekanntmachung Nr. G. 1600/3. 17. K. R. A., betreffend Bestandserhebung von Weiden, Weidenstöcken, Weidenschienen und Weidenrinden, in Kraft getreten. Durch diese Bekannt⸗ machung werden alle Weiden auf dem Stock und geschnitten, Weidenstöcke, Weidenschienen und Weidenrinden einer drei⸗ monatlichen Meldepflicht unterworfen, sofern die Vorräte in den einzelnen Sorten mehr als 3 Zentner betragen. Die Meldungen sind von den in der Bekanntmachung bezeichneten Personen mittels vorgeschriebenen Meldescheins an die Holzmelde⸗ stelle der Kriegs⸗Rohstoff⸗Abteilung des Königlich Preußischen Kriegsministeriums in Berlin SW. 11 (Königgrätzer Straße 100 A), welche auch für Anfragen und Anträge zuständig ist, zu richten, und zwar die erste Meldung für den beim Beginn des 15. Mai 1917 (Stichtag) vorhandenen Bestand bis zum 25. Mai 1917. Bei den späteren, bis zum 10. August, 10. Nooember 1917, 10. Februar und 10. Mai 1918 usw. einzureichenden Meldungen ist der beim Beginn des ersten Tages eines jeden Meldemonats tatsächlich vorhandene Be⸗ stand maßgebend. Jeder Meldepflichtige ist außerdem zur Führung eines Lagerbuches, soweit ein solches nicht schon vor⸗ handen ist, verpflichtet, aus dem jede Aenderung in den Vor⸗ ratsmengen und ihre Verwendung ersichtlich sein muß.
Der Wortlaut der Bekanntmachung ist bei den Polizei⸗ behörden einzusehen.
Am heutigen Tage ist ferner eine Bekanntmachung (Mc. 100/2. 17. K. R. A.), betreffend Bes chlagnahme, wiederholte Bestandserhebung und Ent⸗ eignung von Destillationsapparaten aus Kupfer und Kupferlegierungen (Messing, Rotguß und Bronze) und freiwillige Ablieferung von anderen Brennereigeräten aus Kupfer und Kupferlegierungen (Messing, Rotguß und Bronze), in Kraft getreten.
Nach § 2 der Bekanntmachung werden betroffen sämtliche ganz oder teilweise aus Kupfer oder Kupferlegierung bestehen⸗ den Destillations⸗, Rektifizier⸗ und Extraktionsapparate, soweit sie nicht nater die im 8 3 aufgeführten Ausnahmen fallen. Die von der Bekanntmachung betoffenen Betriebe sind
aus §4 zu ersehen. Ueber Meldepflicht, Enteignung und Ab⸗ lieferung der beschlagnahmten Gegenstände trifft § 7 Fest⸗ setzungen. Bei der Durchführung der Ablieferung werden 2 Gruppen von Betrieben unterschieden, Gruppe A: aufrecht⸗ zuerhaltende Betriebe, Gruppe B: stillgelegte Betriebe.
Mit der Durchführung der Bekanntmachung sind die Kommunalverbände beauftragt, denen bereits die Durchführung der Bekanntmachung vom 1. Oktober 1916, betreffend Bier⸗ krugdeckel aus Zinn, übertragen war. Diese beauftragten Behörden erlassen auch die Ausführungsbestimmungen hinsicht⸗ lich Meldepflicht, Ablieferung und Einziehung der beschlag⸗ nahmten Destillationsapparate usw. Für die abzuliefernden Gegenstände sind im § 8 der Bekanntmachung Uebernahme⸗ preise festgesetzt, die den Gegenwert für die abzuliefernden Gegen⸗ stände einschl. aller mit der Ablieferung verbundenen Leistungen, wie Entfernung der Apparate aus den Betrieben, Ablieferung bei der Sammelstelle usw. enthalten. Beschläge oder Bestand⸗ teile cus anderem Material als Kupfer oder Kupferlegierung werden nicht vergütet und sind vor der Ablieferung zu ent⸗ fernen. Ferner sind die Apparate vor der Ablieferung so zu zerlegen, daß Kupfer und Kupferlegierung gesondert gewogen werden können.
Ablieferer, die mit dem festgesetzten Uebernahmepreis nicht einverstanden sind, müssen dies sogleich bei der Ab⸗ lieferung erklären. Wird eine gütliche Einigung über den Uebernahmepreis nicht erzielt, so wird dieser Preis vom Reichs⸗ schiedsgericht für Kriegswirtschaft endgültig festgesetzt.
Betriebe der Gruppe A können die vorläufige Zurück⸗ stellung von der Ablieferung beantragen, wenn dringende Gründe hierfür vorliegen. Die Anträge sind bei dem zu⸗ ständigen Kommunalverband einzureichen. Die Entscheidung trifft die Metall⸗Mobilmachungsstelle.
Die Sammelstellen sind auch zur Entgegennahme von nicht beschlagnahmten Brennereigeräten und Einrichtungsgegen⸗ ständen aus Kupfer, Messing, Rotguß und Bronze verpflichtet, die von den im § 4 genannten Betrieben abgeliefert werden, soweit es sich um Gegenstände handelt, die im § 10 der Be⸗ kanntmachung aufgeführt sind und soweit es sich nicht um Alt⸗ material handelt.
Für die freiwillig abgelieferten Brennereigeräte usw. ist der Preis von 3,50 ℳ für 1 kg Kupfer bzw. 2,25 ℳ für 1 kg Legierung festgesetzt.
Alle Einzelheiten ergeben sich aus dem Wortlaut der Be⸗ kanntmachung, deren Veröffentlichung in der üblichen Weise durch Anschlag und durch Abdruck in den Tageszeitungen er⸗ folgt. Außerdem ist der Wortlaut der Bekanntmachung bei den Polizeibehörden einzusehen.
N.
Oesterreich⸗Ungarn.
Die Verfassungspartei des Oesterreichischen Herrenhauses sprach in ihrer letzten Versammlung ihre Befriedigung über die Wiederaufnahme der parlamentarischen Tätigkeit aus und betonte, daß als ihr oberster Grundsatz noch immer die Erhaltung und die Befestigung der Staats⸗ einheit gelte. In dem offiziösen Bericht darüber heißt es laut Meldung des „W. T. B.“:
Sollte Galizten eine erößere Autonomie zugestanden werden, so kann dies nur unter Wahrung eines einheitlichen Staatsoerbandes geschehen. In dem glücktschen Bewußtsein, daß vermöge einer Jahr⸗ dunterte langen Entwicklung die Interessen des Staats und die Interessen der Deutschen in Oesterreich zusammenfallen, und in Ar⸗ erkennung der Leistungen des deutschen Volkes in O⸗sterreich während des Krieges wurde von allen Mitgliedern mit völliger und warmer Einmütigkeit die Wahrung der Stellung der Heutschen in Oesterreich ais eine Hauptaufgabe der Partet bezeichnet und daraus die Ver⸗ pflichtung gefolgert, dem begründeten Bestreben der Deulschen in Böhmen nach Anerkennung ihtes Sprachgebiets und nach einer das⸗ selbe berücksichtigenden Regelung des Sprachgebrauchs bei den staat⸗ lichen Behörden sowie nach nationaler Abgrenzung der Bezirke und einer darauf gegründeten Kreisordnung Geltung zu verschaffen.
Zum Schluß gab die gesamte Partei gehobenen Mutes ihrer treuen Anhänglichkeit an das Bündnis mit dem Deutschen Reiche Ausdruck, das sich im Kriege glänzend bewährt hat und auch für die Politik und Wirtschaft der nachfolgenden Zeit die maßgebende Grundlage bleiben wird. Die Partei wird alle Bestrebungen unterstützen, die geeignet sind, uns dem Frieden näherzubringen, dessen die ganze Welt bedarf. Nichts darf aber unserem Verteidigungskampf Einhalt gebieten, solange nicht ein ehrenvoller, die Zukunst der Monarchie sichernder Friede erreicht und ihr Besitzstand gewährleistet wird.
— In polnischen parlamentarischen Kreisen besteht Blättermeldungen zufolge eine gewisse Verstimmung darüber, daß die von der Regierung in Aussicht gestellien Mitteilungen, von welchen eine Stellungnahme der Regierung zur Sonder⸗ stellung Galiziens erwartet wurde, bisher nicht erfolgten. Im Polenklub herrscht daher die Neigung, auf die Frage der Sonderstellung Galiziens als zurzeit nicht zeitgemäß jetzt nicht weiter einzugehen. 5
Großbritannien und Irland.
Im Unterhause verweigerte ein Regierungsvertreter in der Sitzung am 9. Mai, wie „W. T. B.“ berichtet, Auskunft auf die Frage, welcher Prozentsatz der während der letzten drei Monate versenkten englischen Dampfer bewaffnet ge⸗ wesen sei. Die weitere Frage, ob die Admiralität jetzt in der Lage sei, alle Handelsschiffe zu bewaffnen, beantwortete der, Vertreter dahin, daß sie so schnell wie möglich bewaffnet würden worauf der Interpellant entgegnete, dies sei keine Antwort auf seme Anfrage. Im weiteren Verlauf der Sitzung verurteilte der Abgeordnete Lambert die Absicht der Regierung, den eingehenden Bericht über die Lage der Nahrungsmittel⸗ versorgung in der Geheimsitzung erstatten zu wollen, und besprach weiterhin die Seekriegführung des passiven Widerstandes der Admiralität während der letzten zwei Jahre höchst abfällig.
Die Amtralttät habe, so führte er aus, ihr eigenes Gehirn nicht gebraucht und verhindert, daß andere das ihre gebrauchten. Die Deutschen müßten sehr verwuntert darüber sein, daß England von seiner gewaltigen Seemacht so geringen Gebrauch mache. Wenn er Piktator der Alliierten wäre, würde er die Armeen von Gaza und Saloniki zurückziehen, sie General Smuts unterstellen, bei Calais landen und das Hornissennest Zeebrügge damit ausräucheen.
Der Erste Lord der Admiralität Carson gab nach dem Bericht des Reuterschen Bureaus vom 14. d. M. im Unter⸗ hause gewisse Aenderungen in der Marineverwaltung bekannt und sagte:
Die Aenderungen hätten die möglichst weitcehende Be⸗ freiung des Ersten Seelords und des Chefs des Admiralstabes von ernaea zum Ziel, um sie in den Stand 54 siehz n,
16“
ihre Lanze Aufmerksamkeit auf wichtige Fragen der
Seekriegführung zu richten. Der Stab der Marine würde andauernd durch Offiziere aus dem aktiven Seedienst verstärkt werden. Die Admiralttät würde mit einer Organtsation versehen werden, ähnlich der des Munitionsmintsteriums. Diese Organisatson unter der Leitung von Sir Eric Geddes würde auch für den Schlffbau sowie für die Erfordernisse der Admiralität, des Kriegsamts und des Schiff⸗ fahrtmintstertums verantwortlich sein. Jellicoe habe den weiteren Tiel eines Chefs des Mariaestabes erhalten und Geddes, der Direktor des Eisenbahntransportwesens gegesen ist, werde Kontrolleur des Materials mit dem Range eines Vizeadmitals.
— Im Oberhause wurde der Regierung am Freitag voriger Woche von Lord Beresford und Lord Meath Mangel an Zusammenarbeit zwischen den einzelnen die Schiffahrt beaufsichtigenden Behörden vorgeworfea.
Lord Beresford, der beiläufig erwähnt“, selbst wenn man die Hilfe Amerikas inrechne, wäre es unmö ‚lich, hinr ichend Schiffe zu bauen, um die Lücken der britischen Handelsmarine vor Okieber aus⸗ zufüllen, empfahl, die Tauchbootgefahr durch Torpedozerstörer und Tag und Nacht fortgesetzte Lustbomba dements von Zeebrügge zu bekömpfer. Lord Meath wies auf die Versenkung der „Rotarua“ bhin, die mit hunderftausend geschlachteten Ochsen und anderen Lebensmitteln, aus Neusceland kommend, in Plymouih Fahrgäste absetzte und, zur Lö chung der Ladung nach einem anderen Hafen beordert, auf der Fahrt dahin im Aermelkarnal am 22. Mä z torpediert worden sei. Mreath rügte, daß das Schiff bei der Weiter⸗ fahrt nicht gelettet und auch der Kapitän nicht gewarnt worden sei, da an der irzglichen Stelle innerhalb der letzten 48 Stunden vier andere Scheffe versenkt worden wären. Menth betonte, solche dem Lande den Verlust großer Mengen Lebensmittel kosterde Nach⸗ lässigkeit müsse auf das Volk, dem man zumute, jede Brotrinde zu sparen, einen schlechten Eindruck machen.
Frankreich.
Dem Nationalrat der sozialistischen Partei, der zum 27. Mai einberufen ist, um über seine Haltung zur inter⸗ nationalen Besprechung in Stockholm zu beraten, haben die Angehörigen der Mehrheit der Partei einen Antrag zur Abstimmung vorzulegen beschlossen, durch den die Entschließung des Vollzugsausschusses bestätigt wird. Die Partei wird danach keinem französischen Sozia⸗ listen den Auftrag erteilen, die Partei in Stock⸗ holm zu rvertreten. Der Antrag sagt laut Meldung des „W. T. B.“, die Konferenz in Stockholm sei nicht in ordnungsmäßiger Weise einberufen. Das Fehlen einer genauen Tagesordnung undo die mangelhafte Beobachtung der Be⸗ dingungen für die Vertretung seien geeignet, die gerechtesten Kritiken und die verdächtigsten Mißverständnisse hervorzurufen. Die Internationale sei ohnmächtig gewesen, den Krieg zu ver⸗ hindern, sie sei vielmehr zurückgewichen. Weiter heißt es in dem Antrage, die sozialistische Partei willige darein, an der nächsten Zusammenkunft der Internationale teilzunehmen unter der Bedingung, daß die Einberufung in ordnungs⸗ mäßiger Weise geschehe und eine Tagesordnung festgesetzt werde. Die Verantwortlichkeit Deutschlands und Oesterreichs solle festgestellt und ihre Regierungen zu Feinden der Inter⸗ nationale erklärt werden. Die deutschen und österreichischen Sozialisten als Genossen ihrer Regierungen sollten aus der Internationale entfernt werden. Der Antrag schließt, indem er an die Internationale die Forderung richtet, die schuldigen Vertreter des deutschen und des österreichischen Sozialismus in den Anklagezustand zu versetzen.
Rußland. 8
Der Kriegsminister Gutschkow ist zurückgetreten. In
der Sitzung der Vertreter der Front teilte der Kriegeminister seinen Rücktritt mit und verlas, wie „St. Petersburger Tele⸗ graphenagentur“ meldet, folgendes Schreiben, das er hierüber an den Ministerpräsidenten Fürsten Lwow ge⸗ richtet hat:
Unter den Bedingungen, in die die Reaterungegewalt, besondere die Amtegewalt des Kriegs⸗ und Marineministers in bezu auf Heer und Flotie versetzt ist, Bedingungen, die ich nicht vermag und die verhängaisvolle Folgen fuͤr die Verteid Freiheit und sogar für den B stand Rußlauds zu haben droben, kann ich das Amt e'nes Mintsters des Krieges und der Marine nich
länger ausüben und die Verantwer'ung für die schweren Fehler, die
man am Vaterlond begeht, nicht teilen.
— Die Enthebung des Generals Rußki vom Ober⸗
befehl ist nach einem Pariser Bericht der „Stampa“ auf Ver
langen des Arbeiter⸗ und Soldatenrats erfolgt, da Rußki der
provisorischen Regierung vorgeschlagen hatte, zu ihrem Schutze seine Truppen nach Petersbueg marschieren zu lassen.
— Der Rat der Arbeiter⸗ und Soldatenabgeord neten wird obiger Quelle zufolge zur Vorbereitung einer von
8
ihm beabsichtigten Internationalen Friedenskonferenz.
aller sozialistischen Parteien der kriegführenden und neutralen Länder Abordnungen aus seiner Mitte in die ein⸗ zelnen Länder entsenden: gleichzeitig soll ein Ausschuß irn Stockholm die Friedenskonferenz selbst vorbereiten.
Niederlande.
„Nach einer Meldung der „Nederlandsch Telegraaf Agent⸗ 1 schap“ ist bei Groede am 12 Mai ein französisches Flug⸗
zeug gelandet. Die Insassen, zwei Offiziere, und ferner zwei englische Fliegeroffiziere, die bei Cadzand gelan waren, wurden interniert. u“““ “
Amerikat.
Einer Meldung der „Morning Post“ zufolge werden in Washington Einzelheiten über die Errichtung eines gemein⸗ samen Ausschusses und einer Hauptstelle zur Be⸗ aufsichtigung aller Ankäufe der verbündeten Regie⸗ rungen veröffentlicht. Der Londoner Ausschuß der Ver⸗ bündeten wird dem amerikanischen mitteilen, was er braucht, und der amerikanische Ausschuß wird dann die Bestellungen und die Verträge abschließen. Die Hauptstelle für alle diese Arbeiten wird in Washington sein.
Das Gesetz, das den Präsidenten ermächtigt, die Aus⸗ fuhr nach neutralen an Deutschland grenzenden Ländern und auch nach allen anderen Ländern, wenn nötig, zu verbieten, wird durchgeführt werden. Der Präsident soll auch umfassende Machtvollkommenheiten über die Schiffahrt erhalten, damit ihm stets genügend viel Schiffsraum für unbedingt notwendige militärische Verschiffungen zur Verfügung stehe.
Nach dem „Reuterschen Bureau“ ist die Vergröße⸗ rung des stehenden Heeres auf Kriegsstärke vom Präsidenten Wilson für die Zeit, in der das Heeresgesetz noch in der Schwebe ist, genehmigt worden. Die Errichtung neuer Regimenter beginnt heute. Etwa 85 000 von den für das stehende Heer erforderlichen 183 000 Mann sind bereits als Rekruten eingestellt 16 “ u““
Front
Berlin, 14. Mai, Abends. (W. T.
Wechselnd starke Artillerietätigkeit an . Bei Craonelle, Corbeny und Berry⸗au⸗Baec blieben französische Teitvorstöße erfolglos.
An der Arrasfront war am 13. Mai das Artillerie⸗ feuer schwächer als an den Vortagen und nahm erst gegen Abend größere Stärke an. Die deutsche Luftüberlegenheit er⸗ möglichte es der Artillerie, unter voller Ausnutzung von Ballon⸗ und Fliegerbeobachtung die feindlichen Batterien an der ganzen mit guter Wirkung zu bekämpfen. An zahlreichen Stellen erplodierten Munitionsniederlagen und aus mehreren Batteriestellungen flüchtete die Bedienung. Ein Angriff einer englischen Kompagnie gegen den Park von Oppy brach am frühen Morgen des 13. Mai im deutschen Sperr⸗ und
Abwehrfeuer zusammen. Die Versuche der Engländer, den Bahnhof und das Dorf Roeur zur Verteidigung auszubauen, wurden durch planmäßiges Artilleriefeuer gestört. Truppen⸗ ansammlungen westlich Gavprelle gegen Einbruch der Dunkelheit wurden im deutschen Feuer zersprengt. Ein 11 Uhr Abends an der Straße Fampoux Fresnes vorbrechender englischer Angriff brach im deutschen Feuer zusammen. Der 13. englische Angriff auf Bullecourt scheiterte am Morgen des 13. Mai, der 14. am Abend des gleichen Tages. Trotz des gewaltigen mit Nebelbomben untermischten Trommelfeuers war die tapfere Besatzung nicht zu erschüttern. Im zähen Handgranatenkampfe wurde das Dorf behauptet.
Auf St. Quentin lag starkes Feuer, vor allem auf der inneren Stadt, wo mehrfach Brände ausbrachen.
An der Aisnefront und in der westlichen Champoane war das Artilleriefeuer verhältnismäßig schwach, nur zwischen dem Winterberg und der Straße Corbeny —Reims sowie von der Aisne bis nordwestlich Brimont. Während die französische Offensivbewegung stockt, verbesserten die Deutschen ihre Stellungen nordwestlich Braye und bei Juvin⸗ court durch Vorschieben ihrer Infanterielinien. Ebenso gelang eine Verbesserung der deutschen Stellungen auf der Höhe 108. Dieser vollkommen zerschossene und von Granaten um und um gewühlte Hügel, der nördlich Berry⸗au⸗Bac unvermittelt aus der Ebene steigt, flankiert jedes weitere französische Vordringen auf Juoincourt. Trotz stärkster Artilleriewirkung und ungeheurem Menscheneinsatz hatten die Franzosen es nicht vermocht, diesen Eckpfeiler aus der deutschen Stellung herauszubrechen. Die deutsche Besatzung, die sich mit den Franzosen in den Besitz der Kuppe teilte, hat jetzt die deutsche Linie vorgeschoben. Kühne Stoßtrupps bemächtigten sich eines Teiles des dortigen Steinbruchs und brachten Ge⸗ fangene ein. Das daraufhm einsetzende starke französische eteattt fee vermochte an dem deutschen Erfolge nichts mehr zu ändern.
An der Ostfront wurden als Veraeltung für die Be⸗ schießung von Tulcea Bahnhof und militärische Anlagen von Galatz mit Feuer und Ismail mit Bomben belegt. Auf dem Bahnhofe wurde eine Explosion beobachtet und in Galatz an mehreren Stellen Brände festgestellt. Feindliche Batterien, die unser Feuer erwiderten, wurden zum Schweigen gebracht.
Großes Hauptquartier, 15. Mai. (W. T. B.)
Westlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht. 8 Zwischen Hpern und Armentisres hielt die lebhaftere Artillerietätigkeit an. Durch kurzes Trommelfeuer an der Scarpe und bei Monchy vorbereitete englische Angriffe kamen in unserem Vernichtungsfeuer nicht zur Entwicklung.
Südlich und östlich von Bullecourt wurden feindliche Vor⸗ stöße blutig abgewiesen.
stellungen des Chemin⸗des⸗Dames, und nördlich von Prosnes
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz.
—An mehreren Stellen der Aisne⸗ und Champaaäne⸗ Front nahm der Artilleriekampf wieder zu; gegen die Höhen⸗ östlich von Cormicy
steigerte er sich zeitweise zu er⸗
heblicher Stärke.
3 8 4
Die St. Berthe Fme. östlich des Fort de Malmaison wurde in frischem Draufgehen durch mehrere Kompagnien ge⸗ stürmt und gegen feindliche Wiedereroberungs⸗ versuche gehalten. Ebenso behaupteten Rheinländer eine am 13. Mai auf Höhe 108 nördlich von Sapigneul durch Zurückdrängen der Franzosen neu gewonnene Linie gegen viermal wiederholte Angriffe.
Bei Ailles, nördlich von Craonnelle und westlich der Straße Corbeny —Berry⸗au⸗Bac blieben französische Teilvorstöße erfolalos.
Oestlich der Maas wurden Angriffe feindlicher Stoßtrupps gegen das Dorf Blancée abgeschlagen.
1“ Im Luftkampf stürzten 6 feindliche Flugzeuge hinter den deutschen Linien ab, ein weiteres mußte bei uns not⸗
Oestlicher Kriegsschauplatz.
Keine besonderen Ereignisse.
1 Mazedonische Front. Nördlich von Monastir und im Cerna⸗Bogen ist der Urtilleriekampf in erneuter Steigerung begriffen.
Der Erste Generalquartiermeister. Ludendorff.
Oesterreichisch⸗ungarischer Bericht. Wien, 14. Mai. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: Oestlicher und südöstlicher Kriegsschauplatz. Unverändert. Italienischer Kriegsschauplatz. Die Artillerieschlacht am Isonzo geht ohne Unterbrechung fort. Das feindliche Feuer steigerte sich mitunter zu größter Stärke. Die italienische Infanterie versuchte bei Plava einen Handstreich „gegen einen unserer Höhenstützpunkte; sie wurde durch ungesäumt zugreifenden Gegenstoß geworfen. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabe von Hoefer, Feldmarschalleutnant.
1“ 8
lebhafter
Bulgarischer Bericht. Sofia, 14. Mai. (W. T. B.) Generalstabsbericht nom
13. Mai.
Mazedonische Front. In der Gegend von Bitolia schwaches Artilleriefeer. Im Cerna⸗Bogen versuchten mehrere feindliche Abteilungen, gegen unsere Stellungen auf der Höhe 1050 vorzugehen, sie wurden jedoch durch unser Feuer leicht zurückgewiesen. Sonst die übliche Artillerie⸗ tätigkeit. In der Gegend von Moglena bekundeten die Serben eine sehr lebhafte Gefechtstätigkeit. Auf Dobropolie den ganzen Tag über heftiges Artilleriefeuer. Gegen An⸗ bruch der Nacht gingen die Serben zu drei wütenden An⸗ griffen vor; sie wurden jedoch jedesmal durch unser wirk⸗ sames Feuer niedergemäht und die Ueberlebenden, denen es gelungen war, unsere Gräben zu erreichen, wurden mit dem Bajonett niedergemacht. Das tapfere Infanterie⸗Regiment Zagora Nr. 32 warf durch einen glänzenden Gegenangriff größere serbische Abteilungen endgültig zurück, denen es in den gestrigen Kämpfen gelungen war, sich in einigen unserer Gräben festzusezen. In den übrigen Abschnitten der Moglena⸗ Front schlugen wir wiederholte serbische Angriffe leicht ab. Westlich vom Vardar spielten sich den ganzen Tag über heftige Kämpfe ab. Der Gegner versuchte mehrere Male zum Angriff vorzugehen, wurde aber jedesmal durch unser Feuer zum Rückzug genötigt. Erst gegen 6 Uhr Nach⸗ mittags vermochten die Franzosen nach ziemlich heftiger Ar⸗ tillerievorbereitung einen Angriff in mehreren aufeinander⸗ folgenden Wellen gegen die Höhen von Jarebina und Bissilkowa Kitka südlich von Huma vorzutragen. Die mehrere Male wiederholten Angriffe wurden mit blutigen Verlusten für die Franzosen abgewiesen, die an der ganzen Front genötigt wurden, den Rückzug anzutreten, stellenweise in Auflösung. Bei Altschak Mahle und bei Soewo südlich von Gewgheli Artillerie⸗ tätigkeit.
sRFrmänische Front: Bei Tulcea spärliches Artillerie⸗, Gewehr⸗ und Maschinengewehrfeuer. Bei Isaccea vereinzelte Kanonenschüsse. 8
. Türkischer Bericht.
Konstantinopel, 13. Mai. (W. T. B.) Amtlicher Tagesbericht vom 12. Mai.
Irakfront: Zwei russische Abteilungen hatten den oberen Lauf der Diala überschritten, die nördlichere Ab⸗ teilung, bestehend aus 2 Kompagnien, einer Eskadron und einem Gebirgsgeschütz, wurde am 10. Mai⸗ nach kurzem Kampf über den Fluß zurückgeworfen. Die andere Ab⸗ teilung bestand aus einem Bataillon, 2 Kavallerieregimentern und einer Batterie. Der Angriff dieser gemischten Ab⸗ teilung wurde zunächst durch unsere auf dem westlichen Ufer stehenden Kräfte aufgehalten, dann wurde der Feind umfassend von Norden und Süden angegriffen und mußte mit aroßen Verlusten über die Diala zurückgehen. Es ist nachträglich fest⸗ gestellt, daß an dem Gefecht am Garanpaß östlich von Suleimanie in Persien drei feindliche Kavallerieregimenter, ein Infanteriebataillon und eine Batterie teilgenommen haben. Der Feind ließ nach diesem Gefecht 2 Offiziere und 60 Mann tot vor unseren Stellungen liegen.
Kaukasusfront: Die allgemeine Ruhe an der Front wurde nur durch erfolglose feindliche Patrouillenunternehmungen und wirkungsloses Artilleriefeuer unterbrochen.
Sinaifront: Am 11. Mai hatte eins unserer Flugzeuge (Leutnant Schleifer, Leutnant Dahm) einen längeren Luft⸗ kampf mit 2 feindlichen Fliegern zu bestehen. Das eine feind⸗ liche Flugzeug stürzte hinter den feindlichen Linien ab, das andere enkkam. An dieser Front sonst keine Kampftätigkeit.
Konstantinopel, 14. Mai. (W. T. B.) Heeresbericht vom 13. Mai.
Neuerliche Versuche der Russen, die Diala südlich von Schirman Kala zu überschreiten, wurden abgewiesen. In der Mitte der Kaukasusfront verliefen die Patrouillen⸗ gefechte zu unseren Gunsten. Gefangene wurden eingebracht und Fernsprechnerät erbeutet. Auf dem linken Flügel fanden außer dem üblichen Artillerie und Infanteriefeuer keine beson⸗ deren Ereignisse statt. An den anderen Fronten nichts Wichtiges.
4 Der Krieg zur See.
Madrid, 12. Mai. (Havasmeldung.) Nach „El Liberal“ ist der Frachtdampfer „Carmen“, von Valencia nach Cette mu Weinen, in der Nähe von Barcelona versenkt worden.
Berlin, 14. Mai. (W. T. B.) Eins unserer im Mittel⸗ meer operierenden U⸗Boote, Kommandant Oberleutnant zur See Launburg, griff am 30. April den französischen Transportdampfer „Colbert“ (5394 B.⸗N. To), mit Truppen und Kriegsmaterial von Marseille nach Saloniki unterwegs, vor dem Kanal von La Galise an und brachte ihn durch Torpedotreffer innerhalb 5 Minuten zum Sinken.
Der Chef des Admiralstabes der Marine.
15. Mai. (W. T. B.) Neue U⸗Boots⸗ erfolge im Atlantischen Ozean: 4 Dampfer und 8 Segler mit 25 500 B⸗R.⸗T. Unter den versentten Schiffen befanden sich u. a. folgende: Ein englischer Dampfer vom Aussehen „Marina“, ein großer englischer Tankdampfer, englischer Segler „Beeswing“, Ladung Kohlen, italienischer Dampfer „Bandiera Moro“ (2068 t), Ladung 2700 t Eisenerz von Spanisch Marokko nach England.
Von den übrigen versenkten Schiffen hatten u. a. 2 Kohlen, 1 Holz, 1 Salpeter, 1 Oelkuchen und 1 Stückgut geladen.
Der Chef des Admiralstabes der Marine.
Berlin, 15. Mai. (W. T. B.) In der letzten Zeit haben russische Seeflugzeuge mehrfach versucht, die Tätigkeit unserer Vorpostenfahrzeuge an der nordkurländischen Küste zu hindern. Am 13. Mai Morgens wurde daher die russische Flugstation Lebara ausgiebig mit Bomben
belegt.
Berlin,
8 Parlamentsbericht.*) 8
Der Bericht über die gestrige Sitzung des Reichstags befindet sich in der Ersten Beillage. u
*) Ohne Gewähr 8
Minister des Jaͤnern von Loebell, Kriegsminister von Slein
und der Staatssekretär des Reichsjusttzamts Dr. Lisco bei⸗ wohnten, standen zunächst Anfragen auf der Tagesordnung.
In der heutigen (109) Sitzung des Reichstags, welcher die Staatsminister, Staatssekretär des Innern Dr. Helfferich, und Staatssekretär des Reichsschatzamts Graf von Roedern, ferner der Staatssekretär des Reichspostamts Dr. Kraetke 8 41
Abg. Vogtherr (U. Sol.) fragte:
Ist dem Herin Reichskamler bekannt, daß durch die Verfügung des stellvertretenden Generalkommandos in Stettin vom 6. Mat 8 d. J. die Abhaltung von Flauenversammlungen überbaupt, als auch Magliederversammlungen, verboten wurde, und daß ferner das Oberkommando in den Marken und die Stellverteetenden General⸗ kemmandos in Maadeburg und Cassel die geplanten Frauenver⸗ sammlungen verboten haben, die zu der Ferderung der staats⸗ bürgerlichen wleichberechtigung der Frauen und der darauf bezüg⸗ lichen Arbeiren des Verfassungsausschusses des Reichstags Stellung 8 nehmen wollfen? —
Was gedenkt der Herr Reichskanzler zu tun, das Vereins⸗ und Versammlungsrecht gegen diese Beschränkungen zu schüten? Oberst v. Wrisberg: Es ist nicht zutreffend, daß das Stell⸗ vertretende Genera kommando in Stettin die Abhaltung von Frauen⸗ versammlungen überhaupt verboten hot. Es handelt sich nur um das Verbot einer Frauenversammlung, die auf Grund ein s den Burg⸗ 8 frieden störenden und verhetzenden Flugblattes einberufen war. Das
Verbot der Versommlung ist also zu Recht erfolgt.
Abg. Dr. Vogtherr (U. So)z.) fraate ergänzend:
Ist dem Herrn Reickskanzler bekannt, daß das Flugblatt die Zensur passiert har?
Präͤsident Dr. Kaempf: Das ist keine Ergänzung, sondern eine neue Anfrage (Zurufe auf der äußersten Linken: Nein!).
Abg. Rühle (Soz. wile) fraate: 8
In den von der deutschen Heeresverwaltung besetzten östlichen Gebieten, besonders in Warschau, sind ig jüngster Zeit wiederholt Verhaftungen polnischer Sozialisten erfolgt. Die Vahafteten 8 sind nach Deutschland verschickt worden und werden in einem deut⸗ 8 schen Gefangenenlager iaterntert gehalten. 8
Sind dem Herrn Reichskanzler die Vorgänge bekannt? Ist ihm weiter bekannt, daß die Verhaftungen in der polnische n Be⸗- völkerung große Beumuhigung hervorgerufen haben und Wasser auf die Muhlen der russischen Kriegstreiber liefern? Was gedenkt der Herr Reichskanzler zu tun, um den Sozalisten in den von
Deutschlaud besetzten polnischen Gebieten dieselbe Freiheit der
politischen Betättgung zu garantieren, deren sich die rassischen Ge⸗ sinnungsgenossen erfreuen?
Direktor im Reichsomt des Innern Dr. Lewold: Anläßlich von Lohnforderungen ist es im Generalgouvernement Warschau Ende März in einigen nichtigen miltfärischen Betrieben zu Streiks ge⸗ kommen, anläßlich deren 33 Personen festgenommen und nach Deutschland abgeführt worden sind. Es handelt sich um Personen, die die Streiks geführt und zu Ausschreltungen aufgefordert haben. Die Bevölkerung ist dadurch nicht beunruhigt worden. Die Be⸗ tätigung der polnischen Soztalisten wird nicht beeinträchtigt, soweit sie nicht gegen die Ordnung oder die Interessen der deutschen Kriegs⸗ macht verstäßt. 8
Abg. von Grabski (Pole) fraate: 8 88
Ist dem Herrn Reichskanzler bekannt, daß Hunderte von Per⸗ sonen aller Stände, u. g. die Rechtsanwälte Konic, Brzezinski und Nowodworski aus Warschau, der Geistlich⸗ Kochanskt aus Radun, der Ingenieur Findeisen aus Lodz, aus Polen nach Deutschland verschickt worden sind und hier, zum Teil seit Jahren, interniert geholten werden, ohne daß ihnen ein verständlicher Grund dieser Freiheitsberaubung mitgeteilt wird?
Was gedenkt der Herr Reichskanzler zu tun, um diesem Zu⸗ welcher in Polen große Erditterung hervorruft, ein Ende zu machen?
Direktor im Reichsamt des Innern Dr. Lewald: Von den an⸗ geführten Vorgängen ist dem Reichekanzler nur der Fall des Rechts⸗ anwalts Konic bekannt, der planmäß'g darauf ausging, die Maß⸗ nahmen der deut;chen Behörde zu durchkreuzen und die Maßnahmen der Behörden bei der Bevölkerung in eia falsches Licht zu rücken. Wegen der übrigen Fälle ist beim Genealgouvernement Warschau angefragt worden. In der Kürze der Z it ist aber eine Antwort noch nicht eingelaufen.
Abg. Göhre (Soz.) fragte:
Nach Beendtgung des Krieges werden große Massen von Bau⸗ stoffen frei, die gegenwärtig zur Verfügung der deutschen Heeres⸗ verwaltung stehen, und deren Wert auf mehrere Milltarden ge⸗ schätzt wird? b
Ist der Herr Reichskanzler bereit, dahin zu wirken, daß diese Baustoffe, soweit sie nicht von der Hecresverwaltung weiler be⸗ nötigt werden, den nach dem Krieze voraussichtuch stark an⸗ wachsenden Bedürfnissen des Wohnunas⸗ und Si dlungsbaues unter Ausschaltung des spekulativen Zwischenhandels zugeführt werden?
berst von Wrisberg: In den Bestimmungen ist vorgesehen,
daß alles für die Heeresverwaltung entbehrliche Gerät und Material in erster Linie der Landwirtschaft, Industrie und den sonst in Betracht kommenden Stelle’n, dazu gehört auch der Siedlungsbau, unter mög⸗ lichster Ausscheidung von Interessentengruppen und von Zischenhandel zur Verfügurg gestellt wird.
Abg. Baudert (Soz.) fragte:
Hat der Her Reichskanzser Kennte ig davon, daß Abgeordneten deutscher Landtage, die zum Heerensdienste einberufen sind, wieder⸗ holt die Ausübung ibrer parlamentarischen Tätickeit erschwert, wenn nicht gat unmöglich gemacht wird, weil ihnen seitens ihrer Truppenteile entweder gar kein oder nur ein ungenügender Urlaub bewilligt wird?
So ist jetzt wieder ein Landsturmmann, der als Abgeordneter an den Beratoͤngen des Landtoges fur Reuß ä. L. te lnal m, obwohl die Verhandluogen dieses Landtages nech nicht abgeschlossen sind, settens seines Truppeateils der Befehl zugestellt worden, sofort zu seinem Regiment zurückzukehren.
Was gedenkt der Herr Reickskanzler zu tun, um auch den Landtagsabgeordneten, die Heeresdieuste leisten, die Erfüllung ihrer parlamentartschen Pflichten zu ermöglichen?
Oberst von Wrisberg: Die Beurlaubung von Landtags⸗ abgeordneten erfolat, soweit die Abgeordneten unter Berücksichtigung der mil tärischen Lage und der dienstlichen Verhältnisse abkömmlich, sind. Die Beurteilung dieser Verhältnisse im einzelnen muß den zu⸗ stäntischen militärischen Dienstmüellen übverlassen bleiben, die, soweit mir bekannt ist, möglichst hereitwillig bier Urlaub erteiler. Ueber den betreffendea Landtogsalg ordneien hat das Kriegsministerium Er⸗ hebungen retanlaßt.
Abg. Sivkovich (f. V.) fragte:
Die Einfuhr sämtlicher Web⸗, Wirk⸗, Strick⸗ und Schuhwaren unterltegt einem lästig empfundernen Instanzenwege. Es bedarf dreier besonderer Anträge auf Einkaufsbewilligung, Einfuhrbewilligung und Tevlsenabgabe, die bel verschiedenen Behörden einzureichen sind. Sokommt es vor, daß jemand die Einkaufebewilligung erhält, währen ihm die Einfubrbewilligung oder die Devisenabgabe versagt wird.
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Ist der Herr Relchskanzler berest, für eine größere Verein-
fachung der Einfuhr von Tertilwaren Sorge zu tragen, insbesondere anmordnen, daß alle Anträge bei einer einzigen Stelle einzureichen und von ihr an die zuständigen Instanzen wetterzugeben sind? Direktor im Reichsamt des Innern Müller: Die in Betrocht kommenden Fragen wenden zurzelt gepꝛüft, damit nach Möglichket allen Ansprüchen Gerecht gkeit widerfahren kann. 1 Es folgte die erste Beratung des dritten Ergänzungs etats zum Reichshaushaltsetat für 1917 (Kredit von 1 200 000 ℳ zur Förderung von deutschen Binnen wasserstraßenbauten).