1917 / 116 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 16 May 1917 18:00:01 GMT) scan diff

Bekanntmachung. 8

Dem Kaufmann Bernhard Posnanskyv, hier, Alter Markt 3, ist der Handel mit Lebens⸗ und Futtermitteln, insbesondere mit Backpulver, Marmeladenpulver, Honigpulver, Bouillon würfeln und ähnlichen Erzeugnissen, auf Grund der Ver⸗ ordnung vom 23. September 1915, betreffend die Fernhalturg unzu⸗ verlässiger Personen vom Handel, untersagt worden. Die Kosten des Verfahrens hat der Genannte zu tragen. 8

Halle, den 11. Mai 1917.

Die Polizeiverwaltung. J. A.: Wurm.

Bekanntmachung.

Der Ehefrau des Schlachtermeisters Christian rüger in Achim ist auf Grund des § 1 der Verordnung des Bundesrats vom 23. September 1915 (RGBl. S. 603), betreffend die Fern⸗ haltung unzuverlässiger Personen vom Handel, jede weitere Aus übung des Handels mit Nahrungsmitteln für den Um⸗ fang des ganzen Reichsgebiets untersagt worden. Die Kosten der Veröffentlichung hat die Betroffene zu tragen.

Achim, den 14. Mai 1917. 8 Der Königliche Landrat. J. V.: von Bonin.

Bekanntmachung.

Den Ebelerten Joban Baptist Schulz, geboren am 9. Fe⸗ bruar 1887 in Harrhausen, und Marie geb. Reitb, geboren am 29. Mai 1891 in Hammelburo, wohnhaft in Frankfurt a. M., Allerheiligenstraße Nr. 40, wird hierdurch der Handel mit Gegen⸗ ständen des täglichen Bedarfs, insbesondere Nahrungs⸗ und Futtermitteln aller Art, ferner roben Naturerzeug⸗ nissen, Heiz⸗ und Leuchtstoffen sowie jegliche mittelbare oder unmittelbare Beteiligung an einem solchen Handel wegen Unzu⸗

verlässigkeit in bezug auf diesen Gewerbebetrieb untersagt Frnankfurt a. M., den 12. Mai 1917. Polizeipräsident. J. V.:

Bekanntmachung.

Durch Bescheid vom 18. April dieses Jahres habe ich dem Ee Johann Beyboff in Essen⸗Borbeck, Dack⸗ aße Nr. 18, den Handel mit Lebens⸗ und Futtermitteln aller Art sowie die Vermittlertäaͤtigteit hierfür untersagt.

Essen, den 11. Mai 1917. Die städtische Polizeiverwaltung. Der Oberbürgermeister. J. V.: Rath.

Bekanntmachung. Durch Bescheid vom 18. April dieses Jahres habe ich den

Lumpensammlern Robert Göllner hierselbst, Silberstraße Nr. 13, und Wilhelm Döpper, hierselbst, Töpferstraße Nr. 16, den Handel mit Lebens⸗ und Futtermitteln aller Art sowie die Ver⸗ mittlertätigkeit hlerfür untersagt.

Essen, den 11. Mai 1917.

Die städtische Polizeiverwaltung. Der Oberbürgermeister. J. V.: Rath.

1“ ₰½

8

Bekanntmachung.

Dem Metzger Moses gent. Max Herz, bier, Moltkemarkt 5, ist auf Grund der Bundesrateverordnung vom 23. September 1915, betr. Fernhaltung unzuverlässiger Personen vom Handel —- RGBl. 603 der Handel sowie das Gewerbe mit Gegenständen des täglichen Bedarfs, insbesondere Nahrungsmitteln aller Art, untersagt worden. Bochum, den 8. Mat 1917.

Die Stadtpolizeiverwaltung. Graff.

Nichtamtliches.

Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 16. Mai 1917.

Der Bundesrat versammelte sich heute zu einer Voll⸗ sitzung; vorher hielten die vereinigten Ausschüsse für Zoll⸗ und Steuerwesen und für Rechnungswesen, die vereinigten Aue⸗ schüsse für Zoll⸗ und Steuerwesen und für Handel und Verkehr, der Ausschuß für Zoll⸗ und Steuerwesen, der Ausschuß für Handel und Verkehr, die vereinigten Ausschüsse für Justizwesen und für Handel und Verkehr, der Ausschuß für Justizwesen, die vereinigten Ausschüsse für Rechnungswesen und für Handel und Verkehr sowie die vereinigten Ausschüsse für Justizwesen, für das Seewesen und für Handel und Verkehr Sitzungen.

8

Das „Reutersche Bureau“ bringt eine Mitteilung von englischer amtlicher Stelle, daß von der englischen Regierung die eingehendsten Untersuchungen angestellt worden seien, um endgültig festzustellen, ob der Luftangriff auf Zierikzee in der Nacht zum 29. April möglicherweise auf ein unglück⸗ liches Mißverständnis eines englischen Fliegers zurückzuführen sei. In dem Reuterbericht wird ausgeführt, daß die einzigen englischen Luftstreitkräfte, die möglicherweise in Betracht kommen könnten, zwei Seeflugzeuge seien, die in der frag⸗ lichen Nacht von Dünkirchen aus einen Angriff auf Zeebrügge gemacht hatten. Diese aber kämen nicht in Frage, da sie ihre Bomben richtig auf Zeebrügge abgeworfen hätten, wegen des

starken Gegenwindes nicht bis Zierikzee hätten gelangen können und keine Leuchtbomben geführt hätten, die in Zierikzee be⸗ obachtet worden seien. Weiterhin sucht Reuter nachzuweisen, daß der Angriff wahrscheinlich von deutschen Luft⸗ streitkräften ausgeführt worden sei, da die Deutschen ein eichsches Flugzeug mit Bomben genommen hätten, deutsche Luftstreitkräfte wiederholt über holländischem Gebiet Fahrten ausgeführt hätten und die Streitkräfte der deutschen Regierung nur geringe Achtung vor Leben und Eigentum der Neutralen zu beweisen pflegten. ie „Wolffs Telegraphenbureau“ hierzu von zuständiger Stelle erfährt, haben die deutscherseits angestellten Unter⸗ suchungen zu dem Ergebnis geführt, daß ein Flugzeug der Mittelmächte für den Unfall von Zierikzee nicht in Frage kommt. Es muß dem gesunden Menschenverstand der Nieder⸗ länder überlassen bleiben, sich mit der englischen Ableugnung abzufinden. Für uns genügt es, sich der Tatsache zu erinnern, daß die Bombenreste nach niederländischer Feststellung englischen Ursprungs gewesen sind und daß die Mehrzahl der nieder⸗ ländischen Urteile von Anfang an der Ansicht war, daß ein lugzeug der Verbandsmächte einen Angriff auf Zeebrügge eabsichtigt und diesen Ort mit Zierikzee verwechselt habe.

8 Großbritannien und Irland. 1u“

Der Finanzminister Bonar Law teilte gestern im Unter hause mit, daß der Premierminister Lloyd George am 21. Mai eine Erklärung über Vorschläge der Regierung zur Behandlung der irischen Frage abgeben werde. Long brachte ein Wahlreformgesetz ein, das verschiedene Vorschläge, betreffend Wahlrecht, Neueinteilung der Wahlbezirke und Stimm⸗ recht für Frauen, zusammenfaßt, über die von Vertretern aller Parteien auf einer kürzlichen Konferenz unter dem Vorsitz des Sprechers eine Einigung erzielt worden war.

Nachdem der Finanzminister Bonar Law bereits am 9. Mai im Unterhause auf die bedauerliche Gärung unter der Arbeiterschaft hingewiesen hatte, bringen die englischen Zeitungen vom 11. Mai weitere Andeutungen über eine weit⸗ gehende Unzufriedenheit. Eine gewisse Unruhe herrscht an⸗ scheinend unter den in der Herstellung von Schießbedarf geübten Arbeitern des Schlossergewerbes, Maschinenbaues und ver⸗ wandter Gewerbe, ohne daß bisher Einzelheiten die Zensur passierten. Daß die Regierung die Angelegenheit nicht ohne Besorgnis ansieht, ergibt sich aus der Thatsache, daß der dem Kriegskabinett angehörende Arbeiterführer Henderson so⸗ wie der Munitionsminister Addison om 10. Mai eine Zu⸗ sammenkunft mit Vertretern von 50 Gewerkschaften des Ma⸗ schinenbau- und Schiffbaugewerbes abhielten, wobei Hen derson auf die „äußerst gefährliche Lage“ hinwies, die durch die Arbeitseinstellung einer bedeutenden Zahl von Mecha⸗ nikern in verschiedenen Landesteilen herbeigeführt worden sei, wodurch die Lieferung gewisser wichtiger Schießbedarfs⸗ arten, die die Armee in Frankreich dringend verlange, schwer gehemmt werde. Die von der Zusammenkunft ange⸗ nommene Entschließung bekundet erneut die Uerzeugung, daß in Kriegszeiten alle Arbeiterstreitigkeiten in verfassungsmäßiger Weise erledigt werden sollten, und beklagt aufs tiefste den be⸗ stehenden willkürlichen Streik. Mit diesen Schwierigkeiten dürfte auch das allgemein abgedruckte Schreiben des Oberst⸗ kommandierenden Haig in Verbindung zu bringen sein, in dem er dem Munitionsminister die Dankbarkeit des gesamten Heeres für die treffliche Arbeit der mit der Kriegsbedarfsherstellung beschäftigten Betriebe ausdrückt

Der Nationalausschuß der War Emergency Workers hat den Arbeiter⸗ und Arbeiterinnenverbänden eine Kundgebung mit dem Ersuchen übersandt, die zuständigen Parlamentevertreter dazu anzuhalten, daß die Forderungen des brotessenden Arbeiterstandes gebührende Berück⸗ sichtigung finden. Die Kundgebung legt laut Meldung des „W. T. B“ dar, daß der Nationalausschuß seit geraumer Zeit die verantwortlichen Minister vergeblich zu Maßnahmen zur Sicherung ausreichender Lebensmittelvorräte und zu deren gleichmäßiger Verteilung aufgefordert habe. Obwohl nun⸗ mehr die Tauchbootgefahr jenen Forderungen besonderen Nachdruck verleihe, schienen die zuständigen Stellen noch immer nicht von der äußersten Dringlichkeit der Frage überzeugt zu sein. Die Gefahr liege weniger darin, daß tatsächlich eine Hungersnot eintreten könne, als darin, daß die beständig steigenden Lebensmittelpreise eine für den Arbeiterstand unerschwingliche Höhe erreichen könnten. Die Kundgebung fordert daher, daß die Regierung sämtliche eingeführten heimischen Lebensmittel mit Beschlag belege, sie, soweit sie knapp seien, nach Familien zuteile und den Brot⸗ höchstpreis für die Zeit bis sechs Monate nach Friedene⸗ schluß auf sechs Pence für ein Vierpfundbrot festsetze bei etwaigen Zuschüssen aus dem allgemeinen Kriegsaus gabenfonds.

Frankreich.

Der Ministerrat trat gestern vormittag zusammen und beschloß, einer Meldung der „Agence Havas“ zufolge, den General Pétain zum Oberbefehlshaber, den General Nivelle zum Befehlshaber einer Armeegruppe und den Gereral Foch zum Generalstabschef zu ernennen. 11A1“X“ 8

. Rußland. 8

Laut „Rußkoje Slowo“ beabsichtigt die provisorische Re⸗ gierung den Gregorianischen Kalender einzuführen. Gleichzeitig soll die ungeheure Zahl der Feiertage bedeutend vermindert werden.

Die sozialistischen Parteien sind nach einer Meldung des „Manchester Guardian“ geneigt, an der Re⸗ gierung teilzunehmen, aber sie fordern vorher die Säube⸗ rung des Kabinetts von Elementen, die über das Kriegs⸗ ziel mit der Demokratie nicht übereinstimmen. Dadurch ist das Verbleiben Miljukows als Minister des Auswärtigen auf die Tagesordnung gestellt worden. Die Demokratie hat nichts dagegen, daß Miljukow im Kabinett bleibt, will ihm aber das Unterrichtsministerium geben.

Der Rat der Offiziers⸗ und Soldatenabgeord⸗ neten in Minsk verlangt dem Berner „Bupd“ zufolge, daß die an die Front geschickten Polizisten und Gendarmen der alten Regierung in die erste Feuerlinie geschickt werden. Die Tätigkeit der früheren Polizei und Gendarmerie wird von einem aus 92 Mitgliedern bestehenden besonderen „Ausschuß unter sucht werden.

Der Arbeiterführer Tscheidse, der von seiner Reise nach Schlüsselburg wieder in Petersburg eingetroffen ist, erklärte, die Gerüchte von dem Ausbruch einer Loslösungs⸗ bewegung, die die Bildung einer selbständigen Republik mit Schlüsselburg als Hauptstadt verfolge, auf das entschiedenste für unrichtig.

Niederlande.

In einem amtlichen Bericht des Ministeriums des Aeußern wird gesagt, daß die britische Regierung in der Bombenangelegenheit von Zierikzee der niederländischen Regierung dieselbe unbefriedigenoe Erklärung gegeben hat wie in dem amtlichen Reuterbericht. Ueber die weiteren Schritte, die die niederländische Regierung in dieser Angelegenheit unternehmen wird, wird später eine neue Mitteilung folgen.

Norwegen.

Das Blatt „Socialdemokraten“ veröffentlicht einen von der Landesarbeiterorganisation, den Gewerkschaften und der sozialdemokratischen Storthingsfraktion gemeinsam gefaßten Beschluß, der eine Reihe von Forderungen aufstellt, die sich gegen die Teuerung richten, und sodann einen Protest gegen Bewilligungen für militärische Zwecke ausspricht. In dem Protest heißt es u. a, die bürgerliche Presse sei eine ständige Gefahr für die Neutralität des Landes, deshalb werde die organisierte Arbeiterschaft ihre ganze organisatorische Kraft einsetzen und alle Mittel aufbieten, um Schritte zu verhindern, die das Land in den Krieg hineinziehen könnten.

8

CESchweiz. Mit Rücksicht auf die gegenwärtigen Schwierigkeiten im Verkehr zwischen Großbritannien und den Niederlanden, die die bei der holländischen Regierung begloubigte schweizerische Ge⸗ sandtschaft vollen Aufgaben einer Meldung der

zufolge beschlossen,

behindern, hat der 2 rat „Schweizerischen Depeschenagentur“ vorläufig für die Dauer des

Krieges im Haag eine selbständige Gesandtschaft zu 3 errichten und mit ihrer Führung Dr. Paul Ritter, den der⸗

zeitigen Schweizerischen Gesandten in Washington, zu betrauen.

Zum Nachfolger Dr. Ritters in Washington wurde vom

Bundesrat der Fabrikant Hans Sulzer in Winterthur bestimmt. Amerika.

Der italienische Verkehrsminister Arlotta ist in Washington

eingetroffen und hatte mit dem Staatssekretär Lansing eine Die militärischen und maritimen Mitglieder der italienischen Abordnung sind in New York geblieben, wo sie die Ankunft des Prinzen von Udine und der anderen Mitglieder

Unterredung.

der Sonderabordnung abwarten. Nach der „Morning Post“ stößt die Finanzvorlage, die durch Abgabenerhöhung zwei Milliarden Dollar zur Deckung

der Kosten des ersten Kriegshalbjahrs, abgesehen von den .

außerordentlichen Bewilligungen für Schiffbau und dergleichen, aufbringen soll, auf eine scharfe Gegnerschaft der Presse und werde im Kongreß von den Republikanern scharf bekämpft werden. cher Seite, die sich für übersteuert halte.

Der amerikanische Senat hat den News“ zufolge die Zensurvorlage abgelehnt.

1“

8

Die französischen und englischen Heeresberichte sprechen bei den gegenwärtigen Kämpfen stets von einer Hindenburg⸗ Linie, die sie an einzelnen Stellen eingedrückt, an anderen, wie bei Fresnoy, durchbrochen haben wollen. Sie haben diesen Namen offenbar in der Absicht gewählt, bei den Völkern der Entente und bei den Neutralen den Eindruck zu erwecken, als ob diese mit dem Namen des deutschen Feldmarschalls bezeich⸗ nete Linie das mächtigste und letzte deutsche Bollwerk sei, um das sich, ähnlich wie um eine Festung, die Entscheidungskämpfe abspielen. Die Bedeutung der jetzigen Kämpfe soll dadurch betont werden, erxungene Erfolge sollen vergrößert, erlittene Niederlagen begründet werden. Demgegenüber sei festgestellt, daß es eine Hindenburg⸗Linie nicht gibt, wenn man nicht sämt⸗ liche auf Anordnung des Feldmarschalls von Hindenburg an⸗ gelegten Stellungssysteme, die sich in tiefer Zone in breiten Gürteln hintereinander erstrecken, „Hindenburg⸗Linie“ nennen will. 8

Berlin, 15. Mai Abends. (W. T. B.) Am Aisne⸗Marne⸗Kanal und in der Champagne lebhaftes Artillerieffeer. An den übrigen Fronten im Westen blieb es bei teilweiser schlechter Sicht ruhiger.

Ein Versuch, die Stärke der Besatzung und die Widerstands⸗ kraft der deutschen Front nördlich Lens durch Patrouillen fest⸗ zustellen, kostete die Engländer schwere Verluste. Die vor dem deutschen Hindernis nach Einbruch der Dunkelheit bereit gestellten Erkundungsabteilungen wurden rechtzeitig erkannt und unter schweren Einbußen an Toten und Verwundeten vertrieben. Ein Versuch, den in Roeur durch die Deutschen eng umschlossenen englischen Truppen durch Vorstöße nördlich des Dorfes Luft zu schaffen, schlug fehl. Das Auffüllen der Gräben zum Sturm südlich Gavrelle wurde deutscherseits rechtzeitig erkannt und durch ein auf die englischen Gräben niederprasselndes Vernichtungs⸗ feuer die bereitgestellten Sturmtruppen am Verlassen der Gräben gehindert. Nicht besser ging es einem Versuch, bei Monchy Raum zu gewinnen. Das schlachtartig auf die deutschen

Stellungen einsetzende Trommelfeuer bewirkte als Antwort ledig⸗

lich das deutsche Vernichtungsfeuer, das die Entwicklung des englischen Angriffs unterband. Ebensowenig Erfolg hatte ein nächtlicher englischer Vorstoß an der Straße Monchy —Pelves. Auf Bullecourt lag den Vormittag über schweres Feuer. Am Nachmittag wurde um den Besitz vorgeschobener Stellungsteile an der Südwestecke des Dorfes mit Handgranaten gekämpft. Ein nochmaliger englischer Angriff um 5 Uhr Nachmittags wurde blutig abgewiesen. Unsere nachstoßenden Truppen er⸗ rangen am Südwestteile des Dorfes Vorteile. Auch östlich des Dorfes wurde ein in Richtung Riencourt vorgetragener An⸗ griff blutig abgewiesen und der Engländer in seine Ausgangs⸗ stellung zurückgeworfen, wo sich mit unseren nachstoßenden Truppen neue Kämpfe entwickelten.

Die englischen Fortschritte an der Arrasfront zählen seit dem Anfangserfolge am Ostermontag und der deutschen Frontverlegung kaum nach Hunderten von Metern. Dabei umfassen die Geländegewinne an der hart umstrittenen Dörfer⸗ linie Acheville —-Fresnoy —Oppy —Gavrelle —-Roeux kaum die Vorstellungen des tiefgegliederten dortigen deutschen Ver⸗ teidigungssystems. Trotzdem werden die Engländer ohne Rück⸗ sicht auf die hohen Verluste den Angriff fortsetzen müssen, denn jeder Nachschub für die Kampflinie muß über die kahlen Höhen⸗ rücken von Vimy und Pointe⸗du⸗Jour, die im wirksamsten deutschen Artilleriefeuer liegen und auf deren deckungslosem Hang bei einigermaßen klarer Sicht jeder einzelne Mann er⸗ kennbar ist.

Die gegenwärtige Phase der Schlacht an der Aisne und in der Champagne steht in dem Zeichen kleiner aber wirkungs⸗ voller deutscher Gegenaktionen. Mit den Trümmern der St. Berthe⸗Ferme südwestlich Filain hatten die Franzosen wenigstens einen Punkt gewonnen, von dem sie tief im Grunde, allerdings noch kilometerweit entfernt, die Aillette vor sich sahen, welche das erste Ziel des großen Angriffs vom 16. April war. Nun hat sie ein gelungener deutscher Gegenstoß wieder geworfen. Hanseatische, oldenburgische und schleswig⸗ holsteinische Truppen stürmten die Ferme. Die sofort einsetzenden heftigen französischen Gegenangriffsversuche blieben ohne Er⸗ folg. In erbitterten Nahkämpfen wurden die Franzosen immer wieder geworfen. Die deutschen Sturmtrupps stießen dem weichenden Gegner nach und holten aus den an⸗ stoßenden französischen Gräben noch 60 Gefangene. Den deutschen Erfolg an der Höhe 108 vom 13. Mai, wo der Steinbruch in

in London in der Erfüllung ihrer bedeutungs⸗ Bundesrat

Die Gegnerschaft komme hauptsächlich von kapitalisti⸗

deutsche Hand fiel, suchten die Franzosen

6

F 8 11114A44*“ durch wütende Gegenstöße wieder auszugleichen. Jeder Ge⸗ ländeverlust an dieser Stelle ist für die Franzosen äußerst alal, da die Höhe über die Aisneniederung hinweg Ein blick in den Rücken der Ebene von Juvincourt gewährt. Nach den mißlungenen Gegenstößen am 13. setzten die Franzosen am Morgen des 14. Mai 6 Uhr 30 Minuten einen neuen Angriff an. Im eutschen Abwehrfeuer kamen die Stürmenden nicht einmal bis in die deutschen Stellungen. wurden durch Artilleriefeuer zersprengt. Daraufhin wurde den ganzen Tag über schwerstes Artillerie⸗ und Minenfeuer auf die deutschen Gräben gelegt und am Abend neue Angriffswellen vorgetrieben. Dreimal griffen die Franzosen an, und dreimal wurden sie teils durch Feuer, teils in erbittertem Nahkampfe abgewiesen. Des weiteren scheiterten französische Teilvorstöße bei Craonelle und westlich der Straße Corbeny Berry⸗au⸗Bac.

In der Champagne schwoll das Artilleriefeuer an, vor

allem in der von den Franzosen so heiß begehrten Höhenlinie Cornillet- Hochberg. Französische Angriffsabsichten, die sich durch Auffüllen der Gräben und Bewegungen hinter der Front verrieten, wurden rechtzeitig erkannt und durch Vernichtungs⸗ feuer vereitelt.

AFranzösische Patrouillenunternehmungen in der Gegend Tahure, gegen das Dorf Blanzée sowie nordöstlich Nomeny scheiterten unter empfindlichen feindlichen Verlusten.

(W. T. B.) Westlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht.

Bei ungünstigen Witterungsverhältnissen war die Gefechts⸗ tätigkeit verhältnismäßig gering. Heeresgruppe Deutscher Kronprinz. „Beiderseits von Craonne und nördlich von Prosnes hielt die gesteigerte Artillerietätigkeit ohne Unterbrechung an. Oestlich von La Neuville brach ein märkisches Bataillon auf 600 m Breite in den feindlichen Graben ein und hielt die neu gewonnene Stellung gegen mehrere mit starken Kräften geführte französische Angriffe. 175 Ge⸗ fangene sowie zahlreiche Gewehre aller Art fielen in die Hand der tapferen Truppen.

Oestlicher Kriegsschauplatz. Lage unverändert.

Mazedonische Front. 8 Das lebhafte Feuer zwischen Prespa⸗ und Dojran⸗ ee hat auch auf die Struma⸗Front übergegriffen Der Erste Generalquartiermeister. Ludendorff.

““

Oesterreichisch⸗ungarischer Bericht. 8

Wien. 15. Mai. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet Oestlicher und südöstlicher Kriegsschauplatz. Nichts zu berichten.

Italienischer Kriegsschauplatz.

Nach dreitägiger Artillerievorbereitung, bei der der Feind von Tolmein bis zum Meere hinab seine gesamten Geschützmassen und Minenwerfer wirken ließ, setzte gestern der von den Bundesgenossen Italiens immer wieder geforderte Infanterieangriffgegen unsere Isonzoarmee ein. Der Feind stürmte auf mehr als 40 km Frontbreite an zahl⸗ reichen Stellen gegen unsere Linien an. Am heftigsten wurde im Raume von Plava, auf dem Monte Santo, auf den Höhen östlich von Görz, im Gebiete des Fajti Hrib und bei Costanjevitza gerungen. An vielen Punkten des Schlacht⸗ geländes brachen die tiefgegliederten Angriffsmassen der Italiener schon unter unserem Geschütz⸗ und Maschinengewehr⸗ feuer zusammen, so auf dem Monte San Gabriele, auf dem der Feind, Rüstung, Gewehre und Helme von sich werfend, in voller Auflösung zurückflutete. Wo die Italiener vorkamen, wurden sie, von unserer durch kein Artilleriefeuer zu er⸗ schütternden Infanterie empfangen, und im Kampf von Mann

gegen Mann geworfen.

den Verteidigern siegreich behauptet zu werden.

8

Auf solche Art wechselten auf dem Fajti Hrib unsere zer⸗ schossenen Gräben fünf Mal den Besitzer, um schließlich von 1 1 An einzelnen Punkten wurde die Verfolgung des Gegners bis in seine Stellungen vorgetragen.

Unsere Truppen errangen am 14. Mai in kraft⸗ bewußter Abwehr einen vollen Erfolg; der Feind ließ über 1600 Mann und mehrere Maschinengewehre in unserer Hand. Die Schlacht dauert ohne Unterbrechung fort.

Unsere Flieger traten über dem Kampfgebiet gegen zahl⸗ reiche italienische Flugzeuge ins Gefecht. Offizierstellvertreter Arrighi blieb zum 11. Male Sieger im Luftkampf. Zwei feindliche Flieger wurden im Luftkampfe abgeschossen, zwei andere durch unser Artilleriefeuer herabgeholt. In Kärnten und Tirol geringe Gefechtstätigkeit.

Der Stellvertretende Chef des Generalstabes. 1 von Hoefer, Feldmarschalleutnant.

Wien, 15. Mai. (W. T. B.) Aus dem Kriegspresse⸗ quartier wird vom 15. Mai Abends gemeldet:

Am Isonzo wurde auch heute den ganzen Tag über erbittert weiter gekämpft. Die Schlachtfront erstreckt sich nach Norden über Canale hinaus. Die Kämpfe verlaufen

günstig.

Wien, 15. Mai. (W. T. B.) Aus dem Kriegspresse⸗

quartier wird von der gestrigen Schlacht am Isonzo

folgende Schilderung gegeben:

Wie nach den Errianissen der letzten Tage zu erwarten war, ent⸗

wickelte sich der 14. Mal zu einem Großkampftag, der dank der

8

hervorragenden Tapferkeit und todesmutigen Standhafttgkeit unserer

Truppen unseren Waffen em en glänzenren Erfolg brachte. Seit drei Tagen vom vorsichrig abtastenden Ciaschießen bis zum stärksten Trommelfeuer sich steigernd, war die Artillerte⸗- und Minenwerfer⸗ vorbereitung der Italiener im Gange, um unsere Stellungen, von

Plava angefangen bis zum Meere hinunter, sturmreif zu machen. Gestern

nittag brach tann an der ganzen Front der Infantertesturm los. Oie Italiener setzten einheitliche, tiefgegliederte Massen zu wieder⸗ holten Stürmen gegen unsere Stellungen an. Auch in der Nacht rollte unaufhörlich Welle um Welle ihres Angriffes gegen unsere Gräben heran. Aber all⸗ Angriffe, so verzweifelt sie dj en, brachen unter schwersten feindlichen Verlusten

Die Brennpunkte des Kampfes waren der Raum von

französischen Stellun 8 französischen Stellungen in der oder hrachen vor der mit Maschinengewehren und Infanterie vor unsere Stellungen legte, diese Feuerwand durchzubrechen,

Erneute Truppenansammlungen

E lava, Monte Santo und Monte San Gabriele, die Höben östlich

Görz sowie der Raum zwischen Spacapani und Kostansevica, dann

entweder erstickt vereint

jener von Hudilog. Die meisten der Angriffe wurden im Keime durch Vernichtungsfeuer unserer Artillerie Feuerwand, die unsere Artillerie zusammen. Wo es einzelnen feindli ben Kehehan gelang, durch 1 wurden sie durch ebenso nell als schneidig geführte Gegenstöße und E“ e zurückgeworfen. In der Gegend von Ajba suchte der Feind den Insonzo zu forcieren; da jedoch die Uebergangsstelle unter wirksamstem Feuer unserer Artillerie liegt, erreichten nur geringe italienische Kräfte das linke Ufer. Auch im Raume von Plava wurde mit beispielloser Erbitterung gekämpft. Alle Versuche der Italiener, sich dort festzu⸗ setzen, schlugen fehl, und bis auf ein 25 Meter breites Stuck in Zagora sind unsene Truppen, die sich in diesem Raume bewunderungs⸗ würdig schlugen, vollkommen im Besitze ihrer Stellungen. Sie be⸗ gnügten sich nicht nur damit, den Ansturm der Italiener abzu⸗ wehren, sondern stieen sogar dem zurückweichenden Feinde über die eigenen Gräben nach und erhöhten seine Verlufee. Nicht minder erbittert wurde um unsere Stellungen am Monte Santo gerungen. Dort brachen die Italiener im Laufe der Necht ein, wurden jedech sofort wieder hinausgeworfer. Beim V Morgengrauen, zw schen 5 und 6 Uhr, setzten sie zu neuem Sturm gegen diese Höhen an. Aber auch diesem Versuch machte unser Sperr⸗ feuer gleich im Keime ein jähes Ende. Auch om Mente San Gabriele wurde wahrend der ganzen Nacht erbittert gerungen. Bis Morgens wurden nicht weniger als vier Angriffe in diesem Abschnitt abgewiesen. Gegen die Höhen önlich Görz hrachen gleichfalls wiederholt sehr starke Kräfte vor, die sich gegen unsere Stellungen beiverseits der Rosentalerstraße wandten. Aber auch hier war der Preis für alle die blutigen Opfer der Italiener ganz gering. Nördlich der Straße gelang es ihnen, sich in einem ganz schmalen Frontstück zu halten, dagegen wurden sie in den Abendstunden aus Stellungen südlich dee Rosentalerstraße, in denen sich einzelne Ab⸗ teilungen fest wsetzen vermoecht hatten, durch A tillerirfeuer wieder in die F ucht gejagt. Aber immer wieder wurden die italienischen Bataillone vorgetrieben, und schon in den ersten Morgenstunden wälzten sich neue Massen gegen die Stellungen südlich der Rosen⸗ talerstraße beron. Aber auch sie zerschellten an der Zähigkeit der tapferen Verteidiger. Unsere Stellungen östlich Fajti Hrib wechselten gestern fünfmal den Besitzer. Sogar während der Nacht vrsuchten die Italiener durch die Hartnäckigkett ihrer Angriffe, uns von dort zu werfen. Wir blieben

Sieger. Alle die so heiß umstrittenen Stellun en dieses Abschnittes sind fest in unserer Hand und überdies 200segefanaehe die wir den Angreifern abnahmen. Im Raume Hudilog wurden gestern nachmittog, durch etgene Artillerie vorzüglich unterstützt, mehrere Angriffe mit Handgranaten abgewiesen. Gegen 1600 Ge⸗ fangene, darunter 15 Offiziere und mehrere Maschtnengewebre, blieben in der Hand der Verteidiger. Unsere etgenen Flugzeuge beteiligten sich sehr lebhaft und erfolgreich am Kampfe. Zum Sturm bereit gestellte italienische Truppen wurden von ihnen wirksam mit Bomben heworfen. Die Haltung und Ausdauer unserer bervor ragenden Truppen, das innige selbstlose Zusammenwinken aller Waffen ist über jedes Lob erhaben.

Bulgarischer Bericht.

18 Eigfin, 15. Mai. (W. T. B.) Generalstabsbericht vom 14. Mai.

Mazedonische Front. Am Ostufer des Prespasees versuchte eine feindliche Kompagnie vorzurücken, wurde aber durch Feuer verjagt. An der Cervena Stena schwaches Geschützfeuer und Patrouillenscharmützel. Auf Höhe 1218, nördlich der Ebene von Bitolja, spärliches Geschützfeuer. Im Cernabogen zeitweise lebhafteres Geschützfeuer. Oestlich Cerna von Zeit zu Zeit heftiges feindliches Feuer, das zweimal Trommelfeuerstärke erreichte. Der Versuch einer feindlichen

Abteilung, gegen Gradesnica vorzurücken, scheiterte in unserem wirksamen Feuer. In der Gegend von Moglena fanden den ganzen Tag und die Nacht hindurch heiße Kämpfe statt. Im allgemeinen entfalteten in dieser Gegend, nachdem in anderen Abschnitten der mazedonischen Front eine Offensive der Engländer, Franzosen, Russen und Italiener vollkommen ge⸗ scheitert war, die Serben verzweifelte, aber ebenso vergebliche An⸗ strengungen, um auch nur den geringsten Erfolg zu erreichen. Tagsüber und während der Nacht besonders heftiges Geschützfeuer, das oft in Trommelfeuer überging. Zugleich mit dieser Tätigkeit der Artillerie unternahmen die Serben auf der Moglenafront wiederholt Angriffe, wurden aber jedesmal unter schwersten Verlusten für sie zurückgeschlagen. Bei Dobro Polje und östlich davon bezahlten die Serben ihre erbitterten Angriffe mit enormen Velrlusten. Nachmittags wurden die Angriffsversuche mehrere Male wiederholt, brachen aber in unserem Feuer zusammen. Gegen 10 Uhr Nachts machten die Serben ihren heftigsten Angriff, aber auch dieser wurde unter für den Gegner blutigen Verlusten abgeschlagen. Bei Kukuruz griffen die Serben Vormittags bis 10 Uhr Abends ohne Unterlaß mit großer Erbitterung an, aber ihre Angriffe scheiterten. Westlich des Vardar spärliches Artilleriefeuer. Aus ergänzenden Berichten geht hervor, daß bei der gestrigen Vertreibung der Franzosen von der Höhe Jarebitschna im Süden von Huma die Feinde schwere Verluste er⸗ litten. Wir zählten bisher vor unseren Hindernissen 500 Leichen französischer Soldaten. Oestlich des Vardar bis zur Mündung der Struma schwache Geschütztätigkeit.

Rumänische Front: Bei Tulcea spärliches Gewehr⸗ feuer, bei Galatz Artilleriefeuer.

Türkischer Bericht.

Konstantinopel, 15. Mai. (W. T. B.) Bericht vom 14. Mai.

Sechs russische Kavallerieregimenter mit drei Batterien, welche nördlich Schirwan die Diala überschritten hatten, wichen vor unseren heranziehenden Truppen zurück und gingen, der Entscheidung ausweichend, über die Diala in südöstlicher Richtung zurück. Die Russen greifen seit dem 11. Mai unsere Stellungen an der persischen Grenze erfolglos an. Von den übrigen Fronten wurden keine wichtigen Ereignisse gemeldet.

Amtlicher

Der Krieg zur See. 8

Berlin, 15. Mai. (W. T. B.) Das Marine⸗ luftschiff „L. 22“ wird seit dem 14. Mai vermißt. Nach amtlicher englischer Meldung ist „L. 22“ am 14. Mai Vor⸗ mittags durch englische Seestreitkräfte in der Nordsee vernichtet

worden. Der Chef des Admiralstabes der Marine. Rotterdam, 15. Mai. (W. T. B.) „Maasbode“

meldet, daß die britische stählerne Bark „Beeswing“ (1462 Br.⸗Reg.⸗To.) gesunken ist.

Berlin, 15. Mai. (W. T. B.) Neue lU'1⸗Bools⸗ ersolge im Atlanlischen Ozean: Fünf Dampfer und vier Segler mit 20 000 Br.⸗R.⸗T. senkten Schiffen befanden sich u. a. folgende: Der englische Dampfer „Comedian“ (4889 Br.⸗R.⸗T.) und „Ikbal“ (5434 Br.⸗R⸗T.), beide mit Getreide und Munition beladen. Die übrigen versenkten Schiffe führten u. a. folgende Ladungen: Ein Dampfer Holz und Maschinenteile, zwei Segler Kohlen und zwei Segler Holz. Der Chef des Admiralstabes der Marine.

Parlamentsbericht.“)

Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Reichs⸗

tags befindet sich in der Ersten und Zweiten Beilage.

In der heutigen (110.) Sitzung des Reichstaas, welcher der Staatssekretär des Innern, Staatsminister Dr. Helfferich und der Staatssekretär des Auswärtigen Amts Zimmer⸗ nachdem das Haus ehrend des . 18 der heute nacht in Berlin verschieden ist, gedacht hatte, die dritte Berätung des

mann beiwohnten, wurde,

Abgeordneten Wallenborn Zentr.),

Reichshaushaltsetats für 1917 fortgesetzt mit der Be⸗

Reichskanzlers.

Abg. Schiffer (nl.) Auf die allgemeinen Ausführungen des Abg. Naumann mächte ich in dieser Stunde nicht eingehen. Nur

eins: er hat prophezeit. Ich möchte davor doch eintgermaßen warnen.

Es ist immer ein mißliches und meist undankbares Uanternehmen, besonders in polittschen Angelegenheiten, zu prophezeien. Die Talsochen, aus denen er prophezeit, können oft eben so gut nach der entgegengesetzten Richtung ein Ergebnis haben, als er annimmt. So hat der Abg. Naumann aus der Datsache des überreichen Maßes von Staatssoztalismus und Staats⸗

omnipotenz die Schlußfolgerung gezogen, daß ein gut Teil daron anch für die Zukunft unseres Volts⸗ und Staatslebens hinüͤbergreifen werde. Ja, ich glaube, man kann aus dtesen Tatsachen auch gegen⸗ teilige Schiußfolgerungen ziehen.

durchgreifend wieder zurückehren zu der Freiheit und indioiduellen Kraftleistung, worin sich das Volk vor dem Kriege betätigt hat.

Der Staatssoztal'smus und die Staatsomnipotenz, unter denen wir

leben, hot vieles Unersprießliche gezeitigt, Handel und Wandel be läst'gt. Unter dem Uebermaß von Verordnungen und Verfügungen hat das Rechtzbewußtsein des Volkes gelitten. Es ist kein ange nehmer Zustand, daß sich alles an die Staatskrippe drängt. Wir brauchen selbständige Existenzen, die unabhängig sind vom Staate. Was von unserm gegenwartigen Erleben übrigbleiben ist viellescht eine stärkene sittlice Kraft; mag der freie Wettbewerb auch zu Aaesschreitungen führen, so muß er doch mög⸗ lichst bald wieder eing führt werden. Wir möchten die Selr⸗ ständigken des eirzanen erhalten wissen, well es die Grundlage ist, auf der das neue Reich beruht. Der Abg. Geaf Westarp hat mit Recht darauf hingewiesen, daß an dem falschen Urteil, welches sich das Ausland über das Wesen des Reichs gebildet hat, nicht zum wenigsten die Presse schuld ist, die uder unsere Zustände übertriebene und einseitige Darstellungen gegeben hat. Auch wir halten es für die Pflicht eines jeden, der in der Oeoffentlich⸗ keit berufen ist, ein Ueteil über unsere inneren Zustände abzu⸗ geben, sich der Tragweite des gedruckten oder gesprochenen Wortes hewußt zu sein, und deehalb hätte ich gewünscht, daß auch der Abg. Scheidemann sich der Tragweite des von ibm vor der Oeffentlichke t gesprochenen Wortes mehr hewußt geblieben wäre, als es nach meiner Ansicht der Fall war. Ich habe begriffen, was der Abg. Scheid⸗mann sagen wollte, aber seine Worte gehen nicht beraus mit den Wenns und Abers, mit denen er sie beschränkt hat (Zuruf des Abg. Scheidemann). Ste (z. Abg. Scheidemann) sind nicht Herr über Ihre Worte. Si⸗ geben in das Inland und Ausland hinaus, und das Unheil ni mt sei en We; auch gegen Ihren Willen. Wenn ich auch gfäaube, doß Sie es nicht so gemeint haben so war doch Ihre Aeßnung üder die Revolution eine Entgleisung. Graf Westarp hat dar zuf hingewiesen, daß es doch für uns eine sehr nachte lige Bedeutung haben wüͤrde, wenn in dieser Zeit pes Hzhe⸗ vunktes des gewalltgen Völkerringens man on den Grund⸗ logen unseres Verfassun slebens nütteln wollte, wie es der Verfassungsaussckuß vorschlage. Der Verfassangsausschuß hat ober diese Fragen gar nicht aufgerollt, er fand sie mit der Neuortentierung vor. Graf Westarp hätte sich dann dagegen wenden muͤssen, vaß die Frage der Neuorientierung jetzt während des Krieges angeschnitten worden ist. Wir wollsen mit dem Ausschuß nor alle diese Fragen in ein ruhiges Fahrwasser leiten. Die Debatten darüber sollten sich nicht ins Uferlose verlieren, waren doch von allen Seiten die weitestgeben en Anträge gesteht worden. Was wäre wohl daraus geworden, wenn alle diese Dinge im Plenum bezaten worden wären. ir hielten es für besser, diese Fragen erst einmal in einem Sammelhbecken zu klären. Das heißt natürlich nicht, d.ß sie auf ein lotes Gleis geschafft werden. Graf Westarp glaubte daran erinnern zu müssen, daß der Beschluß über die Verantwortlichkeit des Kelegs⸗ minssters geade am 15. Mat, am Tage der Schlacht an der Asne, gesaßt wurde. Die Heranztebung dieses Tages war weder notwendig ob nützlick. (Sehr rehtig! links.) Mußte dieser blutige Hinte grund dabei aufgerollt werden? Graf Westarp meinte auch, wir hätten mit unserer Vergangenhe it gebrochen. Eine solche Manynung brauchte on uns nicht gerichtet zu werden. Wenn es sich um Angelegenhetten unseres Heer’s, unteres Offizurkorvs handelt, dann lassen wir uns in uaserer Dantbarkeit gegen Mannschaften und Offiziere nicht erschültenn. Das Verhältnis zwischen dem Obersten Kriegsberrn und dem Herre wollen wir ebee falls nicht antasten lassen. Die Beschlüsse des Ausschusses siehen damit aber auch nicht im Widerspruch. Es rifft auch keinesfalls zu, daß dadurch das Band zwischen dem Obersten Kri gsher’n u d dem Heere zerschnitten und dieses zu einem Parsanentsheer gemacht worden iß. Man darf nicht vergessen, daß das Milttärkabtneit früher eine ganz andere Steilung katte, als die, die man ihm jetzt zuweisen will. Die in Beuacht kommente Kabinertsordre, die nach Be⸗ kuntungen der Regierungen noch jetzt gilt, die Kabinettsorder vom Jahre 1861, läßt kjar erkennen, raß die Frage der Gegenzeichnung nicht durch Gruntsötze der Verfassung, sondern allein aus solchen der Zweckmäßtgkeit reguliert wud (hört! höt! linkes). Diese Worte sird doch klipp und klar und sagen, daß auch hierfür die Verfossung arfrechterhaten bleibt. Es ist da undegreiflich, wie man in dieser Beziehung von einem Bruche mit der Vergangenheit sprechen kann. Wie wenig es zutrifft, hier davon zu sprechen, daß das Band zwischen Offizierkerps und Oberstem Kriegsherrn durchschnisten wird, beweisen doch die Verhältnisse in Bayern und Württemberg. Es ist ebenfolls eine Ver⸗ kennung der ganzen Tarsache, bier von der Schaffung etines Parlamen teheeres zu speechen. Wir beabsichtigen nur, hier ein⸗ mal völlige Klarhest zu schaffen. Um uas nicht in allen Dingen, die von den Personalten des Offizierkorvs untrennbar sind, an den Obe’sten Krieasheirn wenden zu mössen, wollen wir den Kriegsminister aus se ner jetzigen unklaren Lage bertreien und damtt ein gutes Werk tun im Sinne der Monarchie, wie sich da auch das ganze konstitutionelle Wesen nicht gegen den König richtet. Wir wollen lediglich zu der Rechtsgrundlage zurückkehren, die lange

*) Obne Gewähr.

Unter den ver⸗

sprechung der Fragen der inneren Politik beim Etat des

(Zusti:mmung.) Man kang an⸗ nehmen, daß wir j'tzt am Staatssozialismus und an der Staatsomni. potenz für lange Zeit genug haben und daß wir möglichst schaell und 8

wird,

2h i