enatveich unterwegs war, der bewaffnete französische ampfer „Italia“ (1305 Ta.), der den Postdienst von Korfu nach Parent versah, ein bewaffneter englischer 3500 Tonnen⸗Dampfer, ein bewaffneter französischer Dampfer, Typ Biarritz (2452 Toh; und der vollbesetzte französische Transportdampfer „Medjerda“ (1918 To.) auf der Fahrt von Afrika nach Südfrankreich. Der Chef des Admiralstabes der Marine.
Berlin, 3. Juni. (W. T. B.) An der Westküste Irlands und vor dem Westausgange des Kanals sind 18 000 Br.⸗R.⸗T. versenkt worden. Von den ver⸗ nichteten Dampfern und Seglern konnten Namen und Ladungen nicht festgestellt werden, da die Fahrzeuge aus Geleitzügen herausgeschossen wurden. — Eines unserer See⸗ flugzeuge belegte am 2. Juni die russische Fliegerstation Lebara mit gut deckenden Bomben. 1“
Der Chef des Admiralstabes der Marine.
Kopenhagen, 3. Juni. (W. T. B.) Das dänische Ministerium des Aeußern teilt mit: Wie die dänische Gesandt⸗ schaft in London berichtet, ist der dänische Schoner „Freden“ im Atlantischen Ozean versenkt worden. Das Schiff, das auf der Reise von Portugal nach den Faeröer⸗ Inseln mit Salzladung war, war vorher von einem französischen Kriegsschiff und mit einer französischen Prisen⸗ besatzung versehen. Zwei Mann der Besatzung, nämlich der Kapitän und der Koch, kamen um. Der Rest der Besatzung wurde gerettet und in Stornoway eingebracht.
Kristiania, 3. Juni. Das Vizekonsulat in Lerwick tele⸗ graphierte an das Ministerium des Aeußern, daß der Schoner Kodan“ von Skien am 22. Mai von einem deutschen U⸗Boot n Brand gesetzt worden ist. Die Mannschaft ist in Lerwick gelandet. Der deutsche Dampfer „Gamma“, von Emden nach Narwick bestimmt, wurde Sonnabend Morgen 9 Uhr von drei von Norden kommenden englischen Torpedobooten vor Haar auf Jeederen angetroffen. Der Dampfer setzte sofort Kurs landwärts, von den Kriegsschiffen verfolgt. Als das Schiff mitten in den Strom bei Koaßheim gekommen war, feuerten die Engländer vier Torpedos ab, wovon einer das Achter⸗ schiff, ein anderer das Vorderschiff traf. Die Schüsse wurden in einem Abstand von zwei Kabellängen abgegeben, der Dampfer vollständig vernichtet; die Besatzung von 18 Mann ist wohlbehalten gelandet. Die Engländer ver⸗ schwanden, als das norwegische Torpedoboot „Garn“ eintraf. (Die Torpedierung durch die englischen Torpedoboote dürfte demnach sehr wahrscheinlich innerhalb der norwegischen Hoheitsgrenze geschehen sein und eine Verletzung der norwegischen Neutralität darstellen.)
Rotterdam, 3. Juni. (W. T. B.) Nach bode“ ist das norwegische Schiff „Norway“ (1447 Br auf der Fahrt von Leith nach Bergen gesunken.
dem „Maas⸗ To.)
Kunst und Wisseuschaft.
Zahlreiche auf Papyrusblättern erhaltene altägyptische Urkunden und Briefe haben uns anschauliche Bilder vom antiken Leben im Pharaonenland übermittelt und uns Einblicke in eine versunkene Kolturwelt erschlossen, die trotz der zwischen ihr und unseren Tagen liegenden Jahrtausende manche Berührungspunkte mit der modernen Kulkur aufwein. Mit Verwunderung konnten wir aus jenen alten Urkunden ersehen, daß es im alten Aegypten einen bis in alle Einzelheiten geregelten Postdienst gab, der sich von dem Postbetrieb nicht wesentlich unterschied, wie er noch vor wenigen Fahrhunderten in den modernen Kulturländern diesem Zweige des Verkehrs genügen mußte. Von gleich hohem Juteresse sind die Einblicke, die die Papyrusschriften uns in das Rechtsleben, in den Landwirtschafts. und Handels⸗ betrieb der alten Aegypter erschlossen haben; vor allem aber fesseln die zahlreichen durch sie vermittelten Aufschlüsse über die alt⸗ äagyptische Verwaltung, die, durch die Kultur der Griechen und Römer vermittelt, in manchen Punkten als letzte Grundlage noch heute bestehender Etinrichtungen gelten darkf. Der Ge⸗ heime Postrat, Professor Dr. Preisigke⸗Heidelberg, der bereits in einer bei G. B. Teubner in Leipzig erschienenen Schrift „Antites Leben nach den ägyptischen Papyri“ anschauliche Schilderungen jener alten Kulturwelt geboten hatte, verfolgt in der „Internationalen Monatsschrift für Wißfenschaft, Konst und Technik“ eine gegenwärtig besonders interessante Kulturparallele, indem er daran erinnert, daß in Aegypten bereits vor 2000 Jahren eine Reichsgetreidestelle und ein Nahrungsmtrtelamt bestand. Ec führt hicrüber u. a. folgendes aus:
Die einheitliche Regelung unserer Getreideproduktion und der Getreide⸗ wie der Nahrungsmittelverteilung lenkt die Blicke zurück auf ähnliche Organisationen in früheren Zeiten. Ein jeder wird sich der hekannten Maßnahmen erinnern, zu denen Joseph im Aegypterland den Pharao auf Grund der Deutung seines Traumes be⸗ flimmte. Tatsächlich ist Aegypten nicht nur in diesem Punkte, sondern auch sonst das Musterlens füͤr die Organisatton der Staatsverwaltung des ganzen Abendlandes. Unsere heutige Kulkur weist hier viele Beziehungen auf, deren Wurzeln sich bis nach A⸗gypten hin verfol gen lassen. Organisation der Behörden, In ⸗mandergreifen der Verwaltungszweige, Akten⸗ und Schriftwesen, Ftr anz⸗- und Steuerwesen, das siad die Gebiete, auf denen die Griechen von den Aegyptern lernen konnten, auf denen guch später die Römer, nachdem Aegyoten römisch geworden war (30 v. Chr.), weiter von Aegvpten gelernt haben. Da wir heute unter dem Einflasse der römischen und anschließend der byzanti⸗ nischen Welt stehen, so kommt es, daß viele Einzelheiten unseres heutigen Verwaltungswesens in ihren Wurzeln bis auf Aegppten zurück⸗ gehen. Has ist kein Zufall. Die sir ffe Zentralisatton der Verwaltung war ia Aegypten nicht nur das Ergehnts des poliltschen Werdeganges, sondern auch ein Gebot der nmürl'chen Beschaffenheit des Landes. Aegvypten ist eine langgestreckte Wasserrinne mit schmalen Rändern Fruchtlandes, dorüber binaus dehnt sich rechts und links die Wüste aus. Die jährlich zur besiimmten Zeit eintretende und von Süd nach Nord fortschreitende Ueberschxemmung läßt sich nur dann für das Lund genügend nutzbar machen, wenn überall im ganzen Lande Kanäle und Schleusen rechtzeitig und richtig bedient werden. Dazu bedarf es einer einheitlichen Leitung. Da von der Ueberflutung wiederum Saat und Ernte abhängen, und da für den Korntransport zur Ausfuhr nur der Nil in Fra e kam, so jeuchtet es ein, wie not⸗ wendig eme einheitliche Ve waltung des ganzen Landes war.... Die Hauptquelle des ägyptischen Reichtums war der Getreide⸗ bau, und die von den Bauern gezahlten Abgaben bildeten daber die Hauptmenge aller Steuern. Der Bauer war sich seines Wertes wohl bewußt, und er wußlte auch, wie sehr die Regierung hemüht war, Stockungen des Ackervaues fernzuh lien; darum lesen wir häufig in den Papyri, wenn ein Bauer sich bei der Behörde über dies und das b. schwert, als Schlußsatz der Klagschrift, „damit mir mein Recht zuteil werde, und damit sch nicht behindert werde, meine Abgaben aus dem Landwattschaftsbetrtebe vünktlich und richtig abzuliefern“. Nur beyand die Steuer des Bauan nicht in hbarem Gelde. Um Bargeld zu erhalte“, hätte der Bauer fein Getreide erst verkaufen müssen; der Staut andererseitg war in vor⸗ und nachchriftlicher Zeit Großkaufmonn in Getre de, er führte ꝛiesige ülengen von Getreide siber Alexandrien nach fremden Ländern (us; da war es das Etnfachste, wern er das Getteid, dag er drauch e,
8 : —
C Land⸗ und Forstwirtschaft.
1— 7
von seinen Bauern als Steuer sich zahlen ließ. Deshalb geschah es, daß siin Bauer seine Abgaben vom Boden nicht Fscas c ondern in Korn zahlte. In jedem Dorfe befand sich ein gende, ge Kornspeicher, von einem Sppeicherdirektor mit zahl⸗ reicher Beamtenschaft verwaltet; dorthin wurde die gesamte Kornernte eschafft, hier wurden die Kornmengen ohne räumliche Trennung der
inzelbestände in die Speicherräume verstaut und nur in den Lager⸗ büchern getrennt nach den Eigentümern aufgeführt. Jetzt wurden die Abgaben jedes Bauern von seinem Bestande buchmäßig abgeschrieben, der Rest verblieb den Bauern als Guthaben, über das sie frei verfügen konnten. Unter diesen Umständen war es sogar möglich, Zahlungen der Bauern unter sich in Korn statt in Geld zu leisten, und zwar auch Zahlungen an einen Empfänger in einem anderen Dorfe und in einem anderen Gaue: der Bauer des Dorfes A. gab an den Staatsspeicher seines Dorfes Auftrag, an einen Bauern des Dorfes B. soundsoviel Scheffel Wetizen zu zahlen, der Staatsspeicher in A. schrieb diese Merge von dem Guthaben des Auftraggebers ab, sandte ein
Empfängers dieselde Menge gutgeschrieben. Die verschiedenen Staats⸗ speicher des Landez zechneten dann miteinader ab. Das war also dasselbe Verfahren, das wic heute als Giroverfahren bezeichnen. Dabei darf man nicht etwa glauben, daß diese Naturalzahlungen, wie bei Völkern niederer Kulturstufe, ein Zeichen unentwickelten Geld⸗ verkehrs seien, denn der ägvptische Geldgiroverkehr stand in gleich hoher Blüte. Die Lersorgung der Städte mit Nahrungsmitteln regelte sich bei uns bisher ohne besonderes Zutun der Behörden durch Angebot und Nachfrage von selbst; erst der jetzige Weltkrieg bat ein Eingreifen der Bebörden nötig gemacht. In Alexandrien bestand schon in ptolemäischer Zeit ein besonderes Nahrungs⸗ mittelamt, das für rechtzeitige und ausreichende Herbeischaffung der Lebensmirtel für die Bewohner der Weltstadt zu sorgen hatte. In römischer Zeit (nach Ausweis der Papyri seit dem 2. Jahrh. n. Chr.) besaß jede Gauhauptstadt ein Nahrungsmittelamt mit der leichen Veipflichtung für den Bereich der Gauhauptstadt. An der Spitze dieses Amts stand in Oryrhvnchos ein Kollegtum von zwölf Beamten mit dem Titel οννοꝙ νae (Eutheniarchai), von denen je sechs in jedem Monate abwechselnd die Leitung in Händen hatten. Ihr Arbeitsfeld muß also nicht gering gewesen sein. Sie überwachten und regelten den Auftrieb von Schlachtvieh und die Zufuhr von Gerreide, sie überwachten das Mahlen des Getreides und das Brolbacken sowie das Beschicken der Märkte mit Eiern, Früchten u. dgI. Das Nabrungsmittelamt war eine städtische Behörde, doch unterstand sie der Aufsicht des Gaustrategen, also der Staatsbehörde. Der Gaustratege ist es auch, der z. B. Verträge mit den Schweine⸗ züchtern abschließt, um den städtischen Markt mit Schweinefleisch aus⸗ reichend zu versorgen. In der Berliner Urkunde 92 (187 n. Chr.) verpflichtet sich ein Schwelnezüchter eidlich, seine Verpflichtung ge⸗ wissenhaft zu erfüllen: „Ich erkläre hiermit, indem ich schwöre bei dem Gerius unseres Kaisers und Herrn Markus Aurelius Kommodus Antoninun, daß ich 165 Schweine habe, die ich füttern will zum Auftriebe auf die Märkte von Psenbellichis, und ich werde sie liefern, sobald du es verlangst.“ Später gehen die Geschäfte des Strategen auf den Logisten über, daher empf not nun dieser solche Ercklärungen, z. B. im Oxyrhynchos⸗Papyrus 83 vom Jahre 327 n. Chr.: „An Flavius Thennyras, Logist des oxyrhynchitischen Gauts. Absender Aurelius Nilos, Sohn des Didymoz, aus Oxv⸗ rhvnchos, Eierhändler von Beruf. Ich erkläre hiermit, indem ich schwöre den Kasserlichen beiligen End bei unseren Herren, dem Kaiser und den Zäsaren (als Mitregenten), doß ich den Verkauf von Eiern auf dem Markte öffentlich vornehmen will, zum Besten der genannten Stadt, und zwar Tag für Tag ohne Unterbrechung, und nicht foll es mir hinfort gestattet sein, unter der Hand oder in meinem Hause zu verkaufen.“
„Ueber das gewerbliche spricht der Gebeime Regierungs at Dr.⸗Ing. Hermann Muthesius im Verein für deutsches Kunstgewerbe am Mettwoch, dem 6. Junf, Abends 8 Uhr, im Hörsaale des Königlichen Kunstgerbemuseums, Prinz⸗Albrecht⸗Straße 7a. — Gäste sind willkommen.
“ Washington, 1. Juns. (W. T. B.) Das Landwirt⸗ schaftliche Bureau vperöffentlichte heute den ersten diesjährigen Monatsbericht über Baumwolle, nach welchem der allge meine Durchschnittsstand Ende Mai 69,5 % petrug gegen 77,5 % im Vor⸗ jahr, 80 % im Jahre 1915, 74,1 % in 1914 und 79,1 % in 1913.
Nr. 45 des Zentralblattes der Bauverwaltun g, herous⸗ gegeben im Ministertum der öffentlichen Arbeiten, vom 2. Junt 1917 hat folgenden Inhalt: Amtliches: Dienstnachrichten. — Nichtamt⸗ liches: Der Ausbau der evangelischen Lehrerbildungsanstalt in Eß⸗ lingen am Neckar. (Schluß.) — Eintige Erfahrungen im Lehnenbau an der Südrampe der Lötschbergbabn. — Vermischtes: Dritte Er⸗ gänzung zum Reichshaushalt für 1917. — Moderner Baustoffunter⸗ richt im Lehrplan der Baugewerkschule. Denkschrift über das Generalgouvernement Belgien. — Beschädigung von Bauwerken durch Grundwasser und Sickerwasser. — Elsenbahnmast.
Theater und Musik.
Thaliatheater.
„Sonnwendzauber:, ein Singspiel aus alter Zeit von Rudolf Kaiser, nennt sich die sommerliche Neuheit des Thalia⸗ theaters, die bei der Erstaufführung am Sonnabend einem anspruchs⸗ losen Publikum, nach dem Beifall zu schließen, gut gefiel. Den Inhalt bildet die recht verbrauchte Geschichte elner Fürsten⸗ verlobung, bei der die für einander vorbestimmten jungen Menschen sich unter falschem Namen und in unwahrscheinlicher Ver⸗ tleibung kennen und lieben lerner. Das geschieht in einem kleiven süddeutschen Gebir sdorf bei der Sonnwendfeier, die Gelegenheit gibt, arte Volksbräuche auf die Bühne zu bringen. Harmlos und kunstlos wie diese von Rudolf Kaiser ersonnene Handlung ist die ebenfalls von ihm berrührende Musik. Um die Darstellung machten sich haupt⸗ sächlich Heinz Sarnom ass junger Fürst, Jenny Normaan als dessen raut und Theo Siegmund als drolliger Gemeinde⸗ diener verdient. Ein älteres, komisches Paar wurde von Berthold Büche und Frau Grimm⸗Emödshofer in kaum erträglicher Ueber⸗ treibung gespielr, doch geschab das offenbar im Sinne des Verfassers, der als künstlerisch für die am Dirigentenpult seines Amtes waltete.
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Im Königlichen Opernhause wird morgen, „Mona Läisa“ mit den Damen von Granfelt, Alfermann, Marberr und Birtenström und den Herren Knüpfer, Unkel, Bischoff, Henke,
unck, Hhi und Krasa in den Hauptrollen auigeführt. Dirigent ist der Kapellmeister von Strauß.
Im Königlichen Schauspielhause geht morgen Ibsens „Peer Gynt“ mit Herrn Müuhlhofer in der Titelrolle und mit der Begleitmusik von Edward Gri⸗g in Szene. Spielleiter ist Dr. Bruck, eh 15 Kapellmeister Schmalstich. Die Vorstellung beginnt um u.“
Mannigfaltiges. Am 1. Juni fand hier, wie „W. T. B.“ berichtet, unter dem
Vorsitz des Vorsitzenden des Vorstands der Reichsdeutschen Waffenbrüderlichen Vereinlgung, Ministerialdirektorg a. D.
Just, als Vertreters des Oberbürgermeifters Wermutd, die erst⸗ Sizung des Hauprausschusses der Vereinigung
1.“
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statt
Schreiben an den Staatsspeicher in B., und dort wurde im Konto des
Gesamtauffuhrung verantwortlicher Leiter
Dienstag,
Der Ministerialdirektor Just erstattete zunächst den ahresbericht über die Geschäftsführung. Anknüpfend daran fand eine Besprechung statt, als deren Ergebnis einige wertvolle An⸗ regungen und Vorschläge aus dem Kreise der Teilnehmer entgegen⸗ genommen wurden. Alsdann wurden einige bekannte Persönlichkeiten als Mitglieder des Hauptausschusses hinzugewählt, unter anderen der Oberbürgermeister von München, Dr. Ritter von Borscht, der bayerische Staatsminister a. D. von Frauendorfer, der Reichstags⸗ abgeordnete Dr. Müller⸗Meiningen, der Regierungsdirektor von Hieber⸗ Stuttgart, der Generalstabsarzt der Armee Dr. von Schjerning, 3. Zt. im Felde, und der Stadtdirektor Tramm⸗Hannover. Des kürzlich verstorbenen Mitglieds Dr. Rudolf Moenckeberg⸗Hamburg wurde durch Erheben von den Sitzen gedacht. Den Schluß der Tages⸗ ordnung bildeten Besprechungen über die Art und Form der Werbun
neuer Mitglieder für die Reichsdeutsche Waffenbrüderliche Vereinigung.
Drsterreichische Austauschgefangene, die kürzlich aus
Frankreich zurückkamen, führten, wie „ B.“ meldet, bittere Klagen über die ungenügende Nabrung und die geradezu fürchter⸗ lichen hygienischen Einrichtungen der französischen Gefangenen⸗ lager. Durch gewissenlose Lagerkommandanten werden allerhand Schiebungen vorgenommen, wodurch diese sich auf Kosten der Ge⸗ fangenen bereichern. Die Berichterstatter sahen 32 Oesterreicher und 6 Bulgaren, die in offenbarer Verletzung des Völkerrechts ge⸗ zwungen werden sollten, in einer Munitionsfabrik zu arbeiten. Alz sie sich weigerten, wurden sie 60 Tage in Dunkelzellen bei Wasser und Brot eingesperrt und glichen nach ihrer Entlassung wandelnden Skeletten. Trotzdem wurden sie nach nur eintägiger Ruhe in dat Strafdepot Braye verbracht.
Glogau, 3. Junkl. (W. T. B.) Nachdem gestern durch den Ober⸗ landesbauinspektor Baurat Ansorge aus Breslau im Beisein von Be⸗ tretern der Peoovinzialbehörden, der Königlichen Eisenbahndirektion Pof und der Spitzen der Kreis⸗ und städtischen Behörden die landes. polizeiliche und technische Abnahme der neuen Oderbrü⸗ cke, welche den Namen Hinden burg⸗Brücke erhalten hat, erfolgt war, fand heute mittag in feierlicher Weise die Einweihung der Brücke und deren Verkehrseröffnung statt. Der Ober⸗ bürgermeister Soether hielt die Weiherede. Er verlas ein Schreiben des Generalfeldmarschalls von Hindenbaurg, in dem dieser seiner Freude Ausdruck gibt, daß die neue Brücke seinen Namen führen soll. Mit einem Hoch auf Seine Majestät den Kaiser und König, mit einem Hoch auf den Generalfeldmarschall von Hindenburg und einem solchen auf das deutsche Vaterland schloß die Rede. Die Feier endete mit einem gemeinsamen Gang über die geschmückte Brücke. — Die 138 m lange Brücke ist von der Firma Beuchelt u. Co. in Grünberg i. Schl. erbaut. Zu den 700 000 ℳ betragenden Baukosten haben das Ministerium der öͤffentlichen Arbeiten 100 000 ℳ, das Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten 120 000 ℳ, die Provinz Schlesien 127 000 ℳ und die Stadt Glogau 353 000 ℳ beigetragen.
London, 2. Juni. (W. T. B.) Englische Zeitungen vom 29. Mai berichten über die wachsende Entrüstung der niederen Klassen über die beständige Zunahme der Nahrungsmittel⸗ preise. Eine große Arbeiterversammlung am 28. Mai tadelte die Regierung heftigst, daß infolge der Untätigkeit des Nahrungs⸗ mittelstontrolleurs das Publikum von gewissenlosen Profitmachern planmäßta ausgeplündert werde. „Times“ bemerkt, daß von der Preis⸗ steigerung namentlich Fleisch, Speck, Margarine, Fischkonserven, Milch und Brot betroffen werden. Bezüglich des Fleisches sei angesichts d bedeutenden Vorräte die Verteuerung gänzlich unberechtigt. 1“
2
1“ Maitland, 3. Junj. (W. T. B.) Zu den Ueberschwe mungen in Oberitalien, die Malländer Blälttern zufolge allein in Mailand gegen 10 Millionen Lire Schaden verursachten, gibt „Corriere della Fera⸗ bekannt, daß die Etsenbahnlinie Savona — Turin infolge großer Erdrutsche in den letzten Tagen vollkommen unter⸗ brochen war. Die Linie San Giuseppe —Alessandria und andere sind heute noch nicht wieder fahrbar. „Secolo“ zufolge haben die Ueber⸗ schwemmungen des Po in der Uamgegend von Lodi zablreiche Ge⸗ meinden bis acht Meter unter Wasser gesetzt. Wie „Secolo“ mit⸗ teilt, haben die letzten Unwetter vor allem die Obsternte auf weite Strecken vernichtet. W1“
Rotterdam, 6. (W. T. B.) Das „Niederländisch⸗ Indische Pressebureau“ meldet aus Batavia über Hongkong: Nord⸗ und Mittelchina werden von Hungersnot dedroht⸗ Die Reis⸗ ernte hat durch die entsetzliche Trockenheit der letzten Monate ernstlich gelitten. Die Bevölkerung beginnt in großen Scharen auszuwandern.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.
Theater.
Königliche Schauspiele. Dienstag: Opernhaus. 149. Abonne⸗ mentsvorstelling. Mona Lisa. Oper in zwei Akten von Max Schillings. Dichtung von Beatrice Dovsky. Mustkalische Leitung: Herr Kapellmeister von Strauß. Regie: Herr Regisseur Hertzer. Chöre: Herr Professor Rüdel. Anfang 7 ½ Uhr.
Schauspielhaus. 151. Abonnementsvor tellung. Peer Gynt von Henrik Ibsen. (In zehn Bildern.) In freier Uebertragung für die deutsche Bühne gestaltet von Dietrich Eckart. Musik von Edward Grieg. Musikalische Leitung: Herr Schmalstich. In Szene gesetzt von Herrn Regisseur Dr. Bruck. Anfang 6 ½ Uhr.
Mittwoch: Opernhaus. 150. Abonnementsvorstellung. Carmen. Oper in vier Akten von Georges Bizet. Text von Henry Meilhac und Ludovic Halévy nach einer Novelle des Prosper Merimée. Anfang 7 Uhr.
Schauspielhaus. 152. Abonnementsvorstellung. Könige. Ein Schauspiel in drei Aufzügen von Hans Müller. In Szene gesetzt von Herrn Regisseur Dr. Bruck. Anfang 7 ½ Uhr.
Familiennachrichten.
Geboren: Ein Sohn: Hrn. wege (Cassel). Eine Tochter: Hrn. Heinrich Frhrn. von Seckendorff (Klützow, P
Gestorben: Hr. Pfarrer Ernst leutnant Ella von Bitter,
es Regierungsassessor omm.) Nauck (Berlin). —
geb. von Massow (Wiesbaden).
8 Verantwortlicher Redakteur: J. V.: Weber in Berlin. erantwortlich für den Anzeigenteil: Der Vorsteher der Expedition, Uerheite e M engering in Berlin. 8 Verlag der Expedition (Men gerino) in Berlin. Druck der Berlin, Wilhelmstraße 32. 1
Sechs Beilagen .““ somwie die 1482. und 1483. Nudgabe der Deutschen Verlnaltgen 8
Fr. General⸗
8
Regierungsrat Hertingk von Esch⸗
Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagsanstalt,
Erste Beilag *
eiger und Königlich Preußischen Staatsanzeiget.
19127.
Berlin, Montag, den 4. Juni
er Krise in Zusammenhang stehenden Fragen gewonnen hat.
es Bots
kührung der Botschaftsgeschäfte beauftragt.
aer Entwurf sieht nach der
or zur Ausarbeitung des genannten Gesetzes eingesetzt ist.
glärte er unter
orden s
—
mnnermermn
(Fortsetzung aus dem Hauptblatt.)
Oesterreich⸗Ungarn.
Der Kaiser hat auf einer am 1. Juni angetretenen Reise an die Isonzofront in Laibach dem Generalobersten von Boroevic, dem Kommandeur der Isonzoarmee, voll Dank⸗ varkeit und Anerkennung für die denkwürdigen Leistungen dieser Armee das Kommandeurkreuz des Militär⸗Maria⸗Theresia⸗ Ordens überreicht und ihm zugleich folgendes Befehls⸗ chreiben übergeben:
An meine Isonzoarmee!
In schwerstem tagelangem Ringen habt mit besonders mäͤchtigen Kräften durchgeführte Angriffe des Feindes abgeschlagen und ihm abermals gezeigt, welcher Peldenmut in euter Brust lebt. Es drängt mich, zu euch zu eilen, um euch in eurer Mitte aus Herzensgrunde zu danken für eure Tapferkeit, Ausdauer und Hin⸗ gebung. Aus allen Teilen des geltedten Vaterlandes stammen’, habt shr, mti vereinter Kraft treu zusammenstehend, Bewunt erungs⸗ wertes geleistet und euch heißen Dank der Heimat verdient. Nicht jevem einzelnen von euch kann sch Ruge in Auge meinen Dank sagen. Das Kommandeurkreut des Melirär⸗Marta⸗Theresienordens aber, das ich heute eurem bochbewährten Führer Generalobersten von Boroevic auf die Brust befte, versinnbildliche nicht nur dem Armei⸗ kommandanten metine höchste Anerkennung, es zeige auch euch meinen Dank und Anerkeanung. Möge der Allmächrige euch auch fernerhin würdig finden seines gnädigen Schutz’s und Schirmes, er gewähre uns den endgültigen vollen Erfolg.
— Die „Wiener Zeitung“ veröffentlicht ein Handschreiben des Kaisers, durch das der Ministerpräsident Graf Clam⸗ Martinic von der Leitung des Ackerbauministeriums enthoben und der Sektionschef Ritter von Seidler mit der Leitung dieses Ministeriums betraut wird; ferner ein Handschreiben an den Minister für Galizien, Bobrzynski, durch das ihm die rbetene Enthebung vom Amte gewährt und für seine unter chwierigen Verhältnissen mit patriotischer Hingebung entfaltete vorzügliche Tätigkeit unter Vorbehalt seiner Wiederverwendung m Dienste der Kaiserliche Dank und die vollste Anerkennung usgesprochen wird sowie die Brillanten zum Großkreuz des eopoldordens verliehen werden.
Ferner veröffentlicht die aiserliche Handschreiben Graf Clam⸗Martinic:
Von dem Wunsche gelestet, den Einbußen an Volkskraft, die er laage wäbrende Krieg im Gefolge hat, nach Möv lichkeit zu be⸗ eanen und eine Zusammenfassung der von Staat, Selbstverwaltung und Gesellschaft in dieser Richtung enttalteten Tätigkeit zu sichern, abe ich mich entschlossen, ein Ministertum für Volksgesund⸗ ett und soziale Fürsorge zu schaffen. In den Wirkungskreis seses Mintsteriums werden außer den durch den Krieg nmittelbar hervorgerufenen Aufgoben der Bekömpfung der
’gsseuchen und der sezlalen Fürsorge für di⸗ Kriegsbeschädigten und
hinteiblicbenen der Gefalle en auch jene großen, in untrennbar⸗m Lusammenhange siehenden Angelegenheiten sallen, welche sich auf die olksgesundheit, die über die Vormundschaftepflege hinausgehende zugendfürsorge, das Wohnungewesen und die Soztalversicherung be⸗ ehen. Ich beauftrag⸗ Sie, die erforderlichen Einleitungen zu treffen, m den notwendigen Gefetzentwurf vorzubereiten, und gewärtige die cflattung Ihrer Vorschlage.
Wie das „K. K. Telegraphen⸗Korrespondenz⸗Bureau“ er⸗ hrt, wurde mit den Vorbereitungsarbeiten für die neue gentralstelle der Minister Dr. Bae rnreither betraut.
— Die „Budapester Korrespondenz“ erfährt von zuständiger telle, daß der gemeinsame Finanzminister Baron Burian —eAuftrage des Kaisers in Budapest eingetroffen ist, um dort e, gewissen Beziehungen jenes Bild zu ergänzen, das der onarch im Verlaufe seiner mit ungarischen Politikern ge⸗ ogenen Besprechungen unterrichtenden Inhalts über die mit
ihr langvorberettete,
„Wiener Zeitung“ folgendes an den Ministerpräsidenten
ine Entscheidung ist bisher nach keiner Richtung erfolgt. Die ufgabe Baron Burians beschränkt sich darauf, einen zusammen⸗ enden Ueberblick über die Lage zu gewinnen.
Großbritannien und Irland.
Nach einer Meldung des „Handelsblad“ aus London soll e irische Konferenz aus 101 Mitgliedern bestehen, von nen die Krone 15 ernennt. X“
Rußland. 6 Die provisorische Regierung hat das Entlassungsgesuch 8 chafters in Paris, Iswolski, angenommen und i Botschaftsrat Sewastopulo ails Geschäftsträger mit der
— Der Rechtsausschuß bei der provisorischen Re⸗ eerung hat einen Wahlrechtsgesetzentwurf r die verfassunggebende Versammlung ausgearbeitet. „Petersburger Telegraphen⸗ allgemeines, direktes, geheimes und gleiches fahlrecht ohne Unterschied des Geschlechts und auf zaund des Proportionalsystems vor. Jeder russische ürger, der ein Alter von 20 Jahren erreicht hat, genießt ao Recht, an den Wahlen teilzunehmen. Der Gesetzentwurf nd zur Beratung einem Sonderausschuß überwiesen werden,
entur“
lder Der Handelsminister Konowalom ist, wie Reuter det, infolge von Meinungsverschiedenheiten mit dem Arbeits⸗ nister Skobelew über die wirtschaftlichen und finanziellen ihnahmen, die die gegenwärtige Krise erfordert, zurück⸗ Der britische Minister Henderson ist in St. Peters⸗
rg angekommen. Der Kriegsminister Kerenski ist in Kiew eingetroffen, der mit besonderer Feierlichkeit empfangen wurde. In einer de über verschiedene, die Oeffentlichkeit interessierende Fragen 5 anderem, wie die „Petersburger Telegraphen⸗ be ur berichtet, daß er während seiner Reise an der Front feststellen können, daß die Verbrüderung keinen so gemei nen Umfang angenommen habe, wie dies behauptet ei, ferner, daß die konstituierende Versammlung
da es unmöglich sei, die Bevölkerung für die Wahlen von den Feldarbeiten zu reißen.
An den Ministerpräsidenten Fürsten Lwow richtete der Kriegsminister folgendes Telegramm:
Ich zeile der provisori chen Regterung mit, daß ich noch Kenntnls⸗
nahme der Lage an der Südwestf ort zu tatsächlichen Schlüssen ac⸗ langt bin, über die ich noch meiner Rückkehr berichten werde. Die Lage in Sebastopol ist sehr günstig. Auch ist der dort entstand. ne Zwischenfall glücklich beigelegt worden. In der Sitzung des Rates der Arbeiter⸗ und Soldatenabgeordneten am 27. Mai berichtete der Ver⸗ kehrsminister Tseretelli über die Besprechungen mit den Botschaftern der Verbündeten und sagte der „Times“ zufolge:
Die Bolschafter hätten die Frage, wie sich ihre Regierungen zu der neuen Polttik der provisorischen Regterung stellten, besriedigend beant vortei. Auf die Frage, ob eine Nachpeüfung der bestebenden Verträge angängtg sei, bärten sie erwidert, das hänge von der öffent⸗
Schiffe verfügt.
schwader in Rio de Janeiro stätige, daß die brasilianische Vereinigten Staaten zur Errichtung von mehreren Flottenstützpunkten an der brasilianischen Küste zu ermächtigen.
Die Denkschriften sollen in Washinaton geprüft werden, wäh⸗ rend die italienische Mission die Südstaaten bereist.
— Der amerikanische Senat hat das Lebens⸗ mittelgesetz angeommen, das zur Untersuchung und Regelung des Ernährungswesens elf Millionen Dollar auswirft.
— Der Präsident der Republik Brasilien Braz hat, wie Reuter meldet, einen Erlaß unterzeichnet, der die Verwen⸗ dung der in brasilianischen Häfen liegenden deutschen 3
daß ein amerikanisches Ge⸗ eintreffen werde und es sich be⸗ Regierung entschlossen sei, die
Lyoner Blätter erfahren,
lichen Meinung in den verbündeten Ländern ac. Die Frage, ob die Regierungen der Verbüundeten dagegen Bedenken härten, daß die Scozialisten der Minderheiten ihrer Länder mit den russischen Sozia⸗ listen in Fühlung t äten, wurde ausweicherd beantwortet. Tserelebi erklärt,, daß die russischen Sozialtsten beieits Bedeutendes in der Beemflussung der Verbündeten geltistet und erhebliche Erfolge in der auswärtigen Politik erzielt hätten.
Auf dem St. Petersburger Kongreß der Abge⸗ ordneten von der Front sprach der Beirat des Ministers des Auswärtigen, Oberstleutnant Jakubovitsj, über die Desertionen von der Front und erklärte, die Zahl der Fahnenflüchtigen umfasse jetzt Millionen. Die Regierung müsse daher von den Soldaten selbst und den Bauern daheim im Kampfe gegen diese gefährliche Erscheinung unterstützt werden. Auch die Trunksucht im Heere nehme immer schreck⸗ lichere Formen an.
— Der Kongreß der
Bauernabgeordneten hat einen Vollziehungsausschuß gewählt, der ausschließlich aus
Blätter aus Paris ist seit dem 1. d. im Abnehmen begriffen. rungen durch etzen können. In logne⸗sur⸗Seine wurde die aufgenommen. willi zung der Forderungen die ist in Rouen in einigen Fabriken und Konfektiousgeschäften ein Aus⸗ stand aukg⸗brochen.
hat, wie „W. T. MB.“ seine sämtlichen 5300 Mitgfteder die Kündigung ihrer Stellungen mit einer Frist von dret Monaten unler daß die Einstellung reuer Arbeitskräfte verhindert werden würde.
Statistik und Volkswirtschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
Nach einer von „W. T. B.“ übermittelten Meldung Lyoner M. die Ausstandsbewegung Mehre’e Körperschaften haben thre Forde⸗ Ilsv⸗les⸗Moulinaux und Bou⸗
Arbeit in eisigen Febriken wieder Auch in Lyon haben die Bankangestellten nach Be⸗ Arbeit wieder aufgenommen. Dage en
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Der Landes verband der norwegischen Eisenbahner aus Christiania erfährt, einstimmig für
dem Hinweis beschlossen,
Sozialrevolutionären besteht, darunter den Landwirtschafts⸗ minister Tschernow, Frau Breschko Breschkowskaja, Kerenski und Aksentiew mit den meisten Stimmen. Die Sozialdemo⸗ kraten unterlagen vollständig.
— Nach einer Reutermeldung gibt die Tatsache, daß eine Gruppe von Anarchisten, von denen einige mit Ge⸗ wehren, Revolvern, Dolchen und Handgranaten bewaffnet waren, mit schwarzen Fahnen mit den Aufschriften „Weg mit den Be⸗
Nr. 17 des „Zentralblatts für das Deutsche Reich“,
berausgegeben im Reichsamt des Innern, vom 1. Juni 1917 hat folgenden ländischer Wertpapiere ohne Abstempelung; wesen: Erscheinen eines Nachttags zur
Inhalt: Zoll⸗ urd Steuerwesen: Versteuerung aus⸗ Medizinal⸗ und Beterinär⸗
Deutschen Arzneitaxe 1917.
hörden“, „Weg mit den Kapitalisten“ und „Es lebe die sozialistische Revolution und die Kommune““ mitten am Tage in St. Petersburg über den Newski Prospekt und durch andere Hauptstraßen ziehen konnten, ohne irgendwie behindert zu werden, ein Bild von den Zu ständen in der Hauptstadt. Unter den Manifestanten befanden sich auch Soldaten und Matrosen mit Gewehren. Der Zug machte vor der Kasan⸗Kathedrale halt, wo Ansprachen wurden. Einer der Redner, ein Soldat, erklärte, daß die Teil⸗ nahme an der Kundgebung nur für die Kapitalisten gefährlich sei, nicht für die armen Leute. Agitatoren gingen überall herum und forderten das Publikum auf, die Banken zu plün⸗ dern. Sie äußerten, daß am Tage der bevorstehenden Ge meinderatswahlen eine neue Revolution beginnen werde.
— Die „Birshewija Wjedomosti“ meldet, daß in der letzten Zeit im Gouvernement Petersburg ernste Bauernunruhen vorgekommen seien.
— Das ,Svenska Dagbladet“ erfährt, daß der große Streik in der finnischen Stadt Abo sich immer mehr aus⸗ breitet. Die streikende Miliz zwingt mit Revolvern die Ge⸗ schäftsleute und Bankbeamten, ihre Lokale zu schließen. Der Stadtrat sei seit Mittwoch im Rathaus eingesperrt. Dabei sei nur noch für zwei Tage Brot vorhanden und der Fleischmangel nimmt rasch zu. Der Ausschuß der Werkstattarbeiter des Abo⸗ Aland⸗Festungsgebiets droht mit einem bewaffneten Einschreiten, falls die Ruhe nicht wiederkehre. 8
Dänemark.
Der König reist am Mittwoch nach Christiania zum Besuch des norwegischen Hofes und kehrt nächsten Sonntag
zurück. Schweden. 6
Einer Meldung aus Stockholm zufolge erschienen vorgestern bei Ystad zwei Zeppeline. Der erste kam um 12 Uhr und kehrte bald in südöstlicher Richtung um, nachdem das Torpedo⸗ boot „Pollux“ ihm entgegengefahren war. Der zweite langte eine Stunde später von Osten her an und überflog die Terri⸗ torialgrenze kaum zwei Seemeilen weit von Land. Das Torpedoboot „Pollux“ schoß zahlreiche scharfe Kanonen⸗ und Gewehrschüsse gegen das Luftschiff ab, das nach einer Weile außerhalb der Territorialgrenze ging. Das Ereignis wurde von einer großen Menschenmenge beobachtet. Wie „W. T. B.“ erfährt, liegt eine Meldung von deutscher Seite an zuständiger Stelle noch nicht vor. — Der holländisch⸗skandinavische Ausschuß der Stockholmer Konferenz hat dem Arbeiter⸗ und Soldatenrat in St. Petersburg telegraphisch mitgeteilt, daß die Absicht bestehe, möglichst bald eine allgemeine Kon⸗ ferenz aller sozialdemokratischen Parteien der neutralen Länder, der Ententeländer und der Mittelmächte einzuberufen. Es sei jedoch unmöglich, den Zeitpunkt für die Zusammenkunft fest⸗ zusetzen, bevor man sich mit den Vertretern der russischen, englischen und französischen Sozialdemokratie beraten habe. Die russischen Abgeordneten werden daher aufgefordert, zwischen dem 10. und 15. Juni in Stockholm einzutreffen. Im gleichen Sinne wurde auch an Tseretelli und Axelrod tele⸗ graphiert.
Amerika. Die Regierung der Vereinigten Staaten hat nach einer Reutermeldung Facsfet ch weitere hundert Millionen Dollar vorgeschossen, was insgesamt 200 Millionen ausmacht.
— Die italienische Mission hat dem „Corriere della
cht vor dem Monat November einberufen werden könne
1
Sera“ zufolge der amerikanischen Regierung in fünf Denk⸗ chriften die Wünsche der italienischen Regierung überreicht.
(Aus den gestellten
gehalten 19. Mat 1917 ab die Ausfubhr nachstehender Waren ve boten wo den:
Handel und Gewerbe.
im Reichsamt des Innern zusammen⸗ „Nachrichten für Handel, Industtie und Landwirtschaft“.) 88
Schweden.
„Ausfuhrverbote. Durch Köntigliche Kundmachung ist vom
Portlanrzement, gewöhnlicher grauer, wetßer oder farbiger, unge⸗ mahlen oder gemahl n, sowie Schlackenzement, Tiaß und andere für Bauzwecke verwendete Zementarten.
Asphaltwaren, nicht besonders genannt, mit oder ohne Beimengung von Sand, Grus, Abfall von Spinnstoffen oder dergl., auch in Verbindung mit anderen Materialien.
Isoliermasse (gegen Wärme oder Kälte), trocken oder naß, be⸗ stebend aus zwei oder mehreren mineralischen Stoffen, wie Afben, Kieselgur, Asphalt, Ton oder Zement, auch mit Zufatz von Baumwollfaser, Viebhaar und dergl., oder auch aus einem mineralischen Stoffe mit Zusatz von ber eben erwähnten Be⸗
schaffenheit. 1
Waren aus der genannten Isoliermasse, wie Platten, Segmente und andere Formstücke. 5 e ’ uselöl. S
Schahwaren. 11““
Handschube, nicht besonders genannt.
Qutllajarinre. 1
Rettungsboj n, Rettungsgürtel und sogenannte in Verbindung mit anderen Matertaliev.
Schuhsohlen, auch in Verbindung mit anderen Stoffen, sowie andere nicht besonders genannte Korkwaren.
Für das Verpacken von Waren bestimmte Bastmatten.
3 lhorn, Cellotdin, Gala itb, Ambroin, Eburin und andere ähnliche formbare künstliche Stoff⸗, nicht besonders genannt.
Vultanfieber und andere chemisch hergerschtete Fiberpappen in V. oder Scheiben (Bogen). Vulkanfieber in Röhren oder
tangen. 8
Hatgeflechte aus für die Ausfuhr verbotenen Spinnstoffen, Roß⸗ haar darunter einbegriff n.
Nägel und Stifte, nicht besonders genannt, auch mit Köyfen ganz oder teilweise aus anderen Metallen als Eisen sowie Zwecken. Gliedbolzer ketten (Gall⸗) für Fahrräder und Kraftwagen. Kardenbeschläge, auch auf Karden maschinen angebracht.
Lokomotiven fuͤr sogenannte Decauoillebahnen, auch elektritche.
Abgepaßte Ketten für Fahrräder.
“ Palmwachs und anderes Pflanzenwachgs.
Firnis.
Seife⸗ und schmierseifebaltige Desinfektionsmittel, anderweit nicht aufgenommen, wie Lysol und Kreolin.
Ameisensäͤure und Milchsäure.
Oraisäure und Oralate von Kalium, Natrium und Ammonium.
Weinstein und Seignettesalz sowie andere Tactrate von Kalium, Natrium und Ammonium.
Essissaures Chromoxpd.
Quecksilber und Quecksilberlegierungen ( Amalgame).
Karborund (Siltciumkarbid) und andere Karbide, nicht besonder genannt.
Benzolöle (Steinkohlenbenzin), Karbolsäure, Kresol, Naphthalin, Kreosotöl, Karbolineum und andere ähnliche Destillationsprodukte aus Steinkolenteer, auch Karbolkalk.
Harz, in Stücken orec gepulvert, sow e Terpentin (dick) und anderer Balsam im Naturzustand; darunter flüsnges Har, (z. B. Sulfatharz) einbeariffen, sowie Kiefern⸗ und Fichtenharz.
Formalin in Wasserlösung.
Malerfarben, auch in trockener Form, bereitet mit anderen Binde⸗ mitteln als Oel, z. B. mit Albumin oder Kase n. Farben nicht besonders genannt, bereitet oder unbereitet.
Kollodium.
Mikroskope und Teile dazu, nicht besonders genannt.
Analyse⸗ und Apothekerwagen. (Stockholms Dagblad.)