1917 / 139 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 14 Jun 1917 18:00:01 GMT) scan diff

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Bekanntmachung.

Der Gewerbebetrieb des Händlers Gottlob Golla in Chemnitz, Sonnenstraße 44, ist auf Grund von § 7 der Bekannt⸗ machung der Reichsbekleidungsstelle über Einkaufsbücher vom 8. De⸗ zember 1916 wegen wiederholten Verkaufs bezugsscheinpflichtiger Waren ohne Bezugsschein geschlossen worden. ö1m“

Chemnitz, den 8, Juni 1917. v 1 Der Rat der Stadt Chemnitz. Kriegswirtschaftsamt, Abt. 1IV. Kriegsbekleidungsstelle. Dr. Böhme.

ens

Bekanntmachung. Der Milchhändler Julius Krüdenerin Hamburg, Reginen⸗ st aße 5, dem durch Beschluß der Deput ztion für Handel, Schiff⸗ fahrt und Gewerbe vom 5. September 1916 auf Grund der Bekannt⸗ machung zur Fernhaltung unzuverlässiger Personen vom Handel vom 23. September 1915 der Handel mit Milch untersagt war, wird auf seinen Antrag zu diesem Handel wieder zugelassen. Hamburg, den 5. Juni 1917. 1“ Die Deputation für Handel, Schiffahrt und Gewerbe. Strandes.

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Königreich Preußen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: den Kammergerichtsrat Dr. Pape zum Oberver⸗

auf Grund des § 28 des Landesverwaltungsgesetzes vom 30. Juli 1883 (G. S. S. 195) den Regierungsrat Dous in Breslau zum Mitglied des Bezirksausschusses in Trier und zum Stellvertreter des Regierungspräsidenten im Vorsitze dieser Behörde mit dem Titel „Verwaltungsgerichtsdirektor“ auf Lebenszeit und

den Regierungsrat Mangold in Landrat zu ernennen.

Auf Grund Allerhöchster Ermächtigung Seiner Majestät des Königs hat das Staatsministerium infolge der von der Stadtverordnetenversammlung in Königshütte getroffenen Wahl den bisherigen Stadtrat Karl Werner in Oppeln als zweiten Bürgermeister (besoldeten Beigeordneten) der Stadt Königs⸗ hütte auf die gesetzliche Amtsdauer von zwölf Jahren bestätigt.

waltungsgerichtsrat,

Schleusingen zum

Ministerium für Handel und Gewerbe.

Bestimmungen

über die Abkürzung des Vorbereitungsdienstes der Gewerbereferendare.

Der dreijährige Vorbereitungsdienst der Gewerbereferendare kann für Teilnehmer am jetzigen Kriege um die Zeit des Kriegsdienstes, jedoch höchstens um ein Jahr, abgekürzt werden.

Diese Bestimmung gilt für alle Kriegsteilnehmer ohne Unterschied, ob sie den Vorbereitungsdienst beim Eintritt in den Kriegsdienst schon begonnen hatten oder nicht. Sie findet daher auch Anwendung auf Offiziere, Studenten und Schüler, die am Kriege teilgenommen haben und spater die Laufbahn des Gewerbeaufsichtsbeamten einschlagen.

Was als Kriegsdienst anzusehen ist, bestimmt sich nach den Grundsätzen über die Anrechnung des Kriegsdienstes auf das Dienstalter der Staatsbeamten vom 17. Juni 1916 (HMBl. S. 298). Außerdem gilt als Kriegsdienst im Sinne dieser Bestimmung der vaterländische Hilfsdienst nach Maßgabe des anliegenden Beschlusses des Königlichen Staatsministeriums vom 22. März 1917.

Die Abkürzung des Vorbereitungsdienstes kann während der praktischen Ausbildung bei den Gewerbeaufsichtsbehörden oder während des Studiums der Rechts⸗ und Staatswissen⸗ schaften oder während beider Abschnitte des Vorbereitungsdienstes erfolgen. Sie kann unter Umständen auch in der Weise be⸗ wirkt werden, daß die praktische Ausbildung bei den Gewerbe⸗ aufsichtsbehörden teilweise mit dem Studium der Rechts⸗ und Staatswissenschaften verbunden wird.

Die Entscheidung über die Anträge der Kriegsteilnehmer auf Abkürzung ihres Vorbereitungsdienstes und die Bestimmung, wie bei einer solchen Abkürzung die praktische Ausbildung bei den Ge⸗ werbeaufsichtsbehörden und das Studium der Rechts⸗ und Staats⸗ wissenschaften zu bemessen und zu gestalten sein werden, behalte ich mir in jedem einzelnen Falle vor.

In den Fällen, wo ich über die Abkürzung des Vor⸗ bereitungsdienstes der Kriegsteilnehmer nicht schon vor deren Ernennung zum Gewerbereferendar Bestimmung getroffen habe, sind mir die Abkürzungsanträge von den Herren Regierungs⸗ ce rechtzeitig mit einem gutachtlichen Bericht einzu⸗ reichen.

Für die Festsetzung des Dienstalters der Gewerbeassessoren bleiben die Grundsätze des Königlichen Staatsministeriums über die Anrechnung der Kriegszeit auf das Dienstalter der Staats⸗ beamten vom 17. Juni 1916 und 22. März 1917 und mein Erlaß vom 6. September 1916 (HBl. S. 299) maßgebend.

Berlin, den 6. Juni 1917.

Der Minister für Handel und Gewerbe.

Dr. Sydow.

An die Herren Regierungspräsidenten und den Herrn Polizeipräsidenten, hier.

V J“ betreffend Anrechnung des vaterländischen Hi dienstes auf das Dienstalter der Beamten.

Der Staatsministerialbeschluß vom 17. Juni 1916, betreffend die Grundsätze über Anrechnung des Kriegsdienstes auf das Dienstalter der Staatsbeamten, wird durch folgende Bestimmungen ergänzt und abgeändert:

Dem Kriegsdienste im Sinne der Grundsätze über An⸗ rechnung des Kriegsdienstes auf das Dienstalter der Staats⸗ beamten ift der vaterländische Hilfsdienst gleich zu achten, der auf Grund einer Ueberweisung 7 Abs. 3 des Reichs⸗ gesetzes vom 5. Dezember 1916, Reichs⸗Gesetzbl. S. 1333) oder auf Grund einer von der vorgesetzten Deenstbehörde ausgesprochenen Beurlaubung abgeleistet ist.

Wie weit ein sonst übernommener vaterländischer Hilfs⸗ dienst dem Kiiegsdienst gleich zu achten ist, bestimmt der Verwalkungoche⸗ im Einvernehmen mit dem Finanzminister oder die von heiden bezeichnete Dienststelle.

Art, Umfang und Dauerx des vaterländischen Hilfe⸗ dienstes sollen bet dessen Beendiaung, insbesondere durch eine Beschentgung der Betriebsleitung, festgestellt werden.

Berlin, den 22. März 1917. Das Staatemlalslerlum 3 1

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Ifs⸗

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Ministerium des Innern.

Dem Landrat Mangold ist das Landratsamt im Kreise Schleusingen übertragen worden.

Der Regierungsassessor von Nostitz ist zum Mitgliede des der Regierung in Köslin angegliederten Oberversicherungs⸗ amts ernannt worden. 8

M“ iannitmsss1e

Gemäß § 8 der Anordnung des Kreisaue schusses vom 23. März 1915 (Kreisblatt S. 361) über die Regelung des Verkehrs mit Brot⸗ getreide und Mehl und § 1 der Verordnung des Bundesrats zur

Fernhaltung unzuverlässiger Personen vom Handel vom 23. Sep⸗

tember 1915 (RSBl. S. 603) ist dem Mühlenbesitzer Bormann in Berthelsdorf, Kr. Hirschberg i. Schl., der Mühlenbetrieb geschlossen und der Verkauf von Mehl untersagt worden. Die Kosten der Veröffentlichung hat M Bertbelsdorf, zu tragen. . Hirschberg, den 11. Juni 19117. 88 Der Landrat. von Bitter.

Bekanntmachung.

Dem Händler Leopold Will sowie dessen Ehefrau, Olga geborene Stamm, beide wohnhaft in Gräfrath, ist von der Polineiverwaltung Gräfrath auf Grund der Bundesratsverordnung vom 23. September 1915 der Handel mit Gegenständen des täglichen Bedarfs, insbesondere Nahrungs⸗ und Futter⸗ mitteln aller Art sowie rohen Naturerzeugnissen, Heiz⸗ und Leuchtstoffen und mit Gegenständen des Kriegs⸗ bedarfs untersagt worden.

Gräfrath, den 16. Mat 1917.

Die Polizeiverwaltung. Der Bürgermeister. Bartlau.

Bekanntmachung.

Dem Kaufmann Adolf Abrabam Neu, geboren am 18. Juli 1867 in Groß Zimmern, Kreis Dieburg, in Firma A. Neu K& Co., wohnhaft in Frankfurt a. M., Uhlandstraße 54, Geschäftslokal ebenda, und seiner Firma wird hierdurch der Handel mit Gegen⸗ ständen des täglichen Bedarfs, insbesondere Nahrungs⸗ und Futtermitteln aller Art, ferner rohen Natur⸗ erzeugnissen, Heiz⸗ und Leuchtsrtoffen sowte jegliche mittel⸗ hare oder unmittelbare Beteiligung an einem solchen Handel wegen Unzuverlässigkeit in bezug auf diesen Gewerbebetrieb untersagt.

Frankfurt a. M., den 6. Juni 1917. Der Polizeipräsident. J. V.: von Klenck.

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Bekanntmachung.

Der Ebefrau August Mroß, Maria geborenen Ko⸗ netzka, Metzgerti hierselbst Grabenstraße 7, wird der Handel mit Gegenständen des täglichen Bedarfs unter⸗ sagt, weil Tatsachen vorliegen, die die Unzuverläfsigkeit der Frau Mroß in bemg auf den Handelsbetrieb dartun. Die durch diese Bekanntmachung entstehenden Unkosten trägt Frau Mroß. Die Kunden werden dem Geschäft von Kaczmarzik und Lähmar, Bismarck⸗ straße, überwiesen.

Gelsenkirchen, den 5. Juni 1917. Der Oberbürgermeister. J. V.: von Wedelstaedt.

Angekommen: Seine Erzellenz der Präsident des Reichsbankdirektoriums, Wirkliche Geheime Rat Dr. Haven⸗ stein vom Urlaub.

Nichtamtliches.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 14. Juni 1917.

Der Bundesrat trat heute zu einer Sitzung zusammen; vorher hielten die vereinigten Ausschüsse des Bundesrats für Handel und e und für Justizwesen, der Ausschuß für Handel und Verkehr und der Ausschuß für Justizwesen Sitzungen. öö“

Nach einer dänischen Zeitungsnachricht vom 2. Juni soll am Nachmittag des 1. Juni ein Luftschiff über der Kjoegebucht erschienen, dem Lande nahe gekommen sein und sich nach Ansicht verschiedener Augenzeugen innerhalb der Hoheitsgrenze befunden haben. Die im Kjoegehafen wache⸗ habende Abteilung hätte Warnungsschüsse gefeuert, worauf das Luftschiff sofort seewärts gegangen wäre.

Hierzu erfährt „Wolffs Telegraphenbureau“ von zuständiger Seite, daß es sich offenbar um ein deutsches Luftschiff handelt, das sich zu einer Aufklärungsfahrt über der Ostsee befand. Nach der nunmehr vorliegenden Wegekarte dieses Luftschiffes ist festgestellt, daß sich das Luftschiff bei jener Gelegenheit mindestens 4 ½ Seemeilen von der dänischen Küste entfernt, also sogar außerhalb der dänischen Hoheitsgewässer, gehalten hat. Sollten dänischerseits tatsächlich Warnungsschüsse gefeuert worden sein, so wäre ihr Zweck nicht ersichtlichh.

Die außerordentliche Tagung des Landta aes ist gestern geschlossen worden. Die nächste ordentliche Tagung findet im Herbst stat. 1X“ I“

Oesterreich⸗Ungarn.

Im österreichischen Herrenhaus gab gestern der Minister⸗ präsident Graf Clam⸗Martinic bei Beginn der Sitzung eine Erklärung ab, in der er zunächst des Bündnisses mit Deutsch⸗ land, der Türkei und Bulgarien gedachte und laut Bericht des „W. T. B.“ sagte:

„In dieser ruhmvollen Freundschaft vermochten wir uns gegen⸗ ühber der größten Koalttion der Geschichte erfolgreich zu behaupten. An Stelle des Gesetzes der Zahlen haben wir dem Sütten⸗ gesetze zum Durchbruch verholfen, daß glühende Vaterlandsliebe, felsenfeste Bundestreue, Bewußisetn der gerechten Sache und unzer⸗ störbares Vertrauen in die eigene Kraft von keiner Macht der Erde Uipeache werden können. Mit voller Zuversicht blicken wir in die

ukunft.“

Der Ministerpräsident schloß sich im Namen der Regierung den von dem Präsidenten des Herrenhauses

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ühlenbesitzer Bormann,

nannt worden sei.

Pro lamation vom 9.

tärischen Bedarf heranzuziehen und die

entbotenen Gruß an und erklärte, auf die innerpolitischen Fragen übergehend, bezüglich des Stillstandes des parlamen⸗ belichen Apparates, daß die Regierung in dieser Tatsache einen gewissen Widerspruch zwischen der gewaltigen Bestäti⸗ gung der staatlichen Kraft 5 außen und ihrem Verkümmern in Bezug auf die innere Politik erblicken müßte, und fuhr fort:

„Die Regterung mußte es als unnatürlich und vielleicht ein wenig zurücksetzend empfinden, wenn g rade Oesterreich, dessen Ge⸗ samtleistungen in diesem Kriege unter denen aller kriegführenden Staaten die Erwartungen am meisten übertrafen, unter ihnen der Einzige sein sollte, der der Funktion eines parlamentarischen Apparates entbehrte. Sie konnte aber auch nicht übensehen, daß diese Funktion nicht erst mit dem Beginn des Krieges zum Stillstand kam, sondern daß bereils ein’ allmählicher Niedergang des Verfassungs⸗ lebens vorargegangen war. Setther haben wir auf ungezählten denk⸗ würdigen Schlachtfeldern und in der Riezenacbeit des Volkes daherm bewiesen, daß wir einen Staatswillen besitzen und daß uns die Kraft nicht fehlt, diesem Staatswillen gegenüber jedermann Anerkennung zu erzwingen. In dem immer bg ösar werdenden Rufe nach dem Reichsrat zitterte nicht nur der Wunsch nach einer Stelle für eine freie Aussprache, sondern auch der Widerhall der Erwar tung nach, daß der geeinte Wille der Völker Oesterreichs aus dem Parlament ein Instrument seiner kraftvollen siegreichen Betätigung machen

werde.“

Bei der Besprechung des österreichischen Ver⸗ fassungsproblems betonte der Ministerpräsident, es handle sich darum, daß der Staat den selbständigen Bedürfnissen der Völker soweit entgegenkomme, als es die verläßliche Wahrung der ihm anvertrauten Gesamtaufgabe gestatte, daß aber die Völker auf die Verwirklichung nationaler Wünsche, insoweit sie über diese Grenze hinausgingen. in ihrem eigensten wohl⸗ verstandenen Interesse verzichtleisteten. Der Ministerpräsident uhr fort: fuh „Die Regierung tritt mit allem Nachdruck für die bewährten Grundlagen der Verfassung ein, sie erkennt aber die Notwendigkeit an, unsere Verfafsungseinrichtungen organisch auszubauen und wird im geeigneten Zeipunkt mit diesbezüglichen Vorschlägen hervortreten. Ihr Gedanke ist, die Eirrichtungen zur Sicherung des Staatsganzeu und seiner Funktionen zu fengtgen und auszubauen, damit zugleich aber dem Staat Kraft und Freibeit dazu zu geben, unter Wahrung seiner historischen Zusammensetzung den Wünschen und Bedütsnissen der Völker nach naltonaler und kuhltureller Entwicklung und Betätigung besser als bieher gerecht zu werden. Die Regierung weiß sich mit dem Her enhaus eins in dem alles hintansetzenden Drange, ihr Bestes u leisten für die Ehre und das Glück des heißgeliebten Vaterlandes. Mäöge die Gnade des Allmächtigen es fügen, daß die große Zeit, die Oesterreich im Kampfe um seine Stellung innerhalb Enreopas erlebt, auch eine große Zeit für seine innere Entwicklung werde.“ hafter Beifall.) 8

Großbritannien und Irland. 8

Lord Robert Cecilerklärtevorgestern im Unterhause, daß der amerikanische Kongreß ein Gesetz angenommen habe, das den Ententemächten gestatte, ihre Staatsangehörigen in den Vereinigten Staaten zu rekrutieren. Eine britische Kommission weile in Amerika, um solche freiwilligen Rekrutierungen vor⸗ zunehmen. Bei der Beratung der Wahlreformbill entschied sich das Haus mit 149 gegen 141 Stimmen gegen den Grundsatz der Verhältniswahl.

In der gestrigen Sitzung des Hauses gab der Finanz⸗ minister Bonar Lam, wie „Reuter“ meldet, unter allgemeinem Beifall den Rücktritt des Königs von Griechenland bekannt und erklärte, der König habe zugunsten seines zweiten Sohnes Alexander, der bereits den Eid geleistet habe, abgedankt. „Wir hoffen“, fuhr Bonar Law fort, „daß dieses Ereignis zur Einigung Griechenlands und zur Wiederherstellung einer verfassungsmäßigen Regierung beitragen wird.“ Der Ab⸗ geordnete Lynch fragte, was die Regierung durch die Ab⸗ dankung König Konstantins zu gewinnen hoffe, wenn dieselben Mißstände unter anderem Namen fortdauerten. Bonar Law erwiderte, man hoffe auf eine verfassungsmäßige Regierung, die ganz Griechenland vertrete. Der Abgeordnete Mac Neill sprach die Vermutung aus, daß man dem Könige gestattet habe, seinen Nachfolger selbst zu ernennen. Der Finanz⸗ minister entgegnete, Mac Neill befinde sich in einem Irrtum, wenn er sage, daß der Nachfolger von König Konstantin er⸗

Frankreich.

n der Antwort der auf die russische April heißt es dem „Reuterschen Bureau“ zufolge:

Frankreich verlasse sich auf die wzzzisg seines oalten treuen Bundesgenossen und stelle mit Freude die völlige Uebereinstimmung zwischen der russischen Regierung und dem russischen Volke über den Sieg fest. Frankresch denke nicht daran, irg nd ein Volk zu unter⸗ drücken, sondern es sei entschlossen, jede Unterdrückung auszurolten. Frankleich strebe die Befretung und Zurückgabe von Elsaß⸗vothringen an und werde mit den Verbündeten für die Wiederherstellung ihrer territorialen Rechte, für die volle Vergütung ves angerichteten Schadens und für Sicherstellungen für die Zukunft kämpfen.

Der Senat erörterte vorgestern den Gesetzesantrag Berenger über die Zivilmobilisierung.

Der Senator Hervey bemängelte Lyoner Blättern zufolge ver⸗ schledene Militär⸗ und Ziveldienste, die die Arbeiter oft falsch ver⸗ wendeten. Mit besserer Vertetlung und unter Mitwirkung der Ver⸗ nigten Staaten könne man 200 000 bis 300 000 Arrkeiter finden, ohne zur Zivilmobilisirrung schreiten zu müssen. Der Handels⸗ minister Clementel betonte die Notwendigkeit der Annahme des Artikels bezüglich der Beschlagnahme gewisser Vorräte und Fabrlken. Besonders was die Metalle anbelange, sei man auf groge Schwierig⸗ kelten bei der Verteilung und Preisfestsetzung ge toßen. Es gebe verborgene Vorräte, hauptsächlich von Weißblech, die die Regierung in Ermangelung eines Gesetzes bieher nicht beschlagnahmen könne. Der Minister der öffentlichen Arbeiten Bourgeois be⸗ fürwortete die Annahme des Gesetzes, das zur Oraanisierung der verfügbaren Arbeiterschaft natwendig sei. Zunächst müsse man alle Kampffähigen an die Front senden und sie durch Zivilpersonen und andere Hilfskräfte ersetzen. Sodann müsse man alle verfügbaren Kräfte der Industrie und den Werkstätten für die Landesverteidigung zur Verfügung stellen. Kolonialarbeiter könnten in gewissem Maße Hilfe bringen, auch das Ausland könne Arbeiter abgeben. Jedoch sei es nicht gut, allzuviele Ausländer einzustellen. Auf jeden Fall müsse man 400 000 his 450 000 Arbeiter finden. Die Kolonten könnten höchstens 100 000 Mann stellen, der Rest müsse durch die Zivil⸗

bilisierung gefunden werden.

Der Senat wurde sodann auf heute vertagt.

Im Haushaltsausschuß der Kammer machte der Ministerpräsident Ribot Mitteilungen über die Vor⸗ bereitungen Amerikas in militärischer, wirtschaftlicher und industrieller Hinsicht und sagte dem „Républicain de Lyon“ zu⸗ folge daß die Mitwirkung der Vereinigten Staaten auf der

estfront bald endgültig verwirklicht werde. Bezüglich der Verproviantierung erklärte Ribot, die Regierung beabsichtige die Kohlenerzeugung Frankreichs zu erhöhen, Arbeitskräfte aus der Zivilbevölkerung in größtem Maße für ausschließlich mili⸗ Transportmittel nach 85 ““ . 89

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Mäglichkeit zu verbessern. Ferner machte Ribot genaue An⸗ naben über die neuen Steuern, die nächste Woche dem arlament vorgelegt werden sollen.

Der Haushaltsausschuß billigte die Regierungsvorlage be⸗ füglich der vorläufigen Haushaltszwölftel für das dritte Vierteljahr 1917 und erhöhte die Kredite von 9 843 272 000 Francs auf 9 871 330 000 Francs. Er billigte ferner die Ab⸗ scht der Regierung, der Kammer neue Maßnahmen zu unter⸗ breiten, durch welche die Einnahmen Frankreichs um ährlich über eine Milliarde erhöht werden. Die neuen Ein⸗ nahmen sollen zur Deckung der laufenden Ausgaben dienen. die eigentlichen Kriegsausgaben sollen weiterhin durch vor⸗ sufige Kredite sichergestellt werden.

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88 Rußland. b Die Regierung hat vom 14. Juni ab eine Neumuste⸗ rung aller bisher vom Heeresdienst Befreiten an⸗ geordnet.

Der zur Ausarbeitung eines Wahlgesetzes für die Verfassunggebende Versammlung eingesetzte Ausschuß hat nach einer Meldung der „Petersburger Telegraphenagentur“ des Mindestalter der Wähler auf 20 Jahre festgesetzt.

Der Kongreß der Bauernabgeordneten aus ganz Rußland besprach in einer Sondersitzung die Ereignisse von Kronstadt und nahm mit 1000 gegen 4 Stimmen folgende Entschließung an:

Der Kongreß bringt zur Kenntnis der Bevölkerung von Kron⸗ stut, daß die Bauern die Lieferung aller Lebensmittel nach Kron⸗ tadt einstellen werden, wenn die Stadt nicht alsbald ihre auf⸗ dischen Streitkräfte mit denen der russischen Demokratte vereinigt nd. gleichzeitig die Vorläufige Regierung anerkennt. Die Ent⸗ chließung fordert ferner die Regierung auf, von Kronstadt völlige Untfrwerfung zu verlangen und im Falle der Ablehnung die tal⸗ ktüsigsten Maßregeln zu ergreifen, um den Sonderbestrebungen ein Eige zu machen, und verspricht der Regierung die Unterstützung aller Bauern in diesem Kampfe gegen Kronstadt.

Nach einer Meldung des Reuterschen Bureaus vom 12.d. M. si die Lage in Kronstadt jetzt so, daß die Artilleristen die Vorläufige Regierung und den Vertreterausschuß der Arbeiter und Soldaten in St. Petersburg unterstützen, während die In⸗ fanterie die Partei des Kronstadter Vertreterausschusses er⸗ griffen hat.

Italien.

In dem vorgestern abgehaltenen Ministerrat, an dem alle Mitglieder des Kabinetts mit Ausnahme des abwesenden

Ministers Arlotta teilnahmen, legte der Ministerpräsident Boselli seinen Kollegen die allgemeine politische Lage hin⸗ schilich der bevorstehenden Kammersitzung dar. Wie die AUgenzia Stefani“ meldet, bestätigte der folgende Meinungs⸗ astausch die Uebereinnimmung aller Kabinettsmitglieder. Die Minister erklärten dem Ministerpräsidenten, daß sie sich zu seiner vollen Verfügung hielten, um die von der gegenwärtigen Stunde erforderten Ziele zu erreichen.

Dem „Popolo d'Italia“ zufolge fand vorgestern in som eine große Versammlung interventionistischer Larteien statt, in der der republikanische Abgeordnete Pirolini de Mangel der inneren Politik rügte und erklärte:

Wie wollen weder die Revolution noch die Reaktion, sondern daß in Keieg im Landesinnern tatkräftig unterstützt wird. Die Versamm⸗ iun beschäftigte sich ferner mit der Ministerkrise und verlangte, daß e Regierung von Männern gebildet we de, die von der Notwendig⸗ ikt des Krieges aufrichtig durchdrungen seien und eine tatkräftig⸗ niegspolitik führten, sowie für die Zusammenarbeit des Transpori⸗ ind Verproptantierungswesens sorgten. Die gesamte Kriegspolitik nisse von einem kleinen Kreise Minister gehandhadt werden.

1 1.“ Spanien. v Nach einer Meldung der „Agence Havas“ erklärte der Ministerpräsident Dato nach der Eidesleistung:

Wir haben, alz wir das letzte Mal die Regterung inne hatten, außerordentliche Mittel für die Erfordernisse des Heeres und der Mmiee verlangt. Wir schlagen vor, dabei zu beharren und hoffen, die Billigung des Landes zu erhalten. Was die äußere Polltik an⸗ langt, so wird das Kabinett eine Politik strengster Neutralität Spaniens fortsetzen. Die Regierung wird freiwillig die Neutralität ncht aufgeben. Das Kabinett hält es nicht für nölig, die Kammer zuflulösen, die es vielleicht noch nötig haben wird. „Die Regierung it,, schloß Dato, „bei völliger Kenntnis der nationalen Fragen durchaus zuversichtlich.“

Das Kriegsministerium hetecen ah. eine Note, in der es obiger Quelle zufolge heißt, der riegsminister werde dem Ministerrat in kurzem eine endgültige Lösung des Militärzwistes vorschlagen, durch die versucht werde, die Militärverbände mit der Aufrechterhaltung der Mannszucht und dem freien Schalten der öffentlichen Gewalt, deren Not⸗ nendigkeit von den Offizieren aller Grade anerkannt werde, in Eintlang zu bringen. Der Minister erklärte, der General

Marino verdiene das Vertrauen der Regierung wegen seines

glücklichen Eingreifens bei der Besatzung von Barcelona.

——Ein spanisches Torpedoboot fand am Montag früh, wie die „Agenre Havas“ meldet, in der Nähe der Bucht von Cadix das deutsche Unterseeboot „U 52“, dessen Maschinen durch einen Kanonenschuß beschädigt waren. Das U⸗Boot ist in den Hafen von Cadix eingeschleppt worden. Es darf mit den Schiffen der Mittelmächte, die im Hafen Zu⸗ sücht gesucht haben, nicht in Verbindung treten. Da die Aus⸗ eserungen mehr als zwei Tage dauern werden, wird das Boot interniert werden. Der deutsche Kommandant stattete den Behörden einen Besuch ab, der von diesen erwidert wurde.

8 Niederlande. 9 Das „Korrespondenz⸗Bureau“ erfährt, daß der bisherige Kabinetts ef des Kriegsministers, Jonkheer B. C. de Jonge, as Kriegsministerium übernehmen wird.

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Der Minister der Auswärtigen Angelegenheiten Lindman gab gestern in Gegenwart aller Mitglieder der Regierung zuerst in der Zweiten Kammer, darauf m der Ersten Kammer des Reichstags eine be⸗

ame Erklärung über die äußere Politik der Regierung ab. Der Minister begann, wie „W. T. B.“ veichtet mit der Bemerkung, er halte es für richtig, sich im Reichs⸗ ng. noch vor Schluß der Tagung auszusprechen. Er schilderte sochmals die großen, durch den Unterseebootkrieg und die Blockade 8 Landwirtschaft und Industrie der Neutralen verursachten Verluste und Schwierigkeiten und fügte hinzu, daß, falls der

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schwedische Ernte in diesem Jahr zweifellos gering sein werde. Zum Schluß sagte er:

Und so glaute ich umsomebr, dem Gelöbnis und der Gewißheit Ausdruck geben zu fönnen, daß jedermann diese Entbehrunaen und Opfer zu tragen wissen wird in dem Gefühl unser aller Etn igkeit vnd der vollkommenen Uebereinstimmung der Auffassung zwischen allen Parteien über den von Zzeginn des Krieges an beobachteten Grund atz, der dabin geht, die Unabhängigkeit un, Neutralität des Landes aufrecht zu erhalten, und der bis zu Ende befolat werden wud. Dieser Politik der Neutralität verdanken wir unter anderen Wohltaten die Tatjache, daß wir uns bis heute bei den verschiedenen in Be⸗ teacht kommenden Mächtegruppen wenigstens mit allen uns nötigen Waren haben veisehen können. Es leuchtet ein, daß es, je läͤnger der Krieg dauert, für die Kriegführenden desto schwieriger wird. die Lage der veutralen Staaten zu verstehen. Unter selchen Umständen handelt es sich darum, mit kluger Festigkeit unsere neutrale Haltung zu b kräftigen und eine Politit zu treiben, die die Aufrechterhaltung der von dieser unserer Haltung abhängigen Handelsbeziehungen in jeder Richtung sichert⸗ Es ist nicht unmöglich, daß wir uns bei der Beobachturg einer solchen Polinik neuen Verwicklungen und Schwierigkeiten aussetzen. Aber in einem Punkt herrscht Einmütigken unter uns, darin naͤmlich, daß wir fest entschlossen sind, die unvermeidischen Opfer zu bringen, um den großen Lelden zu entgeben, die die Teilnahme an dem Welikrtege für unsere Bevölkerung mit sich bringen würde. Die Verbaltungslinie, die sich unserer auswärt’gen Politik aufnötigt, schreibt uns dementsprechend vor, einersetts die Unabhär gigk it unseres Landes zu schützen und cndereiseits, wie bi⸗ heute, eine unzweideutige und ehrliche Neutralttät zu beobachten.

In beiden Kammern haben die Führer der verschiedenen Parteien ihre volle Zustimmung zu der auswärtigen Politik

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der Regierung ausgedrückt.

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Norwegen.

Das Storthing verhandelte vorgestern über die Inter⸗ pellation Konow wegen der Aufbrin gung der norwegischen Dampfer „Harald Haarfager“ und „Thor unn“ sowie wegen der deutschen Linienschiffahrt an der norwegischen Küste.

Der Minister des Aeußern erklärte laut Bericht bes „W. T. B.“, daß das Auswärt’ge Amt sich wegen der Aufbringung des „Harald Paarfager“ an die Gesandtschaft in Berlin cewandt habe. Diese habe auch alle nötigen Anweisungen wegen des „Thorunn“ er⸗

gegenüber die Zuversicht ausgesprochen, doß das Schiff freigegeben werde. Die deussche Regierung habe sich bereit erklärt, Mann⸗ schaft und Ladurg freizugeben, aber die norwegische Regterung habe nicht auf die dafür gestellten Bedingu gen eingehen können. Sie habe der deutschen Regserung gegenuüder das stärkste Bedauern über das Geschehene ausgesprochen. Nach den letzten Be⸗ richten habe es den Anschein, daß die Aufbringung in den norwegi⸗ schen Hoheitsgewässern erfolgt sei. Die Regierung erwäge die Frage, den Passagierverkehr ausländischer Schiffe an der norwegischen Küste zu verbieten. Allen ausländischen Schiffen würde während der ganzen Fäbh an der norwegischen Küste eine Zollwache an Bory gegeben werden.

Die Interpellation war damit erledigt. 8 Griechenland. .

Der Ministerpräsident Zaimis gab dem Oberkommissar Jonnart die Antwort der Krone laut Meldung des „W. T. B.“ in folgendem Brief zur Kenntnis:

Herr Oberkommissar! Nachdem Frankreich, Rußland und Großbritannien durch Ihre gestrige Note die Abdankung Seiner Majestät des Königs Konstautin und die Bezeichnung eines Nach⸗ folgers gefordert haben, hat der unterzeich ete Minssterpräsident und Minister der Auswärtigen Angelegenheiten die Ehre, Eurer Erzellenz zur Kenntnis zu bringen, daß Seine Majestät, wie immer auf das Wohlergehen Griehenlands bedacht, beschlossen hat, Griechen⸗ land mit dem Kronprinzen zu verlassen, und den Prinzen Alexander als seinen Nachfolger bezeichnet. Zaimis.

Die „Agence Havas“ meldet, daß trotz der Bemühungen von Reservistengruppen, Unruhen zu erregen, die Nachricht von der Abdankung des Königs in Athen keine wirkliche Bewegung hervorgerufen zu haben scheine. Im Laufe des Montag abend hätten sich 2000 Reservisten um den Palast gesammelt, um eine Schutzwehr für den König zu bilden. Eine vom Fregattenkapitän Mapromichalis geführte Abordnung habe sich darauf in das Schloß begeben, um den König der Ergebenheit von Heer und Volk zu versichern. Anstatt jeder Antwort habe der König nur zur Ruhe gemahnt. Offiziere erklärten, das Heer sei bereit zu gehorchen. Bisher sei kein ernstliches Ereignis gemeldet.

Eine Depesche des „Reuterschen Bureaus“ meldet, daß der König Konstantin am 12. Juni Nachmittags von Athen nach Tatot abgereist sei, der König Alexander den Eld ge⸗ leistet habe und die Stadt ruhig sei.

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Amerika.

Das amerikanische Repräsentantenhaus hat den Bericht über das Kriegsbudget von 3281 Millionen Dollar, wie das „Reutersche Bureau“ meldet, angenommen.

Im kanadischen Unterhaus teilte der Handels⸗ minister Sir George Foster die Ernennung einer Kommission mit, deren Aufgabe es sein werde, die Getreideausfuhr und die Preise für Weizen und Mehl zu kontrollieren und dafür zu sorgen, daß der ganze für die Ausfuhr in Betracht kommende Ueberschuß Großbritannien und den Verbündeten zufließe.

Asien.

Die „Times“ meldet aus Peking vom 5. Juni, daß fast alle Militärgouverneure nördlich des Jangtse die gegen die Regierung gerichtete Beweaung unterstützt hätten. Der Vize⸗ präsident von Nanking erklärte, neutral bleiben zu wollen, während der General Chang Hsun eine wohlwollende Haltun angenommen habe, ohne offen an der Bewegung teil⸗ Die Truppen von Peking blieben offenbar der

egierung treu. Man glaube aber nicht, daß sie den Truppen aus der Provinz, wenn diese gegen die Haupt⸗ stadt vorrücken, viel Widerstand bieten werden. Der Präsident wolle offenbar abwarten, wie weit die Einigkeit unter den Militärgouverneuren gehe und wieweit die neue Bewegung auf Bluff beruhe. Die Südprovinzen ständen auf seiten des Parlaments. Eine tiefergehende Spaltung zwischen Norden und Süden würde im Augenblick verhängnisvoll sein. Der Güterverkehr mit den drei hauptsächlichsten Eisenbahnen nach dem Norden sei teilweise eingestellt, da das Militär einen Teil des rollenden Materials beschlagnahmt habe. Der Passagier⸗ verkehr werde noch aufrecht erhalten. Was immer auch ge⸗ schehen möge, es bestehe für die Fremden und für fremdes Eigentum keine Gefahht.

Krieg nicht bald zu . ginge, man sich noch auf größere

92, Liden als bs t machen müsse, b 18 d.

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erhalten und die norwegische Reaierung habe der deutschen Regierung

Kriegsnachrichten.

Berlin, 13. Juni, Abends. (W. T. B.) Von den Fronten sind bisher keine größeren Kampfhand⸗ lungen gemeldet. „Die Festung London wurde heute von unseren Fliegern mit Bomben beworfen.

Im Wytschaetebogen leiden die Eagländer weiter in hohem Maße unter den Schwierigkeiten, die das völlig zer⸗ störte Gelände für die Anlage neuer Stellungen und den ge⸗ samten Nachschub⸗ und Verpflegungsdienst bietet. Die Minen⸗ sprengungen, deren Vorbereitungen die Engländer schon vor über 11% Jahren begannen, haben im Verein mit dem tage⸗ langen Granat⸗ und Minenfeuer den gesamten Wytschaetebogen in einer Weise zerstört, daß er nunmehr ein wüstes Chaos von Trichtern und Betonbrocken bildet, das ein Gewirr von Stachel⸗ draht durchzieht. Durch ihre gewaltigen Sprengungen hatten die Engländer wohl gehofft, diesmal den Durchbruch zu erzwingen. Die Kaltblütigkeit und die heldenhafte Tapferkeit der deutschen Verteidiger, die sich nicht durch die schauer⸗ lichen Verheerungen der explodierten Minen einschüchtern ließen und der anstürmenden Uebermacht den Boden Schritt für Schritt streitig machten, haben den in so großem Maßstabe angelegten Durchbruchsversuch zu⸗ chanden werden lassen. Mit der Zurücknahme der deut⸗ schen Stellungen in die Linie Hollebeke Warneton haben die Engländer alle ihre früheren Vorteile verloren. Ihre Batterien, die mit größten Schwierigkeiten über das fast unwegsame Gelände vorgebracht wurden, versuchten am 12., sich aus neuen Stellungen einzuschießen. Da das gesamte geräumte Gebiet unter dem planmäßigen schweren Feuer der treffsicher eingeschossenen deutschen Artillerie liegt, erlitten die englischen Batterien beim Vorgehen und Ein⸗ schießen schwere Verluste. In nicht minder schwieriger Lage befindet sich die englische Infanterie, die im deutschen Trommelfeuer sich notdürftig neue Deckungen graben muß. Diese ungünstigen Verhältnisse veranlaßten die Engländer wohl zu dem Versuch, ihren Truppen im Wytschaetebogen durch einen Vorstoß gegen die Linie Warneton—La Basse Ville Luft zu schaffen. Allein die feindliche Sturmabsicht wurde recht⸗ zeitig erkannt, und die mit Truppen gefüllten Gräben wurden unter Vernichtungsfeuer genommen. Nur südlich der Töpferei gelang es den Engländern, aus den Gräben vorzubrechen. Unter schweren Verlusten mußten sie wieder zurückfluten. Auch ein zweiter, am Abend an derselben Stelle angesetzter Angriff erstickte im deutschen Eisenhagel.

An der Arrasfront setzen die Cgländer ihre vergeb⸗ lichen Anstürme gegen den Lensbogen fort. Wie der Heeres⸗ bericht meldet, zerschellten hier alle ihre Anstrengungen an dem deutschen Widerstande. Der geringe Erfolg, der ihnen an einer kleinen Stelle beschieden war, wurde mit Hilfe von Flammen⸗ werfern erzie t. Oestlich Festubert wurden wiederum Portu⸗ giesen gefangen genommen. Oestlich Hulluch scheiterte ein feind⸗ liches Patrouillen nternehmen. 8

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Großes Hauptquartier, 14. Juni. (W. T. B.) Westlicher Kriegsschauplatz.

Heeeresgruppe Kronprinz Rupprecht. Sowohl in Flandern wie im Artois war nur in einigen Abschnitten der Artilleriekampf stark. Oestlich von Ypern sprengten wir Minen, die in der englischen Stellung Verheerungen anrichteten. Zu kleinen Vorfeldkämpfen kam es südlich der Douve; die Lage ist unverändert geblieben.

. Heeresgruppe Deutscher Kronprinz. Bei Vauxaillon (nordöstlich von Soissons) griffen die Franzosen nach mehrstündigem Feuer an; sie wurden Sonst blieb die Artillerietätigkeit meist gering.

6 Heeresgruppe Herzog Albrecht.

Nichts Besonderes.

Ein Geschwader unserer Großflugzeuge erreichte gestern mittag London, warf über der Festung Bomben ab und beobachtete bei klarer Sicht gute e Trotz starken Abwehrfeuers und mehrerer Luftkämpfe, bei denen ein englischer Flieger über der Themse abstürzte, kehrten alle Flugzeuge unverfehrt zurück.

Oestlicher Kriegsschauplatz.

Die Gefechtstätigkeit hielt sich in den üblichen Grenzen.

Die russischen Flieger sind in letzter Zeit wieder tätiger geworden. Sie stießen mehrfach über unsere Linien vor; seit Anfang Juni wurden 5 abgeschossen.

Bombenabwurf auf Tuckum wurde gestern durch Luft⸗ angriff auf Schlok vergolten.

Mazedonische Front. Keine wesentlichen Ereignisse.

Der Erste Generalquartiermei Ludendorff.

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Oesterreichisch⸗ungarischer Bericht.

Wien, 13. Juni. (W. T. B.) Amtlich wird gemelzet: Oestlicher und südöstlicher Kriegsschauplatz.

Unverändert. 8

Italienischer Kriegsschauplatz.

Wie aus den jüngsten Feindberichten hervorgeht, ist es abermals die italienischerseits oft beklagte Witterungsunbill, die auch in den letzten Tagen die italienische Stoßkraft nicht zu machtvollerer Entfaltung gelangen läßt. So vermochte auf der Hochfläche der Sieben Gemeinden der Gegner gestern erst nach Einbruch der Dunkelheit seine Angriffe wieder aufzunehmen, die er zuerst im Zebio⸗Gebiet und nach Mitternacht auch gegen den Monte Forno und die Grenz⸗ höhen ansetzte. Unsere alpenländischen Truppen schlugen den Feind zurück. Er erlitt namentlich am Nordflügel seiner Angriffsgruppe sehr schwere Verluste. Bei der Isonzo⸗ Armee stellenweise lebhafterer Geschützkampf. 8 Der Chef des Generalstabes.