1917 / 152 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 29 Jun 1917 18:00:01 GMT) scan diff

„Heute früh stürmte ein württembergisches Regiment im Walde von Avocourt einen 300 m breiten Stellungs⸗ teil der französischen Befestigungen.

Bisher sind an beiden Einbruchsstellen über 550 Ge⸗ fangene gezählt worden; die Beute steht noch nicht fest. Heeresgruppe Herzog Albrecht.

Keine besonderen Ereignisse.

Auf dem Oestlichen Kriegsschanplatz

8 Mazedonischen Front ist die Lage ist unverändert. Der Erste Generalquartiermeister. Ludendorff.

und an der

Oesterreichisch⸗ungarischer Bericht. Wien, 28. Juni. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: Oestlicher Kriegsschauplatz. Im galizischen Frontabschnitt nördlich des Dnjestr war die 6 Artillerie anhaltend lebhaft tätig. Auf⸗

klärungsa teilungen des Gegners verursachten an mehreren Stellen vergeblich, vorzugehen. Einige erfolgreiche Luftkämpfe.

Italie nischer Kriegsschauplatz.

Außer den gemeldeten Gefangenen wurden bei der Wieder⸗ eroberung des Monte Ortigara 52 Maschinengewehre, 2 Minenwerfer, 7 Geschütze und 2000 Gewehre erbeutet. Hauptmann Heyrowsky hat am 26. Juni über dem Wippachtal zwei Flieger abgeschossen.

Südöstlicher Kriegsschauplatz. Unverändert. Der Chef des Generalstabes.

Bulgarischer Bericht.

8 .. 29. Juni. (W. T. B.) Generalstabsbericht vom 28. Juni.

Mazedonische Front: Sehr schwache Kampftätigkeit an der ganzen Front. In der Gegend von Moglena, auf dem rechten Wardarufer bei Altschak Mahle und an der unteren Struma bei Enikoj wurden feindliche Erkundungsabteilungen durch unser Feuer zurückgeschlagen.

Rumänische Front: Bei Mahmudia und Tulcea ver⸗ einzeltes Artilleriefeuer.

Türkischer Bericht.

Konstantinopel, 28. Juni. (W. T. B.) Anltllicher Heeresbericht vom 27. Juni.

Kaukasusfront: Im linken Flügelabschnitt leichtes Infanterie⸗ und Artilleriefeuer.

Sinaifr ont: Am 25. Juni Nachmittags fanden zwei Luftkämpfe statt. In dem ersten kämpften zwei unserer Flugzeuge gegen drei englische. Ein englisches Flugzeug stürzte hinter unseren Linien ab. Der Führer ist tot. Das zweite englische Flugzeug war gezwungen, in beschädigtem Zustande binter den englischen Linien zu landen, dem dritten feindlichen Flugzeug gelang es, sich durch schleunige Flucht zu retten. Bei dem zweiten Luftkampfe wurde ein feindliches Flugzeug zur Landung hinter den englischen Linien gezwungen. Aus allen Luftkämpfen kehrten unsere Flugzeuge wohlbehalten zurück. Auf den übrigen Fronten keine Ereignisse.

Konstantinopel, 29. Juni. (W. T. B.) bericht vom 28. Juni.

Am Euphrat gingen die Engländer bis Felludscha zurück. Kaukasusfront: Auf unserem äußersten rechten Flügel südlich des Wan⸗Sees griff eine stärkere feindliche E“ unsere Posten an. Nach halbstündigem Gefecht wurde der Gegner in östlicher Richtung zurück⸗ gedrängt. An der übrigen Front außer Patrouillengefechten nur an zwei Stellen lebhafteres gegenseitiges Artilleriefeuer. Seitens unserer Artillerie wurde gute Wirkung beobachtet. Während die feindliche Artillerie, die an einer Stelle mehr als 400 Schüsse abgab, keinerlei Wirkung erzielen konnte.

Sinaifront: Um sich für unsere im gestrigen Heeres⸗ bericht gemeldeten, in ehrlichem Luftkampfe erzielten Erfolge zu rächen, bewarfen englische Flieger die den Moham⸗ medanern und Christen heilige Stadt Jerusalem mit 50 Bomben, die erfreulicherweise keinen Schaden anrichteten.

Heeres⸗

Der Krieg zur See.

Kopenhagen, 28. Juni. (W. T. B.) Nach Mitteilung des Ministeriums des Aeußern ist der dänische Dreimast⸗ schoner „Star“ in der Nordsee versenkt worden.

Rotterdam, 28. Juni. (W. T. B.) Nach dem „Mags⸗ bode“ ist das französische Schiff „Marseille“ (3335 Tonnen) infolge eines Zu ammenstoßes gesunken. Als vermißt gelten die norwegische Bark „Blanca“ (1501 Tonnen) und der englische Dampfer „Bellero⸗ phon“ (8954 Br.⸗Reg.⸗T.); der Dampfer „Belgravian“ (2521 Br.⸗Reg.⸗T.), der am 25. November von London nach New Vork abfuhr, wird als verloren betrochtet. Gesunken s 11“ 11 „Spind“ (1174 Tonnen), „Eli Lindu“ (1087 Tonnen) sowie „Borré“, „C und

„Eli cheien „„Circe“ und eeEö sind der argentinische Dampfer „Toxo“ sowie der brasilianische Dampfer „Para“ letzte Woche in den Ge⸗ wässern von Gibraltar versenkt worden.

Dem „Temps“ zufolge

Handel und Gewerbe.

In der heutigen Sitzung des Zentralausschusses der Neichsbank besprach der Vorsitzende, Präsident bank⸗Direktoriums Dr. Havenstein, die Uebersicht über den letzten Monat, führte aus, daß die Lage der Reichsbank nach wie vor befriedigend sei und teilte mit, daß das Endergebnis der letzten Kriegsanleihe nach vollständigem Eingang aller noch⸗ träglichen Feidzeichnungen auf 7 063 347 Zeichnungen über 13 122 069 600 festgestellt worden sei.

lunst und Wissenschaf

Die Königliche Akademie der Wissenschaften hielt am 14. Juni eine Gefamtsitzung unter dem Vorsitz ibres Sekretars Herrn Planck ab, in der Herr Holl über den Ur⸗ sprung des Epiphanienfestes sprach. Durch das uberetn⸗ stimmende Zeugnis der beiden Kirchenhälften steht fest, daß neben der E innerung an die (Geburt und die Taufe Chrimt auch die Feier der Hochzeit zu Kana zum ursprünglichen Bestand des Epiphanienfestes gehört hat. Daraus erwächst der Forschung die Aufgabe, eine Er⸗ klärung des Epiphanienfestes zu suchen, die auch diesen Teil mit ver⸗ ständlich macht. Die Lösung bietet eine Nachricht des Epiphanins, nach der in Aegypten der Brauch bestand, am 6. Januar Nilwasser S das dem Volksglauben gemäß sich in Wein verwandeln ollte.

der Leitung der Frau

In der am 21. Juni unter dem Vorsitz des Herrn Planck ab⸗ gehaltenen Sitzung der physikalisch⸗mathematischen Klasse sprach Herr Müller⸗Breslau über Knickfestigkeit ge⸗ gliederter Stäbe. Es wurden Versuchsergebnisse mitgeteilt, welche die vom Vortragenden aufgestellte Theorie der exientrisch ge⸗ trückten gegliederten Stäbe stützen. Herr Haberlandt überreichte Bd. I Heft 3 der von ihm herausgegebenen Beiträge zur allgemeinen Botanik (Berlin 1917). 8

In der an demselben Tage unter dem Vorsitz des Herrn Diels abgehaltenen Sitzung der philofophisch⸗historischen Klasse sprach Herr Meinecke über die Entstehung des modernen politischen Nationalbewußtseins und über die Unter⸗ schiede von Liberalismus und Demokratie. Er setzte sich kritisch ausetnander mit den von Erich Brandenburg in seinem Werke über die Reichsgründung geäͤußerten Ansichten über die Entstebung des neuzeitlichen politischen Nationalbewußtseins in Deutschland und über das Wesen und die Unterschiede von Liberalicmus und De⸗ mokratie. Auf das moderne politische Nationalbewußtsein habe die Ideenbildung der führenden Denker stärker eingewirkt, als Branden⸗ burg meint. Und Liberalismus und Demokralie seien nicht so scharf von einander zu trennen, wie er es versucht. Mit Ranke könne man daran festhalten, daß die Jdee der Volksfovveränität eine gemeinsame Quelle beider Richtungen war. Herr Kuno Meyer legte eine Mitteilung vor: Ein altirisches Bittgedicht an die Jung⸗ frau Maria. Es wird das dem heiligen Columba zugeschriebene Bittgedicht an die Jungfrau Maria im Wortlaut und in Uebersetzung mitgeteilt. Es ist gegen eine lüad genannte Seuche gerichtet, um das Jahr 800 verfaßt und bezieht sich wahrscheinlich auf eine 806 in Irland herrschende ansteckende Krankheit, von der die Annalen be⸗ richten. Herr Erman legte den Neudruck seiner Schrift: Die

Hieroglyphen vor (Berlin und Leipzig 1917).

Literatur.

Spanien ist der Titel des Juniheftes der Süddeutschen Monatshefte (Preis eine Mark fünfzig, Verlag Leipzig und München). Das Sonderheft entbält u. 0. folgende Aufsätze: Zur deutsch⸗spanischen Freundschaft von Alfred Demiani; Das spanische Volk braucht ein Ideal von Javier Bueno, Berliner Korrespondent des „ABC“ in Madrid; Der spanisch⸗amerikanische Krieg und seine Folgen von Enrtque Domiugue Rodino, Berliner Korrespondent von „Vanguardia“ in Barc⸗lona; Spaniens innere Zustände und auswärtige Politik von Diebel Tarik; Der Karlismus in der spanischen Politik von Dr. Joseph Froberger in Bonn; Ferrer und die spanische Politik von Fritz Bley in Berlin; Alhambra. Zum Verständnis der sp nischen Maurenpolitik von Otto Freiherrn von Taube; Das geistige Leben von Dr. August L. Mayer; Bemerkungen zur Literatur über Sranien von Alsred Demtant; Literarisches Leben im alten und neuen Katalonien von Geheimrat Dr. Heinrich Finke, Pro⸗ fessor an der Universttät Freiburg i. B.; Spanisches Wirtschafts⸗ leben von Privatdoꝛent Dr. Otto Quelle, z. Z. in Königsberg i. Pr.; Deutsche Siedelungen in Andalusten von Dr. Josef Weiß, Gehetmem Hausarchivar in München; Die Deutschen in Spanien während des Krieges von Dr. Otto Pflaum, Königl. Spanischem Konsul in München; Aus einer Rede des farlistischen Abgeordneten Vazquez de Mella, gehalten am 22. April 1917 in Bilbao. Der allgemeine Teil des Heftes enthält u. a.: Das wabre Gesicht unserer Feinde und der Ernst der Stunde von Professor Dr. Georg Stein⸗ hausen; Einheimische Wilogemüse von Dr. Ernst Küster, Professor der Botanik an der Universität Bonn; Marinetti als Mustk⸗ ästhetiker von Josef Hoemiller; Georg Schweinfurth von Oswald Deuerling; Das Neue Rußland von Dr. Adolf Derr, Kustos am Königlich baycrischen Ethnographischen Museum in München.

Theater und Musik.

Im Schillertheater O0. (Wallner⸗Theater) beginnt am Donnerstag ein auf mehrere Weochen berechnetes Operngastspiel unter Frieda Fürst. Es wird mit Wagners „Lohengri“ eröffnet.

Im Deutschen Opernhause wird morgen, Sonnabend, als letzte Vorstellung in dieser Spielzeit „Der Posttllon von Lonjumeau: mit Bernhard Vötel als Cbapelou, Mizzt Fink als Madeleine, Eduard Kandl als Bäjcu, Julius Lieban als Marquls von Corcy aufgeführt. Musikalischer Leiter ist Rudolf Krasselt. Mannigfaltiges.

In der gestrigen letzten Sitzung der Berliner Stadt⸗ verordneten vor den Sommerferien stand zunächst die Bericht⸗ erstattung des vorberatenden Ausschusses über die Vorlage, betreffend die Erhöhung der Einnahmen der städtischen Elektrizitätswerke Berlin, auf der Togesordnung. Dte Vorlage wurde in der von dem Ausschusse vorgeschlagenen Form angenommen. Ferner stimmte die Versammlung einer Vorlage des Magistrats zu, kbetreffend die Verschickung von Schülern und Schülerinnen höherer Lehranstalten, die wirtschaftlich nicht in der Lage sind aufs Land zu gehen. Es sollen aus den früher für Gemeindeschüler bewilligten Stellen 300 für solche Gemeindeschüler abgezweigt werdern, die in höhere Lebranstalten übergegangen sind; außerdem sollen 150 Stellen, die vom „Philologenverein“ argeboten sind, bei denen ein Zuschuß von je 3 crforderlich ist, angenommen und die erforderlichen Koste bewilligt werder. Auch lag ein heochherziges Angebot der evangelischen Gemeinden in Ssiebenbuürgen vor, die sich bereit erklärt haben, 756 Kinder kostenlos auf 10 Wochen in Pflege zu nehmen. Im weiteren Verlauf der Sitzung erteilte die Versammlung einem Antrage ihre Zustimmung, daß die Stadt der zu bildenden Ge⸗ sellschaft zur Fischverteilung in Berlin beitrete. Zum Schluß beschäftigte sich die Versammlung mit einem dringlichen Antrag der Stadtv. Cassel, Mommsen und Heimann, dahingehend: „Den Magistrat zu ersuchen, die nötigen Maßregeln zu treffen, daß die erforderliche Zufuhr von Obst und Gemüse für die Stadt Berlin sichergestellt und durch geeignete Richtpreise dafür gesorgt werde, daß Gemüse und Obst nicht vom Markt verschwinden und dem Schleichhandel Einhalt geboten wird.“ Der Antrag wurde nach kurzer Aussprache angenommen.

Die Deutsch⸗Bulgarische Gesellschaft hielt am ver⸗ gangenen Mittwoch im Gasthof Adlon in Berlin ihre I. Jahres⸗ versammlung unter dem Vorsitz Seiner Hoheit des Herzogs Ernst Günther zu Schleswig⸗Holstein und unter zahlreicher Beteiligung ihrer Mitalieder ab. Dem Jahresbericht zufolge hat sich die Gesellschaft insbesondere die örderung der geistigen Be⸗ ziehungen zwischen Deutschland und Bulgarien angelegen sein lassen. Diesem Zwecke dienten die von ihr veranstalteten „Bul⸗ garischen Kunstabende“, die, außer in Berlin, in neun großen

(Weitere Nochrichten über „Pondel u. Gewerbe“ s. i. d. Ersten Beilage.)

! deutschen Städten

raisch, wie auch in Bezug auf die Anknüpfung pecsönlicher Bezi⸗ hungen von gößtem Ersolg beglettet waren. Aus dem Ueberschus der Kanstabende konnten verschtedenen Städten für städttsche Kriegewoblfahrts wecke größere Beträge überwiesen werden Die Deutsch⸗Bulgarische Gesellschaft sucht die auf solche Weise eingeleiteten Bestrebungen auch weiter zu entwickeln und hat zu diesem Zweck einen Ausschuß für Kunst, Wissenschast und Technik gebildet, dem eine beträchtliche Zahl unserer hervor⸗ ragendsten Gelehrten, Künstler, Schriftsteller und Baumesster an⸗ gehört. Etner Anregung aus bulgarischen Kreisen folgend, wird die Gesellschaft im kommenden Winter in Sofia eine Reihe von Vor⸗ trägen veranstalten, die von namhaften deutschen Gelehrten und Dichtern gehalten werden sollen. Zur Einführung in das bulgarische Recht dient die Herausgabe einer Erläuterungsschrift zum bulgarischen Handelsgesetz, die der Geheime Justizrat Dr. Felix Mevyer, der zu diesem Zweck kürzlich in Bulgarien weilte, im Auftrage der HPeutsch⸗Bulgarischen Gesellschaft verfassen wird. Im übrigen ist die Entwicklung der Deutsch⸗Bulgarischen Gesellschaft gußerordentlich zufriedenstellend gewesen. Nachdem die bisher in Dresden unter dem Vorsitz des Geheimen Rats Professors Dr. Cornelius Gurlitt bestehende Deutsch⸗Bulgewische Vereinigung ihre Verschmelzung mit der Deutsch⸗Bulgarischen Gesellschaft be⸗ schlossen hat, zählt die letztere über 1500 Einzelmitglieder. Die Be⸗ gründung eines Ortsgruppenlandesverbandes dürfte in nächster Zeit erfolgen; weitere noch schwebende Verhandlungen über den Anschluß örilicher und hundesstaatlicher Vereine lassen die Zusammenfassung der bisher bestehenden Vereinigungen mit der Deutsch⸗Bulgarischen Gesellschaft für die Zukunft erhoffen. Im Anschluß an die Mit⸗ gliederversammlung dielt Abends der Professor Dr. Otto Hoetzsch einen fesselnden, auch politische Betrachtungen enthaltenden Vortrag über die Geschichte Bulgariens, an den sich ein zwangloses geselliges Beisammensein der Mitglieder anschloß.

Der Fliegerleutnant Allmenroeder, einer der Besten der Jagdstaffel Richthofen, ist, wie „W. T. B.“ meldet, am 27. d. M. im Luftkampf on der Westfront gefallen. Aus dem Feldartillerie⸗ regiment Nr. 62 hervorgegangen, in dem er am 30. März 1915, erst 19 jährig, zum Offizier befördert wurde, trat er am 29. März 1916 in die Fliegertruppe ein. Am 8. Januar 1917 „rwarb er sich das Flugzeugfübrerabzeichen. Trotz seiner großen Jugend wurde er bald einer der besten unserer Jagdflieger und würdig seines Lehr⸗ meisters und Staffelführers. Am 9. d. M. mit dem Ritterkreuz des Hohenzollernordens mit Schwertern, am 14. d. M. mit dem Pour le mérite ausgezeichnet, nannte ihn der Heeresbericht vom 26. d. M. noch als Sieger über das 30. feindliche Flugzeug.é Schon einen Tag später traf ihn die tödliche Kugel. Ein junges Heldenleben ist aus⸗ gelöscht; aber er wird in unser aller Herzen fortleben als einer d besten Söhne unseres Vaterlandes. 1“

v11XA1A4“ 1“ Paris, 28. Juni. (W. T. B.) „Petit Parisien“ zufolge werden aus mehreren Departements Südfrankreichs schwere Unwetter gemeldet; der Ernteschaden beträgt mehrere Millionen.

Saida, 27. Juni. (W. T. B.) Laut Meldung der „Agence Havas“ sind auf der Linte Saida Nin Sefra, in der Nähe des Bahnhofs von Tafarna, zwei Eisenbahnzüge mit Waren und Arbeitern zusammengestoßen. Vier Menschen wurden ge⸗ tötet und 19 verletzt. Der Sachschaden ist bedeutend.

New York, 28. Juni. (W. T. B.) „Nouvbelliste de Lyon“ meldet aus New York, daß der Kreuzer „Olympia“ vorgestern bei Rhode Island aufgelaufen set und sich in sehr gefährlicher Lage befinde. Die Besatzung sei gerettet.

Boston, 27. Juni. (W. T. B.) Nach einer Reutermeldung ist der Deutsche Werner Horn, der des Versuchs angeklagt war, die internationale Brücke über den St. Croix⸗Fluß zu zerstören, zu der Höchststrafe von 18 Monaten Gefäͤngnis und einer Geldbuße von 1000 Doller verurteilt worden.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Familiennachrichten.

8 EEEI

„Durch einen plötzlichen Tod wurde uns unser volks⸗ wirtschaftlicher Syndikus 1—

Dr. Otto Ehlers Mitglied des Abgeordnetenhaufes

entrissen.

In seiner langjährigen Tätigkeit hat sich der Ent⸗ schlafene große Verdienste um Berlins Handel und Industrie erworben, die ihm einen Anspruch auf unsere vollste Dank⸗ barkeit sichern. Stets bereit, sich ganz einzusetzen, wo es galt, einer gesunden Reform die Wege zu bahnen oder un⸗ gerechtfertigte Nachteile von Einzelnen abzuwenden, fand er in seiner Arbeit die Befriedigung seines Herzensbedürfnisses, ihr Erfolg war ihm ein persönliches wertvolles Erlebnis. Das kluge und besonnene Urteil des Verewigten wies ihm einen hohen Rang in unserem Kreise an. Die tiefe innere Ehrlichkeit seines Wesens, sein nie versagendes Wohlwollen, wie die warmherzige Frische seiner Lebensauffassung machten ihn zum Freunde derer, die ihm nahegetreten sind.

Wir betrauern aufs tiefste den Verlust unseres werten und lieben Mitarbeiters. Sein Gedächtnis werden wir in Ehren bewahren.

Die Handelskammer zu Verlin.

[19701] Franz von Mendelssohn.

Verehelicht: Hr. Korvettenkapitän von Gorrissen mit Frl. Ella Bühl (Frankfurt a. M.). 1 Geboren: Ein Sohn: Hrn. Hauptmann Thassilo von Studnitz

(Potfbom). Hrn. Axel Grafen von Schlieffen⸗Sandow nesen). Gestorben: Hr. Regierunge⸗ und Geheimer Medizinalrat Professor Dr. Roth (Potsdam). 8

Verantwortlicher Schriftleiter: Direktor Dr. Tyrol, Charlottenburg. den Anzeigenteil: Der Vorsteher der Geschäftsstelle, echnungsrat Mengering in Berlin. - Verlag der Geschäftsstelle (Mengering) in Berlin. Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagsanstalt, Berlin, Wilhelmstraße 32. Sechs Beilagen 1 (einschließlich Warenzeichenbeilage Nr. 51) sowoie dic 1524. und 1525. Ausgabe der Peutsch

stattfenden und sowohl känstlerisch und lite⸗

Verlustlisten.

zum Deutschen Neichsanz

Erste B

eilage

eiger und Königlich Preußisch

Nichtamtliches. Fortsetzung aus dem Hauptblatt.) b Oesterreich⸗Ungarn. der Kaiser empfing gestern früh die Parteiführer g österreichischen Abgeordnetenhauses in besonderen Uwienzen, und zwar die Führer des deutschen Nationalver⸗ des, der Christlich⸗-Sozialen, der Polen, der sschechischen arrier, der Ruthenen und der Südslawen. Das Präsidium Abgeordnetenhauses wird heute abend vom Kaiser empfangen

8 Der ungarische Ministerpräsident Graf Esterhazy z der „Neuen Freien Presse⸗ zufolge, gestein in Wien ein⸗ arcfken und hatte im Laufe des Tages eine lange Unter⸗ nung mit dem deutschen Botschafter Grafen von Wedel.

Im österreichischen Herrenhaus stellte der Finisterpräsident Dr. v. Seidler zu Beginn der gestrigen zzung das neue Kabinett mit einer ähnlichen Erklärung zwim Abgeordnetenhause vor, wobei er betonte, die Re⸗ zung werde die laufenden Verwaltungsangelegenheiten g Geiste strengster Gesetzlichkeit, in eifriger Fürsorge für e Weürfnisse der Bevölkerung fortführen und sich unver— eandt vor Augen halten, daß das Ausharren bis zum glück⸗ tten Ende des Krieges unbedingt gesichert bleibe und daß e der Bevölkerung erwachsenen Erschwernisse auf das geringste gaß beschränkt bleiben müßten. (Lebhafter Beifall.) Das farexhaus nahm unverändert ohne Besprechung die von dem reßausschuß einstimmig beschlossene Adresse in Beant⸗ termg der Thronrede an und beschloß, die Adresse durch eine a dem Präsidium des Herrenhauses und dem Adreßausschuß schende Abordnung dem Kaiser zu unterbreiten. In der jnese heißt es laut Meldung des „Wolffschen Telegraphen⸗ sros“ unter anderem:

Ein unmz'telbarer Zeuge der großartigen Leistungen und der henbaften Tapferkeit unserer Truppen sowie unserer wackeren fnmne haben Eure Majestät den Helden, deren eiserne Standbaftig⸗ tt und kühne Kampfesfreudigkeit dem Vaterlande eine unüberwind⸗ te Schutzwehr bieten, Worte gewidmet, die, von Herzen kommend,

eberdigen Widerhall in aller Herzen wochrufen. Eines Sinnes

arer Majestät zollen wir Bewunderung und Hank auch den Bundes⸗ essen, die in treuer Verbrüderung mit uns einer Welt von Feinden e Svize bieten; dem der Monarchie durch ein langjähriges, vielfach mobtes Bündnis nahestehenden, die alte Bundestreue aufs neue enden und in unerschöpflicher Kraftfülle allen Gegnern n Deutschen Reiche, der mit hergebrachter ritterlicher Tapfer⸗ spfenden Türkei und dem jugendkräftigen, von seinem weisen fisten geletteten Bulcarien. Es ist unser aufrichtiger Wunsch, daß der Kriegsgemeinschaft heraus eine festgefügte dauernde Friedens⸗ meinschaaft sich entwickele, die den durch die Opfer des Krieges schrwer beimgesuchten Völkern die Segnungen des Friedens in beihucher, sich wechselseitig befruchtender Entn icklung verbürgt.

Die Adresse betont sodann, daß die Vorsorge für die Er⸗ lorung der Bevölkerung und die Beschaffung der not⸗ andigen Bedarfsartikel nebst der Führung der Armee wichtigste Aufgabe sei und einer umsichtigen, planmäßigen, bbewußten Tätigkeit der berufenen Behörden bedürfe und enso einer Ausgestaltung der bestehenden Einrichtungen durch teranziehung der Bevölkerung selbst zur Mitwirkung an der isung der überaus schwierigen Aufgabe. Bezüglich der kandelspolitik heißt es:

„Infoloe der Nachwirkungen des Krieges wird voraut sichtlich die erarchie sich vor eire Umgestaltung der weltwirtschaftlichen Ver⸗ sütnsse und damit vor die Notwendikeit gestellt seber, ihrer indelepolitik eine neue Richtung zu geben. Wenngleich nach wie n darach wird getrachtet werden mössen, die Handelspolitik der lonarchte auf eine möglichst breite Grundtage zu stellen, wird es ic angezeigt sein, zum Zwecke besonderer Pflege des wechselseitigen Kitederkehrs in erster Linie im Hinblick auf die reich ent⸗ düllen wirtschaftlichen Bestehungen zu dem Deusschen Rech it disem und sodann auch mit den anderen bundesce bssischen enaten gecignete handelspolttische, in der Folge auch entwicklungs⸗ ige Vereinbarungen abzuschließen. Noch sehen wir, schließt die bese, richt das Ende des blutigen Ringens, nicht die Morgenröte dnahenden Friedene. Aber unerschutterliches Vertrauen auf die echtigteit der Sache, für welche die Monarchie das Schwert vogen, hese⸗lt uns. In fester Zoversicht erwarten wir den Tag, an en das Volk aus der Hand Eurer Majestät das kostbare Geschenk ebr'nvollen Friede s empfangen wird. Geschart uvm die gebeteigte id gelerte Perskon Eurer Majestät, wird das Volk seine Pfl cht n, Kämpfende und Arbettend, im Krieg und im Frieden, mit dem 8 Vaterland! Gott erhalte, Gott beschütze, Gott segne Eure asestär!

Das Herrenhaus begann sodann die Berhandlungen über en vorläufigen Haushaltsplan.

1G Der Berichterstatter Freiherr von Plener beantraate die An⸗ nxe des vorläufigen Haushalteplans in der Fassung des Abgeord⸗

lrses und erklärte, trotz des Ernstes der finanziellen Lage die Hoff⸗

ingen nicht aufzugeben, daß es durch Heburg der Güt⸗rerzeugung dder Volkekraft im Laufe der nächmen 10 oder 20 Jahre möglich awerde, die Schulden zu tilgen. Graf Pininsti erklärte, aus

Thronrede und anderen Kundgebungen der Regterung ne sich, daß Oesterreich⸗Ungarn gegenwärtig lediglich einen 1wen ond Verständigungsfrierden anmebe, und zwar nicht öchwäͤche, sondern aus richtig erkanntem, edlem Menschlichkeits⸗ 8 1. Ein vollständiger Frirde werde nur auf Grund einer allge⸗ zen Welttagung erfolgen können, von dem auch die Polen er⸗ wien, daß er zur Gründung eines gesunden Staatsorganismus gen werde, der für die Zukunft eine neue wertvolle Burgschaft des weneinen Friedens bilden werde. Der Redner schloß: „Wir haben ner an der Ueberzeugung festgehalten, daß wir in dem erhabenen

1

ner der österreichischen Krone den Förterer unserer durchaus ge⸗

, „Das österreichische Abgeordnetenhaus setzte sern die Verhandlungen über die Anfragen, betreffend die ;,. Im Justizausschuß des Abgeordnetenhauses vnrie der Leiter des Justizministeriums Sektionschef 8 Schauer, die Regierung habe gegen die Aufhebung Militärgerichte im Hinterlande nichts einzu⸗ geiten⸗ sie halte aber die Aufrechterhaltung der Militar⸗ woisbarkeit in jenen Gebieten für unerläßlich, in denen in e der kriegerischen Ereignisse die Gerichtshöse ihre Tätigkeit kestelt haben. Die Regierung habe einen entsprechenden

Ten Bestrebungen und Hoffaungen finden werden.⸗

Das

Berlin, Freitag, den 29. Jun g

Gesetzentwurf eingebracht. Der Justizausschuß nahm darauf einstimmig einen Antrag, den Verordnungen, betreffend Unter⸗ stellung von Zivilpersonen unter die Militärgerichtsbarkeit, die Genehmigung zu verweigern, an.

Im ungarischen Abgeordnetenhause teilte der Minister des Innern Ugron auf eine Anfrage über vorgestern in Budapest veranstaltete Wahlrechtskundgebungen folgendes mit:

Sämtliche Redner, die während der Kundgebung gesprochen baber, ermahnten, die Ordnung aufrecht zu erhalten. Diese Mahnung wurde auch von der organisterten Arkeiterschaft gerau befol,t. Indessen hbaben kleinere Tropps Ausschreitungen verübt und Schaufenster eingeschlagen. Die Polizet hat diese pöbel⸗ haften Ausschreitungen, nelche die sozialoemokratische Ackeiter⸗ schaft als gegen die Kundgebung gerichtete Frevel auf das ent⸗ schiedenste verurteilt, in Nichtbeachtung der Weisung des Ministers nicht zu pechindern gesucht. Der Oberstadthauptmann hat im Ge⸗ füble der Verantwortlichteit für dieses Vorgehen seine Entlassurg angeboten, die auch angenommen wurde. Die Re⸗gierung beobsichngi, für die durch die Ausschrenungen angerichteten Schäden Entschädigung zu gewähren. (Lebhafte Zustimmung.)

In derselben Sitzung wurde auch das Abdankungsschreiben des Präsidenten Paul Boethy zur Kenntnis genommen.

Anläßlich des Gedenktages der Ermordung des Erzherzogs⸗Thronfolgers Franz Ferdinand und seiner Gemahlin fand gestern vormittag in Sarajewo nach Trauergottesdiensten in den Kirchen in Anwesenheit des Feldmarschalls Erzherzogs Friedrich ats Vertreters des Kaisers, des Ministers Burian, des Landeschefs und der Vertreter aller Behörden, der hohen Geistlichkeit, des deutschen und des osmanischen Konsuls, vieler Vereini⸗ gungen, der Schuljugend und sehr zahlreichen Publikums die feierliche Enthüllung des Sühnedenkmals an der Stelle des Anschlags an der Lateinerbrücke statt. Der Landeschef Freiherr Sarkotic hielt eine Ansprache an den Erzherzog Friedrich, in der er sagte, es gelte das Andenken des unvergeßlichen Fürstenpaares zu heiligen, das vor nun drei Jahren durch ein schicksalsschweres Unheil an dieser Stelle jäh dahingerafft worden sei. Das Dentmal bilde die erste Abstattung der unendlichen Schuld an die hohen Verblichenen. Der Erzherzog erwiderte, er sei gern dem Befehle des Kaisers gefolgt, bei der heutigen Feierlichkeit in der Landeshauptstadt Sarajewo zu erscheinen. Es gereiche ihm zur aufrichtigen Genugtuung, die Bevölkerung Bosniens und der Herzegowina der besonderen Gnade Seiner Majestät versichern zu können und gleichzeitig Zeuge der patriotischen Gefühle zu sein, die in der Errichtung des Gedächtnisdenkmals für den Erzherzog Franz Ferdinand und seine Gemahlin einen beredten Ausdruck gefunden hätten. Allen, die zum Zustande⸗ kommen des liebevollen Werkes beigetragen haben, sage er herzlichsten Dank. Hierauf fand die kirchliche Einweihung des Denkmals statt.

Großbritannien und Irland.

Lord Milner teilte vorgestern dem „Algemeen Handels⸗ blad“ zufolge im Oberhause mit, daß die Militärbehörden 70 000 bis 80 000 Mann für die Landwirtschaft zur Verfügung gestellt haben.

Die jüngsten Unruhen in Irland sind nach der „Times“ eine Folge der Freilassung der bisher verhafteten Anführer gewesen. Auf die Unionisten hätten diese Vorgänge den Eindruck gemacht, daß die Regierung in ihrem Bestreben, eine günstige Stimmung für die irische Nationalversammlung zu schaffen, darauf verzichtet hätte, Ordnung und Gesetz tat⸗ kräftig aufrecht zu erhalten. Am Sonntag soll im Phönixpark eine große Versammlung stattfinden, um gegen die Trennung von Ulster nnd Irland und gegen die Ernennung von Ver⸗ tretern zur Nationalversammlung durch die Regierung Einspruch zu erheben.

Frankreich.

Der Brigadegeneral Vidalen, bisheriger Kabinettschef im Kriegsministerium, ist dem „Petit Parisien“ zufolge, zum Generalstabschef der Armee ernannt worden.

Die Kammer erörterte vorgestern die Mietszins⸗ frage und nahm verschiedene Gefetzes artikel on. Der Kriegs⸗ minister Painlevé ersuchte die Kammer nachher, die Inter⸗ pellationen über die militärischen Ereignisse auf den nächsten Tag zu verschieben, was nach kurzem Widerspruch des Abgeordneten Dalbiez geschah. Der Abgeordnete Garat be⸗ nachrichtigte den Ministerpräsidenten und den Kriegsminister, daß er über die Lage und den letzten Angriff der Orient⸗ armee interpellieren werde.

Der Marineausschuß des Senats ernannte nach der Erörterung des Unterseebootkrieges die Abordnung, die die infolge der Entwicklung des Unterseebootkrieges notwendig ge⸗ wordenen Maßnahmen mit dem Marineminister Lacaze besprechen soll. 1

Rußland.

Die Vorläufige Regierung hat nach einer Meldung der „St. Petersburger Telegraphenagemur“ die Kriegs⸗ gerichte aufgehoben. Wenn Verbrecher auf frischer Tat gefaßt werden und die Umstände die sofortige Einleitung des Verfahrens erheischen, so wird dies dem ständigen Kriegsrat entweder des zuständigen Bezirks oder des zuständigen Armee⸗ korps zur dringenden Behandlung überwiesen.

Der Minister des Aeußern Tereschtschenko erklärte dem „Temps“ zufolge bezüglich der diplomatischen Ver⸗ tretung Rußlands in Frankreich und England, daß Rußland vorläufig keine Botschafter für Paris und London ernennen, sondern außerordentliche diplomatische Ab ordnungen wie die nach den Vereinigten Staaten entsenden werde, zusammengesetzt aus Vertretern der verschiedensten politischen Strömungen, die als wirkliche Dolmetscher der Gefühle des ganzen russischen Volkes beglaubigt werden sollen.

Der Ackerbauminister Tschernow hat einen Gesetz⸗ entwurf ousgearbeitet, rach dem alle Ländereien von landwirtschaftlichem Werte bis zur Lösung der Land⸗

frage durch die verfassungsgebende Versammlung im Interesse

des Staates zeitweilig landwirtschaftlichen Ausschüssen zur Be⸗ aufsichtigung der Ausnützung unterstellt werden sollen. Zu diesem Zweck werden örꝛliche Ackerbauausschüsse die Anbau⸗ fläche der Ländereien feststellen, bevor sie von Gemeinden, Ge⸗ sellschaften und privaten Besitzern bestellt werden, während alle übrigen Ländereien eine Bodenreserve bilden sollen.

Der allgemeine Kosakentag hat einstimmig einen Beschluß angenommen, der nachdrücklich jeden Gedanken an einen Sonderfrieden zurückweist und auf der Notwendigkeit be⸗ steht, den Krieg im engen Einvernehmen mit den Verbündeten bis zum vollständigen Siege fortzusetzen. Der Beschluß tadelt scharf die Fahnenflüchtigen, erklärt sie als Verräter und fordert die Bevölkerung auf, die Freiheitsanleihe zu unterstützen.

Auf Anregung der militärischen Abordnung der Schwarzen Meerflotte, der St. Georgsritter, der Vertreter der Kosaken und anderer Vereinigungen hat sich, wie das „Reutersche Bureau“ meldet, in St. Petersburg ein Ausschuß zur Bildung einer revolutionären Armee von Frei⸗ willigen gebildet. Der Ausschuß plant, ein Bataillon Frei⸗ williger aufzustellen, die zum Angriff übergehen und durch ihren Schwung die Truppen zum Sturme mitreißen sollen. Die Anführer sollen von den Freiwilligen gewählt werden.

Niiederlande.

Die Generalstaaten sind gestern von der Königin mit einer Thronrede eröffnet worden, die nach dem Haager „Korrespondenz⸗Büro“ folgendermaßen lautet:

Meine Herren!

Die aufgelösten Kammern der Generalstaaten haben fast eirn⸗ stimmig den Wunsch nach emer Verfassungsänderung auf dem Gebtete des Wahlrechts und des Unterrichtswesens ausgesprochen. Es ist die Aufgabe der Generalstaaen, die heuse zusammemreten, darüber zu entscheiden, ob die angefangenen Arbeiten vollendet werden sollen. Andere politische Gesetzentwürfe werden Ihnen vorgelegt werden. Sie werden Ihre ganze Aufmertsamkeit den Fragen widmen können, die der Kriegszustand und die Vorbereitung auf eine kräfttge Entwicklung unseres Landes nach dem Kriege für uns mit sich bringen. Wenn der von Milliornen ersehnte Frieden auch dieses Jahr ausbleibt, so wird das niederländische Volk auch weitere Opfer mancher Art bringen muüssen. Eimgedenk dessern, was in diesen Zeiten anderen Völtern auferlegt wird, vertraue ich rarauf, daß das Volk die Opfer bereitwilig Fringen wird. Obwohl die Finanzlage dank der Erhebung neuer Steuern nicht besorgniserregend genaunt werden kann, bleibt doch eine ansehnliche Stärkung der Geldmittel unvermeidlich. Unseren Land⸗ und Seestreitkräften, die schon so lange Zeit bereit sind, unsere Unabhängigkeit zu verteidigen, sage ich warmen Dank. Die Bande zwischen dem Mutterlande und den Kolonien haben sich in diesen schwierigen Zeiten als stuk erwiesen. Die rührenden Beußerungen des Zusammengebörigkeitegefühls, das in der Bevölkerung von Niederländisch⸗ Indien lebt, sind fuͤr uns eine Pürgschaft, daß unsere Anstrengungen, um Land und Volk der Wohblfahrt und Entwicklung zuzufuhren, Früchte tragen werden. Der Verzeidtgurg des Gebtets dieser Kolonten wird meine be sondere Sorgfalt gewidmet sein. Unsere Beziehungen zu ollen ausländischen Möͤchten sind andauernd günsta. Wenn auch pieles zur Danktarkeit summt, so verge-ssen wir doch nicht, doß unserem Londe, solange der Krieg würel, Gefabren drohen und daß unser Volk noch dazu gerötigt werden kann, seine äußersten Kräfte für seine Fretheit und seine Unabhängtgkeit einzusetzen. Daß Gott es davor behüten möge, ist Gegenstand meines innigen Gebetes. Ich erkläre die außerordentliche Tagung der Generalstaaten für eröffnet.

Schweiz.

In der vorgestrigen Sitzung des Nationalrats stellte der französische Berichterstatter des Ausschusses Secretan⸗ Lausanne im Laufe der Erörterung der Angelegenheit Hoff⸗ mann, wie „Wolffs Telegraphenbüro“ ergänzend meldet, fest, daß es eines kranken Gehirns bedürfe, um Hoffmann als deutschen Vermittler zu bezeichnen, und fuhr fort:

Die Frage allerdinge, ob Hoffmann nicht auch die Mög⸗ lichkeit eines Sondermiedens ins Auge gefaßt habe schemt nicht genügend geklärt. Jedenfalls erweckt sein Schritt den Anschein, als ob er an einen Sonderfrieden gedacht bätte, was genügt, um seiren Scheitt als einen schweren Febler erscheinen zu lassen. Wenn von dem allgemeinen Friedeusbedürfnis gesprochen wird, so trifft dies nicht auf die verbündeten Mächte zu, die bis zum endgültigen Sieg kämpfen wollen. Hoffmann mußze wissen, daß acf der einen Seite die Stimmung gegen den Frieden ist. Wenn er auch einen unbegreiflichen poluischen Fehler begangen hat, so mussen wir doch bepimmt annehmen, daß seine Absichten frei waren von irgend⸗ welchen strafbaren Erwägungen. Borella⸗Tessin (freisinnig) be⸗ gründete den von dem vorberatenden Ausschuß mit allen gegen seine Stimme abgelehnten Antrag auf Einsetzung eives besonderen parla⸗ mentarischen Untersuchungsausschussee. Fazy⸗Genf betonte die Not wendigkeit, im Auslande diplomatische Vertreter zu hoben, die den Regierungen genehm sind und ihr Vertrauen besitzen. Der Obmann der soztalbemokrattschen Fraktion, Greulich⸗Zürich, gab eine Das⸗ stellung der russischen Revolutton und der Regierungsverhältnisse in St. Petersvurg, die Grimms Telegramm begreiflich er⸗ scheinen lassen. Davon, daß Grimm ein deutscher Verwittler sei, könne keme Rete sein. Grimm sei auf Grund eigener Aoschauung und auf Grund von Besprechungen mit sozia⸗ listischen Kreisen St. Prtersburgs zu der Ueberzeugung ge⸗ kommen, daß Rußland Frieden haben wolle. Er babe aber den ungebeuren Febler becongen, sich durch Baeiligung an Voiks⸗ versammlungen und den Kronpädter Vorrällen ber der Vorläufigen Regterung mißlierig zu machen, weshalb seine Tätie keit überwacht und seine Depesch⸗ ibm zum Verhäncnis geworden sei. Daß Branting in dem Blatt „Srco aldemokraten“ die Depesche veröffent⸗ licht hbabe, sei ertlärlich, weil Grimm auch in Stockholm sich unnötig in die Partetzwistigkeiten eingemischt haäfte. Der Redner bestriit nochmals eindringlich, daß Grimm im Auftrag der deutschen Regierung gebandelt habe, deren erbitterter Feind er immer gewesen sei. Ebensomenig habe er an einen Sonderfrieden gedacht. In die Depesche sei alles Mög liche hineingebeimnißt worden, so daß ein Rattenkönia von Mißver⸗ ständnissen entstanden wäre. Man sei heute in der Schweiz viel zu vervös. Im Innern solle man die Kämpfe frisch und fröhlich aus⸗ fechten, ader nach außen müsse man stark vnd einig sein. Die Schwein habe es gar nicht nötig, vor dem Ausland Angst zu haben. Die großen Mächte hätten miteinander genug zu tun und seien froh, wenn die Schweiz im Jura die Wache halte.

Gestern wurde die Besprechung des Falles Hoffmann im Nationalrat fortgesetzt.

Der Waadtlander Jaton

begrörndete, unterstützt ven mehreren Iwelschen Rednern, den Antrag

auf Auafbeoung der außerordentl chen