1917 / 160 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 09 Jul 1917 18:00:01 GMT) scan diff

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HSDestlicher Kriegsschaaplatz. Front des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern. Heeresearnpg⸗ 8 des Generalobersten von Boehm⸗Ermolli. Während zwischen Strypa und Zlota⸗Lipa nur leb⸗ hafte Artillerietätigteit herrschte und uns einige Vorstöße Gefangene einbrachten, kam es bei Stanislau zu neuen Kämpfen. Durch starke russische An niße wurden die dort stehenden Truppen zwischen Ciezow und Zagwozdz (12 km) gegen die Waldhöhen des zarny las zurückge⸗ drückt. Durch Eingreifen deutscher Reserven kam der Stoß ꝛzum Stehen. Front des Generalobersten Erzherzog Joseph. In den Karpathen hielt die rege Tätiakeit der russischen Batterien an; örtliche Angriffe der Russen sind an mehreren Stellen gescheitert. Bei der

Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls von Mackensen 8

Mazedonischen Front ist die Lage unverändert. Der Erste Generalquartiermeister. gudendorff.

und an der

EEEI11““

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Oesterreichischeungarischer Bericht. Wien, 7. Juli. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet:

Oestlicher Kriegsschauplatz.

An mehreren Stellen der Karpathenfront lebte das feindliche Artilleriefeuer gestern merklich auf. In der Gegend von Dorna Watra, Kirlibaba und im Ludowagebiet, dann beiderseits des Jablonicapasses erreichte es zeitweise

rößte Heftigkeit. Unsere Artillerie erwiderte mit kräftigem Fersisrcdelafener von guter 1“] Bei Kirlibaba räumte der Fn seine Deckungen gruppeweise. Erkundungsabteilungen des Gegners, die an mehreren Stellen arzage en versuchten wurden abgewiesen. Bei Stanislau haben die 2 na heftigster Artillerievorbereitung mehrere starke a er er⸗ folglose Angriffe geführt. Den Haupistoß hat hier das tapfer v ungarische Heeresinfant erieregiment Nr. 65 abgewiesen. Auch bei Hutta und Solotwina find in den späten Nachmiltagsftunden russische Angriffe gescheitert.

Im Raume um Brzezany kam es gestern nur zu einem kurzen feindlichen Vorstoß, der abgewehrt wurde. Wie erfolg⸗ reich die Verteidiguug der hier kämpfenden deutschen und os manischen Truppen, dann der tapfer mitwirkenden Honved⸗Infanterieregimenter Nr. 308, 309 und 310 in den Vortagen war, zeigen die auf etwa 13 000 Mann ge⸗ schätzten Feindesleichen im Vorfelde. In unbe⸗ geüns sr Fsbrcschcta ihres begrenzten Zufallserfolges vom 2. Juli hofften die Russen gestern die Entscheidun südwestlich von Z borow durch einen Massenstoß herbeigufüͤhren nter Heranziehung eines Gardekorps, weiterer neuer Kräfte und

arker Kavalleriemassen setzten die Russen in einer Front⸗ breite von 16 Kilometern etwa 9 bis 10 Divisionen, stellenweise 15 Wellen tief, zu wiederholten An⸗ griffen ein.

An der heldenmütigen Haltung deutscher Regimenter brachen alle nach mehrstündigem Vorbereitungsfeuer vom frühen Morgen bis zum Mittag vorgetriebenen Massen⸗ stürme erfolglos und blutigst zusammen. Dem tapferen Sombhorer Infanterieregiment Nr. 23 und der vor⸗

refflich mitwirkenden K. und K. Artillerie seheech ein ühmlicher Anteil an dem großen Erfolg des gestrigen Tages.

Mehrere PagferrFaftocgen. die anzugreifen versuchten, wurden zerschossen. In den Mittagsstunden war die Angriffskraft des Gegners derart gebrochen, daß er, verfolgt durch das Maschinengewehrfeuer einer Jagdstaffel, zurückfluten mußte. Die zur beabsichtigten Verfolgung heran eführte feindliche Kavallerie wurde durch Fauer zersprengt. Die Verluste des Feindes sind außerordent lich schwer, unsere halten sich in mäßigen Grenzen. 1 Ein gegen 8 Uhr Nachmittags südwestlich Zborow er⸗ neuter russischer hatte den gleichen Mißerfolg wie alle früheren. Bei Batkow Zwyczyn sind Nachmittags neee. gegen österreichisch⸗ungarische Truppen geführte Angriße gescheitert.

In tapferster Gegenwehr und in erbittetem Handgemenge haben das Györer Infanterieregiment Kaiser und König Karl Nr. 19 und das Szombathelyer In⸗ fanterieregiment Nr. 83 den Feind vollständig ge⸗ worfen. eherreschieha nndarisch. und deutsche Artillerie haben auch hier vortrefflich zusammengewirkt und im Verein mit der Infanterie dem Feinde schwerste Verluste zu⸗

gefügt. Italienischer Kriegsschanpla Außer erhöhter Patronillentätigkeit im Forno⸗Gebiet nichts zu melden. Südöstlicher Kriegsschauplaz. Der Chef des Generalstabes. Wien, 7. Juli. (W. T. B.) Amtlicher Abendbericht. Auch heute wurden im Laufe des Vor⸗ und Nachmittags starke Massenangriffe der Russen bei Stanislan

vollständig abgewiesen. Bei Brzezany gab es keine größeren Kampfhandlungen.

Keine

Wien, 8. Juli. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: Oestlicher Kriegsschauplatz.

In den Karpathen nur mäßiges feindliches Artillerie⸗ us ns geringe Aufklärungstätigkeit. Bei Stanislau hat der Feind seine Angriffe gestern und heute früh mit roßer Zähigkeit wiederholt; nach einem mißlungenen schwächeren Vorftoß setzte er gegen 1. Uhr Nachmittags starke über⸗ legene Kräfte zum entscheidenden Stoß geen unsere Stellungen beiderseits der Straße Stanislau —Kalusz ein. Alle Angriffe zerschellten an der tapferen Haltung und dem vortrefflichen Zusammengirten aller Waffen unserer Mis⸗ kolezer gexsace Der an wenigen Stellen in die vordersten Gräben eingedrungene Feind wurde durch so⸗

octigen Gegenangriff geworfen. Ein weiteeer Augriff in 2 4o 8 schon durch unser Artilleriefeuer niedergehalten, auch blieb ein heute früh ohne Vorbereitungs⸗ euer unternommener Varstoß ergebnislos. Tale der

strzyca Solotwinska nächst Huta hat der Feind eben⸗ als sariere Kräfte zum Angriff angesetzt. Das bewährte Infanterierealiment Kaiser und König ranz Joseph 8 Nr. 1 hier in zäͤhem Kampfe alle Fra Stellungen. In den Hauptanariffsräumen der Vortage haben mit Ausnahme eines erfolg osen feindlichen Vorstoßes südwestlich Zborow keine größeren Kampfhandlungen statt⸗

gefunden, Italienischer und südöstlicher Kriegsschauplatz.

Unverändert. Der Chef des Generalstabes.

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Sofia, 7. Juli. (W. T. B.) ö Mazedonische Front: Im Cerna⸗Bogen wurde eine feindliche Aufklärungsabteilung durch unser Feuer zerstreut. In der Gegend von Moglena bei Bahovo versuchten serbische Abteilungen einen unserer Posten anzugreifen, wurden aber durch unser Feuer niedergemäht. Auf dem rechten Wardar⸗Ufer lebhafteres Artilleriefeuer und für uns günstige Auftlärungsunternehmungen. Wir machten Gefangene vom 1. griechischen Infanterieregiment. An der übrigen Front vereinzeltes Ariilleriefeuer und stellenweise Gefechte zwischen ouillen und Posten. Patssselan ur . Feege Oestlich von Tulcea Austausch von Gewehrschüssen von Posten. 8 * Seweheschesstn (W. T. B.) Generalstabsbericht. Mazedonische Front: Lebhaftes Feuer der feindlichen Artillerie auf der Tschervena Stena und im Zentrum unserer Stellungen im Cerna⸗Bogen. Eine serbische Er⸗ kundungsabteilung, die sich unserm Posten östlich der Cerna bei Tarnova zu nähern versuchte, wurde 892. Feuer zerstreut. Westlich vom Doiran⸗See mäßiges Artillerjefeuer. An der unteren Struma Gefechte zwischen Infanterie⸗ und Kavallerie⸗ abteilungen. Numänische Front: segen Mahmudia und Tulcea Artillerie⸗ und Infanteriefeuer. Bei Isaccea vereinzelte Kanonenschüsse. Türkischer Bericht. 8 S Konstantinopel, 7. Juli. (W. T. B.) Anetlicher Heeresb b t. Voh keiner Front sind besondere Ereignisse ge⸗ meldet worden.

482 Hn ihoget⸗ 8. Juli. (W. T. B.) Amtlicher eoresbericht. 6 An der persischen Grenze östlich Pandschwin griffen am 6. Juli unsere Truppen die Russen an und schlugen sie. Als Beute wurden bisher gemeldet: 4 Gebirgsgeschuͤße, 3 Maschinengewehre und Gefangene, deren genaue ahl hier noch nicht bekannt ist. B km nordweftlich Serdeschi fand ein einstündiges Gefecht statt, in dem die Russen verlust⸗ reich zurückgeworfen worden.

un der Kaukasusfront die übliche Artillerie⸗ und Patrouillentätigkeit. An der anatolischen Küste unternahm unsere Artillerie einen wohlgelungenen euerüberfall auf die Insel Tenedos. Es wurden Neßrere eindliche Segler ver⸗ enkt und die feindliche Funkenstation vermutlich zerstört. Feindliche Flieger warfen Bomben auf die Stadt Smyrna. Getötet wurde eine Person. Alle Verletzten gehören den Natlonen der Verhandsmächte an. Durch die gut organisierte Rliegerabwehr konnte weiteres Unglück verhütet werden.

Der Krieg zur Se

Berlin, 7. Juli. (W. T. B.) Im Atlantischen Ozean wurden durch eines unserer Unterseeboote wiederum 23 000 B.⸗R.⸗T. vernichtet. Unter den ver⸗ senkten Schiffen öe; sich die englischen Dampfer „Lord Roberts“ (4160 t) mit Weizen, „South Wales“ (3668 t) mit Reis, zwei englische Dampfer mit Mais, be⸗ ziehungsweise Früchten. Zwei der versentten Schiffe hatten Kohlen geladen.

Im Mittelmeer wurden neuerdings 11 Dampfer und 39 Segler mit über 50 000 B.⸗R.⸗T. durch unsere U⸗Boote versenkt. Darunter befanden sich der von zwei Zerstörern gesicherte englische Tru pen⸗ transporter „Cestrian“ (8912 t), die bewaffneten englischen Dampfer „Ruperra“ (4232 t), mit Wolle und Stückgut, „Birdoswald“ (4013 t) und „Tong Hong“ (2184 t), die bewaffneten französischen Dampfer „Craonne“ und „Diasse“, ein unbekannter be⸗ waffneter Dampfer von etwa 4000 t und zwei unbekannte voll⸗ beladene Dampfer von etwa 5000 be⸗ iehungsweise 6000 t sowie 24 fast durchweg mit Phonphan für Malies beladene italienische Segler. Mehrere Dampfer wurden aus stark gesicherten Ge⸗ leitzügen, einer im Nachtangriff abgeschossen. Ein modernes des englisches Dampfers „Tong Hong“ wurde

Der Chef des Admiralstabes der Marine.

London, 7. Juli. (W. T. B.) Amtlich. Ein im Mittel⸗ meer verwendeter britischer Minensucher ist am 4. Juli auf eine Mine gestoßen und gesunken. Zehn Mann der Be⸗ satzung werden vermißt; wahrscheinlich sind sie durch die Erploston getöͤtet worden. Die Admiralität teilt mit: Einer unserer Zerstörer wurde in der Nordsee durch ein eindliches Unterseeboot torpediert und versenkt. Ein Offizier und sieben Mann wurden getötet.

Haag, 7. Juli. (W. T. B.) Nach dem „Korrespondenz⸗ büro“ ist beim Ministerium des Aeußern die Nachricht ein⸗ getroffen, daß die Fischerfahrzeuge „Thor“ und „Proefne⸗ seh aus Vlaardingen von einem deutschen U⸗Boot ver⸗ senkt worden sind. Die Besatzungen sind gelandet.

Washington, 7. Juli. Ctehfenebme) Das Staats⸗ departement teilt mit, daß U⸗Boote den amerikanischen Dampfer „Orleans“ lorpedierten und versenkten. Vier Mann der Besatzung sind umgekommen.

Berlin, 8. Juli. (8. T. B.) Durch die Tätigkeit unserer U⸗Boote wurden im Sperrgebiet um England

2⸗T. vernichtet. Unter den ver⸗ senkten Schiffen befanden sich sechs Dampfer, die in Geleit⸗ ügen fuhren; vier von ihnen wurden aus ein und dem⸗ elben Geleitzug herausgeschossen: ferner wurden ver⸗ enkt die englischen Segler „Gauntleß“ und „Lizzie Ellen“.

Der Chef des Admiralstabes der Marine.

Rotterdam, 8. Juli. (W. T. B.) Nach dem „Maag⸗ bode“ ist der hölzerne Dreimastschoner „Wera“ auf der Fahrt von Fowey nach Cadiz gesunken. .““

Parlamentarische Nachrichten.

Ueber die vorgestrigen Verhandlungen im Haupt⸗ ausschuß des Reichstages 188. „W. T. B.“ zufolge Mitteilungen durch die Presse, die in maßgebenden Punkten unrichtig sind. Alle diese Mitteilungen können nur auf wil⸗ kürlichen Vermutungen beruhen, da die derondtungen ver⸗ traulich waren und der Ausschuß davon abgesehen hat, über ihren Inhalt etwas an die Oeffentlichkeit zu geben. b

Statistik und Volkswirtschaft.

8 Zur Arbeiterbewegung. I 11MI

ciner von „W. T. B.“ übermittelten Meldung der fran⸗

fildensde zPro—res de Lyon“ aus Cartagena ist ein kürz⸗ -

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ausgebrochener Ausstand auf den Baißfswerften de.

endet: in Gewerkschaftskreisen herrscht völlige Ruhe.

Kunst und Wissenschaft.

Seine Majestät der Kaiser und König hat die von dem Senat der Kaiser Wilhelm⸗Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften beschlossene Aufnahme der nachstehenden Per⸗ sönlichkeiten als Mitalteder der Gesellschaft bestätigt, und zwar des Professors Dr. phil. Nikodem Caro, Vorstandsmitgliedes und Leiters der Reichestickstoffwerke, in Charlottenburg, des Fahrik⸗ und Rittergutsbesitzeis Wolfgang von Garvens⸗Garvenz⸗ burg in Hannover und des Kommerzienrats Dr. Tgg. Paul Reusch, Generaldirektors der Gutehoffnungshütte, in Oberhausen

(Rheinland). 8

FTheater und Musik. Schillertheater O.

„„Im Spielplan unserer Sommeropern feblt fast niemalz eiSeh. Dpe ie Jüdin“, obwohl sie durchaus nicht zu den erken gehört, deren Aufführung mit bescheidenen Mitteln zu recht⸗ fertigen und zu empfehlen wäre. Wer die „Jüdin“ im Deutschen Opernhause sah, wird die richtige Vorstellung davon haben, wie diese große Oper sich auf der Bühne eigentlich ausnehmen soll. Immer⸗ hin ist sie leichter aufzuführen als „Lohengrin“, und Unvol⸗ kommenheiten sind bei dem theatralischen Halsoy erträglicher als bet dem dramatischen Wagner. So sah und hörte auch der Ver⸗ wöhnte am Sonnabend das franzzsische Werk in der Sommeroper im Wallvertheater minder beklommen an als neulsch das deutsche, zumal da musikalisch und gesanalich Befriedigendes geleistet wurde. Die Hauptrollen des Eleazar und der Retza waren mit Karl Jahn und Frieda Fürst aut besetzt. Beide Künstler songen und spielten der⸗ stndnisvoll und lebendig. Aber auch die Lristungen von Gertrud Adam⸗Voigt (Prinzessin Eudora), der Herren Stmons (Kardinal) und Fes (Leopold) verdienen Anerkennung. Der Kapellmeister Kurt oldau hielt an der Spitze des recht gusen Orchesters alles mit fester Hand zusammen. Ungzulänglich war nur der an Zahl zu schwache und in seiner Steifheit und Uabeholfenheit fast lächer ich wirkende Chor.

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Mannigfaltiges.

Ueber die letzte vollständige Mondfinsternis vom 4. Juli 1917 und deren Beobachtungen sowie über neue Mondfragen wird der Direktor der Treptower Sternwarte, Dr. Archenhold, morgen obend 7 Uhr einen Vortrag unter Vorführung zahlreicher Lichtbilder eigener Aufnahmen im großen Vortragssaal der Sternwarte halter. Mit dem großen Fernrohr werden am Tage die gewaltigen Sonnen⸗ und Abends ein Doppelstern und der Ringnebel in der

eier gezeigt.

Wien, 8 Jult. (W. T. B.) Die im neunten Wiener Ce⸗ meindebezirk gelegene astehrwürdige Servitenkirche wurde heute vog einem Brande heimgesucht, der den Dachstuhl der Kirche und den des angrenzenden Konventhofes einäscherte. Nur das Kircher⸗ schiff und die beiden Haupttürme sind unversehrt geblieben. Fast der anze neunte Bezirk war infolge des herrschenden Windes durch lugfeuer gefährdet, das auch tatsächlich mehrere Dachstüͤhle der nächsten Umgebung und selbst weit gelegene Häuser ergrif, ohne aber ernsten Schaden zu stiften. Der Brand war auf dem Dache des anstoßenden Pfarrhauses entstanden. Bald war die Kuppel oberhalb der Kirche durchgebrannt, kurz darauf stürzte der große Kirchenkronleuchter mit dem „ewigen Licht“ in die Tiefe. Der kleine rüͤckwärtige Turm stürzte brennend ein. Nach schwerer Mbeit der Feuerwehr gelang et, die beiden Haupttürme zu retten. Das Innere der Kirche, darunter zahlreiche Kunstschätze und wertvolle Buder, hat nicht zu sehr gelitten. Die Kirche stammt aus dem Jahre 1618.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Familiennachrichten.

Geboren; Eln Sohn; Or. Regierungorat Caspot von Echeh⸗ Pec. Prs.e”, Oeh. Haupimaan von lücher (Vnroais . au, r.). Gestorben: Hr. Gebesmer Sanitätsrat Dr. Wilhelm Wille Berln)- Verw. Fr. Oberstleutnant Emma von der Lancken, geb. Wernich (Greifewald).

Verantwortlicher Schriftleiter: Direktor Dr. Tyrol, Chatlottenburg. Verantwortlich für den Anzeigenteil: Der Vorsteher der Geschäftsstele J. V.: Rechnungsrat Reyher in Verlin. 1.“

Verlag der Geschäftsstelle (J. V.: Reyher) in Berlin. Druck der Norddeutschen S.Eöfusten und Verlagsanstalt, DBDeererlin, Wilhelmstraße 32. *

Fünf Beilagen 88

und eine Zusammenstellung der im 2. Vierteljahr 1012

Deutschen Reichs⸗ 2269 Königlich Preußzischen Staatt⸗

a her. unter Nr. 2 des Bffeutlichen Anzeigers durch be⸗

richtliches Aufgebot behufs Kraftloserklärung aufgernsenen

Wertpapiere (Ltaats. und Kommunalpapiere, Nentenbt iese⸗,

Aktien, Aateilscheine, Obltgationen, Psfanöbriese, Pypotheken⸗ zertistkate, Lose und bergf.) W“

sowte die 1897. und 1828. Ausgabe der Deutschen 8

Berlustl 8

Erste Beilage

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zeiger und Königlich Preußischen Staatsanzeiget.

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Nichtamtliches.

Fortsetzung aus dem Hauptblatt.) Oesterreich⸗Ungarn. 1

Die „Wiener Zeitung“ veröffentlicht eine Verordnung des Gesamtministeriums, wonach gemäß dem Beschlusse des Ab⸗ geordnetenhauses die kaiserlichen Verordnungen über zeitweilige Einstellung der Wirksamkeit der Ge⸗ schworenengerichte, sowie die kanserlichen Verordnungen über zeitweilige Unterstellung der Zivilpersonen unter die Militärgerichtsbarkeit außer Wirksamkeit gesetzt werden. Die Verordnung tritt mit dem Tage der Bekanntmachung in Kraft.

Zu Beginn der vorgestrigen Sitzung des öster⸗ reichischen Abgeordnetenhauses beantwortete der Leiter des Landesverteidigungsministeriums Feldmarschalleutnant Graf Crapp eine Anfrage, betreffend Ernteurlaub, und erklärte laut Bericht des „W. T. B.“:

Das Mmistertum tue das Möglichste, um lichen Betrteben alles zur Verfügung zu stellen, Verhältnisse gestatteten. Nur die Interessen bildeten hier eine Schranke. Der Minister zählte die dies⸗ dezüglich getroffenen Maßnahmen auf, die bewiesen, daß seitens der Militärverwaltung vieles und das Möglichste unternommen worden sei, um, soweit es in ihren Kräften gestanden habe, der Landwirt⸗ schaft in diesen schweren Zeiten das Durchhalten zu erleichtern.

Das Haus beendete sodann die Aussprache über die dring⸗ licen Anfragen, betreffend das Ernährungswesen und die Beitreibungen.

Der Letter des Ernährungsamtes Minister Höfer erörterte ein⸗ gehend alle getroffenen Maßnahmen, um den Schwierigkeiten, die sich auf dem Gebtete des Ernährungswesens in diesem Jahre in erhöͤhtem Maße ergeben haben, zu begegnen. Er erwähnte hierbei auch, daß das Deutsche Reich und Ungarn in der krittschen Zeit vom Januar bis April ausgeholfen haben. Bei Besprechung der Schwierigkeiten bezüglich der Beschtckung der Märkte mit Obst und Gemüse bemerkte der Mintster auf einen Zwischenruf: „Wir müssen eine gewisse Menge Obst nach Deutschland ausführen. Wir müssen Ersatz geben. Anßerdem ist unser Obstbestand in der Gesamtheit so groß, daß wir nicht im Stande sind, ihn mit unseren Transportmitteln zu erfassen. Deutschland schickt für diese Obstsendungen seine eigenen Waggons her und sorgt für den raschen Abschub. Die Obstmenge, die wir jetzt an Deutschland geben, beträgt 5000 Waggons, was im Vergleich zur Gesamterzeugung, circa 90 000 Waggons, ein ver scwiadend kleiner Teil ist. Es muß einer dem anderen belfen, worin er Ueberfluß hat. Das Haus könne überzeugt sein, schloß der Minister, daß die Regierung alles daran setze, damit die so ge. he. ke chh in dieser schweren Zeit so gut als möglich durchhalte“.

Der Vorstand des Deutsch⸗Nationalen Ver⸗ bandes befaßte sich vorgestern mit der Verfassungsfrage uind bezeichnete den Gedanken der Einsetzung eines Staatsrats als zur Durchführung nicht geeignet, aber als durchaus not⸗ wendig, einen anderen Rahmen zu suchen, innerhalb dessen die schwierigen Fragen, die der Lösung harrten, zur Er⸗ örterung gelangen könnten. Zur weiteren Besprechung der Angelegenheit wird das Einvernehmen mit den anderen Parteien

gesucht werden. Polen.

In der Sitzung des vorläufigen Staatsrats am 3, Juli verlas der deutsche Kommissar Graf Hutten Czapski nach Erörterung und Annahme des Entwurfs der vorläufigen Bldung der obersten staatlichen Behörden durch die Vollver⸗ sammlung laut Meldung des „Wolffschen Telegraphenbüros“ folgende Erklärung:

„In Durchführung der Erklärungen der Mittelmächte auf die Denkschrift des hoben⸗ Staatsrats vom 1. Mat ist die gewünschte Einigung betreffs Antellnahme des vorläufigen Staatsrats an der Lebensmittelfrage erreicht. Die Verhandlungen betreffs Uebergabe des Schulwesens und der Kultusangelegenheiten an die polnischen Behörden gehen ihrem Ende entgegen. Außerdem werden auf Grund der Anträge des hohen Staatsrats unverzüglich Beratungen be gonnen, welche die Anordnungen betreffen, die zum Zwecke des weiteren Ausbbaues des polnischen Staates getroffen werden müssen. Die Besatzungsregierungen hegen die untrügliche Hoffnung, daß in allerkürzester Zeit eine gemeinsame Grundlage für die zukünftige bünstige Entwicklung des Landes hergestellt sein wird.“

Dieser Erklärung schloß sich der Kommissar der öster⸗ reichisch⸗ungarischen Regierung, Baron Konopka an, indem er den Staatsrat zu der schnellen und gründlichen Bearbeitung des bedeutsamen Entwurfs beglückwünschte und die Hoffnung auf einen weiteren günstigen Verlauf der gemeinsamen Arbeit am Aufbau des polnischen Staats ausdrückte.

Großbritannien und Irland.

Das Unterhaus hat nach einer „Reutermeldung“ in zweiter Lesung das Dienstpflichtgesetz mit 180 gegen 55 Stimmen angenommen.

„Im Unterhause ist einer Mitteilung des „Algemeen Handelsblads“ zufolge schon seit längerer Zeit eine Bewegung im Gange, um dem Hause größeren Einfluß auf die Parlamentsgeschäfte zusichern. Der Liberale Collins verlangte am Freitag die Aufstellung eines Haushalts⸗ zusschusses nach dem Muster der auf dem Festlande be⸗ stehenden Ausschüsse dieser Art und sagte, das Haus sinke aͤllmählich zu einer Versammlung herab, die nichts anderes zu un habe, als Beschlüsse der Regierung zur Kenntnis zu nehmen. Der Finanzminister Bonar Law versprach die Er⸗ richtung eines parlamentarischen Ausschusses, der erwägen soll, welchen Einfluß das Parlament auf Finanzfragen ausüben und erklärte, falls ein Haushaltsausschuß errichtet werde,

den landwirtschaft⸗ was die jeweiligen hervorragendsten militärischen

könnte, dürfe er keinesfalls das Recht erhalten, die Beschlüsse der Re⸗ gierung in finanziellen Angelegenheiten zu verwerfen oder außer

Kraft zu setzen.

G Die Sinn Fein⸗ und O'Brien⸗Partei sowie die Pwerkschaftsräte in Dublin und Cork haben der abaarning Post“ zufolge, die Beschickung der irischen Tagung Ggelehnt: die übrigen Parteien, die katholische Kirche, die emeinden und Grafschaften werden vertreten sein. Den Vor⸗ g wird zunächst der Staatssekretär für Irland führen. Die faltsung wird in Dublin eröffnet, aber ein Teil der Sitzungen in anderen wichtigen Hrten siattfinden.

Berlin, Montag, den 9. Juli

1 Frankreich. „Die Kammer hat vorgestern Geheimsitzungen die öffentliche der Anfragen über die Führung der militärischen de 1kgen wieder aufgenommen.

Na Verlesen der eingebzachten Ta esordnungen durch den L“ Deschanel forderten die Kienfaler Brigon, Hlaaa und Maffin. ugens sowie der Vertreter der Minderheit Mistral den Präͤsidenten auf, ihre ihm zugestellte Tagesordnung glreichfalls zu ver⸗ lesen. Deschanel lehnte das mit dem Bemerken ab, daß die Tages⸗ ordnung ihm unannehmbar erscheine; sie laufe der Verfassung zuwider und emhalte eine Beleidigung der Regierung und eine mißbräuchliche Einmischung in das Oberkommando. Der Abg. Augagneur be dauerte, daß die Regterung wliederum nur die allgemein gehaltene Tagesordnung Revoult und Genossen zu der ihrigen gemacht habe, und verlangte Strafen sogar für die höchsten militärischen Stellen. Die Regierung müsse einen Gesetzantrag einbringen, der das Militär⸗ straggesetzbuch in diesem Sinne abändere. Wenn es notwendig sei, 1g selbst Minister in Anklagezustand versetzt werden. Die

tegierung müsse an die Soldaten denten, die das Vertrauen haben müßten, daß man mit ihrem Blute richt Mißbrauch treibe, unaütze

pfer erspare und tollkühne Unternehmungen unterlasse. Der Abgeordnete Abel Ferry sprach sodann von der Beteiligung der verschiedenen Verbündeten an den militärischen Unter⸗ nebmungen und verlancte, daß die Engländer großere Frontstücke übernehmen und mehr Mannschaften nach Frankrelch schickten. Der Abg. Dalbie; erklärfe, die Verantwortung für die Apriloffensive falle dem Kriegsrate in Compiègne zur Laft. Dieser habe dem Drucke der anwesenden Generale (Zurufe von links „Und Poincar68!“ Großer Lärm) nachgegeben. Dalbiez verlas einen Brief von der Front, wonach von zwet Kompagnten auf der Hochfläche von Craonne im ganzen 40 Mann zurücksekehrt und die Ueberlebenden der einen Kompagnie vor ein Kriegsgericht gestellt worden seien, weil sie sich nicht genügend verteidigt hätten. Ein großer Teil der Kammer so⸗ wie der Kriegsminister erhoben Einspruch gegen dlie Verlesung des Briefes, der nur der deutschen Werbetätigkeit zustatten komme, worauf Dalbiez erklärte, er habe den Brief verlesen müssen; er habe dem Kriegsministerium schon oft Mißstände gem ldet, ohne daß ein⸗ geschritten worden wäre. Er wolle deswegen das Land auf dem Laufenden erhalten, um einen Druck auszuüben. Dalbiez forderte serner von der Regierung eine Verständigung mit den Verbündeten, damit man wisse, wann die Verpärkungen kämen und im Lande nicht trügerische Hoffnungen bezüglich der Heimsendung der älteren Klassen genährt würden. Der Abg. Jobert erklärte, im Kriegs⸗ rate in Complègne sei eine gebeimnisvolle, unfaͤßbare, un nennbate Macht schlecht unterrichtet worden. Diese übeltärige Macht werde man hoffentlich bald rennen und aburteilen. Der Präsident der Republik könne nur von der Kammer in An⸗ klagezustand versetzt und vom Senate abgeurteilt werden. Der Prä⸗ sident sei aber gemäß der Verfassung nur im Falle des Hochverrats verantwortlich, in allen anderen Fällen seien es die Minister. Diese Ausführungen Joberts wurden von den Sozialisten mit lebhaftem Beifall aufgenommen. Der WMinisterpräsident Ribot wandte sich dagegen, daß der Präsident Poincaré in die Erörterung gezogen weroe. Jobert fuhr fort, er müsse diese Macht zur Sprache bringen und geißeln; sie sei zwar in der Minderheit, habe aber die ausschlag⸗ g bende Stimme. Es wäre ein Mißbrauch, daß die Soldaten Frank⸗ reichs den Wahnsinn anderer mit dem Leben bezahlen müßten. Darauf kam es zu einem außerordentlich erregten Zusammenstoß wischen Accambray und Viviant und großem Lärm in der Kammer. 1

Hierauf ergriff der Kriegsminister Painlevé das Wort. Er stellte die schweren Fehler fest, die im Verlaufe des letzten Angriffs begangen worden seien. Die Führer, die für die Fehler ver antwortlich seien, in erster Linte der Oberkommandserende, seien ihrer Posten enthoben worden. Das Gese⸗ tz gestatte keine Be⸗ strafung vor der Untersuchung. Diese werde in einigen Tagen eröffnen werden. Frankreich brauche nicht mehr ehraetzige Pläne, deren großartiger Umfang schlecht ihre Leere verschleiere. Es brauche eine vernünstige und positive Kriegspolintk, deren Klugheit der Energie gleiche, die nicht das Unmögliche verlange, aber aus der Kriegsmaschine das Höchstmaß an Leistung hervorbringe. Nachdem der Krieagsminister die ergriffenen Maßnahmen angegeben hatte, die der Industrtalisierung des Krieges dienen sollen, fubr er fort. „Das Heer soll einen vom gleichen Geiste heseelten Block bilden. Unter diesen Bedingungen wird das französische Heer mit allen seinen Kräften bis ium vollständigen Siege seinen Druck auf den Gegner ausüben. Unsere Bundes⸗ genossen wissen, daß nichts den Willen Frankreichs zu brechen vermöchte, was auch immer kommen mag, es wird seine Aufgabe nicht im Stiche lassen. Sie wissen aber auch, daß unser Heer als Heer ein Schutz der Zivilisation ist und daß sein Blut in Strömen fließt. Dieser Gedanke hat mehr als irgend ein anderer die Vereinigten Staaten bewogen, in den Kampf einzugreisen. Die Regierung kann die Versicherung abgeben, daß Frankreich in der Lage sein wird, seine militärische Anstrengung mit der wirtschaftlichen in Einklang zu bringen. Der Sieg ist sicher unter der einen Be⸗ dingung, daß die moralische Kraft im Innern unbeeinträͤchtigt bleibt. Die republikanische Armee soll wissen, wofür sie lämpft. Sieg oder Unterwerfung, hat Präsident Wilson ge agt. Das ist die Frage. Es gibt keine andere. Und sich unterwerfen der ver⸗ haßtetsten und demütigendsten der Knechtschaften? Wir werden es nicht zulassen, daß der preußische Milrtarihmus uns den Fuß in den Nacken setzt. Bisher hat Frankreich siegreich in tieser Einig⸗ keit die Probe bestanden und dem ungeheuerlichstn Anschlag Widerstand geleistet. Kein Volk hat eine vollkommenere Ordnung gezeigt. Möge das bis zur höchsten Stunde „des Sieges so bleiben. Es darf kein Maröver die Einigreit zerstören. Wenn etwas den Mut in den grausamften Stunden stützen kann, so ist es die Gew ßheit, daß durch das Leiden und das Blur der Kinder die neue Menschheit besser und gerechter sein wird. Jetzt handelt es sich darum zu kämpfer. Wer gegenwärtig den Rat gibt, die Waffen niederzulegen, macht sich zum Helfershelfer unserer Feinde. An dem unwahrscheinlichen Tage, an dem unsere Soldaten die Waffen niederlegen würden, würden die deutschen Gewehre es leicht haben, Frankreich zu ermorden. Die jange russische Revolution konnte ihr Heer wieder innerlich festigen, weil in Frankresch mährend vier Monaten die französischen und englischen Soldaten siegeich die blufige Wache bielten.“ Painlevé fügte himzu, daß er sich jeder Werbetätig keit widersetzen würde, die die moraltsche Krast des Heeres schwächen könnte. Wenn eintge Schwachhberzige, die Kerenski bereitts gekennzeichnet babe, fraaten, wie weit man noch gehen wolle, so antworte er wie der Präsident Wilson: „Wir werden unser Ziel erreicht haben und auftören zu kämpfen an dem Tage, an dem die Demokratie in Sicherheit ist’.

Nach einer Unterbrechung der Sitzung wandte sich der Soztalist Renaudel gegen die von gewissen Leuten geforderten Unter⸗ drückangen und forderte von der Rewierung, daß sie sich über die ge⸗ beime Werbetätigkeit erkläre. Die Regierung solle den Soldaten sagen: Der Friede, den wir wünschen, ist nicht ein Friede zur Zer⸗ schmetterung des gegnerischen Volkes, so schuldig es auch sein wag. Der Minister des Innern Mal vy wies in seiner Antwort auf An⸗ fragen darauf hin, daß die Ausstände, die in Frankreich aus⸗

nach Beendigung der Sitzung zur Besprechung

gebrochen seien, einen wirtschaftlichen Charakler hätten. Die An⸗ näherung zwischen Arbettgebern und Arbeitern sei dark ihrer Vater⸗ landsliebe und der Unterstötzung der Arbeiterverbände erreicht worden. Der Ministerpräsident Ribot bedauert⸗, daß man mit Bezug auf den Angriff vom 16. April von einem Mißerfolg gesprochen habe, während das Heer in Wirklichkelt einen vielleicht teuer erkauften, aber ruhmreichen Erfolg davongetragen habe. Ribot sagte: „Welche Woge von Nudergeschlagenheit wäre über unser Land gegangen, wenn die Deutschen das Ergebnis erzielt hätten, das wir erztelt haben. Man hat gesagt, daß Fehler begangen wurden und uns gefragt, welche Ahndungen verbängt wurden. Wir köanen nicht bier Urteile fallen. Wenn Ahndungen nötig siad, muß man sie ver⸗ hängen. Die Gerechtigteit muß für alle gleich sein. Die Mannszucht be⸗ steht nicht nur in strenger unerdittlichen Uaterdrückung, man kommandiert eine Nation in Waffen nicht wie ein Söldnerherr.“ Ribot empfahl sodann sogar, zu versuchen, die Leiden der Soldaten zu erleichtern, und führte aus: Seit dret Jabren trägt Frankreich die schwerste Last des Krieges. Der Augenblick ist gekommen, wo man mit den Verbündeten prüfen muß, ob es kein Mittel gibt, die Lauen gerechter zu verteilen. Die seit drei Jabren verfolgte Polnik war die der Einig⸗ keit. Soll man darauf verzichten? Durch diese Politik haben wir dret Jahre lang ohne Gewaltanwendung den sozialen Frieben gesichert. Deutschland wird alles versuchen, um die Gegner zu verwirren. Ribot spielte in dieser Hinsicht auf die Ent⸗ deckung eines Schecks von bedeutender Höbe und verdächtigem Ursprung an, den der Leiter eines Pariser Blattes erhalten habe. Der Minister⸗ präsident erklärte, daß eine Untersuchung eingeleitet und eine Ver⸗ baftung vorgenommen worden sei und die Regterung keinerlei Rück⸗ sicht walten lassen werde, und sogte, denen, die bewußt oder un⸗ bewußt sich bemühen sollten, Frankreich diesem ehrlosen Frieden zuzuführen, den Deutschland wünsche und der Frankreiche Schande wäre, verweigere er die Redefreihelt. Ueber Griechenland sogte Ribot, ein wenta Kͤhnheit und Entschlossenheit habe genügt, um die Einhett in diesem Lande wieder herzustellen. Ribot haldigte sodann dem rufsischen Heere und bemerkte, der Steg sei sicher, wenn die Verhündeten ihre Würde bewahrten und ihren Mut und ihre Entschlossenheit nicht nachließen.

Der Ministerpräsident forderte die Kammer auf, eine Vertrauenstagesordnung anzunehmen, was mit 375 gegen 23 Stimmen geschah.

Rußland.

Die Vorläufige Regierung teilt nach einer Meldung der „Petersburger Telegraphenagentur“ mit, daß Mitte Juli eine Versammlung der Verbündeten in Paris zusammen⸗ berufen werden wünde, die sich mit den Balkanfragen be⸗ fassen werde. Die Notwendigkeit des Zusammentritts dieser Versammlung ergebe sich aus der äußersten Verwickeltheit der politischen und strategischen Lage auf dem Balkan und aus dem Wunsche, die Gesichtspunkte der Verbündeten in diesen Fragen in Uebereinstimmung zu bringen und in dieser Hinsicht eine gemeinsame Richtung festzusetzen. Außer An⸗ gaben über die rein militärischen Fragen haben die russischen Vertreter auf der Versammlung Anweisungen zur Lösung der politischen Fragen auf dem Balkan erhalten. Sie sollen die Gesichtspunkte der Vorläufigen Regierung ver treten und ganz besonders auf der Anwendung der allgemeinen Grundsätze der auswärtigen Politik bestehen, wie sie von de russischen Demokratie verkündet worden seien.

Im besonderen beziehen sich diese Anweisungen auf di griechische Frage im Zusammenhang mit den letzten Ereig nissen. In dieser Frage habe die Vorläufige Regierung nich von einer Mißbilligung der Mittel absehen können, durch di ein König gewaltsam durch einen andern ersetzt worder sei. Gewiß wäre sie in dieser Hinsicht nicht von den Wunsche beseelt, den König Kon stantin zu unterstützen, desser persönliche Politik sie gemißbilligt habe und hin vollkommen mißbillige, sondern von dem Gedanken der Unzulässigkeit einer Einmischung in die inneren An⸗ gelegenheiten des hellenischen Volkes. Dies habe einem entsprechenden Einwand und dem Teilnahme russischer Druppen an Südgriechenland veranlaßt. Bei den Besprechungen mit den Verbündeten habe die Regierung den Standpunkt einge⸗ nommen, daß die Einrichtung der Regierungsform in Griechen⸗ land sowie die dortige Organisation der Verwaltung aus⸗ schließlich Sache des griechischen Volkes sei, und erklärt, daß die Teilnahme des russischen Volkes, das sich soeben vom dynastischen Joch befreit hätte, ausschließlich einer freien und ähnlichen Lösung seitens des griechischen Volkes ge⸗ hörte. Es sei unvermeidlich, darauf hinzuweisen, daß die militärischen Unternehmungen der russischen Truppen der Stimme Rußlands bei den internationalen Angelegenheiten mehr Gewicht verleihen,

und daß die auf die Taten der revo⸗ lutionären Armee sich stützende russische Demokratie eine be⸗ sondere Bedeutung erlange. Das sei im Hinblick auf die beabsichtigte Pariser Versammlung sehr wichtig, deren Arbeiten sicherlich in Beziehung zu den Arbeiten der allgemeinen Be⸗ ratung der Verbündeten stehen würden, die bald stattfinden werde und zu der die Vorläufige Regierung bereits Vor⸗

bereitungen treffe.

Die Lage in Finnland verschärft sich dem „Petit Parisien“ zufolge. Die früher geforderte Autonomie genügt den Finnen nicht mehr. Ihre Forderungen erscheinen in St. Petersburg unannehmbar. Die Vorläufige Regierung wollte eine Anleihe von 360 Millionen Rubel in Helsingfors aus⸗ geben, die sozialdemokratische Partet Finnlands wiedersetzte sich jedoch dem Plane. Darauf hat Tseretelli drei bekannte Mit⸗ glieder der russischen Sozialistenpartei nach Helsingfors ent⸗ sandt, um die Annahme des Planes im finnischen Landtage durchzusetzen.

Italien.

Nach einer Meldung der „Stampa“ hat der Minister⸗ präsident Boselli in der Schlußsitzung der Kammer erklärt, dacshas Parlament im Oktober wieder zusammentreten werde.

Spanien.

Die Regierung erklärt in ihrer Antwort auf die Be⸗ schlüsse der katalonischen Parlamentarier der „Agence Havas“ zufolge, daß sie sich nicht beeilen werde, die Kammer auf⸗ zulösen, deren Einberufung durch äußere oder innere Umstände notwendig werden könnte. Unterstützung der verschiedenen parlamentarischen Fraktionen

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