Bulgarischer Bericht. Sofia, 4. August. (W. T. B.) Generalstabsbericht vom „4. August. Mazedonische Front: An der ganzen Front schwaches Artilleriefeuer, das nur an der Tscherwena Stena, auf der Dobropolje und zwischen Wardar und dem Dojran⸗See etwas lebhafter war. In der Gegend von Moglena wurde eine feindliche Erkundungsabteilung durch Feuer vertrieben. An verschiedenen Stellen der Front für uns günstige Erkundungs⸗ unternehmen.
Rumänische Front: Eine feindliche Erkundungsgruppe versuchte, sich in Booten unserem Ufer bei dem Dorfe Somova, westlich von Tulcea, zu nähern, wurde aber durch Feuer vertrieben. Bei Isaccea lebhaftes Artilleriefeuer.
Sofia, 5. August. (W. T. B.) Amtlicher Heeresbericht. Mazedonische Front. Sehr schwache Tätigkeit an der gesamten Front Im Cernabogen und auf dem linken Ufer des Vardar zeitweise kurzes Trommelfeuer. Auf beiden Seiten des Vardar und an der unteren Struma für uns gügstige Erkundungen. Rumänische Front. Bei Mahmudia Gewehrfeuer. Bei Galatz spärliches Geschützfeuer.
Türkischer Bericht.
Konstantinopel, 4. August. (W. T. B.) Amtlicher Heeresbericht.
An der Kaukasusfront die gewöhnliche Patrouillen⸗ und Artillerietätigkeit.
Im Hedschas wurden Angriffe der Rebellen gegen mebhrere Bahnstationen mit großen Verlusten für die Rebellen abgewiesen. v161X1“X““ 1“
Der Krieg zur See.
Amtlich. Berlin, den 5. August. (W. T. B.)
Im Atlantischen Ozean und in der Nordsee wurden durch unsere U⸗Boote wiederum sechs Dampfer und zwei Segler versenkt. Darunter befanden sich der englische bewaffnete Dampfer „Paddington“ mit 8000 Tonnen Eisenerz von Carthagena nach Glasgow, der nach zweistündigem Artilleriegefecht zum Sinken gebracht wurde, ein englischer Maschinist gefangen genommen, ferner ein bewaffneter Tankdampfer. Die übrigen vier Dampfer wurden aus starker Sicherung herausgeschossen. Von den beiden Seglern hatte einer Kohlen geladen.
Der Chef des Admiralstabes der Marine.
Gedenkfeier im Reichstag.
Der Einladung, die der Präsident des Deutschen Reiche⸗ tags, Wirktiche Geheime Rat Dr. Kaempf für den Sonnabend, den dritten Jahrestag der unvergeßlichen Neichstags⸗ sitzung vom 4. August 1914, zu einer Gedenkfeier in der Wandelhalle des Reichstags hatte ergehen lassen, waren viele Hunderte von Vertretern aller Kreise und Berufe des deutschen Volkes einschließlich der akademischen Jugend sowie die in Berlin weilenden Bevollmächtigten der uns verbündeten Mächte gefolgt, und die mächtige Halle vermochte die Zahl der Erschienenen kaum zu fassen. Die erhebenden Klänge des Niederländischen Dankgebets leiteten die Gedenkfeier stimmungsvoll ein. Dann hielt der Präsident des Reichstags Dr. Kaempf die Er⸗ öffnungsansprache, in der er „W. T. B.“ zufolge u. a. sagte:
„Zum dritten Male ist der Tag wiedergekehrt, an dem, um fenen Kaiser geschart, das gesamte deutsche Volk im heiligen Zorn
ch wie ein Mann erhoben hat, um alles, was ihm heilig, gegen die frevelnden Angriffe zu verteidigen, die Haß, Neid und Vernichturgswille unserer Feinde seit länger als einem Jahrzehnt beimtückisch gegen unser Vaterland geschmiedet hatten. Was im Verein mit unseren ruhmreichen Verbündeten deutscher Geist, rutsche Wissenschaft und Technik, deutsche Kraft militärisch wie wirtschaftlich vermögen, das ist in den drei hinter uns liegenden Kriegsjahrin der ganzen Welt kundgetan. Wo Heeresmassen in überjegener Zahl in unser Land und in die Länder unserer Verbündesen eingedrungen waren, da sind sie hbeute fast ganz wieder vertrieben. Unsere ruhmreiche Flotte, an Zahl der enalischen nicht gewachsen, aber an Seemannsmut, an Seemanns⸗ tüchtigkeit ihr überlegen, hat den Glauben an die englische Un⸗ besieabarkeit 88 Legende gemacht. Die wirtschaftliche Kraft des Deutschen Reiches ist ungebrochen. Finanziell zeigt jede neue Kriegs⸗ anleihe die unge heure Sehettertfah des Volkes, sich auch ohne Anteilnahme des Auslandes mit den Kriegsanlelhen abzufinden. Am 12. Dezember 1916 hat, den edelsten menschlichen Regungen folgend, der Deutsche Katser mit den ihm verbündeten Monorchen den Feinden die Friedens hand entgegengestreckt. Sie ist mit Hohn zurückgestoßen worden. Aus dem Widerball aber, der uns aus dem feindlichen Lager entgegentönt, hören wir schrill hervor das Gelüste nach deutschem Gebiete, nach dem deutschen Lande Elsaß⸗Lothringen, den Ruf nach Zertrümmerusng des Deutschen Reiches und seiner Verbündeten, nach ihrer Demütigung. Am 4. August 1914 war die Losung: wir führen keinen — Am 4. August 1917 rufen wir dasselbe unseren Feinden zu. Mögen sie die Verantwortung tragen, wenn sie in die dargebotene Friedene⸗ hand nicht einschlagen, und mögen sie sicher sein, daß wir unser Schwert scharf halten bis zur Erreichung des Friedens, der für uns notwendig ist zur Sicherung unseres Vaterlandes, zur Sicherung unserer freien Entwicklung.“
Hierauf ergriffen der Reihe noch die Vertreter der wich⸗ tigsten Berufskreise unseres kämpfenden und ringenden Volkes das Wort, zuerst, wie sichs gebührte, ein Vertreter des Heeres, der Chef des stellvertretenden Generalstabes der Armee, Generalleutnant Freiherr von Freytag⸗Loringhoven.
Er gedachte der Taten unserer Wehrmacht zu Begin n des Krieges, als Schlag auf Schlag die großen Festungen sielen und, getragen von einmütiger starker Begeisterung, unser Westheer den Sieg in Feindes⸗ land hineintrug. Es sei nicht zu vergessen, daß unserem West⸗ heere vor drei Jahren eine Ueberlegenheit von nabezu drei⸗ einviertel Millionen Bajonetten gegenüberstand. Gleichwehl sei Ungeheures damals erreicht worden. Die „ S sei weit vorgeschoben in Feindesland. Der Redner gedachle der herrlichen Hindenburgsiege im Osten, die unsere Grenzen dort von der Rrssengefahr kefreiten. Er gedachte der Taten unserer österreichisch⸗ ungarischen Verbündeten, der in schneller Sehsee. trreichten Eroberung der russischen Festungen. An der Ostfront konnte nicht allein da, wo an einzelnen Stellen im Vorjahre die Front von den Russen eingedrückt worden war, die Scharte ausge⸗ glichen, sondern der Sieg weit in das Land hineingetragen werden. Wetteifernd mit dem Landheer, scheute sich unsere Marine nicht, in offener Seeschlacht dem überlegenen Feinde am Skagerrak zu Leibe zu gehen, und unter Weßse zermürbt sie täglich mehr die Widerstandskraft Englands und seiner Bundesgenossen. Wenn diese unerbörten Erfolge, die in früheren Zeiten längst den Frieden horbeigesührt hätten, Erfolge, die ganze Königresche uͤberrannt
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haben, uns noch nicht weltergebracht bätten, so liege
gemeinen weltpolitichen und weltwirtschaftlichen Lage, die allein zu Gunsten unserer Gegner arbeitete, die ihnen immer wieder neue Bundeegenossen zuführte. Der Rexkner schloß: „Wir in der Heimat koͤnnen das Gedächtnis unserer Toten, wir köͤnnen den Dank, den wir unserem herrlichen Volksbeer schulden, nicht besser ausdrücken, als wenn wir mit aller Kraft auch in urs den seelischen Schwung bis zum Ende erhalten.“
An Stelle des in letzter Stunde erkrankten Grafen von Schwerin⸗Löwitz führte als nächster Redner der Präsident der Landwirtschaftskammer der Provinz Brandenburg Graf von der Schulenburg⸗Grünthal etwa aus:
Bis zum Kriege glaubten weite Kreise des Volkes, unsere Land⸗ wirtschaft könne unser Volk von fast 70 Millionen Menschen selöst⸗ ständig cehne ausländische Zufuhr nicht ernähren, man tröͤstete sich damit, daß niemals uasere Zufuhren vollständig abzusperren seien. Aber von 1888 bis 1913 haben sich auf derselben Ackerfläche unsere Ernte⸗ erträge um 48 vH, beim Brotgetreide allein um 53 vH gesteigert, unsere Fleischerzeugung sogar um mehr als 100 vH. Kein anderes Land der Welt hat das Lesaane isen, unsere Landwirtschaft steht technisch weit voran an der Spitze aller Länder. Die Hoffnung, daß unsere Zusuhren nicht abgeschnilten würden, ist enttaͤuscht, aber noch mehr enttäuscht die
offnung unserer Feirde, uns auszuhungern. Trotz ungünstiger
ruten 8 unsere Landwirtschaft, obwohl unter Entbehrungen der Bevölkerung, diese mit Nahrungsmitteln versorgen, so daß wir uns siegreich behaupten können. agegen reiche Englands Einte kaum für drei bis vier Monate. Deutichland ist auch in mggfte. Jahren niemals auszuhungern. Das Wort des Kaisers: Wir sind nicht zu besiegen — gilt auch für den Wirtschaftskeieg. Die Stim⸗ mung der Landwirte draußen ist: Wir müssen siegen, wir wollen siegen, wir werden siegen.
Nach diesem Vertreter der deutschen Landwirtschaft sprach als Vertreter der Reichshaupistadt, des Deutschen Städtetages und der städtischen Bevölkerung der Oberbürgermeister von Berlin, Wirklicher Geheimer Rat Wermuth:
Er legse dar, wie der Krieg den deutschen Städten ein unerbittlich harter, aber höchst genfaler Lehrmeister geworden sei, der uns in dreijähriem Kursus die Lehren vom Kraftzuwachs in der NMot und von der Anpassung an des Gegebene so wuchtig eingeprägt hat, daß wir mit Anreaungen für ein Jahrhundert städt scher Friedens⸗ arbeit voll versorgt sind. Der Redner stellte gegenüber den Aut⸗ streuungen unserer Feinde fest, daß der Anstoß zu außergewöhnlicher Versorgung der Großstädte erst in den allerletzten Tagen des Juli ergangen ist; dann entwarf er ein Bild der ungeheuren Kriegsarbeit der Städte und schleß mit einem Ausblick auf die nicht minder bedeutenden Aufgaben, die ihrer nach dem Friedensschluß harren.
Der nächste Redner war der Vorsitzende der General⸗ kommission der Gewerkschaften Deutschlands, der Reichstags⸗ abgeordnete Legien. 8
Er erinnerte an die vaterländische Haltung der deutschen Arbeiter⸗ schaft bei Beginn des uns aufgezwungenen Verteidigungskrieges, eine Haltung, an der die deutscken Arbeiter trotz der sie besonders schwer drückenden Kriegsnöte fesigehalten hätten. Der Redner führte am Schluß unter lebhaftem Beifall aus: „Ein Volk, das wie das deutsche zusammensteht, ist weder mit Waffengewalt noch durch Aushungerung niederzuringen. Unsere Friedensangebote sind ein Zeichen unserer Kraft; cs koöͤnnte nie ein Zweifel daran bestehen, daß die deutsche Arbetterschaft in der Stunde der Gefahr ihren Mann slehen werde. Diese Stunde der Gefahr ist trotz aller Waffenerfolge heute noch nicht vorüber, und desxregen sieht die deutsche Arbeiterschaft heute genau wie vor drei Jahien wie ein Mann zum Vaterland, bereit zum Frieden, entschlossen zum Kampf.“
Als Vertreter von Handel und Schiffahrt sprach Herr
Max von Schinckel, Hamourg: Als vor drei Jahren der Krie⸗
ausbrach, slanden Handel und
Schiffahrt in bezvg auf ihre nächste Zukunft vor einem großen
Ratsel, Mitteleuropa war auf sich selbst angewiesen. Ein großes Verdienst hat sich der Leiter unserer Reichsbank erworben, indem er ch der Einführung einis allgemeinen Zahlungsmoratoriums wider⸗ etzte. Der Krieg zwang zur Schaffung einer Rethe von Organi⸗ salionen, die vielfach aus dem Boden gestampft werden mußten, die aber ungeachtet natürlicher Mängel und Fehlgriffe Großes geleistet haben. Per Handel wird auch nach dem Kriege neue Wege zu finden wissen, wenn er nur die Möglichteit zur freien Betätigung erhält. Dazu gehört aber nicht nur die alsbaldige Wiederaufhebung der jetzigen Beschränkungen, sondern auch ein Frieden, der ihm diese Bewegungs⸗ freiheit gewährleistet.
Es folgte als Vertreter der Industrie Herr Geheimer Kom⸗ merzienrat Ernst von Borsig. Er führte etwa aus:
Die Industrie, die im Frieden schon gewohnt war, vor Schwierig⸗ keiten nicht zurückzuschrecken, ging auch zu Beginn des Krieges mit eiserner Tattraft und unermüdlichem Fleiß an die Arbeit, und so gelang es, dem Vaterland Waffen zu schmieden urd dem Feinde Trotz zu bieten. Der bei Beginn des Krieges gefürchtete Arbeitsmangel trat nicht ein. Die Indusftrie ist voll beschäftigt, wenn auch vielfach auf neuen Gebieten. Sie vermochte die neue Arbeit zu leisten dank der Hingabe der Arbeiterschaft, namentlich der arbeitenden Frauen. Die Industrie bofft, auch nach dem Kriege ihr soziales Gefühl wie bisher, sogar noch darüber hinaus durch die Tat beweisen zu köͤnnen. Neue Aufgaben werden kommen, aber auch sie werden gelöft werden dank der unbeugsammen Willensfestigkeit in der Industrie. Wenn das ganze deutsche Volk diese Willensfestigkeit hat, so wird der Sieg unser sein und uns zu dem ersehnten Frieden führen.
Für das deutsche Handwerk sprach der Handwerkskammer⸗ vorsitende, Klempnermeister Plate, Mitglied des Herrenhauses:
Er sührte im Namen des Handwerks aus, daß dieses ganz besonders durch den Krieg betroffen set; es diene mit Gut und Blut dem Vaterlande. Das Handweik habe in vollem Maße seine Pflicht und Schuldigkeit getan und lege das Gelübde ab, daß es weiter seine Pflicht im Kriege tun werde. Was der Krieg zerstört habe, werde dir Frieden wieder aufbauen. Möge der Friede kommen, wann er wolle, das Handwerk halte durch!
Für die große Zahl der Angestellten sprach der Vorsitzende 86 v chaft der kaufmännischen Verbände Dr. Köhler.
r sagte u. a.:
Aue Berufsstände vereinigte das Gefühl der Verteidigung des Vaterlandes. Der Privatbeamtenstand sei in die Kriegszeit hinein⸗ gegangen ohne Spargroschen, viele seiner Mitglieder hätten ihre wirt⸗ schaftliche Grundlage verloren, es sei aber doch gelungen, mit Hilfe der Geldrücklagen der Verbände der größten Not zu steuern und die Stim⸗ mung aufrechtuerhalten. Jetzt gelte es, den aus dem Kriege heimkehrenden Mitgliedern die Arbeltsmöͤglichkeit wieder zu verschaffen. Das Ver⸗ trauen zu unserer Stärke, der Wille zum Sieg lasse uns den sünpe⸗ bestehen, wir seien nicht zu besiegen, weil wir uns stark
Alle die kurzen, zündenden Ansprachen wurden mit leb⸗
hafter Zustimmung aufgenommen. Sodann ergriff der
eichskanzler Dr. Michaelis das Wort zu folgender Ansprache:
„Wir stehen unter dem Eindruck der Größe des Tages, an dem vor drei Jahren das Volk aufstand, um in begeisterter Einmütigkeit den Riesenkampf aufzunehmen, der uns aufgezwungen war. Der 4. August soll in der Geschichte des deutschen Volkes aller Zeiten ein Erinnerungstag höchster daterländischer, todesmutiger und sieges⸗ gewisser Entschlußfreudigkeit sein gegenüber der größtten Gefahr, die ce auf ein Volk herniederbrach. Wir wissen heute alle, was wir wollen. Wir wollen das von den Vätern uns anvertraute Erbe un⸗ versehrt den kommenden Geschlechtern weitergeben. Wir wollen
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diese auf sie herniederfolle. Wir wollen unser Vaterland durch ein kaftvollen und weisen Frieden umwehren, damit teutsches Wesen einen sicheren Boden, gesunde und kräftige Entwicklung behalte für alle Zeit. Die Mänrer, die vor mir gesprochen haben, haben ohne Ruhm⸗ redigkeit in wahrhaftiger Selbsteinschitzung der Welt bewiesen, daß unsere Kraft nicht erlahmt ist, daß unser Wille stark ist, wie er am 4. August 1914 war, um durchzusetzen, was wir erstreben. Heute kommt es darauf an, die Leuchifeuer hell auflodern zu lassen. Emn Ziel, ein Wille, ein Vaterland! Und dieses Vaterland größer und wichtiger als unser Einzelleben! Je größer die Opfer, desto herrlicher der Lohn. Wir geloben dem Kalser und dem Reich die Treue, und was uns das Herz vollmacht, das rufen wir aus: Vaterland, Kaiser und Reich hurra, hurra, hurra!“
Die Versammlung erhob sich und stimmte mit Begeisterung in den dreimaligen Ruf ein. Die Musik spielte „Heil Dir im Siegerkranz“.
In seinem Schlußwort schlug der Präsident Dr. Kaempf vor, an Seine Majestät den Kaiser nachstehendes Tele⸗ gramm zu senden:
Vertrerer aller Stände und Berufe sind beute zu einer Gederk⸗ feier des 4. August 1914 vereint. Nachdem Euere Kaiserliche und Köͤnigliche Majestät den Feinden hochherzig die Hand zum Frieden ge⸗ boten, nachdem der Reichstag den Friedenswillen des deutschen Polkes kraftvoll zum Ausdruck gebracht hat, bekundet die beutige Versamm⸗ lung ihren Ertsegaß: wenn unsere Feinde zu keinem Frieden bereit sind, der den Bestand und die Sicherheit unseres Vaterlandes verbürgt, einmütig und unerschütterlich mit Eurer Majestät zusammer⸗ zusteben, bis unsere Feinde gesonnen sind, das Recht des deutschen Volkes auf Freiheit und Sicherheit seiner Entwichlung anzuerkennen. Angesichts der glänzenden Taten unserer Vorbündeten und unserer todesmutigen Truppen, die in Ost und West auch zu Beginn des vierten Kriegsjahres den Sieg an unsere Fahnen geheftet haben, erhoffen wir unter der glorreichen Führung Eurer Majestät und der Eurer Majestät verbündeten Menarchen einen ehrenvollen und ge⸗ sicherten Frieden. (Lebhafter Beifall.) 6
Mit dem Gesange des Liedes „Deutschland, Deutschland über alles“ schloß gegen 10 ½ Uhr die eindrucksvolle Ver⸗
anstaltung.
Nr. 31 der „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheitsamts“ vom 1. August 1917 hat folgennen Inhalt: Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankpeiten. — Gesetzgebung ufw. (Heutsches Reich.) Wochenbilfe. — Rinderpest. — (Preußen.) Opium. — Arzneimittel. — Sammelmolkereien mit Milcherhitzern. — Rotlaufimpfungen. — Rotlaufkulturen. — Arzneiyflanzen. — (Sachsen.) Krank npflecepersonen. — Klauenvieh. — (Bulgarien.) Kunstwein. — Vermischies. (Deutsches Reich.) Zichorienwurzeln. Ernährung des Nachwuchses. — (Pamburg.) Kindbeitfieber 1907 bih 1915. — Geschenkliste. — Wcchentabelle über die Sterbefälle in deutschen Orten mit 40 000 und mehr Einwohnern. — Desgleichen in größeren Städten des Auslandes. — Erkrankungen in Kranken⸗ Sege deutscher Großstädte. — Desgleichen in deuischen Stadt⸗ und
andbezirken. — Witterung.
Literatur.
— Der „Mikrokosmos“ in Stuttgart, eine Arbeitsgemeinscha tätiger Mikroskopiker, hat als ersten Band eines „Handbuchey der mikroskepischen Technik' ein Werk über das „Mikroskop und seine Nebenapparate', bearbeitet von Hans Günther (geb. 3 ℳ, Geschäftsstelle des „Mikrokosmos“, Franckhsche Verlagf, buchbandlung in Stuitgart), erscheinen lassen. Das a zahlreichen Abbildungen ausgestattete Buch gibt auf etwa 100 Seiten erschöpfenden Aufschluß uüber die Eigegschaften des Mikroskops, seine optischen und mechanischen Teile und über das Messen, Zählen und Zeichn’n mikroskepischer Gegenstände. Bei der großen Bedeutung, die das Mikrofkop für zahlreiche Berufe hat, wird das Buch sowohl Landwirten und Gärtnern wie vielen Gewerhe⸗
lässiger Ratgeber willkommen sein. g Unter den neuerschienenen volkstümlichen Schriften, die die Gesellschaft der Naturfreunde „Kosmos“ herausgibt, sei das Bändchen „Plagegeister“ von Dr. K. Floerick genannt (Franckhsche Verlagt⸗ bandlung in Stuttgurt, 1 ℳ). Der Verfasser führt an⸗ schaulich das Heer der kleinen Plagegeister aus der Insekten⸗ welt in Wort und Bild vor, die in allen Erdteilen den Menschen zu schaffen machen. Sind die gefährlichsten dieser Schädlinge Bewohner des heißen Erdgürtels, so leben doch auch in unseren Breiten Insekten, die den Menschen nicht nur lästig fallen, sondern auch als Uebertrager ansteckender Krankheiten eine Gefahr bedeuten. Der Leser findet in dem lebendig geschriebenen Büchlein also sowchl Unterhaltung wie Belehrung und manchen
drohenden Schädigungen vorzubeugen.
b Familiennachrichten.
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Verlobt: Frl. Alexandra v. Paczensky und Tenczin m Leutnant d. R. Walter Nickel (Breslau). — Frl. mit Hrn. Leutnant d. R., Referendar Herbert Wruck (Spren⸗ berg, Lausitz — Gleiwitz, 1. 3. im Felde). — Frl. Edeltraut Hicke⸗ lier mit Hrn. Leutnant Armand du Plessis (Prisselwitz, z. 3. Hammerstein, Westpr.). — Frl. Käte Meyer mit sn. Leutnant d. R., Forstassessor Hermann Schneidewin (Düsseldorf, z. 8. Bern⸗Gersau).
Verehelicht: Hr. Reg.⸗Baumeister Alfred Weidler mit Frl. Man⸗ garete Meyer⸗Radon (Altona, Elbe).
Geboren: Ein Sohn: Hrn. Landrat Dr. Gelpke OErn 1e ” Ostpr.). — Hrr. Rittergutspächter Weigt (Mangschütz, sr. Gr. Wartenberg). — Eine Tochter: Htn. Ritlmeister Günther Schmidt von Knobelsdorf (Berlin). — Hrn. Marinebaumen
Dröseler (Berlin). Gestorben: Hr. Oberst a. D. und Fdelrcntsan er Geor auer). — Hr.
Frbr. von Czettritz und Neuhaus (Kolbnitz bei Major d. L., Regierungs⸗ und SeFbac Franz Buchbeh (Oonabrück).
; —
Verantwortlicher Schriftleiter: Direktor Dr. Tyr ol, Charloktenbent
Verantwortlichft den Anzeigenteil: Der Vorsteher der Geschäftsstal echnungsrat Mengering in Berlin.
Verlag der Geschäftsstelle (Mengerin 8 2 e-e der Norddeut Buchdruckerei und st Deach der Nedea hga arfgfncgr ba Derlacen
Vier Beilagen
unsere Kinder und Kindeskinder davor bewahren, daß Kriegsnot wie
sowie die 1571. Ausgabe der Deutschen Vorlmfillsten,
treibenden, Chemikern, Aerzten, Lehrern und Naturfreunden als zuver.
praktischen Wink, den ihm von diesen Vertretern der Insektenwelt
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
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In der letzten Sitzung des Geschäftsführenden Ausschusses des Vorläufigen Staatsrats wurde der Staatsratshaushalt für August angenommen. Ferner wurde der Justizabteilung die Herausgabe eines Gesetzblattes übertragen. Bei der Finanzabteilung wurde, „W. T. B.“ zffolge, beschlossen, eine Rechnungskammer zu bilden, die den Grundstock für die künftige Staatsaufsicht bilden sol. Es wurde zur Kenntnis genommen, daß von der deutschen Zivilverwaltung ein Entwurf des Staatsrats, be⸗ wffend Gründung von Gemeinderäten im Lande, gegen⸗ virtig geprüft wird. Ferner wurde zur Kenntnis genommen, diß die österreichisch⸗ungarischen Behörden den österreichisch⸗ ungarischen Beamten den vorübergehenden oder dauernden lebergang in die zu gründende polnische Verwaltung nach Maß⸗ zabe des Bedarfs ermöglichen werden. e
Großbritannien und Irland.
Lloyd George sprach am Sonnabendnachmittag in einer Versammlung des neuen Kriegszielausschusses in der Queenshall, in dem Lord Crewe den Vorsitz führte. In der Versammlung befanden sich der Erzbischof, von Eanterbury, viele Minister und Parlamentsmitglieder sowie der italienische Botschafter, Sonnino und Pasitsch.
Lord Crewe führte, wie „Reuter“ melder, aus, daß die allge⸗ meinen Kriegsziele, wie sie ursprünglich von Asquith im November 1914 bezeichnet wurden, nömlich Wiederherstellung und Sicherheit, sich nicht geändert hätten. Die Berliner Aeußerungen hätten keine große Ermutigung für den Friedensgedanken enthalten. Er fuhr fort: Fttzt ist es unsere Pflicht, einen militärischen und maritimen Druck auszuüben, um das Ziel zu erreichen. Es ist völlig Nar, daß wir den Krieg fortsetzen müssen. Wir glauben an unsere Sache. Unser Ziel ist die Befreiung der Welt.
Sonnino sagte: Italten ist in den Krieg eingetreten zue Ver⸗ feidigung setnes guten Rechtes, als der Dreibundvertrag, der fried⸗ Üebend und zur Verteldigung bestimmt war, durch Oesterreich mit Eiaverständnis Deutschlands verletzt worden war. Unsere Sonder⸗ jele, für die wir kämpfen, sind die Befreiung unserer Brüder bon der Unterdrückung, unter der sie leiden, und zugleich de volle Sicherheit unserer Uvabhängigkeit zu Lande und zu Passer, all das im Interesse der allgemeinen Sache, damit e Genugtuung für alles von unseren Feinden uns zugefügte Umecht gesichert wird. Nicht weniger flark ist unser Wunsch, saig bei jeder Bemühung zur Erzielung eines besseren Einpernehmens de Völker untereinander mitzuwirken, wodurch für die Zukunft die Ahtung vor den Rechten der Menschheit und alle Beziehungen wischen den großen und kleinen Staaten gesichert werden, während dem einzelnen Volke weltergehende Fretheit zur Regelung der inneren Fragen gelassen wird. Es ist mein heißer Wunsch, daß dieser Krieg sie ziwilisierte Menschheit einen Schtitt vorwärts bringen möge zum Zele der Freiheit.
Lloyd George begrüßte derselben Quelle zufolge zunächst
Sonnino mit den Worten: „Er ist der starke Mann Italiens, dssen weiser Rat und entschlossener Wille Italten sicher durch die Kanrakie des Krieges zu einer höheren Bestimmung führt, als es je⸗ nals unter den Nationen der Welt gehabt hat. Wir Briten vabm allen Grund, uns über diese Ausficht zu freuen, weil die Größe Jwliens an sich eine weitere Sicherheit für den Frieden und die weiheit der ganzin Welt bedeutet. Wer die gewaltigen Kämpfe der loten zwei Jahre an der österreichischen Grenze, die unter großen Sewiernigkeiten vor sich gingen, verfolgt hat, weiß, wie Sonnino und seine tapferen Landsleute zwischen den Felsen und Abgründen des Dentino und des Karstes die Freiheitsfahne zum Siege geführt vaben. Wir freuen uns sehr, daß der Führer des italienischen Volkes an heutigen vierten Jahrestage des Krieges hier die Entschlossenbeit semnes Volkes ausspricht, vorwärtsꝛugehen, bis der Friede und die Frelheit der ganzen Welt gesichert sind.“
Dann fuhr Lloyd George sort: Ich begrüße ferner den ver⸗ ehrten und weisen Führer des serbischen Volkes, des Opfers germanischer Barbarei, das auf die Stunde der Befreiung und Genug⸗ twung, welche sicher kommt, geduldig wartet und dafür hartnäckig und mulig kämpft. Dies ist der vierte Jahrestag des größten Krieges, den die Welt jemals gesehen hat. Wotür kämpfen wir? Um die gefährlichste Verschwörung zu bestegen, die jemals gegen die Freiheit der Völker geschmiedet worden ist, die sorgfältig, g schick, heimtückisch und heimlich mit rücksichtsloser, zvnischer Entschlossenheit bis in alle Einzelheiten geplant worden war. Nur mit. Schaudern kann man die neuerliche Enthüllung über die Berliner Versammlung wenige Wochen vor dem Krieg lesen. ts war eine der schlimmsten Nebenhandlungen in der ganzen Ge⸗ sahte des menschlichen Räuberwesens. Sollte jemand in Enaland swissen wollen, weshalb wir im Kreege sind, so lege er sich die Frage vor; was wäre aus Europa, was aus der Welt geworden, wenn wir nat in den Krieg eingetreten wären? Verfolgen Sie die letzten deei Jahre, und Sie sehen die Rechtfertigung unseres Eintritts n den Krieg. Seden Sie, was über Europa hereingebrochen st, obwohl wir unsere Macht und alle unsere großen Heere nd Flotten in den Kampf geworsen haben. Belgien, Serbien nd Montenegro, einige der schönsten Provinzen Frankreichs und Rußlands sind über den Haufen geworfen, verwästet, gedemütiat dnd verskl vt worden. Bulnarien und die Türkei sind elende
afallentaaten. Das geschab, obwobl die ganze Macht des britischen Reiches vorstellen, was geschehen wäre, wenn unsere große Flolte die See⸗ herrschaft nicht auggeübt hätte? Wenn wir nicht große neue Armeen nusgerüstet und den preußischen Legionen entaegengestellt hätten? Raßland ist augenblicklich zersetzt und in Auflösung begriffen. sese Auflösung bat seine tapfere Armee an manchen Fronten sunsähig gemacht. Das wäre schon früher eingetreten (hier fehlt ofendar der Saß: wenn England nicht in den Krieg eingegriffen slänte). Franfreich würde mit alt übeelieferter Tapferkeit weiter⸗ gekämpft haben, aber wenn ihm alle Zufuhren abgeschnitten worden wären, so hätte auch seine topfere Armee üͤberwältigt werden köͤnnen. Wie würde dann Emopa ausgeseben haben? Es wäre nicht ein gtiede, sondern eine Groberung und Unterjochung Europas gewesen. Furopa wäre in Knechtschaft der Gnade einer aroßen beherrschenden acht und der schlimmsten Kreise dieser Macht preisgegeben ge⸗ wesen. Wollen die, die noch immer zweiseln, ob wir vor g Jahren in den Krieg eintreten sollten, sich ein Bild von Europa machen, wie es heute sein würde, wenn wir nicht in den Kiieg gezogen wären. Es würden viele Nationen sein, aber nur eine Grosmacht, eine große Armee und zwei Flotten, die deutsche und die kaglische, wenigstens eine Zeit langa. Eine Zeit lang! Denn die Utiedensbedingungen würden eine Kriegsentschädigung auferlegt haben, 44 die Form der Abtretung der russischen, der französischen, der griechischen, vielleicht der italienischen Flotte angenommen hätte. Lutopa wäre der Guade dieser großer, grausamen Macht aus⸗
in die Wasschale geworfen ist. Können Sie sich
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* 65 tg54.- 4525— N srt«.
Erste Beilage
sanzeiger und Königlich Preu
Berlin, Montag, den 6. August
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geliefert worden. Sie mögen sager, daß das ein böser Traum wäre. Das ist nicht der Fah, es ist nur eine Beschreivung alldeutscher Träume. Was wäre in Amerika geschehen? Die Monroe⸗ doktrin wäre wie ein anderer Pavpierfetzen vehandelt worden. Deutschland hatte die Doktrin nie unterschrieben. Die Tatsache, daß
'es seine Unterschrift nicht gegeben hatte, macht keinen Unterschied.
Aber wir kennen seine ehrgeizigen Pläne in Südamerika. Amerika wäre ein Jahr nach Abschluß dieses Friedens in einer hoffnungslosen Lage gewesen. Die verbündeten Mächte haben sofort empfunden, daß eine große Bedrohung der Freiheit der Welt am Gesichtskreis aufstieg, und alle haben ohne Verzug die Herausforderung ange⸗ nommen. Amerika versteht vollauf, warum wir und es mit uns ge⸗ handelt haben. Das ist die Gefahr, die wir in diesen drei Jahren zu verhüten strebten. Uad nicht obne Erfolg! Lassen Sie sich durch einen unglücdlichen Zwischenfall nicht entmuligen. Machen Sie sich die Grundfalsache klar, daß wit den ehrgeizigen Plänen Deutschlands Emhalt getan haber. Die Nationen der Welt sind mübsam die Leiter hinaufgentegen, dee zu natlonaler Unabhängigkeit und Selbstachtung führt. Frankreich und England haben diese Stufe vor langer Zeit errescht. Amerika kam später. Danach Rumänien, Griechenland und Serbien. Am Ende des 19. Jahrhunderts wurde Italten eine unabhängige Nation. Und jetzt kommt eine große Macht mit roher Gewalt, um die Notionen zer⸗ eeftert und blatend in die alte dunkle Kluft der Sklaverei zu stuͤrzen. Deshalb kämpfen wir. Gewisse Leute sagen, jetzt sei die Gefahr vorbei, also weshalb schließt Ihr nicht Frieden? Der Kaiset spricht jetzt unbers. Wir böten jetzt niemals mehr töͤnende Phrasen von Deutschlands Weltmacht. Er spricht jetzt bescheidener über die Verteidigung des deutschen Bodens. Wer wollte in Deutschland einfallen? Wolte England mit seiner jämmerlich kleinen Armee in Deutschland einfallen, wollte es Rußland, das kein ausreichendes Bahnnetz hatt⸗, um die eigeren Grenzen zu verteidtgen? Hat sich Rußland auf einen Angriff vorbereitet, hat Frankreich das getan, das offenbar nicht vorber itet war, seine eigenen Grenzen zu schützen? Oder tat es Belgien? Oder wollte die sabische Armee nach Berlin marschieren? Der Kaiser muß wissen, daß er nicht des⸗ halb in den Krieg zog, daß er sich auch j tzt nicht deshalb im Krfege befindet. Weder er noch sein neuer Kanzler sagen, daß er sich mit deutschem Boden zufrieden geben würde. Beide führen glatte Reden über den Frieden, aber sie stottern, sie stammeln, wenn es zu dem Worte Wiederberstellung kommt. Es kam noch nicht vollständig über thre Lippen. Wir forderten sie dazu auf, aber sie können es nicht aus⸗ sprechen. Ehe wir zur Friedensbesprechung gehen, müssen sie lernen, zunächst jenes Wort auszusprechen. Die tapferen Jungen, von denen ich erfreulicherweise einige in dieser Versammlung sede, heilen den Kaiser allmählich von seinem Stotiern, his er den ersten Buchstaben des Friedensalphabetes geleint hat. Der erste Buchstabe ist Wiederherstellung. Dann werden wir reden. Der Krieg ist etwas Grausiges, aber er ist nicht so schrecklich als ein schlechter Friede.
Der furchtbarste Krieg geht zu Ende, aber ein schlechter Friede geht
immer weiter, er taumelt von Krieg zu Krieg. Was wollen sie, wollen sie Frieden, wenn sie davon reden? Die Wahrheit ist, daß die preußischen Krieesherren ihre ehrgeizigen Pläne noch nicht auf⸗ gegeben haben und nur die Verschiebung der Verwutlichung dieser Pläne erörtern. Unter ihnen herrscht richtige Verrücktbeit. Glauben Sie mir, daß die Verschwörung dieemal mißlungen ist. Sie fagen ganz ehrlich, daß alles gut gäangen wäre, wenn England nicht gewesen wäre. Das nächste Mal wollen sie sichergehen. Es darf kein naͤchstes Mal geben. Ein Mann in sehr hober, mächtiger Stellung in Deutschland hat gesagt, daß der Friede bald kommen, aber daß der Krieg in 10 Jahren wieder beginnen werde. Das sind ihre Gedanken, das ist ihre Art zu reden. Sie sagen: „Wir hätten viele Dinge voraussehen sollen. Wir hätten
viele Nahrungsmittel, viel Kupfer und Baumwolle in Deutschland
aufspeichern sollen. Das nächste Mal wollen wir daran denken. Dann haben wir einen Irrtum, betreffend die U⸗Boote, begangen; an⸗ statt 200 oder 300 müssen wir mindestens 2000 oder 3000 haben für das nächste Mal.“ Es darf kein nächstes Mal geben. Es ist ptel besser, trotz allem, was es kostet, trotz allem Jammer und allem Traurigen, ein⸗ füc allemal damit aufzuränmmen. Wir wollen diesen Schrecken nicht sich wiederholen lassen. Wir wollen das Geschlecht sein, das männlich, mutig und entschossen den Krieg aus dem Trauer⸗ spiel des menschlichen Lebens emfernt. Auf alle Fälle wollen wir den Sieg so vollkommen machen, daß die nationale Freiheit, sel es für große oder kleine Nationen, nie wieder bedroht werden kann. Es ist dar Wesentliche des Rechtes, daß der kleine Mann und der arme Mann denselben Schutz genießt wie der mächtige Mann, und die kleine Nation muß ebenso bewacht und beschützt werden wie die große Nation. Sie fragen, wie es sleht. Nun, wie bei allen Straßen die je gebaut worden sind, gibt es Berg und Tal und der russische Zusammenbruch ist ohne Zweifel eine rüht tiefe Schlucht, durck die wit hindurchgehen. Ich bia nicht sicher, ob wir ihren dunkelsten Grund erreicht haben, aber jenfeits des Tales sehe ich den Aufstieg, und ich will Ihnen meine Gründe dafür sagen. Rußland selbst hat durch diesen Zusammenbruch die nötige Lehre gewonnen, daß eine Armee ohne Zucht nur ein Haufe ist, in dem der Tapfere für den Schutz des Feiglinzs geopfert wird. Die französische Revolution hat dies schnell gelernt, sonst würden die Preußen und Oesterreicher die französische Freibeit im Bute ihrer Söhne erstickt haben. Es gibt Leute in unserem⸗ Linde, die das jersetzende Verfahren in die britische Armee ein⸗ führen möchten und Ausschüsse einsetzen möchten, um den Krieg zu bestiwmen und zu führen. Die Nation hat ihren eigenen Arbeiter⸗ und Soldatenrat errichtet. Das ist das Unterhaus. Wenn das zu irgend einer Zeit aufhört, wird sie ein anderes errichten. Aber wir wollen die Unterordnung nicht in Verwirrung bringen, indem wir gestattern, daß zvwei sich bekämpfende und sich widerstrebende Regierungen im Staat errichtet werden. zulassen, daß Tellorgontfationen den Krieg leiten oder Frieden vorschreiben. Die Nation als Ganzes führt Krieg und die Opfer sind ziemlich gleichmäßig unter alle Klassen verteilt. Die Nation als Ganzes führt Krieg und die Nation als Ganzes muß Frieden schließen. Da es ein gemeinsames Opfer ist, muß es auch eine gemeinsame Regelung sen. Jener Weg führt nicht zu einem befriedigenden Frieden, und ich bin sicher, daß jene in Rußland, die es einst gedacht habern, heute nicht mehr der Meinung sind. Würden sie, wenn sie sich bis zum Ural zurückzögen, mit den Deutschen binter sich her, dem Frieden ohne Annexionen näher sein? Es würde nur bedeuten, daß die Deutschen sich das beste Land aussuchen und den Völkerg Kriegsentschaͤdigungen auferlegen köanten, die sie am besten bezahlen könnten. Und weun wir im Westen ihrem Beispiel folgen würden? Wir haben nicht mehr als 100 Meilen zum Weglaufen, wir würden dann ins Meer geworfen werden. Unsere große Armee, deten Aufbau und zwei Jahre gekostet bat, mit ihrer goßen Ausrüstung, deren Herstellung zwei Jahre der größten Geschicklichk it unserer Industrie und unserer Arbeiter g kostet hat, wäre verloren. Was hätte es dann für einen Zweck, zum Kahsjer zu gehen und ihm zu sagen: „Großer Kriegsherr, wir wissen, daß alles, was Du wünschst, ist, den deutschen Boden zu beschützen. Wir haben unser Bestes getan, ihn zu schützen. Nun gib vns Frieden, wir vertrauen Dir“. Ich glaube, die so denken, würden ihren Jrtum bald genug einsehen. Das ist
die Art und Weise, re Fri in zu sickern, nicht einmal
Wir können nicht
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einen Frieden ohrne Annexionen und Entschärigungen. Es ist
ein Hinausschieben des Feiedens, und ich bin ganz sicher, daß
selbst die, die in Rußland verantwortlich sind füt diese Polirit, heute
das gerade so gut einsehen, wie andere, die zuschauen und sehen, was
folgen muß. Hier stehen wir, ein freies Land, dessen Ehre wir ver⸗
jeidigen. Ich sehe, daß die Deutschen mit der letzten Schlacht
sehr zufrieden sind. Nun, das einzige, was ich sagen kenn, ist, daß
der ausgezeichnete Oberbefehlsbaber unserer Armee an der Westfront
gesagt har, daß er alle seine Ziele in dieser Schlacht erreicht hat. Ich
spreche nicht von eiwas, was er mir nach dem Kampf gesagt bat.
Er war gütig genug, uns davon zu unterrichten, was diese Ziele
waren. Und sie sind erreicht worden. Aber der deulsche Bericht sagt,
daß wir nur eine Trichterlinie besetzten und in Berlin wird geflaggt.
Eine Trichtenzinie! Wer hat die Trichter gemacht? Haben sie die
Trichter ausggegraben? O nein. Tretz der U⸗Boole, die, wie man uns vor etwa sechs Wochen erzählte, verhindern sollien, daß die bii⸗ tische Armee ihren Schießbedarf erhielt, hatien wir genug Geschütze und Schießbedarf, die gut ausgebaute Linie, die sie in drei Jahrten mir freiwilliger und erzwungener Arbeit errichtet hatten, ia eine Reihe von Trichtern zu verwandeln. Und der Kaiser hat den Armee⸗ kommandanten zu seinen machtvollen Maßnahmen beglückwünscht und hat befoblen, in Berlin zu flacger. Sie ünd mit der Schlacht zu⸗ feieden und wir siad es auch. Nun, solche Schlachten müssen wir haben, sie machen beiden Seiten Freude. Wir sind zwer Meilen weit vor⸗ geaangen. Uns gefaͤllt es vorzugeben, ihnen, sich zurückzuziehen. Uns gefällt es, Gefangene zu machen, ihnen, sich zu ergeben. Uns gefällt es, ihre Gräͤben zu zerstören und sie sind noch mehr entzückt. Nun lassen wir das zu unserer gegenseitigen Befriedigung so weiter gehen! Jeder Rückzug, jede Preisgabe von Befestigungen, deren Erbauung ihnen drei Jahre gekostet haf, wird des Kaisers Herz von neuem erfreuen, wird neue Glückwünsche an den Kronprinzen von Bayern bringen und mebhr Fahnen in Berlin. Ich glaube, der Feldmarschall hat die Absicht, des Kassers Herz wieder und wi der zu erfreuen. Aber lassen Sie sich nicht durch diese deutschen Berichte itreführen. Es ist die britische Methode des Vorgehens mit möglichst geringem Verlust an Menschen⸗ leben, indem man die deutschen Gräben und ihre Stacheldrähte un
ihre Maschinengewehꝛposten zerstört und dann sofort vorgeht, sobal
die Beschießung aufhört, und dann vorwärts drückt. Das erfordert Zeit, aber es ist sich r. Und, obgleich die Deutschen ihrem Entzücken Aus⸗ druck geben, erzählen uns die eingedrachten Gefangenen eins ganz andere Geschichte. Aber während die Armee so tapfer kämpft, sollte die Nation in der Heimat geduldig und stark und vor allem einig sein. Die Anspannung ist groß für dde Nation wie für den einze’lnen, und wenn Männer überanstreugt werden, werden sie schwach. Kleine Beschwerden werden über⸗ trieben, kleine Mißverständnisse und Mißgriffe wachsen zu Bergen an. Lange Kriege sind wie lange Reisen, sehr anspannend für die Stimmung. Ein weiser Mann ist auf der Hut und macht Zugeständnisse. Es gibt einige, die mehr darauf aus sind, den Krieg zu beenden, als den Krieg zu gewinnen. Plane, die zum Steg
führen, erregen ihr Mißfallen, wenn sie den Kampf verlängern. Die Leute, die für diese Pläne verantwortlich sind, werden von ihnen ver⸗ dammt. Wir wollen unsere Augen fest darauf richten, den Krieg zu gewinnen. Laßt uns unsere berden Augen darauf richten. Einige haben ihr Auge abirren lassen, und während das eine Auge fest auf den Sieg gerichtet ist, wandert das andere nach ihren Zielen umher, oder ecs starrt nur nach etaem Lieblings⸗ oder Partewlan. Passen Sie auf, daß Sie nicht schielen! Richten Sie beide Augen auf den Szeg und lassen Sie ktein Auge rechts oder liks schweifen, so wollen wir es haben. Wenn in dieser Stunde irgendjemand Mißtrauen und Uneinigkeit in der Nation verbreittet, so hilft er dem Feinde und seinem Vaterlande. Es macht dabti nichts aus, ob für oder gegen den Krieg ist. Behalten Sie alle einen Gedanken im Kopf. Wenn Sie Mißtrauen und Un⸗ zufriedenheit in der Nation säen, werden wir die Nieder⸗ lage ernten. Andererseits, wenn wir den Samen der Geduld, des Vertrauens und der Einheit säen, nerden wir den Steg und seine Früchte ernten. Die letzten Abhänge eines Auffttegs sind immer die anstrengendsten für Nerven und Herz. Aber rie wahre Probe
er den
pvaar Hundert Fuß beim Klimmen nach oben. Der Bergsteiger, der den Rücken wendet, wenn er fast rben ist, wird niemals ein guter Bergsteiger. Und die Nation, die den Rücken wendet und schwankt, bevor sie ihr Ziel erreicht, wird niemals ein großes Volk. Wir haben alle Erfahrung im Klettern in England gehabt, vielleicht auch in Wales. Jeder Bergsteiger kann aufbrechen, jede Art Berasteiger ein Stück Weges gehen. Sehr oft ist, je jammervoller der Bergsteiger, desto größer sein Eifer. Aber der Ermüdung, der Gefahr und der Anstrengung trotzen nur die stärksten Herzen. Selbst der Stark⸗ herzigste erbleicht manchmal, wenn er an den letzten schlüpfri en Ar⸗ rund kommt. Aber wenn er umkehrt, und später zurückblickt, und sieht, wte nahe er dem Gipfel gewesen ist, verflucht er seine Schwach⸗ herzigkeit, die ihn geheißen hat, so nah am Ziel das Spiel aufzu⸗ gebeben. Niemand hat eine Ahnung, niemand in Englond, Frank⸗ reich, Italien, Rußland, Deutschland odet Oesterreich, wie nah am Gopfel wir sein mögen. Nur ein Vorsprung verbirgt ihn vielleicht unseren Blicken. Es gibt auch Unfälle. Rußland mag für einen Augenblick in einen Spalt gestürzt sein, aber es hängt noch am Seil und wird wieder hinaufklimmen mit starken Gliedern und festem Ent⸗ 18 und zusammen werden wir den Gipfel unserer Hoffnung n erreichen.
— Der Abgeordnete Les Smith verlas in der Sitzung des Unterhauses am 30. Juli die Abschrift eines Schreibens, das der seit Kriegsausbruch im Felde stehende mehrfach ver⸗ wundete und wegen Tapferkeit ausgezeichnete Unterleutnant Sassoun von den dritten walisischen Füsilieren vor einigen dep an seinen Kommandeur gerichtet hat. Das Schreiben autet:
„Ich mache diese Eingabe in bewußter Mißachtung der militä⸗ rischen Autorität, weil ich elzube, daß der Krfeg geflissentlich von denen verläogert wurd, die die Gewalt haben, ihn zu beenden. Ich bin ein Soldat, der überzeugt ist, im Interesse der Soldaten zu handeln. Ich glaube, daß dieser Krieg, in den sch als in einen Ver⸗ teidigungs, und Befreiungskrieg zog, nu mehr ein Angriffe⸗ und Eroberungokrieg geworden ist. Ich bin der Ansicht, daß der Zweck, fuͤr den ich und meine Kametaden in den Krieg zogen, so klar hätte festgelegt werden sollen, daß es un⸗ möglich gewesen wäte, ihn zu ändern. Wäre das geschehen, so wären die Ziele, die uns zum Kriege veranlaßten, jetzt durch Verhaudlungen erreichbar. Ich habe die Leiden der Truppen gesehen und ertragen. Ich ve mag nicht länger der Gehilfe bei der Verlängerung dieser Lerden für etwas zu sein, das ich für schlecht und ungerecht halte. Ich erhebe Ein pruch keineswegs gegen die Krieg⸗ führung, sondern gegen politische Fehler und Unaufrichtigkeiten, für die kämpfende Männer geopfeit werden. Namens derer, die jetzt leiden, erhebe ich Einspruch gegen den Betrug, den man gegen sie angewandt hat, und hoffe, daß es dazu deese wird, die dickhäutige Gelassen⸗ heit zu zerstören, mit der die Mehrheit derer daheim die Ver⸗ längerung der Qualen ansieht, an denen sie keinen Teil und von
b sie nicht genügende Vorstellungskraft haben, um sie zu ver⸗
schadet
für die Ausdauer und den Mut des Bergsteigers sind die letzten