1917 / 224 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 20 Sep 1917 18:00:01 GMT) scan diff

Königreich Preußen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht:

den Domänenpächtern, Oberamtmännern Brookmann

in Wawerwitz, Regierungsbezirk Marienwerder, Drucken⸗

brodt in Mose, Regierungsbezirk Magdeburg, und Lindig

in Salza, Regierungsbezirk Erfurt, den Titel als Amtsrat zu verleihen.

Ministeriumder geistlichen und Unterrichts⸗ angelegenbheiten.

Der bisherige Privatdozent Professor Dr. Witte in Münster i. W. ist zum außerordentlichen Professor in der philosophischen Fakultät der Universität in Greifswald ernannt worden. 5

Dem Privatdozenten in der philosophischen Fakultät der Universität Halle Wittenberg Dr. Wigand ist das Prädikat Professor beigelegt worden.

Ministerium für Handel und Gewerb 8 k

Die am 5. September 19016 für die Firma Yor Street Flax Spinning Co. Ltd, Niederlassung Berlin angeordnete Liquidation ist beendet.

Berlin, den 15. September 1917. Der Minister für Handel und Gewerbe. J. A.: Neuhaus.

Die am 24. Mai 1916 für das der Firma L. Breit⸗ meyer und Co. in London gehörigen, im Besitze der Diamantenregie des südwestafrikanischen Schutzgebiets befind⸗ lichen Lagers an Rohdiamanten angeordnete Zwangsverwaltung ist aufgehoben, die am 27. August 1916 für dasselbe an⸗ geordnete Liquidation beendet. 8

Berlin, den 15. September 1917.

Der Minister für Handel und Gewerbe. J. A.: Neuhaus.

Ministerium des Innern.

Der Kreisassistenzarzt Dr. Stahn in Posen ist zum Kreisarzt in Weißenfels und

der Kreisassistenzarzt Dr. Finckh in Osterode (Ostpr.) zum Kreisarzt in Tondern ernannt worden.

Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten.

Dem Domänenpächter Bohnhorst in Bilderlahe, Re⸗

gierungsbezirk Hildesheim, ist der Charakter als Königlicher

Oberamtmann verliehen worden.

Bekanntmachung.

Das unterm 12. Juni 1917 gegen den Kaufmann Max Marcus in Allenstein, Markt Nr. 16, erlassene Verbot des Handels mit Lebensmitteln aller Art sowie die Vermittlung eines derartigen Handels wird mit dem 19. September 1917 wieder aufgehoben.

Allenstein, den 16. September 1917. Die Stadtpolizeiverwaltung. Zülch.

Bekanntmachung.

Auf Grund der Bundesratsverordnung vom 23. September 1915, hetreffend Fernhaltung unzuverlässiger Personen vom Handel S. 603), in Verbindung mit Z ffer 1 der Ausführungsbe⸗ timmungagen des Ministers für Handel und Gewerbe vom 27. Sep⸗ tember 1915 habe ich dem Bäckermeister Fritz Haberer und seiner Chefrau Gertrud Haberer, geb. Popella, in Zehlendorf, Kleiststraße 2, durch Verfügung vom heutigen Tage den Handel mit Gegenständen des täglichen Bedarfs, insbesondere mit Mehl uud Backwaren, sowie jede mittelbare oder unmittelbare Beteiligung an einem solchen Handel wegen Unzuverlässigkeit für die Dauer des Krieges untersagt. Eine Uebertretung dieses Verbots ist strafbar. Ebenso machen sich Personen strafbar, die ent⸗ gegen diesem Verbot mit den vorbezeichneten Personen in Geschäfts⸗ verbindung treten. 3

Berlin, den 17. September 1917. Der Landrat des Kreises Teltow. von Achenbach.

Bekanntmachung.

Mit rechtskräftigem Erkenntnis vom 15. August 1917 ist dem Händler Louis Denecke, Hannover, Aeaidienstraße 3, auf Grund § 1 der Bundesratsverordnuna über die Fernhaltung unzuverlässiger Personen vom Handel vom 23. September 1915 der Handel mit Schmier nitteln untersagt. Die Kosten der Veröffentlichung trägt der Genannte.

Hannover, den 15. September 1917.

Städtlsche Polizeiverwaltung. Fink.

Bekanntmachung.

Der Frau Ida Orlowski, in Firma Eugen Orlowski, in Saalfeld, Ostpr., ist der Handel mit Zucker wegen Unzu⸗ verlässigkeit untersagt worden. Die Kosten der Bekanntmachung sind von der Frau Orlowaki in Saalfeld zu erstatten.

Mohrungen, den 28. August 1917. rsitzende des Kreisausschusses. Landrat Graf von Kanitz 8 11“ 88 6

Bekanntmachung.

Auf Grund der Bundesratsverorenung vom 23. September 1915, hetreffend Fernhaltung unzuverlässiger Personen vom Handel (RGBl. S. 603), haben wir der Ehefrau des Händlers August Schönhardt in Siegen durch Verfügung vom heutigen Tage den Handel mit Seife, Schmierseife, Waschmitteln wegen Unzuverlässigkeit in bezug auf diesen Handelsbetrieb untersagt. Siegen, den 17. September 1917. Die Polizeiverwaltung. Delius.

Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 20. September 1917.

Ihre Kaiserliche und Königliche Hoheit prinzessin vollendet heute ihr 31 Lebensjahr

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Der Bundesrat versammelte sich heute zu einer Voll⸗ sitzung; vorher hielten der Ausschuß für Rechnungswesen, die vereinigten Ausschüsse für Rechnungswesen, für Handel und Verkehr und für Justizwesen sowie die vereinigten Ausschüsse für Rechnungswesen und für Handel und Verkehr Sitzungen.

Am heutigen Tage ist eine Bekanntmachung (W. I 1492/8. 17. K. R. A.), betreffend Ausführungsbestim⸗ mungen gemäß § 12 der Bekanntmachung (Nr. W. I 1771/5. 17. K. R. A.) vom 1. Juli 1917, betreffend Beschlag⸗ nahme und Bestandserhebung der deutschen Schaf⸗ schur und des Wollgefälles bei den deutschen Gerbe⸗ reien, in Kraft getreten. Danach erhalten Schafhalter, die ihren gesamten Anfall an Wolle von eigenen Schafen ent⸗ sprechend den Beschlagnahmebestimmungen zur Ablieferung ge⸗ bracht haben, auf Antrag jeweils einmal im Jahre von der Kriegswollbedarfs⸗Aktiengesellschaft, Berlin SW. 48 (Verl. Hedemannstr. 3), gutes Strickgarn zum Preise von 6 Mark für das Pfund gegen Nachnahme des Verkaufspreises geliefert. Die Menge des zu liefernden Strickgarnes ist nach dem Bestand an Schafen abgestuft. Anträge auf des Garnes werden von der zuständigen Ortspolizeibehörde schriftlich oder mündlich entgegengenommen und sind von ihr auf Sammel⸗ vordrucken nach Prüsung und Richtigbefund an die zuständigen Kriegsamtstellen einzureichen.

Die Anträge sind von Schafhaltern entweder auf Garn⸗ lieferung für den eigenen Gebrauch oder auf Lieferung für ihre Angestellten zu richten. In letzterem Falle jedoch nur, falls die Angestellten selbst Besitzer von Schaben sind oder aus dem Dienstverhältnis einen Anspruch auf Wollieferung an den Schafhalter haben. 1b

Der Wortlaut der Bekanntmachung ist bei den Landrats⸗ ämtern, Bürgermeisterämtern und Polizeibehörden einzusehen.

Der Provinzialausschuß der Rheinprovinz hat an Seine Majestät den Kaiser und König laut Meldung des „Wolffschen Telegraphenbüros“ folgendes Telegramm

gerichtet: Seiner Majestät dem Kaiser und König!

Eurer Majestät bittet der Provinzialausschuß der Rhein⸗ provinz aus seiner ersten Sitzung noch dem Bekanntwerden der Antwort des Praͤsidenten der Vere nigten Staaten von Nord⸗ amerika auf die Friedensnote Seiner Heiligkeit des Papstes namens der Provinz das erneute Gelöbnis unwandelbarer Treue und Er⸗ gebenbeit darbringen zu dürfen. Ein Mann, den nur der Zufall einer geriggen Stimmenmehrheit an die Svitze des Staates gebracht hat, erdreistet sich, Lehrmeister des in Krieg und Frieden bewährten und gereiften deutschen Volkes zu sein. Seine freche Anmaßung gibt uns aber erneut Anlaß, dankbar des Segens zu gedenken, der dem preußischen und deulschen Vaterlande aus der Regterung des Hohenzollernhauses erwachsen ist, namentlich uns Rheinländern, deren arbeitsfrohe Heimat seit der Verbindung mit der Krone Preußens in Industrie und Landwirtschaft, in Handel und Gewerbe so herrlich emvporgeblüht ist, in deren frucht⸗ baren Gauen und gewerbereichen Städten dank der zielbewußten und weitblickenden Heerespolitik der Hobenzollern kein feindlicher Soldat Fuß zu fassen vermochte, seit der preußische Aar schützend über ihnen waltet. So kann der nichtswürdige Versuch, das deutsche Volk von seinem Kaiser und dem angestammten Herrscher⸗ hause zu trennen, das Band nur fester schmieden, das Fürst und Volk in Liebe und Vertrauen umschlingt. Gott segne Euere Mazestät und das Hohenzollernhaus. 8

Darauf ist folgende Antwort eingegangen: Provinzialausschuß der Rheinprovinz, Düsseldorf.

Meinen herzlichen Dank für den warmen Ausdruck der uner⸗ schütterlichen Treue, von der Meine Mir durch teure Jugend⸗ erinnerungen ans Herz gewachsene Rhein provinz im Rückblick auf ihre segensreiche Entwicklung unter der Fürsorge des Hohenzollern⸗ hauses beseelt ist und in Krieg und Frieden so herrliches Zeugnis abgelegt hat. Einmütig mit seinem angestammten Fürsten fest zusammenstehend, weist das deutsche Volk jede fremde Einmischung in seine Angelegenheiten mit Stolz und Entrüstung zurück. Deutschland bedarf keines Vormundes und wird im Vertrauen auf Gottes gnädige Führung und seine bewährte eigene Kraft den Weg zu seinem Heil auch in Zukunft selbst bestimmen und zu finden wissen. Wilhelm I. R.

Das Oberkommando in den Marken weist wiederholt darauf hin, daß zur der Ermittlung unbe⸗ kannt Verstorbener vom entralnachweisebüro des Kriegs⸗ ministeriums Photographien solcher Verstorbener in den von Zeit zu Zeit herausgegebenen Sonderverlustlisten veröffentlicht werden Diese Listen können ständig bei allen Ortspolizei⸗ behörden, militärischen Kommandobehörden, Garnison⸗ und Ersatztruppenteilen und Lazaretten eingesehen werden. 8

SESroßbritannien und Irland.

Wie „Reuter“ vernimmt, hat vorgestern zwischen Lord Robert Cecil und dem französischen Unterstaatssekretär für Blockadeangelegenheiten Albert Métin, eine Besprechung stattgefunden. Sie hatte eine engere Uebereinstimmung mit der von den Vereinigten Staaten angenommenen Polit zum Gegenstand, die einen schärferen Druck auf den Feind ausüben will, ohne sich in die wirtschaftlichen Bedingungen der neutralen Länder zu mischen.

Nachdem bereits andere englische Zeitungen mehrfach gerügt hatten, daß die britische Heeresleitung dem Volke ein⸗ gehendere amtliche Mitteilungen über den Fortgang des Krieges vorenthält, äußert sich nunmehr die „Times“ in einem „Wo bleiben die Berichte?“ überschriebenen Artikel, wie folgt:

„Die Zurückhaltung des Kriegskabinetts über die diesjährigen Kamra nen ruft Befremden hervor. Bei den seltenen Gelegenheiten, wenn Minister sprechen, beschränken sie sich auf Gemeinplätze und sagen nschts, was der Nation die Lage an der Westfront verständlich machen könnte, wohin aller Augen sorgenvoll und hoffnungsvoll ge⸗ richter sind. Ihr Schweigen wird durch die Unterlassung der Ver⸗ öffentlichung der Berichte über die Schlachten dieses Jahres seitens des Krieesamts verstärkt.“ Die Zeitung weist nach, daß, abgesehen von dem Berichte des Generals Maude über die Ein⸗ nabme Bagdade, keine eingehenden Kriegsberichte erschienen seien, ine⸗ besondere nichts über die Overatior en in Palästinec, Ostafrika und bei Salonikt. „Das größte Rätsel aber,“ sagt die „Times“, „ist die West⸗ front. Der letzte Wericht Finnse bringt die amtliche Berichterstattung nur bis zum Ancrefeldzug Ende März. Seither sind die Schlachten bet Arros und Messines geschlagen worden, die froglos hinreichend emscheidend waren, um Gegenstand für Sonderberichte zu seir, aber keiner ist veröffentlicht worden“. Die „Times“ weist darauf hin, daß

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selbst in den ersten schweren Monaten nach Kriegzbeginn Frenchs Be⸗ richte nur mit geringem Zeitverlust bekannt gegeben worden seien. Das Kriegskabinett möge sich gesagt sein jassen, daß das Publikum jetzt lange nicht so passto und so leicht zu beschwichtigen sei, wie 1914.

Frankreich. Die Abgeordnetenkammer hat am Schluß der

Interpellationen über die allgemeine Politik der

Regierung mit 378 gegen eine Stimme eine von der Re⸗ gierung gebilligte Tagesordnug Paul Laffonts ange⸗ nommen, die besagt: „Unter Billigung der Erklärungen der Regierung und im Vertrauen auf sie hinsichtlich der weiteren energischen Durchführung des Kriegsprogramms geht die Kammer zur Tagesordnung über.“ Ueber den Verlauf der Verhandlungen berichtet „Wolffs Telegraphenbüro“, wie folgt:

Der Abg. Lemery fragte, welche Maßnahmen die Regierung ergreifen werde, um ein Einvernehmen mit den Verbündeten für eine vernünftige Fübrung des Krieges sicherzustellen, und wies auf die Notwendigkeit hin, dem Lande eine klare Erklärung dafür zu geben, was sie unter Sieg und Frieden perstehe. Lemery ersuchte den Ministerpräsidenten Painlevé, auf die feindliche, von Stockholm und von Rom ausgehende Offensive zu antworten. Der Abgeordnete kritisierte lebhaft die gegenwärtige Anschauung vom Kriege, der ein Krieg der Vorräte sei, und sagte, der Sieg werde dem Lande gehöten, das den letzten Vorrat besitzen werde. Lemery erklärte darauf, den Traum, das linke Rheinufer Frankreich anzugliedern, für eine

eitwidrigkeit, während Elsaß⸗Lothringen verlangen, nur die orderung nach Wiederzutmachung des vergewaltigten Rechtes ses. Deutschland glaube, schloß der Abgeordnete, doß Vorꝛrücken den Sieg bedeute. Als es Belgien verletzte, habe es die Gesellschaft der Nationen geschaffen. Dieses Recht der Nationen müßte man sogleich ausarbeiten, anstatt Verhandlungen abzuwarten, bei denen die Ver⸗ bündeten sich, obne genaue Abmachungen untereinander, Deutschland und seinen Vasallen gegenüber alleinstehend sinden würden. Der Abg. Chaulin⸗Servinisre sagte, die Regierung müsse im Hinblick aaf die großen Unternehmungen des nächsten Frühjahrs die Armee während des Winters neuordnen, und verlangte von der Regierung zu wissen, ob sie bereit sei, selbst fern⸗ liegende Friedensverhandlungen einzuleiten. (Von den Bänken der Sozialisten ruft man: Nein, nein!) Warum gelingt es uns nicht, fuhr Chaulin fort, unsere Friedensziele darzulegen? Wir wären viel stärker, wenn wir sie genau umschrieben. Der Abg. Jobert warf Ribot vor, er hade das Parlament beschmutzen lassen. Das Beispiel Kornilows verwirre gewisse Gehirne, eine käufliche Presse, die aus Geheimfonds genährt werde, wolle sich am Parlament rächen. Wie frühere Ministerien lasse sich auch das heutige durch den Militarismus leiten. Desbalb würden z. B. die alten Jahresklassen immer noch nicht freigelassen. Der Abg. Augagneur trat sehr heftig gegen die Regierung auf. Es gebe überhaupt keine Parlamentsüberwachung, die Regterung setze sich leichtfertig über Anweisungen des Parlaments hinweg und die Militärbehörden mischten sich in die polttische Führung des Krieges. Augagneur griff sodann Briand av, der durch allerlei Umtriebe versucht babe, wieder zur Macht zu gelangen. Die meisten Auslandsgesandtschaften seien unnütz; es wäre interessant, wenn die Regierung den Ausschüssen des Parlaments über die Er⸗ gebnisse der Gesandtschaften Bericht erstatten würde. Der Abg. Brunet tadelte den Papit, weil er nicht zwischen Verbrechen und Recht unterschieden habe. rousseau (liberal) unterbrach ihn und sagte, diejenigen, welche erklärten, daß die Note des Papstes deutschem Einfluß entsprungen sei, seien im Irrtum. Die Note des Papstes verurteile die deutschen Ansprüche und bestätige die Vorherrschaft des Rechts. Das sei eine Huldigung für Frankreich. (Unterbrechungen der Soztalisten) Der Abg. Re⸗ naudel (Sezialist) saate, die sozialistische Note zur internarionalen Versammlung sei unzweideutig gewesen, aber man habe nicht verfehlt, von deutschem Einfluß zu sprechen. Jetzt sei die Reihe an den Katholiken, sich in in ihrem reltgiösen Bewußtsein verl’tzt zu fühlen. Der Ministerpräsident Painlevé entgegnete, die Aufgabe der Re⸗ gierung sei, einen Plan zu haben, sich daran zu halten und ihn auszuführen, die Stunde gebiete zu handeln. Painlevé er⸗ klärte, er bedauere, die Mitwirkung der Soialisten nicht erlangt zu haben, und bestätigte seine Entschlossenheit, mit äußerster Energie alle Anschläge gewisser fremder Agenten zu verfolgen; die Gerechtigkett werde ihren Lauf nehmen bis zum Ende. Er machte dann eine Anspielung auf die Gemeinschaft der Nationen und die Botschaft Wilsons und erklärte, daß Frankreich an solchen Grundfätzen festhalte; es biete die größten Beweise von auf⸗ richtiger moralischee Größe und Selbstverleugnung dar. Painlevé erklärte seine Uebereinstimmung mit Lemery hinsichtlich der Sprache, die Frankreich den Verbündeten gegenüder ge⸗ brauchen könne. Die E Frankreichs zeige sich deutlich vor aller Augen, und da es den Grundsätzen der Vereinigten Staaten sich anschließe, gebe es ein großes morali ches Belspiel. Die Regierung werde sich bemühen, der Nation würdig zu sein, und bestrebt sein, diejenigen, die mit Frankreich kämpften, auf den von Lemery gewiesenen Wegen mit sich fortzureißen. Painlevé fuhr fort: „Es ist sicher, daß die Politik Lemerys triumphieren wird und daß wir Ergebnisse erzielen werden, die Frank⸗ reich die Möglichkeit geben, allen Schwierigkeiten die Stirn zu bieten.“ Painlevs schloß mit der Bitte an die Kammer, der Regierung ihr volles Vertrauen zu schenken. Ein Abgeordneter forderte Ribot auf, sich über die zwischen den Verbündeten getroffenen Admachungen zu äußern, die den gemachten Versprechungen zuwider noch nicht ver⸗ öffentlicht worden seien. Ribot antwortete, er erinnere an das, was er schon gesagt habe. Frankreich habe keine ge⸗ heime Diplomatie. Es sei bereit, die zwischen den Verbündeten getroffkenn Abmachungen zu veröffentlichen. Dies hänge aber nicht von ihm allein ab; es müsse vereint mit den Verbündeten marschieren. Petersburg habe gebeten, die Veröffentlichung auf⸗ zuschiteber. Frankreich sei in den Krieg nicht mit Eroberungsabsichten eingetreten. Es fordere das Recht, ohne das es weder einen dauer⸗ haften Frieden geben werde, noch eine Gesellschaft der Nationen möglich sei. Frankreich fordere Elsaß⸗Lothringen; es wolle die Ungerechtig⸗ keit austilgen, die seit 46 Jahren auf der Welt gelastet habe. Es verlange, daß diejenigen, die alle menschlichen Rechte verletzt hätten, der Bevölkerung der verwüsteten Länder die Wiedergutmachungen zu⸗ gestehen, die sie ihnen schuldig seien. Es seien auch Bürgschaften nötig. Fra kreich werde keinen Frieden unterzeichnen, der seine Kinder nötige, nochmals die Waffen zu ergreifen. Es babe die Note des Papstes nicht beantwortet, aber es befinde sich im Einklang mit Ens⸗ land, Italien und Petersburg. Tie Regierung habe ihre Kriegsziele G auf der anderen Seite sage man nichts. Die Regierung abe richts hinzuzufügen. Ribot schloß mit der Versicherung, er werde sich mit ganzem Herzen der Aufgabe widmen, Frank⸗ reich würdig zu vertreten. Der Abg. Renaudel, be⸗ gründete die Zurückhaltung der Sozialisten und erklärte, sobald die Regierung sich bewährt haben werde, werde sie ihr günstige Kund⸗ gebungen der Sozialisten wiederfinden. Der Präsident verlas sodann

die Tagesordnung Laffont, die, wie oben gemeldet, angenommen

wurde.

Nach dem „Temps“ betragen die Kredite für das letzte Vierteljahr 1917 für den allgemeinen Haushalt 11 203 000 000 Franken, wozu 945 ½ Millionen für Neben⸗ haushalte kommen. Die Erhöhung der Kredite gegenüber dem vorhergehenden Vierteljahr beträgt eine Milliarde 330 Millionen, wovon 855 Millionen auf rein militärische Ausgaben, 475 Millionen auf die Zivilverwaltung und die Schuldenverwaltung entfallen. Das Kriegsministerium allein erhöhte seine Ausgaben um 680 Millionen, das Munitionsministerrum um 70 Millionen, das Marine⸗ ministerium um 157 Millionen. Die Gesamtkredite vom

die früheren Minister, die Vtzepräsidenten

1 Auauft 1914, 8. betrsgen mit die 31. Dezember 102 Milliarden 642 038 907 Franken.

d1 liche Durchschmitt für Ausgaben stieg von 1nnh de in den ersten fünf Kriegsmonaten auf 3 306 000 000 im Jahre 1917. Der Finanzminister fügt hinzu, es sei möglich, daß er

noch vor dem 3. Dezember vom Parlament neue Kredite zur

Bestreitung unvorhergesehener Ausgaben verlangen müsse.

Die Vorläufige Regierung hat in der Erwägun Bewegung Kornilows vollkommen unterdrückt ist 88 daßs bie dessen die außergewöhnlichen Maßnahmen, die durch sie ver⸗ anlaßt waren, unnötig geworden sind, wie die „Petersburger Telegraphenagentur“ meldet, die Aufhebung des Postens des Militärgouverneurs von St. Petersburg ange⸗ ordnet. Zum Oberkommandierenden der Truppen des Bezirks von St. Petersburg ist Oberst Palkownikow er⸗ nannt worden. Der neue Kommandant ist mit ausgedehnten Machtbefugnissen ausgestattet zur Regelung der Fragen der nengbes Transportwesens.

er Minister des Aeußern Terestschenko ist ize⸗ präsidenten des Ministerrats ernannt 8

Angesichts des von der Vollsitzung des Arbeiter⸗ und Soldatenrates angenommenen Beschlusses der Maximalisten, der die Forderung aufstellt, daß die Gewalt von den Räten übernommen werde, ist das gesamte Büro des Arbeiter⸗ und Soldatenrats zurückgetreten, nämlich der Vorsitzende cheidse, die stellvertretenden Vorsitzenden Anissimom, Gotzdad (2), Skobelow, Tseretelli und Tschernow. Die Neu⸗ wahl des Büros wird in der nächsten Sitzung stattfinden.

Auf die gegen den General Kaledin erhobene Anklage hin, eine Bewegung gegen die Regierung eingeleitet zu haben, fand in Nowotscherkassk, der Hauptstadt des Don⸗ kosakengebietes, eine außerordentliche Sitzung der Voll⸗ zugsorgane der Donkosaken statt. Diese erörterten obiger Quelle zufolge die Absetzung Kaledins, der sich gegen jegliche gegenrevolutionäre Bewegung gewandt hatte, und ertlärten, daß die Gerüchte von einer solchen Bewegung Kaledins aus trüben Quellen herrührten. Sie forderten die Regierung auf, den Haftbefehl gegen Kaledin zu widerrufen, und teilten dem Militär⸗ befehlshaber des Moskauer Bezirks, der mit der Unterdrückung der Bewegung der Kosaken beauftragtworden war, mit, daß die Truppen vom Don niemals aufgehört hätten, dem Vaterlande und der gesetmäßigen Regierung treu zu sein. Außerdem erhoben sie Einspruch gegen die Gerüchte, die Kosaken hätten gedroht, Moskau von der Donprovinz mit ihren Getreide⸗ und Kohlen⸗ vorräten abzuschneiden. Der Truppenbefehlshaber von Moskau ordnete an, alle feindseligen Handlungen gegen die Kosaken einzustelen. Eine Abordnung der demokratischen Volks⸗ verbände von Moskau begibt sich nach Nowotscherkassk, um an Ort und Stelle die Meldungen über diese Bewegung zu prüfen. Eine Versammlung von Offizieren der Garnison von Nowotscherkassk ebenfalls, daß die Verhaftung Kaledins widerrufen würde, da die Verdächtigungen das Werk von Spitzeln seien.

In Kiew, Minsk und einigen anderen Städten hat ein Gerichtsverfahren gegen Soldaten, die der maxi⸗ malistischen sozialdemokratischen Partei angehören und wegen Verbrüderung mit den Deutschen oder Gehorsamsverweigerung im Kampfe angeklagt sind, begonnen. Bei einem ähnlichen Prozeß in Pskow sind 35 Soldaten zu Zwangsarbeit auf 6— 10 Jahre verurteilt worden.

„— Nach Meldungen der französischen Presse hat die Vor⸗ usige Regierung vorbehaltlich der Genehmigung der Ver assunggebenden Versammlung die Autonomie von Estland, Livland und Kurland bewilligt.

Zum ersten Male unter deutscher Verwaltung hat, wie „Wolffs Telegraphenbüro“ meldet, gestern der Landtag der Kurländischen Ritter⸗ und Landschaft in Mitau eine Sitzungen wieder aufgenommen. Um 10 Uhr Vormittags and in der Trinitatiskirche ein Festgottesdienst statt, bei dem Generalsuperintendent Cernewitz predigte. Darauf folgte in der Sakristei die feierliche Wahl des Landbotenmarschalls. Gewählt wurde Rudolf von Hoerner⸗Ihlen, Mitau. Sodann wurden die eigentlichen Sitzungen im Ritterhaus aufgenommen

Italien.

Am Montag und vorgestern haben Versammlungen aller römischen Seklionen der Arbeiterkammer sowie auch Vollsitzungen der sozialistischen Partei stattgefunden. Die zur Teilnahme einladenden Aufrufe sprechen von hochwichtigen Mitteilungen an die Jugendorganisation sowie von Fragen aßergewöhnlicher Wichtigkeit, die zur Verhandlung gelangen

Bulgarien.

Vorgestern nachmittag wurden die sterblichen Ueberreste der Königin Eleonore zur letzten Ruhe bestattet, nachdem die Bevölkerung, die in Massen zur Aufbahrungsstätte herbei⸗ geströmt war, von der verewigten Herrscherin Abschied ge⸗ nommen hatte. In der evangelischen Kirche hatten sich, wie „Wolffs Telegraphenbüro“ berichtet, eingefunden: die außerordentlichen Gesandten und Vertreter aus dem uslande, die Häupter der diplomatischen Missionen mit den Militärbevollmächtigten, die Mitglieder des Ka⸗ binetta, der Präsident der Sobranje, der Generalissimus Schekow, die Gefolge der auswärtigen Fürstlichkeiten, die Gemahlinnen der Gesandten und der Chefs der diplo⸗ matischen Missionen, der Königliche Hofstaat, die Mitglieder des Jvvil⸗ und Militärstaates des Königs, der Bürgermeister von

ofia, die Vorstände der auswärtigen Sanitätsmissionen, der Präsident des bulgarischen Roten Kreuzes, der Obmann der eutschen Kolonie und der Kommandant des 24. Infanterie⸗ Pgiments, dessen Ehreninhaberin die verstorbene Königin war. Kar der Kirche hatten die übrigen v Persönlichkeiten, verperschafien und Abordnungen Aufstellung genommen. Nach 8 Ankunft des Königs, der Mitglieder der Königlichen Familie Gl der fürstlichen Persönlichkeiten nahm die Trauerfeier unter ockengeläut von allen Kirchen der Stadt ihren Anfang. Nach eendigung der Zeremonie setzte sich der Zug in Bewegung. nmittelbar hinter dem Sarge folgte der König, ihm zunächst e Prinzen und Prinzessinnen, die Mitglieder der Fürstlichen zamelte Reuß und die übrigen erlauchten Gäste, ferner die unßerordentlichen Gesandien und die Miiglieder des diylo⸗ matischen Korps, die Mitglieder des Kabinetts, die Gefolge des auswärtigen Fürstlichkeiten, der Zivil⸗ und Militärstaat

Königs, die Ehrendienste der auswärtigen Vertreter,

der Sobranje,

sen Krediten bis

11““ 1166“ 9 8 8

die Präsidenten Rechnungshofes, die Chefs und Mitglieder der Ver⸗ waltungsausschüsse der auswärtigen Sanitätsmissionen sowie des bulgarischen Roten Kreuzes. Der Zug bewegte sich durch die Stadt, vorbei an der dichtgedrängten Menschenmenge, bis zum Denkmal Alexanders II. Von dort aus gaben der Polizei⸗ präfekt, der Kommandant der Garnison von Sofia, der Metropolit, die Pastoren und der König mit den Prinzen und Prinzessinnen des Königlichen Hauses, sowie des Fürstlichen Hauses Reuß und den übrigen erlauchten Gästen und außerordentlichen Ge⸗ sandten, die Chefs der diplomatischen Missionen mit den Militärbevollmächtigten, die Mitglieder des Kabinetts, der Generalissimus, der Präsident der Sobranje, der Bürgermeister von Sofia und die Generalität der toten Königin das letzte Geleite bis zur Kirche des in der Nähe von Sofia gelegenen Dorfes Bojana, das die Verewigte selbst als Ruhestätte bestimmt hatte. Als die Königin zur letzten Ruhe bestattet wurde, ver⸗ richteten die Pastoren und der Metropolit von Sofia unter dem Geläute der Kirchenglocken und dem Ehrensalut der Ge⸗ schütze Sterbegebete. In Trauergäste von der. Verewigten Abschied.

Amerika.

Das amerikanische Repräsentantenhaus hat dem „Reuterschen Büro“ zufolge den Gesetzentwurf, der die Ver⸗ wendung von 7000 Millionen Dollar für die Armee, für Befestigungen und den Schiffahrtstrust vorsieht, einstimmig angenommen.

Das Mitglied des amerikanischen Kongresses Fitzgerald,

der gleichzeitig Berichterstatter des Haushaltsausschusses ist, hat,

den Voranschlag bis 1. Juni 1918 eingebracht. Der Voranschlag rechnet mit einem Betrage von rund 85 Milliarden Dollar. Allein für den Bau von Flugzeugen sind bereits 3,2 Milliarden ausgegeben worden. Die Vereinigten Staaten

werden nach dieser Berechnung 250 Millionen Dollar täglich

für den Krieg ausgeben.

Asien. „Der österreichisch⸗ungarische Gesandte und der österreichisch⸗ungarische sowie der deutsche Konsul mit ihrem Stab, insgesamt 56 Personen, sind, wie „Wolffs Telegraphenbüro“ meldet, von Schanghai auf dem holländischen Dampfer „Oranje“ nach San Francisco abgereist.

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Kriegsnachrichten.

Berlin, 19. September, Abends. (W. T. B.) Sonst nicht

Der Artilleriekampf in Flandern dauert an. Wesentliches. ö“

1“ 8 1“ . Nach der Erschöpfungspause in den Angriffen der Entente

ist der Kampf an allen Fronten wieder aufgelebt. In Flandern entfalten die Engländer neuerdings eine rege Tätigkeit. Außer dem starken Trommelfeuer mit gewaltigem Munitionseinsatz, das an den verschiedenen Stellen schlagartig einsetzte, deuten auch Truppenbewegungen auf neue englische Angriffsabsichten hin. Oestlich Vpern wurde mehrfach das Auffüllen der englischen Trichter erkannt. Am Zillebeker See und bei Pilkem wurden marschierende Kolonnen beobachtet und unter wirksamstes Feuer genommen. Die englischen Infanterie⸗ und Artilleriestellungen litten beträchtlich unter der Abwehrwirkung der deutschen Artillerie. Zahlreiche starke Explosionen konnten fefstgestellt werden. Im Artois war die Feuertätigkeit besonders bei Acheville gesteigert. Nördlich des La Bassée⸗Kanals gelang es den Deutschen, nach Sprengen einer Mine deren Trichter zu besetzen. Bei St. Quentin kam es nur zu Patrouillengefechten. Die Ruine der Kathedrale von St. Quentin erhielt mehrere Treffer.

An der Aisnefront war die Artillerietätigkeit stark ge⸗ steigert. Nördlich Reims drangen deutsche Stoßtrupps süd⸗ östlich Couroy bis in den zweiten französischen Graben vor, fügten den Franzosen erhebliche Verluste zu und kehrten mit einer Anzahl Gefangener zurück. Auf dem öst⸗ lichen Maasufer versuchten die Franzosen einen neuen An⸗ griff. 4 Uhr 20 Nachmittags brachen sie nach kurzer heftiger Feuervorbereitung in 3 Kilometer Breite vom Nordhang der Höhe 344 bis zur Straße Beaumont— VPacherauville zum Angriff vor. Den ersten Angriffswellen folgten lief⸗ gegliederte massierte Reserven. Das veutsche Abwehrfeuer setzte unmittelbar, nachdem die ersten Franzosen ihren Graben verlassen hatten, mit einem vernichtenden Eisenhagel ein. Die vordersten Sturmwellen kamen nicht einmal bis an das deutsche Fühgesicge. sie kehrten um und flüchteten, wurden aber von der

ucht der nachdrängenden Reserven wieder vorgerissen. Infolge ihrer Massierung hatten diese im deutschen Maschinengewehrfeuer furchtbare Verluste. Nur ein geringer Teil gelangte bis an die deutschen Gräben, wo er niedergemacht oder gefangen genommen wurde. Die übrigen wandten sich jetzt allgemein zur Flucht. Verzweifelt mühten sich die überlebenden Sturmtruppen, die steilen Hänge, die sie herabgestürmt waren, wieder zu erklimmen. Unter den regellos zurückflutenden dichten Massen schlug das deutsche Vernichtungsfeuer verheerend ein. Der Nordhang der Höhe 344 liegt voll toter Franzosen. Die Fliegertätigkeit war beiderseits außerordentlich rege. Deutsche Geschwader belegten Bahnhöfe und Truppenunterkünfte in der Nacht vom 18. zum 19. September ausgiebig mit Bomben. In Nixeville entstand ein Brand, der lange Zeit anhielt. In Blercourt wurde ein Munitionslager in die Luft gesprengt.

Auch im Osten ist die Kampftätigkeit aufgelebt. An der Rigafront versuchten die Russen mehrere vergebliche Teilvorstöße in Stärke von einigen Kompagnien. In der Moldau hat ein neuer russo⸗rumänischer Angriff eingesetzt. Staärkem Feuer am Morgen des 18. September vom Oituz bis zum Casinu⸗Tal folgten eine Anzahl schwächlicher er⸗ folgloser Teilangriffe nördlich der Glasfabrik. Am Nach⸗ mittag setzten dann nach neuer starker Artillerievorbereitung von der Glasfabrik bis zur Oituzstraße heftige tief⸗ gegliederte Angriffe ein. An der Glasfabrik wurden sie restlos abgewiesen. Südlich Grozesei wurde ein rumänischer Anfangserfolg durch Gegenstoß wieder völlig ausgeglichen. Bei Varnita wiederholten die Rumänen die Angriffe des Vortages wiederum ohne jeden Erfolg. Ebenso nordwestlich Muncelul, wo die Rumänen einen überraschenden Teilvorstoß versuchten, der im Abwehrfeuer der Verbündeten restlos zu⸗ sammenbrach.

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des Kassationshofes und des Obersten

tiefer Ergriffenheit nahmen die

Großes Hauptquartier, 20. September. Westlicher Kriegsschauplatz. . Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht.

In Flandern dauerte der starke Artilleriekampf tagsüber zwischen Houthoulster Wald und Lys unver⸗ mindert an. Feuerstöße größter Heftigkeit lagen wechselnd auf einzelnen Abschnitten unserer Abwehrzone. Die Nacht unter⸗ brach die gesteigerte Kampftätigkeit der Artilleriemassen nicht.

Gewaltigem Trommelfeuer am frühen Morgen folgten mit Hellwerden nach den bisherigen Meldungen starke englische Angriffe auf breiter Front.

Heeresgruppe Deutscher Kronprinz.

Vor Verdun griffen die Franzosen gestern Morgens und Abends bei der Höhe 344 östlich von Samogneux, wo sie sich tags zuvor schon eine blutige Schlappe geholt hatten, n iederum ohne jeden Erfolg an.

2o feindliche Flugzeuge wurden abgeschossen; Vizefeldwebel Thom brachte auch gestern zwei Gegner im

Luftkampf zum Absturz. Oestlicher Kriegsschauplatz. Front Prinz Leopold.

Bei Dünaburg, am Stochod, bei Brody und Tar⸗

nopol war die Artillerietätigkeit lebhaft. Front Erzherzog Joseph.

In der Bukowina griffen die Russen westlich von Arbora an; sie wurden durch unser Abwehrfeuer in ihre Gräben zurückgetrieben, aus denen Maschinengewehrfeuer sie erneut vorzutreiben suchte.

Mazedonische Front. Nur im Cerna⸗Bogen lebhafte Gesechtstätigkeit. Der Erste Generalquartiermeister. 8 Ludendorff.

Wien, 19. September. (W. T. B.) Amtlich

Oestlicher Kriegsschauplaz. Beiderseits des Oituz⸗Tales haben wir starke rumänische Angriffe abgeschlagen. Durch raschen Gegenstoß wurde der an einer Stelle eingedrungene Feind

völlig geworfen; seine Verluste sind erheblich.

Italienischer Kriegsschauplatz.

Bei der Heeresgruppe des Feldmarschalls Freiherrn von Conrad führte der zur Wiedergewinnung eines vorübergehend dem Feind überlassenen Frontstückes bei Carcano eingesetzte Gegenangriff zu vollem Erfolge. An Gefangenen wurden hier 6 Offiziere und über 300 Mann eingebracht.

Südöstlicher Kriegsschauplatz.

Unverändert. Der Chef des Generalstäabes.

Der Krieg zur See.

London, 18. September. (Reutermeldung.) Die Ad⸗ miralität teilt mit, daß Marineflugzeuge am 15. Sep⸗ tember zwischen Ostende und Blankenberghe einen Angriff auf feindliche Schiffe unternahmen. Ein großer Torpedo⸗ jäger wurde mittschiffs getroffen, ein, wahrscheinlich aber zwei Fischdampfer wurden versenkt.

(Wie „Wolffs Telegraphenbüro“ von zuständiger Stele ersährt, handelt es sich um den englischen Anariff auf eme vlämische Fischer⸗ flottille vor Ostende. Keines unserer Torpedoboote war in der Naͤhe, es ist daber auch keins getroffen worden. Alle Fischerboone und der sie schützende Dampfer sind, wie bereits unter dem 17. d. M. bekannt gegeben, unbeschädigt eingelausen.)

Berlin, 19. September. (W. T. B.) Neue U⸗Boots⸗ erfolge im Atlantischen Ozean und in der Nordsee: Vier Dampfer, ein Segler und ein Fischerfahrzeug, darunter der bewaffnete englische Dampfer „Rydon Hall“ mit 6400 Tonnen Weizen für die englische Regierung von Montreal nach Falmouth, der nach zweistündigem Artilleriegefecht niedergekämpft wurde; zwei tiefbeladene Dampfer, einer davon englischer Nationalität, der andere dem Aussehen nach französischer Dampfer „Alfrique“, ferner fränzösischer Dreimastschoner „Sadi Carnot“ mit Salzfischen nach Fécamp, sowie das französische Fischerfahrzeug „Kredurand“.

Eines unserer U⸗Boote hat am 17. September in den Hoofden das französische Flugzeug „D 40“‧ vernichtet und die drei Insassen: zwei Offiziere und einen Mechaniker, ge⸗ fangen genommen.

Der Chef des Admiralstabes der Marine.

Bern, 19. September. (W. T. B.) Wie die französische Presse meldet, ist der Dampfer „Breton“ der Messageries Maritimes am 8. August von einem deutschen Unterseeboot versenkt worden.

Bern, 19. September. (W. T. B.) Der „Liverpool Courier“ erfährt aus Schiffahrtskreisen, daß in den letzten Tagen des August die französische und italienische Regierung faft alle Häfen im Mittelmeer infolge der großen

»Bootsgefahr geschlossen hatten. Die Häfen lagen voller Dampfer, die nicht ausfahren konnten. Durch diesen Auf⸗ enthalt von fast einer Woche sind Verluste im Werte von Millionen entstanden, da die Schiffahrt augenblicklich täglich so⸗ viel einbringt wie früher im Monat. Vor allem waren die Kohlenzufuhren nach Frankreich und Italien sehr aufgehalten worden. Der Verlust wird auf mehr als 400 000 Tonnen geschätzt, die nicht mehr eingeholt werden können. Jetzt haben die französische, englische und italienische Regierung Maßregeln getroffen, um die Sicherheit zur See wiederherzustellen. Der Monat August ist im Mittelländischen Meer für die Schiffahrt jedoch der nachteiliaste gewesen. Es wird noch eine große Zahl englischer Dampfer vermißt, die zu %0 als verloren an⸗ gesehen werden müssen.