1917 / 233 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 01 Oct 1917 18:00:01 GMT) scan diff

Bulgarischer Bericht.

Spofia, 29. September. (W. T. B.) Generalstabsbericht.

Mazedonische Front: Zwischen Ohridasee und Prespasee und an der Tscherwena Stena etwas leb⸗ hafteres Geschützfeuer mit Unterbrechungen. Feindliche Er⸗ kundungsabteilungen wurden durch Feuer verjagt. Zischen den Seen im Cernabogen Trommelfeuer. Auf dem westlichen Wardarufer und südlich von Doiran ziemlich lebhaftes Feer und Gefechte von Streifwachen. An der übrigen

ront schwache Artillerietätigkeit.

Rumänische Front: Nach heftigem Geschütz⸗, Gewehr⸗ und Maschinengewehrfeuer versuchte ungefähr eine Kompagnie des Feindes, an unserem Ufer bei dem Dorfe Parlita, 1nis von Tulcea, zu landen, wurde aber durch Feuer zurück⸗ gedrängt.

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Sofia, 30. September. (W. T. B.) Amtlicher Bericht.

Mazedonische Front: An verschiedenen Stellen der Front ziemlich lebhaftes Störungsfeuer, das am heftigsten westlich ds Wardar und in der Moglenitzagegend war. Serbische Erkungsabteilungen wurden durch Feuer zerstreut. Ein feindliches Schiff beschoß ergebnislos vom Busen von Orfano aus unsere Stellungen an der Strumanündung.

Rumänische Front: Bei Tulcea und Isaccea schwaches Artilleriefener.

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Türkischer Berichl

Konstantinopel, 28. September. (W. T. B.) Amt⸗ licher Tagesbericht.

Sinaifront: Unsere Artillerie bekämpfte die feindliche schwere Artillerie mit Erfolg. Treffer wurden beobachtet.

Vor Beirut erschienen am 27. September ein Kreuzer, ein Patrouillenhoot und ein Flugzeugmutterschiff. 2 Flugzeuge wurden ausgesetzt, diese warfen Bomben auf die offene Stadt, während der femdliche Kreuzer sie bombardierte. An den übrigen Fronten keine besonderen Erxeignisse.

KHonstantinopel. 29. September. (W. T. B.) Amt⸗ licher Tagesbericht. . 5 An keiner Front besondere Ereignisse.

Konstantinopel, 30. September. (W. T. B.) Amtlicher Tagesbericht, Kaukasusfront: An einzelnen Stellen der Front beider⸗ seitige Feuertätigkeit. Sinaifront: Beiderseitig heftiges Artilleriefeuer und Fliegertätigkeit. Im Luftkampfe wurde ein feindliches Flug⸗ zeug zum Niedergehen hinter den feindlichen Stellungen ge⸗ zwungen, zwei andere entkamen durch die Flucht. CEuuphratfront: Bei Tagesanbruch des 28. September beschoß der Feind mebrere Stunden lang mit verschiedenen Kalibern die Stellungen, die unsere vordersten Vortruppen be⸗ reits geräumt hatten. Anschließend daran versuchte der Gegner mit 6 Bataillonen, einem Kavallerieregiment und 12 Geschützen vorzugehen. Das Gefecht dauert noch an. Während dieser Kämpfe wurden 4 feindliche Flieger durch unser Feuer von der Erde aus zum Landen hinter den eigenen Linien gezwungen.

Von den übrigen Fronten sind keine Ereignisse gemeldet.

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8 Der Krieg zur See. 11“

Berlin, 29. September. (W. T. B.) Am 28. Sep⸗ tember früh stießen einige unserer Torpedoboote nach einer Patrouillensahrt vor der flandrischen Küste auf eine überlegene Zahl feindlicher Zerstörer, die unter Feuer genommen wurden. Im Verlause des Gefechts wurde auf einem der Zerstörer eine starke Detonation beob⸗ 5 8er Boote erlitten keine Beschädigungen oder erluste.

Neue U⸗Bootserfolge im Aermelkanal und At⸗ lantischen Ozean: vier Dampfer, acht Segler, ein Fischerfahrzeug, darunter der bewaffnete englische Dampfer „Zeta“ mit 3300 Tonnen Kohlen, der bewaffneie französische Dampfer „St. Jacques“ mit 4000 Tonnen Kohlen, ferner die englischen Segler „Ezel“, „Laura“, „Moß Rose“, „Mary“, „Mary Orr', „Water Liliy“, „Jane William⸗ son“ und „Williams“ sowie das englische Fischerfahrzeug „Rose Croß“. Von den versenkten acht englischen Seglern hatten zwei Tonerde, die übrigen Kohlen geladen.

1 Der Chef des Admiralstabes der Marine.

Wien, 29. September. (W. T. B.) Amtlich wird ge⸗ meldet: In Erwiderung eines Angriffs, den ein feindliches Luftschiff am 18. September Abends gegen Lussin Piccolo unternommen hatle, ohne auch nur den geringsten Schaden an⸗ zurichten, suchte am 27. Abends eine Abteilung unserer See⸗ daghöng⸗ die Luftschiffanlage von Jesi bei Ancona auf, die schon im September 1916 mit einem in der Halle vertäuten Luftschiff durch unsere Seeflieger zerstört, vom Gegner aber wieder in Betrieb gesetzt worden ist. Auch diesmal war unseren Seefliegern ein voller Erfolg beschieden. Die Luftschiff⸗ halle wurde getroffen. Das in der Halle befindliche Luftschiff explodierte mit 150 Meter hoher Stichflamme. Die Explosion wurde von den anderen Flugzeugen bis auf 20 Seemeilen Entfernung wahrgenommen. Alle unsere Flugzeuge sind wohlbehalten zurück⸗ gekehrt. Einem zur gleichen Zeit von einigen feind⸗ lichen Flugzeugen unternommenen Angriff auf die Umgebung von Pola und auf Parenzo blieb jedweder Erfolg versagt. Am 28. Vormittags belegten feindliche Flugzeug in der Süd⸗ Adria eines unserer Seespitalschiffe, das mit allen vor⸗ geschriebenen Kennzeichen als solches versehen war, wirkungs⸗ los mit Bomben. Flottenkommando.

Berlin, 30. September. (W. T. B.) Auf dem nörd⸗ lichen Krieasschauplatze wurden durch die Tätigkeit unserer U⸗Boote wiederum 25 000 B.⸗R.⸗T. versenkt. Unter den vernichteten Schiffen befanden sich ein mittelgroßer Tankdampfer sowie der englische Segler „Agricola“, der Kohlen für Frankreich an Bord hatte. Einer der versenkten Dampfer hatte Eisen, Papier und Baumwolle für Frankreich, ein großer vernichteter Segler von über 1300 Tons anscheinend Parafinöl geladen. d.

Der Chef des Admiralstabes der Marine

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Statlhik und Volksrvirtschaft.

Unfallversicherung⸗ Unfälle und Unfallasten beim deutschen Bergbau im Jahre 1916.

Tie rege Beschäftiguag im deutschen Berabau während des Krieges kommt aub im 32. Vermwaltungsbericht der für das Gebier des ganzen Reichsz zar Entschädigung aller Betriebsunfälle im Bergbau gebildeien Knappschaftsberufsgenossenschaf für das Jahr 1916 zum Ausdruck. NaturgemFß war die Zahl der durchschnittlich versicherten Personen im Berichts⸗ jahre mit 703 614 wesentlich vüeesger als im letzten Friedensjahre 1913, in dem sie 918 805 betragen hat; sie erhöhte sich aber gegen das Vorjahr 1915, in dem sie sich nur auf 664 812 stellte, um 33 802 Arbeiter oder 5,8 % infolge des weitgehenden Bedarfs an Bergwerkserzeugnissen jeder Art. Eine verhältnismäßig viel be⸗ deutendere Steigerung erfuhr die Summe der der Umlage für die Unfallv sicherung uugrunde Kelegten Löhne, die sich von 1119 Millionen Mark im Jahre 1915 auf 1365 ¼ Millionen im Jahre 1916, also um 246 ¼ Milltonen Mark oder 22,0 % hob. Das bedeutende Anwachsen der Lohnsumme gegenüber der geringeren Steigerung der Arbeiterzohl kann nur in der Erhöhung der Einzellöhne gefunden werden. Dies ergibt sich auch daraus, daß die auf 1. Versicherten entfallende Lohnsumme von 1683,28 im Jahre 1915 auf 1940,88 im Jahre 1916, also um 257,18 oder 15,8 % stieg. Die Steigerung würde noch höher sem, wenn nicht nährend des Krieges eine große Anzahl ungelernter und üngerer Arbeiter im Bergbau beschäftiat würde. Seit dem

estehen der Berufsgenossenschaft, dem 1. Oktober 1885, sind bis um Ende des Jahres 1916 an Löhnen 21 Milliarden 119 Millionen

ark gezahlt worden. Die Zahl der (gemäß §6 59 bis 62 der Satzung) freiwillig versicherten Personen detrug 2122, für die ein umlag pflichtiges Einkommen von 7 936 848 nachgewiesen ist; sie ssieg um 587, das beitragepflichtige Einkommen um 2 398 395 ℳ. Der angegebene Betrag stellt nicht den wirklichen Jahresarbeiis⸗ verdienst der Versicherten dar; ihr Einkommen ist mit dem 1800 übersteigenden Betrage nur mit einem Drittel und das Gesamt⸗ einkommen der Bürobeamten nur mit einem Viertel des anrechnungt⸗ fähtgen Einkommens nachgewiesen. 6 1

Die Bab⸗ der zur Anmeldung gekommenen Unfälle belief sich im Vorjahre 1915 auf 98 334, sm Berichtsjahte 1916 a'f 96 661, das sind 1673 weniger; dagegen erfuhr die Zahl der entschädigungs⸗ pflichtiaen neuen Unfälle eine Zunahme, und zwar von 10 374 im Jahrr 1915 auf 11 639 im Jahre 1916. Durch die Gefährlichteit des Betriebes an sich, also durch Ursachen, deren Abwendung nicht mög⸗ lich war, z. B. schlagende Wetter, Stein⸗ und Kohlenfall usw., wurden 62,70 % aller entschaͤdigungspflichtigen Unfälle berbeigeführt egen 61,4 % im Vorjahre; im Jahre 1914 waren es 67,00 ⁄%. Die 8 der Unfälle, die durch Mängael des Betriebes veranlaßt worden vd, steigerte sich von 0,6 % im Jahre 1915 auf 1.21 % im Berichtsj hre. Der Schuld der Mitarbeiter und der Verletzten seldst fallen 36. 05 % der Unfälle zut Last, im Vor⸗ jahre betrug die abh 37,857 %, sie ist, also etwas zurückgegangen. Die von den ergwertsbetrieben für die Unfallversicherung aufzubringende Umlage beltef sich auf 35 607 790 ℳ, das sind 1 749 815 oder 5.2 % mehr als im Vorjahre 1915. Daron er⸗ hlelten die verletzten Bergleute vnd deren Hinterbliebene 31 551 690 (im Vorjahre 29 794 8422 ℳ) als Unfallentschädigungen; ferner wurden an Kosten der Fürsorge (des frewillig übernommenen Heilverfahrene) innerhalb der ersten 13 Wochen nach dem Unfall 233 317 (segen 145 762 im Vorjahre), an Kosten der Unfall⸗ untersuchungen, der Festsetzung der Entschädigungen, des Rechts⸗ ganges und der Unfallderhüͤturg 771 348. (gegen 797 116 im Vorjahre) aufgewenret; der Ruckage wurden 5 C00 000 (gegen 2 500 000 im Vorjahr) überwiesen. Dem Grubenrettungswesen ist, soweit der Krieaszustand es gestattete, auch im Berichtsjahre die er⸗ forderliche Aufmerksamkeit zugewendet worden. In dem seit Bestehen der Berufsgenossenschaft verflossenen Zeitraum von 31 Jahren sind von den deutschen Bergwerksbesitzern für die Unfallversicherung der Bergleute meit über eine halbe Milliarde Mark 538 450 130 aufgedracht. Auf die bis Ende 1916 aufgeleaten 5 Artegsanleihen hat die Knappschaftsberufsgenosfsenschaft 36 Millionen Mark gezeich. et.

Zur Arbelterbewegung.

In Buenos Avyres sind nach einer von „W. T. B.“ über⸗ mittelten Havasmeldung die Kutscher der Taxameter⸗ und Kraftdroschken und die Bäcker ausständig. 1 1

Verdingungen.

Der Zutchlag auf die von dem Verwaltungsressort der Kaiser⸗ lichen Werft in Wilhelmshaven am 22. August verdungenen Erd⸗, Ramm⸗, Maurer⸗ und Zimmerarbeiten für die Erweiterung des Kesselhauses für das Schiffbavressort auf der Bauwerft ist der Firna A. Lehmann, Baugeschäft, Rüstringen, erteilt worden.

Theater und Musik.

Im Königlichen Opernhause wird morgen, Diens tag, zum ersten Male Leo Blechs Oper „Rappelkopf“ (Berliner Fassung von Alpenkönig und Menschenfeind) unter des Komponisten eigener Leitung aufgeführt. Die Besetzung ist folgende: Marthe: Frau Dux, Sabine: Frau von Scheele⸗Müller, Lieschen: Frau Engell, Katharina: Frälein Birkenstroͤm, Susel: Ph ntein Escher, Rappelkopf: Herr Bohnen, der Alpenkönig: Herr Schwant, Hans: Heer Kirchner, Habakuk: Herr Henke, Veit: Herr Bachmann.

Im Köntglichen Schauspielbhause geht morgen „Colberg“, in den Pauptrollen mit den Damen Abich und Schlüter sowie den Herren Kraußneck, Pohl, Sommerstorff, Biensseldt und Ehrle besetzt, in Szene. Spielleiter ist Herr Patry. Vorher wird das Scherzspiel „Stahl und Gold“ in der bekannten Besetzung gegeben. Anfang 7 Uhr. „Nathan der Weise“ wird am 10. Oltober in neuer Einübung und ssenischer Gestaltung zum ersten Male auf⸗ geführt werden. Den Nathan spielt Arthur Kraußaeck. Im übeigen lautet die Besetzuxg: Recha: Fräulein Coste, Daja: Frau Conrad, Sittah: Färäulein Sussin, Saladin: Herr Sommerstorff, Tempelherr: Herr Clewing, Derwisch: Herr Biensfeldt, Patriarch. Herr Paty, Klosterbruder: Herr Eichholz. Spielleiter ist Dr. Bruck,

Mannigfaltiges.

Auf die Kundgebung deutscher Frauen verbände gegen die Wilsonnote hat der Generalfeldmarschall von Hindenburg Ihlte tnn Gräfin von Schwerin⸗Löwitz folgende Antwort gerichtet: 1 „Verbindlichen Dank für gütige Zusendung der herrlichen Kund⸗ gpönrg der dentschen Frauen. Sie hat mir von Heren wohlgetan. Mit flammendem Zoörn treten die deutschen Frauen neben uns Maͤnner in die Front gegen fremde Anmaßung, wie sie allezeit auf⸗ opfernd und stol; Leid und Freud mit uns getragen haben. Wir deutschen Männer neigen vor den peutschen Frauen das Haupt in Ehrsurcht. eneralfeldmalschall von Hindenburg.“

Die Zablmeisterlaufbahn bei der Fatseegen Marine. Bei der Kaiserlichen Marine werden in nächster Zeit wieder bnege Leute als Marinezahlmeisteranwärter eingestellt. Schriftliche Gesuche um Einstellung sind an das Kommando der II. Werfi⸗ Divpision in Wilhelmshaven zu richten. Die Marinezahl⸗ meifter gehören zu den oberen Beamten der Marine mit bestimmtem Offiziersrang; dementsprechend werden auch die Anforderungen en ihre Vorbildung und Erziehung Fent Vorbedingung für die Einstellung od u. a.: Mindestens Reife für die Prima einer höheren Lebranstalt, ¹ mzalichft nicht über 20 Jahre d T

fähigkeit. Alles soast Wissenswerte ist aus den „Annahmebedingungen für die Mariat⸗Zablmeisterlaufbahn“ (Neudruck 1912, Preis 50 ₰), b C. Lrhsers Nachf., Wiltelmshaven, Wilhelmstraße, zu ersehen. 8

Im Verlag von F. A. Breockhaus in Leipzig ist eire sechs⸗ farbi, e, im Maßstabe 1: 650 000 gehaltene Karte der baltischen Provinzen Liv., Est⸗ und Kurland erschienen (4 ). Die Karte zeichnet sich, obwohl sie sogar die einzelnen Rittergüter und alle größeren Beihöfe im kaltischen Talle und jedes Dorf im Estnischen enthält, durch Uebersichtlichteit aus, ihr Wert wird durch Beigaben erhöht, die in einer . tafel zur Geschichte der ballischen Provinien und in statistischen bunten Darstellungen besteben, auf deren sechs Tafeln Ueber⸗ sich en vom Flächenraum der Ostseeprovinzen, von Bepöike ung, Konfession, Grundbesitz, Bodenbenutzung, Ernteerträgen, Viehstand, Ein⸗ und Ausfuhr, Industrie, Eisenbahnen usw. im Vergleich mit den entsprechenden Verhältnissen in den angrenzenden preußischen Provinzen geboten werden. .

Die Ausstellung „Kriegerehrungen“, veranstaltet von der Heeresverwaltung und den Unterrichtsministerien der Bundes⸗ staaten in den Räumen der Unterrichtsanstalt des Köntalichen Kunstgewerbe⸗Museums bierselbst, wird am 3. Oktober der Oeffentlichkeit 3-⸗gänglich gemacht. Der Eingang zur Ausstellung ist durch die Gartenpforte zwischen dem Schulgebäude (Prinz Albrecht⸗ straße 8) und dem Gasthof „Prinz Albrecht“⸗

Königsberg, 30. September. (W. T. B.) Ihre Majestät die Kaiserin und Köniain traf heute früh in Allenstein ein wohnte zunächst dem Gottesdienst in der evangelischen Kirche bei und besuchte darauf das Hauptlazarett, das Werkstätten⸗ lazarett Jakobsberg und den Ehrenfriedhof. Nachmittags erfolgte die Weiter eise nach Königsberg, 29 dessen Haupt⸗ bahabof sich Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Joachim von Preußen, der Stellvertretende Kommandierende General des 1. Armeekorps Freiherr von Hollen vnd der Polizeipräsident ein⸗ gefunden hatten. Der Oberpräsident von Berg befand sich im Hof⸗ zuge. Ihre Majestät begab sich ins Schloß. Auf dem Wege dahin wurde Allerhöchstdieselbe überall freudig begrüßt. Zu besonders leb⸗ haften Kundgebungen kam es nach der Ankunst Ihrer Majestät im Schloß auf dem Schloßplatze, wo die vielköpfige Menge vaterländische Lieder anstimmte. dargebrachten Huüldigungen.

„Kopenhagen, 29. September. (W. T. B.) Laut „Politiken“ wird hier in der nächsten Weche eine internationale Rote Kreuz⸗Konferenz abgehalten werden, auf der dle meisten krieg⸗ führenden Länder vertreten sein werden. Sie wird sich mit dem Austausch von Kriegsgefangenen und den Zustländen in den Driegsgefangenenlagern sowie anderen Fragen beschäftigen. Die feierliche Eröffnung der Konferenz erfolgt am kommenden Donnerstag unter dem Vorsitz des Prinzen Waldemar von Dänemark.

Kristiania, 30. September. (W. T. B.) eute früh sind 19 Offtziere und 91 Mann in die Hetmat enklassener, ausge⸗ tauschter, bisher in Norwegen internierter deutscher Kriegs⸗ gefangener nach Deutschland abgereist. Die hiesige deutsche Kolonie mit dem Kaiserlichen Gesondten und den Mitgliedern der Gesandtschaft an der Spitze sowie Vertreter des norwegischen Roten Kreuzes und des Sanitäͤtswesens waren zum Empfang am Bahnhof erschienen, wo die deutschen Mannschaften von Domen des vo wegischen Roten Kreuzes auf das gastlichste bewirtet wurden. Der Präsident des norwegischen Roten Kreuzes betonte in berzlicher Ansprache den Gedanken des beide befreundete Völker verbindenden Wohlfahrtswerkes und trug Grüße an das deutsche Rote Kreuz auf. Der Kalferliche Gesandte, Konteradmfral von Hinte antwortete und dankte mit markigen soldatischen Worten. Er ermahnie die deutschen Kameraden zu Dankbarkeit für die genossene große Gastfreiheit und die Wohltaien des befreundeten

norwegischen Volks.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.).

Theater.

111“

Arnigliche Schausgiele. Dienttag: Pperthaus 207. 1

bezugsvorstellunag. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Zum ersten Male: Unter persönlicher Leitung des Komponisten: Rappel⸗ kopf. (Berliner Fassung von „Alpenkönig und Menschenfeind“.) Oper in drei Aufzügen nach F. Raimuad von Richard Batka. Musik von Leo Blech. Spielleitung: Herr Bachmann.

Anfang 7 ½ Uhr.

Schauspielhaus. 209. Dauerbezugsvorstellung. Colberg. istorisches Schauspiel in fünf Aufzügen von Paul Heysfe. Spie eitung: Herr Ooerspielleiter Patry. Vorher: Zur Werbung für

die 7. Kriegsanlelhe: Stahl und Gold. Zeitbild in Versen in einem Aufzug von Leo Leipziger. Musik von Paul Linke. Die musikalische Leitung hat der Komponist übernommen. Spielleitung:

Herr Oberspielleiter Patry. Aufang 7 Uhr. Erstes

Mittwoch: Opernhaus. 208. Dauerbezugsvorstellung.

Gastspiel des K. K. Kammersängers Herrn Leo Slezak. Otello.

Oper in vier Akten von Giuseppe Verdi. Text von Arrigo Boito.

Für üdie deutsche Bühne übertragen von Max Kalbeck. Ansang 28

Schauspielhans. 210. Dauerbezugevorstellung. Doltor Nlaus. Lustspiel in fünf Aufzügen von Adolf L'Arronge. Anfang 7 ½ Uhr.

Familiennachrichten.

Verlobt: Frl. Else Welle mit Hrn. Dr. med. Georg Rosenow

(Berlin— Königsberg i. Pr.). Fel. Hildegart Nöring mit Hrn. Landrichter Hr. 8

Franz Hertel (Neumarkt i. Schl. Oppeln)

Geboren: Eine Tochter: Hrn. Regierungsassessor Henry von Möllendorff (Helnzendorf). 2 gzaffefsoc H

a. 14

Beim Ausbleiben oder bei verspäteter Bigkerun einer Rummer wollen sich die Postbezieher sastz ur an den Briefträger oder die zuständigs Bei11.post⸗ anstalt wenden. Erst wenn Nachliefermnug und lmnfelürung nicht in angemessener Frist erfolgen, . a lüch unt Angabe der dereits unternommenen Schriite ain b stelle des „Neichs⸗ und Staatsanzeigerd“.

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Vermmwworilcer Scheitleien Direkor DreT ol, Charlottenburg. erantwortlich für den Anzeigenteil: Der Vorsteher der Geschäftsstelle, J. V.: Rechnungsrat Rey Worf in Berlin. Verlag der Geschäftsstelle (J. V.: Reyber) in Berlin.

Druck der Neree Buchdrugckerei und Verlagsanstalt, 1

Berlin, Wilhelmstraße 2. Fünf Beilagen..

8EbE11““ und Die

und angenommen.

hre Majestät dankte freudigst bewegt für die Ihr

behalten, nämlich

dutchzuhalten deabsichtiae.

Einschränkungen ins

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zum Deutschen Reichsanze

1“ Polen. 14“ Verhandlungen zwischen den Besatzungs⸗ behörden, dem Regentschaftsrate und den polnischen Politikern sind nach einer Meldung der polnischen Presseagentur soweit gediehen, daß die offizielle Bestätigung der Mitglieder des Regentschaftsrats durch die Besatzungsmächte bald erfolgen dürfte. Nach polnischen Meldungen wird der Regentschaftsrat zwei Alte veröffentlichen: das Schreiben an die beiden Monarchen und öie Kundgebung an die polnische Nation. Die Kundgebung soll in entschieden aktivistischem Geiste gehalten werden.

Der vom Vorlaufigen Staatsrat gewählte Uebergangs⸗ ausschuß, der aus dem Vizemarschall Nikolowski⸗Po⸗ morski als Vorsitzendem, Bukowiecki und Natanson als

Mitgliedern, Kaczorowski und Gorski als Vertretern,

Grendyszinski als Schriftführer besteht, veröffentlicht einen Bericht über seine Tätigkeit, aus dem nach dem Wolffschen

Telegraphenbüro folgendes hervorzuheben ist:

Die Bedingungen des Generalgonverneurs von Warschau, be⸗ treffend die Uebernahme des Schulwesens, wurden endgültig festgelegt Dem Generalgouverneur von Warschau wurde der Dank ausgedrückt für die Uebergabe des Gerichtswesens. Ge⸗ nehmigt wurde der Entwurf emer Verordnung der Besatzungs⸗ behörden, betreffend Vorrechte für die künftigen Regierungs⸗ auleihen zum Wiederaufbau von Kaltsch. Angenommen wurde der Haushaltsplan für September in Höhe von 307 754,40 ℳ. Am 15. September fand, wie gemeldet, eine außerordentliche Sitzung des Uebergangsausschusses statt, in der die Regierungskommissare um Vorschläge von Persönlichkeiten für den Regentschaftsrat ersuchten. In der Sitzung vom 18. September wurdeder Verzicht des Grafen Tarnoweki auf seine Wahl verlesen, worauf den Regierungskommissaren mitgetei t wurde, daß für den Regentschaftsrat Erzbischof Kakowsti, Fürst Zozislaw Lubomirski und Jostrowskt bestimmt wurden, die ihr Ein⸗ verständnis damit schriftlich ausgedrückt hben. Namens der deutschen und österreichischeungarischen Regierungskommissare antwortete Baron Konopka, daß die Kommissare diesen Beschluß des Uebergangsaus⸗ schusses den beiden Regierungen in Wien und Berlin zur entsprechenden Erledigung unverzüglich übermitteln würden.

6 8 111“ 88 1“ b Großbritannien und Irland.

Der König hat, einer Reutermeldung zufolge, in einem vorgestern abgehaltenen Privy Council eine Verfügung unter⸗ zeichnet, durch die die Ausfuhr gewisser Artikel nach Skandinavien und Holland verboten wird.

In einer am 24. September in Pontefract gehaltenen Rede verwarf der General Sir Joseph Rickett die Idee eines Verhandlungsfriedens, insbesondere eines Friedens auf Grund des Rufs: „Keine Annexionen und keine Ent⸗ schädigungen“.

Belgien, Frankreich, Serbien, Rumänien und Polen müßten, so führte Sir Rickert laut Bericht des „Wolffschen Bürecs“ aus, auf jeden Fall Entschädigungen erhalten. Die verlorenen Schiffe der Neutralen und Kriegführenden seien zu ersetzen und die Familien ge⸗ töteter Angehöriger der Handelsmarine zu entschädigen. Außerdem musse Deutschland einen Teil der Kriegskosten zahlen. SZweifellos würde ein siegreiches Deutschland eine IKrriegskostenentschädigung von seinen Feinden verlangt haver. Der einzige Grund, warum man

nicht ein Gleiches von Deutschland verlange, würde der sein, Mittel⸗

europa vor dem Bankerott und der Anarchie zu bewahren. Auf die Kriegs⸗ kostenentschädigung könnten die deutschen Kolonten in Anrechnung kommen. Auch aus einem anderen Grunde empfeble es sich, diese zu um Südafrika davor zu bewahren, daß die Deutschen die außerordentlich kriegelustigen Voltsssjämme mit modernen Waffen ausrüsteten. Ferner durfe man keine deutsche Flotten⸗ basis im Indischen Ozean dulden. Australien verlange einen vom Feinde gesäuberten Stillen Ozean. Tie Vereinigten Staaten würden zweifellos diese Forderung unterstützen. Schließlich dürfe man den Charakter zukünftiger Kriege, insbesondere betreffs Englands inniger Ver⸗ bindung mit dem Kontinent, nicht aus dem Auge verlieren. Das Tauch⸗ boot würde die Operationen der britischen Flotte über Wasser be⸗ schränken. Die Flugzeuge würden nicht zu 40 und 50, sondern zu Hunderten und Tausenden kommen. Die Chemte werde das Gewicht ihrer Bomben verringern. Die Luftflotten würden neben Kampf⸗ maschinen Provtant⸗, Munitions⸗ und Ambulanzflugzeuge einschließen. Keine Besestigungen und Flüsse würden ihnen den Weg verlegen, keine Eisenbaähnlinten würden zu bauen sein. Das Schicksal eines Reiches würde innerhalb vierzehn Tagen entschieden sein. Daher sei es eine Lebensfrage für England, die Ueberwachung des Aermelkanals in der Weise zu sichern, daß darauf gesehen werde, daß sich die strategischen Punkte der Kuste des Kontinents ectweder unter der Ueber⸗ wachung der Entente oder im Besitze neutraler Mächte befänden. Aber Voraussetzung dafür sei die militarische Niederlage Deutschlands, die schwerlich lange auf sich warten lassen werde, sobald die Neue Welt das Gleichgewicht der Alten Welt wieder herstellen werde. England dürfe sich nicht der Zukunft verschließen, noch das Werk, für das seine

besten und tapfersten Söhne ihr Leben geben, unvollendet aufgeben. Deutschland werde daheim genug zu tun haben. Auch werde, wenn erst seinen polttischen Bestrebungen alle Hoffnung genommen sei, für

seigen Einfluß und seine Leistungsfäht keit hinreichender Raum in der Welt sein. Rom und Athen lebten ja auch im Recht und in der Literatur im modernen Europa fort. 8 ““

Frankreihh.

Die „Agence Havas“ verbreitet eine längere Meldung ber den Besuch des Königs von Italien an der fran⸗ zösischen Front, der von Belfort ausgegangen sei. Mit einem Hefuch beim König von Belgien und an der belgischen Front habe die Reise geschlossen.

Die Abgeordnetenkammer erörterte vorgestern die

Interpellationen über die Verproviantierung.

Lyoner Blättern zufolge verlangte der Abg. Boret vom Ver⸗ rflegungsminister, daß er die Lage genau schildere und sage, wie er 35 Mihlionen Doppelzentner seien das Ergebnis der heurigen Ernte, während der Verbrauch 90 Millionen betrage. Die Vorratskammern seien leer. Die Käufer belagerten die

Ackerbauern, um Korn, Hafer und Weizen zu bekommen. Die Acker⸗ bauern seien infolge der Beschlagnahme sehr entmutigt. Man müsse

ibnen Arbeiter, Maschmen und Saarkorn geben, inzwischen aber die fehlenden 55 Millionen Doppelientner einführen und weitere Auge fassen. Roggen, Gerste, Mais, Buchweizen und Hafer wiesen ein ungeheures Defieit auf, man habe deswegen eine große Anzahl Pferde schlachten müssen, und nunmehr verlangten die Ackerbauern neue Pferde zu Landarbeiten. Zwischen dem Verprovlantierungs⸗ und dem Kriegs⸗ ministerium bestehe kein Zusammenhang. Die Regelung der See⸗

8

eine lange Rede,

Erste Beilage

Berlin, Montag den 1. Oktober

transporte sei ungenügend. Es komme nicht auf die Ausgaben an. Man müsse die Verproviantierung sicher stellen und eine Klassierung aller Lebensmittel je nach ihrer Notwendigkeit durchführen; denn man besitze nur 7 Millionen Doppelzentner Ersotz. Das jetzige Brot sei schlecht und ungesund. Es könne nicht beibehalten werdern. Die Brot⸗ karte werde eine Verschleuderung nur begünstigen. Das einzige Mittel zur Besserung der Lage sei die Freilassung der Ackerbauern durch die Heeres⸗ leitung. Der Abg. Ronecin griff eci⸗ Regierung an, w is sie den mit der Verteilung von Getreide beauftragten Beamten eine Prämte von 20 Centimes für den Doppelzentner auszahle. Ju verschiedenen De⸗ partemenis seien auf diese Weise Summen von 200 000 und 300 000 Francs verausgabt worden. Auch der Abg. Lefdbre griff die Regferung an. Er erklärte, es wäre besser, zu erzeugen als ein⸗ zuführen. an habe den Bodenreichtum Frankreichs ganz un⸗ genügend ausgebeutet. Das Ergebnis sei die heuzige schlechte Lage. Lefobre forderte dringend die Einführung von Püngemitteln. Der Ackerbauminister David erklärte, man müsse an eine Steigerung der Erzeugung denken. Die allgemeine Lage sei nicht glaͤnzend. Der Viehbestand habe stark abge⸗ nommen, der Pferdebestand sei im Kriege um eine Million zurückgegangen, besonders beunruhigend sei die Verminderung des Schweisebestandes um 7 Millionen; die Zahl der Schafe sei von 16 auf 10, die der Rinder von 14,75 auf 12 Millionen gefallen. Bei

Besprechung der Getreidefrage betonte der Ackerbanminister, wie

wichtig die Beschaffung landwirtschaftlicher Arbeiter sei; die Mobil⸗ machung habe der Landwirtschaft 3 Millionen Mann entzogen. Die Industrie beschäftige um 120 vH mehr Leute, als im Frieden, und zwar ausschließlich auf Kosten der Landwirtschaft. Trotz der Heranziehung von Soldaten älterer Jahrgänge für die Landwirtschaft bleibe die Beschaffung von Arbeitern die wichtigste Frage. Der Versorgungsminister Long würdigte die Maß⸗ nabmen Violettes, der den Franzosen ihr tägliches Brot gesichert habe. Für 1918 müsse man beim Getreide mit einem Ausfall von 50 vH rechnen; man werde einen gemeinsamen Einkaufsausschuß der Verbündeten bilden, um einen Wettbewerb auf dem amerikanischen Markte zu verhindern. Zur Beschaffung von Schiffsraum habe ein Erlaß alle für Frankreich laufenden fraazösischen, verbündeten und neutralen Schiffe für den Staat gesichert und Schiffahrtswege und Frachtsaͤtze bestimmt. Da strenge Spar⸗ samkeit nötig sei, werde er kräftig gegen jede Vergeudung vorgehen. Die Mißstände bei der Zuckervertetlung wolle er abstellen; er schlage vor, die monatliche Kopfmenge von 750 auf 500 g herab⸗ zusetzen. Zu den Klagen über schlechtes Brot ertlärte der Minister, die Ausbeutelung des Genetdes sei nicht schuld daran, er werde auf Grund der Brotkarte, die Kindern bis zu 6 Jahren 300, allen übrigen 500 g und den Schwerarbeitern eine von 200 g. sichere, eine genaue Verbrauchsaufnahme vor⸗ nebmen lassen; er beabsichtige, das Brot zu verbesserr, aber die K pfmenge herabzusetzen. Vom 15. Oktober an sollten die beiden fleischlosen Tage fortfallen. Gegen die Spekulation werde er sehr scharf vorgehen, eine Bestandsaufnahme der Lebensmittel an⸗ ordnen und die Versorgung der Zivilbevölkerung und des Heeres einer gemeinsamen Versorgungsstelle übertragen. Seine Aufgabe sei, einer Hungersnot vorzubeugen, Preistreibereien zu verhindern und die Er⸗ zeugung im Lande zu erhöhen.

Die weitere Erörterung wurde dann auf Dienstag ver⸗ schoben. Darauf nahm die Kammer die vorläufigen Haushalts⸗ zwölftel für die letzten drei Monate des Jahres mit den vom Senat beschlossenen unwesentlichen Aenderungen an.

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Die Vertreter der St. Petersburger Presse sind dem „Algemeen Handelsblad“ zufolge ermächtigt, mitzuteilen, daß die Nachricht über die Entlassung Terestschenkos un⸗ richtig sei. Terestschenko habe den Ministerpräsidenten darauf hingewiesen, daß er es mit Rücksicht auf die internationale politische Lage nicht für wünschenswert erachte, sein Amt nieder⸗ zulegen, und daß er für sein weiteres Bleiben die Bedingung stelle, daß eine nationale Regierung mit ausreichenden Macht⸗ befugnissen ernannt werde, die von jedem Druck unabhängig sei.

Nach einer Meldung der „St. Petersburger Telegraphen⸗ Agentur“ eröffnete der frühere Arbeitsminister Skobelew vor⸗ dehen die zweite Situng der Demokratischen Versamm⸗ lung, indem er sich für ein Zusammengehen mit dem gewerbstätigen Bürgertum und selbst mit den Kadetten aus⸗ sprach mit Ausnahme der Elemente unter ihnen, die in die Angelegenheit Kornilow verwickelt sind.

Der frühere Justizminister Zarudny sprach von der Stellung⸗ nahme der Kadetten gegenüber Korntlow und erklärte, daß sie sich ehrenhaft verhalten hätten; denn sie seien die ersten gewesen, die ge⸗ sagt bätten, daß der einzige Ausweg die Ditktatur Kerenskis sei. Der Redner war der Ansicht, daß die Versammlung Verhandlungen mit der Regierung einleiten solle, um eine Art von Parlament zu schaffen, das alle Parteien einschliebe und dem das Kabinett verant⸗ wortlich wäre. Der frühere Verpflegungsminister Pjeschechonow sagte, daß er außer in einer Koalttion kein Mittel zur Lösung der Krise sebe; da die Demokratie allein nicht lange die Macht in ihrer Hand behalten könne. Er betonte die Notwendigkeit einer Mitarbeit der Kadetter. Der frühere Minister des Innern und Vorsitzende des Rates der Bauernabgeordneten Awksentiew betonte die Not⸗ wendigkeit eines die Regierung kontrollierenden Organs, das mit dem Lande durch zahlreiche Fäden verbunden set. Dieses Organ, eine Art von Vorparlament, sagte er, soll sich aus Vertretern der Demokratie zusammensetzen. Damit es ober die un⸗ umgänglich notwendige Autorität besitze, so 8 es alle lebenden Krafte des Staats in seine Berechnung ziehen. Daher dränge sich in diesem Falle die Teilnahme der bürgerlichen Klassen auf. Darauf

erklaͤrte Tseretelli ebenfalls, daß die Versammlung die Grundlage

der neuen Regierung schaffen und ein Ueberwachungsorgan be⸗ gründen müsse, das dann das Vertrauen des ganzen Landes ge⸗ winnen und es von dem Abgrund reißen werde, dem es rasch zuüeile. Der Abgesandte aller Frontausschüsse Kutschin hielt in der er sagte, das Land könne nicht gerettet werden, wenn die Kampfsähigkeit des Heeres nicht wiederhergestellt werde und wenn das immer noch große Mißtrauen der Soldaten gegenuͤber den Offizieren nicht ausgerottet werde. Diese Aufgabe werde sehr erleichtert werden, wenn das Heer erfabre, daß sich die neue R⸗aierung auf die Demokratie stütze. Der miluärische Abgesandte Woytinski stellte die peinliche Lage im Heere fest und empfahl einige praktische Maßnahmen zu seiner Wiedergeburt, vor allem eine bessere Verpflegung, denn hungernde Truppen könnten nicht siegen, ferner eine kluge Befreiung des Heeres ven schädlichen Esjementen, um nicht die Fabnenflucht zu steigern. Der Kriegsminister Werchowski lenkte die Auf⸗ merksamkeit der Versammlung darauf, daß die Armee, obgleich die Ernte dieses Jahr reichlicher sei, als voriges Jahr, dennoch an Brot und anderen notwendigen Dingen Mangel habe; die Ursache dafür sei die Mangelhaftigkeit der Beförderungsmittel. Die Vertreter der verschiedenen Armeen und der Flotte, die nach ihm sprachen, betonten

Bargeld

iger und Königlich Preußischen

sämtlich die Notwendigkeit einer starken Staatsgewalt, welche die Wiederherstellung der Disziplin an der Front kräftig fördern könnte. Ein Vertreter der Kosaken erklärte, daß diese die russische Republit verteidigen und die Regierung unterstützen würden.

Der Militärgouverneur von St. Petersburg hat obiger Quelle zufolge verfügt, daß jeder ohne besondere Ermächtigung der örtlichen Behörden in der Hauptstadt ein⸗ treffende Reisende mit einer Buße von 3000 Rubel oder mit 3 Monaten Gefängnis bestraft werden soll. Die Verfügung hat ihre Ursache in den Verpflegungsschwierigkeiten.

Vor kurzem meldete ein Telegramm, eine Abordnung des finnischen Senats habe dem Ministerpräsidenten Kerenski für die Kundgebung der Vorläufigen Regierung vom 12. September über die Selbstregierung Finnlands gedankt und zugleich erklärt, das finnische Volk sei bereit, politisch und wirtschaftlich mit Rußland zusammenzugehen. Wie „Wolffs Telegraphenbüro“ meldet, entspricht diese Nachricht nach zuverlässigen Mitteilungen nicht der Wirk⸗ lichkeit. Zwei Mitglieder des finnischen Senats ver⸗ langten von Kerenski, die Vorläufige Regierung möge dafür sorgen, daß die 60 Millionen Kilo Getreide, die von Finnland bestellt und schon bezahlt seien, auch wirklich geliefert würden. Außerdem erhoben sie Vorstellungen wegen der rücksichtslosen und unerträglichen Gewalttaten der russischen Soldaten in Finnland. Kerenski versprach Abhilfe zu schaffen, betonte jedoch die großen Schwierigkeiten in beiden Fällen. Alle übrigen der genannten Meldung entsprechen nicht den Tat⸗ achen.

Die „St. Petersburger Telegraphen⸗Agentur“ meldet aus Helsingfors, daß nach Abnahme der Siegel von den Türen zum Sitzungssaal des Landtags durch den Landtags⸗ präsidenten 80 sozialdemokratische Abgeordnete eine anderthalb⸗ stündige Sitzung abhielten, in der die Gesetzentwürfe über den acht⸗ stündigen Arbeitstag, die gesetzliche Gleichberechtigung der Juden, die Ausübung der Staatssouveränität durch den Landtag und die Verantwortlichkeit des Senates vor dem Landtage angenommen wurden. Das Zentrum und die Rechte nahmen an der Sitzung nicht teil. Einer amtlichen Mitteilung zufolge hat der Generalgouverneur befohlen, den Präsi⸗ denten und die Mitglieder des Landtags, die mit Gewalt in den aufgelösten Landtag eingedrungen sind und dort eine Sitzung abgehalten haben, gerichtlich zu verfolgen.

Amerika.

Nach einer Meldung der „Agence Havas“ aus Buenos Aires hat der Verband der anarchistischen Syndikate den revolutionäören Generalausstand in Argentinien er⸗ klärt. Die Verbände der sozialistischen Arbeiter haben es ab⸗ gelehnt, an der Bewegung teilzunehmen

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Verkehrswesen.

Vom 1. Oktober an wird der Verkaufspreis der Antwortscheine für das Ausland auf 45 für das Stück erhöht. 8

Vom 1. Oktober ab wird der zwischen Deutschland und den beiden Großstädten im Gebiete des Generalgouverne⸗ ments Warschau, Lodz und Warschau, schon bestehende Privatpaketverkehr unter den gleichen Bedingungen auf sämtliche Orte des Gouvernements ausgedehnt und Nachnahme bis 800 auf diesen Paketen zugelassen. 1 1

Vom gleichen Zeitpunkt sind ferner im Verkehr zwischen Deutsch⸗ land und dem Gebiete des Millitärgeneralgouvernements Lublin ge⸗ wöhnliche nichtsperrige Postpakete bis zum Gewicht von 5 kg ohne Nachnahme zugelassen. Die Gebühr beträgt 1 ℳ. Die Pakete müssen vom Absender freigemacht werden; sie sind mit den blau⸗ grauen I“ für den Auslandsverkehr sowie einer weißen und zwei grünen Zollinhaltserklärungen in deutscher Sprache aufzuliesern. Zu einer darf nur ein Paket ge⸗ hören. In den Paketen dürfen keine Briefe oder Mittetlungen irgend welcher Art (ausgenommen Rechnungen, Fakturen oder Verzeichnisse, die den Inhalt des Pakets betreffen) enthalten sein; ebenso sind Mit⸗ teilungen auf den Abschnitten der Paketkarten verboten. Auch dürfen oder Werwapier in die Pakete nicht eingelegt werden. Wie bei sonstigen Patketen des Auslandsverkehrs haben die Ab⸗ sender in Deutschland sich selbst über die bestebenden Aus⸗ fuhr⸗ und Einfuhrverbote zu unterrichten und sind für die Folgen der Nichtbeachtung dieser Verbote allein verantwortlich. Zollfranko⸗ zettel sind nicht zugelassen. Für Verluste und Beschädigungen von Paketen wird, abgesehen von höherer Gewalt und einigen Ein⸗ schränkungen, die die Postverwaltung des Militärgouvernements ge⸗ macht hat, wie im Verkehr mit Oesterreich gehaftet.

Nähere Auskunft erteilen die Postanstalten.

Heft 9 vom Jahrgang 1917 der „Zeitschrift für Klein⸗ bahnen“, herausgegeben im preußischen Ministerium der öffentlichen Arbeiten, zugleich Organ des Vereins deutscher Straßenbahn⸗ und Kleinbahnverwaltungen (Verlag von Julius Springer, Berlin), er⸗ schten mit folgendem Inhalt: „Neuerungen auf dem Gebiete des schmalspurigen Eisenbahnwesens“, siebente Folge, vom Oberingenieur F. Zekula (mit 11 Abbildungen); „Die selbsttät'ge Signalanlage der Berliner Hoch⸗ und Untergrundbahn nebst einigen Vorläfern“ vom Geheimen Baurat G. Kemmann (mit zahlreichen Abdildungen und mehreren Tafeln), Fortsetzung. Gesetzgebung: Preußen: Erlaß des Königl. Staatsministeriums vom 3. September 1917, betr. die Verleihung des Enteignungsrechts an den Reichsfiskus zum Bau einer Privatanschlußbahn vom Bahnhof Deutsch Eylau nach dem Preoviauntamt daselbst. Kleine Mittteilungen: Neuere Pläve, Vorarbeiten, Genehmigungen, Betriebseröffnungen und Betriebsänderungen von Kleinbahnen; Jahresbericht des Höaigl. Materialprüfungsamts der Technischen Hochschule zu Berlin; Hysie⸗ nische Forderungen beim Bau von Untergrundbahnen. Bücherschau, Zeitschriftenschau. Mitteilungen des Verelns deutscher Straßen⸗ bahn⸗ und Kleinbahnverwaltungen: Straßen⸗ und Kleinbahnberufe⸗ genossenschaft; Bericht über die Tätigkeit der Vermittlungsstelle für 1915 und 1916; Patentbericht (mit 5 Abbildun en); Auszüge aus Geschäftsberichten. Statistik der deutschen Kleinbahnen für den Monat Juli 1917h/. E“