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Häfen langandauernde und weithin brachen, wurden neuerdings mit 14 400 Kilogramm Sprengftoff beworfen. Die Flughäfen, Stapelplätze und Truppenunterkünfte nor der flandrischen Front erhielten in Tag und Nacht fortge⸗ setzten Flügen über 40 000 Kilogramm Bomben. In St. Omer und Boulogne entstanden starke Brände. Gleichzeitig wurden milütärisch wichtige Anlagen in London und in verschiedenen Orten der englischen Küste erneut mit Bomben angegriffen; in London zeugten mehrere Brände von ihrer Wirkung. In der Festung Dünkirchen riefen besonders gute Würfe in der Nacht vom 28. zum 29. September ein Feuer hervor, das an den riesen⸗ haften Vorräten, die hier aufgehäuft sind, reichste Nahrung fand. Nach 24 Stunden stellten unsere Flieger fest, daß der Brand nicht gelöscht war, sondern weiter um sich gegriffen hatte; 48 Stunden später beobachteten sie, daß die Feuersbrunst sich über einen ganzen Stadtteil ausgebreitet hatte, und heute nacht konnten sie melden, daß ganz Dünkirchen ein Raub der Flammen geworden ist. Damit ist ein Hauptstapel⸗ la es belgisch⸗englischen Heeres und einer der größten Umschlaghäfen für den Verkehr zwischen England und Frank⸗ reich vernichtet.
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Großes Hauptquartier, 4. Oklober. (W. T. B.)
Westlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht.
Deie gestrige Kampftätigkeit des Feindes in Flandern glich der an den Vortagen: 1 in das Gelände hinter unseren Stellungen reichendes und auf die belgischen Ortschaften ge⸗ richtetes starkes Störungsfeuer, gegen einzelne Abschnitte unserer Kampfzone in der Mintte der Schlachtfront zu heftigster Wirkung in Feuerstößen zusammengefaßt
Die Nacht hindurch hielt vom Houthoulster Walde bis zur Lys der gewaltige Artilleriekampf unvermindert an; heute morgen steigerte er sich zum Trommelfeuer.
Mit dem Einsetzen starker englischer Angriffe im Bogen “ die Schlacht in Flandern von neuem entbrannt.
Bei den anderen Armeen war infolge schlechter Beobachtung die Gefechtstätigkeit tagsüber meist auf ein geringes Maß be⸗ schränkt; erst gegen Abend lebte sie auf.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz.
Auf dem Ostufer der Maas setzte bei Einbruch der Dunkelheit schlagartig stärkstes Feuer an der Höhe 344, östlich von Samogneux, ein. iefgegliedert brachen die Franzosen bald darauf zum Angriff vor, um die von uns dort gewonnenen Stellungen zurückzuerobern. Der Ansturm brach in der Abwehrwirkung unserer Artillerie und an der zähen Widerstandskraft der Württemberger ver⸗ lustreich und ergebnislos zusammen.
Heeresgruppe Herzog Albrecht.
Lebhafte Artilleriekämpfe entspannen sich zeitweilig dicht westlich der Mosel und im Sundgau; Angriffe erfolgten dort nicht.
. Oestlicher Kriegsschauplatz.
Bei Jakobstadt, Dünaburg und am Zbrucz sowie am Donauknie bei Galatz nahm die Feuertängkeit vorüber⸗ gehend zu; Erkundungsgefechte verliefen an mehreren Stellen für uns erfolgreich.
Mazedonische Front. Die Lage ist unverändert. 8
Der Erste Generalquartiermeister. Ludendorff.
DOesterreichisch⸗ungarischer Bericht. Wien, 3. Oktober. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet:
Auf dem Oestlichen Kriegsschauplatz und in Albanien keine Ereignisse von Belang.
Italienischer Kriegsschauplatz. Im Gabriele⸗Abschnitt flammten gestern die Infanterie⸗ kämpfe neuerlich auf. Starke feindliche Kräfte stürmten gegen unsere Stellungen. Der Gewinn eines schmalen Grabenstückes am Westhang des Berges bildete für die Italiener das einzige Ergebnis ihrer verlustreichen Angriffe. G 8 Der Chef des Generalstabes.
Bulgarischer Bericht.
Sofia, 2. Oktober. (W. T. B.) Generalstabsbericht.
Mazedonische Front: Auf der ganzen Front schwaches Geschützfeuer, etwas lebhafter im Cernabogen. Feindliche Erkundungsabteilungen, die westlich vom Dojransee und an der Strumamündung gegen unsere Stellungen vorzudringen versuchten, wurden durch Feuer vertrieben. Im Wardar⸗ und Strumatal lebhafte Artillerietätigkeit.
Rumänische Front: Bei Tulcea und westlich von Isaccea Geschützfeuer. Eine feindliche Erkundungsabteilung, die an unsere Stellungen südlich von Galatz heranzukommen versuchte, wurde durch Feuer vertrieben.
Sofia, 3. Oktober. (W. T. B.) Heeresbericht.
Mazedonische Front: Auf der Front schwache Artillerie⸗ tätigkeit, die etwas lebhafter zwischen Wardar und dem Dojran⸗See war. Im Wardar⸗ und Strumatal leb⸗ hafte Fliegertätigkeit. 1
Rumänische Front: Das Artillleriefener war lebhafter bei Tulcea und östlich von Galatz.
1 “ Der Krieg zur See.
Berlin, 3. Oktober. (W. T. B.) Seekampfflug⸗ zeuge der flandrischen Küste haben unter der bewährten Füh⸗ rung des Oberleutnants zur See Christiansen am 1. Ok⸗ tober Abends vor der öö ein englisches Großflugboot abgeschossen und vernichtet.
Der Chef des Admiralstabes der Marine.
sichtbare Brände aus⸗
Parlamtentarische Nachrichten.
Das Mitglied des Herrenhauses Wirklicher Geheimer Rat von Graß, Rittergutsbesitzer auf Klanin im Kreite Putzig, ist nach einer Meldung von „W. T. B.“ aus Danzig am 3. d. M. gestorben.
Statiftik und Volkswirtschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
Nach einer von „W. T. B.“ übermiltelten Meldung der „Peters⸗ burger Telegraphen⸗Agentur“ hat die russische Regierung, da die Eisenbahner wettetr enischieden auf einer Lohnerhöhung sowie einer Berücksichtigung ihrer Ansprüche bestehen und in gewissen Gegenden mit einem Ausstande droben, angeordnet, die Löhne dringend zu überprüfen und Mittel zu suchen, um die Verpflegung der Eisen⸗ bahner unabhängig von dem für das Land angenommwenen Plane durchzuführen. Gleichzeitig verfögte die Regierung eine dringliche Ueberprüfung der Eisenbahnfahrpreise, um die Mittel für die unge⸗ heuren Kosten aufzubringen, die eine Lohnerhöhung mit sich bringen
würde. 8 Kunst und Wissenschaft.
Bach⸗Stiftung für technisch⸗wissfenschaftliche Forschung. Dem Professor Dr. Ing. von Bach, Ehreamiiglied des Vereins Deutscher Ingenieure, haben Firmen und Einze personen der Industtnie zum 70. Geburtstag Mittel für eine Stiftung für technisch⸗wissenschaftliche Forschung übergeben. Es sind berefts gegen 400 000 ℳ gezeichnet, obne daß die Werbung baher abgeschlossen ist. Der Verein Deutscher Ingenleure, dem die Bach⸗Stiftung uͤberwiesen wird, wird dadurch in den Stand gesetzt, seine seit langen Jahren mit Erfolg betriebenen Versucht⸗ und Forschungsarbeiten vach dem e. ungeschwächt, ja hoffentlich mit erhöhtem Nachdruck, fort⸗ zu etzen. “ 8 “ “
Wohlfahrtspflege. 8
Unverzinsliche Darlehen für Kriegsbeschaͤdigte.
Das Zentralkomitee der deutschen Vereine vom Roten Kreuz, Abteilung 8: Kriegsbechädigten⸗ und Hinterbliebenenfürsorge, hat be⸗ schlossen, heeresentlassenen Kriegsbeschädigten, deren burgerliche Existenz bedroht oder vernichtet erschten, oder denen der Aufbau oder Wiederausbau ibres bürgerlichen Daseias ermöglicht werden soll, unverzinsliche Darleben zu gewähren, fallz den Landes⸗ und Provinzialbvereinen vom Noten Kreuz ausreichende Gelder nicht zur Verfügung steber. Zur Gewährung dieser Dar⸗ lehen ist ein größerer Betrag zur Verfügung gestellt worden. Füt die Hergabe sind folgende Gesichtspunlte aufgestellt worden: 1) Die Hergabe der Darlehen erfolgt ausschließlich aaf Vorschiag ber zuständigen Hauptfürsorgeorganis nion. Etwa unmittelbar bei der Abtetlung eingehende Anträge werden zur Prüfung der Unterlagen der zusländigen Hauptfür⸗ sorgeorganisation ükerwiesen. Die Prüfung soll sich ins⸗ besondere darauf erstrecken, ob der Kriegsbeschädigte nach seiner Person, seiner Vergaagenhest, setnen Lelstungen usw. eine Gewäht für die zweckmäßtge Terwendung eines größeren Betrages bieter. 2) De Hauptsürsorgeorganisation uͤbt selbst oder durch ihre nochgeordneten Stellen oder Vertrauensmänner eine Kontrolle über die zweck⸗ mäßige Anlegung und Verwendung der Darlehen aus. Sie erhält zu diesem Zweck Abschrift des Darlehnsvertrags, bei dessen Festsetzung ihre Vorschläge und Anregungen Berücksichtigung finden. Sie bleibt bestrebt, ibren Einfluß auf den Darlehnsempsänger dahin geltend zu machev, daß die Bestimmungen des zwischen der Abteilung und dem Kriegsbeschädtgten abzuschließenden Darlehnsvertrags inre⸗ gehaltten werden. 3) Der Personenkreis der für die Hergabe ven Darlehen in Betracht kommenden Kriegsbeschädigten wird auf solche beschränkt, die verheitatet sind oder im Begriff stehen, sich zu ver⸗ beiraten. Im übrigen unterliegt er keinerlet Einschränkungen. 4) Sachlich kommt die Hetgabe von D⸗rleben durch die Abteilurg in allen Fällen in Frage, wo hierdurch strebsamen Kriegsbeschidigten die Wiederaufrichtung ihres bürgerlichen Daseins ermöglicht wird. 5) Voraussetzung der Gewäbrung der Datlehen ist, daß die zuständiae Orts⸗ und Londes⸗(Provint⸗)Organisation vom Roten Kreuz nicht in der Lage ist, mit thren eigenen Mitteln teilweise o er ganz einzuspringen. In jedem 8 ist dies von der zuständtgen Hauptfursorgeorganisation festzusteller. 6) Die Darlehen sollen im allgemelnen die Hörbe von 2500 ℳ nicht übersteigen. Sie werden unverzinslich gewäht und die Rückzahlungsraten so festgesetzt, daß das Darlehn im allgemeinen spätestens 10 Jahre nach seiner H rgabe getilzt ist. Bei pünktlicher Janehaltung der Darlehnevertrags⸗ bestimmungen kann auf Antrag der zuständigen Hauptfürsor eorgani⸗ sation die Rückzahlung des Darlehnsrestes ganz oder teilweise lassen werden. 8 “
Land⸗ und Forstwirtschast.
Trocknung von Kartoffelkraut und Rübenblättern.
Die Bezugsvereinigung der deutschen Landwirte, G. m b. H., Berlin W. 35, Potodamer Straße 30, macht bekannt, daß sie grünes Kartoffelkraut getrocknet und getracknete Rübenblätter zum Preise von 300 ℳ für 1000 Kilegramm ohne Sack waggonfrei Ver⸗ ladestation übernimmt. Die nheren Bedingungen sind in etaem Rundschreiben enthalten, das bei der Bezugtvereintaung jederzeit ein⸗ gefordert werden kann. Durch die Erfassung großer Mengen ge⸗ nannter Trockenerzeugnisse kann die destebende Rauhfutternot, unter der besonders die Pferdehaller in den Grrßstädten leiden, gelirdert werden. Eine Aberntung und Trocknung von Kartoffelkraut und Rübenblättern ist daber ein dringend wirtschaat. (W. T. B.)
Kommunale Eigenwirtschaft in Solingen.
Zur Verbesserung der Nahrungsmittelfürsorge hat die Stadt Solingen, wie die Zentralstelle für Volkswoblfahrt in ihrer „Korrespondenz für Kriegswohlfahrtspflege“ berichtet, seit Kriege⸗ ausbruch alle Moglichkeiten der Eigenhewirtschaftung ergriffen und mielbewußt ausgebaut. Da durch den Anbau ven Kartoffeln auf er⸗ pachtetem Gebiet eine stetige, ununterbrochene Cartoffellicferung möglich war, nahm die Verwaltung Veranlassung, das städti'che Kartoffelland in diesem Jahre auf 240 Morgen auszudehnen. Durch Bearbeitung des Landes mit dem Dampipflug und durch Herauziehung der Gymnasiasten bei dem günstigen Saatwelter ist die Bebauung großer Flächen in Stadt und Umgebung mit leicht wachsendem Gemüse ermöglichr worden. Außerdem sind große, von den städtischen Wohnuagen leicht erreichbare Landflächen an gartenbaulustige Sinwohner billig abgegeben worden. Ferner hat die Stadt im Mai dieses Jahres noch ein 60 Morgen großes Gut, das sich vorzüglich zum Gemülebau eignet, hinzugepachtet, um in dessen Stallungen Milchvieh unterzubringen.
Theater und Mufik.
Königliches Opernhaubt.
Gestern eröffnete der K. K. Hofopernsänger Leo Slezak sein bereits angekündigtes Gastspiel im Koniglichen Opernhause in Verdis Oper „Othello“. Nur wenigen der Besucher dieser Aufführung dürfte es bekannt sein, daß zu j⸗ner Heit, als der „Othello“ auf unserer Königlichen Opernbühne noch neu wor, Herr Slezak als junger Anfänger zu ihren Mitgliedern zählte. Wem seine damals etwas dünne Tenorstimme in der Erinnerung nachklingt, muß ihre Entwicklung zur heutigen Maͤchugkeit und Fülle bewundern. Zu der Auff sung Slezaks vom Wesen des Othello, den er als loiden schaftlichen Kraftmenschen gibt, paßte dieses mächtige Orgen vollkkommen. Darum gelangen ihm auch die Auftritte, in denen der Ausdruck wilder Erfersucht wie ein Feuersttom
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aus dem valkantsch
„Der Troababour“
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en Ingern bervo brist, am besten, und rissen die Zuhörer zu stürmischen FSeisallskundgebungen für den Wiener Künstler Uir, dessen stattliche Ericheinung zudem füc den edlen Mohren veriteffuch geeignet war. Der erste Akt mit dem Lieebes⸗ zwiegesang zwischen Orbello vund Desvemova wirkte dagegen matt, besonders aach darum, weil der Sänger hier stellen⸗ weise recht umem senc. Die Rolle des Jago war ebenfalls einem Gaste, Herrn Possony aus Leipzig übertrogen. Darstellerisch und auch gesanglich schaf er nach Ueberwindung anfänglicher Unebenheiten der Tongebung eine sehr annehmbare Leistung und durfte sich mit Herrn Slezak in die Ehren des Abends teilen. Fräulein von Granfelt war eine liebliche, im Ausdruck aber etwas kühle Desdemona. Ja den kleineren Rolle’n zeichneten sich Fräulein Birkenström, die Herren Henke, Phisivp und Bachmann aus. Der Kapellmeister Dr. Stiedry leitete die Aufführung mustkalisch mit Umsicht und Verständnis.
Im Königlichen Opernhause wird morgen, Frceitag, mit Frau Kemp und den Herren Hutt und Schlußnus in den Hauptrollen aufgefährt. Als Azucena stellt sich Fräalein Marion Székely zum ersten Male vor. Musikalischer Leiter ist der Generalmusikdirektor Blech.
Im Königlichen Schauspielhause geht morgen die Posse „Kyrtz⸗Ppritz“ in Szene. In goößeren Rollen sind die Damen Coste, Doro, Helsler, von Mayburg, Schlüter sowie die Herren Boeticher, Eichbol;z, von Ledebur, Mählhofer, Patry, Sachs und Vespermann beschäftigt. Spielleiter ist Dr. Bruck, musikalischer Leiter: Herr Schmalstich. Vorher wird das Scherzspiel „Stahl und Gold“ in der bekannten Besetzung gegeben. 1
Mannigfaltiges.
In der „Urania“ werden auch in diesem Winter Gelehrten⸗ vortraͤge aus zeitgemäßen wissenschaftlichen Gebieten der Gegen⸗ wart, die regelmäßig an den Mittwochabenden stattfiaden sohlen, gehalten werden. Für die erste Vortragsreihe, die am 24. Ok⸗ tober beginnt und für die sehr ermäßi te Dauerbezugskarten ausgegeben werden, haben ihre Mitwukung zugesagt: Ge⸗ heimrat Professor Dr. Eucken (Jena): Deutschlands Leistung für die geistige Befreiung der Menschheit“; Professor Dr. Doegen: „Unsere Kriegegefargenen und ibie Volksstämme“; Professor W. Laas: Das U⸗Boot, der Höhepunkt techn scher Kaltur“; Geheimrat Professor Dr. W. Stieda (Leipzig): „Das Baltikum als deutscher Besitz“; Professor Dr. Hortzsch: „Die russische Revolution“; Pꝛofessor Dr. F. Lampe: „Erdkund liche Trieb⸗ kräfte im Weltkrieg“. — Ausführliche Verzeichnisse über diese Vorträge sowie auch über die im Hörscal stattfindenden Vortragsreihen sind an der Kasse der „Urania“ zu haben oder werden auf Wunsch zugesandt.
Im Hegtenischen Irstitut der Unsversität Halle hat man über
den Nährwert der Pilze Untersuchungen angestellt. Als ihr Er⸗ vebnte betonen P. Schmidt, M. Klostermann und K. Scholte in der „Deutschen Medizinischen Wochenschrift“, daß man den Pllzen nicht nur als Eiwe ßspendern, soodern auch als Trägern von Kohlehydraten bieher noch nicht die verdtente Beachtung geschenkt hat. Sie haben viel mehr Nährsteffe als die Gemüse, deren Kohlehyvdrate zum Teil aus schwer⸗ oder unberdaulicher Zellulose bestehen. Man karn die Pilte im allgemesnen ais eine gute Nahrungequelle be⸗ jeicknen; sie wie Fleisch zu schmoren, ist nicht vorteilhaft, da die Ver⸗ daulichkeit dadurch heeinkrächtigt wird. Pilze sollten fein gepuloert, wie Gemüse mit Wasser gekocht, dann mit Fett versetzt und als Suppe (Kartoffelpilzsuppe) genoseen werden. Das Pulver kann auch als Zufatz zu allen Gemüsen, Suppen und Tunken wie Fleischextralt benutzt werden, wodurch der Nährwert erhöht wird.
Königsberg i. Pr., 3. Oktober. (W. T. B.) Ihre Maje stät die Kaiserin und Khnigin besuchte heute vormittag in Köntas⸗ berg die Luarette de: Barmnherzigkeit und in der Immannuelloge. Nachmittags wurde der Kinderkrippe, dem Jugendhelm und der Volke⸗ speiseanstalt ein Besuch abgestattet.
Tolio, 3. Oktober. (W. T. B.) Nach elner Reutermeldung hat ein Taifun von nie dagewesener Stärke Totio Montag am srühen Morgen verheert. Hunderttausend Menschen sind obdachlos, Hunderte wurden getötet, verletzt oder werden vermißt.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in her Ersten Beilags]
Theater.
Königliche Schanspiele. Freitag: Opernhaus. 210. Dauer⸗ bezugsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Der Troubadour. Oper in vier Akten von Giuseppe Verdi. Text nach rem Ital;enischen des Salvatore Cameraro. Mustkalische Leitung: b Gegeraumusikrirektor Blech. Splelleltung: Herr Bachmann.
höre: Herr Professor Rüdel. Anfang 7 ½ Uhr.
Schauspielhaus. 212. Dauerbezugsvorstellung. Kyritz⸗Pyritz. Alt⸗Berliner Posse mit Gesang und Tanz in 3 Aufzügen 8 ürrhh von H. Wilken und O. Justinus. Musik von Gustav Michaelis. Musikalische Leitung: Herr Professor Hummel. Spielleitung: Herr Dr. Brnck. — Vorher: Zur Werbung für die 7. Kriegsanleihe: Stahl und Gold. Zeitbild in Verfen in einem Aufzug von Leo Leipziger. Masik von Paul Linke. Die musikaltsche Leitung hat der Komponist Spielleilung: Herr Oberspielleiter Patryv. Anfang 7 r.
Sonnabend: Opernhaus. 211. Dauerbezugsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Zweites Gastpiel des 8. und K. “ Sen Leo E üeeö der Sänger⸗
a Vartburg. omanti . Richard Wagner. n e. 7 Uhr. “
„Schauspielhaus. 213. Dauerbezugsvorstellung. Dienst⸗ und Freipläge sind aufgehoben. Die Nabensteinerin, Schauspiel in “ Ernst von Wildenbruch. Spielleitung: Herr Dr. Bruck.
1 hr.
Familiennachrichten.
“ Gessgel 18 8 Ee -.e 8 Fritz Frech G Hrealag 18. Sr Rrnfuste von Pestel, geb. Frelin von Frytag, Niemsdorff, geb. von dn), (liln 2esn “
Immam.
Verantwortlicher Schriftleiter: Direktor Dr. Tyrol „Charlottenburg.
Verantwortlich für den Anzeigenteil: Der V äf e
J. V.: Rechnungsrat Re e“ EEEETE“ (J. V.: Royher) in Berlin.
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei 8
Vier Beilagen⸗
21,
ichsanzeiger
Parlamentsbericht.*) Deutscher Reichstag. (Bericht von Wolffs Telegraphischem Büro.)
119. Sitzung vom Mittwoch, den 3. Oktober 1917, Nachmittags 3 Uhr.
Am Bundesratstische: Die Staatsminister Stellvertreter es Reichskanzlers, Staatssekretär des Innern Dr. Helffe⸗ rich und Staatssekretär des Reichsschatzamts Graf von Koedern, sowie der Staatssekretär des Reichsjustizamts, Dr. von Krause.
Präsident Dr. Kaempf eröffnet die Sitzung nach 314 Uhr.
Zur ersten Lesung steht zunächst die Vorlage über die Er⸗ gänzung der Beisitzer der Gewerbegerichte, her Kaufmannsgerichte und der Innungs⸗ chiedsgerichte während des Krieges.
Abg. Giebel (Soz.): Die Vorlage will der Kriegsnotwendig⸗ eit Rechnung tragen. Meine politischen Freunde folgen ihr darin, ß es zurzeit nicht möglich ist, Neuwahlen vorzunehmen, während Millionen von Wahlberechtigten im Felde stehen. Sie können aber nter keinen Umständen den Weg gutheißen, auf dem der Ersatz ge⸗ chaffen werden soll. Es ist für sie absolut unannehmbar, daß Ge⸗ eeindevertretungen, Reichsausschüsse die Ersatzmänner auswählen, ohne m geringsten eingeengt zu sein. Das hieße den Bock zum Gärtner machen. Jene Vertretungen sind nichts als Klassenvertretungen. Von hzen Arbeitern könnten höchstens die sogenannten Gelben Vertrauen zu hnen haben. Wir werden deshalb in der zweiten Lesung beantragen, aß die Gemeindevertretungen an Vorschlagslisten gebunden sind, die hnen von den Organisationen der Arbeitgeber und Arbeiter unterbrei⸗ set werden. Den erwerbstätigen Frauen muß endlich die Wählbarkeit ingeräumt werden, auf die sie jetzt im Kriege einen berechtigten An⸗ pruch haben. Ferner werden wir die Streichung derjenigen Bestim⸗ zungen beantragen, die eine noch weitere Beschwvänkung der Zahl der Beisitzer vorsehen.
Direktor im Reichsamt des Innern Dr. Casper: Der Vor⸗ chlag, daß die zur Ergänzung bestimmten Beisitzer von den Gemeinde⸗ rganen gewählt werden, bringt nichts Neues, denn schon in dem etzigen Gesetz ist vorgesehen, daß aushilfsweise ein anderes Wahlver⸗ ahren eintreten kann, wenn das ordentliche Wahlverfahren versagt. Die Wählbarkeit der Frauen in das Gesetz aufzunehmen, geht nicht an, enn wir können bei dieser Kriegsmaßnahme nicht neue Grundsätze in cs bestehende Gesetz hineinbringen.
Abg. Marquart (nl.): Geeignete Personen für das Amt der Beisitzer der Gewerbe⸗ und Kaufmannsgerichte zu finden, wird nur zuf dem Wege gelingen, daß Vorschlagslisten von den Vertretern der Arbeitnehmer und Arbeitgeber zugrunde gelegt werden. Ich schließe sich auch dem Vorschlage an, daß die Zahl der Beisitzer nicht be⸗ scchränkt wird. 1
Abg. Behrens (deutsche Fraktion): Nach der Vorlage soll der Porsitzende des Gewerbegerichts über die Ersatzwahl gehört werden.
ch möchte aber wünschen, daß nicht der Vorsitzende allein entscheidet, ondern sich mit den Beisitzern darüber ins Einvernehmen zu setzen hat. jeses Gesetz ist lediglich als Kriegsmaßnahme zu betrachten, und wir
poönnen deshalb nicht im Rahmen dieses Gesetzes eine Aenderung vor⸗ ehmen, indem wir die Wählbarkeit der Frauen bestimmen. Anstatt bei der Bestimmung der Ersatzmitglieder das Stimmverhältnis der jtzten Wahlen zugrunde zu legen, würde ich es richtiger finden, wenn ie Ersatzmänner aus denjenigen Gruppen entnommen werden, aus enen die ausgeschiedenen Gewerberichter gewählt waren. Der von der Urbeitsgemeinschaft der kaufmännischen Verbände in Anregung ge⸗ rachte Vorschlag, daß den wirtschaftlichen Organisationen der Ar⸗ heitgeber und lrge tnehmer das Recht einer Vorschlagsliste eingeräumt vird, erscheint uns wertvoll, und wir wollen uns bemühen, einen ge⸗ neinsamen Antrag in dieser Richtung einzubringen. Wir sind auch egen die Beschränkung der Zahl der Beisitzer, denn wir hoffen doch, aß der Krieg ein Ende nehmen wird und dann die Gewerbegerichte jeder vollzählig sein werden. 1
Abg. Giebel (Soz.): Da durch die Erklärung des Regierungs⸗ pertreters Meinungsverschiedenheiten aufgetreten sind, beantragen wir henehe den Gesetzentwurf einem Ausschuß von 21 Mitgliedern zu
erweisen.
Abg. Giesberts (Zentr.) spricht sich auch für Kommissions⸗ erabung aus, obwohl zu befürchten ist, daß dann die Vorlage in diese kagung nicht mehr verabschiedet werden kann. ““
Abg. Stadbhagen (U. Soz.) würde in erster Linie den Ge⸗ hentwurf ablehnen, will aber für die heige Thrst trtehes stimmen. as Vertrauen der Gewerbegerichte und Kaufmannsgerichte sei im riege bei einer großen Zahl von Arbeitern erheblich gesunken.
Abg. Schiele (dkons.): Wir stimmen auch für die Kommissions⸗ ratung. Wir würden allerdings den Gesehentnure sofort verabschie⸗ n, aber nachdem Kommissionsberatung beantragt ist, wollen wir ss nicht dagegen wenden. Wir sind auch mit den Ausführungen des bg. Behrens einverstanden, daß nach Vorschlagslisten der wirtschaft⸗ chen Organisationen der Arbeitgeber und Arbeiter verfahren werden
Die Vorlage wird einem Ausschuß von 21 Mitgliedern perwiesen. Es folgen 7 Berichte des Ausschusses für Handel und Ge⸗ erbe über Petitionen. “ Eine dieser Petitionen betrifft die der für das Schuhmacherhandwerk. .“ Abg. Brühne (Soz.) weist darauf hin, daß dieses Handwerk ter Katastrophe entgegengeht. Es fehle an Leder und Schuhwerk, henso aber auch an Arbeitern; die Fabriken ständen leer, die Werk⸗ ätten still. Für Leder und vielfach elenden Lederersatz würden un⸗ sfaubliche Wucherpreise verlangt. Vielfach hätten die Wohlhabenden assenhaft Schuhwaren eingehamstert; man sollte diese bescklagnahmen id an die Allgemeinheit verteilen. Die Kohlennot in Verbindung it der Not an Schuhwerk würde schließlich dahin führen, daß im Pinter, wo man nicht auf Holzsandalen gehen könne, die Schulen schlossen werden müßten. „Die Petitionen werden durchweg hlägen erledigt. Als letzter Gegenstand steht auf der Tagesordnung die ortsetung der zweiten Lesung des Gesetzentwurfs zur iederherstellung der deutschen Handels⸗ otte. Die Vorlage ist vom Handels⸗ und Gewerbeausschuß
Freigabe von Sohlen⸗
nach den Ausschußvor⸗
Der
rberaten und mit dce Aenderungen angenommen worden.
eferent ist Abg. Freiherr von Richthofen (nl.). usschuß schlägt außerdem folgende Resolution vor: a. Der Herr Reichskanzler möge erwägen, ob nicht durch das demnächstige Reedereientschädigungsgesetz eine Beteiligung des Reiches an dem Reingewinn der mit Reichsmitteln wiederher⸗ gestellten Handelsflotte vorzusehen sein wird; 8 b. den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, Maßnahmen zu treffen, daß bei der durch dieses Gesetz apmöglichten Wiederherstellung der ) Ohne Gewähr, mit Ausnahme der Reden der Minister und taatssekretäre. 9 “
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Er 2 12
und Königlich Preu
merstag den 4. Oktob er
deutschen Handelsflotta puch das süddeutsche berücksichtigt wird; c. den Herrn Reichskanzlet zu ersuchen, dahin zu wirken, daß keuerrichtungen und Vergrößexungen von Werften seitens der zu⸗ ständigen Behörden möglichst gefördert werden, umd daß insbeson⸗ dere gegenüber den zurzeit bestehenden militärischen Bauverboten den Werftbauten diejenige Dringlichkeit gewahnt wird, die ihnen mit Rücksicht auf die große nationale Bedeutzung einer schnellen Wiederherstellung der deutsschen Handelsflotte für Gegenwart wie Zukunft gebührt; d. den Heyrn Reichskanzler zu ersuchen, dahin zu wirken, daß die Schiffsoffizierkammern, und Mannschaftsräume auf den mit Reichsbeihilfe zu beschaffemden Schiffen gesundheitlich einwandfrei sind und auch somnst allen billigen Anforderuegen entsprechen. Abg. Dr. Bexl (Zentr.): Der Gesamtaufwand, den die Vor⸗ lage fordert, dürfte eine Milliarde übersteigen. In älteren Zeiten haben über Beträge von viel geringerer Höhe die aufgeregtesten und schärfsten Diskussionem stattgefunden; der Krieg hat uns gezwungen nicht nur umzulernen, sondern auch umzurechmhnen. Immerhin müssen wir auch heute jedem Vorwurf, daß wir irgendwie leichtfertig mit dem Gelde der deutschen Steuerzahler wirtschafteten, entgegentreten. Spar⸗ samkeit muß sein, aber es darf nicht am unrechten Orte und mit un⸗ rechten Mitteln gespart werden. Es liegt hier kein Entschädigungs⸗ gesetz vor; das in Aussuücht genommene Reedereientschädigungsgesetz wird erst nach dem Friedensschluß eingebracht werden. Es handelt sich auch nicht um ein Ausnahmegesetz zugunsten einer bestimmten kapita⸗ Ustlistischen Gruppe; nicht unberechtigten Sonderinteressen der Redner soll dieses Gesetz dienen, sondern dem Gesamtinteresse des deutschen Vollkas, Weltverkehr und Weltwirtschaff soll dadurch aufgebaut
Gewerbe entsprechend
um jetzi Kriegsanleihe zu zeichnen, denn die bequemen Zahlungsbe⸗ dingungen lassen Dir Zeit. Du mußt Dir nur überlegen, was Du in den nächsten Wochen und Monaten vor⸗ aussichtlich verdienen wirst. Rechne davon ab, was Dich Dein Lebens⸗ unterhalt kostet — und Du weißt, was Du Deinem Vaterlande leihen kannst.
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werden. Aus eigenen Mitteln kann die finanziell so sehr geschwächte Reederei den Wiederaufbau der deutschen⸗ Handelsflotte nicht be⸗ wirken. Sollen wir sie jetzt im Stiche lassen und die deutsche Han⸗ delsflotte preisgeben? Das wird keiner von uns wollen. Die deutsche Reederei hätte einen großen Teil ihres in neutralen Häfen lagernden Schiffsmaterials veräußern können, sie ist aber durch die Reichsregie⸗ rung daran gehindert worden. Jetzt kann nur eine Darlehnsgewäh⸗ rung oder eine nicht rückzahlbare Kapitalsgewährung Abhilfe schaffen. Der erstere Weg ist nach gründlicher Erwägung aller Umstände nicht eingeschlagen worden; die Vorlage geht den zweiten. Gewiß werden dem Reiche dadurch schwere Opfer zugemutet, aber wer den großen Zweck will, muß auch die Mittel wollen. In dem Ausschuß hat man einen Mittelweg zu gehen versucht, aber vergeblich. Auch die Ueber⸗ nahme in eigene Regie des Reiches ist untunlich. Dagegen hat der Ausschuß bezüglich späterer Gewinnbeteiligung des Reichs eine Re⸗ solution vorgeschlagen, deren Sinn und Inhalt wir in das Gesetz selbst aufgenommen wünschen. Wir beantragen daher einen Zusatz zu § 3 dahingehend, daß einem späteren Reichsgesetz vorzubehalten ist, ob und in welcher Höhe das Reich an den Gewinnen der auf Grund dieses Gesetzes wiederhergestellten Schiffe zu beteiligen wäre. Einen bestimmten Prozentsatz in das Gesetz aufzunehmen, ist nicht möglich, eine Kautschukbestimmung ist hier unvermeidlich. Der Wunsch der Süddeutschen, daß sie bei Vergebung der Ausrüstung der neuen Schiffe mit berücksichtigt werden, ist berechtigt. Wir bitten, die betreffende Resolution einstimmig anzunehmen. Wir wünschen, daß nicht solche Unternehmungen einseitig bevorzugt werden, die schon große Kriegs⸗ gewinne erzielen. Es müssen vor allem dis kleinen und mittleren Be⸗ triabe berücksichtigt werden, namentlich die zusammengelegten und still⸗ gelegten Betriebe. (Zustimmung.) Was den Reichsausschuß betrifft, so
halten wir es für undurchführbar, daß Reichstagsmitglieder hineinkom⸗
8.
er. 1917
men. Der Reichstag hat aber nach den Beschlüssen des Ausschusses ein weitgehendes Kontrollrecht; das volle Etatsrecht des Reichstags ist ge wahrt. Das Gesetz wird den Zweck der Stärkung unserer Volks wirtschaft erfüllen. Wir erwarten bestimmt, daß rechtzeitig dafür ge sorgt 1 daß die Frachtsätze sich in angemessenen Grenzen halten, und Vorsorge getroffen wird, daß für Bau, Einrichtung, Ausrüstung 8898 Instandhaltung der Schiffe möglichst ausschließlich deutsche Material verwandt wird, nicht ausländisches, speziell englisches. Natür
lich darf dadurch nicht eine Preissteigerung herbeigeführt werden.
wird IUitP,
E. 2 8 8LE“ FSsir. .4 1.—3 4 8 2 — Dem angedrohten feindlichen Wirtschaftskriege können wir mit Ruhe
entgegensehen; die Engländer haben sich zum Teil selbst schon über vugt, daß sie unsern Handel nicht entbehren können. Die deutsche Volksvertretung wird dafür sorgen, daß auch in Zukunft der Flügel⸗ schlag des deutschen Handels nicht erlahmt. In diesem Sinne bedeutet die Vorlage ein großzügiges Friedenswerk. (Beifall im Zentrum.) Abg. Schumann (Soz.): Die deutsche Arbeiterschaft hat guch ein großes Interesse daran, zu verhindern, daß England die Weltmachtstellung, die industrielle Entwicklung Deutschlands unter⸗ bindet. Deshalb stimmen wir der Vorlage grundsätzlich zu. Der
. 8
8
Verlust unserer Handelsflotte an Schiffen im Kriege beträgt 50 %,
der feindliche Verlust nur 32 bis 35 %. feindlichen Reeder ungeheure Kriegsgewi Es besteht die Gefahr, daß unsere
Dazu kommt, daß die davongetragem haben.
Handelsflotte und unsere In⸗
Sditstrio hdss. : 88,8” 8 . . 8 dustrie in Abhängigkeit vom Auslande gerät und dadurch die Ar⸗
5 419 † I — „ E . beiter geschadigt werden. Die deutsche Reederei ist nicht imstande, aus. engener Kraft die verloren gegangene Tonnage zu ersetzen, des⸗ holo muß das Reich Beihilfe gewähren. Hier bestand im Ausschuß
90, r. 8 1 L1 1 nahezu Einmütigkeit, nur über die Form und die Bedingungen der
Beihilfe gingen die Ansichten auseinander. Meine Fraktion hat ge⸗ glaubt, einen Mittelweg wählen zu sollen, und Ihnen vorzuschlagen,
nur einen Teil der Beihilfen ohne besondere Verpflichtung nach der
Vorlage den Reedern zu gewähren, dagegen den den Friedensbaupreis übersteigenden Zuschlag nur darlehnsweise zu gewähren; es würden diese Darlehemn 469 Millionen betragen. Falls dieser unser Antrag angenommen werden sollte, würden wir für die Ausschußbeschlüsse stimmen; sollten die anderen Parteien nicht dafür sein, so werden wir vorschlagen, die Vorlage an den Ausschuß zurückzuvenweisen. Wir müssen uns die endgültige Stellungnahme für die dritte Lesung vo⸗
behalten. Daß unser Antvag auf Zuziehung von drei Reichstags⸗ mitgliedern zum Reichsausschusse abgelehnt worden ist, bedauem wir lebhaft bei der finanziellen Tragweite des Gesetzes. Wir haben den Antrag jetzt wiederhollt und bitten um dessen Annahme.
Die Ersatz⸗
bauten muͤssen so billig wie möglich hergestellt und übermäßige Ge⸗
winne der Reeder verhütet werden.
Das Reich sollte dazu über⸗
gehen, neue Schiffe im Auftpvage des Reiches bauen zu lassen. Ob
das Reich eigene Linien laufen lassen oder die von ihm gebauten Schiffe an die Reeder führt, wird später zu entscheiden sein. Wir erneuern unseren alten Wunsch auf Eimsetzung eines Reichsschiffahrts⸗ amtes. Dagegen möchten wir uns verwahren, daß aus Konkurrenz⸗ rücksichten die bestehenden Vorschriften für die Mannschaften aus⸗ geschaltet oder abgeändert werden. Das Seemannsrecht und der Seemannsschutz muß vielmehr ausgebaut werden.
Abg. Carstens (fortschr. Volksp.): Auch meine politischen Freunde stimmen, wenn auch ohne große Begeisterung, dem Entwurfe zu. Ursprünglich wollte man ihn ohne Kommissionsberatung in allen
Lesungen im Plenum durchpeitsschen. Wir haben das verhindert, und
im Ausschuß sind Verbesserungen gemacht worden, wenn der wurf auch noch nicht völlig durchgearbeitet worden ist, wie sich schon aus den vorliegenden Anträgen ergibt, die zum Teil ganz andere Materien behandeln als die Vorlage selbst. Es ist in hohem Grade mißlich, daß hier die Frage der Kriegsentschädigung allgemein auf⸗ geworfen wird; die Handelsflotte und die
seiner Weltpolitik die notwendigen Mittel zur Verfügung gestellt werden. Für die Zeit der Uebergangswirtschaft wird ihr die freis Verfügung über die Frachtsätze entzogen werden müssen, aber für die Dauer, wie es der Vorredner empfahl, ist das eine Unn
Die sich aus der Vorlage ergebende schwere Belastung des Reichs⸗ säckels ist ja eine große Härte. Zuerst wollte die Regierung nur ein
verzinsliches Darlehen gewähren, jetzt handelt es sich um 1 ½ bis 2 Milliarden à fonds perdu. Daneben steht die weitere sehr uner-
freuliche Tatsache, daß die Maßnahme auch eine Unterstützung der Werften, der Rüstungs⸗ und der Kohlenindustrie involviert. In dieser Beziehung haben wir allerdings in den Ausschußverhandlungen einige
Kautelen in die „Grundsätze“ für die Gewährung der Beihilfen hinv⸗-
eingebracht.
Abg. Dr. Stubmann inl.): großer Genugtuung. Gewiß trägt sie nach Inhalt und Tragweite einen außergewöhnlichen Charakter, aber dieser paßt durchaus in den Charakter der Zeit hinein. Vor Ueberschätzungen wie der von andert⸗ halb bis zwei Milliarden möchte ich indessen doch warnen. Die Summe von anderthalb Milliarden wird jedenfalls erreicht werden. Die Vorlage muß eben einer außergewöhnlichen Situation gerecht werden, dazu gehören auch außergewöhnliche Mittel.
sie herbeigeführt haben, und in den Wirkungen, die für die deutsche Volkswirtschaft daraus zu erwarten sind. Der Krieg wird von den Gegnern geführt mit dem Ziele, die E1164A“”“ „Stellung Deutschlands für alle Zukunft nach Möglichkeit einzuschränken, sie wollen schon während des Krieges die Grundlagen unserer Weltwirt⸗ schaft so zerstören, daß uns nach dem Kriege das Aufstehen möglichst
erschwert wird. Völkerrechtsbrüche sind ohne Zahl gegen unsere Han-⸗
desmarine begangen worden. Aber auch auf andere Weise ist eine starke Schwächung der deutschen Handelsflotte herbeigeführt worden. Der steigende Hunger nach deutschem Schiffsraum hat mehr und
mehr auch andere bisher neutrale Staaten in den Krieg hineinge⸗ Ob das deutsche Verkaufsverbot immer und überall unseren handelspolitischen Interessen entsprochen hat, ist fraglich. Die Schiffs⸗
zogen.
preise sind auf eine phantastische Höhe gestiegen. Nach dem Kriege
wird sich unsere geschwächte deutsche Flotte einem stark gesteigerten
Wettbewerb gegenübersehen. Alle diese Umstände rechtfertigen das Vorgehen der verbündeten Regierungen. Wir befinden uns vor ganz unerhörten Zerstörungen innerhalb unserer Schiffahrt. Hier muß gründlich und energisch durchgegriffen werden, kleine und halbe Mittel helfen nichts.
auf
den Beden der Vorlage getreten. Der Bau
Selbstverständlich müssen die neuen Schiffe so billig
D
entsprechen.
wie irgend möglich gebaut werden. Den Resolntionen 2 b und 2d
stimmen wir gern zu. 2 a ist inzwischen durch den Antrag Bell über⸗
holt worden; wir tragen grundsätzliche Bedenken gegen die Annahme 1 wollen uns aber der späteren Prüfung der Frage nicht entziehen. Den Antrag
einer solchen Bestimmung in das gegenwärtige Gesetz,
der Freunde des Abg. Schumann lehnen wir ab. Die Vorlage bedarf
jetzt rascher Verabschiedung; deshalb können wir uns auch nicht dar⸗
auf einlassen, die Frage des Koalitionsrechtes der Seeleute mit ihr zu verquicken.
Hierauf wird um 614 Uhr die Fortsetzung der Erörterung Vorher Interpellation
auf Donnerstag 2 Uhr vertagt. r nter. der Sozialdemokraten, betreffend die alldeutsche Agitation, erste Lesung der Vorlage wegen Vereinfachung der Rechtspflege.
Ent⸗
eederei muß mit beson⸗ derem Maße gemessen werden. Für die Wiederaufrichtung der Han⸗ delsflotte müssen im allgemeinen deutschen Interesse und im Interesse
nöglichkeit.
Wir begrüßen die Vorlage mit
3 t Die außerge⸗ wöhnliche Situation besteht für uns vorwiegend in den Ursachen, die
Privatwirtschaftlich geht es nicht an, auf Grundlage von Darlehen große Risiken auf sich zu nehmen. Wir sind deshalb von Han⸗ delsschiffen in Staatshänden würde den allgemeinen Interessen nicht