Königreich P
Ceine Majestät der König haben Allergnädigst geruht:
den Oberlandesgerichtspräsidenten, Wirklichen Geheimen Oberjustizxat Hartmann in Naumburg a. S. zum Wirklichen Geheimen Rat mit dem Prädtkat Erzellenz,
den Landgerichtspräsidenten, Geheimen Oberjuͤstizrat Schwartz in Danzig zum Präsidenten des Oberlandesger ichts in Frankfurt a. M. und
den Oberlandesgerichtsrat, Geheimen Justizrat Althaus in Hamm zum Präsidenten des Landgerichts in Liegnitz zu ernennen sowie
den Amtsgerichtssekretären Lopinski in Lemm in Düsseldorf den Charakter als Rechnungsr leihen.
Posen und srat zu ver⸗
Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: den Regierungsrat Pütter in Altona zum Oberregierungs⸗ rat und
die Regierungs⸗ und Bauräte Boellina in Cöln und Jacobs in Essen zu Oberbauräten mit dem Range der Ober⸗ regierungsräte zu ertennen sowie den Bauräten Weißer in Koblenz und Friedrich Schultz
in Templin bei dem Uebertritt in den Ruhestand den Charakter als Geheimer Baurat,
dem Regierungssekretär Kußmann in Berlin und dem Steuersekretär Wienecke in Meschede aus Anlaß ihres Aus⸗ scheidens aus dem Staatsdienste den Charakter als Rechnungs⸗ rat zu verleihen.
Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: dem Rechnungsrat Reishaus bei dem Ministerium der geistlichen und Unterrichts angelegenheiten den Charakter als Geheimer Rechnungsrat und dem in Allerhöchstihrem Geheimen Zivilkabinett angestellten Geheimen Registrator Miehe den Charakter als Hofrat zu verleihen.
Seine Majestät der König haben für die Dauer der gegenwärtigen Amtszeit des Aerztekammerausschusses den Sani⸗ fäalsrat Dr. Richard Schaeffer in Berlin⸗Schöneberg, bieher stellvertretendes Mitglied des Aerztlichen Ehrengerichtshofes, an Stelle des als Hilfsarbeiter in das Ministerium des Innern beruf nen Geheimen Sanitätsrats Dr Paasch in Berlin zum Mitglied vund den Geheimen Sanitätsrat Dr. Bernhard Riedel in Charlostenburg zum stellvertretenden Mitglied des Aerztlichen Ehrengerichtshofes zu ernennen geruht.
Auf Grund Allerhöchster Ermächtigung Seiner Majestät des Königs ist den nachgenannten Beamten vom Staate ministerium die nachgesuchte Entlassung aus dem Staatsdienste mit Rubegehalt erteist, und zwar den Oberbau⸗ räten Sigle bei der Eisenbahndirektion in Essen und Borchart bei der Eisenbahndirektion in Magdeburg und den Gehamen Bauräten Karl Hellmann, Mitglied der Eisenbahn⸗ direklion in Breslau, von Milewski, Vorstand des Eisen⸗ bahnbet iebsomts in Wesel, und Degner, Vorstand des Eisenbahnbetriebsamts 4 in Breslau. u““ 8
Evangelischer Oberkirchenrat.
Dem in die Oberpfarrstellen zu Woldenberg und Wolgast berufenen Superintendensen Winkelmann, bisher in Mödlich, ist das Ephoralamt der Diözese Woldenberg übertragen worden.
Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten.
Dem Oberforstmeister Graßhoff ist die Oberforst⸗ meisterstelle an der Regierung in Köslin übertragen worden.
. Versetzt worden sind: der Oberforstmeister Roth in Köslin nach Hanvover, der Forstmeister Freiherr von Rechen⸗ berg in Weißewarte nach Burgstall, der Forstmeister Tzschaschel in Zöckeritz nach Halle, der Forstkassenrendant Schiefelbein in Zechlin nach Osterode (Hildesheim).
Der Förster und Forstschreiber Bruchmüller in Alt Lietzegöricke ist zum Forstkassenrendanten in Zechlin, der Förster und Fornschreiber Lächelin in Johannisburg zum Forstkassen⸗ rendanten in Gollub ernannt worden.
Zu Revierförstern sind ernannt worden die Hegemeister Franke in Weißewarte, Kusenack in Markonah unter Ueber⸗ fragung der Revierförsterstelle Polle, Lüdecke in Salchau, Rakowicz in Christianstadt unter Uebertragung der Revier⸗ försterstelle Borne.
Auf Grund der Bekanntmachung, betreffend wirtschaft⸗ liche Vergeltung smaßregeln gegen Italien, vom 24. November 1916 (Reichs⸗Gesetzbl. S. 1289) ist das dem italienischen Staatsangehörigen Cesarini gehörige, 7,2020 ha aroße landwirtschaftliche Grundnück in der Gemarkung Velten zwangsweise unter Verwaltung gestellt und der Fabrikdirektor Gustav Netzband in Velten zum Verwalter bestellt worden.
Berlin, den 3. Oktober 1917. Der Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten. J. A.: Wesener.
Ministerium der öffentlichen Arbeiten.
8 8 Der Regierungs⸗ und Baurat Anger, Mitglied des Eisen⸗ bahnzentralamts in Berlin, ist mit der Wahrnehmung der Geschäfte eines Referenten bei den Eisenbahnabteilungen des Minineriums der öffentlichen Arbeiten beauftragt. Versetzt sind: die Regierungsräte Pütter,
bisher in Erfurt als
daselbst, Dr. Cohnitz. D
bahndirektion
in Posen, als Mitglied der Eisenbahndirektion nach Stettin Mitglied der die Regierungs⸗ und Bäauräte Brosius, bisher in Paderborn, nach Crefeld als
und Schwedler, bieher in Erfurt, als
Eisenbahndirektlion nach Hannovel: —
Vorstand eines Werkstättenamts bei der Eisenbahnhauptwerk⸗
stätte Crefeld⸗Oppum, Dr⸗Ing. Skutsch, bisher in Dort⸗ nach
mund, als Mitgalied (auftrw.) der Eisenbahndirektion
Breslau, Wiedemann, bisher in Stralsund, als Mitglied
bieher in Stettin, nach Altona als Oberregierungsrat bei der Eisen⸗
(auftrw.) des Eisenbahnzentralamts nach Berlin und Gut⸗ brod, bisher in Berlin⸗Grunewald, als Mitglied (auftrw.) der Eisenbahndirektion nach Cöln; — die Regierungs⸗ baumeister des Eisenbahnbaufaches Kloevekorn, bisher in Bremen, als Mitglied (auftrw.) der Eisenbahndirektion nach Hannover und Roloff, bisher in Stettin, zur Eisenbahn⸗ direktion nach Hannover; — die Regierungsbaumeister des Maschinenbaufaches Fleck, bisher in Hagen (Westf.) als Vor⸗ stand des Eisenbahnmaschinenamts nach Weißenfels, Johannes Voß. bisher in Witten, nach Dortmund als Vorstand eines Werkstättenamts bei der Eisenbahnhauptwerkstätte 1 daselbst, Michael, bisher in Crefeld⸗Oppum, als Vorstand des Eisenbahn⸗ maschinenamts nach Paderborn, Gaedicke, bisher in Stettin, als Vorstand (anftrw.) des Eisenbahnmaschinenamts nach Stralsund und Wischmann, bisher in Weißenfels, nach Witten als Vorstand (auftrw.) eines Werkstättenamts bei der Eisenbahnhauptwerkstätte daselbst sowie die Eisenbahnverkehrs⸗ inspektoren Rothert, bisher in Lyck, als Vorstand des Eisenbahnverkehrsamts nach Beuthen (Oberschles.) und Wilhelm Krüger, bisher in Düsseldorf, als Vorstand des Eisenbahn⸗ verkehrsamts nach Göttingen.
Dem Regierungs⸗ und Baurat Lepéère, Vorstand des Eisenbahnbetriebsamts 1 in Göttingen, ist die Verwaltung des Eisenbahnbetriebsamts 2 daselbst übertragen.
Ernannt sind: zum Eisenbahnrechnungsdirektor der Eisen⸗ bahnrechnungsrevisor Hermann Jaeckel in Stettin unter Uebertragung der Stellung des Rechnungedirektors bei der Eisenbahndirektion daselbst und zum Eisenbahnverkehrsinspektor der Eisenbahnobersekretär Johannes Tramnitz in Magdeburg unter Uebertragung der Stellung des Vorstandes des Eisen⸗ bahnverkehrsamts 2 daselbst.
In den Ruhestand sind getreten: der Eisenbahndirektor Friedrich Herrmann, Vorstand des Eisenbahnverkehrsamts in Beuthen (Oberschles.), und der Eisenbahnbetriebsingenieur Strobl, Vorstand des Eisenbahnbetriebsnebenamts in Lötzen.
Versetzt sind ferner: die Bauräte Markgraf von Kreuz⸗ burg O. S. als Vorstand des Hochbauamts in Raiibor, Hermann Lange von Hoyerswerda als Vorstand des Hochbau⸗ amts in Sagan und Knoetzelein von Königsberg i. Pr. als Vorstand des Wasserbauamts II in Kohlenz, ferner die Re⸗ gierungsbaumeister Buchholz, früher in Danzig, unter Wiederaufnahme in den Staatsdienst, nach Cassel (Geschäfts⸗ bereich der Wasserstrombauverwaltung), Müchel von Ratibor als Vorstand des Hochbauamts in Kreuzburg O. S. und Otto Schultze von Oppeln als Vorstand des Hochbau⸗ amts in Neustadt O. S.
Dem Regierungsbaumeister Giese in Hannover sind die Geschafte des Vorstands des Maschinenbauamts daselbst (Ge⸗ schäftsbereich der Weserstrombauverwaltung) übertragen.
In den Ruhestand getreten sind: die Geheimen Bauräte Mylius in Liegnitz und Hahn in Frankfurt a. M. und der Baurat Georg Schultz in Neustadt O. S.
Der Ministerialdirektor Dorner ist zum Mitglied des Königlichen Technischen Oberprüfungsamts ernannt.
Bekanntmachung. 18 Wir haben dem Produktenhändler Moses Jesersky von hier wegen übermäßiger Preissteigerung in Tateinheit mit Kettenhandel den Handel mit Gegenständen des täglichen Bedarfs, ins⸗ besondere Lebensmitteln, untersagt. “ Insterburg, den 21. September 1917. Stadpolizeiverwaltung. Dr. Rosenkrantz.
—!
Bekanntmachung.
Auf Grund der Bundesratsverordnung vom 23. September 1915 zur Fernhaltung unzuverlässiger Personen vom Handel (RGBl. S. 603) habe ich dem Kaufmann Markus Chaim und der Frau Julie Kaufmann, geb. Chaim, beide in Berlin, Lottum⸗ siraße 18 a, durch Verfügung vom heutigen Tage den Handel mit Gegenständen des täͤglichen Bedarfs und des Kriegs⸗ bedarfs, insbesondere mit Web⸗, Wirk⸗ und Strickwaren, Unzuverlässigkeit in bezug auf diesen Handelsbetrieb unter⸗
agt.
Berlin⸗Schöneberg, den 25. September 1917.
XM Der Polizeipräsident zu Berlin. riegswucheramt. J. V.: Machatius. v1““ Bekanntmachung. 1““
Der Frau Margarete Niklaus, hiee, haben wir auf Gr der Bunderratsverordnung vom 23. September 1915 (KGBl. S. 603) durch Verfögung von heute für die Dauer des Krieges den Handel mit Gegenständen des Kriegsbedarfs und des täglichen Lebens wegen Unzuverlässigkeit untersagt. — Die Genannte hat die Kosten für die Bekanntmachung zu zahlen. 8 ESgßpremberg, den 28. September 1917. 8 Die Polizeiverwaltung. J. V.: Lehmann.
8
Bekanntmachung.
Aaf Rrund der Verordnung des Bundesrats vom 23. September 1915, betreffend Fernhaltung unzuverlaͤssiger Persoaen vom Handel (UNSBl. S. 603) in Verbindung mit Ziffer 1 der Aus⸗’ührungs⸗ beltimmungen des Herrn Ministers für Handel und Gewerbe vom 27. September 1915 (HMBl. S. 246), habe ich durch Verfügung vom heutigen Tage der Händlerin Josefa Dolata aus Posen⸗ Bachstraße Nr. 6, den Handel mit sämllichen Gegenständen des läglichen Bedarfs wegen Unzuverlässigkeit untersagt. Posen, den 2. Oktober 1917.
Der Königliche Polizeipräsident. von dem Knesebeck.
Bekanntmachung. 8
Dem Milchhändler Claas de Boer in Düren, Grünstraße 14, ist auf Grund des § 1 der Verordnung des Bundesrats über die Fernhaltung unzuverlässiger Personen vom Handel vom 23. September 1915 und der Ausführungsbestimmungen zu dieser Verordnung vom 27 September 1915 der Handel mit Gegenständen des täg⸗ lichen Bedarfs, insbesondere Nahrungs⸗ und Futtermitteln aller Art sowie der rohen Naturerzeugnisse, Heiz⸗ und Leuchtstoffen oder mit Gegenständen des Kriegsbedarfs
Mitalied der E senbahndirektion nach Cöln, Dr. Hirt, bisher unterfagt worden.
Düren, den 3. Oktober 1917. Die Polizeiverwaltung. Der Oberbürgermeister. J. V.: Kern.
(Fortsetzuns des Amtlichen in der Ersten Beilage.)
Seine Majestät der Kaiser und König hat an den Generalfeldmarschall von Hindenburg, laut Meldung des „Wolffschen Telegraphenbüros“ folgendes Schreiben
erichtet: — 8 Mein lieber General⸗Feldmarschall!
Zu dem beuricen Tage, an welchem Sie das 70 Lebenejahr vollenden, spreche ich Ihnen meine wärmsten und herzlichsten Glück⸗ wünsche aus. Möchten Sie mir, der Armee und dem Vaterlande noch viele Jabre in voller Frische und Gesundheit erbalten bleiben! Es ist mein Wunsch, Ihnen, mein lieber Feldmarschall, noch eine persönliche Freude zu bereiten. Ich weiß, daß teeue kameradschaft⸗ liche Beziehungen Sie mit dem Oldenburgischen Infanterie⸗ Regiment Nr. 91 verknüpfen, dessen ausgezeichneter Kommandeur Sie gewesen sind und dessen Ausbildung für den Krieg, die sich jetzt so glänzend bewährt, auch Sie Ihre Kräfte gewidmet haben. Ich stelle Sie daher auch à la suite dieses tapferen Regiments.
tquartier, den 2. Oktober 1917. Wilhelm R.
Bremen.
Der Gesamtverband der Evangelischen Arbeiter⸗ vereine Deutschlands hat, wie „Wolffs Telegraphenbüro“ meldet, folgendes Telegramm an Seine Majestät den Kaiser und König gerichtet: PUn Sieine Majestät den Kaiser. Großes Hauptquarticr. Ew. Majestät gelobt der Gesamtverband der Evangelishen Arbeitervereine Deutschlande, daß wir, dem leuchtenden Vorbild Hindenburgs folgend, mit Eurer Majestät bis zum völligen Siege durchhalten, die Murkeln straffen, die Nerven spannen und das
Auge unverwandt groß nur auf das Ziel richten werden. 8 D. Weber, Bremer.
Oesterreich⸗Ungarn.
Der „Parlamentarischen Korrespondenz“ Südslawische Klub beschlossen, gegen den vorläufigen Haushaltsplan zu stimmen und auch in allen anderen Angelegenheiten oppositionell vorzugehen.
— Der ungarische Ministerrat hat beschlossen, dem demnächst zusammentretenden Abgeordnetenhause eine Gesetzes⸗ vorlage über eine 50 — 100 prozentige Kriegsunterstützung
öffentlicher Beamten zu unterbreiten.
Polen.
In der Sitzung des Uebergangsausschusses des vorläufigen Staatsrats vom 25. September wurde, wie „Wolffs Telegraphenbüro“ meldet, ein vom Kultusdepartement vorgelegter Entwurf, betreffend Einteilung beider Be⸗ setzungsgebiete in Schulbezirke, angenommen. Vorläufig werden 24 Inspektorate im deutschen, 15 im österreichisch⸗unga⸗ rischen Besetzungsgebiet eingerichtet. Die nachträgliche Bildung von weiteren sechs Inspektoraten im deutschen, elf im öster⸗ reichischen Besetzungsgebiet ist vorgesehen. Die Uebernahme der Schulbezirke im österreichischen Besetzungsgebiet wird stufen⸗ weise nach Kreisen, im deutschen Besetzungsgebiet guf einmal erfolgen. Zur Organisierung des Schulwesens wurden 500 000 Mark bewilligt.
In der Sitzung vom 1. Oktober legte der Berichterstatter für das höhere Schulwesen Kucharzewski die neuen Satzungs⸗ entwürfe der Universität und des Polytechnikums sowie der einzelnen Ausschüsse dieser Lehrannalten vor. Alle diese Satzungen wurden nach eingehenden Erörterungen durch den Uebergangsausschuß bewilligt. Die neuen Vorschriften für die Studenten, die u. a. die Eintrittsbedingungen für die Universität und die technische Hochschule enthalten, wurden durch den Direktor des Kultusdepartements bestätigt. Schließ⸗ lich wurde beschlossen, sich an die Besetzungsbehörden mit der Bitte um Ueberlassung der zur Aufnahme der polnischen Staatsbüros notwendigen Gebäude zu wenden.
Großbritannien und Irlanu.
Nach dem „Nieuwe Rotterdamschen Courant“ geben die englischen Verlustlisten die Gesamtverluste der britischen Armee im Monat September mit 2938 Offizieren und 109 000 Mann und die Gesamtverluste der Flotte mit 100 Offizieren und 614 Mann an. Im August betrugen die Gesamtverluste der Armee 5284 Offiziere und 52 404 Mann.
Rußland.
Während der Besprechungen des Büros der Demo⸗ kratischen Versammlung am Mittwoch erschien der Ministerpräsident Kerenski und wies, wie das „Reutersche Büro“ meldet, in einer Rede auf die Gefahren hin, die von einem rein sozialistischen Ministerium für die innere wie für die äußere Politik drohten. Er erklärte, daß nur eine Koalitionsregierung das Land retten könne. Wenn ein anderer Beschluß gefaßt würde, so würde er sich ihm unterwerfen, aber seine Entlassung verlangen, um die Regierungskrisis nicht zu verlängern.
— Die Demokratische Versammlung hat sich der „Petersburger Telegraphenagentur“ zufolge mit 531 gegen 241 Stimmen dafür entschieden, zu dem von ihr beschlossenen Vorparlament 305 Mitglieder zu wählen.
— In der Vollsitzung des Arbeiter⸗ und Soldaten⸗ rates wurde die Wiederwahl des Vollzugsausschusses beschlossen
und darauf eine Entschließung angenommen, in der es obiger Quelle zufolge heißt:
Das Land wird von einer neuen Gegenrevolution bedroht, denn die Organisation der kapitalistischen Gegenevolutionäre besteht
weiter, beispielsweise in Mogkau, wo gegenwärtig eine Versammlung von Polittkern stattfindet, auf die sich die Bewegung Kornilows stützte. Die künstlich gebildete Demokratische Versammlung ist unfähig, die Frage der Regierungsgewalt zu lösen. Das Vorparlament, in dem die konservativen Elemente über⸗ wiegen werden, wird nur ein Vorwand für nene Vergleiche mit der Bourgeotsie sein. Die Gegenrevolution wird nur durch die organi⸗ sierten Mittelpunkte der revoluitionären Demokratie und ähnliche Organe besiegt werden können, die daher alsbald ihre ganze Kraft aufbieten müssen, um zu versuchen, sich der ganzen Gewalt im Lande iu bemächtigen. Es soll sofort eine allgemeine Versammlung
aller Arbeiter⸗ und Soldat über ein gemeinsames Vorgehen zu S stattfinden, um
t.,—, Der Vorsitzende des Ausstandsausschusses der Eisenbahner sandte vorgestern, wie die oben genannte Tele⸗
graphenagentur mitteilt, an alle Bahnlinien ein Telegramm, wonach mit Rücksicht auf die Langsamkeit, mit der die Regierung die Frage der Lohnerhöhungen behandelt, in der Nacht zum 7. Oktober um Mitternacht der gesamte Zugverkehr mit Ausnahme der Militär⸗ und Munitionszüge eingestellt werden soll. Vorgestern abend veröffentlichte Kerenski einen Mahnruf an alle Eisenbahner, das Unglück des Vaterlandes nicht durch unbesonnene Handlungsweise zu vergrößern, sondern einige Tage zu warten, da die Frage unverzüglich entschieden werden solle.
— Bei den Wahlen zum finnischen Landtag sind,
wie die „St. Petersburger Telegraphenagentur“ meldet, 30 706 Stimmen für den Block der vereinigten Bürgerlichen, 30 106 für die Sozialdemokraten, 6304 für die schwedische Partei, 2621 für die Partei der Landwirte und 1591 für die crrist iche Arbeiterpartei abgegeben worden. „Naakansa“, das Blatt der Agrarpartei, veröffentlicht einen Artikel, der die finnische Bevölkerung auf eine neue politische Ordnung vorzubereiten scheint, deren Entwurf schon im Senat ausgearbeitet worden ist. Er wird demnächst einer Versamm⸗ lung der politischen Parteien zur Prüfung vorgelegt werden. Das Blatt hält es für sehr natürlich, daß der neue Landtag sich als Verfassunggebende Versammlung und Finnland zur Republik erkläre.
— Die Lage in Taschkent hat sich seit vorgestern plötzlich wieder verschlimmert, da der Arbeiter⸗ und Soldatenrat, um gegen die Entsendung der Strafexpedition Einspruch zu erheben, den Generalstreik verkündet hat. Straßenbahnen, Beleuchtungswesen und Druckereien sind außer Betrieb. Die Regierung hat den Belagerungszustand verhängt. —
Italien.
Vorgestern ist ein Dekret gegen Kriegssabotageakte unterzeichnet worden, das Gefängnisstrafe bis zu 5 Jahren und Geldstrafe bis zu 5000 Lire vorsieht, die in ganz schweren Fällen beide verdoppelt werden können
8 Schweden. 8 Auf die Meldung der schwedischen Gesandtschaft in Paris, daß die französische Regierung unter Anführung des Jus angariae acht schwedische Dampfer requiriert hat, hat der schwedische Gesandte in Paris einer Meldung des
—
„Svenska Telegrambyran“ zufolge Weisung erhalten, bei der fcanzösischen Regierung Einspruch zu erheben. Die schwe⸗ dische Regierung erklärt, daß das französischerseits angeführte Jus angariae nach der Mehrzahl der Autoritäten des inter⸗ nationalen Rechts als veraltetes Rechtsinstitut betrachtet werden muß, jedenfalls in der von der französischen Regierung ver⸗ wendeten Auslegung. Der Gesandte in London hat Befehl, gegen die Requi⸗ sition der schwedischen Dampfer „Sourghare“ und „Annte“ Ein⸗
spruch zu erheben.
In ihrem Bericht vom 3. Oktober behaupten die Engländer, in dem Kampfe im Irak 13 Geschütze und 12 Maschinengewehre erbeutet und 3300 Mann sowie 200 Offiziere und 600 Verwundete gefangen genommen zu haben. Wie laut Meldung des „Wolffschen Telegraphenbüros“ amtlicherseits mit⸗ geteilt wird, ist diese Behauptung falsch. Wie gewöhnlich streuen die Engländer solche Lügen aus, um die Nieder⸗ lagen wettzumachen, die sie auf der deutschen Front er⸗ leiden. Auch in ihrem Bericht vom 26. September wird eine große Zahl Gefangener erwähnt, die in dem Abschnitte von Moan in Palästina gemacht worden seien. Aber diese Gefangenen waren in Wirklichkeit nur Insassen eines ent⸗ gleisten Zuges, und zwar Frauen und Kinder, die dann von den Rebellen gefangen genommen wurden. Die Engländer hatten sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen, um der ganzen Welt einen neuen hervorragenden Erfolg zu verkünden.
Griechenland.
Wie die „Agence Havas“ meldet, ist die Verhaftung des früheren Ministerpräsidenten Lambros verfügt worden, weil er sich weigerte, zum Verhör vor dem Parlaments⸗ ausschuß zu erscheinen. Aus demselben Grunde, ist dem „Temps“ zufolge, auch Skuludis verhaftet worden.
Amerika. u
Die amerikanische Regierung hat dem „Algemeen Handels⸗ blad“ zufolge angeordnet, daß in Zukunft jedes Schiff, das auf der Ausreise nach einem außerhalb Europas gelegenen Hafen in einem amerikanischen Hafen bunkert, sich ver⸗ pflichten muß, nach den Vereinigten Staaten zurückzukehren, um seine Ladung, wenn sie für ein an die Mittelmächte grenzendes neutrales Land bestimmt ist, untersuchen zu lassen.
— Der amerikanische Senat hat das Gesetz an⸗ genommen, das die Regierung ermächtigt, aus ländische Schiffe für die Küstenfahrt außer nach Alaska zu chartern, und zwar für die Dauer des Krieges und 120 Tage danach. .
— Ein Telegramm des argentinischen Gesandten in Washington stellt dem „Petit Parisien“ zufolge die Nachricht in Abrede, daß eine Versammlung der lateinischen Republiken zwecks Bildung einer Wirtschoftsliga zur Or⸗ ganisierung der Blockade gegen Deutschland zusammen⸗ getreten sei.
— Nach einer Havasmeldung ist dem deutschen Gesandten in Buenos Aires Grafen Luxburg kein freies Geleit gewährt mnor)en; er stößt daher auf Schwierigkeiten bei der Einschiffung und hat gebeten, auf einer Farm im Innern des
Landes bleiben zu dürfen, was die Regierung aber abgelehnt hat.
Kriegsnachrichten.
Berlin, 5. Oktober, Abends. (W. T. B.)
In Flandern lebhafter Feuerkampf zwischen Yser und Lys; sonst keine wesentlichen Ereignisse.
An der flandrischen Front suchte am 4. Oktober der Engländer inf gewaltigem Großkampf unter Einsatz stärkster Kräfte und aller Mittel die Entscheidung im Kampf um die U⸗Bootbasis.
„Ein großer Teil der englischen Armee wurde hier gegen einen Bruchteil der deutschen Armee eingesetzt. Vom früͤhen
Morgen bis zum späten Abend tobte die erbitterte Schlacht.
Hatte die Artillerievorbereitung der letzten Tage schon alles
bisher Dagewesene übertroffen — nach Feststellungen Churchills vom 3. Oktober sind allein in der letzten Woche in Flandern viermal soviel Granaten verschofsen, als 1916 an der Somme —, so war auch die Fortsetzung des Artilleriekampfes während der Schlacht selbst von bisher nie gekannter Stärke.
Im ersten Morgengrauen warf der Gegner gegen den Ab⸗ schnitt Bahn Boesinghe —Staden bis zum Kanal von Hollebeke gewaltige, tiefgegliederte Infanteriemassen — englische, anstra⸗ lische, neuseeländische Divisionen und Schotten — zum Angriff vor, denen starke Reseroen dichtauf folgten. Alles, was die moderne Kriegstechnik an Angriffsmitteln erfunden und ge⸗ schaffen hat, begleitete diesen Anprall. Durch unsere wuchtigen und kraftvoll geführten Gegenstöße wurde das erbitterte Ringen bis zum äußersten gesteigert. Den ganzen Tag über wogte der Kamvf in unverminderter Stärke hin und her. Unablässig warf der Feind neue Verstärkungen in die Schlacht und ver⸗ suchte durch rücksichtslosesten Menscheneinsatz die ersten Anfangserfolge zu erweitern. Poelkapelle, Zonnebeke und Gheluvelt schälten sich bald als Brennpunkte des erbitterten Kampfes heraus. Am spaten Abend versuchte abermals der Gegner den etwa ein Kilometer tiefen Einbruch in unsere Ab⸗ wehrzone zu erweitern. Um 6 Uhr 30 Abends warf er gegen die Front unseres Trichterfeldes westlich Passchendaele Becelaere frische geschlossene Infanteriemassen zum Angriff vor, desgleichen erfolgte um 7 Uhr Abends beiderseits der Chaussee Ypern — Menin ein neuer Angriff, der von starken frischen feindlichen Kräften ausgeführt wurde. Wiederum entspann sich ein Ringen höchster Erbitterung, ohne daß es dem Gegner gelang, irgendwelche weiteren Vorteile zu erringen. Erst nach 10 Uhr Abends flaute die Infanterieschlacht ab. Die weitgesteckten Ziele der Engländer wurden nicht im entferntesten erreicht. In der Abwehrzone unseres Trichterfeldes ist auch dieser neue Großangriff des Gegners abermals unter allerschwersten Verlusten blutig zu⸗ sammengebrochen. Die Leistung und der Heldenmut unserer Truppe, die hier in Flandern in wochenlangem schwersten Ringen einem vielfach überlegenen Feinde gegenübersteht, der noch vor Jahresschluß die Enischeidung erzwingen will oder muß, ist unvergleichlich. Der Versuch englischer Berichte, ihre weitgesteckten Ziele, die die Entscherdung bringen sollen, abzu⸗ leugnen, ist eine bewußte Unwahrheit und nichts weiter als eine Vorsichtsmaßregel, die durch die Erfahrung früherer Be⸗ urteilungen der Flandernschlachten geboten scheint.
In der Nacht setzte der Feind sein Zerstörungsseuer auf unsere Linien fort, das sich in den Morgenstunden des 5. Ok⸗ tober stellenweise wieder verdichtete.
Während an der Arrasfront und in Gegend St. Quentin nur stellenweise die beiderseitige Feuertätigkeit lebhafter wurde, erfolgte auf dem Ostufer der Maas bei Einbruch der Dunkelheit nach starker Feuersteigerung der erwartete fran⸗ zösische Angriff beiderseits der Höhe 344. Mit starken Kräften in etwa 2 Kilometer Breite rannte hier der Feind zum 12. Male innerhalb 3 Tagen vergeblich gegen unsere neu gewonnenen Stellungen an. Jeder Geländegewinn blieb ihm versagt. Der neue Mißerfolg kostete wieder den Franzosen h h luste und Einbuße an Gefangenen.
I
Großes Hauptquartier, 6. Oktober. (W. T. B.) Westlicher Kriegsschauplatz.
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht. Im Kampfgelände der flandrischen Front verstärkie sich
das tagsüber kräftige Störungsfeuer am Abend zu einzelnen
Trommelfeuerwellen zwischen Poelkapelle und Ghevulelt.
Englische Angriffe erfolgten nicht; vorstoßende Erkundungs⸗ abteilungen wurden zurückgeworfen.
* Heeresgruppe Deutscher Kronprinz.
Nordöstlich von Soissons nahm Abends die Artillerie⸗ tätigkeit an Stärke und Planmäßigkeit zu.
Nordöstlich von Reims scheiterte ein französischer Vorstoß.
Auf beiden Maas⸗Ufern brachen unsere Sturmtrupps bei Malancourt, Bethincourt, Forges, Samogneux und Bezonvaux in die feindlichen Stellungen ein und kehrten überall mit Gefangenen zurück.
Stürmische Witterung schränkte die Fliegertätigkeit ein; fünf feindliche Flugzeuge wurden abgeschossen. Leutnant Müller errang den 29. Luftsieg. ““
Oestlicher Kriegsschauplatz. Keine größeren Kampfhandlungen. 4
Mazedonische Front. e bekämpften sich die Artillerien lebhafter als onst. Oestlich des Dojran⸗Sees wurde der Angriff eines eng⸗ lischen Bataillons durch die bulgarischen Sicherungen ab⸗ gewiesen.
Der Erste Generalquartiermeister. Ludendorff.
“ -O6—
Oesterreichisch⸗ungarischer Berichtt. Wien, 5. Oktober. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet:
Keine größeren Kampfhandlungen. kä e ga6 vi Der Chef des Generalstabes.
Türkischer Bericht. Konstantinopel, 4. Oktober. (W. T. B.) Amtlicher
Heeresbericht.
Sinai⸗Front: An der ganzen Front heftiges Artillerie⸗ ‚feuer. Eine aus dreißig Eskadrons Kavallerie, einem Bataillon Infanterie und zwei Batterien bestehende feindliche Abteilung versuchte am 2. Oktober eine Unternehmung gegen unseren linken Flügel, mußte sich jedoch am 3. Oktober wieder zurück⸗
iehen. 1 8 An den übrigen Fronten keine besonderen Ereignisse.
Konstantinopel, 5. Oktober. (W. T. B.) Anmtlicher Tagesbericht.
Sinai⸗Front: Am rechten Flügel schwoll das Artillerie⸗ und Minenwerferfeuer zu noch größerer Heftigkeit an. In der Nacht vom 3. zum 4. Oktober versuchte der Feind in Stärke von zwei Kompagnien gegen unseren rechten Flügel vorzugehen, wurde aber durch unser Feuer zum schleunigen Rückzug ge⸗ zwungen und vo llen verfolgt. Auch an ver⸗
dieser Partei gegangen.
l spiechen. Ander
schiedenen anderen Stellen der ganzen Front hervorbrechende englische Patrsuillen wurden durch unser Fauer zurückgetrieben. An den übrigen Fronten keine besonderen Ereignisse.
—
Der Krieg zur See.
Berlin, 4. Hkiober. (W. T. B.) An der portu⸗ giesischen Küste und vor der Straße von Gibraltar haben unsere U⸗Boote neuerdings 13 feindliche Transporter und Handelsfahrzeuge mit einem Ge⸗ samtraumgehalt von rund 29 000 Tonnen veraichtet. Unter den versenkten Schiffen befanden sich die bewaffneten englischen Dampfer „Polar Prince“ (3611 Toanen) mit 5601 Tonnen Kohlen nach Gibraltar, „Embleton“ (5377 Tonnen) mit Kohlen für Italien und „Arendal“ (1387 Tonnen) mit Chemikalien für Frankreich, der bewaffnete italienische Dampfer „Goffredo Mameli“ (4124 Tonnen) mit 6000 Tonnen Erz für England, der mit zwei 10 cm-Ge⸗ schützen bewaffnete amerikanische Tankdampfer „Platuria“ (3445 Tonnen), ferner ein durch Hochseeschlepper geschlepptes Fahrzeug mit nach Mesopotamien bestimmten Eismaschinen und Kühlanlagen. Der Chef des Admiralstabes der Marine.
Berlin, 5. Oktober. (W. T. B.) Durch die Tätigkeit unserer U⸗Boote wurden im Sperrgebiet um England neuerdings 17 000 Br.⸗Reg⸗T. versenkt. Unter den ver⸗ nichteten Schiffen befinden sich drei bewaffnete Dampfer, von denen zwei englischer Nationalität waren, ferner der englische Fischkutter „P. M. 206 Ronald“.
Der Chef des Admiralstabes der Marine.
Bern, 5. Oktober. (W. T. B.) „Dépéche de Lyon“ meldet aus Paris: Die beiden französischen Viermaster „Madeleine 2“ (2709 Br.⸗Reg.⸗T.) und „Marthe“ (3119 Br.⸗Reg.⸗T.), die am 26. Juli aus einem französischen Hafen ausgefahren waren, werden als von einem deutschen U⸗Boot versenkt gemeldet.
Parlamentarische Nachrichten.
Der Bericht über die gestrige Sitzung des Reichstags befindet sich in der Ersten Beilage
Auf der Tagesordnung der heutigen (122.) Sitzung des Reichstags, welcher die Staatsminister Stellvertreter des Reichskanzlers, Staatssekretär des Innern Dr. Helfferich, Kriegsminister von Stein und Staatssekretär des Reichs⸗ schatzamts Graf von Roedern beiwohnten, standen die beiden Interpellationen der Sozialdemokraten:
1) Ist dem Herrn Reichskanzler bekannt, daß im Heere von Vorges tzten eine eifrige Agitation zugunsten alldeutscher Politik und namentlich auch gegen Beschiüsse des Reichstags betrieben wird? Was gedenkt der Herr Reichskanzler zu tun, um diesem Mißbrauch der Dienstgewalt vurch die Vorgesetzten Einhalt ju tun? 1
2) Ist dem Herrn Reichtkanzler bekannt, daß von stellvertretenden Generalkommandos Verordnungen erlassen worden sind, durch die
a. die Augübung des Vereins⸗ und Versammlungsrechts voll⸗
ständig unterbunden und die Besprechung von Lohr⸗ und
Arbeitsbedingungen sowie die Erö terung von Fragen des
vaterländsschen Hilfsdienstes unter Androhung von Gefängnis⸗
ftrafe verboten worden ist; 3
b. das Vereins⸗ und Versammlungsrecht einseitig zugunsten all
deuischer Poopaganda gehandhabt wird?
Was gedenkt der Herr Reichskanzler zu tun, um diesem Mißbrauch Einhalt zu tun?
In der Verhandlung wurde die erste Interpellation mit Ziffer b der zweiten verbunden; Ziffer a wird Montag zu⸗ ammen mit den Anträgen, betreffend Zensur und Belagerungs zustand, erörtert werden.
Zur Begründung der ersten Interpellation erhielt das
Wort der
Abg. Landsberg (Soz.): Wir haben oft den Grundsatz aus⸗ gesprochen, daß das Heer von der politischen Agitation frei bleiben müsse. Ob dieser Grundsatz immer im Frieden defolgt woerden ist, lasse ich dabingestellt. Im Kriege ist er zum großen Teil auf gegeben worden. Durch unzählige Kanäle werden Bestrebungen in das Heer getragen, die einem Verständigungsfrieden entgegenarbeiten. Die Politisierungsbestrebungen im Heere haben besonders eingesetzt seit dem 19. Juni d. J., den ich als einen Ruhmestag für den Deutschen Reichstag ansehe. Namentlich die sogenannte Vaterlands⸗ partei wird im Heere unterstützt. Bekanntlich ist sie etne alldeutsche Gründung. Es sind immer dieselben Männer, die babinter stehen, nur unzer einer anderen Firma. Der Name der Gründung ist eine Anmaßung, weil sie unterstellt, daß die Gegner dieser Grüdung paterlandelos sind. Nach drei Jahren Weltkrieg maßt sich eine Partei an, daß nur bei ihr die Interessen des Vaterlandes in bester Hut sind (Zustimmung b. d. Soz.). Es fällt mir nicht eiv, zu behaupten, daß die Männer der Partei bloße Kriegs⸗ patrioten sind, es sind unzweifelhaft sehr viele Idealisten auf den Leim Man erinnert an die Opfer dieses Krieges, die nutzlos gebracht sein sollen. Wofür sind denn die Opfer ge⸗ bracht? Für die Rettung Deutschlands. Unsere Liebe zu Deutsch⸗ land geht soweit, daß wir nicht Kurland erobern wollen auf die Gefahr, Deutschland zu verlierev. (Erneute Zustimmung bei den Srz.) Die Herren sollten sich doch vergegenwärtigen, daß der Termin ihres Ziels immer wieder hinausgeschoben wird, wie der Wechsel eines zahlungsunfähtgen Schuldners. Deutscharnd ist es über 40 Jahre sehr gut gegangen ohne Eroberungen Treitschke wollte seinerzeit Sachsen annektieren, sonst könne Deutschland nicht bestehen. Die Herren von der Vaterlandspartet sind keine besseren Propheten als Treitschke. Was würden wir mit den Eoberungen den gewinnen? Eine widerwillige fremdsprachliche Beyölkerung wollte auch Bismarck nicht. Wir haben kein Talent zu moralischen EFroberungen. Wir würden doch eine Bevölkerung in den neuen Gebieten vor⸗ finden, die allen Deutschen Todfeind ist, weil man bei uns immer die ganze Kleinigkelt vergißt, daß andere Völker auch eine Seele haben. So würde ich zu den Idealisten in dieser Partei sprechen,, anders dagegen zu ibren leitenden Männern. Die Kriegsgewinne gestatten diesen Herren eine Zeitung nach der anderen anzukaufen, um die öffentliche Meinung zu bearbeiten. Ungeheure Mittel werden aufgewendet, um die Atmosphäre zu er⸗ zeugen, in der der richtige Kriegegewinner sich erst wohl⸗ fühlt. Aber niemand kann aus seiner Haut heraus. Die Herren haben die Erfahrung gemacht, daß man mit dem Ellenbogen weiter kommt, als durch Zortheit der Gesinnung. Daher auch ihre Mittel, die gelegentliche Drohung, keine Kriegsanleihe mehr zeichnen zu wollen. Es ist allerdings wunderbar, daß diese Herren noch immer Material für den Krieg liefern, obwohl doch die Gefahr besteht, daß er mit einem Verständigung frieden endet. Aber so altruistisch sind die Herren nicht. Wenn der Mann an der Front, der stündlich dem Tode ins Auge schaut, erklärt, er möge aus diesem Kriege nicht heimkehren, wenn er nicht mit deutschen Groberungen endet, so hält mich die Hoch⸗ achiung ver diesem Manne ab, ihm die nötige Einsicht abzu⸗ ist es bei den ännern, die Kriegsziel