1917 / 265 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 07 Nov 1917 18:00:01 GMT) scan diff

neur hob in seiner Erwiderung hervor, daß die 18 isch⸗ ungerischen Behötden sich mit allen Kräften bemühen,

des Jandos zu fördoern und den Poden för die künftige volnische Regierung voczubereiten. Der Generalgouverneur wies auf die Bernachlässigung des Landes durch mehr als hundert Jahre der russischen Wirtschaft und auf die kulturellen Leistungen der letzten Jahre bin, die durch die Besetzungsbehörden im Verein mit der einheimischen Bevölkerung so erfreuliche Erfolge zeitigten. Die Rede res Generalgouverneurs wurde mit großem Beifall aufgenommen. Auf eine Ansprache des Sprechers der israelitischen Kustusgemeinde versicherte der Generalgouverneur, daß die jüdische Bevölkerung volle bürgerliche Gleichberechtigung geni ße, jedoch mit allen Kräften bdeftrebt sein müsse, sich als vollwertige Bürgerschaft des polnischen Landes zu bewähren, dem sie seit Generationen Der älteste der beim Brückenbau beschäftigten einheimischen Werk⸗ meister namens Reszke bielt an den Generalgouverneur eine polnische Ansprache, in der er dankbar der großen Wohltaten gedachte, die seit dem Bestande des österreichisch⸗ungarischen Generalgouvernements durch solche großen Unternehmungen Abertausenden der darbenden Bevölkerung erwiesen werden, und erklärte, daß es ihm als Einheimischem eine besondere Genugtuung sei, dem Generalgouverneur auch die großen Leistungen der dortigen Arbeiter beim Bau der Brücke feierlich zu über⸗ geben, deren Vollendung der LCSEEE Monarchie und den österreichisch⸗ungarischen Behörden m besonderer Ehre gereiche, die allerorten keine Auslagen scheuten, um in dem besetzten Teile Polens alte Verkehrsstraßen instand zu balten und neue zu errichten. Der Werkmeister bat den Generalgouverneur, er möge Polen nach dem Muster der Zentralstaaten einrichten, woser ihn die polnischen Geschlechter durch Jahrtausende segnen würden. Der Generalgouverneur erwiderte, es bereite ihm eine geonz besondere Genugtuung, aus dem Munde eines Mannes aus dem Volke dieses Lob der österre chisch⸗ungarischen Behörden ver⸗ nommen zu baben, die immer bestrebt gewesen seien, die Bevölkerung des besetzsen Gedietes dahin zu bringen, doß sie ihr neues Vaterland selbständig erbauen lerne und auf eigenem Boden mit eigener Hand sale Die neuerbaute Brücke, ein Meisterwerk westlicher Kultur, teche grell ab von der Vernachlässigung der Verkehrewege, wie sie die österreichisch⸗ungarischen Behörden hier angetroffen hätten. In kaum drei Jahren sei nunmehr die dritte große Brücke über den Weichselstrom geschlagen worden. Der Generalgouverneur hob besonders den erzieherischen Wert so großer Bauten hervor, die die einheimischen Arbeiter mit den neresten Errungenschaften westlicher Kultur bekanntmachten, und mit den Worten: „Nur auf diese Weise könnt Ihr durch Selbsterziehung selbständig werden und Euer Vaterland auf jene Höhe bringen, zu der wir Euch emporführen wollen.“ Stuͤrmische Kundgebungen folaten den Worten des General⸗ gouverneurs.

Lyon, 6. November. (W. T. B.) „Dépeche de Lvon“ meldet aus Brest: Der Schleppdampfer „Atlas“ ist in der Nähe der Hafeneinfahrt mit dem englischen Kohlendampfer „Me⸗ roddio zusammengestoßen. 25 Mann von der Besatzung des „Meredd!o“ werden vermißt.

Skopie, 5. November. (W. T. B.) Der beashsssg der deutschen Gäste gestaltete sn. in Skople, im Herzen Mazedoniens, besonders erhebend. Die Bevölkerung der Stadt und der umliegenden Dörfer begrüßte sie warm. Wahrend ibres ganzen Aufenthaltes in di ser Hochburg des bulgarischen Nattonalgeistes dewunderten die Gäste besonders öje künstlerischen Trachten der Bulgaren dieser Gegend. Der Generalgouverneur Toscheff behberbergte sie im Regierungs⸗ gebäude, wo ihnen ein Festmahl gegeben wurde. Gestern abend veranstaltete die Stadtgemeinde zu ihren Ehren ein Festmahl, an dem die angesehensten Bürger der Stadt teilnahmen.

Handel und Gemwerbe.

Die 7. Kriegsanleihe wiederum eine Volksanle he.

Das Zeichnungsergebnis der 7. Kriegsanleihe setzt sich, wie „W. T. B.“ meldet, nach den neuesten Meldungen aus 5,2 Millionen Einzelzeichnungen zusammen, gegen 6,8 Millionen bei der letzten Frühjahrsanleihe. Dieser Rückgang hat nichts Auffallendes an sich, da bekanntlich die Stückzahl der Zeich⸗ nungen bei den Herbstanleihen immer hinter der der Frühjahrs⸗ anleihe zurückzubleiben pflegt. Die Gründe hierfür sind nicht schwer zu erraten. Erfahrungsgemäß schreitet die Kapitalbildung im Sommer, deren Auswertung die Herbstanleihe bringt, gerade in den Kreisen der kleineren Zeichner nicht in dem⸗ selben Maße fort wie in den Wintermonaten, die in der Regel erst dem Landwirt den Erlös seiner Ernte zur Ver⸗ fügung stellen und auch anderen breiten Schichten der Bevölke⸗ rung größere zum Sparen geeignete Summen (Weihnachts⸗, Abschlußzuwendung, Gewinnanteile usw.) bringen. Diese können naturgemäß erst bei der Frühjahrsanleihe in die Er⸗ scheinung treten. Immeryin ist dieses Mal beachtenswert, daß das Verhältnis der Stückzahlen von der 7. zur 6. Anleihe 77 vH beträgt, während bei den entsprechenden Anleihen des Vorjahres (also von der 4 zur 5.) die Verhältniszahl 72 vH betrug, das ist also ein Rückgang von nur 23 vH gegenüber 28 vH im Jahre 1916. Mit vollem Recht kann daher die neue Kriegsanleihe wiederum den Anspruch auf den Ehrentitel einer Volksanleihe erheben.

Einzelheiten zur 7. Kriegsanleihe.

Wie der Präsident des Reichsbankdirektoriums bereits in der Sitzung des Zentralaus chusses der Reichsbank vom 30. v. M. aus⸗ gefuhrt hat, beträgt das bi herige Ergebnis der 7. Kriegsanleihe rund 12 458 Millionen Mark. Da die Feldzeichnungsstellen Zeichnungen noch bis zum 20. November d. F. entgegennehmen, ferner noch Meldungen aus dem neutralen Auslande ausstehen, dürfte dat FF Ergebnis den Betrag von 12 ½ Milliarden Mark übersteigen.

Bei den verschiedenen Gruppen der Vermittlungsstellen wurden

eichnst: Sct In Millionen Mark: 3 bei der Reichsbank . bei den Banken und Bankierzs. . 8 bei den Sparkassen . 1 bei den Lebensversicherungsgesellschaften. . bei den Kreditgenosser schaftte.. . bei den Postanstalten.. 8

1 Zusammen 12 458 Von dem Gesamtergebnis von

12 458 Millionen Mark entfallen auf

5 % Reichsanleihestücke. 1 3 655,5 Millionen Mark auf Schuldbucheintragungen mit Sperre bis

zum 15. Oktober 1918.. 1“ Se 8 8.

azf 4 ½ % ige Reichsschatzanweisungen.. 1 Millor ea Marĩ

b An ölteren Kriegsanleihen wurden zum Umtausch in 4 ½ % ige Schatzanweisungen der 7. Kriegsanleihe angemeldet: 115 364 800 ℳ. Diese 115,3 Millionen Mark sind in der obigen Gesamtsumme nicht einbegriffen.

Durch die einmätige Beteiligung aller Bevölkerungsschichten ist auch die 7. Kriegsanleihe wiederum zu einer Volksanleihe geworden. Dies tritt deutlich zutage, wenn man die Zahl der Zeichnungen nach der Höhe der gezeichnet träge zusam Ut

ie Hebung

Es sind insgesamt eingegangen: 1

1 Stückzahl über insgesam t Zeichnunge

23 283 42 208 088 060

693 750 586 613 530 796 198 364 7 4861 217 350 233 522 887 567 880 100 781 817 813 460 42 722 697 429 400 1 188 878 400 1023 848 100 2 092 039 782 1 129 854 946 3 145 616 933

2E57 v25

300

600

1 100

2 100

5 100

10 100

20 100

50 100

—. 100 100 500 100 über 1 000 000

In der gestrigen Aufsichtsratssitzung der Directlon der Disconto⸗Gesellschaft, Berlin, wurde lat Meldung des W. T. B.“ auf Antrag der Geschästsinhaber beschlossen, emer auf Montag, den 10. Dezember 1917, einzuberufenden außerordentlichen Generalversammlung den Vorschlag zu unterbreiten, das Komman⸗ bitkapital um 10 000 000 vom 1. Januar 1917 ab gewinn⸗ anteilberechtigter Kommanditanteile zu erböhen und eine von den Ge⸗ schäftsmhabern mit dem Magdeburger Bank⸗Verein vereinbarte Verschmelzung auf der Grundlage herbeizuführen, daß das gesamte Vermögen des Magdeburger Bank⸗Vereins als Ganzes ohne Liquidation gegen Gewäbrung von 10 200 000 mit Gewinnanteilberechtigung vom 1. Januar 1917 ausgestatteten Kommandttanteilen übernommen wird, so daß auf je 6000 des 17 000 000 betragenden Grundkapitals des Magdeburger Bank⸗Vereins 3600 Diskontokommanditanteile entfallen. Der Aufsichtsrat genebmigte ferner die von den Ge⸗ schäftsinhabern mit der Westfälisch⸗Lippischen Vereinsbank X.,G. in Bielefeld, mit der Westdeutschen Vereins⸗ bank Kommandit⸗Gesellschaft auf Aktien ter Horst & Co. in Münster i. W., dem Gronauer Bankverein Ledeboer ter Horst & Co. in Gronau und dem Rheiner Bankverein Ledeboer, Drießen u. Co. in Rheine i. W. getroffenen und von den Aufsichtsräten derselben genehmigten Vereinbarungen, wonach das Vermoͤgen auch dieser Ge⸗ ellschaften, von denen die drei letztgenannten untereinander in enger erbindung stehen, als Ganzes ohne Liquidation auf die Dis⸗ conto⸗Gesellschaft aegen Gewährung von Kommanditanteilen übergehen soll, sobald diese Verschmelzurg von den zu di⸗sem Zwecke alsbald einzuberufenden Genealversammlungen aefhmncht sein wird. Hierbei soll den Alkttonären der esꝛfälisch⸗ Lirpischen Vereinsbank, die über ein Aktienkapftal von 7 050 000 verfügt, ein Umtausch im Verhältnis von 2:1 angeboten werden; den Attionären der Westdeutschen Vereins⸗ bank, die über ein Aktienkapttal von 2 250 000 verfügt, ein solcher im Verhältnis von 2:1 und eine Barzahlung von 10 vH ihres Aktienbesitzes; den Aktionären des Gronauer Bankvereins, der ein Aktienkapital von 800 000 besitzt, ein solcher im Verbältnis von 5:23 und eine Barzahlung von 10 vH ihrez Aktienbesitzes und den Aktionären des Rheiner Bankvereins, der ebenfalls ein Aktienkapital von 800 000 besitzt, ein solcher im Verhältais von 5:3, wäh end die Geschäfs mhaber der drei letztgenannten Kommanditgesellschaften auf Aktien für ihre Kapitalbeinlagen durch besondere Vereinbarung abgefunden werden. Unter Berücksichtigurng der Aktienbestände, welche die Disconto⸗Besellschaft sich gesichert hat, ermäßtat sich der zur Durch⸗ führung dieres Umtausches aller vorerwähnten Aktien erforderlich⸗ Betrag an Kommanditanteilen dergestalt, daß die Erhöhung des Kommanditkapitals der Disconto⸗Gesellschaft auf 10 000 000 be⸗ arenzt werden konnte. Die Genehmigung der Regierung zu dieser FSSSee. wird beantragt werden. Die neu auszugebendern Kommanditanteile dienen lediglich zum Umtausch, so daß eine In⸗ anspruchnahme des Kapitalmarktes nicht stattüündet. Der aus diesen Veischmelzungen sich ergedende Gewinn wird den offenen Reserden der Disconto⸗Gesellschaft zugeführt werden. Der Generaiversammlung soll die Zuwahl des Herrn Geb. Kommerzienrats Wilhelm Zuck⸗ schwerdt, Mitglied des Perrenhauses, in Magdeburg in den Aufsichts⸗ rat der Disconto⸗Gesellschaft in Vorschlag gebracht werden Die Leitung der an die Stelle der Banken tretenden Zweigniederlossungen der Disconto⸗Gesellschaft wird in den bisherigen Händen verbleiben.

Die Graz⸗Koͤflacher Eisenbahn veremnahmte im Sep⸗ tember 1917: 365 511 Kronen (September 1916: 351 005 Kronen). Vom 1. Januar bis 30. September 1917: 2 894 981 Kronen (1916: 3 057 441 Kronen. Die Einnahmen für Januar bis Mai 1917 sind endecrh die Einnahmen für Juni bis September 1917 vorläufig ermittelt.

Die am 3. November abgehaltene Generalversammlung der Bank für Orientalische Eisenbahnen, Zürich, bat den Ge⸗ schäftsbericht des Verwaltungsrats für das Geschästejahr 1916/17 entgegengenommen, die ihr vorgelegte Bilanz und Gewinn⸗ und Ver⸗ lustrechnung zum 30. Juni 1917 gutgeheißen und den Antrag des Verwaltungsrats, den Reingewinn von 106 613,09 Fres. ohne Aus⸗ schüttung eines Gewinnantells auf neue Rechnung vorzutragen, ge⸗ nehmigt.

Brüssel, 6. November. (W. T. B.) Ausweis des Noten⸗ departements der Socisté Générale de Belgique vom 31. Oktober (in Klammern vom 25. Oltober). Aktivo. Metall⸗ bestand und deutsches Geld 29 377 366 (28 533 707) Fr., Gut⸗ haben im Auslande 448 360 323 (447 127 106) Fr., Darlehen gegen Guthaben im Auslande 91 078 894 (91 055 586) Fr., Darlehen gegen Schatzscheine der belgischen Provenzen gemäß Artikel 6 Fier 7 der Vorschriften) 480 000 000 (480 000 000) Fr., Wechsel und Schecks auf belgische Plätze 93 696 202 (92 987 843) Fr., Darlehen gegen inländische Wertpaviere 2 667 962 (2 676 562) Fr., sonstige Akripen 24 984 662 (25 156 535) Fr., zusammen 1 170 165 409 (1 167 537 339) Fr. Passiva. Betrag der umlaufenden Noten 1 045 924 639 (1 048 110 883) Fr., Ziroauthaben 85 653 811 (83 872 983) S1 sonstige Passiven 35 586 959 (35 553 473) Fr., zusammen 1 170 165 409 (1 167 537 339) Fr.

Boͤrse in Berlin

vom 7. November Geld Brief

307 ½ 232 ½ 259 2³³ 155

64,30 81 ¼

8 6 8 f ür

New Pork 1 Dollar olland 100 Gulden änemark 100 Kronen

Schweden 100 Kronen

Norwegen 100 Kronen

Schweiz 100 Franken

Wien⸗

Budapest 100 Kronen 64,20 Bulgarien 100 Leva 80 Konstanti⸗

nopel 100 Piaster 20,35 20,45 20,45 20,55

a und Barcelona 100 Pesetas 184 ½ 125 ½ 184½4 135

Die Börse stand heute unter dem Eindruck der schwächeren Wiener Börsenberichte, die hier inebesondere auf die diesem Einflusse unterliegenden Werte wie Türkische Tabakaktien und Orientbahnaktien einen Deuck autübten. Daburch wurde auch der übrige Markt mehr „der eniger in Mttleidenschaft gezogen, der irfolgedessen im allge⸗ meinen schwächer lag. Der Schluß war ziemlich behanptet.

8

307 ½ 232 I 233

155 ½

155 ½ 155 ½

64,20 64,30 80 ¾ 81 ¾

Kursberichte von auswärtigen Fondsmärkten.

Wien, 6. November. (W. T. B.) Der Börsenverkehr gostaltete sich weitaus ruhiger als gestern. Die Stimmung war an⸗ fangs wieder gedrückt, da neuerliche Lösungen vorgenommen wurden und entsprechende Nachfrage fehlte. Sowohl in der Kulisse wie im Schranken erfuhren die Kurse einen weiteren empfindlichen Rückschag; späterhin bewirkten örtliche und Budapester Rücktäufe in Verbindung mit der Nachricht über die Besetzung von Cortina d'Ampeno durch die österreichischen Truppen eine Erholung, die sich indeß auf die Kulisse beschränkte, während die Haltung des Schrankens andauernd schwach blieb. Unter anderen Werten haben türkische Werte Einbußen erlitten.é Der Anlagemarkt verharrte bei ruhigem Verkehr in un⸗ verändert fester Haltung.

Paris, 6. November. (W. T. B.) 5 % Französische Anleihe 87,55, 3 % Französische Rente 60,25, 4 % Span. ußere Anleihe 112,35, 5 % Russen von 1906 65,05, 3 % von 1896 —,—, 4 % Türken unif. —,—, Suei⸗Kanal 4650, Rio Tinto 1880.

Amsterdam, 6. November. (W. T. B.) Tendenz: Ruhig. Wechsel auf Berlin 32,05, Wechsel auf Wien 20,00, Fesse Schweiz 51,00, Wechsel auf Kopenhagen 81,25, Wechsel auf Stockholm 97,00, Wechfel auf New York 226,50, echsel auf London 10,77 ½, Wechsel auf Paris 39,75. 5 % Niederländische Staatsanleihe 100 , Obl. 3 % Niederl. W. S. 71 ⅞, Königl. Niederländ. Petroleum 563 ½, Holland⸗Amerika⸗Linie 426 ½ Niederländ.⸗ Indische Handelsbank 249, Atchison, Topeka u. Santa F6 93, Rock Jsland —, Southern Pacific 89 ½, Southern Railway 23ꝛ, Unton Pacific 121, Anaconda 134, ÜUnited States Steel Gorp. Franzoͤsisch⸗Englische Anleihe —,—, Hamburg⸗Amerika

n 2 a5b

New Pork, 5. November. (W. T. B.) (Schluß.) An der Effektenbörse setzten sich heute die dn eh.he Lösungen ange⸗ sichts der unbefriedigenden Nachrichten aus Europa weiter fort. Der Druck der Abgaben wurde noch durch ungünstige Sewinnanteilgerüchte erböht. Zeitweilig bewirkten trilweise Rückkaufe eine leichte Erholung, doch vollzog sich der Schlußverkehr bei erheblich niedrigeren Kursen in matter Laktnog. Umgesetzt wurden 1 170 000 Aktien. Tendenz für Geld: Stetig. Geld auf 24 Stunden Durchschnittssatz 4, Geld auf 24 Stunden letztes Darlehen 4, Wechsel auf London (60 Tage) 4/71,50, Cable Transfers 4,76,45, Wechsel auf Paris auf Sicht 5,75,50, Wechsel auf Berlin auf Sicht —,—, Silber in Barren 87 ¼, 3 % Northern Pacisic Bonds —, 4 % Berein. Staat. Bonds 1925 —,—, chison Topeka u. Santa F6 85, Baltimore and Ohio 50 ¼¾, Canadian Pacific 134, Chesepeake u. Ohio 45, Chicago, Milwaukee u. St. Paul 39 ¼, Denver u. Rio Grande 5 ¾ Illinois Central 93 ½, Louisville u. Nashville 114, New Yort Tentral 66 t, Norfolk u. Western 100 ½, Pennsylvania 48 ⅞8 Reading 61†, Southern Pacific 79 ½, Union Pacifie 110 ½, Anaconda e- 53 ½, United States Steel Corporation 92, do.

Kursberichte von auswärtigen Warenmärkten.

Liverpool, 5. November. (W. T. B.) Baumwolle. Ums⸗ 4000 Ballen, Einfuhr 4300 Ballen, davon 1800 Ballen ameri⸗ kanische Baumwolle. Für Januar 21,02, für Februar 20,90.

Bradford, 5. Novemher. (W. T. B.) Wollmarkt. Das private Geschäft am Wollmarkt ist ruhig in der Erwartung des bezüglich des Grundes um die Versorgung des Zivil⸗ bedarfs.

Amsterdam, 6. November. (W. T. B.) Oele notillos.

New York, 6. Noyember. (W. T. B.) (Schluß.) Baumwolle loko middling 28,90, do. Noybr. 28,41, do. für Dezember 27,41, do. für Januar 26,74, New Orleans do. loko middling 27,38, Peiroleum resined (in Cases) 15,50, do. Standard white In New YVork 10,45, do. in Tanks 5,50, do. Credit Balances at Oil City 3,50, Schmalz prime Western —,—, do. Rohe & BBrotbers —,—,

ucgeer Zentrifugal —,—, Weizen Hard Winter Nr. 2 226, Mehl

Spring⸗Wheat elars (neu) 10,15 10,25, Getreidefracht nach Liver⸗ pool nom., Kaffee Rio Nr. 7 loko 8 ⅜, do. für Dezember 7,16, do. für Januar 7,24, do. für März 7,40, Zinn —,—.

(Cortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Theater. 3

Königliche Schauspiele. Donnerst.: Opernhaus. 242. Dauer⸗ bezugsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Violanta. Oper in einem Akt von Hans Müller. Musik von Erich Wolfgang Korngold. Mustkalische Leitung: Herr Generalmusikdirektor Blech. Spielleitung: Her Dr. Bruck. Hierauf: Der Ring des Polykrates. Heitere Oper in einem Akt frei nach dem gleichnamigen Lustipiel ves H. Teweles. Musik von Erich Wolfgang Korpgold. Musikalische Leitang: Herr Generalmusekdirektor Blech. Spiel⸗ leitung: Herr Dr. Bruck. Anfang 7 ½ Uhr.

Schauspielhaus. 245. Dauerbezugsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Nathan der Weise. Dramatisches Gedicht in fünf Aafzügen von Lessing. Spielleitung: Herr Dr. Bruck.

Anfang 7 Uhr.

Freitag: Opernhaus. 243. Dauerbezugsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Rappelkopf. (Berliner Fassung von „Alpenkönig und Menschenind“.) Oper in drei Aufzügen nach F. Raimund von Richard Batka. Musik von Leo Blech. Anfang 7 ½ Uhr.

Schauspielhaus. 246. Dauerbezugsvorstellung. Die Jour⸗ nalisten. Luftspiel in vier Aufzügen von Gustav Freytag. Spiel⸗ leitung: Herr Oberspielleiter Patry. Anfang 7 Uhr.

Familiennachrichten.

Verlobt: Fr. Dorothea von Reisner, geb. Seeliger, mit Hrn. Rilt⸗ meister d. R. Walter Frhr. von Richthofen (Heidertsdorf, Kr. Nimpisch z. Zt. Leipitz, Kr. Nimptsch).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Domkapitelverwalter, Major a. D. von Derschau (Brandenburg a. H.). Hrn. Grafen Kalckreuth

(Cassel). Zwei Söhne: Hrn. Erich Wendenbur (Schloß 8 -D. ,n Eine Tochter: Hru. Reg⸗Baumeister Ewig 1 St. endel).

Gestorben: Hr. Major und Kämmerer a. D. Heinrich Graf Malatuschka (Schloß Gr. Hoschütz). Hr. Oberstleutnant Oscar Schaubert (Obernigt). Hr. Gerichtsassessor Gerhard Wagner (Koniusberg †. Pr.). Hr. Stabsarzi d. R., Professor Dr. Paul

pemer (Gceifswald). Fr. Oberstleutnant Luise Gräfin Kiemansego, geb. de Marées. Fr. Oekonomierat Hermine Kuba (Sodow). 88

Verantwortlicher Schriftleiter: Direktor Dr. Tyrol, Charlottenburg⸗ Verantwortlich für den Anzeigenteil: Der Vorsteher der Geschäftsstelle, echnungsrat Mengering in Berlin.

6“ 1 198 engerinc) in Berlin. bruck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagsanstalt, Berlin, Wilhelmstraße 32, 89. g h6.

24Kg —-—

Drei Veilagen⸗

zum Deutschen Reichsanzei

Oesterreich⸗Ungarn.

Die gestrige Sitzung des österreichischen Abgeord⸗ neten hauses wurde vom Präsidenten, wie „Wolffs Tele⸗ graphenbüro“ meldet, mit folgender Ansprache eröffnet:

In der letzten Sitzung des Hauses hatte ich Gelegenheit, die Hoffnung und den Bzunsch auszudrücken, daß die E folge unserer heidenmütigen Heere sich weiter ausgestalten möcen. Dieser Wunsch ist in einem wider alles Erwarten ausfallenden Maße in Erfüllung gegangen. (Lebhafter Beifall und Händeklatschen.) Gemeinsam mit den tapferen verbündeten Heeren haben unsere Armeen das Küsten⸗ land und Kärnten von der feindlichen Invasion befreit und unsere siegreichen Fahnen tief in Feindesland getragen. (Stürmischer Beifall und Händerlaischen.) Nach den mir zugegangenen Mitteilungen haben v weitere Erfolge erzielt. Ich habe soeben die folgende Nach⸗ richt erhalten:

Im Auftrage Seiner Exiellenz, des Chefz des Generalstabes, beehre ich mich, Euer Hochwohlgeboren die Mitteilung zu machen, daß die Verbündeten den Tagliamento überall überschritten haben und daß der Feind die ganze Dolomitenfront vom Kreuzberg bis über den Rollebach hinaus räumen mußte. (Stürmischer Beifall und Händeklatschen.) Unsere Truppen sind in Cortina d'Amperzo und San Martino di Castrozza eingerückt. Seine Majestät der Kaiser und König wohnte dem Tagliamentoübergang bei Codroipo bei. Für den Chef des Generalstabes:

Freiherr von Waldstätten, Generalmazjor.

(Stürmischer, immer erneuter Beifall und Händeklatschen.)

Ihr Beifall beweist die hohe Freude, die wir alle über die Erfolge unserer siegreichen Armeen empfihden, die unter der unmittel⸗ baren Oberleitung Seiner Majestät des ze dersten Kriegsherrn stehen. Nicht allein können wir uns über die Waffenerfolge freuen, wir können uns vor allem auch darüber freu daß die Aussichten für den Frieden stärker geworden sind (lebhaftek Beifall), daß der einstige Verbündete, der nach schmählichem Treubruch durch mehr als zwei Jahre unsere südlichen Grenzen hart bedrängt bat, hoffentlich bald aus der Liste unserer Gegner gestichen sein wird, und wir so dem beiß ersehnten, ebrenvollen Frieden näherkommen. Ich hitze um die Ermächtigung, Seiner Majestät unsere Glückwünsche im Drahtwege übermitteln zu dürfen. (Lang anhaltender, lebhafter Beifall und Händeklatschen.)

Der Präsident bringt dem Hause zur Kenntnis, daß an⸗ läßlich der siegreichen Offensive der verhündeten Armeen gegen Nalien der Präsident des Deutschen Reichstages sowie der Präsident der Sobranje bundesfreundliche Grüße und Glück⸗ wünsche des Deutschen Reichstages bezw. der Bulgarischen Kammer telegraphisch zum Ausdruck gebracht haben, und er diese Kundgebungen gleichfalls telegraphisch im Namen des Hauses dankend erwidert habe. 8

In einer Zuschrift des Ministerpräsidenten wird von der Einberufung der Delegationen auf den 3. Dezember d. J. Mitteilung gemacht und um Vornahme der Delegations⸗ wahlen ersucht. Der Präsident erklärt, er werde die Wahlen in dee Delegation auf die Tagesordnung einer der nächsten Sitzungen stellen.

Das Haus erledigte sodann eine dringende Anfrage des tschechischen Sozialdemokraten Winter, der sich darüber be⸗ schwerte, daß 31 Arbeiter der Prager Ringhoffer Fabrik wegen Verbrechens der Meuterei und Subordinationsverletzung ver⸗ urteilt seien.

Der Landesverteidigunge minister Czapp wies darauf hin, daß die Entscheidung des Obersten Landwehrgerichts über die eingetegten Rechtsmittel noch ausstehe. Er müsse den größten Wert darauf legen, daß auch der bloße Schein einer Beeinflussung der Militärgerichte vermieden werde. Trotz des Pflichteiters der Arbeiter hätten immer schwierigere Lebensverbältnisse und damit zusammenhängend Lohnfragen in letzter Zeit zu Ausständen gefuhrt, welche im Interesse der steigenden Leistngsfähigkeit der Kriegsbetriebe eine allmähliche Aufstellung von Landsturmarbeiterabteilungen notwendig machten.

Das Haus begann sodann die Verhandlungen des Berichts des sozialpolitischen Ausschusses, betreffend die Kaiserliche Ver⸗ ordnung wegen Bewilligung von Ausnahmen der Vor⸗ schriften über Sonntagsarbeit und Lohnzahlung beim Bergbau.

Der Aäb itsminister Homan sprach sich gegen die Einführung von Mindestlöhnen aus, die unter den gegenwärtigen Verhältnissen zu den bedentlichsten Folgen führen könnten, namentlich angesichts des steten Rückganges der Leistungen der Bergarbeiterschaft, trotz deren tteuer, opferwilliger und hingebungsvoller Arbeit. Der Minister erörterte eingehend die Frage der Kohlenversorgung und stellte fest, daß Oesterreich auch durchhalter könne und werde, wenn die Bevölkerung bierbet Hilfe leiste. (Lebhafter Beifall.)

h. sdie nächste Sitzung wurde auf Freitag, den 9. November, gesetzt. Großbritannien und Irland. Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Balfour

serklärte vorgestern im Unterhause, wie „Wolffs Telegraphen⸗

büro“ meldet, er hoffe, daß die Beratung der Verbündeten, die sich mit der Fortsetzung des Krieges beschäftigen werde, Mitte November stattfinden werde. Im Augenblick könne er keine Mitteilungen über die Kriegsziele machen. Er hoffe, daß bei der russischen Regierung kein Mißverständnis bezüglich des Zwecks der Beratung herrsche. Auf die Anfrage des Abgeordneten Hunt, ob die Matrosen des britischen Unterseebootes „E. 17“, das vor einiger Zeit auße halb der niederländischen Gewässer gestrandet sei, in Holland interniert worden seien und ob das deutsche Untersee⸗ büt, das seinerzeit in Holland interniert sei, ebenso wie seine Besatzung wieder freigelessen worden wäre, erwiderte Balfour: Dite erste Frage fönne er bejahen. Was den zweiten Fall be⸗ reffe, so seien die deutschen Matrosen freigelassen worden, weil die nede ländische Regierung nach einer Untersuchung vor dem inter⸗ nafionalen Gerichtshof entschieden habe, daß das Unterseeboot zu Un⸗ echt internlert worden sei. Die Gründe für die Fretlassung des deutschen Unterseebvotes seien der britischen Regterung gegenüber nicht genügend aufgeklärt worden und die ganze Angelegenheit werde im Susammenhang mit dem Falle des „E. 17“ weiter erwogen. Im Laufe der Besprechung über eine friedensfreund⸗ iche Entschließung, die Lees Smiths und Ramsay Scs eingebracht hatten, sagte der Staatssekretär Nach seiner Ansicht trügen Erörterungen dieser Art wenig zur Erreichung eineg hgt ehne und nn alichis baldigen Friedens bei. Der Hauptinhalt der Ausführungen der vorangegangenen Redner sei

gewesen, daß das Land im Kriege festgehalten würde zu dem Zweck, Elsaß⸗Lothringen an Frankreich zurückbringen. Das bedeute ein⸗ vollstuͤndige Verkennung der allgemeinen Ansichten der gegen⸗ wärtigen und der vorbergehenden Regierung und des Landes in seiner Gesamtheit birsichtlich der riegeziele. Anscheinend wünschten die Fri densfreunde den Krieg solange fortzusetzen, bis jedes Land demokratisiert set. (Zastimmung und Gelächter.) Sie wünschten, daß der Krieg als Mittel gebraucht werde, um die demornatische Regierungsform auf alle europälschen Sigaten auszudehnen. Ramsay Maczonald habe die deutschen Sozialisten als Beweis dafür an⸗ geführt, daß nichts Deutschland gegen seine gegenwärtigen Feinde mehr einigen könne als der Gedanke, daß die letzteren deabsichtigten, ihm gegen seinen Willen eine Regierungs form aufzuzwingen, die seine Feinde, aber nicht Deutschland zufällig bewunderten. Balfour sagte weiter, er sei einer von den⸗ jentgen gewesen, die leivenschaftlich gewünscht hätten, daß die fretheit⸗ lichen Einrichtungen über ganz Europa ausgedehnt würden, aber er habe niemals geglaubt, daß es klug orver möglich für ein Land mwäre, einem anderen Lande vorzuschreiben, unter welcher Regierungsform dies Land leben solle. (Zustimmung.) Lees Smiths habe die Re⸗ gterung angegriffen, weil sie ihre Kriegsztele so weit gespannt habe, daß diese jede Art von Zielen in sich einschlössen, an welchen England ein sehr geringes, unmittelbares Interesse hätte, und er habe dem Hause zu verstehen gegeben, er besitze glaubn ürdige Mit⸗ teilungen darüber, daß die Verbündeten durch einen geheimen Ver⸗ trag gebunden wären, Frankreich oder einem unabhängigen Staat den tatsächlich deutschen Teil Deutschlands auf dem linken Rbeinufer auszuhändigen. Das set vollständiger Unsinn. Es bestünde kein derartiger Vertrag, noch dächte er, daß irgend ein solcher Vertrag be⸗ standen habe. Es sei bedauerlich, daß Lees Smiths ein solches Argument gebraucht habe, das natürlich in Deutschland ohne den Widerspruch wiederholt werden würde (Zustimmung) und das zur Grundlage hätte, daß die Ziele der Verbündeten nicht diejentgen wären, die sie laut verkündeten, nämlich die Befreiung der kleinen Völker und die möglichst baldige Schaffung von Verfassungs⸗ zuständen in den europäischen Staaten, die, soweit als möglich, im Einklang mit den Wünschen ihrer Bewohner stünden. Aber ein an⸗ erkannt deutsches Gebiet wegzunehmen und 7s vom Deutschen Reiche loszureißen, das sei niemals das Ziel der Verbündeten gewesen. Es sei nicht das Ziel der Verbündeten und kein Vertrag, welcher sie zusammenbinde, habe für einen Augenblick angeregt, daß es ein Ziel wäre, wofür die Verbündeten kämpfen müßten. Man könnte aus den gehaltenen Reden schließen, daß die Regterung plötzlich zu dem Schluß gekommen sei, daß von allen erkläͤrten Kriegszielen Elsaß⸗ Lothringen eine besondere St⸗llung einnehme und nicht im Zusammen⸗ hange stünde mit irgendwelchen anderen Kriegszielen. Natürlich wünschen wir die Rückerstattung Elsaß⸗Lothringens“, fuhr Balfour fort, „dafür kämpfen wir zweifellos, aber nicht dafür allein, noch nimmt es unter den Kriegszielen eine besondere Stellung ein“.

Rußzland.

Ein Erlaß der Regierung beurlaubt aus Gesundheits⸗ rücksichten den Kriegsminister Werchowsky auf unbestimmte Zeit und entbindet ihn gleichzeitig von seinem Amte. Der General Manikowsky, der Gehülfe des Ministers, wurde zum vorläufigen Stellvertreter des Ministers ernannt unter der allgemeinen Leitung des Mmnisterpräsidenten Kerensky.

EEö Meldung der „Petersburger Telegraphenagentur“ stimmte die Regierung den Gesetzentwürfen über die politi⸗ schen Beziehungen zwischen Rußland und Finnland und ihrer Prüfung durch den Landtag zu. Die Gesetze be⸗ stimmen, daß Finnland in seinem Gebiete mit Rußland ver⸗ einigt bleibt, aber unter eigener gesetzgebender und Regierungs⸗ gewalt. Finnland ist Republik und hat einen eigenen Präsidenten und einen eigenen Ministerrat. Die Minister, die sich mit Kriegs⸗ und Friedensfragen befassen, sind gemeinsam für Rußland und Finnland. Verträge mit fremden Ländern werden durch die duffische Regierung geschlossen.

—,Das Vorparlament setzte die Aussprache über die äußere Politik fort. Ueber den Verlauf der Sitzung be⸗ richtet die oben genannte Telegraphenagentur wie folgt:

Der Fuͤhrer der Partei der populären Sozialisten Priesche⸗ konow erklärte, es sei zweckmäßig, die Verbündeten aufzufordern, ihre wirklichen Kriegsziele genau zu bezeichnen und der Welt zu sagen, daß sie nur einen Verteidigungskrieg führen. Wenn die Feinde oies anerkennten und ihre Zustimmung gäben, die Grundbedingungen der Verbündeten anzunehmen, dann könnte man ihnen vorschlagen, in Friedensverhandlungen einzutreten. Darauf sprach der zukünftige Vertreter der russischen Demokratie auf der Pariser Tagung Sko⸗ belew. Er knüpfte an das historische Datum des 12. März an und zog den Trennungsstrich zwischen der auswärtigen Politik des neuen und des alten Rußlands. Die Fahne des ersteren hätte die Jaschrift: Eroberungen, die des zweiten: Verteidigung. Die alte Regierung erstrebte die Verlängerung des Krieges, die neue ent⸗ faltete Eifer für sofortigen Friedensschluß. Das Programm der revolutionären Demokratte vom 27. März sei von der Reaterung angenommen worden und lege ihr gebleterisch die Notwendig⸗ keit, eine neue Politik einzuleiten, auf. Unglücklicherweise, so fagte Skobelew, mache der Minister des Aeußern, der Miljukow ersetzt hat, keine genügend kräftigen Aastrengungen, die russische Politik in diesem Sinne zu ändern. Der Redner erklärte es für sehr gefährlich, daß der erste und wichtigste Teil der demokratischen Friedensformel, namentlich ihre sofortige Verwirklichung, in Vergessenheit geraten sei. Die zussische Demokratte erachte den Krieg niemals als Quelle der Zivilisation, sondera suche immer die durch den Krieg aufgeworfenen Fragen im Geiste der Zivilisation zu lösen. Sofort nach Kriegsende müßten wir allen unterdrückten Ländern die Versicherung gegeben werden, daß das alte Rußland, dessen Re⸗ gimenter die polnischen Aufstände und die ungarische Re⸗ volution 1848 unterdrückten, nicht mehr vorhanden sei. Alle im Kriegeverlauf entstandenen Fragen, so erklärte ferner Skobelew, muüßten im Sinne der russischen Demoklatte und in⸗ folgedessen in dem aller Demokratien der Welt gelöst werden. Das Miverständnis über die belgische Frage sei durch die Anweisung des Arbeiter⸗ und Soldatenrat; entstanden; es sei aber aufgeklärt und die darüber vom Arbeiter⸗ und Soldatenrat gegebenen Erklärungen gäben dem belgischen Gesandten volle Genugtuung. Ueber Elsaß⸗ Lothringen bestehe zwischen der russischen und französischen Demokratse keine Meinungsverschiedenbeit. Was Polen anbetreffe, so habe die russische Demokratte ihr möglichstes getan auch in Zukunft tun, damit das polnische Volk auf dem Schauplatz der Welt so einig als möglich und als unab⸗ hängiger Staat auftreten könne. Das armenische Volk werde ebenfals die Gewähr seiner künftigen politischen Freiheit haben, wenn es nur genug Kraft für ein unabhängiges Dasein besitzen werde Serbien werde von neuem aufrecht stehen müssen. Schließlich sei noch eine Reihe anderer nationaler Fragen, die mittelbar oder unmittelbar im Zusammenhang mit dem Krieg stehen, auf dem künftigen Frledenskongreß in demokratischem Geiste zu entsche

und werde es

glich Preußiischen Staatsanzeiger.

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Zu diesem Zweck spanne die russische Demokratse alle Kräfte an, um im Lande den demokratischen Geist aufrecht zu erbalten, der unersäßlich sei, um es bis zu dem Friedenekongreß zu sühren. Der Redner ging dann zu den Anweisungen des Arbeiter⸗ und Soldatenrats über und betonte vor allem anderen den bervorragenden Die st, die sie hbesonders dadurch geleistet hätten, daß sie die Kriegs⸗ und Friedensfragen auf die Tagesordnung und zur öffentlichen Erörterun, gestellt hätten. Die Mitglieder der Abordnung der russischen Republik zur Pa iser Tagung würden eng zusammenhalten müssen; denn sie würden den Willen des rev lutonären und geeinigten Landes zum Ausdruck zu bringen haben. Um jedes Mißverständnis as dem Wege zu räumen, erinnerte Skobelow deran, daß die Regterung kürz’ich erklärt habe, sie werde unter den anderen Vertretein auch, durch einen Beauftragten der zussischen Demokratze vertreten sein. Zum Schlusse sagte er „Eines ist unbestreilbar, nämlich daß der Will der russischen Dem okratie auf dem Gebiete der poltiischen Fracgen die schnellste Verwirklichung des Friedens erstrebt. Zu diesem Zweck müßte die Regierung unverzüglich den Bundesgenossen vorschlagen, die Ziele, für die man den Krieg weiterführt, mit einander in Eintlang zu bringen und von einer Politik des Hinter⸗dem⸗Berge⸗H ltens zu offenen Schritften überzu⸗ gehen, indem die gegnerische Seite im Namen aller Verbündeien zur Besprechung der Friedensbedingungen aufgeforvdert wird.“ 8

Darauf hielt der Minister des Aeußern Terestschenko eine Rede, in der er sagte: „Ich muß einige, im übrigen gantz keze Ein⸗ wendungen machen. Man hat der russischen auswärtigen Poliik vor⸗ geworfen, daß sie nicht tätig genug sei und häufig unglesch vorgehe. Aber ich habe hier schon ert ärt, daß unsere auswärtige Politik eng von unseren inneren Angelegenheiten abhängt. Diese haben ianfolge einer langen Anarchie, die sich imm rzu verschärfte, des all⸗ gemeine Leben des Staates zu diesem peinlichen Zickzackkurs gezwungen. Ich erkläbe, daß das Ministerium des Aeußern entschteden gegen dieses Uebel angekämpft hat, indem es die im Monat Mai eingenommene Stellung zu behaupten suchte. Es hat diese auch nicht aufgegeben, wie dies gewisse Vereinigungen getan haben, wenn man ihre im Mä; abgegebenen Erklärungen mit den heutigen vergleicht. Wir haben diese Siellung verteidigt, und ich er⸗ kläre offen, daß der Friede vor dem 16. und 18. Juli und vor unserer Niederlage nahe vor. Aber es kamen kann peinliche Ereignisse und danach der Herbst, der uns mit allerlet Ungemach bedrobte. Ich konnte nicht die Lebensinteressen Rußlands opfern. Freilich wäre es falsch, zu glauben, daß die kriegführen en Länder ich spreche von denen der Entente nicht den Frieden wollen. Jeder er⸗ stiebt ihn, und wir müssen unsere Ansichten über diese Frage, sobald wir ihr nähertreten, stieng mueinander in Einklang bringen. Wir müssen aber auf allen Seiten einen Frieden ohne Aunexionen erstreben, was indessen jede Seite, um dieses Ziel zu erstreben, wird erklären müssen. Es sind zwei Vorbedingungen notwendig. Erstens mauß das Werk des inneren Wiederaufbaues des Heeres fortgesetzt werden, wir müssen fühlen, daß dieses Heer nicht im Stich gelassen und zu einem Gegenstand des Passes wird. Zweitens müssen die⸗ jenigen, die sich auf der Tagung befinden werden, mag es der Minister des Acußern oder der Abge andte der Demoktatie sein oder beide, fühlen, daß das ganze Land hiter ihnen stebt und daß alle denken, daß das Rußland, welches sie vertreten, ein einiges Volk dar ellt. (Lebhaster Beifall.) Alle pernünftigen politischen Elemente müssen dieses Gewissen im Volke schaffen, das kämpft und leidet, aber nicht in die Knie stürzt und erklärt, daß es jeden Frieden annimmt. (An⸗ haltender Beifall.) Wir Vertreter der Regierung wollen nicht, daß die Worte, die die Deutschen gegenwärtig in ihren Z-ttungen wieder⸗ holen, gerechtfertigt werden, nämlich, daß die Revolution die Usache unserer Niederlagen gewesen sei.. Der Minister schloß mit den Worten: „Wir empfinden ein um so schmerzlicheres Gefühl, wenn wir an Frankreich denken, wo sich im Augenblick der Hefahr vor der Marneschlacht alle Klassen zur Verteidigung des Vaterlandes drängten, wenn wir an England denken, wo funf Millionen Frei⸗ willige zur Verteidigung des Landes aufstanden, selbst unterd ückte Nationalitäten, schließlich an Italten, wo die undersöhnlichsten offi⸗ ztellen Sotalisten angesichts der tödlichen Gefahr auf den Streit ver⸗ zichteten, um das Vazerland zu retten. Wir müssen alle dieses Bewußtsein von den Interessen des Landes und den Interessen des Friedens haben. Wenn wir dies nicht erreichen, werden unsere Be⸗ mühungen unftuchtbar bleiben. Es wird von der Arbeit derjenigen, die dorthin gehen, die Arbeit derjenigen abhängen, die hier bleiben.“

Nach der Rede Terestschenkos wurde die Erörterung der auswärtigen Politik unterbrochen, um eine dringende Inter⸗ pellation darüber zu erörtern, weshalb die Vorläufige Regierung den verbündeten Staaten nicht die Ausrufung Rußlands als Republik mitgeteilt habe. Nach Erklärungen des Ministers des Aeußern nahm die Mehrheit des Vorparlaments den Uebergang zur Tagesordnung an. Die Sitzung wurde darauf aufgehoben.

Die „Petersburger Telegraphenagentur“ berichtet ir Ergänzung ihrer gestrigen Meldung über die Veranlassung zu dem Aufruf des jüngst von dem Petersburger Arbeiter⸗ und Soldatenrats geschaffenen revolutionären militäri⸗ schen Ausschusses, daß in der Nacht vom 4. November die Mitglieder des Ausschusses beim Generalstab erschienen und das Recht verlangten, alle seine Befehle zu kontrollieren und an seinen militärischen Beratungen teilzunehmen. Der Oberbefehlshaber der Petersburger Truppen, Oberst Polkown kow, lehnte dieses Ansuchen ab. Der Arbeiter⸗ und Soldatenrat berief darauf hin alsbald eine Versammlung von Abgeordneten der Garnison ein, die an alle Regimen'er durch Fernsprecher ein Telegramm versandte, das den Soldaten mitteilte, daß der Arbeiter⸗ und Soldatenrat infolge der widersetzlichen Haltung des Generalstabes, der den revolutionären militä rischen Ausschuß nicht anerkennen wolle, mit dem General stab breche, der von jetzt an als eine der Demokratie feind liche Organisation betrachtet werde. Das Telegramm be sagt, die Truppen hätten einzig solchen Befehlen zu ge⸗ horchen, die vom militärischen revolutionären Ausschuß unterzeichnet seien. Zuͤgleich veröffentlichte der revolutio näre Ausschuß einen Aufruf an die Soldaten, beiter und die Bevölkerung der Hauptstadt, in dem ange kündigt wird, daß der Ausschuß zur militärischen Leitung wichtigsten Punkte St. Petersburgs und seiner Umgebung besondere Beauftragte ernannt habe, die der Ausschuß hier⸗ mit für unverietzlich erkläre. Nachdem die Vorläufige Regie rung von diesen Verhandlungen des Ausschusses Kenntnis genommen hatte, forderte sie ihn auf, den Inhalt des Telegramms als null und nichtig zu erklären. Der Aus⸗ schuß lehnte die Erfüllung dieser Aufforderung jedoch ab und beschloß, ihr Widerstand zu leisten. Zu diesem Zwe ließ der Arbeiter⸗ und Soldatenrat Truppen mit Maschinen⸗

zu seinem Versammlungsorte kommen. Die

gierung faßte den Beschluß, fig nicht zu