Ministerium der geistlichen und Unterrichts⸗ 3 angelegenheiten. und Gesanglehrer an der K. u. K. Militär⸗ Marburg a. d. Drau Füllekruß ist der Musitdirektor verliehen worden. “
Dem Musik⸗ oberrealschule in Titel Königlicher
Ministerium für Handel und Gewerbe.
Der Gewerbeassessor Schilling in Itzehoe ist zum 15. No⸗
vember d. J nach Oppeln versetzt und mit der Verwaltung der Stelle eines gewerbetechnischen Hilfsarbeiters bei der König⸗ lichen Regierung in Oppeln beauftragt worden.
Die am 13. September d. J. für das in Preußen be⸗
findliche Vermögen des britischen Staatsangehörigen Alfred
Morgan angeordnete Zwangsverwaltung ist aufgehoben. Berlin, den 12. November 1917.
Der Minister für Handel und Gewerbe. X * Hbet.
Ministerium des Innern. Bekanntmachung.
Nachdem der Herr Reichskanzler mit Ermächtigung des Bundesrats einen dritten Nachtrag zur Deutschen Arznei⸗ taxe 1917 herausgegeben hat, bestimme ich, daß dieser Nachtrag mit Wirksamkeit vom 1. November d. J. ab für das König⸗ reich Preußen in Kraft tritt.
Die amtliche Aus abe des Nachtrags erscheint im Verlage der Weidmannschen Buchhandlung in Berlin SW. 68, Zimmer⸗ straße 94; sie ist im Buchhandel zum Ladenpreise von 60 ₰ zu beziehen.
Berlin, den 14. November 1917.
Der Minister des Innern
8 J. A.: Kirchner.
Bekanntmachung.
Auf Grund der Bundesratsberordnung vom 23. Sep ember 19 5 zur Fernhaltung unzuverlässiger Personen vom Handel (KRGBl. S. 603) babe ich der Händlerin Pauline Wendlandt, Berlin, Andreasstraße Nr. 25, durch Verfügung vom heutigen Tage den Handel mit sämtlichen Gegenständen des täglichen Bedarfs wegen Unzuverlaͤssigkeit in bezug auf diesen Handelsbetrieb untersagt. ö“
Berlin⸗Schöneberg, den 10. November 1917.
Der Polizeipräsident zu Berlin.
Kriegswucheramt. J. V.: Machatius.
“
Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 15. November 1917. b
Der Bundesrat versammelte sich heute zu einer Voll⸗ sitzung; vorher hielten die vereinigten Ausschüsse für Handel und Verkehr und für Justizwesen, der Ausschuß für Handel und Verkehr, die vereinigten Ausschüsse für Rechnungswesen und für Handel und Verkehr, der Ausschuß für Rechnungs⸗ wesen sowie der Ausschuß für Justizwesen Sitzungen.
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Sachsen.
Gestern mittag fand im Residenzschloß in Dresden die feierliche Eröffnung des ordentlichen Landtages durch Seine Majestät den König statt.
Die vom König verlesene Thronrede gedenkt laut Meldung des Wolffschen Telegraphenbüros“ zunächst dankbar der unvergleich⸗ lichen Heldentaten unserer Kämpfer zu Wasser und zu Lande und betont, daß dem Heldenmut der Truppen draußen auch die Aus⸗ dauer der Daheimgebliebenen sich ebenbhürtig erweisen müsse. Den Ausbau der Kriegswirtschaft werde die Regierung im Ein⸗ vernehmen mit den Reichsbehörden nach wie vor fördern. Eive planmßige Vorratswirtschaft und die gute Kartoffelernte geben die Sicherheit des wirtschaftlichen Durchhaltens. Die heimischen Er⸗ zeugnisse seten straff zu erfassen und gewinnsüchtige Eigensucht un⸗ nachsichtig zu verfolgen. Die Bestimmungen der Verfassung über die Zusammensetzung der Ersten Kammer ständen nach Ueberzeugung der egierung nicht mehr völlig im Einklang mit der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung des Landes. Es werde dem Landtage eine Fesetzesvorlage zugehen, durch die eine dieser Entwicklung, insbesondere dem Erstasken von Handel, Industrie und Gewerbe Rechnung tragende Ver⸗ änderung in der Zusammensetzung der Ersten Kammer vorgeschlagen werde. Hoffentlich werde es trotz der zu überwindenden Schwierigkeiten gelingen, ein Einvernehmen über diese wichtige Neuerung zum Segen des Landes herbeizuführen. Auch die Land⸗ tagsordnung bedürfe in mancher Hinsicht der Abänderung und Ergänzung, worüber ehenfalls ei Entwurf dem Landtage zugeben werde. Die Thronrede zählt dann einige der in Vorbe eitung befindlichen Entwürfe auf und fährt fort: „Ein wenig befriedigendes Bild zeigte die Entwicklung der Staatsfinanzen insolge der Wirkungen des Krieges. Die Steuerkraft des Landes muß in ver⸗ stärktem Maße in Anspruch genommen werden. Die Neuregelung des Kohlenbergbaus und die einheitliche Elektrizitätsversorgung des Landes werden durch besondere Gesetz ntwürfe angestrebt.“ Die Thronrede zollt der unermüdlichen Arbeit der Geistlichkeit und Lehrerschaft im Felde und in der Heimat Anerkennung. An der Landesunviversität Leipzig sei die Begründung eines „Südost⸗Europa und Islam⸗Instituts“ vorgesehen, durch das das Verständnis der akademischen Jugend für die Vechältnisse des in treuer Waffenbrüderschaft mit dem Deutschen Reiche verbundenen nahen Ostens geweckt und vertteft werden solle. Die Thronrede gibt sodann der Hoffnung Ausdruck, daß das jetzige lebende Geschlecht sich willig und fähig zeigen werde, die großen ihm gestellten Aufgaben zu meistern und schließt mit den Worten: „Möge aus dem heldenhaften Ringen und der unbegrenzten Hingebung unserer Kämpfer draußen und drinnen ein kzaftvoller Friede entstehen, der unserem großen und unserem engeren Vaterland die notwendigen Grundlagen ihrer gesicherten und gesunden Fort⸗ entwicklung bietet.
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b DOldenburg.
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Seine Königliche Hoheit der Großherzog vollendet
morgen sein 65. Lebensjahr.
“
Dieser Tage fand in des nationalen Zentrums statt, an der über 360 Ver⸗ treter der Provinzstädte und Landkreise Polens teilnahmen. Den Vorsitz führte an Stelle des zurzeit in Stockholm weilenden Vorsitzenden Fürsten Drucki⸗Lubecki der Dekan Parezewski. In der Begrüßungsrede gab der Vorsitzende der Huldigung für den Regentschaftsrat Ausdruck und verlas eine Huldigungsadresse, die namens des nationalen Zentrums dem Regentschaftsrat übermittelt wurde. Von den Rednern seien erwähnt Graf Ronikier, der über die Taktik des nationalen Zentrums in Fragen der inneren und äußeren Politik sprach, und Dr. Kulczycki, der in Ergaänzung dieses Vortrags die letzten Zustände in Rußland und deren Einfluß auf die polnische Frage behandelte. Die Versammlung nahm laut „Godzina Polski“ folgende Beschlüsse an:
Doas polnische Ministerkabinett muß einbeitlich und akttvistisch sein. Der Staatsrat muß akttvistisch sein und vom Regentschaftsrat berufen werden. Alle Polen müssen einheitlich zum polnischen Staats⸗ bau beitragen. Die Rekrutenaushebung sowie die Vorbereitung des entsprechenden behördlichen Apparates soll sofort in Angriff genommen werden. Diese Beschlüsse sind dem Regentschaftsrat vorzulegen.
Oesterreich⸗Ungarn.
Der Minister des Aeußern Graf Czernin hatte während eines zweitägigen Budaäpester Aufenthalts Gelegenheit, mit führenden Politikern einzetner Parteien Besprechungen zu pflegen und in deren Verlauf ihre Auffassung über die Fragen der äußeren Politik kennen zu lernen, während er sie anderer⸗ seits über die auswärtige Lage unterrichten konnte.
— Der Immunitätsausschuß des österreichischen Ab⸗ geordnetenhauses behandelte gestern die Anträge, betreffend die Gültigkeitserklärung der Mandate der gewesenen Abgeordneten Kramarsch, Burival und Genossen. Wie „Wolffs Tele⸗ graphenbüro“ meldet, stimmten bei der Abstimmung über die Anträge des Berichterstatters, das Mandat Burival als zurecht bestehend zu erklären und den Präsidenten des Abgeordneten⸗ hauses aufzufordern, ihn zu den Sitzungen des Hauses einzu⸗ laden, 8 gegen 8. Der Obmann Bukvai (Tscheche) stimmte zugunsten des Antrages, sodaß er angenommen wurde. Der Anatrag auf Gültigkeitserklärung der Mandate Kramarsch und der übrigen tschechischen Abgeordneten, die ihre Mandate vei⸗ loren haben, wurde abgelehnt. Der Antrag des Sozialdemokraten Rieger, die Regierung aufzufordern, für die erledigten Mandate sofort Ersatzwahlen auszuschreiben, wurde mit 11 gegen6 Stimmen angenommen.
— Wie aus dem Kriegspressequartier gemeldet wird, wird die militärische Verwaltung in den besetzten Ge⸗ bieten Italiens derzeit durch die Quartiermeister⸗Abteilungen der betreffenden Armeen geführt. Während die Stadt⸗ bevölkerung zum größten Teile mit den abziehenden Truppen geflüchtet ist, ist die Masse der Landbewohner in ihren Heimstätten zurückgeblieben. Vielfach wurden hier unsere Truppen von der Bevölkerung in deutscher und slovenischer Sprache begrüßt, was darauf zurückzuführen ist, daß es sich hauptsächlich um Nachkommen von Leuten handelt, die hier zur Zeit der altösterreichischen Herrschaft lebten. Die mili⸗ järischen Behörden haben alle Vorkehrungen eingeleitet, um die Verhältnisse tunlichst bald wieder zu festigen und besonders die durch den überstürzten Rückzug der Italiener niedergedrückte Bevölkerung der Segnungen einer geordneten Verwaltung baldmög lichst wieder teilhaftig werden zu lassen.
Großbritannien und Irland.
Die Pariser Rede des Premierministers Lloyd George hat im Parlament und im Publikum außerordentlich große Aufregung verursacht. Dem „Algemeen Handelsblad“ zufolge erklären die Parlamentsberichterstatter der Blätter, daß die Ansichten darüber auseinandergingen. Einige seien der Mei⸗ nung, daß, wenn eine solche Rede überhaupt notwendig ge⸗ wesen, sie in einer geheimen Sitzung des Unterhauses hätte gehalten werden müssen, andere erklären, daß Lloyd George für die Verbündeten gesprochen habe. Nach dem „Daily Telegraph“ wird in unionistischen Kreisen und unter den äußersten Radikalen von einer bevorstehenden Krise gesprochen.
8 Im Unterhaus erklärte der Premierminister Lloyd George, wie „Wolffs Telegraphenbüro“ meldet, in Beant⸗ wortung einer Anfrage Asquiths, ob der Premierminister über den beabsichtigten obersten Kriegsrat der Verbündeten, insbesondere über seine militärische Zusammensetzung genaue Angaben machen wolle: Am besten gebe ich auf diese Frage Antwort, wenn ich dem Hause die gegenwärtigen Bedingungen des Abkommens zwischen der französischen, italiensschen und britischen Regierung über die Schaffung eines obersten Kriegsrates der Verbündeten vor⸗ lese. Zum besseren Zusammenwirken der militärischen Aktionen an der westlichen Front ist ein oberster Kriegsrat geschaffen worden, der gebildet wird aus dem Premserminister uad einem Regtierungsmitglied einer jeden Großmacht, deren Heere an dieser Front kämpfen. Die Ausdehnung der Machtbefugnisse dieses Rates auf die anderen Fronten muß einer Besprechung mit den anderen Großmächten vorbehalten bleiben. Der oberste Kriegsrat soll über die allgemeine Kriegführung wachen. Er bereitet Raischläge für die Entscheidung der Regierungen vor, häͤlt sich über ihre Ausführung auf dem Laufenden und berichtet darüber an die betreffenden Regierungen. Der Generalstab und die militärischen Kommando⸗ stellen der Armeen einer jeden Macht sind mit der Führung der milttärischen Operationen betraut und bleiben ihren Regie⸗ rungen dafür verantwortlich. Die von den zuständigen militä⸗ rischen Behörden entworfenen allgemeinen Kriegspläne werden dem obersten Kriegsrat unterbreitet, der unter der Autorität der Regierung ihre Uebereinst’mmung sicherstellt und alle etwa nötigen Aenderungen vornimmt. Jede Moaͤcht entsendet in den obersten Kriegsrat einen ständigen milnärischen Vertreter, dessen ausschiieß⸗ liche Aufgabe es ist, als technischer Berater des Rates tätig zu sein. Die militärischen Berater erhalten von der Regierung und den zuständigen militärischen Behörden die die Krigfährung betreffenden Schriftstücke. Die mili⸗ tärischen Vertreter überprüfen tagtäglich die Lage der Streitkräfte und alle die Mittel, über die die Heere der Verbündeten und die Heere des Feindes verfuͤgen. Der oberste Kriegerat tagt für gewöhnlich in Versailles, wo die ständigen militärischen Vertreter und ihre Stäbe ihren Sitz haben. Er kann aber auch an anderen Orten zusammenkommen, wie es je nach den Umständen beschlossen wird. Die Zusammenkünfte des obersten Kiiegsrates finden enigstens einmal im Monat statt. Aus dem Vorhergehenden wird erhellen, daß der Rat keine Exekutivgewalt hat. Die letzten Entscheidurgen in Sachen der Strategie und der Rege⸗ lung der Bewegung der verschiedenen Armeen werden bei den Regie⸗ rungen der Verbündeten liegen. Die pändigen militärischen Ver⸗ treter werden ous den bestehenden Nach’ichtenabtetlungen der Ver⸗ bündeten alle Nachrichten erhalten, ie nöttg sind, um sie in den Stand zu setzen, ihren Rat dem Obersten Rat der Verbündeten zu er⸗ teilen. Die Absicht der Verbündeten ist gewesen, eine zentrale Körper⸗
3 8 1“ Warschau die Landestagung
* “
schaft einzusetzen, der die Pflicht obliegt, ständig die Feldoperati
als Ganzes 4 überwachen durch Milteilungen von Füldopenntine allen Regierungen und Staaten, die von den verschfedenen Sen stäben vorbereiteten Pläne in Uebereinstimmung zu bringen vnd. e nöttg, ihre eigenen Vorschläge für eine bessere Kriegfübrun ps machen. Sollte das Haus eine Gelegenheit wünschen,
wichtigen Gegenstand und meine Rede in Paris zu erzrtern 1 schlägt die Regierung vor, den nächsten Montag dafär anzusetzen. w
1 Frankreich. Der Ministerpräsident Painlevé verlas vorgestern j 2 2 1 8 gestern in der Kammer eine Erklärung, die der „Agence Havas“ zu⸗ folge lautet: 88 Schwerwiegende Ereignisse der letzten Zelt verpflichten die Re gierung, eine Erklärung abzugeben. Einerseits haben sich di⸗ Extremisten von Petersburg dieser Stadt vorübergehend bemächtiak. Obgleich die letzten Nachrichten anzunehmen gestatten F; die Einstweilige Regierung ibre Macht hat wieder ber stellen können, werden die Rückwirkungen dieser Erschütterung doch noch einige Zeit fühlbar sein. Andererseits bat die verhältzich mäͤßtge Bewegungefreibett an der Ostfront, welche die russischen Her⸗ den deutschen Heeren gelassen haben, den letzteren erlaubt, viele Oivs⸗ sionen auf den italtenischen Kriegsschauplatz zu entsenden; die italientsche Nordostfront ist unter noch nicht aufgeklärten Um⸗ ständen durchbrochen worden und die zweite italienitche Armee, die einige Wochen zuvor auf der Hochfläche von Bainsizza einen glänzenden Steg erfochten hatte, hat auf ihrem beklagenswerten Rückzuge erheh⸗ liche Verluste erlitten. Venetien stand dem feindlichen Eiabruch offen Diese ernste und unerwartete Lage verlangte sofort eilige Maßregeln, und ohne auch nur auf einen Ruf zu warten, sind französische Truppen herbeigeeilt und haben ihren Platz an der italienischen Frot eingenommen mittels einer Bewegurg deren schaelle und genaue Ausführung die Bewunderung aller, die davon haben Kenntnis nebmen könnev, erregt. Heute ergießen sich nun englische Truppenmassen jenseits der IlIlpen. Painlevé stellte fest, daß im Augenblick der Stdowierigkeiten keine Minute verloren worden sti, und daß die Seelengröße und das ruhi e Urieil des französischen Volkes sich darin gezeigt hätten, daß kein Tadel dagegen sich erboben habe, daß Frank⸗ reich mit dem Feinde im Lande Tausende von Landeskindern außer Landes sende, daß vielmehr die Bündnispflicht diese Truppensendung auf einen von jeher für Frankreich ruhmvollen Kriegsschau⸗ platz erfordert hätte. Die Nationen, die die Westfront von der Nordsee bis zur Adria hielten, könnten nur auf Grund eines gemeinsamen Planes und durch enge Verbindung ihrer Heece und ihrer Hilfsquellen ihre Aufgabe durchführen, wie ja auch die Kammer vor zwei Monaten der Absicht der Regierung zugestimmt hätie, aus den Verbündeten eine Nation, eine Armee und eine einheit⸗ liche Front zu machen, da ja doch jede Niederlage und jeder Seeg auf alle wirken würde. Dieses Bestreben habe nunmehse zur Ver⸗ einheilichung der kriegerischen Tätigk⸗it Englands, Frankr ichs und Italiens in einem gemeinsamen Obersten Kriegsrat geführt, dem die Vereinigten Staaten sich weifellos anschlleßen würden. Ven⸗ handlungen über eine ähnliche Einrichtung würden mit Raßland und Japan geführt. Dieser Oberste Kriegsrat, gagte Painlevé, soll nicht die Einzelheiten der Keieg operat onen vorschreiben, sondern die allgemeine Kriegspolitik lesten und die gemeinsamen Pläne der Verbündeten entwerfen und ihren Hilfsquellen und Mitteln dergestalt anpassen, daß diese die größtmöguche Leistung ergeben. Der Rat besteht aus zwel Nertretern jeder Regterung, tritt gewöhnlich mindestens einmal im Monat in Frankreich zusammen und wird von einem ständigen ge⸗ meinsamen Generalstab der Verbündeten unterstützt, der zugleich Sammel⸗ stelle für alle Nachrichten und Fachbetrat ist. Die Entscheidungen des Kriegsrats werden nicht durch ugendwelchen Partikslarism s be⸗ einflußt werden; sie betreffen das Gesamtbild jeder Schlacht, werden aber von der betreffenden Regierung im einzelnen ausgearbeitet. Gegenüber dem Einwarf, daß man nicht eine beratende Kötperschast, sondern ein ein heitliches Oberkommando gehrauche, en⸗ klärie Painlevé, bei einem so schwierigen Gegenstande sei es klug, sofort das Mögliche ins Werk zu setzen, anstatt monatelang auf das Bessere zu warten; werde ein einheitliches Oberkommando eines Tages möglich, so werde es gerade solchen Generalstab nötig baben, wie er jetzt gebildet sei, und vielleicht werde gerade dieser in seiner Tättg⸗ keit tatsächlich, wenn auch nicht dem Namen nach, die Einheit des Kommandos verwirklichen. Auch England und Frankresch sähen semme Errichtung als einen ungeheuren Fortschritt an, dem andere folgen könnten; die itoalienische Presse zeigte sich getröstet und begeistert, und die Engländer urteilten mit Llioyd George: Eigenbrödelei verlängert den Krieg, Zusammengeben kürzt ihn ab. Zu der anderen großen militärtschen Frage, welche das Parla⸗ ment beschäftige, der Verlängerung der englischen Front, erklärte Patnlevé: Ein vorläufiges Etanverständnis ist zwüschen den beiden Oberb feblshabern getroffen worden und wird sehr bald — den Zeitpunkt zu nennen ist natürlich untunlich — durchgeführt werden. Weiter hat der Sieg an der Aisne, einer der glänzendsten dieses Krieges, durch Geradelegung unserer Front und Verbesserung unserer Stellungen einige Divistonen verfügbar gemacht, aber alle Welt hier im Hause sieht ein, daß gerade jetzt und angesichts der Kiegsvor⸗ gänge keine Rede davon sein kann, der Front weitere Jahrgänge zu entzsehen. Der äußersten Anstrengung des Feindes, meinte Patuleveé, müßten die Verbündeten ebensolche Kraftanstrengungen gegenentst llen und dürften keinen Bruchteil ibrer kriegerischen Kraft unbenutzt lassen. Aber nicht nur auf dem militärischen, sondern auf allen Gebieten, besonders dem wirtschaftlichen, suche die Regierung eine planmäßige Zusammenarbeit und völlige Einheit der Ziele mit den Verbündeten zu erreichen; die schwebenden Verhandlungen mit England sollten dies hinsichtlich der Verpflegung beider Länder, Italiens und der anderen europäischen Alltierten ermöglichen, und ein Einverändnis darüber sei bereits erreicht; die beiden Länder würden htasichtlich dir Versorgurg mit den notwendigsten Lebensmitteln einheitlich behandelt werden. Den vorläufigen Maßregeln für die Not des Augenblicks werde ein gemeinsames planmäßiges Vorgehen folgen, welches, die not⸗ wendige Sparsamkeit vorausgesetzt, jede plötzliche Schwierigkeit aus, schließen werde. Uebrigens, fögte Patnlevé hinzu, ist Spa samkeit unbedingt nötig, um Schiffsraum für die Ueberführung amerikanischer Truppen freizumachen. Die Mitarbeit der Vereinigten Staaten an dieser Politik gemeinsamer Arbeit erklärte Painlevé für unentbehrlich, milttärisch wie wirtschaftlich, und bestimmt werde das große amerikanische Volk an der nächsten Be⸗ ratung der Verbündeten teilnehmen; sein Watreter, Oterst House, werde helfen, enolich die Einheltlichkeit des Vor⸗ gebens auf wirtschaftlichem und finanztellem Gebiet zu erreichen, in derselben Gesinnung, die Frankreich kei den Ve⸗ bandlungen über die Blockade, diese furchtbate Waffe, aus der die Verbündeten nun endlich vollen Nutzen zu ziehen gedächten, und über die Herstellung von Kriegsmaterial und Fiugzeugen gezeiat habe. habe langer Bemühungen der gegenwärtigen und früheren Regie⸗ rungen bedurft, um die sich nahe berührenden und verwickelten Pläne⸗, die sich bald überschnitten, bald Lücken ließen, zusammen im stimmen, aber jetzt würden die großen Mittel, welche die Beieigtng Amerikas am Kriege freigemacht hätte, planmäßig verwandt, so da die Verbündeten in kürzester Frist neue Heere ausrüsten könnten. Aber ebenso sehr wie von der notwendigen Entwicklung unsere: Luftwaffe, eiklärte Painlevé, hängt unsere Zukunft von unserer Ausdauer und Entschlossenheit angesichis eines so langen Krieges ab. Unvermeidlich müssen außergewöhnlich schwere Stunden durchgemacht werden, und unsere Zuversicht und Unerschrockenhet müssen sich verdoppeln. Neben den ungebeuren Mitteln, meinte Redner, die den Verbündeten zur Verfügung stünden, bedürse es 6 beiligen Einiskeit zwischen den verbündeten Völkern. Diese werd⸗ herbeigeführt, Geduld und Rahe würden trotz der bevorstehenden schweren Monate aufrechterhallen werden. Die bewundernswer⸗ franzoöͤsische Nation werde sich durch keine Drohung des Feindes, dun —
größten⸗
Lauve des Kciegsalücks erschüttern lassen, bis sie die Forderungen der Gerechtfakest und ihren Willen durchgesetzt bate.⸗ Eebbaster Beifall.) Painlevé erklärte dann, er nehme jede Interpellation divlomatischer oder militärischer Natur an, weigere sich aber, Fragen der inneren Polttikem erörtern. Der Abg. Abel Ferry sagte, die Bildung eines gemeinsamen
Generalstabs der Verbündeten ziele nur auf die Herstellung einer „meinsamen Geheimkanzlet der Verbündeten ab. Die Einbeit der
undlungen werde man nur durch die Verschmelzung der Streitkräfte und die gem einsame Organisierung der englisch⸗französischen Front erlangen. Bis jetzt set sie künstlich in zwei Teile gespalten. Redaer erinnerte an die Anstrengungen Frankreichs zur Uater⸗ stützung de Verbündeten und forderte die Kammer auf, zu sagen, ob die gegenwärtige Regierung würdig sei, Frankreich zu vertreten. — Der Abg. Lemery befürwortete die Bildung einer gemeinsamen Heeresreserve, die unumgänglich notwendig sei infolge der Untätigkeit Rußlands. Man müsse mit den Menschen, dem Gelde und der Munition baushalten. — Der Abg. Diagne warf Painlevé Uuentschlossenheit vor. — Der ehemalige Kriegsminister Millerand bemerkte, jedermann kenne den Generalissimus, der die deutsche Offensive gegen Italien leite, und fragte, wann die Entente sich entschließen werde, die Füͤhrung der Overationen einem Generalissimus anzuvertrauen. (Beifall auf verschtedenen Bänken, Widerspruch auf der äußersten Linken.) Millerand erklärte weiter, wenn das Kriegskomitee ein Auskunftsorgan sein folle, so habe seine Einrichtung seinen Beifall. Aber wenn es die Leitung der Operationen haben solle, so mißbillige er sie. Ein Rat der Vertreter der Nerbündeten würde für die Leitung der Operationen die gleichen Mängel hab'n wie das Kriegskomitee, außerdem aber noch ondere Nachteile. (Lebbafter Beifall auf verschiedenen Bänken, Widerspruch auf der äußersten Linken.) — Der Abg. Renaudel forderte Painlevé auf, die Kammer die Politik wissen zu lassen, die er in London und IJtalien betrieben babe. — Der Ministerpräsident Painlevé antwortete, die Kammer solle selbst erklären, ob die Regierung die nötige Autorität habe, um Frankreich auf der gemein⸗ samen Beratung der Verbündeten zu vertreten. Der gemeinsame dauernde Generalstab der Verbündeten werde sich nicht mit den Einzel⸗ heiten der militärischen Operationen befassen und solle nicht die Rolle ein’s Oberkommandserenden spielen, er werde vielmehr die Zentral⸗ stelle der möglichst vollständigen Erkundungen sein, das Kontroll⸗ büro der Anmregungen und das tochnische Werkzeug für den Obersten Kriegsrat, er werde die Auffassungen der verschiedenen Regierungen einander nähern, um sie in dem einheitlichen Kampfe miteinander zu vereinigen. Wenn dieser dauernde Generalstah bestanden hätte, würden die Nebenfronten vielleicht vernachlässigt worden sein. Er werde die Lage im ganzen ste dieren, ohne die ein⸗ zelne Bevorzugung der großen Fronten. Painlevé fuhr fort: Selbst wenn wir die Ernennung eines Oberbefehlshabers erreichen würden, könne dieser doch nur mit dem ständigen gemeinsamen Generalstab zusammenarbeiten. Der gemeinsame Generalstab werde die größten Dienste leisten. Painlevé sprach über seine Reise nach London, erklärte, daß er sich dort mit der Verpfleaung des vandes be⸗ schäftigt habe, und fuhr fort: „In Italien haben wir eine peinliche Lage vorgefunden, die sich von Stunde zu Stunde änderte, und die Hilfe heschlossen, welche wir unserem Verbündeten, unserer italienischen Schwester in der schwierigen Lage, in der sie sich befindet, bringen müssen. Die Re ierung wird vor keiner Verantwortung zurück⸗ schiecken, um der Lage mit allen möglichen Kräften die Stirr zu ieten. Wenn Frankreich nicht zögert, seine Pflicht ganz zu erfüllen, so werden die Verbündeten nicht zögern, ihre Pflicht zu tun, die der gleicht, die Frankreich getan hat.“ Painlevé schloß, indem er die Kammer aufforderte, ohne jedes Kameradschaftsgefübl und in voller Freiheit ihr Urteil abzugeben, ob die Regierung die nötige Autorität habe, Frankreich auf der gemeinsamen Beratung zu vertreten. — Der Abg. Tergnier fragte, wozu die Einheit der Front bestehe, wenn bei den Verbündeten die alten Jah gänge nicht aufgerufen worden seien, während die alten französischen Jahrgänge nicht ent⸗ lassen werden könnten. — Painlevé antwortete, mon könne fetzt nicht daran denken, Soldaten von der Front zu nehmen, aber die Maßregel sei nicht endgültig. Man verfolge mit Bezuga auf den Mannschafts⸗ erfatz die Politik, die allen Verbündeten gemeinsam sei.
Hierauf nahm die Kammer mit 250 Stimmen gegen 192 die Tagesordnung Gardet an, die von der Regierüung ange⸗ nommen worden war. „Der Abg. Accambray wünschte sodann, den Kriegsminister über die Schmähungen, die gegen ihn vorgebracht worden seien, zu be⸗ fragen. — Painleveé erklärte, daß die genaue Untersuchung Accambray von allen Beschuldigungen gereinigt habe. — Accambray antwortete, daß er die Bestrafung der Schuldigen erwarte. Die Kammer ist sehr erregt. Die Reochte wirft Accambrav vor, daß er in der Abwesenheit von Pharnegaravs rede, der doch der Ankläger Accambrays gewesen sei. Endlich unter großem Lärmen verschlebt Accambray seine Interpellation bis nach Beendigung der Untersuchung. „Auf der Tagesordnung standen darauf Interpellationen über innere Politik und über verschiedene schwebende gerichtliche Verfahren. Der Ministerpräsident Painlevé verlangte, daß die Festlegung des Zeitpunktes dieser Interpellationen bis nach der Beratung der Verbündeten verschoben werden solle. Inmitten des Lärms verlangten verschiedene Abgeordnete eine sofortige Erörterung. Painlevé bestand auf der Verschiebung der Inter⸗ pellationen auf den 30. November und stellte die Vertrauens⸗ frage. Die Vertagung der Interpellationen wurde mit 277 Stimmen gegen 186 abgelehnt. Die Mitglieder der Regierung verließen inmitten großer Bewegung den Saal.
Rußland.
Ueber die Vorgänge in St. Petersburag verlautet immer noch nichts Zuverlässiges. Die telegraphische Verbindung mit der russischen Hauptstadt ist seit gestern nachmittag wieder völlig unterbrochen. Aus den verschiedenen Berichten in
„In⸗
schwedischen Zeitungen läßt sich nicht erkennen, wer Sieger in⸗
dem Kampf um die Herrschaft geblieben ist. Nach einer Quelle sind die Bolschewiki von Kerenski geschlagen, dem es gelungen sei, sich mit Kornilow und Kaledin zu vereinigen. Im Wider⸗ spruch hierzu erfährt „Stockholms Tidningen“, Kerenski habe endgültig das Spiel verloren, weil er sich bei seinem Vor⸗ marsche gegen St. Petersburg auf Verhandlungen eingelassen habe. Er stehe noch in Gatschina, während sich die Bolschewiki zur Verteidiaung St. Petersburgs rüsteten.
1 Das „Reutersche Büro“ verbreitet folgenden Bericht über die angebliche Niederlage Kerenskis, wie er in einem drahtlosen Telegramm gemeldet wurde:
Gestern hat die revolutionäre Armee noch einem erbitterten Kampfe bei Zarskoje Sselo die gegenrevolutionären Truppen unter Kerenski und Korallow vollständig besiegt.
„Im Namen der revolutionären Regierung befehle ich, allen Feinden der revolutionären Demokratie Widerstand zu bieten und alle für die Verhaftung Kerendkis notwendicen Maßregeln zu treffen. Aüg. verbiete ich ähnliche abenteuerliche Unternehmungen, die das b elingen der Revolution und den Triumph der revolutlonären Armee n Gefahr brinen. (gez.) Murawjew,
6 DOberbefehlshaber der gegen Kornilow
8 kaͤmpfenden Truppen.
8 Die Nacht vom 12. November wird in der Geschichte fortleben. 8 Kerenskis Versuch, aegenrevolutionäre Truppen gegen die Haupt⸗ hart vorrücen zu lassen, ist eine entscheidende Answort gegeden. Kerenski zieht sich zurück, und wir ergreifen die Offenfide. Di⸗ Sol⸗ daten, Matrosen und Arbeiter von St. Petersburg wissen, daß sie mit der Waffen in der Hand jhrem Willen und der Vemokeatte zum Giege erhelsen müssen, und sie werden das tkun. Die Bourgevisie hat ge⸗
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trachtet, die Armee von der Revolution zu scheiden. Kerenski hat versucht, sie durch die Macht des Kosakentums zu vernichten. Beide Versuche siud miaglückt. Arbeiter und Bauern! Der große Gedanke der Ober⸗ herrschaft der Demokratie hat alle Ränge in der Armee vereinigt und ihren Willen gestählt. Das ganze Land wird sehen, daß die Herrschaft des Sowjet nicht nur vorübergehender Natur ist, sondern eine unabänderliche Tatsache, und daß sie die Uebermacht der Arbeiter, Soldaten und Bauern bedeutet. Kerenski Widerstand leisten, heißt den Grundbesitzern, Bourgeois und Kornilow Widerstand leisten. Kerenskt bekämpfen bedeutet auch die Befestigung des Rechts des Volkes auf Frieden, Freiheit, Land, Brot und Macht. Die Tuppen⸗ abtetlung aus Pulkowa hat durch einen tapferen Schlag die Sache der Revolunten der Arbeiter und Bauern gestärkt. Es darf keine Rücktehr zur Vergangenhest mehr geben. Wir müssen noch kämpfen und uns auf⸗ opfern, um die Hindernisse aus dem Weg zu räumen, aber der Weg ist jetzt frei und der Sieg sicher. Das revolutionäre Rußland und die Sowjets haben ein Recht darauf, auf ihre Pulkowa⸗Abteilung, die unter dem Befehl des Obersten Walden stand, stolz zu sein. Laßt uns alle Zeit der Gefallenen gedenken und die Kämpfenden ver⸗ berrlichen! Lang lebe das revoluttonäre, demokratische und sozialistische
Rußland! Im Namen der Volkskommissare: (gez.) Trotzki.
Wie „Reuter“ weiter meldet, sei an maßgebender Stelle ein vom 13. d. M. datiertes Telegramm aus Stockholm ein⸗ getroffen, demzufolge das finnische Telegrammbüro mit⸗ teilt, daß Kerenski jetzt in St. Petersburg sei und so gut wie die ganze Stadt besetzt habe, Moskau sei das Hauptquar⸗ tier der Vorläufigen Regierung. Die Leninisten behaupteten nur noch einen kleinen Teil St. Petersburgs. Sonst sei ganz Rußland in den Händen der Vorläufigen Regierung. Die Kosaken hätten die Rote Garde aufgerieben.
„ — Aus dem österreichisch⸗ungarischen Kriegspressequartier wird folgender Aufruf mitgeteilt:
An alle im Namen der sofortigen Liquldierung der Keise, des er⸗ folgreichen Kampfes gegen die Anarchie, des Zusammenschlusses aller demokratischen Kroͤfte gegen das Anwachsen der Gefahr von rechts und der Erbaltung der Ruhe und der Einigkeit an der Front: Unterstützt das Allgemeine Armeekomitee in der Bildung einer einbestlichen Regierung, in der Zusammensetzung von Antinational⸗Sozialisten bis einschließlich der Bolschewikis, aber auf der Grundla e der unverzüg⸗ lichen GEinberufung der Verfassunggebenden Versammlung, des so⸗ fortigen Vorschlags eines allgemeinen Friedens und der Uebergabe des Bodens an die Bodenkomitees!
Russisches Hauptquartier, am 14. November.
Der Vorsitzende des Allgemeinen Armee⸗Komitees. 8 Perekresto, Hauptquarti
Die „Agenzia Stefani“ veröffentlicht die Mitteilung, daß die vier ehemaligen Ministerpräsidenten, Abgeordneten Giolitti, Luzzatti, Salandra und Boselli unter dem Vorsitz des Kammerpräsidenten Marcora und in Gegenwart des jetzigen Ministerpräsidenten Orlando zusammengetreten sind und eine Tagesordnung abgefaßt haben, die betont, daß die Einigkeit der Nation nötig ist, um dem Feinde Widerstand leisten zu können.
— In der Kammer hielt Ministerpräsident Orlando eine Rede, in der er laut Bericht des „Wolffschen Telegraphen⸗ büros“ unter anderem sagte:
„Die militärischen Ereignisse der letzten drei Wochen haben für Italien eine L ge geschaffen, deren außerondentlicher Ernst nicht be⸗ schönigt werden kann. Unglückliche Ereigniffe wirkten zusammen, um die Notwendigkeit zum Rückzug italienischer Streitkräfte zu be⸗ stimmen, damit die Hauptmacht der Armee geretter werden, konnie. Aus strategischen Gründen mußten die östlichen Einfallstore Italiens dem Eindringen des Feivdes geöffnet werden und der Feind lagert in Städten, die Bollwerke der italtenischen Treue waren. Die italienische Armee erlitt einen Schicksalsschlag, dem sich selbst die kriegsgewohntesten und ruhmvollsten Heere nicht entzleden können. Die Regierung ist sich des Ernses der Stunde voll bewußt und wünscht eine gründliche und schnelle Besprechung der Lage. Aber jetzt muß gehandelt und nicht geredet werden.“ Orlando betonte dann die Einigkeit zwischen Italien und seinen Verbündeten Frank⸗ reich und England, die sofort Hilfstruppen entsandt hätten, und er⸗ wähnte die Ergebnisse der Berarung in Rapallo, betreffend Einsetzung eines politischen Rats der Verbündeten und eines ständigen beratenden militärtschen Ausschusses aus hervorragenden Generalen. Auch Amerstka werde in diesen Räten vertreten sein. Die Regierung fühlte außerdem, daß es ihre Pflicht wäre, sändig mit der Armee und dem Oberkommando in Berührung zu bleiben. Sie behält sich vor, schnell Mittel anzuwenden, die diese Beziehungen besser regeln und organi⸗ sieren können.
1 Dänemark.
In der gestrigen Sitzung des Folkethings wurde von dem Justizminister ein Gesetzentwurf eingebracht, wonach nicht naturalisierte Ausländer zukünftig ausgewiesen werden können, auch wenn sie sich zwei Jahre lang in Däne⸗
mark aufgehalten haben. “
Amerika.
Die Verhandlungen mit den neutralen Staaten Nord⸗ europas und Japan über die Bereitstellung von Schiffs⸗ raum sind, wie Reuter meldet, zum Abschluß gediehen. Die Vereinigten Staaten haben es übernommen, mehrere hunderttausedd Tonnen Schiffraum zur Beförderung von Truppen und Vorräten für die Verbündeten zu liefern. Die Neutralen versprachen den Ver⸗ einigten Staaten und ihren Verhündeten, Schiffe gegen Lebensmittel zu überlassen, die die Vereinigten Staaten allein liefern können. Die Mengen der zu liefernden Nahrungsmittel sollen später festgestellt werden. Aber die Neutralen erhielten die Versicherung, daß ihnen genügende Mengen gegeben würden, um alle notwendigen Bedürfnisse zu befriedigen. Japan sagte zu, eine große Menge Schiffsraum gegen die Lieferung von Stahl ohne weiteres zu verkaufen. Der einzige noch uner⸗ ledigte Punkt ist der Preis, den Japan zu erhalten hat.
— Die argentinische Regierung hat nach einer Mel⸗ dung der „Agence Havas“ einen Torpedobootzerstörer abgeschickt, um den Grafen Luxburg von der Insel Martin Garcia ab⸗ zuholen, damit er Anstalten treffen könne, sich an Bord des Dampfers „Hollandia“ nach Amsterdam zu begeben. Graf Luxburg wird bis zu seiner Abreise überwacht werden.
Anstralien.
In einer Rede in Bendigo führte vorgestern der Premier⸗ minister Hughes laut Bericht des „Wolffschen Telegraphen⸗ büros“ aus, daß die Politik der australischen Regierung sich wachsenden Forderungen nach Mannschaften für die Front gegenübersehe. Das Freiwilligensystem reiche für die Gegenwart nicht aus. Für seine nationale Sicherheit müsse Australien seine Divisionen in kampffähiger Stärke aufrecht⸗ erhalten. Die Wähler Australiens würden um ihre Zustimmung
zu folgenden Vorschlägen ersucht werden:
an Versärkungen, der wird, wird durch Aushebung aufgebracht. sich nur auf Ledige zwischen 20 und 44 Jabhren und kinderlos, Witwer oder geschieden sind, erstrecken. nahmen bei Gewissensbedenken zugelassen, kampfenden Truppen gelten. 1 ässig Richter, Geistliche, Angestellte in notwendigen nationalen Betrieben und diejenigen, deren Eiaberafung für ihre Angehörtgen eine unbillige Härte bedeuten würde.
nügende Anzahl von Rekruten auf
Das Freiwilligensystem wird fortbestehern. Per Monatsbedarf 8 1 durch das Freiwilligensystem nicht gebeckt Die Ausbebung wird Manner, die Ferner siad Aus⸗ die jedoch nur für die für
Weitere Ausnahmen sind zulässig
daß dieser Plan eine ge⸗
Die Regierung ist überzeugt, lan 3 zwei Jahre beschaffen wird.
Kriegsnachrichten. Berlin, 14. November. Abends. (W. T. B.) Im Westen und Osten keine größeren Kampfhandlungen. In Ita lien erfolgreiche Kämpfe im Gebirge.
In Flandern steigerte sich vom Abend des 13 November
ab die feindliche Artillerietätigkeit von der Küste his Blankaartsee zu beträchtlicher Stärke. Besonders die Stadt Dixmuiden und die Stellungen nördlich Zerstörungsfeuer. — vurd 1 starker Patrouillenvorstoß abgeschlagen und im Nachstoß Linie vorverlegt.
davon lagen unter starkem feindlichen
Nördlich Passchendaele wurde ein englischer unsere
Seit 7 Uhr hat am 14. November vom Houthoulster
Walde bis südlich Passchendaele Trommelfeuer eingesetzt.
Feindliche Lager und Bahnanlagen in Ypern und Fournes
wurden erfolgreich mit Bomben belegt.
In Gegend St. Quentin und nordöstlich Soissons lebte an einzelnen Frontstellen das Feuer auf.
Westlich der Maas griff am Nachmittag lebhafte feind⸗ liche Artillerietätigkeit auch auf das östliche Maasufer bis in Gegend Beaumont über und hielt bis zum Einbruch der Dunkelheit an. 8
In Italien sind bei Schnee und Regen weitere starke Höhenstellungen der Italiener erstürmt. Das Panzerwerk auf dem Monte Lisser sowie die Orte Primolano und Feltre wurden genommen.
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Großes Hauptquartier, 15. November. (W. T. B.) Westlicher Kriegsschauplatz.
Bei Dunst und Nebel blieb die Artillerietätigkeit im all⸗ gemeinen mäßig; sie steigerte sichbei Dixmude und in einzelnen Abschnitten des flandrischen Kampffeldes am Abend zu größerer Stärke. . .
In erfolgreichen Erkundungsgefechten blieben Gefangene und Maschinengewehre in unserer Hand.
Oestlicher Kriegsschauplatz.
8 Mazedonische Front. J Albanien räumten die Franzosen Höhenstellungen westlich Ohrida⸗See.
1 Italienische Front.
Unsere im Gebirge von Fonzaso und Feltre südwärts vorgedrungen Abteilungen stehen in Gefechtsberührung mit 588 8 An der unteren Piave nichts Neues.
3 Der Erste Generalquartiermeister. Ludendorff.
Oesterreichisch⸗ungarischer Bericht. Wien, 14. November. (W. T. B.) Amtlich wird ge⸗ meldet: Unsere Truppen sind gestern in Feltre eingerückt Beiderseits des Suganertales hat die Armee des Feld⸗ zeugmeisters Grafen Scheuchenstuel die in den letzten Tagen errungenen Erfolge mächtig ausgebaut. Ihre Divisionen er⸗ reichten Primolano und erstürmten, nachdem sie vor⸗ gestern den Monte Longara genommen hatten, bei hohem Schnee mehrere Verteidigungsanlagen östlich von Asiago und das Panzerwerk auf dem Monte Lisser. ““ Die gegen Italien kämpfenden verbündeten Streitkräfte stehen somit von der Adria bis zum Pasubio überall auf feindlichem Boden. Am Ledrosee warfen unsere Stoßtruppen den Feind aus zwei Stützpunkten, wobei Gefangene und Maschinengewehre in unserer Hand blieben. 1 Im Osten und auf dem Balkan nichts von Belang. Der Chef des Generalstabes.
Wien, 14. November. (W. T. B.) Aus dem Kriegs⸗ pressequartier wird am 14. November Abends mitgeteilt: In Italien keine wesentliche Aenderung der Kampflage. Im Osten nichts Neues. “
Bulgarischer Bericht.
Sofia, 14. November. (W. T. B.) Heeresbericht vom
13. November. 1
Mazedonische Front: Westlich des Ohridasees und im Cernabogen lebhaftes Artilleriefeuer mit Unterbrechung In der Gegend der Moglena wurden feindliche Erkundungs abteilungen verjagt.
Dobrudschafront: Auf der ganzen Front schwache Artillerietätigkeit, die in der Nähe des Dorfes Prislava etwas länger andauerte.
Sofia, 14. November. (W. T. B.) Amtlicher Berich Mazedonische Front. Andder gesamten Front schwaches Störungsfeuer. Im oberen Teile des Skumbitales zer⸗ streute eine österreichisch⸗ungarische Erkundungsabteilung ein seindliche Großpatrouille. C“ Dobrudschafront: Nichts von Bedeutun
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Türkischer Bericht.
Tagesbericht.
Konstantinopel, 14. November. (W. T. B.) Amtlicher Sinaifront: Artillerie⸗ und Infanteriekämpfe nehmen ihren Fortgang. An den übrigen Fronten deutung “
keine Ereignisse von Be⸗