1917 / 274 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 17 Nov 1917 18:00:01 GMT) scan diff

Auf Grund Allerhöchster Ermächtigung Seiner Majestät des Königs hat das Staatsministerium infolge der von der Stadtverordnetenversammlung in Werden getroffenen Wahl den Hauptmann a. D. Bernsau daselbst und den Bau⸗ unternehmer und Architekten Heyn daselbst als unbesoldete Beigeordnete der Stadt Werden für die gesetzliche Amtsdauer von sechs Jahren bestätigt.

Ministerium der geistlichen und Unterrichts⸗ angelegen heiten.

Die beauftragten Dozenten in der philosophischen Fakultät der Universität in Frankfurt a. M. Dr. Heraeus, Professor am Gymnaäsium zu Offenbach a. M., und Professor Dr. Müller, Direktor des Städrischen Historischen Museums in Frankfurt a. M., sind mit Allerhöchster Genehmigung Seiner Majenät des Königs zu ordentlichen Honorarprofessoren in der⸗ selben Fakultät ernannt worden.

Der bisherige Prorektor am Lehrerseminar in Quedlinburg Steinfatt ist zum Kreisschulinspektor in Langensalza ernannt v 8

Ministertum des Innern.

„Der Geheime Regierungsrat und vortragende Rat im Ministerium des Innern Dr. Kutscher ist an Stelle des zum Präsidenten der Regierung in Koblenz ernannten Gevbeimen Oberregierungsrats von Gröning zum Mitgliede der König⸗ lichen Prüfungskommission für höhere Verwaltungsbeamte

8

Hauptverwaltung der Staatsschulden.

Bei der Hauptverwaltung der Staatsschulden ist der Büro⸗ diätar Kothe zum Kassensekretär ernannt worden.

Bekanntmachung.

Auf Grund der Verordnung des Bundesrats vor 23. September 1915, betreffend die Ferabaltung unzuverlässiger Personen vom Handel (RGZl. S. 603), habe ich dem Kaufmann Joseph Friederich, hiüer, Monheimsallee Nr. 109, durch Verfügung vom heutigen Tage den Handel mit Gegenständen des täglichen Bedarfs, insbesondere Nahrungs⸗ und Futtermitteln aller Art, rohen Naturerzeugntssen, Heiz⸗ und Leuchtstoffen und mit Gegenständen des Kriegsbedarfs sowie jegliche mittelbare oder unmittelbare Beteiligung an einem solchen Handel wegen .“ in bezug anf disen Handelsbetrieb bis auf weiteres

gt.

Aachen, den 12. November 1917.

Der Königliche Polizeipräsident. von Hammacher.

Bekanntmachung.

Unter dem 14. August d. J. habe ich: a. der Fa. Schuh⸗ warenhaus Carl Woick in PFrer8. b. dem 8 Hn g meister Carl Woick in Beeskow und c. dessen Ehefrau Marie Woick, geb. Krüger, in Beeskow den Handel mit Gegen⸗ ständen des täglichen Bedarfs und des Kriegsbedarfs, insbesondere mit Web⸗, Wirk⸗, Strick⸗ und Schuhwaren, bis auf weiteres untersagt. Dieses Handelsverbot wird biermit wieder aufgehohen. De Kosten des Verfahrens einschlteßlich der für die Bekanntmachung haben die zu a—e Genannten zu Beeskow, 15. Noyember 1917.

Der Landrat. W

M“

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Bekanntmachung.

Auf Grund der Bundezratsverordnung vom 23. September 1915 betreffend Fernhaltung unzuverlässiger Personen 68 Handel (RSBl. S. 603), habe ich der Firma Gebrüder Ufer Feilen⸗

und Maschinen⸗Fabriken G. m. b. H. hier, Neue Hoch⸗

straße 53, durch Verfügung vom heutigen Tage den Handel mit allen Gegenständen des Kriegsbedarfs wegen Unzuverlässig⸗

keit in bezug auf diesen Handelsbetrieb untersagt. 8 16

Berlin, den 12. November 1917.

Der Polizeipräsident. J. V.: von Rönne

Bekanntmachung.

Auf Grund der Bundesratsverordnung vom 23. September 1915, betreffend Fernhaltung unzuverlässiger Personen vom Handel (RGBl. S. 603), in Verbindung mit Ziffer 1 der Ausführungsbestimmungen des Handelsministers vom 27. September 1915 habe ich dem Handler Sante Celotto und seiner Ehefrau Frieda Celotto, geb. Bevensee, in Berlin⸗Steglitz, Schloßstr. 93, durch Ver⸗ fügung vom heutigen Tage den Handel mit Gegenständen des täglichen Bedarfs und des Kriegsbedarfs, ines⸗ besondere mit Speiseeis und Waffeln, sowie jede mittelbare oder unmittelbare Beteiligung an einem solchen Handel wegen Unzuverlässigkeit für die Bauer des Krieges untersagt. Eine Uebertretung dieses Verbots ist strabar.j 1

Berlin, den 13. November 1917.

Der Landrat des Kreises Teltow. von Achenbach.

Bekanntmachung.

Auf Grund der Bundesratsverordnung vom 23. September 1915, betreffend Fernhaltung unzuverlässiger Personen vom Handel (R8SGBl. S. 603), in Verbindung mit Ziffer 1 der Ausführungsbestimmungen des Handelsministers pom 27. September 1915 babe ich dem Kauf⸗ mann Robert Krause in Adlershof, Oppenstraße 53, durch Verfügung vom „beutigen Tage den Handel mit Gegen⸗ ständen des täglichen Bedarfs und des Kriegsbedarfs, insbesondere mit Metallen, sowie jede mittelbare oder unmittel⸗ EE Iö“ 8* einem folchen v wegen Unzuverlässigkeit

auer de rieges untersagt. 1 Verbois dh nerashenr g ersag ine Uebertretung dieses Berlin, den 13. November 1917.

8 Der Landrat des Kreises Teltow. von Achenbach.

Bekanntmachung.

„Die Firma Gebrüder Grohnert in Buer⸗Erle ist wegen übermäßiger Preissteigerung ihrer Ware auf Grund der Bekannt⸗ machung des Reichskanzlers vom 23. Juli 1915 gegen übermäßige Preissteigerung und auf Grund der Bundesratsverordnung vom 23. September 1917, betr. die Fernhaltung unzuverlässiger Personen vom Handel, sowie der hierzu erlassenen Ausführungsbestimmungen, der Handel mit Weh.⸗, Wirk⸗ und Strickwaren untersagt. Die Kosten der Bekaontmachung trägt die Firma. Buer i. W., den 12. November 1917.

Der Magistrat. Dr. Russell.

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Bekanntmachung.

Durch Bescheid vom 18. September 1917 habe ich der Händlerin, Ehefrau des Johann Kuhlenbäumer hier, Gutenberg⸗ straße 24, den Handel mit Lebens⸗ und Futtermitteln aller Alt, Gegenständen des täglichen Bedarfs sowie die Vermittlertätigkeit hierfür untersagtt.

Essen, den 9. November 1917.

Städtische Polizeiverwaltung. Der Oberbürgermeister. J. V.: Rath.

8 Bekanntmachung.

Durch Bescheid vom 2. Oktober 1917 habe ich der Hänklerin Ehefrau des Mathias Schmidt, hier, Königstraße 58, den Handel mit Lebens⸗ und Futtermitteln aller Art, Gegenstän den des täglichen Bedarfs sowie die Vermittler⸗ tätigkeit hierfür untersagt.

Essen, den 9. November 1917.

Städtische Poltzeiverwaltung. Der Oberbürgermeister. J. V.: Rath.

Bekanntmachung.

Durch Bescheid vom 25. September 1917 habe ich dem Speise wirt Johann Girßler, Essen, Siemensstraße 18, den Handel mit Lebens⸗ und Futtermitteln aller Art, Gegen⸗ ständen des täglichen Bedarfs sowie die Vermittler⸗ tätigkeit hierfür untersagt. Essen, den 9. November 1917. Städtische Polizeiverwaltung. Der Oberbürgermeister. J. V.: Rath.

.“ Bekanntmachung. 86

Durch Bescheid vom 12 August 1917 habe ich dem Kaufmann und Drogisten Walter Winkler und dem Kaufmann Johann Winkler, beide hier, Rüttenscheider Straße, den Handel mit Schuhwaren, Lebens⸗ und Futtermttteln aller Art und Gegenständen des täglichen Bedarfs sowie die Ver⸗ mittlertätigkeit hierfür untersagt.

Essen, den 13. November 1917.

Städtische Polizeiverwaltung.

Der Oberbürgermeister. Z. V.: Rath.

1“

Durch Bescheid vom 18. September 1917 habe sch der Händlerin, Ehefrau des Anton Vogt, hier, Hüttmannstraße wohnhaft, den Handel mit Lebens⸗ und Futtermitteln aller Art, Gegen⸗ tänden des täglichen Bedarfs sowie die Vermittlertätig⸗ keit hierfür untersagt. 8 .“ Essen, den 13. November 1917. Städtische Polizeiverwaltung. Der Oberbürgermeister. J. V.: Rath. 1

Bekanntmachung.

Durch Bescheid vom 2. Oktober 1917 habe ich dem Händler Heinrich Grimm hier, Gehbelfa 19, den Handel mit Lebens⸗ und Futtermitteln aller Art, Gegenständen des täglichen Bedarfs sowie die Vermittlertätigkeit hierfür untersagt.

Esssen, den 13. November 1917. 3 Städtische Polizeiverwaltung. Der Oberbürgermeister. J. V.: Rath.

1“

Bekanntmachung.

Auf Grund der Bundesratsverordnung vom 23. September 1915, betreffend die Fernhaltung unzuverlässiger Personen vom Handel (RGBl. S. 603), haben wir dem Kaufmann Julius Freund in Ratibor, Weidenstraße 21, durch Verfügung vom heutigen Tage den Handel mit Zigarren wegen Unzuverlässigkeit in bezug auf diesen Handelsbetrieb untersagt.

Riatibor, den 22. Oktober 1917.

Kiichtamtliches. Dentsches Reich. Prenußen. Berlin, 17. November 1917.

„Die englische Presse gibt, wie „Wolffs Telegraphenbüro“ mitteilt, jetzt zu, daß das Ziel der gewaltigen englischen Großschlachten in Flandern vom Juli bis Mitte November die belgische Küste und die Besitznahme der deutschen U⸗-Bootsbasis war. Trotz rücksichtslosesten Menscheneinsatzes konnten die Engländer in fast vier Monate langen Kämpfen unter Verlust von weit mehr als einer halben Million Mann nur 143 Quadratkilometer strategisch unbedeutenden Ge⸗ ländes erobern, das zum größten Teil aus völlig zertrümmertem Trichterfeld bestand. Damit sind die fortgesetzten schweren Niederlagen, die Marschall Haig trotz vielfacher Ueberlegenheit an Zahl und Material erlitt, bewiesen.

In der. gleichen Zeit vom Juli bis Mitte November haben die Verbündeten unbekümmert um die Riesenanstrengungen der Engländer und Franzosen an Quadratkilometern erobern können: in Galizien und der Bukowina 25 850 qkm, bei Riga 2840 qkm, bei Jakobstadt 470, auf Oesel, Dagö, Moon 3890 qkm, i Italien allein bis zum Piavefluß 12 200 qkm, bei Asiago 300 qkm. Im ganzen die ungeheure Zahl von 45550 qkm. 8 86

„Die Kommission zur Nachprüfung der Kriegs⸗ lieferungsverträge setzte vorgestern unter dem Vorsitz des Ministerialdirektors Dr. Lewald ihre Beratungen fort. Wie „Wolffs Telegraphenbüro“ mitteilt, wurde zunächst über die von der Marineverwaltung abgeschlossenen Schiffsbau⸗ verträge verhandelt. Dann machten Vertreter der Marine⸗ verwaltung Mitteilungen über das Waffenwesen (Geschütze, Munition und artilleristische Apparate, Werstge chofschübe, Torpedo⸗ und U⸗Boote) sowie das Minenwesen. Diese gaben zum Teil zu längeren Erörterungen Anlaß; besonders fand über die Beschaffungen der Marine auf dem Gebiete des Minenwesens eine längere Aussprache statt. Dann mwurde in die Besprechung uͤber die Beschaffung von Luftschiffen und Flugzeugen

eingetreten. Die Entwicklung des Luftschiffbaus und die Not⸗

wendigkeit, diesen noch ferner wirksam zu unterstützen, gaben zu längeren Erörterungen Anlaß. Auch wurde die Vergebung der Arbeiten und die Preisfestsetzung bei Luftschiffen des näheren besprochen. Bezüglich des Baues von Flugzeugen wurde zum Teil auf die früheren Verhandlungen über den Bau von Flugzeugen für das Heer zurückgekommen. Einge⸗ gangen wurde besonders noch auf die Herstellung der Seeflug⸗ zeuge und die dieserhalb von der Marineverwaltung getroffenen Maßnahmen.

Ihre Maäjestäten der König und die Königin empfingen der „Korrespondenz Hoffmann“ zufolge gestern nach⸗ mittag den Reichskanzler Grafen von Hertling mit Gemahlin und Tochter in Audienz.

Oesterreich⸗Ungarn.

Das österreichische Abgeordnetenhaus nahm laut Meldung des „K. K. Telegraphen⸗Korrespondenzbüros“ die Anträge des Gesundheitsausschusses auf Vorlage eines Gesetzes zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten, tatkräftige Aus⸗ gestaltung der Tuberkulosenfürsorge, auf baldige Vorlage eines Gesetzes über Wohnungsaufsicht, und ferner einen Antrag, betreffend die Gebühren von Totalisator⸗ und Buchmacherwetten, sowie Anträge, betreffend Bereitstellung eines Betrages bis zu hundert Millionen Kronen zur Bildung eines gewerblichen Kredithilfsfonds an. Es erledigte sodann eine Reihe kleinerer Vorlagen und begann die Verhandlung der Regierungsvorlage, betreffend die Errichtung eines Ministeriums für soziale Für⸗ sorge. Die nächste Sitzung findet am 20. November statt.

Die kroatische Landesregierung hat dem Landtage einen Gesetzentwurf über Einführung des allgemeinen Stimmrechtes unterbreitet. Wie „Wolffs Telegraphenbüro“ meldet, bestimmt der Entwurf, daß wahlberechtigt jede männ⸗ liche heimatberechtiate Person sein soll, die das 24. Lebensjahr zurückgelegt hat. Die Stimmenabgabe ist geheim. Wählbar ist jeder Wähler, der des Lesens und Schreibens kundig und der kroatischen beziehungsweise serbischen Sprache mächtig ist. Das Land ist in 120 Wahlbezirke eingeteilt.

Großbritannien und Irland.

Die „London Gazette“ meldet, daß die russische Regierung am 24. Oktober den englisch⸗russischen Handelsvertrag vom 12. Januar 1859 zum 24. Oktober 1918 mit der Be⸗ gründung gekündigt habe, daß die wirtschaftlichen Verhält⸗ nisse, die durch den Krieg entstanden seien, es nötig machten, eine Nachprüfung der bestehenden Handelsverträge in Betracht zu ziehen. Die russische Regierung sei bereit, ein Ueberein⸗ kommen mit England zu treffen, um Unzuträglichkeiten während der Uebergangszeit zu vermeiden.

In London versammeln sich der „Neuen Zürcher Zeitung“ zufolge demnächst die verantwortlichen Leiter des Ver⸗ proviantierungswesens der Vierverbandstaaten, um den vorhandenen Schiffsraum und die Warenvorräte für das nächste Jahr entsprechend dem Bedarfe der einzelnen Ver⸗ bündeten zu verteilen.

Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes Balfour hat bei einer zu Ehren des griechischen Ministerpräsidenten Weniselos im Mansion House in London veranstalteten Ver⸗ sammlung eine Rede gehalten, in der er dem „Reuterschen Büro“ zufolge u. a. sagte:

Die Deutschen haͤtten versucht, ihren Standpunkt durch zwei mit einander unvereinbare Behauptungen zu fördern. Sie bebaupteten, sie würden die Welt endgültig und rasch erobern und über ihre weniger vorbereiteten Nachbarn triumphieren, und es könnte für ein Land kein größeres Glück geben, als unter die Harrscheft Deutschlands zu kommen. Die zweite Behauptung unterschied sich von der ersten. Sie besaate nämlich, daß die Ententemächte sich nicht mit weniger begnügen würden, als mit der vollständigen Zerstörung Deutschlands. Beide Behauptungen sind falsch. Die Zerstörung des Deutschen Reiches war niemals das Ziel der Entente. Die Zer⸗ störung des deutschen Handels ist kein Kriegsziel, sondern eine Kriegs⸗ maßnahme und eine sehr gerechtfertigte Kriegsmaßnahme.

Im Oberhause gab vorgestern Lord Wimborne eine beruhigende Erklärung über die Lage in Irland ab. Er erklärte dem „Rotterdamschen Courant“ zufolge:

Im allgemeinen herrsche im Land⸗Oidnung, Leben und Eigentum seien nicht bedroht. Der Konvent sei noch immer der herrschende Faktor, und die Regierung halte an ihrer Amnestiepolitik fest. Wenn man vor einer Woche Unterdrückungsmaßregeln in Anwendung gebracht hätte, wäre der Konvent ermordet worden. Die Regierung laufe zwar einsg⸗s Risiko, aber im Innern des Herzens seien die Sinnfeiner nicht deutschfreundlich gesinnt.

Lord Curzon fügte im Namen der Regierung hinzu, daß 10 Prozent der Sinnfeiner eigentlich eine gemäßigte Partei bildeten.

Im Unterhause teilte der Staatssekretär für innere

Angelegenheiten vorgestern mit, daß nach einer neuen Ver⸗-⸗

ordnung auf Grund des Reichsverteidigungsgesetzes Flug⸗ blätter, die vom Kriege oder Friedensschluß handeln, Namen und Adresse des Verfassers und Druckort tragen und

dem Preßbureau zur Genehmigung vorgelegt werden müssen.

Snowmden G diese Frage herbeizuführen.

Frankreich.

114“*“

Nach einer Havasmeldung setzt sich das neue Mini⸗ 1

sterium folgendermaßen zusammen: Ministerpräsident und Kriegsminister: Clemenceau, Justizminister: Nail, Aus⸗ wärtiges: Pichon, Inneres: Pams, Finanzen: Klotz, Marine: Georges Leygues, Handel, Industrie, Post, Tele⸗ graphen, Seetransporle und Handelsmarine: Clementel, Oeffentliche Arbeiten: Claveille, Rüstungen: Loucheur, Unterricht: Lafferre, Kolonien: Henry Simon, Lebens⸗ mittelversorgung und Ackerbau: Viktor Poret, Blockade und besetzte Gebiete: Jonnert.

Nach einem vom „Reuterschen Büro“ verbreiteten Tele⸗ gramm aus St. Petersburg vom 13. d. M. sind die von den Sozialisten den Bolschewiti angebotenen Bedingungen folgende:

1) Entwaffnung der Reten Garde.

2) Die Petersburger Ga nison wird unter die Kontrolle der Geweindeverwaltang gestellt.

3) Die militärischen Operationen inseschränkt wenn

. mwerden diese Bedingungen angenommen werden.

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suchte vergebens eine dringende Besprechung über

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9) Es werden vollständige Bürgschaften gegeben, daß Kerinskis beim Einrücken in Petersburg keinen Schuß lösen werden.

„ppen be b zrngeGs sollen keine Haussuchungen und Verhaftungen vorgenommen

we den. . ; . 22 „ve:. A. Wenn unter diesen Bedingungen ein Waffenstillstand zu⸗

zande kommt, würden die Verhandlungen über die Bildung san⸗ Regierung, die aus allen sozialistischen Parteien, aber enne Zuziehung der Bolschewiki bestehen soll, begonnen werden. gie Bolschewiki verlangen außer der Teilnahme an der —2 Regierung auch die Verantwortlichkeit der Regierung negenüber dem neuen Ausführenden Hauptausschuß der Sowjet⸗ obgeordneten.

ns Die Maximalisten geben obiger Quelle zufolge be⸗ zunt, daß sie Zarskoje Sselo besetzt haben und daß sich vie Anhänger Kerenskis in der Richtung auf Pawlowsk und Gatschina zurückgezogen haben.

Wie „Stockholms Tidningen“ über Haparanda erfährt, st der Generalstreik in Finnland als Gewaltmaßnahme der Sozialisten gegen die Einsetzung eines Direktoriums durch de bürgerlichen Parteien zu betrachten. Die Sozialisten be⸗ nächtigten sich mit Hilfe russischer Soldaten des Telegraphen und der öffentlichen Gebäude, erklärten hierauf Senat und gandtag für aufgelöst und bestimmten, daß der alte sozialistische zandtag schleunigst einberufen und ein neuer Senat unter dem Vorsitz Tokois eingesetzt werden solle. Der ganze Gewalt⸗ reich gelang ohne Unruhen, doch ist die Stimmung in Finn⸗ land sehr erregt. Auch das Eisenbahnpersonal wurde ge⸗ wungen, an dem allgemeinen Streik teilzunehmen, sodaß nur mehr Militär⸗ und Lebensmittelzüge verkehren können.

MNieederlande.

Das „Haager Korrespondenz⸗Büro“ erfährt im Ministerium des Auswärtigen, daß von amerikanischer Seite kein Vorschlag ur Regelung der Frage, was mit den in Häfen der Ver⸗ einigten Staaten liegenden holländischen Schiffen zu geschehen habe, vorliegt. Auch die von niederländischer Seite diesbezüglich gemachten Vorschläge sind noch unbekannt. Der Dampfer „Nieuw Amsterdam“ hat die Erlaubnis erhalten, nach Holland auszufahren, nachdem die Reederei mit Zustimmung der Regierung dafür gebürgt hat, daß er wieder nach den Lereinigten Staaten zurückkehren wird.

Türkei.

Der Senat hat vorgestern die Adreßberatung be⸗ gonnen. . In der Kammer wurden die Antworttelegramme des deutschen Reichstags und des österreichen Ab⸗ geordnetenhauses auf das Glückwunschtelegramm der fürkischen Kammer anläßlich der Siege in Italien unter lautem Beifall verlesen. Darauf beschloß die Kammer, das von der gegierung eingebrachte Gesetz, betreffend Eheschließungen und Ehescheidungen, einem Ausschuß zu überweisen.

Amerika.

Die brasilianische Kammer hat am 14. November ein gesetz über Vergeltungsmaßnahmen gegen die Deutschen angenommen. Wie die „Agence Havas“ meldet, ermächtigt das vom Senat abgeänderte Gesetz insbesondere die Fegierung, den Belagerungszustand in den Teilen des Landes merklären, wo es notwendig ist, Verträge mit feindlichen Staatsangehörigen über öffentliche Arbeiten und andere Kon⸗ takte, die für die nationale Verteidigung schädlich sind, für un⸗ gilig zu erklären, jeden internationalen Handel mit den Deutschen p verhindern, die verdächtigen Feinde zu internieren und egebenenfalls die Konzessionen für Ländereien der Ansiedler

nachzuprüfen. Asien.

Nach einer Reutermeldung aus Tokio ruft dort die Lage in Rußland die größte Besorgnis hervor. Der japanische Ministerrat trat gestern zusammen. Man erwartet allgemein wichtige Entscheidungen.

888 Kriegsnachrichten. Berlin, 16. November, abends. (W. T. B.)

Stärkerer Feuerkampf bei Dixmuide.

Im Osten nichts Besonderes.

Neue Angriffserfolge im Gebirge zwischen Brenta und Piave.

—-o

In Flandern nahm in den Morgenstunden des b5. November das feindliche Zerstörungsfeuer gegen unsere Stellungen bei Passchendaele erheblich an Stärke zu und flaute eist gegen 8 Uhr Vormittags etwas ab. Seitdem lag Störungsfeuer, verbunden mit kurzen Feuerüberfällen, auf der gesamten Kampffront. Es steigerte sich in Gegend Dixmuide Sage bei und südlich Passchendaele verschiedentlich zu größerer Stärke.

Im Artois folgte nach tagsüber kleineren Patrouillen⸗ vorstößen Abends der Angriff feindlicher Großpatrouillen nördlich der Bahn Douai —Arras. Der Angriff wurde größten⸗ teils schoen vor unserem Hindernis durch unser Vernichtungs⸗ feuer zum Scheitern gebracht, an einigen Stellen nach kurzem Grabenkampf unter schweren Feindverlusten abgeschlagen. Nördlich St. Quentin bis in Gegend von Bullecourt lebte in den Nachmittagsstunden die feindliche Artillerietätigkeit auf. Gleichzeitig setzte heftiges Minenfeuer ein, das nach vorüber⸗ gehendem Abflauen während der Nacht in den frühen Morgen⸗ ftunden erneut stark wieder einsetzte.

.„Nordöstlich Soissons lag in den Morgenstunden starkes feindliches Feuer auf unseren vorgeschobenen Stellungen 9- Gegend Neuvi e, das sich gegen 7 Uhr Vormittags zu stoßer Heftigkeit steigerte. Kurz darauf griff der Feind, durch larken Nebel begünstigt, beiderseits der Straße Martigny Ailnh bei Neuville⸗Ferme de Brunin und beiderseits der Straße 9 es Chermizy an. Nach anfänglichem Vordringen wurde 8 Franzose durch Gegenstoß unter blutigen Verlusten wieder suer die Ailette zurückgeworfen. Ein weiter östlich erfolgender j seüjischer Vorstoß wurde glatt abgewiesen. In der Nacht 8 lebhaftes Störungsfeuer in wechselnder Stärke an. fun Auch beiderseits der Maas steigerte sich in den Abend⸗ deftigkeitan zahlreichen Frontstellen das Feuer zu größerer 1 In Italien haben die Verbündeten sowohl im Gebirge in der Ebene nahe am Meere weitere Forischritte gemacht: onpedabteilungen haben hier den Fluß überschritten taliener gefangen genommen.

Großes Hauptquartier, 17. November. (W. T. B.)

Westlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht.

In Flandern lebte das Artilleriefeuer am Nachmittag bei Dixmuide und zwischen den von Ypern nach Staden und Roulers führenden Bahnen auf.

Eigene Sturmtrupps brachten durch frisches Draufgehen aus den belgischen Trichterlinien südlich vom Blankaart⸗ See 1 Offizier und 63 Mann zurück.

An der Südfront von St. Quentin hielt auch gestern der starke Artillerie⸗ und Minenwerferkampf an.

Heeresgruppe Deutscher Kronprinz. Bei erfolgreichen Vorfeldkämpfen im Ailette⸗Grunde, nordwestlich von Auberive und auf dem östlichen Maasufer blieben gefangene Franzosen in unserer Hand.

Oestlicher Kriegsschauplatz. Keine größeren Kampfhandlungen.

Mazedonische Front. Die Lage ist unverändert.

Italienische Front.

Trotz Kälte und Schnee unermüdlich im Angriff erklommen österreichisch⸗ungarische Truppen zwischen Brenta und Piave die steilen vom Italiener zäh verteidigten Gipfel des Monte Prassolan und Monte Peurna und nahmen 1 Regiments⸗ kommandeur, 50 Offiziere und 750 Mann gefangen.

Aluf dem westlichen Ufer der unteren Piave Erkundungs⸗ gefechte. 4

Der Erste Generalquartiermeister. Ludendorff.

Oesterreichisch⸗ungarischer Bericht. Wien, 16. November. (W. T. B.) Amtlich wird ge⸗

meldet: Italienischer Kriegsschauplatz.

Im Piave⸗Delta, vor den Lagunen von Venedig, haben Honvedabteilungen in zäher Säuberungsarbeit dem Feinde Gelände abgewonnen, wobei über 1000 Gefangene ein⸗ gebracht wurden.

Im Brenta⸗Tal bemächtigten sich österreichisch⸗ungarische Truppen des Ortes Cismon und der beiderseits davon auf⸗ ragenden Höhen. Auch nordöstlich von Asiago verloren die Italiener wieder einige hartnäckig verteidigte Gebirgsstellungen.

8

Oestlicher Kriegsschauplatz. Nichts zu melden.

Albanien.

räumten Linien wurden durch unsere Truppen besetzt. Der Chef des Generalstabes.

Bulgarischer Berichct

Sofia, 16. November. (W. T. B.) Generalstabsbericht.

Mazedonische Front: Westlich des Ohridasees und am Oberlauf des Skumbi folgen die bulgarischen und ver⸗ bündeten Truppen dem auf dem Rückzug befindlichen Feind. Auf der übrigen Front schwache Kampftätigkeit, nur südlich von Dojran war das Artilleriefeuer etwas stärker. Im Luftkampf brachten deutsche Flieger zwei feindliche Flugzeuge zum Absturz, von denen das eine hinter unseren Stellungen bei dem Dorfe Dedhai südlich von Prilep und das andere hinter den feindlichen Linien östlich der Cerna niederfiel. Der deuische Leutnant von Eschwege trug seinen 18. Luftsieg davon, indem er bei Orliak im Strumatal einen feindlichen Fesselballon abschoß. 1“

Dobrudschafront: Schwache Kampftätigkeit nordwest⸗ lich von Fankesch. Unser Feuer wies feindliche Abteilungen ab, welche sich in Booten dem rechten Donauufer zu nähern versuchten.

. Türkischer Bericht. Konstantinopel, 16. November. (W. T. B.) Amtlicher Tagesbericht. Sinaifront: Im Küstenabschnitt wurden fünf feind⸗ liche Angriffe mit sehr schweren Verlusten für den Gegner vollständig zurückgeschlagen. An den übrigen Fronten keine besonderen Ereignisse.

““ 8

1 Der Krieg zur See.

Berlin, 16. November. (W. T. B.) Im Sperrgebiet um England wurden durch die Tätigkeit unserer U⸗Boote neuerdings 5 Dampfer versenkt, darunter einer, der aus gesichertem Geleitzug herausgeschossen wurde.

8 Der Chef des Admiralstabes der Marine.

Ueber das Gefecht des Hilfskreuzers „Marie“ mit neun englischen Zerstörern im Kattegat hat der mittlerweile nach Deutschland zurückgekehrte Kommandant, Kapitänleutnant d. R. Lauterbach, wie „W. T. B.“ mitteilt, seiner militärischen vorgesetzten Stelle folgende Angaben gemacht:

Der Htifskreuier Marie“ befand sich am 2. November auf einer Kreuzfahrt im Kattegat urd stand um 7 Ubr Morgens in der Näbe der schwedischen Insel Kullen. Plötzlich schälten sich aus dem leichten Morgennebel eine Reihe von Zerstörern heraus, deren Nationalität vorerst nicht zu erkennen war, die vielmehr im ersten Augenblick für deutsche Boote gehalten wurden. Die Zweifel wurden jedoch sehr bald behohen, und die mit schneller Fahrt berankommenden Gegner konnten als Engländer fest⸗ gestellt werden. Sie schlugen einen großen Bogen um die „Marit“, und das Führerschiff heißte das Signal: „Zeigen Sie Ihre Nationalflagge“. Sobald die Feinde als Engländer erkannt waten, war „Klar zum Gefecht“ angeschlagen worden, die Kriegsflaga⸗ stieg am Mast empor, und aus den Geschützen der „Marfe“ flogen die ersten Granaten nach den Feinden hinüber, die nun ihrerseits auf nur 200 Meter Entfernung ein lebhaftes Feuer aus allen Geschützen eröffneten. Obwohl es dem gut⸗ gezielten Feuer des deutschen Hilfskreuzers mit wenigen Schüssen gelavg, zwei der Feinde außer Gefecht zu setzen, so daß sie sich aus der Feuerlinie zurückziehen mußten, war das sich tapfer wehrende kleine deuische Schiff der Ushermacht doch nicht ge⸗ wachsen. Treffer auf Treffer flogen in die düͤnnen Eisenwände 59.

und setzten durch Explosion der ö d ganze H

8

schiff in Flamnfen.

Die westlich des Ohrida⸗Sees von den Franzosen ge⸗

noch keinesfalls leer und manieriert.

Als dann auch G anaten in die Maschine ein⸗ geschlagen waren und ein aus nächster Nähe abgefeuerter Porpedo hintere Schiff auseinanderriß, gab der Kommandant den Befeh . das Schiff zu verlassen. Ein weiteres Verbleiben auf dem nunmehe ge⸗ fichte⸗- und manöprierunfähtgen, start brennenden und in Rauch und Flammen eingehüllten Schiff hätte nur noch mehr Menschenleben gi⸗ sordert. Der Kommandant beyab sich mit einigen Leuten nach S. Vorschiff, das weniger beschädigt war, und versuchte, die kleine Jolle

auszusetzen. 4 . uc übrigen Leyte waren inwäschen ochtern u““

g91 den Engländern aufgefif 1

sprungen und zum Teil von de gländ nig⸗

worauf die Zerstörer, ohne den Untergang der wart vE Bekanntlich baben sie eine balbe Sheee später wehrlose, frierdlich ihrem Gewerbe obliegende deutsche Fi 2 dampfer ohne Warnung vecsenkt und sogar noch die Rettuagesbonte deseg. Engländer aus Sicht gekommen waren, stieß die kleine Jolle der „Marie“ mit 15 Mann von dem brennenden sinkenden Hilfskreuzer ab, nachdem der Kommandant noch drei Harras auf Seine Majestät den Kaiser und das Schiff ausgebracht hatte. Noch einmal wurde um das todwunde Schiff herumgefahren, um vielleicht im Wasser treibende Verwundete zu retten. Es warde jedoch keiner mehr arngetroffen. Gegen 9 Uhr wurden die Sch ffbrüchigen dann von dem dänischen Dampfer „Dalgas⸗ aufgenommen und nach Kopenhagen gebrocht. Dert fanden die Verwundeten, darunter der Kommandant, dem ein etwa eigroßes Sprengfrück aus ber Schulter entfernt werden mußte, in dem Städlischen Krankenhaus Aufnahme. Diese war glänzend, die Einrichtung des Hospitals hervorragend, die Hilssbereitschaft des dänsschen Personals über alles Lob erhaver.

Aas vorstehendem Bericht geht klar hervor, daß die von englischer Seite über das Seetreffen am 2. November gebrachten Beröffent⸗ lichungen vicht der Wahrheit ent prechen, daß viemehr, der Hilft⸗ kreuzer „Marie“ sich bis zum äußersten gewehrt hat. So hat in dem kaum 10 Minuten währenven Gefecht das eine der hinteren Geschütze allein 29 Schuß abgegeben. Bemerkenswert ist, wie eilig es die „englische Uebermacht“ hatte, sich von dem Kampfplatz zu entfernen. Dadurch wurde es einem Teil der Besatzung ermöglicht, völlig unbehelligt zu entkommen.

Kunst und Wissenschaft.

Die Kunsthandlung Casstrer gibt einen Ueberblick über das Schaffen des Bildhauers Ernst Barlach seit dem Jahre 1907. Man kennt die meisten dieser Bildwerke von früheren Ausstellungen her, und was sich da über das vereinzelte Werk sagen ließ, das kann man angesichts der Gesamfschau nur wiederholen. Dieser Um⸗ stand spricht in gleicher Weise für und wirer die Art des Künstlers. Es spricht für den Künstler, daß von den hier gezeigten 24 Bildwerken fast jedes einzelne die Art Barlachs bestättgt zund sein Köanen bekräftigt. Aber gleichzeitig spiicht ein: gewisse Em⸗ förmigkeit der Behandlung, die allzu enge Verwandtschaft der Motive unteretnander gegen ihn. Er verfügt nur uüber eine einzige Note diese eine Note ist sreilich so ganz versönlich, so neuartig und stark, daß die Plastiken trotz der gerinafügigen Abwandlang des ständigen Grundmotivs in ihbrer Aneinanderreihung nicht lang⸗ weilig wirken. Als Barlach jenen vereinfachenden und abrundenden Stil fand, der im Kleinen groß und ausdrucksvoll ist, hatte er einen genialen Augenblick. Talenzvoll bat er dann immer an der einmal gefundenen Form festgehalten, so daß sie bisweilen zur Formel zu erstarcen drohte. Die Gestalten aus dem niederen Volke, die Bettler, Hirten und armen Bauern, die er sich erwählte, kamen in ihrer schlechten Tracht mit ihrem breiten Gang und schwerfäͤlligen Bewegungen seinen monumentalen Absichten aufs glücklichste entgegen. Ja, wenn man heuse etwa in der Gegend der mittleren Weichsel die Hirten und Schiffer beobachtet, ist man oft erstaunt darüber, in wie geringem Maße es einer Umformung der derben und wuchtigen Gestalten in Tracht und Haltung bedurfle, wie „realistisch die Kunst Barlachs ist. (Oder sollte seine Kynst so stark sein, sich so unserer Vorstellung von Hirten und Bettlern bemachtigt haben, daß wir in jenen Gegenden nur noch „Barlachs⸗ „sehen, die Gestalten nur noch so auffassen, wie sie uns der Künstler zu sehen lehrte ?) Das absichtliche Festhalten an der einmal gefundenen wirkungs⸗ sicheren Form bringt »s mit sich, daß von einer Entwicktung innerhalb der letzten 10 Jahre kaum die Rede sein kang, und man fiagt sich beklommen, ob Barlach jemals einen Ausweg finden wird, der zu einer weiteren Entwicklong seiner Kunst führt. Vorläufig gelingt es ihm ja noch fast immer, seine breiten Flächen und runden Linien mit Leben und Kroft iu er⸗ füllen. Der bewegte „Spaztergänger“ aus dem Jahre 1912, der in der Haltung und in der gesammeiten Kraft des Ausdrucks Barlacks lebendigste Kigur ist, der wuchtige „Schwertzieher“ (1911), die Gruppe „Panischer Schrecken⸗(1912) sind in diesem Sinne die besten Leistungen. Auch dann, wenn Barlach starre Ruhe schildert und den Ausdrr ganz verhüllt, wirken seine Gestalten in ihrer Geschlossenheit Tritt der Künstler einmal auch nur einen Schritt aus seinem engen Bezirk beraus, dann entstehen so schwache und nichtssagende Werke wie der Däubler⸗Kopf aus dem Jahre 1916. An den ausgestellten Zeichnungen, von denen sich einige Blöͤtter inhaltlich zu einer dichterischen Folge zusammenschließen, gewohrt man mit Genugtuung, daß letzten Endes die Gestalten Balachs aus einer künstlerischen Vision herauswachsen und keine erklügelten und monumental hergerichteten Gebilde sind. Gegen den Umstand, daß Barlach das Holz nicht splitterig und zierlich nach Art alter Bldschnitzer behandelt, sondern daß er mit dem Holzblock verfährt, als bearbeite er festen Granit, läßt sich Grundiätliches einwenden. Dr. Pl.

Die vorgeschichtliche Abteilung der Berliner Museen konnte von einem durch die Kriegee eignisse nach Berlin verschlagenen Alter⸗ tümerbärdler zwei goldene Zierstücke erwerben, die ihr unter anderen Umständen wahrscheinlich entgangen wären. Das eine der beiden kost⸗ baren Stücke ist ein Nadelkepf, dessen beide Kopfscheben in Kötner⸗ technik mit Kreisen und Dretecken verziert sind. Der bunte Stein, Gramat oder Almandin, der einst die Mitte bildete, fehit. Das größere Stück beutet Dr. Hubert Schmidt in den „Amtlichen Be⸗ richten“ als Goldrahmen eines Medaillons in eluer nichtömischen Nachbildung, deren Vorbild unter den gefoßten Goldmünzen der spätrömischen Kaizerzeit und den aus ihnen erwachsenen byzantinischen Goldmedaillons zu suchen sind. Der Rabmen zeigt außer den Drri⸗ ecken in Körnertechnik eine figürliche Parstellung, all rdings in einer derart schemattsierten Form, daß der Unvorbereitete nur schoer die Gegenstände erkennt: Hunde und einen Hirsch, vielleicht sogar etaen Jäger. Als Randeinfassung füate der Goldarbeiter kleine, henkellose, aufgelötete Vasen hinzu. Der Kunsttreis ist der unga isch⸗südrussische, um 400 n Chc. Dort findet sich die Goldkörnertechnik und onderes Aehnliche, während die Form der Prunknadel ohne Seitenstück bleibt.

Literatur.

er Pause ist von den „Klassikern der Kunst

in Gesamtausgaben“ wieder ein Band, der 26. der verdtenst⸗ vollen Sammlung, erschienen. Er ist Wilhelm Trübner und seinem Werk gewidmet (Deutsche Verlagsanstalt in Stuttgart; geb. 14 ℳ). In der bieographisch⸗kunstgeschichtlichen Einleitung bietet J. A. Beringer ein eingehendes, verständnisvolles Bild von der reichen Eigenart dieses deutschen Malers, der, in glüͤcklicher Vereinigung die Skala der Farben virtios anwendend und zugleich auch die plastische Form meisterhaft beherrschend, ein überaus weites Stoffgebiet seiner Kunst dienstbar gemacht dat; hat er sich doch in jeder Gattung der Malerei versucht und bewährt. Be⸗ ringer bat es trefflich verstanden, die bei aller Pielseitigkeit geschlossene nst Trübn rs in ihrer steten Entwicklung darzustellen, auch den E 8 . e⸗ 1“ . 1“““ ..