1917 / 279 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 24 Nov 1917 18:00:01 GMT) scan diff

„Besen und Bürsten der Ausfuhrnummern 596 und 597 des Statistischen Warenverzeichnisses, zu deren Herstellung Pflanzenfaserstoffe oder Roßhaare verwendet worden sind.

Die Bekanntmachung vom 11. September 1915 (Reichs⸗ anzeiger Nr. 216), betreffend das Aus⸗ und Dunchfuhrverhot fur Rohrreimigungsbürsten, wird durch obige Bekanntmachung

11“

Von der Bekanntmachung, betreffend Beschlagnahme, Behandlung, Verwendung und Meldepflicht von rohen Kanin⸗, Hasen⸗ und Katzenfellen und aus ihnen hergestelltem Leder, vom 1. Juni 1917 (Nr. L. 800/4. 17. K R. A) werden durch die Kriegs⸗Rohstoff⸗Abteilung des Kriegsministeriums Ausnahmen mit Wirkung vom 24. November 1917 ab zugelassen. Während bisher der Be⸗ sitzer eines Tieres, sofern er nicht Mitglied eines Kaninchen⸗ schutzvereins war, beschlagnahmte Felle nur an einen Händler (Sammler) veräußern durfte, ist ihm nunmehr eine Ver⸗ äußerung auch an die Vereinsmeldestelle eines Kaninchen⸗ schutzvereins seines Wohnortes gestattet. Ferner ist die Frist von drei Wochen für die Veräußerung eines Felles durch den Besitzer eines Tieres auf sechs Wochen verlängert worden.

Am gleichen Tage wird eine Bekanntmachung der Militär⸗ befehlshaber über den gleichen Gegenstand in Kraft treten. Während bisher alle Personen, welche Kaninchen, Hasen und Katzen geschlachtet haben, deren Felle unter bestimmten Be⸗ dingungen zwar veräußern durften, aber hierzu nicht gezwungen waren, besteht nunmehr eine Verpflichtung, die Felle binnen sechs Wochen nach der Veröffentlichung dieser Bekanntmachung bezw. nach dem Abziehen des Felles an die Vereinsmeldestelle eines Kaninchenschutzvereins ihres Wohnorts oder an einen Händler (Sammler) zu verkaufen.

Der Wortlaut der Bekanntmachung ist bei den Landrats⸗ ämtern, Bürgermeisterämtern und Polizeibehörden einzuseh

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Bayern.

In der Kammer der Abgeordneten ergriff am Donnerstag bei der Beratung des Militäretats der Kriegs⸗ minister von Hellingrath das Wort und widmete den braven Truppen Worte herzlichsten Dankes. Er sagte, wie „Wolffs Telegraphenbüro“ meldet:

Jedes Wort der B wunderung für ihre Zähiakelt und Nervenkraft sei unzulänglich. Durch ihr Aushaften im Westen gewährten sie unserer Marine Zeit, langsam aber sicher mit ihren Unterseebooten das Lebensmark aus Englands Knochen zu ziehen, und bätten den Schlag möglich gemacht, mit dem Italien für seinen Verrat bestraft sei. (Bravo!) Der unerhörte kühne Entschluß der Obersten Heeretlettung trotz der außerordentlichen Belastung unserer Westfront eine Anzahl Divisionen für den Angriff an der italtenischen Front frei zu machen, gehöre wohl mit zu den glänzendsten Ruhmestaten, die sich an die Namen Hindenburg und Ludendorff koüpften. (Bravo!) Daß seiae Wirkungen weit über den italienischen Kriegsschauplatz hinansgriffen, seit heute schon klar zu übersehen. Allet, was die Entente unter empfind⸗ licher Belastung ihrer Eisenbahnen und ibres Scoiffsraumes

Ztalien jetzt zuführen wolle, werde unsere Westfront fühlbar ent⸗

lasten. In Flandern und Frankreich keine durch’ chlagenden Erfolge, in Rußiand Zusammenbruch der Regierung, in Italien die größte Niederlage des Krieges, Tag für Tag die Abnahme des an sich so knappen Schiff⸗raumes und in weiter Ferne die Autsicht auf amerikanische Hilfe, unsicher in ihrer milnärischen Wirkeamkeit, sicher aber als Ende der englischen Weltherrschaft (Bravol), so stelle sich beute die Lage der Entente dar. (Bravo!) „Was uns die nächste Zukunft bringen wird niemand weiß es. Aber hat das deutsche Volk nicht allen Anlaß, hoffnungsvoll in di⸗ Zukunft zu sehen und in innerer Geschlossenheit sich dieser Hoffnung zu freuen?“ ““

Seine Königliche Hoheit der Großherzog vollendet

morgen sein 49. Lebensjahr. 8

1“ 11““ ö %%%% 1 e Warschauer Blätter veröffentlichen eine Erklärung der Liga des polnischen Staatswesens zur Ernennung des Ministerpräsidenten von Kucharzewski, die sie mit auf⸗ richtigem Vertrauen begrüßt. Die Liga erwartet von dem Ministerpräsidenten die Berufung eines Kabinetts, das den polnischen Staat noch während des Krieges auf den Weg einer wirklichen Auferstehung führt, sowie daß eine durch Zahl und Unabhängigkeit den Bedürfnissen und der staatlichen Würde des polnischen Volkes entsprechende Armee berufen werde Für die Auswahl der Kabinettsmitglieder müsse dem Ministerpräsidenten völlige Bewegungsfreiheit gelassen werden.

Oesterreich⸗Ungarn.

Im österreichischen Abgeordnetenhause beant⸗ wortete vorgestern der Ministerpräsident Dr. Ritter von Seidler die Anfragen der Sozialdemokraten und anderer Abgeordneter bezüglich des russischen Waffenstillstands⸗ angebots laut Bericht des „Wolffschen Telegraphenbüros“ folgendermaßen:

Nach Muteilungen des Ministers des Aeußern ist bis zur Stunde kein Waffenstillstandsangebot an der Ostfront erfolgt. Sollte ein solches ergehen, so wird die K. u. K. Regterung darsselbe sofort gemeinsem mit den Bundescenossen einer wohlwollenden Prüfung ur terziehen, und annehmbare Vorschläge werden angenommen werden.

(Zwischenrufe.) Der Minister des Neußern fügte j doch hinzu, daß die

in Gärung besindlichen ungeklärten Verhältnisse im russischen Reiche noch nicht klar erkennen ließen, ob die Friedenspartei tatsächlich werde bren Willen durchsetzen köanen. Er bitte das hohe Haus, viese Mitteilung zur Kenntnis zu nehmen. (Zustimmung.)

Der Ministerpräsident erklärte ferner auf Anfragen:

Er sei nicht nur berechtigt, sondern auch moralisch verpflichtet gewesen, dem ungarischen Veetsberhrsstöerzen gegenüber den Stand⸗ punkt zu kennzeichnen, den die österreichische Regierung in den von ihm aufgeworfenen staatsrechtlichen Fragen einnehme. Er sei hierzu umsomehr verpflichtet gewesen, als einielne österreichische Parteien emen Ständpunkt verträten, der tatsächlich mit der Unver⸗ letzlichkeit des staatsrechtlichen Aufbaues Ungarns und insbesondere mit dem dualistischen Verhältnis zwischen den beiden Staaten der Monarchie sich in Widerspruch setze. Was die Verfassungsfrage an⸗ belange, so würden unbedingt feftzuhalten sein: 1) bie Wahrung der Einbeit des österreichischen Staates, 2) die Aufrechterhaltung der be⸗ stehenden Grenzen eines jeden Kronlandes. Etwas anderes habe er auch dem ungarischen Ministerprästdenten nicht mitgeteilt. Was endlich die von seiten der ungarischen Regierung aufgeworfeve Frage des staatarechtlichen Schatzes der U versehrtheit Unarns ar belangt, so stellte der Min st ep ästdent fest, daß die von dem österreichtschen an den ungarischen Justizminister gerichtete Note nichts anderet ent⸗ halte als die Mitteilung, daf bezüglich der Frage, ob dieser staats⸗ rechtliche Schutz nach dem geltenden Rechte gegeben sei, zunächst der

Oberste Gerichts⸗ und Kassationshof um ein Gu n ersucht worden set. Der Mmisterpräsident bat, diese Mitteilung ꝛzur

nehmen zu wollen. (Lebhafter Beifall und Händeklatschen.)

erklärte der Generalkommissar für Kriegs⸗ und Uebergangs⸗ wirtschaft Riedl hinsichtlich der Schiffsverkäufe

korrespondenzbüro“ meldet:

Betreffs der Sch ffeverkäufe müsse bemerkt werden, daß die sellschaft damit ganz bedeutende Lasten übernommen habe, wozu die Verpflichtung, die verkauften Schiffe durch Neubauten zu ersetzen, und die der Rückzahlung der während des Krieges erhaltenen Vorschüsse gehöre. Die Kurssteigerungen der Aktien einzelner Schiffahrts⸗ unternehmungen seien auf die allgemeine ungesunde Effekten⸗ bewegung an den Börsen sowie auf die Ueberschötzung der Vorteile zurückzuführen, die aus den Schiffsverkäufen erwachsen seien. Der Kommissar führte weiter aus, daß neben der Vorsorge für die nötigen Herstellungsarbeiten in den Häfen, denen im Laufe der Zeit Neubauten folgen sohtten, schon jetzt auf die Sicherung des Schiffs⸗ raumes nach Friedensschloß Bedacht genommen werden müsse. Schon

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We⸗

Schiffahrsverbände zusammengefaßt werden, in deren Rahmen der Ausgleich zwischen den Bedärfnissen der Handelsmarine und den allgemeinen wirtschaftlichen Interessen bewerkstelligt werden würde. Durch eine Verordnung werde dafür Vorsorge getroffen werden müssen, daß der Staat im äußeisten Falle mit Beschlagnahme des Schiffsraumes vorgeben könne. Für die Vergrößerung der Tonnage seien verschiedene Maßnahmen getroffen.

Im ungarischen Abgeordnetenhause erklärte der Ministerpräsident Dr. Wekerle auf eine Anfrage des Grafen Tisza, der die russischen Verhältnisse eingehend erörterte, obiger Quelle zufolge:

Sie werden es natürlich finden, daß ich mich in eine Würdigung der stets wechselnden russischen Verhältnisse und in deren Schilderung nicht einlasse. Ich win mich bloß auf die Feststellung der Tatsachen beschränken. Die russischen Verhält isse sind noch so ungeklärt, daß nicht festzustellen ist, ob die vortige Friedenspartei imstande sein wird, ihre Bestrebungen zu verwirklichen. Biaher ist zu uns kein Friebens⸗ anerbieten und auch kein Anerbteten eines Waffenstillstands gelangt. Wenn ein folches eintreffen wird, so wird es im Einvernehmen mit den Bundesgenossen zum Gegenstand wohlwollender Erwägung ge⸗ macht werden (lebhafte Zusttmmung), und wenn die Bevingungen annehmbar sind, werden wir das Anerbieten annehmen.

In einer Sitzung des Finanzausschusses sagte der Ministerpräsident auf eine Anfrage, betreffend das russische Friedensangebot, folgendes:

Wir haben keine unmittelbare Verbindung mit Rußland, sondern erhalten die Nachrichten teils über Stockholm, teils über andere skandingvische Länder. Die in den heutigen Blättern enthaltene Nachricht hat bisher keine amtliche Bestätigung erfahren. Jedenfalls müssen wir uns darüber Sicherheit verschaffen, ob derjenige, der das Angebot stellt, im Besitze der Macht sei, und ob mithin das Anerbieten von zuständtger Stelle kommt.

Großbritannien und Irland.

Ein Vertreter des „Reuterschen Büros“ hatte eine Unter⸗ redung mit dem Unterstaatssekretär des Auswärtigen Amtes Lord Robert Cecil, der, wie „W. T. B.“ meldet, folgende Erklärungen über die Lage in Rußland abgab:

Ich glaube nicht, daß die soehen von den Extremisten in Peters⸗ burg eingeleitete Unt rnebmung tatsächlich der Ansicht des russischen Volkes entspricht. Es wäre natürlich ein unmittelbarer Bruch des Abkommens vom 5. Septemher 1914 und würde bedeuten, daß einer der Verbündeten mit selnen übrigen Mitkämpfern mitten im Kriege gebrochen hat, und zwar wider die ausdrücklichen gegenteiligen Ver⸗ pflichtungen. Falls ein solches Vorgehen von der russischen Natson gebilligt und argenommen würde, so würde sie sich da⸗ mit so gut wie außerhalb des ordentlichen eurvpäischen Rates stellen. Aber ich glaube nicht, daß das zussische Volk dieses Vorgehen be⸗ stätigen oder billigen wird. Die Proklamation, die von den Leuten, die sich als Regserung ausgeben, erlassen wurde, reizt die Soldaten an, ihre Generale zu verhaften und längs der ganzen Front mit dem Feinde über die Schützengraͤben hinweg Friedensverhandlungen anzuknüpfen. Wenn das in erster Linie die Vernschtung der russischen Armee als Kampffraft bezwecken soll, so kann man schwer ein anderes oder passenderes Verfahren sehen, das jene verantwort⸗ lichen Leute in Petersburg hätten einschlagen können. Wenn etz auch ganz unmöglich ist, gewisse geschäftliche Verhandlungen zu vermeiden, wie sie sich zum Beispiel aug der Frage der Verhaftung britischer Untertanen ergeben, so kann doch keine Rede von einer diplomatischen Aperkennung oder von Unterhandlungen mit ihnen sein. Es desteht keine Absicht, eine solche Regierung anzuertennen.

Im Unter hause fragte der Abgeordnete King, ob durch den kürzlich von der zaristischen Regierung zwischen Rußland und Frankreich geschlossenen Geheimvertrag nach dem Kriege Belgien gewisse Entschädigungen auf Kosten von Hol⸗ land gewährt werden sollten, und ob er den Verdacht der Neutralen durch die bestimmte Erklärung, daß England von diesem Vorgehen nicht unterrichtet worden sei und es auf keinen Fall zulassen werde, entkräften könne.

Der Unterstaatssekretär Lord Robert Ceecil antwortete laut Bericht des „Wolffschen Telegraphenbürecs“, daß, soweit ihm be⸗ kannt sei, kein Grund zur Annahme bestehe, daß irgend ein Vertrag abgeschlossen sei, und er glaube, daß dies eine Erfindung des Feindes sei. King fragte, ob, wenn es auch keinen solchen Vertrag gebe, das Aus⸗ wärtige Amt Kenninis von einem äbnlichen Abkommen oder Ein⸗ verständnig habe. Diese Frage wurde von Lord Robert Cecil energisch mit nein beantwortet.

Wie ferner der „Nieuwe Rotterdamsche Courant“ meldet, hat das Unterhaus mit 202 gegen 126 Stimmen das Pro⸗ portionalwahlrecht abgelehnt.

Der beratende Ausschuß für den Schiffbau ist, dem „Allgemeen Handelsblad“ zufolge, aus Protest gegen die von der Regierung beim Ersatz der Schiffsverluste befolgte Politik zurückgetreten. 1 schlossen, drei große unter Regierungskontrolle stehende Werften in Beachley, Chepstow und Port⸗Bury zu errichten. Die Fach⸗ leute halten diese Orte für ungeeignet. Der Ausschuß steht auf dem Standpunkte, daß die großen Privatwerften mehr Arbeitskräfte zur Beschleunigung des Schiffsbaues benötigen, und daß die kostspieligen Neuanlagen, die erst nach etwa einem Jahre wirklich leistungsfähig sein können, den Privatwerften neue Arbeitskräfte und Material entziehen.

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Nach einer Meldung der „Agence Havas“ hat der Blockademinister Jonnart aus Gesundheitsrücksichten sein Entlassungsgesuch eingereicht. Der Ministerpräsident Clemenceau hat das Amt dem Abgeordneten Lebrun an⸗ geboten, der angenommen hat.

Rußland. Die Bolschewiki⸗Regierung hat nach einer „Renter⸗ meldung“ den Oberbefehlshaber Duchonin 29 2. November

angewiesen, sich den feindlichen Befehlshabern mit dem An⸗!

gebot eines Waffenstillstandes zwecks Kenntnis

abgelehnt, die Weisung zu befolgen. Im Haushaltsausschuß des Abgeordnetenhauses

des Oesterreichischen Lloyd, wie das „K. K. Telegraphen⸗

in der nächsten Zeit sollten alle Schiffahrtsunternehmungen in zwei

gefunden;

Die Regierung hat namlich be⸗ eine Frist von 70 Tagen gegeben hätte, um nach Europa

*

Eröffnungd Friedensverhandlungen zu nähern. Pieser tat ne aba

Wie das „Wiener K er Telegraphen⸗Korrespondenzbüro“ meldet, hat Lenin den Sol⸗ daten und Matrosen der russischen Armee telegraphisch mit⸗ geteilt, daß: der Nat der Volkskommissare dem russischen Oberkommandierenden befohlen habe, allen Kriegführenden einen Waffenstillstand vorzuschlagen. Der Oberkommaen dierende, dem diese Depesche am 21. November Nachts zu⸗ gekommen sei, habe darauf bis zum Abend des genannten Tages nicht geantwortet, worauf Lenin im Auftrage des Rates der Volkskommissare von Duchonin Aufklaͤrungen verlangt habe. Da dieser ausweichend antwortete, sei ihm befohlen worden, die Verhandlungen wegen eines Waffenstill⸗ standes unverzüglich aufzunehmen, worauf er sich bestimmt geweigert habe, sich diesem Auftrag zu unterziehen. Der Rat der Vorkskommissare habe hierauf Duchonin seines Postens als Oberkommandierender für enthoben erklärt und Crylenko zum Oberkommandierenden ernannt,

Laut Meldung der „Petersburger Telegraphen⸗Agentur“ hat der Volkskommissar Trotzki den Botschaften folgende Erklärung überreicht:

Herr Borschafter! Ich habe die Ehre, Ihnen mit diesen Zeilen mitzuteilen, daß der Kongreß der Generalräte der Arbeiter⸗, Sosdaten⸗ und Bauernabgeordneten ganz Rußlands am 26. Oktober 8. No⸗ vember eine neue Regierung der Republik ganz Rußlands gegründet hat, die der Rat der Volksbeauftragten darstellt. Wladimir Ilttsch Lenin ist zum Vorsitzenden der Regierung bestimmt worden, die Politik ist meiner Sorgfalt anvertraut, der ich zum Beauftragten für die Auswärtigen Angelegenheiten be⸗ stellt bin. Indem ich Ihrer Aufmerksamkeit, Herr Bot⸗ schafter, folgenden von dem Kongreß der Generalräte der Abgeordneten gebilligten Wortlaut unterbreite, der die Vorschläge für einen Waffenstillstand und für einen demokratischen, auf den Grundsatz der Uaabhängigkeit der Völker und ihres Richses, ihre Entwicklung selbst zu bestimmen, gegründeten Frieden ohn⸗ Annexionen und ohne Ennschaͤdigungen enthält, habe ich die Ehre, hnen vorzuschlagen, das genannte Schriftstück als amtlichen Vorschlag eines sofortigen Waffen⸗ stillstandes an allen Fronten und eines so⸗ fortigen Eintretens in Friedensverhandlungen anzusehen. Die Regierung der Republik ganz Rußlands macht diesen Vorschlag allen Völkern und ihren Regierungen. Wohen Sie, Herr Botschafter, die Versicherung der vollkommensten Hoch⸗ achtung von seiten der Regierung der Generalräte dem französischen Volke übermitteln, das sich nicht wird enthalten können, nach Frieden zu verlangen, wie übrigens alle kriegführenden, aus⸗ gebluteten und durch das Gemetzel erschöpften Völker.

Der Volksbeauftragte für Auswärtige Angelegenheiten:

L. Trotzkt.

Der Pressevertreter der Bolschewiki an der russisch⸗schwe⸗

dischen Grenze teilt über Haparanda durch „Svenska Telegram⸗

byran“ eine kürzlich von „Prawda“ veröffentlichte Regierungs⸗ erklärung mit, nach der die Maßnahmen des Rats der Be⸗ auftragten des Volks bezüaglich der verschiedenen Nationali⸗ täten sich auf folgenden Grundsätzen aufbauen würden:

1) Freiheit und Souveränität für alle Völker Rußlands.

2) Selbstbestimmungsrecht für die Völker Rußlands bis zu ihrer Trennung und selbständigen Staatenbildung.

3) Aufhebung der Vorrechte einzelner Völker und Natiosnalkirchen und der Einschränkungen aller Art.

4) Recht aller Minderheitsvölker und Volksstämme, die die Ge⸗ biete Rußlands bewohnen, auf vellständig freie Entwicklung.

Diese Mitteilung ist namens der Republik Nußlands von dem Beauftragten für Nationalitätenangelegenheiten Stalin und dem Vorsitzenden des Rates der Volksbeauftragten Lenin unterzeichnet.

Nach einem Bericht der „Central News“ haben die Leninisten beschlossen, die Heeresstärke herabzusetzen. Sie haben angeordnet, den Jahrgang 1899 sofort zu entlassen.

Das „Svenska Telegrambyran“ meldet, als Teilnehmer an der gegenrevolutionären Verschwörung sei auch Graf Sumarokoff⸗Elston verhaftet und bei dem Führer der Verschwörung, Purischkewitsch, sei ein Brief an Kaledin S worden, in dem die verzweifelte Lage Petersburgs geschildert würde. Die von Purischkewitsch geleitete Organisation arbeitete unablässig an der Bildung von Offizier⸗ und Junker⸗

regimentern aus Offizieren und überlebenden Offizierskadetten

als dem einzigen Mittel, das Land zu retten. Die Verschwörer erwarteten Kaledin in Petersburg und hätten ihn gebeten mit⸗ zuteilen, wann er sich nähere.

In verschiedenen Städten Sibiriens sind nach telegraphischen Nachrichten aus Tokio Aufstände aus⸗ gebrochen. Alle Telegramme aus den Städten östlich von Tomst werden aufgehalten, Post und Telegraph sind von den Maximalisten beschlagnahmt. Es haben Füte ertäeng. statt⸗

viele Japaner haben Sibirien verlassen. 8 Italien. 8— 8

Die Regierung hat die Zurückziehung der Kriegs⸗ gefangenen von den Landarbeiten angeordnet. An ihrer Stelle sollen Flüchtlinge verwendet werden.

Das Oberkommando hat die schärfste Strafandrohung

egen diejenigen erlassen, die Soldaten ohne Urlaubs⸗ chein, wenn auch nur eine Nacht, beherbergen.

Niederlande.

Der „Leeuwerdsche Courant“ meldet, daß niederländische Untertanen aus der Provinz Friesland, nachdem man ihnen zurückzukehren, in die amerikanische Armee eingereiht worden seien, weil es ihnen nicht möglich gewesen wäre, eine Schiffsgelegenheit zur Rückkehr nach Europa zu finden.

Schweiz 8 Das Befinden des Königs von Griechenland, der sich in Zürich in der Privatklinik des Professors Sauerbruch einer Operation unterziehen mußte, ist nach einer Mitteilung des „Wolff'schen Telegraphenbüros“ sehr gut. Nach lütten Heilungsverlaufe wird der hohe Kranke in wenigen Tagen die Klinik geheilt verlassen können.

Der Bundesrat hat das Politische Departement er⸗ mächtigt, die Bewilligung zur Einbürgerung in der Schwrei grundsätzlich denjenigen zu verweigern, die nach Kriegsbegee 1 in die Schweiz gekommen sind und vorher niemals in Schweiz ihren Wohnsitz gehabt haben.

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Kriegsnachrichten. Berlin, 23. November, Abends. (W. T. B.) 8

An der Schlachtfront südwestlich von Cambrai ist ein erneuter englischer Durchbruchsversuch unter schwersten Verlusten für den Feind gescheitert. ꝙIm Osten keine größeren Kampfhandlungen.

Aus Italien nichts Neues.

Der englische Durchbruchsversuch in Richtung Cambrai ist nach dem üblichen ersten zur Regel gewordenen Anfangserfolg trotz Einsatzes ungezählter frischer englischer Divisionen und trotz gruppenweiser Verwendung von mehreren hundert Tanks blutig gescheitert.

Der dritte Tag dieser Schlacht war ein voller Erfolg der

deutschen Truppen. Der Feind versuchte am 22. November sowohl im Norden wie im Süden die Einbruchsstelle durch erbitterte Angriffe neuer Reserven zu erweitern und gleich⸗ zeitig in Richtung Cambrai Raum zu gewinnen. Gegen den Ort Moeuvres und die westlich anschließenden Stellungen führte der Feind von 1 Uhr Nachmittags ab wieder⸗ holte erbitterte starke Angriffe, die meist schon in unserem Feuer verlustreich zusammenbrachen, an einzelnen Stellen im Gegenstoß abgeschlagen wurden. Das Dorf selbst blieb in unserer Hand. Den Hauptangriff führte der Feind süd⸗ östlich des Waldes von Bourlon beiderseits des Ortes Fontaine. Unter außerordentlich hohen Verlusten brachen hier die feind⸗ lichen Massenangriffe zusammen. Nach erbitterten Kämpfen stürmten die deuischen Truppen den Ort Fontaine selbst, den die Engländer am Vortage unter schweren Opfern hatten besetzen können. Auch weiter südlich gewann 88 tapfere Infanterie Gelände und vertrieb den Feind völlig aus dem hlh n La Folie, der voll von Haufen englischer Ge⸗ allener ist. Im Süden des Hauptkampffeldes griff der Feind mit starken Kräften gegen Rumill) und Banteux an. Hier scheiterten restlos die englischen Angriffe, wie ebenfalls ein weiter südlich bei Vendhuille geführter Teilangriff. Die Ver⸗ luste des Feindes an allen drei Kampftagen sind außer⸗ gewöhnlich schwer. Die neue Offensive der Engländer auf Cambrai ist ein Beweis dafür, daß der englischen Obersten Heeresjeitung allmählich die Erkenntnis aufgegangen ist von der Stärke und Unüberwindlichkeit der deutschen Flandernfrent und der Unmöglichkeit, dort ihr ent⸗ scheidendes operatives Ziel, die deutsche U⸗Bootbasis, zu erreichen. Sie ist zugleich das Eingeständnis der schweren dauernden Niederlagen, die das an Zahl und Material vielfach überlegene britische Heer in viermonatigen andauernden Groß⸗ kämpfen trotz Einsatzes von weit mehr als 1 ½ Millionen Mann unter ungeheuren Massenopfern im Kampfe um die deutsche U⸗Bootbasis im flandrischen Sumpfgebiet erlitten hat. Um den Eindruck dieser fortgesetzten Niederlagen abzuschwächen, macht die englische Presse mit dem lokalen Geländegewinn in Richtung Cambrai eine alles Maß übersteigende Reklame, die zugleich die wirklich großen Erfolge der Mittelmächte in Italien in Schatten stellen soll.

Auf der übrigen Westfront an einzelnen Stellen leb⸗ haftere Artillerie⸗ und Patrouillentätigkeit. Während eigene Patrouillen Gefangene einbrachten, wurde nach erheblicher Feuersteigerung zwischen Brancourt und Juvincourt ein erneuter französischer Vorstoß verlustreich für den Feind abgewiesen.

In Italien sind zwischen Brenta und Piave für uns günstig fortschreitende Kämpfe im Gange. An der Piave selbst haben die Italiener ihre Artillerie nach Gefangenenaussagen durch französische Batterien verstärkt, die rücksichtslos Ort⸗ schaften, Schlösser und Kirchen beschießen. Blühende italienische Nsser 8ex in Trümmer, unersetzliche Kunstschätze werden

Großes Hauptquartier, 24. November.

Westlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht.

„BVei gesteigerter Artillerietätigkeit in Flandern wechselten Feuerwellen von größter Heftigkeit mit ruhigem Zerstörungs⸗ schießen zwischen den von Boesinghe auf Staden und von Ypern auf Roulers führenden Bahnen. 8

Südwestlich von Cambrai suchte der Engländer erneut die Entscheidung.

Scharfer Feuerkampf auf der Front von Queant bis Banteux leitete die Schlacht ein.

Ein starker Angriff auf Inchy brach vor dem Dorfe zusammen. Moeuvres wurde in erbitterten Kämpfen gegen mehr⸗ fachen Ansturm zähe verteidigt. -

Von besonderer Wucht war der auf Bourlon, Fontaine und La Folie gerichtete Stoß. Einer dichten Welle von Panzerkraftwagen folgte tiefgegliedert die Infanterie. Ihre Kraft brach sich an dem Heldenmut unserer Truppe und unter der vernichtenden Wirkung unserer Artillerie. Den unter schweren Opfern nur langsam auf Bourlon Boden gewinnenden Feind traf der Gegenstoff in Angriff bewährter Truppen. Sie ihn aus Dorf und Wald Bourlon wieder

inaus.

„Im mehrmaligen vergeblichen Ansturm gegen das heiß umstrittene öe und den Wald von La Folie erschäpfte der Feind seine Kräfte. Dieselbe Truppe, die am Lage vorher bei der Erstürmung des Dorfes ihren glänzenden Angriffsschneid erwies, hat sich gestern ebenso standhaft und tapfer in der Abwehr geschlagen.

30 allein vor Fontaine zerschossen liegende Panzerkraft⸗ wagen geben ein Bild über den Einsatz der feindlichen Kräfte. Starkes Feuer hielt auch während der Nacht in einzelnen Kampfabschnitten an. Unsere Artilleriewirkung hielt nächt⸗ ich Vorstöße gegen Rumilly und südöstlich von Masnieres mieber. ““ Heeresgruppe Deutscher Kronprinz. 8. An vielen Stellen der Front erhöhte Tätigkeit der Franzosen. orSeit dem 20. November verloren unsere Gegner im Luftkampf und durch Abwehrfeuer 27 Flugzeuge. 8 2 Rittmeister Freiherr von Richthofen errang seinen 62., Futnant Freiherr von Richthofen seinen 26 ongartz seinen 24. Luftsieg.

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(W. T. B)

Leutnant

Oestlicher Kriegsschauplatz. Keine größeren Kampfhandlungen.

Mazedonische Front. Das Feuer lebte zwischen dem Presp Monastir sowie im Cerna⸗Bogen auf.

Italienische Front. Westlich von der Brenta und zwischen Brenta und Piave scheiterten italienische Angriffe. 8 Der Erste Generalquartiermeister. Ludendorff.

Oesterreichisch⸗ungarischer Bericht.

Wien, 23. November. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: An der unteren Piave blieb die Lage unverändert. Zwischen der Piave und der Brenta verliefen die Kämpfe günstig. Auf der Hochfläche der Sieben Gemeinden lösten erfolgreiche Vorstöße unserer Truppen auf Feindesseite zahlreiche mit größter Heftigkeit geführte Gegenangriffe aus, die zum Teil durch Feuer, zum Teil im Nahkampf ab⸗ gewehrt wurden. Die Italiener verloren mehrere tausend Gefangene. Vom östlichen Kriegsschauplatz nichts zu melden. Der Chef des Generalstabes.

28

““ h“ Bulgarischer Bericht.

Sofia, 22. November. (W. T. B.) Bulgarischer Heeres⸗ bericht vom 22. November.

Mazedonische Front: Westlich von Bitolja und süd⸗ westlich von Dojran lebhaftes Artilleriefeuer. Unsere An⸗ griffsabteilungen drangen in vorgeschobene feindliche Gräben nördlich von Bitolja und in der Nähe von Doldzeli ein und brachten verschiedenes Kriegsmaterial ein. Der deutsche Leut⸗ nant von Eschwege, der gestern seinen 20. Luftsieg davon⸗ getragen hatte, wurde vom feindlichen Abwehrfeuer getroffen und büßte in den Lüften ruhmvoll sein Leben ein. Die bul⸗ garische Armee, die seit jeher die großen Waffentaten dieses unvergleichlichen Helden im Luftkampf hoch eingeschätzt hat, wird ihm ein teures, unvergängliches Gedächtnis bewahren.

Dobrudschafront: Bei Tulcea und Isaccea das gewohnte Artilleriefeuer.

Sofia, 23. November. (W. T. B.) Bericht des Generalstabs. Mazedonische Front: An mehreren Stellen der Front lebhafteres Artilleriefeuer mit Unterbrechungen. Westlich von Bitolja schoß unsere Artillerie ein feindliches Schießbedarfs⸗ lager in Brand. Zwischen Vardar und Dojran⸗See starke Patrouillentätigkeit. Dobrudschafront: Artilleriefeuer.

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Bei Tulcea und Isaccea lebhaftes

Türkischer Bericht.

Konstantinopel, 22. November. (W. T. B.) Amtlicher Tagesbericht.

Sinaifront: Nach den Gefechten bei Gaza und Bir Seba leisteten unsere Truppen bei den weiteren Opera⸗ tionen dem Gegner mehrfach Widerstand und brachten ihm mehrfach Verluste bei. Zurzeit stehen unsere Truppen hinter dem Audscha⸗ und Abu Ledscha⸗Abschnitt anschließend etwa in der Linie Dschenaniye Bet Likia —Karjetel Inab Safa. Weiter südlich stehen sie mit Patrouillen des Feindes in Berührung. Zu einem ernsten Gefecht kam es erst vorgestern wieder. In breiter Front und mit der Absicht, beide Flügel zu umfassen, griff der Feind am 20. November eine unserer Gruppen an. Mehr als eine Kavalleriedivision und mehrere Infanteriebrigaden, unterstützt durch Artillerie und Kavallerie, setzte der Gegner ein. Der Angriff scheiterte auf der ganzen Linie. An unserem rechten Flügel wurde der ab⸗ geschlagene Angreifer durch das geschickte Eingreifen von Reserven in Richtung Bet Kja flankiert und zum Zurückgehen gezwungen. Mehrere Maschinengewehre und Gefangene blieben in unserer Hand. An der Front wurden alle Angriffe ab⸗ geschlagen. Die Umgehungsbewegung gegen unseren linken Flügel wurde frühzeitig verhindert.

Sonst keine Ereignisse von Bedeutung.

Konstantinopel, 23. November. (W. T. B.) Amtlicher

Tagesbericht.

Sinaifront. In den Abendstunden des 21. November gelang es dem Gegner, in einen Teil unserer Stellung einzu⸗ dringen. Durch Gegenangriff wurde unsere Stellung fast rest⸗ los wieder genommen. Der Feind hatte hierbei beträcht⸗ liche Verluste. Wir erbeuteten fünf Maschinengewehre und machten Gefangene. b

Sonst nichts von Bedeutung.

Der Krieg zur See.

Berlin, 22. November. (W. T. B.) Neue U⸗Boot⸗ erfolge in der Nordsee: 3 Dampfer und 1 Segler. Von den drei Dampfern wurde einer aus gesichertem Geleit⸗ zug herausgeschossen. Der Detonation nach zu urteilen, hatte er Munition geladen. 1

Eins unserer Unterseeboote hatte am 30. Oktober in der Nähe der englischen Ostküste ein Gefecht mit einer eng⸗ lischen U⸗Bootsfalle in Gestalt eines eisernen Zweimast⸗ schuners mit Motor, in dessen Verlauf dem Segler zwei Treffer

igebracht wurden. beigebrach Der Chef des Admiralstabes der Marine.

Berlin, 23. November. (W. T. B.) Neue U⸗Boots⸗ erfolge im Mittelmeer: Acht Dampfer, zwei Segler mit rund 30 000 Br.⸗R.⸗T. Auf den Anmarschwegen nach Aegypten wurden mehrere Transporter mit Kriegsmaterial für die englische Palästinafront aus stark gesicherten Geleitzügen herausgeschossen. Unter ihnen befand sich der bewaffnete amerikanische Dampfer „Villemer“ (3627 Tonnen) mit Munition. Der griechische Dampfer „Nefeli“ (3868 Tonnen) wurde mit 5500 Tonnen Weizen auf dem Wege nach Italien vernichtet. Der Chef des Admiralstabes der Marine.

Amsterdam, 23. November. (W. T. B.) Ein hiesiges

Preßbürs meldet aus Rotterdam, daß die Mannschaften des

Dampfers „Megrez“ erzählten, daß auch die Dampfer

8

„St. Annaland“ und „Woenstrecht“ torpediert sein sollen. Bei den betreffenden Schiffahrtsgesellschaften ist hier⸗ über noch kein Bericht eingelaufen.

Rotterdam, 23. November. (W. T. B.) Der „Maas⸗ bode“ meldet: Der Dampfer „Anping“ (1875 Bruttotonnen) ist gestrandet und wrack; das Motorboot „Pride of Wales (36 Bruttotonnen) ist verloren gegangen. Der, Segler „Quickstep“, der britische Segler „Gavenwood“ (138 Brutto⸗ tonnen) und der Schleppdampfer „Vasco da Gama⸗ (107 Bruttotonnen) sind gesunken. Der Segler „Scarinisch ist gestrandent und wrack; der französische Segler „Charles Martel“ ist gesunken; der britische Dampfer „St. Lau⸗ rent“ (349 Bruttotonnen) ist verbrannt; der Segler „Bra⸗ zos“ (226 Bruttotonnen) ist gestrandet und verloren. Der britische Dampfer „Nerong“ (219 Bruttotonnen) ist gesunken; der britische Dampfer „New Meadows“ ist verbrannt, der amerikanische Dampfer „Rising Sun“ ist gestrandet und wrack; der britische Dampfer „War Captain“ (2000 Brutto⸗ tonnen) ist gestrandet nnd mit seiner Ladung verloren gegangen. Vermißt werden die britischen Dampfer „Aylevarroo (908 Bruttotonnen) und „Thames“ (403 Bruttotonnen) sowie der griechische Dampfer „Frixos“ (3511 Bruttotonnen).

Aus den nunmehr vorliegenden Berichten unserer See⸗ streitkräfte erhalten wir über ihren Zusammenstoß mit englischen Schiffen vor der deutschen Bucht am 17. November folgendes Bild:

Am 17. Morgens trafen unsere die Deutsche Bucht sichernden leichten Streitkräfte unter Führung des Ponteradmirals von Reuter etwa 90 sm nordwestlich von Helgoland bei unsichtigem Wetter auf englische Seestreitkäfte und erhtelten von ihnen Feuer aus schweren und mittleren Kalthern. Unsere kleinen Kreuzer und Torpedoboote stießen zur Sicherurg der vor ihnen befindlichen Minen⸗ suchfahrzeuge und zur genaueren Feststellung des Gegners nach Nordwesten vor, während die schwach armier en Minensuchfahrzeuge sich planmäßig zurückzogen. Nachdem diese Ziele röllig erreicht waren, führten unsere Kreuzer und Torpedoboote mit dem Feind ein Gefecht auf südöstlichem Kurs, um den Anschluß an unsere rückwärtiger stebenden kampfkrättigen Schiffe herbetzuführen. Die feindlichen Streukrafte bestanden, wie durch unsere Schiffe und Flugzeuge sest⸗ gestellt, aus Großkampfschiffen (Linienschiffe oder Schlachtkr⸗uzer) vnd einer größeren Zahl modernster kleiner Kreuzer und Torpehoboots⸗ zerstörer. Im Laufe des Gefechts erhielten, wie einwand⸗ frei beobachset, die feindlichen Großkampsschiffe 5 Treffer, die feindlichen kleinen Kreuzer 6 Treffer und die Zerstöter 3 Treffer. Einer der Treffer rief auf einem Schlachtkreuzer eine Detonation mit hoher Stichflamme hervor. Der Schlachrkreuzer drehte darauthin ab urd fiel für das weitere Gefecht aus. Abseitg vom Kampiplatz unserer kleinen Kreuzer geriet ein Teil unserer Minensuchfahrzeuge, die ihrer Verwendung entsprechend nur schwach armiert sind, in ein eiwa einstündiges Gefecht mit 7 thaen an Geschwindigkeit und Bewaffnung weit überlegenen erglischen Zerstörern, in dessen Verlauf ein Zerstörer durch Treffer so schwer bavariert wurde, daß er abdrehen und, wie später durch ein Flugzeug becbachtet, in Schlepp genommen werden mußte. Weitere Treffer wurden durch abseits stehende, am Gefecht nicht beteiligte Minensuchboogte beob⸗ achte:. Die englischen Zerstörer brachen daraufhin das Gefecht trotz ihrer erheblichen Ueberlegenheit ab, ohne auch nur einen Treffer auf einem unserer Boote erzielt zu haben. Als unsere schweren Schiffe in Sicht kamen, brach der Gegner das Gefecht sofort ab und zog sich mit höaster Geschwindigk it zurück. Er wurde von unseren Streitkräften verfolat; doch gelang es bei dem inzwischen sebr un⸗ sichtig gewordenen Wetter nicht mehr, mit ihm in Gefechtssühlung zu kommen. Auch unsere Flugzeuge baben sich neben ihrer wertvollen Aufklärungstätiakeit om Gefecht beteiligt und die englischen Groß⸗ kampfschiffe erfolgreich mit Bomben belegt, wobei auf einem Groß⸗ kampfschiff einwandfret ein Tr'ffer festgestellt werden kannte. Ein anderes Flugzeug beohachtete einen brennenden feindlichen Schlachtkreuzer. Auf unserer Seite erhielt nur ein kleiner Kreuzer einen Treffer, der außer geringem Personalausfall die Gefechtstätigkeit des Schiffes nicht beeinträchttate. Ein Fischdampfer, der ausgelegt hatte, wird vermißt. Abgesehen hiervon sind auf unserer Seile keinerlei Verluste oder Beschädigungen eingetreten. (W. T. B.)

Parlamentarische Nachrichten.

Bei der vorgestrigen Reichstagsersatzwahl im Wahl⸗ kreis Saarbrücken für den verstorbenen Abgeordneten Basser⸗ mann wurde, wie „Wolffs Telegraphenbüro“ meldet, der preußische Landtagsabgeordnete Professor Dr. Herwig (nationalliberal) mit 9852 Stimmen gewählt. Ein Gegen⸗ kandidat war nicht aufgestellt. Einige Stimmen waren

ittert. zersplitter

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Dem Hause der Abgeordneten ist der Entwurf eines Gesetzes über weitere Beihilfen zu Kriegs⸗ wohlfahrtsausgaben der Gemeinden und Gemeinde⸗ verbände nebst Begründung zugegangen. Nach dem Gesetz⸗ entwurf soll der Staatsregierung ein weiterer Betrag bis zu 200 Millionen Mark zur Verfügung gestellt werden, um Ge⸗ meinden und Gemeindeverbänden zur Erleichterung ihrer Aus⸗ gaben für Kriegswohlfahrtszwecke Beihilfen zu gewähren, und die Regierung ermächtigt werden, zur Bereitstellung der danach erforderlichen Summe Staatsschuldverschreibungen oder vor⸗ übergehend an deren Stelle Schatzanweisungen oder Wechsel auszugeben. 1

Der Staatsregierung sind durch Gesetz vom 27. März 1915 110 Millionen Mark, durch Gesetz vom 1. Mai 1916 neitere 200 Millionen Mark und durch Gesetz vom 30. April 1917 nochmals 200 Mtillionen Mark im ganzen 510 Millionen Mark zur Verfügung gestellt worden, um Gemeinden und Gemeindeverbänden zur Erleichterung ihter Ausgaben für Kriegswohlfahrtszwecke Bei⸗ hilfen zu gewähren. Wie in der Begründung, die dem voeliegenden Gesetzentwurf beigegeben ist, bemerkt wird, sind diese Mittel, nachdem jetzt die Aufwendungen der Gemeinden und Gemeinde⸗ verbände für Kriegswohlfahrtspflege bis Ende Juli 1917 mit Beihilfen bedacht sind, bis auf einen Betrag von rund 71 Millionen Mark aufgebraucht. Von diesem Betrage wird An⸗ fang Dezember 1917, bis zu welchem Zeitpunkte vermutlich die Beihilfen zu den bis Ende Oktober 1917 geleisteten Aus⸗ gaben gezahlt sein werden, nur noch ein Rest von etwa 12 Millionen Mark vorhanden sein, der sicherlich nicht mehr ausreichen wird, um die Beihilfen für den Monat November 1917, die Anfang Januar 1918 zur Anweisung kommen, zu decken. Die Ausgaben der Gemeinden und Gemeindeverhände für Kriegswohlfahrtspflege, die einschließlich der allerdings nicht mebhr sehr erheblichen Füebbeac zur be⸗ sonderen Erwerbslosenfürsorge für Textil⸗ und Schuhwarenarbeiter in den letzten Monaten jetzt schon auf r1und 63,5 Millionen Mark im Monat gestiegen sind, werden auch künftig, solange der Krieg fort⸗ dauert, schwerlich niedriger werden. Um den Gemeinden und Gemeindeverbänden bei diesen Ausgaben auch weiterhin die unentbehrliche Hilfe des Staates neben der des Reiches in ansreichendem Maße, das heißt in Durchschnitt ebenso wie seitens des Reiches mit etwa einem Drittel der Ausgaben, zuteil werden zu lassen, bedarf es nochmals der Bereitstellung weiterer Mittel, die