Hierauf hat die österreichischeungarische Regierung der russischen Regierung am 29. November d. J. folgende ntwort erteilt: 11““ Na die Reglerung der rufsischen Repablik. “
Das Rundtelegramm des Rates der Volkskommissäre vom
Nevember laufenden Jabres, womit die russische Reerer⸗ sich
ereit erkrärnt, Verhandlungen über den Abschluß eines Waffenstill⸗ standes und ei es allgemeinen Frtedensvertrages einzuleiten, ist der Regierung Oesterreich⸗ Ungarns zugekommen. Die von der rassischen Reuierung belanntgegebenen Richtlinien für den ab⸗ zuschließenden Waffenstillstand und Friedensver traa, binsichtlich welcher die Reglerung der rufsischen Repudil? Eeaenvorschlägen entgegensiebt, kilden nach Arsicht der österrelchisch⸗uvngarischen Re gierung geeignete Grundlagen für die Einleitung dieser Verhandlungen. Die Nesstigee Oesterreich⸗Ungarns erflärt sich daher bereit, in die von der russischen Reaterong vorgeschlagenen Verhandlungen über einen sefortigen ffenstillstand und über den allgemeien Frieden einzutteten
8 Der K. u. K. Minister des Aeußern. Czernin. 1
Wie „Wolsss Telegraphenbüro“ bemerkt, enthielten die Reußerungen des deutschen Reichskanzlers im e eine formulierte Antwort auf die russischen Mitteilungen; sie sind durch Funkspruch verbreitet worden. Es wurde deshalb davon abgesehen, nochmals durch Funkspruch zu den russischen Aeuße⸗ rungen Stellung zu nehmen.
— Imösterreichischen Abgeordnetenhause ergriff der
inisterpräsident Dr. Ritter von Seidler, wie „Wolffs
Telegraphenbüro“ meldet, gleich nach Eröffnung der Sitzung zu folgenden Ausführungen das Wort:
Hohes Haus! Wie dem hoben Haute aus der offiziellen Mel⸗ dung des „K. K. Korrespondenzbüros“ vom gestrigen Tage bekannt ist, hat die K. u. K. Regterung dte Einladung der russischen Regierung zu sofortigen Verhandlungen über einen Waffenstill⸗ stand und einen allgemeinen Frieden bereits angenommen. (Lebhafter, lang andauernder Beifall und Händeklatschen.) Die K. u. K. Regierung ist im Sinne ihres wiederholt bekannt gegebenen Stand⸗ punktes entschlossen, die einzueitenden Verbandlungen im Geiste der Versöhnlichteit zu führen (lebhafter Beifall), da ihre Absicht darauf gerichtet ist, baldigst einen Frieden zu erreichen, welcher das ver⸗ trauensvolle Zusammenarbeiten der Völker in Fzufrng ermöglicht. (Lebvafter Beifall.) Wie aus der gestern veröffentlichten Antwort des Ministers des Aeußern aa die vcterang der rufsischen Republik werter ersichtlich ist, hat sich die Regierung Oesterreich⸗Ungarns bereit e-Fjärt, in Verhandlungen über einen allgemeinen Frieden emzutreten. (Lebhafter anhaltender Heifall.) Bei diesen Verbandlungen wid die Re erurg Oesterreich⸗Ungars anstieben, mit jenen Staaten, die sich
uf Grund der jetzt von Rußland ergangenen Einladung bertit er⸗ klären, einen Frieden zu schließen, zu einem Frieden zu gelangen, der für die vertꝛagschließenden Gruppen gleich ehrenvoll ist und der von dem Grundsatze „ohne territoriale und wir’ schaftliche Vergewalt igungen“ geleitet sein wud. (Ledhafter Beifall.) Hierbei wird die österreichisch⸗ ungarische Regierung das Recht der mit ihr zum Friedensvertrag schreitenden Staaten anerkennen, den zu ihnen gebörenden Voͤlken volle Freiheit der Entschließeng üder ihre staatliche Zukunft zu gewähren, und wird jeder Eizmischung in die inner⸗ staatlichen Verhältnisse der Vert agschlleßenden enthalten, wird aber ibrerseits verlangen, daß jede Einmengung in unsere eigene slaat⸗ liche Organisation unterdleibe. (Lebhafter Beifall.)
Ich von meinem Standpunkt als österreich scher Ministerpräsident muß, anschließend bieran, darauf hinweisen, daß ein Staat wie der unsere, der ein auf Grund des allnemeinen gleicher, geheimen und ditekten Wahlrechts gewähltes Abgeordnetenbaus har, mit Recht be⸗ haupten kann, eine Volksvertetung zu besigen, wie sie demo⸗ kratischer kaum gedacht werden kann, und doß alle Vgraus⸗ setzungen dafür gegeben sind, das politische Schickjal der Volker des Staates selbst zu bestimmen. (rebhafter Beifall.) Damtt cr⸗ ledigen sich, glaube ich, auch die Anfragen, die einerseits von den Herren Abgeordneten Dr. Adler und Genossen, andererseits von den Herren Abgeordneten Fink und Genossen eingebracht worden sind. (L bhaf er anhaltender Beifall.)
Hierauf führte der Präsident Dr. Groß folgendes aus:
8 Hohes Hause! Die Metieilungen des Herrn Ministerpräsidenten können zwar augenblicklich nicht Gegenstand unserer Beratung und Beschlußfassung bilden. Ich bin cber überzeugt, in Ihr’r aller Sinne zu sprechen, wenn ich unserer innigen Freude darüber Ausdruck gebe, baß der erste ernste Schritt zur Einstellug des Menschenschlachtens geschehen ist (lebhafte⸗ Beifall), und daß wir dem beiß erfehnten Frieden wrklich nähergekommmen sin:. Noch lange ist der srieden nicht erreicht. Wir dürfen uns nicht darüber täuscher. Abee ich bin überzeugt und ich glaube, Sie alle, meine Herren, mit mir, daß nach den Schritten, die von der russischen Vorläufigen Regte⸗ rung urd die von den Mittelmächten in treuer Befolgung der stets ge⸗ heigten Frledensbereitscheft und in vollem Einvernehmen der Mittlmächte untereinander (lebhafter Beifall) unternommen worden sind, wohl niemand mehr, auch die ärgsten Kriegsheyer der Ente te nicht, wiid die Verantworꝛung fär die Fortsetzung des menscken⸗ worrenden Krieges tragen körnnen. Möge dieser erste Schritt, der da geschehen ist, zum Heile unseres Vatersand s ausgehen, und möge unserem Baterlande bald der heiß ersehnte Frteden, den alle Vörker so notwend g brauchen, zuteil werden. (Lebhafter, anbaltender Beifall.)
— Die Eröffnungssitzung der österreichischen Dele⸗ gation findet am 3. Dezember Nachmittags statt.
Großzbritannien und Irland.
In der gestrigen Sitzung des Unterhauses fragte der Abgeordnete King, ob man zu der Politik gegen den Völker⸗ bund, die neulich durch den französischen Ministerpräsidenten angekündigt worden sei, nach Ueberlegung mit der englischen Regierung gelangt sei. Lord Robert Cecil antwortete ver⸗
Niederlande.
Die Königin hat noch einer Meldung der „Nleder⸗ ländischen Telegraphenagentur“ die vorgestern von der Ersten Kammer angenommene Verfassungsänderung bestätigt.
— Die Zweite Kammer hat eine Gesetzesvorlage zur Aufnahme einer Anleihe von 500 Millionen Gulden an⸗
genommen.- 88 Rußland.
Die „Petersburger Telegraphen⸗Agentur“ verbreitet folgende an die Vertreter der neutralen Länder Norwegen, Nieder⸗ lande, Spanien, Schweden, Schweiz und Dänemark gerichtete Note:
Herr Botschafter (Gesandter)!
In Ausführung des Beschlusses des freter der Arbeiter⸗ und Bauernräte habe mich im Namen des Rates der Volksbeauftragten an die Bot⸗ schaften der Verbündeten mit dem Vorschlag gewandt, Ver⸗ handlungen über einen sofortigen Waffenstillstand an allen Fronten und den Abschluß eines demokratischen Friedens ohne Annexionen oder deenegansee, entlpee des dem Grundsatze der freien Entwicklung der Völker, einzuleiten. El schnitig hat der Rat der Volkebeaustragten die Mtlitärbefehlshaber und die Abgeordneten des re 2—2,9 Heeres damtt betraut, vorläusige Verhandlungen mit den Be⸗
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segesresse⸗ der Ver⸗
von Frau Andrus ist ganz ausgeschlosen
v der feindl chen Arm-en einzuleiten, um zu einem oforsigen Waffenftillstand an urseren und an allen anderen Fronten zu glangen. es für meine Pflicht halte, Sie von den getanen Schritten zu benachrichtigen, habe ich die Ehre, Herr Botschafter (Gesandter), Sie zu ditten, alles Ibnen Mögliche zu tun, daß unser Waffenstillstoandsvorschlag und die Aufforderung zu Ver⸗ handlungen über den Abschluoß des Friedens der Aufmerksamkeit der Regierungen der feindlichen iunder amtlich unterbreilet werde. Endlich hobe ich die Ehre, Ihnen meine volle Hoffnuna auszudröcken, doß Sie alle Ihnen möglichen Maßregeln treffen werden, die bieimit gemachte Mitteilung so schnell wie möglich an die össertliche Meinung des Polkes gelangen zu lassen, dessen Beauftragter Sie sind. ie Arbeiterklaffen der neutralen Länder seuften im äußersten Elende, welches die Folge dieses verbrecherischen Krieges ist, der, wenn man ihm nicht ein Ende macht, die noch nicht an ihm teilnehmenden Völker in r zermalmendes Triebwerk hineinzuzieben droht. Die Forderung nach ofortigem Frieden ist der Wunsch der acbeilenden Klassen aller krieg⸗ führenden und neutralen Länder. Aus diesem Grunde hat die Re⸗ serung des Rates der Volksbeauftragten die Sicherheit, von den Aitbenerklassen der neutralen Länder enrschlossen unterstutzt zu werden, und ich buͤte Sie, die Versicherung des Wunsches der zussischen Demokratte entt egenzunehmen, hrüderliche Bezie⸗hungen mit der Demokratie aller Länder zu pflegen. 8 Unterzeichnet ist die Note von dem Volksbeauftragten für
auswärtige Angelegenheiten Trotzki.
— Die Wahlen für die Gesetzgebende Versamm⸗ lung siad beendet. Die Kadetten und die Extremisten haben der „Times“ zufolge beinahe gleichviel Stimmen erhalten und stehen an erster Stelle. Nach ihnen kommen die revolutionären Sozialisten. Das Endergebnis wird in einigen Tagen bekanntgegeben werden.
— Die Veröffentlichung der Geheimurkunden wird von dem Volkskommissar für auswärtige Angelegenheiten Trotzki in den Nowaja Shisn“ vom 25. November fortgesetzt. Wie „Wolffs Telegraphenbüro“ mitteilt, bringt das genannte Blatt folgende Enthüllungen:
Gebeimtelegramm des Geschäftsträgers in Ber vom 14. (17.) Oktoher 1917 Nr. 815.
Ein einflußreicher jäd ischer englischer Finanzmann, Teiinehmer der erwähnten Koaferenz, hat sich dahin ausgesprochen, dos Ziel Deutsch⸗
Jadem ich
lands sei, nach Möglichkeit den Separatismus in Rußland zu fördern,
der Rußland in kleine Staaten zeriegt; für Deutschland wird es leicht seiv, Handelsverträge mit schwächeten Staaten zu schließen, Litauen, Kaland usw. Die Beibehaltung der Einbe:t Rußlands ist gleich⸗ bedeutend mit seiner Belassung in der wirtschaftlichen Sphäre der Verbündeten, was vor allem für Amerika vorteilhaft wäre. Für England ist der russische Markt nicht von besonderem Jaleresse, weil England mehr mit seinen Kolonien und dem Seehaadel in Anspruch genommen ist; deshalb scheint für England die Zerlegung Rußlands in einige kleine Ttaaten annehmbar, umsomehr, als im Falle einer Schwächung Rußlands England in Asien freie Hand erhalten wird. In dem zerstückelten Rußland wird deutsche In⸗ dustrie umd Handel sfür lange Zeit Acbeit finden Die Konkutrenz Amerikas mit Deutschland auf dem russischen Markt wird für Ergland sogar vorteilhafter sein als das Ueberwliegen des Einflusses einer von den beiden Mächten. Aus den Worten der Informalto’ s⸗ person kann man schließen, daß gerade diese Vorschläͤge die Grurd⸗ lage waren sür den Meinungsaustausch mit den Deutschen auf der Beratung im August und im September. Man kann immerhin an⸗ nehmen, daß mit den englisch⸗französisch⸗deutschen Zweigen der inter⸗ nationalen Ain inzkl que auch ein volitisches Abkon men in diesem Sinne geschlossen worden ist. Gine Beteiligung der Ertente⸗ diplo natie ist in keiner Weise bewiesen. Eine dtrekte Beteiligung 1 alein es konnten, um die Aufmerkfamkeit abzulenken, verschiedene Kombinationen getroffen sein, woran sie beteiligt sein konnte. (Unterschrift.)
Gebheimtelegramm an den Geschäftsträger in Paris. - eeceeilt nach London und Rom. 11. (24.) Septemk er 1917. r. 4225.
Unter Bezugnahme auf Ihre Nr. 947 und 952. Die Ihnen von Ribot anläßlich seiner Kammeierklärung über das Februarabkommen, betreffend die Ostgrenzen Frankreichs, gemachten Versicherungen fündi. en leider durch ihre icht völlige Aufrichtigkeit. Weder im Noteuaustausch mit Palsologue noch in meiner mündlichen Erklärung gegenübder Noulens ist die Frage einer Verbindung dieses Abkommens mit d'm Abkomwen über Konstantinopel und die Meerengen angeregt worden. Noulens hat mir vorgeschlagen, die vor dem Kriege abg⸗schlessenen Verträge, d. h eigentlich die ꝛzu sischen Milttärkonrentionen, zu veröffer tlichen. Ich habe dazu bemerkt, daß eine derartige Veröffentlschung eines allge⸗ mein hekannten Vertrages in der öffentlichen Meinung vöͤlllaem Unver ständnig begegnen und neue Forderungen auf Veröffentlichung der bereys während des Krieges geschlossenen Abkommen hervor⸗ rufen werde. Iudes wird eine Veröffentlichung dieser und ins⸗ hesondere der rumänischen und stalienischen Veriräͤge von unseren Verbündeten offenbar fär unzulnssiz gehalten. Jedenfalls beab⸗ sictigen wer, in keiner Weise Frankrelch in dieser Sache Schwferig⸗ keliten in den Weg zu legen und Ribot in eine noch p inlichere Laze zu versetzen. Um indessen für die Zukunft Mißverständnisse, wie sie rank seiner Mitteilurgen in der Kammer schon zue mal vor⸗ gekemmen, zu vermeihen, ersuche ich Sie, der französischen Reglervng offiiell zu ertlären, daß seitens Raßlands einer Veröffentlichung sämtlicher vor wie währerd des Krieges geschlossenen Abkommen keine Hinderniffe in den Weg geleat werden, salls die Einwilligung der übrigen karaa jatcressierten Verbündeten vorliegt. Ueber die Frage, bet effend das kleinasiatische Abtommen, werde ich Ihnen, meine Er⸗ wägungen ergänzend, in einem besonderen Telegramm mitteilen.
Teiestschen ko. Teilung Kleinasiens. 8
Informolion in der kleir asiatischen Frage. 21. Februar 1917 in London und Peiereburg haben die britische, französische und russische Regierung ein Abkommen getroffen, betreffend die Einteilung ihrer künft gen Einflußzoaen und territorfalen Erwerbungen in der asiatischen Türkei, sowie auch betreffend Schaffung eines unah hängigen grabischen Staates oder eine Ken öderation arabischer Staaten inner⸗ halb Arabiens. Das Adkomm’n geht in allgemeinen Zügen dahin, Rußland erwirbt folgende Gebtete: Erzerum, Trapezunt, Wan und Bitlis sowie das Territorium Südturkestan Linie Musehaser— Dihnemar Aamalia, persische Grenze. Endvunkt der russischen Er⸗ werbungen am Schwarzen Meer wäre ein künftig noch zu be⸗ stmmender, das Wilaj’1 Aden und ein im Süden durch die Linte
intab — Madriin kegrerztes Territorium bis zur künftigen zusst'chen
renze und im Nordey begrenzt durch die Linie Ala Dam — Kessaren — Akrega.—Il pe, des Sara Obin Chalput. Großbritannien erwubt den südlichen Teil von Mesopotamten wit Bagdad und bedingt sich in Syrien die Haͤfen Haifa und Akka aa8. Nach Uebereinkommen zwischen den fraunzöslschen und englischen Gebieten werde eire Konfäderalion arabischer Staaten oder ein unabhängiger arabischer Stant Hestndet werden, für wilchen die Einflaßspbären gleich⸗ zeltig bestimmt werden. Alexandrette wird als Freihafen er⸗ klärt. Zum Schußz der religiösen Interessen der verbündeten Maͤchte wird Paläftine mir den heiligen Stätten vom türkischen Territorium abgetrennt und wird einem besonderen Regime unterstellt, nach Ver⸗ einbarung zwischen Rußland, Frankreich, England. Angesichts der gemeiusamen Regelung verpflichten sich tie Mächte zu gegenseitigem Abkommen über die vor dem Kriege bereits geltend gewesenen Konzessionen und Vorteile in den von ihnen erworbenen Rayong. Sie kommen berein, den ihren Erwerbungen entsprechenden Teil der ottvmanischen Staatzschuld zu abernehmen. Mit dem Original gleichbedeutend. (Unterschrift.) 1 . .
Einbeziehung Eriechenlands in den Kries. 8
Angebot Suürvalbaniens an Grlechenland. Am 22. November 1914 baben die Gelaadten Ruß lands, Englands und Frankreichs der griecht chen Regierung in Athen erklärt, daß Griechenland den süd⸗ lichen Teil Aldanlens erhalten würtde mit Ausnahme Valonas im Falle eines sofortigen Auftrctens zur Hilfe Serbiens. Für ein sofortiges Auftreten forderte Weniseles „die feste arantie Rumäntens“ gegen einen Ueberfall der Balgaren auf Griechenland. Diese Garant e jst von Rarnaͤnien nicht gegeben worden, neee he⸗ hat Griechenland Seibien keire Hilfe geleistet und das ebet veilor seine Kraft. 8
Angebol von Gebiet in Kleinasien und Griechenland.⸗
Am 12. Januar 1915 hat der enalische Gesandte in Athen auf Weisung seiner Regierung Weniselos erkärt, daß, wenn Griechenland un Augenblick eines neuen Angriffs Deutschlands auf Serbten letzterem zu Hilfe kemme, die Verbandsmächte Griechenland wichtige terri⸗ toriale Erwerbungen an der Küste Kleinasiens zuerkennen würden. Am 15. Januar 1915 haben die griechischen Gesandten in Petersburg, Paris und London die Antwort der griechischen Regierung auf den englischen Vorschlag überreicht, worin eine ganze Reihe von medingungen enrbalten waren. Am 20, Januar hat Weniselos dem britschen Gesandten in einer Unterrerung die griechischen Wün sche in Kleinasien mitgeteilt. Die begonnenen Unterdandlun wurden aufgebalten durch die Unterhandlungen, betreffend das Ein⸗ reifen Bulg riens, und wurden unterbrochen durch den Rücktritt von
entselos am 21. Februar 1915. Am 9. März 1916 be⸗ händigte der griechische Außenmintster Zographos den Gesandten in Aihen eine Note, worin das Kabinett den Wonsch aus⸗ drückt, die urch den Abgang von Weniselos unterbrochen en Unterhandlungen wieder aufzunehmen. Am 30. März haben Beantwortung dessen die Gesandien der Verbandsmächte die Unterhandlungen, die die Bereitwilltgkeit der Reglerungen Rußlande, Eoglands und Fraakreichs ausdrückten, Griechenland im Falle eines Auftretens gegen di⸗ Türkei das Wilajet Aidin zu garantieren, wieder
aufgenommen mit dem mündlichen Hinzufügen, daß das Angebot
nichtig sein würde, falls Griechenland nicht unverzüglich seine Gin⸗ willigung um Eingreifen in den Krieg erklärt. In der Antwortnote hat das Kabinett Gunaris am 1. April seme Einwilligung zum Ein⸗ meifen in den Krieg erklärt, und zwar sofort, wenn die Verbauds⸗ mächte bereit sein würden, gemeinschaftlich mit den griechischen S die militärischen Overatlonen gegen die Türkei zu beginnen. Das Ern⸗ greifen in den Krieg wurde abhängitg gemacht von der 8S— Garantie territorialer Unversehrtheit Grie henlands unter Einschluß des nördlichen Epirus und der Inseln während des ganzen Krieges und eine bestimmie 1K.e Die territorialen Erwerbungen Griechen⸗ lande in Kleinasien und anderen Gebieten müßten Gegenstand einer späterrn Prüfung sein. Die Unterhandlungen wurden im Verlaufe eines Monats nicht erneuert, und am 1. Mai erklärte der Außen⸗ minister, daß, weil die Verbandsmächte offenbat die Integrität Geiechenlands nicht zu garantieren wünschten, das Kabinett Gunaris beschlossen habe, weiterhin Neutralität zu bewahre.
Schweden.
Laut „Sydsvenska Dagbladet“ scheinen sich, die jüngsten Spionagegerüchte zu bestätigen. Die Behörden seien einer
Bande von Handelsspionen auf der Spur, die auch Schiffe
versenken und deutsche Kurierpost berauben sollten. Norwegen. 1 Der Koͤnig 1 der Auflösung der Union Christiania besucht, hielt nach einer verspätet eingetroffenen Meldung des „Wolffschen Telegrophen⸗ büros“ bei dem Festmahl im Königlichen Schlosse nach der Begrüßungsansprache des Königs Haakon folgende Rede: Euer Majestät! Für den freundlichen npfang. der mir
w.
bereitet wurde, und sür die herzlichen Worte, welche Majeslaät an mich geriaztet haben, spreche ich meinen aufrichligen Dank aus.
Ew. Majestät und das norwegische Volk müssen die Empfindungen
verstehen koͤnnen, müt welchen ich hbeute das Land wieder betrete, welches sowohl fünf meiner Vo gänager auf dem Tbrone, als auch ie als Regent während eines Zeuraumes von über 90 Jahren regier haben. Ich würde weder mir selber noch der Geschichte gegenüber ehrlich erscheinen, wollte ich ausiprechen, daß das, was 1905 erfolgte, schon ver⸗ gessen sein köͤnnte. Der Bruch rer Union, welche von König Karl XIV. Jobann, dem großen Manne, von dem sowohl EGw. Majestät, wie guh ich in direkter Linie abstammen, gestiftet wurde, fügte dem Eintjungsgedanken auf unserer skandinavischen Halbinsel eine tiefe Munde ju, zu deren Heilung meinerseits beizutragen ich den lebhaften Wunsch hege. Deshald, Ew. Mojestät, habe ich mich heute hier ein⸗ gefunden, um Ew. Majestät und dem Linftthen Unionsbruder aus⸗ zusprechen: Laßt uns eine neue Verbir dung schaffen, nicht von der alten Art, aber eire Verbindung des Verständnisses und des Herzens, deren Lebenskraft, so boffe ich, von festerem Bestand sein wird, als die der früheren. Die Grundbedingung hierfür ist die, daß wir, ganz besenders unter den tzigen schweren äußeren polikischen Verbältnissen, treu zu einander stehen, um die strenge und un⸗ parterische Neutralität zu schützen und zu wahren, welckhe die drei nordischen Reiche wädrend des jetzigen Weltkrieges einzubalten be⸗ schlossen haben. In der heutigen Anmesenheit meines lieben Freundes und Verwandten, des Königs Christian von DPänemark, erkenne sch ein sichtbares Zeichen und eine sichere Bürgschaft dafür, daß er meine Auffassung über die Notwendigkeit eines festen Zusammenhaltens im Nerden teilt und gutbeißt. Unsere Völker, 889 sich selbst über⸗ lossen, stellen nur drei kleine Nationen dar, ader vereint bilden wir doch einen Faktor, mit dem zu rechnen ist, wenn es gilt, unsere Fretheit und unser Selbstbestimmungsrecht zu schützen und zu erhalten. In der Beratung der Könige von Schweden, Norwegen und Tänemark und der sie begleitenden Minister wurde, obiger Quelle zufolge, Einigkeit über folgende 1 gen festgestellt: Auf Grund des Zusammengehörig⸗ eitsgefühls der drei Länder sind die Regierungen darin einig zu erklären: „Wie langwierig der Welikrieg auch werden möge, so soll das freundschaftliche und vertrauens⸗ volle Verhältnis zwischen den drei Reichen gleichwohl aufrecht erhalten bleiben Uebereinstimmend mit den früher abgegebenen Erklärungen und mit der bisher geführten Politik, ist es die bestimmte Absicht der drei Reiche und eines jeden für sich, ihre Neutralität allen kriegführenden Mächten gegenüber bis zum äußersten aufrecht zu erhalten.“ „Gegenseitig wurde der Wunsch ausgedrückt, einander während der herrschenden Schwierigkeiten in erhöhtem Maße bei der Versorgung mit den notwendigen Waren Hilfe zu leisten. Um den Warenaustausch zwischen den drei Ländern wirksamer als bisher zu fördern, einigte man sich dahin, sofort nach der Zusammenkunft besondere Vertretor
zusammentreten zu lassen zwecks Ausarbeitung der bg.
nötigen Vorschläge. Man behandelte die Frage einer leichterung der Fremdengesezgebung in den drei Länbern gegenüber Bürgern der beiden anderen Länder und
einigte sich dahin, die vorbereitenden Arbeiten zur Wahr
nehmung der gemeinsamen Interessen der neutralen Stagten während des Krieges oder nach Kriegsschluß fortzusetzen. Wis bei den früheren Zusammenkünften wurde auch neu
zwischen den drei Ländern fortzusetzen.
₰
von Schweden, der zum ersten Male nach
Fets sc E. Koch, Kluge, Heuberger und Eichberg auf.
neuerhings allerseits der Wunsch ausgesprochen, die Zusammenseen
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zum Deutschen Reichsanzeiger und Königlich Preußischen Staatsanzeigert.
Theater und Musik.
Im Königlichen Opernhause wird morgen, Sonntaa, Offenbachs phantastische Oper „Hoffmanns Erzählungen“ zum 50. Male mit den Damen Denerag, Hansa, Marherr, Leisner und den Herren Kirchner, Armster, Sommer und Henke in den Haupirollen aufgeführt. Musikalischer Leiter ist Dr. Stiediy. — Die Be⸗ setzung von Mozarts Oper „Belmonte und Constanze“, die unter der Leitung des Generalmusikoirektors Dr. Richard Strauß am 5. Dezember, dem Todestage des Meisters, in Szene geht, ist nachstehende: Belmonte: Herr Jadlowker; Constonze: Fräulein Kach; Osmin: Herr Knüpfer; Frau Engell; Pedrillo: Herr Henke; Selim Bassa: Herr Funk.
Im Königlichen Schauspielhause wird morgen „Heimat“ in der bekannten Besetzung gegeben.
Das Ersatzbataillon des 1. Gardereserveregiments veranstaltet am Sonntag, den 9. Dezember, eine Wohltätigkeitsvorstellung im Deutschen Opernhause zugunsten der Hinterbliebenen des 1. Gardereserveregiments und für Weihnachtsliebes⸗ gaben. Es findet eine Aufführung von „Carmen“ statt.
Der Akademische Chor, Leiter: John Petersen, wid am 15. Dezember in der Hof⸗ und Garnisonkirche auf vielfachen Wunsch die Bußtagaufführung, den „Messias“ von Händel, als Weihnachtsfeier wiederholen. —
Der Konzertmeister Ernst Böhmert veranstaltet am Donners⸗ tag, den 6. Dezember, Abends 8 Uhr, in der Aula des Lyzeums in Pankow zum Besten des Luise⸗Henriette⸗Siifts, Kloster Lehnin, ein Wobltätigkeitskonzert. Ihre Mit⸗ wirkung haben zugesagt: die Kammersängerin Elisabeth van Endert, der Baritonist Juan Luria von der Stuttgarter Hofoper, der Erksche Männergesangverein unter der Leitung des Königlichen Musikdirektors, Professors Max Stange, Professor Xaer Scharwenka (Klavier), Ernst Böhmert (Violine) und Franz Borisch (Cello). 8
Konzerte.
Das II. Konzert des Pbilharmonischen Chors brachte als Bußtagsaufführung die Hohe Messe in H⸗Moll von ZJoh. Seb. Bach. Es hieße schon oft Gesagtes wiederholen, wollte man auf alle Einzelbeiten eingehen, durch welche sich Professor Sieg⸗ fried Ochs Auffassung Bachscher Musik von der anderer mehr akademisch gerichteter und an dem Herkommen festhaltender Diri⸗ genten unterscheidet. Bei Ochs gewinnt ein Bachsches Werk durch die Art, wie er Zeitmaß, Rhythmus und Dynamik behandelt, immer Farbe und Leben, wie z. B. der große zwanzig Minuten währende Fugensatz im „Kyrie“ der obengenannten Messe, der unter seinen Händen durchaus nicht den Eindruck einer einförmig und endlos dahinfließenden Tonfolge hervorruft, sondern tiefempfundene Bußfertigkeit in feierlichen und ergreifenden Tönen malt. Auch. in den anderen Sätzen wird das Tonmalerische in der Bachschen Musik überall mit sicherem Blick aufgespürt und dem Hörer zum Bewußt⸗ 88 gebracht. Es ist immer wieder zu bewundern, wie Professor
chs seinen Chor so schulen konnte, daß er wie ein Instrument in seiner Hand allen seinen Absichten gerecht wird. Auch die Inbal er und Inhaberinnen der Einzelvartien, die Damen Kämpfert (Sopran) und Mysz⸗Gmeiner (Alt), die Herren Meader (Tenor) und Rehfuß (Baß) sowie das Philharmonische Orchester nebst den zahlreichen Vertretern der Soloinstrumente blieben ihren Aufgaben nichts schuldig. Der andächtig stimmenden Aufführung wohnte Ihre Kaiser⸗ liche und Könioliche Hoheit die Frau Kronprinzessin von Anfang bis zu Ende bei. — Die Singakademie veranstaltete einige Tage später an dem dem Gedachtnis der Gestorbenen gewidmeten Sonntag unter der Lenung ihres Dtrektors, Professors Dr. Georg Schumann, eine Aufführung, die an erster Stelle eine Komposition Mox Regers zu Eichendorffs Gedicht „Der Einsiedler“ brachte. Das für Bariton, fünsstimmigen Chor und Orchester ge⸗ setzte Tonwerk überraschte durch die vollendete Beherrschung der Ton⸗ mittel, befremdete aber auch durch die wuchtige Ausdeutung des auf stille Resignation gestellten Textes. An zweiter Stelle wurde die von Georg Schumann vertonte „Totenklage“ aus Schtllers „Braut von Messina“ aufgeführt. Das für Chor und Orchester ge⸗ setzte Werk bekundet das feine musikalische Gefühl und die volle Be⸗ herrschung des Orchesters und Gesangstimmen durch den geschmack⸗ vollen Tondichter. Bei der Wtedergabe des Deutschen Requiem“ von Brahms, die das Kontert abschloß, hätte man sich eine straffere Zusammensassung sowohl des Chors wie des Orcheners gewünscht. Als Solisten wirkten Elisabeth Ohlhoff und Karl Rebfuß mit. Der angenehme Sopran der Sängerin schien an diesem Abend für den weiten Raum der Singakademie zu schwach, was wohl auf eine vorübergehende Verstimmung zurückzuführen sein dürfte. — Dem ernsten Charakter der vergangenen Woche angepaßt war auch ein Konzert, dos der Kapellmeister Selmar Meyrowitz mit dem Pbilhar⸗ monischen Orchester in der Philharmonie gab. Das Programm enthielt als Hauptstück Mahlers „Lied von der Erde“, ein Werk der Trauer und Entsagung, das Mahler wie in Vor⸗ ahnung seines frühen Todes schrieb. Die außerordentlich schwierige Ferter fand in Meyrowitz einen seiner Aufgabe vollauf gewachsenen usdeuter, der alle orchestralen Feinheiten an das Licht zu fördern wußte und so der Tondichtung zu tiefster Wirkung verhalf. Die Gesanga⸗ stellen waren Lula Mysz⸗Gmeiner, deren Altstimme leider nicht völlig ausreichte, und dem Tenoristen Georg Meader anvertraut. Den . S des Abends bildete die schwungvoll gespielte Ouvertüre ‚Leonore“
t. 3. — Zu den großen Musikabenden der vorigen Woche kam Hauch ein Konzert des Berliner Lehrergesangvereins in der
rogramm wies bereits bekannte sowie obert Schumann, Georg Schumann, Besonderen
nklang fanden einige seinsinnige, von Georg Schumann für Männerchor bearbeitete Volkslieder. Die Leistungen des Chors unter der bewährten Führung seines Chormeisters Professors Felix »Schmidt standen, trotz der durch den Kiieg stark gelichteten Reihen, künstlerisch auf der alten Höhe. die bekannte Sängerin Erika Besserer verdienstlich mit. — Ilse Fromm⸗Michaels hatte ihren im Meister⸗Saal ver⸗
Philharmonie hinzu. Das neue Chöre von Schubert,
anstalteten Klavierabend dem Gedächtnis des kürzlich verstorbenen
spanischen Tonsetzers E. Granados geweiht. Sie haite ihre ganze Vortragsordnung der wohl ersten deutschen Gesamtaufführung eines einzigen Werkes: „Govescas“, gewidmet. Dieses besteht aus sechs durch Bilder von Goya angeregten Tonphantasiegemälden von eigenartigem, überzartem, romanischem Reiz, deren Leitmotiv „Liebe und Tod’ ist. Die Künstlerin setzte ihr großes Können mit bewundernswerter Liebe und Sorgfalt für dieses Werk ein, wofür ihr besonders cerankt selk. Bei den vielen Konzert⸗ veranstaltungen, in denen sich fast immer Gleichartiges zu wiederholen pflegt, begrüßie man freudig diese Abwechslung. — In Elsa Mauschenbusch, die im Bechsteinsaal auftrat, lernte man eine Pianistin von ernstem Wollen und Können schätzen. Zwar hangt sie nech ängstlich an dem Borgeschriebenen, wird aber, wenn sie freier süworden sein wird, zweisel os einmal zu den bisten Klavier⸗ ünstlerinnen zählen. — In demselben Saale ließ sich auch der junge ungarische Klavierspiele win Nyiregyhäzi wieder hören, der
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Blondchen:
Marsa Rilke⸗Abend“
Als Solistin wirkte in dem Konzert
Berlin, Sonnabend, den 1. Dezember
hier schon früher Aufsehen erregte. Er setzte auch diesmal seine Zu⸗ hörer durch das mühelose Beherrschen des Technischen sowie durch die für seine Jahre bewundernswerte künstlerische Reife seiner Leistungen in Erstaunen. — Den Beifall eines offenbar großen Freundeskreises er⸗ warben sich Magdalene und Wanda Taube (Klavier und Violine), die im Meistersaal musizierten und bray und verständig eine Reihe künst⸗ lerisch bescheider er Aufgaben lösten. — Wfe bereits früher an der Geigerin Ilse Veda Duttlinger anerkannten guten Eigenschaften be⸗ stätigten sich auch an ihrem letzten im Beethovensaal ge⸗ gebenen Konzert. Mit beweglicher Anmut spielte sie eine Reihe kleinerer Komvpositionen sowie das D⸗Dur⸗Konzert von Morart. Die Ciaconna von Bach hätte man sich aber großzügiger und stil⸗ gerechter im Vortrag gewünscht. — Die bewährte Gesangekunst, der prachtvolle und gefühlswarme Vortrag von Luise Hirt kamen an ihrem im Bechsteinsaal veranstalteten Liederabend wieder voll zur Geltung. Doppelt fesselnd war eme Reihe Ge⸗ sänge von Richard Strauß dadurch, daß der Komponist selbst meisterlich am Klavier begleitete. — Edith Walker zeigte sich an ihrem Liederabend im Beethovensaal weder als die bedeutende Künstlerin, die wir schon lange in ihr kennen. Wenn die Stimme auch schon an Glanz etwas eingebüßt hat, so weiß sie doch durch ihre bedeutende Vortragskunst diesen Mangel auszugleichen. Sie jang u. a. einige wirkungsvolle Lieder ibres Begleiters, des Kapellmeisters Brecher, von denen „Sei mein Tanzgenoß“ wiederholt werden mußte. — Auch die bewährte Sängerin Angelica Kronsbein⸗Rummel ließ sich nach längerer Pause wieder hier hören, und zwar im Blüthner⸗Saal, wo sie durch die ausgezeichnete Wiedergabe Straußt ⸗Brahms⸗ Wolfscher Lieder ihre Zuhörer erfreute. Wenn auch nicht mehr ganz im Vollbesitz aller stimmlichen Kräfte, weiß die Sängerin doch überaus geschickt die vorhandenen Mittel anzu⸗ wenden. — Ein Konzertsänger ist Peter Unkel, das geschätzte Mitglied unserer Königlichen Oper, vorläufig noch nicht, das bewies sein erstes Auftreten im Beethovensaal. Es hieße hier oft Ge⸗ sagtes wiederholen, wollte man aufs neue auf die großen Unterschiede des Konzert, und des Operngesanges hinweisen. Mit der schönen Stimme allein ist es da nicht getan. Sein Bestes gab Herr Unkel naturgemäß im Liebeslied aus der „Walküre“ und in dem Preislied aus den Meistersingern von Nürnberg“. Aber in einigen Liedern, wie in Schuberts „An die Leier“ und in der „Zueignung“ von Richard Strauß zeigte sichs, daß Herr Unkel auch den Liedergesang beherrscht. Es ist an ihm, den rechten Weg zu finden. Clemens Schmalstich war ihm ein feinfühliger Begleiter. — Margaretha Oberhauser veranstaltete in der Singakademie einen Ltederabend, den sie mit Liedern Schuberts eröffnete. Mit prächtig klingender, metallischer Stimme und warmer Empfindung sang sie namentlich „Einsainkeit“ und „Wehmut“. „Mariae Wiegen⸗ lied“ von Reger brachte die Sängerin mit solcher Innigkett, daß es zur Wiederholung verlangt wurde. Wenn sie noch einige Zeit auf eine weitere Ausbildung ihrer vorläufig noch nicht vollkommenen Gesangs⸗ und Atemtechnik verwendet, wird sie, die entschieden Be⸗ gabung besitzt, gewiß künstlerisch noch wertvollere Vorträge zu bieten imstande seim. Der Kammersänger Julius Lieban, der in dem
Konzert mitwirkte, sang mit gewohnter Meisterschaft Lieder von
Schumann und Brahms. Sänger und Sängerin ernteten lebhaften Beifall. — Auch die junge Sängerin Alice Cassirer (Bechstein⸗ saal) führte sich nicht ungünsug ein. Ihr etwas zarter, hoher Sopran ist wohlklingend und gut geschult. 1G gabe leicht beweglicher Gesänge, z. B. des „Elrenliedes“ von H. Wolf. Einigen zum ersten Male gesungenen Komposittonen ihres Begleiters James Simon, die ansprechend und harmonisch interessant waren, verhalf sie zu guter Wirkung. — Wenig Erfreuliches läßt sich da⸗ gegen von einem Liederabend EFlisa Kühnes im Klindwortbh⸗ Scharwenkasaal sagen. Weder Stimme noch Vortrag recht⸗ fertigen vorerst ein öffentliches Auftreien. — Im Deutschen Lyceum⸗Club am Lützomwplatz fand kürzlich ein Konzert statt, dessen abwechslungsreiche Vortragsfolge Kammer⸗ musikwerke und Lieder vereinigte. Eine Klavier⸗Violinsonate von Anny v. Lange, von der Komponistin und der Geigerin Gertrud Mattbaes schwunavoll vorgetragen, fesselte besondere. Zwar steht die Kompe nistin, deren ursprüngliche Begahung urverkennbar ist, noch zu sehr unter dem Einfluß der jüngstdeutschen Tonsatztechnik und ver⸗ gißt bisweilen über dem Ausmalen der musikalischen Stimmung die folgoerichtige. Ausgestaltung der Form. Aber tro dieser Einschränkung, erfreute die Sonate doch dunc die Fülle schöner Klangfarben und den starken Uyvrischen Zug, der ihr Eigenart verleiht. In emer Gruppe von Gefangen zu Texten von Richard Dehmel, deren Gertrud Meinel mit Lebendigkert annahm, zeigte Frl. v. Lange, daß sie auch auf dem Gebtet des L'edes Wirkun svolles zu geben vermag. In Kompositionen von Schubert, Mozart und anderen be⸗ währte sich Gertrud Matthaes als eine Geigerin von musitalisch wie technisch gleich gut entwickeltem Können. Susanne Fischer⸗ Lattermann sang Lieder von Schubert, Franz, Mahler und anderen. Ihr schön gebildeter Sopran und die vornehme und doch warme Art vorzutragen, verliehen ihren Darbietungen eine wohltuende künstlerische Abrundung. — Zum Schluß sei über einen literarischen Abend im Konzertsaal, und zwar im Harmonium⸗ sgal berichtet, wo Johanna Burckhardt einen Rainer veranstaltet hatte. Die bewährte
Schriftstellein Agnes Harder as eeinleitend eine geist⸗
volle, auf den Grund des Wesens des Dichters gebende Studie und
kennzeichnete sein Wollen und Wirken in einer ganz eigenartig fein⸗ sinnigen, zart nachfühtenden Weise, die dem künstlerischen Schaffen Rilkes vollkommen gerecht wurde. Fräulein Burckhardt trug
dann frei aus dem Gedächtinis eine längere Reihe von Gedichten und Prosastücken Rilkes vor, von denen namentlich das schöne Gedicht
„Der Panther“ und Stücke aus dem „Stundenbuch“ genannt seien. Am meisten sprach die Wiedergabe aus „Malte Laurids Brigge“ an. Die seberische Art der Sprecherin paßte in threr stilvollen Ei tönig⸗ keit zu den Versen Rilkes. Beide Damen ernteten lebhaften Beifall.
8 Mannigfaltiges.
Der stellvertretende kommandierende General des III. Armeekorps und der Oberpräsident der Probin! Brandenburg alg Territorial⸗ delegierter der freiwilligen Kankenpflege bitten um Weihnachte⸗
gaben für die auf, allen Kriegsschauplötzen kämpfenden branden⸗ vurgischen Truppenteile. Bedeutende Mittel sind nötig, um die dringlichsten Gegenstände zu beschaffen. Geldspenden wolle man auf das Postscheckonto der staatlichen Abnahmestelle freiwilliger Gaben für das III. Armeekorps, Pots dam, beim Postscheckamt Berlin NW. 7, Nr. 21 690, einzahlen. Ueber die eingebenden Be⸗ träge wird in der „Potsdamer Tageszeitung“ qutttiert. Weihnachs⸗ gaben werden an das Lager der sigatlichen Abnahmestelle Potsdam, Kgl. Oberprösidium, pest⸗ oder bahnlagernd, erbeten. Genußmittel und feuergefährliche Gegenstände dürfen nicht gespendet werden.
Im Beethovensaal bält am Montag, Abends 8 Uhr, Dr. Th oma, Mitglied des Reichstags und des Bayerischen Landtags, ei trag: „England der Hauprfeind“⸗
1917.
Am gefälligsten war die Wieder⸗
Im Wissenschaftlichen Theater der „Urania“ wird der neue, mit vielen Licht⸗ und Bewegungsbildern ausgestattete Vortrag des Geheimen Rats, Professors Dr. Heck: „Tier und Mensch in der Wildnis“, mit Ausnahme von Mittwoch allabendlich gehalten werden. Am Mittwoch spricht in der Reihe der Gelehrtenvorträge der Pro⸗ fessor Dr. Lampe über „erdkundliche Triebkräfte im Weltkrieg“. Am Sonnabendnachmittag findet eine Wiererholung des Vortrags „Tirol einst und jetzt“ zu kleinen Preisen statt.
Handel und Gewerbe.
(Aus den im Reichsamt des Innern zusammen⸗ gestellten „Nachrichten für Handel, Industrie und Landwirtschaft“.)
Norwegen.
Auslegung eines Ausfuhrverbots. Ein Rundschreiben des Finanz⸗ und Zolldepartements vom 30. September 1917 teilt auf Veranlassung des Departements des Aeußern mit:
Fahrradreifen fallen auch dann unter das geltende Ausfuhr⸗ verbot, wenn sie an Fahrrädern angebhracht sind und mit diesen zu⸗ sammen ausgeführt werden sollen. Künftighin werden also — soweit keine besondere Ausfuhrbewilligung vorliegt — nur noch Fahrräder ohne Reifen ausgeführt werden können.
(Sammlung der Zollrundschreiben.)
Einfuhrverbot. Im Staatsrat vom 3. November 1917 sind durch Königliche Entschließung der Verkauf, der Ausschank, die Ein⸗ fuhr und der Versand von allem ausländischen Bier in Norwegen verboten worden. Das Verbot ist mit dem 7. November in Kraft getreten. Das Sozialdepartement ist indes ermächtigt worden, von dem Einfuhr⸗ und Versandverbote zu befreien, wenn besondere Um⸗ stände dies wünschenswert machen. (Morgenbladet.)
— Einfuhrmonopol für Butter. Laut Königlicher Ent⸗
schlißgung vom 25. Oktober 1917 hat der Staat bis auf weiteres vtidende.)
cht zur Einfuhr von Butter. (Nach Nork
London, 29. November. (W. T. B.) Bankauswess der Bank von England. Gesamtrücklage 31 880 000 (gegen die Vorwoche Zun. 46 000) Pfd. Sterl., Notenumlauf 43 077,000 (Zun. 605 000) Pfd. Sterl., Barvorrat 56 507 000 (Zun. 651 000) Pfd. Sterl.,
eechselbestand 91 342 000 (Abn. 616 000) Pfd. Sterl., Guthaben der Privaten 122 743 000 (Zun. 147 000) Pfd. Sterl., Guthaben des Staates 41 526 000 (Abn. 649 000) Pfd. Sterl., Noten⸗ rücklage 30 304 000 (Zun. 98 000) Pfd. Sterl., Regierungssicher⸗ hetten 58 815 000 (Zun. 80 000) Pfd. Sterl. — Verhältnis der Rücklagen zu den Verbindlichkeiten 19,40 lsegen 19,32 vH in der Vorwoche. Clearinghouseumsatz 368 Millionen, gegen die ent⸗ sprechende Woche des Vorjahres mehr 45 Millionen.
Madrid, 28. November. (W. T. B.) Auswels der Bank von Spanien vom 24. November. In tausend Pesetas. (Vor⸗ woche in Klammern.) Gold im Inland 1 961 525 (Zun. 1882). Gold im Ausland 89 711 (Zun. 90), Barvorrat in Silber usw, 724 225 (Zun. 3491), Wechseldestand 339 978 (Zun. 171), Lombard 389 599 (Zun. 797), Wertpapiere 14 299 (Zun. 43), Notenumlauf 2 741 478 (Abn. 13 147), fremde Gelder 1 022 960 (Zun. 7860).
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gursberichte von auswärtigen Fondsmärkten.
Wien, 30. November. (W. T. B.) Der freie Börsen⸗ verkehr wurde durch die zustimmenden Antworten des Ministers des Aeußern sowie des deutschen Reschskanzlers auf das russische Friedensangebot in sehr feste Stimmung versetzt, die sich in einer allgemeinen kräftigen Erholung der Kurse sowohl in der Kulisse wie den Schranken äußerte. Der Verkehr war anfangs unter dem Ein⸗ fluß von Rückkäufen und Deckungen recht lebhaft, gestaltete sich weiterhin zurückhaltend, gewann aber zum Schluß wieder größeren Umfang. Schwächer lagen nur Kanonenfabriks⸗ und Montanaktien. Anlagepapiere waren gut behauptet.
London, 29. November. (W. T. B.) 2 ½ % Engl. Konsols 56, 5 % Argentinier von 1886 99, 4 % Brasilianer von 1889 —, 4 % Japaner von 1899 74 ½, 3 % Portugiesen —, 5 % Russen von 1906 58, 4 ½ % Russen von 1909 51, Baltimore and Ohto —, Canadian Pacific 159 ½, Erie —, National Railways of Mexico —, Pennsylvanta —, Southern Pacific —, Union Pacisic —, United States Steel Corporation 102, Anaconda Copper —, Rio Tinto 64, Chartered 15/0, De Beers 13 ½, Goldsield 1 ⅛, Randmines 3. Privatdiskont 4²5⁄2, Silber 42 ¾4.. Wechsel auf Amsterdam kurz 10 Wechsel auf Paris kurz 27,27 ½, Wechsel auf Petersburg
rz 382.
Paris, 29. November. (W. T. B.) 5 % Französische Anleihe 87,90, 3 % Französische Rente 59,75, 4 % Span. gasar Anleihe —,—, 5 % Russen von 1906 58,50, 3 % Russen von 1896 —,—, 4 % Türken unif. 57,25, Suezkanal 4650, Rio Tinto 1820.
Paris, 30. Nopember. (W. T. B.) 5 % Franzosische Anleihe 87,90, 3 % Franzöͤsische Rente 59,75, 4 % Spanische äußere Anleihe 113,50, 5 % Russen von 1906 57,00, 3 % Russen von 1896 —,—, 4 % Türken unif. 57,00, Suezkanal 4655, Rio Tinto —.
Amsterdam, 30. November. (W. X. B.) Ruhig. Wechsel auf Berlin 36,10, Wechsel auf Wien 22,20, Wechsel auf Schweiz
54,20, Wechsel auf Kopenbhagen 76,50, Wechsel auf Stockbolm 86,90
Wechsel auf New York 229,50, Wechsel auf London 11,00, Wechsel auf Paris 40,55. 5 % Niederländische Staatsanleihe 100 ¼, Obl.
3 % Niederländ. W. S. 71 ½, Königl. Niederlänb. Petroleum 559,
Holland⸗Amerika⸗Linie 435 ½, Niederländ.⸗Indische Handelsbank 245, Atchison, Topeka u. Santa Fé 93, Rock Island —,—, Southern Pacific 87 ½, Southern Railway —, Union Pacisic 125 ⅛, Anaconda 134 ½, United States Steel Corp. 96 ⅞, Französisch⸗Englische An⸗ leihe —, Hamburg⸗Amerika⸗Linie —.
Kopenhagen, 30. November. (W. T. B.) Sichtwechsel auf Hamburg 51,00, do. auf Amsterdam 135,00, do. auf London 14,60, do. auf Paris 54,50.
Stockholm, 30. November. (W. T. B.) Sichtwechsel auf Berlin 41,50, do. auf Amsterdam 116,00, do. auf schweizerische Plätze 61,00, do. auf London 12,55, do. auf Paris 46,50. “
Kursberichte von auswärtigen Warenmärkten. London, 29. November. (W. T. B.) Kupfer prompt 110. Liverpool, 29. November. (W. T. B.) Baumwolle. Ums
3000 Ballen, Einfuhr — Ballen, davon — Ballen e
kanische Baumwolle. — Für Januar 22,63, für Februar 22,60. Bradford, 29. November. (W. T. B.) Wollmarkt. Auf
dem Wollmarkt ist die Ungewißheit besettigt durch die Bestimmung,
daß 9 Millionen Pfund Wolle monatlich, und zwar für die näͤchsten
4 Monate, dem Handel für die Zivilversorgung freigegeben sind.