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8. Rotterdam, 1. Dezember. (W. T. B.) Der „Maasbode“ meldet: Der amerikanische Seglar „Frontenae“, 1704 Brults⸗ tonnen, wurde auf See verlassen. Der amerikanische Dampfer „Mariposa“, 3158 Bruttotonnen, ist gesunken, ebenso der englische Dampfer „Jargoon“. 501 Brutlotonnen; der engli⸗ 8— Segler „Carrie Bel“, 136 Bruttotonnen, der norwegi⸗ che Dampfer „Telegraf“, 733 Bruttotonnen, der norwegische Dampfer „Carlotta“, 597 Bruttotonnen, sind wrack. Der französische Dampfer „P. L. M. 3“, 2294 Bruttotonnen, ist gesunken. Der schwedische Segler „Alma“ und der nieder⸗ ländische Segler „Zwalum“ sind gestrandet.
Madrid, 1. Dezember. (W. T. B.). Der „Imparcial“ meldet: Unterseeboote versenkten in den letzten Tagen das spanische Se elboot „Buenaventura“ aus Barcelona, den französischen 4000 Tonnen⸗Dampfer „Pomone“ mit Erz und Wein von Oran nach Brest in der Nähe der Insel Madeira und den amerikanischen Dampfer „Targarest
St. Robert“ mit Weizenladung.
Berlin, 2. Dezember. (W. T. B.) Neue U⸗Boots⸗ erfolge im Mittelmeer: 11 Dampfer mit über 34 000 Br.⸗Reg.⸗T. Die Mehrzahl der Dampfer wurde im westlichen Mittelmeer aus nach Osten bestimmten, stark gesicherten Geleitzügen herausgeschossen; einige davon im Nachtangriff. Unter den vernichteten Schiffen befanden sich die bewaffneten englischen Dampfer „Trowbridge“ 3712 t), „Margam Abbey“ (4367 t), „Amberton“ 4556 t), „Antavus“ (3061 t), die bewaffneten
ranzösischen Dampfer „Mossoul“ (3135 t), „Marc
raissinet“ (3060 t), die italienischen Dampfer „Senegal“ (848 t) nnd „Commendatore Carlo Bruno“ (813 t). Die meisten Dampfer waren tief beladen, greße Werte sind mit ihnen untergegangen. Unter anderem wurden 5200 t Kohlen nach Alexandrien bestimmt, etwa 4000 t Zinn, Kopra und Tabak für Frankreich und 1500 t Weizen für Italien versenkt. An den erzielten Erfolgen hat Kapitän⸗ feummnant Otto Schultze hervorragenden Anteil.
Der Chef des Admiralstabes der Marine.
Parlamentarische Nachrichten. 8
Der Aeltestenausschuß des Reichstages trat vor⸗ estern vormittag zu einer Besprechung zusammen, die sich so b hinauszögerte, daß eine Verschiebung des Beginns der ollversammlung um 1 ½ Stunden erforderlich wurde. Wie „Wolffs Telegraphenbüro“ meldet, wurde eine Einigung dahin erzielt, daß der Reichstag sich vertagt und dem Präsidenten für Berufung der nächsten Sitzung freie Hand gelassen wird. Die nächste Sitzung ist für Mitte Januar vorgesehen, sofern nicht die politische Lage eine frühere Einberufung angezeigt er⸗ scheinen läßt. Der Hauptausschuß wird die kommende Woche bis zur Erledigung semer Arbeiten versammelt bleiben.
Die Berichte der vorgestrigen Sitzung des Reichstags und des Hauses der Abgeordneien befinden sich in der Ersten und Zweilen Beilage. u““
Wohlfahrtspflege.
Der Nationalstiftung für die Hinterbliebenen der im Lriege Gefallenen hat der Fabrikbesitzer A. Laue, alleiniger In⸗ haber der Fuma A. Laue u. Co., Kupf r⸗ und Messi „walzwerke, Berlin⸗Reinickendorf, den gesamter Reingewinn seines Werks während der Dauer des Krieges zur Verfuügung genellt. Es ist dies eine besor ders hochhernge und patriotische Stistung, die viele Nachahmer sinden möge. 11“
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, Der Kaiser von Oesterreich und König von Un det, wie die Wiener Tacer bläͤtter berichten, zum bleibenden Gedächtnis on seine Errettung aus schwerer Lebenkgefabr 100 000 Kronen für die Pründung von dauernden Soldatenheimen in den Garnison⸗ stärten des Hint rlandes gewidmet und den Munsch ausgesprochen,
doß die zahlreichen aus dem gleichen Anloß bereitz geplanten vatriotischen Gab n für der selben Z veck eins werden 8 Die Kaiserin und Königin Zrta svpendete gleich eitig 100 000 Kronen für Soldate heime. — Nach Meldungen aus Innobruck bat an⸗ läßlich de Errettung des Faisers und Königs Karl aus Lrben'gefahr das Prämonstratenser⸗Stift Wilten den Berg Isel len Trioler Kaiser jäͤger⸗Regimentern geschekkt.
. — Unter dem Titel „Die Kundgebungen Papst Bene⸗ dikts Xv. zum Weltkriege⸗ hat der Privatdozent an der Uni⸗ h rütät in Münster Dr. Arnhold Stricker eine Sammlung pjpst⸗ licher Aktennücke zur Friedensfrage berausgegeben (Verlag von Heider in Feiburg i Br.; 3,50 ℳ, geb. 4,50 ℳ). Sie enthält im U text und in deutscher U' bersetzung im ergen Teil sämtliche orfiziellen allgemeinen Kundgebungen Papst Benedikts zum Weltfrieden, soweit sie in den Acta Apostolicae Sedis veröffentlicht wurden, und im 2. Teil eine Auswahl von amtlichen päpstlichen Verlaurbarungen an besondere Adressen. Ein Anhang bietet außer der Friedens⸗ mahnurng Piut X die wichtigsten außerpäpstlichen Aktenstücke zur Friedenefrage selt dem Friedensangebot des Vierbundes vom 12. Dezember 1916. Da ein Gelbbuch des Heiligen Stuhls über seine Tängkeit während des Weltkrieges bisher nicht erschienen ist, der Natu der Sache nach arch mehr die eigentlich dipomatischen Stücke und wenizer die grundsätzlichen religiösen Kundgebungen zur Fritdenk⸗ frage berücksichtigen würde, dürfte die vorliegende private Sammlung nicht nur einem augenblidlichen Bedürfais entgegenkommen, sondern karüber hmaus ihren Wert beibehalten. — — Belgler über Belgien. Heft 1: Emil Bauning. Die Verteidigung Belgiens vom nationolen Standypunkt und euro⸗ ätschen Standpunkt. Ein Neudruck mit Uebersetzung von Juridiens. (Verlag von F. A. Perthes in Gotha; 80 ₰.) De Rechtslage, in der sich Belgien beim Ausbruch des Welterieg; befond, ist von nambaften deutschen Rechislehrern urkundlich durchforscht und dargesegt worden. Diese Unter⸗ suchung führte zu dem Ergebnis, daß das Vorgehen Deutschlands im August 1914 gerechtfertigt gewefen ist. Die vorliegende Ver⸗ üffentlichung liefert den interessanten Beweis, daß ein angesehener belgischer Staatsmann schon im Jahre 1887 wa nend vorhersogte, doß die doppelzüngige Polttik seines Landes dieses einmal in schwere Bed änanis stürzen werde. Die Auegabe entbält den französischen Urtezt und gegenübergestellt seine deutsche Uebersetzung. 1
Hinant ins Freiel] Anleitungen zum Beobachten unser
Erkrankung der Frau Kemp und des
elmischen Tiere und Pflanzen. Von Prof. Vr. O. Rabzs, Ober⸗ — am Blädtischen veeum in bak 4& (Verlag von Quelle;
und Merer in Lripzig, eb. 3,20 ℳ.) Der Perfasser führt soine Leser
im Krelslauf des Jabreg in Tie frrie Natur Dinaus und leitet sie in curegender Form zum Beobocht“en der beimischen Tier⸗ und Pflanzenwelt an. Von der Erörterung wissenschaftlichee Einzelfragen hat er mit Recht Abstand genommen, auf die biologischen Beziedungen aber, wo sich ihm dazu ungezwangene Gelegern heit dot, kurz hingewiesen. Das mit auten Abbildungen ausgestattete Büchlein wird Schölern und anderen Jugendlichen, die 1. B. als Wanderr ögel oder Pfadsinder die Fluren und Wäͤlzer der Heimat durchstreifen, viele Anregung bieten, ihre Sinne für die Beobachtung der Natur schärfen und sie zu eingehenderer Be⸗ schaäͤftigung mit ihren Erscheinungen anregen.
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Verkehrswesen.
Weihnachtspakete ins Feld. Es sei daran erinnert, daß vom 9. bis zum 25. Dezember Privatpakete an Heeres⸗ angehörige nach dem Felde nicht abgenommen werden. Die Auflieferung der Weihnachtspakete so ffrühgeiti wie möglich zu besorgen, liegt im eigenen Interesse von Absender und Empfänger. ccchtsanch bis 50 kg an Heeresangehörige im Felde unterliegen der Annahmesperre nicht.
Theater und NMusir.
„ Im Königlichen Opernhause wird heute, Montag, infolge 1 errmm Bobhnen statt der Jüdin“: „Mignon“ mit den Damen Marherr und Herwg und den Herren Bergman und Schlus us in den Hauptrollen aufgeführt. — Morgen, Dienstag, wird „Figeros Hochzelt“ mit den Damen von Granfelt, Marherr and den Herren Stock, Bronkgeest und Henke in den Hauptrollen gegeben. Mrsikaltscher Leiter ist der Generalmusik⸗ direktor Dr. Strauß. Anfang 7 Uhr.
Im Königlichen Schauspielhause werden morgen Schellers „Räuber“ in der Pelehuna der Neveinstuditrung gegeben. Spiel⸗ leitter ist Dr. Bruck. Aafang 6 ½ Uhr.
In der am 9. Denmber im Deutschen Opernbause statt⸗ findenden Wobltätigkeitsauffuͤbrung für das 1. Gardereserderegiment, „Carmen“, wirken Eva von der Osten als Carn en, Baptist Hoff⸗ mann als Escamtllo und Tino Pattiera als Don José mit.
Ein weih nachtliches Konzert wird die Gesellschaft zur Bekämpfung der Säuglingssterblichkeit am 16. Dezember d. J, Nachmittags 6 Uhr, im Französischen Dom, Gendamen⸗ markt, veranstalten. Ihre Mitwirkung haben zugesagt: die Konzert⸗ sängerin Maria Mora von Göͤtz, der Königliche Sänger C. Brone⸗ geest, Apton Helking (Cello), der Kammermusiker Max Saal (Harfe), H. G. Rohrbach (Orgel), der Chor des Französischen Doms und als Begleiter Kurt Rosenhauer. — Karten zu 6, 4, 2 und 1 ℳ sind in der Geschäftsstelle der Gesellschaft, Fro ’ 26, bei Bote u. Beck, im Bankhause Gebr. George, Charlottenstraße 62, dei A. Wert⸗ heim und bei der Konzendirektion Hasse, Bülowstraße 104, erhältlich.
Mannigfaltiges.
Der Kohlenverband Groß Berlin hat unter dem 30 No⸗ vember folgende Bekanntmachung, betreffend den Bezug weiterer Kohlenmengen, erlassen:
Auf Grund der Bekanmmachung des Reichskommissars für die Kohlenverteilung vom 19. Juli 1917 in Verbindung mit der Ano d⸗ nung der Landeszemralb hörde über die Errichtung des Kohlenver⸗ bandes Groß Berlin vom 21. A gust 1917 wird im Anschluß an die Verordnung des Oberrefeh shabers in den Marken, hdetreffend die Reael ng der Kohlenpertettung in Exoß Berlin, vom 6. Jult 1917 für dos Gebint des Kovplenverbandes Groß Be lin, näml'ch die Stadt⸗ kreise Berlin, Charlottenburg, Berlin⸗Lechtenberg, Neukölla, Beilin⸗ Schöneberg, Wilmersdorf sowie die Landkreise Teltow und Niedei⸗ barnim, folgendes bestimmt:
A. Fre des Bezuges von Kohlen für Zentral⸗ eizung und Warmwasserversorgung.
1. Vom 1. Dezember 1917 ab dürsfen für Haus⸗ oder Stock⸗ venseensele und Warmwasserversorgungsanlagen an Kodlen weitere 25 vom Hundert der in der Zeit vom 1. April 1916 bis 31. März 1917 bezogenen Mengen on Verbraucher abgegeben und von ihnen entnommen werden. Soweitt an Stelle der in der Zet vom 1. April 1916 bis 31. März 1917 bezogenen Mengen an Kohlen die Jahresmenge für die Zeit vom 1. Apri’ 1917 bts 31. März 1918 durch schriftlichen Bescheid der Kohlenstele Groß Berlin oder der Kohlenabteilung der eeriegsamtstelle in den Marken anderweit festges tzt worden ist, sind die beziehbaren Mengen 25 vom Hundert von dieser Jahresmenge zu bercchnen. Die seit dem 1. April 1917 beretts an Verbraucher ab⸗ gegebenen Mengen sind bei der Lieferung der nunmehr insgesamt zum Bezug freigegebenen 75 vom Hundert der Jahresmenge anzurechnen. Soweit die nach Absatz 1 beziehbare weitere Menge von dem Ver⸗ braucher bereits eingelagert ist, ist eine Abgabe und Entnahme von Kobhlen unzulässig. Insoweit die eingelagerte Menge den zugelossenen Höchstbetraa von 75 vom Hundert der Jahresmenge übersteigt, gilt sie ass beschlagnahmt und darf nicht verdraucht werden.
2. Insoweit Verbrauchern auf Grund der §8 31 oder 34 der Verordnung des Oberbefehlsbabers in den Marken vom 6. Jult 1917 der Bezug von Kohlen in destimmten Mengen bereits für die Zeit bis zum 31. März 1918 gestattet worden ist, wird hierin nichts ge⸗ ändert. Auch der Kohlenbezug derjenigen Werbraucher, deren bezieh⸗ bare Mengen durch die 89 4 und 5 der Verordnung des Kohlen⸗ verbandes Groß Berlin vom 28. September 1917 festgeseßzrt worden sind, wird durch diese Verordnung nicht berührt. Dagegen dürfen an diejenigen Verbraucher, desen Bezug an Kohlen in bestimmter Menge zwar bereits für die Zeit bis zum 31. März 1918 festgesetzt, jedoch bis zum 1. Januar 1918 auf 50 vom Handert der festgesetzten Mengen eingeschränkt worden ist, auch vor dem 1. Januar 1918 weitere 25 vom Hundert der festgesepzten Menge adgegeben und von ihnen entnommen werden.
B. Freigabe von Abschnitten der Kohlenkarte. 1. Vom 10. Dezember 1917 ab darf gegen Vorlegung der der Gruxppe
Kohlenkarte 2 bis Abschnitt 19 einschließlich 5
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auf j⸗den Abschnitt ½ Zentner Kohlen abgegeben und entnommen werden. Insoweit diese Abschnitte bereits wegen der bei den Ver⸗ brauchern vorhandenen Bestände vox Ausgabe der Karten abgettennt sind, dürfen Kohlen weder abgegeben noch enmnommen werden. Die Kohlenbhändler haben eine der gelieferten Menge entsprechende Zahl von Abschnitten der Kohlenkarte abzutrennen. Die Abgabe von Kohlen auf abgeteennte Abschnitte ist unzulässig.
2. Die Befugnis zur Entnahme und Abgabe von Kohlen auf das Mittelstück der für die Zeit vom 9 Juli 1917 ab gültlgen Reichsfletschkarte für Berlin und Nachbarorte sowie auf Abschnirt 5 5 Fafse⸗Ersatzkarte für Groß Berlin hört mit dem 31. Dezember
Freigabe von Abschnitten der Sonderkarte. 1. Vom 10. Dezember 1917 ab dürfen gegen Vorlegung der Sonderkarte auf die einzelnen Abschnitie 1 bis 10 je ½ Zentner Koblen abgegeben und entnommen werden, sofern diese Abscheitte nicht schon abgetrennt worden sind. Die Kohl nhändler haben eine der geitsferten Menge entsprechende Zahl von Abschnitten der Sonder⸗ torts abzutrennen. Die Abgabe von Kohlen anf abgetrennte Ab⸗ schnilte ist unzulässtg. 8—
Ppo. Besondere und Strafvorschriftern. 1. Hohlen im Siune dieser e sind Steinkohlen jeder Art, Braunkohlen jeder Art, Briketts jeder Art sowie Koks jeder Act und Anthrazit.
2. Vorbestellungen von Kohlen aaf Grund der Koblenkarte sind nur für solche Mengen zuläsig, die der betreffende Verbraucher auf bereits freigegebene Abschnitte der Kohlenkarte noch beziehen darf.
3. Bis auf weiteres werden Kohlenhändler, die wagvonweise oder in Wagenladungen Brifetis empfangen, von der Verpflicktung defrat 10 vom Hundert dei eingehenden Mengen Briketts auf Lager zu nehmen.
4. Zuwiderhandlungen gegen die Bestimmungen dieser Bekannt⸗ machung werd'n mit Gefäagnis bis zu einem Jahr und mit Geld⸗ strafe bis zu 10 000 ℳ oder mit einer dieser Strafen bestraft. Ferner kann auf Einztehang der Brennstoffe erkannt werden, auf die sich die ö bezieht, ohne Unterschied, ob sie dem Täter gehötcen oder nicht.
5. Diese Bekanntmachung tritt mit dem Tage ihrer Veröͤffent⸗ lichung in Kraft.
Die Bearbeitung der aheveheh ih. s Sehe 7 Anträge auf Bewilligung von Ausnahmen von der Einschränkung des Gasverbrauchs — allein bei den Berliner Gasanstalten liegen 22 000 Anträge vor — hat bisher aus Mangel an dafür ver⸗ wendbarem Büropersonal noch nicht abgeschlossen werden sönnen. Die Ant agsteller müssen mit Rücksicht hinauf sich noch etwas gedulden, werden aber gut ton, sich nach Möglichkeit in dem Verbrauch von Gas zu beschränken; denn wenn der Straf⸗ zuschlag für zuviel verbrauchtes Gas bis her nicht erhoben worden ist, so derubt dies auf demselben Grunde und daf nicht zu dem Schlusse verleiten, daß von der Eihebung des Strajzuschlages über⸗ haupt abgesehen werden wird. “
Durch Sturm find, wie „W. T. B.“ meldet, viele Fern⸗ sprechleitungen nach außerhalb gestört. Bis zur Be⸗ seitigung der Störungen wird der Fernsprechverkehr besonders nach dem Westen und Osten stark verzögeit. Verkehr mit Ham⸗ burg und Bremen ist ganz unterbrochen. “
Hamburg, 2. Dezember. (W. T. B.) Hamburg und daß Küstengebiet der Elbe ist von einer Sturmflut heimgesucht worden, die am Sonnt g bei West⸗Nordwest, Stärke 9, einen Waffer⸗ stand von 18 2 %¼, 1 Zoll brachte, während der Nozmalwasserljand bei Hamburg 8 Fuß beträgt. Der Straßenbahnbetrieb am Hafen mußte eingestellt werden. Die Feuerwehr war stark in Auspruch genommen, um die überschwemmten Räume vom Wasser ftrei zu
machen.
Paris, 2. Dezember. (W. T. B.) Der „Matin“ meldet aug Le Havre: Der franzoösische Dampfer „Cabourg ist mit dem englischen Dampfer „Ellinaton“ zusammen⸗ Paßan. Drei Engländer erlagen ihren Verletzungen. Ueber das Schicksal der Schiffe ist nichto bekannt gegeben worden. — Nach Blättermeldungen aus Cartagena ist der englische Dampfer „Sheffield“, 3000 t, mit Kohlen nach Italien unterwegs, Nachts mit einem unbekannten Dampfer zusammengestoßen und wahrscheinlich untergegangen.
Nr. 97 des „Zentralblatts der Bauverwaltung“, heraus⸗ gegeben im Mintsterium der öffentlichen Arbeiten am 1. Hezember 1917 hat folgenden Inhalt: Amtliches: Dienstnach ichten. — nichtamtliches: Die städt schen Schulbauten der letzten nbhme in Posen. — Ausbzu der bayerischen Wasserkräfte. — Ver⸗ mischtes: Verleibung der Würde eines Doktoringenseurs ehrenhalber. — Gleisbebebock mit zwei von einer Spindel beeinflußten drehbaren Doppelhebeln. — Rudolf Fueß †. — Bücherschau.
(Jortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)
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Theater. 6
Künigliche Schanspiele. Dienstag: Opernhaus. 266. Dauer⸗ bezugsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoden. Figaros Sochzeit. Komische Oper in vier Akten von Wolfgang Amadeus Mozart. Text nach Beaumarchais, von Lorenzo Daponte. Deutsche Uebersetzung durchgesehen von H. Levi. Musikalische Lestung: Herr Generalmusikdirektor Dr. Strauß. Spielleitung: Herr Bachmann.
Anfang 7 Uhr. Schauspielhaus. 270. Dauerbezuasvorstellung. Dienst⸗ und Emi Schuspiel in
Freipläse d aufgehoben. Die Räuber. fünf Aufzügen von Schiller. Spielleitung: Herr Dr. Bruck. 267. Dauerbezugsvorstellung. Dienst⸗
Anfang 6 ¼ Ühr. Mittwoch: Opernhaus.
und Freiplätze sind aufgehoben. Neu einsudiert: Die Gatführun
aus dem Serail. Ein Smgsp el in rrei Aufzügen. Dichtung na
Chr. F. Bretzner von Gottlieb Stephan. Mufik von W. A. Mozart.
Anfang 7 ½ Ühr. Schauspielhaus. 271. Dauerbezugsvorstellung. Heimat. Schauspiel in vier Aken von Hermann Su ermann. Spielleitung:
Herr Oberspielleiter Patry. Anfang 7 ½ Uhr.
Familiennachrichten.
Verlobt: Frl. Adele Tominski mit Hrn. Ingenieur und Haupt⸗ mann d. R. Otto Warnaß (Groß Wangern, Kr. Wohlau — z. Z. Winzig, Kr. Wohlau). — Frl. Cläre Ossig mit Hrn. Oberzoll⸗ Pnnotkene⸗ Hauptmarn d. R. Willtbald Plitt (Bretlan—
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Verehelicht: Hr. Leutnant d. R. Werner T. Schaurte mit Frl. Cbarlotte Luise Staudr (Berlin). — Hr. Leutnant d. R. Friedrich Rückert mit Frl. Lotte Hoffmann (Bricg)
Geboren Ein Sohn: Hrn Oberleutnant Alfred von Wieterg⸗ heim (Barzdorf). — Eine Tochter; Hen Korvettenkapstän Helmuth von Hugo (Wilbelmshaven⸗Mäftskheeesh..
Gestorden: Hr. General der Infanterle z. D. August von Janson (Berlin⸗Wilmersdorf). — Fifr. Emilie von Orgies⸗Rutenberg, geb. Boltho von Hohenbach (Lchtenrade dei Berlin). — H Oberstleutnant Hans Guhr Sohn Hansudo (Briegs.
Freantmoetnche Scesteiten Dierioer Dero ,l Cbarlottenbare. verantwortlich für den Anzeigenteil: Der V äftsstell
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Erste Beilage 1“ “ Neichsanzeiger und Königlich Preußischen Staatsanzeiger.
Berlin, Montag, den 3 Dezember
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1917.
—
No. 286.
— —
Aichtamtliches.
Oesterreich⸗Ungarn.
Die Antwort der österreichisch⸗ungarischen Re⸗ gierung auf das russische Rundtelegramm vom 28 v. M. ist, wie das „K. K. Telegraphenkorrespondenzbüro“ meldet, am 28. November Nachts funkentelegraphisch nach Zarskoje Sselo aufgegeben worden. Die genannte russische Funkenstation hat den Empfang der Depesche am 30. November Nachts durch Funkspruch bestätigt. 1
— Im Einlaufe des österreichischen Abgeordneten⸗ hauses befindet sich eine Anfrage der Christlichsozialen und anderen deutschen Parteien, worin ein vollkommenes Einver⸗ ständnis mit der Antwort, die der Minister des Aeußern Graf Czernin und der deutsche Reichskanzier auf das ussische Friedensangebot gegeben haben, ausgedrückt und gefragt wird, ob auch Rumänien den Mitelmächten ein gleiches Friedens⸗ angebot gemacht habe Ferner eine Anfrage der deutschen Sozialdemokraten, worin die Regierung gefragt wird, ob sie als Ziel der Friedensverhandlungen einen allgemeinen, für beide kämpfenden Gruppen gleich ehrenvollen Verständigungs⸗ frieden ohne Eroberungen und ohne Krieagsentschädigungen im
Geiste des Selbstbestimmungsrechtes der Nationen anstrebe.
Großbritannien und Irland.
Dem „Reuterschen Büro“ ist authentisch Mitteilung ge⸗ macht worden, daß das Folgende die Ansicht der britischen Regierung über den Brief Lord Lansdownes ist Lord Lansdowne hat in seinem Brief nur für sich selbst gesprochen. Bevor er ihn schrieb, hat er sich weder mit irgend einem Mit⸗ alied der Regierung darüber beraten noch in Verbindung gesetzt. Die Minister haben den Brief mit ebensolcher Ueberraschung gelesen wie jedermann sonst. Die in dem Brief zum Ausdruck gebrachten Anschauungen stellen in keiner Weise die Auffassungen der englischen Regierung dar, noch zeigen sie im geringsten Grade an, daß irgend ein Wechsel oder eine Aenderung in der Kriegspolitik Englands eingetreten ist. Diese ist auch jetzt noch die gleiche, welche sie immer gewesen ist und wie sie durch den Premier⸗ minister, durch Asquͤith, Bonar Law und Balfour umschrieben worden ist. Diese Kriegspolitik ist in mannigfoltigen Reden zum Ausdruck gebracht worden, aber vielleicht ist sie am besten in der unlängst erfolgten Aeußerung Clemenceaus zusammen⸗ gefaßt worden, welche lautet: „Die Kriegsziele, für welche wir kämpfen, das ist der Sieg.“
Eine in London abgehaltene Persanmlang von 1500 Ver⸗ tretern konservativer und unionistischer Vereinigungen aus allen Landesteilen mißbilligte den Brief Lord Lans⸗ downes und erklärte ihr Festhalten an den Kriegszielen der Verbündeten, wie sie durch den Premierminister Bonar Law und Asquith festgelegt worden seien. In einer Rede führte der Fmanzminister Bonar Law, obiger Quelle zufolge, u. a. aus:
„Nicht, daß wir den Frieden nicht wünschten. Es ist furchtbar, die Forisetzung des Krieges vorauszusehen, darin sind wir alle einig. Aber warum traten wir in den Krieg ein? Wir begannen ihn nicht nur, um jetzt Frieden zu erhalten, sondern um Sich⸗rheit für den Frieden in der Zukunft zu erlangen. Wie können wir jetzt das durch einen Frieden erreichen! Der Brief Lansdownes gründet sich auf eine Annahme, und zwar auf die seltsame Annahme, daß, weil die Deutschen sagen, sie seien bereit, einen Bund der Nationen zu schließen und von Abrüstung zu sprechen, daß deshalb der Friede möglich sei. Vor dem Kriege wagte unsere Regierung nicht, bei den Deutschen die Abrüstung anzuregen. Sie wat oft nahe daran, aber die Deutschen saben dies fast als Kriegsfall an und vor dem Kriege, waren Bücher, welche die Abrüstung guthießen, in Deutschland verboten; ich glaube, sie sind noch bis zum heutigen Tage verboten. Haben Sie jemals hie über etwas ia den ersten zwei Kriegsjahren gehört, als es in Deutschland nicht zum besten aussah? Kein Wort darüber! Uns in gesagt worden, daß in dem Empfinden der Deutschen eine a oße Wandlurg eingetreten
sei. Ich glaube, die Unzuf iedenheit in Deutschland mit dem gegen⸗
wärtigen Svstem ist zu einer beträchtl'chen Pöhe angewachsen. Aber was ist der Grund dieser Unzufrie erheit? Es in das Gefübl, daß das militärische System nscht die erwarteten Ergebnisse erzielt. Wenn wir jetzt Frieden schlössern, was würde das heißen? Es würde bedeusen, daß ger de die Männer, die nach meinem Urteil dos größte jemals in der Geschichte begangene Verbrechen begangen haͤtten, das gerade die Männer, dee die Welt in all diese Qual uad dies Elend gestürzt haben, weiter in der Möglichkeit gelassen würden, mit demselben Werkzeug dasselbe von neuem zu tun, wann immer sich in Zukunft die Gelege heit dazu ergäbe. Wie werden sie durch einen Vertrag unter den Völtern ge⸗ bunden sein? Niemand wird bebaupien, daß sie dadurch, daß sie eiven Vertrag unterzeichnet haben, gebunden sein werden. Und welche Macht agidt es, die sie binden kinrt“? Heute ist die ganze Welt gegen sie bewaffnet und zusammengeordnet derart, wie es schwerlich wieder der Kall sein wird, und wenn wir jetzt unsere Rechte nicht durchsetzen können, wie wollen wir später unter neuen Bedingungen gegen sie kämpsfen? Nein, meine Herren! Es ist schrecklich, daran zu denken. Aber meiner Meinung nach ist es wahr, daß wir dahin gelanat sind, dem deutschen Nolke auf die einzige Art, wie es zu dieser Einsicht gebrocht werden kunn, zu zeigen, daß der Krieg sich nicht bezahlt macht, und daß ihre Kriegs⸗ maschine die Erfolge nicht erreichen kann, die sie wünschen und die nur durch einen Sieg erungen werden können. Auch durch ent⸗ schiedene Erfolge „uf dem Schlachtfeld allein kann der Krieg nicht beendet werden. Lassen Sie die Peutschen nur erst einsehen, daß wir länger aushalten können als sie, und die Aenderung der An⸗ chten, von der wir sopiel hören, wird jeden Tag stärker werlen und vielleicht von selbst die Ergebnisse zeitigen, die zu erleben wir uns alle sehnen. Ein auf der Lanbdowneschen Grundlage geschlossener Friede würde tatsächlich eine Niederlage für die Entente bedeuter.“ Im Laufe seiner Rede sagte Bonar Lꝛw noch: JIch sehe viel⸗ leicht Gefahren, die uns nicht bedrohen werden, aber wenn diese friedensfreundl che Bewegung durch Lord Lansdownes Brief ange⸗ stachelt werden und eine We dung n hmen sollte, die es der Regie⸗ rung unmöglich machen würre, sich auf die Genebmigung notwendiger riegsmaßregein durch das Unterhaus zu verlassen, so würde der kerung nur noch ein Weg offen stehen. Um diesen Krieg zu ge⸗ winnen, muß die Regierung die Sicherbeit haben, daß sie das Nolk dhter gs hat. Wenn wir die nicht haben, können wir keinen Er⸗ 9 n.“
Bonar Law schloß mit dem Ausdruck des Vertrauens, daß die Regierung die volle Unterstützung des Volkes haben wörde bei ihrem Entschlusse, den Krieg zu einem siegreichen Ende zu führen. 1 1
Frankreich.
Die vorbereitende Versammlung zu den Beratungen des Interalliierten Generalstabes hat vorgestern morgen stattgefunden. Die Beratungen erstreckten sich, soweit die französische Presse unterrichtet ist, auch auf Rußland und eine etwaige Note, beziehunasweise Kundgebung der Entente an das russische Volk. Die Blätter warnen vor einem Abbruch der Beziehungen zu dem russischen Volke, das von den Maxi⸗ malisten nur verführt sei.
— Ein Gesetzantrag der Regierung über die Ver⸗ längerung des Mandats der Kammer setzt fest, daß das Mandat bis sechs Monate nach Einstellung der Feindseligkeiten verlängert wird.
—— Laut „Progrès de Lyon“ sind neben der Ein⸗ berufung der Jahresklasse 1919 die zurückgestellten Klassen 1913/18 zur Nachmusterung einberufen.
Rußland.
Vorbehaltlich endgültiger Anweisungen der englischen Re⸗ gierung hat der britische Botschafter in St. Petersburg
Buchanan nach einer Reutermeldung folgende Erklärung
veröffentlicht:
Die Note Trotzkis, die einen Waffenstillstand vorschlägt, wurde der Botschaft 19 Stunden, nachdem der Oberstkommandierende im Hauptquart er den Befehl zur sofortigen Eröffnung von Ver⸗ handlungen erhalten hatte, zugestellt. Die Verbündeten sahen sich also einer vollendeten Tatsache gegenüber, bei der sie nicht um Rat semaht waren. Es ist für den Botschafter unmöglich, die Noten zu eantworten, die eine von seiner eigenen Regierung nicht anerkannte Regierung an ihn gerichtet hat.
Der amerikanische Militärbevollmächtigte im Hauptquartier des russischen Generalstabs hat dem General Duchonin obiger Quelle zufolge einen energischen Einspruch der Regierung der Vereinigten Staaten gegen den Abschluß eines Sonderwaffenstillstandes durch Rußland übermittelt. Auch der französische Militärbevollmächtigte teilte Duchonin mit, daß Frankreich die Vollmacht der Volkskommissare nicht anerkenne und daß es das Vertrauen hege, daß das russische Oberkommando alle verbrecherischen Verhandlungen ablehnen werde.
Den Moskauer Zeitungen zufolge hat der General Duchonin einen Tagesbefehl an alle Truppen gerichtet, in dem er den Grund darlegt, warum er sich weigere, die Verhandlungen mit dem Feinde anzuknüpfen, und die Truppen auffordert, zu erklären, ob sie mit seinem Verhalten einverstanden seien oder nicht. Falls sie es nicht wären, würde er freiwillig das Kommando Krylenko übergeben. Wie von einem besonderen Korrespondenten gemeldet wird, sind Duchonin und die mili⸗ tärischen Vertreter der Entente aus dem russischen Großen Hauptquartier geflohen.
— Der General Krylenko hat, wie die „Times“ erfährt, den Armeen befohlen, den Kampf einzustellen, aber auf der Hut zu sein, keine Verbrüderungen zu versuchen und das Er⸗ gebnis der Unterhandlungen abzuwarten.
— Der Volkskommissar Trotzki hat den russischen Bot⸗
schafter in Paris, Maklakoff, seines Amtes enthoben und
erklärt, daß Maklakoffs Teitnahme an der Beratung der Ver⸗ bündeten ein Staatsverbrechen sein würde. Trotzki hat ferner die russische Gesandtschaft in Kopenhagen telegraphisch aufgefordert, unverzüglich zu antworten, ob sie sich dem neuen Regime anschließe, andernfalls habe sie sich als abgesetzt zu be⸗ trachten und die Gesandtschaft einem Mitgliede zu übergeben, das bereit sei, dem neuen Raßland zu dienen. Die Gesandt⸗ schaft beschloß, das Telegramm
Verfassunggebenden Versammlung u. a. vertreten durch
die Maximalisten Lenin, Trotzkt und Frau Kolontai und die gewählten
Kadetten Miljukow und Roditschew. Unter den Sozialrevoluttonären befindet sich Tschernow.
— Nach einem Telegramm aus Haparanda an Stockholms Tidningen hat der finnische Landtag am vergangenen Montag nach zehnstündiger Beratung den von den Bürger⸗ lichen vorgeschlagenen Senat mit Svinhufvud als Vor⸗ sitzendem eingesetzt. Der Beschluß wurde mit 100 Stimmen gegen 80 Stimmen angenommen, die für die sozialistische Re⸗ gierung abgegeben wurden. Da sich die Sozialisten dem Land⸗ tagsbeschluß widersetzen wollen, befürchtet man, daß ein neuer Generalstreik bevorneht.
— In London eingelaufenen Berichten zufolge werde Sibirien sich unter der Führung Potapins für unabhängig erklären. Die Minister seien bereits ernannt worden. Die neue Regierung werde überall sympathisch begrüßt. In einer Anzahl von Orten wehe die sibirische Flagge.
— Das „Wolffsche Telegraphenbüro“ teilt weiter folgende, von der bolschewistischen Regierung veröffentlichte Geheim⸗ urkunden mit:
240. Bericht, betreffend Rumänien und die Verbündeten, die Umstände des Eingreifens Rumäniens in den Krieg und die letzten Vorgänge an der rumäntschen Front. 8
Seit Entstehung des europäischen Krieges hatte Rumänien offiziell eine neutrale Haltung angenommen, welche sehr häufig und merklich bald nach der einen, bald nach der anderen Seite schwankte in Abhängigkeit von dem Stand der militärischen Unternebmungen. Dem lagen zwei Haupterwägungen zugrunde: der Wunsch, nicht zu spät zu kommen zur Aufteilung Oesterreichs und das Bestrebden, möglichft viel zu verdienen auf Kosten der Krieg’ührenden. Unsere Erfolge in Galizien und der Bukowina im Jabre 1914 und zu Anfang 1915 (Einnahme von Lemberg und Priemysl) u d das Erscheinen unserer Vortruppen jenseits der Karparhen brachte die Frage des Eingreifens Rumäntens auf die Tagesordnung. Die ein⸗ geleiteten Verhandlungen zogen sich in die Länge, weil unsere Militärs darauf bestanden, die strategische hrenze in der Bukowina so zu zieben, daß dieses ganze Eebiet im Besitz⸗ Rußlande verbleibe. Ende Mat desselben Jahres erfolate unser Ruckzug aus Galisten und Polen unter Aufgabe der Bukowina. Dementsprechend änderte sich auch die Stimmung der leitenden rumänischen Kreise und die Unterhand⸗ lungen wegen eines Elngreisens Rumäniens in den Krieg kamen von selbst in Stillstand. Ende 1915 und Anfang 1916 neigte sich nach der Zerschmeiterung Serstens und dem Auftreten Bulgariens die Polit k Rumäniens sehr mertlich auf die Seite unserer Feinde. Die rumänische Regterung schloß in jener Zeit eine ganze Reihe sehr
rotzkis unbeantwortet zu lassen. — Wie Reuter meldet, ist St. Petersburg in der
vorteilhafter Handelsabkommen mit Oesterreich⸗Ungarn und Deutsch⸗ land ab, betreffend den Verkauf von Getreide und die Lieferung anderer Verpflegungsmittel und erhielt zum Ausgleich dafür Gold und die erforderlichen Manufakturwaren. Dieser Umstand zwang unser Militär⸗, Finanz⸗ und Handelsressort, sich mit großer Vorsicht zu der Frage der Ausfuhr von Gegenständen der militärischen Aus⸗ rüstung wie auch verschiedener Vorräte aus Rußland vach Rumänien zu stellen, die in die Pände unserer Feinde fallen konnten. Tat⸗ tächlich war die gesamte Ausfuhr betnahe eingestellt. Die glänzende Offensive des Generals Brussilow im Frühlirg und Sommer 1916 neigte die rumänische Neutralität wieder nach der Seite der Ententemächte hin und gab die Mögitchkeit, die unterbrochenen Verhandlungen wegen des Eingreifens Rumäniens iu erneuern. Es ist zu bemerken, daß von Anfang an der Stabschef des Höchstkommandierenden aus milttärischen Erwägungen die Bei⸗ behaltung der Neutralität Rumäntens für uns vorteilbafter hielt, als seine aktive Einmischung in den Krieg. Später stellte sich General Alexejew auf den Standpunkt der Verbündeten, die in dem Auftreten Rumäniens den enischetdenden Schlag für Oesterreich und das Nahen des Kriegsendes erblickten. Im August 1916 wurde mit Ru⸗ mänien ein militärisch⸗politisches Abkommen unter⸗ zeichnet, welches ihm solche Landerwerbungen über⸗ lteß (Bukowina und ganz Transsylvanien), die ganz offenbar nicht dem Maße einer Beteiligung Rumäniens an den militärischen Unter⸗ nehmungen entsprachen, weil es sich verpflichtet hatte, nur Oesterreich⸗ Ungarn den Krieg zu erklären und sichz auch; auf Unternehmungen in Transsyloanien beschränkt hatte. Die folgenden Ereignisse haben gezeigt, wie sehe sich unsere Verbündeten getäuscht hatten, indem sie das rumänische Eingreifen überschätzten. Augenblicklich hat die Ent⸗ wicklung der militärischen Unternehmungen an der rumäntschen Front alle politischen Fragen an die zweite Stelle gerückt. Das meiste Interesse von ihnen hat jetzt die Räumung der Moldau, falls die militärischen Umstände sie errordern. In Voraussicht dessen war ein besonderer Ausschuß gebildet worden unter dem Vorfitz des Senators Sasjadro, nach der Auflösung dieser Kommission hingegen wurde die ganze Räumungsangelegenheit dem Sonderbevollmachtigten Sterligow übertragen. Vorgesehen ist die Verlegung der Regierung, des Parlaments und der Stadtbehörden nach Cherson unter Zu⸗ billigung des Rechts der Exterritorialität für die rumänische Regierung nach dem Beispiel Belgiens. Der Goldschatz ist bereits nach Moskau übergeführt. Betreffend Wegführung der Verwundeten, Flüchtlinge, Fabriken usw. führt die Kommission Unterhandlungen mit den zuständigen Ressorts. Uater dem Eindruck der erfolgten Kata⸗ strophe bestehen in Rumänien selb t Strömungen, die sich einer Fort⸗ setzung des Keieges gegenüber ablehnend verbalten und sich baldigsten Friedensschkꝛuß, und sei es auch ein Sonderfrieden, zur Aufgabe gemacht haben. Allein die Entschlossenheit des Königs und seiner Regierung, die Prüfungen bis ans E d⸗ zu errragen, ist offenbar un⸗ erschütterlich. Die in der letzten Z it im Kabinett Brattanu er⸗ folgten Veränderungen im Sinne eines U⸗bereinkomm us zwischen der Üiberalen und der konservativen Putei haben der ganzen Regierung einen mehr natio alen Charakter gecgeben und ihre Stellung ge⸗ festigt. Das Ungluck, welches Rumänien b troffen bat, ist eine natürliche Folge der völligen milnärischen Nichtbereitschaft unter der „zweif itige.’“ Potisk Bratianus. Die leichte, Siege 1913 und der dipl mati che E folg, den Rumänien nach dem Balkankriege zu ver⸗ zeichnen hatte, haben im bedeuie den Meße zur Selbstüberschätzung von Ge⸗sellschaft und Reg erung beigetra en. In poltlischer und militärischer Beztehung haben sich die Rumänen sehr überschätzt und erleben jetzt eine bitt⸗re Entfäuschung. Vom Standpunkt der rassischen Interessen aus müssen uns bei Be⸗ urteisung der au enblicklichen Lage der Dinge in Rumän'en folgende Erwägu gen leiten Wenn di⸗ Dinne sich so ent wickelt hatten, daß die militär sch⸗ politssche Abm s chang mit Rumänien vom Jabre 1916 ihre völlige Verwirkuchung erlangt hätte, so wäre auf dem Balkan ein sehr starke, Staat entstanden, bestehend aus Moldau — Walache — Dobrudscha (em jetzige Rumäanien), Trans⸗ sylva ten, Bent uno Butowinz (Erwezbun en nach dem Vertrage von 1916) mit einer Be ölkerung von a nägernd 13 Milltonen. In der Zukunft wäre der Staat Rußla d gegenüber schwerlich freundschaftlich gesinnt gewesen und hätte das Streben, seine vattonalen Träume in Bessarabien zu verwirk⸗ lichen, schwerlich unterlassen. Auf dem Ba kan hatte er sich gleichfalls bemüht, dem Emfluß Rußlands entgegenzu⸗ treten, und angesichts des überwiegend romanischen Cha⸗ rakters seiner Beoölkerng unter der starken politischen Einwirkung Italiens un Frankreichs gestanden. Info gedessen steht den politischen Interessen Rußlands der Zusammen⸗ bruch der Großmachtspläne Rumäniens in den er⸗ wähnten Maßen nichis Besonoeres entgegen. Dieser Umnstand muß von uns ausgenützt werden zwecks F stioung jener ge⸗ zwangenen Bande für möglichst lange Zeit, welche Rußland mit Rumäntien verknüpfen. Wenn uns aber die Bildung mächtiger Staaten auf dem Balkan nicht vort⸗ilhafr ist, so ist auch die völlige Vernichtang oder Schwächung der bestehenden politischen Organismen für uns ebensowenig vorteilhaft. Somit bildet der Schutz Rumäniens gegen eine endgüllige Zerschmetterung augeablicklich eine unserer hauptsächlichen militärisch⸗politischen Aufgaben. Uasere Erfolge an der rumänischen Front haͤben für uns eine sußcrordentliche Bedeutung als einzige Möglichkeit ihrer Art, die Frage, betr. Konstanti opel und die Meerengen, ein für allemal in dem von uns gewünschten Sinne zu entscheiden. Die jetzt in Rumänien geschehenen Eretanisse haben die Bedingungen des Ver⸗ trages von 1916 von Grund aus geändert. Statt der verhältnis⸗ mäßig bescheidenen militärischen Unterstützung, die Rußland in der Dobrudscha zu leisten verpflichtet war, mußte es die Verteidigung des numäntschen Territoriums auf allen Seiten fast ausschließlich russischen Truppen übertragen. Diese militärische Hilfe Rußlands hat jetzt einen solchen Umfang angenommen, daß das in dem obenerwähnten Vertrage vorgesehene Versprechen der Landentschädigungen Rumäniens här seinen Eintritt in den Krieg unzweifelhaft einer Nachprüfung unterzogen werden muß. Wenn es unter den augenblicklichen Ver⸗ hältnissen auch vielleicht nicht angezeigt ist, die Frage anzuregen, so muß sie gleichwohl in dem nächsten geeigneten Augenblick auf die Tagesordnung gesetzt werden. Mit dem Original gleichlaulkend 8 Poliwanow, 7./20. November 1916.
Die „Prawda“ veröffentlicht ferner eine Urkunde vom Jahre 1909, welche am 17. Mai 1909 Nikolaus II. vorgelesen wurde. Sie lautet: 8
„Schema zu einem Vertrag mit Deutschland.
Hier wird unter anderem vorgesfchlagen, daß man in Ueberein⸗ sttmmung mit dem Wunsche Deutschlands offen das russisch⸗deutsche Mißoerständnis anläßlich des österreichtsch⸗serbischen Konflikts abwickeln mäüsse, und zwar so, daß nicht gleichzeitig eine Zuspitzung des Ver⸗ hchlintsses zwischen den Regierungen in Petersburg und Wien eintreten michte. Deutschland garantiere in dem Falle, daß Oesterreich keine nauen Aktionen auf der Balkanhalbinsel vornehmen würde.
Bis die Mächte, welche den Berliner Vertrag unterzeichnet halben, in der Frage elner formellen Genehmigung gewisser notwendiger Aeinderungen des genannten Vertrages Beschluß gefaßt häͤtten, würde Dautschland Rußland wirksame diplomatische Unterstützung in dessen