8 esem Mißstande solle die des 5. 6 abhelfen; zuglei⸗ aber sei die Reichsleitung aufzufordern, im Sinne der leichzeitig porgeschlagenen Entschließung zu verfahren. Eine solche aßnahme sei alsolut notwendig, zumal sich seit dem Kohlensteuergeset eine sprungweise Steigerung der Kohlenpreise vollzogen habe. Man dürfe überzeugt sein, daß der Reichskanzler sich mit dem vorgeschlagenen Verfahren im Eindverständnis befinde. Staatssekretär des Reichsschatzamts, Graf von Roedern: Meine Herren, die verbündeten Regierungen haben am § 6 Abs. 2 auch keine große Freude gehabt. Ich glaube deshalb in Aussicht stellen zu können, daß die verbündeten Regierungen Ihrem Beschluß zustimmen werden, und glaube auch weiter in Aussicht stellen zu können, daß die verbündeten Regierungen der Resolution, die unter II. vorliegt, zustimmen werden. (Bravo!) Der vorgeschlagene Gesetzentwurf wird in erster Lesung ohne weitere Diskussion erledigt, darauf in zweiter Beratung
Staatsminister
uüund auf Antrag des Abg. Dr. Maier⸗Kaufbeuren (Zentr.)
auch sofort in dritter Lesung einstimmig angenommen.
Der Präsident Dr. Kaempf schlägt hierauf dem Hause vor, sich zu vertagen und ihn zu ermächtigen, Tag, Stunde und Tages⸗ ordnung der nächsten Sitzung selbständig festzuseten, er bemerkt dazu,
daß eine Vertagung auf längere Zeit nicht beabsichtigt ist. Abg. Scheidemann (Soz.) macht dem Hause einen Gegen⸗ vorschlag; Verhandlungen wegen Herbeiführung eines Waffenstill⸗ standes ständen unmittelbar bevor, und im Anschluß daran werde wwentuell sofort auch in Friedensverhandlungen eingetreten. Alle Welt würde aufatmen. In einer so bedeutsamen Situation dürfe mamn den Reichstag nicht nach Hause schicken; in einer so ungemein ewichtigen Zeit müusse die Volkevertretung unter allen Umständen präsent sein. Wonn auch der Präsident nichts vorschlagen werde, (was er nachher nicht durchsetzen könne, so stellten sich doch seinem heutigen Vorschlage Schwierigkeiten entgegen; es könnten die Mei⸗ mungen darüber auseinandergehen, wann der pfychologische Moment da sei, den Reichstag zu berufen, und das könnte eptl. außerordentlich verhängnisvoll wirken. Man solle daher ohne Rücksicht auf ärgend⸗ welche äußerlichen Schwierigkeiten besckließen, zusammenzubleiben; an Beratungsmaterial fehle es nicht. Redner schlägt vor, die nächste Sitzung am Dienstag, wenn nicht schon am Montag abzuhalten. Der Reichstag müsse alles tun, was in seiner Macht stehe, um in jedem Augenblick, wo er nützlich eingreifen könmne, auch zur Stelle zu sein. Abg. Ledebour (U. Soz.): Ich habe schon heute vormittag im Seniorenkonvent befürwortet, daß wir unter keinen Umständen auseinandergehen dürfen. Der Reichs tag ist es seinem eigenen An⸗ sehen und seinen Pflichten der Oeffentlichkeit gegenüber absolut kchuldig, zusammenzubleiben. Es handelt sich um die wichtigsten Fragen, über die überhaupt im Staate entschieden werden kann, und Ka soll sich der Reichstag auch nur vorübergehend der Möglichkeit des Eingreifens entziehen? Jeden Tag kann eine solche Notwendigkeit eintreten. In einer Epoche wie der jetzigen sind 24 Stunden schon eine viel zu lange Pause. Setzen Sie die nächste Sitzung auf Diens⸗ tag an. 8 1 Abg. Dr. Stresemann (nl.): Ich verstehe die Stimmung der beiden Vorredner vollkommen. Ihr Verlangen ist der Ausdruck dessen, daß bei den großen weltgeschichtlichen Begebenheiten, vor denen wir stehen, eine Ausschaltung des Reichstags nicht stattfinden darf, daß der Reichstag nicht vor vollendete Tatsachen gestellt werden darf. Der von ihnen gemachte Vorschlag erreicht aber diesen Zweck nicht. Daß der Reichstag zu den neuen Dingen Stellung nimmt, wird auch durchaus erreicht, wenn uns der Präsident mit Hilfe des Telegraphen inberuft. Ich verkenne nicht die Wichtigkeit der wirtschaftlichen Fragen und der Interpellation des Zentrums wegen des Wiederauf⸗ baues des gewerblichen Mittelstandes, aber in diesen Tagen und Stunden würde ihnen die Würdigung, die sie verdienen, doch nicht zuteil werden. Auch würden die leitenden Männer sich diesen An⸗ gelegenheiten nicht so widmen können, wie es erwünscht sein muß, wenn jetzt Waffenstillstandsverhandlungen eingeleitet werden. Der Hauptausschuß kann ja jederzeit berufen werden, er bleibt zusammen, und so ist dort schon die Möglichkeit vorhanden, Stellung zu nehmen. So stehen die Dinge nicht, daß in 24 Stunden ein Unglück geschehen könnte, das verhütet werden müsse. Belassen Sie es bei dem Vor⸗ schlage des Präsidenten. — “ . Abg. Fischbeck (fortschr. eie.⸗ Dieser Vorschlag wird auch dem gerecht, was die beiden ersten Redner borechtigterweise ver⸗ langen können. Von einer ee auf längeren Termin ist ja gar nicht die Rede. Jede re en hat das Recht, an den Präsidenken mit dem Antrag auf Berufung des Reichstags heranzutreten, und darauf entscheidet dann der Seniorenkonvent. Der vorliogende Be⸗ ratungsstoff würde in höchstens zwei cder drei Tagen aufgearbeitet sein. Wir müssen doch auch der Regierung für ihre so wichtigen Ver⸗ handlungen Raum geben. Abg. Ledebour (U. Soz.): Gerade weil auch die Oberste Heeresleitung jetzt zur Entscheidung mitberufen ist, muß die Volks⸗ vertretung ebenfalls zugegen sein. Ich appelliere nochmals an Ihr Pflichtgefühl. (Unruhe.) 3 . Abg. Fehrenbach (Zentr.): Als Vorsitzender des Hauptaus⸗ schusses werde ich nicht verfehlen, denselben alsbald einzuberufen, wenn ein Anlaß oder die Notwendigkeit dazu vorliegt. Unserer Partei ist es an sich nicht angenehm, daß alsbald die Vertagung eintreten soll, mit Rücksicht auf unsere schon erwähnte Interpellation. Die Oeffentlichkeit aber ist jetzt so ausschließlich von den großen Ereig⸗ nissen erfüllt, die vielleicht für absehbare Zeit bevorstehen, daß wir aneinen, die Erörterung unserer Interpellation sollte jetzt nicht vor⸗ genommen werden, weil sie dann von jenen anderen Ereignissen miedergedrückt würde und weil wir gerade auf eine wirklich gründ⸗ Liche Durchberatung Cens. Fefanders Gewicht legen. Wir glauben da⸗ mit den Interessen des Mittelstandes zu dienen, wenmn wir eine bessere Beit für diese Bergtung abwarten. Des Appells an unser Pflicht⸗ gefühl bedarf es nicht; wir würden unter allen Umständen zusammen⸗ bleiben, wenn in der allernächsten Zeit solche wichtigen Entschei⸗ dungen bevorstünden; aber es leuchtet doch jedem ruhig⸗Ueberlegenden⸗ vein, daß eine solche Nolwendigkeit im den nächsten Tagen nicht eintritt. 4 Abg. Graf Westarp (dkons.): Ich bitte das Haus, sich dem Vorschlage des Präsikenten anzuschließen, nachdem durch den Abg. Wehrenbach die Gegähr für eine rechtzeitige Stellungnahme des Meichstags gegeben ist. 1 Der Antrag Scheidemann wird gegen die Stimmen der beiden sozialdemokratischen Fraktionen abgelehnt, der Antrag des Präsidenten mit großer Mehrheit zum Beschluß erhoben.
Schluß 4 4 Uhr. Nächste Sitzung unbestimmt.
LLEE11“
SHaus der Abgeordneten. 8 100. Sitzung vom 1. Dezember 1917, Vormittags 11 Uhr. (Bericht von Wolffs Telegraphenbureau.)
Am Regierungstische der Staatsminister von Waldow.
b Präsident Dr. Graf von Schwerin eröffnet die Sitzung um 11 ¼ Uhr.
Das Haus setzt die Beratung der Anträge der ver⸗ stärkten Staatshaushaltskommissiom, be⸗ treffend die Sicherstellungder Volksernährung,
nd der dazu gestellten Abänderungsanträge fort.
. Abg. Brors (Hentr.): Eine Förderung der Produktion ist dringend notwendig. Es darf nicht wieder vorkommen wis im vorigen Ernejahr, daß Hunderte von Morgen aus Mangel an Saatgut nicht
pflanzt werden können. Die Landwirtschaft weiß, was sie dem
ℳ ihr nicht in den Arm fallen und ihre i der knappen Brotgetteideernte ist eine Erhöhung der Brotration nicht angängig. Alles Erreichbare muß ür die Ernährung der Menschen sichergestellt werden. s ist der 1 66 gelungen, noch während der diesmaligen Ernte sich große Getreidemengen zu sichern. Aber es mußte daraus schon sehr viel entnommen werden, um den Ausfall der alten Ernte zu decken, während man früher immer mit einem Vorrat in das neue Ernte⸗ jahr hineinging. Das spricht eine ernste Sprache. Die Regierung zat die ernste Verpflichtung, zu verhüten, daß durch Fälschung von Brotkarten und auf andere Weise Getreide und Mehl in den Schleich⸗ handel kommen. Die Kartoffelernte ist durchweg befriedigend. Der Wunsch nach Erhöhung der Kartoffelration auf zehn Pfund ist ver⸗ ständl ich. Hier muß aber mit einer gewissen Vorsicht vorgegangen werden. Man darf nicht vergessen, daß große Kartoffelmengen in Reserve ge⸗ halten „werden müssen. Mit Rücksicht auf die Steigerung aller Aus⸗
8 Vaterkande schuldet. Man Berufsfreudigkeit lähmen.
gaben für die Landwixrtschaft ist für das neue Erntejahr der Kartoffel⸗
preis einer genauen Nachprüfung zu unterziehen. Absolut notwendig ist die Erhöhung der Anbaufläche für die Kartoffeln. Um hier an⸗ reizend zu wirken, darf kein Mittel unangewandt bleiben. Es ist auch sehr gut, noch mehr Selbstbewirtschafter heranzubilden und den Klein⸗ anbau zu fördern. In der jetzigen schwierigen Zeit sind die Schweine die Konkurrenten der Menschen. Wir müsfen uns mit dem Gedanken vertraut machen, an eine Reduzierung des Schweinebestandes heran⸗ zugehen. Wie seinerzeit darf man allerdings nicht einfach ein großes Schweinemorden veranstalten, das mehr Schaden als Nutzen gestiftet hat. Leider wird das Schweinefleisch und das Schweinefett aller⸗ dings dann immer mehr aus dem Verkehr verschwinden. Rümnftiher liegen die Verhältnisse bei dem Rindvieh, da das Futter hierfür für die menschliche Ernährung nicht so sehr in Frage kommt. Deshalb kann man von einer Reduzierung des Rindviehbestandes absehen. Man muß im Gegenteil alles tun, um ihn intakt zu halten. Die Vermehrung ist hier nur eine scheinbare. Tatsächlich ist die pro⸗ zentuale Steigerung im Kriege geringer als im Frieden, also tat⸗ sächlich ist ein Rückgang vorhanden. Von einer Erhöhung der Fleisch⸗ vation muß man natürlich Abstand nehmen. Die Maßnahmen des Kriegsernährungsamtes durch Herabsetzung der Fettviehpreise haben nur dem Schleichhandel Vorschub geleistet und sind auch schuld an dem Rückgange der Milcherzeugung. Die Milchproduktion ist durch die hohen Futtermittelpreise beeinträchtigt. Die Preisfeststellungen und die Klassifizierung des Viehs durch die Viehhandelsverbände müssen durch besondere Kommissionen überwacht werden. Gemüse ist reichlich vorhanden gewesen, aber es hat an der richtigen Verteilung gefehlt. Den Zuckerfabriken hat es an den nötigen Kohlen gemangelt, um ihren ganzen Rübenvorrat bearbeiten zu können. Durch den Mangel an kaltblütigen Pferden wird die Leistungsfähigkeit der Landwirtschaft geschwächt; das Kriegsministerium drängt aber auf die Förderung der Warmblutzucht. Es ist eine Forderung der Gerech⸗ tigkeit und der wirtschaftlichen Notwendigkeit, daß den Kaltblut⸗ bezirken dieselbe Sorgfalt zugewandt wird, wie den Warmblutbezirken. (Beifall im Zentrum.) . s 1
Abg. Wenke sfortschr. Volksp.): Das Ergebnis unserer Ver⸗ handlungen steht nicht im richtigen Vephältnus⸗ vühseh Aufwand unserer Beratungen. Von jeder Partei haben zwei Redner gesprochen, von den Konservativen sogar drei. Wir freuen uns, daß der Abg. Hammer und seine Freunde in bezug auf die Notwendigkeit des freien Handels umgelernt haben. Der sozialdemokratische Antrag, die Kartoffelration sofort zu erhöhen, ging zu weit, da er Hoffnangen
erweckt, die vielleicht nicht zu erfüllen sind, dagegen kann unser Antrag
wohl angenommen werden, daß die Ration im Frühijahr 1918 erhöht werden möge, wenn die Erntestatistik die Möglichkeit dazu ergibt. Dieser Antrag erweckt keine zweifelhaften Hoffnungen. Es sind im Kriege überall Viehweiden angelegt worden, und Weidegenossenschaften haben sich gebildet, aber infolge des Rückgangs des Viehbestandes kann die Weide nicht pollständig ausgenutzt werden. Allerdings ist es schwierig, jetzt im Kriege das Weideland in Ackerland umzuwandeln. Aber wir haben auch noch viel Brachland, das bestellt werden könnte. Das Verderben der Lebensmittel muß auf jeden Fall vermieden werden; der Eierhandel hat zu vielen Prozessen wegen verdorbener Ware Anlaß gegeben. Wenn der Rohzucker nicht EEE ist, sollte man mehr Rohzucker der Bevölkerung zur Verfügung stellen. An Rohzucker fehlt es nicht, die Raffinerien können ihn nur nicht verarbeiten. Die Salzknappheit ist immer bestritten worden, und doch ist es 55 dahin gekommen, daß man nur auf Lebensmittelkarten ein halbes Pfund Salz bekommen kann. Auch Salz ist gehaenstert wor⸗ den, der Fehler liegt nur in der Verteilung. Wir müssen hauptsächlich in diesem Kriege möglichst viel produzieren und jede Schädigung der Ernte verhindorn. Eine solche Schädigung liegt aber im Wildschaden. Der Wildstand muß soweit reduziert werden, daß kein Wildschaden mehr entstehen kann. Das Durchhalten wird der Bevölkerung er⸗ schwert durch die ungleichmäßige Versorgung; es bestehen darin große Unterschiede zwischen Nord und Süd. Süddeutschland ist viel besser versorgt als der Norden. Die Ausfuhrverbote bestehen noch immer, obwohl Herr von Batocki ihre Aufhebung versprochen hat. Der Lebensmittelwucher ist allerdings schlimm, und die Moral der Be⸗ völkerung ist gesunken; aber es geht doch zu weit, zu sagen, daß das deutsche Volk nur noch eine Herde von Gesetzüberschreitern sei. Die Lebensmittelpreise müssen im Verhältnis zur Kaufkraft der minder⸗ bemittelten Bevölkerung stehen. Es ist nicht nötig, daß die Vieh⸗ handelsverbände so hohe Gewinne erzielen, wie der schlesische, der im Jahre 1916 7 Millionen Mark Gewinn gehabt hat. Es ist auch nicht zu billigen, daß die Viehhandelsverbände die Viehversicherung an sich reißen. Es ist bedauerlich, daß für die Acker⸗ und Transport⸗ pferde so wenig Hafer zur Verfügung steht. Man hat es viel zu lange gestattet, daß Luxuspferde gehalten werden konnten. Bei der Erteilung von Mahlscheinen wird viel zu engherzig und umständlich verfahren. Die Reichsstelle für Obst und Gemüse hatte zum Sammeln von Pilzen und Beeren aufgefordert. Leider hat ein großer Teil der Besitzer sich diesen Bestrebungen gegenüber unfreundlich verhalten. Von der Erbitterung der ländlichen Bevölkerung und namentlich der kleinen Besitzer ist mit Recht gesprochen worden. Die festgesetzten Höchstpreise sind öfter erhöht worden. Die großen Besitzer konnten infolge ihrer Beziehungen ihre Waren zurückhalten, während die kleinen die ihrigen schon meist immer abgeliefert hatten. Die kleinen Besitzer mußten ihre Saatkartoffeln zu hohen Preisen ankaufen. Ebenso ging es ihnen bei der Fortnahme von Vieh. Die großen Besitzer, hat man hier vielfach von der Ablieferung überhaupt ent⸗ bunden. (Große Unruhe rechts, lebhafter Widerspruch. Glocke des Präsidenten.) Man hat den kleinen Besitzern die Schrotmühlen geschlossen, aber nicht den großen, weil man angeblich zu ihnen das Vertrauen hatte, sie würden damit keinen Mißbrauch treiben. (Un⸗ ruhe rechts.) Es ist verschiedentlich behauptet worden, daß unsere Kriegsgefangenen zu gut behandelt und ernährt würden. Die Kriegs⸗ gefangenen sollen allerdings nicht besser genährt werden als die andere Bevölkerung. Die ländliche Bevölkerung ist vielfach auf die Hilfe der Gefangenen angewiesen und weiß auch, daß schlecht genaährte Arbeiter nichts leisten. Wenn die vielen Gefangenen zurückkehren und in der Heimat berichten, daß sie hier anständig behandelt worden sind, so wird das viel zur Versöhnung unter den Völkern beitragen. Wir können wohl darauf rechnen, daß wir in absehbarer Zeit zu einem Frieden oder mindestens zu einem Sonderfrieden mit Rußland kommen. Es mag vielleicht stimmen, daß wir auch nach Friedens⸗ schluß noch längere Zeit mit Ernährungsschwierigkeiten zu kämpfen haben werden. Wir werden aber dann doch aus Rußland allmählich Lebensmittel hereinbekommen. Kommen wir zu einem baldigen Frieden, dann wird sicher vieles in unserer Ernährung doch besser werden. (Beifall links.) 1
Abg. Hofer (U. Soz.): Da die Ernährungskurve sich immer weiter nach unten bewegt, so muß, wenn nicht rechtzeitig Maßregeln getroffen werden, bald eine Rückwirkung auf die Gesundheit eintreten, die auf Generationen hinaus bedenkliche Folgen haben könnte. Man hat das Hauptgewicht auf, eine Steigerung der Produktion gelegt und zur Anreizung noch höhere Preile vorgeschlagen Hier wird pon den Herten der Rechten eine Zangentaktik angewandt, so daß ein Keil den anderen treibt. Hier bleibt nichts anderes übrig, als die Zwangs⸗ produktion einzuführen. Die exorbitanten Fleischpreise entsprechen
dings bei der Abschätzung der Kartoffe Antrag der Freikonservativen auf Einsetzung einer Kommission, welche für die Durchführung der Beschlüsse des Abgeordnetenhauses Vor- sschläge machen soll, müssen wir ablehnen. Durch eine neue Kommission
m Steigen der Futtermittelpreise. Dazu kommi, daß
keineswe 5 Fleisches immer weiter süröcgehxnxm ist
die Qualität des ande
Nur die Wiederherstellung des freien
der Produktion können die
ie Kartoffelanbaufläche ist tatsächlich ganz gewaltig zurückgegangen. Volksernährung vperbessern, während die Rechte nicht davon loskommen kann, daß die Preise alles regeln sollen.
Auf diesen dürren Ast will man jetzt noch das Winterreis des Prä-
miensystems aufpfropfen. Der
Schwerin⸗Löwitz läuft nur auf eine Precissteigetung hinaus. Wir 6 schließlich doch tief in die landwirtschaftliche Produktion ein⸗
reifen. Der Landwirtschaft geht es nicht so schlecht, daß sie so großer reissteigerungen bedarf; so sehr sind die Produktionskosten nicht gestiegen. Die Landwirte haben har billige srh szerht. durch die Ernteurlauber und die Kriegsgefangenen. Es ist viel besser, die Kriegsgefangenen in der Landwirtschaft zu beschäftigen als in der un⸗ produktiven Kriegsindustrie. Im Frieden hat man die polnischen und russischen Arbeiter monatelang hier im Lande festgehalten, ohne ihnen einmal einen Urlaub nach der Heimat zu gewähren. Mit dieser menschenunwürdigen Behandlung oberungen bei den Polen machen. 2 für die Landwirtschaft gewesen. Viele der jungen Leute, die sich au Begeisterung, um auch etwas für das Vaterland zu tun, freiwillig in den Dienst 6 Landwirtschaft gestellt haben, haben das system auf den Gütern kennen gelernt. T ie seh gute, in Ostpreußen eine vorzügliche Kartoffelernte, und doch wird die Bevölkerung nicht nur nicht ausreichend, sondern auch nicht billig mit
Kartoffeln versorgt. Jedermann im Lande kann einem sagen, daß
8 Ausbeutungs⸗ Wir haben jetzt eine sehr
können wir keine moralischen Er⸗ Alle diese Leute sind billige Kräfte aus
rämjenvorschlag des Grafen von
2
.
888 8
8 1 v F
1
*
9
die Kartofelernte sehr gut ist, nur die Regierung tappt über die Er⸗-⸗
.
gebnisse der Ernte im Dunkeln. was 9 geerntet haben. 1 . daß die Kartoffeln bei der Ernte gewogen werden müssen — das ist
eine minimale Arbeit — dann könnte sie ganz genau feststellen, wie viel die Ernte ergeben hat. Und erst dann würde eine richtige Be⸗
histscgarahg der Kartoffel möglich und könnte verhindert werden, 1 aß
Kartoffelversorgung ist eine Tragödie. Auf der Rechten und in der Regierung sitzen die Schuldigen an diesen Zuständen. Mit der Kar⸗ toffel wird Wucher getrieben. Aber der Tag wird kommen, wo das
Volk seine Gegenrechnung aufmacht. Es sind so viele Kartoffeln .
vorhanden, daß sehr wohl zehn Pfund pro Kopf und Woche gegeben werden könnten. Durch die “ Kartoffeln wird der Täuschung Tür und Tor geöffnet. Dem Brot wird sogar Holzmehl angesetzt. Die Kartoffeln, die man dem Brot ansetzt, sollte man als Kartoffeln verteilen. Wenn die Futtermittel⸗ preise gesenkt würden, würde nicht so viel Getreide verfüttert werden
Die Landwirte wissen ganz genau, Die Regierung hätte nur verfügen len. 8
zaß mit den Kartoffeln ein dunkles Spiel getrieben wird. Daß der Kartoffelpreis bei dieser guten Ernte viel zu hoch ist, wird von vielen Landwirten zugestanden. Es sind unerhörte Zustände, wen
. *
383
zehn bis zwölf Mark für die Kartoffeln 1½* werden müssen. Die
*
8 1 8 „ . 1 8 4
885
anderer Lebensmittel mit
und dann wäre so viel Brotgetreide vorhanden, daß man auf die Kar-⸗
toffelstreckung des Brotes verzichten könnte.
wieder schließen kann. Trotz Verringerung des Viehbestandes könnte
8
man doch eine größere Menge von Milch erzeugen, da das vorhandene
Vieh dann besser 8.. werden könnte. Die brachliegende Weide könnte man mit
die Fleischration zu erhöhen. Wie stellt sich die Regierung eigenklich
etreide bebauen. Es liegt im Volksinteresse, jett 8“
.
die Volksernährung bei den gegenwärtigen winzigen Rationen vor?
Nur wer viel Geld hat, kann sich nsmittel zukaufen.
In den besesten Gebieten wird der Bevölkerung fast alles fort⸗ ö as sind himmelschreiende Zustände. Trotzdem wächst ei uns der Hunger von Monat zu Monat. England
gehfen 1ä Unser U⸗Bootkrieg hat England gegenüber Fiasko hemacht. b wenn die Regierung mit ihren Maßnahmen nicht immer zu spät käme. An den schlimmen Verhältnissen ist die abhängige &
übernommen hat, daß das daß der Donner von dieser Stelle nur Theaterdonner ist. de
Lande existiert ein Fe nur bei den kleinen Besitzern und Ar⸗ beitern. Die Großen haben alles in Hülle und Fülle und können gegen ihre Vorräte alles im Austaus
Die
deutsche Landwirtschaft ist eben nicht in der Lage, das deutsche Volk
zu ernähren. All die vielen Milliarden, die man den Großagrarier
geopfert hat, sind dem Volke bemns aus der Tasche Fejese worden. e
Es brauchte allerdings bei uns nicht ganz so schlimm zu
.
9 8 &
of 1m 8 Man treibt jetzt im Kriege die Ernährungspolitik so, daß man im Füieden die Grenken
*
3
at dagegen
oziala demokratie mit schuldig, da 19 der Regerung gegenüber die Bürgschaft. olk ruhig bleibt. Die Resserga freis. uf dem
erhalten. Je länger der Krieg
dauert, desto mehr blüht ihr Geschäft. Auch alle anderen, die viel
Geld haben, wie die K Das Volk aber leidet bittere Not und wendet sich an uns, weil wir uns treu geblieben sind. Die Mißstände dürfen nicht weitergehen. Die Großagrarier führen den de. gegen die Großstadt. Es wetterleuchtet im Osten. Die Arbeiter haben gesehen, daß das Prole⸗ tariat alles erreichen kann, wenn es nur will. Das Beispiel Ruß⸗ lands wird auch bei uns kein schwaches Geschlecht finden.
Abg. Krüger⸗Hoppenrade (nl.): Es ee bedauerlich, daß wir nicht mehr Fleisch und Fett geben können. Aber wir dürfen unseren Viehbestand nicht willkürlich abschlachten. Wir müssen ihn auf einer bestimmten Höhe erhalten. Auch ich meine, daß es dringend notwendig ist, die gesamte Getreideernte möglichst rasch zu erfassen, um zu wissen, wieviel wir zur Ernährung verfügbar haben. Wenn alle Kriegsgesellchaften so gearbeitet hätten, wie die Reichsgetreide⸗ stelle, dann stände es um unsere Volksernährung auf vielen Gebieten besser. Im Gegensatz zum Herrn Staatssekretär schätze ich unsere Kartoffelernte auf 40 Millionen Tonnen. Ich bin nun nicht der Meinung, daß wir deshalb die Kartoffelration auf 10 Pfund erhöhen dürfen. Wir müssen immer im Auge behalten, daß wir später unserm Brot einen größeren Kartoffelzusatz werden geben müssen, wenn wir mit dem Brot reichen wollen. Von dem Prämiensatz zur Förderung des Kartoffelanbaus verspreche ich mir nicht allzu viel, dagegen mehr von der Erleichterung des Bezuges von Saatkartoffeln, die gerade den kleinen Leuten zugute kommt. Notwendig ist auch die Förderung des Frühgemüsebaus. Die vielen Verordnungen machen ja dem Landwirt piel Arbeit, aber phne Bestandsaufnahme läßt sich die Volksernährung nicht regeln. Eine richtige Erntestatistik ist die
Kriegswucherer, können 18 alles verschaffken.
Grundlage für eine richtige S. Geringe Fehler sind aller⸗ 1 er
wird die Arbeit nur erschwert und verzögert. Durch unsere Be⸗ ratungen unterstützen wir die Regierung, die für die Volksernährung zu sorgen hat. Wenn wir alle zusammenhalten in Stadt und Land, werden wir auch den Wirtschaftskrieg gewinnen. (Beifall bei den Nationalliberalen.)
Abg. Brütt (freikons.): Nachdem der frühere Landwirtschafts⸗ minister Freiherr von Schorlemer sich ablehnend gegen die zwangs⸗
weise Belieferung der Chrcfsts mit Hasen verhalten hatte und auch der jetzige Landwirtschaftsminister Bedenken äußerte, hat die preußische Staatsregierung auf die Sache doch eingehen müssen, weil durch die Bundesratsverordnung vom 12, Juli d. J. die Zentral⸗ behörden die Frage regeln mußten. Die Bestimmung, daß von allen Treibjagden ein Drittel, an die Großstädte geliefert werden muß, ergibt kein wesentliches Resultat. Das Nachrichtenamt des Berliner Magistrats wies z. B. in einer Notiz als besonderen Erfolg darauf hin, daß in der Zeit vom 15. bis Ende Oktober V-aS; für die Vieh⸗ gemeinschaft eingetroffen seien. Die Viehgemeinschaft umfaßt Berlin, Charlottenburg, Schoneberg, Wilmersdorf, Neukölln, Lichtenberg, Stralau sowie die Kreise Teltow und Niederbarnim. Um dieses Resultat zu erzielen, soll die deutsche Jägerei eingeschnürt und unter Aufsicht gestellt werden. Der Höchstpreis der Hasen ist so gering, daß das verwendbare Wildpret um mehr als die Hälfte billiger ist ass Rehfleisch. Der Höchstpreis für Hasen ist in Preußen geringer als irgendwo in Deutschland. Die Anordnung, daß bei Treibjagden ein Drittel der, Strecke an Großstädte abgeliefert werden vna⸗ und der Jagdberechtigte nur ein Drittel behält, wird zur Zunahme der Such⸗
iinn der Zwe
nte nicht zu vermeiden. vden
Feden führen und dadurch zur Verminderung der Wildjagden. Jagdberechtigten eee führen über alles ccher Jagdart.
der jetzigen
von Getreide wird durch die
eichsanzei
EIEE’Eg9-
ild, das sie Aus den Listen muß die Jagd⸗ der Erlegung des und der Verbleib des Wildes
ersehen sein. Die Behörden, einschließlich der Abnahmestelle 6 ildhändler), können täglich Vorlegung der Listen verlgngen. Zu⸗
erlegen, einerlei bei we art, der T
widerhandlung gegen diese Bestimmuong wird mit einer Geldbuße bis zu 10 000 Mark oder einem
ahr Gefängnis bedroht. Wenn es sich um den S der grundlegenden Bestimmungen der Volksernährung handelt, sind sodee Strafen angebracht, nicht aber, wenn es sich um solche nutzlosen Kleinigkeiten handelt. Die Regierung hat in der Staatshaushaltskommission die Ausführungsanweisungen ledi lich durch den Hinweis auf die Mitarbeit des Allgemeinen Deutschen Jagdvereins zu begründen gesucht. Es ist zu bedauern, daß dieser sich nicht hat angelegen sein lassen, die schlimmsten Bestimmungen fern zu halten. Wenn die preußischen Zentralbehörden diese Be⸗ stimmungen aufrecht erhalten wollen, so sollten sie jedenfalls anordnen, daß auf Antrag des Jagdberechtigten für einzelne Treibjagden die Bestimmungen, soweit Hasen in Betracht kommen, von den Kommunal⸗ verbänden außer Kraft gesetzt werden können. Bei Aufrechterhaltung hestimmungen ergibt sich unter Umständen die Fersenung. daß, wenn die ecke klein ist und ein Jagdverein viele Mitglieder hat, auf jedes Mitglied des Vereins nur ein halber Hase kommen kann. Beifal auf verschiedenen Seiten des Hauses.) Abg. Jany (kons.): Dem Abg. Wenke erwidere ich, daß sich meine Fesshen verhältnismäßig viel weniger an den Wortmeldungen beteiligk als die Fraktionen und Fraktiönchen der Linken. Gerade die Ausführungen des Abg. Wenke nötigen mich zur Erwiderung; sie schienen von der Befürchtung beeinflußt zu sein, von dem nachfolgen⸗ den Redner der Sozialdemokraten in der Agitation gegen den ver⸗ haßten Großgrundbesitz noch übertrumpft zu werden. ( hr vichtig! rechts.) Bei der großen Masse unrichtiger, durch Sachkenntnis nicht getrübter Ausführungen der Abgg. Wenke und Hofer ist es schwer zu entscheiden, wem von beiden die Palme zuzuerkennen ist. Der Abg. nke spricht immer mit der Tendenz, einen Keil wischen Groß⸗ und Kleingrundbesitz zu treiben. Der Milchpreis war schon im Frieden zu niedrig, um den kleinen Besitzer zu Fortschritten in der Milcherzeugung zu veranlassen. Bei einem Preise von 8 bis 9 Pfennig für das Liter lohnte es nicht einmal für ganze Ortschaften, einen Wagen zu halten, um die Milch in die Stadt zu bringen. Alle Sorgen wären jetzt gebannt, wenn schon in der Friedenszeit die Kar⸗ toffel eine 8 Würdigung auf dem öffentlichen Markt gefunden bätte. Dem Abg. Hofer kann ich in bezug auf die Ausschaltung der Preisfrage und Finführung der Zwangsproduktion nicht folgen. Der Abg. Braun behauptete, daß ein Großgrundbesitzer in Schlesien im Frühjahr seinen Getreidedrusch verzsgert hätte, um von der Früh⸗ druschprämle, von der er damals wahrscheinlich überhaupt vch nichts wußte, auch für das vorjährige Korn Nutzen zu ziehen. Ich kenne den Fall und erkläre, daß nicht ein Zentner der alben Ernte von der Vergünstigung der Frühdruschprämie mitbetroffen ist. (Hört, hört, rechts.) Aber wir legen nunmehr Wert darauf, daß die vom Abg. Braun gewünschte amtliche Feststellung in vollem faang eintritt. Es ist der-Vorwurf erhoben worden, daß man dem Großgrundbesitz seinen Viehbestand gelassen hat. Aber dieser hat vielfach so hoch ge⸗ vüchtetes Vieh, dessen Erhaltung im Interesse der Allgemeinheit liegt. zrückweisen muß ich auch den Vorwurf, daß der Großgrundbesitz ein Interesse an der Verlängerung des Krieges hat. Wer in so schwerer eit nur an seine eigenen Interessen denkt, der ist Pnch so verächt⸗ Lich wie der, der diese Zeit benutzt, um seinen Pefüts hen Machthunger bu befriedigen. Der Statssekretär hat eine rüfug der Liefe⸗ rungsverträge zugesagt. Hoffentlich wird dabei auf den Vorschlag des Neunerxs ue darauf hinausläuft, daß in diesen Verträgen auf beiden Seiten ein gleiches Verhältnis geschaffen wird. Der Landwirt hat ein Interesse daran, möglichst schnell zu erfahren, lüber welche Mengen er im Frühjahr verfügen kann. Wenn der Land⸗ wirt nicht weiß, wieviel Kartoffeln er übrig hat, dann kann er keine Schweine halten und keine Schweinemast treiben. Im Früh⸗ jaßr müssen wir zudem unsere Kartoffelerzeugung so sicher stellen, daß uns Rückschläge, wie im Jahre 1916, nicht beschieden sind. Dazu gehört aber die nötige Bereitstellung der Aussaat. Es ist eine falsche Einschätzung der Verhältnisse auf dem Lande, wenn man annimmt, die Saatkartoffeln könnten aus der Menge genommen werden, die dem Landwirt als Schwund und für andere Dinge angerechnet würden. Außerdem sind die Bestimmungen 82 unklar, daß sie leicht überschritten werden können. Ueberhaupt müßte sich jetzt jedes Ritter⸗ gut extra einen Assessor halten, nur um sich durch die vielen Ver⸗ fügungen zurechtfinden jn können. Die Sorge, die der Landwirt in dieser Beziehung hat, ist ja auch in der geringen Schätzung zutage ge⸗ streten, die hier mehrmals bemängelt worden ist. Auf Grund der mniedrigen Angaben sind erst die nachträglichen Nachprüfungen angeordnet worden. Es ist fraglich, ob man umgekehrt auch so verfahren hätte. Bei zu g. Schätzungen hätte die Gefahr vorgelegen, die Kartoffelration zu hoch anzusetzen, so daß dann im Frühjahr sicher Mangel eingetreten wäre. Ich sehe nicht ein, weshalb man es nicht offen aussprechen fahg daß wir im Sommergetreide ein so großes Defizit gehabt haben, das durch die Kartafhel gedeckt werden muß. Dann wird die städtische Bepöl⸗ kerung nicht so unvernünftig sein und auf Frhöhung der Kartoffel⸗ ration bestehen. Vor dem Kriege hat eine total falsche Bewertung der Kartoffel stattgefunden. Mit dem Antrage, die Kartoffelerzeugung d stärken, ist nicht genug Fichehen. Weiteres behalten wir uns zum Landwirtschaftsetat vor. r Kartoffel muß all die Fürsorge zuteil werden, die ihr im Interesse unserer Volksernährung zukommt. Heut noch besitzen wir in dieser Beziehung kein staatliches Institut. Alles hat hier die Privatinitiative getan. Die Staatsregierung muß für die Förderung des Kartoffelbaues in der Zukunft Sorge tragen. Wir bitten deshalb, den Ausschußantrag anzunehmen.
Aig, Wulffert⸗Meyer (tons): Die Schwiezigeiten in
den Stübten werden nicht dadurch gemildert, daß man einseitig den Konsumentenstandpunkt in den ordergrund p iebt. Die ös menten sind zu leicht geneigt, der Landwirtschaft alle Schuld in die Schuhe zu Mieben. 12 glaubt man auch allerlei Ratschläge geben 7 können. Das beweist, wie wenig Verständnis für die landwirt⸗ schaftlichag Verhältnisse noch in großen Teilen des Volkes vorhanden ist. Es ist nötig, bei Aufsicht und, Revision nur Personen heranzu⸗ ziehen, die von der Landwirtschaft viel verstehen. r Landwirt ver⸗ steht nicht, wie man Hochstpreise so festsetzen kann, daß er nur die Hälfte und die andere Hälfte der Großhandel bekommt. Außerdem muß er sehen, daß die Höchstpreise für den Großhandel meist nur auf dem. Papier stehen. Für die Landwirtschaft gilt es: Mehr Feakis, weniger Theorie. Dann werden wir durchhalten zum Wohle des Vaterlandes. (Beifall rechts.) Abg. Bethge⸗Schackensleben (kons.): Im Frieden bestand vom ommer zum Winter ein richtiger Fesse in der Viehhaltung zwischen den Molkereien und den Abmelkwirtschaften, die Fn . wirtschaft hat dieses Verhältnis aber zerstört und dadurch die Milch⸗ Frzeugung verringert. Am meisten hat dann die Herabsetzung der jischpreise törend függegeiffen. Das Vieh kann nur noch mit erlust als Schlachtvieh abgegeben werden. Eine ungeheure Menge Hamster fortgeschleppt; das Geschlecht
er Hamster vermehrt sich gewaltig, ein gutes Hamsterpaar bringt es
mn Jahre auf 100 Junge. Jeder Grundbesitzer sollte verpflichtet
we
Berlin, Montag, den 3. Dezember
werden, den Hamster abzuschießen, und die Gemeinden sollten gemein⸗ schaftlich gegen diese Plage vorgehen. Die Förderung des Zuckerrüben⸗ anbaues 8 nur mit Hilfe der richtigen e nötig. Ein Unrecht ist es, daß den Landwirten die Kriegsgefangenen im Herbst entzogen worden find und sehr schwer wird es von den Landwirten empfunden, daß sie ihre Pferde an die Heeresverwaltung zu einem Preise abgeben der niedriger ist als der, den sie für den Ersatz anlegen müssen. Endlich bitte ich im Auftrage meiner Freunde den Staatskomissar, von der Abstufung der leischration zugunsten der großen Städte Abstand zu nehmen und sich nicht durch die Sirenen⸗ esänge von der Linken zur Abschlachtung unseres Viehbestandes be⸗ Fnncen zu lassen. Um die Schwierigkeiten in unserer Ernährung zu mildern, ist es nötig, daß die einzelnen Bevölkerungsschichten sich besser verstehen und wieder Vertrauen zu einander gewinnen. Dann werden wir auch im Innern den Krieg gewinnen, wie es Hindenburg hee hren Soldaten dem äußeren Feinde gegenüber tut. (Beifall rechts.
Abg. Grunenberg (Zentr.): Unsere ganze gegenwärtige Wirt⸗ schaftspolitik muß unter dem Gesichtspunkte der Gemeinwirtschaft be⸗ urteilt werden. Das ist leider nicht geschehen. So hat man den Han⸗ del viel zu viel reglementiert. Man wollte ihn in die Gemeinwirt⸗ schaft einspannen, aber durch das System der Beschlagnahme usw. hat man das Gegenteil erreicht. So ist es gekommen, daß unser ganzes Volk in materieller und sittlicher Hinsicht großen Schaden erlitten hat. Vor allen Dingen haben die unteren Handelsstände, das Kleingewerbe und der Kleinhandel gelitten. Ganze Zweige des Handwerks und des Kleinhandels sind ausgeschaltet worden. Aber nicht nur der Konsu⸗ ment, sondern auch der Erzeuger, vor allem der Landwirt, hat an der freien Entwicklung des Handels das größte Interesse. Wir verlangen deshalb möglichst baldige Miedegeing bung des Handels in seine vollen Freiheiten und in seine vollen Rechte. Das kann natürlich nur all⸗ mählich geschehen. Deshalb muß für die Uebergangswirtschaft ein großzügiger Plan aufgestellt werden. Die hierbei auftauchenden schwie⸗ rigen Fragen dürfen aber nicht von den Behörden allein gelöst werden, sondern es muß geschehen unter Beteiligung von Handel, Handwerk und Kleingewerbe. Vor allem ist dabei “ Ausbau des Klein⸗ handels und Handwerks und ein Ausbau des Konsulatswesens, das heute
roße Mängel aufweist. Weiter sind notwendig Maßregeln zur Aus⸗ 88 des englischen Zwischenhandels, nachdem uns die Engländer ür die Zeit nach dem Kriege den Wirtschaftskrieg angekündigt haben. Bei der Wiedereinsetzung des freien Handels wird auch die ganze Um⸗ estaltung des Bedarfs zu berücksichtigen sein. Die eingeführten Roh⸗ 69 fe müssen durch die Organisalionen von Handel und Handwerk ver⸗ eilt werden. Wir erwarten, daß für das Handwerk Durchgreifendes geschieht, ebenso für den Kleinhandel, der materiell und ideell auf das schwerste geschädigt und in eine geradezu unerträgliche Lage hinein⸗ ebracht worden ist. Wir verlangen unter allen Umständen die Er⸗ Ferhe des gewerblichen Mittelstandes durch staatlich organisierten 111 wir verlangen baldige Wiederherstellung von An⸗ gebot und Nachfrage; wir lehnen jeden Staatssozialismus ab und fordern die Wiedereinsetzung des durch seine kenntnis und durch seine Warenkenntnis schlechthin unentbehrlichen Handels. (Beifall.)
Nach einigen kurzen Bemerkungen der Abgeordneten
Rappold (Zentr.) und Veltin (Gentr.) werden die Be⸗ schlüsse des Ausschusses angenammen bis auf den Antvag, der die Auslobung einer Anbauprämie für Kartoffeln vorsieht. Die Anträge der Freikonservativen, der Fortschrittlichen Volkspar⸗ tei und der Sozialdemokraten werden abgelehnt. Der Antrag Hammer auf Wiedereinführung des freien Handels wird an⸗ genommen. „Der Antrag Eckert⸗Potsdam (freikons.) und 8 in der die Regierung ersucht wird, dahin wirken zu wollen, daß den mittelbaren Staatsbeamten, Lehrern und Geistlichen die⸗ selbe Teuerungszulage wie den unmittelbaren Beamten in glei⸗ cher Stellung gewährt werde, wird ohne Erörterung dem ver⸗ stärkten Haushaltsausschuß überwiesen.
Damit ist die Tagesordnung erleditt.
Nächste Sitzung: Mittwoch, den 5. Dezember, vormittags 11 Uhr (Wahlrechtsvorlagen und Herrenhausvorlage).
Schluß nach ½ 6 Uhr.
Handel und Gewerbe. Luxemburg. Ausfuhrverbote. Ein Beschluß der Großkberzoglich Luxrm⸗ burgischen Regierung vom 13. November 1917 lautet:
Art. 1. Die nachbezeichneten Produkte und Bedarf sgegenstände 8 nicht mehr zum freien Verkehr zwischen dem Großherzogtum uxemburg und den Zollvereinsländern zugelassen: 1) Gewürze (Nr. 21 der in Art. 1 des Beschlusses vom 4. August 1916 veröffentlichten Liste); 2 Se. Holzwaren, Holzkohle, Holzmehl (Nr. 29 derselben Liste). 8 0 0 W. Art. 3. Gegenwärtiger Beschluß tritt am Tage seiner Ver⸗ öͤffentlichung im „Memorial“ in Kraft. 8 (Memorial des Großherzogstum Luxemöburg vom 17. November 1917 S. 1273.)
8
“
668786““ „Ausfuhrbewilligung für Weißkobl. ministerium hat unter dem 12. November 1917 Bewilligung für die Ausfuhr einer begrenzten Menge Winterweißkohl erteilt. Die weitere Durchführung der Ausfuhrbewilligung ist der Allgemeinen Fedlces Gärtnervereinigung übertragen worden. (Nach Berlingoke
ende.
— Verkauf, Ausfuhr und S von Schiffen. Dem Felketing ist am 14. November 1917 eine Vorlage über Ver⸗
kauf, veren und Verfrachtung von Schiffen zugegangen. Die Vorlage enthält eine Jusommensosfung ereits geltender Be⸗ stimmungen und erweitert diese in verschiedenen wichtigen Punkten. (Nach Berlinske Tidende.)
e111“
Das Justiz⸗
Kowno, 1. Dezember. Der Umlauf an Darlehnskassen⸗ 18 en der Darlehnskasse Ost ist laut Korrespondenz B. im ovember d. J. weiter von 136 813.532 auf 159 038 382 Rubel ge⸗ stiegen. Von dem Umlauf am 30. November entsielen auf die großen Abschnitte zu drei Rubel und aufwärts 123 195 600 Rubel 1 105 522 390 Rubel Ende Oktober d. J. und auf die kleinen Abschnitte von 20 Kopeken bis zu einem Rubel insgesamt 35 842 782 gegen 31 291 142 Rubel.
Brüssel, 29. November. (W. T. B.) Ausweis des Noten⸗ departemenis der Société Génsrale de Belgique vom 29. November (in Kammern vom 22. November). Aktivo. Metall⸗ bestand und deutsches Geld 46 148 459 (47 847 588) Fr., Eut⸗ baben im Auslande 448 310 903 (448 368 953) Fr., Darlel Euibaben im Auslande 92 372 315 (92 320 264) Fr.
ger und Königlich Preußischen
Balelen
tger.
gegen Schatzscheine der belgischen Provinzen (gemäß Artikel 6 Ziffer 7 der Frs n. 480 000 000 (480 000 000) Fr., Wechsel und Schecks auf dlgiscbe Plätze 120 231 087 (113 901 947 ₰ Darlehen gegen inländische Wertpapiere 2 630 412 (2 658 812) Fr., sonftige Aktiven 24 708 029 (24 702 326) Fr., zusammen 1 214 407 205 1¹ 209 799 890) Fr. — Pasfiva. Betrag der umlaufenden Noten
083 058 759 (1 084 091 258) Fr., Giroguthaben 96 414 777 (90 850 461) Fr., sonstige Passixven 34 933 669 (34 858 178) Fr., zusammen 1 214 407 205 (1.209 799 890) Fr. 8
Börse in Berlin. 1 (Notierungen des Börsenvorstandes) 9
vom 3. Dezember vom 29. November . gs Geld Brief
1 Dollar — — — 100 Gulden 286 ¾ 28 289 ¾ 100 Kronen 218 218 220 100 Kronen 246 247 248 ¾ 100 Kronen 219 220 221 ¾ 100 Franken 152 152 ¾ 153 ⅔ 64,20
100 Kronen 64,30 64,20 64,30 100 Leva 80 ½ 81 80 ⅓ 81 Konstanti⸗
nopel 100 Piaster 20,25 20,35 20,25 20,35
Madrid und Barcelona 100 Pesetas 136 ¼ 137 ½ 136 ½ 137 ½
Der heutige Wertpapiermarkt zeigte eine überwiegend feste Haltung, das Geschäft verlief etwas unregelmäßig im Zusammenbang mit den heute zum ersten Male bewirkten börsenamtlichen Preis⸗ festsetzungen. Verschiedene Kaiegswerte waren höher, aber auch Schiffahrtsaktien waren begehrt. Der Schluß war fest.
New York olland änemark
Schweden
Torwegen
weiz
Wien⸗ Budapest
Bulgarien
Kurbberichte von auswärtigen Fondsmärkten.
London, 22. November. (W. T. B.) 5 % Kriegsanleihe 93 ¼, 4 % Kriegsanleihe 100 ½, 3 8¾ % Kriegsanleihe 85. 8
London, 30. November. (W. T. B.) 2 ½ % Englische Konsols 56, 5 % Argentinier von 1886 —, 4 % Brasilianer von 1889 55 ¼, 4 % Japaner von 1899 74 ½, 3 % Portugiesen —, 5 % Russen von 1906 —, 4 ½ % Russen von 1909 —, Baltimore and Ohio —, Canadian Pacific 159, Erte —, National Railways of Mexiko —, Pennsylvania —,—, Southern Pacisic —,—, Union Pacisic —,—, United States Steel Corporation 102, Anaconda Copper —, Ris Tinto 67, Chartered 14/8, De Beers def. 13 ½, Goldfielbs 1 ⁄,
Randmines 3.
London, 1. Dezember. (W. T. B.) Webfsel auf Amflerdam kurz 10,80, Wechsel auf Paris kurz 27,23 ¼. Wechsel auf burg el auf
kurz 362. — Privatdiskont 425⁄22, Silber 42 ¼. chweit
Amsterdam, 1. Dezember. (W. T. B.) Ruhig. Berlin 37,75, Wechsel auf Wien 23.90, Wechsel auf 54,60, Wechsel auf Kopenhagen 75,00, Wechsel auf Stockholm 85,00. Wechsel auf New Vork —,—, Wechsel auf London 11,00, Wechsel auf Paris 40,90. 5 % Nieberländische Staatsanleihe 100 ⅜, Obl⸗ 3 % Niederländ. W. S. —, Königl. Niederländ. Petroleum 561 ⅞, Holland⸗Amerika⸗Linie 433 ⅛, Niederländ.⸗Indische Handelsbank 245, Atchison, Topeka u. Santa F56 91 ¾, Rock Island —,—, Southern Pacific —, Southern Railway —, Union Pacisic 122 ¾*), Anaconda 135 ⅛, United States Steel Corp. 93 2), Französisch⸗Englische An⸗ leihe —, Hamburg⸗Amerika⸗Linie —. *) exkl. Divldende.
Kopenbagen, 1. Dezember. (W. T. B.) Sichtwechsel auf Hamburg 50,25, do. auf Amsterdam 135,00, do. auf London 14,60,
do. auf Paris 54,50. Stockholm, 1. Dezember. (W. T. 8 Sichtwechsel auf Berlin 46,00, do. auf Amsterdam 120,00, do. auf schweizerische Plätze
63,00, do. auf London 13,25, do. auf Paris 47,00.
New York, 1. Dezember. (Schluß.) (W. T. B.) In An⸗ betracht der ungewissen politischen Lage war die Stimmung der Börse bei Beginn gedrückt, die Kursabschwächungen für Bahnen⸗ und In⸗ dastriewerte bielten sich aber in mäßigen Grenzen. In der zm eiten Börsenstunde kam auf Deckungen und Rückkäufe ein etwas festerer Grundton zum Vorschein und die Rückgänge wurden fast sämtlich eingeholt. Bei Schluß war die Haltung wieder etwas schwächer. Der Umsatz beufferte sich auf 140 000 Aktier. — Tendenz für Geld: Nominell. eld auf 24 Stunden Dur schnittssatz nom., auf 24 Stunden letztes Darlehen nom., Wechsel London 60 Tage) 4,71,50, Cable Transfers 4,76,45, Wechsel
aris auf Sicht 5,75,25, Wechsel auf Berlin auf Sicht —,—, ilber in Barren 84 ¼, 3 % Northern Pacisic Bonds —, 4 % Ver. Staat. Bonds 1925 —,—, Atchison Tovpeka u. ta F6 Baltimore and Ohio 46 ¼, Canadian Pacisie 132 ½, Chesepeake u. Ohio 46 ¾¼, Chicago, Milwaukee u. St. Paul 36 ½, Denver u. Rio Grande 5, Illinois Central 93, Louisville u. Nashville 116 ½, New York Central 68 ⅝, Norfolk u. Western 102 ½, Pennsylvania 45 , Reading 70, Southern Pacisic 81 ⅝, Union Pacific 112, Anaconda ELeoen Nhäaina 57, United States Steel Corporation 92 ⅛, do. ref. .
Rio de Janeiro, 21. November. (W. T. B.) Wexhsel auf London 13 ⁄16.
7
Kursberichte von auswärtigen Warenmärkten.
London, 30. November. (W. T. B.) Kupfer prompt 110.
Liverpool, 29. November. (W. T. B.) Baumwolle. Umsatz 4000 Ballen, Einfuhr 24 700 Ballen, davon 14 800 Ballen ameri⸗ kanische Baumwolle. — Für Januar 22,80, für Februar 22,79.
Liverpool, 21. November. (W. T. B.) Baumwolle. Amerikanische unverändert, Indische (Surats) 15 Punkte höher.
Liverpool, 22. November. (W. T. B.) Baumwolle. 16“ 11, Brasilianische und Aegyptis⸗ je 10 Punkte
er. Manchester, 30. November. (W. T. B.) Garne: 30 er Water twist kurante Qualität (Hindlay) 36 Pence. ücher: Printers 31 er 12 YPards 17 %✕ 17 65.
New York, 1. Dezember. (W. T. B.) (Schluß.) Baumwolle loko middling 30,90, do. für Dezember 30,05, do. für Januar 29,28, do. für Februar 29,11, New Orleans do. loko middling 29,13, Petroleum resined (in Snses) 15,50, do. Stand. white in New York 11,15, do. in Tanks 5,50, do. Credit Balances at Oil City 3,50, Schmalz prime Western —,—, do. Rohe ½ Brothers —,—,
ucker Zen al —,—, Weizen Hard Winter Nr. 2 226,
ehl Soriag⸗Wheat clears (neu) 10,15 — 10,25, Getreidefracht nach Liverpool nom., Kaffee Rio Nr. 7 loko 7 ½, do. für Dezember 6,95, do. für Januar 7,09, do. für März 7,24, Zinn —,—.