Name und Wohnort des Unternehmers
Zeit und Bezirk, in denen das Unternehmen ausgeführ
abgeführt werden sollen V wird
—
Zionistische Vereinigung für Deutschland, Berlin W. 15, Saͤchsischestr. 8
Verein der schlesischen Malteserritter, Breslau
E.““ Großberlinz“ in tr. 9.
Zentralkomitee des Preußischen Landesvereins vom Roten Kreuz, Berlin W. 35, Schöneberger Ufer 13
“ “ 1 1“ 3 Vaterländische Verlags⸗ und Kunstanstalt, Ber SW. 61, Johanniterstr. 4/5
2
8 8
Geisber
ö“
Zentralkomitee der Deutschen Vereine vom Roten Fües Abteilung VI — Berlin W. 35, Am Karls⸗ a
Unterstützung von durch den Krieg in Not geratenen Angehörigen der zionistischen Organisatkon
Pflege kranker und verwundeter Keieger
Fürsorge für Kriegshinterbliebene
Noch: 1) Sammlungen.
116“
Gewährung von Freitischen an Kinder in Privatfamilien 8 Nationaler Frauendienst
4
2) Vertriebe von Gegenständen.
a. Bilder.
b. Druckschriften.
Zugunsten der Kriegswaisen in der Erziehungsanstalt des Klosters V Heiligengrabe
c. Postkarten. riegerwaisenhäusern
d. Gußeiserne Sta
Kriegswohlfahrtszwecke des Roten Kreules
Der Verein
Der Deutsche Kriegerbund
Hilfekomitee der zlonistischen Ver⸗ Bis 31. Dez⸗mber 1918, Preußen. — Sammlurg einigung für Deutschland u
„Jüdischen Rundschau’. (Verlängeru er
8 erteilten Erlaubnis. gerung einer
Bis 31. Dezember 1918, Preußen. — Sammlu⸗
von Geldsvenden durch Au xufe. (Verlängen rung einer bereits erteilten Erlaubnis.)
Bis 31. Januar 1918, Landespolizeibezirk Berlin und Vororte Ni derschöneweide, Oderschöne⸗ weide, Pankow, Reinickendorf und Weißensee — Sammlung von Geldspenden bei den Familien, die ihre eingegangenen Verpflich⸗ tungen zur Gewährung von Freitischen durch regelmäßige Geldipeden abgelöst haben. (Verlängerung einer bereits ertelten Erlaubnit.)
Bis 31. Dez mber 1918, Preußen. — Sammlurg von Münzen sowie von ausländischen und richt mehr umlauffähigen inländischen Geldstücken. (Verlä gerung einer bereits erteilten Er⸗ laubnis.)
Bis 31. Dezember 1918, Preußen. — Fortsetzung von Sammlungen, von Geldipenden und sonstigen Gegenständen, und Sammlung und Verkauf von Altpapier. (Verlängerung einer bereits erteilten Erlaubnis)
82
CC11“
Bis 30. Juni 1918, Preußen — Vertriob von Radterungen (von Haus zu Haus ausgeschlossen),
Bis 31. März 1918, Preußen. — Vertrieb der Denkschrift: „An jenem Tage werdet Ihr mich nichts f age⸗n“. (Vertrieb von Haus zu Haus ausgeschlossen.) 8
Bis 31. Dezember 1918, Preußen. — Fortfetzung
der Vertriebe von Postkarten innerbalb der Bundesorganisatisnen. (Verlängerung einer bereits erteilten Erlaubnis.)
Bis 30. Juni 1918, Preußen. — Vertrieb gußeiserner Statuetten der führenden Männer des gecgenwärtigen Krieges. (Verlängerung einer bereits erteilten Erlaubnis.) 88
8 Bekanntmachung.
Dem Bäckermeister Friedrich Grotjahn in Sarstedt, dem ich unter den 15. September d. J. den Betrieb geschlossen und den Handel mit Mehl und Backwaren untersagt hatte, gebe ich den Betrieb und Handel wieder frei.
Hildesheiw, den 19. Dezember 1917. Der Landrat des Landkreises Hildesheim. Heye.
——
Bekanntmachung.
Auf Grund der Bundeeratsv⸗rordnung vom 23. September 1915, betreffend Fernhaltung unzuverlässiger Personen vom Pandel (Rs Bl. S. 603), habe ich dem Metallhändler Heinrich Lewin hier⸗ selbst, Elisabethufer 58, durch Verfügung vom heutigen Tege den mit Metallen sowie mit allen Hegenständen des
riegsbedarfs wegen Uazuverlässigkeit in bezug auf diesen Handels⸗ betrieb untersaagt.
Berlin, den 19. Dezember 1917.
De Pollz⸗ipräsident. J. V.: von Rönne.
88 2 8 Bekanntmachung.
Dem Wirt Heivnrich Fischedick in Bochum, Wiemelbauser Straße Nr. 13, ist auf Grund der Bundesratsverordnung, betreffend Fernhaltung unzuverlässiger Personen vom Handel, vom 23. Sep⸗ tember 1915 (RSBl. S. 603) der Handel und das Gewerbe mit Gegenständen des täglichen Bedarfs, insbesondere Nahrungs⸗ und Futtermiltein aller Art, sowie die Ver⸗ mittlertätigkeit hierfür untersaat und zugleich der Schank⸗ wirtschaftsbetrieb polizeilich geschlossen worden.
Bochum, den 10. Dezember 1917.
Der Polizeipräsident. Gerstein.
8 8
““ Bekanntmachung.
Gemäß § 1 der Bekanntmachung des Bundesrats zur Fern⸗ haltung unzuverläsiger Personen vom Handel vom 23. September 1915 (RGBl. S. 603) ist den Obst⸗ und Gemüsehändlern Carl Broß, Cöln, Heumarkt 7, und Peter Broß, Cöln, Hohe Straße 108, der Handel mit Obst und Gemüse aller Art untersagt worden. — Die Kosten dieser Veröffentlichung haben Carl und Peter Broß zu tragen.
8
Cöln, den. 14. Dezember 1917. “ Der Oberbürgermeister. J. V.: Dr. Best.
Bekanntmachung. “
8 S8
Den Geschwistern Lina und Eugenie Illfeld in Kirch⸗
derne, Bracklerstraße 38, habe ich auf Grund der Bundesrats⸗
verordnung vom 23. September 1915 (RGBl. S. 603) den Handel
mit Lebensmitteln wegen Unzuverlässigkeit bis auf weiteres
untersagt. Dortmund, den 12. Dezember 1917. —
Der Landrat. J. V.: Dr. Burchard.
ekanntmachung. 8
Der Gast⸗ und Schankwirtsbetrieb des Robert Rinagpfei hier, Ausw. Gehöft 17 (Wirtschaft Graf Hover in Mansfeld), ist auf Grund des § 1 der Bekanntmachung des Reichskanzlers zur Fern⸗
altung unzuwverlässiger Personen vom Handel vom 23. September 1915 geschlossen worden. Dem Inhater ist der Fortbetrieb des Geschäfts bis auf weiteres untersagt worden. — Die Kosten der Bekanntmachung sind dem Betroffenen auferlegt.
Eisleben, den 18. Dezember 1917.
Die Polizeiverwaltung. J. V.: Dr. Heipertz.
11“ “
—
. Bekanntmachungc. Der Händlerfrau Berschuck in Amalienhof, Kreis Fisch⸗ hausen, ist auf Grund der Bekanntmachung des Bundesrats vom 23. September 1915 der Handel mit Petroleum und Gegen⸗
ständen des täglichen Bedarfs untersagt worden. Fischhausen, den 1. Dezember 1917. Der Landratsamtsverweser. Schluß.
8 8
Bekanntmachung.
Den Händlern Prawitt in Nöttnicken und Stolzke in Thierenberg, Kreis Fischhausen, ist auf Grund der Bekannt⸗ machung des Bundesrafs vom 23. September 1915 der Handel mit Petroleum und Gegenständen des täglichen Bedarfs untersagt wordern.
Fischhausen, den 3. Dezember 1917.
Der Landratsamtsverweser.
8 Bekanntmachung.
Durch Bescheid vom 29. Oktober 1917 habe ich dem Händler Michael Ihlo, hier, Heinitzstraße Nr. 7, den Handel mit Lebens⸗ und Futtermitteln aller Art und Gegenständen des täglichen Bedarfs sowie die Vermittlertätigkeit hierfür untersagt.
Essen, den 18. Dezember 1917.
Die Städtische Polizesverwaltung. Der Oberbürgermeister. J. V.: Rath
Bekanntmachung.
Durch Bescheid vom 24. Oktober 1917 habe ich der Ehefrau des Josef Hilbera, wohnhaft hier, Aimstraße Nr. 28, den Handel mit Lebens⸗ und Futtermitteln aller Art und Gegenständen des täglichen Bedarfs sowie die Vermittler⸗ tätigkeit hierfür untersagt.
Essen, den 18. Dezember 1917.
Die Städtische Polizeiverwaltunag. Der Oberbürgermeister. J. V.: Rath.
—
Bekanntmachung.
Der Geschäftsinhaberin Johanne Benart, geb. Blank, hier, Kaiserstraße 46, ist durch Verfügung vom heutigen Tage auf Grund der Verordnung des Bundesrats zur Fernhaltung unzuverlässi er Pasonen vom Handel vom 23. September 1915 der Handel mit Lebensmitteln und sonsttgen Gegenständen des täglichen Bedarfs und des Kriegsbedarfs untersagt worde
Königsberg, den 14. Dezember 1917.
Der Polizeipräsident. von Wehrs.
3
Bekanntmachung.
Auf Grund der Bundesratsverordnung vom 23. September 1915 zur Fernhaltung unzuverlässiger Personen vom Handel (RG Bl. S. 603) ist dem Hotelbesitzer Bruno Heese, Zopvot, Seestraße 66, der Hotelbesitzerin Marie Philippsohn, Zoppot, Südstraße 12/14, der Hotelbesitzerin Marie Albrecht, Zoppot, Südstraße 16, der Hotelbesitzerin Agnes Werminghoff, Zoppot, Seestraße 45, der Restaurateurin Elise Wroblewski, Zoppot, Bergschloß, der Restaurateurin Marie Cteslinski, Zoppot, Nordstraße 17a, der Restaurateurin Emma Steinberß, Zoppot, Nordstraße 9, wohnhaft, der Handel mit Gegenständen des täglichen Be⸗ darfs wegen Uamvverlässigkeit bis auf weiteres untersagi worden,
Ostseebad Zoppot, den 19. Dezember 1917. 8 Die Polizeiverwaltung. Dr. Laue.
8 ₰
Richtamtliches.
Württemberg.
Der Staatssekretär des Innern Wallraf ist vorgestern abend aus Karlsruhe in Stuttgart eingetroffen und, wie „Wolffs Telegraphenbüro“ meldet, gestern mittaa von Ihren Majestäten dem König und der Königin in Andienz empfangen worden. Am Vormittag hatte der Stoatssekretär Besprechungen mit dem Ministerpräsidenten und dem Mmister des Innerrä.
“““
“ SDesterreich⸗Ungarr.
Das österreichische Herrenhaus erteilte gestern, wie „Wolffs Telegraphenbüro“ meldet, dem Staatsschulden⸗ überwachungsausschuß Indemnität für die Mitwurkung bei den Kreditoperationen seit 1914. Im Laufe der Aus⸗ sprache rechtfertigten der Berichterstatter Plener und der Ob⸗ mann des Staaisschuldenüberwachungsausschusses Czedik die Haltung der Ausschußmitglieder, die im höheren Staats⸗ interesse über den Buchstaben des Gesetzes hinausgegangen seien, nachdem sie wiederholt den damaligen Ministerp äsidenten Grafen Stürgkh vergebens aufgefordert hätten, dos Parlament einzuberufken. Das Haus nahm sodann den Bericht der Quotendeputation über die einjährige Verlängerung der bis⸗ herigen Quote zur Kenntnis und beschloß in zweiter und dritter Lesung die Vorlage, betreffend Verwendung der Zolleinnahmen. Schließlich nahm das Haus einstimmig den Beschluß des gemeinsamen Reichsratsausschusses über die Krie⸗sgewinn⸗ steuer mit der Abänderung an, die der Finanzminister empfohlen hatte. Das Herrenhaus trat sodann in die Weih⸗ nachtsferien ein.
— Im ungarischen Abgeordnetenhause brachte gestern der Justizminister Wilhelm Vazsonyi den Gesetz⸗ entwurf über die Wahländerung ein, dessen wichtigste Be⸗ stimmungen laut Meldung des „Ungarischen Telegraphen⸗ Korrespondenzbüros“ folgende sind: .
Wählen kann jerer ungartsche Staatsbürger, der das 24. ebens⸗ jahr vollendet hat und lesen und schreiben kann, sodann j der Inha f. der Tapferkeitsmedaille oder des Karl⸗Truppenkreuzes ohne Ruͤcksich auf sein Alter, jeder der mindestens 10 Kronen Steuern zahlt, nr der seiner aktiven Militärdtenstpflicht genügt rder woͤhrend de K’ieges, wenn auch mit Unterhrechungen, mindestens
Rang eines Unteroffizieis erreicht hat, ferner wer auf Grund deen licher Zulassung ein Gewerbe asübt oder ständig in einem Sene lichen orer landwirtschaftlichen Betrieb angestellt ist, endlich säümh ü6 Wähler, die in das Wahlregister für 1914 aufgenommen sind, solang der Rechtegrund für ihre Aufnahme forrbestebr. 24. Lebensjahr
Wahlberechtigt sind ferner alle Frauen, die das 24. Le s8 86 vollendet haben, die ungarische Staat⸗bürgerschaft besitzen, lese einen schreiben können und vier Bürgerschulklassen besucht haben “ ähnlichen Bildungsgrad nachw isen köannen oder deren Gatte nschg des Krieges gefallen oder infolge Ueberanstrengungen FSect 389 endlich Wunden gestorben ist, falls sie aus dieser Ehe ein Kind ha cuftlichen, i. Fünpen⸗ die hee — eines wissenschaftliche
erarischen oder künstlerischen Vereins sind. 8 2
Die Bedingungen des passiven Wahlrechts sind für Mönver uns Frauen gleich. Waäͤblbar ist, wer zur Zest der Wahl wah arischen int, wenn er sein 24. Lebenejuhr vollendet hat und der ung Staatsspruche in Wort und Schrift mächtig ist.
2 2 2
In der Begründung der Vorlage wird insbesondere aus
geführt: m⸗
Das Wahlgefetz von 1913 hat sich namentlich angesichts der le
gestaltenden Kraft des Krieges und der großen Zukunstsav bensjabr
urzulänglich erwiesen. Es stellt als Alteregrenze das 30. den sehr auf. Geine völlige Unmlänglichkeit zeigt sich besonders in
verwickelten und schwierigen Verfahren zum Nachweis der Wahl⸗
8
2 Fahre aktiven Miliärdienst geleistet, oder ohne Rücksicht auf seine Drenstzeit
“ 11“ 8 1““
berechtigung. Die Ausdehnung des Wahlrechts hat sich nach dem Aller⸗
höchsten Handschreiben vom 18. April 1917 an den damaligen Minister⸗ präsidenten Grafen Tisza als eine von allen Parteien anerkannte Noꝛwendlg⸗ teit darchgesetzt. Nach der Statinik ber ägt die Zahl der über 24 Jahre alten, des Lesens und Schreibens Kundigen 2,9 Milltonen, nach dm geltenden Gesetz sind 1 700 000 waylberechugt. Inhaber der Tapfer⸗ keitsmedaille und des Karl⸗Kreuzes gibt es 443 000, demnach würden durch den vorliegenden Entwurf 3,59 Millionen wahlberechtigt werden; dazu kämen noch 260 000 weibliche Waͤhler.
Grundlegende Neuerungen sind beim Wahlverfahren und der Aufstellung der Wählerlisten vorgesehen.
Alljäbrlich müssen in den Gemeinocen alle Wähler verzeichnet werden, und jeder, der das 23. Lebensjahr überschritten hat, ist hei Stiafe verpflichtet, alljährlich am 10. Januar auf einer Zählkarte die zum Nachweis seines Wahlrechtes erforder⸗ sichen Angaben zu machen. Nimmt der Wahlausschuß idn nicht in die Wählerliste auf, so ist ec zu verständigen. Die Ab⸗ stimmung ist in den Sädten geheim. Viele neue Bestimmungen sichein die Unbeeinflußbarkeit und den ungestörten Verlouf der Wahlen. Die Wähler sollen ohne materielle Opfer an den Wahlonrt gelangen köanen. Eisenbahnen und Schiffahrtsunternehmungen werden verrflichtet, sie gegen staatliche Vergutung an den Wahl rr und zurück zu befördern. Weiter wird im Wahlbezirk von 6 Uhr Nachmutags des vorhergehenden Tages bis zur Beendigung der Wahl der Verkauf und die Verteilung geistiger Geträuke verboten. Die Strasbesimmungen gegen Mißbrauch der Amtsgewalt zur Beem⸗ flassmg der Wähler werden verschärft und alle öffentlichen Beamten, die kandidieren, werden den erforderlichen Urlaub erhalten.
Schließlich wird eine weitere Vorlage über eine Wahlkreis⸗ einteilung angekündigt.
Großbritannien und Irland. 8
Der Premierminister Lloyd George führte in seiner Rede in der vorgestrigen Sitzung des Unterhauses über den Lebensmittelmangel und die militärische Lage zu Wasser und zu Lande laut Bericht des „Wolffschen Telegraphenbüros“ weiter aus:
Was die Schiffahrt betrifft, so haben die Verluste ab⸗, die Schiffsbauten zugenommen. Auch die Versenkungen von Untersee⸗ booten haben sich vermehrt. Meine Augustschätzungen sind nicht völlig eingetroffen. Die Schiffsverluste sind um Hunderttausende von Tonnen leichter gewesen, was der Verbesserung in den Methoden der Marine zuzuschreiben ist. Der gesamte Schiffsbaustand ist jetzt im vierten Jahre des Krieges, in dem Millionen Leute der Arbeit entzogen sind, über dem Höchstmaß des Jahres 1913. (Beifall.) Die Zerstörung deutscher Unterseeboote ist während des ganzen Jahres stetig vorwärts gegangen. Die Admiralität und der Schiffahrts⸗ kontrolleur haben die bedrohlichste Lage, der wir in diesem Kriege gegenübergestellt waren, zu meistern gewußt. Wir haben nur 6 v. H. unserer Einfuhr verloren, obwohl unsere Gesamttonnage um etwa 20 v. H. heruntergegangen ist.
„Nun komme ich zur militärischen Lage. Es wäre ganz töricht zu behaupten, daß die Hoffnungen, die wir zu Beginn des Jahres hatten, in Erfüllung gegangen wären, und daß unsere Ent⸗ täuschung lediglich dem russischen Zusammenbruch zuzuschreiben sei. Lloyd George warf einen Rückblick auf die Ereignisse in Ruß⸗ land und sagte, zu Beginn des Jahres sei das russische Heer besser ausgerüstet gewesen als je zuvor und habe besonders Schießbedarf in Hülle und Fülle gehabt. Von ihr und den gut ausgerüsteten Heeren im Westen und in Italien habe man einen solchen Druck auf die preußische Armek erwartet, daß man ihr eine entscheidende Nieder⸗ lage beibringen könnte. Die russische Armee habe sich aber das Jahr bindurch so gut wie ganz ruhig verhalten, während die Deutschen ihren Besitz im Westen nicht ganz hätten halten können, bis auf den letzten bemerkenswerten Ueberraschungserfolg, dessen Ursachen jetzt untersucht würden. Allerdings würde, auch wenn die russische Armee den ihr “ Teil durchgeführt hätte, der Hochmut der preußi⸗ schen Militärmacht nicht völlig gedemütigt worden sein. Dagegen betonte Lloyd George Englands Erfolge an anderen Stellen des Weltkriegsschauplatzes stark. Einem späteren geschichtlichen Rück⸗ blick würden die russische Revolution als sehr bemerkenswert und das erste Eintreten Amerikas nicht nur in den Krieg, sondern in die Weltpolitik als charakteristisch erscheinen. Das nächste Ereignis, um dessentwillen man sich dieses Jahres stets erinnern werde, würde die Eroberung von Mesopotamien und Palästina und die Befreiung der Araber von der türkischen Henischaft sein. Zum gleichen Range erhob Lloyd George die Schaffung eines Rates aller Ver⸗ bündeten, der auch Finanzen, Wirtschaftsangelegenheiten, Schiffahrt, Lebensmittel erörkern und Entscheidungen von inter⸗ nationalem Einfluß auf sie treffen werde, so weit er schon in Wirk⸗ samkeit sei, erfolgreich arbeite und einen großen Einfluß auf die Wirtschaftspolitik der vier in ihm vertretenen Regierungen ausüben werde. Lloyd George rühmte General Henry Wilson, den englischen Vertreter im verbündeten Kriegsrate, als guten Strategen und er⸗ klärte, daß die Regierung über sehr begabte und erfahrene Männer verfüge, und daß Reibungen zwischen ihnen nicht wahrscheinlich seien. Der Redner kam dann auf die beiden bedrohlichen Ereignisse der letzten Wochen zu sprechen, erstens die unerwartete Niederlage Italiens, dem die britischen und französischen Truppen dann durch ihre überraschend schnelle Hilfe eine materielle und auch moralische Unterstützung gegeben und so die Lage an der italienischen Front wieder hergestellt hätten; allerdings sei durch diese Fortnahme von Truppen die Lage an der Westfront besorgniserregend geworden. Die andere Verschlimmerung sei in Rußland eingetreten, das bisher wenigstens dem Namen nach im Kriege mit Deutschland gewesen sei und eine sehr große Zahl deutscher und österreichisch⸗ungarischer Truppen festgehalten habe. Die Abmachung im Waffen⸗ stillstandsvertrage, keine Truppen von der Ostfront wegzu⸗ nehmen, gewähre keine genügende Sicherheit. Diese beiden Ver⸗ änderungen hätten Englands Besorgnisse vermehrt und anderen im Krieg befindlichen Ländern weitere Verpflichtungen auferlegt; so müsse auch England größere Opfer bringen und sein Feldheer während des kommenden Jahres verstärken. Die den Arbeitern 1916 gegebenen Versprechungen seien damals durchaus im Interesse des Landes gewesen, jetzt aber würden die bisher verschont gebliebenen Männer ihren Teil an der Verteidigung des Landes auf einem ande⸗ ren Gebiete übernehmen müssen. Der Minister für den. nationalen Hilfsdienst werde zweckmäßig in der nächsten Woche mit den Ge⸗ werkschaftsführern darüber beraten. Auch die bereits mehrfach Ver⸗ wundeten dürften nicht in die Kampflinie zurückgeschickt, sondern müßten durch Männer ersetzt werden, die noch niemals an der Front gewesen seien. Die nächsten Monate erklärt Lloyd George für die kriegeriscssten des ganzen Krieges, weil eine große Macht aus dem Kriege ausgeschieden, eine andere noch nicht voll daran beteiliat sei. Allerdinas habe auch der Feind seine Schwieriakeiten; beispielsweise hätten die deutschen Arbeiter sich so verschlechtert, daß die Erzeugung Deutschlands, auf den einzelnen Mann berechnet, gegenüber dem ersten Kriegsjahr um etwa 52 9. heruntergegangen sei. Andererseits eien Frankreichs Verluste viel geringer als diejenigen Oesterreichs, und diejenigen Enalands nicht höber als ein Niertel oder ein Fünftel der ständigen Verluste der Deutschen, die Mannschaftsreserven der mit England in tätiger Bundesgenossenschaft gegen Deutschland stebenden Völker aber dürften doppelt so stark sein, als diejenigen
Ueutschlandd, Oesterreich⸗Ungarns und der ihnen verbündeten nder.
Zu den Kriegssielerörterungen des Hauses am Mittwoch bemerkte Lloyd George: “
88 Seitsem Rußland in Sonderverhandlungen getreten sei, müsse 8 sein Gebiet nafürlich selbst schützen, und dadurch soien guch die Fragen betreffend Konstantinopel erledigt. Im übrigen erklärte erwer Fiie die englischen Kriegsziele bei vielen Gelegenheiten klargelegt. Die Friedenstagung werde bei der Verfügung über die eroberten deutschen
8 8 G *
Kolonien die Wünsche ihrer Bevölkerungen berücksichtigen müssen. Er versuchte die Ansicht lächerlich zu machen, daß England in den Krieg getreten sei, um Exoberungen zu machen, und schob den Aus⸗ bruch des Krieges der ruhelosen und anmaßenden deutschen Militär⸗ kaste zu, die den Frieden der Welt störe. Englands Sieg sei das Einzige, was die Friedensbedingungen verwirklichen könne. In dem künftigen Völkerbund müßte Deutschland durch das deutsche Volk ver⸗ treten sein, und dies sei der Grund, weswegen die Regierung die Arbeiterpartei und das Parlament um die notwendige Verstarkung an Kräften ersuche. Lloyd George ging noch weiter auf die angeblich jahrelangen Vorbereitungen Deutschlands auf einen Angriffskrieg ein. Wiederholt habe es versucht, Rußland und Frankreich zum Kriege zu zwingen, und beide hätten den Frieden durch Demütigungen erkaufen müssen, um einen Preis, den England nicht auf sich genommen haben würde. Er schilderte den Charakter der deutschen Militärkaste als roh, gewalttätig und dabei durch das deutsche Militärgesetz geschützt, und dies, auf das Völkerrecht über⸗ tragen, sei die Haltung Deutschlands gegenüber den zivilisierten Nationen, z. B. Belgien, gewesen. Sie müsse durch den Krieg nieder⸗ gezwungen werden, sonst könne kein Friede werden. Darum sei der Sieg eine grundsätzliche Bedingung.
Niach dem Premierminister behandelte Asquith die Kriegsziele, die darauf hinausgingen, durch einen freien Bund der großen und kleinen Staaten für die ganze Welt Freiheit und Gerechtigkeit zu erlangen und zu sichern. Für die Ereignisse in Rußland machte er deutsche Bestechung und als noch wirksamer die auch in Italien und den neutralen Ländern tätige, „ungeheure, täuschende, aber in höchst gewandter Weise überzeugungsvoll gestaltete Werbearbeit“ Deutschlands ver⸗ antwortlich.
„„Jeder Kunstgriff literarischer und rhetorischer Art in Bild und Schaustück“, erklärte er, „ist angewandt worden, um unsere Handlungs⸗ weise anzuschwärzen, unsere Ziele zu entstellen und die Sache der Verbündeten als Sache der Heuchelei und des Imperialismus darzu⸗ stellen. Zum Teil als Erfolg dieser Sendboten der Lüge, andernteils infolge reiner Unwissenheit bestehe im den Demokratien Europas — und nicht nur in neutralen Ländern — weithin eine, häufig sogar ganz ehrlich gehegte, falsche Auffassung von unserer Herrschaft und unseren ferneren Zielen.“ Und doch hätten die Verbündeten von Kriegsbeginn an wiederholt bestimmte Erklärungen abgegeben, die allen Zweifel und Argwohn hätten verscheuchen sollen. Schon im September 1914 habe er selbst erklärt, daß die Verbündeten den Gedanken der Volks⸗ rechte aus der Welt des Gedankens in die der Tatsachen übertragen und vielleicht letzten Endes durch langsame und schrittweise Entwick⸗ lung an die Stelle der Gewalt, der Zusammenstöße und ehrgeiziger Bestrebungen zwischen Gruppen und Allianzen und an Stelle des schwankenden Gleichgewichts eine wirkliche europäische Gemeinschaft
auf Grund gleicher Rechte und gemeinsamen Willens setzen wollten:
das sei der Bund der Völker. Nach dem Beitritt der Vereinigten Staaten zu diesem Ziele werde diese Gemeinschaft eine nicht nur europäische, sondern weltumspannende sein. Von Anfang an sei Eng⸗ land entschlossen gewesen, hierfür den Krieg bis zum rechten Ende durchzuführen. Hoffentlich werde man alle Völker, die verbündeten, wie die neutralen, zu dieser Einsicht bringen können.
Von amtlicher deutscher Seite wird zu der Rede des Premierministers Lloyd George, in der er u. a. auch wieder die Wirkung des U⸗Bootkrieges herab⸗ zusetzen versucht, dem „Wolffschen Telegraphenbüro“ geschrieben:
Lloyd George behauptet, daß die Verluste an englischer Handels⸗ schiffstonnage abgenommen hätten. Diese Behauptung trifft gewiß zu. Sie hat aber auch sehr natürliche, für Deutschland und seine Verbündeten erfreuliche Gründe. Es ist wiederholt darauf hinge⸗ wücses worden, daß bei der außerordentlichen Abnahme der Welt⸗ schiffstonnage infolge des Sperrgebietskrieges, insbesondere aber des für den englischen Verkehr heranziehbaren Schiffsraums, die von unseren U⸗Booten herbeigeführten Versenkungen naturnotwendig all⸗ mählich abnehmen müssen. Auch das von unseren Gegnern wiederholt als wirksames Gegenmittel gegen den U⸗Bootkrieg ins Feld geführte Konvoi⸗System arbeitet mit seinem fortschreitenden Ausbau im steigenden Maße zu unseren Gunsten. Denn es bedeutet vor allem infolge der unvermeidlichen Schiffsanhäufung in den Häfen und der damit verbundenen erheblichen Verzögerung in der Abfertigung der einzelnen Schiffe einen derart großen Verlust an ausnutzbarem Schiffsraum, daß es schon einer ganz erheblichen Versenkungsziffer bedarf, um jenen nutzbaren Schiffsraumverlust durch die direkte Methode der Schiffsvernichtung zu erreichen. So bezeichnete der Kapitän des jüngst versenkten englischen Dampfers „Cordova“ den durch die Konvoiterung entstehenden Zeitverlust als „ungeheuerlich“. Lloyd George behauptet ferner, die Schiffsneubauten hätten zu⸗ genommen. Bei den bescheidenen Schiffsbauleistungen Groß⸗ britanniens der Jahre 1915 und 1916 will das nicht viel sagen. Dagegen wäre sehr wertvoll wenn Lloyd George seinen Landsleuten und der übrigen Welt bestimmte Zahlen über Schiffs⸗ neubauten gegeben hätte. Er tut das nicht, sondern stellt nur die unklare Behauptung auf, daß der gegenwärtige Schiffsbestand Eng⸗ lands ein derartiger sei, daß er sich über dem Höchstmaß des Jahres 1913 befände. Er sagt nicht, ob er darunter auch Kriegsschiffe be⸗ greift, oder ob er darunter nur im Bau oder in Auftrag befindliche Schiffe versteht. Auch verschweigen seine Angaben geflissentlich, wie sich diese Tonnage auf den für den entscheidenden Ueberseeverkehr ver⸗ wendbaren Schiffsraum und auf kleine und kleinste Küstenfahrer und Fischerfahrzeuge verteilt. Lloyd George meint ferner, daß die Ver⸗ senkungen deutscher U⸗Boote zugenommen hätten. Diese Behauptung ist besonders überraschend, nachdem Lloyd George wegen seiner be⸗ kannten Auslassung, nach der an dem einen Tage des 17. November allein fünf deutsche U⸗Boote versenkt sein sollten, sich selbst in Eng⸗ land höhnische Bemerkungen für seine kühne Phantasie hat sagen lassen müssen. Die U⸗Bootverluste halten sich, wie ausdrücklich fest⸗ gestellt sein mag, trotz verstärkter Gegenwirkung nach wie vor in einer Höhe, die durch den Zuwachs erheblich übertroffen wird. Auf die Behauptung Lloyd Georges, daß England trotz des U⸗Boot⸗ krieges nur 6 v. H. seiner Einfuhr verloren hätte, kann erst einge⸗ gangen werden, wenn die jetzige unklare Fassung jenes Teils seiner Rede durch einen verständlicheren Bericht ersetzt wird. Das Einzige, worin wir Lloyd George beistimmen können, ist die Versicherung, daß der U⸗Bootkrieg für England die bedrohlichste Lage, der es in diesem Kriege gegenübergestellt war, herbeigeführt hat. Wir weichen nur darin erheblich von ihm ab, daß nicht, wie Lloyd George behauptet, diese „bedrohliche Lage“ von ihm gemeistert worden ist, sondern daß sie sich mit jedem Tage weiteren U⸗Bootkrieges immer bedrohlicher für Großbritannien und seine Verbündeten gestaltet.
ʒ11141“
Vorgestern ist die Antwort der Rada auf das Ulti⸗ matum des Rates der Volkskommissare in St. Petersburg ein⸗ getroffen. Nach Empfang der Antwort wurde ein Vorschlag der zentralen Rada durch den revolutionären Stab der örtlichen militärischen Rada von St Petersburg zugestellt, der versichert, daß ein gütlicher Ausgleich des drohenden Streites wünschens⸗ wert sei. Der Vorschlag deutet auf eine Wandlung der Auf⸗ fassung der Rada zugunsten von Besprechungen über den Frieden hin. Die Antwort der Rada an den Rat der Kommissare lautet der „St. Petersburger Telegraphenagentur“ zufolge:
Der revolutioräre Stab der Ukramwer, ermächtigt durch die repu likanische Regierung der Ukrainer und das Volk, bat die Ehre, der republikavischen Regierurng Groß Rußlands die Ergebnisse der Besprechung des Stabes mit seiner Regierung über das Ultimatun des Rates der Kommissare an die jentrale Rada der Utralner und die Antwort der republikanischen Regierung der Ukrainer auf das Ulti⸗ matum mitzuteilen. Die Besprechungen über einen gütlichen Ausgleich
des Streits zwischen der russischen Republik und der der Ukralner ent⸗ halten folge'nde Bedingungen:
1) Anerkennung der Rechte der ukeainischen R publik und des ükrainischen Volkes und völlige Nichteinmischung in die Aa⸗ gelegenheiten der Republik.
Erfüllung der Forderung über die Ukrainisierung der Truppen und über die Versetzung dieser Truppen von anderen Froaten auf ukrainisches Gebiet. 1 sgeledigrng der finanztellen Frage und der Frage des Staats
atzes.
Nichleinmischung des Rates der Kommissare, des Haupt⸗ quartiers und des Oberbefehlshabers in die Verwaltung der ukrainischen Front, d. h. der rumänischen uad der Säd⸗ westfront.
5) Lösung der Friedensfrage unter Teilnahme der uktainischen Rada.
Die Regierung der Republik Ukzalne nimmt an, daß die Er⸗ klärungen des Rates der Volkekommissare über die Anerkennung im Prinzip als Grundlage dienen könnte zu der Beilegung des Zwistes in Rußland, indem ein Krieg zwischen der Ukraine und Großrußland vermteden wird. Was die Beteiligung an der Bundesregterung an⸗ b-langt, so meint die Regserung der ukratnischen Volksrepublik, daß die Ukrainer in Hinsicht auf die besondere Bedeutang, die sie jetzt erlangt hat, nicht weniger als ein Drittel der Vertretung inne haben muß. Der revolutionäre Stab der Ukraine, ermächtigt von seiner RNegierung, erklärt ver Regierung der russischen Republik: Angesichts der finanzfellen Schwierigkeiten werden die Nahrungemittel an der Grenze der Uk. aine ausgeführt gegen Barzahlung direkt an das Generalsekretariat für Ackerbau in Banknoten und einem Drittel in Gold. Der revolutio⸗ näre Staat der Ukraine hofft zu Gott, daß der Bruderzwist zur beider⸗ seitigen Befriedigung glücklich beigelegt werden möge, und erklärt sich bereit, alle Kräfte zur Erreichung des gesteckten Zieies anzuspannen.
8 Der Stabsataman Woidrento.
Adjutant Ussine.
1“ ““ 111“ Der Rat der Kommissare hat an den revolutionären Stab der Ukraine der örtlichen militärischen Rada in St. Petersburg folgende Antwort gesandt:
In Antwort auf Eueren Vorschlag einer freundschaftlichen Regelung des Zwistes der Zentralrada mit dem Rate der Kommissare, der mit Ermächtigung der Regierung der ukrainischen Volksrevublik gemacht worden ist, bält der Rat der Kommissare eine friedliche Art zur Beilegung des Zwistes sicher für wünschenswert. Die Rögierung der Sowjets hat alles getan, um zu einer fried⸗ lichen Lösung der Frage zu gelangen. Was die von der Rada vorgeschlagenen Bedingungen anlangt, Bedingungen, die einen prinzipiellen Charakter wie das Recht der freien Entwicklung der Völker haben, so sind sie niemals Gegenstand der Erörterung oder eines Zwistes gewesen. Denn der Rat der Kommissare erkennt die volle Verwirklichung der P inzipien in den vorgeschlagenen Be⸗ dingungen an, er übergeht aber mit Stillschweigen den wirk⸗ lichen Gegenstand des Streites, der darin best ht, daß die Rada die Gegenrevolution der bürgerlichen Kadetten und Kaledins unterstützt, die gegen die Macht der Sowjets der Bauern⸗, Arbeiter⸗ und Soldatenvertreter gerichtet ist. Ein Einvernehmen mit der Rada ist nur unter der Bedingung möglich, wenn die Rada aus⸗ drückich daauf verzichtet, weder den Aufstand Kaledins zu unter⸗ stützen noch die gegenrevolutionäre Verschwörung der Bourgercisie und
der Kadetten. Der Rat der Kommissaie 8 gei. Gorbunor.
— In der Frage der Pässe für Diplomaten besuchten
am Donnerstag die Konsuln Frankreichs, Englands, Belgtens und Dänemarks das Kommissariat der auswärtigen Angelegen⸗ heiten. Wie die „St Peiersburger Telegraphenagentur“ meldet, werden fortan alle Schwierigkeiten bei der Ausstellung dieser Pässe beseitiat sein. Die Kuriere des Volkskommissars der auswärtigen Angelegenheiten werden ohne Belästigung durchgelassen, ebenso wie die Kuriere der Entente und der Neutralen. Die Sichtvermerke sind für alle unumgänglich notwendig.
— Der Sowjet veröffentlicht dem „Daily Telegraph“ zufolge den Text eines Geheimvertrages, der am 3. Juli 1916 von Rußland und Japan geschlossen und von Sasonow und Motono unterzeichnet worden ist. Die beiden Länder verpflichten sich darin zu einem Offensivbündnis gegen jede Macht, die versuchen würde, in China polilische Vor⸗ herrschaft zu erlangen. Es wird keine bestimmte Macht in dem Vertrage genannt, aber offenbar nandelt es sich um die Veremigten Staaten. Der Vertrag läuft bis Juli 1921.
In Taschkent hat der Kampf zwischen Bolschewiki und Abteilungen von Kosaken und Kadetten der militärischen Schulen, wie die „Morningpost“ meldet, mit einem Sieg der Bolschewiki geendet.
Italien. Der Senat tritt nach einer Meldung des „Messaggero“
am 28. Dezember in öffentlicher Sitzung zusammen, der sich
nach Erledigung der üblichen Formalitäten die Geheimtagung zur Besprechung der Regierungserklärungen anschließen wird.
— Die republikanische parlamentarische Gruppe hat in der Kammer eine Tagesordnung eingebracht, in der eine parla⸗ mentarische Untersuchung zur Feststellung der militärischen und politischen Verantwortlichkeiten, betreffend die feindliche Invasion in das Trentino im Jahre 1916 sowie den Rückzug der italienischen Truppen vom Isonzo, ver⸗ langt wird. 8 8 Schweden.
Im Anschluß an eine kürzlich in Stockholm abgehaltene Versammlung zugunsten der Notleidenden Finn⸗ lands begab sich eine Abordnung zum Ministerpräsidenten Eden, um diesen von der Entschließung der Versammlung in Kenntnis zu setzen, die dafür eintrat, daß Schweden seinem Nachbarvolke Hilfe leisten müsse. Der Ministerpräsident er⸗ klärte in seiner Antwort, wie „Wolffs Telegraphenbüro“ meldet:
Die Regierung halte eg für eine Ehrenpflicht, alles zu tun, um dem finnischen Volke Hilfe in seiner Not zu bringen. So seien schon vor einer Woche die schwedischen Gesandten angewiesen worden, das Gesuch Finnlands um Lebensmittel in denjenigen Staaten zu unter⸗ stützen, die solche möplicherweise liefern können, und auf die schwedische Aaregung hin dürsten auch die Regierungen von Norwegen und Länemark die gleichen Schritte tun. Ferner bewilligte Schweden freie Du chfuhr von Lebensmitteln nach Fi nland und sei bereit, die Verteilung von Lieferungen durch Vertreter des schwedischen Roten Kreuzes besorgen zu lassen, damit auch wirklich die fianische Bevölkerung damft versehen werde. Dies solle besonders den Bereinigten Staaten von Amerika mitgeteilt werden. Selbst könne Schweden nach dem Ut il des Voltshaushaltun sausschuss 8. Finnland ketne Lebensmitel überlass’n, da seine eigene Versorgung bis zur nächsten Ernte ein höchst ernstes Pobsem darstelle, doch habe man sich dazu ent’ chlossen, vorschußweise 400 Tonnen Roggen und Roggen⸗ mehl an den augenblicklich in Schweden weilenden Vertreter des siüanischen Staates gegen das Versprechen der späteren Zurück⸗ erstattung za verkaufen.
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