-agende geistige
im Betrage von anderthalb Milliarden in Etatsjahre gemacht werden. Ich bestreite nicht, daß diese Summen notwendig sind. Dann sprach der Finanzminister davon, daß im Etat eine Reihe dvon Bau⸗ und anderen Konten nicht erschöpft sind, er sprach sogar von ganz außerordentlichen Restbeträgen. Man wird beinahe vermuten können, daß diese Restbeträge so groß sind, daß sie das noch nicht getilgte Deflzit der vergangenen Ichre fast ganz be⸗ seitigen. Eine Thesaurierungspolitik dürfen wir aber nicht treiben. Aber wenn wir wirklich neue Steuern bewilligen, dann müssen wir eine wirkliche Reform des Einkommensteuergesetzes verlangen. Das Einkommen muß überall gleichmäßig erfaßt werden. Ebenso ist eine angemessene progressive Steuer nöotig. Wünschenswert ist dann aber auch, daß die Veranlagung im ganzen Staate gleichmäßig erfolgt, und zwar durch staatliche Kommissare und nicht durch die Landräte. Es dürfte schwer sein, einen Weg anzugeben, wie die Kriegsausgaben des Reiches lediglich auf Grund direkter Steuern zu decken sind. Wir müssen uns deshalb hier auch als Bürger des Deutschen Reiches fühlen und darauf sehen, wie sich die Zustände im Reiche gestalten. Wie cine Abgrenzung zwischen dem Reiche und Staat zu geschehen hat, müssen die spateren Verhandlungen ergeben. Eine gegenseitige Ergänzung muß stattfinden. Die Wege, die die Eisenbahnverwaltung eingeschlagen hat, um der Reiseverkehr einzuschränken, sind mit Recht sehr abfällig kritisiert worden. War es wirklich nötig, zu so ungeheuerlichen Fahrpreis⸗ erhöhungen zu greifen? Es gibt doch Leute, die reisen müssen; wir alle haben doch das größte Interesse daran, daß Handel und Wandel nicht ganz ins Stocken gerät. Jetzt werden Tariferhöhungen im Personen⸗ und Gütertarif vorgeschlagen, s v
diesem laufenden
um die Eisenbahneinnahme in ein günstigeres Verhältnis zu den so stark gestiegenen Ausgaben zu bringen. Auch hier wird eine eingehende Prüfung einzutreten haben. Die zehn Millionen Plus aus den Stempelabgaben rühren nach den eigenen Angaben des Ministers aus höchst ungesunden Um⸗ sätzen auf dem Grundstücksmarkte her. Wenn sich die jetzt gezahlten Preise als Ueberpreise berausstellen sollten, die den künftigen Verhält⸗ nissen nicht mehr standhalten, dann wird gleichwohl verlangt werden, daß man die Existenzfähigkeit der neuen Befiter durch höhere Zölle usw. erhalten soll, d. h. die Allgemeinheit soll dann büßen für die Fehler, die diese Erwerber, die ja in der Hauptsache Kriegsgewinner 88 gemacht haben. Dem muß ein Riegel vorgeschoben werden. Wie man auf den Gedanken einer Vermögensabgabe kommen kann, die konfiskatorisch wirken muß, ist mir völlig unverständlich. Die Teuerungszulagen für die Ruhegehaltsempfänger müssen auf eine ge⸗ setzliche Basis gestellt werden, damit jede Willkür ausgeschlossen ist. Eine weitere Erhöhung der Teuerungszulagen für die Beamten wird unzweifelhaft das Ergebnis der für den Februar in Aussicht ge⸗ nommenen kommissarischen Beratungen sein. Auch diese Ausgaben müssen auf den Etat gebracht werden. Mit der Inangriffnahme der neuen Besoldungsordnung sollte alsbald Ernst gemacht werden. Die Umwandlung von zirka 12 000 diätarischen Posten in feste Beamten⸗ stellen begrüßen wir. Auch in der Justizverwaltung sollte nicht mehr Se sehs zurückgehalten werden mit der festen Anstellung von Richtern. Die Lage der Gemeinden im Kriege ist keineswegs beneidenswert. Od die Vorlage, die einen Lastenausgleich bringen soll, Abhilfe bringen wird, läßt sich natürlich noch gar nicht übersehen. Wenn es dabei auch nicht ohne Staatsmittel zu Hilfe zu nehmen abgehen wird, wie der Fmanzminister ausdrücklich erklärt hat, so hat doch ein solcher Lasten⸗ ausgleich seine großen Bedenken gegen sich. Es ist doch z. B. eine Ungerechtigkeit sondergleichen, wenn die Minderbemittelten in einer bessersituierten Gemeinde beitragen müssen zur Erleichterung auch der Wohlhabenderen in einer weniger günstig situierten Gemeinde. — In Unterrichtsverwaltung begrüßen wir die 15 neuen Stellen für Kreisschulinspektoren im Hauptamte ganz besonders. Wir vermissen aber in dem ganzen Etat jede Anforderung für die Uebergangszeit und zur Förderung unserer zurückkehrenden Kriegsteilnehmer für den Fall, doß uns in diesem Jahre noch der ersehnte Friede beschieden sein sollte. Wenn der Krieg vorbei ist, wird, fürchte ich, das Gefühl der Dank⸗ barkeit für die Volksgenossen, die draußen im Kampfe gestanden haben, nicht mehr so lebendig sein; es muß für die Aerzte, Juristen, Lehrer, Gewerbetreibenden, Handwerker, die nun zurückkehren und zum großen Teile unter sehr erschwerten Umständen den Kampf um die Eristenz wieder aufnehmen müssen, alles geschehen, um sie tunlichst sicherzu⸗ stellen, damit nicht ein wirtschaftliches und geistiges Proletariat ent⸗ steht, das dem Staate nur zum Unheil gereichen könnte. So bald als “ muß ferner die Fesselung der Industrie beseitigt werden, welche ie über die sich ja manches sagen ließe, verursacht worden ist. — Zur Polenfrage führte Redner aus: In Posen und E11“ sind zu⸗ sammen nur 45 Prozent der Bepölkerung polnischer Nationalität; Danzig ist urdeutsch; in den polnischen Bezirken des preußischen Staates wohnen annähernd drei. Millionen Deutsche. Diese kann und wird der preußische Staat nicht schutzlos lassen, und wir werden ihm dabei zur Seite stehen. Aber das Nötige in dieser Beziehung kann erreicht werden ohne Zwist der verschiedenen Nationalitäten, in friedlichem Zusammenleben beider. Mit warmem Herzen aber treten guch wir für die Interessen dieser Deutschen und ihre entschiedene Wabrnehmung ein. Wie für Ostpreußen muß im Gebiete der Wasser⸗ wirtschaft auch für Westpreußen und Posen durch den Ausbau des Weichselstrom netzes. gesorgt werden. Der vorgestrige Vorgang in der vehrFet ts en efffton e das peinlichste Aufsehen gemacht. Mit dem Bes Zluß, nicht die Wahlreform, sondern die Zusammensetzung des Herrenhauses vorweg zu beraten, ist eine monatelange Verschleppung der Beratung und Entscheidung über die Wahlreform gegeben. In den weitesten Kreisen der Bevöfkerung muß dieser Beschluß die größ Erbitterung hervorrufen. War es weise, war es staatserhaltend, eine selche Erbitterung ohne sachlichen Grund in das Volk zu tragen? Die Wahlreform wird kommen, denn sie muß kommen, die Wahlrechts⸗ feinde werden vergebens dem Rad der Zeit in die Speichen zu fallen versuchen. Der Aufstieg der Begabten wird durch den Staat in jeder Weise zu fördern sein; nur dann wird es möglich sein, eine Auslese von Beamten zu erhalten, die in der Ausübung der staatlichen Be⸗ fugnisse das Vertrauen der ganzen Bevölkerung genießt. Ich schließe mit dem Ausdruck der Freude darüber, daß die unvergleichliche Tapfer⸗ krit unseres Heeres uns gestattet, in solcher Ruhe und Sachlickkeit hier unsere Beratungen zu pflegen. (Beifall links.)
Um 5 Uhr wird die Fortsetzung der ersten Lesung des Staatehaushaltsplans auf Montag, 11 Uhr,
Kriegseinrichtungen, durch die zahlreichen Kriegsgesellschaften,
Kunst und Wissenschaft.
Am 14. d. M. ist das Mitglied des Königlichen Statislischen Landesamts Dr. Erich Petersilie im 41. Lebensjahr nee Sein Arbeitsgebiet waren bauptsächlich die Vieh⸗ und Obstbaum⸗ zöblungen sowie die Schlachtoieh⸗ und Fleischbeschau⸗ nebst Trichiren⸗ schaustatistik, in den letzten Jahren inskesondere auch die Vorratz⸗ statistiken verschiedenster Art und die Betufzählung. In der von dem Praͤsidenten des Statistischen Landesamts berausgegebenen „Statistischen Korrespondenz“ werden die wissenschaftlichen Ver⸗ dienste des Verstorbenen wie folgt gewürdigt: „Seine hervor⸗ 8 Veranlagung, seine ungewöhnliche Gewandtbeit und Energie in Verbindung mit glücklichem Organisations⸗ talent und guten wissenschaftlichen Kenninissen befähiaten ihn, auf allen jenen Gebteten Vortreffliches zu* leisten. Z ⸗hlreiche aus seiner Feder stammende Aufsätze in der Zeuschrift des Koöntalich Preußischen Statistischen Landegamts, in der Stattstischen Korresvondenz, in der vpon ihm mit berausgegebenen Zettschrift „Verwaltung und Stetistik“, im Preußischen Verwaltungsblatt usw, legen Zeugnis ab von seiner vielsettigen Begazung und nutzbringenden Betätigung auf dem Gebiete unserer Wissenschaft. Gerade bei den Voratzechebungen in den Jahren 1914 und 1915, die sämtlich don ihm geleheet worden sind, und denen seire letzte größete Arbeit in der Zeitschrift des Königlichen Statizlischen Lanbetamts (Jahrgang 1915 S. 43 ff.) gewidmet war, trat sein großes Geschick in der Beweltigung Praktischer, mit der amtlichen Stalistik verbundener A
im Langenbeck⸗Virchow⸗Haug der
trilbaft zu Tage. Hervo gebobken fei sfeine taäi f it in de: Veretatgzu g für ftaatkwisseaschaftliche Foerteileung. Der Welrkrieg Hebhte an Wtersilte befen'zere Anforberungen. Zunächst war er im J hr: 1916 mebrere Monate der ramals neu gegründeten Reschzfleischstele zur Erricktung und Leitung einer statistischen Abreilung überwiesen, wurde aber am Schlusse desselben Jahres in Erfüllung seiner cesetzlichen Wehꝛpflicht mit einct Hilfe⸗ referentenstelle im Kriecsministerium — Kriegbamt — helithen. Mitten aus den großen startstischen Arkeiten, die ihm in dieser Stehung übertragen waren, hat den trotz semer schweren E⸗kraskung, die ihn in g Mitte vorigen Jahres ergriff, unermüdlich Täligen der Tod erellt.“
erig! 1 1
Theater und Mufik.
Im Kaniglichen Opernhause wird moegen, Dienstag, „Figaros Hochzeit“ mit dem Königlich schwedischen Kammersänger Herrn John Forsell als Graf Almaysva aufgeführt. In den übrigen Hauptrollen sind die Damen von Granfelt, Hansa, Marherr und die Herren Babnen, Bachmann und Henke deschaͤftigt. Mosikalischer Leiter ist Dr. Stiediv. Anfang 7 Uhr.
Im Köntglichen Schauspielbause werden morgen „Die Journalisten“ in der bekannten Besetzung gegeben. Die Vorstellung beginnt um 7 Uhr.
Im Deutschen Theater findet die bisber verschobene Auf⸗ führung voa Schilles „Don Carlos“ für die Königliche Universität, wie nunmehr feststeht, am nächtten Mittwoch, Mittags 12 Uhr, statt. Die berelts ausgegeben’n Karten baben für diese Vorstellung Gültigkett.
In der Volksbühne (Theater am Bülowplatz) geht am Freitag zum ersten Male die „Hermannschlacht“ von Heinrich von Kleist in Sjene. In den Hauptrollen wirken mit: Bruno Decarli, Auguste Pünkösrv, Wilhelm Diegelmanr, Eduard von Winterstein und Eernst Deutsch. Spielleiter ist Max Reinhardt. 1
Das Schillertheater O. (Wallnertheater) hat Ludwig Fuldas Lafispiel „Die wilde Jagd“ am Sonnabend wieder in seinem Spielplan aufgenommen. Die sattrischen Streiflichter, welche die Schnellebigkeit und Unrast unserer Zeit in h-iterer Weise beleuchten und im Ver⸗in mit der guten Charakterzeichnung diesem Foldaschen Stücke trotz seincs Alters auch beute Geltung verschaffen, farden bei den Zuschauern volles Verständnis und lebhafte Anerkennung. Beachtenswerte Einzjelleistungen boten Herr Kaufmann als Dr Weiprecht, Fräulein Duval als Melanie Dalberg und vor abem Herr Noack als gemütdoller, die gemächliche Zeit der Postkutsche preitender Santtättrat. Innerhalb des von Richard Kirsch geleiteten vortrefflichen Zusammenspiels waren noch Herr Elzer und Fräulein Mahr besonders anerkennen swerte Parsteller.
In der am Donnerztag im Kleinen Theater stattfindenden Uraufföhrung von „Nante“ werden die beiden volkstümlichen Figuren aus dem alten Berlin, der Eckensteber Nante und der Rertner Bufferz, von Alfred Abtel und Lupu Pick dargestellt. Spielleiter ist Fritz Friedmann⸗Frederich.
Mannigfaltiges.
Ihre Majestät die Kaiserin und 11 wohnte heute
r Eröffnungssitzung der Hauptversammlung der Prufstelle für Ersatzglieder bdei.
Amtlich wird gemeldet: Die Schneefallstörungen an den Telegraphenlinien haben infolge der unguünstigen Witterung noch nicht beseitigt werden köͤnnen. Wichtige Verbindungen imn Inland sowie die Perbindung mit Holland, Dänemark und der Schweiz sehlen arch heute voch. Erhebliche Telegtammverzögerungen sind auch ferner unvermeidlich. “
Am Sonntag, den 27. d. Mts., Abends 7 ½ Uhr, veraustaltet die Reichsdeutsche Wafsenbrüderliche Vereinigung in Berxlin eine Kaiser⸗Geburlstagsfeier im großen Saale des Abge⸗ ordnetenhauses. Der Professor Peter Behrens hat den Vortrag übernommen; er wird an Hand zatlreicher Lichtbilder über „Die Zu⸗ kunft der Städtebaukunst in Mitteleuropa“ sprechen.
„Entstehen und Vergehen der Erde“ heißt der erste Vortrag einer zehnstündigen Vorlesungsrelhe, die morgen, Diengtag, Abends 7 Uhr, im großen Hörsaal der Treptower Sternwarte beginnt. Vor und nach den Vorträten werden am Tage: Sonnenflecken und die Venus im größten Glanze, bei Eintritt de⸗Dunkelheit Jupiter mit seinen Monden, Saturn mit seinen Ringen, der Mond, fewett sichtbar, Dopp⸗lnerne und der Ocionnebel, der bald in den Sonnenstrahlen verschwindet, mit dem großen Fernrohr beobachtet.
Saarbrücken, 19. Januar. (W. T. B.) Die Aufräumunge⸗ arbeiten an der Eisenbahnunfallstelle bei Kirn baben ergeben, daß die Zahl her Opfer glückl’cherweise nicht so groß in, wie ur'prünglich befü chtet wurde. Es sind 23 Leichen gehorgen, darunter die von 11 Soldaten. Vermißt werden bis jetzt noch zwei Personen. Ferner sind 19 schwer und 10 leicht Verletzte in dem Lazarelt in Kreuznach in Behandlung. 1
London, 19. Januar. (W. T. B.) „Labour Gazette“ zufolge erhielten die 4 700 000 Arheiter der Hauptinduttrien Eng⸗ lands im vergangenen Jahre Lohnerhöbungen von insgesamt 2 200 000 Pfund Sterling die Woche. Die Klernverkaufspreise der hauptsächlichsten Lebensmittel baben sich während des Krieges mehr alg verdoppelt. Die ehemalige Kaufkraft eines Pfund Sterüing fommt fetzt der gleich, die früher zwei Schilling hatten. Die Kosten des Lebensunterhalts einer Arbesterfamilie haben waäͤhrend des Krieges um 85 vH zugenommen. .
Rotterdam, 20. Januar. (W. T. B.) „Maasbode“ meldet: Der srahere zngartsche, jetzt unter fzanzölischer Flagge fahrende Dampfer „Tibor (2727 Brutto⸗Tonsen), der eine Lodung Fehben führte, wurde im Hafen von Port Said durch Feuer
rstört.
Stockholm, 19. Januac. (W. T. B.) Nach zuverläfsigen Nachrichten aus Rußland heerscht in den äöö Efgen gorod, Kostroma, Wladimir, Smolensk, Moskau und besonders in Orenburg und Turkestan Hungergnot. Der „Volkskommissar in Verpflesurng angelegenheiten“ bat eine Ver⸗ rügung gegen die Anarchie im Verkehrswesen erlassen. Die Ver⸗ pflegung hungernder Prorimen und der Front set dei den jetztaen Zuständen unmöglich. Die Role Garde und revolntionäre Freiwillige sollen die Ordnung des Bahnverkehrs wiederherstellen.
Alicante, 20. Januar. (W. T. B.) Nach einer amtlichen Meldung der „Agerce Havas“ veranlaßte ein “ die Arbeiter zur plötzlichen Niederiegung der Arbelkt. Die Menge stürmte Läden urd Srivathäufer. Die Gen darmerie wollle die Menge zerstreuen und machte von der Feuerwaffe Gebrauch⸗ Drei Männer wunden getötet und drei schwer verletzt, eber so eine Frau. Zwei Männer sind leicht verwundet. 1
Bern, 19. Januar. (W. T. B.) Für London werden demnächst Nahrungsmittelkarten eingeführt. Die zunächft für die Verteilung von Butter und Margarine am 5. Februar in Kraft metenden Karten sind so eingerichtet, vaß daraufhin drei weuere Warengattungen rationiert werden können. Der letzthin in ganz England 129,8 Erfindüiche Fleischme zarr Fte Afes anseia can 18
tellenweise behoben. Die Einführung eines fleischlofen Tages ochye stehi k⸗ver... 1“
6
—
1 Handel und Gewerbe. 5
— Laut Meldung des „. T. B.“ hatrugen die Robeinnen der Canaoa P Feisie. een in der wweit, Robebnrhven 2 368 000 Dollar (49 000 Dollar wentger als im Vorjahre). roche Brüssel, 20. Januar. (W. T. B.) Auswoetz des Ro departements der Société Génörale de Belgigu,er 17. Januar (in Klammern vom 10. Jauuar). Aktivc. Readon bestind und deutsches Zelr 93,476 588 (93 338 301) Fr., l⸗ baben im Auslande 522 429 001 (522 454 074) Fr., Varbehen üt⸗ Guthaben im Auslande 93 260 216 (93 235 143) Fr., Darl⸗ gegen Schatzscheine der belgischen Provmzen (gemä “ Ziffer7 der Vorschriften) 480 000 000 (480 000 000) Fr. Bense und Scheck; auf belgische Plätze 140 785 483 (1359558 59;8, 190 Darlehen gegen inländische Wertpaviere 2 596 052 (2 601 492) fr. sonftige Akriven 28 748 933 (29 326 495) Fr., zusammen 1 261 296 529 (1,356 513 818) Fr. — Passiva. Be der umlaufenden Node⸗ 1 159 909 659 (1 160 153 497) Fr., Giroguthaben 162 il acn (157 269 298) Fr., sonstige Passiven 39125 708 (359 000 728) gr. zusammen 1 361 296 853 (1 356 513 818) Fr. London, 17. Januar. (W. T. B.) Bankautweiz (Berihti.
gung): Barvorrat 58 768 000 (Abn. 311 000) Pfd. Sterl. (s. L. Be⸗. lage des „R.⸗A.“ Nr. 16). 1 Paris, 17. Januor. (W. T. B.) Bankausweis. Gold
Kassen 3 322 019 000 (gegen die Vorwoche Zun. 1 611 000) Fr. Goh im Augland 2 037 108, 000 (unverändert) Fr., Barvorrat in Silde 245 872 000 (Abn. 237 000) Fr., Guthaben im Ausland 901 703 00 (Zun. 31 964 000) Fr., vom Moratorium nicht detroffene Wechsel 888 323 000 (Abn. 69 894 000) Fr., gestundete Wechsel 1 132 261 C.n (Abn. 2 571 000) Fr., Vorschüsse auf ““ 1 20 302 G0 (Aöbn. 11 879 000) Frr., Vorschüsse an den Staat 12 850 000 000 un. 150 000 000) Fr., Vorschüsse an Verbündete 3 240 000 000 Zun. 10 000 000) Fr., Notenumlauf 23 062 504 000 (Zun. 79 712 00) Franken, Schatzquthaben 48 065 000 (Abn. 108 449 000) Fr., Priba⸗ guthaben 2 857 077 000 (Zun. 160 097 000) Fr. Eb1m“
in den
Srseiin— (Notierungen des Börsenvorstandes) om 21. Januar vom 19. Janum
Geld Brief Geld “ ℳ ℳ 85
215 ½ 152 ½ 163 ½ 161¾ 112 ⁄½
68,55
für
1 Dollar 100 Gulden 100 Kronen 100 Kronen 100 Kronen 100 Franken
100 Fronen 100 Leva 80 nopel
100 Piaster 18,95 Madrid und Barcelona 100 Pesetas 117 ½
—
216 185
163
New York Holland Dänemark Schwebden Norwegen Schweuz Wien⸗ Budapest Sulgarien Konstanti⸗
215 ½ 152 ½ 163
161 112
66,55 8009
18,95 117 ½
19,05 118 ½
Die Börse zeigte heute ein ruhbiges, jedoch eher zur Schraäͤch⸗ neigendes Aussehen. Auf den meisten Gebieten überwog die Verkanfelust; insbesondere waren russische Werte, Schiffahrtgafsten sowie ber⸗ schiedene fremde Renten schwächer. Auch für Industrieaktien ver fusr 998 eine schwächere Stimmung vorherrschend. Der Schlaß vaf unbele
“
Kursberichte von auswärtigen Fondsmärkten.
London, 18. Januer. (W. T. B.) 2 ¾ % Engl. Kansolz 5, 5 % Argentinier von 1886 —, 4 % Brasiltaner von 1889 ——, 4 % Javaner von 1899 —, 3 % Portugiesen —, 5 % Rußfn von 1906 51, 4 ½ % Russen von 1909 41, Ballimore and Ohio —,—, Canadian Pacisic 160 ¾¼, Erie —, Nattonal Railways of Mexico 6 ⅛, Pennsylvanio —,—, Southern Pacific —,—, imiem Vackfice —,—, United States Steel Corporation 85, Anaconda Copper —, Rio Tinto 64 ½, Chartered 15/2, De Beera def. 15 ⁄, Goldfields 1¼, Nandmines 3. — 5 % Keiegsanleihe 93 1, 4 % Kriegsanleibe 101 ¾, 3 ½ % Kriegsanleihe 86⅛.
London, 19. Januer. (W. T. B.) Wechsel auf Amsteron kurz 10,86, Wechsel auf Paris kurz 27,13 ¼, Wechsel auf Petersbang kurz 366. — Privatdtskont 4 %3, Silber 44 ¼.
Paris, 19. Januar. (W. T. B.) 5 % Französtsche Anleihe 88,55, 3 % Französische Rente 58, 4 % Spau. anßer“ Anleibe —,— 5 % Russen 1906 50,75, 3 % Russen vor 1896 32,00 4 % Trkes unif. 63,00, Suezkanal 4610, Rio Tinto 1835.
Amsterdam, 17. Januar. (W. T. B.) Ruhig. 5 % Niederl. Staatsanleihe 100 t, Obl. 3 % Niederl. W. S. önigl. Niederländ. Petroleum 548 ¼, Holland⸗Amertka⸗Linte 439 ½, Niedes länd⸗ Fndische Handelsbank 227 ¼, Atchison. Topeka u. Santa 86 , Rock Jeland —, Southern Pacific 85 ½, Southern Railway 2 39%, Union Pacisie 126 ¾, Anaconda 143 ⁄, United States Steel Cog. 94 ¾, Französisch⸗Englische Anseihe —, Hamburg⸗Amerika⸗Linie —.
Kopenhagen, 18. Januar. (W. T. B.) Sichtwechsel af Hamburg 62,50, do. auf Amsterdam 141,00, do. auf London 15,33, do. auf Paris 57,00.
Stockholm, 18. Jauar. (W. T. B.) Sichtwechsel auf Berlin 58,50, do. auf Amsterdam 130,00, do. auf schweizerische Pläte 67,00, do. auf London 14,25, do. auf Paris 53,00. 1
New York, 19. Januar. (Schluß.) (W. T. B.) Tendeag ffit Geld: Nominell. Geld auf 24 Std. Durchschnittssatz nom., Eel) cuf 24 Std. letztes Darlehen nom., Wechsel auf London (60 Tgge) 4,72,00, Cable Transfers 4,76,45, Wechsel auf Paris auf Gicht 5,71,37, Stlber in Barren 895, 3 % Northern Pactzie Boads —, 4 % Verein. Staat. Bonds 1915 98 Q⅜, Atchison Topead u. Santa 56 82 ⅛, Baltimore and Ohio 50 ⅞, Canadian Paclfie 138 9 Cbesepeake u. Obio 51 ½, Chicago, Milwaufce u. St. Paul 422½, Dender u. Rio Grande 3 ¼, Illinois Central 93 ½¾, Louisville n Rasbvflle 113 ½, New York Central 68 ½, Norfolk u. Western 103
ennfrlvanig 45 ¾, Reading 72 ½, Southern Harti 81 ¼, Unien acisic 111 ⅛, Anaconda Copver Mining 60 8, United Stat Sled
2
Corporation 93 6, do. pref. 109.
Kursberichte von auswärtigen Warenmärkter.
London. 18. Januvar. (W. T. B.) Kupfer prompt 110. teisi Na h t⸗ E11 (W. 2909 Garne: 30 er vr. vist kurante Qualitét (Hind 38 Pence. Tücher: 125 Pards 17 9e 17 „indler) 88 8 8 „New York, 19. Januer. (W. T. 8.) (Schluß.) Baummos oko rigdlirg 32,30, de. fir Februar 31,10, do. für, Mört Zln do. für April 30,80, New Orleans do. loko mldoling 31,00, Petroh refined (in Cases) 16,50, do. Stand. white in New Pork P’p do. in Tanks 6,50, do. Credit Balances at Oll City 09 Schmalz prime Western 25,27 ½, do. Rohe & Brothers 20,00, zucker Zentrijugal 6,05, Weizen Hard Winter 229, Mehl, Shran Fßen Rüles Getxweidefracht nach Liberpahl 8 ¾ dio Nr. 9 8 ½, do. für 8,08, dv. für d. sie Naar S98, ghmn d-e. tr SBaran 806, be.
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Berlin, Montag, den 21. Jannar
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Staatsanzeiger.
—
Die polnischen Regenten haben
Tiefgerührt durch den von Euer Majestät
tteien Empfang und die erwlesene Gastfreundschaft, die wir in Fuer
Majestät Haupt⸗ und Residenzstadt Wien inniger ctigsten
aben. Sie 8 1eaeg auch die Bürgschaft engerer und
Hungen bilden. fhungen dilden. Kakowski. Ostrowski.
Auf dieses Telegramm des Regentschaftsrats hat der
aiser, wie folgt, geantwortet: D
an die
Danke
perfönliche gedeihliche
Der polnische Ministerpräsident Kucharzewski hat, eben⸗
seiner Rückkehr aus Wien, an den Minister des
Grafen Czernin folgende Depesche gesendet:
An Seine Exzellenz den Grafen Czernin, Brest⸗Litowek. Euer Exellenz ersuche ich um Enigegennahme meines wärmsten
Dankes für die außerordentlich heizliche uns in Wien von der
als nach eußern
K. u. K. Regierung erwiesene Gastfreundscha
der vielen wichtigen Angelegenheiten haben die gegenset igen guten Beziehungen weitere erfreuliche Vertiesung erfahren, was zu einem erwünschten Zusammenwirken zweifellos beitragen wird.
Hierauf antwortete der Minister d zernin, wie folgt:
Für die ltebenswürdigen Worte, mit denen Euer Exhllenz in Ihrem Telegramm an mich Ihre Wiener Eindrücke kennnichnen, zute ich Sie, meinen herzlichsten Dank entgegennehmen zu wollen. luch ich zweifle nicht, 1.g Wiener Besuch der Herren Regenien
ertiefung der gegenseitigen Beziehungen dvesenlich beigetragen hat, und hege festes Vertrauen in dos Er⸗ vdnis unserer gemeinsamen auf das Wohl Polens gerichteten Arbett.
und Euer Exzellenz zur
— Gestern vormittag fand beim Ministerpräsidenten Dr. on Seidler in der Angelegenheit der Erklärungen, die die
hgerung den Vertrauensmännern
haft über die Aenderung des Gemeindewahlrechts Hgab, eine Besprechung statt, an E rban,
ůcher, Pantz, Sylvester, U⸗ Holf teilnahmen. Der Ministerpräsident
e das „K. K. Telegraphen⸗Korrespondenzbüro“ meldet:
Es ser ihm wünschenswert erschienen, mit den in Wten an⸗ senden Vorständen der deutschen Parteien eine gründlichere Aus⸗ hache über diese Angelegenheit herbelzuführen und dabei die Auf⸗ sung der Regierung näher darzulegen, in welchem Rahmen und urchführung solcher Reformen e Regierung erkenne an, daß die Voraus⸗ die Behandlung des Ge⸗
jer welchen sie die möglich halte. D
hungen und die Gesichispunkte für — heindewahlrechts durch den Krteg wesentlt noren haben, und sie habe sich f die opferwillige Haltung aller Polkss
seges der Erkenntnis nicht verschlossen, daß künftighin auf dem hebiete des Gemeindewahlrechts die schon dem Reichsratswahlrecht igrundeliegenden demokratischen Prinzipien stärker als bisher zur
estung gelangen müssen. Dabet ser sich d ollkommen beunc daß jede Wahlrechtsänderu mokratischen auch eine nationale Seite habe.
e solche Aenderung eine Verschiebung des nationalen Kräfte⸗ rhältntisses, ein Uebergehen der polnischen Macht oder ihres Ueber⸗ wichts von einer nationalen Gruppe auf eine andere berbeifübren. vehalb entbalte in Oesterreich jede Wabl Seae zugleich ein Stück
roblem,
on unserem ewigen österreichischen nd sie könne und dürfe nicht gelöst werden,
or eingeschlofene Stück der nationalen Frage mitgelöst werde. räre unverantwortlich und gewissenlos, eine Aenderung lediglich von im demokr atischen Standpunkte zu betrachten und unter Vernach⸗ ihrer nationalen Folgen durchzuführen.
ässigung arauf an, solche Sicherungen zu schaffen, daß
hauptwirkung möglichst erreicht und die unerwünschte nationale sebenwirkung möglichst ausgeschaltet werde. Darüber sei sich jeder
1 in gemischtsprachigen Gebieten gebe es vmal keine Wahländerung ohne eine gewisse nationale Regelung. Was nun die Wünsche der Arbeiterschaft nach einer demokrattschen ntwickkung des Gemeindewahlreches und die Auffassung der Re⸗ jerung anbelange, die es füͤr zettgemäß erachte,
ernünftige Politiker klar,
n bestimmtem Maße und unter bestimmten
ukommen, so liege eine nationale Umwͤlzung weder in den Be⸗ bebungen der Arbeiterschaft, noch könnte die Regierung sie zulassen. öbenso wie die opferwillige Haltung und das verständntsvolle Zu⸗ lemmenwirken aller Volksschichten eine stärkere Heranziehung breiterer Aufgabden des öffentlichen Lebens ent⸗ unerträglicher Gedanke,
1
reise zu den Rechten und falte, ebenso wäre es ein geradezu
dem deutschen Volke durch
zusammenhängende
di Benachteiliz ung oder en Regierung habe dabher
sen Vertrerern der
babebrfüt guch volles Verständnis gefunden,
Kränkun
in ihrer
Dieser V gestellte E
die grundsätzlich zu b c gesicherte Forderung der u onomen 9 9 ½ „55
nur innen vSe ugen an die Regierung
G kfäbrdung erleide.
ie anwesenden Abgeordneten aus Böhmen erklärten, daß
du öͤhmen die Wahrung des nationalen Besitzstandes die rchführung der nationalen Zweiteilung und Selbstverwaltung Der Ministe Hräsident
zur unerläßlichen Voraussetzun — 1 g habe. mn diese Erklärung entgegen.
“ “ 1
Richtamtliches.
Oesterreich⸗Ungarn.
, nach ihrer Rückkehr Wien an den Kaiser laut Meldung des „Wolffschen henbüros“ das nachstehende Telegramm gerichtet:
in Herzenswunsch, deim Verla * ½ und K. Apostolischen Majestät den Dank darzubringen für die Aufnahme, die wir bei Euer Maͤjestät und Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin gefunden wird uns nicht nur in dankbarer Erinnerung bleiben,
ie Worte freundlicher Erinnerung, die der Regentschaftsrat des Königreichs Polen beim Wiederbetrelen des heimatlichen Bodens Kaiserin und Köntgin und an Mich gerichtet hat, haben Uns mit aufrichtiger Genugtuung erfült. Indem Ich unserem wärmsten für die ausgesprochenen Gefühle Ausdruck gebe, bitte Ich, auch Meinerseits die Versicherung der Freude über die stattgefundene Begegnung sowie Meiner innigsten Wünsche für eine glückliche Zukunft entgegenzunehmen.
insbesondere
Aenderung
rbeiterschaft ausdrücklich den Vorbebalt gemacht daß eine Aenderung nur 1 npossung an die besonderen nativnalen Verhältnisse in den nielnen Ländern ins Auge gefaßt und durchgeführt werden könn⸗. orbehalt sei dahin aufzufassen, daß sowohl dte in bet inbringung der die Neuregelung des Gemeindewablrechts reffenden Reaierungsvorlagen in den einzelnen Landtagen
orm erfolgen werde, daß der nationale Besitzstand keine
allergnädigst uns be⸗
enossen baben, ist ssen der Monarchte waäͤrmsten und auf⸗
sich vertiefender Be⸗ Lubomirski.
Karl m. p.
ft. Bet Besprechung
Kucharzeweski. es Aeußern, Graf
Graf Czernin.
der Arbeiter⸗
Waldner und bemerkte einleitend,
che Aenderungen er⸗ im Hinblick schten während des
ie Regierung natürlich ng bei uns neben der n Oesterreich könnte
dem nationalen,
ohne daß auch das in Es
Alles komme die erwünschte soztale
diesen Wünschen Modalitäten entgegen⸗
irgendwie mit auch nur die g. mgefügt vürde. Erklärung gegenüber
eine
Aussicht
wie auch aus dem Sckoße der elangenden Vorschläge
— Ueber den weiteren Verlaufe der Sitzung des Haushalts⸗ ausschusses des österreichischen Abgeordnetenhauses, in der der Ministerpräsident Dr. von Seidler Mitteilungen über den Stand der Verhandlungen in Brest⸗Litowsk machte, berichtet „Wolffs Telegraphenbüro“ wie folgt:
Der Deutschnationale Kraft bezweifelte die Zweckmäßigkeit der Veröffentlichungen der Verhandlungen in Brest⸗Ltiowsk und beklagte die Absperrung Ungarns gegenüber Oesterreich. Der VTscheche Kadlcak erkannte die hervorragenden Eigenschaften des Grafen Czernin an und wünschte, daß Graf Czernin die preußische Methode nicht annebme. Der Deutsch⸗Radikale Wolf erhob gegen die Vor⸗ gänge Einspruch, die geeignet seien, den Frieden zu verzögern und den Krieg zu verlängern. Er beantragte, die heutige Sitzung des Ausschusses aufzuheben und die für den 22. Januar einberufene Vollsitzung der Abgeordneten ab⸗ zusagen. Dieser Antrag wurde abgelehnt. Wolf sagte weiter, die deutsche Bauernschaft habe keine Ursache, Mißtrauen gegen die Breßer Verhandlungen zu hegen. Der Minister des Aeußern möge den Trumpf, den er durch die Waffenerfolge der verbündeten Mächte besitz⸗, nicht aus den Händen geben und der unentwegten Hilfe eingedenk hleiben, die Oesterreich vom Deutschen Reich in der Kriegsnot gebracht worden sei. Der Christlich⸗Soziale Niklas er⸗ klärte, der Hauptgrund der Schwieriakeiten der Brester Verhand⸗ lungen liege in dem Versuche der Bolschewisten, ihre Ideen nach Oesterreich zu tragen.
— Im ungarischen Abgeordnetenhaus richtete der Ab⸗ geordnete Paul Sandor eine Anfrage an den Minister⸗ präsidenten über das gegenwärtige Stadium der mit der deutschen Regierung gepflogenen Zoll⸗ und Handels⸗ verhandlungen. Der Ministerpräsident Dr. Wekerle ant⸗ wortete obiger Quelle zufolge:
Die Behauptung des Herrn Abgeordneten von einer gewissen Gebundenheit in Richtung auf eine Zollunion ist keinesfalls stich⸗ haltig. Es sind in dieser Beziehung verscheedene Ansichten auf⸗ getaucht, aber die Dinge befinden sich noch in einem sehr primt ven Stadium, in einem zu primitiven, alz daß man die Behaupteng aufstellen könnte, die Zollunion sei eine be⸗ schlossene Taͤtsache. Der Mmisterpräsident sagte sodann Ein engeres Verhälins mit Heutschkland ist aus höheren volkswirtschaftlichen Ge⸗ sichtepunkten wichtig. Wenn wir Teilhaber des großen wirtschaftlichen Verkehrs sein wollen, der sich von der Nordsee bis zum Schwarzen Meer und auch darüber hipaus bis nach Kleinasien hinein erstreckt, dann müssen wir uns dementsprechend wirtschaftlich einrichten. Denn wer Wirischaftspolttik hböberer Ordnung treiben will, der darf eine so große weltwirischaftliche Strecke, auf der der Transitverkehr eine be⸗ beutende Rolle spielt, nicht ungenützt lassen. Bisher ist bloß verhandelt, aber noch nicht enischteden worden. Was hin⸗ sichtlich bder Pläne über eine Zolluntion seitens der Abgeordnelen gesagt worden ist, so sind sosche Ideen aufgetaucht, aber niemand betrachtet sie als verpflichtend. Eine Entscheibung über die zoll⸗ politischen Angelegenheiten wird, soweit nicht außerordentliche Ver⸗ bältnisse dieß dindern, dem künfrigen Reichstage, jedenfalls dem Reichstage nach dem Friedensschluß, vorbehalten sein. Die Zu⸗ stimmung des Parlaments zu den betreffenden Abmuachungen ist unbedingt erforderlich, und der Herr Fragesteller kann überzeugt sein, daß er nicht vor eine vollzogene Tatsache gestellt werden wird. (Zustimmung.)
Der Fragesteller Paul Sandor dankte für die Aufklärungen und wünschte, daß das Abgeordnetenhaus, gleichwie in Deutsch⸗ land, einen Ausschuß einsetzen möge, um wirtschaftliche Fragen zu erörtern. öCC6“
Großbritannien und Irland.
Ein Notenwechsel zwischen der britischen und der niederländischen Regierung wegen der Versenkung des holländischen Dampfers „Elve“ und der Be⸗ schädigung des holländischen Dampfers „Bernisse“ auf der Reise von Westafrika nach Rotterdam durch deutsche Unterseeboote ist vorgestern veröffentlicht worden. „Wolffs Telegraphenbüro“ teilt daraus folgendes mit:
Der Dampfer „Bernisse“ hatte Rufisque in Westafrika am 3. Mat 1917 verlassen und wurde am 20. Mai durch einen eng⸗ lischen Pilfskreuzer angehalten, der ihm befahl, Kurs auf Kirkwall zu setzen. Während das Schiff das deutsche Seesperr⸗ gebiet kreuzte, wurde es am 23. Mat von einem deutschen Untersee⸗ boot angegriffen, beschädigt und durch engl’sche Fischdampfer nach Kirkwall eingebracht, wo es, um nicht zu sinken, auf Strand gesetzt werden mußte. 1 .
Am 26. Oktober 1917 erbob der niederländische Minister für auswärtige Angelegenheiten Laeschwerde des Inhalts, daß alle Ver⸗ antwortlichkeit für diese Schäden auf die englische Regierung falle, ganz abgesehen von der Ursache des Verlustes, denn es bestehe kein Grund dafür, Schiffe in englische Häfen zu bringen und sie so zu zwingen, das gefährdete Gebiet zu durchfahren.
In seiner Antwort vom 16. November 1917 sagte Balfour, die englische Regierung hätte erwartet zu hören, daß die Niederlande einen heftigen Einspruch an die deutsche Regie⸗ rung gerichtet hätte wegen der offenbar rechtswidrigen und unmenschlichen Handlungsweise der Unterseeboole, und daß diese Beschwerde aus Anlaß der durch solche Handlungsweise verursachten Verluste gegen jene Regierung gerichtet worden wäse. Das Recht der Kriegführenden, neutrale Schiffe zu prüfen und zu durchsuchen, könne nicht in Frage gestellt werden. Die Tatsache, daß solche Prüfung unter den jetzigen Verhältnissen nicht auf See stat finden könne, sei nicht abzuleugnen, und die Rechtmäßigkeit der Verbringung solcher Schiffe in einen Hafen zur Prüfung set tat⸗ sächlich während der ganzen Dauer des jetzigen Krieges zugestanden worden. Die Frage, ob die Sendung des Schtffes in den Hafen nötig gewesen wäre, sei hedeutungslos, da das Recht der Offiztere zu dieser Entscheidung zugestanden sei. Der Schaden sei unmitteibar durch rechtswidrige Handlungen der deutschen Unterseeboote ver⸗ ursacht, und die englische Regterung könne nicht dafür verant⸗ wortlich cemacht werden. Es sei auch kein Streit darüber, daß das deutsche Vorgeben, ein „Sperrgebiet“ einzurichten, in welchem neutrale Schiffe ohne Warnung versenkt werden können, im höchsten Grade rechtswidrig sei. Die englische Regierung habe mit Unbequemlich⸗ keiten für sich selbst Einrichtungen getroffen, daß neutrale Schiffe, deren Reeder gewisse vernünftige Bedingungen auf sich nehmen, an bestimmten Punkten außerhalb des „gefährdeten Gebiets“ ge⸗ prüft werden können. Die Schiffe, um die es sich hier handele, hatten aber keinen Versuch gemacht, diese Erleichterungen zu erbalten, sondern es vorgezogen, die Gefahr auf sich zu nehmen, die eintrete, falls die Entscheidung dahin getroffen werde, daß sie in einem englischen Hafen geprüft werden müßten.
Die Antwort der Niederlande vom 17. Dezember 1917 bestreitet die Ansicht, daß die Kriegführenden unter irgendwelchen Umständen das Recht hätten, ein neutrales Schiff in einen Hafen zu bringen, und daß es von diese Wille sei, es sich
In einer kurzen Antwort vom 31. Dezember 1917 sagt Balfour, die von der niederländischen Regterung vorgebrachten Erwägungen sräfen nicht die Hauptsache, nämlich daß die nieder⸗ ländische Regierung, obgleich die Scheffe durch eine zugestandener⸗ maßen rechtswidrige Handlung deurtscher Unterseehoote versen ki bezw. beschädigt seien, ihre Beschwerde an die englische Regierung und nicht an die deutsche Regierung gerichtet habe und so die englische Re⸗ gierung für rechtswierige Handlungen ihrer Feinde verantwortlich zu machen suche, während sie keine Schritte getan habe, um von den letzteren Entschädigung zu erlangen. Die erglische Regterung sehe sich außerstand“, Verhandlungen über derartige Beschwerden zu ühren, die, wie bereits bemerkt, bei den Petsengerichten anzubringen, den Beschwerdeführern freistehe. — Im Unterhause gab der Finanzminister Bonar Law bekannt, daß die Regierung den Umtausch gewisser russischer Schatzwechsel geregelt habe, falls diese notleidend werden. Es sollen d6 dreiprozentige englische Schatzbonds mit zwölfjähriger Laufzeit zum Parikurse gewährt werden. Da der Pteis dieser Schatzbonds 82 vH wäre, so entspräche dies einer Prämie von 18 vH für die Sicherstellung gegen Ver⸗ luste aus den russischen Schatzwechseln. Die Summe um die es sich handle, belaufe sich auf 17 ½ Millionen Pfund Sterling. Sodann gab Bonar Law als Ergebnis der vom vssvar- Haig veranstalteten, vom Generalnabe und dem riegskabinet auch geprüften Untersuchung über die Er⸗ eignisse der Cambrai⸗Front am 30. November laut Meldung des „Reuterschen Büros“ folgendes bekannt: Die Regierung set der Meinung, daß der höhere Befehl durch den Angriff nicht überrascht worden set und daß alle gerigneten und passenden Maßnahmen getroffen gewesen seten, um ihm zu begegnen. Die Regierung betrachte es als im hohen Grade schädlich (2), für das öffemliche Interesse, eine öffen liche C örterung über den Niederbruch, der zweifellos eingetreten set, zu veranstalten, und habe sich damit zufrieden gegeben, daß alle Maßnahmen getroffen wo den srien, um einer berartigen Lage in Zukunft gewachsen zu sein. (Beifall.)
Das Unterhaus nahm die Erörterung des Mannschafts⸗ gesetzes wieder 8 das die Regierunasvollmachten, betreffend die Dienstpflicht, auf Männer in Berufen ausdehnt, die bisher teilweise davon befreit waren.
Sir Auckland Geddes, Minister für den Nationalen Dienst, sagte, der Grund, weshalb die Regierung den Vorschlag, die Militär⸗ dienstpflich auf Irland auszudehnen, nicht in das Gesetz aufgenommen habe, sei der, daß er in diesem Krieg⸗ 8½ mehr nützen würde. Es set unmöglich, die Inkraftsetzung der Maßnahmen, welch die Regie⸗ rung zur Erlangung der für das Heer he öitgten Männer vorschlage, och Wochen oder Monate lang aufzuschieben. Lelbt wenn ein solcher Vorschlag Gesetz würde, so würden die Vorkehrungen zu seiner Durchführung erst in Fang gebracht werden müssen, und Monate würden vergehen, bevor die Wirkung einer solchen Maß ahme ein⸗ träte. Daher würde es töricht sein, die Anwendung der Dienstpflicht für Jeland jetzt anzuregen.
Da bei der Beratung über das Mannschaftsgesetz ein Mit⸗ glied des Hauses den Wunsch aussprach, einige Fragen übver den Mannschaftsbestand an den Premierminister zu richten, ging das Haus zu einer Geheimsitzung über Die amtliche Meldung über die geheime Sitzung teilt mit, daß nach einer Rede Lloyd Georges die zweite Lesung des Gesetzes über den Mannschaftsersatz ohne Abstimmung geschlossen wurde⸗
In der Beratung der Abgeordneten der Trade Unions am Freitag, die einberufen war, um die Vorschläge der Regierung in der Frage der Truppen⸗ 8 bestände zu prüfen, hielt der Premserminister Lloyd George eine Rede an die Kongreßteilnehmer, in der er mit Bezug auf die Kriegsziele, wie „Reuter“ meldet, folgendes ausführte:
„Die Warcl, vor der wir stehen, in folgen e: Um die nötigen Mannschaften zu erhalten, gibt es kein anderes Mittel, ais die Grenze des militärpflichtigen Alters auf 55 Jahre zu erhöhen, wie dies bereits in Oesterteich geschehen ist, oder die Verwundeten immer wieder in die Feuerlinte zu schicken. Wenn wir nicht imstande sind, die
vernünftigen und gemaßigten Friedensbedingungen durchzusetzen, die kürzlich von den Trade Untons verkundigt wurden. Niemals werden die deutschen Machthaber geneigt sein, auch die mindesten Friedens⸗ bedingunge anzunehmen, die irgend ein pazifistischer Redner unseres Landes aufstellte, wenn wir sie nicht dazu zwingen koͤnnen.’ Der Redner exinnerte an die Formulterung der Kriegszt⸗le, wie sie von ihm namens der Regierung und karz darauf auch von Wilson dar⸗ gelegt wurden, und erläuterie ferner, in welcher W ise diese beiden Ksundgebungen in Deutschland aufgenommen wurden. „Wenn die Entente aber“, fuhr Lloyd George fort, „nicht imstande ist, den heutigen Machthabern in Deutschland die Spitze mu bieten, so werden diese morgen die ganze Welt beherrschen. Die englische und französische, überhaupt die europäische Demokratie wird der Gnade einer grausamen Militörautokrarte ausgeltefert sein, wie sie die Welt nur je gesehen bat. Die Deutschen werden Belgten niemals räumen, wenn sie nicht damu gezwungen werden.“ Zum Schluß erklä te der Premierminister: „Wenn jemand an meiner Stelle ein ehrenhaftes und annehmbares Mittel zu finden impande ist, um ohe Kampf aus diesem Konflikt berauszukommen, so beschwöre ich ihn im Namen Gottes, mir dieses Mittel zu nennen. Metner Ansicht nach gibt es nur eine Wahl, entweder setzen wir den Kampf fort oder wir unterliegen.“
Nach Beendigung seiner Rede wurden an Lloyd George verschiedene Fragen gerichtet und von ihm beantwortet. 8
In Beantwortung einer Frage sagte Lloyd George: Die Deutschen waren immer bereit, zu dem von ihnen festgesetzten Preis Frieden zu schließen, aber dies ist nicht der Preis, den wir ihnen mu zahlen bereit sind. Wir waren früher nicht bereit, ihn zu zahlen und sind es auch jetzt nicht. Ich vertraue, daß dies die Meinung des Volkes dieses Landes ist. In dem Augenblick, wo die Deuts ben Neigung zu Fridensverhandlungen unter billigen Bepiagungen zeigen — die Bevsingungen wurden milgeteilt, es sind Bedingungen, welche die Arbeitervartet selbst im wesentlichen angenommen hat — wird niemand widerstreben, in Friedensverhandlungen einzutreten.
Ein Abgeordneter fragte, ob nicht der beste Weg, die Meinung des dentschen Vorkes zu erfahren, wäre, zu gestatten, daß Vertreter Peutschands mit Vertretern anderer Mächte in Stockholm oder anderswo zusammenkämen. Lloyd George antwortete, die Ver⸗ treter des deutschen Voltes würden natürlich von der deut chen Re⸗ gierung bestimmt werden. Man könne nur mit einer Regterung Frieden schließen.
In Beantwortung einer Frage, betreffend ine internationale Arbeitertagung, sogte Llood George: Ich habe bereits die Ein⸗ wände gegen eine solche Tagung im Unterhaus mitgeteilt.
Länder einstimmig zu dem Schlusse gekommen, daß alle Verhand-
seines Rechts nicht bebiene.
lungen, die geführt würden, zwischen den Vertretern der Regierung
deutsche Armee zu bestegen, wird es nicht möglich sein, die durdaus
Kdach
langer, sorgfältiger und reiflicher Ueberlegun, sind die verschtedenen 8