1918 / 18 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 22 Jan 1918 18:00:01 GMT) scan diff

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zur Verfügung. Vergleichen wir, was wir an Fleisch und Feit gegenüber unseren Feinden aus eigenen Mitteln herstellen konnen, so entfallen auf England 9 bis 10 und auf uns 37 Kilogramm. Um den Brotpreis auf einer erträglichen Hohe zu halten, hat England jetzt schon mit einer jährlichen Belastung von 800 Millionen Mark zu rechnen. Das und andere Erscheinungen lassen uns erkennen, mit welcher Zuversicht wir auf unsere Ernährung sehen können. Alle Vergleiche zeigen uns, daß wir eine große Ueberlegenheit über unsere Feinde auf dem Gebiete der Versorgung mit Lebensmitteln haben. Wenn der Finanzminister gegenüber dem Abg. Dr. Mehring sagte, er könne allerdings nicht den wirtschaftlichen Sieg unserer U⸗Boote nachweisen, aber er glaube daran, so erbringen die von mir angeführten Zahlen den Beweis, daß der Sieg uns todsicher zufallen muß. (Zu⸗ stimmung rechts.) Und wie staht es finanziell im Ausland? Unsere Kriegsanleihen sind durchweg bei 5 % Verzinsung mit 98 gedeckt worden; die englischen 3 prozentigen Papiere waren bereits im November auf 67 ½¼ herunter, wie ebenfalls der „Economist'’ feststellt. Unsere Valuta, die durch die ewige Erklärung unseres Friedenshungers, unserer Kriegsmüdigkeit im neutralen Auslande immer weiter herunter⸗ gedrückt war, hat sich in den letzten Tagen auffallend gebessert, ein Beweis dafür, daß ihr Stand de bestimmt wird durch die Handels⸗ beziehungen, sondern auch durch die politische Machtstellung. Aller⸗ dings müssen gegenüber dem entschlossenen Arbeiten und Durchhalten in der Heimat auch von der Diplomatie größere Leistungen gefordert werden, als man ihr vor dem Kriege und während desselben bisher nachsagen kann. Auf einen Verzicht der allgemeinen Zukunftssicherung, auf Zukunftsträume von einem allgemeinen Völkerfrieden darf nicht hingearbeitet werden. (Abg. Hoffmann: Also auf neue Kriege!) Die deutsche Landwirtschaft ist durchaus dafür, daß aus den Ländern, mit denen wir jetzt unterhandeln, Nahrungs⸗ und Betriebsmittel herein⸗ genommen werden, aber aus fiskalischen Rücksichten könnte doch er⸗ wogen werden, ob man nicht unsere Einfuhrzölle weiter erheben sollte, wenn wir uns nicht durch einen Siegesfrieden die Mittel verschaffen können, um die enormen Ansprüche an die Steuerkraft des Landes zu senken. Wird hier nicht vergesorgt, so kann es geschehen, daß das Reich zu Quellen greifen muß, welche das Land und besonders die konsumierenden Massen bedrücken müssen. Die Behauptung, der Nachweis sei erbracht, daß Deutschland auf die Dauer seine Bevölkerung nicht ernähren könne, daß man sich also Rußland im Friedensvertrag so verpflichten müsse, daß für uns von da der Bezug des Mehrbedarfs an Nahrungsmitteln staatlich ge⸗ sichert sei, ist ein gefährliches Schlagwort; Deutschland würde sich dann rettungslos auch hochpolitisch diesem Lande verschreiben. Die⸗ jenigen Sozialdemokraten, die ernsthaft ökonomische Studien getrieben haben, wie Calwer, Arthup Schulz, Kautski, der Unterstaatssekretär Müller, haben erkannt, daß Deutschland unbedingt einen Agrarschutz nötig hat, um das deutsche Volk genügend ernähren zu können und es so auch politisch zu sichern. Nach einer unanfechtbaren Statistik produzierte Deutschland in den Jahren 1881 1885 pro Kopf 176 Kilogramm Brotkorn, in den Jahren 1911 —1913 aber 211 bis 235 Kilogramm, also rund 50 bis 60 Kilogramm mehr pro Kopf. Da⸗ mit ist bewiesen, daß die heimische Landwirtschaft den Bedarf der Bevölkerung bis auf einen verschwindenden Rest decken kann. Die Wiederkehr des Friedens wird uns noch ganz andere Produktions⸗ möglichkeiten bringen; ich verweise nur auf die Stickstofferzeugung, die wir während des Krieges gelernt haben. Wir sind im stark bevölkerten Deutschland zwar nicht reich an Boden, aber am besten gestellt hin⸗ sichtlich des Neichtums unsres Bodens. Von den 360 Millionen Tonnen Getreide, welche der Erdball erzeugt, kommen nur 30 Mil⸗ lionen in den Welthandel; Rußland, der größte Exporteur, führt nur 14 % der eigenen Erzeugung aus, Nordamerika nur 3,8 %. Diese Exporte der Ueberschußländer hse zunächst so gut wie ganz ver⸗ sagen, nicht bloß wegen der Welternte und wegen des Zusammen⸗ chrumpfens der sichtbaren Bestände, sondern wegen der Reduktion der Transportmittel auf ein Minimum. Nach dem Kriegsende wird England nur über ein Sechstel der Tonnage vor dem Kriege verfügen. Wir haben also nicht nötig, aus Besorgnis vor Lebens⸗ mittelnot Handelsverträge zu schließen, welche Deutschland jeder wirtschaftlichen Machtstellung im Auslande entkleiden. Wir müssen die russische Grenze für die Unternehmungslust der deutschen Indu⸗ strie und des deutschen Handels zu öffnen wissen; wir können uns mit Rußland auch nur auf einen bedingten Meistbegünstigungsvertrag einlassen. Der bisherige Zollschutz muß der deutschen Landwirtschaft erhalten bleiben, ebenso ein wirksamer Viehseuchenschutz an der Grenze. Unter keinen Umständen können wir uns darauf einlassen, daß Oesterreich eine Vorzugsstellung eingeräumt wird, die uns später einmal lahmlegen könnte. Schon Bismarck hat gesagt, daß durch wirtschaftliche Zugeständnisse politische 11“ nicht zu er⸗ reichen sind, daran müssen wir auch jetzt festhalten. Gerade eine offene Aussprache hierüber und der Abschluß von Verträgen, die keinen Dorn zurücklassen, sind solchen einseitigen Begünstigungen vorzuziehen, die der eine Teil dauernd als eine Last empfinden muß. Wenn in Baypern eine stürmische Bewegung entstanden ist angesichts solcher Möglichkeit, die auch die bayerischen Erzeuger von Gerste, Hopfen, Malz, Vieh und Wein schädigen könne, so können die Herren hinsichtlich der norddeutschen Landwirtschaft durchaus be⸗ ruhigt sein. Nur wenn die Vertragsverhandlungen im Gefühl der Stärke betrieben werden, können sie zu einem guten Ende führen; es schlägt heute auch auf diesem Gebiete die Schicksalsstunde. Aber auch der Sorge der Stunde müssen wir gerecht werden, und dazu dienen die heute von uns eingebrachten Anträge, die Beschaffung der Dünge⸗ mittel und der Sämereien usw. betreffend. Noch immer herrscht

absolute Unklarheit darüber, wie weit wir damit zu rechnen haben,

wie weit wir den städtischen Konsumenten, die mit uns Lieferungs⸗

verträge abschließen wollen, entgegenkommen können. Wir hoffen,

hierüber entweder sofort eine zufriedenstellende Erklärung der Re⸗ gierung zu erhalten oder doch eine solche, daß an zuständiger Stelle für die Erleichterung der Situation vorgesorgt werde und daß die Regierung mit dem größten Nachdruck bei der Reichsinstanz diese Forderung vertreten wird. Durch Vergrößerung der Kartoffelanbau⸗

flöche müssen wir die Volksernährung sichern. Wenn nicht Anreiz⸗

mittel dafür gewährt werden, so muß die berufene Vertretung der deutschen Landwirtschaft erklären, daß sie die Verantwortung für das Durchhalten im nächsten Jahre nicht tragen kann. Die freie Lieferung von Saatgut für eine vergrößerte Anbaufläche würde die rationelle Bestellung verbessern, aber die Zufuhr durch die Eisenbahn oder die Fuhre kann nicht stattfinden. Es muß deshalb nicht nur dort, wo es sich um auswärtiges Saatgut handelt, sondern auch um Saatgut aus eigenem Betriebe, dieses aus Staatsmitteln zugunsten des Mehr anbaus gewährt werden, dann fällt der Gedanke der Barzahlung weg, und es handelt sich um eine Unterstützung des Konsumenten, der sonst einen größeren Anteil an dem Kartoffelpreis bezahlen müößte. Ferner muß mit dern kritischen Ueberngangszeit des Go fangenenaustausches für den Zuzug von Wanderarbeitern gesoyral

werden, denn durch den Mangel an Arbeitskräften könnte allein die

anze Volksernährung zusammenbrechen. Wir vertrauen darauf, daß

die durch die Krieaserfahrung aufgeklärte Regierung des preußischen

Staates und des Reiches es an nichts fehlen lassen wird. (Beifall

rechts.)

Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten

von Eisenhart⸗Rothe:

Es ist außer Frage, meine Herren, daß die Aufgabe der heimischen

Landwirtschaft, unser Volk mit den zum Durchhalten erforderlichen Nahrungsmitteln zu versorgen, mit jedem Jahre des Krieges schwerer wird. Die bisherigen Leistungen unserer Landwirtschaft aber verdienen volle Anerkennung, und jeder, auch aus dem Kreise der Verzehrer, der es durchschaut, mit welchen wirtschaftlichen Schwierig⸗ keiten unsere Landwirte heute zu kämpfen haben und welche Anforderungen an sie gestellt werden, wird dieser Anerkennung gern

eitreten. Ich freue mich, daß ich mit dem ersten Worte, das ich als

der neue Landwirtschaftsminister an das hohe Haus zu richten Ge⸗ legenheit habe, dem Dank der Königlichen Staatsregierung für diese

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„Leistungen der heimischen Landwirtschaft Aussruck geben kann. (Brabot

rechts.) 8

Ist dies richtig, werden naturgemäß mit jedem Kriegsjahre die Ernährungsschwierigkeiten stärker, und wird also auch im Jahre 1918 der Mangel an Nahrungsmitteln wachsen, wenn man den Dingen ihren gewohnten Lauf läßt, so gebietet die Vorsicht, daß man auch einmal zu außerordentlichen Maßnahmen greift, um den Erfolg der Ernte zu steigern,, vorausgesetzt, daß diese der Allgemeinheit und nicht nur einem Teile der Bevölkerung zugute kommen. Meine Herren, ich als Leiter der landwirtschaftlichen Abteilung der Staatsverwaltung begrüße jede Maßregel, die auf die Stärkung der landwirtschaftlichen Produktion abzielt, selbstverständlich auf das lebhafteste. Es ist meine stete Sorge dessen können Sie gewiß sein —, die landwirtschaft⸗ liche Produktion auf ihrem Stande zu erhalten und nach Möglichkeit zu fördern. Das scheint mir das Gebot der Stunde für den Land⸗ wirtschaftsminister zu sein. 8

Meine Herren, ich freue mich daher, erklären zu können, daß die Königliche Staatsregierung mit dem Antrage, der auf di Ver⸗ mehrung der Kartoffelerzeugung gerichtet It. Prinzip, also der Tendenz nach, einverstanden ist. Ein Teil der Wünsche der Herren Antragsteller ist ja auch schon dadurch befriedigt, daß die Festsetzung eines auskömmlichen Erzeugerpreises für Kar⸗ toffeln für das Jahr 1918 bereits erfolgt ist. Dagegen wird die Königliche Staatsregierung mit Rücksicht darauf, daß die Reichs⸗ instanzen es abgelehnt haben, eine Prämiierung der Anbau⸗ flächen cintreten zu lassen, diesem Gedanken auch nicht weiter Folge geben können, insbesondere auch, weil sie sich von dem andern Wege, dem einer finanziellen Unterstützung der Saatgutbe schaffung, erheblich bessere Erfolge verspricht. In derselben Linie liegt ja auch der Antrag, der heute von den Herren Mitgliedern der Zentrums⸗ fraktion hier eingebracht worden ist.

Meine Herren, ich muß mich auf diese allgemeinen Erklärungen beschränken. Wie die Sache nachher im einzelnen auszuführen sein vird, muß späterer Erwägung vorbehalten bleiben. Ich will nicht verkennen, daß da erhebliche Schwierigkeiten vorliegen. Ich kann mich insbesondere noch nicht darüber erklären, wie hoch die Prämien sein werden, die die Königliche Staatsregierung auswerfen kann, ich will nur sagen, daß die Königliche Staatsregierung überhaupt bereit ist, zur Beschaffung guten Saatgutes finanzielle Mittel für den kleinen und mittleren Grundbesitz zur Verfügung zu stellen, so weit dies mit den Diepositionen des Kriegsernährungsamtes vereinbar ist. Meine Herren, ich hoffe, daß Ihnen diese allgemeine Erklärung ge⸗ nügen werde. Ich hoffe aber vor allen Dingen auch, daß diese Maß⸗ regel dann einen guten Erfolg haben wird, und daß die anderen Bundesstaaten dem Beispiele Preußens hierin folgen werden.

Ich gehe nun zu dem andern Antrag betr. die Sicher⸗ stellung von Düngemitteln und Sämereien über. Ich muß um Entschuldigung bitten, wenn ich dabei etwas ins Ein⸗ zelne gehe. Das liegt in der Natur der Sache; denn selbstverständ⸗ lich sind die Verhältnisse für die verschiedenen Düngemittel und Sämereien verschieden.

Was zunächst den Stickstoff angeht, so wird mit allen ver⸗ fügbaren Mitteln dahin gearbeitet, hier eine möglichst starke Er⸗ zeugung zu erzielen. Es gelingt dies auch in erheblichem Umfange und dauernd mehr. Leider aber kann aus Gründen, die ich hier nicht näher ausführen kann, der Landwirtschaft nur ein Teil der Produk⸗ tion zur Verfügung gestellt werden; und wenn auch die landwirtschaft⸗ liche Verwaltung dauernd bestrebt ist, diesen Teil möglichst anwachsen zu lassen, so bleibt doch wenigstens während des Krieges immer nur ein Bruchteil des Friedensverbrauchs für die Landwirtschaft ver⸗ fügbar. Es ist aber als sicher anzunehmen, daß nach dem Kriege min⸗ destens das Doppelte von dem, was im Frieden gebraucht wurde, der Landwirtschaft zur Verfügung stehen wird und zwar aus der Inlands⸗ erzeugung.

Aehnlich steht es mit der Phosphorsäure. Auch hier wird mit aller Energie die Gewinnung betrieben. Aber auch hier kann aus denselben Gründen, wie beim Stickstoff, nur ein Bruch⸗ teil des Friedensbedarfs der Landwirtschaft überlassen werden.

Für Kali sind die Anforderungen gegenüber dem Verbrauch vor 1913 bis über das Doppelte gestiegen, und es ist anzunehmen, daß die Produktion diesem Bedürfnisse entspricht, so daß der größte Teil der Anforderungen befriedigt werden kann. Ob allerdings die Anlieferung zu den Verbrauchsstellen überall rechtzeitig wird erfolgen können, wird von der Entwicklung der Verkehrsverhältnisse abhängen. Auck für den Kalk haben die Kriegsverhältnisse es mit sich gebracht, daß der Bedarf der Landwirtschaft in vollem Umfange nicht wird ge⸗ decht werden können.

Für Gemüsesamen, Kohlrüben⸗ und Möhrensamen liegt die Ein⸗ fuhr der Reichsstelle für Gemüse und Obst ob. Ich bin daher nicht in der Lage, hierüber irgendwelche näheren Erklärungen abzugeben. Zuͤckerrübensamen ist so reichlich vorhanden, daß nicht nur der in⸗ landische Bedarf voll wird gedeckt, sondern daß noch den Verbündeten davon wird abgegeben werden können. Der Samen für Gras, für Klee und andere Futtermittel, wie z. B. Seradella, für Futterrüben und Wasserrüben wird von der mit dem Landwirtschaftsministerium zusammenarbeitenden Betriebsstelle für Kriegswirtschaft im Verein mit den betreffenden Handelskreisen beschafft. Die Betriebsstelle hofft, daß sie den Bedarf, der in diesen Stoffen angemeldet ist, voll wird befriedigen können. So steht die Sache im einzelnen.

Es ist nicht zu verkennen, meine Herren, daß die Bedingungen für die landwirtschaftliche Produktion im Jahre 1918 manches zu wünschen übrig lassen, aber wirtschaften läßt sich doch noch; und wenn wir bedenken, daß vor der nächsten Ernte vier Kriegsjahre liegen werden, in denen die Bestellung durchgeführt werden mußte, so können wir unsere wirtschaftlichen Zustände doch immer noch als einiger⸗ maßen günstige bezeichnen. Sollte es unseren Feinden belieben, noch weiter ihre Aushungerungsversuche bei uns zu machen, so werden diese ebenso kläglich scheitern wie die bisherigen. Wir werden in dem Bewußtsein, daß nicht wir es sind, die den Krieg verlängern und

die die gegenseitige Absperrung der Völker verschulden, wie bisher in Ge⸗ duld die unausweichlichen Entbehrungen auf uns nehmen, und unsere

Landwirte werden in alter bewährter Energie alles daran setzen, das

Volk ausreichend mit Nahrungsmitteln zu versorgen. Meine Herren, es ist mir nicht zweifelhaft, daß wir dann wirtschaftlich mit der gleichen Ruhe der Zukunft entgegemgehen können, wie in militärischer Hinsicht, jedenfalls erheblich ruhiger als diejenigen, die uns diesen

Wirtschaftskrieg aufgezwungen haben. (Bravo!l)

Albg. Dr. Frenbel sforkschr. Volksp.): Die

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geordnetcn Hoesch brauchen unsere Unterbändler in Bre⸗ 1 sie werden ihre schwere Aufgabe so lösen, wie es nur zur Ehre 5⸗ Ruhme des Deutschen Reiches möglich ist. (Sehr richtig! se und ist ungreckmäßig, ihren Arbeitstisch noch mit Wunschaeee. e) seits zu belasten. Für die Landwirtschaft ist das wichtgft 8 Fe mit Stickstoff. Der Stichstoff ist bisher du 8 führung von Chilesalpeter gedeckt worden. Jetzt wird 9 d. Teil des Rohmaterials zur Sprengstofferzeugung gebraucht. ber Ausfall ist die heimische Kriegsstofsproducttion eingetreten. Iul de Kalkstickstoffobriten steht der größte Teil unter der Leitung der vude instanzen. Der Lankwirtschaft wird nur ein Bruchteil der E. Reits zur Verfügung gestellt, es könnte aber besser aussehen, wenn vceuging ken ihre Betricbe voll ausnützen könnten und die im Bau befindne E Mollcden

Betriebe schneller gefördert würden. Die Reichswerke babe. 1 werte Haden bei 1 den ihnen die Rof⸗

verschiedenen Instanzen petitioniern müssen, da materialien, Kupfer, Kalk, Baumaterialien freigegeben werden. . Materialien waren da, wurden aber leider zu spät zur Veriika De stellt. Die Betriebe wurden auch nicht rechtzeitig und de x. Kohle versorgt, die Reichewerke haben daher nur 60 % ihrer Lnn ni fähigkeit erreicht, sie würden aber volle 100 ℳ, erreichen Fer. n diese Uebelstände behoben wären. h wenn daß die nötigen Stickhstoffe und Sümereien der Landovirtschaft an Verfügung gestellt werden. Bei den Handelsvertrageverhanaunt in Brest⸗-Liwowsk müssen wir die Meistbegünstigung, überhaud n gesunde Vertragspolitik gegenüber Rußland, Oesterreich und ai⸗ anderen Staaten verlangen. Unser Staatswesen beruht auf den Blühen und Gedeihen von Industrie und Landwirtschaft. An is. Grundlagen unseres Wirtschaftslebens darf nicht gerüttelt werden Wr haben aber die Kriegslasten, die Steuerzuschläge, die War numsan steuer, die Verkehrssteuer, Erhöhung von Gebühren, den Zuschlag de⸗ 100 *, eine Kohlensteuer, Elektrizitätssteuer usw. auf uns nehn⸗ müssen. Wird unsere Steuerveranlagung anders gehandhabt dn können wir noch ganz andere Mittel aufbringen. Das soll die R⸗ gierung sich überlegen, ehe sie uns neue Lasten zumutzt. Notwendi ist auch ein Ausbau unserer Wasserstraßen. Bei den ganzen Verhäl⸗ nissen unserer Eisenbahnen werden wir bezüglich der Beforderung 7 Massengütern erst dann wieder das Gefühl der Sicherheit gewuntn wenn unser Wasserstraßensystem gebührend ausgebaut wird. Dr Minister hat kein Wort darüber gesagt, wie er sich zu den diesbenin lichen Wünschen verhält. Einen uferlosen Ausbau der Wasserstrang verlangen wir natürlich nicht. Ich gebe zu, daß die Lage urscter Staatsbahnen in vieler Bezichung von der anderer Unternehmunga abweicht. Aber bei einem Umschlag von mehreren Milliarden ists doch als ein Verlust zu bezeichnen, wenn aus den Rücklagen die Mitz für außerordentliche Ausgaben nicht aufgebracht werden können. Agg dem Betriebe und den Einnahmen der Eisenbahnen ersehen wir ibr, gens, was das Reich dem preußischen Staate in dieser Beziehung der dankt. Wollte Preußen in dieser Beziehung seine Anforderungen a das Reich durchführen, dann könnten ganz andere Ergebnisse erzil werden. In der Verwaltung ließe sich allerdings manches durch ve⸗ einfachung verbilligen, hier weichen die Kirchhoffschen Vorschläge mit so weit vom Wege ab. Jetzt sollen die Transportgebühren für e Kriegszeit um 15 % erhöht werden. Dies soll zwei Jahre nath Friedensschluß andauern. Ich möchte da vorschlagen, das Geset 5 6 497 . 828 18 8 5 Pbe 5 LAN zu fassen, daß diese Tarife bis zu 15 erhöht werden können. Ch ist die Eisenbahnverwaltung in die Lage versetzt, den sich screal ändernden Verhältnissen jederzeit anpassen zu können.

Abg. Haenisch (Soz.): Die erhöhten Ausgaben im (it waren geboten durch die dringend erforderliche Aufbesserung der . amtengehälter. Die Regierung schlägt zwei Wege vor, einmal weitere Erhebung des außerordentlichen Kriegszuschlages und dan d Erhöhung der Personen⸗ und Frachttarife. Nach den Ausführung des Herrn Cassel ist es zum mindesten zweifelhaft geworden, cen Erhebung der Kriegszuschläge ist; die Erhöhung m Tarife lehnen wir ab. Handel und Wandel sind durch die bisherm Zuschläge schon sowieso ungeheuer belastet. Die Verwaltung doft, damit auch eine Einschränkung der überflüssigen Reisen zu erreite. Aber heute reist doch niemand, der nicht dazu gezwungen ist. Wn meinen, daß die schon vorhandene starke Erhöhung der Tarife aff durchaus ungesetzliche Weise zustande gekommen ist. Eine so exorbitent Steigerung hätte nicht ohne Genehmigung des Parlaments vorg⸗ nommen werden dürfen. Herr Kirchhoff verlangt neuerdings als Kriegsnotmaßnahme die Schaffung eines Reichsverkehrsamtes. Wr vermissen im Etat die Auskunft darüber, ob die Regierung den Am⸗ bau der Gewerbeinspektion weiter in die Hand nehmen will. Bi wünschen den für ihre berechtigte wirtschaftliche Betätigun und für den Gebrauch ihrer Muttersprache weitesten Spielraum. Aer solche kulturelle und wirtschaftliche Betätigung halten wi nuv für möglich im Rahmen des preußischen Staates. Des dient auch den Polen zum Nutzen, da man mit dem polnischa Nationalstaat bishey nur schlechte Erfahrungen gemacht het⸗ Auf die Frage des Belagerungszustandes und der Zensur werden wi⸗ bei der zweiten Lesung ausführlich zurückkommen; wir hoffen, di den völlig unleidlichen Zuständen auf diesem Gebiete durch die Reich⸗ gesetzgebung baldigst ein Ende gemacht wird. Es ist unbedingt e⸗ forderlich, daß die Versammlungsfreiheit alsbald wiederhergestele vwird, damit die Wahlrechtsfrage öffentlich erörtert werden kann: dis heute sind mir und meinen politischen Freunden im Bereich des Ober⸗ kommandos in den Marken alle diese Versammlungen verboten ner⸗ den. Was in Köln und Aachen möglich ist, muß doch auch in Berlr möglich sein; der Minister des Innern muß hier seinen ganzen Cir⸗ fluß aufbieten, um freie Bahn zu schaffen. Die Ernährungspolitt die zu den heutigen unhaltbaren Mißständen geführt hat, das unhen⸗ volle Sostem Waldow muß beseitigt werden, und zwar je eher, dest besser. Der Gang der Diskussion zwingt auch uns zu einer allgemeine Beleuchtung der außer⸗ und innerpolitischen Lage, wobei aber 11. außerordentlich schwierige Situation unserer Unterhändler in Brest Litowsk zu äußerster Reserve zwingt; das plumpe Dazwischenfahran der alldeutschen Presse vor 14 Tagen, und das Gebaren der Vnter landspartei haben wir sehr bedauern müssen. Wir wünschen dringend, daß auf dem Wege beiderseitigen Entgegenkommens so bald wie mog

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lich eine ehrliche Verständigung mit Rußland zustande kommt, m die Grundlagen einer solchen mit der Ukraine bereits geschaffen sin⸗ Nach dem Sturze des Zarismus gibt es unüberbrückbare Gegenscte zwischen dem deutschen und dem russischen Volke doch nicht eg i letzteres hat den Krieg ebensowenig gewollt, wie das deutsche; eec. hineingehetzt worden durch den Zarismus und seine Expanfionsgengr, durch die französische Revanchelust und durch den englischen siste talismus. Der Krieg hat deutlich gezeigt, daß wir ohne gäll Zufuhr unser Volk und unseren Viehbestand nicht Fenüchan fenhh können. Der Krieg hat aber auch gezeigt, wie sehr Rußlang⸗ die deutsche Industrie angewiesen ist. Einen sympathi cen Felk richten wir icber die Grenzen an das schwergeprüfte russi he iesen. Zustimmung b. d. Soz.) Beide Völker sind aufeinander angemeli.- er größte Staatsmann Deutschlands, Bismarck, h r jet 1866 Oesterreich⸗Ungarn gegenüber bereits befolgt, welches Rur die Rußland gegenüber in die Praxis übersetzt wissen wollen. Nur⸗ br solche weitsichtige Politik, die über die nächsten zwei, dee dgFahten hinaus denkt, kann hier förderlich sein. Die Sprecher der Uing

1. wün⸗ verlangen einen größeren Schutz unserer Ostgrenze. Auch d 10l4

schen, 11“ vor der Wiederkehr der schlimmen

zu bewahren, darum sollen die Randvölker der russischen eine starke Selbständigkeit erhalten, aber eine weit stärkere d’ icherung wäre ein dauerndes, freundnachbarliches Verhältnis sanela Deutschland und Rußland. Das Zustandekommen eines gesthla⸗ ohrlichen Friedens mit Rußland ist auch notwendig für die. Iji isbe nigung des Allgemeinfriedens. Wenn das fhanaöfsch und ndlaß

Volk, diese Irregeleiteten, erst erkennen, daß auf der Erun⸗ - deutschen Friedenspolitik vom Dezember 1916 ein ehrli 8 Frohe möglich ist, dann werden sie es überdrüssig werden, ich eine et⸗ sungozgel⸗ Englands weiter mißbrauchen zu lassen. Durch 1

. ürch gesprät erständigung mit Rußland muß der eiserne Reifen gesohe

werden, den England um die gegnerischen Länder zu schn 8 4

Pölkerscha

Kontinent zu bleiben.

standen bak. (Akbg. Heffmann; Also warken, bis die Revolution;

unnt, wie in Oesterreich!) Ein Friede, der der gebrachten Opfen wert sei, wie die Alldeutschen und Vaterlandsparteiler rerlangen, Ist überhaupt. unvorstellbar. Auch die Sozialdemokraten sind eine deutsche Arbeiterpartei übrigens gar kein Gegensatz zu international ohne eine Spur von Chauvinismus und von nationaler Ueberheblich⸗ keit; wir wünschen also auch, daß der Friede so abgeschlossen wird daß dabei die deutschen Interessen zu ihrem Rechte kommen. Die deutsche Sozialdemokratie wird daher auch für die Loslösung Elsaß⸗ Lothringens nicht zu haben sein; eine elsaß⸗lothringische Frage existiert für die deutsche sozialdemokratische Partei nicht. (Lebhafter Beifall. Zwischenrufe der Unabhängigen Soz.) Auch das Hineinreden irgend einer außerdeutschen Macht in rein innere deutsche Angelegenbeiten lehnen wir ab; da haben weder Herr Wilson, noch Herr Clemenceau, noch Herr Lloyd George etwas zu sagen. Das Selbstbestimmungs⸗

recht der Völker, wie es die Entente auffaßt, sollte zunächst einmal in Irland, in Indien, in Aegypten zur Tat gemacht werden. Wir

fordern einen Frieden, der auch Deutschlands wirtschaftspolitische

Unabhängigkeit gewährleistet; jeder andere Friede, ein englischer Friede, der uns vom Weltmarkt absperrt, würde gerade die deutsche Arbeiterschaft aufs schwerste benachteiligen. (Fortdauernde Zurufe der Abgg. ö“ und Stroebel.) Jede Vergewaltigung fremder

ften lehnen wir ab. Wir würden es für ein Moment der Schwächung anseden, in den deutschen Volkskörper fremde Volksteile einzuverleiben. Serbien muß den freien Zugang zum Meere be⸗

kommen, den man ihm 1912 vorenthalten hat. Auch die Bulgaren

haben ein volles Recht, sich mit ihren mazedonischen Stammes⸗ genossen zu vereinigen. Von einer offenen oder verschleierten Annexion Belgiens wollen wir nichts wissen; deswegen braucht Belgien nicht für alle Zukunft das englische Bollwerk auf dem (Hört, hört, bei den Unabhängigen Soz.) Verzichten wollen wir darauf, daß auf unerreichbarc, uferlose Er⸗ oberungsziele hin der Krieg ins Endlose verlängert wird. Das Wor vom Verzichtfrieden hat im Auslande eine völlig falsche Auffassung über die Stimmung in Deutschland erzeugt. Die Agitation der Vater⸗ landspartei und die beschämenden Vorgaänge in der Berliner Ver⸗ sammlung, wo Anhänger des Herrn Fuhrmann arme Kriegsbeschädigte mißhandelt haben, bedauern wir agufs allertiefste, sie sind kein Ruhmesblatt in der deutschen Geschichte. Den alten, vergiftenden Gegensatz von vaterländischen und vaterlandsfeindlichen Parteien, den man mit dem 4. August 1914 begraben glaubte, hat die Vaterlands⸗ partei zu neuem Leben erweckt, und leider stehen auch Liberale in die⸗ fer unheilvollen neuen Parteibildung. Das kurzsichtige und schroffe Aöblehnen aller Reformen seitens der konservativen Partei ist mir ein deutliches Kennzeichen dafür, daß die Stunde ihrer Herrschaft ge⸗ schlagen hat. Diese Partei hat sicher eine politische Vergangenheit gehabt und auch zweifellos politische Leistungen aufzuweisen, da ist es traurig, wenn eine solche Partei nicht das Gefühl dafür hat, wenn ühre Stunde schsägt, rechtzeitig von der Tribüne abzutreten. Wenn wir den Krieg bis jetzt siegreich durchgehalten haben, so geschah es tootz unserer preußischen Zustände. Wie es uns während des Krieges an innerer politischer Führung gefehlt hat, so hat auch die deutsche Diplomatie verfagt, deren Typus jetzt Luxburg ist. Wir brauchen uns nicht in unsere inneren Verbältnisse vom Auslande dreinreden zu lassen, aber unsere reaktionäre Politik hat während und vor dem Kriege auf das Ausland schädlich eingewirkt. Das alte Wahlrecht mag viel⸗ leicht für das alte Preußen passend gewesen sein, für das jetzige Volk mit seinem Welthandel paßt es nicht mehr. Etwas Stumpfsinnigeres als dieses alte Geldsackwahlrecht läßt sich gar nicht denken. Das Reichstagswahlrecht hat dagegen in höchstem Maße nationalisierend gewirkt, indem es den Arbeiter für den Stgat und für das nationale Leben interessierte. Das Zentrum darf an keine Vertuschung und Ver⸗ schleppung der Wahlreform denken, sonst hat seine Stunde als Massenpartei geschlagen. Ich habe selbst die erbitterte Stimmung der katholischen Arbeiter in der Wahlrechtsfrage kennen gelernt. Ueber die Aufgabe der nationalliberalen Partei im neuen Preußen und im neuen Deutschland hat sich der Herr Vizepräsident des Staatsministe⸗ riums erst kürzlich ausgesprochen. Es ist anzuerkennen, daß Herr Friedberg den nationalen Notwendigkeiten der Stunde zugänglich ist und sich ohne Rücksicht auf frühere Aeußerungen und Wendungen zum gleichen Wahlrecht bekannt hat. Abgeordneter Lohmann ist durch seine Taktik dabei, seine Partei ebenso in Grund und Boden zu führen, wie es Abgeordneter v. Heydebrand mit der konservativen tut. Die preußische Wahlrechtsfrage ist zu einer nationalen Frage allerersten Ranges geworden. Wegen der Verschleppungsversuche kann es in der deutschen Arbeiterschaft leicht zu inneren Krisen kommen. Solche können wir bei unserer schweren Lage nicht gebrauchen. Ich warne deshalb nachdrücklich davor und hoffe, daß die große geschichtliche Not⸗ wendigkeit sich auch in Preußen durchsetzen wird. 8 Abg. Herold (Zentr.): Der Antrag auf Vergrößerung der Kartoffelanbauflläche ist für die Ueberwindung der Ernäbrungs⸗ schwierigkeiten von größter Bedeutung. Die vollständige Erfassung aller Vorräte, die schärfste Rationierung nützt nichts, wenn keine Vor⸗ räte vorhanden sind. Der höchste Nährwert für eine Flächeneinheit wird durch den Kartoffel⸗ und Rübenanbau erzielt; haben wir aus⸗ reichend Kartoffeln, dann ist unsere Ernährung auch auf die Dauer szchargestent Bedenklich aber ist der wesentliche Rückgang dieser Fläche in den letzten zwei Jahren. Der Wunsch eines ausreichenden Erzeugerpreises ist schon erfüllt; es bleibt bei den 5 ℳ. Die Mehr⸗ anbauprämie, sei es in bar, sei es in unentgeltlich zu lieferndem Saat⸗ gut, billigt der Landwirtschaftsminister in der Tendenz; danach dürfte auch der Fnanzminister bereit sein, die erforderlichen Mittel zur Ver⸗ fünung zu stellen. Es könnte ja die Gesahr bestehen, daß nun die Anbaufläche zu sehr vergrößert wird, und es nachher an Dünge⸗ mitteln mangelt; aber dieser Gefahr wird dadurch vorgebeugt, daß die Versorgung der Landwirtschaft mit Düngemitteln mit der Vergrößerung Hand in Hand geht. Für ausreichendes Saatgut muß natürlich ebenfalls gesorgt werden. Von kaum minderer Wichtigkeit für die Produktion ist das Verlangen des zweiten Antrages, die Versorgung mit Düngemitteln und die Ver⸗ sorgung der Landwirtschaft und der Gärtnerei mit Gemüsesamen und anderen Sämereien für die Frühjahrsbestellung ohne Verzug sicher⸗ zustellen. Hier muß Rat geschafft werden. Die Fabrikation von Stickstoffen muß aufs äußerste angespannt werden; man braucht sich durch die Befürchtung, daß der für die Munitionsfabriken erforder⸗ liche Stickstoff nach dem Kriege nicht mehr nötig ist, daß also dann eventuell eine Ueberproduktion eintreten würde, keineswegs beunruhigen tu lassen, denn auch diese Menge Stickstoff wird nach dem Kriege voll und ganz von der Landwirtschaft aufgenommen werden. Das ist die roße Lehre des Krieges, daß wir danach streben müssen, aus eigener Produktion die Ernährung Deutschlands absolut sicherzustellen (Zu⸗ stimmung). Unsere Produktion kann so gesteigert werden, daß auch auf den alten Kulturflächen ohne Hinzunahme neuer unser Bedarf ge⸗ wonnen werden kann. An Sämereien besteht ein außerordentlicher Mangel: für Gemüsesamen werden geradezu Phantasiepreise gezahlt. Die Ankäufe im Auslande müssen so bewirkt werden, daß sie auch Feitig ankommen. Die gestellten Anträge beantrage ich an den Haus⸗ haltsausschuß zu verweisen, aus dem sie so vasch wie möglich wieder herauskommen müssen. Die Erhöhung der Eisenbahntarife wird ich bei den gesteigerten Kosten nicht umgehen lassen. Hätten wir heute noch die Privatbahnen, so würden die Tarife deswegen gewiß süscht billiger sein. Statt des rohen prozentualen Zuschlags zu den Tarifen wird allerdings eine Differenzierung je nach den Produkten anzustreben sein, mindestens für die Zukunft. Das Allerwichtigste ist, daß die Eisenbahnen als Kriegsmittel ausreichend ausgestaltet sind. In dieser Beziehung sind wir vor dem Kriege doch hinter dem Bedürfnis zurückgeblieben; peinliche Verkehrsstörungen sind in eer Friedenszeit aus diesem Grunde häufig zu verzeichnen gewesen. In den Friedensverhandlungen müssen wir unsere wirtschaftlichen zerhältnisse und ihre Entwicklung sicherzustellen streben, da darf nichts versäumt werden. Gegen die Polengesetze hat das Zentrum stets Front gemacht, und wird es ferner tun. Aber gegen die Zu⸗ mutung, daß wir die Polengesetze einer internationalen Kontrolle anterwerfen Fhrrin müssen wir uns mit aller Entschiedenheit ver⸗ wahren, unsere inneren Verhältnisse regeln wir selbst. Es liegsh nicht im Interesse der Polen selbft, mit solchen Forderungen hier hervor⸗

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zutret Die Polen, wenn sie auch Polen sind jind. Unsere Stellung zur Wahlreform ist, entgegen der 2 ung des Abgeordneten Haenisch, klar und bestimmt; auch Herr Haenisch wird von der Zentrumspartei nicht verlangen, daß sie die Regierungs⸗ vorlage unbesehen und unverändert annehmer soll. Unsere Erklärungen waren kurz und proise, gerade weil wir die Verhandlungen nicht ver⸗ längern wollten. Er sein. Vor einem solchen Schritte muß ich mit allem Nachdruck warnen. Steuern dürfen nicht aus der Vermögenssubstanz, sondern sollen aus den Einnaͤhmen entnommen werden. Deshalb hat Miquel die Vermögenssteuer nur als Ergänzungssteuer eingeführt. Eine Ab⸗ gabe von 20 % würde den immobilen Besitz mit einer Härte treffen, die er nicht ertragen kann. Der Grundsatz, daß die direkten Steuern den Einzelstaaten belassen werden sollen, ist doch leider längst ver⸗ lassen; sowohl der Wehrbeitrag, als auch die Besitzsteuern und die Zu⸗ wachssteuern sind Einkommens⸗ und Vermögenssteuern und werden gleichwohl vom Reiche erhoben, ebenso Kriegesteuern, letztere freilich nur vorübergehend. Große Vorzüge hätte ja eine einheitliche Gestaltung der Besitzsteuern durch die Einzselstaaten und eine entsprechende starte Erhöhung der Matrikularbeiträge; aber zurzeit stellen sich diesem früher, schon 1906 und 1909, pentilierten Gedanken überwiegende Schwierigkeiten entgegen. Die Angriffe auf die Friedensresolution des Reichstags, wie sie in dieser Debatte erfolgt sind, müssen wir zurück⸗ weisen. Die Resolution bedeutet das Gegenteil eines Verzicht⸗ friedens, nicht nur für uns, sondern für alle unsere Verbündeten. Mit Elchen Vorwürfen gegenüher dem Reichstag wird man im Lande keinen Erfolg haben. Für die Valutadifferenz kommen ganz andere Faktoren in Betracht als unsere Friedensangebote. Außerordentlich günstig haben sie auch im Inlande gewirkt, sie haben unsere Widerstandskraft erheblich gesteigert. Sie haben die Erkenntnis vertieft und befestigt, daß unsere Feinde den Frieden nicht haben wollen, daß also der Ver⸗ teidigungskampf durchgefochten werden muß. Darum stehen alle Volks⸗ kreise im deutschen Vaterlande einig und geschlossen; es ist in bezug auf das Durchhalten überhaupt keine Meinungsverschiedenheit vor⸗ handen. Zur Vaterlandspartei gehören ausnahmslos alle Deutschen, Mann und Frau, alt und jung. Wenn wir erst den Sieg erfochten haben, dann wird ein guter Friede ganz von selbst kommen, dann brauchen wir um die Kriegsziele nicht mehr zu rechten. (Beifall im Zentrum.) öAbg. Kloppenburg (Däne): In herrscht noch immer der alte Polizeigeist. Wie die polnische Nationalität, will man auch die dänische unterdrücken. Unsere Presse wird erheblich schlechter als die übrige behandelt. Trotz aller Versprechungen am Anfange des Krieges sind neue Ausnahmezustände geschaffen worden. Die dänische Sprache wird nach wie vor verfolgt und unterdrückt. Selbst die Soldaten an der Front dürfen sich ihrer nicht bedienen. Den Polen hat man einige Zugeständnisse gemacht, aber nicht der dänischen Bevölkerung. Mit Freude begrüßen wir es, daß in Brest⸗ Litowsk das Selbstbestimmungsrecht der Völker in den Fezberzrüns gerückt worden ist. Wir hoffen, daß es, wenn es von dem Deutschen Reiche und dem deutschen Volke anerkannt worden ist, auch uns die Erfüllung unserer heißesten Wünsche bringen wird. Abg. Johannsen (freikons.): Wenn sich die Dänen als loyale preußische Untertanen benehmen, dann werden sie auch als solche behandelt werden. Dem Vorwurf, daß sie Verschleppungs⸗ politik treibt, wird die 8E1“ hoffentlich genügend entgegentreten. Auch ich halte die Hebung der für äußerst wünschenswert. Gegen die beiden eingebrachten Anträge habe ich sehr erhebliche Bedenken. Wenn man sedenet daß die Kommission sich seinerzeit mit dieser Frage so ausführlich befaßt und eine Reihe von Resolutionen gefaßt hat, dann ist nicht einzusehen, was jetzt eine Erörterung hier für einen Zweck hat. Der Minister berief sich darauf, daß das Kriegsernährungsamt zustimmen muß. Hoffentlich versucht er dort alles durchzusetzen, was im Interesse der Produktion und damit auch des Konsumenten liegt. 8

Abg. Dr. Seyda (Pole) behält sich vor, auf die Ausführungen des Ministers gegen die Polen später zurückzukommen.

Abg. Fuhrmann (nl.): Die Berichte des „Vorwärts“ und des „Berliner Tageblatts“ über die Vorgänge in einer Berliner Ver⸗ sammlung der Vaterlandspartei und mein dortiges Auftreten sind falsch und erlogen. Ich habe in meiner Rede mit keinem Worte mich an die Kriegsteilnehmer oder an die Kriegsverletzten gewendet. 8 habe ausgeführt, daß auf die Möglichkeit einer Verweigerung der Kriegskredite die Arbeiter in den Schützengräben schon die richtige Antwort finden würden. Und als mir aus der Versammlung zugerufen wurde: Hier sind die Arbeiter, habe ich erwidert: Was sind Sie wenige gegen die Millionen draußen? Ich habe Kriegsteilnehmer oder Kriegsverletzte auch nicht als Deser⸗ teure bezeichnet, die die Fahnen Hindenburgs und Ludendorffs ver⸗ lassen hätten. 1“

Damit schließt die allgemeine Besprechung. 8

Das Haus überweist den Etat zum großen Teile dem Haushaltsausschuß, in den auch die schleunigen Anträge und der Gesetzentwurf wegen der Gütertariferhöhung gehen.

Die Verordnung über die Bekämpfung der Malaria im Regierungsbezirk Aurich erhält ohne Debatte die nachträgliche Zustimmung des Hauses.

Die Vorlage wegen Abänderung der gesetzlichen Be⸗ stimmungen über die Hinterlegung von Geldern bei den öffent⸗ lichen Sparkassen wird in zweiter und dritter Lesung nach den Kommissionsvorschlägen ohne Debatte erledigt.

Damit ist die Tagesordnung erschöpft. Schluß 534 Uhr. Nächste Sitzung Dienstag, 1 Uhr. (Kleinere Vorkagen, Anträge aus dem Hause.) 8

ine Vermögensabgabe von etwa 20 soll geplant

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln.

Nachweisung 8 üher den Stand von Viehseuchen im Deutschen Reiche am 15. Januar 1918.

(Nach den Berichten der beamteten Tierärzte zusammengestellt im Kaiserlichen Gesundheitsamte.)

Nachstehend sind die Namen derhacs Kreise (Amts⸗ 2c. Betirke) verzeichnet, in denen Rotz, Maul⸗ und Klauenseuche, Kungntenche des Rindviehs, Pockenseuche ber Schafe, Beschälseuche der Pferde ader Schweineseuche und Schweinepest am Berichtstage herrschten. Die Zahlen der betroffenen Gemeinden und Gehöfte umfafsen alle wegen zorhandener Seuchenfäͤlle oder auch nur wegen Seuchenverdachts ge⸗ perrten Geböfte, in denen die Seuche nach den geltenden Vorschrifter och nicht für erloschen erklärt werden konnte.

Rotz.

Preußen. Reg.⸗Bez. Koͤnigsberg: Labiau 1 emeinde, 1 Gehöft, Memel 1, 1, Pr. Eylau 1, 1, Wehlau 1, 1. Reg.⸗Bez. Gumbinnen: Goldap 1, 1, Ragnir 1, 1. Reg.⸗Bez. Allenstein: Lötzen 1, 1. Reg.⸗Bez. Marienwerder Briesen 1, 1 (davon neu 1 Gem., 1 Sch.), Deutsch Krone 3, 3, Flatow 1, 1, Rosenberg i. Westpr. 1, 1. Stadtkreis Berlin: 1, 1. Reg.⸗Bez. Potsdom: Nieder⸗ barnim 1, 1. Reg.⸗Bez. Stettin: Hreifenhagen 1, 1 (1, 1). Reg.⸗ Bez. Köslin: Belgard 1, 1, Dramburg 1, 1. Reg.⸗Bez. Posen: Bomst 1, 1, Koschmin 2, 2, Meseritz 2, 2, Samter 1, 1, Schrimm 1, 1. Reg.⸗Bez. Brombderg: Bromderg 1, 1 (1, 1). Reg.⸗Bez. Breslau: Breslau Siadt 1, 2 (—, 1). Reg.⸗Bez. Oppeln: Lublinitz 1, 2. Reg.⸗Bez. Arngherg: Bochum Stadt 1, 1, Dort⸗ mund Stadt 1, 1. Re⸗g.⸗Bez. Cassel Grassch. Schaumburg 1, 1, Rotenhurg t. H.⸗N. 1, 1. Mecklenhurg⸗Schwerin: Rostock 1, 1, Malchin 1, 1. Insgesamt: 30 Kreise, 34 Gemeinden, 36 Gehbste; davor neu: 3 Gemeinden, 4 Gehöoͤfte.

Laugenfeucht, Pockensenche, Boschäffrachet. 3

Maul⸗ und Klauenscuche, Schweinefeuche und Schweinepest.

a. Negierungs⸗ usw. Bezirke.

Maul⸗ und Schweineseuche und 6 Klauenseuche Schwein

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Regierungs⸗ usw. Bezirke sowie Bundesstaaten,

die nicht in Regierungsbezirke geteilt sind

bavon 1

insgesamt

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Gemeinde Gehoͤfte Gehöfte

ra zfentt Nr.

8 Kretse usw.

8 Gemeinden

90 Kreise usw. Gemeind

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Preußen. Königsberg... Gumbinnen.. ö Panzig . Marlenwerder.. Stadtkreis Berlin

otsdam..

rankfurt. Stettin.. Köslin.. Stralsund. Posen.. Bromberg. S 8 LU egut . 0 Oppeln.. Magdeburg Merseburg Schleswig. Hannover. Hilbdesheim Lüäneburg. Stade.. Osnabrück. Aurich.. Münster.. Minden.. Arnsberg. Cassel.. Wiesbaden Koblenz.. Düsseldorf. —1-“ 155“ Aachen... Sigmaringen

Bayern. Oberbayern.. Niederbayern.. Piat 68 Oberpfall... Oberfranken.. Mittelfranken. Unterfranken.. Schwabden..

Sachsen. Bautzen.. Chemniz.. Dresden..

9 Leipzig.. Zwickan.. Württemberg. Necarkreis. Schwarzwaldkreis. Jagstkreis .„„„„ 2⸗ Donaukreis.

Baden. Konstaung. 6

ne- I1“ Mannkeim.. Hessen Starkenburg..

Oberhessen.. Rheinhessen..

Mecklenburg⸗ Schwerin..

Sachsen⸗Weimar.

Mecklenburg⸗ Streliß.

Oldenburg. Oldenburg ZIö“ Birkenfell3H.

Braunschweig... Sachsen⸗Meiningen Sachsen⸗Altenburg

Sachsen⸗ Coburg⸗Gotha. Coburg Gotha.

Anhalt 0„22 560 2 20

Sna7 bgzh⸗ Rudolstadtk

Schwarzburg⸗ Sondershausen.

Waldeck Reuß ä. 2 . Reuß l.2 . Schaumburg⸗Lippe Lipope Lübeck 69 90 9909b90 890 22 Bremen . Hamburg

Elfaß⸗Lothringen. Untereläh . 85 Oberelsaßs 86 Lothringen.

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Neich ¹) 31. Dez..

¹) Außerdem Maul.⸗ und Klauenseuche in mehteren Kreisen usw⸗ ohne nähere Zahlenangaben.