Wohlfahrtspflege.
Unter den gegenwärtig hestehenden außergesttzlichen Kriegs⸗ fürforge⸗Einrichtungen nimmt die Matkovalntftun füͤr die Hinterbliebenen der im Kriege Gefallenen“ einen bervor⸗ ragenden Rang ein. Ihr fließen andauernd weitere Mittel aus Privatkreisen, namentlich seitens der großen deutschen Industrie⸗ unternehmungen, zu. Weniger bekannt ist, daß der Nalional⸗ hiiftung au eine Reihe von Sonderstiftungen zur Versügung steht, die es ihr ermöglichen, in besonderen, üder ihre Satzung hinausgehenden Zäaällen eben fabs Unter⸗ sfützungen zu gewähren. Es handelt sich hier insbesondere um die Unterstützung von kinderreichen Familien, unehelichen Kindern der Gefallenen, Ktindern aus der ersten Ehe der Witwen, Pflegekindern, Großeltern, Schwieger⸗ eltern, Geschwistern und anderen Personen, die der Ge⸗ fallene unterstüt hat oder unterstützt haben würde. Es sind auch Mittel füt solche Fälle vorbanden, in denen der Verstorbene nicht Angehöriger der bewaffneten Macht gewesen ist, sondern als Zivilbeamter für das Heer tärig war oder in einem privatrechtlichen Dienstverhältnis zur Heeresmacht gestanden hat. Unterstützungsgesuche, in denen es sich um solche Ausnahmefälle handelt, tönnen vach P üfung der Verhältnisse mit geeigneten Vorschlägen bei der Geschaftsstelle der Nationalstistung in Berlin NW. 40, Alsen⸗ straße 11, eingereicht werden. Der Nationaltistung steben folgende Sonderstiftungen zur Verfügung, die es ihr ermöglichen, auch in anderen als den in der Satzang vorgeseh⸗nen Fällen Unterstützung zu eehe gns Krupp⸗Stiftung: 20 000 000 ℳ; Stiftung der Deutschen Erdöl⸗Aktiengesellschaft in Berlin: 2000 000 ℳ; Stiftung der Vereinigten Cöln⸗Rottweiner Pulverfahrtken in Berlin: 1000 000 ℳ; Stiftung der Dypnamtt⸗Aktiengezellschaft vorm. Alfred Nobel u. Co. in Ham⸗ 5 500 000 ℳ; Stiftung der Aktiengesellschaft Hirsch, Kupfer⸗ und Messingwerke in Halberstadt: 500 000 ℳ; Stiftung der Mannes⸗ mann⸗Roͤhrenwerke und ihres Generaldirektors, Kommerzienrats Eich in Düsseldorf: 450 000 ℳ; Stiftung der Dürener Metallwerk⸗, Aktiengesellschaft in Duͤren Rdeinlandhe 350 000 ℳ.
2₰ ee
8
8 Litevatmer. Die Mieterschutzverordnnng (Bekanntmachung des Bundes⸗ rats vom 26. Juli :1917) nebst der ö für 888 Verfahren vor den Eintgungsämtern vom 26. Jult 1915 und amtlicher Be⸗ sündung sowie den sonstigen Bundesratsverordnungen und Aus⸗ übrungsbestimmungen über Einigungsämter, mit Einleitung, Er⸗ läuterungen und Anhang veisehen von Hugo Rohde, Bri⸗ geordnetem der Gemeinde Zehlendorf. Berlin, Indufrie⸗ verlag Spaeth u. Linde. Preis 1,80 ℳ. — Die Bundegrats⸗ verordnung über Sammelheizungs⸗ und Warmwasser⸗ versorgungsanlagen in Mieträumen vom 2. November 1917 nebft Anordnung für das Verfahren vor den Schiedsstellen und der amtlichen Begrüͤndung, mit Einleitung, Erläuterungen, Beispielen und Mustern versehen von Hugo Rohde, Beigterdretem der Gemeinde Zehlendorf. Berlin, Industriederlag Spaetb v. Linde. Preis 1 ℳ. — eizungsbeschränkungen und Mietrecht. Die grundlegenden Verordnungen des Bundes⸗ zats nebst den wichtigsten Ausführungsbestimmungen, mit einer Einleitung versehen von Ernst Dronke, Gehetmem Otber⸗ zegterungbrat und vortragendem Rat im Reichsjustizamt. Berlin, Berlag von Franz Vahlen. Pre s 1 c. — Die Bandesrattverordnung m Schutze der Mieter vom 26. Juli 1917 schränkt die Vertragsfreihet! n einer Weise ein, wie dies bit dahin auch während des Kriegszustandes noch nicht der Fall war. Die Wohnung ist nicht mehr Handels⸗ gegenstand, sondern in erster Linie notwendiges Obdach für die Bewohner. Die Enigyngeämter der Gemeinden haben, wenn der Vermieter kündtgt, der Mieter aber wohnen dleiden will’, üher die Fortsetzung des Mittsverhältut ts endgültig zu entscheiden und dann, wenn der Vermieter mit Rücksicht auf die gesttegenen Selbstkosten einen höheren Mietzins verlangt, über den Umfang der Mietsneigerung zu befinden. Beigeordneter Rohde giht im dem an erster Stelle genannten Buche jedermann ven ständliche Erläuterungen zur Mieterschutzverordnung und bringt durch Beispiele deren Jahalt und den der ergänzenden Nebenverordnungen auch dem Laien nabe. Einige wichtige Einzelfragen, über die noch vielfach Unklarheit besteht, sind in desonderen Abschnitten eingehender behandelt, so der Mieterschutz der Kriegsteilnebmer, die Frage, in welcker Weise und in welckem Umfange dem Hausveßitzer etne Erhöhung des Mietzinses von den Sinigungsämtern zugestanden werden kann. Erhedliche Schwierig⸗ keuen sind in den rechtlichen Bezjehungen zwischen dem Vermieter von Wohnangen mit Zeintralheizung oder Warmwasserrersorgung und seinen Mietern entstanden. Da er Kohlen nicht mehr in beliebigen Mengen erhält, besteht für ihn teil⸗ weise Unmsglichkeit der Leistung. Dlie Entscheidung darüber, in welchem Umfauge die Letstungsverpflichtung des Vermieters cinzu⸗ sch. änken ist, mwurde durch die Bundesratsverordunng vom 2. Novemker 1917 einer Verwaltungsstelle übertragen, die allgemeine Zweckmoͤßig⸗ keits⸗ und Billigkeiteerwägungen ihrer Entscheidung zugrunde legen kann. Beigeor dneler Rohde hat auch diese Verordnung sowie die Ausführungsbestimmungen über das Verfabren und die amtliche Be⸗ gründung in dem an zweiter Stelle genannten Buche mit gemeir⸗ vernändlichen Erläuterungen versehen. Zum Schluß veranf Zaulicht er den Gang des Verfahrens an emem Elnzelbeispirl und bringt Musier für die ingaben an die Behöede usw. Das Bedürfnis nach einer über⸗ sichtlichen Sammlung der grundlegenden Verordnungen des Bundes⸗ rats und wichtigsten Ausführungsbeftimmungen, die zur Schlichtung der Streltigkeiten zwischen Eigenfümern von Häusern mit Zentral⸗ henng oder Warmwasserversorgung und thren Mietern ergangen sünd, befriedigt auch die oben an letzter Stelle genannte Schrift „Hetzungs⸗besch änkungen und Mienecht“ von dem Geheimen Ober⸗ gewjerungsrat Dronk⸗. Beigefügt ist dem Text der Verordnungen Abbruck der amtlichen Be, ründung zur Bundesratsverordnung vom 2. Nopember 1917 und der vom Reichekohlenkommissar bekanat⸗ egebenen Richtlinien. Eine längere Einleitung aus der berufenen 16 d. Perausgebers erleichtert das Verstaͤnd 2 für die behördlichen
8
. 8 Kurie Anzeigen neu erschienener Schriften, deren Besprechung vorbehalten bleib “ sind nur an die vprschung bvor⸗ Pten, bleibt raße 22, zu richten. Rücksendung findet in keinem Falle statt.
Kunstgaben für Schule und Haus 2 : EEEETEE 58 7 gtag. — 1s.een 1 2*1 nem zzenbu uswahl). 2 ü 0,20 Se, Leng Berte Wgend.5 81). Preis füs jedes Hest
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Aunast und Wissenschaft.
Die Königliche Akademie der Wissenschaften hielt zur
eier des Geburtsfestes Seiner Majestät des Kaisers und
önigs und des Jabrestages König Friedrichs II. gestern ihre statutenmäßige öffentliche Sitzung. Der Sitzung wohnten der vorgeordnete Minister der geistlichen und Unterrichtsangelegen⸗ bezten Dr. Schmidt mit dem Profefsor Dr. Krüß, sowie das Ehrenmitglied Staatsminister Dr. von Studt bei. Den Versitz führte der beständige Sekretar Geheime Obermedtzinafrat Pie⸗ fesser Dr. von Waldeyer⸗Hartz, der die Sitzung mit einer Ansprache eröffnete und eiren kurzen Jahresbericht ernattete. Darauf gab der Gehelme Oberregierungsrat Professor Dr. Sachau eigen cusführlichen Bericht über das unter seiger Leitung stehende akademische Unternehmen der Ausgabe des Ihn Saad. Es folgte der wissenschaftliche Festvortrag über „Vorläufer des Weltkrieges im Altertum“, gehalten von dem Geheimen Regierungsrat, Profefsor Dr. Eduard Meyer. Zom Schluß verkündigte der Vorsitzende, daß die Akademie die im jaufenden Jahre zum ersten Mac zu rer⸗ leibende goldene Bradzey⸗Medaille für ausgezeichnete Leistungen ver⸗ nehmlich auf dem Gebiete der Präpsionsastroncmie dem Gekeimen Regierungsrat, Professor Dr. Friedrich Küstner in Boun zu⸗ erkannt habe.
Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln.
Gesundbeitzamt st das Erlöschen der
Dem Kaiserlichen Schlachtviehhof in München
Maul⸗ und Klauenseu am 24. Januar 1918 gemeldei.
Theater und Musik.
Kleines Theater.
„Nante“, vier Bilder aus dem alten Berlin nach Adolf Glaßbrenner, so lantete der verheißungsvolle Titel des Stückes, das gestern in des Kleine Theater Iockte. Man geht wokl nicht fehl, wenn man den Sptlelleiter Friz Friedmann⸗Fredersch für den Verkasser der locker gefügten Handlung bält, die sich um die den Glaßbrennerschen satirischen und humoristischen Schriften entlehn ten Erlebnisse des Eckenstebers Nante dreht. Diese Liedlingsgestalt Glaßbrenners ist schon öfter auf den Brettern erschienen; zulett unter⸗ nahm es wohl Emil Thomas, auf der vor einem Meuschenalter von ibm geleiteten Pühne, diesen Vertreter des Altberlincr Volkswitzes lebendig zumachen. Dem trinkfrohen, aber witzigen Eckensteber siellt der Bearbeiter in seiner Handlung den ebenfalls von Glaßbrenner ersonnenen, auf Würde haltenden Bärger und Rentier Buffey als wirksames Gegeunstück zur Seite, der mehr durch Einfalt Und unfreiwillige Komik wirkt. Die Handlung an und für sich ist ganz primttiv: man belauscht zunächst den Eckensteber Nante, wenn er auf seinem Stand⸗ platz auf der Straße philosophische Betrachtungen über das Leben annellt und zu seiner geltebten Flasche greift. Dort findet ihn der fremde Herr aus Kottbus“, der sich vergeblich um die ättere Tockter des Rentiers Buffey bewirdt, und führt ihn in feiner Verkleidung bei Buffey ein, damit er der spröden Scköncn, der eine derbe Leition erteilt werden soll, den Hof mache. Hier muß sich Nante gebtldet unterhalten, von Schiller und Goethe reden, bis er schließlich die Flucht ergreift und sich zu seinen Standes⸗ genosssin in seine Stammtabagie rettet. Dort crregen sein feines „Habit“ und sein prablerisches Auftreten Verdacht. Er wird von ber Poliset verhaftet und von einem Aktuarius verbört, bis sich zuletzt seine Urschuld herausstellt. Glaßbꝛenners humotvolle Gerichts⸗ aneldoten boten für die letzten Szenen eine uner schöpfl che Fundgrube Die Zufführung erregte, obwohl sie sich eine Stunde länger als vorgesehen hinzog, bei den Zuschauern fröhliche Heüterkeit. Als Nante stellte Alfred Abel einen mit Humor gestalteicn, echten Proletartertyp auf die Bühne, wenn er auch das Berlinertum nicht ganz einwandfrei traf. Die behäbigere Art des Buffey lag dem Dar⸗ neller Lupu Pick ausgezeichnet; seine drolligen Reden und Erzählungen übten eine zündende Wnkang aus. Berthold Reissig als musikalischer, spiel, und sangesgewandter Straßensänger, Alice Torning als zornige Apfelhökerin, Paul Bildt ols Tabagiewirt „Carnaljen⸗ vogel“ und andere halfen wocker mit, den Erfolg erringen.
Königlichen Opernhause wird morgen, Sr⸗ 8 „Martha“ mit den Damen Engell, Birkenström 8g 1 Hutt, Stock und Bachmann in den Hauptrollen aufgeführt. Mufi⸗ kalischer Leiter ist der Kapellmeister von Strauß.
Im Königlichen Schausplelhause wird morgen allen⸗ steins Tod“ mit Fräureln Erna Ludwig (Thekla) s Meller. Anstellurg aufgeführt. Die Vorstellung beginnt um 7 Uhr.
„Die Ausgabe der Dauerbezugskarten für den
ebruar 1918 zu 27 Vesed i m 8en henat
pernhause und 28 Vorstellungen im Königlichen Schausptelhause fiadet am 29. und 30. d. M. von 9 ½¼ bis 1 Uhr in dee Königlichen Theaterhauptkasse gegen Vorzeigung des Dauerbezugevertrapes statt, und zwar am 29. v. M. für den IJ. Rang das Parkett und den II. Mang des Königlichen Opernbauses und am 30. d. M. für den III. Rang des Königlichen Opernhauses und für alle “ des Königlichen Schauspielhauses. 1
m Deutschen Opernhaus findet die Erstaufführun
von dem Lirektor Georg Hartmann neu eingerichteten Pegrsng, der Oper „Die Hugenotten“ am Dienstag, den 29. d. M., Flerds 6 ½ Uhr in folgentder Besetzung statt: RNaoul: Her Laudenthal, Marcel! Fe. Wucherpfennig, Graf von St. Brig: Herr Reisinger, Graf von Nevers: Herr Börgesen, Valentine: Frau Salvpatint, Margarethe von Valois: Fräulein Stolzenberg, Urbaln, Page: Frau Fink. Ja kleineren Rollen sind die Herren Nitsck, Steier, Lehmann, Hey Rübsam, Heper, Oeser beschäftigt. Spielleiter in Herr Lagenpusch, musikalischer Leiter der Kapellmeister Mörike. 8
Die Vortragskünstlerin Martha Kempner⸗Hochstz . anstaltet am Sonntag im EEE Lö“ wobei sie „Enoch Arden⸗ mit der Musit von Richard Strauß und Wild'nbruchs „Hexenlird“ mit der Musik von Max Schillings sprechen wud. Außerdem wirken die Kunstharmoniumvirtuosin Paula Simon⸗Herlitz und der Kapellmeister James Rothstein mit.
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Mannigfaltiges. “
Die gemeinsame Tagung der ärztlichen Abte
der Waffenbrüderlichen Vereinigungen Uüeanßen Ungarns und Deutschlands, die sich als Hauptthema den „Wiederaufbau der Voliskraft nach dem Kriege“ gesetzt hat, hielt gestern vormittag um 10 Uhr eine Festsitzung im Langenbeck⸗ Virchow⸗Hause . Setine Majestät der Kaiser und König und Ihre Majestät die Kalserin und Königin waren, wie „W. T. B.“ berichtet, durch Seine Königliche Hobeit den Prinzen Friedrich Wilhelm vertreten. Unter den Ehrengästen bemerkte man den öster⸗ retr isch⸗ungartschen Lrolschafter, den Fürsten Hatzseld⸗Trachenberg, Ver⸗ treier der Staatsbehörden, der Stadt Berlin und ber Friedrich Withelws⸗Universität und den Kabinettéenat Ibrer Mazestät der Kaiserin und Köni in Freiherrn von Spitzemberc. Nach der Er⸗ öffnungzansprache des Ministerialdlrektors Professo⸗s Dr. Kirchner des vegese. der ärztlichen Abtetlung der Reschsdeutschen Waffen⸗ brüderlichen Bereinigung, überbrachte Seine Königliche Hoheit
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end die aatliche Keiegführung hätten das Ihre 6 ege
der Mittelmäͤchte beigetragen. Die geminderte mn nach dem Kriege wiederaufzuhauen, sei der E1“ Mit Schrecken bahe man seben mässen, daß wichtige kuleun Negm. nahmen ins Stocken geraten mußten, wie gegen die Tuberk, e Maß. die Säuglingssterdlichket. Diese Bestrebungen energisch ulose und sei auch der lebhafte Wunsch der Majestäten. Die Waffen eüfeenen, die die Zentralmächte umschlinge, masse auch diesen Kampf 8 erschaft, aufnehmen, der Wissenschaft müsse dabei das ganze Volf meinsam kommen. Unverstand, Aberglaube, Gleichgültigkeit müßten 2 dnse werden. Damu müßten die Laten, auch die Frauen und Veltmvn herangezogen werden. Ihre Majestät als Schu heerin der üdchen, vereine lege darauf desonderen Wert. rotz anbr Fraher großee fivanzieller Anforderungen müßten die Kom 8 verbände auch dafür hecangezogen werden. Der Unterstoatssennnn. Schiffer begrüfte namens des Präsidiums und des Vorstande S. Reichtdeutschen Waffenbrüderlichen Vereinigung die Erschienen 8 be betonte, die Waffenbrüderlichen Veretnigungen erstrebten dieen 8. Verbindung der verbündeten Staaten und Völker auf alle engig bieten wenschlicher Betälsgung. Eime solche Zusammena deche könne jedoch nur auf einer doppelten Grundlage sis Egret versprachend entw ckein. Nach innen habe sie zur Vorausfsols die unbedingte Achtung vor der Souveränitit und Selbfibans keit aller Beteiltaten; kein Teil dürfe die Freiheit des 85 antasten, und selbst der Schein eines Eingriffs in die Spbüen des anderen Teils müsse vermieden werden, wenn nicht der cuf f Entschließuag beruhende Zusammenschtuß Schaden leiden sol mün außen aber sei die unbedingte Einheit und Eintgkeit der Inter 9 zu wahren. In den italienischen Alpen werde nicht nur Besterrich. Ungarn, sondern auch Deutschland verteidigt, nicht minder aber a in Flandern, in der Champagne und auf den Fluten der Nordsee c nur für Deutschlands, sonzern auch für Oesterreich⸗Ungarns Siche: heit und Fretheit getämpft. Wenn sich die Notwendigkeit ergaͤde, den Krieg weiterzuführen, um die Gewähr für Bestand, Sicherheit 8n Entwicktungsfreiheit des Deutschen Reiches zu erwerden, so bested diese Notwendigkeit der Fortführung dieses Krieges auch für L esterreich Ungarn, dessen Interessen untrennhar verknüpft seien mit denen det Deutschen Reiches. Der Krieg müsse geführt, der Friede geschlosfen werden unter dem Motto: „Alle für einen und einer für alle“. Der Staatssekretär des Innan Wallraf begrüßte die Tagung namert des Reichskanzlers Den Verbandlungsstoffen brächten auch die Reich behörden das leshafteste Interesse entgegen. Der Minister der zeff. lichen und Unterricktzangelegenbeiten Dr. Schmidt wies auf das Nler der Waͤffenbrüderschaft der Wissenschaft und der Unnversitäten ins⸗ beson dere hin. Ec wünschte nach dem Kriege einen lebhaften Aus⸗ tausch von Professoren und Studenten zwischen den verbündeten Ländern. Dr Generalstabsarzt der Armee und Feldsanitätschef Professor Dr. von Schjernin g. sprach darauf über die Bedeutung der Kinder⸗ und Jugendfütsorge für die Volks. mß Wehrkeaft. Per K. und K. Generalarzt Dr. Frisch überbrachte die Grüße des österreichlschen Kriegꝛminisserg. Kurze Ansprochen hielten ferner der Hofrat Prooftssor Dr. vo, Hach negg, Vorsitzender der aͤrztlichen Abteilung der DOesterreichischen Waffenbrüderlichen Vereinigung, und der Hof;at Dr. von Gros;z, Vorsitzender der ärztlichen Abteilung der Ungari⸗ schen Waffenbrüderlichen Vereinigung. Der Rektor der Friedrsch Wilhelms⸗Untve sität, Gebeimrat, Professor Dr. Penck begrüßte due Tagung namens der Uatversität, der Bürgermeister Dr. Reicke namens der Stadt Berlin. Es folgten Ansprachen von Vertretenn aͤrztlicher Vereine. An Ihre Majestäten den Kaiser Mll⸗ helm und den Kaiser Karl wurden Telegramme gerichtet. Fin Hoch auf beide Kaiser schloß die Sitzung.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten unnd Zweiten Beilage).
Theater.
Fnügliche Schauspieie. Sonnab.: Opernhaus. 26. Daver⸗ kezugsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Martha. Romantisch⸗ komische Oper in vier Akten von Flhebobe von F 8 Text (teiiweise nach dem Plane des Saint Georges) von Wilheln Eritkiechen asch, ö Kapellmeister von Strauß. ielle: 1 err Hertzer. öre: H ü Frsellenna, rtzer höre: Herr Professor Rüdel. Schauspielhaus. 26. Dauerbezuasvorstellun Dienst⸗ uind Fretplätze sind aufgehoben. Wallensteins Tod. Eö in funf Aufzügen von Schiller. Spielleitung: Herr Oberspielleiter Patm.
Anfang 7 Uhr.
Sonntag: Opernhaus. 27. Dauerb⸗zugsvorstellung. Dienst⸗ reiplätze sind aufgehoben. Zum ersten Male: Die Legende von “ Elisabeth. Anfang 7 ½⅜ Uhr. chauspielhaus. Nachmittags: 171. Kartenreservesatz. Auf Allerb zchsten Befehl: Vorstellung für die rseseee ecn, san. Könige. Anfang 2 ¾ Uhr. (fleber sämtliche Pläze ist bereit verfüägt.) — Abends: 27. Dauerbezugsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Könige. Em Schauspiel in drei Auf⸗ A Hans Müller. Spielleitung: Herr Dr. Bruck. Ansang 9 2
Die Ausgabe der Februar⸗Dauerbezugskarten für 27 Vor⸗ siellungen im Königlichen Opernhause und 28 Vorstellungen Koͤntglichen Schauspielhause findet an der Königlichen Theaterhauptkaffe gegen Vorzeigung der Dauerbezugsverträge von 9 ¼ bis 1 Uhr stalt, und zwar; am 29. d. M. für den 1. Rang, das Parkett und den 8 — 85 Hatzitchen vee gac. und am . d. 88 sth 5 R. des Königlichen Opernhauses und für alle Platzgattun des Königlichen Schauspieldeasses.
und ber
9
Familiennachrichten.
Verlobt: rl. Gertraud 1 8 588 vel⸗ 5 8 Beeehe von Blessingh mit Hrn. Major H Vereht : vr Frtasarschal und Kanmnercherr Bernhang bon Dtrscor m . . S .Meckl. —
Slwicler Au⸗h rl. Irma von Lucius (Schwerin Geboren, Ein Sohn; Hrn. Hauptmarn Hans Bruckmann Berlin). — Hrn. Bererat Jokisch (Zonsigwerk). — Eine Tochter: Hru. Oberleutnant Alexander Orafen Kielmansegg (Greifswald). — Hrn. Rittmeister Justin von Korn (Preiswitz) Gestorben: Fr. Emilie von Seebach, geb. von Relboldt (Naum⸗ burg a. S.).
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Verantwortlicher Schriftleiter: Direktor Dr. Tyrol, Charlottenburg.
Verantwortlich für den Anzeigenteil: Der Vorsteher der Geschäftsstele Rechnungsrat 8 engering in Berlin.
Verlag der Geschäftsstelle Mengering) in Berlin..
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagsanstalt,
der Prinz Friedrich Wilbelm die Genße Ihrer 8.ef und Königlichen Majeßäten, die besonders herzl’ E
ie ä⸗ztliche Mebilmoczung
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aus Oesterreich und aus Ungarn galten.
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Berlin, Wilhelmstraße 32. 1
Fünf Beilagen (einschließlich Werenzeichenbeilage Nr. 7).
Abeorge seinen Ton geändert hat.
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Reichsanzeiger und Königlich Pre
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Berlin, Freitag, den 25. Januar
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anzeiger.
21.
In der gestrigen — 1b des Reichstags führte der Reichskanzler Dr. Graf von Hertling laut Bericht des Wolffschen Telegraphen⸗ Züros aus:
Meine Herren, als ich zum letzten Male die Ehre hatte, vor Ihrem Ausschuß zu sprechen — es war am 4. Januar — standen wir, sp schien es, vor einem in Brest⸗Litowsk eingetretenen Zwischenfall. Ich habe damals die Meinung ausgesprochen, daß wir die Erledigung geses Zwischenfalls in aller Ruhe abwarten sollten. Die Tatsachen zaben dem Recht gegeben. Die russische Abordnung ist wieder in Brest⸗Litowsk eingetroffen. Die Verhandlungen sind wieder aufge⸗ zommen und fortgesetzt worden. Sie gehen langsam weiter und sind aßerordentlich schwierig. Auf die näheren Umstände, die diese Schwierigkeit bedingen, habe ich schan das vorige Mal hingewiesen. Manchmal konnte in der Tat der Zweifel entstehen, ob es der russi⸗ schen Abordnung ernst sei mit den Friedensverhandlungen, und aller⸗ Hand Funksprüche, die durch die Welt gehen, mit höchst seltsamem In⸗ balt, könnten diesen Zweifel bestärken. Trotzdem halte ich an der Hoffnung fest, daß wir auch mit der russischen Abordnung in Brest⸗ Ltowsk demnächst zu einem guten Abschluß gelangen werden. Gün⸗ stiger stehen unsere Vechandlungen mit den Ver⸗ tretern der Ukraine. Auch hier sind noch Schwierigkeiten zu überwinden, aber die Aussichten sind günstig. Wir hoffen, demnächst mit der Ukraine zu Abschlüssen zu kommen, die in beiderseitigem Inter⸗ esse gelegen und nach der wirtschaftlichen Seite vorteilhaft sein würden.
Ein Ergebnis, meine Herren, war bereits am 4. Januar abends um 10 Uhr zu verzeichnen. Wie Ihnen allen bekannt ist, hatten die russischen Abgeordneten zu Ende Dezember den Vorschlag gemacht, eine Einladung an sämtliche Kriegsteilnehmer ergehen zu lassen, sie sollten sich an den Verhandlungen beteiligen, und als Grund⸗ lage hatten die russischen Vertreter gewisse Vorschläge sehr all⸗ gemein gehaltener Art unterbreitet. Wir haben uns damals auf den Vorschlag, die Kriegsteilnehmer zu den Verhandlungen einzuladen, eingelassen, unter der Bedingung jedoch, daß diese Einladung an eine ganz bestimmte Frist gebunden sei. Am 4. Januar des Abends um 10 Uhr war diese Frist verstrichen, eine Antwort war nicht erfolgt. Das Ergebnis ist, daß wir der Entente gegenüber in keiner Weise mehr gebunden sind, daß wir die Bahn frei haben für Sonderverhandlungen mit Rußland, und daß wir auch selbstverständlich an jene von der russischen Abordnung uns vorgelegten algemeinen Friedensvorschläge der Entente gegenüber in keiner Weise 8 gebunden sind. Anstatt der damals erwarteten Antwort, die aus⸗ geblieben ist, sind inzwischen, wie die Herren alle wissen, zwei Kund⸗ gebungen feindlicher Staatsmänner erfolgt, die Rede des englischen Ministers Lloyd George vom 5. Januar und die Botschaft des Prä⸗ stenten Wilson vom Tage danach. Ich erkenne gern an, daß Lloyd Er schimpft nicht mehr und beint dadurch seine früher von mir angezweifelte Verhandlungsfähig⸗ n jetzt wieder nachweisen zu wollen. (Heiterkeit.) Immerhin aber in ich nicht so weit gehen, wie manche Stimmen aus dem neutralen sasland, die aus dieser Rede Lloyd Geoorges einen ernstlichen friedenswillen, ja sogar eine freundliche Gesinnung herauslesen vollen. Es ist wahr, er erklärt, er wolle Deutschland nicht vernichten, sabe es nie vernichten wollen. Er gewinnt sogar Worte der Achtung für unsere politische, wirtschaftliche, kulturelle Stellung. Aber da⸗ wischen fehlt es doch auch nicht an anderen Aeußerungen; dazwischen trängt sich doch immer wieder die Auffassung durch, daß er über das sculdige, aller möglichen Verbrechen schuldige Deutschland Recht zu sprechen habe — eine Gesinnung, meine Herren, auf die wir uns selbst⸗ rerständlich nicht einlassen können, in der wir vom ernsten Friedens⸗ willen noch nichts verspüren können. Wir sollen die Schuldigen sein, über die nun die Entente zu Gericht sitzt. Das nötigt mich, einen kurzen Rückblick auf die dem Kriege vorangegangenen Verhältnisse und Vorgänge zu werfen, auf die Gefahr hin, längst Bekanntes noch ein⸗ zal zu wiederholen.
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„Die Aufrichtung des Deutschen Reiches im Jahre 1871 hatte de alten Zerrissenheit ein Ende gemacht, durch den Zusammenschluß seiner Stämme hatte das Deutsche Reich in Europa diejenige Stellung erworben, die seinen wirtschaftlichen und kulturellen Leistungen und den darauf begründeten Ansprüchen entsprach. (Bravo!) Fürst Bismarck köönte sein ik durch das Bündnis mit, Oesterreich⸗ Ungarn. Es war ein reines Defensivbündnis, von den bohen Verbündeten vom ersten Tage an so gedacht und so gewollt. Im Laufe der Jahrzehnte ist niemals auch nur der leiseste Gedanke en einen Mißbrauch zu aggressiven Zwecken aufgetaucht. Insbesondere dur Erhaltung des Friedens follte das Defensivbündnis zwischen Deutschland und der engverbündeten, in alter Ueberlieferung durch ge⸗ neinsame Interessen mit uns verbundenen Donaumonarchie dienen.
Aber schon Fürst Bismarck hatte, wie ihm oftmals vor⸗ geworfen wurde, den Albdruck der Koalitionen, und die Er⸗ eignisse der folgenden Zeit haben gezeigt, daß das kein bloßes schreck⸗ haftes Traumbild war. Mehrfach trat die Gefahr feindlicher Koali⸗ vonen, die den verbündeten Mittelmächten drohte, in die Erscheinung. Durch die Einkreisungspolitik König Eduards ward der Traum der Koalitionen Wirklichkeit. Dem englischen Imperialismus stand das ufstrebende und erstarkende Deutsche Reich im Wege. In französischer levanchesucht, in rufsischem Ausbreitungsstreben, fand dieser britische umnperialismus nur allzu bereite Hilfe, und so bereiteten sich für uns sgefahrliche Zukunftspläne vor. Schon immer hatte die geographische igge Deutschlands die Gefahr eines Krieges auf zwei Fronten uns nahegerückt. Jetzt wurde sie immer sichtbarer. Zwischen Rußland und Frankreich wurde ein Bündnis abgeschlossen, dessen Teilnehmer das Deutsche Reich und Oesterreich⸗Ungarn an Einwohnerzahl um dos Doppelte übertrafen. Frankreich, das republikanische Frankreich lieh dem zaristischen Rußland Milliarden zum Ausbau der strategischen Hahnen im Königreich Polen, die den Aufmarsch gegen uns erleichtern enh. Die französische Republik zog den letzten Mann zur drei⸗ sährigen Dienstzeit heran. So schuf sich Frankreich neben Rußland he bis an die Grenze seiner Leistungsfähigkeit gehende Rüstung. sichverfolgten dabei Hwecke, die unsere Gegner jetzt als 1
8 . Ee. wãͤre Pflichtvergessenheit gewesen, wenn Deutse bland Küft Spiel ruhig zugeschaut hätte, wenn nicht auch wir uns eine ung zu schaffen „vorsucht hätten, die uns gegen die künftigen 8 zu schützen hatte. Meine Herren! Ich darf vielleicht daran ennern, daß ich selbst als Mitglied des Reichstages sehr häufig über 9 unge gesprochen habe und daß ich bei neuen Rüstungsaus en stets darauf hingewiesen habe, daß das deutsche Volk, wenn I Rüstungen zustimmte, lediglich eine Politik des Friedens er⸗ wollte, daß diese Rüstung uns nur aufgenötigt sei zur Ab r gegen die uns vom Feinde drohende Gefahr. Es scheint nicht, diese Worte irgendwie von dem Auslande beachtet worden wären. de 1e nun Elsaß⸗Lothringen! Elsaß⸗Lothringen, von dem en— Lloyd George redet. Auch jetzt spricht er wieder abe. Els irsg das Deutschland im Jahre 1871 Frankreich angetan Belehrun aß Lothringen — ich sage es nicht Ihnen, Sie bedürfen 88 icht zn 8 nicht, aber im Auslande scheint man die Dinge immer’ nocl eile n, tennen — Elsaß⸗Lothringen umfaßt bekanntlich zum größten *ein deutsche Gebiete, die durch Jahrhunderte lang fortgesetzte
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Sitzung des Hauptausschusses
Vergewaltigung und Rechtsbrüche vom Deutschen Reiche losgelöst wurden, bis endlich 1789 die französische Revolution den letzten Rest verschlang. Damals wurden sie französische Provinzen. Als wir im siebziger Kriege, die uns freventlich entrissenen Land⸗ striche zurückverlangten, war das nicht Eroberung fr emden Gebietes, sondern recht eigentlich, was man heute Desannexion nennt. Und diese Desannexion ist dann auch von der französischen Nationalversammlung, der verfassungsmäßigen Ver⸗ tretung des französischen Volkes in damaliger Zeit, am 29. März 1871 mit großer Stimmenmehrheit ausdrücklich anerkannt worden. Und auch in England, meine Herren, sprach man damals ganz anders als heute. Ich kann mich auf einen klassischen Zeugen berufen. Es ist kein anderer als der berühmte englische Historiker und Schriftsteller Thomas Carlyle, der in einem Briefe an die „Times“, und zwar im Dezember 1879, folgendes schrieb: „Kein Volk hat einen so schlimmen Nachbarn, wie ihn Deutschland während der letzten 400 Jahre an Frankreich besaß. Deutschland wäre verrückt, wenn es nicht daran dächte, einen Grenzwall zwischen sich und einem solchen Nachbar zu errichten — ich bemerke, daß ich die sehr harten Ausdrücke, welche Carlyle in diesem Zusammenhang gegen Frankreich gebraucht, meiner⸗ seits jetzt nicht wiederholt habe —, einen folchen Grenzwall sich zu er richten, wo es die Gelegenheit dazu hat. Ich weiß von keinem Natur⸗ gesetz und keinem Himmelsparlamentsbeschluß, kraft dessen Frankreich allein von allen irdischen Wesen nicht verpflichtet wäre, einen Teil der geraubten Gebiete zurückzuerstatten, wenn die Eigentümer, denen sie entrissen, eine günstige Gelegenheit haben, sie wieder zu erobern.“ Und in gleichem Sinne sprachen angesehene englische Preßorgane-—
ich nenne beispielsweise die „Daily News“ — sich aus.
Ich komme nunmehr zu Wilson, meine Herren. Auch hier erkenne ich an, daß der Ton ein anderer geworden ist. Es scheint, daß die damalige einmütige Zurückweisung des Versuchs Wilsons, in der Antwort auf die Papstnote zwischen der deutschen Regierung und dem deutschen Volke Zwietracht zu stiften, ihre Wirkung getan hat. Diese einmütige Zurückweisung konnte Wilson schon auf den rechten Weg leiten, und der Anfang dazu ist vielleicht gemacht. Denn jetzt ist wenigstens nicht mehr die Rede von der Unterdrückung des deutschen Volkes durch eine autokratische Regierung, und die früheren Angriffe auf das Haus Hohenzollern sind nicht wiederholt. Auf schiefe Dar⸗ stellungen der deutschen Politik, die sich auch jetzt noch in Wilsons Botschaft finden, will ich hier nicht eingehen, sondern im einzelnen die Punkte besprechen, die Wilson vorlegt. Es sind nicht weniger als 14 Punkte, in denen er sein Friedensprogramm formuliert, und ich bitte um Ihre Geduld, wenn ich diese 14 Punkte so kurz als möglich hier zum Vortrag bringe.
Der erste Punkt verlangt, es sollen keine geheimen inter⸗ nationalen Vereinbarungen mehr stattfinden. Meine Herren! Die Geschichte lehrt, daß wir uns am ehesten mit einer weitgehenden Oeffentlichkeit der diplomatischen Abmachungen einverstanden erklären könnten. Ich erinnere daran, daß unser Defensivbündnis mit Oesterreich⸗Ungarn seit dem Jahre 1888 aller Welt bekannt war, während die Offensiv⸗Abmachungen zwischen den feindlichen Staaten erst im Laufe des Krieges und zuletzt durch die Enthüllungen der russischen Geheimakten das Licht der Oeffentlich⸗ keit erblickten. (Sehr richtig!) Auch die Verhandlungen in Brest⸗ Litowsk vor aller Oeffentlichkeit beweisen, daß wir durchaus bereit sein könnten, auf diesen Vorschlag einzugehen und die Oeffentlichkeit der Verhandlungen als allgemeinen politischen Grundsatz zu er⸗ klären.
Im zweiten Punkt fordert Wilson Freiheit der Meere. Die vollkommene Freiheit der Schiffahrt auf dem Meere in Krieg und Frieden wird auch von Deutschland als eine der ersten und wich⸗ tigsten Zukunftsforderungen aufgestellt. Hier besteht also keine Mei⸗ nungsverschiedenheit. Die von Wilson am Schluß eingefügte Ein⸗ schränkung — ich brauche sie nicht wörtlich anzuführen — ist nicht recht verständlich und scheint überflüssig, würde also am besten weg⸗ fallen. In hohem Grade aber wichtig wäre es für die Freiheit der Schiffahrt in Zukunft, wenn auf die stark befestigten Flottenstütz⸗ punkte an wichtigen internationalen Verkehrsstraßen, wie sie Eng⸗ land in Gibraltar, Malta, Aden, Hongkong, auf den Falklandsinseln und an manchen anderen Stellen unterhält, verzichtet werden könnte.
Drittens: Beseitigung aller wirtschaftlichen Schranken. Auch wir sind mit der Beseitigung wirtschaftlicher Schranken, die den Handel in überflüssiger Weise einengen, durchaus einverstanden. Auch wir verurteilen einen Wirtschaftskrieg, der un⸗ ausweichlich die Ursachen künftiger kriegerischer Verwicklungen in sich tragen würde.
Viertens: Beschränkung der Rüstungen. Wie schon früher von uns erklärt wurde, ist der Gedanke einer Rüstungsbeschrän⸗ kung durchaus erörterungsfähig. Die Finanzlage sämtlicher europä⸗ ischer Staaten nach dem Kriege dürfte einer befriedigenden Lösung den wirksamsten Vorschub leisten. (Sehr richtig!) Man sieht also, meine Herren, über die vier ersten Programmpunkte könnte man ohne Schwierigkeit zu einer Verständigung gelangen.
Ich wende mich zum fünften Punkt: Schlichtung aller kolonialen Ansprüche und Streitigkeiten. Die prak⸗ tische Durchführung des von Wilson aufgestellten Grundsatzes in der Welt der Wirklichkeit wird einigen Schwierigkeiten begegnen. Jeden⸗ falls glaube ich, daß es zunächst dem größten Kolonialreich — Eng⸗ land — überlassen bleiben kann, wie es sich mit diesem Vorschlag seines Verbündeten abfinden will. Bei der unbedingt auch von uns geforderten Neugestaltung des Weltkolonialbesitzes wird von diesem Programmpunkte seinerzeit zu reden sein. b
Sechstens: Räumung russischen Gebietes. Nachdem die Ententestaaten es abgelehnt haben, innerhalb der von Rußland und den vier verbündeten Mächten vereinbarten Frist sich den Verhandlungen anzuschließen, muß ich im Namen der letzteren eine nachträgliche Einmischung ablehnen. Wir stehen hier vor Fragen, die allein Rußland und die vier verbündeten Mächte angehen. Ich halte an der Hoffnung fest, daß es unter Anerkennung der Selbstbestimmung der westlichen Randvölker des ehemaligen russischen Kaiserreiches ge⸗ lingen wird, zu einem guten Verhältnis sowohl mit diesen, als mit dem übrigen Rußland zu gelangen, dem wir aufs dringendste die Rückkehr geordneter, die Ruhe und Wohlfahrt des Landes gewähr⸗ leistender Zustände wünschen.
Punkt 7 kommt auf die belgische Frage. Was die belgische Frage betrifft, so ist von meinen Amtsvorgängern wiederholt erklärt worden, daß zu keiner Zeit während des Krieges die gewaltsame An⸗ gliederung Belgiens an Deutschland einen Programmpunkt der deutschen Politik gebildet habe. Die belgische Frage gehört zum Komplex der Fragen, deren Einzelheiten durch die Kriegs⸗ und Friedensverhandlungen zu ordnen sein werden. Solange unsere Gegner sich nicht rückhaltlos auf den Boden stellen, daß die Un⸗ verletzlichkeit des Gebiets der Verbündeten die einzige mögliche Grund⸗ lage von Friedensbesprechungen bieten kann, muß ich an dem bisher stets eingenommenen Standpunkt festhalten und eine Vorwegnahme der belgischen Angelegenheit aus der Gesamterörterung ablehnen.
Achtens: Befreiung des französischen Gebiets. Die besetzten Teile Frankreichs sind ein wertvolles Faustpfand in unserer Hand. Auch hier bildet die gewaltsame Angliederung keinen Teil der amtlichen deutschen Politik. Die Bedingungen und Modali⸗
des
täten der Räumung, die den Lebensinteressen Deutschlands Rech⸗ nung tragen müssen, sind zwischen Deutschland und Frankreich zu vereinbaren.
Ich kann nur nochmals ausdrücklich betonen, daß von einer Ab⸗ tretung von Reichsgebieten nie und nimmer die Rede sein kann. Das Reichsland, das sich seitdem immer mehr dem Deutschtum inner⸗ lich angegliedert hat, das sich in hocherfreulicher Weise wirtschaftlich immer mehr fortentwickelt, von dem mehr als 87 Prozent die deutsche Muttersprache sprechen, werden wir uns von den Feinden unter irgend⸗ celchen schönen Redensarten nicht wieder abnehmen lassen. (Lebhaftes Bravo.)
Was die von Wilson unter 9., 10. und 11. behandelten Fragen:
italienische Grenzen, Nationalitätenfrage der Donaumonarchie, Balkanstaaten, betrifft, so berühren sie sowohl mit den italienischen Grenzfragen, als mit denen der künftigen Entwicklung der österreichisch⸗ungarischen Monarchie und den Fragen der Zukunft der Balkanstaaten Punkte, bei denen zum großen Teile die politischen Interessen unseres Verbündeten Oesterreich⸗Un⸗ garn überwiegen. Wo deutsche Interessen im Spiele sind, werden wir sie aufs nachdrücklichste wahren, doch möchte ich die Beantwortung der Wilsonschen Vorschläge in diesen Punkten in erster Linie dem aus⸗ wärtigen Minister der österreichisch⸗ungarischen Monarchie überlassen. Die enge Verbindung mit der verbündeten Donaumonarchie ist der Kernpunkt unserer heutigen Politik und muß die Richtlinie für die Zukunft sein. Die treue Waffenbrüderschaft, die sich im Kriege so glänzend bewährt hat, muß auch im Frieden nachwirken, und so werden wir auch unsererseits alles daran setzen, daß für Oesterreich⸗Ungarn ein Friede zustande kommt, der den berechtigten Ansprüchen Rechnung trägt. “ möchte ich in den unter 12 von Wilson berührten An⸗ gelegenheiten, die unseren treuen, tapferen und mächtigen Bundes⸗ genossen, die Türkei, betreffen, in keiner Weise der Stellungnahme ihrer Staatsmänner vorgreifen. Die Unversehrtheit der Türkei und die Sicherung ihrer Hauptstadt, die mit den Meerengenfragen eng zu⸗ sammenhängt, sind wichtige Lebensinteressen auch des Deutschen Reichs. Unser Verbündeter kann hierin stets auf unseren nachdrücklichsten Beistand zählen. 1 .“
Punkt 13 behandelt Polen. Nicht die Entente, die für Polen nur inhaltlose Worte fand und vor dem Kriege nie bei Rußland für Polen eingetreten ist, sondern das Deutsche Reich und Oesterreich⸗ Ungarn waren es, die Polen von dem seine nationale Eigenart unter⸗ drückenden zaristischen Regiment befreiten. So möge man es auch Deutschland, Oesterreich⸗Ungarn und Polen überlassen, sich über die zukünftige Gestaltung dieses Landes zu einigen. Wie die Verhand lungen und Mitteilungen des letzten Jahres beweisen, sind wir durch⸗ aus auf dem Wege hierzu. 1
Der letzte Punkt behandelt den Verband der Völker Was diesen Punkt betrifft, so stehe ich, wie sich aus meiner bisheriger politischen Tätigkeit ergibt, jedem Gedanken sympathisch gegenüber, der für die Zukunft die Möglichkeit und Wahrscheinlichkeit von Kriegen ausschaltet und das friedliche und harmonische Zusammenarbeiten der Völker fördern will. Wenn der von Präsident Wilson angeregte Ge⸗ danke des Verbandes der Völker bei näherer Ausführung und Prüfung ergibt, daß er wirklich im Geiste vollkommener Gerechtigkeit gegen alle und vollkommener Vorurteilslosigkeit gefaßt ist, so ist die Kaiser⸗ liche Regierung gern bereit, wenn alle anderen schwebenden Fvagen geregelt sein werden, einer Prüfung der Grundlage eines solchen Völkerbundes nahe zu treten. 1b
Meine Herren! Sie haben die Reden von Lloyd George und die Vorschläge des Präsidenten Wilson kennen gelernt. Ich muß wieder⸗ holen, was ich zu Ansang sagte: wir müssen uns nun fragen, ob aus diesen Reden und Vorschlägen uns wirklich ein ernstlicher ehrlicher Friedenswille entgegentritt. Sie enthalten gewiß Grundsätze für einen allgemeinen Weltfrieden, denen auch wir zustimmen, und die Ausgangs⸗ und Zielpunkte für Verhandlungen bilden könnten. Wo aber konkrete Fragen zur Sprache kommen, Punkte, die für uns und unsere Verbündeten von entscheidender Bedeutung sind, da ist ein Friedenswille weniger bemerkbar. Unsere Gegner wollen Deutschland nicht „vernichten“, aber sie schielen begehrlich nach Teilen unserer und unserer Verbündeten Länder. Sie sprechen mit Achtung von Deutsch⸗ lands Stellung, aber dazwischen dringt immer wieder die Auffassung durch, als seien wir die Schuldigen, die Buße tun und Besserung
keloben müßten. So spricht immer noch der Sieger zu dem Be⸗ jegten, so spricht derjenige, der alle unsere früheren Aeußerungen der Friedensbereitwilligkeit als bloßes Zeichen der Schwäche deutet. Von diesem Standpunkt, von dieser Täuschung sollen sich die Führer der Entente zuerst losmachen. Um ihnen dies zu erleichtern, möchte ich davan erinnern, wie denn wirklich die Lage ist. Mögen sie sich gesagt sein lassen: Unsere militärische Lage war niemals so günstig, wie sie jetzt ist. I
Unsere genialen Heerführer sehen mit unverminderter Sieges⸗ zuversicht in die Zukunft. Durch die ganze Armee, durch Offiziere und Mannschaften geht ungebrochene Kampfesfreude. Ich erinnere an das Wort, das ich am 29. November im Hause sprach: Unsere wieder⸗ holt ausgesprochene Friedensbereitschaft, der na der Versöhnlich keit, der aus unseren Vorschlägen spricht, der darf kein Freibrief für die Entente sein, den Krieg immer weiter zu verlängern. Zwingen uns unsere Feinde hierzu, so haben sie die sich daraus erebenden Folgen zu tragen. Wenn die Führer der feindichen Mächte also wirklich zum Frieden geneigt sind, so mögen sie ihr Programm noch⸗ mals revidieren oder, wie Lloyd George sagte, eine reconsideration eintreten lassen.
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1 Wenn sie das tun und mit neuen Vorschlägen kommen, dann werden wir sie auch ernstlich prüfen, denn unser Ziel ist kein anderes, als die Wiederherstellung eines dauernden allgemeinern
Friedens. Aber dieser dauernde, allgemeine Friede ist solange nich möglich, als die Unversehrtheit des Deutschen Reiches, als die Siche rung seiner Lebensinteressen und die Würde unseres Vaterlandes nich gewahrt bleiben. Bis dahin heißt es, ruhig zusammenstehen und ab warten. Im Ziele, meine Herren, sind wir alle einig. (Lebhaftes Bravo.) Ueber die Methoden und das Verfahren kann man ver⸗ schiedener Meinung sein. Aber lassen wir jetzt alle diese Meinungs⸗ verschiedenheiten zurücktreten. Streiten wir nicht über Formeln, die bei dem rasenden Lauf der Weltbegebenheiten immer zu kurz kommen und behalten wir über trennende Parteigegensätze hinaus das eine gemeinsame Ziel im Auge, das Wohl des Vaterlandes. Stehen wir zusammen, Regierung und Volk, und der Sieg wird unser sein, ein guter Friede wird und muß kommen. Das deutsche Volk erträgt im bewundernswerter Weise die Leiden und Lasten des nun in seinem 8 vierten Jahre währenden Krieges. Bei diesen Lasten denke ich ganz besonders an die Leiden der kleinen Handwerker und der gering be⸗ 8 9 1 1 M* 82 S soldeten Beamten. Aber sie alle, Männer und Frauen, wollen aus⸗ halten und durchhalten. In politischer Reife lassen sie sich nicht von Schlagworten betören, wissen sie zu unterscheiden zwischen den Readi täten des Lebens und glückverheißenden Träumen. Ein solches Vol kann nicht untergehen. Gott ist mit uns und wird auch ferner mit uns sein. (Lebhaftes Bravo!) 8