Also müssen die Herren, die sich darüber beklagen, daß die Vertreter der Randrölker noch nicht da sind, siw an die Berireter der 65 genseite wenden. Auch Graf Ciernin, mit dem ich in dieser Frage in volister Uebereinstimmung stehe, stebt auf meinem Standpuntte. So ald die rossische Abordnang sich auf den Standpunkt stelit, es bandelt sich um Verireter von St atskörpein mit Staatswillen, werden wir ohne weiteres die Frage praktisch in die Hand nehmen. Was ich über die Ukraine zu sagen habe, habe ich eden gesoagt. Zei der Ukrame Uegen die Dinge anders, da in sorobl von der bolschewistischen Recerung als von seiten der Mittelmächte die selkständige Siaatsper önlidh keit und das Recht zur diplomatachen Vertrerung ane kannt wo den.
Wenn ich übergehen darf zu der Rede, welche der Herr Abg. David grhatten hat, so hat er eine mtr im Ortoinal noch nicht vorltegende Klage des Herrn Joffe über unsere Veröffentlichungen geltend gemacht. Unsere Veröffent⸗ lichungen werden unter erhehlichen technischen Schwierigkeiten — denn es ist bei der Länge der Verhandlungen und der Schwierigkeit der Uebersctzung immer ziemlich zeitraubend, den autbentischen Text schließlich festust llen — von den vier verbündeten Abordnungen zu⸗ sammen augseeca beitet. Dies ist eine von den vielen Schoterigkeiten, die daraus hrvorgeht, daß wir eben als Koalttion verhandeln und selbstverändlich auch ig den Veröffentlichengen vollkommen gleickh⸗ förmig gehen müssen. Wir köanen also für die Einzeldeiten der Ver⸗ öffentlichungen nur einen Teil der Veranzworkung trogen, und es ist selbverftändlich, doß arch hie in eine gewisse Gleichmäßtgkeit stanfi den muß. Ich muß auch sagen, daß die Herren, die mit der Redaktion der Veöffentzichungen betraut worden sine, soweit sch es bade kon⸗ troll'eren können, mit der größten Unparterlichkeit verfahren sind. Daß wir uns nicht darauf einlossen kennen, alles, was die rufsische Abo dnung häufig in vollkommen zweifelefreier Weise zum 8e hinaus redet, durch unseren omichen Apparat verbresten zu lassen — das kann uns kein Mensch zumuten und kann auch kein Mensch von uns verlangen. Daß aber jedem der Mitglteder dieses hohen Hanses, der über Einzelheisen noch weitere Mitteilungen haben mill, durch meine Vertreter im Auswärtigen Amt diese Information in liberaler Weise zur Verfügung gestellt wird, dafür, glaube ich, kann ich ein⸗ treten. Ich bin überzeugt, daß die Weisung, die auch schon vorher ergangen war, über j⸗de Einzelbelt in erschopfender Weise Auskunst zu geben, auch während meiner Abwesenheit von meinen Vertretern befolgt worden ist. (Sehr richtig!)
Der Herr Abg. David — und das möchte ich warm benrüßen — hatte darauf hingewiesen, daß der Vertretungskörper in Litauen, der einzige Vertretungskörper, für dessen Zusammensetzung wir sozusagen voll verantwortlich sind — denn bei den historisch vor⸗ handenen Nertretungskörpern kann uns für die Zusammensetzung eine derartige Verantwortlichkeit nicht zugemutet werden —, wirklich ver⸗
jändig und ehrlich zusammengesetzt worden ist, so daß ecine Ver⸗ tretung des litanischen Volkes in feinen Schichten und Strömungen nach Möplichkeit erstrebt worben ist. Meene Herren, der Schluß, den ich daraus ziehen moͤchte, ist der, daß Sie Vertrauen zu uns haben sollen, daß da, wo wir weiter arbeiten werden, wir weiter erbeiten werden in dem Sinn und auf den Erundlogen, die für die Zusammensetzung des litauischtn Vertreturgskörpers maßgebend ge⸗ wesen sind. —
Es ist mir die Auffassung entgegengetreten, als würden wir für die Verbreiterung der anderen vorhandenen Ver⸗ tretungskörper unbedingt bis zum Krfegkschluß zu warten die Absicht haben. Ich möchte diese Absicht ausdꝛücklich ablehnen. Wir werden unter den schwierigen Verhälinissen, wie hier häufig dargelegt worden ist — das Land ist nun einmal Erappengebiꝛt, und der Krieg gebt weiter — wir werden aber, wenn der Friede mit Rußland zustande gekommen ist, was sich einigermaßen mit den militärischen Notwendigkeiten vereinigen läßt, schon jetzt tun, um diese Ver⸗ breiterung schon während des Krieges zustande zu hringen. Ich werde meinen Einfluß in dirser Beziehung in die Wagsckale werfen.
Der Herr Abg. Naumann hat in einer der gedankenreichen Reden, denen, glaube ich, das Haus immer mit großem Interesse lauscht, eine Menge interessanter Feßchtepunkte aufgeworfen. Er har mit einer Zarrbeit, die ich nicht zu teilen vermag, auf die Methode der Bolschewiki hingewiesev. Wir wollen die Sach⸗ beim Namen nennen. Trotzkt hat mir gegenüber zweimal in der Erörterurg oeffen LZE1“ Unsere Recierung hat keine andere Grundlage als die Macht. Die Bolschewikis stützen sich einfach auf die brutale Meocht, ihr Argument sind Kanonen und Maschinengewehre (sehr richtig!), und wenn der HKerr Aesg. Naumann leise von einer Art Bedrohung der persön⸗ lichen Existen; gesprochen hat, so möchte ich ihm mit Wilhelm Busch antworten: „Denn seinem Dasein als Subjekt wird alsobald ein Ziel gesteckt.“ (Heiterkeit.) Also Memnungsverschiedenheiten werden durch Auslöschung des Gegners in radikaler und befriedigender Weite beigelegt. Die Bolschewiki predigen sehr schön, aber prattisch sieht es anders aus. Ste haren die finnische Volkgrepuslik feierlich anerkaant, ste haben die Freiheit dieser Volksrepublek, diplomwatische Vertreter zu empfangen, viemals in Frage gestellt, aber wenn cs auf die Braxis Intommt, Vertreten hinzuschicken, machen sie die größten Schwierigreiter. Und wenn den Herren Berichte aus Finrland zur Verfügung zehen, werden sie wissen, daß die Soldateska dort eine Gewalt⸗ herrschaft ausübt, wie sie schlimmer in den schlimmsten Zeiten des Zarismus nicht dagewesen ist. Wenn ich auf das Verfahren der Herren Bolschewitt gegenüber der mit so großem Pom aogekundigten gesezgebenden Versammlung verweisen darf, so war die hauptsächlichste Vorbereiturg, daß zwei Keeuzer sich vor das Tauritsche Palais legten und ibhre Kanonen mit scharfer Munttion duf die Feaster dieses Palats richteter. Als dieses Araument auch nicht durchschlagend genug war, wurden die Herren einfach mit Bajonetten nach Hause gejagt. (Hört! hört!)
Der Herr Abg. Naumann ist auf den Ausdruck austro⸗ volntsche Lösung zurückgekommen. Meive Herren, es würde den Nahmen dieser Erörterung weit ükberschreiten, wenn ich auf die so⸗ genannte austro⸗polnische Löung hier weiter eingehen wollte, ein Ausdruck, der mir, nebe bei gesagt, nicht ganz glücklich scheint. Ich hoffe, daß, wenn wit seinerzeit die große und wichtige Kardinal⸗ frage „Mitteleuropa“ besprechen, wir dann nicht allzu häufig von Ihm G brauch machen werden. Die Frage ist — und der Herr Abn. Naumann, der Vertteter des Gedankens „Mitteleur pa“, wetß das so gut wie die Regierung — außerordentlich schwer⸗ wiegend, und das leigt auch darin schon, daß die Vor⸗ besp echangen, die lett seit Monaten im Gange sind, und die sowohl von Oesterrelch⸗Ungarn als auch von uns mit allem Eifer gefördert werden, noch nicht zu irgendeinem mittetlungsreifen“ (um einen ron dem Herrn Abg. Naumann geprägten Ausdruck zu gebrauchen) Zustande gelangt sind. Was Graf Czernin von Polen gesagt hat, das können wir auch rubig von den anderen Rankvölkern sagen, welche den Gegenstanh der Etörterung bilden werden. Wir haben genau dasselbe Zutrauen zu der Anztehungekraft des freien,, großen deutschen Staates auf diese Völker, und die deutsche Polttik wird nie, unter leinen Umstäͤnden zu kleinlichem Polizeidruck oder irgend welchen derartigen Mitteln greifen, die auf dite Dauer meiner Ueberzeugung nach nur das Gegen⸗ teil dessen bewirken könnten, was wir dewirken wollen, näml'ch ein freies, aufrichtiges und freundschaftliches Verhältnis zwischen uns und den Randvölkern. Durchaus begrüßen möchte ich, was der Herr Abg. Naumann über die Beiilebungen zu unseren Bundes⸗ genossen, den Türken und Bulgaren, gesagt hat. Ich unter⸗ schreibe da jedes Wort, was gesagt worden ist. Diese Völker sind in schweren entscheidungsreichen Stunden, vertrauend auf den Stern des Peutschen Resches, an unsere Seite getreten, und sie sollen in keiner Stunde der Friebensverbandlungen den Eindruck bekommen, daß das deutsche Wort nicht für jeden Deutschen bindend ist bis zum Ende. (Lebhafter Beifall.)
„Der Herr Abg. Naumann hat ein Flugblatt verlesen, welches in vielen Beziehungen interessante Aueblick⸗ gewährt. Wenn dieses Flugdlatt die Arsicht der Unabhängigen Sozialdemokratie wißderspiegeln sollje, und wenn diese Ansichten mit denen der Bolsche⸗ wili sich in so vollkommener Uebereinstimmung befinden, wie wir mehr⸗
mals ven der zußerßten Linken gehbört baber, so möchte ich ellerdin a8 a0n den Abg. Dr. Davpid ote Ficge richten, ob nc dang über dte urbe⸗ dingte Sichrbeit dez Trozkuüchen Friedenszwillens noch chenss bestimmt und optimistisch denkt, wir e das veute früh zum Ausprock gebracht tat. Ich moͤchtr, wie ich das gestern auch getan habe, diesen Frieder willen nicht leugnen. Ich bin gar nicht überzeugt, ob Herr Trotzkt selbst eine absolut sichere Lmie schon gezogen hat, ich möchte nur darauf inweisen, daß derartige Aeußerungen — und ich kann es rohig sagen, es sind mir auch derartiger Aeußerungen von russischmoxima⸗ jistcher Seite mehr als eme begegnet — doch immerhin die Mög⸗ lichkeit erkennen lassen, daß bei diesen Herren noch eine andere Polnik geteteben wird als die ees offenen und ebrlichen Friedensschlusses mit den nun einmal wie die Sünde und das Gift verhaßten „Baurgeoisie⸗ regie ungen der Zentrolmächle“,
Ems kann ich sagen, daß ich nach dieser Erörterung, die in weitestem Umfange für uns Klärung gebracht hat, mit vermehtter Ruhe und Sicherheit hinausgehe, um die schwierigen Verhandlungen, die noch bevorstehen, fortzusetzen. Sie können sich darauf verlassen, meine Herren, daß der ernste Friebenswille, der der oberste Leitstern der deuuchen Repierung ist, uns dam bewegen wird, auch weiter mit der größten Sachlichteit eno Gedulen jeden Weg zu gehen, ber zu einem vernünftaen und ehrenvollen Frteden führen kann. Ich darf es mit Dankbarkeit ascrkennen, daß die Erörterung hier im Reichs⸗ tage, wie am ernen Tage hierzu die Hoffnung ausgesprochen worden ist, uns in dieser Beziehung eine stä kere, breitere Grundlage gegben hat, als dies vorher der Fall gewesen ist.
In der Nachmittagssitzung des Hauptausschusses des Reichs⸗ tags führte der Staatsminister, Staate sekretär des Innern Wallraf obiger Quelle zufolge nachstehendes aus:
Der Herr Abyp. Naumann har heute vormittag ein Flugblatt
erwäynt, das jetzt im Wortlaut mir vorliegt. Das Flugblatt klingt ous in den Ruf: „Rüstet zum allgemeinen Massensrreik in den nächsten Tagen.“ Ich habe zu diesem Fufruf folceades zu fagen:
Die Verbündeten Regierungen sind sich der Pfl cht zur Aufrecht⸗ Ordnung und Sicherheit unter allen Um⸗
erhaltung der öffentlichen ständen bewußt. Die Rube, mit der sch dies ausspreche, soll an dem Ernft und der Festigkeit des Willenz keinen Zweifel lassen. Ich kann aber auch deshalb in voller Ruhe sprechen, weil ich von unserer Mbeiterschaft, der ich in meiner früheren Tätigkeit jahre⸗ lauvg nahegestanden habe, eine viel zu hoh⸗ Meinung habe, als daß ich glaube, auch nur em kleiner Terl vunserer politisch und wirtschaftlich den kenden Arbeiterschaft könne einem solchen, nicht zu verantwortenden und von unverantwortlicher Stelle ausgebenden Ruvf zum Ausstand Folge leisten. Wie ist denn die Lage? Wir stehen in Verhand⸗ lungen über einen Sonderfrieden nut Nußland. Daß wir nur über einen Sonderfeieden verhandeln, ist doch nicht unsere Schuld. Von Deutschland ist die Friedensresolution des Reichstages ausgegangen. Im gleichen Sinne hat Deutschland die Papstnote beantwortet. Mit Zustimmung der deutschen Vertzeter ist von Brest⸗Litowsk aus der Ruf zur Beteiligung aa den Friedensverhandlungen an alle unsere Feinde erklungen. Was war die Antmort von der anderen Seite? Fast immer Schweigen oder hohnvolle Zurückwelsung. Und wenn wir trotz alledem jetzt in etwas die Atmosphäre der Frierengnähe atmen, dann danken wir das nicht nur unserer Friedensnelgung, sondern auch der Einheit und Kraft, die wir bis jetzt Gort sei Dank bewahrt haben. Wer scheel sieht auf diese Einheit und Kraft, das sehen Sie aus den feindlichen Zeitungen, von denen noch jüngst der „Tempszs“ in ähnlichen Worten wie das Flugblatt die deutschen Arbeiter zu Ausständen aufrusft. Wenn es den Feinden gelänge, die innere Front zu zerbrechen, dann würden alle die Raubpläge unserer Feinde wieder aufwacher. Der Krieg würde ins Unendliche verlängert. Urd gerade die Arbeiterschasft hättle davon winrt chaftlich und politisch die schwersten Folgen. In den letzten Tagen ist hier viel von den Heim⸗ kriegern gesprochen worden, die von der warmen Ecke thres Stamm⸗ tisches aus Haunderttausende da draußen in den Tod senden. Heim⸗ krieger, vie leichtfertig über Gut und Blut anderer verfügen, siad auch meine Leute nicht. Aber es gibt noch eine andere Art von Heimeriegern, und das sind die Schlimmsten, die in aller Heimlichteit und in sicherer Wahrung ibrer eigenen Person die Arbeitermassen an die Front des Wirtschaftskrieges schleken. Denn ein solcher Wirt⸗ schafisteses hricht auch die Front draußen und bringt den
ännern Tod, die auch für Heimat, Weib und Kind des Arbei ers streiten. Und im gleichen Augenblick, in dem die deutschen Räder still stehen, werden die Räder der Munitions⸗ fabriken in Frankreich, England und Amerika doppelt emsig schaffen. Der Krieg hat manche Schöpfung der Literarur uns ge⸗ bracht, auch auf dichterischem Gebiet. Em Gedicht hat vor allem mir tiefen Eindruck gemacht, es ist ein Bekenntnis des deutschen saneers Karl Bröger au das Vaterland, das mit den Worten
IůB: 8
„Herrlich zeigt es aber deine größte Gefahr, Daß dein ärmster Sohn auch dein getreuester war.“
Nun, metne Herren, alle Stände, Arm und Reich haben gewett⸗ eifert in der Trrue zum Vaterlanbe. Daß auch die deutsche Arbeiter⸗ schaft in dieser vorbildlichen Tieue aus harrt, das ist und bleibt mein fester, zuversichtlicher Glauben. 6“
Nichtamtliches.
Oesterreich⸗Ungarn.
Der Minister des Aeußern Graf Czernin hat sich gestern nach Brest Litowsk begeben.
— Ueber den Verlauf der Erörterung des Aus⸗ schusses für Aeußeres der österreichischen Delegation über die Mitteilungen des Grafen Czernin berichtet „Wolffs Telegraphenbüro“, wie folgt:
Dir Arg. Dr. Ritter von Bilinski sprach dem Minister auch als Pole das Vertrauen aus und vertrat die Forderung der Ver⸗ einigung Galntens mit Polen durch den Anschluß an die österreichtsch⸗ ungarische Monarchie und hob den Beruf der Habsburger Dynostle hervor, die freien Vöͤlker unter sich zu vereinigen. Die Gleich⸗ berechtigung der Ruthenen im Poleastaate werde durch die Autonomie sichergestellt werden. Der Christlich⸗Scztale Miklas und der dem böhmischen Großgrundbesitz angehörige Baron Senftenberg ver⸗ langten, baß eine des Papstes würdige Stelle bei den Verhandlungen geschaffen werde. Mikias stellte namens einer großen Anzahl von Abge⸗ ordneten den Antrag, die Erklärung des Mminers mit Befriedigung zur Kenntnis zu nehmen unter Anerkennung des Verdienstes, daß er bei den Verhandlungen einen Frieden anstrebe, bei dem er auf An⸗ nexionen und Entschäbigungen keinen Anfpruch erhebe, daß er aber andererseits willens sei, kein Lebensinteresse der Monarchie preiszugeben, sondern sie wirtschaftlich und politisch für die Zukunft sicherzustellen. In dem Antrag heist es: „Der Ausschuß nimmt die Erklärungen über die selbständige Bestimmung der Rechte des ukrainischen Siaates und der Völker in den besetzten Gebieten zur Kenntnig und würdigt in vollem Maße die auf Ausbau eints selbsländigen polnischen Staates und auf Teilnahme der polnischen Regierung an den Verhandlungen gerichteten Bemühungen. Der Ausschuß vertrar der Zukunst, da der Minister neuerlich das treue und unauflösliche Zusammenhalten mit unseren Bundesgenossen als Grundlage seiner Politik bezeichnet. Der Ausschuß spricht schließlich sein volles Vertrauen dem Minister aus in der Erwartung, daß es ihm in naher Zukunst gelingen möze, dem Frieden die Wege zu ebnen.’ Der Abgeordnete Dr. Langenhan bearüßte Czernin als den Mann, der in seltener Vereinigung alle jene Eigen⸗ schaften in sich verkörpert, die ihn nach Ansicht der Veutschen zum einzig geeigneten Friedensunterhändler für die Monarchie machten.
“
In einer Prlemik geees Toezzvnski erklärte der Reduer, es sei ns
Att der Dankbakeit für alles, was Deurschland und Oesterreice dn Polen vohbracht hätte, sowte ein Gebot polittscher Klvaheit si sür Freundschaft der verbündeten Staaten zu bewahren, afrh . Deatschen im Reiche, aber auch den Deutschen in Oesterrecch Sen zu bezeugen. Wir Deutiche in Oesterreich, sagte der Redr⸗ und die offizellen Kreise des Deutschen Reichs sind Ankänger i aumzo⸗polnischen Lösung. Wir können ater eicr Abrretner Galiziens nur zustimmmen, wenn wir die Hewißheit haren dng der polnische Staat uns ein dauernder, sicherer und ver äß 1 Freund bleiben wird. Als einziger deutschoöhmischer Dele bcn des Abgrordnetenhauses sprach der Redner dem Hrafen Eit unn den wärmsten Dank für die bältoisse in Böhmen
über die Reaelung der vinn ausgesprochenen Worle “ vnr würden viel dazu beitragen, die in deutschböhmischen Kreiie vielfech noch vorhandenen irrtümlichen Auffassungen ibe die Person des Grafen Czernin richtig zu stellen und denen Recht zu geben, die in ihm nicht einen Gegner, sondern emnen wahren Freund des deutschen Voltes sehen. Der gememnsamt Fmanzmtnister Baron Burian besprach die schon mitgeieilten Aus⸗ sührungen des Abg. Stransky über die seinerzeit von ihm mit Italien g⸗führten Verhandlungen und wies die Angriffe des Abgt⸗ ordneten zurück. Er stellte fest, daß die Verhandlungen mit Italien nicht den Zweck gehabt häiten, die Italiener hinzuhalten, hig Desten reich⸗Ungarn besser gerüstet wäre. Cs set im Gegenteil Italien gewesen, welches die Verhan lungen hinzuziehen trachtete, um seine melitärischen Vo kebrungen zu maskieren. Freiherr von Pantz jollie dem Hrafen Czernen anläßlich semer Rede volles Lob und rer⸗ sicherte ihn seines uneingeschränkten Vertrauens. „Der Kampf der Memungen in Deutschland, segte der Redner, „bereitet uns, die in fester Teue zum deutschen Büadnis stehen, Schmerz und Sorge.“ Der Ausschuß nahm hierauf in namentlicher Abstimmung mit 14 gegen 7 Stimmen den oben mitgeteilten Antrag des Abgeordneten Miklas an. Der Abgeordnete Kovrosec stellte einen Antrag, betreffend Gewährung des Selbstbestimmungs⸗ rechtes. Der Antrag verlangt das Selbstbestimmungsrecht für die Länder Oesterreich⸗Ungarns, Bosniens und der Herzegowina und stellt fest, daß die Monarchie sich der früheren Annexions⸗ gelüste entschlagen habe. Der Antrag wurde mit 15 gegen 5 Stimmen abgelehnt.
Der Referent Freiherr von Beck kam zu dem erfreulichen Et⸗ gebnis, daß fast allgemem die Einleituug der Verhandlungen, die wenigstens zu elnem Sonder fritden fuhren sollten, gebilligt ond allge⸗ mein die Forderung nach einem Verständigungsfrieden auszesprochen worden sei. In der Polenfrage spricht sich der Berichterstatter sür die austro⸗polnische Lösung aus. Gegenüber der Fraue, wie lange die Bündnisverträge dauen sollen 8 der Bezichterstatter seiner Meinung dahin Ausdruck, daß He erreich⸗Ungarn auf Gedeih und Verderb mit dem Deuischen Reiche verbunden sei. Es sei ein Bündnis der Ehre und Pflicht gegen die Bundesgenossen, aber auch Pflicht der Selbsterhaltung. Es würde nicht gerecht sen, wenn man sich von dem Bündnis loslösen und einen Sonderfeieden eingehen würde.
— Laut Meldung des ungarischen „Telegraphen⸗Korre⸗ spondenzbüros“ verlautet von zuständiger Stelle, daß der König das Rücktrittsgesuch des Kabinetts Wekerle angenommen und gleichzeitig Dr. Wekerle neuerlich zum Ministerpräsidenten ernannt hat. Der König hat nach dem Vorschlage des Ministerpräsidenten den Reichstagsabgeordneten Grafen Aladar Zichy zum Minister am Allerhöchsten Hoflager, den Reichstagsavgeordneten Grafen Albert Apponyi zum Kultus und Unterrichisminister, den General der Infanterie Ge⸗ heimen Rat Baron Alexander Szurmay zum Honvedminister, den Reichstagsabgeordneten Dr. Bela Földes zum Minsster ohne Portefeuille, Dr. Karl Unkelhäusser zum Minister h Kroatien, Slavonien und Dalmatien ohne Portefeuille neuerlich ernannt beziehungsweise sie in ihren bisherigen Stellungen bestätigt, ferner den Reichstagsabgeordneten Johann von Toth zum Minister des Innern, den Reichstagsabgeordneten Dr. Wilhelm Vaszony zum Justizminister, den Reichstags⸗ abgeordneten und ehemaligen Staatssekretär Josef Sztereny zum Handelsminister, den Reichstagsabgeordneten Prinzen Ludwig Windischgrätz zum Minister ohne Portefeutlle er⸗ nannt. Schließlich wird der Ministerpräfident mit der imlteri⸗ mistischen Leitung des Finanz⸗ und Ackerbauministeriums betraut.
Die Karolyipartei hat in ihrer vorgestrigen Beratung obiger Quelle zufolge beschlossen, dem neugebildeten Kabinett gegenüber eine oppositionelle Haltung einzunehmen, jedoch die Wahlrechtsvorlage der Regierung zu unterstützen.
Großbritannien und Irland.
Der in London eingetroffene italienische Ministerpräsident Orlando hatte am Freitag mit Lloyd George eine Be⸗ ratung, in der der „Times“ zufolge unter anderem die Frage der Anfuhr von Kohlen und Lebensmitteln für Italien sowie das Zusammenwirken britischer und französischer Trupyen mit der stalienischen Armee an der Piave besprochen wurde. Orlando wünscht aus moralischen und militärischen Gründen, daß das Zusammenwirken dauernd enger und wirksamer werden solle.
— Die Admiralität gibt bekannt, daß am 22. und 23. Jmuar in der Admiralität die ersten Sitzungen Fdr Seeberatung der Verbündeten unter dem Vorsitz des tErsten Lords der Admiralität stattgefunden haben. Als 1 rreter der verbündeten Mächte nahmen daran teil: Für Franl⸗ feich Vizeadmiral De Bon, für England Sir Eri Geddes urnd Sir Roßlyn Wemys, für Italien Vizeadmiral Graf Thaon de Revel, für Japan Konteradmiral Funakos! 0' für die Vereinigten Staaten Vizeadmiral Ains. M
— Lord Curzon hat in Cardiff eine Rede gehalten, in der er nach einer „Reutermeldung“ u. a. sagte:
Es gebe niemand, der nicht Frieden wünschte. Wenn 8g. trotzdem nicht dam gelangen köune, so iege es baran, daß de Friede, den man im gegenwärtigen Auge b ick vom Feinde erlangen könnte, mit der Eöre und Sicherhett Englands nicht vereinbar Fia Bezüglich des von deutscher Seite gemachten Vorschlage, Aatwerpen zu behalten sagte er, man känne dies nicht gestatten, 1 der englische Kanal wärde dann ein deutscher Kanal wer 19 und mit der Freiheit Englands wäre es dann aus, 5 Holland würde unter deutschen Einfluß kommen, und dete seibe wuͤrde von Skandinadien gelten. Fankreich muece zwar sein Gebiet wieder erlangen, aber Deutschland, dessen Feha noch immer bestehen würde, und dessen Handelsschiffe in den 96 nur darauf warten würden, die versenkten Schiffe zu ersetzen, einen Einfluß auf den Krieg, auf Curopa und auf England aus können, von dem England sich niemals wieder erholen würde. 68 unentschiedener Krieg würde ein Mühlstein um Englan de fest seiner Kolonten Hals sein. Es sei die Politik der Verbündeten, 19 zusammenzuhalten und ihre Hilfsmittel zu gemeinsamer Anstreng zu vereintgen.
Fonuar .— In der Erörterung des Unterhauses am 23. Jennm über die Cambraischlacht sagte g Abgeordnete King, wie „Wolffs Telegraphenbüro“ meldet: bn Der Füwös Hel Haig habe vor 11 Monaten angekündlat, gend
er im Verlaufe des Frlvzuges 1917 die deutsche Livie an in
und gemeinsam
führen die Titel, die
und Kinder.
russischen Grenze die Nachricht, ukrainischen t großer Erbitterung gekämpft werde.
diesem beng Batterien mit der Bitte um Hilfe gewandt. sei jedoch keine Folge geleistet worden.
zwischen der 1 . ; fanden blutige Zusammenstöße statt, der Bahnhof wurde von der Roten Garde genommen.
an der Westfront entscheiden werde. Endlich sei es hbei Cambrei zu großen Operationen gekommen, die erst als enormer Steg ausvosaunt, dann als schweres Mißgeschick gehrandmarkt worden seien. Wie solle man da noch Vertrauen zu Haig haben? England zabde eine großartige Armee an der Weftfront, die zablenwäßig särker, mindestens ebenso stark wie die fei dieche Armee, ihr aber binsichtlilch von Munztion und Autrüsimng den Erklärungen des Premterministers zufolge überlegen sei. Was sei da das Ergehnis? Eir prahlender Oberbefehlsbaber, der seine Pahlereien nicht in Taten umzusetzen vermöge, das sei das beschämende Ergernis des Felozuges von 1917. Der einzige Ausweg sei, einen neuen Oberbefebls haber zu finden. Das Kriegskabinett müsse den Mut baben, dem darüber etwa entstehrnden Volkzunwillen entgegerz treten, da es zugelassen habe, daß di⸗ Pr sse Haig vergöttere und ihm Eigenschasten andichte, die der Redner sich auch vicht in Augenblicken des größten Stoltes und der Einbildung beilegen würdr. Die Regierung möge für mehr Gehirn und weniger Schwulst in der Heeresleitung Socge tragen.
Frankreich. Die französische Regierung beschlagnahmt dem
„Matin“ zufolge vom 1. Februar ab alle im Hafen von
Marseille liegenden Schiffe. Die Ueberseedampfer so⸗
mwohl wie die Post⸗ und Frachtdampfer haben keine sestgesetzten
Linien mehr, sondern werden je nach Bedarf verwendet. Die Gesellschaft Chargeurs Réunis wird ihre Schiffe für den Ge⸗ treide⸗ und Warenverkehr mit Südamerika verwenden. Der Postdienst wird verändert und herabgesetzt.
Nach einer Meldung der „St. Petershurger Telegrophen⸗ agentur“ hat der Rat der Volkabeauftragfen den Bürger
Georg Tschitscherin zum Gehilfen des Volksbeauftragten
für die auswärtigen Angelegenheiten ernannt.
— Die Verhandlungen zwischen den russischen und türki⸗ schen Bevollmächtigten über die Einrichtung einer Dampf⸗ schiffahrtsverbindung zmwischen russischen und türti⸗
schen Häfen, besonders zwischen Odessa und Konstantinopel, schreiten dem „Reuterschen Büro“ zufolge günstig fort.
— Die „St Petersburger Telegraphenagentur“ veröffentlicht
einen Erlaß üver die Demokratisierung der Flotte.
Danach besteht das Personal der Flotte der russischen Republik
aus Bürgern, die gleiche Rechte haben und Marineangehörige der Krieasflotte der russischen Republik genannt werden.
Das Vorgesetztenpersonal verwaltel die strategische und technische mit den gewählten Ausschüssen die Ver⸗ Flotte. Alle Marmeangehörigen ihren Posten als Kommandant, Mechaniker oder Artillerist entsprechen. Jeder Marineangehörige hat das Recht, jeder Berufsgenossenschaft, politischen Partei oder religiösen Gesellschaft anzugehören, und seinen Glauben öffentlich zu bekennen. Der Zenrralausschuß der Marine und
waltungsabteilung der
seine militärische Abteilung mi einem Vorstand und zwei Stell⸗ vertretern zur allgemeinen Verwaltung der strategischen und technischen Angelegenheiten obliegt seinen Befugnissen gemein⸗
sam mit der Verwaltungs⸗, der wirtschaftlichen und der politischen Abteilung Das gesamte Vorgesetztenpersonal wird auf Grund allgemeiner Abstimmung gewählt und in seiner Diensteigenschaft durch den Zeutralausschuß der Marine be⸗ stätigt. Die Ausschüsse des Befehlspersonals haben das Recht, unter Berufung auf den Zentralausschuß die Absetzung eines Vorgesetzten ün verlangen. Die Absetzung findet auf Grund einer Zweidrittelmehrheit durch eine vom Zentralausschuß mit
den Ventretern des Ausschusses abzuhaltende Beratung statt. Die betreffende Stelle muß dann durch Neuwahl besetzt werden.
Abgesetzte Marineangehörige werden verabschiedet oder zur Reserve übergeführt. — Während in der Hauptstadt kein Blutvergießen statt⸗
fand, wurden am Dienstag im Zentrum von Moskau 30 bis
40 Personen getötet, 200 verwandet, einschließlich vieler Fche Eine große Prozession der Bolschewiki mit
mehreren Maschinengewehren, Panzerwagen, Kavalerie⸗
abteilungen, bewaffneten Roter Garden sowie österreichischen,
deutschen und türkischen Gefangenen kam um 1 Uhr am Theaterplatz an, wo Tausende Zuschauer sich versammelten
Als ein paar Revolverschüsse, offenbar als Herausforderung, abgegeben wurden, folgte eine furchtbare Panik, wildes Gewehr⸗ und Maschinengewehrfeuer von den Soldaten und der Roten Garde in der daß die Schüsse aus den Fenstern von drei Hotels, wo Maschinen⸗
Prozession. Der Moskauer Somwjet versichert,
gewehre aufgestellt waren, abgefeuert wurden. Daraufhin
wurde aus den Panzerwagen auf die Stadt gefeuert.
— Das ukrainische Parteiorgan „Dilo“ erhält von der daß bei Luck zwischen bolschewistischen Truppen mit Der Angriff sei von den Ukrainern ausgegangen, die sich der im Besitze der
und
Bolschewisten befindlichen Stadt Luck bemächtigen wollten.
Der Kommandant
Der Kampf dauere bereits mehrere Tage.
der Bolschewisten habe sich an den Kommandanten der in
österreichisch⸗ungarischen zu sichern, dürfe es vor keinem von ihm verlangten Opfer zuruck⸗
Frontabschnitt stehenden
Der Aufforderung
— Der finnische Landtag hat, wie „Stockholms Tid⸗ ningen“ erfährt, eine Abordnung bestimmt, die Finnlands Interessen bei den Friedensverhandlungen in Brest⸗ Litowsk vertreten soll; sie besteht aus drei bürgerlichen und
drei sozialistischen Mitgliedern, nämlich den früheren Senatoren Hjelt und Stenroth, Professor Erich, Redokteur Sirola und
agister Vik. (Der sechste Name fehlt in der Depesche.) Weitere Meldungen aus Finnland berichten von Käömpfen Roten und Weißen Garde. In Wiborg Es geht das Gerücht, daß im Norden Finnlands bei Kuchwa ein heftiger Kampf wütet.
Spanien.
Madrider Zeltungen berichten cus Ferrol, daß die
Linienschiffe „Eopana“ und „Alfons XIII.“ und der
Kreuzer „Nio de Janeiro“ (2?) seeklar gemacht worden
sind, um auf Besehl sofort nach Ba celona, Vigo und Bilbao
abgeten zu können. In Barcelona find die meisten industriellen
Werknätten geschlossen; über 25 000 Frauen haben die Arkeit
niedergelegt. 8 8 8 Dänemark.
Aus Anla des Geburtstages des Deutsche überbrachte 88 König gestern nachmittaa persönlich dem vzuschen Gesandten, Grafen vehgaif Rantzau, in der Gesandt⸗
aft seine Glückwünsche. Nachmittags Peft Waldemar 1 Daͤnemark in der Gesandtschaft
1916; eine
chen Kaisers
fand sich auch der
82
ein, um dem Gesandten persönlich seine Glückwünsche auszu⸗
sprechen. Im Tause des Tages machten auch verschiedene amtliche danische Pertretec in der Gesandtschoft Glückwurschs⸗ besuche. Bulgarien.
In Sresfiz ist eine Abordnung aus der Dobrudscha eingetroffen, um der Regierung und dem König den auf dem jüngst in Babadag abgehaltenen Nationalkongresse gefaßten Beschluß dieses Landes zu unterbreiten, sich mit dem Mutter⸗ lande Bulgarien zu vereinigen. Die Avordnung wird in nächster Zeit vom König und hierauf vom Minister⸗ präsidenten R awow empfangen werden.
8 8 Amerika. 11“ “
Die „New York Times“ bringt folgende Einzelheiten über die Vereinbarungen zwischen der ame tikanischen und der niederländischen Regierung. Danach sollen 82 holländische Schiffe, die insgesamt 6 Monate in amerikanischen Häfen still lagen, wieder in Betrieb genommen werden; fünf davon sollen Lebensmittel für die Schweiz, zwei andere für Holland frachten, alle anderen Schiffe werden zur Ver⸗ fünung der amertkanischen Regierung gestellt. In der Haupt⸗ sache werden diese Schiffe Getreide aus Australien und Argen⸗ tinien sowie Zucker aus Java, außerdem 100 000 Tonnen Chilisalpeter holen, den die Regierung für die amerikanische Landwirtschaft gekauft hat. Auf diese Weise hoffen die Ver⸗ einigten Staaten, Verfügung über 350 000 Tonnen Schiffs⸗ raum zu erhalten.
— Die argentinische Kammer hat die Vorschläge auf Abschaffung der Gesandtschaften in Berlin und beim Vatikan dem „Temps“ zufolge abgelehnt.
Asten.
Der joponische Minister des Auswärtigen Motono führte in einer Rede im Parlament laut Bericht des „Wolsffschen Telegraphenbüros“ aus:
Er set glüclh, festste Ulen zu können, raß die von Jayan ge⸗ lelr ete Hilfe gr ße Ane ker nurng bei den Völkeen und Regierangen ver Verbünderen gesunden habe, und daß das Nündnts Japaas :nit Großerltannten inmer die Hauptg undlage der rpantsch n auswärt gen Politit gewesen set. Japan nahm ous ditsem Grunde an diesem FKriege teil, und ich ute Japan keine Muͤbe, die Verhündeten zu unterstützen. Es s.i eine unleugbar Tatsache, daß die Bezsehunzen zwischen den het⸗ den Ländern feste ie und ergete gewerden seien. Es sei unmwöglich, die Weltlage nach dem Krtege verauezmehen, aber es sei gewiß, daß, so lange gemeinsame Interessen zwischen Jopan und England in Asien beständen, die Regierungen und Völker beider Nationen mehr und mehr die Notwendigkeit einer lryalen Aufrechterhaltung des Bündnisses einsehen würden. Es sei seine feste Ueberzeugung, daß dies der leitende Gruntsatz Japars sein müsse. Infolge des Beschlusses der japanischen Regierupg, sich in die “ Streitigkeiten in Chtea nicht einzomengen, sei ie den Beztehungen zwischen China und Jaran eine erfreuliche Besserung eingetreten. Das Anwachsen der deutschen Macht sei die größte Bedrohung für die Sicheeheit des fernen Ostens. Deshald habe Japan Deutschland aus Tsin tau verdrängt. Chinz sehe ein, daß feine Interessen mit denen Japans ühberein⸗ stimmen, und er beglückwünsche China zu seiner klugen Entscheidung, sich den Verbündeten anzuschiirßen. Die Vereinsqten Staater hätten sich von der Aufrichugkrit des Entchlusses, die Un⸗ abhängigkeit Chinas und die Unversehrtheit semes Webiers auf echt⸗ zuerhaster, überzeugt, Japanz besondere Interessen in China anerkannt. Es sei ein unschätzbarer Erfolg der japanischen Misston in den Vereintgten Staaten, daß es ihr gelungen sei, die Vereinigten Staaten von der wirklichen Gesinnug Japanz zu über⸗ zeugen urd alle Misverständnisse wegzuräumen. In Rußland hätten die Ereignisse sich rasch entwickeit. E⸗ sei unmöglich, sich ein genaues Bild z machen, aber es werde notwendig sein, bei der Entichli ßung über die Maßregeln, die Japen vielleicht ergreifen werden müsse, kiu⸗ zu Werke zu gehen. Mit Rücsicht auf die freundschatlichen Be⸗ ziehungen, die vher zwischen Japan und Rußland beständer, hoffe die japanische Regierung ernstlich, daß es dem russischen Volke gelingen werde, ohne den Inttressen seiner Verbündeten oder der Chre und dem Anseben Rußlands zu praͤjudizieren, eine starke, dauernde Regierung einzu⸗ ꝛnchten. Die 1. Maͤchte hätten vielfach durch indtrekte Mirtel versucht, die Ententemächte zu Verhandlungen zu veranlassen, abe man müsse gegenüber diesen sogenannten Friedensvorschlägen der Feinde vpersichtig sein. Japan wisse aus den Erklärungen seiner Freunde und Verbündeten, was sie als Hrundlagen für den künstigen Krieden betrachten. Diese Grundlagen seien von den Kriegszielen des Feindes sehr verschieden, und man müsse annehmen, 29 so lange der Gegensatz so groß set, wentg Hoffnung auf baldigen Frieden bestehe. Trotzdem wünsche die Regierung ihre Stellung gegenüber dem
rieden darzulegen. Ez sei bekannt, daß England und Japan in ibrem Bündnisvertrage sich g genf tig verpflichteten, keinen Sonderfeieden zu schließen. Japan habe bis heute von seinen Ver⸗ bündeten noch keinerlei Vorschläge üder Friedensbedingungen erhalten und glaube auch nicht, daß die Zeit gekommen sei, um endgültige Verhandlurgen aufzunehmen. Japan mache rach wie vor alle An⸗ strengungen zu belfen. Es ser ganz überflüssig, zu erklären, daß J pan auch in Zukunft den Verbürndeten de nur mögliche Hilfe teisten werde. Die Verantwortlichkelt für die Echabtang der Sicher⸗ beit im fernen Osten liege ganz bei Japan. Es dürfe vicht einen Augenblick zögern, die nötigen Saritte zu ergreifen, falls seine Sicherhe t bedrobt sei. Um einen dauernden Frieden für die Zukunft
schrecken. — Nach einer Havasmeldung aus Peking haben die Nebellen im Süden Nochu, einen wichtigen Ort am
Nangtsekiang, eingenommen.
Statistik und Volksmirtschaft. Von dem „Statistischen Jabrbuch für den preußischen
Staat’ ist jeht im Verlage des Köntglichen Statistischen Landes⸗
amts in Berlin der 14. Jahrgang erschienen (415 Seiten, geb. 1,60 ℳ).
Nach Form, Inhalt und Stoffeinteiluns scheießt er sich seine: Vor⸗
gängern an und erreicht trotz der durch die lange Dauer des Krieger weiter gestiegenen Schwierigkeiten fast den Umfeng des letzten Iahrgar gs. Obwohl einzelne Gebiete diesmal nur weniger ausführlich behandelt werven konnten, enthält das Jahrbuch 1917 voch mancherlei neue Uö ber. sichten. Von den Neuerungen, die im Vorwort einzeln aufgeführt sind, frien als die wichtigsten hervorgehaden: eine Uebersicht über die Fruchtbarkeit (Kinderzahl) der verheirateten, verwitweten und ge⸗ schiedenen Frauen nach der Herkunft der Mütter am 1. Deztmber 1910; eine Darstellung der Kaufpreise länblicher Grundstscke in Preußen für die Jahre 1895 bis 1912;
Kommunalbebörden) festgesetzten Kleinhandelshöchstpreise fü; die
wichtigiten Lebensmittel in 50 Orten im Jabre 1916; 25 fshr ge R Fbl ck⸗ auf die Ergebnisse der Einkommensteuerveranlagung (1872 1 i anzen der preubischen
8is 1916); verschiedene U berstchten übder die er EE“ und Laadkreise. Ein Anhang enthält kreisweise die Istbeträge der indhekten und der direkten Fememdesteuern der vr⸗ugischen Städte und Landgeneinden im Rechnungsjahre 1911.
mmmmtemmmmmemee 2 28”
hauptsächlich FASPIIA 8 2 „ scüdem nur er die
eine Uebersicht über die Hrvptergebrisse der Großberliner Wohnungszebiung am 15. Mat Nachweis ing der amtlich (von Reichs⸗, Staacls⸗ oder
Zur Arbeiterbewegung. 3 ö Auf der artentinischen Zentraleisenbahn erkrérte b 2relnbag 88 82 918 x. 8. übermittelten Havasmeldung ku⸗
sola⸗ den Personalausstand. Ausständige schattten Feeeeesaze
drähte ab. Truppen wurden zur Bewachung der Bahnböfe Der Arbeiterbund droht mit dem allgemeinen Ausftand. — - einer späteren Havasmeldung soll der Ausstand bereits becndet se⸗ n.
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Land⸗ und Forstwirtschaft.
Ueber die Fortschritie der Kultivierung domänen⸗ fiskalischer Hochmoore in Preußen
in der Zeit vom 1. November 1916 bis dahin 1917 bat das Mini⸗ sterivm für Landwirtschaft, Domänen und Forsten dem Hause der Abgeordneten eine takellarische Uebersicht unterbreitet. Danach sind in der Berichtazeit 690 ha 85 a von domänenfiskalischen e mooren gegen 855 ha 35 a vom 1. November 1915 bis dabin, 191] kulttviert worden. Hiervon entfallen auf den Regterungsbentrk Aurich 204 ha 41, a, auf den Regierungebezirk Hannover (Uchter Mooꝛ) 69 hz, auf den Regierungebezirk Lüneburg 15 ha 53 a, 8 Negierungsdezttk Stade 21 ha 50 a und auf den Rraterungsbezi Schleswig 380 hs 41 a (hleruvter 271 ha Lentföhrdener Brand⸗ flächen). Gine Bestedlung dieser kultivterten Flöchen hatte 18 Ende Okrober 1917 noch richt stattgesurder, die vorhaudenen Neukulturen wurden abe in Bewirtschaftung genommen. In der Berichtszeit siad ferner erhebliche weitere Flaͤchen dom Änensiskalischer Hochmgore ferig dräniert oder vorentwässert worden, auf anderen wurden Vorflutgräden und Hockmoarwege bergestellt. Verkäufe unkultivierter domänen⸗ siskalischer Hochmoore zu Zoecken der Urkarmachung und Bestedlung ka⸗ven in der Beichtszeit nicht vor.
Verkehrswesen.
Die Fahrpreiserms lgung für den Besuch der Leipziger . r1UI2 S828 sse vom 88is 9. Màrz. Auf Antrog des Meßamts Leipieg gewoͤhren die denischer Ersenbehnverwalturgen den Be⸗ chern der bevorstehender Mustewesse in Leipzig wiederum für dis ahrt von und zur Messe in der 2. und 3. Wagenklasse ber Züge eine Ermäßtaung von 50 vH. des ge⸗ öhnlichen Fahrpreises, unter gleichzeitigem Fort⸗ kall deh Schnellzugszuschlages. Die aus ländischen Beiucher gtni⸗ßen siese Ermaͤßtgung von der deutschen Grenistatten ar. See wird gewährt gegen Vorzeiguvng einer Bescheinigung über den Meßbesrch, die vom Mezamt in Leiprig quagestellt wied. „Die nöhernn Bedingungen und der Antrogsbordruck werden vom Meß⸗ amt in den nöchsten Tagen allen buzherigen Besuchern zugestelit; Meesse zum ersten Male bes chen will, braucht die Zusendugg vom Meßamt elgens iu verlangen. Milzä⸗e⸗ personen haben zu beachten, daß bei Urlaubgreisen zu E⸗⸗ werbszwecken kein Anspruch auf Beförberurg zum Militärtarif desteht. Mit der Gewäbrung der Fahrpreisermäßigung und dem Verucht auf den Schnellzugszuschla, ist eins der wichttasten Hindernisse für den Besuch der kommenden Frübjahrsmustermesse in Leipzt. hmweg. geräumt, der Erfolg dieser für das deutsche Wirtschafteleben so überaus wichtigen Veranstaltung daher in vollem Umfange gesicheit.
Theater und Musik.
Komödienhaus. -
Max Dreyers neue Komödie „Der Unbestechliche fesselte bei ihrer Festnufführun im Komödienhaus am Sonnabend sowobl furch die scharflintge Charakterzeichnung, wie durch bie in akadrmischen Kreisen spielende Handlung. Der Lehrberuf, der dem Verfasser be⸗ sonders nahe liegt, bat ihm schon im Probekardidaten“ den Stoff zu einem wirkungsvollen Schauspiel geliefert. Diesmal wird nicht der ymnasiallehrer, sondern der Hochschulprofessor mit seinen Ver⸗ antwortlichkeiten in den Lichtkegel der Bühne gestellt. Es handelt sich vm die Dekto womotion emes jungen Prinzen, die weniger dem Prüflirg selbst als dem Ueberwachen seiner Süudier, dem Kammerberrn von Wülffert, urd dem streberischen Dekau der pbilosophischen Fakelrät, Profrssor van Hochstraaen, am Herzen liegt. Alles hängt daoon ab, wie P of ssor Dr. Facwentffns. ein unzugänalicher Bücherwurm, die Doktorarbeit des Prinzen beurteilt. Der pfiffie Kamme herr hilft dem Gelehrten, der durch kostspieltge Bücherantaäͤufe in Geldverlegenheiten und Wucher⸗ hä de geraten ist, aus den Nöten und bringt es so zuwege, daß der Geleh te sein ungünstiges Urteil über die Doktorarbeiz etwas mildert und sie du'chgehen läßt. Bei der mündlichen Prüfung tritt indessen die Unwissen beit des Prinzen so klar zutage, daß Schwertfeger sein ursprüng⸗ lich⸗s Urteil aufrecht erhälr. Dennoch wird der Prüfling auf Betreiben des Dekans promoviert; Prof. Schwertseger aber beauteagt gegen sich seldst eine Disziplinaruntersuchung, weil er sich durch den Kimmerherrn habe beeheuser lassen, und ist entschlessen, sein Lehramt nötigenfalls niederꝛwxlegen. Der Prinz selbst aber macht den Schwteriskeiten dadurch ein Ende, daß er die ihm unverdient zuaesprochene akademische Würde ablehnt. Ein luftspielmäßiger Schluß läßt die recht ernsten Vorgänge versöhnlich ausklicgen. Das Stück ist etwas breit aps⸗ gesponnen, abe, es hält dadurch, daß es nur wenig matte Stellen zeigt, die Aufmerksamkeit bis zum Schlusse wach. Im Mitielpunkt stehen die Gestalten des Professors Schwert⸗ feger, des Vorkämpfers der Gewissenhaftigkeit, und des Dekans, Peofessors Dr. van Hochstraaten, des allzeit korrelten weltmänrischen, auf seinen Vorteil bedachten Kompromißles; um sie gruppieren sich noch eiliche mehr episodisch und skizzenhaft be⸗ andelte Mitglieder des Lehrkö pers. Die wirkungsvollfte Szene, die in mancher Hinsicht an die Sitzungesiene in Schnitzlers „Pro⸗ fessor Bernhardi“ erinnert, ist zweisellos die Versammlung der Hoch⸗ schullehrer, in der über den Fall Schwertfeger entschieden werden soll. Eine in allen ibren Teilen von dem Spielleiter gut durchgearbeitete Aufführung mit vortrefflichen Eirzel-⸗ leisturgen brachte der Komödie, deren Dichier mehrmals vor die Rampe gerufen wurde, vollen Erfolg. Eine darstelleris Leinung frei von jeder Theaterei und darum von großer Eindringlich⸗ keit bot Reinhold Schünzel als Dr. Schwertfeger; nicht minder echt wirkꝛe Paul Ottos Kähler, korrekter Dekan. Für den Prinzen fand Ernst Pröcl den Ton schlichter, warzuherzige Jogendlichkeit, u.d din jovialen Fammerherrn gab Hustav Botz mit wohltuendem Humor. In den kleineren Rollen zeichreten sich die Damen Engl und Woerntr, die Herren Burg, Picha, Hasel und andere aus.
Schillertheater Charlottenburg.
Das Schillertheater in Charlottenburg hat wit der Neuaufführung der Komödie „Schneider Wibbel' ven Hans Müller⸗Schlösser einen guten Griff getan. Das Stück, dem schon vor einigen Jahren auf einer anderen Berliner Bühne Erfola 8 be schiedrn war, beruht auf einem zwar ersonnenen, aber für schwank⸗ artige Ausgestaltung glückechen Eintall. Der ehrsame Schneider Wivbel soll eine Beleidigung des großen Napoleon — die Handlung geht in einer niedertheinischen Stabt im Jadre 1812 vor sich — mit einigen Wocken Gekängnis büßen. Diese Aussicht aber ersch⸗int ihm so wenig crfreulich, daß er einen seiner Gesellen für ein gutes Stück Geld dazu veranlaßt, on seiner Stelle die Haft auf sich zu nehmen. Das Ungläck will es nun, daß der Stellvertreler im Gefänanis studt. Schnetder Wihhel, der unterdessen in ciner verschlossenen Kammer sener Woh ung als Gefangener lebt, kommt so in din igentümliche Lache, sehh eigenes Begräbais ꝛnit anzuschauen. SchlieFich wud ihm des Geftorherseia aber dech recht unbequem, so daß er einem Einfall sriner sindigen Frau entiprechend, als sein eigener Brader und als Bräungam der Scheinwitwe wieder unter den Lebenen auftaucht. Ale die fl ewaschenden und belustigenden Zwischenfälle, die sich aus der Handlurg ergeben, sind mit derber, volkstümlichem Humor und frischer Narürlichkeit cuegenutt, so daß
auch etnen kritischen Zuschauer nur selten die Empfindung der Un⸗