1918 / 32 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 06 Feb 1918 18:00:01 GMT) scan diff

Auf Grund der Verordmmg, betreffend die zwangs⸗ weise Verwaltung amerikanischer Unternehmungen, vom 13. Dezember 1917 (RSBl. S. 1105) in Verbindung mit den Verordnungen vom 26. November 1914 (.,BZl. S. 487) und 10. Februm 1916 (NGBl. S. 89) ist nach Zustimmung des Herrn Reichokanzlers über die Firmen „The American Shoe

Stores Gesellschaft m. b. H.“ und „Vera American Shoe Co.,

in Berlin die Zwangs verwaltung an⸗ Norden in Char⸗

Ges. m. b. H.“ geordnet (Verwalter: Herr Direktor Igna sottenburg, Fasanenstr. 22). Berlin, den 1. Februar 1918. Der Minister für Handel und Gewerbe J. A.: von Flotow.

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Ministerium des Innern.

Das Diphthberieheilserum mit der Kontrollnummer 248, mungen dazu vom

aus dem sächsischen

buchstäblich „zweihundertachtundvierzig“, sisch zur Ein⸗

Serumwerk in Dresden ist wegen Abschwächung ziehung bestimmt.

Bekanntmachung.

Nach der Vorschrift im § 46 des Kommunalabgaben⸗ gesetzes vom 14. Jult 1893 (G.⸗S. S. 152) wird zur öffent⸗ lichen Kenntnis gebracht, daß der im Steuerjahr 1917 ein⸗ schätzbare Remertrag aus dem Betriebsjahre 1916 für die preußische Strecke der Altenburg⸗Zeitzer Eisen⸗ bahn einschließlich der Zweiglinie Meuselwitz —Spora und der Verbindungsstrecke für den Güterverkehr Techwitz —Zeitz auf 33 638 44 festgestellt wor

Erfurt, den 4. Februar 1918. 11““

Der Königliche Eisenbahnkommissar. J. V.: Jahn.

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Bekanntmachung.

Dem Schanzwirt August Form und seiner Chefrau, Marie geb. Linde, in Berlin, W inbergsweg 14, habe ich die Wteder⸗ aufnahme des Handels mit Gegenständen des täglichen Bedarfs zum 15. Februar d. J. gestattet.

Berlin⸗Schöneberg, den 3. F bruar 1918. 8

Der Polizeipräsident zu Berlin. Kriegswucheramt. J. B.: Machatius.

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Bekanntmachung.

Auf Esrund der Bundetratsverordnung vom 23. September 1915, betreffend die Fernholtung unzuverléösicer Personen vom Haadel (RGBl. S. 603), haben wir dem Haͤndler Viktor Vester in Dortmund, Mallt kcodistraße Nr. 137, den Handel mit Lebens⸗ und Futtermitteln aller Att, Seife und anderen Waschmitteln sowie sonstigen Gegenständen des täglichen Lebensbedarfs wegen Urzurerläistgtest in bezug auf diesen Hand’lobetrieb untersagt. Di⸗ Kosten der amtlichen Be⸗ kanntmachung dieser Verfügung im Reichzanzeiger und im amtlichen Kreisblatt sind von dem Betroffenen zu traghau.

nd, den 2. Febraar 1918. 1 kbenesmittelpolizeiamt. Tschackert.

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Bekanntmachung.

zemöß § 1 Abf. 1 und 2 der Vererdrung des Bundesrats vom

23. September 1915 (4 E Bl. S. 603) über die Fernhaltung unzu⸗ perlässiger Personen vom Hardel hobe ich dem Schneidermeister Srefan Loermann, geboren am 14. Aug st 1863 in Loewentg, Kreis Crkeler;, hier, Friedrichftraße 117, wohnhaft, die Ausübung des Handels mit Gegenständen des täglichen Hedarfs und res Kriegsbedarfo, inshesondere mit Web⸗, Woll⸗ und Wirkwaren, für das gesomte Reichsgebiet verboten.

Düsseldorf, den 31. Januar 1918.

Die Polizeirerwalturg. Der Oberbürgermeister. J. V “X“X“X“

Dem Kausmann Maxr Andrykowsli, geboren am 29. März 1869 in Brom erg, wohnhaft in Frankfurt a. M., Kölverstraße Nr. 4, wird hierdusch der Handel mit Gegenständen des täglichen Bedarfe, insbesondere Nahrungs⸗ und Futter⸗ mitteln aller Art, ferner rohen Naturerzeugnissen, Heiz⸗ und Leuchtstoffen jowie jegliche mittelbare oder unmittel⸗ kare Beteiligung, on einem selchen Handel wegen Unzuverlässig⸗ keit in bezug auf diesen Gewerbebeteteb untersagt.

Frankfurt a. M., den 1. Februar 1918.

Der Polizepräsident. J. V.: von Klenck 5 27 8 Bekanntmachung.

Auf Grund der Bundesratsverordrung vom 23. September 1915, betreffend die Fernhaltorg unzuverlösst er Personen vom Hardel (REBl. S. 603), ist dem Kaufmann Janatz Krzeminski, in Glerwitz, Kosel rstzaße 5, wohnhast, der Handel mit Zucker för die Bauer des Kriegeg vntersagt. Die Kosten dieser Ver ffentlichung bat Krzeminski zu tragen. .

Gletwitz, den 30. Jannar 1918.

Die Polizeiverwaltucg. J. A.: Dr. Gornik.

Bekanntmachung.

Auf Grund der Bundekratt verordnung vom 23. September 1915, betreffend die Fernholtung unzvverlafsiger Personen vom Handel (KGBl. S. 603), hebe ich Fer Ehrau des Max Wehnes, Anna geb. Nöcker, Kaiser⸗Wilhelmsticße 2 bierselbst, die hier ein Obst⸗ und Gemüsegeschäft kenirb, durch Verfügung vem heutigen Taoge den Handel mit Lebens⸗ und Futtermitteln wegen

Unzuverlässikrit in bezug onf diesen Handelsbetrih untersagt.

Die Kosten dieser Bekanntmachurg mnägt die Betroffene. 8 Hilden, den 30. Januar 1918. Die Poltzeivermwaltung. Der Bürgermeister: Heitland.

Bekanntmachung.

Der Käsesabrikant Theodor Kliemann aus Borsum bhat sich unzuverlässig g-zetgt in Betolgung der Pflichten, die ihm durch die Verordnung über Käse vom 20. Oktober 1916 auferlegt sind. Ich habe daher auf Grund des § 13 dieser Verordnung in Verbir⸗ dung mit § 1 der Bekanntmochung zur Fernhaltung unzuverlässiger Personen vom Handel vom 23. September 1915 den Betrieb ge⸗ schlossen und die Anferttgung sowie jeden Handel mit Käsereiprodukten untersagt. Hildesheim, den 31. Januar 1918. Der Landrat des Laudkreises Hildesheim. Hepe.

Persoagen vom Handel vom

den ist.

Bekanntmachung. Auf Grund der Bekanntmachung zur Fernboltung unz erlässiger 23. Sepiember 1915 (RSBl. S. 305) habe ich dem Meyzeer Jobaun Knöll in M. ulheim. burch Ver tgung vom heuatigen Tage den Handel mit 8 leischwaren sewie sämtlichen us dem Metzgereibetrtebe verbundenen Erzeugnissen nbczen Unzuverläͤssigkeit in bezug auf diesen Handels⸗ betreb untersagste Koblenz, den p0. Januar 1918. Der Landrat. J. V.: von Lettow⸗Vorbeck.

—.—-—

8 Bekanntmachung. Dem Esenbahnschaffner und Kolonialwarenhändler Hermann Ramms in Oberhausen, Cacklienftraße 50, ist gemäß Verfügung der stärtischen Poltzeirerwaltung vom 30. Januar 1918 auf Grund

der Bundesrateverordnung zar Ferrhaltung unzuverlässiger Personen vom Handel vom 23. Stptember 1915 und den

Ausführungsbestim⸗

27. September 1915 der Handel mit Le bens⸗

und Futiermitteln allec Art sowie mit Gegenständen des

täglichen Bedarfs mit Wirkupg vom 3. Februar d. J. ab unter⸗ sagt, unter Auferlegung der Kosten des Verfahrens. G

Oberhausen, den 30. Januar 1918.

Die städtische Polizeiverwaltung.

—,.—

J. V.: Dr. Neikes

Bekanntmachung.

Di⸗ Fleischerfrau Minna Wallis aus Friedrichshof ist weger Sr-Frecsehah der Höchstpreise du ch Stralbescheid des König⸗ lichen Amtsgerichte in Ortelsbug vom 20. Dezember 1917 zu einer (Geldrase von 50 bezw. 10 Tacen Gefängnts verurteilt worden. Es ist der Fleischerftau Minra Wallis bis auf weiteres die Er⸗ laubnis zur Ausübung des Fleischereigewerdes enttogen worden.

Ortelsburg, den 12. Januar 1918.

Der Landrat und Vorsitzende des Kreisausschusses. von Poser.

3 * * 4 1“ ches Reich. 8 Preußen. Berlin, 6. Februar 1918. Der Ausschuß des Bundesrats für Handel und Verkehr, die vereinigten Ausschüsse für Zoll⸗ und Steuerwesen und für Handel und Verkehr, der Ausschuß für Rechnungswesen sowie der Ausschuß für Zoll⸗ und Steuerwesen hielten heute Sitzungen.

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EEEümT⸗htes

Das Königliche Staatsministerium trat heute zu einer Sitzung zusammen.

Der Staatssekretär des Auswärtigen Amts Dr. von Kühlmann und der österreichisch⸗ungarische Minister des Aeußern Graf Czernin haben sich gestern abend zur Fort⸗ setzung der Verhandlungen nach Brest⸗Litowsk begeben.

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Die zweite Kammer hat an Stelle des zum Oberlandes⸗ gerichtspräsidenten ernannten Dr. Zehnter Abgeordneten Kopf (Zentr.) zum Präsidenten gewählt.

Oesterreich⸗Ungarn.

Im österreichischen Abgeordnetenhause ist ein Gesetzentwurf über Elektrizitätswirtschaft eingebracht worden, der dem „K. K. Telegraphen⸗Korrespondenzbüro“ zufolge eine der wesentlichsten Voraussetzungen für eine unternehmende und tatkräftige Erzeugungspolitik schaffen und demgemäß die Ausnützung der Elektrizijät mit allen Kräften fördern, neue Unternehmungen begünstigen, ihren Rechtskreis erweitern, ihre wirtschoftliche Grundlage kräftigen und andererseits ihr volks⸗ und gemeinwirtschaftliches Wirken sicherstellen soll.

Bei der Einbringunz der Vorlag⸗ beklagte der Arbeitenminister Homann die bisherige Rückständigkeit Oesterreichs auf diesem Gebiete, die vor allem in der unzulän lichen Ausnützung der Wafferkräfte, in der Systemlosigkeit der Elektrizitätswirtschaft sowie im Ueberwiegen der kleinen Betriehe gegenüber den Großbeteirben liege. Dusch eine entsprechende Ausnützeng der Wasserkräste würde soviel Koble erspart, haß man nicht mehr bemüßigt wäre, aus dem deutschen Reiche Kohle einzuführen, vielmehr imstande wäͤre, aus Oesterreich Kohle nach Deutschlend auszuführen. Der Leitgedanke des neuen Gesetzes sei die möglichste Förderung der Elekrrizitätswirtschaft, die Beseitigung der HPemmnisse und die gleichzettige Sicherstellung der gelamtstaatlichen, gemeinwirtschaftlichen Bedmfnisse. In der Besp chung der Einzelbestimmungen der Vorlage erörterte der Minister die Einführung der Kenzessienspflcht und der staatlichen fi antiellen Beihilfe durch Teilnahme des Staates an der Kapitalbescheffung, Leistung von Garantievorschüssen sowie Vorsorge für eine rationelle Kapttalsbeschaffung. Neu sei die Gewinn⸗ beteilkaung des Staates, die nur gegenäber solchen Unternehmungen eintreten werde, die besonders staatliche Begünstigungen genießen. MNach Erledigung einer ukrainischen dringlichen Anfrage, betreffend die Ernährungeverhältnisse Ostgaliziens, begann das Haus die zweite Lesung des Staatsvoranschlages.

((Grvoßbritannien und Irland.ʒ

Das Unterhaus hat mit 230 gegen 141 Stimmen die Kompromißvorschläge des Oberhauses bezüglich der Verhältniswohl abgelehnt. Man erwartet, daß das Ober⸗ haus sich diesem Beschlusse fügen und daß die Wahländerungs⸗ vorlage endgültig angenommen werden wird. .

In Kurzem wird, wie „Reuter“ meldet, eine Ab⸗ ordnung der britischen Arbeiter nach Paris gehen, um, mwenn möglich, vor dem Zusammentritt der allgemeinen interalliierten Tagung in London am 20. Februar eine Ueber⸗ einkunft der englischen und französischen Arbeiter und Sozialisten herbeizuführen und eine internationale sozialistische Tagung in der Schweiz vorzubereiten.

Bei einem Festmahl der British Empire Producers Organisation am 31. Januar führte Carson in einer Rede nach der „Daily Mail“ aus:

„Die Zeiten sind vicht nur ernst, sondern kritisch, aber auch für unsere Feinde. Die große Frage ist jetzt, wer von beiden ausbält. Die Deutschen vertrauen nicht so sehr auf ihre militärische Ueber⸗ legenheit als auf die Tatsache, daß sie eine wohldisziplinierte Nation sind. Es würde ein verhängnisvoller Tag für die Freiheit und die

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1 Z'vilisation der Welt sein, an dem sich herarsstell h die kratie bei der großen Probe nicht auf der Höbe ist. Lassen Sie ung die Natson nicht u zwei Lager teilen, als ob sie aus Leuten, die den Krieg, und solchen, die den Frieden wollen, besände. Wi alle wollen den Frieden. Aber wir haben zu bedenken, daß ein großen Uaterschted zwischen einem wirklichen Frieden und tinem Flickwerkfriedenist. Zch gehöre u denen, die meinen, daß keine Gelegenheit urgenützt vorübergelassen weeden dürste, die den Krieg zu einem erfolgrelchen und ebr⸗ nhafter, Ende bringen kann. Aber in den Reden, die wer vnlängft von Deutschland und Oesterreich hötten, sebe ich keine Anväberung seitens unserer Feinde an einen ehrenhaften, bleibenden Frieden. Solange unsere Feinde Peanspruchen, was im Grunde die Auflösung des britischen Reiches bedeutet, solange sie von solchen Dingen träumen, wird rieses Laud bis zum letzten Paz fisten nichis damit zu tan haben wellen.“ Carson sprach alsdann von den Aufaaben nach dem Kriege, die er als kolossal bezeichnete. Die ganze Welt werde um die Rohstoffe kämpfen, und die Frage werde sein, ob England nebst seinen Ver⸗ bündeten oder die Feinde sie erhalten würden, aber das müßten, gleichgültig was geschehe, England und seine Bundesgerossen sein.

Ueber eine Rede des Landwirtschaftsministers Prothero auf einer Versammlung der Vertreter aller Land⸗ wirtschaftsvereiniaungen in England und Wales über die Vorräte an Viehfutter und die Maßregeln, die zur Erhaltung des Viehbestandes notwendig seien, berichtet die „Times“, wie folgt: 1 1

Protbero sagte, Engsand werde in den nächsten acht Monaten die gesäh⸗lichste Pe tode sriner Geschichte als Nation und Reich durch⸗ leber. Es seti unbedinat erforderlich, zusammenzuhalten, denn man sei jetzt im Begriffe, Stromschnellen zu passieren, und wenn man nicht gleichmäß'g stromauf rrdere und die Zeit aut benützte, werde man einem Verhängnis entgegengeben. Aus der Berechnung der im Laude vorhandenen Menge Hafers, beschädigten Getreides, des Abfalls und anderen Viehfutters, die die Regierurg aufgestellt habe, gebe bervor, daß für die Bauern nicht euug da sei, um das Vieh und die Pferde so, wie sie es gewöhnt seken, zu füttern, und daß eine drastische Ver⸗ änderung eietreten muüsse, da es sonst zu einer Katostrophe kemmen würde. Die Baven köunnten am kesten beurteilen, wie sie von der beschränkten Futtermenge am besten Gebrauch machen könnten. Was den Hafer angebe, so sei rach Abzug von Saathafer und des Hafers für die menschliche Ernährung nur noch genug vorhanden, um Arbeitspferden eine verm nderte Ration gehen zu können. Unter Arbeitepferden müsse man jedoch nicht nur Bavern⸗ pferde verstehen, sondern auch Grubenpferde und Zug⸗ pferde in den großen Städten, von denen die Ernährungs⸗ verteilung baupisächiich abhänge. Dle Bauern müßten nun aus⸗ rechnen, wieviel Hafer sie für ihre eigenen Pferde bie zum Ende des September nötig hätten ouf der Grundlage ibrer eigenen Ralion von ungefähr 4 ½ kg, und den Ueberschuß für die Grubenpferde und Arbeits⸗ pferde in den großen Städten abgeben. Die Negierung gebe zu, daß, was das Mllchoich betreffe, die Haltung des Milchvorrats füc das Land ein sehr wichtiges Interesse sei, da das Leben der Kinder davon arhänge. Man fönne für das Vieh noch in den kommenden vier Monaten Krafifutter beschaffen; danach müsse es aber hauptsächlich

auf der Weide leben. 8 Rußland.

Die Bolschewiki⸗Regierung hat vorgestern, wie „Wolffs Telegraphenbüro“ meldet, nachstehenden offenen Funk⸗ spruch abgeschickt:

An Alle, dringend! An alle Schiffe! Kameraden! Reservisten! Kein Einziger soll seine Entlassung zur Reserve nehmen, solange die bürgerliche Weiße Garde von Finnland nicht vernichtet ist. Ihr Sieg ist der Nachteil unserer Revolution. Bewaffnung wird in der vötigen Menge gesandt werden.

Wie die „Berlingske Tidende“ meldet, ist die Lage in Tornea nach einer Mitteilung, die die finnische Gesandt⸗ schaft in Stockholm vorgenern erhielt, sehr drohend. Die Rote Garde geht angriffsweise vor; beständig kommen große Trupvenmengen aus Rußland in Finnland an.

Ein Funkspruch aus Kiew vom 2. Februar meldet obiger Quelle zufolge, daß Mohilew, der Standort der russischen Obersten Heeresleitung, durch die Polen besetzt und der Oberbefehlshaber Krylenko mit seinem ganzen Stabe ver⸗ haftet worden ist.

Nach dem gleichen Funkspruch ist der Aufstand der Bolschewiki in Kiew von den Ukrainern unterdrückt. worden. An die Spitze des neugewählten ukrainischen Mini⸗ steriums wurde der Vorsitzende der utrainischen Friedens abordnung in Brest⸗Litowsk Holubowitsch gestellt. Alle ükrainischen Truppen stellten sich auf die Seite der Kiewer Zentralrada. Die Truppenteile der Bolschewiki ziehen schleunigst aus der Ukraine nach Rußland ab.

Wie „Poschta“ meldet, ist der Großfürst Niko Konstantinowitsch in Taschkent gestorben.

Belgien.

Die flämischen Volksabstimmungen für den Rat von Flandern gehen ihren normalen Gang. Wie das „Zentralflämische Preßbüro“ meldet, fanden bisher in ungefähr 100 wichtigen Mittelpunkten des flämischen Landes große Volksversammlungen mit vielen Tausenden von Tell⸗ nehmern statt. Eindrucksvoll vor allem gestalteten sich die Kundgebungen in Gent, Brüssel, Antwerpen, Löwen und Lokeren.

Norwegen.

Die Antwort der Regierung auf die Vorschläge des amerikanischen Handelsministeriums bezüglich der Zufuhr von den Vereinigten Staaten nach Norwegen, die gestern veröffentlicht worden ist, betont. wie „Wolffs Tele⸗ graphenbüro“ meldet, den festen Willen des norwegischen Volkes, neutral zu sein. Norwegen könne darum in seiner Handelspolitik seine Verbindungen mit einem der Krieg⸗ sührenden nicht abbrechen, ohne hefürchten zu müssen, daß die Neutralität in der Allgemeinheit nicht aufrechterhalten werden könnte. Norwegen habe die berechtiate Forderung, daß dem Lande nicht das tägliche Brot vorenthalten und das Land dadurch vor die Wahl zwischen einer vollständigen Notlage oder einem Vertrag, der eine Gefahr für seine Neutralität, möglicher⸗ weise den Krieg bedeute, gestellt werde. Die Antwort betoͤnkt ferner, daß Normegen den Vereinigten Staaten von Amerika und den Verbündeten bedeutende Vorteile geleistet habe, besonders durch die Schiffahrt unter großer Aufopferung von Menschen⸗ leben und Schiffen. Norwegen werde sich nicht ohne große Schwierigkeiten verpflichten können, Deutschland nicht Schwefel⸗ erz, Kalziumkarbid, Kalziumnitrat usw. zu liefern, da Deutsch⸗ land bezüglich dieser Waren ein alter Kunde Norwegens ge⸗ wesen sei. Die Antwort erklärt schließlich, Norwegen habe versucht, den Vereinigten Stnaten entgegenzukommen, insoweit es die Lebensinteressen des Landes zulassen. Norwegen habe den größten Teil seiner Ausfuhr angeboten, um die für seine nationale Gesundheit und Produktivität notwendige Zufuhr zu bekommen. 1 8

Laut Meldung der „Agentur Milli“ war nach Abschluß des Waffenstillstands mit der russischen Armee an

stellte, doß die Demo⸗

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Türkei.

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der Kaukasusfront abgemacht mworden, daß die den Vertrag schließenden Parteien die Bedingungen des Waffen⸗ illstands bis zur Beendigung der Verhandlungen in Brest⸗Litomsk strenge innehalten sollten. Trotzdem st festgestellt worden, daß die Truppen der Kaukasus⸗ ermeen anfangen, die Abgrenzungslinien vor der türkischen

mit ihren Quartieren zu verlassen und daß sie ich zu Land und Wasser ins Innere Rußlands zurück⸗ iehen. Unter Ausnutzung dieses Beginnens der Räumung der besetzten Gebiete seitens der russischen Truppen haben die ein⸗ geborenen Armenier und diejenigen, die zu den russischen Ein⸗ heiten gehörten, mit ihren Waffen die Flucht ergriffen, um in den erwähnten Gehieten zurückzubleiben, und schicken sich an, die Einwohner osmanischer Herkunft, die sich dort befinden, und namentlich das muselmanische Element zu verfolgen, wie es be stimmt beglaubigt ist durch Nachrichten, die durch türkische kriegs⸗ gefangene Soldaten gegeben werden, die die türkischen Linien haben erreichen können, ferner durch die eingeborene Berölkerung, der es gelungen ist, den Armeniern zu entkommen, sowie durch eine Abordnung, die mit der Bitte um Hilfe von der Bevölkerung abgeschickt worden ist, die sich den armenischen Verfolgungen noch nicht hat entziehen können und noch jetzt allen ihren Graufamkeiten ausgesetzt ist. Diese Tatsachen wurden sogleich und miederholentlich dem Oberstkommandierenden der ruffischen Kaukasusarmeen in der ganzen ihnen zukommenden Bedeutung mit der Bitte mitgeteilt, diesen Verfolgungen und Grausam⸗ keiten ein Ende zu machen. Antwortdepeschen und Mit⸗ seilungen des genannten Oberstkommandierenden besagen, daß strenge Maßnahmen unverzüglich ergriffen werden sollen, um die gemeldeten Verfolgungen zu verhindern. Trotzdem steht unumstößlich fest, daß die muselmanische Bevölkerung im Gegenteil täglich heftigere Verfolgungen erleiden muß, und zwar infolge des Umstandes, daß die russischen Truppen, die fähig wären, die Zusagen des russischen Oberstkommandierenden zu erfüllen, die Gebiete vollständig geräumt haben, wo diese Grausamkeiten verübt werden. vI1 C11A“

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Kriegsnachrichten. Berlin, 5. Februar, Abends. (W. T. B.) Von den Kriegsschauplätzen nichts Neues.

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Westlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht.

In einzelnen Abschnitten der flandrischen Front in der Gegend von Armentiéres und am La Bassée⸗Kanal war die Artillerietätigkeit am Nachmittage gesteigert. Bei Lens lebhafter Minenkampf.

An der Scaxpe und westlich von Cambrai, nahm das Artilleriefeuer vielfach gegen Abend zu.

Heeresgruppe Deutscher Kronprinz. 1 Erkundungsvorstöße des Feindes in den Argonnen und östlich von Avocourt wurden abgewiesen.

1

Gestern wurden 7 feindliche 1 Fesselballon abgeschossen. Leutnant Bongartz errang seinen 29. Luftsieg.

Flugzeuge

Ion den anderen Kriegsschauplätzen nichts Nenes.

Der Erste Generalquartiermeister. Ludendorff.

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Oesterreichisch⸗ungarischer Bericht. 5. Februar. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet:

Wien, Keine besonderen Ereignisse. Der Chef des Generalstabes.

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Bulgarischer Bericht.

Sofia, 4. Februar. (W. T. B.) Amtlicher Heeresbericht vom 3. Februar.

Mazedonische Front. Bei der Tschervena Stena vertrieben wir durch Feuer eine starke femdliche Erkundungs⸗ abteilung. Im Cernabogen beiderseits Feuertätigkeit von wechselnder Stärke. Unsere Sturmgruppen brachten aus den feindlichen Gräben beim Dorfe Makovo verschiedenes Kriegs⸗ zvrück. Südwestlich von Dojran lebhaftes Artillerie⸗

Dobrudscha⸗Front. Keine Kriegstätigkeit.

Türkischer Bericht.

Konstantinopel, 4. Februar. (W. T. B.) Tagesbericht. An keiner Front Ereignisse von Bedeutung.

Der Krieg zur See.

„Rotterdam, 5. Februar. (W. T. B.) Der „Maasbode“ meldet: Die Dampfer „Bräside“ aus Sunderland (569 Br.⸗T.), „Enlyndene“ (495 Br⸗T.) aus Cardiff, „Coningbeg“ (279 Br.⸗T.) aus Glosgow, „Fornby“ (1282 Br.⸗T.) aus Glasgow, die Motorbark „Clementine“ (873 Br.⸗T.), die unter französischer Flagge fuhr, und der englische Segler „Douglas Haig“ (90 Br.⸗T.) werden vermißt.

Berlin, 6. Februar. (W. T. B.) Eines unserer U⸗Boote, Kommandant Kapitänleutnant Wenninger, hat im west⸗ lichen Teil des Aermelkanals 3 Dampfer, 2 Segler 1” 4 englische Fischerfahrzeuge mit rund 20 000 de versenkt. Die in beträchtlichem Maße vorhan⸗ bene feindliche Gegenwirkung überwand das Boot durch ge⸗ hickt angesetzte und kühn durchgeführte Angriffe. Unter den Schiffen befand sich der große englische bewaffnete Dampfer „Manhattan“ (8004 t), der englische Schuner „Ferriton“ und die Fischerfahrzeuge „General Leman“, „Perse⸗ verance“ und „Addax“.

Der Chef des Admiralstabes der Marine.

Russisch⸗rumanische Kämpfe

London, 5. Februar. (Neuter.) Nach offiziellen Tele grammen vom 2. Februar aus Jassy entwaffnet und be⸗ kämpft ein großer Teil des rumänischen Heeres jetzt die russischen Druppen. Die Räumung der russischen Front in der Moldau dehnt sich täglich aus. Ganze russische Ab⸗ teilungen ziehen nach der russischen Grenze und greisen die rumänischen Truppen und Dörfer auf ihrem Wege an. Beim Angriff der Russen auf Galatz entwaffneten rumänische Truppen nach eintägigem Kampfe die neunte russische Divifion und er⸗ oberten 50 Kanonen. Einige Abteilungen der Division flüchteten nach dem deutschen Graben. Letzten Mittwoch griff das sechste russische Armeekorps mit schwerer Artillerie Faltzent, in der Mitte der Moldaufront, an. Es wurde von Rumänen umzingelt entwaffnet und nach Rußland abgeschoben. Außer den großen Truppenabteilungen verlassen auch Regimenter und Kompagnien die russische Front.

Die nene Republit Beßarabien ersuchte die rumänische Regierung um Truppen, um einer Verwüstung des Landes zuvorzukommen. Im Ivnern Beßarabiens bemächtigte sich die maximalistische Rote Garde der Vorratsmagazine für die rumänische und die russische Armee und hielt Züge mit Lebensmitteln für die Bevölkerung der Moldau an. Auf Er⸗ suchen der beßarabischen Regierung ließ daraufhin die rumänische Regierung die Eisenbahn Kischinew Ungeny Jassy besetzen, außerdem Bolgrad, Reni und andere Vorrats zentren. Der Kampf zwischen den rumänischen Truppen und den Bolschewikibanden erstreckt sich über ganz Bessarabien. Die rumänische Regierung ergriff alle möglichen milikärischen Maß⸗ regeln, um die eigenen und die russischen Trunpen an der rumänischen Front sowie die Bevölkerung der Moldau vor Hunger zu schützen. In Rußloand wurden viele rumänische Offiziere und Parlamentarier verhaftet, besonders in Odessa.

Parlamentarische Nachrichten.

Wie die „Volksstimme“ meldet, ist der der Zentrums⸗ partei angehörige Reichstagsabgeordnete Oberlandmesser, Stadt rat Augustin Warlo, der den Wahlkreis Lublinitz Tost⸗ Gleiwitz vertrat, gestern mittag einem Schlaganfall erlegen.

Ttutistik und Volkswirtschaft.

E“ er Grundbesitz der preußischen Staats⸗ forstverwaltung hatte nach einer dem Landtag vorgelegten Nachweisung Ende März 1917 einen Flächeninhalt von 3 052 073 ha; seit 1867 bat er einen Reinzugang von 446 645 ha erfahren. Am größten ist der Grund⸗ bentz der Staatsforstverwaltung im Revierupgebezirk Marien⸗ werder, wo er Ende März 1917 297 166 ha umfaßte. Im Regierungt bezlek Allenstein betrug sein Flächeninhalt zu derselben Zeit 238 735 ha, im Regierungsbeitrk Porsdam 223 798 ha, im Reglervngsbezirt Frankfurt a. O. 208 737 ha, im Regierungs bezirk Cassel 206 903 ha. Dann folgen die Regterungsbezirke Gumbinnen mit 162 977 ha, Bromberg mit 144 917 ha, Danzig mit 141 872 ha, Königsberg mit 136 190 ha, Stetttn mit 121 400 ha, Posen mit 108 793 ha, Htides heim mit 104 219 ha Grundhesitz der Stactsforstverwaltung. Im Regie unagsbezirk Köslin liegen 98 166 ha, im Regierungbbezitk Orpeln 82 483 ha, im Re⸗ gierungsbezirk Lüneburg 81 852 ha, im Regie ungsbezirk Merseburg 77 134 ha, im Regierungsbezirk Magdeburg 68 310 ha, im Regierunge⸗ bezizk Trier 67 456 ha, im Regierungsbezirk Breslau 63 164 ha, im Regierungsbezirk Weesbaden 53 613 ha. In den übrigen Reaterunge bezirken besitzt die Staatsferstvermwaltung je weniger als 50 000 ha, die gerinosten Flöchen in den Reglerungsbezirken Stade (18 228 13), Düsseldorf (17 891 hn), Osnabrück mit Aurich (15 537 ha), Cöln (14 729 ha) und Sigmaringen (1 hz).

Der Regierungsbezilk Martenwerder, in dem der Grundbesitz der Staatsforstverwaltung am umfangreichsten ist, weist auch die größte Zunahme desselben seit dem Jahre 1867 um 113 378 ha

auf. Etst in weitem Abstande folgen die dret ostpreußischen R⸗ gierunge bezirke Allenstein, Gumbinnen und Königsderg mit einer Gesomtvermehrung um 73 896 ha, die Regterungsbezirke Posen (+ 49 758 hL2), Köslin (+ 47 652 ha), Danzig (†+ 44 326 ha), Bromberg (+ 41 823 ha), Frankfurt a. O. 23 72 Hn), Schleswig (+ 15 237 ha). Vermindert hat sich der Grundbesitz der Staatsforstverwaltung gegenüber dem Bestaͤnde des Jahres 1867 in den Regterungebezirken Cassel (— 12 577 ha), Stettin (— 3 088 ha), Minden mit Münster (— 2 974 ha), Merseburg (s— 1 700 ha), Breslau (— 836 ha) und D.

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Die Zunahme der Altersrenten infolge der Herab setzung der Altersgrenze vom 70. auf das 65. Lebens⸗ jahr, die durch das Relchsgrsetz vom 12. Junk 1916 mit Wirkurg vom 1. Januar 1916 an herbeigeführt wurde, war bereits im ersten Jahre der Geltung des neuen Gesetzes recht beträchtlich. Während im Jahre 1915 nur 11 276 Altersrenten in Kraft getreten waren, baben nach dem „Arbeitgeber“ (Zeitschrift der Vereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände) die Landesbersicherungeanstalten in dem eisten Jahre nach Herabsetzung der Altersgrenze 92 120 Alteresrenten festͤesetzt. Bei den Sonderanstalten ist die Zunabme noch etwas größer; die Zahl der neu in Kraft getretenen Altersrenten beträgt nahem das Zehnfoche der im Jahre 1915 bewilligten. Die infolge der Zunohme der Ailtersrenten entsteher den Mehraufwendungen haben

eine Erhöhung der Wochenbeitröge erforderlich werden lassen; diese

betragen bekanntlich seit dem 1. Januar 1917 in der Lobnklasse I

18 ₰, in der Lohnklasse II 26 ₰, in der Lohnklasse 11I 34 ₰, in

der Lohnklasse 1V 42 ₰, in der Lohnklasse V 50 ₰. Zur Deckung der Gemeinlast scheidet jede Versichexungeanstalt seit dem 1. Januar 1917 an 60 % der Beiträge bucpmäbig als Gemeinvermögen aus.

.““ 4 8 Wohlfahrtspflege.

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Ein vom Budapester Hilfskomitee für hilfsbedürftige Reichsdeutsche erganzener Auftuf hat für die Unterstützung der in Ungarn lebenden Famtlien deutscher Krieger das schöne Ergebnis von rund 100 000 Krogen gehabt. Es muß bemerkt werden, daß schon frühere Auftufe an die ungarische Gesellschaft einen ähnlichen Erfolg gehabt haben. Ein zu dem ge nannten Zwece veranstaltetes Wobltätigkeitskonzert batte ein Reinerträgnis von 18 000 Kronen. Für die Weihnachts⸗ bescherung der deutschen Kriegerfomillen in Budapest hafte die Stadt Budape st 100 Paar Schuhe für Kinder bewihigt, und die Baumwollzentrale hatte verschiedene Stoffe für Knaben und Mädchen überlassen. Anläßlich des diesjährigen Geburistages Seiner Majestät des Deutschen Kalsers bat das ungarische Rote Kreuz für die zurzelt in den Spitälern Budapeßts verpflegten deutschen Soldaten und für die dortbin abkommandierten oder an dem Tage dort durch⸗ gereisten Mannschaften Wein, Zigarren und Zigaretten gespendet. An dieser freundlichen Betätigung des Wohltätigkeitssinnes der ungarischen Gesellschaft hat auch die ungarische Presse, insbesondere der „Pester Lloyd“, hervorragenden Anteil. (W. T. B.)

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Sund Wissenschaft.

Seine Majestät der Kaiser und König hat die von dem Senate der Kasser⸗Wilhelm Gesellschaft zur Fötberung der Wissen⸗ schaften beschlossene Hufnahme des Kommerztenrats Inlius Isen⸗ stein, Direktors der Dresdner Bank, Fillale Hannober, in Hannover als Mitglied der Gesellschat bestätigt. 121] 1— 8—

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Wissenschaftliche Sammlung der kriegswirtschaft⸗ lichen Erfahrungen. Der Krieg hat die ganze Vo kswittschaft umgestaltet und Erfahrungen gelietert, die ehnegleichen sind. Zahl⸗ reiche Aufgaben hat er neu gestellt, und früher für unmözlich Ge⸗ haltenes hat geleistet werden müsfen. Schon begiunt die Boelkswiet⸗ schaftslebre einen befonderen Zweig, die Kriegs wirtschaftslehre, auszubilden; eine große Amjahl von Einzelunterfuchangen sucht diese und jene Erscheinung zu beschreibrn und zu erklären. Eine ganze Reibe von Archiven sammelt den Rohstoff. Mehrere gedruckte Nachrichtensammlungen stellen in geordneter Form wöchentlich und monatlich die wichtigsien Tatfachen zusammen. Auch die Behörten haben ihren unvergleichlichen Erfahrungsstoff zu erdnen und zu beabeiten begonnen; die leitenden wirrschaftlichen Nehörden lassen diee Aufgobe durch besondere Stellen durchkühren. Voran stehen in dieser Beziehung die Wissenschaftlche Kommtssion des Kriegs⸗ ministeriums unter Leitung von Gebeimrat, Professor Dr. Sering und die Wessenschaftliche Gruppe des Reichsamms des Innern unter Leitung von Professor Dr. Spiethoff. Um alle diese Bestrebungen vor der Zersplitterung zu bewahren und ihren plar vollen Ausbau zu sichern, hat, wie „W. T. B.“ meldet, der Reichs⸗ kanzler die Bildurg eines Wissenschaftlichen Ausschusses zur Darstellung der deutschen Kriegswirtschaft angrtordnet und den Staatsminiter Dr. von Delbrück mit dessen Vorsitz betraut. Das Ziel ist eine Durchforschung und zusammensassende Schelrerung der keutschen Kriegswirtschaft, die ein Gegenstück zum Generalstabsmwerk bilden foll, das wohl auch über den gegenwärtigen Keieg erscheinen wird. Die Purchführung unterliegt zunächst der Beratang zwischen den verschiedenen Reicheämtern, Ministerien der Bundesstaat⸗ den großen Selbflverwaltungsverkänden.s

Die deutsche Kommission der Berliner Alademie der

Wissenschaften hat sich selt dem vorigen Jahre einer Aufgahe

zugewandt, die mit dem Kriege zusammenhängt. Unter den zahl⸗ reichen Sprachen, die in den Gefangenenlagern in Deutschland vertreten sind, kefinden sich auch deulsche und niederläuvdische Idiome, und es bot sich hier eine etnzigartige Möglichkeit zu sprachlichen Ausfnabmen und Untersuchungen an einem kopfreichen, nach seiner Heimat weit zechteuten und in rer Friedenezeit zum Teil schwer zugänglichen Menschenmatesrial. Die Kommission beschloß, diese Gelegenheit wahrzunehmen und eine Sammlung von Sprachproben in phonetisch brauchharer und inhaltlich vieiseitiger Grstalt anmlegen als Grundlage für eine tünfrige Darstellung der betreffenden Mundarten. Cs gelang, eine Anjahl bewährter, in der Dialektaufzeichnung geschulter Präfte für die Lagerbesuche zu gewinnen, wobei Professor Dr. Wrede (Manburg) vermittelnd und beratend gute Dienste leistete. Das segenannte Jübisch⸗Deutsche oder Ziddische untersuchten Pro⸗ fessor Dr. Staerk (Jena), Dr. Freilieg (Hofgeiemar, jetzt Frank⸗ furt a. M.) und Dr. Bach (Ems). Das trwähnte Idiom, Jargon genannt, wicd gesprochen von den Juden in Livland, Korland, Litauen, Polen, der Ukraine, auch im Kaukasus und in Persien. Sein Grundsock ist tine Mischung verschiedener mitteideutscher Muyndarten, eingesprengt sind zahlreiche hebrälsche und je nach dem örtlichen Gebiet baltoslawische, rumänische, türkische und persische B stand⸗ teile. Ziel und Herkunft dieser Lehnwoerte bedingen zumeist die mundartliche Abschattserung, doch hat der Jargon als Bindemittelzwischen den Juden weitgetrennter Landschaften ein gewisses Maß von Emheit⸗ lichkeit, wie er auch über ein Schrifttum (jiddische Zeitungen, Theater⸗ sücke, volkstümliche Erzählungen) und sogar imgonische Grammattken verfügt. Reich vertreten sind in den Lagern die Deutschrussen, deren Vorfahren seit den 1760 er Jahren in der Wolgagegend, seit dem Ansang des 19. Jahrbunderts im südlichen Rußland (Beßarabien, Gouv. Cherson) angesiebelt sind und die von dort aus auch nach anderen Gegenden ausstrahlten. Dle erste Gruppe spricht hesstische und pfälzische Mundarten, die zweite schwäbische damzu gibt es ver⸗ einzelte rein ntederdeutsche DPöcsfer. Die Aufnahmen versprachen, unter Heranziehung des deutschen Sprachatlas, den engeren Ursprungs ort der einzelnen Stedlungen aufzuhellen. IThre besondere Aufveabe stellen die Vlamen der nördlichen Hälfte Belgiens. Ihre Sytache ist dank der einheimischen und holländischen Mundartenorschung besser bekannt. Es gilt, die örtlichen Abstufungen vollständi er fest⸗ zustellen und die mundartlichen Grenzlinien anzugliedern an die der benochbarten Rheinprobinz fowte Hollands. Ausgiebigen Bechatungs⸗ sioff fand Prof. Dr. Frings (Bonn), durch seine frärkischen Dialekt⸗ sturien sachkundig vorbereitet. Willkommene Unterstützung hatte er von kriegsgefangenen plämischen Mundartenforschern, den Ober⸗ lehrern Dr. Guotagers (Namur) und besonders Dr. van den Heupel (Ostende). Die Aufnahmen erstreckten sich über Angehörige aller plämischen Provinzen Belgiens (West⸗ und Oftflandern, Antwerpen, Brabant, Limburg) sowie des französischen Flandern (Dep. Pat⸗de⸗ Calais). Aus der Albet⸗Samson⸗Stiftung erbielten die Berliner Pro⸗ fessoren Lüderg und Wilhelm Schulze eine Unterstützung von 5000 zur Vornahme von Sprachstudten an den indischen Gefangenen in Deutschland, wohet besonderes Augenmerk auf dle ethischen Be⸗ ziehungen gerichtet werden sollte.

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Um die kicchengeschichtlichen Studien in Deutschland und den Nachbarländern um einen Mitiespyunkt zu vereinigen, haben Theologen, Rechteslehrer und Geschichteforscher einen Aufruf zur Gründung einer Gesellschaft für Kirchengeschichte vorbereitet. Die Gesell⸗ schaft soll vor allem den Zusammenschluß der bestehenden landes⸗ kirchengeschichtlichen Vereine berbeisührern. Ihr Organ wird die „Zeitschrift für Kechengeschichte“ sein, daneben wird sie welrere Ver⸗ öffentlichungen herausgeben, Studienunterstützungen vertrilen und Druckkosten für eluschlaͤgige Arbeiten übernehmen. Zu einem vorläufigen geschäftsführenden Ausschuß haben sich vereinigt: Professor H. Schrlis in Bonn, Oberbibliothekar B. Beß in Berlin, Professor J. Ficker in Straßburg i. E. Professor von Schubert in Heidelberg, Professor F. Btegand in Grelfswald.

Literntur.

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neu erschienener Schriften, deren Besprechung vorbehalten bleibt. Einsendungen sind nur an die Redaktion, Wilhelm⸗ straße 32, zu richten. Rücksendung findet in keinem Falle statt.

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