1918 / 47 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 23 Feb 1918 18:00:01 GMT) scan diff

Bekanntmachung. Auf Grund des § 2 der Besanntmachung vom 23. September 1915 (RGBi. S. 603) baten wir der verehelichten Bäckermeißter Pauline Aedtner, geb. Seiffert, hier, Bahnhofur. 4, den Handel mit Backwaren vom heutigen Tage wieder gestattet. Görlitz, den 16. Februar 1918. Die Polizeiverwaltung.

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Bekanntmachung.

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Snay.

Auf Grund der Bekanntmachung zur Fernhaltung unzuverlässiger

Personen vom Handel vom 23. September 1915 (RGBl. S. 603) habe ich dem Kaufmann Josef Feilchenfeld in Berlin, Moark⸗ grafenstr. 13, durch Verfügung vom heutigen Tage den Hande mit Gegenstanden des täglichen Bedarfs wegen Unzuverlässigkeit in bezug auf diesen Handelsbetrieb untersagt. Berlin⸗Schöneberg, den 19. Februar 1918. Der Polizeipräsident zu Berlin. Kriegswucheramt. J. V.: Machatius.

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Bekanntmachung.

Auf Grund der Bekanntmachung zur Fernbhaltung unzuverlässiger Personen vom Handel vom 23. September 1915 (-SBl. S. 603) dabe ich dem Grünkram händler Otto Friedrich und seiner Ehe⸗ frau, Marie geb Maresch, Neukölln, Thüringerstr. 13, durch Verfügung vom heutigen Tage den Handel mit Gegenstaͤnden des täglichen Bedarfs wegen Unzuverlässigkeit in bezug auf diesen Handelsbetrieb untersagt.

Berlin⸗Schöneberg, den 19. Februar 1918.

Der Polizeipräsident zu Berlin. Kriegswucheramt. J. V.: Machatius.

Eqööö1“] Dem Kaufmann Fritz Kretschmer in Frankenstein

i. Schles., Gartenstraße Nr. 8, ist auf Grund dez § 1 der Bunder⸗ ratsverordnung vom 23. September 1915, betreffend Fernhaltung un⸗ zuverläͤssiger Personen vom Handel, der Handel mit Gegen⸗ ständen des täglichen Bedarfs, insbesondere Nahrungs⸗ und Futtermitteln aller Art, sowie rohen Naturerzeug⸗ nissen, Heiz⸗ und Leuchtstoffen oder mit Gegenständen des Kriegsbedarfs bis auf weiteres untersagt worden.

b Frankenstein, den 19. Februar 1918.

Der Landrat. Friedrich Wilhelm Prinz von Preußen.

Bekanntmachung.

Dem Altwarenhändler Adalbert Mizeraczyk in Gostyn 1 Gewerbebetrieb wegen Unzuverlässigkeit untersagt worden.

Gostyn, den 20. Februar 1918. Der Landrat. Dr. Lucke.

Bekanntmachung.

Dem Kaufmann Richard Kahl in Merseburg, Neumarkt

Nr. 10, ist wegen Unzuverlässigkeit die Ausübung seines Kauf⸗

mannsbetriebes von heute ab bis einschlietlich 27. April 1917

untersagt. Gleichzeitig wird festgesetzt, daß der von der Anordnung

Betroffene die Kosten der Veröffentlichung zu tragen hat. Merseburg, den 13. Februar 1918. 8

Die Polizeiverwaltung. Hertzog.

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Bekanntmachung.

Auf Grund der Bekanntmachung zur Fernhaltung unzuverlässiger Personen vom Handel vom 23. September 1915 habe ich dem Schlachtermeister und Viehhändler H. Grönig in Pattensen durch Verfügung vom heutigen Tage den Handel mit Gegen⸗ ständen des täglichen Bedarfs wegen Unzuverlässigkeit in belug auf diesen Handelsbetrieb untersagt. v1116“”

Springe, den 18. Februar 1918.

Der Landrat. von Laer.

Bekanntmachung.

Auf Grund des § 1 der Bekanntmachung des Bundesrato zur Fernhaltung unzuverlässiger Personen vom Handel vom 23. Sep⸗ tember 1915 (RG Bl. S. 603) ist der Witwe des Kar! Schaaf in Vohwinkel, Solingerstraße, und dem Bäcker Walter Schaaf in Vohwinkel, Solingerstraß', wegen Unzuverlässigkeit der Handel mit Backwaren für das gesamte Reichegebiet untersagt. Die von dieser Anordnung Betroffenen haben die Kosten dleser Bekannt⸗ machung zu tragen.

Vohwinkel, den 12. Februar 1918. Der Landrat. J. V.: Dr. Apfelbaum, Gerichtsassessor.

(Fortsetzung des Amtlichen in der Ersten Beilage.)

Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 23. Februar 1918.

Seine Majestät der Kaiser von Oesterreich, aposto⸗ lischer König von Ungarn, weilte gestern, wie „Wolffs Telegraphenbüro“ meldet, im Großen Hauptquartier zur Besprechung schwebender Fragen. In seiner Begleitung be⸗ fanden sich der Chef des österreichisch⸗ungarischen Generalstabes General v. Arz und der deutsche Militärbevollmächtigte General v. Cramon. An den Besprechungen zwischen den Majestäten nahmen auch der Generalfeldmarschall von Hinden⸗ burg und der Erste Generalquartiermeister General Ludendorff teil.

Das „Wolffsche Telegrophenbüro“ meldet folgende neue Neutralitätsverletzung: Am 16. Februar d. J. kurz nach 8 Uhr Abends warf ein Flugzeug 5 Bomben auf holländisches Gebiet bei Hoek⸗Terneusen, die Materialschaden anrichteten. Am 17. d. M. gegen 1 Uhr Mittags überflogen 2 Flugzeuge holländisches Gebiet zwischen Brügge und der Scheldemündung und am Abend desselben Tages warf wiederum ein Flugzeug am Sluiskanal Bomben auf holländisches Gebiet. In allen drei Fällen war die deutsche Regierung sofort in der Lage, an Hand von einwandfreien Meldungen des Flugmelde⸗ dienstes nachzuweisen, daß es englische Flugzeuge waren, die die holländische Neutralität verletzten. Es ist bekannt, daß es stets Falle geben kann, in denen Flugzeuge durch höhere Gewalt gezwungen werden, neutrale Gebiet kurz zu überfliege

oder dort notzulanden. Aber über das Maß solcher Fälle gehen diese drei Neutralitätsverletzungen innerhalb von 48 Stunden doch weit hinaus. Böser Wille, vollkommene Gleichgültigkeit oder eine kaum glaubliche fliegerische Unfähig⸗ keit können allein ihre Gründe sein. Dieser Uebergriff ist wiederum ein Beweis der Nichtachtung der Souveränität der neutralen Staaten seitens Englands und beleuchtet eigenartig die so oft wiederholte Behauptung Englands, „der Beschützer der kleinen Staaten zu sein“.

Am 25. Januar d. J. ist in Berlin unter Beteiligung der bundesstaatlichen Regierungen, des Ueberwachungsausschusses der Schuhindustrie, der Esatzsohlengesellschaft m. b. H. und von Angehörigen der Schuhindustrie, der Holzbearbeitungs⸗ industrie und des Holzgroßhandels die Reichs⸗Holzvertei⸗ lungsstelle für Fußbekleidung, e. G. m. b. H., ge⸗ gründet worden. Wie durch „W. T. B.“ mitgeteilt wird, hat sie den Zweck, Holz, das ihr von den bundesstaatlichen Regierungen zur Verfügung gestellt wird, den betei⸗ ligten Industrien zur Herstellung von Gegenständen der Fußbekleidung zur Verfügung zu stellen. Die Genossenschaft ist ein gemeinnütziger Verein, dessen Gewinn nach Deckung der Unkosten und einer 5 prozentigen Verzinsung der Einlagen der Genossen an das Deutsche Reich fließt. Die von ihr gefaßten Beschlüsse unterliegen der Genehmigung der bundesstaatlichen Regierung, des Ueberwachungsausschusses der Schuhindustrie und der Ersatzsohlengesellschaft.

An ihr beteiligen können sich Schuhwarenhersteller, die selbst Schuhwarenbestandteile aus Holz herstellen, Holz⸗ bearbeitungfabrikanten, die Holz für Schuhwarenbestandteile verarbeiten oder die Schuhwarenbestandteile aus Holz für die Schuhwarenherstellung und das Schuhmacherhandwerk her⸗ stellen, Händler, die bereits vor dem 1. August 1917 auf eigene Rechnung mit Holz gehandelt haben, und Holzhandels⸗ genossenschaften, letztere auch wenn ihre Gründung nach diesem Zeitpunkt erfolgt ist. Um auch kleineren Betrieben die Be⸗ teiliaung an der Genossenschaft zu ermöglichen, ist der Ge⸗ scsheäte auf 200 (die Haftsumme auf 2000 ℳ) fest⸗ gesetzt.

Die Geschäftsleitung liegt vorläufig in den Händen der Rechtsanwälte Dr. Kolck⸗Berlin und Dr. Theodor Erlanger⸗ München. Die Geschäftsstelle der Genossenschaft befindet sich in München, zunächst Karlsplatz 8/III, wohin bis auf weiteres auch Anfragen zu richten sind. -

Wie die ,Sächsische Staatszeitung“ meldet, hat aus An⸗

laß der Feier der goldenen Hochzeit des bayerischen Königspaares

zwischen Ihren Majestäten dem König von Sachsen

und dem König von Bayern, wie „Wolffs Telegraphen⸗

büro“ meldet, folgender Depeschenwechsel stattgefunden: Seiner Majestät dem Könige, München.

Durch Gottes Gnade und Güte feierst Du heute mit der Königin das seltene Fest Deiner goldenen Hochzeit. Ich spreche Euch meine herzlichsten, wärmsten Glückwünsche zu diesem einzigen Fest⸗ tage aus. Gottes Gnade, die bis jetzt sichtlich über Euch war, losse Euch diesen Tag noch recht oft erleben. Wenn auch die schweren Kriegssorgen noch immer auf uns lasten, so jubeln Dir doch heute alle Deutschen zu. Friedrich August.

Seine Majestät der König von Bayern antwortete:

Bewegten Herzens danken wir Dir für die wiederholten liebe⸗ vollen Glück⸗ und Sege swünsche zu unserer golvenen Hochzeit. Gott schenke Deinen Wünschen Erfüllung und uns allen einen balvdigen, allgemein ehrenvollen Frieden. Es gereicht mir zu be⸗ sonderer Freude, Dir mein zur goldenen Hochzett gestistetes Ehren⸗

zeichen übersenden zu dürfen. Ludwig.

Oesterreich⸗Ungarn.

Der deutsche Staatssekretär des Auswärtigen Amts Dr. von Kühlmann ist, wie „Wolffs Telegraphenbüro“ meldet, in Begleitung des Legationssekretärs von Hösch gestern vor⸗ mittag in Wien eingetroffen und hat Nachmittags die Reise nach Rumänien fortgesetzt.

Der Minister des Aeußern Graf Czernin hat sich gestern in Begleitung des Sektionschefs Dr. Gratz, des Generalkonsuls 8 und des Legationsrats Grafen Colloredo nach Bukarest

egeben.

Das österreichische Abgeordnetenhaus setzte vor⸗ gestern die erste Lesung des vorläufigen Haushalts⸗ planes fort.

Im Laufe der Beratung wies der christlich⸗sosiale Abgeordnete Hauser enischieden die Ausführungen der polnischen Redner gegen den Grafen Czernin zurück und betonte dessen Verdienste. Bezüglich der Wünsche nach Entlassung älterer Jahrgänge erklärte der Redner, er habe mit dem Kaiser darüber gesprochen, der ihn beauftragt bhabe, dem Hause zu sagen, baß ez ihm dis größte Sorge bereite, den Krieg fortführen zu müssen, und daß er nichts sehnlicher wünsche, als di⸗ Sol⸗ daten sobald als möglich nach Hause zu schicken. (Stürmischer Beifall links und bei den Uk ainern und Hochrufe.) Besonders sei dem Kaiser daran gelegen, die alten Jahrgänge sobald als möglich zu entlassen. (Erneuter stürmischer Beifall.) „Wir vertrauen auf das Wort des Kaisers, er ist ein edler, herzensguter Mann, der keine Freude am Blutvergteßen und ken Interesse hat, den Krieg auch nur line Stunde zu verlängern. Wir vertrauen auf ihn und seinen Minister des Acußern Grafen Czernin, daß sie uns baldmögl chst den allgemeicen Frieden und die allgemeine Abrüstung bringen werden.“ (Lebhafter Beifall links und bei den Ukrainern.) Bezüglich der Be⸗ willigung des Haushaltsplans erklärte Hauser, die Gefahrdung des Voranschlags bedeute eine Gefährdung des Parlaments, weshalb die Christlich⸗Soztalen für den Voranschlag stunmen würden. (Lebhafter Beifall und Pändeklatschen.)

Gegenüber den Reden der polnischen Abgeordneten am Tage zuvor wies der Ministerpräsident Dr. von Seidler unter eth ftem Betfall auf der Linken mit aller Schärfe die Angriffe gegen das Deutsche Reich zurück und sagte: „Diese Angriffe wirken kriegsver⸗ längernd, indem sie den Kriegshetzern im gegnerischen Lager Argu⸗ mente geoen die Geschlossenheit der Mittelmächte liefern. Gott sei Dank steht upser Verhältnis zu dem allt Zett und namentlich im Feuer des Weltkriegs herrlich bewährten Verbündeten zu boch und zu 88 sesr. egeg Klarbeit, Wärme und

nnigkeit zu rühren vermöchten.“ (Lebhafter Beifall u H —⸗ klatschen links.) u

Im ungarischen Abgeordnetenhaus führte der Ministerpräsident Dr. Wekerle vorgestern in Erwiderung auf eine Anfrage über die Friedensverhandlungen mit Ru⸗ mänien obiger Quelle zufolge aus:

Mit Rumänien werden Verhandlungen geführt, bezüalich deren ch die Aufklärung ertellen kann, daß sie nur der Ueberprüfung und

Ergänzung des mit Rumänien bestehenden Waffenstillstandes elt die aber, wie ich boffe, sicherlich demnächft zu Friedensverhandl⸗ 92 führen werden. Unser Standpunkt ist ler, unser Verbäunis nanh maäͤnten, wenn möglich auf gütlichem Wege, endeensalls Orn⸗ rattonen mit den Waffen zu klären. Wir werden cs selbstverstän, he. als unsere Pflicht erachten, im Laufe der Verhandlungen unsere hnaich lichen Intenessen nach jeder Rchtung hin zu wahten. je Bä. dirgungen für die Frieersverhandlungen sind wohl noch nicht seßt. gestellt, ja, ich kann anf einzelne territortale Frager, die in der Pre 1 besprochen wurden, nicht eingehen, denn diese bängen von esse nationalen Vereinbarungen ab. Dennoch aber erlaube ich mir zu 8 merken, daß wie unsere Rechte wahbren wollen 1) vom Gesichte⸗ punkte der Verteidigung, 2) vom wrrtschaftlichen Gesichtspun kte. 3) vom Gesichtepunkte des Verkehrs 34 Weosser und zu Lande und 4) auch in der Richtung, daß jede Einmischung Rumäniers in unsere inneren Angelegenheiten uvmöglich werde. Ja, wir auch auf einen Umstand, den der Iuterpellant nicht erwähnt, der he aber nicht gleichgültig sein kann, Gewicht, darauf nämlich, raß oie Lage unserer in Rumänien wohnenden Brüder in jeder Hiasicht ge⸗ sicherr werde. Was die Frage detrifft, daß die Stebenbürger a⸗ 8 Friedensverhandlungen teilnehmen, so will ich erklären, daß es sich hier nicht um eine siebenbürgische Frage, sondern um eine Froge ganz Uagarns handelt, um die Frage, die wir alle nicht nur verstehen und kennen, sondern von der wir auch durchdrungen sein müssen.

Im Verlauf der folgenden Beratung über den vorläufigen Haushaltsplan erörterte der Abgeordnete Paul Farkas Tiszapartei) die Außenpolitik der Karolyipartel.

Die Karoiyipartet behauptete, so führte der Redn er aus, sie sei einer⸗ seits Anhängerin des Bündnisses mit Deutschland, anderersei’s wolle sie eine Vertiefung des Bündnisses und engere wirtschaftliche Bezieh’ ngen vermeiden. Der Redner meinte, man solle jetzt die Aufmerksamkeit von den großen Zielen und den großen Erfolgen des Bündnisses n cht at⸗ lenken. Zwischenrufe aus der Karolytpartet: „Wir wollen nicht allreutsch werden!: Farkas erwiderte darauf: „Es sällt niemand ein, dies zu wollen. Wenn jedech ter Herr Abgeoronete Zeuge des Jubels ge⸗ wesen wäte, mit dem im Herbst 1916 die deutschen Truppen, die zur Befretung Stebenbürgens herbeigeellt waren, von der Bevölkerung stürmisch aufgeneommen wurbden, so würde er nicht umhin können, die heißesten Dankgefühle zu hegen, die jeder ebrenhafte Ungar für unseren Bundesgenossen empfinden muß. (Lebhafter Beifall.) Ich stele fest, daß eine große deutsche Armee in ruhmreichen Kämpfen hervorragenden Anteil an der Rückeroberung Siebenbürgens ge⸗ nommen het, und ez ist nicht richtig, diese Tatsache verdunkeln oder entstellen zu wollen.“ (Allgemeiner, lebhafter Beifall.)

Großbritannien und Irland.

Die Ernennung zweier einflußreicher Zeitungseigentümer, Lord Beaverbrooks und Lord Northeliffes, zu Kabinettsministern bildete im Unterhause am 18. Februar Gegenstand mehrerer starke Unzufriedenheit mit den Er⸗ nennungen bekundender Anfragen:

Wie „Wolffs Telegraphenbüro“ meldet, erklärte Bonar Law in seiner Erwiderung, daß Beaverbrook Eigentümer des „Daily Expreß bleibe und daß Northeliffe den Posten eines Ministers für Propaganda in feiadlichen Ländern erhalten habe, weil er die Werbe⸗ tätigkeit dort besser zu besorgen vermöge, als irgend ein anderer. Der Abg. Whyte betente unter Anspielung auf die bet der neulichen Erörterung Lloyd George zur Last gelegten Presseintrigen, daß Er⸗ nennungen dieser Art das Vertrauen in die Regierung stark unter⸗ grüben. (Beifall.) Bei der Besprechung der Anforderung einer Er⸗ höhung des Geheimfonds für den auswärtigen und sonstigen Ge⸗ heimdienst um 200 000 Pfund Sterling führte der Abg. Pringle aus, die Ernennung der fraglichen Presselords zu Ministern mache es notwendig, von der Gewohnheit, die Geheimfonds obhne Er⸗ örterung ihrer Anwendung zu bewilligen, abzugehen. Er erbdat daher Auskunft, ob ein Teil dieser Fonds für die Werbttättgkeit der neuen Minister bestimmt set. Er erwähnte, es sei bekannt, daß der Geheimdienst der Regterung agents provocateurs vei⸗ wende. Der Abg. Hogge verlangte die Zusicherung, daß die frag⸗ lichen Fonds nicht für Seheimagenten bestimmt seien, die unter der induttriellen Beoölkerung Englands Unzufrfedenheit und Streks er⸗ regten. King wies darauf bin, daß man jährlich drelviertel Millionen Plund Sterling für den Geheimdienst ausgäbe. Es läzen viele Ar⸗ zeichen geheimer Tätigkeit vor, wie die Reise des Generals Smuts nach der Sch reiz, die Reise des Generalstaatsanwalts Smilh nach Amerika, die Ernennung Northeltffes und manche andere, und kein cinziger Fall davon sei geetgnet, Vertrauen zu erwecken.

Nach Meldungen des „Nieuwen Rotterdamschen Courants“ und des „Reuterschen Büros“ wurde in der vorgestrigen Er⸗ öffnungssitzung der Interalliierten Arbeitertagung mitgeteilt, daß einige gewählte Abgeordnete nicht rechtzeitig ihre Pässe und Reiseerlaubnis erhalten konnten, um bei der Eröffnung der Tagung zugegen zu sein. Die Versammlung, die von dem Vorsitzenden der gemeinsamen Kommission des Gewerkschaftskongresses und der Arbeiterpartei Ogden eröffnet wurde, beschoß, die Abgeordneten der Italia Irredenta, Bosniens, Rumäniens und Südafrikas an den Verhand⸗ lungen mit beratender Stimme teilnehmen zu lassen und fünf Kommissionen zu bilden, nämlich erstens für den Völkerbund, zweitens für territoriale Fragen, drittens für wirtschaftliche Fragen, viertens eine Kommission, die die Mit⸗ teilungen an die Oeffentlichkeit zu prüfen haben wird. Eine fünfte Kommission wird zu beraten haben, ob es wünschenswert sei, eine internationale Tagung einzuberufen, und unter welchen Umständen eine solche zusammenkommen müßte. Ferner soll diese Kommission über Schritte beraten, um die Vertretung der Arbeiterklassen auf der offiziellen Friedensversammlung zu sichern, und darüber, ob zu gleicher Zeit mit der offiziellen Friedensversammlung ein Arbeiterkongreß einberufen werden soll.

Einer Meldung des „Reuterschen Büros“ zufolge hielt Viscount Milner in Plymouth eine Rede, in der er sagte: Er befürchte, daß die zahlrei hen Kriegszielreden einfache Leute verwirrt haben, namentlich das Gerede über die Feststellung v Grenten in fernen Weltteilen, über Handelsabkemmen nach der Kriege usmw. „Das sind, erklärte Milner, „wichtige Einzelheiten, die sorgsam behandelt werden müssen, sobald wir zu Friedentv 1⸗ handlungen gelangt sind. Sie sind aber unserem Haupiztel unter⸗ geordnet, das in der Sicherung der Freibeit der Menschbeit sowie eines gerechten und dauerhaften Friedens bestebt. Wir kämpfen nicht, um Deutschland seire Unabhängigkeit zu nehmen oder um es von seinem billigen Anteile an dem Handelsverkehr der Welt auszuschließen, immer vorausgesetzt, daß die gleiche Unabhängig⸗ keit, die gleiche Selbstbestimmung, das gleiche Recht auf einen Platz an der Sonne für alle anderen Nationen gesichert wird, auch für die Kleinen und Schwachen, die bisher die Opfer deutscher Angriffe gewesen sind. Der Redner fahr fort, man muüfse in der nächsten Zukunft auf größere Anstrengurgen und viel größere Mühsale vorbereitet sein, aber wilder der Sturm tobe, desto höher werde sich der Geit der Natton erheben, um thm zu trotzen. E ne wesentliche Vor⸗ aussetzung, um die großen Hllfsmittel der Verbündeten voll auszu⸗ nutzen, sei eine vollkommene Organifation ihrer Bemuͤhurgen. Die letzten Sitzungen des Obersten Kriegerats, dem er b⸗swohnne⸗ hätten einen unendlich viel geschäftamäßigeren Charakter gehabt 81 die früheren Beratungen. Man besäße jetzt in dem Obersten Kelers. rate eine Körperschaft mit einer bestimmten Verfassung und das regelmäßige, wenn auch nicht allzu häufige Zusammenkünfte. M 1u fuhr fort: „Wir kämpfen nicht, um Deutschland zu vernichten ung dem Volke eine Verfassungsform zu diktieren. Wilson und Llot

George haben keinerlei Zweifel darüber gelassen, daß wir n

Falkenhausen hat in Sachen der auf Beschluß

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zunsch heger, Deutschlad aufzuteilen und uns in das Recht des gischen Voltes einzumischen, seldst zu bestimmen, unter welcher Ver⸗ sung es leben will. Wie kämpfen um unser Leben, um die risten der freien Nationen Evropas. Die Lage ist durch den sommenbruch R. ßlands völlig verändert, und zuͤgleich ist in eatschland die Mitlitärp urtet wieder fest in den Sattel g⸗⸗ fommen. Die deutsche Militärpartet hat ganz offen als r einzigs Ziel, erklärt, Jlalten, Frankreich und England iederzubrxen. Die Ex stenz der freien Nationen von West⸗ vrepa verh'ndert allein ihre Herrschaft üöber Europa und den gößten geil von Asien und die Auerschtung eine Mitstärdespotismus, der die Diktatur über die ganz⸗ Weit üben würde. Es handelt sich jetzt nicht datum, den preußtschen Militarssmus zu vernichten, sondern vatum, ob ter preußische Militartsmus uns vernichten und alles weg⸗ fegen wird, wonach die frethettliebenden Nattonen seit Jahrhu derten leiredt kaben und jett streben.“

Die Versicherungen, Deutschland nicht aufteilen zu wollen, be⸗ merkt zu den obigen Ausführungen „Wolffs Telegraphenbüro“, eigen nur, wie groß der enalische Dünkel ist und wie weit England noch davon entfernt ist, der tatsächlichen Lage Rechnung zu tragen. Sie stehen überdies inhaltlich mit den wirklichen Bestrebungen Englands, wie sie in den Kundgebungen seiner leitenden Männer zutage treten, in zu offensichtlichem Widerspruch, als daß der Imperialist Milner in der heute nicht mehr so naiv vertrauens⸗

- 0 4 7 2 2 seligen Welt auf eine gläubige Zuhörerschaft rechnen könnte.

Frankreich.

In der vorgestrigen Kammersitzung wurde der Gesetz⸗ antrag auf Organisation der Getreideversorgung und Bestellung der brachliegenden Ländereien erörtert. Wie Lyoner Blätter melden, sieht der Plan die Aufhebung des freien Getreidehandels während der Dauer des Kriegs und bis nach der ersten Friedensernte vor. Ferner wird der Staat die gesamte Getreideernte kaufen und allein Getreide einführen. Alle Ackerbauer werden die Ländereien zwangsweise bebauen müssen, und kein für die Getreidebestellung verwertbares Land darf als Weide oder für andere Zwecke benutzt werden. Der Regierungskommissar für die Getreideversorgung, Compére⸗

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Morel, erstattete einen eingehenden Bericht über die Lage, in

dem er ausführte:

Der Getreldebedarf Frankreichs habe seit Ausbruch des Krieges ständig zugenommen, die Ernte dagegen staͤndig abgenommen. Der Fehlbeirag für 1917 betrage 60 Milionen Doppelzentner, was ungeheure Ankäufe im Ausland erforderlich mache. In⸗ solce der Produktions⸗ und Transportkrise in der ganzen Welt werde die Lage sehr ernst werden. Trotz aller Be⸗ mühungen und trotz gesteigerter Getreideeinfuhr bestehe augen⸗ blicklich immer noch ein Fehlbetrag von 35 772 000 Doppel⸗ zertnern. Infolge der zunehmenden Schwierigkeiten in der Shiffsraumfrage während und nach dem Kriege werde Frarnkreich sich auf 1,8 Millionen Tonnen französischen Schifssraum beschränken müssen, und es werde ihm nicht gelingen, sich zu ernähren, wenn es de eigenen Bodenexrträgnisse nicht vermehre. Außer den bisher be⸗ bauten Flächen müßten noch 2 254 000 Hektar zur Getreideerzrugung mbar gemacht werden. Die zwangsweise Landbestellung, die in England und in der Schweiz gute Ergebnisse gezeitigt habe, werde nicht zu umzehen sein. Em Eingreifen des Staates in Kriegszeiten sei nor⸗ wendig. Hoffentlich könnten die Zwangsmaßnahmen wieder einholen,

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was in drei Jahten versäumt worden sei.

Rußland.

Wie „Aftonbladet“ aus Uleaborg erfährt, haben finnische. Regierungstruppen bei Varpanen nördlich von Kouvolo einen Sieg über die Roten Gardisten erfochten. An der karelischen Front stehen Weiße Gardisten nahe Wiborg und Villmanstrand.

Belgien.

Der Generalgouverneur, Generaloberst G von des Brüsseler Appellhofes kürzlich erfolgten Verhaftung zweier Mitglieder des Rates von Flandern an den Generalstaatsanwalt beim Kassationshof in Brüssel laut Meldung des „Wolffschen Telegraphenbüros“ folgenden Brief gerichtet:

Ich bestalige den Empang der mit Ihrem Schrelben vom 11. d. M. übersandten Entschließung des Kassationshofes vom gleichen Tage und bemerke dazu folgendes: Die Ennschli ßung des Kassmtoneg⸗ bofes ist durch die Maßnahmen veranlaßt, zu denen ich durch die Hal⸗ tung des Appellhofes in Brüssel gezwungen worden bin. Am 7. Fe⸗ buar dieses Jahres hat der Appellhof die Einleitung eines Verfahrens wegen Verbrechens wider die Staatssicheheit gegen eine unbestimmte Anlabhl von Personen beschlossen; in Austührung dieses Beschluss’s sind Festnahmen erfolat. Ein politischer Strasprozeß von so wertt⸗ gehender Bedeutung ist eingeleitet warder, ohne mit dem Justiz⸗ minister, das ist meinem zur Zeit die Befugnisse eines solchen aus⸗ übenden Verwaltungschef, vorher ins Benehmen zu treten, eine Hand⸗ lungsweise, die schon zu Friedenszeiten jedem Herkommen ni ersprochen haben würde. Wäbrend der kriegerischen Operation jedenfalls itt ein solches Verfahren eine begriffliche Unmöglichteit. Es ist, ganz abgesehen davon, ob die betreffenden Strafvorschriften formell auß r Kraft gesetzt worden sind oder nicht, widersinnig, daß in einem besetzten Lande die Gerichte, die unter der Autorftät der besetzenden Macht Recht sprechen, Delikte verfolgen, die sich gegen die verdrängte Staatsgewalt richten, mit der die besetzende Macht sich im Kriegszustand befindet. Zu dieser grundlegenden Wahrheit hat sich der Appellhof in Wtderspruch gesetzt. Sein Verhalten stellt eine bewußte polttische Demonstratton dar, und ich war daher gezwungen, Richtern, die in einem solchen Maße die Voraussetzungen ihrer un⸗ gestörten Tatigkeit während der Besetzung ve rannten, die weitere Ausübung ihres Amtes zu untersagen. Der Kessattonshof stützt sich auf ein Schreiben des Verwaltungschefs beim Generalgonverneur vom 22. März 1916, daa den Gerichten mit Exrmächtigung meines Amtsvorgängers ihre Unabhängigkeit gewäh lelstete. Auch ich stehe grundsätzlich auf dem Boden dieses Schretbens; es war steis mein ernstes Bestreben, trotz aller Schwierigfeiten im Inttresse des Landes ine geordnete Zivil⸗ und Strafrechtspfl’ge aufrechtzuerhaltes. Der Kassationshof zitiert aber das erwähnte Schreiben nur balb. Er vergißt den zweiten Teil des Schreibhens, der wie folgt lautet: „Im Einklang mit den einenen Aus führungen des Kassationshofet gebe ich meinerseits dem Vertrauen Ausdruck, daß die belgischen Richter in lovaler Areckennung der vollzogenen Tatsachen und ihrer volkerrecht⸗ Uchen Folgen bri der Ausübung ihres Amtes sich jeder feindseligen Haltung oder Kundgebung gegen die besetzende Macht entbalten werden.“ Dieser Voraussetzung für die im ersten Teil des Schreibens gemachte Zusage haben die Richter des Appellhofes zuwidergehandelt. Sie irifft daher die volle Verantwortvng für den infolge ihrer Haltung eingetretenen Stillstand der Rechtspfl'ge. Daß der Kassationg⸗ hof sein Soltdarttätsgefühl mit den Richtern des Appellhotes böher gestellt hat als seine Pflicht gegenüber der Bevölkerung, sein richter⸗ liches Amt weiter auszuüben, bedauere ich im Interesse des Landes. Richtiger und patriotischer als eine solche polntische Beste wäre es gewesen, wenn der Kassationsbof als oberstee Gerichtehof des Landes dorüber beraten hätte, wie die Weiterführung einer geordneten Rechte⸗ fflege unter den obwaltenden Umständen zu ermöglichen wäre.

Bulgarien. Der König Ferdinand hat porgestern

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. den Minister⸗ präsidenten Dr. Radoslawow in Audienz empfangen, der ber die politische Lage Bericht erstattete.

Amerika.

Der britische Sonderbotschafter Lord Reading und der Staatssekretär Lansing haben einer Reutermeldung zufolge Verträge über die Einschreibung zum Militärdienst von englischen und amerikanischen Staatsbürgern, die sich in den Vereinigten Staaten oder in England aufhalten, unterzeichnet. Die Verträge wurden dem Senat vorgelegt, der das Be⸗ stätigungsrecht für die Vereinigten Staaten hat. Nach diesen Uebereinkünften hat die amerikanische Regierung das Recht, ihr Dienstpflichtgesetz auf britische und kanadische Staats⸗ bürger in den Vereinigten Staaten, die das britische Dienst⸗ alter erreicht haben, anzuwenden. Sie erhalten 60 Tage Zeit, um sich freiwillig für den Eintritt in die englische Armee zu melden. Ebenso können Großbritannien und Kanada ameri⸗ kanische Staatsbürger, die in ihren Gebieten wohnen und 21. bis 31 Jahre alt sind, zum Militär einziehen.

““ 8 Führer Afien. ““ 1 Der Führer der persischen konstilutionellen Partei und ehemalige Vizepräsident des persischen Parlaments Prinz Suleiman Mirza ist nach einer Meldung des „Wolffschen Telegraphenbüros“ auf persischem Boden durch den eng⸗ lischen Konsul in Kermanschah festgenommen und als britischer Gefangener nach Chanehin abtransportiert worden. Die Verhaftung des angesehendsten persischen Politikers hat in

ganz Persien die größte Empörung errett. 8

Kriegsnachrichten. Der deutsche Vormarsch im Osten.

Der Vormarsch begann am 19. Februar, 4 Uhr Vor⸗ mittags, bei schönem klaren Frostwetter. Der Feind leistete nach Abgabe einiger Schüsse keinen Widerstand. Die russische 12. Armee, nur noch aus aufgelösten Scharen bestehend, hatte bereits am 18. Februar den Rückzug angetreten. Größtenteils waren die Truppen neuerdings von Roter Garde abgelöst, die nicht zum Kampf, sondern zur Verwaltung des Landes, d. h. zum Plündern und Brandschatzen bestimmt war. Besonders grauenhaft hausen die Bolschewikt⸗Truppen auf dem Lande, wo sie auch die meisten deutsch⸗baltischen Frauen verhafteten und grausam behandeln. Die Rote Garde geht auf offiziellen Be⸗ fehl aus Reval in dieser bestialischen Weise vor. Die deutsche Bevölkerung steht vor der Vernichtung. Auch die Esten, Letten und Juden leiden entsetzlich unter den Maßnahmen der ent⸗ menschten Haufen. Die ganze Bevölkerung ohne Unterschied der Nationalität ist von unsäglicher Wut gegen die Maxima⸗ listen erfaßt und erwartet sehnsüchtig den deutschen Vormarsch zur Befreiung aus ihrer verhängnisvollen Lage.

Bereits am ersten Tage dehnte sich der Vormarsch der 8. Armee auf 75 km Frontbreite aus und vollzog sich völlig planmäßig. Die Truppe, vom Wunsche beseelt, dem leidenden Lande schnellstens Hilfe zu bringen und Tausenden von ver⸗ gewaltigten Menschen Leben und Freiheit zu retten, kennt keine Müdigkeit. Der systematische streifenweise erfolgende deutsche Vormarsch wird nach allgemeiner Ansicht der Bevölkerung von Riga und ganz Kurland in den befreiten Gegenden ein unbe⸗ schreibliches Aufatmen hervorrufen und die endliche Erfüllung des lange gehegten dringenden Wunsches in letzter Stunde bringen.

In der Ukraine war bereits am 21. die Linie Luniez Rowno überschritten und damit die wichtige transversale Bahn⸗ verbindung Baranowiczi —Rowno in deutschen Händen. Bol⸗ schewistische Banden leisten nur geringen Widerstand. Die Vorräte, die allerorten aufgefunden und damit vor der Zer⸗ störung durch die bolschewistischen Banden geborgen werden, übersteigen die Erwartungen. Außer reichem Kriegsgerät: Geschützen, Maschinengewehren, Flugzeugen und Automobilen, fiel den Deutschen vor allem erhebliches rollendes Material in die Hände. In Zdoldunowo, südlich Rowno, wurden allein 50. Lokomotiven und mehrere 100 Waggons vorgefunden. Diebesetzten Bahnen sind bereits in Betrieb genommen. An der noch fehlenden Strecke zwischen der deutschen und russischen Bahnlinie zwischen den Orten Holoby und Perespa wirdfieberhaft gearbeitet. Die große Landstraße nach Luck ist bereits über die trennenden Schützen⸗ gräben hinweg fertiggestellt. Im Raume von Kowel wird der Grundstock zu einer nationalen ukrainischen Armee gelegt. Die erste ukrainische Division, deren Führer, Stabsoffiziere und Mannschaften aus ehemaligen Kriegsgefangenen bestehen, ist bereits in der Bildung begriffen. Offiziere und Mannschaften machen den besten Eindruck. (W. T. B.)

Berlin, 22. Februar, Abends. (W. T. B.) Im Osten nehmen die Operationen ihren Fortgang. Von den anderen Kriegsschauplätzen nichts Neues.

Oestlicher Kriegsschauplatz. n Estland sind unsere Truppen im Vordringen nach In Livland wurde Walk vesetzt. In der Ukraine

ien. Luck vorgehenden Kräfte Dubno

haben die südlich von

erreicht. 89, übrigen nehmen die Operationen ihren Fortgang.

Die Zahl der eingebrachten Gefangenen hat sich um 2 I 12 Obersten, 433 Offiziere und 8770 Mann erhöht. 3 Von den anderen Kriegsschauplätzen nichts Neues.

Der Erste Generalquartiermeister. Ludendorff.

Oesterreichisch⸗ungarischer Bericht. 8 Wien, 22. Februagr. (W. T. B.) Amtlich wird verlautbart: Keine besonderen Ereignisse.

Truppen der Heeresgruppe Linsingen haben Nowo⸗ Ograd⸗Wolynsk erreicht. 8 Der Chef des Generalstabes.

Bulgarischer Bericht.

Sofia, 22. Februar. (W. T. B.) vom 21. Februar. Mazedonische Front: An der Front mäßige Kampf⸗ tätigkeit. Bisweilen verstärkte sich das Artilleriefeuer östlich der Cerna und in der Gegend von Moglengcg. In der Gegend von Serres lebhafte gegenseitige Fliegertätigleit Dobrudscha⸗Front: Waffenstillstend. 1

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Generalstabsbericht

Türkischer Bericht.

Konstantinopel, 21. Februar. (W. T. B. Bericht.

An der Palästinafront erneuerte der Gegner am 20. Februar seine Angriffe gegen unseren linken Flügel. Sie konnten nicht überall abaewiesen werden. Unsere Truppen bezogen teilweise neue vorher bestimmte Stellungen. Sonst keine besonderen Ereignisse.

Konstantinopel, 22. Februar.

Tagesbericht. 1 Keine besonderen Ereignisse

““ Amtlicher

Der Krieg zur See.

Berlin, 22. Februar. (W. T. B.) erfolge auf dem nörolichen 18000 Bruttoregistertonnen. Unter den versenkten Schiffen befand sich ein großer Dampfer von über 10 000 Br.⸗Reg.⸗T. vom Aussehen des englischen Dampfers „Orama“.

Neue U⸗Boots⸗ Krtegsschauplatz

Der Chef des Admiralstabes der Marine. Paris, 23. Februar. (Havas.) Das Unterseeboot „Bernouilli“, das vor einigen Tagen zu einer Kreuzfahrt gusgelaufen war, ist bisher nicht an seinen Stützpunkt zurück⸗ gekehrt. 8

Statistik und Volkswirtschaft.

Ueber die Lage des deutschen Arbeitsmarktes im Monat Januar 1918

berichtet das vom Kasserlichen Statistischen Amt herausgegebene „Reichsarbeitsblatt“ in seinem Februarheft:

Die angespannte Beschäftigung der Hauptindustrie⸗ zweige, die seit einer langen Reihe von Monaten fesigesellt werden konnte, hat sich im großen und ganien mit ungeschwächter Stärke auch im Januar fortgesetzt. Im Vergleich mit dem Vorjahr bielt sich die Tätigkeit zum mindesten auf der gleichen Hoͤhe, 1e ist es noch gelungen, weitere Leistungesteigerungen zu er⸗ reichen.

Im Bergbau und Hüttenbetrieb herrschte dieselbe Lei hafte Nachfrage, wie sie seit Monaten zu bewaltigen ist. In der Eifen⸗ und Metallindustrie wie im Maschinen⸗ urnd Apparste⸗ dau gesaltese sich die Tätigkett, verglichen mit den Januar des Vorjabres, rielfach nech lebhafter. Das gieiche gilt auch für einzelne Zweige der elektrischen wie der chemischen Industrie. Auf dem Baumarkt ist die Lage im großen und ganzen dieselbe wie im Vorjahr um die gleiche Zeit.

Oie Nachmeisungen der Krankenkassen lassen sür die am 1. Februar in Beschäftigung stehenden Mitglieder im Ver⸗ gleich mit dem Anfang des Vormonats eine Abnahme um insgesamt 37 556 oder um 0,5 vH (gegenüber einer Abnahme der Beschäftigten⸗ zahl um 1,5 vH im Vormonat) erkennen. Der Rückgang ernzeckt sich sowohl auf das männliche als auch auf das weibliche Geschlacht. Die männl'che Beschäftigung hat um 3009 oder um 0„ vH abee⸗ nommen (egenüber einer Verminderung um 1,4 vH im Vormonat). Die Zahl der weiblichen Beschängigten sank stärker als die der märnn⸗ lichen, sie ging um 34 547 orer um 0„ vH (aegen 1,7 vH im Vor⸗ monat) zurück. Im Vergleich mit der Feststellung im Vormonat läßt sich em 1. Febrvar eine Besseung erkennen. Im Vergleich mit dem Vorjahr, dim 1. F bruar 1917, ist aber keire günstigere Ge⸗ staltung der Entwicklung festzustelen. Im Vorjahr war kein Rück⸗ gaig der weiblichen Beschäftigung eingetreten, und es war demiufolge ein etwas germgerer Grsamtrückgana (— 04 vH) zu verzeschnen, ob⸗ wohl für die Zahl der mäanlichen Beschäftigten am 1. Febrvar 1917 eine etwaz größere Abnahme als jetzt vorhanden war. Bei der Be⸗ urteilung der Bewegung der maͤnnlichen Beschäftigtenzahl ist zu berüöcksichtigen, daß die Kriegsgefangenenarbeit in den Er⸗ gebnissen der Krankenkassenstatistiknicht einbegriffen ut.

Nach den Feststellungen von 31 Fachverbänden, die für 1 096 619 Mitglieder berichten, betrug die Arbeitslosenzahl Ede Januar 1918 9882 oder 0,8 vH. Es ist dies die gleiche Arbeitslosen⸗ ziffer wie im Normonat. Im Vergleich mit dem Janvar ber vier vorbergehenden Jahre ist die Arbeltslosenziffer bedeutend geringer. Sie hatte nämlich Ende Janva 1915 6,5 und Ende Januar 1914, also in der Friedenszeit, 4,7 vH betragen; sie war Ende Januar 1916 auf 2,8 und Ende Januar 1917 auf 1, vH zuruck egangen, war allo immerhin noch fast doppelt so gioß wie im Berischtsmonat.

Die Stotistik der Arbeitsnachweise läßt im Berichtsmonat für das männliche Geschlecht ein Steigen, für das weibliche Geschlecht ein ger'ngfüg'ges Sinken des A drarges der Arbeitsuchenden erkennen. Im Januar kamen auf 100 offene Stellen bei den männlichen Per⸗ sonen 62 Arbeltsuchende (agrgenüber 54 im Vormonat); teim weib⸗ lichen Geschlecht sank die Andrancziffer von 100 aof 99. Auf dem weibl'chen Arbeitsmarkt deckte also im Berichtsmonat das Angebot der Hufe kräfte fast die Nachfraze. Die bis Mitte Februar reichende Statistik auf Grund des „Arbeitsmarkt. Anzeigers“ weist gegen den Vormoaat keine wesentliche Veränderung der Verhältnisse auf. Gegen das Vorjahr ist eine Verminderung der überschüssigen Arbeitsuchenden und eine geringfügtge Vermehrung der nicht erledirten offenen Stellen eingetreten.

Die Berschte der Arbeitsnachweizverbände über bie Be⸗ schäftigung im Januar lassen für Schlesien im ganten keine er⸗ hebliche Veränderung erkenner. Verschiedentlich ist aber eine Zu⸗ nahme der Vermittlungstätigkeit dem Dezember gecenüber berver⸗ Eeftehr. So hat in Schleswig⸗Holstein die Zahl der Stellen⸗ esetzuncgen dem Vormonat gegenüber zugenommen. Im König⸗ reich Sachsen hat der Arbeitsmarkt im neuen Jahre eine stär kere Belebung erfahren, die sich in größerem Maße auf die män lichen als auf die weiblichen Arbeitskräfte erstreckt. In Westfalen, Rheinland wie in Bayern ist dem Rückgang der Vermittlungs⸗ tätigkeit im Dezember eine mehr oder weniger beträchtliche Zunahme im Januar gefolat. Auch in Württemberg ist eine erhebliche Zunahme sowohl des Angebots Ardeitsuchender als auch der offenen Stellen wie der Zahl der Vermittlungen zu verzeichnen. Ebenso ist in Hessen und Hessen⸗Nassau eine starke Aufwärtsbewegurg des Angebots von Arbriiskräften festzustellen, die von einer sehr leb⸗ haften Steigerung der gesamten Nachfrage in den gewerblichen Be⸗ rufen begleitet war. In Hamburg dagegen stand einer Zunahme der Arbeitsuchenden und der offenen Stellen eine Abnahme der Stellenbesetzungen für männliche Personen gegenüber, während auf dem weiblichen Arbeitsmarkt nicht nur die Zahl der Axbeit⸗ suche den und der offenen Stellen, sondern auch die der Stellenbesetzupgen gestiegen ist. In der Provinz Sachsen und im Herzogtum Anhalt machte sich eine Einschränkung der

Arbeiterinnenbeschäftigung bemerkbar. In Brandenburg⸗Berlin