1918 / 62 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 13 Mar 1918 18:00:01 GMT) scan diff

Geheime Baufat Professor Georg Frentzen⸗Aachen, Vorsitzender des ZBundes deutscher Irchitekten; für Tonkanst: der Professor Friedrich E. Koch⸗Berlin, Vorsitender des Senats und der Eenossenschaft der Mitglieder der Königlich Preußischen Akademie der Künste, Sek’ion für Musik; für darstehende Kunst: Guftav Rickelt⸗Berlin, Präfident der Genossenschaft denscher Bühnenangehöriger; für Museumswesen: der Professor Hr. Gustav Pauli⸗Hambdurg, Geschäftsleiter des Deutschen Museumsbundes.

Literatur.

Von der bekannten Sammlung staatswissenschaftlicher Abhand⸗ lungen, die unter dem Titel „KFinanz⸗ und volkswirtschaft⸗ liche Zeitfragen“ von dem Reichsrat, Professor Dr. Georg von Schanz (Würzdurg) und dem Geheimen Regierungsrat, Prof⸗ssor Dꝛ. Julius Wolf (Berlin) herausg⸗geben wird (Verlag von Ferdinand Enke in Stuttgart), erschienen weiter die Hefte 45 bis 47. Im 45. Heft (Preis 2,80 ℳ) bebandelt der Privaldozent an der Universität Kiel Dr. Bruno Moll „die modernen Geld⸗ theorien und die Politik der Reichsbank“. Er gidt zunächst eine Uebersicht über die verschiedenen modernen Geldthecrien (Metallismus, Bimetalliamus, Goldwährungstheorie und überstaat⸗ liche Geldlebre, Nominalismus, Ant metallismus). Dann folgt als Hamptfeil der Arbeit eine eing hende Darstellung und Kritik der neuerdirgs immer jablreichere Anhänger findenden „antimetallistischen“ Lehre, deren Ha ptangriff gegen die Goldwährung aus dem Hinweise darauf hergeleitet wird, daß die Menge des in einem Lande vor⸗ hanbenen Goldgeldes verschwindend klein sei gegenüber der Summe aller auf Landeseecld lautenden Forderungen und insbesondere gegen⸗ über der Cumme der barge dlosen Umsatze, welches Mißverhältns die Bedeutungt losigkeit des Goldez beweise. Der Verfasser bekämpft e Gründe, die von den „Antimetallisten und Geldrekormern“ für e Möglichkeit und Zweckmäßigkeit eines reinen Paptergeldsystems angeführt werden, intbesondere auch die antimetallistische Krisenlehre. Er schließt sich überhaurt keiner der herr';chenden Grund⸗ uffafsurgen vom Wesen des Geldes ganz an, sondern sucht den richtigen Kern herauszuschäten aus dem Metalismus, der das Wesen des Geldes in einem Stoffe, im Metall sieht, das dem Gelde seinen Wert verschafft, und aus der nominalistischen Grund⸗ auffasseng, nach der die Werteinheit (Mark, Frank) nicht durch eine festgesetzte gemünzte Me allmenge (i. B. 11,,18 Pfund Gold) bestimmt, sendern die Werteinheit eine Größe abstrakter Kauffraft oder Zahlkrast ist und die m der alten Anweisungstheorie, der L’hre, doß alles Geld eine bloßfe Anweisurg auf Sachgüter und Diensie sei, ihre wesentlichste theorettiche Stütze findet. Die Frage nach der Wahl des besten Wäͤhrungésystems will der Verfasser nicht, wie übl'ch, allgemein, sondern als Zweck⸗ mößigkeitsfrage für den geschichilich gegebenen Einzelfall entschieden wiften. Nach diesen grunrlegenden Ausfähzungen würdigt er im lepten Teil seiner Arheit die Geldpolitik der deutschen Reichsbank, insbesondtre kinsicht'ich der Verwendung des Golbdschatzes während des Krieges. Er billigt die genenwärtige Politik der Reichsbank und legt kurz d.e G.ünde dar, die für sie maßgebend sein m. ßten.

eft 46 (Ptreis 1,80 ℳ) enbält eine Abh ndlung von Regierungs⸗ at Ludwig Buck, Beigeo dnetem in Düsseldorf, „zur Frage der Aufwangsbesteuerung (Luxussteuer)“. n langjäbriger Steververenlaungsproxis als Voesitzender ver⸗ jedene: croßer Veranlagungebezhke zu der Ueberzeugung gelangt, die dirckten Steutin vom Rriche wieder freigegeben werden, den würsn’ssen von Einzelhaat und Gemetinden vorkehalten bleiben und

für die Bedürfnisse des Reiches andere Steuerquellen erschlossen werden mößten, prüft der Verfasser die Frage der Aufwands⸗ besteutrung durch das Reich nach ihrer wirtschaftlichen, finanziellen stevertechnischen Seite hin. Er kommt dabei zu dem gehris, deß sie darchführbar sei. Freil’ch dürse die Steuer Janteresse der Allgemeinheit wie der Ergiebigteit sich nicht auf einzelne Luxusgegerstände beschränken, müͤfse vielmehr den Iufwand auch der breiten Mossen der Bevelke ung erfassen. Da eine direkre Besteuerung dessciben unzweckmäßta oder undurch⸗ führbar sei, empfehle sich der Weg der indneften Besteuerung, bei der es dem Steuerzahler überlassen bleiben müsse, die Steuer auf den endgöftig Verpflichteten (Verbraucher) abzumwälzen. Der Ver⸗ fasser denkt sich die Aufwandssteuern als eine nach Warengattungen uvnd Pretslagen perschteden hoch gestaffelte Warenumsatzsteuer, ge⸗ gebenenfalls in Verrindung mit ciner Banderolensteuer für den In⸗ landsverbrauch, womn dann noch ein entsprechender Einfuhrzoll für gusländische Laxuswaren käme. Interessant ist auch das, was er auf Grund seiner langlährigen Steuerpraris über die Uezu⸗ Iinalichreit der direkten Steuern ausführt, deren Lücken nus eine hreit angefegte Arfwandssteuer auszusüllen vermöge. Im 47. Heft (Preis 5,40 ℳ) behandelt der ordeatliche Prof⸗ssor der Na:ionalökonagmie an der Unive sität Bern Dr. M. R. Weyer⸗ mann untter dem Titel „Volksvermögen und Staatskredit in Krieg und Frieden“ die Vermögensbildung vor und in dem Kriege in den drei Ländern Großbritannten, hehe und Deutschland, untersucht die Vorgänge auf dem Kapital⸗ und Geldmarkt während des Krieges und läͤßt eine Menge Strenlichter auf unsere gegenwärtige und die kommende Finanzlege fallen. Dos Urteil, das er über die Aufbringung der Friegkkosten in Peutschland fädt, ist im Vergleich mit dem uͤber die Berhältnisse in Frankreich und England günstig. Er meint, ohne WVoreingenommenbeit werde man „den Eindruck empfangen, daß in Deutschland der Krieg und der fortdauernde starke Kriegsbedarf des Staates die Qoellen des Staatsfredits vergleichsweise nicht nur nicht Bn sopft, sondern sie im Genenteil in einem zunächst Staunen erregenden Maße zum Fließen gebracht hat“. Das Unternehmerland, als das er Deuischland bezeichnet, habe sich im Priege dem Sparrentnerland Fantreich urd dem Pändlerland Großbritannien überlegen gezeigt. 1 einem Schlußkapitel seiner wertvollen Untersuchungen erörtert

Verfasser die Frage, wie die Staaten sich aus ibren Schulden Berauswirtschaften sollen. Hier geht er auch auf Verhältnisse Oesterreichs ein, dessen Kriegsgewinnsteuer er in manchen Beziehungen den Vorzug dor der deutschen gibt.

8 8 1

Theater und ustkt.

Im Königlichen Opernhause wird morgen, Donnersta Tiesland“ mit den Damen Hafgren⸗Waag, Escher und den 8e Henkel und Armster in den Hauptrollen aufgefuͤhrt. Mustkalischer keiter ist der Generalmusikdirektor Blech. 8 Im Königlichen Schauspielhause wird morgen „Die aber steincrin“ in der gewohnten Besetzung gegeber. Die Bersabe

veielt Fränlein Beitina Seipp vom Hoftheater in Gera als Gast auf Aovstellung. 8 1

Mannigfaltiges.

Der Oberbefehlshaber in den Marken Generaloberst von Kessel müichtet an die Bevölkerung der Reichehauptßadt folgenden Aufruf: Die zunehmende Uesicherheit in Berlin und seinen Vororten hat mich verauleoßt, während der Nacht einen militärischen Patrouillen⸗ lang einzurichten. Ich erwerte von der Bevölkerung, daß sie diese Hatroutllen in ihrem schweren und verantwortungsvollen Dienst in

2der Weise unterstützen wird.

Ueber die Wasserstandsverhältnisse der norddeutschen Ströme im Monat Februar 1918 berichtet die Landes⸗ anstalt für Gewässerkunde im preußischen Ministerium der öͤffent⸗ lichen Arbeiten: Nach dem Ablaufen des Jannor⸗Hochwassers haben ich die Wasserstände des Rheins, der Weser, Elbe und Oder nur in maͤßige n Schwankungen bewegt, und zwar die des Rheins unter, die der Weser und Elbe über, die der Oder teils unter, teils über Mittel Weichsel stieg dagegen um die Mitte des Monats

bis über die Aususerungshöhe und der Momelstrom ziemlich bis Mittelhochwasser. Trotz dieser Anschwellung blieb das Eis des Memelstroms im wesentlichen in Winterlage. Die Weichsel hatte während des ganzen Monats Eistreiben, das um die Monatsmitte allerdings nur ganz geringfüatg war, dann aber wieder erbeblich zunabm. Auch in der Oder traten in der zweiten Hälfte des Monats nochmals Etshildungen 8 s die Schiffahrt störten. Die wesilichen Ströme waren essfrei,

nn „Memel Weichsel Oder Elbe Weser Rhein Pecel ͤü. . . Tilsit Thorn Steinau Barby Minden Kaub Mittelwasser Fe⸗

bruar 1918 516 249 184 214 352 167 ecm Unterschied gegen Mittelwasser

Febr. eg,15 4. 183

Inn

+ 83

Rom, 12. März. (W. T. B.) Nach einer Meldung der „Agenzia Stefani’ hat hbeute vormittag die Kongregatton der Riten eine Sitzung gebalten, um die Peüfung zweier durch die Jungfrau von Orleans bewirkter Wunder vorzubereiten, die zur Grund⸗ lage ihrer Hetligsprechung gemacht werden sollen.

Amsterdam, 12. März. (W. T. B.) „Times“ meldet aus Valparaiso: Die chtlenischen Behörden haben die Waffen der Besatzung des „Seeadlers“ beschlagnahmt. Die Besatzung selbst wird als schiffbrüchtg angesehen und nicht interniert werden.

Handel und Gewerbe. 8

Die Firma Fried. Krupp Aktiengesellschaft, Essen beteiligt sich laut Meldung des „W. T. B.“ an der achten Kriegsanleihe mit 50 Millionen Mark. 1

Am Sonnabend, den 30. d. M., bleiben laut Meldung des W. T. 8 pi Büros und Kassen der Reichsbank Nach⸗ mittags geschlossen.

der am 9. d. Mts. abgehaltenen Sitzung des Aufsichts⸗ rats der Vereinigten Zünder⸗ und Kabel⸗Werke A.⸗G. in Meißen wurde beschlossen, der für den 13. April d. J. einzube⸗ rufenden Generalversammlung einen Gewinnanteil von wiederum 30 vo sowie die Erhöhung des Akttenkapitals um 300 000,— vorzuschlagen. Die ne en Aktien sollen den Aktionären im Verhältnis von 1500,— neue Aktien zu 4500,— alte Aktien zum unentgeltlichen Bezuge angeboten werden.

Dh Robeinnahmwen der Canada Pacific⸗Eisenbahn betrugen laut Meldung des „W. T. B.“ in der 4. Februarwoche 2 482 000 Dollar (55 000 Dollar weniger als im Vorjabre).

London, 12. März. (Reuter.) Gestern ist eine vom Handels⸗ amt errichteie Ausstellung von Waren englischer Her⸗ stellung eröffnet worden, die den Beweis erbringen soll, daß die englische Industrie auf dem Gediete der rharmazertischen, chemischen, Porzellan⸗, Glas⸗ und besonders der Spielwarenindustrie mit der deutschen Industrie in Wettbewerb treten kann.

Paris, 7. März. (W. T. B.) Bankausweis. Gold in den Kassen 3 332 390 000 (gegen die Vorwoche Zun. 1 352 000) Fr., Gold im Ausland 2 037 108 000 (unverändert) Fr., Barvorrat in Silber 256 088 000 (Zun. 1 162 000) Fr., Guthaben im Ausland 1 137 086 000 (Zun. 34 059 000) Fr., vom Moratorium nicht betroffene Wechsel 1 123 151 000 Abn. 189 083 000) Fr., gestundete Wechsel 1 112 625 000 (Adn. 33 724 000) Fr., Vorschüsse auf Wertpavpiere 1 185 813 000 (Zun. 15 530 000) Fr., Vorschüsse an den Staat 13 550 000 000 (Zun. 400 000 000) Fr., Vorschüsse an Verbündete 3 325 000 000 (Zun. 10 000 000) Fr., Notenumlauf 24 650 027 000 (Zun. 341 720 000) Fra cs, Schatzguthaben 29 084 000 (Abn. 23 143 000) Fr., Privat⸗ guthaben 2 630 708 000 (Zun. 49 483 000) Fr.

Madrid, 9. Marz. (W. T. B.) Ausweis der Bank von Spanien vom 2. März 1918. In Tausend Pesetas. (Vor⸗ woche in Klammern.) Gold im Jaland 1 993 522 (Zun. 4633), Gold im Ausland 89 422 (Zun. 519), Barvorrat in Silber usw. 713 040 (Abn. 331), Wecsselbestand 355 545 (Abn. 10 013), Lombard 433 475 8 un. 6376), Wertpapiere 12 700 (Abn 63), Notenumlauf 2 848 957 (Zun. 15 577), fremde Gelder 1 025 038 (Abn. 4 606).

Börse in Berlin (Notierungen bes Börsenvorstandee)

vom 13. März vom 12. März Geld Brief Geld Brief ℳ8 ℳ8

New YVork 1 DPellar 100 Gulden 215 ½ 216 216 DHänemark 100 Kronen 152 153 153 Schweden 100 Kronen 162. 16 162 ½⅔ Norwegen 100 Krouen 150¼ 159 Schwꝛiz 100 Franken 112 ¼ 1 Wien⸗ Budapest 100 Kronen Bulgarien 100 Leva T116““ nop T Madrid und Barcelona 100 Pesetas 111 112 e n-28 An der beutigen Börse entwickelten sich Kursbesserungen auf fast

5 Heimtsche Anleihen waren zu behaupteten Kursen egehrt.

Kursberichte von auswärtigen Fondsmärkten.

Wien, 12. März. (W. T. B.) In Uebereinstimmung mit der Berliner Borse eröffnete auch hier der Börsenverkebr bei einer ellgemeinen ziemlich kräftigen Erholung der Kurse, die harptfächlich mit Deckungen der Platzspekulation im Zusammenhange stand. Nach Beendigung der Käufe srat jedoch eine hochgradige Geschäfte stille ein, unter deren Einfluß die anfänglichen Besserungen wieder verloren gingen. Einen schärferen Räckschlag erlitten aber nur türkische Tabak⸗ aktien, die gegenüber ihrer Anfangsnotierung 26 Kronen im Kurse einbüßten. Der Anlagemartt blieb ruhig.

Wien, 12. März. (W. T. B.) (Amtliche Notterungen der Devisenzentrale., Berlin 150,00 G., 150,30 B., Amsterdam 324,00 G., 325,00 B., Zünich 167,50 G., 1688,50 B., Kopen⸗ bagen 229,50 G., 230,50 B., Stockholm 244.00 G., 245,00 B., Christania 240,00 G., 241,00 B., Kor stanttaopel 28,00 G., 28,75 B., Marknoten 149,90 G., 150,30 B., Rubelnoten, 500.Stücke 215,00 E., 225,00 B., do. kleine Stücke 235,00 G., 245,00 B.

London, 11. Maͤrz. (W. T. B.) 21 Englische Konsols 54, 5 % Argentinier von 1886 98 ½-, 4 % Brasilianer von 1880 —, 4 % Zapaner von 1899 —, 3 e tesen 59, 5 % Russen von 1906 47 ¾, 4 ½ % Russen von 1909 —, Baltimore and Ohio —, Fanahch hre 1. p vgeee 8. of Mexiko —,

ennsylvanta —,—, uthern Pacific —,—, ion e —,—

nited States Steel Corporafton 96, Anaconda euna. Rio Tinto 64 ¼, Chartered 15/1, De Beers def. 12 8⁄6, Goldsielde 115⁄16, Randmines 2 ⅛¾. Privatdiskont 310⁄2, Silber 42 ¾. 5 % Kriegs⸗ anleihe 93, 4 % Kriegsanleibe 102, 3 ½ % Kriegsanleihe 86 ½.

Paris, 11. Marz. (W. T. B.) 5 % Französische Anleihe 88,00, 3 % Französische Rente 57,50, 4 % Span, außere Anleibe ,—, 5 % Russen von 1906 47,50, 3 % von 1896 —,—, 4 % aaii; vns 6190, Pner aper d8—h, Rio Uat⸗ 1810.

Paris, 12. März. . 5 % Französische Anlethe 88,00, 3 % Französische Rente 57,50, 4 % Span. 102 Anlelhe

—.—

.

—,—, 5 % Russen von 1906 47,00, 3 % Russen vo 4 % Türken untf. 62,00, Suezkanal 4625, Re Tinto Amsterdam, 12. März. (W. T. B.) Ruhlg. Wechsel Bexlin 42,30, Wechsel auf Wien 27 50, Wechsei auf Jalran 8929, Wecse. auf Kepenbagen 6645, Wechsel, auf Sehen 70,25, Wechsel auf New York —,—, Wechsel auf London 10 * Wechsel auf Paris 3845. 4 ½ % Biederländ. Stoawzanlah! 06 Der. 3 % Nreer.. 2. E. 7086, Köorig Nieveͤlände Eeheaen. 527 ½, Holland⸗Amerika, Linie Niederländisch⸗ denbenn bank 220, Atchison, Topeka u. Santa 90, 7 bland Southern Pactsie —, Southern Railwan —, Union Fackfie 19. Anaconda 141, Untted States Steel Corp. 92 8, Franzästsch, Englische Anleihe —, Hamburg⸗Amerika⸗Linie —. so. Kopenhagen, 12. März. (W. T. B.) Si Herlin 84,25, To. cnf ümfterdem 150,25, d. a e

do. auf Paris 58,25. Stockholm, 12. März. (W. T. B.) St Berlin 60,75, do. auf Amsterdam 142,00, do. 2

71,00, do. auf London 14,87, do. auf Paris 54,75.

New York, 11. März. (Schluß.) (W. T. B.

verkehrte beute bei mäßig belebtem Geschäft in 852 Ee Bär In Kupferwerten fanden Rückkäufe statt im usammenhang mit rüchten, nach welchen eine befriedigende Regelung der Preisfeststtzung in Aussicht gestellt wurde. Von Industriepapieren waren 5 sonders Kupferaktien gesucht. Bei Schluß der Börse war die Tendenz fest. Umgesetzt wurden 380 000 Aktien. Geld: Ff Geld auf 24 Stunden Durchschnittssatz 4 ½, auf 24 Stunden lepten Darlehen 4 ¾¼, Wechsel auf London (60 Tage) 4,72, Sabli Transfers 4,76,45, Wechsel auf Paris auf Zicht 5,73,12 ¼, Stlber Barren 86, 3 % Northern Pacific Bonds 57 ¼, 4 % Verein. Staate Bonds 1925 104 ½, Atchison Topeka u. Santa F6 85 ⅛, Baltimon end Ohto 55, Canadtan Pactfic 145 ¾¼, Chesapeake u. Ohio b) Thicago, Milwauker u. St. Paul 43, Denver u. Rio Grande 4 ¹

Utnois Central 95, Louisville u. Nashville 114, New Por

ntral 73, Norfolk u. Western 105 8, Penniylvania d1 Reading 82 â, Southern Pacifie 87, Union Pacific 121 ½, Anacone⸗ 6 8 64 ½, United States Steel Corporation 91 ½, do⸗ pref. .

Kursberichte von auswärtigen Warenmärkten.

London, 11. März (W. T. B.) Kupfer prompt 110.

Liverpool, 11. März. (W. T. B.) Baumwolle. Umsa 4000 Ballen, Ginfuhr Ballen, 2 —. Ballen 138 kanische Baumnwolle. Für Mär, 24,11, für April 23,99. Brasiltanische 20 Punkte niedriger, Aegyptische 25 Punkte höher.

Bradford, 11. März. (W. T. B.) Wollmarkt un⸗ regelmͤßig.

Amsterdam, 12. März. (W. T. B.) Oele notizlos.

New York, 11. März. (W. T. B.) (Schluß.) Baumwolle loko middling 33,25, do. für März 32,23, do. für Apeil 31,83, do. für Mai 31,73, New Orleans do. loko middling 32,50, Petroleum befaned e Cases) 16,75, do. Stand. white in New Pans 1970, d. in Tanks 6,50, do. Credit Balances at Oil City 5,00, chj ime Western 26,40, do. Robe & Brothers 27,75, Zucdker Pentehhcaf 6,05 Bezen Winter 226, Mehl Srering⸗

deat elears 10,75 10,95, Getreidefracht nach Lwerpool nont, Kaffee Rio Nr. 7 loko 8 R, bo. für März 8,49, do. für Mai 859) do. für Juli 8,63.

New Pork, 11. März. (W. T. B.) Die sichtbaren Vorräte betrugen in der vergangenen Woche: An Weizen 14 487 000 Bufhels, an Kanadaweizen 4 268 000 Bushels, an Malt

8 949 000 Bufhels.

„Gewerbe⸗ und Kaufmannsgericht“, Monateschrift des Verbandes deutscher Gewerbe⸗ und Kaufmannsgerichte (Verlag von Heß, Stuttgart), enthält in Nr. 6 des 23. Jahraangs folgende eiträge: „Die rechtliche Natur der Teuerungszulagen“ von Ge⸗ werberichter Dr. Auerswald; „Schadensersatzansprüche wegen der Ver⸗ weigerung des Abkehrscheins“ von Landgerichtsrat Dr. König. Recht⸗ spr chung deutscher Gewerbe⸗ und Kaufmannsgerichte sowie anderer deutscher Gerichte. Verfassung und Verfahren: Preußische Aus⸗ führungsbestimmungen zu dem Gesetz über die Ergänzung der Bei⸗ sitzer. Recht des Arbeitsvertrag⸗s: „Hotelportier⸗Auslagen“ von Magistratorat Dr. Landsberger; „Uebersicht der giscttsn. Schutz⸗ bestimmungen gegen übermäßtige Konkuarrenzklausel⸗Belastung von Arbeitnehmern“ von Rechtsrat Dr. Erdel. Literaturbesprechung.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

Theater.

Königliche Schauspiele. Donnerst.: Opernhaus. 70. Danet⸗ bezugsvorstellung. Dienst⸗ und Frreiplätze sind mfgebeber Tiefland. Musikdrama in einem Vorspiel und zwei Auf⸗ zügen nach A. Guimera von Rudolph Lothar. Musik von Cugen d'Albert. Musikalische Leitung: Herr Generalmusikdirektor Blech Spielleitung: Herr Hertzer. Anfang 7 ½ Uhr.

Schauspielhaus. 72. Dauerbezugsvorstellung. Dienst⸗ 8; Freiplätze sind aufgehoben. Die Rabensteinerin. Schausdel dier Akten von Ernst von Wildenbruch. Spielleitung: Herr Dr. Bruc. (Bersabe: Fräulein Bettina Seipp vom Fürstlichen Hoftheater in Gera als Gafl.) Anfang 7 Uhr.

Freitag: Opernhaus. 71. Dauerbezugsvorstellung. . und Freiplätze sind aufgehoben. Carmen. Oper in bier Mten von Georges Bizet. Text von Henry M. 3 und Ludovic Halévy nach einer Novelle des Prvsper Merimze

Anfang 7 Uhr. Schauspielhaus. 73. Dauerbezugsvorstellung. Dienst⸗ 8n Peer Gynt von Jb

eiplätze sind aufgehoben. Ibsen. 9 Vürdern) Fn freier Uebertragung für die deuts 19 estaltet von Dietrich Eckart. Musik von Edward Erseg. Arjang 6 ½ Uhr. ““

8 Familiennachrichten. Geboren: Ein Sohn: Hrn. Lrutnant d. R. Fritz Melhne (Landeshut). 1

Gestorben: Fr. Agnes von Dobbheler, geb. Freiln von guncer (Berlin⸗Friedenau). Frl. Leontine von Poblotzky (Berliv)

Verantwortlicher Schriftleiter: Direktor Dr. Tyrol, Chetlattauüms. Verantwortlich für den Anzeigenteil: Der Vorsteher der Geschäftttae b“ engering in Berlin. Verlag der Geschäftsstelle Mengering) in 8 Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagsanstalt, Berlin, Wilhelmstraße 32.

Sechs Beilagen.

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Berlin, Mittwoch, den 13. März

Deutscher Reichstag. 138. Sitzung vom 12. März 1918, Nachmittags 2 Uhr. (Bericht von Wolffs Telegraphenbüro.) Am Tische des Bundesrats: Staatssekretär des Innern, Ptaatsminister Wa IUIraf. Erster Vizepräsident Dr. Paasche eröffnet die Sitzung

um 21 ¼ Uhr. 8 8 Der Abg. Stolle (U. Soz.), Vertreter für 18. Sachsen, ist gestern verstorben. Das Haus ehrt das Andenken durch Er⸗ heben von den Plätzen. Auf der Tagesordnung stehen zunächst kleine Anfragen. 1. Abg. Dr. Quarck (Soz.) fragt, wes der Reichskanzler zu in gedenkt, um dem Bedürfnis auch der süddeutschen Bevölkerung ach Heizkohle Befriedigung zu verschaffen. Direktor im Reichswirtschaftsamt Müller: Die Nachricht, daß in Berlin Briketts ohne Karten abgegeben werden, ist un⸗ ichtig. Unter der Erklärung des Reichskommissars, er stehe und ale mit dem freien Handel, 18 nicht ein schrankenloser Handel mit Rohle zu verstehen. Es wird alles getan werden, um den Bedürfnissen Süddeutschlands Rechnung zu tragen. G 2. Abg. Geyer (U. Scz.) wünscht zu wissen, was der Reichs⸗

kanzler gegen die Verschärfung der Vorzensur gegen eine Reihe von citschriften zu tun gedenkt.

Major van den Bergch: Durch die Verfügung des Ober⸗ kemmandos in den Marken ist keine Vorzensur über irgendwelche Zeit⸗ schriften verhängt, denn es handelt sich lediglich um eine Prüfung, ob

Zeitschrift ausgeführt werden darf. Diese Prüfung ist im Inter⸗ der Zeitschriften eingeführt, da sie fanks nicht berechtigt wären,

Ausfuhrzeichen einzudrucken und damit von der Ausfuhr aus⸗ geschlossen werden müßten. G

3. Abg. Scheef (fortschr. Volksp.) fragt, ob der Reichskanzler geneigt ist den Wunsch vieler kleiner Landwirte, daß ihnen für das fehlende Brotgetreide eine entsprechende Menge selbsterzeugter Gerste belassen wird, zu erfüllen und dadurch den bei der jetzigen Regelung eintretenden erheblichen Härten abzuhelfen.

Unterstaatssekretär von Braun: Die Gerste hat in weit⸗ gehendem Maße nicht als Brotgetreide, sondern zu anderen Zwecken zu dienen. Deshalb konnte die Gerste unter die Bezeichnung Brot⸗ getreide nicht aufgenommen werden. Eine Ausnahme zugunsten der segenannten Teilselbstversorger würde eine Bevorzugung dieser gerste⸗ hauenden Keilselbstversorger vor den nichtgerstebauenden bedeuten. Außerdem würde durch eine solche Ausnahme der Reichsgetreidestelle die Errechnung der Ablieferungsschuldigkeit und damit die restliche EErfassung der Gerste außerordentlich erschwert werden. Es ist daher nicht möglich, den gerstebesitzenden Teilselbstversorgern für das sehlende Brotgetreide Cerste zur Selbstverson ung zu belassen.

4. Abg. Uhlig (Soz.) fragt, was der Reichszansler zu tun ge⸗ denkt, um die durch Zuschläge von 50 % bewirkte ungeheuerliche Verteuerung der Norftandskleidung für die minderbemittelte Bevölke⸗ rung zu verhindern. 8 . b

Direktor im Reichswirtschaftsamt Müller: Das in Betracht kommende Schreiben des Reichsverbandes für Herren⸗ und Knaben⸗ bekleidung ist ohne Wissen der betreffenden Reichsstelle erlassen worden. Der Inhalt enrspricht auch nicht den Tatsachen.

5. Abg. Taubadel (Soz.) fragt, was der Reichskanzler zu tun geenkt, um zu verhindern, daß die Bestimmungen über den Hgterköndischen Hilfedienst auf Personen im Alter von 14 bis 17 Jahren angewandt werden.

Oberst Frhr. von Braun: Die betreffende Verordnung des stellvertretenden kommandierenden Generals des V. Armeekorps ist auf Grund des Gesetzes über den Belagerungszustand ergangen. Aller⸗ dings knüpft sie an Bestimmungen und Einrichtungen des Hilfsdienft⸗ gesetzes an, jedoch nur insoweit, als sie eine gewisse Bindung der

ugendlichen männlichen Personen im Alter von 14 bis 17 Jahren an die Betriebe vorsieht, und zwar zur Verhinderung eines übermäßigen, die Kriegswirtschaft schädigenden Arbeitswechsels. Eine zwangsweise Heranziebung Jugendlicher zur Arbeit im Sinne des Hilfsdienst⸗ gesetzes ist nicht vorgesehen. Anlaß zu der Verordnung gaben be⸗ senbere Miß⸗ und Notstände, die sich zu Anfang dieses Jahres zeigten. Ang den Interessentenkreisen wurden darüber lebhafte Klagen peführt, die jungen Leute kurz nach Aufnahme einer Arbeit, und Lehrlinge, noch ehe sie ausgelernt hätten, oder kurz nach Beendigung der Lehr⸗ zeit nach der Großstadt oder den westlichen Industriebezirken ab⸗ wanderten. Auch bei der Landwirtschaft machte sich eine solche Ab⸗ wanderung in bedenklichem Umfange fühlbar. Da die Anordnung ausschließlich zur Behebung eines zu Anfang dieses Jahres hervor⸗ getretenen besonderen Mißstandes erlassen ist, wird ihrer Abmilde⸗ rung oder Aufhebung nach Aufhören des Notstandes nichts entgegen⸗ stehen.

6. Abg. Kleye (nl.) fragt, welche Maßnahmen der Reichskanzler

zu treffen gedenkt, um eine Benachteiligung weiter Kreise der Land⸗ wirtschaft in Braunschweig zu verhüten, die bei der Bezahlung der ausgehobenen Pferde entstanden ist. Generalmajor von Wrisberg: Bei der Entschädigung für die jett im Herzogtum Braunschweig ausgehobenen Pferde s einen nach den Hisher vorliegenden Unterlagen die einschlägigen Bestimmunger nicVkt durchweg innegehalten worden zu sein. Sollte die Prüfung des gesamten Materials sich bestätigen, dann wird bei den Preisfest⸗ fetzungen die Vornahme eines nachträglichen Ausgleichs ausnahms⸗ weise in Erwägung gczogen werden.

Albg. von Graefe (dkons.) bittet den Reichskanzler um Aus⸗ kunft über die Vorgänge bei der Strandung des deutschen Prisenschiffes „Igotz Mendi“, namentlich auch darüber, ob und in welcher Weise unverzüglich seitens des deutschen Gesandten in Kopenhagen gegen folches den Grundsätzen des Völkerrechtes und einer loyalen Neutra⸗

itat widersprechendes Verfahren der dänischen Regierung Schritte unternommen worden sind, welchen Erfolg sie gehabt haben, oder was die Reichsregierung weiter zum Schutze des deutschen Ansehens und wichtiger deutscher Interessen zu tun gedenkt.

„Ein Vertreter des Auswärtigen Amtes: Es sin in Kopenhagen die notwendigen Schritte unternommen worden. Wir haben uns auf das Verhalten der dänischen Megierumg in ähnlichen Fällen berufen, insdesondere auf drei Fälle, wo die dänische Regierung englische Prisenbesatzungen frei⸗ gelassen hat, deren Schiffe ebenfalls in Scenot geraten waren. Wir Freifeln nicht daran, daß die sofortige Entlassung der Besatzung nach Joutschland erfolgen wird, Die Antwort Daäͤnemarks wird heute oder morgen hier erwartet.

Es folgt die erste Beratung des Gesetzentwurfs über die usammensetzung des Reichstages und die Verhältniswahl in großen Reichstagswahl⸗

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Ausnahme der Reden der Minister und

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Obne Gewähr, mi Fsekretärg, 8 b

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Staatssekretärc des Reichsamts des minister Wallraf:

Meine Herren! Die heutige, Vorlage bringt mit der Ver⸗ mehrung der Abgeordnetensitze für besonders volksreiche Wahlkreise und mit der Einführung der Veuhältniswahl für diese Wahlbreise die Erfüllung cines Wunsches, den der Reichstag durch Beschluß vom 5. Juli vorigen Jahres verlautbart hat. Das deutsche Parlament besteht zurzeit aus 397 Abgeordneten, die nach dem gleichen, geheimen, direkten Wahlrecht in 397 Wahlkgeisen gewählt werden. Die Gleich heit dieser beiden Zahlen kennzeichnet einer der Grundsätze, auf denen sich das Wahlgesetz vom 31. Mai 1869 aufbaut. Jeder Abgeordnete soll in einem besonderen Wahlkreife gewählt werden. Die weiteren Grundsätze sind folgende: Zoder Bundesstaat soll eine bestimmte Anzahl von Abgeordneten erhalten, so zwar, daß jeder Bundesstaat mindestens einen Abgeordneten bekommt. Die Gebicte eines Wahl⸗ kreises dürfen sich nicht über die Territorien verschiedener Bundes⸗ staaten erstrecken. Die Verteilung der Abgeordneten erfolgt de gestalt auf die einzelnen Bundesstaaten, daß auf jede Vollzahl von 100 000 Seclen ein Abgeordneter entfällt, und daß für cinen Ueber⸗ schuß von mehr als 50 000 cin weiterer Abgeordneter dem Bundes⸗ staat zugestanden wird.

Meine Herren, der auf diesen Grundsätzen aufgebaute Bundestag

rddeutschen Bund zählte 297 Abgeondnete, gerade 100 weniger, als der heutige Reichstag aufweist. Nach Errichtung des deutschen Reichs vermehrte sich diese Zahl auf 382 Mitglieder. Die Einführung der Reichewerfassung in ß brachte

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Elsaß⸗Lothringen

15 weitere Mandate, so daß sich die heutige Zahl von 397 Abge⸗ ordnetensitzen erklärt. Das Gesetz von 1869 enthielt die Vorschrift, daß eine Vermehrung der Abgeordneten infolge der steigenden Be⸗ völkerungszahl durch Gesetz bestimmt werden solle. Dieses Gesetz, auf das auch die Reichsverfassung Bezug nimmt, ist indes bis zur Stunde nicht ergangen.

Meine Herrer, wenn das Wahlgesetz von dem Grundsatz ausging, daß für je 100 000 Seelen ein Abgeordneter zu stellen war, so waren doch von Anfang an die Wcahlkreise nach der Größe ihrer Be⸗ völkerungszahl außerordentlich verschieden. Das war durch die Tat⸗ sache gegeben, daß die Wahlkreiseinteilung anknüpfte an die bestehenden Verwaltungsgrenzen, in Preußen an die Kreise. Innnerhalb eines und desselben Regierungsbezirrs in Preußen waren Unterschiede in der Bevölkerungszahl von mehr als 50 000 von Anfang an vorhanden. Aber der Durchschnitt von 100 000 blieb gewahrt. Das Wahlkreis⸗ gifet von 1869 fußte auf der Volkszählung von 1864, die für das jetzige Gebiet des deutschen Reiches eine Seelenzahl von rund 40 Millionen ergab. Die Volkszählung von 1910, die setzte, auf die wir heute zurückgreifen können, hat eine Bevölkerungsziffer von rund 65 Millionen ergeben, sonach einen, Bevölkerungszuwachs von 65 %; der Durchschnitt der Bevölkerungszahl der einzelnen Wabhlkreise ist gewachsen von 100 000 auf 163 500. Die Ungleichheit in der Be⸗ völkorung der einzelnen Wahlkreise hat infolge der starken Zunahme der städtischen Bevölkerung eine wesentliche Steigerung erhalten. Gegenwärtig stehen von den 397 Wahlkreisen noch 277 unter dem Durchschnitt von 163 500, 122 darüber, und zwar haben von diesen

2 38 eine Bevölkerungszahl, die den Durchschnitt um mehr als die Hälfte überschreitet.

Der Rcichstag hat nun am 5. Juli v. J. den Beschluß gefaßt, den Reichstag zu ersuchen, alsbald einen Gesetzennwurf vorzulegen, der bestimmt, daß die Wahlkreise mit besonders starker Bevölkerungs⸗ zahl, die ein zusammenbhängendes Wirtschaftsgebiet bilden, eine ent⸗ sprechende Vermehrung der Abgcordneten unter Einführung der Ver⸗ hältniszahl für diese erhalten sollen. Der heutige Gesetzentwurf, meine Herren, entspricht diesem Wunsche des Reichstags mit einer kleinen Abänderung, daß der Begriff der zusammenhängenden wirt⸗ schaftlichen Gebiete nicht in die Gesetzvorlage übernommen worden ist und zwar aus Gründen, die ich gleich auszuführen mir die Ehre geben werde.

Für diese Reform, meine Herren, entstand nun zunächst die Frage:

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auf welche Wahlkreise soll sie sich erstrecken? und ich nehme an, daß der Vorschlag, den der cGsetzentwurf in dieser Beziehung macht, einer der Punbte sein wird, bei denen die Kritik einsetzt. Jede Teil⸗ reform wird sich dem Vorwurfe aussetzen, daß sie entweder zu viel nach der einen Ansicht oder zu wenig nach der andern Richtung bringt.

Meine Herren, es war von vornherein ausgeschlossen, auf die alte Durchschnttszahl von 100 000 Seelen zurückzugreifen. Der Deutsche Reichstag würde dann rund 700 Mitglieder zählen und damit einen Zuwachs erfahren, der für seine Arbeitsfähigkeit jedenfalls nicht von Vorteil sein wird. Auch die Durchschnittszahl von 163 500 schien der Reichsleitung zu groß. Wenn man von der Auffassung ausgebt, daß nur eine mäßige Zunahme der Abgeordnetensitze platzgreifen soll, so ist von selbst eine gewisse Grenze nach oben gezogen. Der Entwurf findet diese Grenze dort, wo 200 000 Seelen in einem Wahlkreise sind. Unter Zugrundelegung des alten Grundsatzes, der schen in dem Wahlgesetz von 1869 sich findet, bestimmt er gewissermaßen für 200 000 Seeclen einen Abgeordneten, für eine weitere Vollzahl von 100 000 einen weiteren Abgeordneten, mit anderen Worten, die Reform erfaßt alle Wahlkreise, die 300000 Seelen oder mehr oder mändestens an⸗ nähernd soviel haben.

Wenn man nun diese Wahlkreise nach dem alten Grundsatz, jeden Abgeordneten in einem Wahlkreise zu wäöhlen, behandeln wollte, wenn man auf die Einführung der Verhältniswahl verzichtete, so ergäbe sich die Notwendigkeit, die großen Städte denn darum handelt es sich im wesentlichen in neue Wahlkreise zu zerlegen. Natürliche Grenzen aber finden sich in den Städten nur selten, und jede Neu⸗ einteilung innerhalb der städtischen Weichdilder würde wohl den Vor⸗ wurf der Willkür, der parteiischen Wahlgeometrie auf sich gezogen haben. Schon diese Erwägung legte den Gedanken nahe, für die neuen Wahlkreise mit zwei Abgeordneten und mehr die Verhältnis⸗ wahl einzufüthren.

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Der Entwurf hat die Wahlkreisgrenzen im großen und ganzer unverändert gelassen. Nur dort, wo Wahikreisgrenzen lediglich

halb gesetzt waren, damit für jeden Abgeordnelen ein Wahlkreis

stard, sind diese Wahlkreisgrenzen niedergelegt worden. Bei den städtischen Weichbildern ging zum Teil das städtische Weichbild i Falle die Nicderlegung Grenzen nicht genügte, waren als Grenzen ohne weiteres Grenzen des städtischen W

en. Die Neichsleitung glaubte, diese Regelung der Annahme des

iffs der zusammenhängenden wirtschaftlichen Gebiete vorziehen zu

die Grenzen des städtischen Weichkildes hinausgeht, ist die des besonderen wirtschaftlichen Zusammenhanges in der Pr

schwer durchzuführen. Es war bezeichnend, daß beispielsweise bei der

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Aüh 2 8 4 1. 88 15 I. früheren Besprechungen des heutigen Entwurfs in diesem hol aehI monE ZSnne ps „4 Fr. 8 der Begriff der zusammenhängenden wirtschaftlichen Gebicte von ver⸗ schiednen Rednern dieses Hauses eine recht verschiedene Auslegung fand. 8 —, E1 11 .

3 Wenn die Reform sich diesen Umfang und diese Begrenzung gibt, so würde der Recichstag künftig 44 neu? Mandale bekommen. Die 7 sinken. Von

2†. Zahl der Reichstagswahlkreise würde von 397 auf 388 diesen 387 blieben 361 Einerwahlkreise, während in 25 Wahlkreisen die Proporzwahl eingeführt würde. Bevölkerung in Deutschland nicht übergroß. Zun Vergleich sei be

ählt, die französische Deputiertenkammer 597 und das englische Unter⸗

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Ich wende mich nun noch in kurzen Ausführungen zur Verhält niswahl. Als die Reichsleitung an die Ausarbeitung des Entwurfs ging, lagen aus den deutschen Staaten schon mancherlei Erfahrungen ü Verhältniswahl vor. diese Wahl nur in Hamburg und in Württembe rg und au einen Teil der Mandate. Dagegen ist die Hältni vielen Kommunalwahlen in den verschiedenen undesstaaten ein⸗ geführt und erprobt. Reichszesetzgebung An⸗ nahme gefunden, namentlich auf dem Gebiet des ersicherungswesens.

' AAZAeb“ Auch das Hilfsdienstgesetz hat diese Wahl akzepti

Nop; 5 ES E111 Z Bei deutschen Parlamenten haben wir

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t; denn wie der Herr Abg. Waldstein mit Recht im vorigen Jahre hervorhob

ildet die Verhältniswahl nicht nur ein politisches, sendern

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wahlttechnisches Problem. Und ebenso ist dem Herrn Abg.

darin durchau if [4

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s beizupflichten, daß unzweifelhaften Vorzügen de ebenso unzweifelhafte Nachteile gegenübersteben. Grundgedanke der Verhältniswahl ist durchaus gesund.

den ansehnlichen Minderheiten eine Vertretung geben. Die achtens⸗veren Strömungen, die sich in den betreffenden Wahlkörpern finden; aber, meine Herren, auch bei der Verhältniswahl gilt der S beicinander wohnen die Gedanken, doch hart im Raume

5. 8: 8 Son sich Lie Sachen.

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Wenn u n die Ausführung der Verhältniswahl geht, ergeben schwierigen Einzelfragen.

karf man wohl annehmen, d des Wahlkampfes voravösichtlich cbnimmt; denn der wird sich mehr von Partei zu Partei abspiolen. Ebenso unzweifelhaft ein Vorzug, daß die Nachwahlen fortfallen, weil immer der nächstbeste Kandidat an die Stelle des entfallenden Kandi⸗ daten eintritt. Ebenso bedarf es keiner Stickwahl mehr mit deren

schiebt sich Darauf hat

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ze Partei ein zwischen Wählerschaft und Abgeondneten. er Abg. List im vorigen Jahre hingewiesen. Der Kontakt des Abge⸗ ledneten mit seinen Mandanten geht mehr oder minder

Aber vielleicht erscheint dieser Nachteil nicht so bedeutsam

den Wahlkreisen, auf die die gegenwärtige Reform Amwendung findet; denn dort handelt es sich um großstädtische Wahlkreise, bei denen doch auch wohl schon bisher von einer nahen, dauernden Beziehung des Ab⸗ geordneten mit seiner Wählerschaft kaum gesprochen werden kann.

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SIeS 888 EII1 99 Aber, meine Herren, unzweifelhaft ist ein großer Nachteil der

Ich will Sie nicht einführen in das

der ganzen technischen Fragen. 1 ständlich, wenn man sich mit allen Einzelbeiten des Entwurfs traut macht, und dafür ist wohl die Stunde erst gekommmen bei den beschließen wird. Selbst der Entwurf des Gesetzes beschäftigt sich nicht mit allen Einzelfragen. Er stellt nur die Grundsätze fest und will manches noch der bundesrätlichen Regelung überlassen. Auch ich möchte nur einzelne besonders zum Verständnis wichtige Dinge hervor⸗ heben.

Die Wahl beginnt mit dem Wahlvorschlag. Da stellung der Kandidaten. Diese Aufstellung erfolgt durch die Parteien;

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P. aber die Partei ist kein fester umrissener juristischer Begri

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s ist die Auf⸗ ₰— b

f. Infolge⸗ dessen muß an ihre Stelle eine Mehrzahl von Personen treten. Es fragt sich, wie groß soll diese Zahl sein. Der Entwurf nimmt nur eine Zahl von 25 als genügend. an. Es wird vermutlich gefragt werden, warum die Zahl so niedrig gegriffen ist; aber das hat einen naheliegenden Grund: wer den Wahlvorschlag unterzeichnet, muß mit

seinem Namen, mit seiner vollen Persönlichkeit dafür eintreten. Dem

Charakter der Reichstagswahl als einer geheimen Wahl entspricht es wohl besser, wenn man die Zahl dieser Persenen nicht allzuweit ausdehnt. Die eigentliche Wahl erfolgt durch listenförmige Stimm

ttel, durch Stimmeettel in Listenform. Bei diesen Stimmzetteln

terscheidet man zwischen einstimmigen und mehrstimmigen Listen; einstimmigen dann, wenn der betreffende Wähler nur einen Namen auf den Stimmzettel setzen darf. Das findet sich in manchen Wahl⸗ ordnungen wieder, obwohl bei der Verhältniswahl immer mehr als ein Abgeordneter zu wählen ist. Die Reichsleitung war der Auffassung, sie könne eine derartige Beschränkung nicht eintreten lassen. Der