1918 / 94 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 22 Apr 1918 18:00:01 GMT) scan diff

Von den anderen Kriegsschauplätzen nichts Neues. Der Erste Generalquartiermeister. Ludendorff.

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Oeßsterreichisch⸗ungarischer Bericht.

Wien, 20. April. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: Auf den ita lienischen Kriegsschauplätzen schränkte schlechtes Welter die Kampftätigkeit ein. Der Chef des Generalstabes.

Wien, 21. April. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: An der Südwestfront lebten an vielen Stellen Artillerie kampf und Erkundungstätigkeit erneut auf. Hauptmann Bru⸗ mowsky errang im Luftkampf zum 29. Mal den Sieg. b Der Chef des Generalstabes.

Bulgarischer Bericht. 8 20. April. (W. T. B.) Generalstabsbericht vom 19. April. Mazedonische Front: Zu beiden Seiten des Prespa⸗ sees war die feindliche Artillerie tätiger. Im Cernabogen drangen deutsche Sturmabteilungen in die eindlichen Gräben bei den Dörfern Paralowo und Macovo ein und brachten araus italienische und serbische Gefangene ein. Beim Dobropolje verstärkte sich die beiderseitige Nach heftiger Feuervorbereitung versuchte eine feindliche In⸗ anterieabteilung sich unseren Posten in der Moglenagegend beim Dorfe Sbersko zu nähern, wurde jedoch blutig ab⸗ gewiesen. Westlich des Wardar und südlich vom Dojran heftiges beiderseitiges Artillerie⸗ und Minenfeuer. Dobrudschafront: Waffenstillstand.

sSo ia, 2O. Npril. (W. T. B.) Generalstabsbericht vom

20. April.

Mazedonische Front: Bei Bratindol nördlich von Bitolia und an mehreren Stellen östlich der Cerna war die nechsesseitige Artillerietätigkeit für einige Zeit heftiger. Westlich des Wardar verjagten unsere Posten eine verstärkte französische Patrouille. Im Südwesten von Dofran muchs das feindliche Artillertefeuer an Heftigkeit. Gegen Abend versuchten mehrere Abteilungen englischer Infanterie an unsere Gräben im Süden von Dofran heranzukommen, sie wurden aber durch Feuer zerstreut. Auf dem Vorgelände am unteren Struma⸗Lauf Streifwachengefechte, in deren Verlauf wir englische Gefangene machten, darunter einen Offizier.

Dobrudschafront: Waffenstillstand.

Sofia, 21. April. (W. T. B.) Generalstabsbericht vom 20. April.

Mazedonische Front. An mehreren Orten im Cerna⸗ bogen kurze Feuerangriffe seitens des Feindes. Westlich vom Wardar lebhaftes gegenseitiges Artillleriefeuer. Im Dorfe Huma zerstreuten unsere Posten eine starke feindliche Patrouille. Bei Dojran bemerkenswerte Feuertätigkeit auf beiden Seiten. Oestlich vom Dofransee und südwestlich von Seres zerstreuten wir durch Feuer mehrere feindliche Infanterie⸗ abteilungen. 1

Dobrudschafront: Waffenstillstand.

Türkischer Bericht.

Konstantinopel, 19. April. (W. T. B.) Amtlicher Tagesbericht.

Palästinafront: Unsere kühnen und unternehmungs⸗ lustigen Patrouillen beherrschen das Vorgelände unserer Stellungen. Auf der ganzen Front wurden von ihnen in den letzten Tagen erfolgreiche Unternehmungen durchgeführt, Ge⸗ fangene eingebracht und stellenweise stärkere feindliche Er⸗ kundungsabteilungen abgewiesen. Den Engländern wurde auf ihre Biste am 17. April ein zweistündiger Waffenstillstand zur Beerdigung ihrer bei den letzten Angriffen gebliebenen zahl⸗ reichen Toten gewährt.

Kaukasusfroat: Baschkale und Deir wurde ge⸗ nommen. Der Sandschak Bajasid und das Wilaset Wan sind nun wieder in unserer Hand. Weiter nördlich besetzten unsere Truppen Karakilisse.

Auf den übrigen Fronten nichts Neues.

Konstantinopel, 20. April. (W. T. B.) Amtlicher Tagesbericht. Palästinafront. Unter dem Schutze starker Artillerie⸗ feuer machten mehrere englische Kavalleriebrigaden, denen auch Infanterie folgte, einen Vorstoß auf das östliche Jordan⸗ üfer. Im Gegenstoß wurde der Feind zurückgeworfen. Unsere Artillerie brachte ihm schwere Verluste bei. Kaukasusfront. Unsere Bewegungen schreiten plan⸗ mäßig vorwärts. 8 Auf den übrigen Fronten ist die Lage unverändert.

Der Krieg zur See.

Berlin, 20. April. (W. T. B.) Wieder 28 000 Br.⸗R.⸗T. versenkt! Hiervon hat ein Unierseeboot unter der ewährten Führung des Kapitänleutnants Rose in zäher, fast weitägiger Verfolgung eines stark gesicherten Geleitzuges bei hwerem, die Tätiakeit des Bootes behindernden Wetter Dampfer mit zusammen über 21 000 Br.⸗R.⸗T. aus dem Geleitzug herausgeschossen, darunter die englischen Dampfer Port Campbell“ (6230 Br.⸗R⸗T.) und en vgnngses

Cardillac“ (11 140 Br.⸗R.⸗T).

Der Chef des Admiralstabes der Marine.

Berlin, 21. April. (W. T. B.) Im östlichen Teil des Aermelkanals, auf der Linie, auf der vorwiegend die Kriegsmaterialtransporte des Feindes vor sich gehen, hat eines unserer U⸗Boote, Kommandant Oberleutnant z. S. Wazecha, den vollbeladenen englischen Dampfer „Highland Brigade“ (5669 B.⸗R.⸗T.) und einen weiteren min⸗ destens 5000 B.⸗R.⸗T. großen Dampfer abgeschossen, den letzteren aus großem, stark gesichertem Geleitzug heraus. Gesamttonnenzahl aus den neuerdings eingegangenen Mel⸗ dungen: 15 000 B.⸗R.⸗T.

. Der Chef des Admiralstabes der Marine.

Washington, 21. April. (Reuter) Der amerikanische Dampfer „Florence“ ist am 17. April infolge einer Explosion in einem französischen Hafen gesunken. Von der 1 75 Mann starken Besatzung sind 35 Mann gerettet

Wohlfahrtspflege.

Der Deutsche U⸗Boot⸗Verein (e. V.) hielt in diesen Tagen im Berliner Ratbaus seine zweite Mityliederversammlung ab. Die Mitgliererzahl ist von 3700 zu Beginn des Jahres 1911 auf mehr als 10 000 gestiegen. Bisher sind insgesamt mehr als eine Million Mark für Kriegtwohlfahrtepflege der U⸗Zoote ausgegeben worden: für Beschaffung von Liebergaben für die U. Boote, die sämtlich be⸗ dacht werden, für Versorgung der keiegsgefangenen U.Boot⸗Leute in England, der internterten in Holland und der Schweiz, für Hinter⸗ liebenenfürsorge, fär Kriegspatenschaftsversicherungen, fär Unter⸗ stützungen im Einvernebmen mit der Reschsmarinestiftung usw. Begrüßurgstesegramme worden akgesandt an Seine Majestät den Falser, an den Grofadmtral von Kcester sowie Danktelegramme an eine Rrihe opferwilltger Färderer der Vereinsan beit.

Literatur.

Ostpreußen⸗Chronik, Krieäsbilder aus den beiden Russen⸗ einfällen 1914/15, von H. Braun, Superintendent in Angerburg. Nerlag von Oiso⸗Nemnich in Manchen und Lelpzig, geb. 5,60; Feld⸗ und Volksausgabe in 4 Bäaändchen zu je 1,20 oder geb. zu je 1,50) Das vorliegende mit trefflichem Bilderschmuck von Professer K. Liehrich⸗Gutach autgestauete Buch will die Nöte und Schreckatsse, die Ospreußens Bewohner im ersten Kriegsjahr erleiden mußten, im Gedachnis von Mit, und Nachwelt lebendig erkalten. Sie sollen nicht so schoell in Vergessenbeit geralen, wie die Heimsuchangen der Provinz in dem unglüdlichen Krieg und wie die Frinnerungen an die Befreiungek tege, von denen der Verfasser selbst bei alten Veteranen nur noch verblaßte Enzelheiten feststellen und in den Archiven nur dürftige, trockene Berichte auffiaden konnte. Den in dem vorliegen den Buche zusam mengestellten, meist kurzen Berichten ltegen eigene Erlebnisse, Gerichte von Gemeindemitoliedern, von zahlreichen anderen oflpreußischen Geistlichen sowie der Briefwechsel zwischen dem Kommandanten der Feste Boyen, Generalmator Busse, und seiner Gattin zugrunde. Durch ihre lebendige Darstellungs⸗ weise, in der ott die Erschütterung des persönlichen Erlebnisses mit⸗ klingt, fesselnd, geben diese schlichten Berichte ein anschaulichecs Bild von allen Schreckaissen der Rufsenzeit, aber auch von dem Opfermut der zähen oßpreußischen Bevölkerung. In buntem Wechsel zieben an dem Leser Krtegebilder aus den helmgesuchfen Städten, Dörfern, Weilern und einsamen Förstereien vorüber; er begleitet die flüchtenden Einwohner auf threm traurigen Zuge und die von den Rusfsen fortgesckleppien auf ihrem Leldensweg. Mit der Befreiung Ostpreußens durch Hindenbarg schließt das Buch, dem man in allen deutschen Gauen viele Leser wünschen möchte. Lehrt das Beispiel Ostpreußens doch, welche Gefahren und Schrecknisse allen Grenzgebieten des Relches drobten, und welcher Dank unseren Heeren gebührt, die sie gegen eine U bermacht von Feind Hetmat fernhielten. 8

Theater und Mustk.

1 Lessingtheater. 1

Veon den beiden Stücken, die am Sonnabend im Lessingtbeater ihre Erstauffuüͤhrung in Berlin erlebten, übte das anspruchsvollere, die drelaktige Komödie „Perleberg“ von Carl Sternheim, die geringece Wikeng aus. Sie ist stofflich etwos dürftig, trotz der breiten Ausführung in der Entwicklung unwahrschenlich und im Stil, abgesehn von dem krassen, tragikomisch aufgeputzten Schluß, guf einen leichten Luftspielton gistimmt. Neben einer Reihe lustiger Einfaͤlle berührte die vs ige Harmlosigkelt des Stückes angenehm; auf einen Teil der Zuschauer, der sich von einem Sternheim wohl anderes versprtochen hatte, schien sie fretlich ver⸗ blüffend zu wirken. Die Handlung wird von einem dürftiger, be⸗ scheibenen und gemütvollen Volktsschullebrer beherrscht, der als erster Kurgast in dem Hause des Perleberger Wirts Frisecke erscheint, der das Städtchen als Luftkurort auspretst, seiner schlecht gehenden Wirtschaft aufzuhelfen. Diesem ersten ast, dem der Wirt das schlechteste Mansarder stübchen angewiesen hat, gelingt es nun in kürzester Frist lediglich durch seine Herzensgüte, nicht nur dos Woolwollen der Wirtin und das Herz ihter jungen Nichte zu erwerben, sondern auch den händelsüchtigen Wirt und dessen Schwager, die bis dabin in Neid und Streit geleht hatten, mit einander aus usöhnen. Ab⸗ geseben von ver Unmahrscheinlichkeit dieses letzten schnellen Erfolges, ist das Leben und Treiben in der zum Luftkurhotel erhabenen Gast⸗ wirtschaft lustig und anschaulich dargestellt, bis Sternbeim plötzlich mit einem tragischen Schluß abbricht, indem er den Wohf⸗ täter der Famille Frisecke einem Herzschlag erliegen läßt, just in dem Augenblick, als neue Gäste laͤrmend ihren Eirzug halten. In sich geschlossener und daher ungleich wirksamer ist die einaktige Groterke „Vartété“ den Heinrich Mann, die im Anschluß an die Sternheimsche Komödie gespielt wurde. Nicht ohne Uebertreibung, aber doch mit guter Beobachtung werden in ihr eine Variétédiva, ihre mehr oder wentger erfolgreschen Verehrer und ein geschäftskundiger Varistodirektoe vorgeführt. 111 einem Akt zusammengesügten, schnell wechselnden Szenen sind l⸗bendig, das Heikele ist maßvoll dehandelt und dem Vorwurf ber Uebertreibung ist der Verfasser dadurch begegnet, daß er das Stückchen selbst als Groteske bezeichnete. Dirtektor Bar⸗ noresky hotze die Vorstellung sorgsam vorbereilet und die Rollen mit geeigneten Kräͤften befetzt. Von den in der Sternheimschen Komödie beschäfitaten seien Ilra Erüning, die die Frau Flisecke behäbig und behaglich darstellte, und Georg John genannt, der sich in der Nebenrolle eines in das Perleberger Gasthaus versch'agenen Eroßstadtkellners auszeichnete. Dagny Servaes spierte die Nichte des Gastwirts und fand sich mit dteser Rolle ge⸗ schickt ab, ungleich bester aber log ihr die der Vartélédlva in dem Mannschen Stück⸗, in dem die temperamentvolle Frische ihres Spieletz und ihr starkes Charakterisierungsvermögen voll zur Geltung kamen. Auch Kurt Gvetz waren zwei Rollen, die des Schu⸗ meiners in der Sternbeimschen Komödie und die eines willenschwachen, im Baane der Diva stehenden Musikers anvertraut. In beiden bewährte er sich als geschickter, wandlungstähiger Schauspieler; wenn die des Lehrers weniger wirkungsvoll war, lag dos wobl weniger am Darstell’r cls an der Rolle. Ein kleines Kabinettostück bot Emil Lind als Varietédirektor. Die Aufführung wurde mit starkem Beifall aufgenommen, der nach dem Sternheimschen Stücke freilich nicht ohne Wtderspruch blieb. 8

Im Königlichen Opernhause wird morgen, Dienstag, tignon“ mit den Damen Dux, Hansa und den Herren Pbilipp und Schlusnus in den Hauptrollen aufgeführt. Musikalischer Leiter ist der Kavpellmeister von Strauß. Im Königlichen Schauspielbause werden morgen „Die Journalisten“ in der gewohnten Besetzung gegeben. Anfang 7 Uhr.

Der Scheinpflugsche Chor führt in seinem Konzert mi zeitgenössischen Waken am 29. April im Blütbnerfaar. 8 schon angekündigt, zwei Etorwerke von Arnold Ebel zum ersten Male in Berlin auf. grelide Werke: „Req iem“ und „Die Weihe der Nacht“, sind vach Dichtuvgen von Friedrich Hebhel für Solo, Chor und großes Orchester komponiert. Die Solopartien vertreten Wil⸗ helm Euttmann und Birgit Engell, die noch Orchesterlteder von Gastav Mahle: und Richard Strauß singen wird. Außerdem findet die Uraufföhrung einer Orchesterballade von Richard Arnheim: „Der Zauberwald“, statt.

Aus Wien kommt die Trauerkunde, daß Alexander Girarbi der seit Jannar d. J. dem Hofdurgthsater ais Mitglied verp flichtet war, am 20. d. M. gestorben ist. Er war auch in Berlin ein steis willkemmener Gast und stellte für uns Nord⸗

deutsche, obwohl nicht geborener Wiener, wie kein anderer den

Y

Tyyas des Urpieners dar. Unver zeßlich in vor allem set

Balentin in Raimunds „Verschwender“, den erem enterdene. Königl’ chen 5 und vor einem Jahrzehnt auch 6 Gaß im Thalizthrater spielte. Die Merkmale seiner Kunst waren en dieste Schl chtheit und Gemülsttefe. Girardi, der im Jahre I1enotü lcste geboren war, übte bis zu seinem 18. Jahre das bei sein in Hraj erlernte Schlosserhandwerk aus. em Paser

Mannigfaltiges.

Ihre Majestat die Kaiserin und Köntat, ae T. B.“ zusolge om Sonnabendvormittag egaln Bfer Elisabeth⸗Krankenhaus und nahm gestern vormittag tten m Gortesdienst in der Kaiser⸗Wilhelm Gedächtniskirche nühen Am 13. Aprll Abends entsjand, wie „W. T. B. den Werfranlagen bei Friedrichehafen H ee wehen in das auch eine alte Zeppelinhalle ergriff. Es gelang, den Brücuer, Ehen, Ferd S; 88 285 gu Ien. Der angerichten aden unbe deutend. er Betrieb der ete mindert aufrechterhalten. Werft wird vage

eehe und unter zahlreicher Anteilnahme 98 Pr nültaesde heute die feierliche Beisetzung der sterblichen Hülle des 8 storbenen Kommandeurs des vierten griechischen Armee⸗ korys Oberst Chatzopulos auf dem hiesigen griechischen Kirchbefe statt. Der Trauerfeier in der griechischen Kapelle wohnten im Auf trage Seiner Majestät des Kaisers und Königs der 8r vrtretende Kommandierende General des 5. Armeekorps General dir Infanterte von Bock und Polach, als Vertreter des preußlschen Kriegsministertums der Oberst von Krautoff und be⸗ Hauptmann don Bälow, der Kommandant von Görlitz Generalleutnant z. D. Rhahen sowte die Spitzen der städtischen Behörden bei. Der Beneral von Bock und Polach legte im Auftrage Seiner Matestät am Seng⸗ einen Kranz nieder und sprach dem griechischen Armeikorps das Ve⸗ leid Seiner Majestät aus, worauf der Oberst von Krautoff das Beileid des Krtegeministertumo mit einer Krans. spende überbrachte. Nach Beendigung der religlösen Feier setzte sich der Leichenzug in Bewegung. Den Zug eröffnete die gricchlsche Musikkapelle, hinter der Abteilungen sämtlicher der hier befindlüchen griechischen Regimenter, Truppen des hiesigen Ersatzbatatllong des Infanterieregtments Nr. 19 und zahlreiche griechische Solde ten al Kranzträger sowie die griechische Geistlichkeit schritten. Unter den Blumenspenden befanden sich u. a. Kränze Seinen Majestät des Königs Konstantin von Eriechenland, des grtechischen Tbronfolgers, Seinet Heohelt des Peinzen Friedrich Karl von Hessen, der Stadt Goͤrlitz usw. Hinter dem Sarge, der mit der grrechischen Nationalflaage bedeckt war, schritten das hiesige deutsche und das griechische Ossfizierkorpe. Am Grabe feierte der jetzige Korpskommandeur Oberst Karakaloz den Verstorbenen als Soldaten und Menschen, worauf unter A. feuern der Ehrensalven und Präsentieren der Truppen sich der Sang in die Gruft senkte.

Kowno, 20. April. (W. T. B.) Rückkehr der ver⸗ schleppten Balten. Die aus Reval und Dorpat im Februar von den Bolschewisten verschleppten Devtschen sind, wie die „Korre⸗ spondenz B.“ meldet, nunmehr zurückzekehrt. Die Fahrt nach Rußland war nach ihren Erzaͤhlungen schrecklich. Unterwegs mußten fie sich mit geschmolzenem Schnee behelfen und ihren Durst mit den (Eic⸗ zapfen stillen, die sie vom Dach der Waggons abbrachen; denn oit erhielten sie 36 Stunden lang nichts zu teinken. Den größten Teil der zur Verpflegung bestimmtien Lebensmittel stahlen die begleitenden Roten Gardisten. Ein Bett haben die Verschleppten bis z ihrer Rückkehr nicht gesehen, und nur einmal erhielten sie Gi⸗ legenheit, vom Gefängnis aus eine Badeanstalt zu besuchen. Der erste Hoffnuegsschimmer war die Nachricht, daß im Friedensvertrage von Brest⸗Litowsk ihr Rückttanzport ausbedungen worden sei. Leider sind drei der Verschleppten den Anstrengungenerlegen, ein vierter starb an einem Bajonettstich. Die Rettung kam gerade zur rechten Zeit, venn die jungen Männer sollten in die sibi ischen Bergwerke und die älteren in das äußerste Sibirien verschleppt werden. Auf der Rückfahrt nahmen sich in Moskau der schwedische Konsul und seine Gattin in der freundlichsten Weise ihrer an. Weia Ueberschreiten der livländischen Grenze bielt der Pastor Seese mann einen Dankgottegdienst ab. In Mitau, wo kurfer Aufenthalt gemacht wurde, fiel ihnen die der deutschen Verwalnung zu dankende große Sauberkeit auf. Die Kunde von den Kaisert⸗l’⸗ grammen und dem Beschlusse der baltischen Landesräte war bereits zu thnen gedrungen und erfüllte sie mit großer Freude.

Haag, 20. April. (W T. B.) „Chicago Tribune“ erfährt aus St. S. daß die Sowjets beschlossen haben, der W Tolstois die zu ihrem Tode jährlich 2000 Rubel m

ewilligen.

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(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.]

Kuͤnigliche Schauspiele. Dienstog: Opernhaus. 106. Dauer bezugsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Mignon. Qper in drei Akten von Ambrolse Thomas. Text mit Beaaang des Goetbeschen Romans „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ von N van Carré und Jules Barbier, deutsch von Ferdinand Gan s. Mustkalische Leitung: Herr Fapellmeister von Skrauß. S selle 889 Herr Bachmann. Ballett: Herr Ballettmeister Graeb. Chöre: Professor Rüdel. Anfang 7 ½ Uhr.

Schauspielbaus. 107. Dauerbezugevorstellung. Die Fom. nalisten. Lustspiel in vier Aufzügen von Gustavy Freytag. Epiel leitung: Herr Oberspielleiter Patry. Anfang 7 Uhr. dis

Mittwoch: Opernbaus. 107. Dauerbezugsvorstellung, 885 Hugenotten. Große Oper in vier Akten von Giacomo Meceaiene Text vach dem Französischen des Eugdne Scribe, übersetzt von Je Caftellt. Antang 7 Uhr. ber

Schauspielhaus. 108. Dauerbezugsvorstellung. „Hagee g⸗ Weise. Dramatisches Gedicht in fürk Aufzügen von Lessing. S leitung: Herr Dr. Bruck. Anfang 7 Uhr.

7

Familiennachrichten. 1 8 ünlbe

Verlobt: Frl. Charlotte Spiller mit Hrn. Leutnant f Arudt Hoftame Cecile Gräfin Kepfalhghin⸗ Hrn. Hauptwann Wilhelm⸗Dietrich von Ditfurth (8 stadt, Wstpr.). Frl. Paula von Fockenbeck mit Prn. 5) Carl August Frhrn. von Gablenz (Bad Homburg v. d.

Verentwertlicher Schrfleter: Dierkter M.,v1,1, Rdendnan

Verantwortlich für den igenteil: Der Vorsteher der Ges⸗ E8gös-b Nengering in Hean 8 Verlag der Geschäftsstelle (Meugering) in Ber 2 Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagsan ““ Berlin, Wildelmstraßt 33.—— ——

Acht Beilagen.

zum Deutschen Neichsa

Parlamentsbericht. *) S 2 1 Deutscher Reichstag. g Sitzung von Sonnabend, den 20. April, Nachmittags 8 3 Uhr. (Bericht von Wolffs Telegraphenbüro.

Am Bundesratstische: der Stellvertreter des Reichs⸗ lerllers, Wirklicher Geheimer Rat von Payer und der aatssekretär des Reichspostamts Rüdlin.

Erster Vizepräsident Dr. Paasche eröffnet die Sitzung Uhr.

Dgs Haus setzt die Einzelberatung des Haushalts er Post⸗ und Telegraphenverwaltung fort in erledigt, nachdem vorgestern das Gehalt des Staats⸗

1.

Fretärs bewilligt wurde, die übrigen ordentlichen Ausgaben

it die Hauptverwaltung ohne Erörterung durch Bewilligung erbezüglichen Titel. Bei den ordentlichen Ausgaben für die Betriebs⸗ serwaltung bemerkt Abg. Kunert (U. Scz.): Durch den § 4 des Belagerungs⸗ fandsgesetzes sind die Zivilbehörden verpflichtet, den Anordnungen Militärbefehlshabers, auf den die zu vollziehende Gewalt über⸗ engen ist, Folge zu leisten. Auf Grund dieser Bestimmung sind ich einen Erlaß bestimmte Polizeistellen bie worden, in vonage⸗ oder ähnlichen Fällen sich von der Postverwaltung neffendungen aushändigen zu lassen. Das ist aber eine erlezung des Postgeheimnisses, das nach Entscheidungen des Reichs⸗ nchis auf jeden Fall unter ganz bestimmten Ausnahmen gewahrt eten muß. Das Postgeheimnis besteht gesehlich und kann nur durch mStaatsanwalt oder das Gericht durchbrochen werden; alles andere absolut ausgeschlossen. Die Verletzung des Postgeheimnisses ist ich durch das Sträsges bbuch unter Strafe gestellt, und selbst die e der schwersten Reaktionszeit hervorgegangene preußische Ver⸗ sing steht auf dem Standpunkt, daß das Postgeheimnis unverletz⸗ Staatssekretär des Reichspostamts Rüdlin: Meine Herren! Ich stehe in der Frage genau auf dem Standpunkt eimes Herrn Amtsvorgängers. Die Frage ist für uns nicht, wie der ar Vorredner meint, eine Ansichtssache, sondern wir stehen Tat⸗ Rechtsfragen gegenüber. § 4 des Belagerungszustandsgesetzes gflichtet ausdrücklich die Zivilbehörden, die Anordnungen der Mili⸗ ttefehlshaber, auf die ja die vollziehende Gewalt übertragen ist, n Prüfung ihrer Gesetzmäßigkeit zu befolgen. Mit dem Zweck ser Bestimmung, die vollziehende Gewalt in der Hand des Militär⸗ shlehabers zusammenzufassen, und die Durchführung seiner An⸗ tnungen auf jeden Fall sicherzustellen, würde es nicht vereinbar sein, Fivilbehörden das Recht zu geben, im einzelnen Falle zu prüfen, se die Bestimmungen, die der Militärbefehlshaber erlassen hat, tamrendbar halten oder nicht. Es liegt ihnen in solchen Fällen snehr die unbedingte Gehorsamspflicht vb, und die Verant⸗ nüchkeit trifft allein den Militärbefehlshaber. Wenn der Herr Vorredner ein Urteil des Reichsgerichts für sich Anspruch genommen hat, so folgere ich so ziemlich das Gegenteil dus. Das Reichsgericht sagt ausdrücklich in jenem Urteil, daß es weifaches Verordnungsrecht des Militärbefehlshabers gebe: aseits könne er auf Grund des § 4 B. Z. G. in Ausübung der auf iübergegangenen vollziehenden Gewalt an Stelle der Zivilbehörden Verwaltungsmaßregeln im Rahmen der bestehenden Gesetze ffen, anderseits aber könne er auf Grund des § 9b aus eigener mili⸗ ischer Machtvollkommenheit im Interesse der öffentlichen Sicher⸗ Verbote jeder Art erlassen, auch solche, die eine Aende⸗ ino des bestehenden Rechtszustandes in sich kließen. Außerdem hat das Reichsgericht „Gebote“ den „Ver⸗ gleichgestellt, und nach Ansicht des Reichsgerichts kann sich die nung des Militärbefehlshabers auf einen bestimmten Kreis ersonen beschränken oder auch nur an eine bestimmte einzelne mgerichtet sein. ernach stehe ich auf dem Standpunkt, daß wir derartige An⸗ gen zu befolgen haben, und daß etwaige Vorstellungen gegen Anordnungen bei der Militärbehörde anzubringen sind. Die Bemerkung des Herrn Vorredners, daß es eine Schande sein ane, wenn die Postverwaltung derartige Anordnungen befolge, muß nit Energie zurückweisen. (Bravol rechts.) 1 8 geh. Kunert bemerkt, daß auch die Militärbefehlshaber an etistehenden Gesetze gebunden sind, und bezeichnet die Verletzung des igcheimnisses als brutale Verräterei. „izeprcsident Dr. Paasche ruft den Redner für diesen Aus⸗ zur Ordnung. Hei den Ausgaben für Betriebskosten und zwar bei eie der Miete für Geschäfts⸗ und Wohnräume bemerkt r,g. Kiel (fortschw. Volksp.): Die Postverwaltung hat in vielen ann für ihre Zwecke durch Privatunternehmer oder Gemeinden Ge⸗ mistrichten lassen, um nicht für eigene Bauten die großen Summen b. Reichstag sordern zu müssen; sie pachtet dann diese Gebäude, die 8 mert Jabre ausreichen würden, auf 25 Jahre. Der Krieg ir⸗ handes Vorhältnisse geändert, und Besitzer solcher Häuser sind Eneen wieg in Not geraten; sie bitten, daß ihnen diese Häuser, die münlassung der Post gebaut sind, abgenommen werden. 8 bbanantrag stellen, bitte aber, im nächsten Etat den Ankauf solcher dalde vorzunehmen. 1

er Rest der ordentlichen Ausgahen, sowie die einmaligen

Unpeben und die Einnahmen werden ohne woitere Erörtovung Ueber die zum Haushalt der Postverwaltung

enehmigt. agegangenen Petitign 8. b 1 ss be Bssgelitiohen wird nach den Vorschlägen des Aus h; den Haushalt der Reichsdruckerei fragt der 9 9 Sua rg (Soz.) an, ob die I-. nicht swaßt der Tarifgemeinschaft im Buchdruckgewerbe an⸗ 8 werden könnten. 1 Rhüaisektetär des Reichspostamts Rüdlin: Fälle werden geprüft werden.

9 Döne Gew

netssekretäre ähr, mit Ausnahme der

t

2

9

daß sie auch in Friedenszeiten benutzt werden könnten. wünschte allgemein, die militärischen Behörden Rücksicht auf die Verkehrsbedürfnisfe von Handel, Industrie und Land⸗ wirtschaft ögerun beklagt.

jetzt 6 statt früher 1 % Stunden.

Begünstigung dieses Verlegers. des Verbandes der Deutschen Eisenbahn⸗Plakatunternehmer gegen diesen Vertrag richtet, dem Reichskanzler zur Berüclsichtigung zu überweisen. Der Ausschuß hat sich mit einer ganzen Reihe von Petitionen der verschiedenen Beamten⸗ und Arbeitergruppen der Reichs⸗

antragen die Resolution; (Dge Fessssampler zu ersuchen, 89 eine Revision des zwischen den Reichseisenba Eöö Staatsbahnen und dem Berliner Verleger Hobbing am

Eisenbahnreklame hinzuwirken.“ lution zu.

nicht nur das nanzen der Eisenbahnen. fössung daß diese Verkehrsbeschränkungen nicht immer den militä⸗ rischen Notwendigkeiten entsprechen, und daß

b

Erste Beilage

iger und Königlich Preußischen Staatsanzeiger.

8

1918.

1 9

Berlin, Montag, den 22. April

Der Haushalt wird ohne weitere Aussprache genehmigt.

Es folgt der Haushalt der Reichseisen⸗ bahnen.

(Am Bundesratstisch ist der Chef der Verwaltung der

Neichseisenbahnen, Staatsminister von Breitenbach erschienen.

Abg. Emmel So erstattet den Bericht des Ausschusses: Im

lb Ausschuß wurde von der Verwaltung erklärt, daß die von militärischer

Seite unternommenen Eisenbahnbauten tunlichst so eingerichtet würden,

8 Der Ausschuß sollten ctwas mehr nehmen. Vor allem wurde die Verzögerung im Verkehr Der Zug von Mülhausen nach Sheraßburg brauche z. B. 8 1 ½ ( In dem Reklamevertrag mit dem leger Reimar Hobbing erblickt der Ausschuß eine ungeheure Der Ausschuß beantragt, die Petition die sich

eisenbahnen beschäftigt. Er bittet die Verwaltung, diesen Wünschen

des Personals nach Möglichkeit Rechnung zu tragen.

Abg. Koßmann (Zentr.): Von der Regsamkeit des Reichseisen⸗

bahnen geben die herrlichen Leistungen unserer Truppen und die Siche⸗ rung der Versorgung unseres Heeres ein treffendes Bild. Die Beamten und Arbeiter der Reichseisenbahnen haben ihre anstrengende Tätigkeit unter ganz besonders schwierigen Verhältnissen ausgeübt. Ihre Arbeit wird in Elsaß⸗Lothringen erschwert durch die vielen Fliegerüber⸗ fälle und die Belastung der Bahnhöfe mit Heoresmaterial. dem find gerade im Gebiet der Reichseisenbahnen die Unfälle verhältnis⸗ mäßig gering sowohl an Zahl wie an Schwere. Leistungen sollte dem Personal nicht nur in Worten, sondern vor allem in Taten abgestattet werden. Wir empfehlen deshalb die Petitionen der Beamten und Arbeiter der Verwaltung zu besonders wohlwollender Beurteilung. Die unter den Beamten eine weitgehende Verstimmung hervorgerufen. Die Teuerungsbezirke sind zu eng ab egrenzt, zu ihnen sollen auch die Orte gerechnet werden, in denen die treten sind. gemildert werden. In der Beschaffung von Lebensmitteln, Bekleidung und Schuhzeug sollte mehr der Schaffung von Beamtenausschüssen sollte die Verwaltung ihre Auf⸗ merksamkeit schenken. am falschen Orte. von den Garnisonen aus hat keine Entlastun geführt, denn es ist im Gegenteil die Zahl der 9 869 von Angehörigen der Soldaten nach den Garnisonen gest 1 Reklame in den Eisenbahnwagen und auf den Bahnhoöfen ist im Ausschuß lebhaft Kritik geübt worden und die größeren Parteien be⸗

Trotz⸗

Der Dank für diese

Verteilung der letzten Teuerungszulage hat

1 Industriearbeiter in Frcer. Fahl ver⸗ Die bestehenden Härten sollten durch Ausgleichszulagen für das Personal geschehen. Der Frage Die schlechte Heizung der Züge ist Sparsamkeit Die Verweigerung der Sonntagsurlaubsfahrten der Bahnen herbei⸗

iegen. An der Verpachtung der

onen zusammen mit den . Januar abgeschlossenen Vertrages über die Verpachtung der Meine Freunde stimmen dieser Reso⸗

(Soz.):

Die Verkehrsbeschränkungen schädigen gesamte

Erwerbsleben, sondern auch die Fi⸗ Es besteht in der Bevölkerung die Auf⸗

Abg. Fuchs

daß die Verwaltung der Reichseisenbahnen, wenn sie sich energisch widersetzen wollte, manches

bessern könnte. Die Reisescheine und Paßvorschriften in Elsaß⸗Loth⸗ ringen sind noch immer nicht beseitigt oder auch nur gemildert. In Straßburg wird das Gepäck von Soldaten oder auch von Frauen nach verbotenen Druckschriften durchwühlt; Fahrgäste oft ihren Zug. den militärischen Notwendigkeiten entspricht, erhellt daraus, daß in Metz diese Gepäckkontrolle niemals vorgenommen worden ist. Das geschieht bei der Abfahrt von Straßburg, bei der Ankunft wird das Gepäck auch untersucht, zwar nicht nach verbotenen Druckschriften, aber nach Eiern, Butter, Speck und Schinken. Wagenmaterials läßt immer mehr zu wünschen übrig. laufen vielfach ohne Lampen mit zerbrochenen Türen und zerbroche⸗ nen Fenstern; gesundheitliche Schäͤdigungen sind die Folge. Mißstände könnten doch durch Reparaturen leicht beseitigt werden. Von Heizung haben wir in den Personenzügen in Elsaß⸗Lothringen in diesem Winter überhaupt nichts gespürt. fung der Diebstähle gilt bei den Eisenbahnen dasselbe wie bei der Post. verkehrs. Fahrpreise für den Personen⸗ und Güterverkehr dort ohne jede Mit⸗ wirkung der eigenen Landesvertretung in Berlin bestimmt werden. Gegen den Vertragsabschluß mit Reimar Hobbing protestieren auch wir im Arbeiterinteresse aufs energischste; es werden hier Millionen einfach verschenkt, die ganz anders und viel nutzbringender für die Allgemeinheit verwendet werden könnten.

8

1 dadurch versäumen die Daß diese Durchwühlung nicht immer

Der Zustand des Die Wagen

Diese

In bezug auf die Häu⸗

Recht viel böses Blut macht die Verteuerung des Eisenbahn⸗ Elsaß⸗Lothringen empfindet es besonders übel, daß die

Um eine gründliche Reform

der Besoldungsordnung und ausreichenden Normierung der

Gehälter für die mittleren und kleinen Beamten wird die Verwal⸗ tung angesichts der noch immer steigenden Teuerung, die zum großen Teil auch eine dauernde sein wird, doch nicht herumkommen; es ist

unverständlich, daß sie sich immer noch dagegen sträubt. Ein geradezu armseliges Einkommen beziehen noch heute die Bahnwärter und die katemer g und Schrankenwärterinnen; auch

haben unter der unzureichenden Bezahlung sehr zu hören hierher die Magazinaufseher, die wirklich übel dran sind. Diese und andere Kategorien stehen hinter gutbezahlten Arbeitern nicht unerheblich zurück. . 1

und kleinen Beamten sollten nach den dringenden Wünschen des Hauses schon im vorigen Jahr besser gestellt werden.

die Werkführer eiden. Ferner ge⸗

Die Altpensionäre unter den Arbeitern

Ihre Pen⸗

sionen und Ruhegelder sind geradezu, jammervoll gering, und die Un⸗

zufriedenheit zieht in diesen Schichten immer weitere Kreise. Die Lebensmittelpreise steigen auch in Elsaß⸗Lothringen von Monat zu Monat höher; die Geshi egn erhöhter Teuerungszulagen“ erfolgt viel zu zögeynd und zungenügend.“ Dabei müssen die Leute, um sich

in ihrem Kräftezustand zu; erhalten, über, die Rationen hinaus sich; Rweitéres Zubußen auf Umwegensverschaf

züge nicht zaus, denn die zu zzahlendengt t oder noch Mehrfache des Friedenspreises. Der Zeitraum bis zur Er⸗ reichung des Höchstgehaltes ist viel zu lang. Immer noch bestehen drei Entlohnungsgruppen, obwohl zwei durchaus genügten. Be⸗ triebsarbeiter und Werkstättenarbeiter müssen in Arbeitszeit und Ent⸗ lohnung endlich gleichgestellt werden. Leider hat der Minister sich gegen den Achtstundentag ausgesprochen; die Arbeiterschaft würde schon sehr zufrieden sein, wenn er erklären wollte, daß diese Verkürzung sofort nach dem Kriege erfolgen würde. Gleiche Klagen bestehen in der Urlaubsfrage; Unterschiede zwischen Beamtenschaft und Arbeiterschaft sollten da nicht gemacht werden. Bei der Neu⸗ einstellung von Arbeitern wird vielfach sehr nach Gunst verfahren; besonders in neuerer Zeit haben ältere Leute, die aus industriellen Gegenden stammen, es dabei sehr shwer⸗ während es jüngeren Leuten aus landwirtschaftlichen Gegen

irtse en weit leichter gelingt. Das ist eine ungerechtfertigte Bevorzugung der letzteren. Auch Kriegs⸗

fen, und dazu reichen die Be⸗ Preise sind häufig das Fünf⸗

keschädigte könnten bei der Eisenbahn viel mehr eingestellt werden. Die lokalen Arbeiterausschüsse sind ja neuerdings durch Bezirksaus⸗ schüsse ergänzt worden. worden, denn die Arbeiterausschüsse haben noch immer keine wirk⸗ lichen Rechte und keine Möglichkeit, einen wirksamen Einfluß bei entscheidenden Fragen auszuuͤben. Der Minister hängt hier zu sehr am Alten, so auch in der Frage der von deren Beseitigung er nichts wissen will. Möchte er doch endlich seinen Widerstand gegen die Einführung eines einheit⸗ lichen Zeitlohns aufgeben. Gan besonders nachteilig für die Ar⸗ beiter erweist sich das Akkordsystem bei den Fahrzeugreparaturen. Ueber die Bestrafung der Arbeiter für Ordnungswidrigkeiten mehren sich die Klagen; besonders schikanös und rigoros wird in dem Bisch⸗ heimer Werkstätten damit vorgegangen. Erbitterung erregt auch die Bestrafung mit der plötzlichen üinberufung zum Heeresdienst, mit dem Schützengraben. Im ganzen hat der Minister sich gegen die Wünsche der Arbeiterschaft und der Unterbeamten in einem Grade ablehnend verhalten, daß das Personal zu der Ueberzeugung kommen muß, daß es von diesem Minister nichts zu erwarten hat. Der Mi⸗ nister sollte doch die Arbeiterschaft nicht bis aufs äußerste reizen und nicht eine Haltung weiter einnehmen, die er schließlich würde bereuen müssen.

Abg. Haußmann ffortschr. Volksp.): Der Resolution, die den Vertrag mit Hobbing betrifft, werden wir zustimmen. Wir sind zuständig, darüber nihusprccer weil das Reich, wenn auch nur zu einem kleinen Bruchteil, dabei beteiligt ist. Der Eisenbahnminister hat im Preußischen Landtag diesen Vertrag als eine Bagatelle be⸗ jeichnet. Wir sind nicht dieser Ansicht. Die Tendenzen, die mit dem Vertrag verbunden sind und aus ihm herauswachsen müssen, erregen Bedenken nach den verschiedensten Richtungen. Die bisherigen Re⸗ klamepächter der Eisenbahn haben sich mit Recht darüber beschwert, daß ü8 übergangen worden sind. Der Vertrag gibt dem neuen Pächter ein Monopol und viel weitere Machtbefugnisse, als wie die früheren Pächter hatten. Er hat allein das Recht, Zeitungen und Drucksachen in den Bahnen auszulegen. Damit hat er auch ein politisches Mono⸗ pol erhalten. (Sehr richtig! bei der Volkspartei.) Schon das Stilke⸗ monopol 1 nicht einwandfrei. In den baltischen Provinzen wird darüber geklagt, daß Stilke nur eine gan besondere Art volhteschen Literatur dorthin gelangen läßt, die über die Meinungen der Mehr⸗ heit des deutschen Volkes ein falsches Bild gibt. Durch den neuen Reklamevertrag wird die Presse sehr in Mitleidenschaft gezogen. Herr Hobbing ist Verleger der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“, und er hat in dem Vertrag verzichtet auf den Staatsbeitrag von 40 000 ℳ, den der frühere Verleger erhielt. Die bisherigen Pächter hatten sich aber bereit erklärt, einen viel höheren Betrag zu zahlen. Die Auflage der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“ ist um über 12 000 dadurch gesteigert worden, daß seit ihrem Uebergang in den Verlag von Hobbing die verschiedenen Behörden verpflichtet wurden, entsprechend mehr Exemplare zu halten. Dadurch hat Herr Hobbing eine Mehreinnahme von rund 432 000 erzielt. Da kann er sehr gut auf die 40 000 verzichten. Indirekt wird dieses Geld vom Staat bezahlt. Der Herr hat auch ein Verlagsmonopol, er gibt alle Verluftlisten des Reiches heraus, und es wäre interessant, die Ge⸗ winne aus diesem riesigen Druckauftrag zu erfahren. Hobbing bat auch den Auftrag, die Broschüre über 8 riegsernährungswirtschaft in zwei Millionen Exemplaren herzustellen. (Hört, hört!) Ich weiß nicht, was das für ein mächtiger Herr ist der in der Zeit des höchsten Papiermangels einen derartigen Auftrag bekommt. Er druckt auch den „Reichsanzeiger“, er hat geradezu ein Verlagsmonopol, ein Druckmonopol und ein Reklamemonopol. Das ist eine wirt⸗ schaftlich nicht gesunde Entwicklung. Dadurch, daß der große Unternehmer von Berlin auch Künstler für sein Reklamemonopol nach der Ankündigung des Ministers beschä Sene. wird, wird er schließlich auch die Geschmacksrichtung monopolisieren. Es wird gesagt, ein Herr von Berger sei Angestellter und Redakteur bei Herrn Hobbing gewesen. Er sei dann ins preußische Ministerium des Innern gekommen, unter Herrn von Loebell vortragender Rat dort geworden, ohne jedoch seine Beziehungen zu dem Verlag Hobbin ianz zu lösen. Seine wertvolle Kunst habe es zu Wege gebracht, da

err Hobbing solche Verträge erhalten habe. (Hört, hört!) Der Herr Minister ist vielleicht nur der Geschobene in dieser ganzen Sache, aber es muß festgestellt werden, wo die Schieber sind, vor denen der Reichstag warnen muß. Diese Warnung wird erhoben durch die beantragte Resolution. Um eine Bagatelle handelt es sich bei diesem Vertrage nicht. (Beifall links.)

Abg. von Schwabach (nl.): Die starke Erhöhung der Tarife ist zwar bedauerlich, aber sie war zurzeit nicht zu um⸗ gehen. Wir sind der Meinung, daß in der einen oder anderen Weise die Gestaltung der Tarife einmal gesetzlich geordnet werden müsse, Mir scheint es zweifelhaft, daß der Vertrag mit Hobbing auch vom fiskalischen Gesichtspunkt aus zu beNigene is. „Die Bedingungen für den Unternehmer sind ganz außerordentlich günstig.

Aber auch damit ist kein Fortschritt erzielt

Akkordarbeit,

8 Man hat den Eindruck, daß hier eine Bevorzugung stattgefunden, hat, die auch

eine politische Bevorzugung bedeutet. Die übrigen Zeitungsverleger

geraten natürlich ins Hintertreffen, wenn. Herr Ho

die Auflage der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“ so steigert, daß auch be Inseratenaufträge entsprechend wachsen. Die „Nord deutsche Allgemeine Zeitung“ ist zwar in gewissem Sinne Re⸗ gierungsorgan, sie vertritt aber außerdem eine eigene Parteirichtung, für welche die Regierung die Verantwortung nicht übernehmen kann, wenn sie nicht die gebotene Parität verletzen will. Von diesem Ge⸗ sichtspunkte aus betrachtet, ist das Reklamemonopol für Hobbing auf

der Eisenbahn erst recht zu verurteilen. (Beifall bei den National⸗

liberalen.)

Chef der der Reichseisenbahnen, Staats⸗ minister von Breitenbach:

Meine Herren! Die Sorge um die Verkehrsbedienung, die sich heute unter militärischen Notwendigkeiten vollzieht, steht für die Ver⸗ waltung der Reichseisenbahnen an erster Stelle. Aber das möchte ich im Hinblick auf dasjenige, was die Herren Vorredner dargelegt

8 bbing in den 200 000 Abteilen der ⸗Eisenbahn nur; seine Zeitung auslegteund damit

haben, feststellen ebenso dringlich ist für die Verwaltung die Sorge 3

für, das unterstellten Personal. 5Die Verwaltung der Reichseisen-⸗

bahnen weiß wohl wie keine andere Verwaltung im Reich, zu werten, 2. 7 üwe, Er. 7 . - 8. 4 8 43 585

welche ungewöhnlichen Anfotdexüͤngenan die Pflichttreue, an die ge⸗- * 8

sämten moralischen und physischen Kräfte des Personals seit Jahren gestellt werden, und sie erkennt es mit dem Herrn Vorredner dank⸗ bar an, daß das Personal in der Lage gewesen ist und die Ver⸗ waltung befähigt hat, den Nöten des Krieges standzuhalten. Die Sorge um das Personal, das Beamtenpersonal wie das Arbeiter⸗ personal, beansprucht die Verwaltung in äußerstem Maße. Wenn ich quantitativ nebeneinanderstelle, welche Arbeiten an den Zentral⸗ stellen und bei den Provinzialbehörden die umfänglichsten sind, so

glaube ich fast, daß die Arbeiten, die für die Pflege und für die

Erhaltung des Personals in seiner Leistungsfähigkeit dauernd ver⸗ richtet werden, den anderen dringlichen Betriebsaufgaben mindestens gleichwertig sind

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