1918 / 106 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 06 May 1918 18:00:01 GMT) scan diff

östlichen Jordanufer

Wiederum ist am 4. Mai ein heftiger französischer Angriff pir Rücke oberung Rücksichtslosigkeit, mit der General Foch e besten Truppen einsetzte, erhärtet von neuem, wie schwerwiegend für die Entente der Verlust des wichtigen Kemmelmassivs ist. Die wieder⸗ holten, stets vergebtichen enalisch⸗französischen Massenangriffe hier und an anderen Stellen der Front tragen zur Zer⸗ trümmerung der feindlichen Heeresmacht und zur Vernichtung hres lebenden und toten Materials täglich bei. Sie erhöhen die gewaltigen Verluste, die die wuchtigen deutschen Schläge den verbündeten Heeren zufügten.

Trotz der wiederholten entsetzlich blutigen Niederlagen und ergebnislosen Gegenangriffe der Anglofranzosen, trot ihrer ür eine Westschlacht ungeheuren Gefangeneneinbuße von rund

130 000 Mann, t otz der unübersehbaren deutschen Beute an Kriensgerät, Ausrüstung und Geschützmaterial versucht der Funkspruch Lyon vom 3. Mai abermals, die deutschen Erfolge in einen Fehischlag zu verwandeln. Die nach wie vor der deutschen Führung verbliebene Initiative hat die Masse der feindlichen Streitkräfte an der von ihr gewollten Front ge⸗ fesselt. Die fortgesetzten ebenso vlike en wie fruchtlosen frankobritischen vüer sfe in der Gegend des Kemmel⸗ herge⸗ bnd⸗ . 59 1“ beweisen jedoch unumstöß⸗ ich, wie sehr die deutschen Waffen die strategische Lage der Satente verschlechtert haben. 8 ooö

8 Großes Hauptquartier, 6. Mai. (W. T. B.) 8 Westlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppen Kronprinz Rupprecht und Deutscher Kronprinz.

Im flandrischen reiche Unternehmungen durch. Ein feindlicher Teilangriff füdlich von Loker scheiterte. Am frühen Morgen vorüber⸗ gehend Artilleriekampf zwischen Ypern und Bailkeul. Tags⸗ über lag nur der Kemmel unter stärkerem Fener.

Auf dem Nordufer der Lys, am La W und in einzelnen Abschnitten des Schlachtfeldes beiderseits der Somme lebte die Feuertätigkeit am Abend auf. Erkundungs⸗ gefechte und Vorstöße und südwestlich von Brimont brachten Gefangene ein.

Heeresgruppe Herzog Albrecht.

In Vorfeldkämpfen mit Amerikanern südwestlich von

Blamont und mit Franzosen am Hartmannsweilerkopf machten wir Gefangene.

Ben den anderen Kriegsschauplätzen nichtn Neues

8

Der Erste Generalquartiermeister. Ludendorff.

8 1““ 11“

Oesterreichisch⸗ung arischer Bericht.

Wien, 4. Mai. (W. T. B.) Amtlich wird gemelbet: Im Südwesten anhaltend rege Gefechtstätigkeit. Der Chef des Generalstabes.

Wien, 5. Mai. „(W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: Die Artilleriekämpfe an der Südwestfront dauern fort. An der unteren Piave wurden italienische Erkundungs⸗

unternehmen vereitelt. Der Chef des Generalstabes.

Bulgarischer Bericht.

8 e 4. Mai. (W. T. B.) Generalstabsbericht vom Mai.

Mazedonische Front: Westlich von Ohrida und in der Moglenagegend verjagten unsere vorgeschobenen Einheiten feindliche Infanterieabteisungen durch Feuer. Am Dobro⸗ volje westlich vom Wardar und im Süden von Doiran war das Artilleriefeuer auf beiden Seiten heftiger. Im Wardar⸗ und Strumatale lebhafte feindliche Tätigkeit in der Luft.

Dobrudschafront: Waffenstillstand.

Türkischer Bericht.

Konstantinopel, 4. Mai. (W. T. B.) Amtlicher Tagesbericht vom 3. Mai. b 3 Palästinafront: Die erbitterten Kämpfe im Ost⸗ jordanland halten ununterbrochen an. Mit besonderer Heftigkeit richtete der Feind seine Angriffe gegen unsere Stellungen nördlich der Straße Jericho Es Salt. Alle Fafteegsangen 1n. shm b Ftet nicht näher gebrocht. Seine Verluste steigern sich zusehends. Die Zahl der erbeuteten Geschütze erhöhte sich auf 10. 8c

Mesopotamien;: Starke englische Kräfte machten einen Vorstoß gegen unsere südlich Kerkus stehenden Truppen. Den von uns zurückgenommenen Abteilungen ist der Engländer nicht gefolgt. Hauptmann Schütz schoß ein feindliches Flug⸗ zeug ab und errong damit seinen 8. Luftsieg im Irak.

Auf den übrigen Fronten ist die Lage unverändert. Deutsche Truppen besetzten um 1. Mat Sewastopol und fanden dort den größten Teil der russischen Schwarzen Meer⸗Flotte, Linienschiffe, Zerstörer, U⸗Boote sowie Haadelsschiffe. „Sultan Javus Selim“, „Hamidie“ und einige unserer Torpedoboote sind nach beschwerlicher, aber glück⸗ lich durchgeführter Fahrt durch das Minengebiet am 2. Mai Abends in Sewastopol eingelaufen.

Konstantinopel, 5. Mai. Tagesbericht. Palästinafront:

(W. T. B.) Antlicher

Auch gestern scheiterten auf dem alle Angriffe der Engländer gegen ursere Stellungen unter schweren Verlusten. Ihrer Rückzugsstraße beraubt, stießen die nördlich des Haupt⸗ kampffeldes geschlagenen und zersprengten feindlichen Kavallerie⸗ regimenter in dem schwierigen Gelände überall auf unsere angriffsfreudigen Truppen. Eine Anzahl Gefangene, einige Maschinengewehre und ein Panzerkraftwagen fielen in unsere Hand. Sonst nichts von Bedeutung.

Konstantinopel, 6 Mai. (W. T. B.) Tagesbericht. Palästinofront: Auch der zweite Vorstoß der Eng⸗ länder auf das östliche Jeordanufer hat mit einer schweren Niederlage des Feindes geendet. Umfangreiche PVorbereitungen waren getroffen, zahlreiche Truppen zusammen⸗

gezogen, um gemeinsam mit den Rebellen Besitz zu nehmen

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des Kemmelberges blutig gescheitert. Die

Kampfgebiet führten wir erfolg⸗

in die feindlichen Linien bei Hangard

vom Ostjordanland und den dortigen wichtigen Verbin⸗ dungen. Uater dem Schutze starker, in überhöhender Stellung befindlicher Artillere warf der Gegner vom 30. April Morgens an seine Angriffswellen über den Jordan gegen unsere Stel⸗ lungen seitwärts von der Straße Jericho Es Salt, während große Kavalleriemassen mit Geschützen und Ma⸗ schinengewehren, im Jordantal nach Norden aushotend, dazu bestimmt waren, uns in den Rücken zu fallen. Dank der roschen Entschlußkraft unserer Führer und der unerschütt⸗ lichen Haltung unserer Truppen in schwieriger Lage, Schulter an Schulter mit ihren deutschen Kameraden, wurden die Pläne des Gegners zunichte. Die fünftätigen wütenden An⸗ stürme gegen unsere Front wehrten die mit großer Energie geführten, zähe ausharrenden Truppen des Obersten Ali Fuak Bey ab. Der vorgeschobenen feindlichen Kavallerie bereiteten die nach Gewaltmärschen rasch zufassenden Truppen des Obersten Böhm und der bewährte, bis zu seiner Verwundung seinen mutigen Reitern vorauseilende Oberst Essad Bey eine vernichtende Niederlage. Die Truppen des Obersten Böhm nahmen einer feindlichen Kavalleriedivision sämtliche Geschütze ab. Unermüdlich griffen unsere Flieger trotz heftiger feindlicher Gegenwirkung den Feind an. Dank der Taͤtigkeit des Nochrichten⸗ und Eisenbahndienstes kannten rechtzeitig die Befehle der höheren Führung zum Herantransport von Ver⸗ stärkungen ausgeführt werden. Unter Einbuße vieler Menschen und ahlreichen Materials flutete der Engländer zum Jordan zurück, art bedrängt von unseren siegbewußten Truppen. Im einzelnen konnte die Beute noch nicht festgestellt werden. Aof dem Westjordanufer lebhafte Artillerietätigkeit und erfolgreiche Patrouillenunternehmungen unsererseits. Ein feindliches Flug⸗ zeug wurde nach Luftkampf brennend zum Absturz gebracht. Auf den übrigen Fronten ist die Lage unverändert.

Der Krieg zur See.

„Reuter“ stellt erneut die Behauptung auf, daß Zee⸗ brügge gesperrt ist. Ferner berichtet der Marinekorrespondent der „Times“, daß es für die deutschen Unterseeboote immer schwieriger wird, aus der Helgoländer Bucht herauszukommen. Von zuständiger Stelle wird dem „Wolffschen Telegraphenbüro“ versichert, daß beide Meldungen durchaus unzutreffend sind. Wie bereits wiederholt berichtet, ist weder der Hafen von Ferebrogge gesperrt noch das Ein⸗ und Auslaufen unserer Unterseeboote aus der Deutschen Bucht behindert. Der im Monat März versenkte Frachtraum, der größer ist als im eS redet eine zu deutliche Sprache, als daß Reuter hoffen önnte, mit seinen Märchen glauben zu finden.

Berlin, 4. Mai. (W. T. B.) An der Westküste Englands wurden von dem unter dem Kommando des Kapitän⸗ leutnants Freiherrn von Loe stehenden Unterseeboot,2“ besonders wertvolle Dampfer, nämlich der englische Dampfer „Lake Michigan“ (9288 Br.⸗R.⸗T.) und ein anderer 8000 Br.⸗R.⸗T. großer Dampfer aus demselben stark gesicherten Geleitzuge herausgeschossen. Zusammen 17 000 Br.⸗R.⸗T.

Der Chef des Admiralstabes der Marine.

Kopenhagen, 4. Mai. (W. T. B.) Das Ministerium des Aeußern teilt mit, daß das dänische Motorschiff „Samsö“ am 1. Mai an der Küste von Sunderland ver⸗ senkt worden ist.

Berlin, 5. Mai. (W. T. B.) Drei deutsche See⸗ flugzeuge schossen am 4. Mai vor der flandrischen Küste vier feindliche Seeflugzeuge ab. Zwei feindliche Flieger wurden schwer verwundet auf dem Luftmwege geborgen.

DSDer Chef des Admiralstabes der Marine.

Berlin, 5. Mai. (W. T. B.) Neue U⸗Boots⸗ erfolge auf dem nördlichen Kriegsschauplatz: 12 000 Br.⸗R⸗T. Unter den versenkten Schiffen ein Tankdampfer, der an der Ostküste Englands torpediert wurde.

Der Chef des Admiralstabes der Marine.

Gesundheitsmesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ 3 maßregeln.

Die Gesundheitsverhältnisse unserer Flotte. Die nach Beendigung der ersten betden Kriegsjahre über den esundheits⸗ zustand unserer Flotte veröffentlichten Zusammenstellungen hatten gezeigt, daß der Krankenzugang bei unseren Seenreitkäften erhehlich geringer gewesen ist als im Frieden. Erfreulicherwetse sind, wie W. T. B.“ mitteilt, die statitisches Er⸗ hebungen über das drifte Kriegsjahr zu einem elenso günstigen Ergebnis gelangt. Der Gefamltkrankenzutang b⸗trug 287,33 5%0 (o0. b. berechnet aut 1000 der Kopfstärke) cegerüber 315,15 %0 im ersten Kriegs⸗ jahre, 287,19 %, im zweiten und 410,86 %0 im Purchschnitt der letzten fünf Friedenbjahre. Mnnatlich erkrankten 26,26 % im ersten, 23,93 %o im zw iten und 23 94 % im dritten Kriegejahre gegenüber 34,23 % im Frieden. Bei den Marineleilen an Land, zu deren zahlreiche nicht borddienstfähige und im Garaison⸗ oder Arbeitsdieuft zu verwendende Leute gehören, sind die Gesundheitsverhältnisse nicht ganz so gut, sie haben sich aber bezeichnende weise mit dem Kriege dauernd gebessert (560,03 % im ersten, 523,75 % im zweiten, 454,27 %o im dritten Ariegsjahr) und sind noch immer günstiger als im Frieden (650,54 %o im Durchschatt der fünf Friedensjahre 1907/08 - 1911/12). Besonders verdient hervorgehoben zu worden, daß ein gehäaͤuftes Auftreten übertragbarer Krankheiten weder an Bord noch an Land jemals beobachtet worden ist, nur die Lungen⸗ tuherkulose zeigt eine Zunahme, sie ist in der gesamten Marine von 1,45 % im ersten aur 2,06 % im zweilen Gund 2,81 %% im drttien Kriegsjahre gestiegen. Die Zahl der durch den Seekrieg sowie durch die Wirkung feindllcher Waffen an Bord zustande gekommenen ist eben⸗ falls in stetigem Ruͤckzgang begriffen und beträgt 55,59 %⸗ im ersten, 43,00 %%% im zweiten, 32,90 %% im kritten Ketegs⸗ jahre. Die sofort WBetöteten sind hie bet nicht berücksichtig. Auf unseren Linienschiffen und großen Kreuzern betꝛägt der tägliche Krankenstand zurzeit durchsch intlich 6 %0, einschließlich der in Landlazaretten befindlichen Leute durchschnittl'ch 19 %. Be⸗ sonders interessieren dürften gegenwärtig die Gesundheitsverbältnisse auf unseren Unterseebooten. Auch sie sind 11“ recht gut; mit 266,76 % erreicht der Zugang im kritten Kriegsjahr noch nicht einmal den Purchschritt des Gesamtzuganges an Bord (287,33 %). Von alcen in ärzt iche Behandlung gelangten Verwundeten und Kranken sind gestorben 0,86 vH im erjsen, 0,69 vH m zweiten und 0,93 vH im brilten Kriegs jahr. Als dienstunbrauchbar entlassen waren bis zum 1. August 1917 insgesamt 5159 Mann, davon waren ver⸗ stümmelt 365; Kriegsblinde hat die Marine bis zum gerannten Zeit⸗ punkt nur 10. Ist. auf Grund vorstebender Ausführungen der Ge⸗ sundheitszustand unserer Flotte als durchaus günstig zu bezeichnen, so ist zu erboffen, daß auch die Z kunft darin keine Aenverung bringt. Die Erfolge, die alle auf dem Gebiete der Gesundheitspflege und der

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fernerhin getuadheitlich wohlvehuten sein wird.

Verkehrswesen.

Postscheckverkehr. Vielfach wird in der r hauptet, die Postverwaltung habe seit dem 1. April b Gebühr für solche Postscheckkunden eingeführt, die sich die bei ihrer Bestellpostanstalt eingehenden Post⸗ und Zahlungsanweisungen nicht auszahlen, sondern ihrem Postscheckkonto gutschreiben lassen Dies ist nicht der Fall, nur die Art der Erhebung hat sich ge⸗ ändert. Die Zahlkartengebühr wurde auch bisher stets erhoben, aber vom Konto des Postscheckkunden abgebucht. Seit dem 1. April wird die Gebühr vom Gesamtbetrage der für den Postscheckkunden gleichzeitig vorliegenden Post⸗ und Zahlungz⸗ anweisungen abgezogen und auf der Zahlkarte in Freimarken verrechnet. Wie bisher handelt es sch dabei für den Tag um höchstens 10 3. Demgegenüber fallen für den Ponschem kunden die mit der Auszahlung und Aufbewahrung baren Geldes verbundenen Unbequemlichkeiten und Unzuträglichkeiten weg, auch wird das Bestellgeld für die Auszahlung der Post⸗ und Zahlungsanweisungen gespart.

Krankenbehandlung getroffenen Maßnahmen bioher I

4 o Ken†. 2 †1pẽ 98.,44 4 8

Im Königlichen Opernhause wird morgen, 2

58 v seerh. Hafgren⸗Waag 1' vSsäulah Kraus, ronsgeest un nkel in de aupt vFaeröß 8 üßr. n Hauptrollen aufgefuhrt,

m Königlichen Schauspitlhause werden morgen P. Räuber“ in der gewohnten Besetzung gegeben. Die V hante 6 6 8 tzung geg orstellung be⸗

m Deutschen Theater findet am Donnerstag nach! Pause wieder eine Aufführung von „Othello“ mit Paal I.mnn⸗ der Titelrolle statt. Den Jago spielt Eouard von Winter stein.

In der Königlichen Hof⸗ und Harnisonkirche in Potsdam veranstaltet der Organist Professor Otto Becker sein jetztes Orgelkonzert vor den Ferten am 14 Mat (8 Uhr) als Pfingft⸗ Füsnd üenit⸗; E“ sind ne Genannten Irene

ontraalt) aus Prag, Blanca Becker⸗Samolewska (2 und Kurt Becker (Violoncello). (Ne

annig faltiges. 8

Ihre Majestät die Kaiser in und Königin ist „W. T. G. zufolge am Sonnabend von Berlin nach dem Neuen Palais hei Potsdam üdergesiedelt.

Das Deutsche Auslandomuseum und Institur in Stuttgart sammelt seit geraumer Zeit Schilderungen und Aus.⸗ zeichnungen von Auslanddeutschen über ihre ö set dem Kriegsausbruck. Insbesondere kommen in Betracht die Erleb nisse derjenigen Aus landdeutschen, die bei Kriegsbegirn oder wähdrend des Krieges den Weg in die alte Heimat gesucht und gefunden haben. Die Sammlong soll späaͤter veröffentlicht werden. Durch sie wird unser Volk erst in vollem Umfang erfahren, welche Opfer unsere Auslanddeutschen für das Vaterland gebracht baben. Es wird die Bitte an alle Autlandzeutschen, deren Angt⸗ börigen und Betonnten ausgesprochen, der Geschäftsstelle des Deutschen Auslands⸗Museums und Instituts (Stuttgart, Köntgstrate 15) ein⸗ gehende Schilee ungen mit genauen Angaden zukommen jzu lassen, Jede, auch die kleinste Mitteilung, ist willkommen.

Ueber „die Verkebrenot im geographischen Bilde“ wird der Pofessor Dr. Tießen, Dozent an der Handelsbochschule Berlin, am

Mittwoch, den 8. Mat, Abends 8 Uhr, im großen vHetzas gsahh der

Treptower Sternwarte einen Vornag mit Lichtbiltem balten. Vor und nach dem Vortrag fi den Beobachtungen mit den

großen Fernrohr statt.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ers⸗ Zweiten Beilage.) ““

Theater.

Asnigliche Schauspiele. Dienstag: Opernhaus. 120. Dauer⸗ bezugsvorstellung. Dienst⸗ und Freplätze sind aufgehoben. Salome. Drama in einem Aufzuge nach Oskar Wildes gleichnamiger Dichtung, in deutscher Uebersetzung von Hedwig Lachmann. Musik von Richard Strauß. Musikalische Leitung: Herr Kapellmeister Dr. Besl. Spielleitung: Herr Bachmann. Anfang 8 Uhr.

Schauspielhaus. 121. Dauerbezugsvorstellung. Dienst⸗ und frfesl⸗ sind aufgehaben. Die Räuber. Ein Schauspiel in ünf Aufzügen von Schiller. Sptelleitung: Herr Dr. Bruck. Anfang 6 ½ Uhr.

Mittwoch: Opernhaus. und Freiplätze siad aufgehoben. Romantische Oper von Franz Schmidt. Herr Kapehmeister Dr. Stiedry. Spielleitung: Herr Haas. Anfang 7 ½ Uhr.

Schauspielhaus. 122. Dauerbezugsvorstelung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Meine Frau, die Hosschauspielerin. Lasrspi⸗eg in drei Atten von Afred Möller und Lorhar Sachs. Spielleitung: Herr Oberspielleiter Patry. Anfang 7 ½ Uhr.

121. Dauerbezugsvorstellung. Dienst⸗ Zum ersten Male: Notre Dame. Musikalische Leitung:

Familiennachrichten.

Verlobt: Hertha Gräfin von Schwerin mit Hrn. Hauptmarn i. Reit. Feldjägerkorps und Forstassessor Arno Ortmann (Gloaau). Frl. Margaretbe Margraf mit Hrn. Leutnont Heinrich Georg von Heydebreck (z. Z. Haunover). Frl. Isa Senfft von Pilsach mit Hrn. Oberleutnant Grafen von Hohen⸗ thal und Bergen (Dresden). FrI. Elisabeth⸗Barbara Plath mit Hrn. Eenst Stockinger (Biesdorf b. Berlin).

Geboren: Eine Tochter: Hrn. Kammerjunker Theodor Frbhrv. Tucher von Simmelsdorf (Berlin). Hrn. Major Franz von Gößnitz (Berlin). Hrn. Regierungsrat Carl Fleischer (Stetrin).

Gestorben: Her. Medizinalrat und Kreisarzt Dr. Paul Weceereck (Königshüfte). Hr. Kommerzienrat W. Girardet (Honnef). Hr. Saperintendent a. D. Frtedrich Koestler (Naumburg a. S.). Ehrenstiftsdame Clementine Gräfin von Pfeil und Klein Eülguth (Deutsch Kessel).

Verantwortlicher Schriftleiter: Direktor Dr. Tyr a1, Charlvttenburs Verantwortlichfür den Anpeigfatei: Der Vorsteher der Geschäftsstels lechnungsrat Mengering in Berlin. der Geschäftsstelle (Mengering) in Berlin. ück der Norddentschen Buchdruckeret und Verlagsanstalt. Berlin, Wilbelmstraße 32.

Neun Beilagen.

Berlin, Montag, den 6. Mai

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Staatsanzeiger.

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191s.

Deutscher Reichstag. 157. Sitzung vom 3. Mai 1918. Nachtrag.

Die Rede des Staatssekretärs des Reichswirtschaftsamts Freiherrn von Stein, die vorgestern wegen verspäteten Eingangs des Stenogramms nicht mitgeteilt werden konnte, hat folgenden Wortlaut:

Alle Abgeordneten, die bisher zum Etat de Reichswirtschafts⸗ amts das Wort genommen haben, waren sich darin einig, daß der Auf⸗ gabenkreis, der dem Reichswirtschaftsamt zugewiesen ist, ein ganz un⸗ gewöhnlich großer ist, und daß die Bedeutung dieses Amtes in diesem Augendlick und für die naͤchste Zukunft beinahe ins Ungemessene wächst. Ich bin für diese einmütige Auffassung dankbar; ich teile sie auch, und tarum teile ich auch die Meinung, die der letzte Herr Vorredner eben ausgesprochen hat, daß es gut wäre, dem Reichswirtschaftsamt zu dem meichen Maße an Aufgaben, das ihm zukommt, nicht auch noch solche zuzudenken, die nicht in dem Bereich seines Aufgabenkreises liegen. Ich werde im Verlauf meiner nicht allzu langen Ausführungen noch darauf zurückkommen.

Ich kann aber dem Herrn Vorredner darin nicht folgen, wenn er zu den Aufgaben, die dem Reichswirtschaftsamt nicht zukämen, den Nachrichtendienst rechnet (Sehr richtig!), und ich knüpfe sehr gerne gerade an diese Punkte an.

Im Gegensatz zu den Ausführungen des Herrn Abgeordneten Dr. Wildgrube bin ich der Meinung, daß die Ausbildung und Ver⸗ wertung des wirtschaftlichen Nachrichtendienstes eine der vornehmsten Aufgaben des Reichswirtschaftsamtes ist, deren Bedeutung ganz außer⸗ ordentlich noch zunehmen muß. (Sehr richlig! links.) Ich habe es raher als eine meiner ersten Aufgaben betrachtet, dafür zu sorgen, daß dieser Nachrichtendienst stark ausgebaut wird, und ich hoffe, daß das Ergebnis meiner Bemühungen in dieser Richtung in Kürze auch an die Oeffentlichkeit treten kann und wird. (Yravo! Unks.) Ich nehme an, daß dann die Kritik zwar eine strenge sein wird, hoffe aber doch, daß sie auch finden wird, daß das, was auf dem Gebiete des Nach⸗ richtendienstes geleistet wird, für das Wohl und Gedeihen des deutschen Wirtschaftslebens notwendig ist. Ganz besonders möchte ich dabei bemerken, daß ich auch nicht glaube, daß das Auswärtige Amt die⸗ jenigen Aufgaben übernehmen möchte, die der Herr Vorredner ihm zugewiesen hat. Ich befinde mich bei der Ausbildung des Nachrichten⸗ wesens in steter und enger Fühlung mit allen dabei beteiligten Behör⸗ den, vorzüglich des Auswärtigen Amts. Es ist durchaus richtig: das Sammeln von Nachrichten aus dem Auslande liegt zum großen Teul in der Hand derjenigen Stellen, die dem Auswärtigen Amt unter⸗ stehen: unserer Gesandtschaften und unserer Konsulate. Es sind das aber durchaus nicht die einzigen Quellen, aus denen der wirtschaftliche Nachrichtendienst zu schöpfen hat; auch hier hoffe ich, daß durch die Mitarbeit einer großen Zahl privater Helfer der Nachrichtendienst nach Menge, Intensität, Güte und Zuverlässigkeit stark verbessert werden wird dadurch, daß wir auch an Quellen kommen, die den amt⸗ lichen Vertretern im Auslande nicht ohne weiteres zugänglich sind.

Was aber nun die Verarbeitung des Materials im Inland an⸗ langt, so ist das ich wiederhole es in ganz hervorragendem Maße eine Frage der Industrieförderung, eine Frage der Förderung des wirtschaftlichen Lebens schlechthin, und die muß ich, obgleich ich auch ohnedem genug zu tun hätte, für mich in Anspruch nehmen. (Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.)

Meine Herren, die beiden letzten Herren Vorredner haben ich hatte es nicht erwartet nach dem, was mir der Herr Präsident vorher mitgeteilt hatte sich in ziemlich eingehender Weise mit den Fragen der Uebergangswirtschaft beschäftigt. Ich will im einzelnen nicht darauf eingehen, weil ich gestern so verstanden hatte, daß in diesem Hause ein Uebereinkemmen dahin erzielt wäre, daß das in getrennter Besprechung geschehen sollte. Ich will mich daher auf das not⸗ wendigste beschränken, da ich doch die Aeußerungen, die namentlich Herr Abgeordneter Dr. Rießer getan hat, nicht unwidersprochen ins Land gehen lassen kann.

Herr Abgeordneter Dr. Rießer ist davon ausgegangen, daß, wenn die Kriegszeit etwas bewiesen habe, es eigentlich die Unnützlichkeit der, wie er sich ausdrückte, gebundenen Wirtschaft sei. Er sagte, daß es diesem Kriegssozialismus zu danken sei, wenn die kleineren und mitt⸗ leren Wirtschaften zerrieben worden wären. Ich halte das für eine schiefe Auffassung. Das ist nicht die Kriegswirtschaft gewesen, sondern der Zwang, in den uns der Krieg gebracht hat; ich glaube, daß die kleineren und mittleren Wirtschaften in noch weit größerer Zahl zer⸗ tieben worden wären, wenn nicht rechtzeitig von Staats wegen ein⸗ gegriffen worden wäte. (Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Wir leiden eben in einem guten Teil unserer Induftrie es ist das Fonz richtig ausgeführt worden darunter, daß wir vor dem Krieg. in dem Rohstoffbezuge vollständig von dem Auslande; in Ahbhängigkeit waren. Wir haben erst im Kriege gelernt, mit vielen Stoffen sparsam zu wirtschaften, viele Stoffe durch heimische zu ersetzen, die wir sonst aus dem Auslande bezogen. Aber als die Decke sder Rohstoffexknapp wurde, wurde von allen Seiten daran gezogen sehr begreiflich, denn mit den Produkten waren gute Geschäfte zu machen —, und es ist eine natürliche Sache, daß dann die Schwächeren zu kurz kommen,“ und wenn man dann nicht eingreift und nach Mögiichkeit sucht, selbständige Existenzen dadurch zu erhalten, daß man den knapp werden⸗ den Rohstoff verteilt, dann gehen die Kleinen noch viel schneller zu⸗ grunde. So sehr ich bedaure, daß dies in weitem Maße stattgefunden hat, so muß ich doch die Schlußfolgerung aus dieser Tatsache, daß diese bedauerliche Erscheinung nun gerade eine Folge der Krieg Zwirtschaft sei, ablehnen.

Run wird auch aus dieser Erscheinung ich habe bemerkt, daß

die Beohachtung nicht richtig ist ohne weiteres eine Polgerung ve⸗

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* Ohm Gewähr, mit Ausnähme der Reden d Staakosekerlans- ör, mi e er er

Minister und 4 EE

zogen, wie es aussehen würde, wenn eine ähnliche Wirtschaft, wie wir sie unter dem Zwange der Kriegsverhältnisse einrichten mußten, nun etwa in Friedenszeiten ganz frei an dem Zwange der Kriegsverhältnisse aufgerichtet würde. Auch eine solche Schlußfolgerung krankt darän, daß zwei Dinge verglichen werden, die ander vergleichbar sind. Unsere Kriegswirtschaft leidet darunter, daß wir an Auslands⸗ produkten so außerordentlich knapp sind, und leidet weiter an dem außerordentlichen Mangel an Arbeitskräften. Beides wird sich all⸗ mählich mildern, und damit würden, auch wenn die Wirtschaft so fort⸗ geführt würde, wie sie jetzt besteht, sehr viele unangenehm empfundene Begleiterscheinungen ohne weiteres wegfallen; denn wenn wir mehr zu verteilen haben, kommt auf den einzelnen mehr, und dann leidet er weniger darunter, daß ihm die Rohstoffe von einer Zentrale zu⸗ gewiesen werden; es ist ihm unter Umständen sogar angenehm, wenn er sich nicht darum zu kümmern braucht, woher er die Rohstoffe bekommt. Also so ohne weiteres läßt sich das nicht vergleichen, und daher kommt es auch, daß sich während der Uebergangszeit mit den zunehmenden Mengen on Rohstoffen die Kriegs⸗ zeit schwer empfundenen Einschränkungen werden, daß es gelingen wird, allmählich wieder dazu zu kommen, daß jeder ohne weiteres seinen Rohstoff selber beziehen kann. So lange wir aber mit geringeren Mengen an Rohstoffen rechnen müssen, als zu einer auskömmlichen Versorgung gerade der mittleren und kleineren Betriebe nötig ist, wäre es nach meiner Meinung nicht zu verantworten, wenn man die Dinge ohne weiteres ihren Lauf nehmen lassen wollte, weil dann gerade die kleinen und⸗ mittleren Betriebe, soweit sie überhaupt noch bestehen, zugrunde gehen müßten. Ich kann mich also mit dem von dem Herrn Abgeordneten Rießer vertretenen Grundsatz nicht einverstanden erklären.

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Aber, meine Herren, damit ist gar nicht gesagt, daß ich ehwa das Fortbestehen dieser Wirtschaft als etwas Ideales betrachte. Ich würde mich da mit dem im Widerspruch setzen, was der Herr Vize⸗ kanzler am 25. Februar hier ausgeführt hat. Gestern ist nun gefragt und die Erwartung ausgesprochen worden, daß ich hier ein wirtschaft⸗ liches Programm entwickeln würde. Meine Herren, das tue ich nicht, und zwar aus den verschiedensten Gründen. Was in dieser Beziehung zu sagen ist, das hat der Herr Stellvertreter des Reichskanzlers hier entwickelt, und das ist, wie es auch damals angenommen und anerkannt wurde, ein Programm, durch das sich die Regierung gebunden glaubt. Hier haben Sie also das Programm, wenn sie so wollen, das ich übernommen habe, als ich mein Amt angetreten habe, und nach dem ich bezüglich der Uebergangswirtschaft mich richten werde. Ich bin danach willens, die Uebergangswirtschaft so zu führen, daß nach Mög⸗ lichkeit die sämtlichen freien Kräfte arbeiten können. Ich bin aber auch willens, sie so zu führen, daß, so lange Knappheit im Lande herrscht, nach Möglichkeit nicht der Schwache unterdrückt wird durch den willkürlich eingreifenden Wettbewerb. Das halte ich für ganz unbedingt erforderlich.

Es läßt sich nicht sagen, wie lange das sein wird. Es läßt sich nicht sagen, daß das für alle Gewerbezweige gleich lange dauern wird. Das ist sogar sehr unwahrscheinlich. Ich glaube, daß wir, ebenso wie wir während des Krieges nicht bei allen Gewerben und Erwerbs⸗ zweigen gleichzeitig einzugreifen veranlaßt waren, es uns ebenso wenig mit einem Schlage bei allen Erwerbszweigen möglich sein wird, die Wirtschaft wieder frei gehen zu lassen. Aber es wird unser Bestreben sein, die Zeit, in der der Staat in einer immer etwas rohen Weise möchte ich sagen eingreifen wird, nach Möglichkeit abzukürzen. Kein Mensch hat Sehnsucht danach, diese Zeit zu verlängern.

Nun hat der Herr Abgeordnete Wildgrube das Bedenken geäußert, daß in dieser Beziehung ein böser Geist im Reichswirtschaftsamt um⸗ gehe. Meine Herren, ich bin im Reichswirtschaftsamt Gespenstern noch nicht begegnet. (Heiterkeit) Der Herr Abgeordnete Wildgrube kann ganz sicher sein: sollten sie sich einstellen, sie würden nicht freund⸗ lich begrüßt werden, und ich glaube, sie würden sich auch nicht darin erhalten. (Bravo! rechts.) Ich glaube, wir wollen nicht mit Ge⸗ spenstern zu tun haben; wir wollen mit Tatsachen rechnen. Wir wollen dem wirtschaftlichen Leben ins Auge sehen, wir wollen dem wirtschaft⸗ lichen Leben auf den Grund gehen und dann tun, was der Tag ver⸗ langt, nicht von einem Tag auf den anderen und nicht in den Tag hinein das bitte ich, mir zu glauben —; aber ich sage: was der Tag verlangt, und nicht mehr. Das übrige wollen wir der erprobten freien Wirtschaft überlassen. Ich für meine Person bin zwar der Ueberzeugung und das werden Sie wohl alle sein —, daß das große Erlebnis dieses Krieges auch auf dem wirtschaftlichen Gebiet auf lange, lange Zeit seine Spuren in das deutsche Wirtschaftsleben graben wird. Ich halte es für ausgeschlossen, daß Erfahrungen, die wir in diesem Kriege gemacht haben, ohne weiteres sich verwischen werden, und ich

würde es nicht für ein Unglück halten, wenn aus dem erzwungenen

Zusammenschluß ein freiwilliger würde, wenn aus den erzwungenen und dann immer unvollkommenen Maßnahmen der Wirtschaft frei⸗ willige Zusammenschlüsse würden, die freiwillig verzichten auf eine ganz schrankenlose Konkurrenz, und die dadurch dem produktiven Leben nur nützen können. In diesem Sinne, hoffe ich, wird aus der schweren Zeit des Krieges dauernder Segen für unsere Wirtschaft entspringen.

Meine Herren, nun hat der, Herr Abgeordnete Rießer sich auch damit beschäftigt, wie es die Regierung hälten würde mit Verord⸗ nungen, die für die Uebergangswirtschaft zu treffen seien. Er hat aus⸗ geführt, daß das Ermächtigungsgesetz, das am 4. August 1914 sehr weitgehende Vollmachten dem Bundesrat gegeben hat, nicht darauf gemünzt sei, weit über den Krieg hinaus Wirkungen zu äußern. Darin stimme ich ihm zu. Als Jurist müßte ich sagen, die Grundlage genügt. Was während des Krieges auf Grund des Ermächtigungsgesetzes vom Bundesrat beschlossen wird, und wovon der Reichstag nicht auf Grund der ihm zustebenden Befugnis verlangt, daß es außer Kraft gesetzt wird, behält seine Kraft auch über den Krieg hinaus. Ich würde es allerdings aber auch nicht als einen angemessenen Gebrauch dieses Grmächtigungsgesetzes finden, Verordnungen, die ihrem Inhalte nach erst nach dem Kriege wirksam werden sollen, ohne weiteres auf Grund

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den Fragen

des erwähnten Gesetzes aufzubauen, und aus diesem Grunde habe ich in der Besprechung, die der Herr Abgeordnete Dr. Rießer mit Recht als vertraulich bezeichnet hat, mit den Führern der Parteien Fühlung darüber genommen, daß wir von der Regierung aus dem Reichstag den Vorschlag machen wollen, ein anderes Gesetz für Verordnungen für die Uebergangszeit zu erlassen.

Der Herr Abgeordnete Rießer hat gefragt, warum dieses Gesetz noch nicht gekommen sei. Das sind äußere Gründe. Wir haben da⸗ mals das muß ich jetzt auch aus dieser Besprechung mitteilen mit den Vertretern der Parteien uns darüber verständigt, daß es geschehen soll. Wir haben uns weiter verständigt, daß voraussichtlich ein Hauptinhalt dieses Gesetzes sein würde, daß der Bundesrat nicht für sich allein derartig weitgehende Befugnisse erbittet, sondern daß er in Anlehnung an das Hilfsdienstgesetz vorschlagen würde, einen besonderen Ausschuß des Reichstages zu beauftragen, der in gewisser Weise die Mitwirkung des Parlaments für diese Verordnungen über⸗ nehme. Wir haben uns aber weiter darüber verständigt, daß, bis das Gesetz käme, der Staatssekretär des Reichswirtschaftsamts, bevor er sich an den Bundesrat mit Vorschlägen wendet, mit dem Sechsten Ausschusse Fühlung nehmen würde, und daß dies einstweilen so an⸗ gesehen werden solle, wie wenn dies der in Zukunft zu berufende Aus⸗ schuß wäre. So haben wir gehandelt. So sind einige Entwürfe an den Ausschuß gekommen, von denen der Herr Abgeordnete Rießer einen, den über das Textilgewerbe, grausam zerpflückt hat. Ich fühle mich davon nicht sehr betroffen. Denn dieser von dem Herrn Ab⸗ geordneten Rießer zerpflückte Entwurf hat die große Mehrheit des Ausschusses auf sich vereinigt; wenn also die Sache an dem Reichs⸗ wirtschaftsamt getadelt wird, so trifft der Tadel nunmehr den Ausschuß des Reichstages.

Ich lehne es ab, heute auf die Verordnungen einzugehen, die Ihnen nicht vorliegen. Ich glaube, Sie werden mir darin zustimmen; eine nützliche Diskussion ist über eine Verordnung, auch wenn ein Abgeordneter oder ich sie Ihnen mündlich vortragen wollte, nicht gut möglich. Vorschriften, die so tief eingreifen in das wirtschaftliche Leben, müssen sehr sorgfältig durchgesehen werden, und ich würde e für gänzlich falsch halten, wenn ich Sie bitten würde, auf Gru einer mündlich vorgetragenen Inhaltsangabe in ein Urteil einzutreten über eine Verordnung, die übrigens vorderhand nur ein Entwurf ist, die noch nicht einmal dem Bundesrat vorlag, sondern nur einstweilen eine Arbeit ist, die ich dem Ausschuß vorlegte. Aehnlich steht es mi anderen Entwürfen. Ich höre, daß auch heute früh der Ausschuß für Handel und Gewerbe einigen anderen Entwürfen im Prinzip seine Zustimmung gegeben hat.

Nun hat der Herr Abgeordnete Rießer selbst gesagt, er sähe ja ein, daß man die Wirtschaft nicht so ohne weiteres, nachdem sie s lange in Schranken geschlagen war, freigeben könne. Man müss gewisse Vorschriften machen und auch der Regierung oder dem Staat ein Kontrollrecht hier lassen. Aber dieses Kontrollrecht müsse sich fernhalten und dürfe nicht beschwert werden mit allerhand büro kratischen Formalitäten. Sehr einverstanden! Bürokratische For malitäten werden wir weglassen, und wenn der Ausschuß des Reichs tages etwas bürokratischen Formalitäten, was entbehrlich ist, in dem Entwurf findet, bin ich ihm herzlich dankbar, wenn er darau aufmerksam macht. Dann wollen wir sie beseitigen. Aber es handel sich nicht um Formalitäten, sondern darum, ob eine Stelle da sein soll, die in einer Zeit, während der, wie ich wiederhole, die Decke der Roh⸗ stoffe und manches andere für die Gesamtwirtschaft nicht zureicht, schließlich maßgebend ist und endgültig entscheiden kann, welchem Zwecke die Rohstoffe zugeführt werden müssen. u. dgl. mehr. Wenn man auf der andern Seite sagt, die Luxusindustrie soll eingeschränkt werde

Unnötiges soll nicht geschehen, unnötige Waren sollen nicht eingeführt

werden, solange der Schiffsraum knapp ist für das Notwendige, so ist 8 dies gewiß richtig; aber irgend jemand muß doch entscheiden können, was unnötig ist, was zunächst eingeführt werden muß, welche Waren zunächst hergestellt werden müssen. (Sehr richtig!) Kann ich z. B. Garn bereits freigeben, um Spitzen daraus zu machen, oder muß ich es zu anderen Zwecken vorher verwenden? Da bilft cs nicht, Grund⸗ sätze aufzustellen und es dann den Interessenten selber zu überlassen. ob sie sich an diese Grundsätze halten wollen. Meine Herren, das tun die Interessenten nicht, das fällt ihnen gar nicht ein, dazu sind sie auch gar nicht da, dann würden sie gerade das nicht tun, was man von 8 ihnen verlangt, im freien Spiel der Kräfte ihre Kräfte zu regen und dadurch, daß sie sich selber fördern, dem Allgemeinwohl zu dienen. Das ist die Aufgabe des Individuums. Wenn wir das aber zugeben, wenn eine Stelle da sein muß, die hier einschränkend eingreift, so muß das der Staat sein, und mit einem Kontrollrecht, hinter dem nicht Zwangsmittel stehen, ist nicht gedient. Meine Herren, wenn Sie eine Kontrolle üben wollen ohne Zwangsrechte, dann bitte engagieren Sie ein Kinderfräulein, aber nicht einen Staatssekretär. (Heiterkeit.) Meine Herren, ich will mich bezüglich der Uebergangswirtschaft auf diese wenigen Worte beschränken, weil ich annehme, daß Einzel⸗ heiten dieser Angelegenheit noch gesondert behandelt werden sollen. Ich wende mich zu einigen Aeußerungen, die von anderen Herren Vor⸗ rednern zum Reichswirtschaftsamt gemacht worden sind. Der Herr Abgeordnete, von Schulze⸗Gävernitz hat sich ja hauptsächlich mit unseres Außenhandels beschäftigt, gewiß: eine überaus wichtige Frage. Der Herr Abgeordnete ist der Meinung, daß wir die Drohungen mit dem Wirtschaftskrieg nicht gar zu tragisch nehmen sollen. Meine Herren, ich möchte umgekehrt davor warnen, daß wir uns da in einem Optimismus wiegen. (Sehr richtig! rechts.) Das wäre unberechtigt. Wir müssen uns auf die Möglichkeit, ja auf die Wahrscheinlichkeit gefaßt machen, daß, der Krieg, mog er ausgehen, wie er wolle, die Friedensverträge mögen lauten, wie sie wollen, unsere Gegner und zwar als Staaten wie cls Einzelpersomen nicht ohne weiteres mit uns wieder in friedliche 8 und freumtscheftliche Beziehungen zu treten bereit sein werden. Ich halte unsere Gegner nicht für alte Weiber, sondern für Männer, und wenn sie uns den Wirtschafkskrieg wiederholt androhen, nehme ich das vollkemmen ernst (Sehr richtig!), und ich würde glauben,