erlin, 9. Mai. Abends. (W. T. B.) Von den Kriegsschauplätzen nichts Neues.
—. —
Die Kämpfe des gestrigen Tages spielten sich wiederum auf den Hauptkampfplätzen in Flandern und an der Somme ab. Größeren Umfang nahmen sie in Flandern in Gegend südwestlich Voormeezele und östlich des Vyver⸗ Baches an. Hier brachte uns ein Stoß zur Verbesserung
unserer Stellungen vollen Erfolg. Außer an 670 Ge⸗ fangenen wurden ein Feldgeschuͤtz, große Bestände an Arülleriemunition sowie zahlreiche Maschinengewehre erbeutet. Unter den Gefangenen befanden sich ein englischer und ein französischer Bata llonsführer. Die blutigen Verluste des Feindes maren äußerst schwer. Gegen die neugewonnenen gen steigerte sich das feindliche Artilleriefeuer
immer größerer Stärke. 8 “ 1 8 und um 2 Uhr . — ie trotz rücksichtslosen Einsatzes starker Kräfte teils in unserem Abwehrfacsic teils im Nah⸗
kampse und Gegenstoß blutig scheiterten.
Während hier der deutsche Vorstoß voll gelang, hatte der Feind nach ausgiebiger Feuervorbereitung abermals seinen äö Angriff gegen das Kemmelgelände ange⸗ setzt. Dieser französische 2 ngriff, der anscheinend durch unseren Vorstoß auf den Raum beiderseits der Straße Reninghelst — Kemmel beschränkt wurde, scheiterte. soweit er nicht bereits in unserem Vernichtungsfeuer zusammenbrach, restlos im Nahkampf. Auch hier waren die Verluste des Feindes außerordentlich schwer. “ Gefangene, die an dieser Stelle ebenfalls in deut che Hand fielen, gehörten unter anderem zwei neu in Flandern eingesetzten franzö⸗ sischen Divisionen an. Der immer weiteren Umfang an⸗ nehmende französische Einsatz und die vergeblichen opferreichen Gegenangriffe tragen nur dazu bei, in immer höherem Maße die feindlichen Reserven zu schwächen. Am Lucebach und auf dem Westufer der Avre hielt ebenso starke Feuertätigkeit an. Ein feindlicher Vorstoß an der Straße Bray — Corbie blieb wiederum erfolglos. Bei Abwehr des australi chen Angriffs beiderseits dieser Straße nahmen wir in der acht vom 7. zum 8. Mai 4 Offiziere und 41 Mann gefangen und brachten mehrere Maschinengewehre ein. In den wiederholten An⸗ eh hier vor allem die Australier schwer bluten mlsssen. 8
121
8 Großes Hauptquartier, 10. Mai. (W. T. B.) 18 Westlicher Kriegsschauplatz. 8
An den Kampffronten war die Artillerietätigkeit tagsüber nur im Gebiete des Kemmel, beiderseits des Luce⸗Bachs und auf dem Westufer der Avre lebhaft. Starker Feuer⸗ steigerung in dieesen Abschnitten folgten feindliche Vorstöße. Bei ihrer Abwehr und bei reger Erkundungstätigkeit machten wir Gefangene. Am Abend und während der Nacht lebte der Artilleriekampf zwischen Yser und Oise vielfach auf.
An der übrigen Front blieb die Gefechtstätigkeit auf Erkundungskämpfe beschränkt.
Von den anderen Kriegsschauplätzen nichts Neues.
Der Erste Generalquartiermeister. Ludendorff.
Oesterreichisch⸗un garischer Bericht. Wien, 8. Mai. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: Südwestlicher Kriegsschauplatz. 8 Das Artilleriefener wurde nur stellenweise lebhafter. Oestlich Capo Sile, im Laghi⸗Becken, am Monte Bertica und am Suüdhang des Monte Alesi wurden feind⸗
liche Erkundungsunternehmungen abgewiesen. Der Chef des Generalstabes.
(W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: An der Piave war das Geschützfeuer auch gestern beider⸗
seits lebhaft. An der Gebirgsfront wurden an mehreren
Stellen italienische Erkundungen vereitelt.
Der Chef des Generalstabes.
Wien, 9. Mai.
Bulgarischer Bericht.
Sofia, 8. Mai. (W. T. B.) Heeresbericht vom 7. Mai. Mazedonische Front: In der Umgebung des Dobro⸗ polje war das beiderseitige Artilleriefeuer heftiger. In der Moglenagegend nördlich des Ortes Bahowo wurden zwei starke serbische Patrouillen vertrieben. Nach zweitägiger Artillerievorbereitung griffen englische Kompagnien unsere Stellungen südlich Dojran an, wurden jedoch durch Feuer und teilweise im Handgemenge abgewiesen, wobei sie große Verluste erlitten und mehrere Gefangene in unserer Hand ließen. Auf der gesamten Front lebhafte beiderseitige Flieger⸗ tätigkeit. Oestlich der Tscherna schoß ein deutscher Flieger ein feindliches Flugzeug ab, das brennend hinter unseren Stellungen abstürzte.
Dobrudschafront: Heute wurde der “ mit Rumänien im Schlosse Cotroceni bei ukarest unter⸗
zeichnet.
Sofia, 9. Mai. (W. T. B.) Generalstabsbericht vom 8. Mai.
„Mazedonische Front: Nördlich von Bitolia und öͤstlich vom Dobropolje war das Artilleriefeuer beiderseits eine gewisse Zeit heftiger. In der Gegend von Moglena vertrieben unsere Posten serbische Erkundungsgruppen. Eine eaglische Kompagnie, die nach Artillerievorbereitung in unsere
184*
Türkischer Bericht. Honstantinopel, 8. Mai. (W. T. B.)
Salästinafront: Unsere Truppen nahmen in schneidigem Zufassen eine stark verdrahtete feindliche Stellung südwestlich Umm es Schert (Wadi Abiad⸗Mündung) und erbeuteten viel Munition und Verpflegunasmaterial. Oestlich des Jordan wiesen wir feindliche Patrouillen Große Lager
Tages⸗
V
um Jericho wurden am frühen unseren Fliegern angegriffen.
Mesopotamien: In Gegend Kerkuk fuhlt der Femd gegen unsere Ostgrupp, weiter vor. Wir versammeln unsere Kräfte in der Hauptstellung unter Zurücknahme schwacher vorgeschobener Abteilungen. Auf den übrigen Fronten ist die Lage unverändert.
Konstantinopel. 9. Mai. (W. T. B.) Tagesbericht.
Palästinafront: Beiderseitiges Artilleriefeuer in mäßigen Grenzen. Rege feindliche Patrouillentätigkeit auf dem Ost⸗ ufer des Jordan Bei Ain Sinja wurde ein feindlicher Fesselballon brennend zum Absturz gebracht. Unsere Flieger griffen aus 300 m Höhe feindliche Kavallerielager im Jardantal erfolgreich mit Bomben und Maschinengewehren an. Anf den übrigen Fronten nichts von Bedeutung.
—,——
In dem Bericht über die schwere Niederlage, die die Engländer vor einigen Tagen zum zweiten Male auf dem Ostufer des Jordans erlitten haben, wurde besonders hervor⸗ gehoben, daß dank der Tätigkeit des Nachrichten⸗ dienstes rechtzeitig die Befehle der höheren Führung zum Herantransport von Verstärkungen ausgeführt werden konnten. Diese Feststellung deutet die außerordentlich wichtige Rolle an, die die Nachrichtentruppe bei der glücklich durchgeführten Uaternehmung der verbündeten deutschen und türkischen Streitkräfte gespielt hat. Unter den zur Ver⸗ fügung stehenden Nachrichtenmitteln kamen fast ausschließlich die Funkenstationen für die Verwendung in dieser Art des Krieges in Betracht. Da die Bewegungen der Truppenverbände sich auf allen Teilen der Kampftmie mit größter Schnelligkeit voll⸗ ziehen mußten, oblag den Funkerabteilungen die schwere Auf⸗ gabe, mit ihren Stationen den hin und hergeworfenen Ver⸗ bänden zu folgen und mit ihren schuell errichteten und ebenso schnell wieder abgebzuten Funkenmasten die Verbindung mit den Befehlsstellen und mit den anderen im Kampf stehenden
eereskörpern aufzunehmen. Da der Erfolg der zweiten Schlacht am Jordan zu einem erheblichen Teil der um⸗ fossenden Bewegung von Kavalleriemassen zu verdanken ist und da gerade in dieser Art der Vorbereitung eines Erfolges viel auf das schnelle und sichere Arbeiten der Nachrichten⸗ übermitilung ankommt, erhellt hieraus deutlich die Schwere der Aufgabe, die die Funker bei der Schwierigkeit des Ge⸗ ländes, den Unbilden der Witterung und der ständigen Be⸗ drohung durch feindliche Artillerie und Reiter zu bewältigen halten. Rastlos und zäh haben sie auf ihrem Posten ausgehalten und den glücklichen Ausgang des Kampfes ge⸗ währleistet.
Der Krieg zur See.
8 „Berlin, 8. Mai. (W. T. B.) Die endaültige Fest⸗ stellung der seekriegerischen Erfolge der deutschen Finnland⸗ Unternehmung hat ergeben, daß insgesamt sieben englische Unterseeboote infolge des Eingreifens der deutschen See⸗ streitkräfte vernichtet worden sind.
Berlin, 8. Mai. (W. T. B.) Ein aus dem Sperr⸗ gebiet um die Azoren zurückgekehrter U⸗Kreuzer, Kog⸗ mandant Korvettenkapitän Eckelmann, hat dort 9 wert⸗ volle Dampfer und 7 Segler von 38747 Br.⸗R⸗T. sowie das italienische Hilfskriegsschiff „Sterope“ von 9500 Br.⸗R.⸗T, insgesamt Frachtraum von 48 247 Br.⸗R.⸗T. versenkt. ÜUnter den Schiffen befanden sich außer dem genannten Hilfskriegsschiff die bewaffneten italienischen Dampfer „Tea“, 5395 Br.⸗R.⸗T., „Antioso Accame“, 4439 Br.⸗R.⸗T., „Prometeo“, 4555
r.⸗R.⸗T. „Avala“, 3835 Br⸗R.⸗T., der bewaff⸗ nete englische Dampfer „Harewood“, 4150 Br.⸗R.⸗T., die englischen Segler „Cecil Shave“, „Jorgina“, „Ma⸗ tauga“, „Frances“ und die portugiesische Bark „Lusi⸗ tania“, 529 Br.⸗R.⸗T. Zwei 7,5 ecm⸗Geschütze wurden erbeutet. Die versenkten Ladungen bestonden, soweit festgestellt werden konnte, aus 9700 t Getreide, 7500 t Mehl, 5000 t Reis, 6000 t Messing und Draht, 11 000 t Naphtha, 700 t Baumwolle, 450 t Satz, 200 t gesalzene Häute, 450 t Nutz⸗ hölzer. 45 t Messing wurden für die heimische Kriegswirt⸗ schaft mitgebracht.
Der Chef des Admiralstabes der Marine.
Berlin, 9. Mas. (W. T. B.) Am 8. Mai Mittags und Abends griffen starke feind liche Fliegergeschwader die Mole und das Dorf Zeebrügge mit Bomben an, ohne militärischen Schaden anzurichten. Durch Flieger⸗ bomben auf die Kirche von Zeebrügge wurden drei Belgier und zwei Kinder bö schwer und mehrere leicht verletzt. An der Landfront des Marinekorps wurden von unseren Jagd⸗ fliegern zwei feindliche Flugzeuge, drittes abgeschossen.
Der Chef des Admiralstabes ber Marine.
Berlin, 9. Mai. (W. T. B.) Das unter dem Kom⸗ mando des Kapitänleutnants von Glasen app stehende U⸗Zoot fat in der stark bewachten Irischen See und deren Zu⸗ ahrtsstraßen mit bestem E folg gearbeitet und dem Trans⸗ portverkehr unserer Feinde neuerdings empfindlichen Abbruch getan. Durch umsichtige und energische Führung und kühnen Einsatz des Bootes gelang es dem Kommandanten, 7 Dampfer — zum Teil aus gesicherten Geleitzügen heraus — und 3 Segelfahrzeuge mit zusammen über 26 000 Br.⸗R.⸗T. zu versenken. Wertvolles Kriegsmaterial des Feindes und für die Kriegsführung wichtige Rohstoffe — Kupfererz, Eisenerz, Kohlen, Kork ꝛc. — wurden mit den Ladungen der Schiffe vernichtet. Im einzelnen wurden folgende nameutliche Feststellungen gemacht: Bewaffnete englische Dampfer „Landonia“ (2504 Br.⸗R⸗T). Ladung 3500 t Eisenerz nach Glasgow der Geschützführer des Dampfers gäfesen eingebracht — und „Baron Herries“ (1610 Br.⸗R.⸗T.), Ladung 1600 t Kupfererz und 2000 Ballen Kork nach Glasgow — zweiter Offizier des Dampfers gefangen eingeb acht —; ferner englischer Dampfer „Katuna“ (4641 Br.⸗R.⸗T.) und englischer Raaschuner „Ethel“ mit
Kohlenladung. Der Chef des Admiralstabes der Marine.
London, 9. Mai. (W. T. B. Die Ad teilt mit: Ein englischer EE lief “ auf eine Mine und sank. Drei Offiziere und 23 Mann ein⸗ schließlich der Kauffahrteibesatzung kamen um,.
über See ein
Morgen erfolgreich von
8
8 Parlamentarische Nachrichten.
Verfassungsausschuß des Reichstags ber
am Mittwoch den Entwurf, betreffend die Zusammensetzun
des Reichstags und die Ver ältniswahl in de größeren Reichstagswahlkreisen, in erster Lesung. „ § 5 (Wahlkreise, in denen die Verhältniswahl zur Einfühnon gelangen soll), beantragten, wie „Wolffs Telegraphenbürn meldet, die Fortschrittler einen neuen § 5 a, nach dem fa die Zahl der auf einen Wahlkreis entfallenden Einwohner 9 den beiden letzten allgemeinen Volkszählungen mehr alh 300 000 beträgt, je ein neuer Abgeordneter bei der nächsen allgemeinen Wahl für jede weiteren angefangenen 20Och Emwohner auf Grund der Verhältniswahl gewählt werda soll. Dieser Antrag wurde mit 13 gegen 12 Stimmen an genommen, nachdem der Unterstaatssekretär im Reichsamt de Innern Dr. Lewald eine solche Ausdehnung des Gesetzes für bedenklich bezeichnet und ein Zentrumsredner als notwendig Folge bezeichnet hatte, daß bei Kleinerwerden von Wahltresse eine Zürückschraubung der Zahl der Abgeordneten eintreten müsse § 6 (Wahlvorschläge) wurde angenommen unter Heraufsetzung der Mindestzahl der Wähler, die Wahlvorschläge einreichen düͤtfen von 25 auf 50. Hinzugefüßt wurde auf nationalliberalen An⸗ trag die Bestimmung, daß vor der Aufstellung eines Pe⸗ werbers dessen Zustimmung erfordlich ist. Zu § 9 (Wezg handlung) wurde, abweichend von der Regierungsvorlage dp System der gebundenen Listen beschlossen, entsprechend in trägen der Fortschrittler und Sozialdemokraten. Als Bese worter der freien Listen traten nur die Konservativen auf.
7
Kunst und Wissenschaft.
Römerfunde in Bayern. Nicht weit von Eininga der Donau, dem besterhaltenen Römerkastell in Bayein, beginnt an gegenüberliegenden linken Donaunfer bei Htenheim der Limes. Untn, balb des Kastells Eining (Atusina) in einer Entfernung von etee 2 Kilometein liegen auf der Köhe des Heinbergs Grundmauen zöwi cher Gebäude, die von den L⸗uten für die Reste eines aufse, lassenen Bauerobofes gehalten wurden. Ein Zufall veranlaßte dar Landesamt für Denkmalspflege on diesen Stelle in jüngster Zet Grabungen vornehmen zu lafsen, die zu ehr interessanten E gebnissn führten. Höchstwahrschein! ch lag auf dem Heinberge als Zwischen⸗ glied zwischen dem Kassell und dem L'mesanfang ein milllärtich Wachtpoßzen, der wohl zur Zeit der Mu komannenstürme errichtet wurde. Das Ganze besteht nach dem „Korrespondenzblatt des Ge⸗ samwereies der deutschen G schschts⸗ und Altertumsvereine“ aus den eigehtlichen Wachtturm, einem großen rechteckigen Bau, der eher eimn Kaserne als ein Winschaftsgebäude gewesen zu sein scheint, vnd einen Tmpelchen. Die Auffindung z hereicher militärischer Ausrüstungt gegenstände erweist den meilttärtschen Charakter des P atzes; von einer Inschrift zu Ehren eines Kaisers im großen Bau sind leier nur gerin, fügige Reste vorha den. Am Heiltgtuvm ist eine kleiwe Kapelle vnd ein eisens umgebauter Vorhof zu erkenren. Aui dieser Bau trug eine Inschrift aus deren kieinen Bruchteilen wentgstens soptel zu erschließen ist, daß der Tempel in einen der letzten vier Monate des Jahres 226 oder 229 m Christo dem Mais und der Viktorta errichtet oder erneuert wore Ein glücklicher Zufall hat die Bildsäulen der beiden Gottheiten, de in einem Drittel der L bensgröße aus Kalkstein gefertigt sind, wieu auifinden lassen. Offenbar zerstörten in der jüngeren Hälfte n ꝛöm schen Kaiserzeit die ei faller den Alemannen den Limesposten sat rem kleinen H. iligtum aufs gründlichste und schlugen dabei den em⸗ figuren die Köpfe ab. Unter den kseinen Funden geben seltscm Eisenkreuze und andere Ersengebilde der Forschong Rätsel auf. A. Funde werden wohl dem Kreismuseum Landshat überwiesen wertte
(Fortsetzung des
u6u
Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Veilage)1“
Theater.
Königliche Schauspiele. Sonnab.: Opernhaus. 124. Daun bezugsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Rige⸗ leto. Oper in vier Akten von Giuseppe Verdi. Text von hin Musikalische Leitung: Herr Kapellmeister von Strauß. Spielleihurg. Herr Bachmann. (Gilda: Fräulein Maria Gerhart als Gaßt
Anfang 7 ½ Uhr.
Schauspielhaus 125. Dauerbezugsvorst⸗Uung. Dienst⸗ 1m Freip tze sind auf ehoben. Minna von Barnhelm oder Da Soldatenglück. Lustspiel in fünf Aufzügen von Lessing. Spie⸗ leitung: Herr Oberspielleiter Patrv. Franztska: Fräulein Blandirt Ebinger als Gatt.) Anfang 7 ½ Uhr.
Sonntag: Opernhaus. 125. Dauerbezugsvorstellung. Dien⸗ und Freiplätze sind auf ehoben. Notre⸗Dame. Romantlsche Om in zwei Aufzügen (5 Bildern) nach dem gleichnamigen Roman N Wkior Hugo von Leopold Wilk und Franz Schmidt. Must von Franz Schmidt. Anfang 7 ¼ Uhr.
Schaufpielhaus. 126. Dauerbezgsvorstellung. Dienst⸗ m.
reiplötze sind cufgeboben. Meine Frau, die Hofschauspielern Lustspiel in drei Akten von Alw„⸗d Möller und Lorhar 2 Spiellettung: Herr Oberspielleiter Patry. Anfang 7 ½ Uhr.
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v
Familiennachrichten.
Verebelicht: Hr. Major Paver von Brock mit Frl. Obe Wurtmann (Cöln Lelgn,c. 8 1b Geboren: Ein Sohn: Hrn. Rittmeister Ernst⸗Albert von Mutüut (Groß Sägtwitz bei P schkowa, Schles.). — Hrn. Rüttweit Hermann Kirsch (Hermsdorf u. Kynast). — Eine Tochten 6 8 Carl Fihrn. von Finck (Leipzig). hausn Gestorben: Hr. Dr. jar. Ee hard Frhr. von Beodenbaus Degener (Meineweh, Kr. Weißenfels 8 S.). — Hr. Hauptan Jeachtm von Kaldkstein (Veriin). — Alma Freifr. von Rolta verw. Lessing, geb. Marschall von Bieberstein (Berlin). — N. e — Schlieckmann, geb. Freiin von Sauerma (Naumbul Saäale).
—
Verankwortlicher Schriftleiter: Virektor Dr. Ty191, Charlotealmt Verantvortlichfät den Anzeigenteil: Der Vorsteber der Geschäftesel echnungsrat Mengering in in. Verlag der Geschäftsstelle (Mengering) in Berlm Druck der Norddentschen Buchdructerei und Verlagsanftalt † Berlin, Wilhelmstraße 32. 8
Acht Beilagen
(einschließlich Warenzeichenbeilage Nr⸗ 36).
palb hat das
zum Deutsche
Erste Beilage
iger und Königlich Preußischen Stantsanzeiger.
Verlin. Freitag, den 10 Mai
““
191is.
Parlamentsbericht.*)
— 4 . Deutscher Reichstag. Bericht von Wolffs Telegraphenbüro.) Sitzung von Mittwoch, den 8. Mai 1918, Nachm. 2 Uhr.
Am Bundesratstische: der Staatssekretär des Reichswirt⸗ amtes Freiherr von Stein.
Erster Vizepräsident Dr. Paasche eröffnet die Sitzung 2 ¼ Uhr.
Die Einzelberatung des Haushaltsplanes Für. das ichswirtschaftsamt wird beim Kapitel „Reichs⸗ sicherungsamt“ fortgesetzt.
ig. Bartschat (fortschr. Volksp.): Auf dem Gebiete der so⸗ zürsorge steht Deutschland an der Spitze aller Länder. Die dafür nendeten Summen sprechen für sich selbst. Man denke z. B. an senesungsheime, Lungenheilstätten und ähnlichen Anstalten, die von eennkassen und Verbänden unterhalten werden um nicht nur hei⸗ sondern auch vorbeugend zu wirken. Von großem Segen sind auch uf Veranlassung des Ver icherungsamtes während des Krieges ein⸗ eten Beratungsstellen. Zu bedauern ist nur, daß von den leiten⸗ tellen des Heeres und der Marine der späteren Fürsorge für die dem Heere entlassenen geschlechtskranken Soldaten nicht die ge⸗ nde Aüfmerksamkeit geschenkt wird. Hier wird der Staatssekre⸗ feine Einfluß geltend machen müssen. Hoffentlich wird das vom begesundheitsamt in Aussicht genommene Netz von Be⸗ sstellen über das ganze Reich bald ins Leben gerufen. Die geenossenschaften konnten im Kriege so Hervorragendes leisten, Lse scon vor dem Kriege die nötigen Vorkehrungen getroffen n. Die erhöhten Leistungen der Berufsgenossenschaften haben den Bundesrat im Januar 1918 veranlaßt, den Versicherungs⸗
Lasten aufzuerlegen, die diese kaum tragen können. Es ist fnlich, ob der Bundesrat zu einer solchen Verordnung über⸗ Fbefugt war. Diese Leistungen müssen auf jeden Fall vom b getragen werden. Dieser Ansicht war ja noch im vorigen eauch die Reichsregierung. Die Lage der Versicherungsnehmer sih doch nun aber keineswegs Die Berufsgenossen⸗ jen sind dadurch in eine schlimme Lage geraten. Sie mußten ich scoon ihre Reserven angreifen. Wir hoffen, daß dem Antrage, besenderen ständigen Ausschuß für Sozialpolitik einzurichten, egegeben wird.
Unterstaatssekretär im Reichswirtschaftsamt Dr. Caspar: Frage der Einsetzung eines solchen Ausschusses stehen wir kvolend gegenüber. Das Reichswirtschaftsamt ist mit Heeresverwaltung in Verbindung getreten, um darauf wwirken, daß die Gewerbeaufsichtsbeamten soweit als sch aus dem Heeresdienst, entlassen werden. Diesem ste wird nach Möglichkeit entsprochen werden. Zur Verhütung Unfällen bei der Herstellung von Explosivstoffen sind mit dem kant die nötigen Maßregeln getroffen worden. Es sind be⸗ te Ueberwachungsausschüsse ins Leben gerufen worden, die Vertreter der Arbeiter hinzuziehen können. Auf diesem Gebiete en eine wesentliche Verbesserung eingetreten. Die Gleichstellung Berufekrankheiten und Unfällen hat die Reichsversicherung Pen gex. Der Bundesrat hat hier die Befugnis, solche Gleich⸗ igen vorzunehmen. Es bestehen aber besondere Schwierigkeiten de Auswahl der Krankheiten, zumal eine Reihe davon auch im önlichen Leben vorzukommen pflegen, so daß es schwierig ist, zusemmenhang mit dem Betriebe festzustellen. Es müßte lich auch dann für die Berufskrankheiten eine Anzeigepflicht Fführt werden. Die Arbeiter haben zudem vielfach ihre Beschäf⸗ ig sckon gewechselt, so daß dann weitere Schwierigkeiten in der telung entstehen. Die Wünsche nach Erhöhung der Grenze für Pflichtversicherung sind anzuerkennen. Eine dauernde Re⸗ elung ier aber nur durch das Gesetz möglich. Diese Frage soll man üfigg lieber dem Bundesrat überlassen, ebenso die Festsetzung des unktes. Da die Erhöhung der Renten notwendig war, und es üf andere Weise nicht so schnell ermöglichen ließ, so wurde der vhlagene Weg gewählt. Diese Zulagen gleichzeitig auch den srentnern und Waisen zu geben, hat sich als nicht angängig er⸗
(Soz.): Aus den Ausführungen des b die Heraufsetzung der Höchstgrenze für Pflichwversichrung ist nur ein rundes, glattes Nein Fzuhören gewesen. Nach dem Kriege wird man mit ganz ungeheuren Entwertung des Geldes und also mit einer n Herabdrückung der Versicherten zu rechnen haben, wenn Erhöhungen nicht eintreten. Der Reichstag muß daher ganz sieden eine solche Erhöhung verlangen. Bei der Krankenver⸗ ung ist die Grenze von 2500 Mark für die Versicherungspflicht läͤngst nicht mehr haltbar, 2500 Mark von früher entsprechen 4000 Mark, ja 5000 Mark. Es muß also dieser Tatsache ung getragen werden. Aber auch für die Versicherungsberech⸗ g muß die bisherige Grenze von 4000 Mark erheblich höher werden. Ebenso müssen der Durchschnittsjahresarbeitsverdienst indwirtschaftlichen Arbeiter und die Ortslöhne den heutigen Ver⸗ isen entsprechend neu festgese t werden. Eine ganze Reihe wei⸗ Vorschriften der Reichsversicherungsordnung muß geändert wer⸗ In manchen Fällen könnte der Bundesrat schon auf Grund des ctigungsgesetzes einschreiten. Indirekt hat der Unterstaats⸗ ar auch diese Notwendigkeit einer tiefgreifenden Umgestaltung tlichen Verhältnisse zugegeben. Den Schutz der durch nitrier⸗ ohlenwasserstoff Geschädigten darf man nicht auf den Sterbefall eee Hinterbliebenenrente beschränken, sondern muß jede solche nliche, die Erwerbsfähigkeit des Arbeiters beeinträchtigende igung als Folge eines Betriebsunfalls anerkennen und ent⸗ gen. Sieben Jahre sind vergangen seit Verabschiedung der bversicherungsordnung, und noch Heate hat der Bundesrat nicht Foihm damals erteilten Ermächtigung Gebrauch gemacht, ge⸗ Berufskrankheiten als Betriebsunfälle für entschädigungspflich⸗ erklären. Die Verbindung des Reichswirtschaftsamts mit dem versicherungsamt läßt auch viel zu wünschen übrig; kein Ver⸗ des Reichsversicherungsamts ist hier, um uns Rede und Ant⸗ sn stehen. Zustellungen an die Ehefrau eines im Felde stehen⸗ unes sind mit rechtlicher Wirkung für rechtsgültig er⸗ worden. Damit wird dem Mann ein schweres Unrecht zugefügt. reuth Reichsversicherungsamt nicht analog der Verfügung ereufischen Finanzministers eine Verordnung erlassen, die die Fwirksamfeit solcher Zustellungen ausschließt und dem Mann maet beläßt, auch nach seiner Rückkehr Rechtsmittel dagegen Eeüfen⸗ Die Erhaltung der Anwartschaft muß auch noch nach des Betreffenden möglich sein, ricder Hinterbliebenen handelt. 1 ununterbrochener fast fngehl Versicherung ist einem Manne die Rente abgesprochen
er in den letzten zwei Jahren nicht 20 Marken,
en, oß weil n etwas weniger geklebt hat. Der Spruch ist juristisch unan⸗
lög. Wissell staatssekretärs über
ehcheneGenähe nit Ausnahme der Reden der Minister und
wenn es sich um die
fechtbar, aber ein Gesetz, das solches zuläßt, verstößt nach meiner Auffassung gegen die guten Sitten. Rulät everstiht, Sch n nach Inkrafttreten der Reichsversicherungsordnung, ist keine Klarheit über die Zulässigkeit des Rekurses vorhanden. Die Gehaltsbezüge der Angestellten im Reichsversicherungsamt entsprechen nicht im geringsten den heutigen Ansprüchen. Hier hätte das Reichswirt⸗ schaftsamt längst auf ee Am
. längst au hinwirken müssen. Ein mehr sozialer Geist sollte in das neue t einziehen.
Steaatssekretär des Reichswirtschaftsamts Freiherr von 116““
Meine Herren! Eine ganz kurze Erklärung. Der Herr Vor⸗ redner hat darauf hingewiesen, daß sich im Laufe des Krieges und im Zusammenhang mit den kriegerischen Ereignissen Härten bei der Durchführung der sozialen Versicherungsgesetze ergeben haben. Die Tatsache ist der Regierung bekannt. Die Regierung sucht Wege, um weitherzig und ohne juristischen Formalismus diese Härten zu mildern. (Zuruf von den Sozialdemokraten.)
Abg. Bartsch at: Der Unterstaatssekretär erklärte heute, das Reich könne die Kosten für die Rentenzulagen nicht tragen. Im Oktober 1917 war die Reichsverwaltung der Auffassung, daß auch die Versicherungsträger dazu nicht in der Lage seien, daß das Reich bereit sei, Zuschüsse zu leisten. Die Zulagen sind doch notwendig geworden, weil Schädigungen eingetreten sind, welche durch Maßnahmen des Reiches entstanden sind.é Die Versicherungsträger dürfen doch nicht über ihre gesetzliche Verpflichtung hinaus belastet werden, sie haben doch keine Einnahmen, die diesen neuen Lasten gegenüberstehen. Wir können also nur wünschen, daß der von allen Parteien eingebrachte Antrag, diese Kosten auf das Reich zu übernehmen, angenommen wird. Man hat hier in die Rechte der Eetbsthercbaltn eingegriffen. Wenn der Bundesrat einfach anordnet, diese Zulagen müssen gezahlt werden, soll er auch bestemmen, daß diese Leistungen als verauslagte Beträge zurückzuzahlen sind.
Bei den Ausgaben für das Aufsichtsamt für Privat⸗
ver 8 cherun H bringt
bg. Dr. Neumann⸗Hofer zur Sprache, daß das Ver⸗ fahren der Privatversicherungsgesellschaften, Kriegsbeschädigten die Versicherung zu kündigen, zur Folge haben müsse, daß die Kriegs⸗ beschädigten, die ihren Beruf weiter ausüben wollen, in ihrer Kon⸗ kurrenzfähigkeit „beschränkt werden, also gegenüber den Nicht⸗ beschädigten zurückstehen. Hier müsse die Verwaltung ihren Einfluß
zugunsten der Kiegsbeschädigten geltend machen, wenn auch ein Zwang gegenüber den Gesellschaften nicht verlangt werde.
Auf eine Anfrage des Abg. Dr. Paasche erklärt Staatssekretär des Reichswirtschaftsamts Frhr. v. Stein: Meine Herren! Die Zuständigkeit des Aufsichtsamts für Privat⸗
versicherung erstreckt sich natürlich nicht auf die außerhalb der Grenzen des Deutschen Reichs liegenden besetzten Gebiete. Das Aufsichtsamt für Privatversicherung hat mir aber über die Tatsache, die soeben der Herr Abgeordnete Dr. Paasche mitgeteilt hat, berichtet, und ich habe mich mit der Obersten Heeresleitung in Verbindung gesetzt und ge⸗ beten zu prüfen, ob es nicht möglich sei, die Versicherungsgesellschaften, die sich zum Betrieb gemeldet haben, zuzulassen. Ich für meine Person habe es befürwortet.
Zu den Einmaligen Kapitel „Beiträge für den Aus Wasserstraßen“
Abg. Dr. Gugelmeier (nt.): Der Krieg hat uns gezeigt, von welchem Nutzen uns gut ausgebaute Wasserstraßen hätten sein können. Das trifft namentlich auf den Oberrhein zu. Infolge des Gesetzes über die Frachtzuschläge und infolge der Kohlensteuer wird man in Zukunft den billigen Wasserweg noch mehr als vorher benutzen. Ebenso nötig ist aber eine bessere Ausnutzung der Ströme für Kraftwerke. Die Schweiz erblickt nun in der „Absicht, den Oberrhein zu Kraftzwecken auszunützen, eine Beeinträchtigung der Rheinschiffahrt. Die darüber in der Schweiz herrschende Erregung hätte sich vermeiden lassen, wenn man mit der Schweiz in Ver⸗ bindung getreten wäre. Ein Gedankenaustausch könnte die Bedenken zerstreuen. Auf jeden Fall können wir nicht darauf verzichten, die Wasserkräfte von Basel bis Straßburg unbenutzt zu lassen. Es wäre von Wert, zu erfahren, ob die Schweiz sich auf die Rheinschiffahrtsakte berufen kann. Aber auch innerhalb der Bundesstaaten bestehen Gegen⸗ sätze, die die Reichsregierung ausgleichen müßte.
Abg. D iez⸗Konstanz (Zentr.): Gerade der Oberrhein kann die meisten Kraftquellen liefern. Der Mangel eines gut gusgebauten Wasserstraßennetzes verhindert eine bessere industrielle Entwicklung Süddeutschlands. Bei der Regulierung des Oberrheins wäre auch die Schaffung einer Schiffahrtsverbindung zwischen Basel und dem Boden⸗ see ins Auge zu fassen. Wie die Schweiz, ist auch Oesterreich⸗Ungarn an dieser Frage interessiert. Eine schnelle Inangriffnahme der Wasser⸗ straßenprosekte dürfte auch einer großen Anzahl heimkehrender Krieger lohnende Arbeit verschaffen.
Staatssekretär des Reichswirtschaftsamts Frhr. v. Stein:
Meine Herren! Die Verhandlungen, die zwischen der Reichs⸗ verwaltung und den beteiligten Bundesregierungen über den Ausbau⸗ der Wasserstraße des Oberrheins oberhalb Straßburgs schon seit längerer Zeit eingeleitet worden sind, nahen sich insofern dem Ab⸗ schluß, als ich annehme, daß in kurzem Einigkeit über die Art und Weise der Projektbearbeitung erzielt werden wird. Es wird dann sehr umfangreicher Arbeiten bedürfen, es ist nicht etwa eine Aufgabe, die innerhalb kurzer Zeit erledigt werden kann, sondern die nach den verschiedensten Richtungen eingehendster und sorgfältigster Prüfung bedarf. Aber Sie können versichert sein, daß sowohl von der Reichs⸗ verwaltung wie von den beteiligten Bundesregierungen die Sache so förderlich wie möglich betrieben werden wird.
Wenn einer der Herren Vorredner, der Herr Abgeordnete Gugel⸗ meier, gemeint hat, daß ein Schleier tiefsten Geheimnisses über diesen Verhandlungen liege, so kann ich diese Meinung eigentlich nicht teilen. Wie der Herr Vorredner erwähnt hat, hat schon vor Jahr und Tag mein Amtsvorgänger, Herr Staatsminister Dr. Helfferich, darüber Auskunft gegeben, und in ausführlicher Weise ist auch in beiden Kammern des badischen Landtages und meines Wissens vor Jahr und Tag auch im elsaß⸗lothringischen Landtag über die Sache gesprochen worden. Also man kann nicht sagen, daß hier etwa in der Dunkel⸗ kammer gearbeitet worden sei. Dazu lag auch kein Anlaß vor. Aber so weit sind die Arbeiten nicht, daß man mit einem fertigen Projekt an die Oeffentlichkeit treten könnte, und eine gewisse Diskretion ist auch bei derlei Verhandlungen notwendi
Ausgaben bemerkt beim bauder deutschen
Was die Beteiligung der Schweiz anlangt, so will ich feststellen: Es trifft zu, daß die Schweiz aus der Rheinschiffahrtsakte keinerlei Ansprüche ableiten kann; denn sie gehört nicht zu den Kontrahenten. Dagegen werden die Verhandlungen über diese Frage mit der Schweiz mit derselben Freundschaft und demselben nachbarlichen Entgegen⸗ kommen geführt werden, das die Verhandlungen mit der Schweiz von jeher ausgezeichnet hat und den freundschaftlichen Beziehungen ent⸗ spricht, in denen wir von jeher mit der Nachbarrepublik leben. (Beifall.)
Die Schweiz hat sich, wie ich hinzufügen darf, vor kurzer Zeit über den Stand der Angelegenheit erkundigt, um ihre Interessen zu wahren. Diese Interessen liegen ja, wie die Ausführungen des Herrn Abgeordneten Dr. Gugelmeier auch ergeben haben, wohl nach zwei Seiten. Einmal ist es durchaus richtig, daß es für die Stadt Basel speziell, aber auch für den gesamten Verkehr der Schweiz nach der Nordsee von größter Bedeutung ist, daß die Schiffahrtsstraße in bester Weise hergerichtet wird. Auf der anderen Seite ist ja gar kein Zweifel, daß die Interessenten, die an der Ausnutzung der auf der schweizerischen Seite des Oberrheins verfügbaren Wasserkräfte beteiligt sind, mit einiger Besorgnis darauf sehen, daß die sehr viel größeren Wasserkräfte der Strecke zwischen Basel und Straßburg auch nutzbar gemacht werden können. Ich bin aber der Meinung, daß uns für die Zukunft so große Aufgaben industrieller Art bevorstehen, daß von irgendeiner Konkurrenz schädlicher Art hier nicht zu sprechen ist. (Sehr richtigl!) Wir werden für die gesamten Wasserkräfte reichliche Ver⸗ wendung haben, und so nehme ich auch an, daß hier kein unlösbarer Widerstreit der Interessen besteht.
Ich will noch bemerken, um jeden Zweifel zu zerstreuen, daß auch für die Reichsverwaltung nur der Ausbau der gesamten Wasserstraße von Straßburg aufwärts bis Konstanz in Frage kommt, nicht etwa loß der der Teilstrecke bis Basel. (Lebhaftes Bravo.)
Abg. Liesching (fortschr. Volksp.): Die Verhandlungen mit der Schweiz sollten tunlichst beschleunigt werden, damit die davon erwartete Ersparnis an Kohlen möglichst bald eintritt. Das Reich hat ein lebhaftes Interesse daran, bei der Verteilung der Wasser⸗ kräfte mitzusprechen. Auch Württemberg dürfte dabei nicht übergangen werden. In erster Linie ist das aber nicht eine einzelstaatliche, sondern eine Reichsfrage.
Der Rest der einmaligen Ausgaben und die Einnahmen des Haushaltsplanes für das Reichswirtschaftsamt werden ohne Erörterung erledigt.
Die Anträge des Ausschusses für Handel und Gewerbe zu den Petitionen, die die Stillegung von Betrieben betreffen, gelangen zur Annahme.
Zu dem Bericht des Ausschusses über die allgemeine Aus⸗ sprache, betreffend Stillegung der Betriebe bemerkt
Abg. Krätzig (Soz.): In der Textilindustrie ist alles in einer Weise reglementiert worden, die bei den Beteiligten eine verzweifelte Stimmung hervorgerufen hat. Alle Vorschläge der Industriellen werden von den maßgebenden Stellen abgelehnt. Die Stillegung erfolgt in einer Weise, die eine Wiederherstellung der Produktion für die Zukunft vielfach unmöglich macht, weil sich nicht nur die Kundschaft verläuft, sondern auch die qualifizierten Arbeiter in alle Winde versprengt werden. Der Kriegsausschuß für Textilersatzstoffe arbetet in einer Weise, die das größte Mißfallen der Betriebe erregen muß. In den Krveisen der Inhaber stillgelegter Betriebe wird über Vetternwirtschaft geklagt. Es ist war nicht zulässig, 8 Staatsbeamte Aufsichtsratsposten haben, in en Kreisen der Industriellen wird aber bezweifelt, daß der ehren⸗ amtliche Charagkter der Tätigkeit vor Interessenkollision schützt. Es ist eine Zellulon⸗Gesellschaft gegründet worden, die diesen neuen, für die Textilindustrie äußerst wichtigen Rohstoff ausge⸗ sprochenermaßen, monopolisie en will zur Erzielung möglichst großer Gewinne für die Gesellschafter. Der Vorsitzende dieser Gesellschaft ist Dr. Weber, der Vortragende Rat im Rrichswirtschaftsamt. Das ist doch eine sehr bedenkliche Aemtervereinigung. (Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten). Es muß dafür gesorgt werden, daß die Be⸗ triebe nach Kriegsende produktionsfahig sind. Die kleinen Betriebe dürfen nicht erwürgt werden. Im Reichswirtschaftsamt muß eine paritätische Komm ssion vorhanden sein, in der auch die stillgelegten Betriebe zum Worte kommen. Durch die Stillegung werden auch den Kommunen ungeheure Lasten aufgebürdet, da zahl reiche Arbeiter brotlos geworden sind, die so schunec nicht in anderen Betrieben Unterkunft finden können. Allerschärfster Protest muß dagegen erhoben werden, daß man solche Arbeiter zwingt, Arbeiten verrichten, die kaum das Leben ermöglichen und nur den Beutel der Kapitalisten füllen.
Damit schließt die Aussprache und das Haus beschließt nach Maßgabe der Vorschläge des Ausschusses. —
Ohne Erörterung werden dann die Berichte, betreffend Zusammenlegung von Brauereibetrieben, betreffend Stillegung von Betriebender Textil⸗ industrie und betreffend Ueberführung der Kriegs⸗indie Friedenswirtschaft, im Sinne der Ausschußvorschläge erledigt.
Um 6 Uhr wird ein Vertagungsantrag angenommen.
Vizepräsident Dr. Paasche schlägt vor, auf die Tagesordnung der am Freitag, den 10. Mai, 2 Uhr Nachmittags abzuhaltenden tfaheg den Etat des Reichsmarineamtes und des Reichsschatzamtes zu setzen.
Abg. Göhre (Soz.) beantragt, die wichtige Wohnungsfrage an die erste Stelle zu setzen.
Vizepräsident Dr. Paasche bittet, es bei seinem Vorschlage zu belassen, da die Wohnungsfrage eine sehr umfangreiche Ausspracha notwendig machen dürfte und es besser sei, vorher eist den Etat zu ffördern. 8
Abg. Prinz zu Schönaich⸗Carolath (nl.): Ich kann mich dem Vorschlage des Kollegen Göhre nur anschleßen. Es ist zu erwarten, daß die Aussprache über das Wohnungswesen nicht sehr umfangreich sein wird.
Vizepräsident Dr. Paasche schlägt vor, dann doch lieber heute noch die Wohnungsfrage zu erledigen. Das schwach besetzte Haus kann sich aber nicht einigen, bis Abg. Scheidemann die Beschlußfähig⸗ keit des Hauses anzweifelt, worauf Vizepräsident Dr. Paasche die Sitzung schließt. Es bleibt bei der, oben erwähnten Tagesordnung, nur wird vorher noch die Wohnungsfrage erledigt. ö
Schluß 6 ¼4 Uhr.
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