Die erste lediglich zum Zweck der Feuerbestattung erbaute An⸗ talt wurde am 22. Jauuar 1876 in Matland eröffnet.
die erste deut
später (1891) wurde die Feuerbestattung in einem zweiten deutschen Staate, in Baden,
Seitdem ist und gere
reich 13 Feue
Ente 1917 im Betriebe je 6 Einäscherungsanlagen in Würtiemberg und Paren, 5 in We mar Eisenach,
Sachsen⸗Cobu Reuß
1 in Plauen dem Betriebe anstalten sind
Hatne oder Felder, die
jetzt übrigens
brenrungsanlage, meist als Teil des all emeinen Friedhofs vorbanden; vielfach ist es auch gestattet, Gräbern oder
die Fuerbesta Staaten Iitzten zugelassen; in
torbenen eingeäschent werden.
Die in
bestattungsanlagen
unte zieht das
ein r jahlenmöß’gen Betrachtung. Reiche seit 1878 Einäscherungen sattgefunden — A bepeutet in ebersicht die Zihl der Bestattungsanstalten am Ende des
der folgenden U Jabres, E di Ja ees —; Jahr A 1878 8 1879 17 1580 16 1881 33 1882 33 1883 46 1884 69 1885 76 1886 95 1887 1 110
—,——B—BAOAO-O
Die Gesamtzohl
vorgenommenen
entfallen auf das letzte Fahrzehnt allem 88 699 oöder das vorletzte Jahrzehnt (1898 bt0 die Jabre 1888 — 1887 2192 1887 496 (0,s vp).
Feuerbestattung veit nach der Ginäsche ungen hacen; nur im
Vorjahr ein kleiner Rückschlag von 488 Gi äscherungen, der aber im
weiteren Verla In den 13 Feuer bestattet
in der Anlage zu
tgen (Westf.).. rankfart a M.,.
“
Wiesbaden 7(15
Verlm⸗Treptow LTi ßt
Halle a. S. .. Kiel 6 6 6 6 6, „ zusammen
davon
ilit irpersonen
ußerh. Preuße⸗
it reltgtöser Trauerfeier in
der Bestattun
Die bei weitem am stärksten benutzte Venbrennungsstätte Preußens
st hiernach die
1917 nicht weniger als 59,8 Hunderttelle oder fast drei Fänftel der Gesamtzahl in Preußen aus. 9 baben, wo jedoch nur 7,4 vH alle⸗
wurden, und an übeigen Anstalte Verbrennungen.
Pie Zahz der eingeäscherten männlichen Personen ist für die
Gesamen der die der weibli vorgenommenen 57, 0 und auf da neigung des wei
Abnahme begriffen zu sein, bältnto durch d
beiden Geschlecht
für alle prrußischen Verbrennungen
Die Zabl der eingeäscherten Militärversonen war,
von Jahr zu
äscherungen des in den Kriegg⸗
geringer Teil nach der Heimat übergeführt wird. führungen dürfte es teilwetse immerhin in
daß die Zahl d geüscherten män (d s. 1,3 vH gesamt siad von 79 oder 0,8 vH
¹) Etnerseit hag⸗ des Kriege sitrbt je doch ein bins
sie in den meisten deutschen Staaten gesetzlich erlaubt elt worden. das Gesetz vom 14
8 jüngerer Linie. bestattungsanlagen Februar
neben der E dbestartung erlaubt ist, Jahrzehrten auch in
Jahr eine Steigerung zu deobachten ist, auch wäbrend d.8 Krieges verhä tnismäßig gering (1915 — 17 1
der männlichen Verbrennungen) zugenommen hat. Ins
näscherung meist aus eschlossen ist. ) Die Zah gosscherten Personen dürfte erheblich größer sein.
ngen im Deutschen Reich und in bis Ende 1917.
Preußen
1878 folate
iche Feutroestattu gsanloge in Goth⸗. Erst 13 Jahre
und ein Jahr darauf in Hamburg zugelassen. Insbesendee wurde de Frage in Preußen durch 14 September 1911 gelöst. Zurzeit besteven im Körig⸗ rbestattungsanlagen. Im übrtgen Deutschland waren
Sochsen, 4 in Hessen, je 3 in Bavery, Sachsen⸗ „Sachsen⸗Meiningen und den Hansestädten, 2 in rg⸗Gotha und je 1 in Braunschweig, Anhalt und Die Gesamtzahl der deustschen Feuer⸗ sich also Ende 1917 auf 51; ist eine weitere Verbrenuun sanlage
t. V., die sechste im Ksönigreich Sachsen übergeben worden. Eigentümer der Einäͤscherungs⸗ fast durchweg die Gemeinden. Besondere Urnenhallen, b ausschleßlich der Aschenbeisetzung dieven, sind in vielen Gemeinden, auch in soschen ohne Ver⸗
belief 1918
die Aschenreste in den allgemeinen in Erb⸗ und Familienbegräbnissen beizusetzen. Wie tturg gegenwärtig bereits in den meisten deutschen so wurde sie in den der Mehrzahl der anderen Kulturstoaten Japan sollen sogar mehr als die Hälfte aller Ver⸗ den deutschen, insbesondere den preußischen Feuer⸗ bis Ende 1917 vorgenommenen Einäscherungen preußisch Statisttsche Landesamt in der „Stat. Forr.“ Danach haben im Deutschen
e Zahl
Jahe ¼ N Jahr 1888 1 95 1898 1889 1 128 1899 1890 111 1900 1891 165 1901 1892 221 1902 1893 256 1903 1894 267 1904 1895 263 1905 1896 3 312 V 1906
der Einäscherungen während des hetreffenden
E Jahr 4 E 423 1908 16 4050 511 1909 19 4779 639 1910 23 6 084 861 1912 34 8870 1 074 1913 40 10 168 1381 1914 43. 11 138 1 768 1915 48 10 650 2 054 1916 50 11 463 1897 3 374 1907 2 977 1917 51 13 942.
ohl der bis Ende 1917 in deutschen Krematorien Eiräscherungen beläuft sich auf 103 767. Hiervon 85,5 vH, auf 1907) 12 380 ober 11 vpH, auf 1 (2,1 vH) und auf die Jahre 1878 dis Für weitere Volkskreise von Bedeutung ist di⸗
teo SSo-2USN p
—6ö—
von ganz erheblichem Umfange: starben nämlic am Ort⸗ de Männer und 2429 (55,8 vH) Frauen.
auf je 100 Eingeäscherte
im Jahre ö 2“ 67,2 19183 78,½ “ 77,0 1915 8 11 19 8 81,2 II“ insgesamt. 77,8
be m weibl. Gestlecht 79,8 84,4 80,0 86,8 88,8
Trauerfeier verbrannt worden. getührten Leichen abhängig.
von Trauerfeiern.
Wohlfahrtspflege.
werder ist auf fast allen Domäͤnen des Brüirk Krieagslieferungen der Wirtschafisbetrteb is j tzt o geführt. Das Vcrtrauen der landwirtschaftlichen kunkt zeigt sich darin, daß Domaͤnenpäcdter sich in
sich dabei wisentlicher Pachtzinserhöhung unter U sonstiger Lasten unschwer unterwerfen.
Verkehrswesen.
den Postscheckämtern im Reichspostgebi ein Nachtrag erscheinen. In den Nachtrag sollen Postscheckkonto eröffnet ist. Für diejenigen, die de empfiehlt es sich, möglichst bald di
u hrantragen. Vordrucke zu den Anträgen sind
weiblichen in Preußen verstorbenen und cingeäscherten † r. der Etnäscherung nur 3369 (56, vH)
Hiernach sind insgesamt nur etwa acht Z'hntel der Eingeäͤschert Beim weiblichen Geschlecht war dieser Anteil durchweg böher als beim männlichen. Die Zahl der religtösen Trauerfeie n ist übrigens stark von der Anzahl der von auswärts über⸗ So haben die Anstalten, in die zahreiche Leichen von auswärts übergeführt werden (z. B. Hagen, Tilsit, Greifswald, Hisschberg i. Schl.), eine verhältnismäßig geringe Zahl
Ueberfüährungen ven Leichen zur Einäscherung innerhalb Preußens von den 5926 männl chen und 4351
Personen ver
An religibien Trauerfeiern in der Versenkungshalle entfielen
überh.
70,2 80,9 80,0 75, 6 4 0 83,7
81,1.
Die Oberschlesische Eisenbahnbedarfs⸗Aktiengesell⸗ chaft in Clelwitz überwies dem Osteuropa⸗Fnstitut außer ein m rlichen Betrag eine einmalige Spende von 50 000
Land⸗ und Forstwirtschaft.
Nach Mitteilungen aus dem Regierungsbezir des Barks trotz Futternot und
Marien⸗
dnungsmäßig fort⸗ Kreise in die Zu⸗ tunehmender Zahl
im freihändige Pachtverlängerungen bis zu 25 Jabren bewerben und
chernahme größerer
HZum amtlichen Verzeichnis der Postscheckkunden bei
et wird im Jult die Poßscheckkunden
aufgenommen werden, denen vom 1. Januar bis Ende Juni ein
imn Pestscheckverkehr
beitreten und in den Nachtrag noch aufgenommen werden wollen, e Eröffnung eines Postscheckkontos äge bei j
i jeden Gostanst lt 15 1“ 8
Theater und Musik.
in Veutschland nach den angeführten Zahsen erßt Zahrbunderiwende geworden, obwohl die gesamten im Reiche seit 1895 alljäbrlich fietig zugenommen ersten vollen Kriegsjohre 1915 zeigt sich gegen das
f des Krieges mehr als ausg⸗glichen worden ist. preußischen Einäscherungsanskalten wurden durch
(Tag der bbll ersten Sin⸗ 1912 1913 1914 1915 1816 1917
88 9. 12) 8 57 78 89 48 49 12. 10. 12) 20 109 107 144 147 172 1 ) 66 852 1107 1159 1354 1884 3 108, 166 155 146 234
28% )93 77 102 99 15 55 52 94 2 25 42 31 8 102 99, 13 16 89
31
irsge⸗ samt
329 699
6 422 812 394 260 123³ 436 299 103 129 243 107 10 356,
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in Berlin; die hier vogzogenen Emwäscherungen machten An zweiter Stelle steht zurzeit Wies⸗ Feuerdestattungen vorgenommen dritter Stelle Ftankfurt a. M. mit 58 vH. Auf die n kommen durchweg weniger als je 5 vH der gesamten
Verbrennungsanstalten in allen Jahren größer als chen. Von der Gesamtzahl der bisher in Preußen Einäscherungen entfielen auf das mänvliche Geschlecht s weibltche nur 42,1 vH. Immerhin scheint die Ab⸗ blichen Geschlechis gegen die Feuerbestattong in der soweit die in ihrem gegenseitigen Ver⸗ en Krieg stark veränderten Sterblicht ilszahlen der er einen solchen Schluß genatten ¹). Es betrug nämlich
der Anteil des
männlichen weiblichen Geschlechts Geschlechts
66 0 vH 34,0 vH
58,8 „ 41,9
59,6 40,4
59,8 4092
57,2 8 2
55,9 “ “ obwohl
8 nur 4,2 vP der Ein⸗ männlichen Geschlechts), da von den im Felde oder und Eigppenlazaretten Verstorbenen nur ein sehr Mitt diesen Ueber⸗ Zusammenhang steben, er außerhalb Preußens verstorbenen, aber hier ein⸗ nlichen Personen während des Krieges bis auf 23
den 10 356 in Preußen eingeäscherte
1 Personen nur nicht in Preußen verstorben ²).
Dagegen sind die
8 ist die Sterblichkeit deg märnlichen Geschlechts in⸗ 8 exbeblich größer als die des weiblichen; andererseits großer Teil der Männer außerhalb Preußens, so daß
I der in Preußen verstorbenen
Kammerspiele des Deutschen Th
theater verwandelt. Unter der Spielleitung des und unter der mustk⸗lischen Leitung von Siegfri wurde gestern dert „Inkogntty“, Text und Rschard “ Musik von ersten Male aufge’ührt. Die be den Verfasser h von Serihes fröher vielgesebenem Lustspt mit Geschick urd ohne wesenil che Nergröberurg Oper’tte umg modelt und dm Komponlften eine brauchbare Unferloge für seine Musit auch nicht durch besondere Eigenort auftollend, dech sich innerbalb ber durch den voꝛnehmen Luftspielstoff des guten Geschmacks zu halten Als Vorz
wenig in den Rahmen passen wohen.
Operetien, in Tanerhythmen bewegt. In der macht sich der Komponäst stets als welchen mas ihn schon konnt. volle Ausstattung sicherte der Operet'e bei den Zuch der ihr gewiß zu einer län eren Reihe von Wieder wird. Die heiden weiblichen Hauptrolen waren mi Margarete Christianz vortreff ich besetzt. durch eine gesangliche Begabung, die einer wäre. Den poluis
weiteren
recht hefriedigend. Eine stets, Franz Grosz in der irregefuͤhrten P äfekten.
Krüger vervollständigten sammenspiel.
schauspietensche Meister! Gestalr des als Versol
Im Königlichen Opernhause wirb mo „Ein Maskenball“ mit den 1 Herren Kirchner und Schwarz in den Hauptrollen kalischer Leiter ist der Kapellweister von Strauß.
Im Königlichen Schauspielhause wir Pyritz“ in ber gewohnten Besetzung gegeben. 88
Mannigfaltiges. 1 Majestät die
der Meierei Bolle in Moabit. In Gegenwart Ihrer
Behörden und Vereinen fand, Herrenhause die JFubtläumsjagung des Ber vereins statt. direktor Professor Kirchner vom Magistrat die der stäͤbtischen Behörden anderen Kommunen Groß Berlins sowie der ver vereine und der Geheime Hoftat Mey⸗ München des Peutschen Kripper verbandes ausgesprochen ha
trog über daz Thema: „Die Bedeutung der K Versorgung der Kinder außerbäuslich
Frauen.“ Hieran schlaß Kaiserlichen und Köni lichen Hoheit der Frau Kion Jubiläumgausstellung: „Die
leben anschloß. geöffnet. 1
Auf der Kyffhäuser⸗Tagung Deutschen Landes⸗Kriegerverbände, des Generallemnonts z. D. von t/iligung von Vertretern des Reichsamts des Inn riums des Innern, des Kriegsministeriums und
amts stattfand, wurde in eingehender Aussprache vortreten in den dringenden Pegenwartsfragen
die
end augwäͤrts ein.
und Kriegsteilnehmerorganisation beschlossen.
1 Ilu Kinder arbettender der Krippen“, dem sich die Vo führung eines Füms aus dem K ippen⸗ Die Ausstellung ist bie Ende Juni zum Besuche
des Vorstands
8 eateret.
Das Kammerspielhaus hat sich für den Sommer in ein Operetten⸗
Direk;ors Sladek 2d Niklar⸗Kempne⸗
von Kurt Kraatz RNudolf Nelson,
zum aben die Handlung I ‚Damen krieg“ für die Zwecke der unter balisame und
ge iefert. Diese Musik it, wenn
stris daraef bedacht, gebotenen Grenzen
— CEesch Sie ist anmutig urd von prickelndem Reiz, verfällt aber och auch hin und wieder in sürl che Empfindeleien, die
ug ist ihr serner
anzurechnen, daß sie sich nicht au schließlich, wie sontt in neuzeitlichen
Jastrumentierung
der gute Musiker bemerkbar, als Eine flotte Aufführung und geschmack⸗
zuern einen Erfolg, bolungen verbelfen t Pbila Wolff und
Die Itziere überraschte
Fortbildung wer
2 8 verdächtigen, als Kammerpiener verkleideten Henrt de Flavieneul gab Ka⸗l Eruͤnwald gesonglich wie dacvelleriich
eistung schuf, wie ger immer wieder
Karolg Toelle, Hans Waßmann und Helmuth in den anderen Rollen das flolte Zu⸗
rger, Donnerstag,
Damen Kemp, Leisver, Hansa und den
aufgeführt. Musi⸗
d morgen „Kyritz⸗
— Kaiserin und Königin besuchte „W. T. B.“ zusolge, gestern nachmittag das Reservelazarett
21 Kaiserlichen und Königlichen Hoheit der Frau Kronprinzessin und zablreicher Vert eter von wie „W. T. B berichtet, gestern im
liner Krippen⸗
Nach etvleitenden Begrüßungen orten des Vorsitenden, Geheimen Oberregterungsrats Sch losser, und nachdem der Mintsterial⸗ 9 Ministerium des Innern die Glück⸗ wünsche der Staatsregierung, der Stadtrat Doflein vom hiesigen der Reichsbauptstadt und der
wandten Fürsorge⸗ die Glückwünsche tte, gab der Vor⸗
sitzende einen Ueberblick über das Wirfen des Vereins in den verfl ssenen 40 Jabren. Hierauf bielt der Oberarzt Dri. Rott 11 spene
rippen für bie erwerbstätiger
sich ein Rundgang durch die von Ihrer
prirzessin eröffnete Frauen und
’ unter der Leitung
Winneberger und unter Be⸗
ern, des Ministe⸗ des Kriegs⸗Presse⸗ tatke äftigstes Her⸗
der Keiegsfürsorge
den Reichs⸗
en mit
.(W. T. B.)
2
Musikalische Leitung: leitung: Herr Bachmann. Chöre: 7 ½ Uhr.
Alt⸗Berliner Posse mit Gesang und Tanz in 6 Bildern) von H. Wilken und O. Justtnus. leitung: Herr Dr. Bruck. Anfang 7 ½
Rosenkavalier. von 7
die Hofschauspielerin. und Lotbhar Sachs.
kanzler, den Bundesrat und den Reschetag wurde in ey, st mmiger Beschlußfafsung eine Eingabe genichlet, in der die Regelurg der Fürsorge für die Kiegsbeschädigten und Veteranen des jetigen Krieges und der früheren Kriege vach den folgenden Grundsätzen g⸗ beten nirs: 1) Die Höhe der Pensionen und Renten der Kringz, beschöͤdigten aller Dienstgrade obne Aosnahme ist derart zu daß der auß der Beschärigung erwachsene Schaden ausgeglichen witz, und zwar Rechnung tragend der persö lichen und wirtschaftlichen Eigenarr der Lebensverhältnisse des Beschädigten. Grundsatz muß sein, daß der Bescha igte unter Ausnutzung der ihm verbllebenen Leißungs fähigkeit diejenige Lebenssellung und Lebenshaltung zu er, reichen und zu halten in die Lage versest wud, di⸗ er haben wünde, wenn er g sund geblieben wäre. 2) Der Begriff „Kriegsbeichädigtern ist so weüherzig als irgend möglich zu fassen. Es darf keine Kriegt, beschäriaten geber, die auf milde Gaben angewiesen bleiben. 3) Zar Geltendmachung ihrer Anspeüche ist den Kriegsbeschädigten ein Rechle⸗ weg iu öffaen und in dem Verfahren auch Kriegsbeschädigten eine Mitwirkung als Laienrichter zu ermöglichen. 4) Die Hinterblieberen von Kriegsbeschädigten sind binsichtlich ihrer Renten nach gleichen Gundsätzen wie die Kriegsbeschädigten zu behandeln. Hie binterblitebenen Familien köanen ebenfals verlangen, d der ihnen aus dem Tode des Familienoberhauptes bezw. Ernährers erwachsene Schaden nach Möglichkeit auegeglichen werbde. 5) Den Kriegsbeschädigten früherer Kriege sind die gleichen Vergünstigungen zuzubilligen. Eine Erböhung der bisberigen Reichsbeihilfe für Veteranen feüherer Kriege ist sofort vorzunedmen. In der Begründung wird hervorgehoben, daß der Kyffheäuser⸗Pund, der vor dem Kriege schon nahezu 3 Millionen alter Soldaten zu Mitgoliedern zählte, darunter 250 000 Veserauen aus früberen Kriegen, und der sich nech dem Kriege durch Erweiterung seines Aufgaber⸗ bereichs nicht unerheblich vermehren wird, es für seine Pflicht haͤlt, als gegebene Hriegsteilnehmerorgantsation für das Wohl der alten Solbaten einzutreten.“
Cöln, 4. Juni. (W. T. B) Die „Kölnische Volbszeiturg“ erfährt aus durckaus zuverlässiger Quelle, daß vor kurzer Zeit zwei große, im Hafen von Duntirchen befindliche Dampfer der Agence Maritime du Nord durch Explostonen im Maschinemaum vernichtet wurden. Eine Anzahl anderer Dampfer wurde auf dieselbe Weise mehr oder minder beschädigt. Die durch den Präfekten von Dünkirchen eingeleitete Untersuchung ergab, daß es sich um systematisch ausgeführte Bombenanschläge
andelt, infolge deren verschiedene Matrosen englischer, frannösischer und spantscher Nationalität fesigenommen wurden. Troz eifrtgster Be⸗ mühungen der französtchen Behörden, die Tat wiever einmal alz „deutsche Mache“ hinzustellen, ist bekannt geworden, daß man es mit einem Anschlag der eigenen Manuschaft zu tun hab⸗, deren N⸗ schwerden gegen die ungemein scheechte Verpfleaung steis ohne Enog geblieben waren. Infolge Verabreichung verdorbener Nahrungsmittel sind nämlich in letzter Zeit viele ernste Erkrankungen unter Ier⸗ giftungserscheinungen vorgekommen.
Wien, 4. Juni. (W. T. B.) Nach Meldungen der Bäfter ous Prag brennen seir Donnerstag die ausgedehnten Torf⸗ moogre bei Wittingau und die angrenzenden Wälder. 90 H ktar Torfmoor sind schon vom Feuer erfast. Der Brand scheettet noch fort. Die umliegenden Gemeinden leiden sehr durch die gewalttge Rauchentwicklung.
Paris, 4. Juni. (W. T. B.) Laut Meldung der „Ngence Havas“ ereignete sich am Montagnachmittag in einem Unter⸗ nebmen für die Landesverteidigung in Beausens eire schwere Explofton, die bedeutenden Sachschaden anrichtete. Emtge Personen wurden getötet und einige verletzt.
Nr. 43 und 44 des Zentralblatts der Bauverwaltung, herausgeg ben im Minis'ertum der öffe tlichen Arbesten, vom 25. Mat 1918 haben folgenden Inhalt: Amtliches All höchster E laß vom 19. April 1918. — Dienstnachricht n. — Nichtamtl ch 8. Das Keaiser⸗ Wilbelm⸗Institut für Arbeitspbvstologie in Berltn. — Se bis⸗ bulgarische Bauernhäuser. — Grundrißentwicklung gewerblicher W⸗ lagen. — Vermischtes: Verbesserung des Erbbaurech -. — Imtllte Stelle zur Prüfu g von Plänen und Berechnungen für stattsch be⸗ sonders beanspruchte Bauwerke und Bauteile in Bayern. — Lofo⸗
motivpkessel. — Bücherschau.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
Theater.
Königliche Schauspiele. Donnerst,: Opernhaus. 150. Dauer⸗ bezugsvorstellung. Dienst⸗ und F sind aufgeboben. Ein Maskenball. Oper in drei Akten. kusik von Giuseppe Verdi. Herr Kapellmeister von Strauß. Spfel⸗ Herr Professor Rüdel. Anfang
Kyritz⸗Pyritz. diet Auszugen Musik von Gustah
Schauspielbaus. 151. Dauerbezugsvorstellung.
Musikalische Leitung: Herr Hummel. Spriel⸗ Uhr.
Opernhaus. 151. Dauerbezugsvorstellung. Der Komödie für Musik, in drei Akten von Hugo Musik von Richard Strauß. Anfang
152. Dauerbezugsvorstellung. Meine Frau, Lustspiel in drei Akten von Aifred Möleer Spielleitung: Herr Oberspielleiter Patiy.
Freitag:
Hofmannsthal. 4 Uhr.
Schauspielhaus.
Anfang 7 ½ Uhr.
Verlobt: IFrl.
Geboren:
Gestorben
Familiennachrichttea. Martba Nitsche mit Hrn. Hauptmann Günther Fehrn. von Welczeck (Ziegenhals). — Frl. Marte von Arnim mit Hrn. Oberleutnant Di trich von Müller (Blankensee — Char⸗ lottenburg). — Frl. Eltsabeth Michaͤelts mit Hrn. Oberlehrer Hermann Witte (Stetti — Riesenbing, z. Zt. Königeberg i. Pr — Frl. Ruth von Lavergne⸗Peguilhen mt Hrn. Maͤjor g. v. — Meise (Berlin). — FI. Olaa Rupert mit Hrn. Mejor aul Gronemann (Berlin⸗Wilmersdorf). Ein Sohn: Hrn.
88 Rittmeister Franz⸗Aribert von Keichenhach (Charlortenburg). Nieden (Hamm t. W.).
— Hrn. Regierungsrat Dr. zut He. Ob’rregierungsrat a. D. Franz von Wallenberg⸗
Grunau (Breslau). — Iise Freitn Spiegel von und zu Peckell⸗ heim (Potsdam). 88 88
1
Verantwortlicher Schriftleiter: J. V.: Weber in Berlin.
Verantwortlich für den Anzeigenteil: Der Vorsteher der Geschäftsstelle
Rechnungsrat Mengerin g in Berlin. Verlag der Geschäftsstelle (Mengering) in Berlin. Druck der Rorddeutschen Buchdruckerei und Vonlagzanstalt, . BHarlin, Wilhelmstraße ĔĒKk.
1 8 g
zu bemesser.
Haus vor der
Biehete Sses Les 8 2
age
—,
Erste Beit
zum Deutschen Reichsanze
130.
—
Parlamentsbericht.*)
Dentscher Reichstag.
160. Sitzung von ee 68 4. Juni 1918, Nachmittags . hr.
(Bericht von Wolffs Telegraphenbüro.)
7
Am Bundesratstische: der Reichskanzler Graf ling, der Stellvertreter des Reichskanzlers, Wirklicher Ge⸗ heimer Rat von Payer, der Staatssekretär des Inern, Staatsminister Wallraf und der Staatssekretär des eichs⸗ justizamts Dr. von Krause.
Der erste Vizepräsident Dr. Paasche eröffnet die Sitzung nach 2 ¼ Uhr.
Vizepräsident Dr. Paasche: Meine Herren! Wir alle stehen unter dem Eindruck des traurigen Ereignisses (das Haus hat sich von den Plätzen erhoben), das uns durch den Tod unseres alten ehr⸗ würdigen Präsidenten Dr. Kaempf getroffen hat. Er war ein lang⸗ jähriges Mitglied des Hauses. Er war zuerst Vizepräsident und wurde im “ 1912 zum Ersten Präsidenten gewählt. In einer Zeit, wo schwere politische Parteikämpfe dahin führten, daß das Haus in fast zwei leiche Teile geteilt war, und es nicht leicht war, zwischen den beiden Parteien das Gleichgewicht zu halten, hat er es verstanden, durch Pflichtgefühl und Unparteilichkeit die Würde des Hauses zu wahren. Es war ihm vergönnt, als Präsident dieses Hauses eine deutend⸗ sten geschichtlichen Perioden in der Entwicklung des deutschen Volkes miterleben zu dürfen. Er war dabei das beredte Sprachrohr des Reichstages, wenn es Siege zu verkünden gab, und wenn er darauf hinwies, daß das Volk alles daran setzen wird, um durchzuhalten. Am 29. Mai hat bereits in der Wandelhalle eine überaus würdige Feier zum Andenken an den Verstorbenen stattgefunden, wobei Wahe sine
von Hert⸗
vor . 4¼ 82
Dove an dem Sarge des Entschlafenen in würdigster Weise seiner
gedacht hat. Diesen Worten habe ich nichts hinzuzufügen. Ich darf
feststellen, daß der Reichstag das Andenken seines Kriegsprasidenten
8 in Ehren halten wird, und darf feststellen, daß Ei⸗ sich zum ndenken von Ihren Plätzen erhoben haben.
Reichskanzler Graf von Hertling:
Mieeine Herren! Der schwere Schlag, der den Reichstag durch den Tod seines hochverehrten Präsidenten getroffen hat, wird von den verbündeten Regierungen und der Reichsleitung auf das schmerzlichfte mitempfunden. Ich beehre mich, dem hohen Hause dieses Gefühl auf⸗ richtigster Teilnahme hiermit zum Ausdruck zu bringen. Der Ver⸗ ewigte war ein Mann von großen Gaben des Geistes und des Herzens, von vielseitiger Bildung, von vielgestaltigen Interessen, und er war vor allem ein Mann der Arbeit und der Pflicht. Berufen, in großer Zeit an der Spitze dieses hohen Hauses zu stehen, hat er seines hohen Amtes mit ebenso großer Umsicht wie Unparteilichkeit gewaltet, unermüdlich, bis ihn die schwere Krankheit abrief und endlich der Tod ihn von seinem Schmerzenslager erlöste. Sein Andenken wird in Ehren bleiben. (Beifall.)
Vizepräsident Dr. Paasche teilt darauf die aus dem Reiche und dem verbündeten Auslande eingegangenen Beileidskundgebungen und die Danktelegramme, die das Haus darauf abgesandt hat, mit und fährt fort: In diesem Moment, wo wir unsere Arbeit beginnen, wollen wir in warmen Worten des Dankes und der höchsten Anerkennung unserer Truppen gedenken, die in diesem schweren Kriege so Großes und Unvergleichliches geleiftet haben. Unsere eiserne Mauer im Westen bewegt sich zum Staunen der Welt vorwärts. Mn stehen unsere siegreichen Truppen bereits an den Ufern der Marne, wo sie beim Beginn des Krieges, nicht besiegt durch Feindesmacht, sondern 1h die Verhältnisse im Osten ge⸗ zwungen, in eine Verteidigungsstellung zurückgewichen sind. Ich darf mit Sicherheit behaupten, daß wir ein solches Zurückweichen nicht mehr zu fürchten brauchen. Die Marne wird nicht wieder einen Wendepunkt bilden, nachdem wir im Osten freie Hand bekommen aben. Schwere Opfer werden auch diesmal wieder unsere braven ruppen bringen müssen. Wir dürfen aber mit voller Sicherheit überzeugt sein, daß im Volke das Bewußtsein schlummert, daß nicht wir an dem Blutvergießen schuld sind, sondern die, die immer wieder die Friedenshand zurückgewiesen haben. Wir boffen daß es unseren Truppen und ihren Führern gelingen wird, den entscheidenden Schlag bald zu führen und damit einen baldigen, ehrenvollen Frieden herbei⸗ zuführen. (Lebhafter Beifall.)
Vizepräsident Dr. Paasche erteilt hierauf dem Abg. Cohn⸗ Nordhausen wegen einer in der letzten Sitzung vor den Pfingstferien getanen Aeußerung nachträglich einen Ordnungsruf.
Das Haus tritt in die Tagesordnung ein. Erster Gegen⸗ stand ist eine Anfrage.
Abg. Peirotes (Soz.) wünscht, daß die aus Elsaß⸗Lothringen stammenden Soldaten bei Frbzerüng des Urlaubs genau so wie die anderen Soldaten behandelt werden. “
General von Wrisberg: Die Urlaubssperre für Elsaß⸗ Lothringer war durch die Urlaubssperre für die gesamte Westfront bedingt. Mit Aufhebung der allgemeinen Sperre trat auch für die Slseß⸗Fothringer diese außer Kraft. Eine Urlaubsbeschränkung für Elsaß⸗Lothringer besteht nicht. Beurlaubungen nach Elsaß⸗Lothrin⸗ gen unterliegen für alle Heeresangehörigen den gleichen Vorbedin⸗ gungen. Es wird nur solchen Masenschaßten eine Beurlaubung nach Elsaß⸗Lothringen verweigert, die politisch unzuverlässig sind oder von deren Angehörigen eine ungünstige Beeinflussung zu erwarten steht.
Die Anleihedenkschrift für die Schutzge⸗ hiete 1916 wird in einmaliger Beratung ohne Diskussion erledigt. Der Reichstag erklärt, daß durch die Vorlegung den gesetzlichen Bestimmungen Genüge geschehen ist.
Es folgt die erste Beratung der Novelle zum Schutz⸗ haftgesetze vom 4. Dezember 1916, in Verbindung mit dem mündlichen Bericht des Ausschusses für den Reichshaushalt über Handhabung des Belagerungszustandes und der Zensur. 8
Auf Antrag Scheidemann (Soz.) wird die Erörterung dieses Ausschußberichtes vorweg genommen.
Der Referent Abg. Dr. Stresemann (nl.)
„Abg. Frhr. von Rechenberg (Sentr.): Wieder steht das . Notwendigkeit, seine Klagen über die Hofhen der Zensur und der außerordentlichen. Gewalten, welche 8 Belagerungszustandsgesetz den militärischen. Kommandobehörden verleiht, zu wiederholen, und wieder muß es besorgen, es seine agen und Beschwerden nicht gehört, oder 88 berücksichtigt werden. Die Zensur wird nach der Auffassung, die in den weitesten Kreisen des Volkes vertreten ist, nicht unparteiisch
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geübt. Wer die Meinung vertritt, daß das Deutsche Reich Frieden nur schließen darf, in dem gleichzeitig in großem Umfange Annexionen vollzogen werden, darf sich frei in der Oeffentlichkeit vernehmen lassen. Abweichenden und gegensätzlichen Meinungen wird die gleiche Be⸗ wegungsfreiheit nicht gewährt. Wir wünschen gleiches Recht für alle. Das Gesetz über den Kriegszustand vom 4. Dezember 1916 hat zur Abbhilfe dieses unbefriedigenden Zustandes eine militärische Zentral⸗ instanz als Aufsichtsstelle und Beschwerdestelle vorgesehen. Aber auch diese Einrichtung erfüllt bisher ihren Zweck nicht vollständig. Im Hauptausschuß ist ein reiches Material vorgetragen worden, wonach die Aufstellung annexionistischer Programme einseitig begünstigt, wo⸗ nach sogar eine Begünstigung der Agitation für die Vater⸗ landspartei im Heere festgestellt erscheint, obwohl letzteres gegen § 49 des Reichsmilitärgesetzes direkt verstößt. Es ist anschei⸗ nend auch Tatsache, daß die Oberste Heeresleitung nicht Veranlassung nimmt, die nachgeordneten Stellen gegebenenfalls zu desavouieren. Der bisherige Zustand ist unhaltbar und darf nicht so weitergeschleppt werden. Abhilfe würde zu erlangen sein und Sicherstellung der Staatsbürger gegen Willkür erreicht werden, wenn die Verbündeten Regierungen der Forderung des Hauptausschusses nachgäben, den Reichskanzler als Aufsichtsstelle und als Beschwerdestelle zu bestellen
r alle Anordnungen, welche sich nicht auf militärische Angelegen⸗ heiten oder Angelegenheiten, welche überwiegend ein militärisches Interesse haben, beziehen, also ür die Handhabung des Zensur⸗ und des Vereins⸗ und Versammlungsrechts.
Abg. Bauer (Soz.): Das Wort des Kaisers „Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Deutsche“ gilt für die Militärbehörden nicht. Diesen hat der Krieg und das Kriegsrecht eine un⸗ geheure Gewalt in die Hände gegeben, und sie benutzen dieselbe mehr und mehr zur Unterstützung und im Dienst gewisser politisch reaktionärer und annexionistischer Parteien. Diese Verhältnisse sind von Jahr zu Jahr noch schlimmer geworden. Der Vaterlandspartei, dem All⸗ deutschen Verbande werden alle möglichen Begünstigungen zuteil, die Agitation für diese Parteigruppen wird durch die stellvertretenden Generalkommandos gefördert. Ihnen werden Versammlungen phne weiteres gestattet, den anderen Parteien aber verboten oder aufs äußerste erschwert. Bei Versammlungen über die Wahlrechtsfrage werden den wahlreformfreundlichen Parteien die größten Schwierigkeiten gemacht. Der Bund für Freiheit und Vaterland ist doch der beste Beweis, daß die erwerbstätige Bepölkerung gerade für die Wahlreform eintritt. Das Kriegsministerium greift auf das schroffste in die Ver⸗ sammlungsfreiheit ein. Selbst das Hilfsdienstgesetz wird dabei in einer Weise ausgenutzt, die seinem ganzen Sinne widerspricht. Auch die Art, wie die Angehörigen der pazifistischen Bewegung behandelt werden, ist die unwürdigste, die man sich denken kann. Dagegen läßt man die Ver⸗ leumdungskampagne der Alldeutschen gegen den Reichstag ohne weiteres gewähren. Das System der politischen Bevormundung zeigt sich am schlimmsten im Bericke des VI. Armeekorps. Wir sind so wieder bei den Methoden des Sozialistengesetzes angelangt. Besonders schmach⸗ voll ist die Behandlung der Landarbeiter aus Polen. Durch ihre Be⸗ schäftigung werden die Löhne der anderen Landarbeiter gedrückt. Das Recht der Arbeiterorganisationen, hier Einfluß auf die Lohnverhältnisse zu gewinnen, das früher das Kriegsministerium anerkannt hat, wird jetzt einfach bestritten. Die Behandlung dieser Polen ist um so un⸗ würdiger, als wir es hier ja nicht mit Angehörigen eines uns feindlichen Landes zu tun haben. Wir stehen doch angeblich mit Polen sogar in einem Freundschaftsverhältnis. Der Kriegsminister rechtfertigte in seinen Bescheiden auf die bei ihm einlaufenden Beschwerden über die Beeinkrächtigung der Bewegungsfreiheiten der Gewerkschaften in der Wahrnehmung ihrer wirtschaftlichen Interessen alle Verordnungen, die zum Gegenstand der Beschwerde gemacht sind, und zwar beschränkt sich diese Rechtfertigung durchaus auf allgemeine Redensarten. Am schlimm⸗ sten wird in dieser Beziehung im Bereich des VI. Armeekorps hinsicht⸗ lich des Versammlungsrechts verfahren. Dort hat man einen wilden Streik der Bergarbeiter benutzt, um die Erleichterungen, die kurz vorher auf meine Beschwerde vom Kriegsministerium verfügt worden waren, aufzuheben und den alten unerträglichen Zustand wieder einzuführen. Im Interesse der Unternehmer wird jede Betätigung der Gewerkschaften für die Verbesserung der Lohn⸗ und Arbeitsbedingaungen unmöglich ge⸗ macht. Alle Versuche, das stellvertretende Generalkommando in Breslau zu einer anderen Auffassung zu bringen, blieben erfolglos. Versamm⸗ lungen werden nur gestattet, wenn keine Angriffe gegen Behörden vder Arbeitgeber gerichtet werden. Das ist gleichbedeutend mit dem allger meinen Verbot oder der sofortigen Auflösung der Versammlung. Dabei macht es gar keinen Unterschied, ob es sich um öffentliche oder um Mit⸗ gliederversammlungen handelt. Es sieht so aus, als ob man geradezu bestrebt ist, die Arbeiter in eine Stimmung zu versetzen, die sie schließlich zu irgend welchen Dummheiten verleitet. Wie man Zeitungen und E “ mit völlig unzureichenden Begründungen verbietet, so erläßt man auch gegen einzelne mißliebige Personen Redeverbote auf längere oder kürzere Zeit. Der Geist des Geheimen Bergrats Hilger beherrscht in Schlesien nicht nur die oberste Militärbehörde, sondern auch die Zivilbehörden. Man beꝛuft sich auf fortgesetzte „Streik⸗ wühlereien und Hetzereien“, von denen aber in ganz Schlesien auch nicht das geringste festgestellt ist. Arbeitsniederlegungen haben stattgefunden, aber nur aus Verärgerung, aus Verzweiflung über eine derartige Knebelung der Arbeiterbewegung. In dem viel industriereicheren und viel mehr sozialdemokratisch „durchseuchten“ Sachsen ist von einer solchen Kneblung nicht die Rede. Schlesien wird eben beherrscht durch die echt preußischen Leute, durch den Geist des Herrn von Oldenburg⸗ Januschau, durch Herrn von Jagow, der ja seinen Befähigungsnachweis als Polizeipräsident von Berlin erbracht hat. — Die Arbeiterklasse hat, weil sie politisch und gewerkschaftlich geschult ist, diese vier schweren Kriegsjahre ausgehalten und durchgehalten; aber die Willkür der Mili⸗ tärautokraten wird die Garantien für die Aufrechterhaltung der bis⸗ herigen Ruhe schließlich zunichte machen und einer Katastrophe ent⸗ gegentreiben. Diesem schandbaren Zustande muß ein Ende gemacht, der lagerungszustand muß schleunigst aufgehoben werden.
Staatssekretär des Innern, Staatsminister Wallraf-*)
Abg. Frhr. von Richthofen (nl.): Die Tätigkeit des Reichstags in der Frage der Zensur und des Belagerungs⸗ zustandes ist weder leicht noch dankbar. Wenn man im Anfang des Krieges so leichten Herzens der Aufhebung der verfassungs⸗ mäßigen Garantien zugestimmt hat, so geschah das, weil man damals nicht auf eine so lange Dauer des Krieges rechnen konnte. Zu be⸗ dauern ist vor allem die mangelnde Einheitlichkeit bei der Hand⸗ habung der Versammlungsverbote. Mir wurde eine Rede in Breslau verboten, die ich am gleichen Tage in Görlitz halten durfte. Die Be⸗ völkerung hat doch einen Anspruch darauf, ihre Abgeordneten zu hören. Von besonderer Wichtigkeit ist die Behandlung der Versammlungen, die zum preußischen Wahlrecht Stellung nehmen. Ueber diese Frage müssen alle Schichten der Bevölkerung rechtzeitig aufgeklärt werden können, denn wir müssen damit rechnen, daß wir in absehbarer Zeit die Wähler aufrufen müssen, ihre Stimme abzugeben. Da sollte die Regierung sich mit den militärischen Instanzen in Verbindung setzen, damit Versammlungen zur Frage des preußischen Wahlrechts nicht ver⸗ hindert werden. Andernfalls würde der kommende Wahlkampf noch
„) Die Rede des Staatssekretärs des Innern Wallraf kann
vom Vorredner itierte
viel schwieriger und unruhiger werden. Die Erschwerungen für den Reiseverkehr zwischen Deutschland und Oesterreich⸗Ungarn bestehen nach wie vor. Man sollte doch endlich durch Milderung der bezüg⸗ lichen Erlasse und der Paßvorschriften Erleichterung schaffen, damit nicht Verstimmung und Verärgerung Platz greift. Die Beseitigung der Zensur ist leider nicht tunlich. Den Klagen über ihre Hand⸗ habung kann daher ein durchschlagender Erfolg nicht beschieden sein. Viel wäre aber schon zu erreichen, wenn unsere Zensurbehörden ihrs übergroße Aengstlichkeit aufgeben wollten. Eine Menge wichtiger Neuigkeiten erfährt das neutrale Ausland früher als das deutsche Volk. Insbesondere sollte, nachdem wir faktisch mit dem Osten Frieden geschlossen haben, nach dieser Richtung größere Freiheit ge⸗ geben werden. Die Ratschläge an die Soldaten, welche Zeitungen sie halten, welche sie meiden sollen, werden, so wohlgemeint sie sein mögen, das Gegenteil des Gewollten erreichen. Das preußische Belagerungs⸗ gesetz von 1851 hat bei Kriegsbeginn eine unverdiente Auferstehung gefeiert; man hätte gewiß ein neues, ein modernes Belagerungsgesetz gemacht, wenn man 1914 nur entfernt geahnt hätte, welche Dauer und Ausdehnung der Krieg gewinnen würde. An diesem Gesetz jetzt während des Krieges zu ändern, hat seine Schwierigkeiten; eine andere Frage aber ist es, ob man das Schutzhaftgesetz vom 4. Dezember 1916 verbessern soll. Diesem berechtigten Wunsche entspricht der Antrag des Haushaltsausschusses, wonach das Gesetz dahin zu ändern wäre daß gegenüber den Anordnungen der Militärbefehlshaber, soweit sie sich nicht auf Zensur und Vereins⸗ und Versammlungsrecht bezieben, eine militärische Zentralinstanz als Aufsichtsstelle und Beschwerdestelle er⸗ richtet werten soll, daß aber, soweit sich diese Anordnungen auf die Handhabung der Zensur und des Vereins⸗ und Versammlunasrechts beziehen, der Reichskanzler Aufsichtsstelle und Beschwerdestelle sein soll. Die Einwände des Staatssekretärs dagegen in allen Ehren, aber eine klare gesetzliche Regelung des Beschwerdeinstanzenzuges für die Presse ist ein unbedingtes Erfordernis und ebenso notwendig ist darüber eine Verständigung unter den maßgebenden Stellen. Nach 6 Uhr wird die Fortsetzung der Beratung auf Mitt⸗ woch1 Uhr vertagt. Vorher Vorlage, betreffend die Diäten d Rei
eichstagsmitglieder.
Preusischer Landtag. Haus der Abgeordneten. 150. Sitzung vom 4. Juni, Nachmittags 2 Uhr. (Bericht von Wolffs Telegraphenbüro.)
Am Regierungstische: der Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten von Eisenhart⸗Rothe.
Präsident Dr. Graf v. Schwerin⸗Löwitz eröffnet die Sitzung um 2 ½ Uhr, indem er der herzlichen Anteilnahme des ö an dem Hinscheiden des Präsidenten des Reichstags Dr. Kaempf Ausdruck verleiht. Das Prä⸗ sidium sei bei der Trauerfeier vertreten geweien. Das Abge⸗ ordnetenhaus ehrt das Andenken des verewigten Präsidenten des Reichstags, indem sich die Mitglieder von den Plätzen erheben.
Der Abg. Dr. von Brüning kkons.) hat infolge seiner Ernennnung zum Polizeipräsidenten sein Mand ai niedergelegt.
Die zweite Beratung des Staatshaushaltsplanas für 1918 wird bei dem Haushalt der Gestüt⸗ verwaltung fortgesetzt.
Die Staatshaushaltskommission beantrag eine Reihe von Entschließungen, worin gefordert wir 1 daß bei der Demobilmachung zur Kaltblutzucht geeignete Stuten den Landwirten zu den Aushebungspreisen der Militär⸗ verwaltung zugeführt werden, daß die Hengsthaltung in der Kaltblutzucht sowohl auf den Staatsgestüten wie auf den Privat⸗ gestüten mit staatlicher Unterstützung durch Darlehen und Prämien verstärkt wird, daß die Zuch von Laufpferden durch genügend hohe Remontepreise gefördert wird, daß wertvolls junge Stuten aus den Remontebeständen zu mäßigen Preisen an bäuerliche Züchter überwiesen werden, daß die Zucht edler Pferde mit Staatsmitteln gefördert werde.
Ferner verlangt die Kommission eine Einwirkung auf die Landwirtschaftskammern, Pferdezuchtverbände usw., daß im Interesse der Kriegsbereitschaft, der L ndwirtschaft und der Industrie die Pferdebestände durch Zuführung geeigneter Stuten zu den Hengsten vermehrt werden, sowie eine Gewährung von Staatsbeihilfen für angekörte Privathengste und für die Prämierung besonders fruchtbarer Hengste.
Berichterstatter Abg. von Kessel⸗Glauche (kons.) berichtet über die Kommissionsverhandlungen und empfiehlt die von der Kom⸗ mission einstimmig beschlossenen Entschließungen zur Annahme.
Abg. Dr. Hoesch⸗Neukirchen (kons.): Es muß verhängnis⸗ voll für unsere Pferdezucht werden, wenn der Kriegsminister auf Grund der Reichsverfassung ein Zusammenarbeiten mit dem Preußischen Landtag ablehnt. Wenn wir auch nicht erwarten können, daß der Kriegsminister in rein militärischen Fragen hier mit uns verhandelt, so müssen wir doch darauf hindrängen, daß er in rein wirtschaftlichen Fragen der Pferdezucht mit den preußischen Parlamenten in Beziehung tritt. (Sehr richtig.) Zweifellos wird später Preußen noch mehr ausschlaggebend sein für die Verstärkung des Heeres wie bisher. Das ganze Reich wird überhaupt wirtschaft⸗ lich auf Preußen angewiesen sein. Deshalb muß größere Berück⸗ sichtigung der Pferdezucht gegeben werden, denn seit dem Kriege hat die Landwirtschaft gegen 25 Prozent ihres Pferdebestandes verloren. Es darf nicht zu einem Zusammenbrechen der Landwirtschaft kommen. Die schon in der Kommission eingebrachten Anträge verlangen vor allem eine Förderung der Kaltblutzucht. Es macht einen geradezu naiven Eindruck, wenn die Staatsbehörden für Hengste 5 bis 7000 ℳ bieten, für die von anderen mit Leichtigkeit 11 bis 14 000 ℳ zu er⸗ langen sind. Die Züchtung des schweren Pferdes ist am besten beim Privatzüchter und bei der Zuchtgenossenschaft aufgehoben, denn es läßt sich nicht in der ganzen Monarchie einheitlich arbeiten. Unsere Statistik der Pferdezucht ist unzuverlässig, sie gibt z. B. in allen Jahren für die Provinz Sachsen viel weniger Privathengste an, als wirklich vorhanden gewesen sind. Dann kann man sich allerdings nicht wundern, wenn sogar von einer maßgebenden Stelle die Aeußerung gefallen ist, daß die Provinz Sachsen überhaupt nicht als
Kaltblutprovinz anzusehen sei. Wir müssen mit dem Zusammenbruch der belgischen Zucht rechnen. Belgien war das Stammland für das beste Zuchtmaterial. Wir müssen nun im Inlande so sehr wie möglich für die Zucht sorgen. Wir müssen ein wirklich leistungs⸗ fähiges Arbeitspferd züchten. Die Gewährung von Darlehen und Prämien für die Hengsthaltung darf, wie die Kommission einstimmig gewünscht hat, nicht an Bedingungen geknüpft werden, die der Er⸗ züchtung eines für landwirtschaftliche, industrielle und städtische Last⸗ fuhrzwecke geeigneten Pferdes entgegenlaufen. Wir duͤrfen nicht zu
wegen verspäteten Eingangs des Stenogramms erst morgen im Wort⸗ laut mitgeteilt werden.
einem Mittelding von Halbblut und Kaltblut kommen. Die Be⸗