1918 / 131 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 06 Jun 1918 18:00:01 GMT) scan diff

Verkehrzwesen.

Wie die „Baltisch⸗Litautschen Mitteilungen“ ber ten, sind d'e

8 Eisen bahnstrecken Nowo⸗ Anean.“

Molodeischro und Podbrodzie Konstantinow für den öffentlichen

Privatpersonen⸗, Gepäck⸗, Exp eßgut⸗, Güter⸗ und Tierverkehr frei⸗

gegeben worden. Ferner wird vom 6. Juni ab für den Bezirk der

Militareiser bahndirektion 11 in Dorpat (Estland⸗Lirland) vnd im

BVerkehr über Riga der öffentlich: Güterverkehr freigegeben. Für die

Abfert gung gelten die für die besetzten Gebiete des Ostens einge⸗ führten privaten Gütertarife.

Theater und Musik.

Im Königlichen Opernhause wird morgen, Freitag, „Der Rosenkavalter“ mit den Damen von Granselt, Denera, Engell, Birken⸗ ström und den Herren Knüpfer, Bronsgeest, Henke und Sommer in den Hauptrollen aufgeführt. Musikalischer Leiter ist der Kapellmeister Dr. Stiedry. Anfang 7 Uhr.

Im Königlichen Schauspielhause wird morgen das Lust⸗ piel „Meine Frau, die Hofschauspielerin“, in der gewohnten Be⸗ ctzung gegeben.

In der Volksbühne (Cheater am Bülowplatz) veranstaltet morgen, Freitag, Nachmittags 3 ÜUhr, das „Klassische Theater für die höheren Lehranstalten Groß Berlins“, das auf ein 9 jähriges Bestehen zuruckblickt, se ne 1000. Vorstellung Gespielt wird Maximiltau Boettchers Schauspiel aus Preußens Nacht und Not, „General Yorck“, mit Cduard v. Winterstein in der Tuelrolle und in der durch die

EFrstaufführung bekannten Besetzung. v

Fahrpreisermäßigung für Teilnehmer an Turnwett⸗ kämpfen. In Würdigung der Bedeutung des Wehrturnens für die Gewinnung eines körperlich kräftigen und gewandten Heerersatzes hat die Eisenbahnverwaltung sich bereit erklärt, die Wettkämpfe auch in diesem Jahre in beschränktem Umfange durch eine Ermäßi⸗ gung des Fah’preises zu fördern. Die preußischehessischen Staals⸗ eisenbahnen und die Reichkseisenbahnen sind infolgedessen ermächtigt worden, den Teilnehmern an den Erdkämpfen (Fuhrern, Kampf⸗ richtrn und Jurgmannen) die Eisenbahnfahrt zꝛum Militärfahrprets üunter den glechen Vorauss tzungen wie im Jahre 1917 zu gestatten. Es ist das umsomehr arzuerkennen, als die andauernden Betriebs⸗ schwierigkeiten Joufl zu einer starken Zurückzaltung in der Gewähr ung von Fahrtvergünstigungen nötigen.

wischen den Vertretern der Deutschen Turnerschaft und 18 Deutschen Reichsausschusses für Leibes⸗ übungen hat eine Setzurg stattgefun en. Das Ergebnis der Be⸗ sprechung wurde in einer Entschließuna festgelegt urnd durch beide seitige Unterschrift bestättgt. Die Ausgsprache er ab, daß dr Reichsausschuß als seine Aufgabe die CECö der vei⸗ schtedenen, die Leibesütung treibenden Verbände zu einem Zweck⸗ verband ar fieht, ohne irgendwie in die Selbstärdiakeit oder das Arbeitsgebiet der einzelnen Verbände einzugreifen. Eine Vertretung der Nerkände den Behörden gegenüber liegt nicht in seinem Zweck, ebensowenig die Inanspruchnahme der Oberleitung auf den Einzelgebteten der Leibesübungen. Um die richtige Stellung zum Reischsausschaß zu finden, erbtitet die Turverschaft von dem Reichsausschuß die Vorlage seiner neuen Satzungen und des künftigen Arber tsplanes.

„Ueber die Bedeutung des weißen Fleckes am Kopfe vieler (Herausgeber Prof. Dr. J. H. Bechho d, Frankfurt a. M.) eine interessante, von Stübler in der „Ornithologischen M natsschrift“ veröffentlichte Beobachtung mit. Eine Kohlmeise untersuchte einen Längsspalt in etnem Pfahl auf seinen Inhalt. Sie kleiterte an der dem Lichte abgewandten Seite hirauf, dabei sah man einen kleinen Lichtfleck, etwa von der Größe eines Pfenniags, hin⸗ und he⸗⸗ buschen. Das Licht wurde von dem weißen Flecke am Kopfe der Meise zuruckgewo fen und beleuchtete so das Jagdgebiet des Vogels. Da Fch diese Flecke meist um das Auge herum finden, wirken sie wie ein Hoh spiegel, in dessen Mittelpunkt das Auge sitzt, dem also dadurch bei auffallendem Lichte das Sehfeld immer erleuchtet ist.

Marseille, 5. Juni. (W. T. B.) Bei einer Exploston in den Spießbedarfsfabriken von Seaussons am 3. Juni wurden 100 Personen getötet und 50 verwundet.

Gent, 3. Juni. (W. T. B.) Heute nachmittag fand eine Feier zur Eröffnung des Studentenhauses der flämi⸗ schen Universität statt. Der Generalgouverneur, Generaloberft Freiberr von Falkenhausen, begleitet von dem Verwaltungschef für Flandern, Ob⸗ramtmann Schaible, und dem Praͤsidenten der Zivil⸗ verwaltung für Ostflandern, Landrat Ecker, war hierzu erschienen. In Vertretung des beurlaubten Etoppeninspekteurs war der General Müller zugegen. Der Rektor der Universität Pr fessor Dr. Hoffmann dankte dem Generalgouverneur für sein Erscheinen und hob in seiner Weiherede hervor, daß nur die der Unsrersität durch die deutsche Verwaltung verliehenen Rechte einer juristischen Person und die Zuweisung eines Fonds von rund vier Millioaen Francs die Möglichkeit gegeben häften, der akademischen Jugend ein Heim m schaffen. Hierauf hielt der General⸗ gouverneur folgende Ansprache: „Ich danke herzlich für die freund⸗ lichen Worte, mit denen mich der Herr Rektor begrüst hat. Mit Genugtuung habe ich daraus entnommen, daß die Absichten, die ich LLC“ Jahrhundertfeier der Universität mit der Verleihung der Rechtspersönlichk it unter Ueberweisung eines eigenen Ver⸗ mögens an die Universität verfolgt habe, wohl verstanden worden sind. Es ist mir eine beson dere Freude, daß die erste Tat des neugewählten Verwaltungsrats der Universität der Fürsorge für die Studentenschaft gilt. Mit dem Ankauf und der Einmiichtung des Studentenhauses ist ein entschlossener Schritt vorwärts getan. Fällt chen der äußere Nutzen der neuen Errungenschaft ins Auge, so offe, bart sich darüber hinaus dem tiefer Schauenden ein sittlicher und geistiger Gewinn. In diesem Hause, das für die gesamte Studentenschaft 8 bestimmt ist, soll der Geist einzieben und herrschen, der dem flämischen Volke eine neue glückliche Zukunft verheißt, der Geist der nationalen Einheit. Damit wende ich mich zu Euch, meine jungen Freunde. Pflegt die ideale Gesinnung, die in dem Wahlspruch liegt, der Eure Kreise vereinigt: „Nou ende trouw“. „In Treue fest. In Treue zur Sache Flanderns schaltet die Gegensätze aus von parteipolitischer, konfessioneller, sozialer und persönlicher Art, die bisher dieses Land nicht haben zur Ruhe kommen lassen. Seid wachsam und vertrauet. Bereitet Euch vor und macht Euch stark, die rechten Füͤhrer Eures flämischen Volkes zu werden. Die deutsche Studentenschaft ist, vor über 100 Jahren, wach⸗

erufen in der Zeit der Not durch die gluͤbenden Worte oßer Dichter und Denker, mit den Waffen in der Hand usgezogen, um mit der Befreiung des Vaterlandes zugleich die nationale Einheit zu erstreiten. Auch Euch ist die Aufgabe zu⸗ efallen, die Vorkämpfer nationaler Einigung zu sein. Euer offenes nd entschiedenes Eintreten für die flämische Sache, allen Anfein⸗ dungen und Verleumdungen zum Trutz, fordert den Mut des Be⸗ kenuers, und es ist kein geringer Kampf, den Ihr zu kämpfen habt. Ihr folgt darin Eurem verehrten Rektor, der als erster an der Spitze einer kleinen Schar von Getreuen sich zur flämischen Hoch⸗ schule bekannt hat. Eure Pflicht ist es jetzt, mit Eifer und eißem Bemühen den wissenschaftlichen Studien Euch zu widmen,

„Spiegelfleckes“, des Vögel, teilt die „Unschau“

schweißen vermögt. Daß Ihr in der Lage seid, inmitten des Weltkrieges Euch zu diesen , ist nur möglich, weil dort draußen die deutsche Jugend und mit idr ras deutsche Volk einen eisernen Schutzwall bildet auch für Eure friedliche Arbett. Mit der Entscheidung, die jetzt ecrungen wird, mit der Sprengung des um Deutschland geschmiedeten Ringes werden auch die Ketten zerrissen, in denen Flandern durch Jahzehnte gebunden lag. Erfaßt den Ernst, aber auch den Segen der Stunde! Sie mahnen Euch, an die heutigen Pflichten, die ihr jetzt und in Zukunft gegen Euer flämisches Vaterlan“ zu erfüllen habt. Diese ideale Gesinnung in der Studenten⸗ schaft lebendig zu halten, dazu soll auch das Heim beitragen, dessen Einweihung wir heute festlich begehen. Möge in die en Räumen heit 1er Lebensgenuß sich stets verbinden mtt ernster Auffassung der Pflichten gegen Volk und Land, in dem Gedanken an die Bedeutung

der Zeit, in welcher dieses Haus der studterenden flämischen Jugend

seine Pforten geöffnet hat.“ Die allgemeine Studentenvereintgung „In Treue fest“ uͤbernahm alsdann das Heim, und ihr Sprecher gelobte, daß die akademische flämi che Jugend jederzeit der Förde⸗ rungen dankbar gedenken werde, die die deutsche Verwaltung ihr habe zuteil werden lassen. Die Hoffnungen, die das flämische Volk auf ste setze, werde sie erfüllen im Geiste der unveräußerlichen Rechte des flaäͤmischen Vokes. Im Garten des Hauses verweilte alsrann der Generalgouverneur noch einige Zeit im Kreise der Profefsoren und Studenten. Am Abend fand zur Beendigung der Feier ein Fest⸗ kommers der Genter Studentenschaft statt.

Konstantinopel, 6. Junk. (W. T. B.) Der K. und K Geschäftsträger in Konstantinopel Baron Szilassy hat aus Anlaß des Brandunglücks in Stambul dem Gioßn esir und dem Mintster des Aeußern das Betleid der K. u. K. Regierung aus⸗ gesprochen und letzterem tausend türkische Pfund als Spende des Kaisers von Oesterreich für die notleidende Bevölkerung des abgebrannten Stadtteils übergeben.

6““ Handel und Gewerbe.

In den Generalyersammlungen der Nordstern, Ver⸗ sicherungs⸗Aktiengesellschaften in Berlin⸗Schöneberg wurden die Jahresrechnungen nebst den vorgeschlagenen Gewinn⸗ verteilungen genebmigt und der Verwaltung Entlastung erteilt. Bei der Nordstern, Lebensversicherungs⸗Aktiengesellschaft beläuft sich der Gewinn auf 6156 389 (gegen 6131 115 im Vorjah e). Htervon werden u. a. den Ve sicherten 4 304 167 überwiesen. Die Aktionäre erhalten wie in 1916 504 000 oder 270 für jere Aklie. Aus dem Gewinn der Noedstern, Unfall⸗ und Haftpflich⸗⸗ Versicherunge⸗Aktiengesellschast von 1 017 376 (gegen 1 012 425 in 1916) erhalten die Akttonare 540 000 auf das erböhte Atlien⸗ kapital, d. h. wie im Vorjahte 75 auf 1000 der Aktie. Bei der Nordsterr, Feuerversicherungs⸗Aktiengesrüschaft werden von dem Gewinn von 1 252 041 (gegen 1 211 113 im veorjabre) den Akt onären 620 000 wie im Vorjahre, d. h. 75 für 1000 der Aktie, überwiesen. Nach dem Rechenschaftsbe icht der Süddeutschen Rück⸗ versscherungs⸗Aktien⸗Gesellschaft in München für ras Geschäftslahr 1917 betrug die Gesamw ämieneinnabme 19 604 272 gegen 19 682 98 im Voijabre. Die Minderung wurde durch den Ausfall des amerikanischen Feuer⸗ geschätts veranlaßt. In der Lebenzsückversicherung betrug Tie Versicherungssumme nesto 11 474 686 gegen 11 825 635 ℳ; die Rent nversicherungssumme 14 969 g-genuüber 15 162 ℳ; die Heüten nee mes 465.477 gegen 369 988 im Vo⸗jahre. Der em ewinn beträgt 371 359 ℳ, die gesep liche Rücklage erhält 29 478 ℳ. „Auf jede Aktie entfallen 12 vH = 240 000 ℳ, die satzungsgemäßen Gewinnanteile benagen 20 851 ℳ. Auf neue Rech⸗ nung werden 81 029 vorgetragen. 8

Doͤrse in Berlin (Notierungen des Börsenvorstandes)

vom 6. Funi Geld Brtef *

254 155 166 ¾

159 ½ 116 ¾

65 2

19,85 104

vom 5. Juni für Geld 1 Dollar 100 Gulden 100 Kronen 100 Kronen ü Sans weiz anken Wien⸗

Budapest 100 Kronen Bulgarien 100 Leva 79

Konstanti⸗ nopel 100 Piaster 19,75 Barcelona 100 Pesetas 103

New York Hollan

Daͤnemark weden Norwegen

253 153 164 159 11

66,55 79

253 154 ⁄¾ 166 ¾ 159 ¼ 116

66,55

154 164 ½ 159 ¾ 114 ¾

66,65 79 ½

19,85 104

Madrid und 1

Die Neigung, die stark angewachsenen Käufe der letzten Tage Agc iu vermindern, hat auch heute zu weiteren Abgabes aefüvef⸗ 1 sin b;be LE eine dedea hervor⸗

„„Unter anderen waren die Hauptwerte auf dem Kohlen⸗ und Eisenaktienmarkt schwächer. Der Schluß war ruhig. te. 1h

Kursberichte von auswärtigen Fondsmärkten.

Wien, 5. Juni. (W. T. B.) Mangels kräftiger äußerer An⸗ regungen und angesichts der vom Berliner und Bebep e⸗ Markte gemeldeten Zurückhaltung bei vorwiegender Realisationsneigung hberrschte auch heute an der hiesinen Börse eine äußerst lustlose Stimmung. Bei durchweg gerinefügigen Umsätzen unterlagen die Kurse nur unbedeutenden Schwankungen, ohne größere Abweichungen gegen gestern aufzuweisen. Stärker gedrückt waren vorübergehend türkische Werte, die sich aber schließlich erholen konnten. Am Schluß griff auch im allgemeinen eine freundlichere Auffassung Platz. Die Ertlärungen Clemenceaus gingen am Markte ziemlich spurlos vor⸗ über. Auf dem Schrankenmarkte blieben die Umsätze durchweg ver⸗ einzelt. Nachfrage bestand für Petroleum und chemische Werte, während Munttions⸗, Zucker⸗ und Brauereiwerte angeboten waren.

Der e Nlie ruhig.

en, 5. Junt. (W. T. B. Amtli Devisenzentrale.) Berlin 150,00 B., rn, Ze Reteaaofnden 381,00 G., 382,00 B., Zürich 170,00 G., 17 1,00 B. Kopenhagen

Christtania

231,00 G., 232,00 B., Stockholm 247,00 G., 248,00 B. 240,00 G., 241,00 B., Konstantinopel 29,50 G., 30 25 B., Türkische Marknoten 149,90 G., 150,30 B.,

Noten 29,25 G., 30,00 B Sg. —,— 8 ondon, 3. Juni. (W. T. B.) 2 ½ % Engl. Konsols 56 5 % Argentinier von 1886 —, 4 % Brafikianer von nügls 85 4 % Japaner von 1899 —, 3 % Portugiesen —, 5 % Russen von 1906 43, 4 ½ % Russen von 1909 —, Baltimore and Ohio —,—, Canadian Feeisi 157 ¼, Erie —, Nattonal Railways of Mexico —, Pennsylvania —,—, Southern Pacifie —,—, Union acisie —,—, United States Steel Corporation 108, Anaconda opper —, Tinto 66, Chartered 15/1, De Beers def. 18,

C.,

damit Ihr später Eurem Volke zu dienen, damit r geistigen Waffen emporzuheben und

usammenzu⸗ . Kr

Goldsields 1 ¾6, Randmines 2 ½. 5 % Kri gsanleihe leihe 1602, 3 ¼4 % Kriegsanleihe 57⁄; 8 0

hohen Aurgaben vorzubereit’r, dag 4 % Japager von 1899 71 ½, 3 % Portugiesen —,

2 ½ 2% Englis e

asilianer w nae b . „% Rusg, rvon 1906 42 ½ 4 ½ % Russen von 1909 —, Baltimore and nn

„—, Canabtan Pacific 157 ¼, Ertie —, National Ratlwayf Mericc —, Pennsylvania —,—, Southern Pacific —,—, Pactfie —,—, United States Steel Corporation 103, Copper —, Rto Tinto 66 ½, Charterer 15/0, De Beerz Goldfields 1 ⁄16., Randmines 2 ²1⁄½1 6. 5 % Kriegsanleibe 93 14 Krieasanleihe 100 ⅞, 3 ½ % Kriegsanleihe 87 ¼. Privatdiskont 38cn Silber 48 ½ Wechsel auf Amster 3 Monate 9,39 ½, Wechsel g Ampardam kurz —,—, Wechsel auf Paris 3 Monat’ 27,56, Wechsel auf Paris kurz 27,16, Wechsel auf Petersburg kurz —.

Parie, 4. Juni. (W. T. B.) 5 % Franzosische Anleibhe 87,95, 3 % Französische Rente 60,00, 4 % Span. äußere Anleie 143,25, 5 % Russen von 1906 —,—, 3 % Rufsen von 1896 4 % Türken untf. 62,20, Suezkanal 4845, Rio Tinto 1840.

Paris, 5. Juni. (W. T. B.) 5 % Franzoöstiche Anleih; 87,95 3 % Französtsche Nente 60,00, 4 % Span. äußer⸗ - . a. 143,50 5 % Russen von 1906 —,—, 3 % Russen von 1896 30,50 4 % Kürter unif. 62,40 Suezkanal 4855, Rio Tinto 1830. *⁶

Amsterdam, 4. Juni. (W. T. B.) Amertkanische Werte sehr fest, Oelwerte bebauptet. Wechsel auf Berlin 38,07% Wechsel auf Wien 23,05, Wechsel auf Schweiz 49,80, Wechsel auf Kopenhagen 61,00, Wechsel auf Stockholm 66 75, Wechsel auf New Yorf 195,00, Wechsel auf London 9,37 ½, Wechsel auf Paris 34,30. 4t % Nieberländ. Staatsanlethe 92 ¼ Oöbl. 3 % Niederländ. W. S. 68 ¾ Königl. Niederländ. Petroleum 533 ⅛, Holland⸗Amerika⸗Linte 374 ½, Niederländisch⸗Indische Handelt. bant 166 ½¼, Atchison, Topela u. Santa 586 —, Rod Jsland Southern Pacisie —, Southern Railwan 21 ½, Union Pacific 119 Anaconda 129 ¾, Unhed States Steel Corp. Franzoͤsisch⸗ Englische Anleibe —, Hamburg⸗Amerika⸗Linie —. b

Kopenhagen, 5. Juni. (W. T. B.) Feiertag.

Stockholm, 5. Junt. ( . B.) Sichtwechsel euf Berlin 57,25, do. auf Umsteroam 149,00, do. auf schweizerische Plätze 74,50, do. auf London 13.90, do. auf Paris 51,50.

B.) Unter Be⸗

London, 4. Juni. (W. T. B.)

568, 5 % Argenftnier von 1886 —, 4 % Br

1““

New York, 4. Juni. (Schluß.) (W. T. vorzugung von Steels und Eisenbahnaktten setzte die Börse zun aͤchst⸗ in sehr fester Haltung mit anziebenden Kursen ein, wurde aber im weiteren Verlaufe infolge von Realisationen etwas matter. In den Nachmittassstur den erneute sich indes ote Kaufluft, besonders Tradsport⸗ aktten und Spezialwerte wurden in größeren Posten aus dem Martte genommen. Bei Schluß war die Haltung als sehr fest zu beieichnin, Der Umsatz bezifferte iich auf 740 000 Aktten. Geld: Bebauptet. Geld auf 24 Stunden Durchschniltssatz 4 ¼, auf 24 Stunden letztes Darlehen 4 ½, Wechsel auf London (60 Tage) 4,72.75 Cable Tranzferg 4,76,45, Wechsel auf Paris auf Sicht 5,71,75, Süter in Barren 99 ½, 3 % Norther Pacific Boꝛnds —, 4 % Verem. Staaten Bonds 1925 —,—, Atchison, Topeka . Santa F6 84 ½, Baltmore and Ohto 55 ¼, Canadian Pactsic 146 Chesapeake u. Ohio d. Chicago, Milwaukee u. St. Paul 43 ¾H, Denver u. Rio Grande

Uinois Central 96, Louisville u. Nashville 115, New York entral 72 ¼, Norfoll u. Western 103, Pennsylvanis 43 ⅛, Reading 90 ¾, Sorthern Pacisic 83 ½ Union Pacific 121 ⅛, Anaconda LWWIIö“ 63 ⅞. United States Steel Corporation 97 ½, do. ef. Rtio de Janeiro, 31. Mat. (W. T. B.) Wechsel a London 13 ⁄. Ffes gs

Kursberichte von auswärtigen Warenmärkten.

London, 4. Juni. (W. T. B.) Kupfer prompt 110.

Liverpool, 4. Juni. (W. C. B.) aumwolle Umsct 2000 Ballen, Einfuhr Ballen, davon Ballen amen,⸗ kanische Baumwolle. Für Jult 21,80, für August 21,00. Brasiltanische 5 Poankte höher, Aegyptische 26 32 Punkte ntedrign

Amsterdam, 5. Junt. (W. T. B.) Otle notizlos.

New York, 3. Juni. (W. I. B.) Die sichtbare Vorräte betrugen in der vergangenen Woche: An Wetzen 1 181 000 Busbels, an Kanadaweizen Busbhels, an Mal

13 038 000 Bushels.

New York, 4. Juni. (W. T. B.) (Schluß.) Baumwolle loko middling 29 50, do. für Juni 24,95, do fur Juli 24,97, do. für Aagust 24,47, New Orleans loko middling 30,00, Petroleum refined (in Cases) 18,75, do. Stand. white in New York 15,05, do. in tanks 8,25, do. Credit Balances et Oil City 4,00, Schmalz prime Western 24,65, do. Rohe & Brotbers 26,75, ucker Feate fürge 5,92, Weizen Winter 226, Mehl Spring⸗Wheal

„ars 10,75 10,95, Getreidefracht nach Liverpool nom., Kaffes Rio Nr. 7 loko 8 ⅛, do. für Mai 8,13, do. für Juli 8,22, do. füß September 8,40.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Theater.

Königliche Schauspiele. Freitag: Opernhaus. 151. Dauen⸗ bezugsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Der Rosenkavalier. Komödie für Mufik, in drei Akten von Huao von Hofmannsthal. Musik von Richard Strauß. Mustkalische Lestung: Herr Kapellmeister Dr. Stiedry. Spielleitung: Herr Hertzer,

Anfang 7 Uhr.

Schaufpielbaus. 152. Dauerbezugsvorstellung. Meine Frau, die Hofschauspielerin. Lustspiel in drei Akten von Alfred Mölenr und Lothar Sachs. Spielleitung: Herr Oberspielleiter Patüy⸗ Anfang 7 ½ Uhr.

Sonnabend: Opernhaus. und Freiplätze sind aufgehoben. von „Alpenkönig und Menschenfeind“.) nach F. Raimund von Richard Batka. Anfang 7 ½ Uhr.

Schausptelhaus. 153. Dauerbezugsvorstellung. Der neue Herr⸗

chauspiel in 7 Vorgängen von Ernst von Wildenbruch. Spiel⸗ leitung: Herr Dr. Bruck. Anfang 7 Uhr.

152 Dauerbezugsvorstellung. Dienst⸗

Rappelkopf. (Berliner Fassung Oper in drei Aufzügen Musik von Leo Blech

Familiennachrichten.

Geboren: Eine Tochter: Hrn⸗ von Reibnitz (penbeht Hrn. Oberleutnant Hans Frh

Gestorben: Hr. Georg⸗Ernst Frhr. von Thümmler (Bad Kösen)

Verantwortlicher Schriftleiter: J. V.: Weber in Berlin. Verantwortlich für den Anzeigenteil: Der Vorsteher der Geschäftsstelle Rechnungsrat Mengerin g in Berlin. 1 Verlag der Geschäftsstelle (Mengering) in Berlin. Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagsanstalt, Berlin, Wilhelmstraße 32.

Sechs Beilagen

die Inhaltsangabe Nr. 22 zu Nr. des bffeutliche Auzeigers.

zum Deui

8

Erste Beilage

1e S.

anzeiger und Königlich Preußischen Staatsanzeiger

Verlin Donnerstag, den 6. Juni

828

2

1918.

Deutscher Reichstag. 166. Sitzung vom 4. Juni.

Nachtrag.

die Rede des Staatssekretärs des Innern, Staats⸗ sters Wallraf, die gestern wegen verspäteten Eingangs (Stenogramms nicht mitgeteilt werden konnte, lautet: Meine Herren! Bei den bisherigen Debatten über Belagerungs⸗ und Zensur und bei der langen Dauer des Krieges sind es t wenige Debatten gewesen . ist die Uebung beobachtet worden, auf die Einzelbeschwerden der Vertreter des Kriegsministeriums kkunft gab, während die Fragen allgemeiner Art vom Staats⸗ ketär des Innern zu behandeln waren. Ich möchte bei dieser ung auch heute beharren und daher glauben, daß das Eingehen auf umfangreiche Material, das der Herr Vorredner eben uns bei⸗ lnacht hat, dem morgigen Tag vorbehalten bleiben muß. Nur gegen Bemerkung des Herrn Vorredners muß ich mich wenden. Der Pgeordnete Bauer führte aus, daß die gegenwärtige Reichs⸗ eung allen Beschwerden in bezug auf Zensur und Belagerungs⸗ end, wenn ich recht verstanden habe, teilnahmslos gegenüberstehe. ür richtig! bei den Sozialdemokraten.) Nein, meine Herren, trotz „Ihter Behauptung ist es nicht so. Ich stehe in diesen Dingen und weiß, daß mancher Härte, die der Belagerungszustand bot, b maͤncher Schwierigkeit, die im Wege der Zensur hervorgerufen 8* in Wege der Verhandlungen mit der Militärbehörde ab⸗ clta wurde. Das mag nicht für jeden Fall zu Ihrer Kenntnis unmen fein. Aber ich nehme für mich das Recht in Anspruch, das rzu bestätigen; die Tatsache ist nicht aus der Welt zu schaffen, und Enn der Herr Abgeordnete Bauer ich weiß auch nicht, ob ich ihm b der Richtung richtig gefolgt bdin der Meinung ist, daß die vegerung gewissermaßen gleichgültig gegenüberstehe, ob man die dirkamkeit der Gewerkschaften unterbände oder nicht, so würde auch s ein Irrtum sein. Er selbst hat ausgeführt, daß die Behandlung r Gewerkschaften gerade im Bezirk eines Korps besonders un⸗ nstig ist. Also eine allgemeine politische Stellungnahme gegen die ewersscaften kommt durchaus nicht in Frage.

Wir haben uns zuletzt über die Zensur unterhalten in einer Usitzng des Hauses am 11. Oktober vorigen Jahres. Damals den dem Hause zwei Resolutionen vor. Die eine verlangte die fhebung der politischen Zensur schlechtweg. Diese Resolution fand üt die Mehrheit des Hauses. Die zweite umfaßte mehrere Forde⸗ igen. Zunächst, daß die Zensur der Militärbehörden sich be⸗ aken soll der Presse einschließlich des Buchverlags gegenüber auf Gebiet der Mitteilungen von Tatsachen der Kriegführung und en Kritik, soweit durch solche Erörterungen militärische Unter⸗ hmungen beeinträchtigt werden können.

Die Erörterungen der Kriegs⸗ und Friedensziele, von Ver⸗ Fungsefragen und Angelegenheiten der inneren Politik sollten nicht r Zensur unterliegen, Verbote von Zeoitungen und Zeitschriften lten nur aus Gründen der Gefährdung militärischer Unternehmungen d nur mit Zustimmung des Reichskanzlers und nach Anhörung s Herausgebers über die Gründe des beabsichtigten Verbotes er⸗ gen können.

Diese Resolution haben Sie damls angenommen. Bei der sebatte durfte ich ausführen, daß die Beschränkung der Zensur auf Mitteilung von Tatsachen der Kriegführung mir zu eng begrenzt sceine, daß es bei unserer Kriegslage ausgeschlossen sei, frankenlose Erörterung über die auswärtige Politik, über unser ehältnis zu den Bundesgenossen und zu den Neutralen zuzulassen, ib daß es aus praktischen und rechtlichen Gesichtspunkten schwerlich Balich sein werde, den Reichskanzler mit dem Verbot von Zeitungen befassen.

Nachdem der Beschluß des Reichstags gefaßt war, sind die ver⸗ ndeten Regierungen erneut in Erwägungen eingetreten, ob sie im⸗ Proe seien, auf diesen Boden zu treten. Aber die Bedenken, die ich ehen anzuführen erlaubte, haben sich bei dieser Prüfung vertieft, do der Herr Reichskanzler, dem der Bundesrat diesen Beschluß des Aichstags übermittelt hatte, hat inzwischen ja mitgeteilt, daß er sich bertande sähe, diesem Beschlusse zu folgen.

Lamals, in der Debatte am 11. Oktober 1917, hatte ich an⸗ ntek, daß gerade bezüglich des Verbotes von Zeitungen vielleicht ne Milderung sich durchführen lasse, daß es vielleicht auch angängig veine, bezüglich der wissenschaftlichen Literatur pazifistischen rakters eine Milderung herbeizuführen. Der Erlaß des Herrn megsministers, der darauf ergangen ist, ist in der Oeffentlichkeit 8 g besprochen worden. Ich möchte deshalb, da wir seit jener Zeit it diesen Dingen uns im Hause nicht mehr beschäftigt haben, seinen halt noch einmal kurz wiedergeben. Der Hetr Kriegsminister hat verfügt, daß ein Verbot von Zei⸗ 56 künftig durch den Militärbefehlshaber selbst, also nicht durch LE“ Stelle, zu erfolgen habe, daß nur die Interessen der „RBahrung und der öffentlichen Sicherheit ein solches Verbot recht⸗ slats Benen, daß ohne Richscht auf die politiscee Richtung des sewähr böstet se e sogleich gestattet werden nche Enin cricie geführt Leen Iae hbs Folge b Ze w de, die 88r FFS“ dden werden. Vor Erlaß des Verbo venft grundsätzlich der Verleger und der Hachischritenie⸗ eämähe nahagh es Verbotes zu verständigen. Das bgr. b Ablauf den die Dauer weniger Tage erfolgen. Fa 8 saang ähnlicher N 18 eine genügende Sicherheit gegen die 8

WWö zerstöße gegeben wird, ist auch ein früheres Wieder

zu gestatten. Des weiteren hat der Kriegsminister bestimmt,

81

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eine Beschwerden Erfolg gehabt haben.

SeTIR AnxEe

daß nur dann einzuschreiten sei, wenn der Streit der Meinungen das sachliche Gebiet verläßt und eine Schärfe annimmt, die eine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit in sich schließt. Dabei habe der Zensor nur die Wirkung einer Veröffentlichung nach außen zu Ke en üi dürfe sich nicht als Richter fühlen, der Angriffe oder DBeleidigungen ahndet. Es solle zwischen Schriftleitern und Zensor ein Verhältnis geschaffen werden, das ein gedeihliches Zusammen⸗ arbeiten beider gewährleistet.

Lachen bei den Sozialdemokraten.)

Damit werde den Zwecken der Kriegführn g am besten gedient. Persönliche Beziehungen zwischen Zensor und Schriftleitern sollen allgemein hergestellt werden. Die Zensurstellen haben in ihren Verfügungen und Schreiben an die Schriftleiter auch im Tone alles zu vermeiden, was den Anschein erwecken könnte, als glaube die Militärbehörde, irgendwie in einem vorgesetzten Verhältnis zu den Schriftleitungen zu stehen.

„Meeine Herren, durch diesen Erlaß des Herrn Kriegsministers ist einer Forderung jedenfalls Rechnung getragen worden, auf deren Erfüllung die Presse und ich habe wiederholt mit den. Vertretern der Presse eingehend verhandelt den allergrößten Wert legte. Die Pressevertreter haben damals mir gegenüber ausgeführt, daß das Verbot von Zeitungen auf unbestimmte Zeit, ja auf Monate, sogar auf Kriegsdauer unerträglich sei, und daß die besonderen Molesten, unter denen sie in der Kriegszeit litten, der Mangel an Personal, an Papier und allen diesen Dingen ihnen den dringenden Wunsch ein⸗ flöße, daß bei dem Zensurverbot von vornherein eine bestimmte Frist gewährt werden möge. Meine Herren, das ist erreicht worden, und ich muß nochmals betonen, das war ein Wunsch, den gerade die Presse, die doch die nächstbeteiligte Instanz ist, aufs lebhafteste mir gegenüber in wiederholten Besprechungen zum Ausdruck gebracht hat, und in dieser Forderung waren sich nicht nur die Redaktionen, sondern auch die Verleger einig. Nach dieser Richtung, meine Herren, ist also eine Besserung eingetreten, das bitte ich Sie nicht zu übersehen. Der Herr Kriegsminister hat sich in einem zweiten Erlaß mit der pazifistischen Literatur befaßt, und wenn da auch sicherlich nicht allen Wünschen Rechnung getragen ist, die in diesem hohen Hause laut geworden sind, so ist Tatsache, daß auf Grund dieses Erlasses mehrere Werke wissenschaftlichen Charakters freigegeben worden sind, um deren Zulassung sich gerade Mitglieder dieses Hauses jahraus, jahrein bis dahin vergeblich bemüht hatten.

Meine Herren, ich habe Ihnen seinerzeit mitgetelt, wie groß die Zahl der verbotenen Zeitungen im vorletzten Vierteljahr 1917 gewesen ist, und ich möchte diese Statistik heute ergänzen. Damals sind ins⸗ gesamt 18 Zeitungen verboten worden. Fürs erste Vierteljahr 1918 ist die Zahl auf 24 gestiegen. Die Herren wollen dabei bedenken, daß dieses erste Viertoljahr 1918 auch die bewegten Zeiten des Streiks umschloß, daß aber in einer solch bewegten Zeit von dem Rechte des Belagerungszustandes ein verschärfter Gebrauch gemacht worden ist, wird niemand Wunder nehmen. Unter diesen 24 verbotenen Zei⸗ tungen waren 13 nicht sozialdemokratische, und von diesen 13 gehörten 6 der konservativen Partei an. Vom 1. April bis 15. Mai ‚hetrug die Zahl der verbotenen Zeitungen nur 8. Bleibt dasselbe Verhältnis für den Rest des laufenden Vierteljahres, so ist wieder ein Rückgang auch gegen das Jahr 1917 zu verzeichnen.

In Zensursachen sind bei dem Herrn Kriegsminister eingegangen im Jahre 1917 204 Beschwerden. Davon hat der Herr Kriegs⸗ minister als Obermilitärbefehlshaber abgelehnt 79. Im Jahre 1918 sind bis jetzt eingegangen 73 Beschwerden, immer Zensurfragen be⸗ treffend; abgelehnt sind 29, so daß in beidens Fällen über 60 % der Wenn Sie nun bedenken, daß die Beschwerden beim Millitärbefehlshaber anzubringen sind und erst dann an den Obermilitärbefehlshaber gehen, wenn ihnen in der unteren Instanz der Erfolg versagt bleibt, so wird man doch nicht sagen können, daß Beschwerden auf diesem Gebiete von vornherein zur Aussichtslosigkeit verurteilt waren. Meine Herren, im Januar 1918 hat sich der Hauptausschuß des, Reichstags nochmals mit dem Belagerungszustand und der Zensur beschäftigt. In mehreren Sitzungen hat sich der Hauptausschuß und ein eingesetzter Unteraus⸗ schuß mit diesen Fragen befaßt. Eine große Anzahl von Anträgen lag vor; nur ein einziger davon ist übrig geblieben, den Sie als Be⸗ schluß des Hauptausschusses in diesen Tagen zu entscheiden haben. Dieser Antrag dankt seine Entstehung einer Anregung des Herrn Abgeordneten Gothein. Der Antrag lautet:

An Stelle des Absatzes 1 des einzigen Artikels des Gesetzes über den Kriegszustand vom 4. Dezember 1916 treten folgende Be⸗ stimmungen:

Bis zum Erlaß des im Artikel 68 der Reichsverfassung an⸗ gekündigten Gesetzes über den Kriegszustand wird gegenüber den Anordnungen der Militärbefehlshaber, soweit sie sich nicht auf die Zensur und das Vereins⸗ und Versammlungsrecht beziehen, eine militärische Zentralinstanz als Aufsichtsstelle und Beschwerdestelle errichtet. Soweit sich diese Anordnung auf die Handhabung der Zensur und das Vereins⸗ und Versammlungsrecht bezieht, ist der Reichskanzler Aufsichtssteller und Beschwerdesteller.

Meine Herren, der Antrag des Herrn Gothein nimmt in er⸗ weiterter Form den Gedanken wieder auf, der bei der im Oktober 1917 vom Reichstag angenommenen Resolution eine Rolle spielte: die Hereinziehung des Reichskanzlers als selbständige Instanz in An⸗ gelegenheiten der Zensur und des Belagerungszustandes. Meine Hexrren, ich will nicht wiederholen, was ich damals ausführte, daß die Stellung des Reichskanzlers eine solche Unmenge von Ansprüchen zu bewältigen hat, daß sich weder der Reichskanzler noch auch sein Stell⸗ vertreter maßgebend auch noch mit diesen Dingen beschäftigen können. Aber ich möchte Ihnen anheimstellen, ob nicht in diesem ganzen Gedanken ein innerer Widerspruch liegt mit den eigenen Wünschen des Reichstags. Der Reichstag hat oft zum Ausdruck gebracht und die Reichsleitung schließt sich diesen Wünschen an —, daß die Zensur

(Zurufe links.) Wenn Sie daran festhalten, dann scheint es mir doch keine richtige Konstruktion zu sein, wenn Sie als oberster Richter über rein militärische Interessen den Reichskanzler bestellen wollen.

Ich möchte auch bezweifeln, ob eine derartige Lösung den Beifall der

Presse finden würde. Ich habe auch in Zeitungen liberaler Richtung schon Bedenken gegen eine solche Konstruktion gefunden. Nun habe ich im Oktober 1917 eingehend dargelegt, daß Belagerungszustand und Zensur selbstverständlich nicht unserem deutschen Vaterland allei eigen seien. Ich habe behauptet, daß Belagerungszustand und Zensur, so sehr man sich auch bemühen müsse, ihre Härten umzubiegen und

abzumildern, an sich eine Kriegsnotwendigkeit seien, und diese Be⸗

hauptung belegt durch eingehende Ausführungen über die Gesetzgebung und deren Handhabung in feinlichen Ländern. Heute nur wenige Striche der Ergänzung, wobei ich mich lediglich stütze auf Verlaut⸗ barungen, die in der letzten Zet in liberalen Berliner Blättern er⸗ schienen sind.

Ueber England bringt eine Zeitung am 25. einen Artikel, der mit den Worten beginnt:

Noch niemals ist die englische Zensur mit Unterdrückung von Nachrichten so scharf vorgegangen wie in der letzten Zeit. Die ausländischen Korrespondenten und die englischen Redaktionen seien in heller Verzweiflung, denn es handle sich dabei nicht um Unter⸗ drückung militärischer Nachrichten, sondern um Verbote rein poli⸗ tischer Natur. Die Redaktionen richten Beschwerde auf Beschwerde an die Regierung und ihre Parteien, die einzige Folge sei, daß Northeliffe den Versuch mache, die englische Presse von der Ver⸗ sendung nach dem Kontinent auszuschließen.

Am 27. d. M. bringt die gleiche Zeitung einen Artikel, der lautet, daß die amerikanischen Zustände jetzt einen Zensurrekord brächten. Neben den eigentlichen. Zensurmaßnahmen gingen Ver⸗ haftungen wegen der unbedeutendsten Aeußerungen Hand in Hand. Der Präsident einer Eisenbahngesellschaft sei verhaftet worden, weil er der Behauptung entgegengetreten sei, daß Deutschland der einzig⸗ Feind von Amerika sei und bleiben werde. Daraus habe man ge⸗ schlossen, er habe sagen wollen: Amerika wird auch noch einmal mit England die Klinge kreuzen, und deshalb habe man ihn festgesetzt.

Bei einer Tagung des pazifistischen Kongresses in Philadelphia hat der Kongreß beschlossen, künftig seine ganze Tätigkeit der Krieg⸗ führung zu widmen. Einer der Redner hat dabei betont, daß die englische Sprache kein gefährlicheres Wort zurzeit besitze als das Wort „Friede“. Nach dem „Vorwärts“ sind in Amerika inzwischen verboten worden es handelt sich dabei anscheinend nicht um vor⸗ übergehende Verbote 80 Zeitungen, darunter 45 sozialistische.

Was Frankreich angeht, so enthält nach der Internationalen Sozialistischen Korrespondenz das französische Blatt „Humanité“ am 23. Mai folgenden Passus:

„Zensur⸗ und Gerichtsverhandlungen hinter geschlossenen Türen, das sind die Methoden der heutigen Regierungen. Sie⸗ sind alle genau gleich cäsarisch, alle genau gleich antidemokratisch. Den freien Gedanken knebeln, das Wort der Wahrheit ersticken, das ist alles, was man erfinden kann, um das Vaterland der Menschenrechte zu retten.“

Meine Herren, ich habe diese Ausführungen nur gemacht, um zu eigen, daß in allen kriegführenden Ländern Belagerungszustand und Preßzensuren herrschen und überall Gegenstand der heftigsten Angriffe sind. Der Herr Vizekanzler hat seinerzeit in seiner Rede hier aus⸗ geführt, man solle nicht glauben, die Gesetzgebung über Belagerungs⸗ zustand und Zensur ex fundamento ändern zu können, sondern solle suchen, sich in praktischer Arbeit zu verständigen. Diesen Ruf zur praktischen Arbeit möchte ich auch meinerseits wiederholen. Es schien einmal während der Verhandlungen des Unterausschusses, als ob ein Boden gefunden wäre, auf den sowohl die Reichsleitung als die Mehrheit dieses hohen Hauses treten könnte. Die Hoffnung hat sich leider nicht erfüllt. Auf jeden Fall kann ich erklären, daß, wenn ein solcher Boden der Verständigung gefunden wird, die Reichsleitung so⸗ weit entgegenkommen wird, wie es ihr ihre Verantwortung und dis gegenwärtige Kriegslage gestatten.

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167. Sitzung von Mittwoch, den 5. Juni, Nachmittags 1 Uhr. (Bericht von Wolffs Telegraphenbüro.)

Am Bundesratstische: der Stellvertreter des Reichs⸗ kanzlers, Wirklicher Geheimer Rat von Payer und der Staatssekretär des Innern, Staatsminister Wallraf.

Erster Vizepräsident Dr. Paasche eröffnet die Sitzung um 1,20 Uhr.

ign egamchem ist als Vorlage der Friedensver⸗ trag mit Rumänien.

Auf der Tagesordnung steht zuerst die erste Beratung des Entwurse eines Gesetzes zur Abänderung des Gesetzes betr. die Gewährung einer Entschädigung an die Mitglieder des Reichstags. Das Gesetz sieht die Erweiterung der Freifahrtberechtigung der Abgeordneten für die Dauer der Legislaturperiode vor. Die jährliche Aufwands⸗ entschädigung soll mit rückwirkender Kraft vom 1. Dezember 1917 ab für die Dauer der gegenwärtigen Legislaturperiode auf 5000 und dementsprechend der Abzug für den Fall des Fehlens von einer Plenarsitzung auf 30 erhöht werden.

Abg. Dove (fortschr. Volksp.) regt im Auftrage des Aeltesten⸗ ausschusses an, für den Präsidenten eine Aufwands⸗ entschädigung festzusetzen. Schon Graf Ballestrem und Dr. Kaempf hätten die Absicht gehabt, für ihren Nachfolger eine solche Aufwandsentschädigung in Anregung zu bringen. Dadurch würde es auch möglich sein, den Kreis der für den Posten des Präsidenten in Frage kommenden Persönlichkeiten zu er⸗ weitern. Die betreffende Summe könnte beim Etat des Reichstags eingestellt werden. 1

Abg. Graf Westarp (kons.): Wir können der bnr eh iach

zustimmen. Wir wünschen nicht den Ehrencharakter des hohen Amtes eines Präsidenten zu beeinträchtigen und geschmälert zu sehen; auch

herschonn. Rnüchr⸗ mit Ausnahme der Reden der Minister und

sich beziehe auf das Gebiet der eigentlichen militärischen Interessen.

grundsätzlich können wir dem Vorschlage nicht zustimmen.