Jedenfalls waren Forderungen bezüglich santlicher Leistungen daran geknüpft, die mein Derr Amtsvorgänger Hicht übernthmen zu können glaubte. Die Frage ab und wie weit Privatmittel öffentliche Zwacke ait in Anspruch senommen werden könnten, meine Herren, ist in der Kommission ein⸗ gehend erörtert worden, und ich möchte feststellen, daß ich mich dabei einen noch strengeren Standpunkt gestellt habe als der Herr Ab⸗ Haenisch. Ich würde es mit ihm für vollkommen aus⸗ geschlossen halten, irgendwelche Einrichtungen an unsern Universitäten zu schaffen, mit denen Vorbehalte oder Bedingungen wegen einseitiger Beeinflussung der Wissenschaft verbunden wären. Ich weiß auch, unsern Professoren durchaus fern liegt. Ich bin cber
Meinung, daß man auch bezüglich des Wunsches nach
Orden nicht so weit gehen dürfe, wie er für zulässig hielt.
ich die Ansicht vertrete, daß man Leuten, die durch persönliche
und teilnehemendes Interesse sich betätigt haben, die An⸗ anerkennung nicht vorenthalten soll, so müssen die Triebfedern des
Handelns doch in jedem einzelnen Falle sachlich, nicht persönlich sein. (Sehr richtig!) Meine Herren, ich darf aber, nachdem ich so lange
Hindurch gerade Privatmittel für Zwecke meines Ressorts in
uch genommen habe, aussprechen, daß das sachlich Interesse unserer Großindustriellen und anderer reicher Leute nicht unterschätzt werden Sehr richtig!) Ich habe eine Fülle von Menschen kennen gelernt, die bei ihren Stiftungen, ohne Nebenmotivde lediglich die Freude fanden, etwas zu schaffen, was der Welt nützt.
Wenn ich ihnen dazu habe die Wege ebnen können, so bin ich nicht einmal der Empfindung begegnet, als ob ich ihnen dafür Dank schuldig sei. Von der Kaiser Wilhelm⸗Gesellschaft, die immer wieder neue und große Unternehmungen ins Leben zu rufen in der Lage ist, weiß ich genau, daß solche Motive, wie ich sie hier ablehnen mußte, voll⸗ kommen ausgeschlossen sind. Wo das aber der Fall ist, kann man der Frage, ob und inwieweit Privatmittel zur Förderung öffentlicher Zwecke herangezogen werden dürfen, anders und freier gegenüberstehen, als vielleicht Herr Abgeorneter Haenisch und andere es zu tun geneigt waren. In allen Fragen, bei denen es sich um kulturelle Ziel Notwendigkeiten handelt, rechne ich — das habe ich bereits aus⸗ gesprochen — auch ferner auf das Entgegenkommen der Finanz⸗ verwaltung. Ich weiß aber auch, wie schwer die Finanzverwaltung heute belastet ist, das brauche ich Ihnen ja nicht erst darzulegen. Es ist mir durchaus nicht unerwünscht, wenn auch von Ihrer Seite die Kulturaufgaben immer wieder betont werden, aber daß auch ich es daran nicht fehlen lasse, das versteht sich von selber; denn ich würde meinen Platz verlassen müssen, wenn es anders wäre.
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Daß in dem Antrage der Herren Braun und 9 senisch sehr beachtenswerte Gesichtspunkte enthalten sind, und daß zur Förderung der Staatswissenschaften unzwei⸗ felhaft noch vieles und mehr als bisher geschehen muß, erkenne ich gern an. Das betrifft die Staatswissenschaften sowohl nach der juristischen Seite, wie nach der wirtschaftlichen und der historischen Seite. Das, was wir wissenschaftlich als Politik bezeichnen, will diese drei Gebiete zusammenfassen. Das Mißverständnis, das in der Kom⸗ mission aufgetaucht war, als ob es sich um Parteipolitik handle, ist heute nicht noch einmal zum Ausdruck gekommen. Man kann die Politik nach der sozziologischen oder nach der praktisch ethischen Seite verstehen. In jedem Fall sind die Dinge in Fluß, und ich möchte es als zweifelhaft bezeichnen, ob man wirklich Professuren für dieses werdende Fach im Augenblick schon schaffen darf. Es soll aber jeder Versuch, von welcher der Grundwissenschaften aus er auch gemacht wird, ermutigt werden.
Daß die Grundfächer, namentlich die wirtschaftlichen Staats⸗ wissenschaften, jeder Förderung wert sind, darüber kann, wie ich glaube, kein Zweifel sein. Wenn gerügt worden ist, daß in Preußen nicht überall zwei Ordinariate vorhanden sind, so liegt das im wesentlichen in den Kriegsverhältnissen, und ich werde gern versuchen, dem hier ge⸗ äußerten Wunsche Rechnung zu tragen, sobald es möglich ist. Wir haben ja in diesem Jahre gerade an der Berliner Universität — hier sind es mehr als zwei Professuren — ein weiteres Ordinariat beantragt, das die Wirtschaftskunde auch nach der Seite der Finanzwissenschaft und Auslandskunde besonders pflegen soll.
Daß die stcaatswissenschaftlichen werden müssen, ist auch meine Meinung. vabei um finanzielle Forderungen handelt, muß ich mir aber beute eine Stellungnahme versagen. Alle Universitätsanstalten leiden ohnehin darunter, daß die Kaufkraft des Geldes er⸗ heblich geringer geworden ist. Dazu kommt auch die Frage er Anstellung von Assistenten und Repetenten wie die Verstärkung der sachlichen Fonds. Ein Einvernehmen mit der Finanzverwaltung über solche Fragen ist noch nicht erfolgt. Jedenfalls bedarf auch der Studiengang und der Studienaufbau noch vielfach der Klärung. Wenn ich also im ganzen die Bedeutung Anträge der Herren Abgeord⸗ neten Braun und Genossen anerkenne, so vermag ich doch nicht weiter dazu Stellung zu nehmen.
Die Auslandsstudien sind in Anbetracht der von mehreren Seiten hervorgehobenen Magerkeit des diesjährigen Etatsentwurfs eigentlich der fette Brocken, auf den ich besonderen Wert lege. Es ist doch sehr erfreulich, und ich bin dem Herrn Finanzminister sehr dank⸗ bar, daß wir, ehe die Studierenden wieder da sind, schon jetzt im Kriege auf diesem Gebiete vorangehen können. Je mehr durch die ersolgten Bewilligungen an den einzelnen Universitäten die Möglich⸗ keiten wachsen, desto mehr läßt sich jetzt schon die Entwicklung der ein⸗ zelnen Kulturkreise überfehen. Ich habe an den einzelnen Universi⸗ täten Ausschüsse gebildet, die sich mi diesen Fragen befassen. Deren Mitglieder gehören meist verschiedenen Fakultäten an; denn die Trennung der Fakultäten würde der allseitigen Erfassung der Aufgabe hinderlich sein. Es ist mir besonders erfreulich — und ich sehe darin eine Bürgschaft für die Zukunft —, daß die Universitäten selbst mit großem Interesse an diesen Fragen mitarbeiten und, eine jede an ihrem Teil und für ihr Gebiet, Anträge stellen.
Die Pflege des osteuropäschen Kulturkreises ist speziell in
onigsberg und in Breslau aufgenormmen, die ja durch ihre Lage russisch⸗polnischen Gebieten besonders nahestehen. In Königs⸗ berg bestand schon ein Extraordinariat für slavische Sprachen, wir baben jetzt die Mittel für ein Ordinariat für slavischs Sprachen er⸗ beiten, indem ich davon ausgehe, daß die beiden Professoren, die sich Dauprsachlich dem Rufsischen und dem Polnischen widmen sollen, in e*n Lroe sein werden, auch die Realien dieser Gebiete mit zu behan⸗
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ausgebaut Soweit es sich
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v “ 1“ “ deln. Dits erledigte geographische Professur ist neuerdings mit einem hervorragenden Konner Rußlands besetzt worden, und ich habe schon in der Kommission erwähnen dürfen, daß eine Erbschaft von mehreren hunderttausend Mark, die von sozialdemokratischer Seite der Univerfi⸗ tät zugeflossen ist, die Möglichkeit geben wird, die wissenschaftliche Er⸗ forschung Rußlands auch weiter zu fördern.
In Breslau bestand ein Ordinariat für sladische Philologie. Der neue Etat beantragt dazu ein Extraordinariat für slavisches Recht. Es wird also dort auch möglich sein, nach verschiedenen Wissenschaftsrichtungen hin die Verhältnisse Osteuropas zu pflegen. Die Gründung eines Ost⸗Curopa⸗Instituts ist von privater Seite geplant und erferulicherreise im Gange. Ich glaube annehmen zu
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Auch aus dem Fonds Kapitel 119 Titel 13 àd für Lehraufträge, des
geflossen, um diese Auslandsstudien zu fördern.
Der Pflege genossen. Es ist gelungen, die sehr kostbare Bücherei der Wir werden, wenn wir die Fürforge für die Bibliothek übernehmen, verfügen in der Lage sein. Ein türkischer Lektor ist schon jetzt in In Münster ist dat für den christlichen Orient auf den
worden. der Balkanstaaten und des türk ankfurt nimmt an den orientalischen
für die Universitätsbibliothek getroffenen Anordnungen Bonn im dort auch größere Stiftungen in Aussicht, die es uns ermöglichen, in
gegemrärtigen Geisteswelt Frankreichs, besomnders in literarischer abteilung gegründet nischer Sonderkursus in Bonn stattgefunden, der einen Zuhörerkreis weiterung des Interesses an diesen Studien gewesen ist. institut gehört hierher. auch die Gründung eines Nordischen Instituts in Greifswald ist in Schweden und anderen nordischen Staaten aufgenommen haben.
können, daß diese Gründung bereits gesichert ist. Lllen der ja speziell auch der besseren Kenntnis des Auslandes dienen sollte, sind nach Königsberg und Breslau besonders hohe Beträge Der orientalische Kulturkreis hat in Halle, wo die Deutsche Morgenländische Gesellschaft ihren Sitz hat, von jeher besondere der Deutschen Morgenländischen Gesellfchast in ein engeres Ver⸗ hältnis zur Univerfität und zum Orientalischen Seminar zu bringen. über deren reiche Mittel für die Förderung der Auelandsstudien zu Halle tätig. Ein solcker ist auch für Kiel angefordert, für dessen Orientalrsches Seminar eine bescheidene Etatserhöhung erbeten wird. das Mandat gesamten Orient erweitert Zur Beschaffung der Literatur ischen Orients ist eine zweite Rate in diesem Etat erbeten. Auch Fre Studien besonderen Anteil. 18 1— Für den romanischen Kulturkreis stand schon nach den früber Vordergrunde. Ein Extraordinariat für Wirtse hwaftsgeographie der romanischen Länder ist angemeldet. Erfreulicherweise aber stehen Fürsorge zu treffen, indem neben das alt⸗ ewährte Romanische Seminar eine eigne Abteilung für das Studium und politischer Hinsicht, gestellt wird, indem eine spanische Sonder⸗ ü wird, und ich hoffe, daß wir in der Lage sein werden, mit der Zeit auch noch eine italienische Abteilung daneben zu stellen. (Bravo!) In den Wochen nach Pfingsten hat ein spa⸗ von 300 bis 400 Personen hatte und jedenfalls sehr nützlich zur Er⸗ 89 England und Amerika werden in Göttingen und Kiel, Amerika auch in Frankfurt besonders gepflegt. Auch das hiesige Amerika⸗ Für den nordischen Kulturkreis sind Kiel und Greifswald ins Auge gefaßt. Der neue Etat sieht ein Lektorat für Schwedisch vor, die Wege geleitet. Es wird von einem Ausschuß besonderer Sach⸗ kenner geleitet werden, die schoen die persönliche Fühlung mit Marburg hat sich die Förderung des Deutschtums im Aus⸗ lande zum Ziel gesetzt. 1
Berlin wird schließlich nicht auf einen einzelnen Kulturkreis be⸗ schränkt sein, sondern sich nach den verschiedensten Richtungen betäti⸗ gen. Ich möchte es als besonders erfreulich bezeichnen, daß hier unter Zuhilfenahme eines Vereins, als dessen Ehrenvworsitzende der unga⸗ rische Kultusminister, der K. u. K. österr ichisch⸗ungarische Botschafter und ich fungieren, das ungarische Institut hervorragend gefördert worden ist; unter Leitung eines sehr tüchtigen Professors berechtigt es zu den besten Erwartungen für die Zukunft. Auch ein bulgarisches Seminar ist in Vorbereitung, für das von der bulgarischen Regierung Mittel zu erwarten sind.
Daß die anderen Bundesstaaten auf diesem Gebiete Hand in Hand mit uns gehen, will ich nur beiläufig erwähnen. Bavern, Württemberg und Baden, auch Hamburg sind am Werk, Hamburg mit seinen für das Auslandsstudium berechneten vorzüglichen In⸗ stitutionen.
Die Auslandsstudien sind also dezentralisiert und, ich darf sagen, auf umfassendster Basis in Angriff genommen. Da muß ich nun zu mernem Bedauern erklären, daß ich durch den Antrag Hager völlig enttäuscht worden bin und es bedauern würde, wenn man in diese Entwicklung eingreifen wollte durch Gründung besonderer Auslands⸗ hochschulen. Ich habe von vornherein — der Herr Abg. Hager wird sich entsinnen, daß wir schon vor Jahren darüber gesprochen haben — die Frage offen gelassen, ob man die Universitäten und sonstigen Hochschulen mit der Aufgabe der Förderung der Auslandsstudien be⸗ trauen oder besondere Auslandshochschulen schaffen sollte. Es waren ja für den letzteren Modus Ansätze vorhanden und sind vorhanden. Vor allem das Orientalische Seminar, das sich in außerordentlicher Weise um die Förderung der Auslandsstudien verdient gemacht hat, und das Kolonialinstitut in Hamburg. Wenn wir uns dafür ent⸗ schieden haben, den ersteren Weg zu beschreiten, so sind die Erfah⸗ rungen dieses Krieges wesentlich mit schuld daran. Ich habe schon er⸗ wähnt, daß ich seit lange besonders nabe Beziehungen zum Auslande und insonderheit zu Amerika gepflogen habe. Der Professorenaustausch und die Rhodesstipendien und viele unserer Institute im Auslande sind von mir in besonderer Weise gepflegt worden. Bei diesen Be⸗ ziehungen hat sich mir vielfach gezeigt und der Krieg hat es vollends erwiesen, daß unsere Kenntnis des Auslandes unzulänglich ist. (Sehr richtig) Wenn man das schnöde Fremdwort Mentalität hier ge⸗ brauchen soll: in die Mentalität der anderen Völker sind wir lange nicht genügend eingedrungen. (Sehr richtig!) Und trotz redlicher Be⸗ mühungen unserer ausgezeichneten Professoren, von denen die deutsche Wissenschaft ins Ausland getragen ist und ihr hohe Achtung ver⸗ schafft wurde, haben wir nicht die Wege gefunden zu den Herzen der anderen Völker. (Sehr wahr!) Frankreich mit seiner geistreichen und vielfach nicht so tiefgründigen Wissenschaft hat uns oft genug den Rang abgelaufen, selbst wo man, wie auf dem Wege des Professoren⸗ austausches oder der Auslandsinstitute, unseren Spuren solgte. Das beruht auf der Wesensverschiedenheit der Nationen und der Aus·
landeserfahrung der westlichen Nationen.
Mit äußerer Abrichtung für das Ausland Schwierigkeiten nicht überwinden. Wir kommen nur weiter wir diese Aufgabe mit deutscher Gründlichkeit und auf her 65 lage unserer obersten Bildungsstätte in Angriff nehmen. Ich dn damit nicht ohne weiteres im voraus die Gründungen bekämpfen 8 der Antrag Hager im Auge hat. Aber ich fürchte, daß wir dan nicht zu dem von ihm selbst verfolgten Ziele kämen. landshochschulen neben den Universitäten zu gründen, das geeignete Lehrermaterial, wie es erforderlich ist. Wenn uns jem schon vielfach die Kräfte fehlen, die das Ausland genügend ö wenn wir zum Teil erst durch Reisen dafür Vorbereitnug 88 wollen — erprobte Kenner des Auslandes werden wir natürlich liehen nehmen —, so ist es, glaube ich, unmöglich, daneben besondere Aus⸗ landsbochschulen zu gründen, die so tief in das Wesen anderer Natzo, nen einführen, um für die im Ausland sich betätigenden Beamter Geistlichen, Aerzte, Techniker und Industriellen hier genügend Aus⸗ bildung zu ermöglichen. Ich glaube, es würde dabei mehr auf Nes äußeren Schliff hinauskommen, als auf das tiefere Verständnis, w. das Wesentliche ist. Es liegt außerhalb meines Gesichtskreises, 88 im einzelnen nachzuweisen. Aber gerade während des Krieges ec uns viele Fälle bekannt geworden, wie die bestgemeinten Vorschläge uns mit unseren Feinden oder Freunden im Auslande auseinander zusetzen, an mißverständlicher Beurteilung fremder Gedanken⸗ nnd Landesart gescheitert und uns zum Nachteil ausgeschlogen sind. Und dann, meine Herren, wir sind ja am Werk: wir haben — ich darf es auch aus der freudigen Mitarbeit der Universitäte entnehmen, daß diese Anregungen zur rechten Zeit gekommen sind — sachverständi Kräfte, die sich der Aufgabe mit Hingabe widmen wollen. Für d Auslandshochschulen würden voraussichtlich nur Krä⸗ zweiten Ranges zur Verfügung stehen, und ich glaube, daß Sie ent täuscht sein würden durch das Ergebnis, das dieser Antrag itia n wird. Darum möchte ich die Herren bitten, sich zunäckst auf d Standpunkt der Unterrichtsverwaltung zu ftellen und abzuwarte wie weit die Einrichtungen, die die Unterrichtsverwaltung verfolg besondere Auslandshochschulen erübrigen. Sie werden ja erst nach dem Kriege voll zur Betätigung kommen. Erst dann werden sich auch die erforderlichen Zuhörer für alle diese Aufgaben finden. Aber ich möchte heute schon sagen: wir denken gar, nicht daran, die Beamten, Hörer klassen, die Sie im Auge haben, Gewerbetreibenden usw. auszu⸗ schließen; im Gegenteil, wir wollen ja in erster Linie die Möglichkeit schaffen, daß ein jeder, der ins Ausland geht, und gerade er, die erfor⸗ derlichen Kenntnisse sich aneignen kann. (Sehr richtig!) Jedenfalls würde ich es bedauern, wenn der Antrag des Herrn Abgeordneten Dr. Hager und Genossen Annahme fände, weil das sehr leicht auch zu Mißverständnissen an den Universitäten führen wird über die Ziele die die Regierung mit ihren Auslandsstudien verfolgt. Ich freu mich, nochmals aussprechen zu können, daß wir mit den Einrichtungen die wir schaffen, genau dasselbe wollen wie Sie. Ob und wie weit später sich im einzelnen noch besondere Zusammenfassungen ermög lichen lassen, etwa besondere Kurse, die nach dieser oder jener Richtung Erleichterungen und Bequemlichkeiten für solche schaffen, die in kürze· rer Vorbereitungszeit sich eine Vorbildung für das Ausland aneignen wollen, das werde ich gern im Auge behalten. Aber ich möchte mickt daß der gesamte Aufbau dieses großen, von dem hohen Hause mit se viel Verständnis geförderten Unternehmens ins Wanken geriete oder
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durch ein Mißverständnis gefährdet würde.
Der Herr Abgeordnete Gerlach wies auf die Deutsch⸗ türkische Vereinigung und auf die andern Vereine hin die sich die Pflege der Beziehungen zum Auslande zum Ziele gesetzt haben. Ich darf hier wiederholen, daß das Kultusministerium mit vollem Einverständnis mit diesen Vereinen arbeitet, und, wenn es mir nicht mehr möglich ist, wie ich das vorher getan habe, den meisten dieser Vereine persönlich anzugehören, so sind andere sack⸗ verständigere Kräfte der Unterrichtsverwaltung bemüht, diese Ziele zu fördern. (Bravo!)
Der Herr Abgeordnete Gerlach hat gestern eine Lanze für die technischen Hochschulen eingelegt. Ich kann mich dessen nur aufrichtig freuen. (Bravol!) Die Technik und ihre Bedeutung für unser heutiges Loben kann gar nicht genug gewürdigt werden: im Kriege hat sie wahrbhaftig die Feuerprobe bestanden wie nichts anderes. (Sehr richtig!) Ich möchte auch nochmals hervorheben, was ich schon sagte: es gibt für mich keinen Unterschiod zwischen tech⸗ nischer und allgemeiner Wissenschaft und jeder, der sich auf den Gebieten der Wissenschaft betätigt, gilt mir als gleichberochtigt. Meine Herren, darüber aber kann gar kein Zweifel sein — ich will das gleich vorwegnehmen — das wunderwolle Wort Seiner Ma⸗ jestät, das gestern Herr Abgerdneter Gerlach erwähnte: „Gleich ser keiner dem andern, doch gleich sei jeder dem Höchsten! Wie das 5 machen? Es sei jeder vollendet in sich“ — ich habe es seinerzeit selbst mit angehört — war sicherlich nicht im Simnme einer äußeren Gleichmackerei gedacht, sondern es enthielt eine starke Forderung an die technischen Hochschulen wie an die Universitäten, zu den höchsten Zielen zu streben. Wenn ich leider in der Verwaltung der tech⸗ nischen Hockschulen besondere Schwierigkeiten habe, weil der Re⸗ ferent im Felde steht und mein ausgezeichneter Ministerialdirektor seit längerer Zeit erkrankt ist, so darf ich doch hier aussprechen, daß ich kaum auf einem Gebiete meines Ressorts bisher sovichk intensiven Fleiß aufgewandt habe, wie auf die technischen H— schulen. (Bravo!) Daraus mögen Sie entnehmen, daß ich über ihre Bedeutung nicht im unklaren bin. Ich habe viel mit einsichtigen In⸗ dustriellen und mit Männern der technischen Wissenschaft und Prafis darüber gesprochen. Es wird darüber geklagt, daß die Ingenieute, die aus der Techmischen Hochschule ins Leben treten, vielfach wobl in Spezialfächern ausgezeichnet ausgebildet sind, aber zum Teil der fforderlichen Vertiefung in den naturwissenschaftlichen und all⸗ gemeinen technischen Wissenschaften entbehren. Es hat nich be⸗ sordders gefreut, daß dieser Gedanke auch von Herrn Abgeordneten Gerlach und von anderen Herrn Vorrednern heworgehoben ist. De liegt, glaube ich, der Schwerpunkt für die Entwicklung unserer Technik, und gerade solche Herren, die jetzt während des Krieges sie im Dienst der militärischen Technik betätigt haben, werden wir darin Rocht geben, weil die Aufgaben, die den Technikern und Im⸗ genieuren gestellt werden, vielfach neue sind. (Sehr richtig! Der Ingenieur muß nicht nur in Spezialfächern zu Hause sein, son auch vor allem die allgemeinen Grundlagen so beberrschen, daß er
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(Scbluß in der Zweiten Beilage.)
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(Schluß aus der Ersten Beilage.)
lufgaben gerecht werden kann. Sebhr richtig!) Wie das zu icen ist, übersehe ich noch nicht, will mich überhaupt des Ein⸗ . 8 zuf Einzelheiten enthalten. Es sind Fragen, die guch die öer acten zum Teil betreffen, wo es sich auch darum handelt, die Icemeinen Grundlagen zu fördern und die Studierenden nicht zu br mit S ezialwissen zu überhäufen. Sehr richtig!), Daß die allgemeinen Abteilungen der technischen zschulen philosophische Fakultäton sind, kann ich nicht anerkennen. mum muß die Frage der Doktorpromotion auch selbständig be⸗ teilt werden. Ob wir zu einer Erweiterung der Allgemeinen Ab⸗ Hüungen kommen, kann ich heute noch nicht sagen. In Süddeutschland ween die Verhältnisse, wie hervorgehoben worden ist, zum Teil ders. Da wir zwei technische Hochschulen haben, die am Sitze mn Unversitäten sind, so meine ich, müßte auch erwogen werden, z die Studierenden den einen Hochschule von den Studienein⸗ ngen der anderen⸗— ich sage nicht nur die der technischen Hoch⸗ von denen der Universität, sondern ausdrücklich auch: die der stät von denen der technischen Hochschule — (sehr richtög!) lten ziehen. Mir scheint es überhaupt äußerst wichtig, daß niversitäten und technische Hochschulen in jeder Weise zusammen⸗ heiten, und wir sollten zwischen ihnen Brücken schlagen, wo es nur mgeht.
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das sind weit ausschauende Dinge, meine Herren; denn überall d Schwierigkeiten in persönlicher Boaziehung vorhanden, das kann heute nur andeuten. Jedenfalls scheinen mir das die wichtigsten ufonben zu sein, die gegenwärtig auch für die technischen Hoch⸗ ulen bestehen. Ob und inwieweik sinanzielle Folgerungen daraus jichen sind, muß ich vorbehalten. Ich kann auch nicht anerkennen, g das Wort Seiner Majestät von der Gleichheit der beiden Arten n Fochschulen dazu führen müßte, die Gehaltseinrichtungen der rversitäten auf die technischen Hochschulen auszudehnen. Das ist ich den zugrunde liegenden Verhandlungen von vornherein als geschlossen angesehen worden. Inzwischen hat ja in mancher Be⸗ namentlich bezüglich der Honorare, eine Annäherung statt⸗ urden. Aber ich bin eher zweifelhaft, ob das ein ganz glückliches jsctenk für die technischen Hochschulen gewesen ist, weil Rück⸗ in auf Honorgre notwendigerweise unter Umständen selbst auf üüche Studieneinrichtungen Einfluß üben. Wenn beispielsweise Ausscheiden eines einzelnen Faches aus der Prüfung Honorar⸗ zur Folge hat, so ist das bedauerlich (sehr richtig!); aber ich n alerdings der Meinung, daß die Notwendigkeit der einzelnen ücer üür die Prüfung nicht davon abhängen sollte. Nach Richtung chaltsfragen hann ich um so weniger ehras in Aussicht stellen, h bekanntlich diese Regelung Teil der. Besoldungsordnung ist, ohne allgemeine Wiederaufnahme Aenderungen nicht erfolgen men. Deshalb muß ich schon bitten, die Anregungen, die nach ser Rchtung gegeben sind, zurückzustellen. Auf die einzelnen Anregungen, die von seiten des Herrn Vor⸗ ners geäußert worden sind, will ich nicht näher eingehen. Die Frage iga muß ich schon deswegen ausschälten, weil ja über die Zukunft Ostseeprovinzen staatsrechtlich noch keine Entscheidung gefallen ist. Die Frage des Herrn Abgeordneten Eickhoff wegen zurück⸗ wiesener Ausländer kann ich durch die Mitteilung erledigen, die zwei Ausländerinnen und der eine Ausländer, die er gestern Nabgewiesen bezeichnete, zugelassen worden sind. — Ich werde den gebenen Anregungen, auch soweit sie einzelne Professuren betreffen, veiter nachgehen. Auf diesem wie auf anderen Gebieten das darf ich nochmals im Hinblick auf die Pädagogik hervorheben, ohl ich es in der Kommission schon gesagt habe — handelt es sich ester Linie um Personalfragen. Man wird nicht vorankommen, n man nicht die geeigneten Lehrkräfte gewinnen kaun. In diesem une muß ich bei allen den Anregungen zuerst auch die praktischen sterlagen prüfen, 1 1 or. Daß es uns im übrigen am Herzen liegt, die preußischen Uni⸗ ttäten und technischen Hochschulen nicht von den ausmwärtigen, auch den außerpreußischen überflügeln zu lassen, meine Herren, kann versichern. Aber ich glaube auch, daß wir so weit noch nicht sind. ges auch sein, daß die bessere Ausstattung anderer Hochschulen im helnen Falle bei Berufungen von Einfluß ist, anderswo ganz kerordentliche Mittel aufgewendet werden, (sehr wahr! bei den ialdemokraten) so darf ich doch auch bezüglich der Entwicklung der kehischen Hochschulen mit vollem Vertrauen in die Zukunft sehen. Pravo!) 8
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155. Sitzung vom 10. Juni 1918, Nachmittags 3 Uhr. (Bericht von Wolffs Telegraphenbüro.) Am Regierungstische: der⸗ Minister der geistlichen und sterrichtsangelegenheiten Dr. Schmidt. . . Präsident Dr. Graf von Schwerin⸗Löwitz eröffnet Sitzung um 3 ¼ Uhr.
Die Beratung des Haushalts des Ministe⸗ ums der geistlichen und Untorrichtsange⸗
genheiten wird in der Besprechung über das Kapitel.
Nunst und Wissenschaft“ fortgesetzt. b ie Staatshaushaltskommission beantragt hierzu, unter den 18g igen Ausgaben 20 000 ℳ einzustellen zur Förderung Fentralgeschäftsstelle für deutsch⸗türkische Wirtschaftsfragen hlin, sowie folgende Entschließung über die 5 1 Veröffentlichungen und Forschungen über die der Reformation und Gegenreformation zunehmen: “ hehnUnter dem Vorsitz des Hexrn Kulkusministers wird eine üühn. bis zwölfgliedrige Kemnäbfan ebildet. Sie setzt sich zu lehrden Teilen zusammen aus protestantischen und katholfschen Ge⸗ nstid und Vertretern der dus Pfi tunng zo chen Arbeiten berufenen erdenane. Für die Arbeiten dieser Kommission werden im Erxkra⸗ imaßeum unter besonderem Titel Jährlich 60 000. ℳ eingesett; Eem dem demnachstigen Hasges tsplan d 9 Jahre. Pon dern soll die Halfte, dlso 89 009 ℳ sährlich, regehnshig
dauern gehört, daß er bei
deutschen Volke zu fördern.
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en Reichsanzeiger und Königlich Preuf
Dienstag den 11. Jumm
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1918.
ßischen Staatsanzeiger
——
8 gleichen Teilen an den Verein für Reformationsgeschichte und an die Gesellschaft zdur Herausgabe des Corpus Catholicorum zu Händen der Vorsitzenden gegeben werden, welche darüber frei und Utsständig verfügen. Die andere Hälfte soll für jene größeren Arbeiten der Erforschung der Reichsgeschichte im Zeitalter der Re⸗ oxmation und Gegenreformation, und den damit zusammen⸗ angenden geschichtlichen Aufgaben nach Verständigung in der Kom⸗ mission verwandt werden.“
Abg. D. Traub (b. k. P.) beantragt, diese 60 000 ℳ schon in den vorliegenden Haushaltsplan einzustellen.
8 Abg. Haenisch (Soz.): Ich habe znächst für den heute ver⸗ Hinderten Kollegen Dr. Runze auf dessen Bitte die Erklärung nach⸗ zutragen, daß seine politischen Freunde eine Förderung der deutschen Holzbildhauerei für wünschenswert erachten und daß sie sich den Mei⸗ nungen des Abg. Heß über den Fall Cassirer anschließen. Die von dem Abg. Heß vorgetragenen Beschwerden über den Theakerbilletthandel jind leider sehr alt, aber auch bisher ebenso lange schon unfruchtbar. Das liegt daran, daß der Theaterbetrieb im wesentlichen ein kapita⸗ listischer ist; es war mir sehr interesfant, aus dem Munde des Herrn Heß die Meinung fer hören, daß aus der Beliebtheit des „Drei⸗ mäderlhauses“ die Unverdorbenheit unseres Volkes zu schließen sei. Man hat aus Zentrumsmund oft etwas anderes gehört. Schubert, dem man die Melodien im „Dre mäderlhaus“ verdankt, hat sein Leben, lang am Hungertuch genagt. Wir sollten dafür eintreten, daß nicht den lebenden Künstlern dasselbe widerfährt, wie man an dem Fall Arno Holz beobachten konnte. Die Theaterzensur sollte vom Ministerium des Innern abgetrennt und dafür dem Kultusministerium unterstellt werden. Die beste Zensur wäre allerdings die ästthetiscke Erziehung des Publikums. Zum Fall Cassirer bemerke ich zunächst ausdrücklich, daß weder ich persönlich, noch meine Partei Beziehungen su Herrn Cassirer haben. Er vereinigt alle Licht⸗ und Schatten⸗ eiten des Kunstkapitalismus. Auch ich habe mit lebhaftem Be⸗ . fehört, seiner Ausstellung für die deutsche Kunst in der Schweiz nebenher Bilder französischer Maler gehandelt hat. Immerhin muß man anerkennen, wie Cassirer deutsche Künstler, so z. B. Leibl und Liebermann, gefördert hat und daß die Kunst in ständiger Wechselwerkung mit der Kunst des Auslandes bleiben muß. Gegen das Verhalten des Hertn Cassirer in der Schweiz im einzelnen ist nichts einzuwenden. Daß das preußische Kultusmin sterium bei der Ausstellung in der Schweiz nicht gefragt worden ist, hat auch mich befremdet, aber die Ausstellung hatte doch einen inoffiziellen Charakter. Eine Umsatzsteuer für schriftstellerische und künstlerische Erzeugnisse ist nicht gerechtfertigt. Dem Anttag, für die Forschungen der Zeit der Reformation und Gegenreformation 60 000 ℳ auszu⸗ werfen, stimmen wir zu.
Abg. Dr. von Gescher (kons.): Der Hebung des deutschen Theaters bringen auch meine Freunde warmes Interesse entgegen. Es ist eine Freude zu sehen, wie hier einmal alle Parteien im ganzen Lande sich, die Hand reichen, um einen quten Gedanken im Ich möchte verschiedene Angaben über den Hildesheimer Theaterkulturverband berichtigen. Daß der Verband eine klerikale Schöpfung sei, ist hanebüchener Unsinn, denn dann könnte er nicht die lebhafte Mitarbeit der Sozialdemokraten haben.
Daß der Verband antisemitisch ist, ist ebenfalls eine freie Erfindung.
Wenn der Verband bisweilen gegen jüdische Persönlichkeiten vor⸗ gegangen ist, so ist es wegen deren Tätigkeit geschehen, aber nicht, weil sie Juden sind. Mit dem rheinisch⸗westfälischen Bühnenverband geht der Hildesheimer Verband Hand in Hand. Der Aufführung des Hafencleverschen Stückes haben drei Mitalieder des Verbandes
beigewohnt, um sich zu orientieren. Dieses Werk verdient doch eine
mildere Beurterlung als die, daß es eine verwerfliche Tendenz verfolge. Hasenclever ist noch ein junger Künstler, der in der Entwicklung begriffen ist. Er ist sehr begabt, und ich hoffe, daß ein tüchtiger Monn aus ihm wird. Ich danke dem Minister für die Förderung des Hildesheimer Verbandes.
Minister der geistlichen und Unterrichtsangelegenheiten Dr. Schmidt:
Meine Herren! Das lebhafte und begeisterte Interesse, das hier für die Aufgaben der Kunst und Wissenschaft ausgesprochen worden ist, berührt mich natürlich besonders wohltuend. Ich halte die Pflege von Kunst und Wissenschaft, wie das auch seitens der Herren Vor⸗ redner betont ist, gerade in unserer jetzigen Kriegslage für äußerst wichtig. Sie dient dazu, Gegengewichte zu schaffen gegen das, was der Krieg an Grausamem und Vernichtendem für die Menschheit bringt. In diesem Sinne haben ja künstlerische und zum Teil wissenschaftliche Darbietungen auch an der Front bei unseren Solda⸗ ten volle Würdigung und freudige Aufnahme gefunden.
Wenn ich mir versage, mich heute eingehender zu solchen Fragen zu äußern, so geschieht es, weil ich mich auf die Anregungen, die hier gebracht worden sind, zu einem erheblichen Teil bereits in der Kom⸗ mission habe aussprechen dürfen. Ich halte es in meiner amtlichen Stellung nicht für richtig, auf so viele hier geäußerte Urteile ein⸗ zugehen, so lockend es an sich für mich wäre. Aber es hat neulich mal einer ausgesprochen: der Kultusminister soll überhaupt nicht urteilen, er soll helfen, und vielleicht ist das nicht ganz unxrichtig. Jedenfalls glaube ich, daß es richtiger ist, wenn er Milde übt, beobachtet, und wenn er zu fördern sucht, wo er kann.
Schließlich aber, meine Herren, sind eine Reihe von Fragen, die hier berührt worden sind, nicht Angelegenheiten des Kultus⸗ ressorts. Sie sind Reichsfragen oder Fragen anderer Ministerien.
Von Bescheidenheit auf meiner Seite ist dabei keine Rede, wie dies
von einer Seite angenommen worden ist, sondern es handelt sich ein⸗ fach um rechtliche Grenzen, die ich achten muß. So beschränke ich mich und kehre von begeisterten Kunsturteilen zu nüchterner geschäfts⸗ mäßiger Behandlung zurück.
Da war es in erster Linie der Antrag des A bgeordne⸗ ten Traub, der uns beschäftigte. Ich kann mich erfreulicherweise, obwohl es sich um eine Abänderung der Etatsvorschlage des Ministeriums handelt, völlig auf den Standpunkt dieses Antrags stellen, nachdem auch der Herr Finanzminister sich damit einver⸗ standen erklärt hat. Nur einige Voraussetzungen darf ich hervor⸗ heben, die nicht eine unzulässige Einschränkung, sondern eine not⸗ wendige Begrenzung des Unternehmens enthalten.
1) Eine Zusage für die Bewilligung von Staatsmitteln zu dem vorliegenden Zwecke auf die Dauer von 30 Jahren, wie in dem von der Kommission angenommenen Antrag Tranb vovxgesehen, kann nicht erteilt werden. Jedoch kann die Bewilligung von Jahresraten in der heantragten Höhe von 60 000 ℳ bis auf weiteres, und zwar mit der Begrenzung auf 10 Jahre, zugesichert
2) Während der Dauer dieser Bewilligung bleibt die laufende Nach⸗ prüfung hinsichtlich der wirklich nutzbringenden Verwendung der Mittel vorbehalten.
3) Im Falle eines bei Ablauf der 10 Jahre etwa erneuerten An⸗ trages auf Bewilligung von Staatsmitteln würde neben der Be⸗ währung der bisherigen Arbeitsorganisation, insbesondere auch das Bedürfnis weiterer Unterstützung der auf evangelischer und katholischer Seite bereits vorhandenen Organisationen zu prüfen sein.
Seitens des Hauses ist der Wunsch ausgesprochen worden, daß ich an die Spitze der Kommission treten möge, die die Arbeiten üben nimmt. Ich bin dazu mit Freuden bereit und tra e, wenn ich mich in diese Lage setze, kein Bedenken, den dargelegten Voraussetzungen zuzustimmen. Wenn das Unternehenen sich nicht durch innere Kraft entwickelt, wenn die jahrweise Bewilligung durch den Etat nicht dazu führt, die Finanzverwaltung und die beiden Häuser des Land⸗ tags davon zu überzeugen, daß hier nützliche und wertvolle Arbeit geleistet wird, dann sollten wir die Sache nicht anfangen. Ich habe die feste Zuversicht, daß auf dieser Grundlage das Unternehmen zu einem schönen Ziele geführt werden kann.
Wie für das mir in dieser Angelegenheit bekundete Vertrauen, fühle ich mich verpflichtet, auch angesichts der freundlichen Gesinnungen, die mir im Hinblick auf meine bisherige Arbeit für Kunst und Wissen⸗ schaft in diesem Hause entgegengebracht worden sind, meinen wärmsten Dank abzustatten. Vertrauen ist bei allen gemeinsamen Arbeiten die Grundlage des Fortschrittes, und ich habe immer versucht, durch Vertrauen, das ich andern entgegenbrachte, auch Vertrauen für mich zu gewinnen. So hoffe ich, daß auch die Arbeiten, die mir jetzt ob⸗ liegen, durch das Vertrauen, das Sie mir auf meinem bisherigen Arbeitsgebiete ausgesprochen haben, gefördert werden, und ich schöpfe daraus erfreuliche Hoffnung für die Zukunft. (Bravo!)
Erfreut hat es mich — und ich bin besonders dantbar dafür —, daß auch dem hochverdienten Leiter der Königlichen Museen, Erzellenz von Bode, erneut volles Vertrauen ausgesprochen worden ist. Ich habe dessen Auffassungen über Kunstausfuhr und Inventarisierung des Kunst⸗ besitzes in der Kommission eingehend darlegen zu sollen geglaubt und auch dort zum Ausdruck gebracht, daß das Reich die entscheidende In⸗ stanz ist. Das gleiche gilt von der Anwendung der Luxussteuer auf Kunstwerke. Daß auch ich für Kunst, Kunstsammeln und Kunst⸗ handel ernste Sorge hege, namentlich wenn die Luxussteuer auf dem Kunstgebiet über das von der Staatsregierung vor⸗ geschlagene Maß von 10 % noch bedeutend erhöht werden soll, kann ich nicht leugnen. Ich werde, wenn mir Gelegenheit dazu gegeben wird, das zur Geltung bringen. Natürlich aber bin ich mir bewußt, meine Herren, wie außerordentliche Notwendigkeiten der Geldmittelbeschaffung gegenwärtig im Reiche obwalten und daß man sich demgegenüber in vielen Beziehungen zurückhalten muß. Ich kann nur hoffen, daß die Entscheidungen, die seitens des Reichstags gefällt werden, nicht dazu dienen mögen, gerade dasjenige was hier an schönen Wünschen für Kunst und Wissenschaft geäußert ist, in Gegenteil zu verkehren.
Ueber den Fall Cassirer kann ich mich auch nicht aus sprechen. Ich babe, als die Debatte darauf kam, dem Auswärtigen Amte Mitteilung machen lassen. Was ich sagen konnte, habe ich auf Grund der Mitteilungen, die mir seinerzeit von zuständiger Seite gemacht waren, in der Kommission ausgesprochen. Die An regung des Herrn Abg. Dr. Heß, eine Kunstversteigerungs⸗ gebühr einzuführen, scheint mir sehr beachtenswert. Ich kann aber auch da nicht übersehen, ob ich mit solchen Vorschlägen zum Ziele komme. Herr Dr. Heß batte die Freundlichkeit, mir einen Aufsa über Kunststeuern aus einem bayerischen Organ vorzulegen. Ich habe mit großem Interesse davon Kenntnis genommen und darau ersehen, mit welchem Verständnis die Dinge auch in Süddeutschland verfolgt werden.
Bezüglich der Museen sind nur wenig Wünsche geäͤußer worden. Es war der Wunsch des Hauses, wie er auch schon in der Kom mission ausgesprochen wurde, daß auf die Verwertung von mind er wertvollen Kunstwerken Bedacht genommen werden möchte.
Hier wurde mehr davon ausgegangen, daß man durch Ueber⸗ weisung solcher Kunstwerke den provinziellen und städtischen Museen nützen könnte.
In der Kommission hatte man mehr den Verkauf unter Be, nutzung des gegenwärtig sehr günstigen Kunstmarktes im Auge. Was die Ueberweisung von Bildern an die provinziellen und städtischen Museen angeht so ist bereits geschehen, was nur irgend geschehen kann. Viele Städte haben nicht in dem Maße da⸗ von Gebrauch gemacht, weil ja erfreulicherweise die aufstrebenden großen Gemeinwesen unseres Staates auch ihre eigene Kunstpolitik pflegen und nicht gern vom Staate bevormundet werden. Die Veräußerung von entbehrlichen Bildern zugunsten der Museen wird, wie ich schon in der Kommission her⸗ vorgehoben habe, dadurch beschränkt, daß für repräsentative Zwecke preußischen und zum Teil Reichsbehörden Bilder zur Ver⸗ fügung gestellt werden. Das ist in neuerer Zeit in besonders hohem 8 Maße geschehen. Ich habe indes an den beteiligten Stellen darauf hingewiesen, daß gerade auch in der Kommission eine Beschränkung o lcher Ausleihungen gewünscht worden ist. 8
Zu den Entwicklungen der modernen Kunst möchte ich mich auch nicht näher äußern. Ich darf aber hervorheben, daß die diesjährige große Berliner Kunstausstellung, die wegen der räumlichen Verhältnisse des Ausstellungsparks mit ihrem ersten größeren Teile wieder in Düsseldorf stattfindet, eine höchst beachtenswerte vielseitige, von allen Beteiligten mit vielem Geschick und Geschmack vorbereitete Kunstdarbietung ist, die volle Beachtung verdient.
Auf die Anregungen des Herrn Dr. Runze über Musik brauche ich nicht näher einzugehen. Ich werde sie, soweit sie berücksichtigens⸗ wert erscheinen, nach Möglichteit beachten. Ob und wie seiner Au⸗ regung wegen der Nationalhymne entsprochen werden kann, darüber
habe ich noch kein Urteil. Daß die Ballade noch immer ausgiebig im