Müller⸗Meiningen nicht gefällt. Wenn einem
scheide erwidert wird, es müßte erst noch ein S dann bekäme er den letzten nach Hause, so mi verurteilt werden. Aber der Abg. Dr.
doch den Bescheid im Original auf den Tisch de Hauses ni Nach einigen Bemerkungen über die Seelsorge, die Sold enheime und die Schwesternfrage fährt der Redner fort: Man wird immer wieder dahin streben müssen, den Mittelstand im Heere zu fördern. Von diesem Gesichtspunkt wäre die Wiederbeseitigung der Feldwebel⸗ leutnants sehr zu bedauern. Die Musikmeister sollen ja erfreulicher⸗ weise in ihrer Stellung verbessert werden. Die landsturmpflichtigen Aerzte sind durch die Ernennung zu Kriegsassistenzärzten nicht be⸗ friedigt. In der Kupferfrage sollte die Heeresverwaltung doch etwas mehr nach dem Rechten sehen. Es gibt noch immer Schlösser mit Kupferdächern, auch die russische Kapelle in Wiesbaden ist noch ver⸗ schont geblieben. Die sittlichen Zustände im Heere sind von mehreren Seiten zum Gegenstand der Erörterung gemacht worden. Die Kom⸗ Igwon berhandfengen darüber sind bedauerlicherweise auf einem ꝛzoten Punkt angelangt. Jedenfalls fordert die Frage der Geschlechts⸗ krankheiten die ernsteste Aufmerksamkeit heraus, ebenso die Frage der Behandlung der Kriegsneurotiker. Von der neuen Heilmethode mit der Dunkelkammer wird dabei offenbar ein Ge⸗ brauch gemacht, der dem Behandelten nicht immer zum Vorteil ge⸗ reicht. Die aus der russischen Gefangenschaft jetzt zurückkehrenden deutschen Soldaten urteilen über die Bolschewikiwirtschaft anz anders als die Herren um Dr. Cohn⸗Nordhausen. Die Leute haben sich dort zum Teil in drückende Schulden gestürzt, nur um die Reise aus Rußland zu unserer Front zurückzulegen; hier muß das Kriegsministerium eingreifen. Die Urlaubsgesuche sollten möglichst als werden; es darf
eilige Sachen behandelt nicht vorkommen, daß ein Urlaub erst bewilligt wird, wenn der schwerkranke Angehörige, den der Gesucksteller besuchen wollte, schon verstorben ist. Die Erwägungen über die Löhnungserhöhung sollten endlich zum Schluß kommen. Der Jahrgang 1869 ist immer noch nicht restlos entlassen. Mir ist ein Fall bekannt, wo ein Mann, dessen Entlassung am 15. April verfügt ist, am 3. Juni noch nicht entlassen war; sollte hier nicht gegen den Schuldigen diszi⸗ plinarisch eingeschritten werden müssen? Für die Förderung des Wohnungsbaues, besonders der Kleinwohnungen, sollte die Heeresverwaltung alles tun, was in ihren Kräften steht, insbesondere durch Lieferung von Baumaterial. Sie wird auch viel und großes tun können für die Kolonisation im Osten. Der schreckliche Geburtensturz während des Krieges kann nur durch eine großzügige Kolonisation ausgeglichen werden, wozu uns der Osten die Möglickkeit bietet. Hier liegt ein großer Teil deutscher Zukunft; die nötigen Mittel für Kirche und Schule müssen aus den Krondomänen reserviert werden. Auch auf dem Ge⸗ biete der Verleihung des Eisernen Kreuzes geht es leider menschlich zu, wie im Ordenswesen überhaupt. Man soll aber den im Felde Stehenden die schönste Dekoration, die sie haben können, nicht vergällen. Auch der Reichstag kann des großen Malers, des Balten Eduard v. Gebhardt, der gestern seinen 80. Geburts⸗ tag feierte, ehrend gedenken. Solche Männer brauchen wir, damit wir über die Kleinheit des Alltags hinweggesetzt werden.
General Scheüch: Der Abgeordnete Held hat gestern und der Abgeordnete Mumm heute die jetzt schwebende Frage der Be⸗ schlagnahme von Rohstoffen und Sparmetallen berührt. Herr Mumm will die Kupferkessel der Brennereien heranziehen, Herr Held will sie geschont wissen. Da sieht man, daß es sehr schwer ist, es allen recht zu machen. Tatsächlich werden die Kupferkessel in den Brennereien beschlagnahmt; eine ganze Anzahl von Brennereien arbeitet aber für den Heeresbedarf, und da kann nicht beschlagnahmt werden, bevor Ersatz geschaffen ist. Eine Schonung von brauch⸗ barem Material in Kirchen und Schlössern sinder nicht statt. Wenn die kis sa Kapelle in Wiesbaden noch nicht heran⸗ gekommen ist, so fehlt es wahrscheinlich an Arbeitern; in naher Zeit wird sie dran sein. Auch die noch nicht liquide gemachten Schätze an deutschen Sparmetallen, von denen Herr von Rechenberg ge⸗ sprochen hat, sind uns bekannt und unterliegen bereits den wirtschaft⸗ lichen Berechnungen der Kriegsrohstoffabteilung. Natürlich liegt es auch hier oft daran, daß nicht genügend Arbeiter zur Verfügung stehen. Die Gummibereifungen sind alle von der Inspektion des Kraftfuhrwesens beschlagnahmt und in einzelnen Fällen wieder frei⸗ gegeben. Sind sie brauchbar, so kommen sie heran. Es ist aber aub recht viel minderwertiges Material darunter. Dem Wuasche des Ab⸗ geordneten Held, die Ersatzstoffe in Augenschein nehmen zu können, bin ich zu entsprechen gern bereit, wenn die Herren wieder zusammen⸗ reten. Inwieweit später beim Weiterdienen die Zeit der Kriegsgefangenschaft anzurechnen ist, diese Frage wird mit dem größten Wohlwollen, soweit es die Dienstinteressen gestatten, erwogen werden. Dieses Wohlwollen verdienen die Herren, die Mann⸗ schaften wie die Offiziere, die eine lange Leidenszeit hinter sich haben. Der Abgeordnete Werner hat dem Kriegsamt eine gewisse An⸗ erkennung ausgesprochen, . es bei Erledigung der Rekla⸗ mationen nach Recht und Billigkeit verfährt. Er klagt nur, daß es pielleicht in vielen Fällen zu langsam damit ginge. Ich bitte zu berücksichtigen, daß es sich dabei um den Ausgleich zwischen den Inter⸗ essen des Ersatzes und der Heimat handelt. Jedenfalls muß aufs peinlichste geprüft werden. Ich bin aber gern bereit, auf Beschleuni⸗ gung, soweit angängig, zu dringen. Wenn Fälle vorliegen, wo Hilfs⸗ dienstpflichtige nicht den Beschäftigungen zugeführt werden, für die sie sich nach Beruf, Alter und Tauglichkeit eignen, so wollen doch die Betreffenden den durch das Hilfsdienstgesetz gewiesenen Weg gehen. Wir haben ja die Feststellungsausschüsse und die Zentralstelle im Kriegsamt. Auch die ärztliche Feststellung findet tatsächlich statt. Es wind keiner einem Hilfsdienst zugewiesen, ohne daß die Tauglich⸗ keit ärztlich vorher geprüft worden ist. Die Rücksicht kann man aber icht so weit treiben, daß jeder einzelne im Hilfsdienst in den Beruf hineingebracht wird, in dem er vorher freiwillig tätig war. Wie sollten wir z. B. alle Kellner als Kellner beschäftigen. Der Kellner muß dahin, wo ich ihn sonst nach seiner körperlichen Eignung brauchen kann. Auch Herr Dr. Wirth hat sich da in einem Irrtum befunden. Der akademisch gebildete Bremser, den er anfführte, war ein junger Student, kein Hilfsdienstpflichtiger. Er war zur Aushilfe in einem Notstande an die Bahn kommandiert, er hat Bremserd ienste getan, und ihn eine ganze Weile gut ausgeführt. Er kann sehr stolz darauf sein, daß er durch seine körperliche Eignung und auch durch seinen Geist auf einem sehr verantwortungsvollen Posten diejenigen befriedigt hat, die ihn dort unter sich haben. 1e Er verdient gar nicht Mitleid, sondern man soll sich freuen, daß er etwas geleistet hat. In den ganzen Kriegsgesellschaften ist kein oin iger k. v.⸗Mann, der nicht der strengsten Kontrolle unterläge. Ihre “ und ihre Tätig⸗ keit sind uns bekannt. Dauerstellen gibt es da nicht. Wohl aber muß manchmal auf Ersatz gewartet werden, bis ein K. V. hinaus⸗ geschickt werden kann. Auch die Z. E. G., die Herr von Graefe anzog, wird genau kontrolliert. Die Aussonderungskommissionen sind eifrig bei ihrer Arbeit, das möchte ich zur allgemeinen Beruhigung hervorheben. Die Fälle, die der Abgeordnote Sosinski angeführt hat, sind schon in der Klärung begriffen. Gegen die Kenntlichmachung in den Listen des Berliner Bezirkskommandos mit „B. 18“ ist nichts einzuwenden. Das ist eine bureaumäßige, eine handwerksmäßige Arbeit. Es ist aber allerdings fehlerhaft, nachher in den Stammrollen Auszüge derartiger Vermerke an die Truppe weiterzugeben. Wir werden dem entgegentreten. Den Truppen draußen darf damit nicht ein Makel angehängt werden. Das Einstellen in die Truppe ist keine Strafe. Wir ziehen niemand ein aus politischen Gründen. (Lachen bei den U.⸗Soz.) Da wird wieder gelacht. (Rufe bei den U.⸗-⸗Soz.: Das wissen wir besser!) Wir ziehen ein, wenn ein Reklamierter die Voraussetzung der Reklamation nicht mehr erfüllt; wenn er nicht mehr arbeitet an der Stelle, wo er hin⸗ gestellt ist, dann schädigt er die Kriegsproduktion. Wenn da etwas Politisches hineinkommt, c. sind diejenigen daran schuld, die dazu den Anlaß gegeben haben. Nicht zu⸗
it nicht. Wo kämen wir denn da hin? it, von dem vor einigen Tagen von dem ergreifender Weise gesprochen wurde, sti Die Kriegsarbeit bleibt die
ü;⸗
29 estigt vgeseIlngl.
8 Di 2 2. to rl 8; 9 ein anderes Motiv als Vaterlandsliebe.
Generalarzt ulzen: Der Abg. Kunert hat e ich hätte mich bei einer Zahlenangabe im Ausschuß versprochen. Ich habe jetzt Zeugen dafür, daß ich mich richtig ausgedrückt habe. Die Behaup⸗ tung, daß auf die Kranken und Verwundeten in den Lazaretten ein⸗ gewirkt werde, e zu unterschreiben, daß sie auf ihre Rente ver⸗ zichten, hat der C l von Langermann schon zurückgewiesen. 8 aber verschiedentlich auch direkt unwahre Behauptungen in dieser Be⸗ hung aufgestellt worden. Die Sanitätsoffiziere des Beurlaubten⸗ werden unmittelbar hinter den Vorderleuten aus aktiven Sanitätskorps befördert. Es findet keine s statt. Die Achselstücke der landsturmpflichtigen Aerzte sind ieselt wie der der Sanitätsoffiziere, nur mit dem nosturmzeichen, und das mußte angebracht werden. Dem Abg. Mumm möchte ich erwidern, daß alle rohen und groben Behandlungsmethoden bei den Neurotikern fortfallen. Was die Behandlung selbst betrifft, so liegen uns auch Hunderte von Dankschreiben vor und Dutzende von Faͤllen, wo die Betreffenden auch ihre Angehöoörigen und ihre Kinder zu der gleichen Behandlung geschickt haben. Bei den feindlichen Heeren werden die Nervenkrank⸗ heiten ganz ähnlich behandelt. Die sonstigen Anregungen, die in der Erörterung gegeben sind, werden geprüft und ihnen eventuell Folge gegeben werden. Abg. Dr. Cohn⸗Nordhausen (U. Soz.): Die Kriegs⸗ gefangenenzeit muß doll auf die Dienstzeit angerechnet werden. Die Wiedererweckung einer längst abgebüßten und wieder gut⸗ gemachten Vergangenbeit kann zu den übelsten Folgen führen, wenn der Gesetzentwurf, betreffend die Heranziehung der Heeresunfähigen um militärischen Arbeitsdienst, unverändert Gesetz werden sollte. Ein Verpflegungsoffizier ist uns namhaft gemacht worden, der den Offi⸗ zieren die Zigarren und Zigaretten zu 9 und 4 Pfennigen verkauft hat, wähend die Mannschaften 40 und 60 Pfennige dafür bezahlen mußten. (Hört, hört! links.) Daß ein Mann, der einen Dienstbefehl nicht aus⸗ geführt hat, mit einem Revolver niedergeschossen wird, kommt nicht selten vor; ein solcher Fall hat sich wieder am 25. April dieses Jahres bei der dritten Maschinengewehrkompagnie des Reseweregiments Nr. 49 ereignet. Diese Erscheinung ist ein charakteristisches Symptom des auf dem Kadavergehorsam aufgebauten Militarismus. Der Fall des Berliner Arztes und Professors Nicolai ist ja schon be⸗ kannt; man hat den Mann von Danzig nach Eilenburg versetzt und beschäftigte ihn dort mit Liniieren von Heften (hört Förth später mußte er wochen⸗ und monatelang mit Bleistift vollgeschriebene Hefte mit Tinte nackziehen. (Bewegung; Ruf: Skandal!) Alle diese Dinge sind dem Generalarzt Schulzen bekannt, er hat sogar Zu⸗ sagen gemacht, diese Dinge abzustellen, aber es ist nichts geschehen, und das hat Herr Schulzen auch unter seinem Eide in Danzig zugeben müssen. Daß dieser Fall möglich ist, zeugt von einer unerhörten Verrottung eines verdammenswerten Systems. Der wachsenden Neigung der Militärbehörde, auch die Staatenlosen zwangsweise zum Heeresdienst heranzuziehen, muß entgegengetreten werden. Es kommen da auch zahlreiche Personen, die in den besetzten Gebieten Kongreßpolen und Litauen wohnen, in Betracht. Eine bedenk⸗ liche Tätigkeit entfaltet auch der Leiter des Nachrichten⸗ dienstes der Obersten Heeresleitung. Dem Oberstleutnant Nicolai wurde in dem Prozeß des Hauptmanns Meerfeldt direk Lügen⸗ haftigkeit vorgeworfen. Maäajor Conze hat sogar versucht, in Budapest den Grafen Karolyi, den Führer der Pazifisten, durch Spitzel überwachen und ihm durch seinen Sekretär Papiere stehlen zu lassen. Dieser wurde aber entlarvt. Oberstleutnant Nicolai ist sogar der Vater des vaterländischen Aufklärungsunterrichts. Er bringt auch die militärisch⸗politischen Informationen für den Generalstab zu⸗ sammen, nach denen die Oberste Heeresleitung vielfach ihre Entschlüsse faßt. Brutalität und Niedertracht gegen die Kriegsgefangenen ver⸗ urteilen wir überall. Deshalb haben wir auch ein Recht, schlechte Behandlung von Kriegsgefangenen auch innerhalb Deutschlands zu rügen. Jeder kriegführende Staat hat in dieser Frage allen Anlaß, sich an die eigene Brust zu schlagen und vor der eigenen Tür zu kehren. Mir wurde von vertrauenswürdiger Seite mitgeteilt, daß jener Erlaß, nach welchem deutsche Kriegsgefangene gezwungen werden sollten, in die Rote Armee einzutreten, gar nickt ergangen ist. Wir entrüsten uns, daß deutsche Kriegsgefangene in Rußland in Konzentrationslager ebracht werden sollen. In Rußland hat man aber schon lange vor Friedensschluß Tausende von Kriegsgefangenen freigelassen, und der Lagerzwang besteht trotz des Friedensschlusses bei uns immer noch für die russischen Kriegsgefangenen. Die Brutalitäten, die in Rußland gegen Kriegsgefangene begangen worden sind, fallen dem zaristischen Regime zur Last. Es ist bedauerlich, wenn der Vertreter des Kriegs⸗ ministeriums gewissermaßen die Gewalttätigkeiten deutscher Ueber⸗ wachungsmannschaften entschuldigen wollte. Das ist geradezu ein Anreiz zu Brutalitäten gegenüber den Kriegsgefangenen. Jetzt werden sogar noch Kriegsgefangene in der Ukraine gemacht. Wir dürfen nicht vergessen, daß wir wirtschaftlich schon längst zusammen⸗ gebrochen wären, wenn wir die Kriegsgefangenen nicht häͤtten. Indem wir durch Kriegsgefangene unsere Arbeit verrichten lassen, werden Lute für die Front frei. Was in Finnland, in Livland, Estland und Kurland und in der Ukraine geschieht, ist ein Bruch der Friedensresolution. In den besetzten Gebieten hat sich außerdem ein Okkupantenwahnsinn ausgebildet, der den deutschen Namen ebenso schädigt, wie seinerzeit die Ausschreitungen eines Leist und Wehlau in Afrika. (Zwischenruf: Räuber und Mörder!) — Vizepräsident Dove ruft den Urheber dieses Zwischenrufes zur Ordnung.) Wohin sind wir seit dem Friedensschluß von Brest⸗ Litowsk überhaupt gekommen? Das Auftreten der deutschen Heere in den Randgebieten richtet sich gegen Revolutionsgedanken und die sozialistische Organisation. Die Randländer sind ein Golgatha, eine Schädelstätte des Sozialismus geworden. Die Fanatiker im blauen Rock haben Deutschland den schlimmsten Dienst erwiesen. Die Leute wurden hingemordet von den deutschen Truppen, die mißbraucht worden sind. (Große Unruhe. — Vizepräsident Dove rügt diesen Ausdruck. Die anwesenden Mitglieder des Zentrums, der Nationalliberalen und der Konservativen verlassen demonstrativ den Saal.) Jetzt stehen wir vor einem neuen Akte. Schon scheinen die deulschen Truppen unterwegs zu fein nach dem Kaukasus, um auch dort die Revolution niederzuschlagen. Wir haben ein Abkommen mit Georgien getroffen, wovon in dem Friedensvertrage von Brest⸗Litowsk nichts steht. (Vizepräsident Dove macht den Redner darauf auf⸗ merksam, daß diese Dinge nicht zum Militäretat gehören.) Der vater⸗ ländische Aufklärungsdienst, der den aus der Gefangenschaft zurück⸗ kehrenden Mannschaften, erteilt wird, bemüht sich, diesen Weltkrieg zu einer Art Familienangelegenheit des Kaisers und der Bundesfürsten zu machen. Soll denn dieser „verschärfte vater⸗ ländische Unterricht beweisen, daß wir den Krieg weiter⸗ führen werden für die Aufrechterhaltung der Monarchie? Ich kenne keine Familie im Lande, der es gelungen wäre, sechs Söhne im kriegsfähigen Alter unbeschädigt durch alle Wechselfälle dieses Krieges hindurchzuführen. Sollte einmal die Frage so stehen: „Krieg für die Monarchie oder Frieden ohne Monarchie“, so wird, wie ich hoffe, die Frage vom deutschen Volke so entschieden werden: lieber den Frieden ohne die Monarchie! Alles ist eingestellt auf die Vernichtung des Revolutionsbazillus. Der bayerische Kriegsminister sagt, es werde in diesem Kampfe hart auf hart gehen. Wenn es hart auf hart gehen soll: wir sind bereit. Geht es mit diesem Kriege so weiter, so wird er eines Tages auch in das Land getragen werden und dann kann es hart auf hart gehen. Die deutsche Arbeiterschaft wird so wenig den Drohungen nachgeben, wie sie den Lockungen unterliegen wird, die in den Spitzelauslobungen des Generalkom⸗ Es ist möglich, daß die Entente⸗
geben kann ich dem Abgeordneten Schöpflin, daß die Betreffenden aus reinen, guten Motiven gehandelt haben. Solche gibt es für die
mandos in Altona zu finden sind. heere schließli‚ doch nachgeben, aber die Andeter der Gewalt werden quf diese Weise keinen Frieden herbeiführen. Wir alle hier
es noch erleben, daß das ein großer Irrtum war. Ist das a, e
wenn uns die Rohstoffe abgesperrt werden, wenn der Birte Iten nach dem Kriege weiter geht? Die politische Fübrungi kbe sras muß von der Obersten Heeresleitung übergehen auf eine 8 Krees stanz. Nehmen Sie deshalb unsern Antrag an. .8 undere .
Kriegsminister, General von Stein:
Meine Herren! Ich würde es nicht für nötig halten, gu Ausführungen des Herrn Abgeordneten Cohn zu antworten n wollte nur einen fundamentalen Irrtum von seiner G 1 1. 9 stellen. Nicht eine Familie führt bei uns den Krieg, 8 deutsche Volk führt unter Führung seines Kaisers den Kr Existenz. (Lebhafter Beifall rechts, im Zentrum n Lachen bei den U. Soz.)
Generalmajor Schulzen: Ich muß es als eine Beleid Aerzte und der Heeresverwaltung zurückweisen, wenn gesagt w daß die Behandlung der so schwer geschädigten Kriegsteilne nach Gründen richte, die nicht auf Heilung ausgehen sondern ih Verhinderung der Entlassung oder auf Rentenentziehung 9 solchen Behauptungen schädigen Sie die Erfolge der Beban Mi Ich bitte, mir dafür Beweise zu bringen, daß ein Arzt so macht hat. Im Falle des Professors Nicolai liegt die Saßs ' daß die Militärbehörde verfügt hat, daß an seiner Verwendund wn landsturmpflichtiger Arzt nicht festgehalten werden könnte, net er sich geweigert hat, den Fahneneid zu leisten. Eine unecel Behandlung liegt nicht in dem Wunsche und dem Willen der M. litärverwaltung, und wir werden sie zu verhindern wissen. Die Vor. kommnisse sind untersucht worden. Die Versetzung entspricht süur Wünschen. Da es nicht anging, ihn nach seinem Wunsche nach Ban⸗ oder zum 14. Armeekorps zu versetzen, so ist er nach Eilenburg g⸗
◻☛
n Irn das
nd linkz. —
gung der nehmer sit
worden. (Lärm b. d. U. Soz.) Ich bitte, mich ausreden zu lasse Er ist von Danzig versetzt worden. Später hat er allerdings auh gesagt, er fühle sich dort wohl, aber da war die Versetzung son
eingeleitet.
Abg. von Trampcezynski (Pole): Die Meinung kann gar nicht oft genug auf den Unfug aufmer, sam gemacht werden, der mit der Zurückhaltung von Hunder⸗ tausenden von ausländischen Arbeitern getrieben wird. Es handelt st um 700 000 männliche und weibliche Arbeiter, welcke vom Kumg überrascht worden sind, nach Ablauf der Arbeitsverträge auch durs Fge zur Verlängerung des Vertrages gepreßt worden sind. da Friedensschluß hat in den Rechtsverhältnissen dieser Leute keine Nerdr. rung hervorgebracht. Die armen Leute sind das Opfer der skand⸗ lösesten Ausbeutung durch die Arbeitgeber geworden. egen de⸗ Widersetzlichkeit des Arbeiters hat der Arbeitgeber ein sehr einfaches Mittel, nämlich die Einsperrung in das Gefangenenlager. Urlaub verh von den Generalkommandos nur gewährt, wenn eine hohe Kauten oder gar ein Ersatzmann gestellt werden kann. Keiner dieser Arbeitn kann solche Bedingungen erfüllen. Als sich das Generalkommande des III. Armeekorps, ein weißer Rabe, der an die Fürsorgegerichtetn
eschwerden der Arbeiter über schlechte Unterkunft und brutale N handlung annahm, ist das Oberkommando in den Marken dazwisch getreten und ihm in den Arm gefallen. Welche schwarze Hand mm es, die da eingegriffen hat? Das Kriegsamt hat sich diesem Er schreiten leider gefügt. Unzweifelhaft sind hier die Arbeitgeber n Werke gewesen. Das Kriegsamt sollte sich auf dem Gebiete in sozialen Fürsorge auch die private Mitarbeit gefallen lassen.
General von Oven: Mit den heute von dem Abgeonnetn Dr. Cohn angegebenen Fällen, indem den Mannschaften teurer a6 den Offizieren Rauchwaren verkauft worden sind, kann ich nichts er⸗ fangen. Ein Verpflegungsoffizier darf überhaupt keine Zigarren ber⸗ kaufen.
General Scheüch: Die Hoffnung des Abgeordneten be Trampczynski kann ich nicht erfüllen. Die Einsetzung der Fütsorge stellen für die polnische Arbeiterschaft ist auf allen Seiten me Befriedigung begrüßt worden. Wenn der Abgeordnete vr Trampezynski “ Funktionieren bemängelt, so liegt des daran, daß einzelne seine: Wünsche von uns nicht erfüllt werden konnten. Wir haben die Fürsorgestellen eingerichtet und die Reisekommission des Kriegsamts eingesetzt, welche sie überwachen soll. In die Fürsorgestell gehören auch polnisch sprechende Vertrauensmänner. Die von ün vorgeschlagenen haben wir nicht genommen, weil sie teils im Hee dienst standen, teils sich dafür nicht eigneten. Die Reisekommiss ist im Februar in Tätigkeit getreten und hat ausgezeichnete Ergebnis gehabt. Sie hat die Zustände im ganzen befriedigend gefunden und Mängel schnell beseitigt. Das „soziale Bureau“ stellt sich al eine Art Konkurrenzunternehmen dar. Ließen wir es frei schalten und walten, dann würde das Kriegsamt allmählich ausgeschaltet werder. Wir behandeln diese ganze Maßnahme vom rein deutschen Standvunt und so muß es auch bleiben, und so kann es nur bleiben, wenn das soziale Bureau nicht mitwirkt.
General von Wrisberg: Das Verhalten des Oberstlet nants Nicolai ist untersucht worden und hat keinen Anlaß zum Emn schreiten geboten. Jedenfalls würde er nicht mehr an seiner Stle ein, wenn er sie nicht voll und ganz ausfüllen würde. Herr v. Graf at hier den Gedanken eines Reichskriegsmuseums auf egriffen un die Regierung ersucht, der Verwirklichung des Gedankens nab ri treten. Ueber die Idce, dem Heere und dem Volke ein Denkm setzen, verliere ich kein Wort weiter. Die Erfüllung dieses Ged kens bedeutet die Abtragung einer Dankesschuld.
Oberst von Fransecky: Wenn hier heute behauptet wird, ich hätte gestern die Wachmannschaften in den Gefm. genenlagern entschuldigt und zu Brutalitäten sogar nufpene so heißt das, den Sinn meiner Worte ins Gegenteil: kehren. Der Abg. Cohn hat die Freiheit gepriesen, sich unsere deutschen Kriegsgefangenen in Rußland seitens der unf schen Regierung erfreuten. Wie sah es damit aus? Die riege gefangenen wurden aus ihren Lagern herausgetrieben durch Hu und Verzweiflung, weil kein Mensch für sie gesorgt hatte, weil si nicht mehr wußten, was sie anfangen sollten. In Orten, die Hunde von Kilometern von der Eisenbahn entfernt lagen, wurden sie aue den Lagern herausgejagt, die Bewachung hörte auf, die Posten liefn weg, jede Disziplin war verschwunden. In vielen Lagern gaben Kommandanten den Gefangenen die Freiheit. Aber was h damit unter diesen Umständen anfangen? Ich habe in Peters fen seinerzeit die Forderung gestellt, daß unseren Kriegsgefangenen sofer⸗ die nötige Fürsorge zuteil würde. Da antwortete man mir, russische Regierung habe den Gefangenen keineswegs die Früihi gegeben, das sei ein Fehler untergeordneter Stellen. Das war Freiheit, die der Abgeordnete Cohn gepriesen hat.
Abg. Dr. Müller⸗Meiningen ffortschr. Volksp)): 6 komme auf meine gestrige Aeußerung noch einmal Blu um in dem jetzigen Zeitpunkt, wo Tausende an der Front N nicht den geringsten Anschein eines Vorwurfs bestehen zu lassen er habe nicht einen Augenblick daran gedacht, daß man meine em rung so auffassen könnte, als ob ich den aktiven Offizier . unehrenhafte Haltung zu ungunsten anderer unterstellt 8581 al weise diesen Gedanken weit von mir. Ich wollte nichts Füdene Aufklärung über eine weite Kreise berührende Frage, bei der das Beste der Armee im Auge hatte.
Kriegsminister, General von Stein: Ich sage dem Herrn Abgeordneten meinen Dank und ha der eben abgegebenen Erklärung auch meinerseits die Sache f ständig erledigt. (Bravo!) 8 Abg. von Trampcezynski: Der General Scheüch hat vol meinen Ausführungen nichts widerlegt. dezu uner Abg. Schmidt⸗Berlin (Sez)e Gs ist ein geradenn g de
ür vol
träglicher Zustand, daß das Rechtsverhältnis der ausländischen eün ter noch immer nicht klargestellt wird. Die Leute werden hnose
kommen. Jedenfalls ist er auf seinen Wunsch von Danzig 1
Einnahmen bewilligt.
8 lagern festgehalten und nach Rußland dürfen sie weil Oberost nicht die Erlaubnis gibt. In mecklenburgi⸗ örfern sind die Leute sogar F worden; auch da hat die enbehörde nicht eingegriffen. Auch den ausbedungenen Lohn Militär die Leute nicht. Solche unerhörten Mißstände liegen doch bekommen ncht im Interesse des deutschen Ansehens. Wenigstens ahrli die Leute bei den Schlichtungsstellen ihre Beschwerden vor⸗ sollten können, und es müssen auch endlich in die Fürsorgestellen bringen,, der Arbeiter und der Polen hineinkommen. Ver General Scheüch: Es ist ausdrücklich festgestellt worden, daß die Sckllichtungsstellen auch für ausländische Arbeiter zugänglich sein Schl Auf einen einzelnen Fall kann ich nicht antworten. Ich bin aber slen. reit, wenn mir Namen genannt werden, in der Sache Klarheit zu gern be Wenn ich vorhin gesagt habe, wir behandeln diese ganze schaffen. om deutschen Standpunkt aus, so erkläre ich noch⸗
Angelegenheit p. b Vags ege ich davon nicht abgehe.
Damit ist die Aussprache erledigt. sönlich bemerkt 8
G (dkons.): Herr Cohn ist meinen gestrigen Ausführungen über den Befehl der russischen Regzierung. be⸗ üglich Eintritts deutscher Kriegsgefangener in die Rote inter⸗ “ Garde entgegengetreten. Ein solcher Erlaß soll nicht exi⸗ sierxen Meine Quelle ist ein Soldat, der seine Aussage beschwören suil Der Erlaß rührt her vom Kommando der internationalen Roten Garde und ist allen Kriegsgefangenen in Odessa in ungarischer und deutscher Sprache egehendit worden. 1
Abg. Dr. Cohn (U. Soz.): Ich bezweifle nur, daß dieser Befehl von der Regierung der jetzigen russischen Republik erlassen worden ist. Odessa gehört zur Ukraine.
Ueber die Resolutionen wird in dritter Lesung abge⸗ stimmt werden. Die drei Gesetzentwürfe gehen an einen Aus⸗ schuß von 21 Mitgliedern. Die ordentlichen Ausgaben werden mit der Maßgabe bewilligt, daß im Kriegsministerium unter ‚Zugang 1918“ drei Vortragende Räte vom Zivil statt 1 eingestellt werden. Ohne Erörterung werden die einmaligen Ausgaben nach den Ausschußvorschlägen und schließlich die
Damit ist der Heeresetat erledigt.
Schluß 43¾½ Uhr. Nächste Sitzung:
Donnerstag,
20. Juni, 2 Uhr (Petitionen, kleinere Vorlagen.)
Preußischer Landtag. Haus der Abgeordneten. 8 158. Sitzung vom 13. Juni 1918.
“ Nachtrag.
Die Rede, die bei der Beratung über den Haushalts⸗ plan für das Ministerium der geistlichen und Unterrichtsangelegenheiten, und zwar bei der Besprechung über ein Kapitel der höheren Lehranstal⸗ ten und der Provinzialschulkollegien, der Minister der geistlichen und Unterrichtsangelegenheiten Dr. Schmidt gehalten hat, deren erster Teil in der gestrigen Nummer d. Bl. wiedergegeben worden ist, lautete in ihrem zweiten Teil wie folgt:
Die Lehrer sollen Erzieher sein; sie sollen die Möglichkeit und den Wunsch haben, ihre Schüler nicht nur im Wissen, sondern auch in der Charakterbildung zu beeinflussen.
Man muß wünschen, daß sie ihr Werk mit Freuden tun und nicht mit Seufzen. Das tut den Schülern nicht gut, wie schon in der Bibel steht.
Dazu muß man ihnen auch die erforderliche Freiheit im Unter⸗ richt gewähren. Sie sollten in der Lage sein, auch außerhalb der Unterrichtsfächer die Jugend anzuregen und ihr möglichst nützliche Kenntnisse beizubringen. Dazu bieten auch die Zusatzfächer der neuen Prüfungsordnung reiche Gelegenheit. Darum liegt mir auch die wissenschaftliche Weiterarbeit der Lehrer besonders am Herzen. Häufig übt der Lehrer durch außerhalb der Schule liegende Dinge, die er kennt und beherrscht, eine größere Einwirkung aus, als durch das, was in der Schule gelehrt wird. (Sehr richtig!)
Das Kritisieren an der Schule ist nach meinem Gefühl nicht be⸗ gründet. Man muß überall mit Menschen rechnen. Aber ich habe die Ueberz ugung, daß gerade unsere höheren Lehrer mit ganzer Kraft im Dienste unserer Jugend arbeiten, und — es ist hier bereits hervorgehoben worden, ich darf es wiederholen — der gegenwärtige Krieg ist ein Beweis dafür, daß ihr Unterricht nicht versagt hat.
Den äußeren Wünschen des Lehrerstandes entgegenzukommen, werde ich bemüht sein. Wenn ich es mit den Titeln auch nicht überall allen recht gemacht habe, so ist zu meiner Freude hier doch anerkannt worden, daß damit dem Wunsch weiter Lehrerkreise ent⸗ sprochen ist. Rangverhältnisse können im Staatslebeu nur einheitlich geregelt werden. Ich halte es für sehr zweifelhaft, ob es möglich sein wird, die dritte Rangklasse für die Provinzial⸗ schulräte zu erreichen, solange die Oberregierungsräte, die Ab⸗ teilungsleiter an den Regierungen, diesen Rang noch nicht haben.
Wenn neuerdings im Reichstage eine weitergehende Betät igung des Reichs auf dem Gebiete der Schule angeregt worden ist, so
muß ich doch feststellen, daß alle Bundesstaaten sich ihrer Ver⸗ pflichtungen auf dem Gebiete der höheren Schule in vollstem Maße bewußt sind. Es“ herrscht auch zwischen den verschiedenen Bundes⸗ staaten keinerlei Meinungsverschiedenheit; im Gegenteil, es besteht erfreu⸗ licher Austausch und Gemeinsamkeit in allen wichtigeren Dingen. Die Unterstellung unter das Reich würde aberauch, glaube ich, den Reichsbehörden etwas zumuten, was sie gar nicht leisten können. Denn die zweck⸗ mäßige Gestaltung der Schule kann nur beurteilen, wer die Schule selbst in der Hand hat und deren Notstände am eigenen Leibe erfährt. Also, solange nicht die ganze Schulverwaltung auf das Reich übertragen wird, dürfte es, zumal ihm die sachverständigen Kräfte der Schule nicht zu Gebote stehen, kaum geneigt sein, sich diesem Gebiete zuzuwenden. Das Preußische Kultusministerium — und ich setze auch da ein gleiches bei den anderen Bundesstaaten voraus — hat sich jederzeit uneigennützig in den Dienst des Reichs gestellt, wo es in Sachen des Unterrichts und anderen Kulturfragen irgend zur Mitwirkung herangezogen wurde. — Wenn zur Frage der Einjährigenberechtigung hier Wünsche geäußert worden sind, die auch bei der Unterrichtsverwaltung dem Verständnis begegnen, so sind diese Verhältnisse, wie ich bereits hervorgehoben habe, doch so schwierig, daß ich der Prüfung von seiten der Heeresverwaltung nicht vorgreifen darf. Daß unsere Jugend im Dienst des Heeres u nd der Wirtschaftsbehörden sich betätigt, wo sie gebraucht wird, ist vaterländische Pflicht. Natürlich aber wollen wir die
darauf hingewirkt, daß die über das erforderliche Maß von Zeit ausgedehnt wird, und nach Möglichkeit dafür gesorgt, daß sie nicht ohne Aufsicht erfolgt; und ich hoffe, daß in dieser Weise auch die Ziele der Schule nicht leiden.
hältnisse der höheren Schulen hier zur Sprache gebracht. Katholischen Schulen ist, wenn ich einmal von den Ordensschulen ab⸗ sehe, die Aufnahme evangelischer Schüler so wenig verwehrt wie evangeli⸗ schen Schulen die Aufnahme katholischer Schüler. Nach der Richtung herrscht volle Parität. Andersgläubiger in der Schule den größten Wert lege, habe ich bereits mehrfach aussprechen dürfen. Es liegt mir auch fern, die Entwicklung der Ordensschulen für die höhere weibliche Jugend unterbinden zu wollen. gläubigen Kindern zu den Ordensschulen eine gewisse Zurückhaltung geübt wird, so liegt das im Charakter der Ordensschulen und in unsern konfessionellen Verhältnissen begründet, und es ist gewiß richtig, von plötzlichen umstürzenden Aenderungen abzusehen. Gott sei Dank
Friedenszustand. Ich bin überall bemüht, nach beiden Seiten abzuwägen, um die Erhaltung dieses Zustandes zu sichern, und da kann ich mich der
Kinder zu den Ordensschulen zu Unzuträglichkeiten zu führen geeignet
zelnen Falle auch weiter gemacht werden.
Schüler nicht habe
Inanspruchnahme der
Der Herr Abgeordnete Wildermann hat die konfessionellen Ver⸗
Daß ich auf die Schonung der Auffassungen
Wenn bezüglich der Zulassung von evangelischen und anders⸗
besteht zwischen den verschiedenen Konfessionen bei uns ein erfreulicher
Frage nicht verschließen, inwiefern die allgemeine Zulassung andersgläubiger
ist. Die Ordensschulen sind ihrem Zweck nach auf katholische Zög⸗ linge beschränkt, und es liegt ihnen im ganzen auch nicht an der Aufnahme andersgläubiger Kinder. Uebrigens sind Ausnahmen gemacht worden und werden im ein⸗ Wir sind gar nicht so ab⸗ lehnend, wie es nach den Ausführungen des Herrn Abg. Wildermann scheinen könnte. Aber es kann leicht Verhältnisse geben, in denen eine Minorität anderen Bekenntnisses sich beeinträchtigt fühlt. Wenn beispielsweise eine höhere Töchterschule von einem Orden übernommen werden soll, so ist es die Verpflichtung des Staates, zu prüfen, ob auch für den Unterricht evangelischer Kinder gesorgt ist. Selbst wenn die Eltern im Augenblick damit einverstanden sind, so können doch sehr leicht in späterer Zeit Eltern hinzutreten, die ihre Kinder nicht einer Ordensschule anzuvertrauen wünschen. Wissen wir doch, daß auch Kinder gläubiger Katholiken nicht immer in die Ordensschulen geschickt werden, weil die Eltern den Wunsch haben, daß die Kinder etwas mehr Fühlung mit dem Leben gewinnen, als sie der Unterricht der Ordensschwestern bietet. Das ist ein sehr schwieriges Gebiet, und die Vorsicht soll man nicht tadeln. Nun hat Herr Abg. Wildermann zwei Fälle angeführt, in denen es sich um Schaffung von Alumnaten oder Silentia durch Orden an höheren Knabenschulen handelte. Es ist Ihnen ja bekannt, daß nach dem Gesetz von 1887 die Orden zugelassen sind für den Unterricht und die Erziehung der weiblichen Jugend in höheren Mädchenschulen und gleichartigen Erziehungsanstalten, aber nicht für den Unterricht und die Erziehung in Knabenschulen. Die Alumnate und ähnliche Ein⸗ richtungen sollen aber doch der Erziehung dienen. Wenn das der Fall ist, muß ich Zurückhaltung üben. Daß ich persönlich weitherzig bin, habe ich mehrfach zum Ausdruck gebracht. Die Vorschriften des Gesetzes und auch abgesehen davon die Rücksicht auf den konfessionellen Frieden darf ich nicht übersehen. Wenn auf dem Gebiete der höheren Knabenschulen Zustände ein⸗ treten wie in Elberfeld, daß nicht mehr für eine ordnungsmäßige Erteilung des Religionsunterrichts an die katholischen Schüler gesorgt ist, dann ist das sehr zu beklagen. Die Stadtverwaltung ist ver⸗ pflichtet, für den katholischen Religionsunterricht zu sorgen. Werden dafür andere Kräfte nebenamtlich nicht zur Verfügung gestellt, so wird nichts anderes übrig bleiben, als die Anstellung hauptamtlicher Kräfte ins Auge zu fassen. Eine derartige Mitteilung an die Stadtgemeinde ist unsererseits erfolgt. Ich glaube also, daß hier geschehen ist, was geschehen kann, um Besserung zu schaffen. Bei höheren Knabenschulen liegt die Frage der Kon⸗ fessionalität doch anders als bei den Volksschulen. Dort handelt es sich um Kinder, hier in den höheren Klassen um heranwachsende Jünglinge, die im Staatsdienst oder in sonstigen Verhältnissen mit Andersgläubigen zusammenwirken sollen. Auch steht die Religion nicht so im Mittelpunkte des gesamten Unterrichts. Da ist es wohl zu verstehen, wenn man daran festhält, die Kinder zu gegenseitiger Duldung schon auf der Schule auch dadurch zu erziehen, daß sie an dem Unterricht mit Andersgläubigen teil⸗ nehmen. Eine Bindung in konfessioneller Hinsicht ist auch aus folgendem Grunde unerwünscht. Wir haben ja eine Anzahl stiftungsmäßiger konfessioneller Anstalten, aber wie häufig kommt es vor, daß bei dem Wechsel der Be⸗ völkerung sich die konfessionellen Verhältnisse verschieben. Es sind mir da Fälle genannt worden, die ganz überraschend sind. Bei dem katholischen Gymnasium in Sagan mit nur katholischen Lehrern sind 68 % der Schüler evangelisch, nur 32 % katholisch. Bei dem evangelischen Gymnasium in Pleß sind 58 % katholisch, ebenso in Ratibor, das stiftungsgemäß evangelisch ist, 78 % katholische Schüler. Auf dem katholischen Gymnasium in Neustettin in West⸗ preußen sind 130 Schüler katholisch, 103 evangelisch. Wesel hat neben 258 evangelischen Schülern 130 katholische, das evangelische Gymnasium in Saarbrücken neben 249 evangelischen 309 katholische Schüler. Es gibt noch eine große Reihe von Anstalten, an denen ähnliche Verschiebungen im Laufe des vorigen Jahrhunderts einge⸗ treten sind. Es würde zu weit führen, wenn ich das im einzelnen weiter verfolgen wollte. Aber es geht doch daraus hervor, daß die stiftungs⸗ mäßige Festsetzung des Charakters zu unhaltbaren Zuständen führen tann. Daneben hat sich in weitem Umfange der Zustand herausge⸗ stellt, daß, namentlich, wo verschiedene Anstalten am Ort sind, die katholischen Eltern ihre Kinder auf die eine Anstalt schicken und die evangelischen auf die andere. Wo sich das von selbst ergibt, ist ein erfreulicher Zustand geschaffen, an dem wir nichts zu ändern brauchen. Im ganzen glaube ich, daß man mit den bestehenden Verhältnissen sich auch auf katholischer Seite wohl zufrieden geben kann. Mir ist auch nicht bekannt, daß die Gründung einer stiftungsmäßigen katholischen Anstalt in neuerer Zeit beantragt und abgelehnt ist. Die Aus⸗ führungen des Abg. Wildermann hatten wohl mehr einen akademischen
Ch arakter.
verwaltung nicht sagen. so Ausgestaltung dieser Auskunftsstelle angelegen sein lassen.
Daß die Auskunftsstelle für höheres Schulwesen hier
Aber ich werde mir sehr gern eine weitere
Einheitsstenographie scheint allerdings durch die
Die
bisherigen Verhandlungen nicht zu dem erwarteten Ergebnis ge⸗
kommen zu sein. — ut 1 bevorsteht und daß, nachdem zwei verschiedenartige Einigungsvorschläge ausgearbeitet sind, doch vielleicht die Grundlage für die Reichs⸗ verwaltung gegeben ist, dem einen oder dem anderen System ihre
Zustimmung zu leihen.
Ich höre aber, daß eine erneute Verhandlung
Für die im Felde stehenden nicht etatmäßig angestellten
Lehrer — das möchte ich dem Herrn Abg. Herwig antworten — ist, soviel ich weiß, vollkommen befriedigend gesorgt. 1 assessoren, die ein Jahr in die Listen aufgenommen sind, werden als angestellte Lehrer behandelt und bekommen als solche amtliche Bezüge⸗ Ich möchte annehmen, daß da kaum noch ein Fall vorkommen könnte, der keine Berücksichtigung gefunden hätte.
Diejenigen Studien⸗
Ich
Auf die Koedukation möchte ich nicht weiter eingehen.
habe darüber auch schon in der Kommission gesprochen. Eine große Vor⸗ sicht ist meinens Erachtens geboten, namentlich auch im Hinblick darauf, daß der starke Zudrang des weiblichen Geschlechts zu den Universitäten uns bereits bedenklich macht, wir also Bedenken tragen müssen, die Zahl der Ausbildungsmöglichkeiten, die zur Universität führen, zu vermehren. Daß man im einzelnen Fall einmal eine Ausnahme ge⸗ stattet, halte ich angesichts der Verhältnisse im Kriege nicht für unmöglich. In einem Einzelfall ist
schehen.
das sogar neuerdings ge⸗
Der Begabtenschule widmet die Unterrichtsverwaltung volles
Interesse. Angesichts des Zudrangs zu den höheren Lehranstalten muß sie aber Vorsicht üben, ihrerseits mit Anregungen wegen weiterer Versuche vorzugehen. suchen in verschiedenen Städten.
Es fehlt aber durchaus nicht an solchen Ver⸗
Der Kriegsteilnehmer ist hier mit Wärme gedacht worden.
Ich kann mich dem nur anschließen. Ich halte es gegenüber dem, was der Herr Abg. Dr. Herwig meinte, eigentlich für ausgeschlossen, daß unsere höheren Lehranstalten auf das ihre gefallenen Lehrer und Schüler hingewiesen werden müßten. Wo ich mit höheren Lehranstalten in Beziehung getreten bin, ist das in keiner Weise der Fall gewesen. Für Gedenkblätter, wenigstens in den Volksschulen, zu sorgen, ist eine Verpflichtung, die mir selbst ob⸗ liegt. Gange. Jugend die gefallenen Lehrer und Mitschüle uns allen bewußt. (Beifall.)
ehrende Gedenken an
(Bravo!) Die Vorbereitungen nach der Richtung sind im Aber auch der Krieg ist noch nicht am Ende. Daß unsere icht vergesse
159. Sitzung vom 14. Juni 1918, Vormittags 11 Uhr (Bericht von Wolffs Telegraphenbüro.)
Am Regierungstische: der Minister der geistlichen und Unterrichtsangelegenheiten Dr. Schmid t. 8 Präsident Dr. Graf von Schwerin⸗Löwitz eröffner die Sitzung nach 11 ¼ Uhr “ 8 Die Beratung des Haushalts des Ministeriums der geist⸗ lichen und Unterrichtsangelegenheiten wird in der Be⸗ sprechung über die Kapitel der höheren Lehr⸗ anstalten und der Provinzialschulkollegien fortgesetzt. “
Abg. Haenisch (Scz.): Auch wir sind der Meinung, daß das E“ einer grundsciczlichen Aenderung bedarf. Bei Zeugenaussagen von Schülern muß die denkbar größte Vorsicht ob⸗ walten, da die Kinder leicht der Suggestion und Autosuggestion unterliegen. Bei der Regelung der Besoldungsordnung wünschen wir, daß die Lehrer aller Kategorien, Oberlehrer und Volksschul⸗ lehrer, wesentlich besser gestellt werden. Die Einführung der Titel „Schulreferendar“ und „Schulassessor“ würde uns wenig er⸗ freulich erscheinen. Der staatsbürgerliche Unterricht muß in den höheren wie in den Volksschulen eingeführt werden, dis Niederlande, die Schweiz, Dänemark haben den staats⸗ bürgerlichen Unterricht schon seit Jahrzehnten. Es ist vorgekoꝛnmen, daß in den Schulen gegen die Friedensresolation des Reichstags agi⸗ tiert worden ist. In welche Stellung kommen dadurch die Schüler, deren Väter Anhänger der Friedensbewegung sind? Die Partei⸗ politik muß aus der Schule vollkommen ferngehalten werden.
Abg. Oelze (kons.): Unser Schulwesen ist viel an⸗ gegriffen worden. Trotzdem versucht man jetzt in England es nachzuahmen. Aber das wird nicht so leicht sein, wie einer der bisher an Deutschland verübten Patentdiebstähle. Von mancher Seite wird unser Berechtigungswesen grund⸗ sätzlich verurteilt. Aber beim Berechtigungswesen müssen zwei Tings vollkommen getrennt werden, einmal die Berechtigung zum einjähri⸗ gen Militärdienst, zweitens die Anerkennung einer gewissen Bil⸗ dungsstufe als Voraussetzung für diese Berechtigung. Wenn aber nach dem Kriege das Berechtigungswesen neu geregelt wird, so wird auf einen bestimmten Grad der Schulbildung nicht verzichtet werden können. In bezug auf die hier so oft verhandelte Frage der kon⸗ fessionellen Parität der höheren Schulen möchte ich dis Aufmerksamkeit auf einen Fall hinlenken, in welchem der Minister eine Minderheit von 25 katholischen Schülern berücksichtigte. Ich habe nichts dagegen einzuwenden, hoffe aber, daß das im umgekehrten Falle bei evangelischen Schülern ebenso geschieht. Die Bedeutung des taatsbürgerlichen Unterrichts erkenne ich an. Je mehr man sich mit positiven Aufgaben beschäftigt, desto mehr kommt man vom Nadi⸗ kalismus ab. Ich erinnere an Bismarck, der sich auf der Schule als Republikaner bekannte. Durch die praktische Beschäftigung mit den Aufgaben des Staates verliert man den Radikalismus. (Zuruf des Abg. Haenisch: Aber wird nicht konservativ.) Das gebe ich durchaus zu, aber man stellt sich doch auf einen nationalen Stand⸗
unkt. (Beifall rechts.) 1 6 1 8 Abg. Marx (Zentr.): Nach einem Urteil des Ober⸗ verwaltungsgerichts unterstehen die Lehrer’Ä der städtischen Schulen nicht der Aufsicht des Magistrats. Danach ist die Rechtslage klar festgelegt. Es kommt auf den Unterschied zwischen den äußeren und inneren Angelegenheiten an. Durch Ver⸗ ständigung können Konflikte zwischen den Städten und dem Staat vermieden werden. Wir erkennen die Rechte der Gemeinden an den Schulen durchaus an, aber für die inneren Angelegenheiten der Schule ist die Dienstanweisung des Stgats maßgebend. Ich hoffe, daß di schwebenden Verhandlungen durch die gestrige Rede des Abg. Cassel nicht gestört werden. Redner tritt für die Schaffung einer Einheitsstenographie für Preußen und Deutschland ein; die Systemstreitigkeiten müßten endlich einmal ein Ende haben. Es sei ein System aufgestellt worden das sowohl von der Gabelsberger⸗ schen Schule, wie von der Schule Stolze⸗Schrey als annehmbar ange⸗ sehen werde. Der preuß. Staat müsse sich mit den süddeutschen Staaten und mit Oesterreich⸗Ungarn, die von dem Gabelsbergerschen System beherrscht würden, verstandigen. Die Versuche zur Einführung des von der Fachkommission aufgestellten Einheitssystems seien gefährdet, da die Schule Stolze⸗Schrey allerlei diplomatische Schachzüge zugunsten ihres Systems macht. Hoffentlich leiste die Regierung diesen Be⸗ süeeen Widerstand und entscheide sich für ein System, das mög⸗ ichst dem Gabelsbergerschen sich annähere, damit auch die füddeuntschen
Lob erfahren hat, freut mich. Ob es möglich ist, neue Stellen dafür
Plüichten der Schule nicht übersehen. Ich habe wiederholt
8
zu begründen, kann ich heute ohne Benehmen mit der Finanz⸗
Staaten und Oesterreich⸗Ungarn darauf eingehen könnten,
—.— ℳ4