Tounen, die üverlassen
1 u““ — 8 In den genannten 400 000 Tonnen sind 100 000 durch das genannte Medus Vivendi⸗Abkammen waren, einbegrissen.
Durch das jetzt abgeschlossene Abkommen werde Schweden die Möglichkeit gegeben, ohne seine neutrale Stellung aufzu⸗ geben, der Bevölkerung Waren zu verschaffen, die unumgäng⸗ lich nötig seien, damit die Volksgesundheit nicht durch Levens⸗ mittelmangel Schaden nehme, und die erforderlich seien, damit für das Land wichtige Gewerbe nicht wegen Mangels an Nohstoffen ganz zum Stillstand kämen. Auf Grund des Ab⸗ kommens sei der Kauf bedeutender Mengen von Brotgetreide und Futtermitteln schon abgeschlossen worden. Eine gewisse Menge Brotgetreide sei schon nach Schweden unterwegs, ver⸗ schiedene andere Waren, die früher eingekauft waren, würden infolge des Abkommens sofort zur Einfuhr freigegeben werden.
Bulgarien. Nach Meldung der „Bulgarischen Telegraphen⸗Agentur“ hat der König Malinow mit der Bildung des neuen Kabinetts beauftragt. “ .1“
Ukraine.
Kiewer Zeitungen veröffentlichen den Wortlaut der Ein⸗ spruchsnote der ukrainischen Regierung gegen die An⸗ gliederung Beßarabiens an Rumänien.
— Der ukrainische Ministerrat hat dem Kriegsministerium drei Millionen Rubel zur Abrüstung des Odessaer Hafens und eine Million für die Bedürfnisse des Sewastopoler Hafens über⸗ weisen lassen, ferner dem Ministerium des Innern achtzig Millionen zu Vorschüssen an städtische und ländliche Selbst⸗ verwaltungskörper.
Einer Reutermeldung aus Washington zufolge hat das Repräsentantenhaus ein Gesetz über die dauernde Ver⸗ mehrung des eingestellten Personals der Flotte von 87 180 auf 131 485 Mann angenommen. Der Senat hatte diesem Gesetz bereits zugestimmt.
8 6 85
Kriegsnachrichten.
Berlin, 19. Juni, Abends. (W. T. B.) Von den Kampffronten nichts Neues.
Großes Hauptquartier, 20. Juni. (W. T. B.) Westlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht.
Fast an der ganzen Front nahm die Tätigkeit des Feindes
am Abend zu. Das Artilleriefeuer lebte auf. Starke In⸗ fanterieabteilungen stießen in zahlreichen Abschnilten gegen unsere Linien vor. Sie wurden abgewiesen.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz.
Erneute Versuche des Feindes, nordwestlich von Chateau⸗Thierry über den Clignon⸗Abschnittt vor⸗ Zudringen, scheiterten in unserem Feuer. An der übrigen Front blieb die Gefechtetätigkeit in mäßigen Grenzen.
Heeresgruppe Gallwitz.
Südwestlich von Ornes wurden nächtliche Vorstöße des Feindes abgewiesen. Zwischen Maas und Mosel drangen eigene Sturmtruppen tief in die amerikani⸗ schen Stellungen bei Seicheprey ein und fügten dem Feinde schwere Verluste zu.
Hauptmann Berthold errang seinen 36. Luftsieg.
Der Erste Generalquartiermeister. Ludendorff.
Oesterreichisch⸗ungarischer Bericht. Wien, 19. Juni. (W. T. B.) Amtlich wird verlautbart:
8 Der Südflügel der Heeresgruppe Feldmarschall von Boroevie erkämpfte in stetem Vordringen neue Vorteile. Der Kanal Fosetta wurde an einigen W überschritten. Der Italiener setzt alles daran, unser Vordringen zu hemmen. Auf engen Räumen werden Gefangene zahlreicher, zusammen⸗ gewürfelter Verbände eingebracht. Heftige Feindangriffe, die namentlich beiderseits der Bahn Oderzo — Treviso mit großer Zähigkeit geführt wurden, brachen unter schweren Verlusten, teils in unserem Feuer, teils im Nahkampf, zu⸗ sammen.
Divisionen des Generalobersten Erzherzog Joseph
durchstießen bei Sovilla am Südfuß des Montello mehrere italienische
Linien. Die Zahl der Gefangenen erhöht sich.
8 An der Gebirgsfront waren die von uns am 15. ge⸗ ommenen Stellungen zwischen Piave und Brenta und süd⸗ stlich von Asiago abermals das Ziel erbitterter Anstürme.
Der Feind vermochte trotz großer Opfer nirgends Vor⸗ eile zu erringen. Auch auf dem Dosso Alto stießen die Italiener immer wieder vergebens vor. An der Tiroler
Westfront Artilleriekämpfe. 1 Der Chef des Generalstabes.
——
2 8 W
16166““ Berlin, 19. Juni. (W. T. B.) Neue U⸗Bootserfolge auf dem nördlichen Kriegsschauplatz nach den Meldungen der aus See zurückgekehrten U⸗Boote: 13 000 Br.⸗R.⸗T. Aug 2 Geleitzügen wurden an der Ostküste Englands die beiden größten Dampfer trotz starker Gegenwirkung der Bewachungs⸗ streitkräfte abgeschossen. Der Chef des Admiralstabes der Marine.
Bern, 18. Juni. (W. T. B.) Die Pariser „Chicago Tribune“ meldet aus New York vom 13. Juni, daß 8890 98 wegischen Dampfer „Vindeggen“ und „Hendreck⸗ lund“ an der Küste von Virginia von einem Tauchboot ver⸗ senkt wurden.
„Stockholm, 18. Juni. (W. T. B.) Nach einer Mit⸗ teilung an die Reedereien in Landskrona sind die schwe⸗ dischen Dampfer „Agnes“ von ungefähr 1400 Br.⸗R.⸗T. und „Phyllis“ von ungefähr 1000 Br.⸗R.⸗T. auf der Fahrt zwischen Hull und Blyth versenkt worden
— 8 8
Kunst und Wissenschaft.
Der Gemälbegaleric dee Kaiser Friedrich⸗Museums bat der Berliner Kunstsammler Karl v. Holluscher ein Bild des venezsanischen Vedutenmaleis Franzesko Guardi als Geschenk überwiesen, auf dem eine Ansichf der Piazzeita in Venedig geboten ist. Vem Marcusplatz besitzt des Museum bereits eine Ansicht von der Hand des Guardt; insgesamt nennt die Galerie vier Werke des Meisters ihr eigen, der wegen seiner früh⸗impressionistischen Licht⸗ und Luftbehandlung einen besonderen Piatz in der Geschichte der venezianischen Malerei der Rokokozeit einnimmt. — Das Kaiser Friedrich⸗Museum hat ferner für seine Abtetlung der Bildwerke in letzter Zeit eine Anzahl von Werken des Hans Leinberger erworben, jenes bis vor kurzem völlig vergessenen, hervorragenden Landshuler Bildschnitzers aus der Zeit der Renaissance, dessen Hauptwerk der große Hochaltar des Münsters in Moosburg ist. Sein Name ist bei allen Liebhabern alter deutscher Kunst schnell zu großem Ansehen gelangt. Im neuesten Heft der Amtlichen Berichte aus den Berliner Kunstsammlungen unternimmt es Dr. F. Gold⸗ schmidt, die Neuerwerbungen in das Werk des Meisters einzurtihen. Auch Berliner Privatsamn lungen besitzen Werke seiner Hand: so befindet sich eine stehende Heilige in Aebtissianentracht in der Sammlung Silberstein, eine nehende Maria in der Sammlung Benario. Von dieser führt der Weg zu der vom Berliner Museum erworbenen Kreuzigungsgruppe, die auch dem Mossburger Altar nahe⸗ steht. Zwei andere Schnitzwerke, gleichfalls Darstellungen des Ge⸗ kreuzigten, die ins Berliner Maseum kamen, unterscheiden sich dadurch, daß das eine Kruzifix nur eine Schülerarbett aus dem Kreise des Meisters ist, währeno das andere icht Leiaberge sche Meisterschaft der Schnitzerel, und zwar in seiner reifsten Künstlerschaft zeigt.
— ——
In der Junißtzung der Anthropologischen Gesell⸗ chaft behandelte der Professor Dr. Eduard Hahn das Thema: Ehronende Herrscher und hockende Völker. Der be⸗ kannte Kulturforscher wies im Eingang seiner Danstellungen darauf hin, daß über das Königtum und seine Symbole noch vwielfach Un⸗ klarheit herrscht. So kann man die geschlossene Krone noch nicht mit Sicherheit in ihrer Bedeutung erkläzer. Man nimmt au, sie habe sich aus dem geschlossenen griechischen Kranze entwickelt, der zur Ab⸗ wehr des Uebels geschlossen worden set; mdessen haben neuere For⸗ schungen gelehrt, daß schon bei den Bal ploniern die Götter Kronen trugen. Ebenso ist die Bedeutung des Hermelinmantels, der vor⸗ geschichtlich bis in die Eisenzeit zurückgeht, noch völlig dunkel; vielleicht hingt der Hermelin mit der äsyptischen Gifischlange zu⸗ sammen. Der Thion ist seit ältester Zen weit verbreitet gewesen, so in Aeeppten, wo ihn Bilder der ältesten Zeit nachweisen, und doch in er nicht das älteste Königssovmdol. Aelter ist der Schemel als Königssitz, wie de: Klappstuhl aus Bronze beweist, der sich in Bechtelsdorf bei Lübeck gefunden hat; er ist noch heate in Afrika als Häupilinge sitz verbreitet und kemmt selbst in Neugulnea vor. Der Vortragende erläuterte durch eine Reihe von Lichtbildern die weite Verbreitung des Königsthrons in Aegypten, in Babylonien, wo wir den Thron des akkadischen Königs Gudea kennen, während die allgemein verbreitete Sitzart in Aearpten heute neoch das Heocken ist. In Plöͤntzien haben wir den Schemel am Lönigsthron, der ehenso in Nudten sich findet; auch treffen wir den marmornen Königsthron in Knossos auf Kreta, wie sich auf Thronsesseln stebende Achenurnen in den etzusk schen Begräbnisstätten finden Im Osten des Mättelmeers begegnen wir neben dem Sonnengott Samas, der Ring und Stab trägt und auf einem Thron sitzt, dem Koriz; auf dem Thron sitzend, aber auch legend beim Mahle, während Heomers Helden noch sitzerr. Aber auch in den ältesten Kulturlänvern des Orients, in Indien und in China haben wir den Thron, auf dem der König wie der Richter sitzt. Buddha selbit dagegen hockt ebenso wie die H ꝛrscher Turans. Der Grand für die weite Verbreitung des Thrones kann nur der san, daß zu ingend⸗ einer Zeit ia einem großen Gebiet ein Volk eine große Rolle gespielt haben muß, das den Thronsessel als Katturgut besaß und ihn auf seinen Eroberungs⸗ und Wanderzügen mitfuhrr, dessen Herrscher zu richten gewohnt waren, und das spaͤter zu einem Polk wurde, das zu sitzen, d. h. zu herrschen gewohrt war. Dies mögen die Indo⸗ germanen vielleicht grwesen setr, die in dem Geb ete zwischen Indien und Westeuropa lebten und nach Nordaf ika binübergriffen. Das mag uns auch die Erscheinung der thronenden Herrscher unter den backenden Völkein erklären, deren ältere Schicht wir in Aegypten haden, deren jüngere uns in Gallien, wo wir auch noch einen hockenden Gott pargestellt fin en, erscheint. Wir können dem ach schon für eie älteren Zeiten der Vo geschichte eine Völkerwanderung in größerem Umfange wahrnehmern. In Vorderasten standen vielfach die Eötter auf Tieren und erhoben sich dann mit den Tieren auf Wagen. Daher kommt es, daß Tiere vor den Wagen gespannt wurden, der ehemals von Menschen gejogen wurde. So mag aus dem Kriegswagen der Prunkwagen des Königs entstanden sein. In Irlands Epen erscheit mit dem Rüttertum der zweirädrige Wagen. Die Aus⸗ führungen des Vertragen den wurden ergänzt durch Dr. Schmidt, der müͤtetite, das im Gebiete des Chingu die Eingehorenen der er⸗ höhten Sitze sich bedienen, während Prof. von den Steinen den Unterschied hervorhob, den in Z ni aibrastlien der Schemel des Härptlings vor den Sitzen der übzigen Volksgtenossen zeigt; dort sitzt der Paupt ing auf dem geschnitzten Jaguar. Dr. Staudinger erwaͤbnte aus Westafrika den vierbeinigen Schemel und die Kopfbank, wie sie auch in China und in Owansen sich fisdet. In Ahika sind nach Prof. Ankermann die Stühle den La piern der Sippen und Familten vorbehalten, die auch euf Leopardenfellen sitzen dürfen. Im heutigen Mexiko hocken nach Angaben von Frau P of. Seler die Frauen der Eingeborenen, waͤhrend die Mäduer sitzen. Der Stuhl gehört im alten Mexiko nach Mofessor Seler zum Richteramt, und Matte und Jaguarfell sind Aaszeichnungen für den König. Maber und Inder in Ostaf ika hocken meist, wie Dr. Bebr hetonte, selbst wenn sie vornehmen Standes sind. Professor F. W. K. Müller hob hervor, wie in China schon zu Beginn unserer Zeitrechnung Stuhl und Tisch verbreitet waren, während in Japan alles auf Meatten sitzt. In Korea hockt die Bevölkerung nach den Angaben von Konsul Braß, während die Vornehmen auf Stühlen die hoben Beamten auf Leoparndenfellen sitzen. Dr, Minder er⸗ innerte an den deutschen Schöffenstuhl, Geheimtat Schuchhardt will aus tem Haarband, das zum einfachen Metallreif werden konnte der die langhaarigen „Freien“ auszeich zete, die Krone entstanden sehen; den Thron des Köntgs leitet er aus dem Gestell her, auf dem die Vornehmen merst saßen. Die Liegestellung beim Mahle set dem Süden, weil man dort am Boden in natürlicher Weise, obne Schaden an der Gesund⸗ Heit zu nehmen, liegen könne, eiger fümlich, während der Norden den fähdeter Sit erforderte, da das Klitma das Liegen am Boden aus⸗
chloß. 1—
T
Maunigfaltiges.
Der staatlichen Stelle für Naturdenkmals pflege ist von Militärforftverwaltung Bialowies die Rachricht be ne der nördlich vom Jag’ schloß gelegene Waldteil, der im Süden von der Feldflur Bialowies, im Norden von der Quognis, im Westen von der Narewka begrenzt wird, als Naturschutzgebiet erklärt und von jeder Nutzung ausgeschlossen ist. Das Gebiet hat im großen ganzen die Gestalt eines Rechtecks und ist etwa 30 qkm groß. Das ist freilich nur ein Bruchteil des riesigen Geländes, das unter dem Namen des Urwaldes von Bjelo vies bekannt war, jeroch um⸗ 82 das Schutgebtet gerade ein Waldgebiet, in dem noch Wisente
Kovenhagen, 19. Juni. (W. T. B.) x₰
auf Kia godie stürzte heute vormittag ein nl Ringköhing
g9 g b. Der Insasse, Leutnant Smitson it 8 ches Fluc, um 2 Uhr Morgens in der Noresee von einem en sticttet abaeflogen und landete infolge Nebels und d 1 8 K fehlecs. Der Fliegerleutnant glaubt, den Motor selbst en Motoc können. Der Fliegeroffizier hält sich beim Zollkontrolle ausbessern; mittags findet ein poltzelliches Verhör statf. ür auf; Nach.
zeug
8 Handel und Gewerbe.
8 8 Bocle in Berlin.
ie heutige Börse zeigte ein beruhigte 1 gestrigen Abgaben folgten beute Rückkäufe, 8 ussehen De bieten eine gewisse Befestigung der Preise zur Folge battneten Ge⸗ Nachfrage machte sich fuͤr Kali⸗ und Erdölaktien bemersh Einige Verkehr blieb im allgemeinen ruhig. Der Schluß war fanl ar. Der
Kursberichte von auswärtigen Fondomärkten.
Wien, 19. Juni. (W. T. B.) (n 1 Devisenzentrale.) Bernn. 158,35 5. (Eraglec⸗ Rootierungen da 402,00 G., 403,00 B., Frich 208,75 G., 209,75 B herdam hagen 253,25 G., 254,25 B., Stodholm 270,75 G., 280 Christtarta 254,50 G., 255,50 B., Konstantinopel 329* 8⸗ 32,75 B., Manrknoten 158,25 G., 158,65 B., Rubelnoten ,00. 8 rses 1
London, 18. Juni. (W. X. B.) 2 ⅛ 56 ⅜, 9 % Argentrnier von 1886 —, 8958 Bbllte ergsc; goucd 4 % Japaver von 1899 —, 3 % Portugsesen 59 ⅔ vht von 1806 488, 4½ 1S von 1909 36 ¼, 1r —,—, Canadian 2 c 157,50, Erte —, Nation Mexico 6 ¼, Pennsylvania —,—, Southern Pabcnal S acisic —,—, United States Steel Corporation 109 opper —, Mio Tinto 66 ⅛, Chartered 14/9, De Beers 1. Goldfields 1½, Randmines 2¾. — 5 % Kriegsanlesbe 9323⁄14*), 4 Lriegsanleibe 100 ⅞, 3 ½ % Kriegsanleihe 87 ¾. — Pr patdiskont 8, Silber 48 ½. — Wechsel auf Amsterdam 3 Monate 9,34 ½ Wechsel auf Amsterdam kur; —,—, Wechsel auf Paris 3 Monate 27,57 ½ Wechsel auf Paris furz 27,16, Wechsel auf Petersburg kurz .“ 9 Jpälere Meldung 93 ⅞. 88,15. 3 % Französische Rente 59. 22 4 % — flce, zuc. 139,50, 5 % Russen von 1906 47,75, 3 % Russen von 1896 29,0] 4 % Türken unif. 63 05, Suezkanal 4995, Rio Tinto 1900 Amsterdam, 19. Junj. (W. T. B.) Schwächer. Wechsel auf Berlin 37,15, Wechsel auf Wien 21,25, Mechsel auf Schver 49,82 ½, Wechsel auf Kopenhagen 61,15, Wechsel auf Stodholm 67,95 Wechsel auf New Yort 196,25, Wechsei auf Londor 9,35 Wichsel auf Parig 34,50. — 4 ½ % Niederländische Staatsanlelhe 92, Obl. 3 % Ntederländ. W. S. 69 ¼, Königl. Mederländ Petroleum 546, Holland⸗Amerlka⸗Anie 367 ½, Niederläͤnd.⸗Indisch Se. 173 ¾, Atchison, Topeka u. Santa 56 81, 4 gland —, Scuthern Paelfie —, Southern Railway 21 ¾, Unvbon 29 ic 119, Angconda 130 ¼, United States Steel Corp. 90% Französisch⸗Englische Auleibe —, Hamburg⸗Amerifa⸗Ante —8. New York, 18. Junt. (Schluß.) (W. T. B.) Der Verkehr an der Fondsbörse gestaltete sich heute sehr ruhig, der gesamte Umsat bezifferte sich nur auf 390 000 Stück Aktten. Unter Führung von Steels war die Grundstimmung im Verlanfe als fest zu be⸗ zeichnen, nur Eisenbahnen blieben vernachlässigt. Wegen Schluß überwog Angebot, sodaß die Haltung bei den letzten Umsätzen als gedrückt anzusprechen waz. Geld: Sehr fest. Geld au 24 Stunden Durchschnittssaß 5 ½¼, auf 24 Stunden letztes Dar⸗ leben 6, Wechsel auf London (60 Tage) 4,72,50 Cabhle Transfer 4,76,45, Wechsel auf Paris auf Sicht 5,71,50, Silber h Barren 99 ½, 3 % Northerrn Pacisie Bonds 58 ½ 4 % Veretn. Staaten Bonds 1925 106 ½¼, Atchison, Topeka u. Santa F6 85, Baltimore und Ohio 54 ½, Canadtan Pacific 146 ½, Chesapeake u. Ohio 56 ½ Chicago, Milwauker u. St. Paul 43 ¼, Penver u. Rio Grand⸗ 4 Iltnols Central 96 ½, Louitsville u. Nashville 115 ¼, Nex Pork Fentral 72 ⅛. Norfolt u. Western 103 8, Henn vlvanis dal, Readtug 91 Southern Pactfic 84, Union Pacific 122. Rnatvadga EECöe“ 64 ½, United States Steel Corporation 103 ½⅜, da 1 80 2* Rio de Janeiro, 14. Junk. (W. 3 Ee; J (W. T. 88 Wechsel auf
Kursberichte von auswärtigen Warenmärkter.
London, 18. Juni. (W. T. B.) Kupfer t 110. Liverpool, 18. Jon. (TW. d. 9.) . promgt 110, . 2000 Ballen, Einfuhr 25 200 Mallen, deon 12 000 Ballen amer⸗ kanische Baumwolle. — Für Junt 22,40, für Juli 21,73. — Amerikanische und Indische 14—15, Brasiltanische 4 Punkte niedriger. New Vork, 18. Juri. (W. T. L.) (Schlutz) Baumwole loko midyling 29,80, do. sur Juni 25,73, do für Jult 25,81, do für Auguft 25,39, New Orleans loko middling 31,00, Petroleun refined (in Cases) 18,75, do. Stand. white in New York 15,05, do. in tankg 8,25, do. Credit Balances ei Oil City 4,00, Schmal prime Western 25,12 ½, do. Rohe & Brotbers 26,50, Zuca Zentrifugal 5,92, Weigen Wivter 226, Mehl Spring⸗Wlech Kiere 070e11078, dSetreiee rach gnoc Lsperhool vrn e8se 0 8 3 D. U 7,95 8 fü 7LX4 1.d a Sühses hen r Juni 7,95, do. für Juli
Familiennachrichten.
Verlobt: Frl. Fakriele Jelaffte mit Hrn. Hauptmann Georg Hildebrandt Relchene helöf — dlcdee,ic von Marenholtz mit Hrn. Harald Frhrn. von Nolde (Gr. Schwülper — Wircen i. Kurl.). — Frl. Anno⸗Marxgarethe Raffauf mit Pin. Haupl⸗ mann Oswald Ritter (Maadeburg). 1
Verebelicht: Hr. Viktor Graf von Schwerin⸗Boldekow mit Fil⸗
8Adda von Lieres und Wilkau (Boldekow). heim
Geh s e , hg Tochter: Hrn. Leutnant Felix Friedhe
K en i. nh.).
Gestorben: Hr. Günther Frhr. von Tiele Wincler⸗Volrabarub⸗ — Hr. Léonce Baron von Stempel Könie erg i. Pr.). 8 1
lottenburg·
Verantwortlicher Schriftleiter: Direktor Dr. Tyrol, Charlott gstelle
Verantwortlich für den Anzeigenteil: Der Vorsteher der Ges Rechnungsrat Mengering in Berlin. Verlag der Geschäftsstelle Mengering) in Henh Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagsansta 1 Berlin, Wilhelmstraße 23.
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Vier Beilagen
sowie eine Liste der stebeuundvierzigsten Pfandbriesverlo b der Süddeutschen Bodenecreditbauk.
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Deutsche
zum
chen Reichsanzeiger und Königlich
1
8 Erste Beilage
Berlin, Donnerstag, den
manr nmmmoer emern
1918.
Parlamentsbericht*)
Preußischer Landtag. Abgeordnetenhaus. 162. Sitzung vom 18. Juni 1918. Nachtrag.
Die in der gestrigen Nummer d. Bl. im Auszuge wieder⸗ nebene Erklärung des “ Hergt bei der keften Beratung des Gesetzentmw urfs über Er⸗ lhung der Eisenbahnfahrkosten bei Dienst hisen der Staatsbeamten hatte folgenden Wortlaut: Meine Herren! Den von der Kommission zu dem Gesetzentwurf meschlagenen Abänderungen kann die Staatsregierung unbedenklich ftmmen. Es handelt sich ja nur darum, daß die alte Spannung nschen den wirklichen Ausgaben und den Fahrkosten und den höheren lometergeldern jetzt wieder in allen Fällen hergestellt wird sowohl t der Benutzung der zweiten wie bei der Benutzung der ersten aff, und dafür, daß man keine Kürzung der Kilometergelder und talaedessen auch der Ueberschüsse, die den Beamten für Nebenkosten ableiben, vorschlägt, sprechen gewichtige Billigkeitsgründe. Die nigliche Staatsregierung begrüßt es daher, wenn der Antrag dahin aret die alte Spannung wieder in das Gesetz aufzunehmen.
Ganz Aehnliches gilt von der Resolution, die Ihnen die Kom⸗ ision empfohlen hat. Auch da glaubt die Staatsregierung, daß sie a Arregungen entgegenkommen kann. Sie selbst war ja schon, wie hin der Kommission erklärt habe, bereit gewesen, die Tagegelder,
sie bisher gewährt wurden, generell um 30 % zu erhöhen. Die ummission hat diesen Satz nicht für ausreichend gehalten, hat aber chein neues Prinzip vorgeschlagen, nämlich das Prinzip der Staffe⸗ ing. In diesem Vorschlage liegt allerdings ein sehr beachtenswerter boanke. Es ist richtig, daß, wenn man bloß prozentmäßig die Tage⸗ der bei den verschiedenen Rangklassen erhöht, man den Bedürfnissen Beamtenschaft nicht übevall gleichmäßig Rechnung trägt. Bei der üsten Rangklasse, wo die Tagegelder verhältnismäßig hoch sind, iide ein bestimmter Prozentsatz vielleicht genügen, um die ent⸗ kenden Mehrkosten abzugelten, aber bei den unteren Rangklassen zweifellos ein gleicher Prozentsatz nicht ausreichend sein. Man maber die Unterscheidung auch nach einer anderen Richtung für attigt halten. Die Ausgaben entstehen hauptsächlich durch die Be⸗ stgung in den Hauptmahlzeiten und die Uebernachtung. Bei ganz en eintägigen Reisen werden Mehrkosten so gut wie garnicht ent⸗ in, aber bei längeren eintägigen Reisen und bei mehrtägigen hen wird dies der Fall sein, weil da mehr Mahlzeiten hinzu⸗ gmen. Die Staatsvregierung will also gern auf den Boden treten,
in dem vorliegenden Antrage der Kommission vorgezeichnet ist; ewird sich auch den Sätzen anschließen können, d. h. mit anderen Porten, der Unterbeamte wird zu seinem Tagegeld einen Zuschlag n 75 % bekommen. Ich glaube also, das hohe Haus kann sich erhaus damit beruhigen; der Herr Berichterstatter hat eben hervor⸗ oben, daß das eine Bedingung für die Annahme des Gesetzent⸗ efes wäre, ich darf also wohl annehmen, daß damit die Annahme 6 Gesetzes gesichert erscheint.
Bei der Beratung des auf Grund eines Antrages der sogg. Dr. Arendt und Gen. vom verstärkten Staatshaushalts⸗ nöschusse ausgearbeiteten Entwurfs eines Abände⸗ ungsgesetzes zu dem Gesetze, betreffend die Er⸗ schung einer Zentralanstalt zur Förderung des enossenschafflichen Personalkredits, vom 1 Juli 1895, der eine Erhöhung der vom Staate er Preußischen Zentralgenossonschaftskasse 8 Grundkapital gewährten Einlage auf 25 Millionen Mart vorsieht, und des dazu gestellten dzinderungsantrages der Abgg. Lübece und Genossen gab der nanzminister Hergt die folgende Erklärung ab:
Meine Herren! Ich habe es mit besonderem Danke begrüßt, daß Haushaltskommission sich nicht darauf beschränkt hat, etwa eine felution zu fassen und darin der Staatsregierung zu empfehlen, im bestimmten Gesetzentwurf vorzulegen, sondern sich an die sweit herangemacht hat und im vollsten Einvernehmen mit der Re⸗ kung einen fertigen Gesetzentwurf nun dem hohen Hause zur An⸗ iine empfiehlt. Das hat natürlich zur Folge, daß die Sache ganz Feerdentlich beschleunigt und vereinfacht wird. Es steht zu iin, daß nun in allerkürzester Zeit diese hochwichtige Materie zu eendgültigen Lösung kommt.
Vas nun den einzigen Differenzpunkt anbetrifft, der nach den vfährungen des Herrn Berichterstatters zwischen der Kommission bder Staatsregierung noch geblieben ist, so glaube ich, daß da 8 sebt große Meinungsverschiedenheit eigentlich auch nicht vor⸗ Die Staatsregierung hat sich bloß dagegen gewehrt — und habuh leider auch heute noch auf genau demselben Standpunkte ver⸗ b —, daß zurzeit in diesem Gesetzentwurf eine weitere Er⸗ lang des Grundkapitals über die 50 Millionen hinaus, die ich be⸗ ze ben will, bis auf 75 Millionen vorgenommen wird. Sie wehrt butbebhaupt dagegen, daß eine solche Erhöhung in Form des s erfolgen soll. Sie ist aber, wie sich aus meinen 9,52 Ausführungen ergeben wird, durchaus bereit, für den Fall,
1 ü9 h sach ein Bedarf der Zentralgenossenschaftskasse in der Fattätenoff besonders in der Uebergamgszeit, ergeben sollte, der de ea Gststasse die erforderlichen Mittel auf anderem düfthre 89 t auf dem Wege der Erhöhung des Grundkapitals zu⸗
n. Ich glaube, daß die Haushaltskommission, wenn sie
ston he den beute geglaubt hat, einen Mehrbedarf über 50 Millionen zu
rnisen 85 den außerordentlich günstigen Stand der Zentral⸗ der Fom aftskasse etwas unterschätzt hat. Ich habe mir erlaubt, in ission darauf hinzuweisen, daß die günstige Lage der Zentral⸗
venm renosenscanic Vseshrftskasse auf die letzte Kapitalserhöhung zurückzuführen ist,
entne,g ewähr, mit Ausnahme der Reden der Minister und
———
die im Jahre 1909 erfolgt ist. Damals erwartete man nämlich, daß diese Kapitalserhöhung von 25 Millionen Mark besonders dazu dienen würde, um die Zentralgenossenschaftskasse in den Stand zu setzen, bei der Entschuldungsaktion, die durch die Genossenschaften unter anderem auch betrieben werden sollte, mitzuhelfen. Nun, für diesen Zweck ist aber in der Zwischenzeit die Zentralgemossenschafts⸗ kasse so gut wie gar nicht in Anspruch genommen worden Es ist auch nicht zu erwarten, daß sich dafür in Zukunft solche Ansprüche ergeben werden. Die 25 Millionen, die man damals als Vermehrung des Grundkapitals ausgeworfen hatte, sind also für andere Zwecke der Zentralgenossenschaftskasse frei geworden und arbeiten nunmehr er⸗ wünschterweise in ihren Geschäften. Danach war der Stand der Zentralgenossenschaftskasse bei Beginn des Krieges so, daß sie allen an sie herantretenden Ansprüchen der Genossenschaftsverbandskassen in vollstem Maße gerecht werden konnte.
Ich habe hier eine Tabelle darüber, wie hoch die Höchstkredite waren, die den Verbandskassen in den letzten Jahren vor dem Kriege zugewiesen waren, und wie hoch auf der andern Seite die Inanspruch⸗ nahme war. Es ist interessant: im Jahre 1912 war ein Höhepunkt zu verzeichnen; damals waren die Höchstkredite 123 Millionen Mark. in Anspruch genommen wurden sie am Schluß des Jahres nur in Höhe von 96 Millionen Mark. Dann ging der Betrag herunter. Im Jahre 1913 handelte es sich nur noch um 122 Millionen Mark und eine Inanspruchnahme von nur 85 Millionen Mark. Im Jahre 1914 ging es herunter auf 122 Millionen Mark Höchstkredit, aber nur noch 75 Millionen Mark Inanspruchnahme. Es liegt das an der Stärkung, die die Verbandskassen in der Zwischenzeit durch die Politik der Zentralgenossenschaftskasse selbst erfahren haben; sie waren deshalb nicht mehr so genötigt, auf die Zentralgenossenschafts⸗ kasse mit ihren Ansprüchen zu fallen. Dieses Bild ergibt zur Genüge, daß die Zentralgenossenscchaftskasse von dem Kriege genügend mit Grundkapital ausgestattet war. Sie konnte während des Krieges durch die günstige Konjunktur ihre Reserven erheblich verstärken; heute hat sie eine Generalreserve von rund 11 Millionen Mark, eine Spezialreserve von rund 4 Millionen Mark. Also, meine Herren, der Stand war alles in allem so günstig, daß man nach meiner Meinung getrost in die Zukunft blicken kann.
Nun hat die Kommission besonderen Wert darauf gelegt, daß doch für das Retablissement sowohl bei den landwirtschaftlichen Ge⸗ nossenschaften wie bei den gewerblichen Genossenschaften ganz außer⸗ ordentliche Kreditansprüche zu erwarten seien. Das ist gewiß richtig. Aber der Unterschied in der Auffassung zwischen Staatsregierung und Kommission war, daß die Kommission meinte, auch diese außer⸗ ordentlichen und vorübergehenden Ansprüche für das Retablissement mit für das Maß der Erhöhung des Grundkapitals der Zentral⸗ genossenschaftskasse verwenden zu sollen, während umgekehrt die Königliche Staatsregierung gemeint hat, daß diese vorübergehenden, außerordentlichen Ansprüche nicht einen Grund für eine besondere Er⸗ höhung des Grundkapitals der Zentralgenossenschaftskasse abgeben können. Wie stark die Inanspruchnahme für das Retablissement sein, in welchem Tempo sie erfolgen wird, wissen wir alle nicht. Es ist anzunehmen, daß die Ausgaben der Landwirte, vielleicht auch der Handwerker, nicht so rasch erfolgen werden, daß die Ansprüche so stark bei der Zentralgenossenschaftskasse zusammenlaufen. Aber, wie ge⸗ sagt, wir können das vollkommen dahingestellt sein lassen. Sollte sich ergeben, daß demnächst die Ansprüche sehr hoch werden, und zwar so hoch, daß die Zentralgenossenschaftskasse mit ihrem eigenen Ka⸗ pital und den ihr sonst zur Verfügung stehenden Mitteln sie nicht be⸗ friedigen kann, dann stehe ich nicht an, zu erklären, daß die Königliche Staatsregierung der Zentralgenossenschaftskasse in reichstem Maße andere Mittel zur Verfügung stellen wird. Das kann so geschehen, wie wir es während des Krieges in der Kriegswirtschaft häufig ge⸗ macht haben, daß ihr eine Art Kriegsfonds für fremde Rechnung ge⸗ geben wird, oder daß ihr ein Darlehen von so und soviel Millionen zur Verfügung gestellt wird, mit dem sie arbeiten kann. Wir können auch eine neue Kreditvorlage, die nicht das Grundkapital betrifft, be⸗ schließen. Kurz und gut, an Mitteln dürfte es nicht fehlen!
Infolgedessen dürfte sich sehr wohl das Hohe Haus entgegen der Kommission entschließen und den Antrag auf Drucksache Nr. 1160 annehmen. Es handelt sich auch um eine grundsätzliche Frage für die Finanzverwaltung. Wir dürfen in dieser schweren Zeit, die uns be⸗ vorsteht, unter keinen Umständen Mittel an Stellen hinführen, wo sie nicht unbedingt nötig sind. Solange mir nicht der unbedingte Nachweis für die Notwendigkeit geführt wird, kann ich nicht meine Hand dazu reichen, daß ein Betrag von 25 Millionen, der zuguter⸗ letzt auf die Staatsanleihe fällt und den Staatskredit beeinträchtigt, zumal auch ein nicht mäßiger Zinssatz auf Kosten der Zensiten in Be⸗ tracht kommt, so ins Blaue hinein hier heute beschlossen wird. Aus diesem grundsätzlichen Bedenken heraus bitte ich das Haus, sich dem Antrag Nr. 1160 anzuschließen. 8
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163. Sitzung vom 19. Juni 1918, Vormittags 11 Uhr. 8 (Bericht von Wolffs Telegraphenbüro.) Am Regierungstische: der Minister Dr. Drews und der Finanzminister Hergt. Präsident von Schwerin eröffnet die hritter Lesung wird der auf Grund eines Antrages Arendt in der letzten Sitzung in zweiter Beratung an⸗ genommene Entwurf eines Abänderungs⸗ gesetzes zu dem Gesetz, betreffend die Errichtung einer Zentralgenossenschaftskasse, vom 31. Juli 1895 ohne Erörterung endgültig genehmigt. 8 Darauf setzt das Haus die zweite Beratung des Staats⸗ haushaltsplans für 1918 im Sonderhaushaltsplan für das Ministerium des Innern fort. Abg. Korfanty (Pole): Die endlosen Debatten über den Belagerungszustand machen einen niederdrückenden Eindruck, zumal die Verhältnisse immer schlimmer werden, Der Reichstag sollte endlich
des Innern
von seinen parlamentarischen Machtmitteln Gebrauch machen. Die
Hauptbeschwerden kommen aus dem Osten, wo es für die Herren von der Vaterlandspartei, vom Ostmarkenverein und für die Anhänger des Herrn von Heydebrand keine Beschränkungen gibt. Die Generalkoni⸗ mandos tun das, was diese Herren unter Burgfrieden verstehen. Unsere Regierung lehnt jedes Einschreiten gegen die Uebergriffe der Generalkommandos ab. Wir haben es deshalb nur mit einer Schein⸗ regierung, mit einer Regierung pro forma zu tun. In Oberschlesien haben wir uns mit den wilden Schößlingen, die am Zentrumsbaum g wachsen sind, auseinanderzusetzen. Einen davon haben wir glücklich abgeschnitten. Da das Zentrum sich auf die Krücken der Alldeutschen und der Vaterlandspartei gestützt hat, deshalb haben in Tarnowitz⸗ Lublinitz auch Zentrumsanhänger deutscher Nation für mich gestimmt. Dort hat man mir jede Wahlagitation unmöglich zu machen ver⸗ sucht. In einem Falle gelang es mir noch im letzten Augenblick, durch einen Gerichtsvollzieher einen mir gesperrten Versammlungsraum öffnen zu lassen. Auf Grund objektiv unrichtiger Berichte von Gen⸗ darmen wurde mir vom Stellvertretenden Generalkommando tele⸗ graphisch verboten, Versammlungen abzuhalten. Trotzdem Wahl⸗ flugblätter einer Vorzensur nicht unterliegen, verbot man solche doch. Meine Beschwerde an den Reichskanzler hatte keinen Erfolg, sie wurde einfach an das Generalkommando weitergegeben. Dies beweist, daß die Regierung weiter nichts ist als eine spanische Wand für das Schalten und Walten der Generalkommandos, die sich dahinter mit allen Mißbräuchen und Rechtsverkürzungen verstecken, denen die Staatsbürger ausgesetzt sind. Die Stellvertretenden Generalkommandos suchen sogar auf Grund des Belagerungszustandes den alten F. dienst wieder einzuführen; so forderte der Holzabfuhrausschuß beim Generalkommando des VI. Armeekorps einen Landwirt auf, H zufahren für 8,50 ℳ für den Festmeter. Das ist unter den heutig Verhältnissen ein Hundelohn. Im Kreise Pleß werden nicht einn harmlose Theatervorstellungen erlaubt, weil die Zeit zu ernst sei oder kein Bedürfnis vorliege. Der Landrat von Ratibor verbot Volks⸗ EE“ wegen der Gefahr der Ruhrverbreitung. Nach dem Erlaß des Regierungspräsidenten von Oppeln sieht man davon ab, zur⸗ zeit die Sozialdemokratie zu verfolgen, geht aber gegen die groß⸗ polnische Vereinigung vor. Die polnische Berufsvereinigung ist vom Gericht zu einem politischen Verein gestempelt worden, und danach geht die alte Praxis aus der Zeit vor dem Kriege im Kriege weiter. Dieses Vorgehen des Regierungspräsidenten von Oppeln gegen die polnische Berufsvereinigung ist der Dank dafür, daß diese zu allereist sich gegen den Streik erklärt hat. Im Wahlkreise von Gleiwitz⸗Lublinitz verfolgt die Polizei mit kleinlichen Schikanen die Leute, weil sie mich gewählt haben. Der Landrat in Gleiwitz hat einem Mann auf ein Anliegen geantwortet: Gehen Sie zu Korfanty. Der Regierungspräsident v. Miquel hat über meine Reden leichtfertig Dinge behauptet, die ihm angelogen sind. Ich sage nicht, daß er bewußt die Unwahrheit gesagt hat. Ich habe in meinen Reden zu den Leuten nur gesagt: „Die Lage ist chwer, aber um Euch nicht ins Unglück zu stürzen, habt Ihr den Verordnungen Folge zu leisten.“ Mit 120 bis 160 Mark sind die Bauern bestraft worden, weil sie keine Butter abgegeben haben und dabei haben die Kühe bei der Trockenheit keine Milch gegeben. Die Leute kommen durch die Strafen auf den Bettel. Das Vieh wird den Leuten genommen, ohne Rücksicht darauf, ob sie ihre Landwirt⸗ schaft noch aufrechterhalten können. Die Kuh, die eben den Bauern abgenommen ist, wird über die Straße geführt und einem Beamten oder Lehrer als Milchkuh zugeführt. Ist das nicht aufreizend? Mit Lebensmitteln finden kolossale Verschiebungen statt, ohne daß der Re⸗ gierungspräsident etwas davon weiß. Dabei ist es mir nicht ge⸗ ungen, im ganzen Wahlkreis nur ein Pfund Butter zu bekommen. In Restaurants wird ohne Fleischmarken und ohne jede Beschrän⸗ kung alles gegeben. In einem Restaurant habe ich nicht weniger als sieben Fleischgerichte auf der Speisekarte gesehen. Ist das alles dem Regierungspräsidenten nicht bekannt? Ist es etwa mit dem Burg⸗ frieden vereinbar, daß in Bromberg der Deutsche Tag ohne Anstand gestattet worden ist, der eine wilde Hetze gegen das polnische Volk trieb? An Beschimpfungen gegen den Minister wegen des gleichen Wahlrechts hat es dort nicht gefehlt. Ganz besonders hervorgetan hat sich dabei der verehrte Kollege Abg. Fuhrmann. Der zog gegen den abgetretenen Kanzler v. Bethmann Hollweg los, aber ebenso gegen die Politik seiner Nachfolger in de: Regierung, also auch der Herren Friedberg und v. Payer. Schneider und Schuster sollten die Leute werden, welche für das gleiche Wahlrecht in Preußen einträten, aber nicht Minister, so meinte Herr Fuhrmann. Ich würde das ehrbare Schneider⸗ und Schusterhandwerk beschimpfen, würde ich sagen, die Herren Fuhrmann und Lohmann hätten eine Schuster⸗ und Schnei⸗ derpolitik getrieben. Die Herren Fuhrmann und Lohmann haben ein politisches Harakiri aufgeführt. Man hat in Posen die Kosciusko⸗Feier gestört, die Dombrowski⸗Feier verboten. Man löst dort die polnischen Jugendwehr⸗ und Pfadfindervereine auf. Die politische Polizei dort scheut sich nicht, unter den jungen Leuten für Geld Spitzel anzuwerben und so die Moral zu untergraben. Daß diese jungen Leute neben dem Sport und anderen nützlichen Beschäf⸗ tigungen auch polnische Geschichte und polnische Literatur trieben, kann ihnen niemand zum Vorwurf machen, denn die Schule versagt ja in dieser Beziehung vollständig. Der Polizeirat Gorcke, der diesen Vereinen ständig auf den Fersen war, hat sich offenbar auf diesem Wege die Sporen verdienen wollen. Die Auflösung ist, dafür be⸗ sitzen wir Beweise, durch den Kommandierenden General auf An⸗ stiften des Polizeirats Gorcke verfügt worden. Eine Aufregung ohne Beispiel hat diese Auflösung in den Kreisen der polnischen Bevölke⸗ rung hervorgerufen. Nicht die alteingesessenen Deutschen, mit denen wir in Frieden und Eintracht leben, sind unsere Gegner, sondern die Ostmarkenzulagenschlucker, die von der Hetze gegen die Polen leben. Als die sogenannte Unabhängigkeit proklamiert wurde, haben drüben, jenseits der Grenze, polnische Soldaten die Häuser mit pol⸗ nischen Abzeichen und Fähnchen dekoriert; bei uns werden solche Ab⸗ zeichen und Fähnchen verboten und konfisziert. Deutsche und Polen können sich sehr wohl vertragen, aber völlige Gleichberechtigung ist da⸗ für die unerläßliche Voraussetzung, sonst ist an einen Frieden nicht zu denken. Wir können uns nicht selbst aufgeben. Herr v. Liebert wun⸗ dert sich, daß noch heute, nach zwei Jahren, es keine polnische Re⸗ gierung, keine polnische Armee gibt. Er hat recht mit dieser Klage. Die beiden Gouverneure erließen am Tage nach der Proklamation des Königreichs, ohne sich irgendwie mit der polnischen Bevölkerung in Verbindung gesetzt zu haben, eine Aufforderung zur Bildung einer polnischen Armee. Es ist nicht unsere schuld, wenn alles nichts ge⸗ worden ist; es hat an Warnungen unsererseits nicht gefehlt. Man hat die polnische Industrie vernichtet, die polnische Arbeiterbevölke⸗ rung zerstreut, das Land durch ewige Requisitionen ausgesogen. Da⸗ zu die Behandlung der polnischen Arbeiter in Deutschland. Und da erwarten Sie, daß die Polen eingehen sollen auf den Gedanken, eine Armee von einer Million zur Verfügung zu stellen! Die polnische Regierung ist nur eine Scheinregierung; sie hat, als diese Aufforde⸗ rung fruchtlos blieb, einen Appell an unsere Furcht gerichtet, aber ebenfalls vergeblich. Wir haben den gesetzlichen Boden nicht ver⸗ lassen, obwohl man uns die Erfüllung unserer Untertanenpflicht so schwer wie möglich gemacht hat; wir sind zum Frieden bereit, aber wir verlangen eine ehrliche Politik, ohne Hinterhalt, wir verlange volle staatsbürgerliche Gleichberechtigung!
Minister des Innern Dr. Drews: Meine Herren! Der Herr Abgeordnete Korfanty hat seine Redt eingeleitet mit der Feststellung, daß er seinerseits den Rechtszustant