1918 / 151 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 29 Jun 1918 18:00:01 GMT) scan diff

Die Gebühr beträgt bei einem vierteljährlichen Umsatz bis zu 10 000,— von über 10 000,— bis zu 25 000,— vpon über 25 000,— 1“

Unter Umsatz ist der Verkaufswert der auf eigene Rechnung ver⸗ kauften Waren, soweit sie der Zuständigkeit der Riemen⸗Freigabe⸗ Stelle unterliegen, zu versteben.

Die Händler sind verpflichtet, binnen 14 Taxgen nach Ablauf jed es Kalendervierteljahres der Riemen⸗Freigabe⸗Stehe eine Uebersicht 18 Umsatzes einzureichen und die entsprechenden Gebühren einzu⸗ zahlen.

Eine sich nur auf den Vertrieb von Wasserleitungsdichtungs⸗ scheben beschränke de Vertriebserlaubnis fällt nicht unter die Vor⸗ schriften dieser Bestimmung.

Berlin, den 29. Juni 1918.

Riemen⸗Freigabe⸗Stelle. Fr. 11.

1b.

Königreich Preußen. .

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: den dem Fabrik⸗ und Rittergutsbesitzer Hermann Heinrich Max Walther Selve, Rittmeister der Landwehrkavallerie in Altena (Westfalen), von Seiner Hoheit dem Herzoge von Sachsen⸗Meiningen verliehenen erblichen Adel als einen preußischen anzuerkennen. ö 2 Finanzministerium.

Versetzt sind: die Katasterkontrolleure, Steuerinspektoren Grimsinski von Marienwerder nach Prenzlau und Klomp von Prenzlau nach Neuruppin.

Bestellt ist: der Katasterlandmesser Struckmeyer zum Katasterkontrolleur in Barth⸗

Das Katasteramt Wanne⸗Eickel ist zu bese ten.

Königlich Preußische Generallotteriedirektion.

Bekanntmachung.

Die Ziehung der 1. Klasse der 12. Preußisch⸗Süd⸗ deutschen (238. Königlich Preußischen) Klassenlotterie wird nach planmäßiger Bestimmung am 9. Juli 1918 ihren Anfang nehmen. Das Einschütten der 214 000 Stammlos⸗ Nummerröllchen der 12. (238.) Lotterie und der 5000 Gewinn⸗ röllchen der 1. Klasse dieser Lotterie wird schon am 8. Juli 1918, Nachmittags 1 ½ Uhr, durch die Königlichen Ziehungs⸗ kommissare öffentlich im Ziehungssaal des Lotteriegebäudes vorgenommen werden. v1X““

Königlich Preußische Generallotteriedirektion. Ulrich. Groß. Ministerium der öffentlichen Arbeiten.

Gemäß 8 45 des Kommunalabgabengesetzes vom 14. Juli 1893 (Gesetzsamml. S. 152) wird das für die Kommunal⸗

besteuerung im Steuerjahre 1918 in Betracht kommende Rein⸗

einkommen der gesamten preußischen Staatseisen⸗ bahnen auf den Betrag von 76 335 096 hierdurch fest⸗ gestellt. Von diesem Gesamtreineinkommen unterliegen nach dem Verhältnisse der erwachsenen Ausgaben an Gehältern und Löhnen der Besteuerung durch die beteiligten preußischen Gemeinden und selbständigen Gutsbezirke 70 078 635 ℳ.

Berlin, den 27. Juni 1918.

Der Minister der öffentlichen Arbeiten. von Breitenbach.

144XX“ Das Handelsvechot gegen die Kolonialwarenbändlerin Ehefrau Heinrich Hülsebusch in Oberhausen, Rheinland, Hochstr. 66, vom 26. März 1918 wird hiermit aufgehoben. Oberhausen, den 26. Junt 1918.

Die Städtische Polizeiverwaltung. Der Oberbürgermeister. J. A.: Dunckel

A—

ven Bekanntmachung.

Auf Grund des § 1 der Bekanntmachung des Reichskanzlers vom 23. September 1915 zur Fernhaltung unzuverlässiger Per⸗ sonen vom Handel ist dem Fleischermeister Wolf Lipp⸗ mann in Allenstein, Krummstraße Nr. 17, der Handel mit Vieh jeglicher Art (Rundvieb, Schweine, Schafe) und der Verkauf von Fleisch und Fleischwaren jeglicher Art wegen Unzuoerlässigkeit vom 24. Juni 1918 ab bis auf weiteres untersagt worden, auch wird die Schließung des Geschäfts hiermit angeordnet.

Alllenstein, den 21. Juni 1918.

Die Stadtpoliteiverwaltung. G. Zülch.

11“

Gemäß § 1 der Bundesratsverordnung zur Fernhaltung unzu⸗ verlässiger Personen vom Handel vom 23. September 1915 (-RGBl. S. 603) ist dem Eishändler Piepo Badesso und dessen Ehe⸗ frau, Elise geb. Ley, Cöln, Severinstraße 208, der Handel mit Nahrungsmitteln aller Ait, namentlich aber die Her⸗ stellung und der Vertrieb von Speiseeis sowie die Führung von Verkaufsstellen von Speiseeis, untersagt worden. Die Kosten dieser Veröffentlichung haben Eheleute Badesso zu tragen. G

Cöln, den 20. Juni 1918.

Der Oberbürgermeister.

S. V.: Dr. Matzerath.

88 9 7 S

babe ich auf Grund der Bundes atsverordnung vom 23. September 1915 (R Bl. S. 603) den Handel mit Lebeusmitteln und anderen Gegenständen des täglichen Bedarfs wegen Uan⸗-

zuverlässigkeit bis auf weiteres untersagt. Dortmund, den 22. Junt 1918. Der Landrat. J. V.: Dr. Burchard.

m tragen.

der Geschäftsführerin G R Lütgendortmund d ischhhera c.n . ntenn dan a. Cerlerns Abteilung, Berlin SW. 48. Verl. Hedemannstraße 10, zu

Der Wortlaut der Nachtragsbekanntmachung ist bei den Landratsämtern, Bürgermeisterämtern und Polizeibehörden einzusehen.

Bekanntmachung.

Das Bäckereigeschäft des Baͤckermeisters Emil Schäfer bier, Leuschnerstraße 912 ir auf Grund des § 1 der Bekanntmachung des Reichekanzlers zur Fernhaltung unzuverlässiger Personen vom Handel vom 23. September 1915 geschlossen worden. Dem Inhaber ist der Forthetrieb des Geschäfts bis auf weiteres untersagt worden. Die Kosten der Bekanntmachung sind d Bet en auferlegt.

Eisleben, den 26. Juni 1918. Die Polizeiverwaltung. J. B.:

E“ 868z

r 2

Dr. Heipertz, Stad

““

Bekanntmachung.

Auf Grund der Bundesratsberordnung vom 23. September 1915, betziftes 88 Fernhaltung unzuverlässiger Personen vom Handel, wird 1) dem Schweinehändler Fritz Raphael von hier, König⸗ str ße 11, 2) dem Schweinehändler Johann Trilling von hier, Frankenstr. 34, der Handel mit Gegenständen des täglichen Bedarfs untersagt, weil sie 47 Schweine ohne Erlaubnis hier⸗ selbst geschlachtet und versucht haben, das Fleisch der geschlachteten Tiere nach ausmärts zu verkaufen. Die Strakammer des Kgl. Land⸗ gerichts Essen hat des halb Raphael zu einer Geldstrafe von 2000 und Trilling zu einer Geldstrafe von 1500 verurteilt. Die Unzu⸗ verlässigkeit in bezug auf den Handelsbetrieb ist dadurch dar⸗ getan. Die Kosten der Veröffentlichung dieser Bekanntmachung in den vorgeschriebenen amtlichen Blättern tragen Raphael und Trilling als Gesamtschuldner.

Gelsenkirchen, den 24. Junk 1918.

Der Oberbürgermeister.

J. V.: Antoni.

8 Bekanntmachung.

Dem Händler Wilbhelm Becker, hier, Bansenstraße Nr. 1, haben wir heute auf Grund ber Bekanntmachung zur Fern⸗ baltung unzuverlässiger Personen vom Handel vom 23. September 1915 den Handel mit Lebensmitteln jeglicher Art unter⸗ sagt.

Harburg, den 24. Juni 1918.

s. pf

Die Polizeidirektion. Lil emanzd Hekayutma

Dem Kaufmann Karl Wachs hier, Haiserstraße 52, ist durch YVerfügung vom heuligen Tage auf Grund der Verordnung des Bundesrals zur Fernhaltung unzuverlässiger Personen vom Handel vom 23. September 1915 der Handel mit Lebensmitteln und sonstigen Gegenständen des täglichen Bedarfs und des Krieg soldarfs untersagt worden.

Königsberg, den 22. Juni 1918.

Der Polizeipräßdent. J. V.: von Wedel, Regierungsassessor.

8 Bekanntmachung. v1 Dem Kaufmann und Restaurateur Mikietonski in Schroda ist auf Grund der Verordnung des Hundesrats vom 23. September 1915 betreffend Fernhaltung unzuverläfsiger Personen vom Handel, der Handel mit Weinen, Bier, Likören und sämtlichen Tabakwaren im Sinne der Bekanntmachung untersagt worden. Schroda, den 17. Juni 1918,

der Landrat. v. Spanleren.

““ Bekanntmachung.

Auf Grund der Bundesratsverordnung vom 23. September 1915, betr. die Fernhaltung unzuverlässiger Personen vom Handel (GBl. S. 603), ist dem Kausgann Josef Przvgodzinski in Thorn, Geretstraße 22 wohnhaft, jeder Handel mit allen Gegen⸗ säänden des täglichen Bedarfs untersagt. Der von vor⸗ stehendem Verbot Betroffene hat die Kosten dieser Bekanntmachung

v“

Hasse.

Thorn, den 20. Juni 1918. Die Polizeiverwaltung.

(Fortsetzung des Amtlichen in der Ersten Beilage.)

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 29. Juni 1918.

Der Hanseatische Gesandte Dr. Sieveking hat Berlin mit Urlaub verlassen.

Am 29 Juni 1918 tritt eine Nachtragsbekanntmachung zu der Bekanntmachung betreffend Beschlagnahme, Ver⸗

wendung und Veräußerung von Flachs⸗ und Hanf⸗ stroh, Bastfasern (Jute, Flachs, Ramie, europäischem und außereuropäischem Hanf) und von Erzeugnissen aus Bast⸗ fasern, in Kraft. Es unterliegen auf Grund der Nachtrags⸗ bekanntmachung außer den bereits beschlagnahmten Gegenständen nunmehr auch Fasern aus Kolbenschilf, Weidenhast, Hopfen, Lupinen, Getreidestroh (Stranfa) und Besenginster der Beschlagnahme. Die Veräußerung und Lieferung der aus inländischem Kolbenschilf und Besenginster gewonnenen Fasern ist nur an die Nesselanbau⸗Gesell⸗ schaft m. b. H., Berlin W 8, Mohrenstraße 42/44, die Ver⸗ äußerung und Lieferung der aus inländischem Weidenbast, Hopfen, Lupinen und Getreidestroh gewonnenen Fasern ist nur an eine von der Kriegs⸗Rohstoff⸗Abteilung des Königlich Preußischen Kriegsministeriums bestimmte Stelle, deren Name im „Deutschen Reichsanzeiger“ veröffentlicht werden wird, oder an Personen gestattet, die einen schriftlichen Ausweis der Kriegs⸗Rohstoff⸗Abteilung des Königlich Preußischen Kriegs⸗ ministeriums zur Berechtigung des Aufkaufs dieser Gegen⸗ stände erhalten haben. Anträge auf Erteilung eines der⸗ artigen Ausweises sind bezüglich Kolbenschilf⸗ und Besenginster⸗ fasern an die Nesselanbau⸗Gesellschaft m. b. H., Berlin W. 8, Mohrenstraße 42/44, bezüglich Weidenbast⸗, Hopfen⸗, Lupinen⸗ und Getreidestrohfafern unmittelbar an die Kriegs⸗Rohstoff⸗

richten.

Oestrerreich⸗Ungarn.

Die „Wiener Zeitung“ veröffentlicht nachstehendes Aller⸗ höchstes Handschreiben: er⸗ Lieber Dr. Ritter von Seidler!

Wiewohl der in Meinen Handschreaiben vom 23. Juni J. &. vorbehaltene Versuch, die Schwierigkeiten zu überbeücken, wanc. Mein önerreichisches Ministerium zu seiner Demission veranzeßt haben, bisher noch nicht zu dem gewünschten Erfolge gefuhrt net finde Ich Mich dennoch bestimmt, die Demission nicht anzunehmen“ und hat das Ministerium demnach weiter im Amte zu verbleiben, Da es aber anderseits Mein fester Wille ist, keine Unterbrechung in der varlamentartschen Regierungssorm ciatreten zu lassen finde Ich Mich bestimmt, den Reichszat zur Wierderaufnahme 68 Täligkeit für den 16. Juli I. J. einzuberufen.

Karl m. p.

Seidler m. p. Eckartsau, den 28. Juni 1918. p

Die „Korrespondenz Wilhelm“ meldet: Wie wir er⸗ fahren, begaben sich sämtliche Kabinettsmitglieder zum Ministerpräsidenten Dr. von Seidler, um auf Mit⸗ teilungen in der Presse über angebliche Meinungeverschieden⸗ heiten im Ministerrat zurückzukommen.

Der Minister Cwiklinsrtt, ber als ältestes Mitglied des Minister⸗ rats als Sprecher auftrat, slellt⸗ sest, daß im Ministertat vom 23. Juni die Auffafsung des Ministerpicsidenten, wonach daz Kabinett mit Ruücksicht auf die Unmöglschkeit, eine Mehcheit im Abgeordnetenhause zu sichern, zurücktreten müsse, die einmütige Zustimwmung des Ministerrats gefunden habe. Wenn im Lapfe der barauffolgenden Aussprache verschiedene Ansichten über die Weher⸗ entwicklung der Verhältnisse zutage getreten seien, so habe dies der vollen Einmütigkeit des Kabinetts hinsichtlich der zu entschelden den Frage keinen Eintrag tun können, er müsse aber im eigenen Namen sowie in dem seiner Kollegen seinem lebhaften Bedauern barüber Ausdruck geben, daß die in die Oeffentlichkeit gedrungenen vn⸗ zutreffenden Nachrichten dazu benutzt worden feien, das herzliche Ein⸗ vernehmen und die rückhaltiofe Loyalilät, die zwischen dem Meinister⸗ präsidenten und den übrigen Kabinetis mitgliedern bestebe, in Zweifel zu ztehen. Er und seine Kollegen empfänden bas tiese Benursnis, dti diesem Aolasse neuerlich der Freuudschaft und unbegrenzten Perehrung für die Person des Ministerpräsidenten Kusdzuck zu verleiben; sie müßten gegen die vorerwähnten Entstellungen nut gllem Nachdruck Einspruch echeber. In der Sache selbst verwies der Sprecher auf die von sämt iichen Ministern abgegebene Erklärung, daß sie den in einzelnen Blättern enthaltenen Mitteilungen über angebliche Vorgänge im Ministerrat vom 23. Junt vollkommen fernständen. SSchließlich ersuchte er den Ministerpräsidenten, von dieser Erklärung entsprechenden Gebrauch zu machen.

In der vorgestrigen Sitzung des ungarischen Magnatenhauses sprach im Laufe der Verhandlung über den vorläufigen Staatshaushalt der Graf Josef Majlath über die Vertiefung des deutschen Bündnisses und er⸗ klärte, „W. T. B.“ zufolge:

Er halte es für notwendig, daß auch das Magyatenhaus der Ueberzeugung Ausdruck gebe, vaß das Bündniz mit dem Peutschen Reich sich auch in diesen schweren Zeiten vollauf bewährt habe. Das sei besonders jetzt zu beachten, wo die Verziefung deeses Bündnisses auf der Tagesordnung stehe. Die ungarische Nation biete bielzu mit Freuden hilfreiche Hand. (Lebhafter Beifall.) Dech wate sie auch Bürgschait dafür verlangen, daß zhre politische Selbständig⸗ keit und ihre wirtschaftliche Ungbhängigkeit auch in Zukunft vall ge⸗ wahrt und gesschert werden. (Zußimmung.) Eine Hauptaufgabe der Regierung während der bevorstebenden Verhondlungen werde sein, dahin zu streben, auf wirtschaftlichem Gebtete sich freie Hand zur Wahrung der urgarischen Int zessen vorzubehalten, auf staalsrecht⸗ lichem und poltlischem Gebrete aber die Verfassung und Uaabhängtgkeit Ungarns zu sicheenn. Mit Freude könne er feststelen, daß die im Ab⸗ gsordnetenhause erklungenen wichtigen Kundgebungen, wie auch die von der deutschen Seite hierauf erleilten Antworten alle etwaigen Zweifel vollkommen zu zerstreuen gerimpet gewesen seien, um so weniger ver⸗ möge er daher die Angriffe zu billigen, die einzelne Personen unter dem Mantel der Uaverletzlichkeit bei bdieser Gelegenhett ohne jeden Grund, man könne sogar sagen, ohne eutsprechente Erwägung um Abgreordnetenhause -gegen Deutschland und gegen das Bündnis mit diesem gerichtet haben. Es sei für ihn unmöglich, Persuchen gegen⸗ über wortlos zu bleiben, die die ungarischt Nation und ihre Vertretung in einem Lichte erscheinen ließen, als waäreg sie nicht erfüllt von dankbarer Aneikennung tür ihre treuen Verbündeten. Das Magnaten⸗ haus möge ihm daher gestatten, auch in seinem Namen der uner⸗ schütterlichen Anbänglichkeit für dieses Bündnis wie dem Wunsch und der Hoffaung Auscruck zu verleihen, seine Erneuerung, Festigung und Vertiefung werde zum Heil beider Verbündeten und zum Wohle beider Länder gelingen, ohne daß dadurch die verfassungzrechtliche polttische und wirtschaftliche Selbständigkeit und Unarhäugigkeit der ungarischen Nation auch nur die geringste Ginbuße erleiden werde. (Lebhafter Beifall.) 1 1

Der Gaaf Julius Karolyi erklärte, er unterschreibe jedes Wort der Ausführungen des Grafen Majlath bezüglich des Bündnisses mit Deutschland und sagte:

„Die Gehässi ken unserer Feinbe wird dafür sorgen, daß der Kampf, wenn auch auf anderen Gebieten, nech lange Zeit nach Friedensschluß fortdauert. In diesem Kampie werden wir ebenso die peutschen Verbündeten nicht entbehren können, wie dies in militärtscher Hinsicht der Fal! war. Deutsch⸗ land ist der einzige Stoaat, für den ein moͤchtiger und ein⸗ beitlicher ungarischer Stoat ein Lekeneinteresse baldet. Wir sind auf allen Seiten von Feinden umgehen, und für uns ist das Bündnis mit Deutschland çleichfalls ein Lebensbedürfris. Die Eytente weiß sehr wohl, daß dieses Bündnis das größte Hindernis bafur bildet, um ihre gegen uns gerichteten Bestrebungen zu verwirklichen. Eben derhalb sehe ich n.it Befriedigung und Beruhigung, daß die Rezterurg bestrebt in, dieses für Urgarn so wichtige Bundnis dauernder und sicherer zu gestalten. (Lebhafter Becfall.) Des halb ist nicht zu verstehen, warum die Regierung den goaen dieses Bündnis gerichteten Umtrieben gegenüber solche ZarübcUhaltung bekundet. Agenten der Entente sind bemüht, auch in Ungern Unruhen hervor⸗ zurufen. Es ist eine unverschämte Verhetzung des Volkes, zu sagen,

seiner

die Soldaten seien bei der Wahlreform übervorteilt worden. Das sagt aber gerade jene Partei, die durch ihr Verhalten die Minier⸗ arheit der Entente unterßützt und die Feinde zum Ausharren er⸗ murigt. Ich hoffe, die Regierung wird alles tun, um das Land bor den von dieser Partei ausgehenden Umsturzgedanken zu retten.“

„— Die sozialdemokratische Parteileitung ver⸗ öffentlicht, wie „W. T. B.“ aus Budapest gemeldet wird, einen Aufruf, in dem gesagt wird, daß die Arbeiter seit einer Woche im Kampfe stehen; sie seien jedoch nicht imstande gewesen, ihre Forderung durchzusetzen. Auf allen Seiten des Parlamenis sei mit Ausnahme einiger Ehrlichen die Arbeiter⸗ schaft im Stiche gelassen worden. Die Parteileitung fordere nunmehr auf, in kürzester Zeit die Arbeit wieder aufzu⸗ nehmen, da in wärtigen Augenblick der Kampf kein Ergebnis

der Arbeiterschaft brechen. G Die Wiener Blätter melden: Vorgestern trafen 1⸗ Vertreter der ukrainischen Eisenbahnen in ein, um an den Verhandlungen mit der österreichisch⸗ungarische Staatsbahnverwaltung über die Abwicklung des Eise bahnverkehrs zwischen der Monarchie

der gegenwärtigen Lage und in dem gegene⸗ 88 1 8 bringen könne.

Die Fortsetzung des Kampfes würde nur zwecklos die Krast

und der

8

8

Die Zeitung Molwa wird durch

Ukraine und die hierbei anzuwendenden Eisenbahntarif teilzunehmen. Es wurde die Einsetzung von mnhe schüssen für die einzelnen Fragen beschlossen.

Großbritannien und Irland.

In den Verhandlungen des Oberhauses am 20 n unterzog Lord Wimborne die R1e Ze h⸗ der 1 Regierung einer verdammenden Kritik und bekundete dabei in deutlichster Weise Zweifel über das tatsächliche Be⸗ stehen einer deutsch⸗irischen Verschwörung in dem Sinne, in dem die Regierung davon gesprochen hat.

Wie „Times“ schreibt, führte der vormaltge Vizekönig aus man wünsche bezüglich der angeblichen deutschen Verschwörung mehr zu erfahren, als die Regierung bisber belannt gegeben habe. Es sei sonderbar, daß weder ihm noch seines Wifsens einem anderen Mitgliede der irischen Exekutive trotz der ihnen zur Verfügung stebenden Mittel von dem Bestehen der fraglichen Verschwörung etwas bekannt gewesen sei, bis die brirische Regierung es entdeckte. Selbstverständlich wisse er, daß die extremen Sinn einer stets bereit seten, deutsche 1der irgendwelche andere U terstützung an⸗ zunehmen, um durchzusetzen, was sie als ihre berechtigten Inter⸗ essen aasehen. Gemaß „Daily News“ fügte Wimborne hinzu, er glaube, man tue aut, die angebliche deutsche Verschwörung und, was sich letzthin in Irland ereignet habe, mehr als Folge eines neuen gut⸗ kehrenden Besens als durch einen grundsätzl chen Wech'el in der Lage in Irland hervorgerufen anzuseher. Man habe dort ein militärisches Regiment eingeführt, dessen Aufrechterhaltung 80 000 Mann erfordere, 88 n 1710 r an ger Fehhe in Frankreich wären. Aber damit habe man keineswegs Irland einzuschüch vocht. Die Lage sei schlechter denn je zuver. 1“

Bei der Wiederaufnahme der Sitzung der Arbeiter⸗ konferenz wurde nach einer Reutermeldung die Entschießung, daß der von der Regierung organisierte soziale Wiederaufbau sich nicht mit einer Flickarbeit begnügen dürfe, sondern der all⸗ mähliche Aufbau einer neuen sozialen Ordnung sein müsse, die sich auf eine gut durchgeführte Zusammenarbeit in Güter⸗ erzeugung und Verteilung begründe, nach kurzer Aussprache angenommea. Ein Zusatzantrag, daß eine Vermehrung der Erzeugung durch Sozialisierung der Industrie erreicht werden müsse, wurde mit 1 255 000 gegen 843 000 Stimmen an⸗ genommen.

Nachdem der Vorsitze de die ausländischen Sozlolisten begrößt

hatte, erklärte Renaudel, daß die ftcanzösischen Mehrheitssozialisten

der Konferenz versicherten, daß die französischen Arbeiter den Krieg fortzuführen beabsichtigten, bis der Feind aus Fronkreich herausge⸗ drängt und Belgien wiederhergestellt set. Nach Renaudel sprachen Albelrt Thomas, Emile van der Velde und Brantig. Van der Velde berichtete, die belgischen Sozialisten in den besetzten Gebieten seien bereit, an einer inter⸗ nationalen Besprechung teilzunehmen, aber nur unter der Be⸗ dingung, daß diejenigen, die die Grundsaͤtze des Internationaltsmus verraten hätten, dort nicht vertreien waͤren. Branting außerte, es sei ein großer Fehler, daß man Typeistras Kommen verhindert habe. Kereusti wies darauf hin, daß Rußland drei Jahre lang eine

längere Front als die Fronten aller anderen Verbündeten gehalten habe,

und daß Rußland noch jetzt aus tausend Wunden blute. Die russischen Arbeiter und zugleich die anderen Klassen erhöben Einspzuch gegen die Ty annei, die wieder über Rußland herrsche. In Moskau hätten die

Arbetter kürzlich eine Entschließung angenommen, in der die Be⸗ seitigung dieser Tvraanel und die Wiederherstellurg demokratischer Eiarichtungen

gefordert werde. „Zu meinem Erstaunen“, sagte Kerenski, „halten sogar einige sehr ernste europätsche Politiker eine Herr chaft für demokratisch, die die konstttuierende Versammlung aus⸗ einanvertrieb, die Redefreirheit besettigte, das Leben zu einer leichten Beute jener Roten Gardisten machte, socar die Wahlfreiheit in den

rbeiterräten veraicht te und alle Eimrichtungen der Selbstverwaltung

abgeschafft hat, die auf dem allgemeinen Stimmrecht beruhten.“

Die nationale demokratische Arbeiterpartei hat eine Kundgebung erlassen, in der sie die Entscheidung der Arbeiterparteikonferenz, den Burgfrieden aufzuheben, entschieden mißbilligt. Die Abstimmung der Konferenz entspreche nicht den Ansichten der Arbeiter im ganzen Lande. Die Arbeiter⸗ minister werden aufgefordert, ihre Mandate zum Unterhause niederzulegen und sich an ihre Wähler zur Wiederwahl zu wenden; sie dürften das mit vollem Vertrauen in den Aus⸗

Rußzland.

Mozkauer Pressemeldungen zufolge machte der Kommissar Uritzki in der Sitzung des Petersburger Arbeiter⸗ und Rote Armeerats folgende Aufsehen erregende Mitteilung: englisches Geld geleitet. In Archangelsk befindet sich ein englisches Büro, das mit den tschechischen Truppen und den rechts⸗ stehenden Sozialrevolutionären in Verbindung steht. Gegen⸗ revolutionäre Pateien haben von England 40 Millionen Rubel Unterstützung erhalten. b“

Amerika.

2 Eine in Washington veröffentlichte nichtamtliche Mit⸗ teilung besagt laut Meldung des „Reuterschen Büros“: Die japanische Regierung beschloß, das Ersuchen der Ententemächte nach einem Einschreiten in Sibirien abzulehnen. In amtlichen Kreisen und in den Entente⸗ botschaften in Washington werde diese Absage nicht als eine Aufgabe der Absicht der Entente oder der Vereinigten Staaten aufgefaßt, Rußland bei seiner „Rehabilitierung“ und der Ueber⸗ windung des deutschen Einflusses zu helfen. Ein hoher Beamter habe erklärt, daß Japans Ablehnung einer militärischen Expedition nur dazu beitragen würde, Rußlands Freunde in ihrer Absicht zu stärken, den Elementen, die bestrebt seien, Gesetz und Ordnung im Lande wiederherzustellen, Hilfe und Unterstützung zu bringen.

Kriegsnachrichten.

Berlin, 28. Juni, Abends. (W. T. B.) . Nördlich der Lys und südlich⸗ der Aisne kämpfen wir in der Abwehr heftiger Teilangriffe des Feindes. 1

(W. T. B.) Westlicher Kriegsschauplatz. 8

8 Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht. 8 Nördlich der Lys sind heftigem Feuer Infanterie⸗

Großes Hauptquartier, 29. Juni.

angriffe der Engländer gefolgt. Dreimaliger An⸗ Mereis brach unter schweren Ver lusten zusammen. In der Mitte des Kampffeldes drang der Feind in Vieux⸗Berquin ein. Gegenstoß der Bereit⸗ schaften brachte ihn dort zum Stehen und warf ihn über den Westrand des Ortes zurück. Nördlich von Merville scheiterten die feindlichen Angriffe in unserem Feuer.

An der übrigen Front flaute die lebhafte nächtliche Artillerietätigkeit in den Morgenstunden ab. Südwestlich von Bucquoy wurden stärkere Vorstöße, mehrfach Erkundungs⸗ abteilungen des Feindes abgewiesen.

1 Heeresgruppe Deutscher Kronprinz. Südlich der Aisne griff der Franzose nach starker Feuerwirkung an. Bei Ambleny wurde er nach hartem Kampf abgewiesen. Ueber Cutry hinaus gewann er Boden. Unser Gegenstoß warf ihn auf die Höhen beiderseits des Ortes zurück. Versuche des Feindes, unter Einsatz von Panzerkraftwagen den Angriff seiner In⸗ fanterie weiter vorzutragen, scheiterrten. Am Walde von Villers⸗Cotterets stießen wir dem weichenden Feinde bis in seine Ausgangsstellungen nach und machten Gefangene.

In der Luft erlitt der Feind eine schwere Niederlage. 19 feindliche Flugzeuge wurden abgeschossen. Leutnant Udet errang seinen 35., Leutnant Loewenhardt seinen 30. Luftsieg.

Südwestlich von Reims wurden bei einer kleinen Unter⸗ nehmung 20 Jtaliener gefangen. 8

Der Erste Generalquartiermeister. Ludendorff.

Oesterreichisch⸗ungarischer Bericht.

Wien, 28. Juni. (W. T. B.) Amtlich wird verlautbart:

In Judicarien, im Arco⸗Becken und im Etsch⸗Tal richtete der Italiener sein wirkungsloses Störungsfeuer bis weit hinter unsere Linien.

Im Presena⸗Raum scheiterten mehrere feindliche Er⸗ kundungsversuche an der Wachsamkeit unserer Besatzungs⸗ truppen.

An der Venezianischen Gebirgsfront stand der am 26. heldenmütig behaupiete Col del Rosso, der westlich davon gelegene Monte di Val bella, sowie der Raum westlich Asiago unter starkem anhaltenden Artillerie⸗ und Minenfeuer. Ein unter Ausnutzung dieses Feuers südlich Canove angesetzter feindlicher Vorstoß wurde durch Ab⸗ teilungen des Infanterieregiments Nr. 74 blutig abgewiesen.

An der Piavefront wurde ein neuerlicher Uebergangs⸗ versuch der Italiener bei Fossalta vereitelt. Die Piave

führt anhaltend Hochwasser. Der Chef des Generalstabes

Türkischer Bericht. Konstantinopel, 26. Juni. (W. T. B.) Tagesbericht.

Palästinafront: Auflebende Artillerie⸗ und Erkundungs⸗ tätigkeit auf der ganzen Front. Ein Angriff starker Er⸗ kundungstruppen des Gegners im Küstengebiet und vorfühlende feindliche Patrouillen wurden abgewiesen. Stoßtrupps und Patrouillen von uns führten erfolgreiche Erkundungen durch. Auf dem östlichen Jordanufer drangen wir mit einer Abteilung bis zur Jordanmündung vor. Begleitende Batterien über⸗ raschten mit ihrem Feuer feindliche Kavallerie im Lager. Aufklärungstrupps setzten über den Fluß. Entagegengeworfene feindliche Kavallerie wurde durch unsere Artillerie zerstreut. Nach Zerstörung feindlicher Blockhäuser zog sich die Abteilung ungestört vom Gegner auf die Ausgangsstellung zurück. Der überraschte Gegner fand zu wirksamen Gegenmaßnahmen keine Gelegenheit. VTon den übrigen Fronten nichts Neues.

Der Krieg zur See.

Berlin, 28. Juni. (W. T. B.) Am 27. Juni Vor⸗ mittags griff eine unserer Marinejagdketten unter Führung des Leutnants der Reserve Osterkamp querab der flandrischen Küste ein stark von Einsitzern gesichertes feindliches Bombengeschwader an. Im Verlaufe des Kampfes, in dem alle feindlichen Flugzeuge ungefähr 20 eingriffen, gelang es unserer Kette, die nur aus 4 Flug⸗ zeugen bestand, vier feindliche Flugzeuge abzuschießen. Leutnant Osterkamp errang seinen 15. Luftsieg, Flugmaat Zenses war an dem Erfolg mit 2 Abschüssen beteiligt.

Am Abend des 27. Juni gerieten Teile unserer Tor⸗ pedobootstreitkräfte Flanderns auf einer Patrouillenfahrt vor Ostende in ein Gefecht mit englischen Zerstörern unter Führung eines Zerstörerführerschiffs. Nach einem etwa halbstündigen Gefecht zogen sich die feindlichen Zerstörer mit hoher Fahrt zurück, indem sie sich durch Einnebeln der Sicht entzogen. Es wurden Treffer auf dem Führerschiff und einem der feindlichen Zerstörer beobachtet. Unsere eigenen Boote sind ohne Verluste und Beschädigungen eingelaufen.

Der Chef des Admiralstabes der Marine.

Berlin, 28. Juni. (W. T. B.) Im Sperrgebiet des westlichen Mittelmeeres versenkten unsere U⸗Boote 4 Dampfer und 1 Segler von rund 21 000 Br.⸗R.⸗T.

Der Chef des Admiralstabes der Marine.

Stockholm, 27. Juni. (W. T. B.) Laut Stockholms „Tidningen“ wurde der schwedische Dampfer „Avance“ mit 2000 Br.⸗R.⸗T. auf der Reise zwischen Göteburg und Hull versenkt.

Parlamentarische Nachrichten.

Schon bei der ersten Lesung des Friedensvertrags mit Rumänien wurde im Reichstag auf die grausame Be⸗ handlung der kriegsgefangenen Deutschen hingewiesen, von denen viele gestorben, viele dauernd an ihrer Gesundheit geschädigt seien; man forderte allgemein, daß hierfür unter allen Umstanden eine ausreichende Sühne eintreten müsse. Bei der Beratung des rechtspolitischen Zusatzvertrags am 27. Juni beschäftigte sich auch der Hauptausschuß des Reichstags eingehend mit dieser Frage.

Der Ministerialdirektor Dr. Kriegeführte dazu, wie „W. T. B.“ be⸗ richtet, aus: Die gegen die frühere rumänische Regierung gerichteten An⸗ griffe seien leider berechtigt gewesen, und die Leiden unserer Gefangenen in Rumänien perlangten unter allen Umständen eine volle Hübne. Für eine solche Sübne sei aber bereits gesorgt. einig, daß diese nach Artikel 6 des rechtspoltzischen Zusatz⸗ vertrages verpflichtet sei, für handlung aufzukommen. Alle

Schäden, die auf ein schuld⸗

haftes r

Die deutsche Regierung sei mit der jetzigen zumäntschen Regierung vollkommen dartiber

alle Folgen der schlechten Be⸗ sondern

Handeln oder Untersassen rumänischer Oigane während er Gefangenschaft odtr auf die Abbesörberung der Gefangenen nach Rußland zurückzuführen scien, mußien ersetzt werden; soweit die Ghefangenen verstorben seien, stebe thren Himerbliedenen ein Anspruch auf volle Enschädigung zu. Selbstverßändlich sei aber mit einem verartigen Schadenersatz das geschehene Unrecht nicht aus der Welt geschafft; es müsse vielmehr für strenge Bestrafung der Schuldigen gesorgt werden. Dieser Standpankt werde von der rumäaischen Re⸗ gitrung durchaus geteilt; sie habe eine Anzahl schuldiger Beamten ugnd Osfsizieie schon früher ihr s Amtez entsetzt, gegen andere Schuldige sei bereits ein Strafverfaßren ein⸗ gelettet und du chgeführt worden, auch wolle die rumänische Regierung in allen anderen tör mitgeteitten Fällen straf⸗ rechtuich einschreiten und habe zu diesem Zweck eine besondere Kom⸗ mission eingesetzt. Die von einzelnen Abgeordneten angeregte Aus⸗ lteferung der Schuldigen an Deutschland würde nicht zum Ziele führen, da es sich um Straftaten handle, die von Ausländern im Ausland begangen seien und daher in Dutschland nur unter ganz bestimmten, hier nicht zutreffenden Voraussetzungen verfolgt werden konnten. Im übrigen seien die Zatzlen, die hinsichtlich unserer Gesangenen teilweise in der Oeffenilichkeit genannt würden, erhebl ch übntrieben. Insgesamt seijen zwischen 4000 und 4500 deursche Soldaten in zumänisch: Gefangenschaft geraten, von deinen etwa 1000 verstorken und etwa 1500 an ibrer Gesundbeit ge⸗ schädigt worden seien. Viele Todesfälle seien auf ansteckende Krank⸗ besten zurückzuführen, denen auch die rumäaische Bevölterung in der Moldau und die Aaggehörigen der rumäneschen Armee in großer Zahl zum Opfer gefallen seien. Die Gefangenen oder ihre Hinterbliebenen müßten nach dem Zusatzvertrag ihre Entschädigungsansprüche an sich vor der im Artikel 7 vorgesebenen internationalen Kommission geltend machen; die Regierung wolle ihnen indes die damit verbundenen Wetterungen und Mühen abnebmen und für die Be⸗ teiligten Anwälte bestellen, die alle erforderlichen Unterlageg sammeln und die Ansprüche vor der Kommission vertreten würden. Vielleicht ließe sich auch eine Pauschalierung der gesamten Entschädigungs⸗ ansprüche erreichen. Selöstverständlich sollten durch die rumäntscher⸗ seits zu zahlenden Entschädigungen nicht eiwa die den Gefangenen oder ibren Hinterbliebenen zustehenden Rechtsanspüche gegen den Reichsfiskus abgegolten werden; diese blieben vielmehr in vollem Um⸗ fange bestehen. Im weiteren Verlauf der Aussprache hob nach derselben Quelle der Oberst von Fransecki noch folgendes hervor: Ein Teil der Beschädigungen der Krie sgefangenen sei wohl auch

eine Folge der mapgelnden Fürsorge bei dem übereilten Rückzug der Rumänen gewesen, wie denn auch damals diese selbst durch Seuchen große Verluste erlitten hätten. Allerdings seien auch Fälle von Hrausamkeit und schlechter Behandlung vorgekommen. Als diese Fälle bekannt wurden, habe das Kitegemiaisterium sofort zuver⸗ lässize neutrale Drlegte te nach Rumänien zur Untersuchung gesandt, derrn Forderungen rie rumänische Regserung im großen und ganzen entgegenkommend behandelt habe; so habe sie auf Verlangen ver Delegierten die Kommandanten von Lagern, in denen Greuel vor⸗ Fkommen waren, aͤbgesetzt und bestraft. Die Zahl der kriegs⸗

fangenen Deutschen in Rumänten lasse sich zur Zeit noch nicht genau

sistellen. Die Argiben schwankten; die böchste Zahl, die uns mit⸗ getetit worden ist, sei 4300. Eine Kemmission aus deutschen und rumänischen Offizieren set jetzt dobet, festzustellen, wiedtel Kriegs⸗ gefangene wir in Rumaͤnien gehabt hätten und ob noch eiwa irgendwo in der Moldau Ketegfgefangene zurückgeballen würden. Die Orts⸗ vereine vom Roten Kreuz sollten jetzt eine Veröffemlichung erlassen, daß alle Famtlienmitglieder von Heer⸗Léangehörigen, die in Rumänien in Kriegsgefangenschaft geraten sind, sich melden sollten.

Statistik und Volkswirtschaft.

Zur Arbeiterbewegung. 1“ Der Ausstand der Gasarbeiter in Christiania⸗ (val. Nr. 150 d. Bl.) ist W. T. B.“ zufolge heendet, nachdem die Ar⸗ beiter infolge Einwirkung des Arbeiterverbandes beschlossen haben, die Arbeit von gestern ab bedingungslos wieder aufzunehmen.

AKaunst und Wissenschaft.

Die Köntgliche Akademie der Wissenschaften in Berlin bält am Donnerstag, den 4. Juli, um 5 Uhr Nachmittags, eine ötfentliche Sttzung zur Feier des Jahrestags thres Stifters Leibniz unter dem Vo sitz von Herrn Diels, der die Sitzung mit einer Ansprache über Leidniz ales Vorkämpfer für das Deutsche Reich und die deutsche Sprache ezöffnen wird. Darauf halten vier neu eingetretene Mitglieder ihre Antrittsreden, nämlich die Herren Kehr, Strup, Heymann und Tangl; ihnen antworten die beiden beständigen Sekertare Herren Diels und Roethe. Es folgen Gedächtniereden auf Gustav von Schmoller ven Herrn Hiutze und auf August Brauer von Herrn von Waldeyer⸗Hartz. Den Beschluß machen Preisangelegenheiten und die Verkündigung der Verleihung einer Leibniz. Medaille. Der Zutritt ist nur gegen Karten gestattet; soweit üher vpiese nicht bereits verfügt ist, werden sie von Montag, dem 1. Juli ab in der Zeit von 9—3 Uhr im Büro der Akademie (Unter den Linden 38, I. Stock, Zimmer 19) ausgegeben.

*

Die philosophisch⸗bistorische Klasse der Akademie der Wissenschaften hielt am 6. Juni eine Sitzung, in dee Herr Holl über Zeit und Heimat des pseudotertullia⸗ nischen Gedichts adv. Marcionem sprach. Hauptsächlich auf Geund der in ihm sich findenden Papstliste und der eigentümlichen Fassung der Golgatbalegende wurde gezeigt, daß das Gedicht wohl im letzten Viertel des 5. Jahrhunderts in Südfrankreich verfaßt ist.

err von Harnack legte den 28. Band der Ausgabe der griech’schen

tistlichen Schrifisteller der ersten drei Jahrhunderte vor, enthaltend die Kirchengeschichte des Gelasius (Leipzig 1918), der Vorsitzende Erotiant vocum Hippocraticarum collecoe cem fragmentis rec. G. Nachmanson (Gotoburgi 1918)

In der an demselben Tage abgehaltenen Sitzung der vhysi⸗ kalisch⸗mathemattschen Klasse las Herr Orth über Colitis und Gastritis cystica. In Anknüpfung an neuere Veröffent⸗ lichungen wurden die verschiedenen Formen der mit Schleimcysten⸗ bildung einhergehenden Entzündungen des Magendarmkanals erörtert und besonders für die Colitis eine Trennung in eine oberflächliche und eine tiefe Form gefordert. Für die letzte wird an einer Trennung ia eine primär entzündliche atvpische Drüsenbildung und eme regtnergtorisch⸗ vppertrophische festgehalten, ebenso wie daran, daß die bei Rubr im Stuhlgang vorkommenden froschlatchartigen Körperchen teils aus tiefen teils von umgtwandelten Amylonresten der Nahrung

errühren.

Am 13. Juri hielt die Akademie eine Besamtsitzung unter dem Vorsitz ihres Sekretars Herrn von Waldeyer⸗Hartz, in der Herr Stutz üöüber die Entstehung und die Bedeutung des Codex inris canontei spraͤch. Er leate dessen Verhältnis zu den anläßlich des Vatikanischen Konzils und auf ihm hinsichtlich einer Neusassung des kirchlichen Rechts geäußerten Vorschlägen und Anträgen dar, wies gpoch, daß, soweit konziliare Vor⸗ arbeiten vorlagen, das neue Gesetzbuch sie im wesent. lichen sich zu eigen gemacht hat, und teigte, daß in derselben Richtung die aleichfalls in verbesserter Genalt aafgenommenen Re⸗ formen Pius’ X. sowie die übrige Kodifikationgarbeit sich bewegten. Wir haden also in dem Gesetzeswerk vatikanisches Kirchenrecht vor uns, und zwar nicht bloß im formellen Sinne, d. h. in dem, daß die Kodifikation als das folgericht;ige Ergebnis der neuesten, mit dem Beginn des 19. Jabrhunderts anbebenden und im Vatikanum gipfelnden katzolisch⸗kirchlichen Rechtsentwicklung sich daistellt, sogar im materiellen Sinne: das im Kodex nieder⸗