Heeresgruppe Herzog Albrecht. „Vorstöße des Feindes an der lothringischen Front wurden abgewiesen.
—
Als Vergeltung für das fortgesetzte Bewerfen deutscher
Städte wurden auf Paris in vergangener Nacht durch die Bombengeschwader 22 000 kg Bomben abgeworfen. Wir schossen gestern 24 feindliche Flugzeuge und Fesselballone ab. -.“ Der Erste Generalquartiermeister Ludendorff.
8
Oesterreichisch⸗ungarischer Bericht. Wien, 14. September. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: Italienischer Kriegsschauplatz. SDOestlich der Brenta und auf dem Monte Solarolo wurden feindliche Vorstöße abgeschlagen, bei San Dona an der Piave italienische Ueberschiffungsversuche vereitelt. Westlicher Kriegsschauplatz. Bei den K. u. K. Truppen keine größere Kampfhandlung.
Albanien.
Nördlich von Pojani entrissen unsere Truppen dem Feinde einige zäh verteidigte Gehöfte. In den erkämpften Stellungen wurden heftige, durch Panzerkraftwagen unterstützte italienische Gegenangriffe zurückgewiesen. Die Italiener wichen in Un⸗ ordnung.
Im Tomor⸗Gebirge bauten wir unsere jüngst errungenen Erfolge durch weiteren Naumgewinn aus.
Der Chef des Generalstabes.
Wien, 15. September. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: Auf dem italienischen Kriegsschauplatz sehr rege Artillerie⸗, Erkundungs⸗ und Fliegertätigkeit.
8 Der Chef des Generalstabes.
ABlulgarischer Bericht. vv
Sofia, 13. September. (W. T. W.) Amtlich. General⸗ stabsbericht vom 12. September.
Nördlich von Bitolia vertrieben unsere Posten eine feind⸗ liche Erkundungsabteilung. Westlich vom Dobropolje und bei Tarnova beiderseitige Kanonade. Südlich von Ghew⸗ gheli griffen englische Bataillone nach heftiger Artillerievor⸗ bereitung unsere vorgeschobenen Stellungen beim Dorfe Schovo an, mwurden aber rechtzeitig bemerkt und mit empfind⸗ lichen Verlusten teilweise im Nahkampf zurückgeworfen. Oest⸗ lich des Wardar vertrieben unsere Posten englische An⸗ griffsableiliungen. In der Gegend von Bitolia wurde ein feindliches Flugzeug nach einem Luftkampf gezwungen, vor a Gräben zu landen; es wurde durch unsere Arkllerie zerstört.
Sofla, 14. September. (W. T B.) Generalstabsbericht vom 13. September.
Mazedonische Front: Südwestlich von der Skum bi⸗ quelle unsere Vorposten feindliche Abteilungen zurück. Im Cernabogen und auf beiden Seiten des Dobropolje heflige Feuerangriffe auf beiden Seiten. Bei Kukuruz und östlich des Wardar versuchten feindliche Sturmabteilungen sich unseren Posten zu nähern, wurden aber durch Feuer zer⸗ streut. Im Strumatal Patrouillengefechte auf dem Vor⸗ gelände östlich der Cerna. Vizefeldwebel Fiezeler errang einen 15. Luftsieg.
Türkischer Bericht.
Konstantinopel, 14. September. (W. T. B.) Tagesbericht. Palästinafront: Zwischen der Küste und dem Jordan geringes Artilleriefeuer. Vorfühlende feindliche Erkundungs⸗ trupps wurden von uns abgewiesen. Im Jordantal und auf dem Ostufer zeigte sich die feindliche Artillerie tätiger. Unsere dortigen Infanterie⸗ und Artilleriestellungen lagen unter teil⸗ weise von Fliegern geleitetem Feuer. Aufklärungsabteilungen von uns stießen bis zu den Befestigungen des Brückenkopfes von Medesse vor, ohne auf Widerstand zu stoßen. Ein feind⸗ liches Flugzeng wurde in der Gegend von Jericho von unserer Artillerie zum Absturz gebracht. Sonst nichts Neues.
Konstantinopel, 14. September. (W. T. B.) Tagesbericht vom 14. September.
Palästinafront: Vereinzelte Infanteriekämpfe. liche Aufklärungsabteilungen, die an mehreren Stellen der Front vorfühlten, wurden überall abgewiesen. In der Gegend von Tafile endete ein Patrouillengefecht mit der verlustreichen Flucht der Rebellen.
Ostfront: Unsere Gegner aus einer Stellung am Kefla⸗Paß (8 km von Mijane).
Von den übrigen Fronten nichts Neues.
Feind⸗
vorrückenden Truppen warfen den südöstlich
Der Krieg zur See.
Berlin, 15. September. (W. T. B. In der letzten Zeit sind, abgesehen von dem neulich gemeldeten französischen Truppentransportdampfer „Balkan“, die Verluste folgender besonders bemerkenswerter Schiffe bekannt geworden: Amerikanischer Tankdampfer „Frederic R. Kellog“ (7127 Br.⸗ R⸗T.), amerikanische Dampfer „Montanan“ (6659 Br.⸗R.⸗T.), „Cubore“ (7300 Br.⸗R.⸗T.), „Grays Harbour“ (2373 Br.⸗ R.⸗T.), Segler „Dorothy R. Barett“ (2088 Br.⸗R.⸗T.), uglischer Tankdampfer „Lake Manitoba“ (9674 Br. R.⸗T.), die englischen Dampfer „Wimmera“ öa Br.⸗R.⸗TP.), „Penistone“ (4139 Br.⸗R.⸗T.),„Princeß Maud“ (1655 Br.⸗R.⸗T.), englischer Munitionsdampfer „Marie Suzanne“ (3106 Br.⸗R.⸗T.), der japanische Dampfer „Tokuyama Maru“ (7029 Br.⸗R.⸗T.), der französische Dampfer „Pampa“ (4471 Br.⸗R.⸗T.). Schließ⸗ lich wurde der amerikanische Transportdampfer „Mount Ver⸗ non“ (früher „Kronprinzessin Cecilie“) mit 19 503 Br.⸗R.⸗T. torpediert und schwer beschädigt. Ferner wurden noch als ver⸗ senkt gemeldet die amerikanischen Dampfer „Lake Edon“ und „Lake Owena“. Da die Schiffslisten über sie keine Angaben
1 .
enthalten, dürste es sich um ganz neue Schiffe handeln. T g erst 1917 gebaute Tantdampfer „Frederic R. Kellog es voll beladen von Tampico nach Voston unterwegs: sein Wert 8s schließlich Ladung wird mit 10 Millionen Mark nicht zu bo ) geschätzt sein. Die Tonnage der mit Rauminhalt genannten verseakten 12 Schiffe betrug 58 613 Br.⸗R.⸗T.
Berlin, 15. September. (W. T. B.) Auf dem nörd⸗ lichen Seekriegsschauplatz verlor der Feind durch. die Tätigkeit unserer U⸗Boote weitere 8000 Bruttoregister⸗
nnen Schiffsraum. 18 Chef des Admiralstabes der Marine. „Amsterdam, 15. September. (W. T. B.) Das Sche⸗ veninger Fischerfahrzeug „Petronella Sch. 106 ist in der Nordsee auf eine Mine gelaufen und verunglückt. Zwei Mann der Besatzung wurden gerettet. Der Segellogger „Huibertje“ aus Scheveningen wird vermißt.
London, 16. September. (Reutermeldung.) Der Union⸗ Castle-Dampfer I“ Castle“ (7988 Br.⸗R.⸗T.), der Dienstag von England nach Südafrika abgefahren ist, ist am Donnerstagmorgen torpediert worden. 34 Mann der Be⸗ satzung und 120 Passagiere werden vermißt. Der füdafri⸗ kanische Eisenbahnminister Burton wurde gerettet. Hunderte wurden durch Rettungsboote bei stürmischer See gelandet.
Wohlfahrtspflege.
Ein deutscher Jugendfürsorgetag.
Angesichts des dem preußischen Abgeordnetenhause zugegangenen Entwurfs eines Jugendfürsorgegesetzes haben ie auf dem Gebiete der Jugendfürsorge arbeitenden Organisationen das Bedürfnis nach einer ausgiebigen Aussprache. Mit der Annahme des Entwurfs im
preußischen Landtag ist zu rechnen. Die Jugendämter brauchen für die wichtige pflegerische Arbeit einen Stab freiwilliger Hilfskräfte, für den sich hoffentlich auch ein großer Teil der evangelischen Frauen zur Verfügung stellen wird. Der auf den 20. und 21. Sep⸗ tember in Berlin (Beethovensaal, Köthener Straße) angesetzte deutsche Jugendfürsorgetag bietet Gelegenheit, einen Ueberblick züber das weite Arbeitsfeld zu gewinnen. Die Ver⸗ anstaltung geht von folgenden Organilationen aus: Archiv deutscher Berufsvormünder, Deutsche Zentrale für Jugendfürsorge, Allgemeiner Fürsorgeerziehungstag, Zentrale für Volkswohlfahrt und Deutscher Kinderschutztag. Auf der Tagesordnung stehen Vorträge von Pro⸗ fessor Klumter⸗Frankfurt a. M. über die Notwendigkeit des Ausbaues der öffentlichen Jugendfürsorge im Reich, Direktor Dr. Blaum⸗ Straßburg über ein Reichsgesetz über Jugendämter, Bürgermeister von Hollander⸗Mannheim und Dr. Maria Kröhne⸗Düsseldorf über die Schaffung von leistungsfähigen Jugendämtern in Stadt und Land und von dem Direktor des Berliner Jugendamtes Liz. Sieg⸗ mund⸗Schultze über die freie Liebestätigkeit in der Arbeit der Jugend⸗
ämter.
Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ 8 maßregeln.
Christiania, 13. September. (W. T. B.) „Verdensgang“ berichtet über die immer größeren Umfang annehmende Aus⸗ breitung der spanischen Grippe in N ordnorwegen, besonders in den Städten Drontheim, Aalesund und Christiansund, wo täglich mehrere Todesfälle einträten. Deshalb seien Schulen, Kirchen, Versammlungslokale und Lichtbildtheater geschlossen worden. In Aalesund kam am Sonntag ein Fischerboot an, von dessen Mannschaft 8 Mann unterwegs an spanischer Krankheit gestorben waren.
Land⸗ und Forstwirtschaft.
Landwirtschaftliche Nutzung forstfiskalischer Flächen aus Anlaß des Krieges.
Auf Grund Allerhöchster Ermächtigung sind, wie das „Zentral⸗ blatt der preußischen Landwirtschaftskammern“ mitteilt, die König⸗ lichen Regierungen durch allgemeine Verfügung des Staatsministertums vom 17. August 1918 e mächtigt worden, die in der allgemeinen Ver⸗ fügung des Ministers für Landwirtschaft, Domänen und Forsten vom 10. September 1914 bezeichneten, zur vorübergehenden landwirtschaft⸗ lichen Nutzung geeigneten forstfiskalischen Schlag⸗ oder sonstigen zur Aufforstung bestimmten und zurzeit ungenutzten Flächen zur unent⸗ geltlichen landwirtschaftlichen Nutzung auf die Dauer von einem bis zu drei Jahren unter der Bedingung auszugeben, daß die landwirt⸗ schaftliche Bestellung und die Entnahme der ersten Ernte noch im Jahre 1919 erfolgt.
Theater und Musik. Volksbühne (Theater am Bülowplatzz).
Die Volksbühne brachte als zweite Gabe unter Friedrich Kayßlers Leitung, nach Ifflands „Merlin“, Shakespeares Komödie „Maß für Maß“, deren Erstaufführung am Sonnabend in dem bis auf den letzten Platz gefüllten großen Hause mit stetig sich steigernder Spannung und Beifallsfreude staitfand. Es mochte wohl als ein Wagnis erscheinen, just dieses selten gespielte Werk des großen Briten den Besuchern eines Volkstheaters vorzuführen, weil die Gefahr nahe⸗ lag, daß sie bei dem heiklen Stoff, welcher der Komödie zugrunde liegt, die Absichten des Dichters mißverstehen könnten. Befürchtungen solcher Art wurden aber durch den Geist der Aufführung und die tüchtige dramaturgische Arbeit an dem Bühnenwerk, die das Wesentiche stark und rein hervortreten ließ, schon von vornherein zerstreut. Sie rückt die Gestalt des Fürsten, der in der Verborgenheit beobachten will, welchen Gebrauch sein Stelbvertreter von der ihm übertragenen Herrschergewalt macht, gleich von Anfang mit Bedacht in den Vorder⸗ grund und beschränkt die Exposition, die bei Shatespeare etwas breiter einige der lüsternen italienischen Quelle entnommene Einzelheiten be⸗ handelt, auf das für das Verständnis Notwendigste. Der Spielleiter, Ludwig Berger, und der Schöpfer der Bühnenbilder, Maler Ewald Dül⸗ berg, trugen, in demselben Geiste arbeitend ihrerseits zur Stileinheit der wohlgelungenen Gesamtaufführung bei. Dülberg hatte als Schau⸗ platz der .“ eine Abart der altenglischen Shakespearebühne ersonnen: innerhalb eines nach drei Seilen geschlossenen, architektonisch gegliederten Holzbaus mit seitlichen Ausgängen, mit Fensteröffnungen und einem größeren mittleren Torbogen im Hintergrunde, das Ganze vom blauen oder vom gestirnten Himmel überwolbt, spielt sich die Handlung ab. Der Wechsel des Ortes wird sinnbildlich angedentet; so wird bei den Auftritten im herzoglichen Schlosse der erwähnte rückwärtige Torbogen durch einen Goldvorhang geschlossen, bei Auftritten im Freien ist das Tor ganz offen, bei den Auftritten im Kerker erscheinen die Fensteröffnungen vergittert, und schlichte grünliche Vorhänge dienen wiederum zur Kenntlichmachung anderer Innenräume. Dem Schaubedürfnis wird andererseits durch reiche Gewänder Rechnung getragen, die das Bühnenbild farbig beleben. Auf diese Weise wird ein rascher Fortgang der in das Reich der Phantasie entrückten Handlung und ein Regebleiben der Auf⸗ merksamkeit und Stimmung ermöglicht, vor allen Dingen aber das Hauptaugenmerk auf die Darsteller und auf das ge⸗ sprochene Wort gelenkt. Unter seinen Schauspietern ist Friedrich Kayßler selbst an erster Stelle zu nennen, der den Herzog sowohl im fürstlichen Gewande wie in der Verkleidung als Mönch mit dem edlen Anstand in Haltung, Rede und Gebärde gab, die die Aufgabe erfordert; auch an der Beimischung beißenden Spotts und, wo notig, versöhnenden Humors fehlte es nicht. Sein der Versuchung erliegender
und zum Mißbrauch der
Gestorbden:
Macht
“
verführter Statthalter Angelo fand in E. einen stattlichen und gewandten 8 Vertreter der nur
druck der Leidenschaft nicht ganz überzeugte. Etwas zu unnahbar erschien Mary Dietrich als Isabella, die ungewollt Angele Leidenschaft entfacht. Die komischen, echt Shakespearischen Gestott⸗ des schwatzhaften, einfättigen Konstablers und des pfiffigen Bierzapfe; wurden von Guido Herzfeld und Julius Sachs mit voller Wirh dargestellt. In wichtigeren Nebenrollen . taten sich die Damen Hen und Weißleder, die Herren Lettinger, von Wangenheim, Rothause und Siedel hervor.
Im Königlichen Opernhause wird morgen „Der Troub dour“ mit den Damen Dux, Leisner und den Herren Hutt un Schwarz in den Hauptrollen gegeben. Dirigent ist der Generalmufi direkto. Blech.
“ Feriglichen Schauspielhause geht „Heimat“ in a wohnter Besetzung in Szene. — „Die Versuchung des Diogenes⸗ 8 Wilhelm Schmidlbonn wird zum ersten Male am Donnerztag, 19. September, aufgeführt. Den Abend beschließt eine Neueinstudieru von Kleists „Zerbrochener Krug (ugleich die 150. lufführung 8d Werkes). Den Diogenes und den Adam spielt Herr Janningz a Antrittsrollen. Neben ihm sind in Hauptaufgaben die Damen Steir sieck, Conrad, Dora, Heisler, die Herren Boettcher, Patry, Vespe mann und de Vogt beschäftigt. Spielleiter ist Dr. Bruck.
Im Deutschen Theater wirken in der Neueinstudieru von „Maria Stuart“ am Mittwoch in den Hauptrollen mi Hermine Körner, Else Heims, Eduard von Winterstein, Bru Decarli, Eusftav Szimeg, Bernhard Goetzke, Josef Klein und En Deultsch. Spielleiter ist Max Reinhardt. u“
Im Kleinen Schauspielhaus kann „Clavigo erst wied am nächsten Dienstag, den 24. ds. Mts., in Szene gehen. Morge wird Schönherrs „Weibsteufel“ mit Lucie Höflich in der Hauptroh in den Spielplan ausgenommen. Die Erstaufführung von Giedic Schauspiel „Arbeit“ findet am nächsten Sonnabend statt.
Im Pheater in der Königgrätzer Straße weist d am kommenden Mittwoch startfindende Uraufführung von Walter veo Molos Tragödie „Der Hauch im All folgende Besetzung au Staatsanwalt Kempfdahl: Ludwig Hartau, Marie Kempfdahl: El Wasa, Eva Kempfdahl: Ellen Herz, Adam Kempfdahl: Ern. Pröckl, Dr. Krist: Paul Otto, der alte Kempfdahl: Hermar Picha, Magdalena: Rose Liechtenstein, der angetlagte Mensch: Rej hold Schünzel, Dr. Kraft: Ferdinand von Alten, der Vorsitzend Hugo Bauer, ein Geschworener: Willy Curtwalter, ein Bessite Willy Appelt. Spielleiter ist Rudolf Bernauer. 1“
In der Erstaufführung der neuen Oper von Max Oberleithn
„Der eiserne Heiland“, die am Sonnabend, den 21. September, Deutschen Opernhause in Szene geht, sind beschäftig Julius vom Scheidt (Andreas Reutterer), Mafalda Salpatt (Annina), Holger Börgesen (der Pfarrer), Paul Hansen (Ridieal Jaques Bilk (der rote Claus), Richard Rübsam (der Schustet Emil Nitsch (der Schreiber), Otto Oeser (der Bäcker), Enn Seebold (dessen Frau), Wally von Roemer (Liesl), Elfriede Do (Walburga), Margarethe Bach (Ursula), Elisabeth Voelkel (Ann jarie). b 8 Die Stadt Leipzig veranstaltete unter der Schirmherrsch Seiner Königlichen Hoheit des Kronprinzen Georg von Sachs ein „schwerzerisches M. usikfest“, das nach einem richt von „W. T. B.“ am 15. September mit einer A führung von „Rateliff“, Musik von Volkmar Andreae⸗Züric im städtischen „Neuen Theater“ begann. Das Haus war h auf den letzten Platz besetzt. Unter den Anwesenden sah mand Spitzen der Reichs⸗ und der Königlichen Behörden, den Oberbüͤrge meister Dr. Rothe und zahlreiche Mitglieder der städtischen Körpe schaften, ferner den Grafen von Keßler und den Rittmeister von Le Suk von der Gesandtschaft in Bern, den schweizerischen Konsul Hirz⸗ in Leipzig eingetroffene schweizerische Musiker und viele Vertret der Wissenschaften und Künste. Andreages Musik zu Heines Tragäöd zum ersten Male in Deutschland dargeboten, fand bei warmer Hi. abe aller Mitwirkenden an ihre Aufgaben eine überaus würd Vorführung. Professor Lohse⸗Leipzig dirigierte, Direktor Reutt Zürich hatte als Gast die Spielleitung. Zum Schluß löste sich; Spannung des Hauses in Beifallskundgebungen, die sich längere 376 fortsetzten und verstärkten.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
lh mit einer Anregung hervor,
Künigliche Schauspiele. Dienstag: Opernhaus. 190. Dame bezugsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. 2 Troubadour. Oper in vier Akten von Giuseppe Verdi. Text n dem Italienischen des Salvatore Camerano. Musikalische Leitun Herr Generalmusikdirektor Blech. Spielleitung: Herr Bachman Chöre: Herr Professor Rüdel. Anfang 7 ½ Uhr.
Schauspielhaus. 191. Dauerbezugsvorstellung. Dienst⸗ u Freiplätze sind aufgehoben. Heimat. Schauspiel in vier Akten ve Deerhage Sudermann. Spielleltung: Herr Oberspielleiter Pat Anfang 7 ½ Uhr.
Mittwoch: Opernhaus. 191. Dauerbezugsvorstellung. Salom Drama in einem Aufzuge nach Oskar Wildes gleichnamig Dichtung in deutscher Uebersetzung von Hedwig Lachmann. Mu von Richard Strauß. Anfang 7 ½ Uhr.
Schauspielhaus. 192. Dauerbezugsvorstellung. 1— die Hofschauspielerin. Lustspiel in drei Akten von Alfred und Lothar Sachs. Spielleitung: Herr Oberspiel Anfang 7 ½ Uhr. 2 “
Meine Fra Mölle Patr.
Familiennachrichten.
—8 Verlobt; Vevw. Fr. Gisela Fleischer⸗Breitenstein, geb⸗ von We mnit Hrn. Regierungsreferendar Ernst von Abercron (Gerzl N. M.). — Frl. lirfula von Schröder mit Hrn. Oberleutna Albert Dunzinger (Berlin). — Frl. Martha von Gözen 1 Hrn. Hauptmann Hans Joachim Frhrn. von Steinaecker (Breslau z. Zt. Kolberg). “ Verehelicht: Hr. Regierungsrat Wilhelm von Löbbecke mit Fr Ursula von Lübeck (Ballenstedt). Geboren: Ein Sohn: Hrn. Wichard von Bredow (Landin). Hrn. Oberleutnant Hans Schlange (z. Zt. Schöningen, K Randow). — Hrn. berarzt Dr. Minnigerode (Berlin). Eine Tochter: Hrn. Oberst Walther von Schwerin (Steglih — Hrn. Oberst Frhrn. von Beaulieu⸗Marconnay (Hannover). Frl. Sophie von Niebelschütz (Liepnitz).
Verantwortlicher Schriftleiter: Direktor Dr. Ty rol, Eharlotlenbure
Verantwortlich für den Anzeigenteil: Der Vorsteher der Geschäftsste echnungsrat Mengerin g in Berlin.
Verlag der Geschäftsstelle (WMen gering) in Berlin.
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagsanstalt, .
BHBerlin, Wilhelmstraße 32.
Fünf Beilagen.
2
Richtamtliches.
Oesterreich⸗Ungarn.
der Kaiser empfing gestern in besonderer Aüdienz den gen bevollmächtigten General beim Armeeoberkommando gralmajor von Cramon.
Untlich wird einer Meldung des „Wolffschen Telegraphen⸗ zufolge verlautbart: .
kine objektive, gewissenhafte Prüfung der Verhältnisse aller üihrenden Staaten läßt keinen Zweifel mehr darüber bestehen, ille Völker, auf welcher Seite sie auch kämpfen mögen, das ie Ende des blutigen Kampfes herbeisehnen. Trotz dieses lczen und begreiflichen Wunsches nach Frieden ist es nicht gelungen, jene Vorbedingungen zu schaffen, die ant wären, die Friedensbestrebungen ihrer Verwirklichung näher llngen und die Kluft, die die Kriegführenden gegen⸗ ig noch voneinander trennt, zu überbrücken. Es müssen virksamere Mittel und Wege in Erwägung gezogen werden, 1die den verantwortlichen Faktoren aller Länder Ge⸗ heit geboten werden könnte, die gegenwärtig vorhandenen Mög⸗ ien einer Verständigung zu überprüfen. Der erste Schritt, den mmecch⸗Ungarn einvernehmlich mit seinen Bundesgenossen zur ffäbrung des Friedens am 12. Dezember 1916 unternommen ühne nicht zu dem gehofften Ende. Die Gründe hierfür lagen i den damaligen Verhältnissen. Um die im steten Abnehmen me Kriegslust ihrer Völker aufrecht zu erhalten, hatten die nen Regierungen bis zu jenem Zeitpunkte jede Erörterung des insgedankens mit den strengsten Mitteln unterdrückt, und so kam h der Boden für eine friedliche Verständigung nicht entsprechend geitet war. Es fehlte der natürliche Uebergang von ridesten Kriegshetze zur Versühnlichkeit. Es wäre aber verfehlt, suben, daß unser damaliger Friedensschritt dennoch ganz ergeb⸗ blieb. Seine Früchte bestehen eben in jener nicht zu übersehenden kinung, daß die Friedensfrage seither nicht mehr von der Tages⸗ in verschwwunden ist. Und wenn auch die vor dem Tribunal der rilichkeit geführten einschlägigen Diskussionen gleichzeitig Be⸗ von den nicht geringen Gegensätzen sind, welche die gegen⸗ der kimpfenden Mächte in ihrer Auffassung über die Friedens⸗ zungen heute noch trennen, so hat sich doch eine Atmosphäre t welche die Erörterung des Friedensproblems nicht mehr bießt. Ohne übertriebenen Optimismus kann wohl aus Aeußerungen verantmortlicher Staatsmänner mindestens di konstatiert werden, daß der Wille, zu einer Verständigung zu in und den Krieg nicht ausschließlich durch die Macht der in zur Entscheidung zu bringen, auch bei den alliierten Staaten Pauf einige gewiß nicht gerin einzuschätzende Ausnahmen von ineeten Kriegshetzern — allmählich doch durchzudringen beginnt. 7und K. Regierung ist sich dessen bewußt, daß nach den tief⸗ dn Erschütterungen, die im Leben der Völker durch derheerenden Wirkungen des Weltkrieges verursacht en, die ins Wanken gebrachte Weltordnung nicht mit Schlage wird aufgerichtet werden können. Mühsam langwierig ist der Weg, der zur Herstellung fried⸗ Bejehungen zwischen den durch Haß und Erbitterungen ge⸗ in Völkern führt. Doch ist es unsere Pflicht, den Weg der erdlungen zu betreten. Und wenn es auch heute noch solche ortlicen Faktoren gibt, die den Gegner militärisch niederringen nden Willen des Siegers aufzwingen wollen, so kann doch el mehr darüber bestehen, daß dieses Ziel, angenommen, erhaupt erreichbar ist, ein weiteres blutiges und langwieriges sur Voraussetzung hätte. Die für sämtliche Staaten und Europas verhängnisvollen Folgen einer solchen Politik würde nch ein späterer Siegesfriede nicht mehr gutmachen können. Nur sede, der die heute noch auseinandergehenden Auffassungen der ein einer gerechten Weise ausgleichen könnte, würde der von Lälkemn ersehnte dauernde Friede sein. in diesem Bewußtsein und unentwegt bemüht, im Interesse des ins tätig zu sein, tritt nun die österreichisch⸗ungarische Monarchie h um eine direkte Aussprache n den einander feindlich gegenüberstehenden Mächten herbei⸗ ea. Der ernste Friedenswille breiter Bevölkerungsschichten succh den Krieg in Mitleidenschaft gezogenen Staaten, die un⸗ Annäherung in einzelnen kontroversen Fragen, sowie die ren versöhnlichere Atmosphäre scheinen der K. und K. Regierung tisse Gewähr dafür zu leisten, daß ein im Interesse des Friedens rommener neuerlicher Schritt, der auch den auf diesem Gebiete ge⸗ n Erfahrungen Rechnung trägt, im gegenwärtigen Augenblicke die hkeit eines Erfolges bieten könne. Kie österreichisch⸗ungarische kang hat daher beschlossen, allen Kriegführenden, ob Freund find, einen von ihr für gangbar gehaltenen Weg zu weisen nen vorzuschlagen, im freien Gedankenaustausch gemeinsam eersichen, ob jene Voraussetzungen gegeben sind, welche die Einleitung von Friedensverhandlungen als aussichts⸗ ncheinen lassen. Zu diesem Behufe hat die K. und K. ung die Regierungen aller kriegführenden Staaten zu einer lichen und unverbindlichen Aussprache an einem Orte tatralen Auslandes eingeladen und an sie eine in diesem verfaßte Note gerichtet. Mit einer Note wurde dieser Schritt antnis des Heiligen Stuhles gebracht und hierbei an das dem zugewendete Interesse des Papstes appelliert. Ferner wurden ie Regierungen der neutralen Staaten von der Demarche ver⸗ Das stets enge Einvernehmen, welches zwischen den vier eien Mächten besteht, bietet die Gewähr dafür, daß die Ver⸗ i Oesterreich⸗Ungarns, an welche der Vorschlag gleicherweise die in der Note entwickelte Auffassung teilen.
— Wortlaut der Note. 38 8 Friedensangebot, das die Mächte des Vierbundes am sgember 1916 an ihre Gegner gerichtet und dessen versöhnlichen sedanken sie niemals aufgegeben haben, bedeutet trotz der bn ee es erfuhr, einen wichtigen Abschnitt in der Geschichte en Unterschiede von den ersten 2 ½ Kriegsjahren ist von diesem 8 1g die Frage des Friedens im Mittelpunkt der europäischen, veltdiskussion gestanden und hat sie seither in immer steigendem 8 aͤftigt und beherrscht. 8 Reihe nach haben fast alle kriegführenden Staaten zur deereedens, seiner Voraussetzungen und Bedingungen immer gen Wort ergriffen. Die Linie der Entwicklung dieser Er⸗ se Stodr jedoch keine einheitliche und stetige, die zugrunde sii Uandpunkte wechselten unter dem Einfluß der militärischen heinen eh Lage, und zu einem greifbaren, vetithweütthawm sn Ergebnis hat sie wenigstens bisher nicht geführt. eöhin konn unabhängig von all diesen Schwankungen fest⸗ zmerden, daß der Abstand der beiderseitigen Auffassungen sich sortbend ganzen etwas verringerte, daß sich trotz ns unleug⸗ üic Uestehens entschiedener, bisher nicht überbrückter , egensätze igt ne klehr von manchen der extremsten konkreten Kriegs⸗ drin 1nd eine gewisse Uebereinstimmung betreffs der allgemeinen zipien des Weltfriedens manifestiert.
In beiden Lagern ist in
. en breiten Bevölkerungsschichten ein An⸗ wachsen des Friedens⸗
vachf ⸗ und Verständigungswillens unzweifelhaft wahr⸗ zunehmen. Auch ein Vergleich der seinerzeitigen Aufnahme des Freedensvorschlags der Vierbundmächte bei ihren Gegnern mit späteren Aeußerungen von verantwortlichen Stantsmännern der letzteren, wie auch von nichtverantwortlichen, aber politisch keineswegs einflußlosen Persönlichkeiten bestätigt diesen Eindruck.
8 „Während beispielsweise noch in der Antwort der Alliierten an Präsident Wilson Forderungen erhoben wurden, die auf eine Zer⸗ stückelung Oesterreich⸗Ungarns, auf eine Verkleinerung und tiefgehende innere Umgestaltung des Deutschen Reiches und auf die Vernichtung des europäischen Besitzstandes der Türkei hinausliefen, wurden später⸗ hin diese Forderungen, deren Verwirklichung einen überwältigenden Sieg zur Voraussetzung hätte, in manchen Erklärungen amtlicher Stellen der Entente modifiziert oder zum Teil fallen gelassen.
So erkannte in einer vor etwa einem Jahre im englischen Unter⸗ hause abgegebenen Erklärung Mr. Balfour ausdrücklich an, Oesterreich⸗Ungarn seine inneren Probleme selbst lösen müsse und daß niemand von außen her Deutschland eine Verfassung auferlegen könne. Mr. Lloyd George erklärte zu Beginn dieses Jahres, daß es nicht zu den Kampfzielen der Alllierten gehöre, Oesterreich⸗ Ungarn zu zerteilen, das osmanische Reich seiner türkischen Pro⸗ vinzen zu berauben und Deutschland im Innern zu reformieren. Als symptomatisch tann auch gelten, daß Mr. Balfour im Dezember 1917 kategorisch die Annahme zurückwies, die englische Politik hätte sich jemals für die Schaffung eines selbständigen Staates aus den linksrheinischen Gebieten Deutschlands engagiert. Die Enunziationen der Mittelmächte lassen keinen Zweifel darüber, daß sie nur einen Verteidigungskampf um die Uuversehrtheit und Sicherheit ihrer Gebiete führen.
Weiit ausgesprochener als auf dem Gebiete der konkreten Kriegs⸗ ziele ist die Annäherung der Auffassungen hinsichtlich jener Richt⸗ linien gediehen, auf deren Grundlage der Friede geschlossen und die künstige Ordnung Europas und der Welt aufgebaut werden soll. Präsident Wilson hat in dieser Richtung in seinen Reden vom 12. Februar und vom 14. Juli dieses Jahres Grundsätze formuliert, die bei seinen Alliierten nicht auf Widerspruch gestoßen sind und deren weitgehende Anwendung auch auf seiten der Vierbundmächte keinem Einwande begegnen dürfte, vorausgesetzt, daß diese Anwendung all gemein und mit den Lebensinteressen der betreffenden Staaten ver⸗ einbar sei. Allerdings ist zu bedenken, daß eine Uebereinstimmung in den allgemeinen Grundsäͤtzen nicht genügt, sondern daß es sich weiter darum handelt, über ihre Auslegung und über ihre Anwendung auf die einzelnen konkreten Kriegs⸗ und Friedensfragen einig zu werden.
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Für einen unbefangenen Beobachter kann kein Zweifel darüber bestehen, daß in allen kriegführenden Staaten ohne Ausnahme der Wunsch nach einem Frieden der Verständigung gewaltig verstärkt ist, daß sich immer mehr die Ueberzeugung Bahn bricht, eine weitere Fortsetzung des blutigen Ringens müßte Europa in eine Trümmerstätte ver⸗ wandeln und in einen Zustand der Erschöpfung versetzen, der seine Entwicklung auf Jahrzehnte hinaus lähmt, ohne daß eine Gewähr dafür bestünde, hierdurch jene Entscheidung durch die Waffen herbeizuführen, die von beiden Seiten in vier Jahren voll ungeheurer Opfer, Leiden und Anstrengungen vergeblich angestrebt wurde.
Auf welchem Wege und auf welche Weise kann aber eine Ver⸗ ständigung angebahnt und schließlich erzielt werden? Besteht irgendeine ernste Aussicht, durch die Fortführung der Diskussion über das Friedens⸗ problem in der bisherigen Art zu diesem Ziele zu gelangen? Letztere Frage haben wir nicht den Mut zu bejahen. Die Diskussion von einer öffentlichen Tribüne zur anderen, wie sie bisher zwischen den Staatsmännern der verschiedenen Länder stalttgefunden hat, war eigentlich nur eine Serie von Monologen. Es fehlte ihr vor allem die Unmittelbarkeit. Rede und Gegenrede wirkten nicht ineinander ein, die Sprecher sprachen aneinander vorbei. Andererseits war es die Oeffentlichkeit und der Boden dieser Auseinandersetzungen, die ihnen die Möglichkeit eines fruchtbaren Fortschreitens raubten. Bei allen öffentlichen Kundgebungen dieser Art wird eine Form der Beredsamkeit angewendet, die mit der Wirkung auf große Distanz und auf die Massen rechnet. Damit vergrößert man aber — bewußt oder unbewußt — d den Abstand von der gegnerischen Auffassung, erzeugt Mißverständnisse, die Wurzel fassen und nicht beseitigt werden, und erschwert den freimütigen, einfachen Gedankenaustausch. Jede Kundgebung der führenden Staatsmaͤnner wird, sowie sie stattgefunden hat und noch ehe die zuständigen Stellen der Gegenseite darauf erwidern können, zum Gegenstande einer leidenschaftlichen oder übertrelbenden Be⸗ sprechung unverantwortlicher Elemente. Aber auch die verantwort⸗ lichen Staatsmänner selbst veranlaßt die Besorgnis, die Interessen der Kriegführung durch eine ungünstige Beeinflussung der Stimmung in der Heimat zu gefährden und die eigenen letzten Absichten vorzeitig zu verraten, zum Anschlagen hoher Töne und zum starren Festhalten an extremen Standpunkten.
Soll also der Versuch unternommen werden, zu prüfen, ob für eine Verständigung, die die Katastrophe einer selbstmörderischen Fort⸗ setzung des Kampfes von Europa abzuwenden geeignet ist, die Grund⸗ lagen gegeben sind, so wäre jedenfalls eine andere Methode zu wählen, die eine unmittelbare mündliche Erörterung zwischen den Vertretern der Regierungen, und nur zwischen ihnen, ermöglicht.
Den Gegenstand einer solchen Crörterung und gegen⸗ seitigen Beleuchtung hätten ebenso die gegensätzlichen Auf⸗ fassugen der einzelnen kriegführenden Staaten zu bilden, wie auch die allgemeinen Prinzipien, die dem Frieden und dem künftigen Verhältnis der Staaten zu einander als Basis dienen sollen, und über die zunächst eine Einigung mit Aussicht auf Erfolg versucht werden kann. Sobald eine Einigung über die Grundprinzipien erreicht wäre, müßte man im Verlauf der Besprechungen versuchen, sie auf die einzelnen Friedensfragen konkret anzuwenden und damit deren Lösung berbeizuführen. 1
Wir möchten hoffen, daß auf seiten keines der Kriegführenden ein Bedenken gegen einen solchen Gedankenaustausch vorliegen werde. Die Kriegshandlungen erführen keine Unterbrechung, die Besprechungen gingen auch nur so weit, als sie von den Teilnehmern für aussichtbietend gehalten würden. Für die vertretenen Staaten könnten daraus keine Nachteile erwachsen. Weit entfernt zu schaden, müßte ein solcher Gedankenaustausch für die Sache des Friedens nur von Nutzen sein. Was das erste Mal nicht gelingt, kann wiederholt werden und hat vielleicht mindestens schon zur Klärung der Auf⸗ fassungen beigetragen. 56 “ 8
Berge von alten Mißverständnissen ließen sich wegräumen, viele neue Erkenntnisse zum Durchbruche brin⸗ en, Ströme von zurück— gehaltener Menschenfreundlichkeit würden sich lösen, in deren Wärme alles Wesentliche bestehen bliebe, dagegen manches Grundsätzliche ver⸗ schwinden würde, dem heute noch eine übermäßige Bedeutung bei⸗ gemessen wird.
Nach unserer Ueberzeugung sind alle Kriegführenden es der . nicht jetzt nach unentschiedenen Kampfes, 1 dem
Menschheit schuldig, gemeinsam zu untersuchen, ob es so viel Jahren eines opfervollen, jedoch dessen ganzer Verlauf auf Verständigung mö schrecklichen Ringen ein Ende zu machen. Die K. und K. Re⸗ gierung möchte daher den Regierungen aller Staaten vorschlagen, zu einer vertraulichen und Aussprache über die Grundprinzipien einem Ort des neutralen Auslandes und
weist, möglich ist,
zu einem nahen Zeitpunkte,
kriegführenden unverbindlichen eines Friedensschlusses in
worüber man noch Vereinbarungen zu treffen hätte, Delegierte zu entsenden, die beauftragt wären, die Auffassung ihrer Regierungen über jene Prinzipien einander betannt zu geben, angloge Mitteilungen entgegenzunehmen sowie offene und freimütige Aufklärungen über alle 2 unkte, die einer Präzisierung bedürfen, zu erbitten und zu er⸗ teilen.
Die K. und K. Regierung beehrt sich, die Regierung von... durch die geneigte Vermittlung Eurer Exzellenz zu bitten, diese Mit⸗ teilung zur Kenntnis der Regierung von.. bringen zu wollen.
— Im Finanzausschuß des österreichischen Ab⸗ geordnetenhauses teilte bei Beginn der Verhandlung über die Grundsteuer für 1918/19 der Obmann Löwenstein mit, daß er beabsichtige, den Ausschuß ein oder zwei Tage vor der nächsten Vollsitzung des Abgeordnetenhauses einzuberufen, da⸗ mit die Beratung über die Grundsteuer erledigt werde. Der Finanzminister Wimmer erinnerte bezüglich einer Anregung zur Aufstellung des Finanzplanes daran, daß er bereits bei Einbringung des Staatshaushaltsvoranschlags 1918/19 die Deckung des Abganges der dauernden Gebarung durch Steuern als unerläßlich bezeichnet habe, und teilte mit, daß die erforderlichen weiteren Steuervorlagen in Vor⸗ bereitung stehen. Für die Hinausschiebung der Verabschiedung der anhängigen Vorlagen, deren Erledigunger seit nahezu Jahres⸗ frist fortwährend dringend erbeten hätte, könnte er die Ver⸗ antwortung nicht übernehmen. Bereits in der ersten Sitzung der kommenden Tagung beabsichtige er, den Umfang und In⸗ halt des neuen Steuerkomplexes wenigstens in Umrissen zu skizzieren. Die Sitzung wurde hierauf geschlossen.
— Der bayerische Ministerpräsident von Dandl, der am Freitag in Budapest eingetroffen ist, hat dem Ministerpräsi⸗ denten Dr. Wekerle einen Besuch abgestattet.
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Zur 5 ttskrise berichtet die „Gazeta Poranna“, daß die wichtigsten Schwierigkeiten unerwartet überwunden worden seien; Kucharzewsti sei angeblich geneigt, das Kabinett zu bilden. Im Staaterat habe eine dreistündige Beratung zwischen dem Vorsitzenden des Interparteilichen Klubs Swierzynski und Kucharzewski nattgefunden. Danach seien Kucharzewski und Prinz Radziwill zusammengekommen, worauf bei Ostrowaki eine Sitzung des Regentschaftsrats stattgefunden habe, in der Kucharzewski seinen endguͤltigen Entschluß be⸗ gründen und vortragen sollte. Das Blatt e fährt, daß er im letzten Augenblick wieder um einen Aufschub gebeten habe; es zeige sich jedoch, daß die Opposition der Extremisten und der Zentrumsaktivisten auf der Entschluß Kucharzewskis einen negaliven Eiafluß nicht ausgeübt habe.
Großbritannien und Irland.
Der „Daily Telegraph“ meldet aus Dublin vom 8. Sep⸗ tember, daß die Rekrutierung nur langäsame Fort⸗ schritte mache. Bis jetzt betrage die Zahl der fre willigen Rekruten 4620. Die Sinnfeiner täten alles, um di Kampagne zu Fall zu bringen. 1
— Die in die Armee eingereihten Bergarbeiter sollen laut Meldung des „Algemeen Handelsblads“ vom Dienste befreit und in die Berawerte zurückgeschickt werden, und zwar täglich ourchschnittlich zweitausend Mann. Es ist jedoch nicht bekannt, wieviel im ganzen vom Dienst befreit werden sollen. Aber der Präsident des Bergarbeiterverbandes sagte daß mindestens 20 000 dringend notwen ig si “
8 Rußland.
Auf die Einspruchnote des diplomatischen Korps in Petersburg vom 5. September bezüglich des Roten Terrors veröffentlicht die „Iswestija“ eine ausführliche, sehr scharfe Antwortnote des Kommissars für auswärtige An⸗ gelegenbeiten Tschitscherin, die mit den Worten schließt:
„Wir lehnen auf das energischste jede Einmischung neutraler kapitalistischer Mächte zu gunsten der russischen Bourgeosie ab und erklären, daß wir jeden Versuch der Vertreter dieser Mächte, die Grenzen des gesetzmaͤßigen Schutzes der Interessen ihrer Landsleute zu überschreiten, als Versuch zur Unterstützung der russischen Gegen⸗ revolution betrachten werden.“
Nach demselben Blatt hat Tschitscherin den in Moskau befindlichen Vertretern fremder Mächte folgende Grundsätze für die Behandlung nichtrussischer Bürger überreicht:
1) Die Bürger fremder Staaten und Gebiete, die von Rußland auf Grund des Brester Friedensvertrages oder des Ergänzungsver⸗ trages dazu losgelöst worden sind, sind im Falle der Teilnahme an einer gegenrevolutionären Bewegung, an Spekulationen sowie allen sonstigen Handlungen, die gegen die Gesetze der Räte⸗Republik verstoßen, in gleicher Weise verantwortlich wie die russischen Bürger.
2) Sowohl die außerordentliche Kommission, als auch alle übrigen Organe der Rätegewalt sind verpflichtet von der Verhaftung eines auswärtigen Untertanen das Außenkommissariat sofort in Kenntnis zu setzen, welches dem Vertreter des Staates Mitteilung macht. Gleich⸗ zeitig müssen die Gründe der Verhaftung angegeben werden, wobei dem betreffenden auswärtigen Vertreter alle uͤblichen Rechte zum Schutz seiner Mitbürger gewährt sind.
— Die „Prawda“ vom 14. folgenden Befehl Trotzkis:
In Kasan haben Weißgardisten und Tschecho⸗Slovaken sich eines Teils des Goldes, welches Eigentum der Räte⸗Republik ist, be⸗ mächtigt. Dieses geschah auf Befehl französischer, englischer, japanischer und amerikanischer Kapitalisten. Das russische Volk weigerte sich nach der Oktoberrevolution, den ausländischen Wucherern für die vom Zaren abgeschlossenen Anleihen Zinsen zu zahlen. Um den russischen Arbertern und Bauern ihren Gewinn zu ent⸗ reißen, haben sich ausländische Räuber durch die in ihrem Sold stehenden Tschecho⸗Slovaken und Weißgardisten eines Teils des Goldes be⸗ mächtigt. Jetzt versuchen diese Räuber, das erbeutete Gold über Sibirien nach Japan und Amerita oder über Archangelsk nach Frankreich und England zu schaffen. Dieses muß um jeden Preis verhindert werden. Das dem russischen Volk gestohlene Gold muß unversehrt zurückgegeben werden. Der Schutz dieses Goldes im Gebiet des Tschecho⸗Slovaken⸗ und Weißgardisten⸗Aufstandes wird allen ehrlichen Arbeitern und Bauern anvertraut. Nach Säuberung der Wo ga, des Urals und Sibiriens von Weißgardisten und Tschecho⸗Slovaken werden alle Schuldigen am Raube des Goldvorrats festgestellt werden. Eigentum wird eingezogen und öst den schwersten Strafen, ei
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September veröffentlicht
sie selbs schließlich Erschießung, unterzogen werden.