Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 123 es Reichs⸗Gesetzblatts enthält unter 8H Nr. 6461 eine Verordnung über die Preise für Margarine, vom 11. September 1918, und unter Nr. 6462 eine Bekanntmachung über Höchstpreise Soda, vom 14. September 1918. Berlin W. 9, den 17. September 1918.
Kaiserliches Postzeitungsamt. Krüer.
für
Königreich Preußen.
Auf Grund des § 1 der Allerhöchsten Verordnung, betreffend ein vereinfachtes Enteignungsverfahren zur Beschaffung von Arbeitsgelegenheit und Beschäftigung von Kriegsgefangenen, vom 11. September 1914 (Gesetzsamml. S. 159) in der Fassung der Verordnungen vom 27. März und 25. September 1915 (Gesetzsamml. S. 57 und 141) wird bestimmt, daß das vereinfachte Enteignungsverfahren nach den Vorschriften
der Verordnung bei der Herstellung einer 50 000 Volt⸗Ver⸗ bindungsleitung zwischen dem in Selm (Kreis Lüdinghausen) bei Zeche Hermann gelegenen Umspannwerk und dem an der Grenze zwischen Herne und Recklinghausen gelegenen Umspann⸗ werk „Emscher“ Anwendung findet, zu deren haer dem Elektrizitätswerk Westfalen, Aktiengesellschaft in Bochum, das Enteignungsrecht gemäß dem Allerhöchsten Erlasse vom 5. Juli 1913 und dem auf Grund Allerhöchster Ermächtigung ergangenen Erlasse des Staatsministeriums vom 3. August 1918 zusteht. u“ Berlin, den 16. August 1918. 8 Das Staatsministerium.
von Breitenbach. Sydow. von Stein. Schmidt.
der geistlichen und Unterrichts⸗ angelegenheiten.
8 I
Ministerium
Dem Bibliothekar an der Universitätsbibliothek zu Münster i. W. Dr. Löffler ist das Prädikat Professor beigelegt worden.
Der ordentliche Professor Dr. von Gierke in Königs⸗ berg i. Pr ist in gleicher Eigenschaft in die rechts⸗ und taatswissenschaftliche Fakultät der Universität Halle⸗Wittenberg
versetzt worden.
Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten.
Die Herren Forstreferendare, die im Dezember — erste Hälfte — d. J. die forstliche Staatsprüfung abzulegen beabsichtigen, haben die vorschristsmäßige Meldung spätestens bis zum 1. November d. J. einzureichen.
Bekanntmachung.
Gemäß § 46 des T. vom 14. Juli 1893 (GS. S. 152) wird zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß der im laufenden Steuerjahre zu den Kommunal⸗ abgaben einschätzbare Reinertrag aus dem Betriebsjahre 1917 bei der Zschipkau⸗Finsterwalder Eisenbahn und der
Zweigbahn Sallgast-—-Lauchhammer auf 220 000 ℳ
festgesetzt worden ist.
Halle (Saale), den 17. September 1918. 8 Der Königliche Eisenbahnkommissar. 1 J. V.: Scheringer.
eklannimachung.
Gemäß § 46 des Kommunalabgabengesetzes vom 14. Juli 1893 (GS. S. 152) wird zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß der im laufenden Steuerjahr zu den Kommunalabgaben einschätzbare Reinertrag aus dem Betriebsjahr 1917 bei der Dahme⸗Uckroer Eisenbahngesellschaft auf 21 000 ℳ festgesetzt worden ist.
Halle (Saale), den 17. September 1918.
Der Königliche Eisenbahnkommissar. “
8eEebö8 Dem Garnfabrikanten Georg Koch, hier, ist die Wie deraufnahme des Handels mit Web⸗, Wirk⸗ und Strickwaren vom 16. d. M. ab gestattet worden. Erfurt, den 14. September 1918. Die Polizeiverwaltung. J. A.: Otto. Bekanntmechung. 86 .Die Ehefrau des Wilhelm Claesges, hierselbst, Ortrud⸗ straße 20, habe ich zum Handel mit Bier, Wein, Sekt Likören und anderen weinähnlichen Getränken wiede zugelassen. Essen, den 13. September 1918. Diee städtische Polizeiverwaltung. J. A.: Baasel.
“ Bekanntmachuung v“ Das gegen den Kaufmann Gustav Seiler, hier, unterm 12. Juni 1918 erlassene Handelsverbot ist ieder auf⸗ gehoben worden. — Mühlhausen i. Th, den 16. September 1918. Die Polizeiverwaltung. J. V.: Neuschaefer. 2
54 Betann tm 8 3
Dem Bäckermeister Ernst Immecke, wohnhaft hier, Wich⸗ linghauserstraße 18, habe ich auf Grund der Bundesratsverordnung vom 23. September 1915 und der Reichsgetreideordnung vom 29. Magi 1918 die Herstellung von Backwaren und den Handel mit Nahrungs⸗ und Genußmitteln und mit sonstigen Gegenständen des täglichen Bedarfs wegen Unzuverlässigkeit untersagt. — Die Kosten dieser Bekanntmachung hat Immecke zu tragen. Barmen, den 13. September 1918.
Die Polizeiverwaltung. J. V.: Köhler.
Bekanntmachung.
Gemäß § 1 der Bekanntmachung des Bundesrats zur Fern⸗ haltung unzuverlässiger Personen vom Handel vom 23. September 1915 (RGBl. S. 603) ist dem Gerbermeister Johann Meyer, Cöln, Heinrichstraße 26, der Handel mit Häuten, Fellen und Leder aller Art untersagt worden. — Die Kosten dieser Veröffentlichung sind von Meyer zu tragen.
Cöln, den 5. September 1918.
Der Oberbürgermeister. J. V.:
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Bekanntmachung.
Der Rohproduktenhändlerin Gertrud Hesse, hier, Emilstraße 2/4, ist auf Grund der Bundesratsverordnung vom 23. September 1915 und der Ausführungsbestimmungen vom 27. Sep⸗ tember 1915 wegen Unzuverlässigkeit jeglicher Handel mit Me⸗ tallen untersagt worden. — Die durch das Verfahren entstandenen Kosten, insbesondere die Gebühren für die vorgeschriebene öffentliche Bekanntmachung, fallen der von der Anordnung Betroffenen zur Last. Hamborn a. Rhein, den 11. September 1918.
Der Beigevrie CGCeull.
— —
Dr. Best.
Bekanntmachung. Dem Rohproduktenhändler Wolf Horowitz, In⸗ haber der Firma Blanke u. Cie., hier, Kaiser Wilhelm⸗ straße 263, ist auf Grund der Bundesratsverordnung vom 23. Sep⸗ tember 1915 und der Ausführungsbestimmungen vom 27. September 1915 wegen Unzuverlässigkeit jeglicher Handel mit Metallen untersagt worden. — Die durch das Verfahren entstandenen Kosten, insbesondere die Gebühren für die vorgeschriebene öffentliche Bekanntmachung, fallen dem von der Anordnung Betroffenen zur Last.
Hamborn a. Rhein, den 12. September 1918.
. Der Beigeordnete. J. V.: Dr. Crull.
Dentsches Reich. Preußen. Berlin, 19. September 1918.
Der Bundesrat versammelte sich heute zu einer Voll⸗ sitzung; vorher hielten die vereinigten Ausschüsse für Zoll⸗ und Steuerwesen, für Handel und Verkehr und für Justizwesen, die vereinigten Ausschüsse für Handel und Verkehr und für Zoll⸗ und Steuerwesen, die vereinigten Ausschüsse für Handel und Verkehr, für Justizwesen und für die Verfassung, die vereinigten Ausschüsse für Rechnungswesen und für Handel und Verkehr, die vereinigten Ausschüsse für Handel und Verkehr und für Justizwesen sowie der Ausschuß für Handel und Verkehr Sitzungen.
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Auf die Eingabe des Parteivorstandes der sozial⸗ demokratischen Partei und der Generalkommission der Gewerkschaften wegen der Fragen der Lebens⸗ mittelversorgung hat der Reichskanzler Dr. Graf von Hertling laut Meldung des „Wolffschen Telegraphenbüros“ wie folgt geantwortet:
Die Schwierigkeiten der Versorgung mit Lebensmitteln, von denen die Eingabe vom 9. September 1918 handelt, werden von mir lebhaft mitempfunden. Seit die Absicht der Feinde, Deutschland durch Hunger zu besiegen, hervortrat, bilden sie den Gegenstand der besonderen Aufmerksamkeit und Fürsorge der verantwortlichen Stellen. Mit den Unterzeichnern der Eingabe und allen anderen Bevölkerungs⸗ kreisen bin ich der Ansicht, da zZ alles geschehen muß, um die vor⸗ handenen Nahrungsmittel möglichst gleichmäßig zu verteilen und die aus dem Steigen der Preise erwachsenden Lasten zu mildern. Die mit der Versorgung betrauten Aemter sind, unterstützt durch einen aus Mitgliedern der Parteien des Reichstags gebildeten Beirat, un⸗ ablässig in dieser Richtung bemüht.
Als Grund für die Teuerung der Lebensmittel führt die Eingabe die Politik des Kriegsernährungsamts an, die lediglich durch Preis⸗ anreiz eine Erhöhung der Produktion zu erzielen versuche. Diese Auffassung beruht auf irrigen Voraussetzungen. Die durch das Ab⸗ schneiden der Zufuhr bewirkte Knappheit an Lebensmitteln und sonstigem Lebensbedarf wirkt im Zusammenhang mit dem Mangel an Arbeitskräften, von denen ein erheblicher Teil durch die Kriegführung unmittelbar in Anspruch genommen ist, naturnotwendig auf eine Steige⸗ rung aller Preise hin. Die durch hohe Einnahmen und Löhne erhöhte Kaufkraft weiter Kreise und die Vermehrung der Geldumlaufsmittel wirken in der gleichen Richtung. Demgegenüber ist die Politik der Regierung von Anfang an darauf gerichtet gewesen, die Preise für die hauptsächlichsten Lebensmittel auf erträglicher Höhe zu halten, mit dem Erfolg, daß die inländischen Preise, insbesondere, für Ge⸗ treide und Kartoffeln, durchweg wesentlich niedriger sind, als die des Auslandes, und daß bei einem der wichtigsten Lebensmittel, der Kartoffel, der inländische Preis des Vorjahres in diesem Jahre in der Hauptsache hat beibehalten werden können.
Bei Bemessung der Preise der landwirtschaftlichen Erzeugnisse muß aber auf die Erschwernisse Rücksicht genommen werden, mit denen die Landwirtschaft während des Krieges zu kämpfen hat. Durch Einziehung der Arbeitskräfte, Aushebung der Pferde, Verringerung des Viehbestandes, Mangel an Dünger und sonstige Umstände sind ihre Betriebsmittel geschwächt. In der Leitung des Betriebes müssen die im Felde stehenden Männer vielfach von Frauen oder anderen ungeübten Kräften vertreten werden. Die Beschaffung von Arbeitskräften, die Ergänzung und Instandhaltung des Inventars ist, wenn überhaupt, nur mit sehr erheblichen Kosten möglich. Ohne die Leistungen der Landwirtschaft wäre der Krieg längst verloren; die Erhaltung ihrer Leistungskraft ist ein Lebensinteresse des deutschen Volkes, das, wenn auch auf eine Hebung der Einfuhr aus dem Osten gehofft werden kann, in der Hauptsache auf die eigene Erzeugung angewiesen bleibt. Es ist daher nicht einseitige Berücksichtigung der Produzenten⸗ interessen, wenn die verantwortlichen Stellen bei Bemessung der Frethe der landwirtschaftlichen Erzeugnisse diesen Mehrkosten und
Erschwerungen Rechnung tragen, sondern eine durch die Lage der Dinge gebotene, ebenso im Interesse der Verbraucher wie der Erzeuger liegende Maßnahme. 1
Dem Umstand, daß die Preise auch bei sachgemäßem Ausgleich der entgegenstehenden Interessen eine schwere Belastung weiter Kreise, insbesondere der nicht zur Rüstungsindustrie zählenden Arbeiter, des Mittelstandes und der Festbesoldeten bedeuten, wird durch Beihilfen und Zulagen aus öffentlichen Mitteln, nach Möglichkeit Rechnung getragen; die Aufwendungen hierfür haben bereits den Betrag vieler Milliarden erreicht. Der Wucher und der Schleichhandel, die häß⸗ lichen Begleiterscheinungen der Kriegswirtschaft, werden mit allem Nachdruck bekämpft. Einen vollen Erfolg können die behördlechen Maßnahmen aber nur dann erzielen, wenn sie von allen Volkskreisen in ihrer Bedeutung verstanden und unterstützt werden.
Die Ernährungslage ist im abgelaufenen Wirtschaftsjahr im ganzen genommen unzweifelhaft besser gewesen als im vorhergehenden. Auch im neuen Wirtschaftsjahr wird sie sich nicht ungünstiger stellen. Die Annahme, daß die Herabsetzung der Brot⸗ ration eine dauernde sein soll, trifft nicht zu. Durch Anordnung der Brotstreckung vom 1. Oktober ab wird die Möglichkeit gewährt,
jederum die vorjährige Brotmenge auszugeben. Dagegen kann dem
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toffelration zu erhöhen, zu meinem großen “ nicht 8 entsprochen G werden. Die notwendigen Anordnungen und X Ersassung üa ie e Ereübersehäsens an die Witterung dieser Wochen von aher die 7. Einfluß ist, nicht genüegnd übersehen läßt, kann die In⸗ vncatstsltung einer höheren Wochenmenge nicht verantwortet werden. Ermöglicht es die Ernte, mehr als 1 geßen. 5 gestattet sts Transportlage das Abrollen der dadurch eding ehrmengen, so wird nicht gezögert werden, eine Erhöhung vorzune 82, Hin⸗
is der Eingabe, daß es im vergangenen Jahre vielerorts möglich sei, im Schleichhandel Kartoffeln über die Fögtlich gegebene Menge hinaus zu erwerben, beweist nicht, Böö 8 und dir Transportlage die all lemeine Zuteilung von Sg 8 8 en Pfund erlaubt hätten. Der Rührigkeit des einzelnen, un urch Bieten unerlaubt hoher Preise, wird es vielfach gelingen, engen zu ecfassn und zu befördern, die der öffentlichen Wirtschaft entgehen; es geschieht dies aber auf Kosten der anderen, wie sich auch im vergangenen Jahre gezeigt hat, indem gerade in den Gegenden, aus denen im Schleich⸗ handel Kartoffeln herausgezogen waren, das Lieferungssoll nicht erfüllt werden konnte.
Schwierigkeiten in der Ernährung fwehe auch lm kommenden Jahr nicht ganz vermieden werden können; sie werden aber, wie bis⸗ her, überwunden werden. Gegenüber allen Unzulänglichkeiten und Entbehrungen darf die gewaltige Tatsache nicht vergessen werden, daß die Aushungerungspläne der Feinde dank der ergriffenen Maßnahmen
gescheitert sind. von Hertling.
Wunsche, Bedauern
Oesterreich⸗Ungarn.
Bei der Vorstellung der Beamtenschaft des gemeinsamen Finanzministeriums und der bosnisch⸗herzegowinischen Abteilung dieses Ministeriums richtete der Sektionschef Freiherr von Klimburg an den Minister Freiherrn von Spitzmüller eine Begrüßungsansprache, auf die dieser mit einer Rede antwortete, in der er laut Bericht des „Wolffschen Telegraphen⸗
üros“ sagte: 1“ 1 Racsagt seiner zweiunddreißigjährigen Tätigkeit auf dem Ge⸗ biete der gemeinsamen Angelegenheiten sei es ihm in den wichtigsten Fragen im Verkehr mit den ungarischen Politikern gelungen, eventuelle sachliche Meinungsverschiedenheiten auszugleichen und zu einem für beide Staaten der Monarchie, wie er glaube, günstigen Ergebnisse zu ge⸗ langen. Das gelte auch noch von den letzten Verhandlungen über den Ausgleich, über welche seither in der Oeffentlichkeit eine gewisse Mythenbildung Platz gegriffen habe. Hinsichtlich der Verwaltung Bosniens und der Herzegowina versicherte der Minister die Bevölkerung dieser Länder seiner wärmsten Fürsorge und betonte die Notwendigkeit, daß die Frage der Kmeten⸗Ablösung nicht zum Stillstand komme. In Besprechung der nationalen Frage gab er zu, daß nationale Be⸗ strebungen eine Grundlage von polstischen Entscheidungen und Neu⸗ bildungen abgeben können. Habe doch der Weltkrieg gezeigt, daß das Zusammenleben der Völker in gewissen Gebieten der Monarchie in der bisherigen Weise wesentliche Schäden aufweise, die behoben werden müßten. Doch dürfe das nationale Element nicht alle andern Ele⸗ mente, die im Staatsleben maßgebend seien, überwuchern. „Diese Elemente seien in Oesterreich⸗Ungarn vor allem die einer ehrwürdigen Dynastie mit ihren großen politischen, kulturellen Leistungen, die auf Jahrhunderte zurückgehen; geographische, kulturelle und religiöse Zusammenhänge und staatliche Bindungen, die auf diesen Zusammen⸗ hängen beruhen. Nur bei grundsätzlichem Denken werde man in nationalen Fragen zu organischen Lösungen kommen. Das dürfe die Monarchie erwarten, das werde Europa einsehen müssen, daß die Lösungen, die sich im Zusammenhange mit nationalen Fragen als notwendig erwiesen, sich organisch an das Gegebene anschließen, sich ohne einfügen müßten.
dauernd wäre.
In Erörterung der letzten Note des Ministers des Aeußern er⸗ klärte der Minister, daß dieser Schritt bei ruhigerer Betrachtung als
roße politische Tat der Monarchie gewertet werden würde. Die Obssttivität und der entgegenkommende Ton dieser Note seitens des Lenkers eines Staates, gegen den Vernichtungsabsichten von un⸗ erhörter Schärfe entfesselt worden seien, gegen dessen Bestand seit langer Zeit zügellose Agitationen eingeleitet würden, gehörten zu den merk⸗ würdigsten Tatsachen, welche die politische Geschichte bisher aufzuweisen hätte. Ein solcher Schritt habe nur von einer Monarchie ausgehen können, die die große Aufgabe, die verschiedenen Völker zu einem staat⸗ lichen Wesen zu vereinigen, bisher schon fortdauernd erfolgreich ge⸗ löst habe. Speziell die feindlichen Staatsmänner würden zu der Er⸗ kenntnis kommen, daß sie einen großen Fehler begingen, als sie im Bewußtsein, daß dieser Krieg durch Neberspannung der nationalen Hoffnungen, durch Aufstachelung der nationalen Leidenschaften nicht zum geringsten im Südosten von Europa hervorgerufen worden sei, gleichwohl speziell die Monarchie in ihren Grundfesten durch nationale Agitationen zu erschüttern versuchten. Die Dauerhaftigkeit des Friedens⸗ werkes würde von vornherein in Frage gestellt, wenn durch die Ergeb⸗ nisse dieser Wühlereien der österreschisch⸗ungarischen Monarchie der Beruf und die Möglichkeit, zur Lösung der nationale Frage beizutragen, genommen würde. „Wir alle sind von der Aufgabe der österreichisch⸗ ungarischen Monarchie, den Völkern im Donaubecken und im Süd⸗ osten Europas die Bürgschaft einer festen, ruhigen Existenz zu bieten, vollkommen überzeugt. Wir sind deshalb diejenigen, welche der Welt eine der wichtigsten Bürgschaften für einen dauerhaften Frieden geben können. Wenn wir diese Aufgabe erfüllen — und wir werden sie er⸗ füllen — werden die Anschläge gegen das Gefüge der Monarchie zer⸗ schellen; dafür bieten unsere heldenhaften Truppen und jene unserer Verbündeten Gewähr. Es werden aber auch die Angriffe im Innern scheitern, wenn wir diese Aufgaben erfüllen, und die Erschütterungen des Gefüges unserer Monarchie ferngehalten. Dann tun wir unsere Pflicht im Dienste der Monarchie, im Dienste der Völker, deren Bestrebungen jetzt die Oeffentlichkeit so stark beschäftigen, aber auch im Dienste Europas, im Dienste des wahren Menschheitsgedankens. Wenn ich die organische Lösung der nationalen Fragen im Sinne dieser Ausführungen für so überaus wichtig und geboten halte, so muß ich besonderes Gewicht darauf legen, daß bei diesen Lösungen zwar nationale Bestrebungen inner⸗ halb der bezeichneten Grenzen zu einer entsprechenden Geltung kommen, jedoch der nationale Ueberschwang und das nationale Blendwerk, aber auch die Psychofe, die der Krieg in bezug auf nationale Strömungen herbeiführte, fern gehalten werden.“
Polen.
„ Das Blatt „Przeglad Proranny“ erfährt, daß die An⸗ sichten Kucharzewskis und des Verständigungsaus⸗ schusses der aktivistischen Parteien über das Vorgehen zur Lösung der polnischen Frage eine ziemlich erhebliche An⸗ üg zrung Ffahren 5 und vöwar unter dem Einftuß der Krakauer Tagung. Heute wir sich mit de Volksklub besprechen. E
Großbritannien und Irland.
Die interalliierte Sozialistentagung in auf der ungefähr 80 Abgeordnete aus England, Amerika, Frankreich, Belgien, Italien, Griechenland und Serbien an⸗ wesend sind, beschloß, drei Kommissionen zu ernennen. Die erste wird sich mit den Vorschlägen der amerikanischen Ab⸗ ordnung über die Kriegszieldenkschrift und mit der Abfassung einer Entschließung befassen. Die zweite Kommission wird über die jetzige internationale Lage Bericht erstatten, und wenn
Zwang, ohne schwere Erschütterung in das historisch Gewordene Bildungen, die davon abgingen, würden Apfolut. keine Gewähr für den Bestand dafür bieten, daß der erhoffte Friede
London,
mpollendet ist.
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1““
„ Tagung die Berichte dieser Kommission erwogen hat, wird
11“
de dechte Kommission die Beschlüsse
n vier Sprachen formulieren. ösg Veröffentlichung
Bei der Eröffnung des Senats wräsident CZlemenceau eine Rede, in er „Agence Havas“ folgendes ausführte:
der 8 15 Die Regierung beansprucht für ihren Teil die E re, j
glaße, als dies durch Worte geschehen kann, die “ .“ fit der Völker, die dieses Namens würdig sind, gegenüber den herr⸗ lichen Soldaten der Entente zum Ausdruck zu bringen, durch die die älker endlich im Begriff sind, sich von den Aengsten im Sturm der waffken und aus dem Grunde der Barbarei befreit zu sehen. Ein ralbes Jahrhundert lang erfuhr das friedliche Frankreich unwürdige krinkungen von seiten eines Feindes, der uns nicht verzieh, daß ir aus dem Schiffbruch das Bewußtsein des Rechts und der un⸗ teährbaren Ansprüche und der Unabhängigkeit in der Freiheit hattet haben. Kein. Tag verging ohne Kriegsdrohung, ohne irgend ie bewußte Brutalität der Tyrannei. Die gepanzerte Faust, das teockene Pulver und das geschliffene Schwert waren die germanischen
fiedensworte. Wir haben diese furchtbar langsamen Stunden durch⸗
hielt der Minister⸗ der er laut Bericht
alest unter den schlimmsten Vergewaltigungen und Zumutungen, die
nch demütigender wurden durch eine niedrige Heuchelei, die uns z Unnahme eines freiwilligen Jochs bewegen sollte, die uns allein 9 im allgemeinen Zusammenbruch 8 könne. Der Augenblick st endlich gekommen, in dem der angebliche Herr der Welt den Ent⸗ stluß faßte, ein Ende zu machen mit dem ruhigen Stolz der Völker e es wagten, der ewigen Mißachtung des Herrschers den Denst zu verweigern, der aus der Versklavung seiner Herde auf die lamöglichkeit einer Erhehung der edlen Gesinnung bei den unab⸗ üngigen Völkern schloß (Beifall), und ohne nachhaltigen Grund, ja ne den Schein eines Vorwandes, hat der traditionelle Angreifer sich zof unser Gebiet gestürzt, um seine großen Verwüstungen wieder auf⸗ nehmen. Unsere Soldaten brachen auf zu dem ganzen Opfer, das as Wohl des heimischen Herdes forderte. Was sie waren, was sie nd und was sie geleistet haben, das wird die Geschichte sagen. dir wissen es im voraus. Aber erst seit gestern beginnt das be⸗ ünte Heutschlalnd zu begreifen, was für Menschen es vor sich hat. lebhafter Beifall.) Albernerweise hat es geglaubt, der Sieg würde iles vergessen lassen. Unsere vérwüsteten Felder, unsere durch Ninen und Brand vernichteten Städte und Dörfer, die plan⸗ vißigen Plünderungen, raffinierte Mißhandlung, alle Gewalttätig⸗ rien der Vergangenheit (es folgen Beschimpfungen, die wegen gertmelung des Textes nicht sicher zu übersetzen sind), Männer, Frauen und Kinder in die Sklaverei weggeführt — as ist, was die Welt gesehen hat und was sie nicht vergessen ind. (Lebhafter Beifall.) Nein! Kein Sieg hätte so viel Ver⸗ nchen vergessen lassen können. Aber dann ist der angekündigte Sieg ur nicht gekommen, und die furchtbarste Rechnung von Volk zu bolk hat sich aufgemacht und wird bezahlt werden. Denn nach ir Jahren eines undankbaren Ruhmes hat ein — nicht für uns — nerwarteter Glückswechsel den großen Rückzug der Heere des krisers von den Völkern des befreiten Gewissens herbeigeführt. Ja, a seit mehr als einem Jahrhundert von unserer Nationalhymne nngekündigte Tag ist wirklich gekommen. Die Söhne sind im Zug, 8 von ihren Vätern begonnene gewaltige Werk zu vollenden. nankreich ist nicht mehr allein bei dem Werk der Gerechtigkeit durch e Waffen. Gemäß dem Worte unseres großen Denkers sind es all e Brudervölker, die den letzten Sieg der gerechtesten Menschlichkeit ellenden werden. (Lebhafter Beifall.) Wer könnte auch nur im num eine schönere Zeit erlebt haben. (Beifall.) Die Bürger und eSoldaten, die Regierungen und die Volksvertretungen der Entente, ile waren bei ihrer Pflicht und werden dabei bleiben, bis sie Alle sind würdig des Ziels, weil sie es zu ehren risen werden. Und trotzdem würden wir in diesen Kreisen, wo die vVeteranen der Republik sitzen, uns selbst untreu werden, wenn wir gäßen, daß der reinste Sieg diesen prächtigen Poilus gebührt, die n der Geschichte die Adelsbriefe bestätigt sehen werden, die sie sich bft ausgestellt haben. Sie fordern in dieser Stunde nichts als Recht, das großartige Werk zu vollenden, das sie für die Un⸗ üblichkeit geweiht hatten. Was wollen sie, was wollen Sie? Immer md immer wieder siegreich kämpfen bis zu der Stunde, wo der Feind greifen wird, daß es keine mögliche Verhandlungen gibt zwischen
Verbrechen und dem Recht. Ich höre sagen, der Frieden inne nicht durch eine militärische Entscheidung herbeigeführt een. So hat der Deutsche nicht gesprochen, als er den Krieg mit innen Schrecken entfesselte und als gestern noch seine Führer Völker se Vieh verteilten. Die militärische Entscheidung Deutschlands hat verurteilt, sie zu verfolgen. Mag es denn sein, wie Deutschland gewollt hat, wie Deutschland es getan hat. Wir suchen nur den ktieden. Wir wollen nur einen gerechten und dauerhaften Frieden, amit die, die nach uns kommen, sicher seien vor den Schrecken der ergangenheit. (Lebhafter Beifall.) Auf also, Kinder des Vater⸗ ndes, auf, vollendet die Befreiung der letzten Völker von der Wut nneiner Kräfte! Auf zum fleckenlosen Sieg! Ganz Frankreich, die inze denkende Menschheit ist mit Euch. (Stürmischer Beifall.)
. der Rede Clemenceaus bemerkt „Wolffs Telegraphen⸗
Die schroffe Ablehnung der österreichischen Note durch Wilson die hochmütige Abweisung durch Balfour wußte Herr Clemenceaus
zu überbieten. Er gibt sich dabei nicht einmal die Mühe, sach⸗ ie Gründe auch nur zum Schein heranzuziehen; nur die schon hin⸗ ichend bekannten Phrasen von Sieg, Haß und Wiedervergeltung sind 9* immer wiederkehren und die das französische Volk über die hangnisvolle Lage hinwegtäuschen sollen, in die es von seiner Re⸗ ung gestürzt ist. Clemenceau gibt hierbei eine Umschreibung Umkehrung des Begriffes der Revanche, die in dem Munde
Raännes, der wie kein anderer für die Revanche gewühlt und arbeitet hat, besonders erstaunlich klingt und eigentlich nicht einmal ine eigenen Landsleute überzeugen sollte. Mit dem rollenden Pathos l Volksredners geht er über die Geschichte seines eigenen Volkes ench das von jeher das Eroberervolk Europas gewesen ist, um hhe „and, das sich stets gegenüber dem ehrgeizigen westlichen Nachbar ihre Abwehr befunden hat, als den traditionellen Angreifer zu be⸗ ecl. In der Beschimpfung Deutschlands überschlägt sich dieser wane der nie ein Maß gekannt hat, bis zur Schamlosigkeit, und das ¹ ürdige der Szene wird noch dadurch erhöht, daß der versammelte frnat den niedrigen Verleumdungen seinen Beifall klatscht. Herr üimenceau triumphiert zu früh. Er kann die Tatsache nicht be⸗ ngen, daß unsere Heere auf französischem Boden stehen, und wenn
tem der Brudervöͤlkern spricht, die den Sieg der Gerechtigkeit b 0 dnug aus Senegambien, Marokko, Algier und anderen Barbaren⸗ 1 a gdenten. Vb das fonäösische Nol,8von desen Frjedgnt⸗ üt cht Spuren genug vorhanden sind, sich durch die rhetorische ig ung seines Diktators darüber hinweghelfen lassen wird, he ihm erneut den Frieden versagt hat, das mag man in Frank⸗ it selber ausmachen. Gegenüber einer solchen Anschauungsweise ait es bei den Zentralmächten nur den einen Willen, den Gegnern se gen, daß ihre Hoffnungen auf den militärischen und wirtschaft⸗ sindet ieg über die Zentralmächte gründlich falsch sind. Die ver⸗ den en Truppen werden die Antwort nicht schuldig bleiben, und fei einzelnen unter den Völkern der Zentralmächte muß es klar was von einem Frieden zu erwarten wäre, den solche Gegner
tie Herr Flen. vorschreiben könnten. “ ven ⸗Der Finanzminister Klotz hat, obiger Quelle zufolge, 1 Büro der vegetin ergesäcin den Plan einer Anleihe vor⸗ gt, deren Höhe noch nicht feststeht. Die Anleihe ist g, steuerfrei und während 25 Jahre nicht kon⸗
en, so ist es nicht unangebracht, an den französischen
Schweiz.
Laut Meldung der „Schweizerischen Depeschen⸗Agentur“ haben zwischen den Vertretern der schweizerischen und der deutschen Regierung seit einigen Wochen Unter⸗ handlungen, betreffend die Durchfuhr durch Deutsch⸗ land, stattgefunden, die jetzt zum Abschluß gelangt sind. Das Ergebnis derselben wird den beiderseitigen Regierungen unterbreitet. In erster Linie wird die Ausfuhr der schweizerischen Waren nach den Niederlanden, nach Däne⸗ mark, Norwegen und Schweden geregelt. Neben einer Reihe von Einzelabkommen, betreffend die Durchfuhr von Baumwollwaren, Seidenwaren, Uhren, wurde der allgemeine Grundsatz aufgestellt, daß die Durchfuhr mindestens im Rahmen der Friedensdurchfuhr von 1911/1913 gestattet wird und in Ausdehnung der Durchfuhr über diesen Betrag Deutschland der Schweiz möglichstes Entgegenkommen zusichert. Insbe⸗ sondere sollen solche schweizerischen Wirtschaftszweige gelten, die für die normale Beschäftigung ihrer bisherigen Arbeiter auf diese Durchfuhr angewiesen sind. Im weiteren handelt das Abkommen von der Durchfuhr von Waren aus den Niederlanden und Skandinavien nach der Schweiz, für welche ähnliche Grundsätze zur Anwendung kommen sollen. Für die Durchfuhr nach und aus Rumänien und den Gebieten des ehemaligen Rußland bleibt die Entscheidung von Fall zu Fall vorbsbhelte “ 8 1“ Türkei.
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Der österreichisch⸗ungarische Geschäftsträger, Legationsrat Panfilli übergab gestern die Note des österreichisch⸗ungarischen Ministers des Aeußern Grafen Burian dem Minister des Aeußern, der unmittelbar darauf in einer Audienz dem Sultan hiervon Mitteilung machte Später trat der Ministerrat zur Besprechung der Note zusammen.
— Die Synode des ökumenischen Patriarchats beschloß, das jüngste Schreiben des Patriarchen von Moskau, Tychen, in dem die mißliche Lage der russischen Kirche unter dem gegenwärtigen Regiment dargelegt wird, zu beantworten und offiziell das Patriarchat in Moskau anzuerkennen. Die Synode befaßte sich weiter mit dem Schreiben des Oberhauptes der Nationalkirche von Georgien, in dem die Wiederherstellung ihrer Unabhängigkeit angekündigt wird.
Rumänien.
Die Kammer hat ein Gesetz angenommen, wodurch die rumänische Staatsbürgerschaft allen denjenigen ver⸗ liehen wird, die unter den Fahnen dienend Bürgerrechte durch Königliches Dekret vorbehaltlich der Genehmigung durch das Parlament erhielten. Anschließend daran veröffentlichen mol⸗ dauische Zeitungen eine Bekanntmachung, der zufolge diejenigen Fremden, die unter den Fahnen dienend die rumänischen Bürger⸗ rechte erwerben wollen, gehalten sind, den im Naturalisations⸗ gesetz (Judengesetz) vorgeschriebenen Weg einzuschlagen.
Ukraine.
In Kiew hat, der „Kiewskaja Mysl“ zufolge, eine Ver⸗ sammlung von Mitgliedern der Reichsduma und des Reichsrats des früheren Kaiserreichs stattgefunden, um die Frage zu beraten, in welcher Weise der Terror in Rußland zu bekämpfen sei. An der Beratung nahmen über 40 Politiker
von der äußersten Rechten, der Rechten, den Oktobristen und
Kadetten unter dem Vorsitz des Grafen Alexis Bobrinsky teil. Die Versammlung beschloß, eine Einsprucherklärung an alle Länder Europas zu richten.
— Das Zentralkomitee der ukrainischen Koope⸗ rativverbände hat dem deutschen Botschafter Freiherrn von Mumm einen Einspruch überreicht gegen die von der⸗ Somjetregierung begangenen Greueltaten.
— Nach der „Iswestija“ verspricht Trotzki in einem Aufruf an die Tschecho⸗Slowaken allen, die sich freiwillig ergeben, Begnadigung und die Möglichkeit, in Rußland wie alle übrigen Bürger zu leben. Der Aufruf hat folgenden Wortlaut:
Soldaten, Tschecho⸗Slowaken, Arbeiter und Bauern! Man hat euch englische, französische, amerikanische und japanische Hilfe ver⸗ sprochen, aber man hat euch betrogen. Die englische und die japanische Bourgeoisie braucht euer Blut, um sich das russische Arbeitervolk zu unterwerfen und von ihm Gold zu erpressen. Die russischen Offiziere der Weißen Garde verstecken sich hinter eurem Rücken und zwingen euch, für die Sache der Bourgoisie zu sterben. Der Feind erkennt jetzt die Kraft der Roten Armee. Wir haben Kasan, wir haben Simbirsk genommen, und bald werden Jekaterinburg und andere Städte in unsere Hände fallen, die zeitweilig von der Bourgeoisie mit eurer Hilfe besetzt worden sind. Ihr geht unter für die Interessen der Bankiers und der Könige. Man betrügt euch. Oeffnet eure Augen. Die russischen Arbeiter und Bauern kämpfen für ihre Freiheit und ihre Macht gegen die russische und die ausländische Bourgeoisie. Stellt euch nicht uns in den Weg und übergebt feierlich die Macht an die russischen Arbeiter und Bauern. Hiermit erkläre ich: Jeder tschecho⸗slowakische Soldat, der freiwillig seine Waffen abgibt, wird begnadigt und erhält die Möglichkeit, in Rußland zu leben, gleichberechtigt mit allen Arbeitenden der Sowjetrepublik. Denkt doch daran, daß ihr selbst Arbeiter und Bauern seid, verhaftet die Gegenrevolutionäre und die Offiziere, vereinigt euch mit den Arbeitern und Bauern des Sowjet⸗Rußland, und ihr werdet gerettet werden.
— Die „Prawda“ bringt Berichte geflohener Ar⸗ beiter aus den von der Entente besetzten Nordgebieten Danach wurde in der Nacht vom 5. zum 6. September die oberste Verwaltung verhaftet. In der Stadt und auf der Eisenbahn begannen Streiks. Die Soldaten wissen nicht, mit wem sie kämpfen und wer die Bolschewisten sind, und holen sich daher Auskunft bei der Bevölkerung. Das verbündete Ober⸗ kommando erließ einen Befehl, wonach während der Wirk⸗ samkeit der bestehenden Kriegsgesetze die Verbreitung von Be⸗ kanntmachungen politischen oder militärischen Inhalts sowie die Veranstaltung von Versammlungen ohne vorhergehende Er⸗ laubnis der Militärbehörde nach den Kriegsgesetzen bestraft wird und die Schuldigen verhaftet werden. Zwischen den französischen und englischen Truppen sollen sich Zwistigkeiten
bemerkbar machen. Amerika.
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Bei Besprechung der österreichisch⸗ungarischen Friedensvorschläge erklärte der Führer der Republikaner Lodge im amerikanischen Senat laut Bericht des „Reuter⸗ schen Büros“:
Die kurze Zurückweisung des Präsidenten Wilson wird dem schwächlichen Gerede jedes österreichisch ungarischen Friedensangebots, das Deutschland wünscht, ein Ende machen. Amerikas Stellung ist so klar, daß selbst die Mittelmächte sie bald begreifen werden.
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Im Repräsentantenhause billigte der Republikaner Feß die Antwort des Präsidenten Wilson, die dem Feinde keine Aussicht gibt, diplomatisch zu erreichen, was er an der Front nicht durchsetzen könne. “ “ Asien. „RNeuter“ meldet amtlich aus Tokio vom 8. Seplember: Unsere Kavallerie drang in Hobalowsk ein, von der Be⸗ völkerung bewillkommnet. Die Siegesbeute zwischen Hyadenskay und Hobalowsk ist 17 Lokomotiven, 191 Waggons, 4 Personen⸗ wagen. Wir haben am 6. September 150 Gefangene, darunter deutsche Offiziere, gemacht. .
Die „Times“ erfährt aus Wladiwostok vom 13. Sep⸗ tember, daß der General Syroty alle Tschecho⸗Slowaken und die mit ihnen verbundenen Russen befehlige. Unter ihm stehe Oberst Cecy im Westen und Oberst Gaida im Osten. Die Tschecho⸗Slowaken seien Herren der Eisenbahnzone; sie unterhielten Beziehungen zu der sibirischen Regierung, der der Kosakengeneral Jwanow angehöre, der die Mobilisierung der 19⸗ und 20 jährigen befohlen habe. Auch drei Kosakenjahr⸗ gänge seien aufgerufen worden. Durch den tschechischen Sieg bei Kiachta sei die Lage am Wege nach Urga verbessert.
Kriegsnachrichten.
Berlin, 18. September, Abends. (W. T. B.) Englisch französche Angriffe auf breiter Front vom Walde vo Havrincourt bis zur Somme. Gegen den auf der Mitt des Schlachtfeldes zwischen Hargicourt und dem Omignonbach eingedrungenen Feind sind Gegenangriffe im Gange. An der übrigen Front sind die Angriffe des Feindes gescheitert. kämpfen überall westlich unserer alten Siegfriedstellung.
Die fortgesetzten englischen Mißerfolge an de Cambraifront vorläufigen Einstellung der englischen Angriffe geführt. Nach einer Pause von zwei Tagen setzte am 18. September eir neuer großer Angriff von Havrincourt bis Holnon ein. Die Hartnäckigkeit, mit welcher die Engländer hier immer wieder angreifen, erklärt sich, ganz ab⸗ gesehen von Fochs strategischen Plänen, die noch immer auf den Durchbruch zwischen Cambrai und St. Quentin abzuzielen scheinen, aus der Tatsache, daß die Deutschen vor der Siegfriedstellung überall noch die ehemaligen englischen Stellungen halten, so daß die Engländer genötigt sind, sich im Feuer der deutschen Artillerie in dem verwüsteten, von allen Hilfsmitteln entblößten Gelände neue Ausgangsstellungen zu schaffen, falls es ihnen nicht gelingt, sich in den Besitz ihrer alten Stellungen zu setzen.
Die gleichen Erwägungen mögen zu der Neuaufnahme der Angriffe im Abschnitte von St. Quentin geführt haben. Am 17. September setzte um 5 Uhr 30 Vormittags zwischen Omignonbach und Somme starkes Feuer ein, dem heftige Angriffe beiderseits von Holnon folgten, die im Gegenstoß zurückgeworfen wurden. Gefangene wurden einge⸗ bracht. Desgleichen scheiterten weitere Angriffe um 9 Uhr 30 südlich Holnon sowie am Nachmittage nördlich des Holnon⸗ waldes, bei denen ein vorgehendes feindliches Bataillon durch zusammengefaßtes Feuer in seine Ausgangsstellung zurückgetrieben wurde, und ebenso Vorstöße gegen Essigny⸗ le⸗Grand.
Die französischen Angriffe zwischen Ailette und Aisne dauern an. Nachdem am Vormittag des 17. alle Ver⸗ suche der Franzosen gescheitert waren, die zwei Tage vorher unter schwersten Opfern erzielte Einbuchtung in der deutschen Front bei Allemant zu verbreitern, gingen die Franzosen am
achmittag mit frischen Kräften unter Einsatz von Tanks auf der ganzen Front zum Angriff vor. Anfänglich gewannen die Franzosen in Richtung auf Pinon Raum, wurden aber im Gegen⸗ stoß wieder zurückgeworfen. Deutsche Feldbatterien fuhren offen auf, setzten zahlreiche Tanks außer Gefecht und zwangen im Verein mit den „Maschinengewehren der Infanterie die franzö⸗ sischen Sturmwellen zur Umkehr.
trotz aller großsprecherischen Behauptungen über Fortsetzung des Vormarsches und noch zu erwartenden großen Ereignissen nur vorsichtig an die neuen deutschen Stellungen heran. Die verhältnismäßige Ruhe hier wie an den übrigen Fronten darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, daß die gesamte Westfront nach wie vor unter Hochspannung steht.
Großes Hauptquartier, 19. September. (W. T. B.) Westlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppen Kronprinz Rupprecht und Boehn.
Nordöstlich von Bixschoote säuberten wir Teile der in den Kämpfen vom 9. September dem Feinde verbliebenen Grabenstücke und nahmen 136 Belgier gefangen. Rege Er⸗ kundungstätigkeit zwischen Ypern und La Bassée. Nördlich von Armentières und südlich vom La Bassée⸗Kanal wurden Teilangriffe des Feindes abgewiesen. Im Abschnitt von Moeuvres und Havrincourt starker Artilleriekampf; bei örtlichen Angriffen machten wir hier Gefangene.
Der Engländer nahm seine Angriffe gegen unsere Stellungen vor der Siegfriedfront im Abschnitt vom Walde von Havrincourt bis zur Somme wieder auf. Die nördlich von Gouzeaucourt und gegen den Ort selbst gerichteten Angriffe scheiterten vor unseren Linien. Deutsche Jägerregimenter haben Gouzeaucourt zähe ver⸗ teidigt. Auch zwischen Gouzeaucourt und Hargicourt schlugen wir den Engländer, der mit starken Kräften und Panzerwagen mehrfachanstürmte, ab. Epehy und Ronscayblieben nach wechsel⸗ vollem Kampf in seiner Hand. Am Abend wiederholte der Feind auf dieser ganzen Front seine Angriffe, sie wurden überall abgewiesen. Zwischen Hargicourt und Pontru drangen Australier in unsere Stellungen ein. Nach hartem Kampf gelang es, den über Hargicourt und Pontru vorstoßenden Feind westlich von Bellicour t —Bellen⸗ glise zum Stehen zu bringen. Zwischen Omignon⸗Bach und der Somme griff der Engländer im Verein mit Franzosen an. Unter Einsatz starker Kräfte suchte er auf St. Quentin und nördlich davon unsere Linien zu durchbrechen. Die bis zum Abend anhaltenden Kämpfe endeten mit vollem Mißerfola für den Gegner. In heftigen Kämpfen wurde der Feind in seine Ausgangsstellungen zurück⸗ geworfen. Ostpreußische Regimenter und das Elsaß⸗Loth⸗
ringische Infanterieregiment Nr. 60 zeichneten sich hier be⸗
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von Moeuvres bis Epehy haben nur zu einer
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Zwischen Maas und Mosel fühlen sich die Amerikaner