Kraft dem Feinde d — Stzneks, nach der die. tschechischen Soldaten nur gezwungen in der
chung.
Auf Grund der Bundesratsverordnung vom 23. September 1915, betreffend die Fernhaltung unzuverlässiger Personen vom Handel en S 603), haben wir dem
o
Gegenständen des täglichen Bedarfs, Futtermitteln aller Heiz⸗ und Leuchtstoffen
den Handel mit insbesondere Nahrungs⸗ und sowie rohen Naturerzeugnissen
und mit Gegenstänken des Kriegsbedarfs, wegen Unzuver⸗1I ihrer Untergebenen erworben
lässigkeit in bezug auf diesen Handelsbetrieb u ntersagt. Nach dem Runderlaß des Herrn Handelsministers vom 2. Auagust 1916, J. Nr. 11 b 8999, hat der von der Anordnung Betro ffene die Kosten der Bekanntmachung zu erstatten. 1 Cottbus, den 7. Oktober 1918. Die Polizeiverwaltung. Dreifert, Oberbürgermeister.
——
Bekanntmachung.
Auf Grund der Bundesratsverordnung vom 23. September 1915, betreffend die Fernhaltung unzuverlässiger Personen vom Handel, wird der Chefrau des Karl Krüger von hier, Weidenstr. 34, der Handel mit Gegenständen des täglichen Bedarfs unter⸗ sagt, weil sie, wie durch Zeugen festgestellt, zweimal je 1 Pfund Brot zum Preise von je 1,25 ℳ ohne Entgegennahme von Brotmarken abgegeben hat, ferner, weil sie ein Pfund Feit zum Preise von 9 ℳ oder 10 ℳ verkauft hat, ohne dafür Marken angenommen zu haben. Frau Krüger ist deshalb durch Urteil des hiesigen Amtsgerichts zu einer Gelostrafe von 100 ℳ verurteilt worden. Sie war auch bereils einmal während der Zeit vom 24. April 1917 bis 4. Oktober 1917 vom Handel ausgeschlossen. Die Unzuverlässigkeit in bezug auf den Handelsbelrieb ist dadurch dargetan. — Die Kosten der Veröffent⸗ lichung dieser Bekanntmachung in den vorgeschriebenen amtlichen Blättern trägt Frau Krüger.
Gelsenkirchen, den 7. Oktober 19.
82
918. Der Oberbürgermeister. J. V.:
: von Wedelstaed
Bekanntmachung.
Auf Grund der Bekanntmachung zur Fernhaltung unzuverlässiger Personen vom Handel vom 23. September 915 und den dazu er⸗ gangenen Ausführungsbestimmungen vom 27. September 1915 ist dem Althändler Hermann Vahle, hier, Rolandstraße 43, durch Verfügung der städtischen Polizeiverwaltung vom 4. Oktober d. 8. der Handel mit allen Gegenständen des täglichen Be⸗ darfs für das Reichsgebtet untersagt worden unter Auferlegung der Konen dieses Verfahrens. 8
Oberhausen, den 4. Oktober 1918.
Die städtische Polizeiverwaltung.
Richtamtliches⸗
Deutsches Reich Preußen. Berlin, 11. Oktober 1918.
Seine Majestät der Kaiser und König hörten gestern den Generalstabsvortrag.
— Ihre Majestät die Kaiserin und Königin wünscht aller mwürde in ihrem Sinne sein, wenn alle die senst ihre Liebe und Anhänglichkeit durch Glückwünsche
hren Geburtetag dem Eenst der Zeit entsprechend in Stille zu verleben. Es
zum Auscruck zu bringen pfle⸗gten, in diesem Jahre davon abständen. Ihre Majewät weiß, daß es dessen nicht bedarf, um sie des treuen Gedenkens Unzähliger versichert zu halten.
Nachdem der Unterstaatssekretär von Radowitz von seinem Amt als Chef der Reichskanzeei zmückgetreten ist, wird, wie „Wo ffs Te egraphenbüro“ meldet, auf Ersuchen des Reichskanzlers der Unterstaatssekretär 3. D, Wirklicher Geheimer Rat Wahnschaffe nach Entlassung aus seiner derzeitigen militärischen Dien stellung die Leitung der Reichskanzlei bis zur endgüttigen Neubesetzung des Postens übernehmen.
Im Reichspostamt bat vorgestern unter Leitung des Direktors im Reichepostamt Aschenborn eine Besprechung mit Vertretern des Handwerks darüber stattgefunden, inwieweit dieses im Bereich der Reichspostoerwaltung nach dem Kriege weiter gefördert werden kann. grapbenbüro“ mitteilt, haben an der Aussprache, die zu einem beide Teile befriedigenden Ergebnis geführt hat, als Verrreter des Handwerks die Herren Plate, Mitglied des Herr⸗enhauses und Vorsitzender des dentschen Handwerks⸗ und Gewerbekammer⸗ tages in Hannover, Rahardt, Präsident der Handwerks⸗ kammer in Berlin, Falk, Geheimer Gewerberat in Mainz, Kattentidt, Vorsitzender der Handwerkskammer in Hildes
heim, Dr. Meusch, Geschäftsführer des deutschen Handwerks⸗
und Gewerbekammertages in Hannover und Seidenberg, Mitinhaber der Firma Julius Reinicke in Berlin teilgenommen.
S;Desterreich⸗Ungarn. Die österreichische Delegation ist für den 15. d. M zu einer Vollsitzung einberufen. 1 — Das österreichische Abgeordnetenhaus setzte vor⸗ gestern die Eröterung über die dringlichen Anfragen fort. Laut Bericht des „Wolffschen Telegraphenbüros“ wies der Landes⸗ erteidigungsminister von Czapp im Laufe der Erörterung die gegen die Armee gefallenen Aeußerungen zurück und stellte fest, daß die Truppen nach wie vor, getreu dem geschworenen Eid und durchdrungen von dem Gefühle! der Pflicht, das Vaterland zu schützen, mit ungebrochener die Stirn, böten. Gegenüber Behauptungen APhmee kämpften, erklärte der Minister: „Unsere Arnien ist ein Volksbeer. Die allgemeine Wehrpflicht ist eine demotratische Ein⸗ richtung (Zwischenrufe bei Tschechen und Sozialdemokraten), der nicht er Stempel eines nicht zu vereinbarenden Zwanges aufgedrückt erden kann. Aber auch die Leistungen unzähliger Kämpfer tschechischer Nationalität, die im Laufe des Krieges ihrer Soldaten⸗ pflicht opferfreudig entsprochen haben, beweisen, daß die Behauptung Staneks nicht zutreffend ist und daß die leider vorgekommenen waurigen Vorfälle nur als das aufgefaßt werden dürfen, was wieklich warens: als Verfehlungen Verblendeter und Irre⸗ orkhrter gegen die beschworene Treue.“ Der Minister bedauerte, daß diese Festst ung nur von semer Seite im Namen der ihre beschworene Eidespflicht treu erfüllenden Offiziere und Mannschaften schechischer Nationalität erfolgt sei. Von Vergiftung des Geistes der Armee könrde glücklicherweise nicht die Rede sein. Er möchte aber die Abgeordneten dringend bitten, gerade in der jetzigen schweren
Kaufmann Erwin Pech in
tibus, Vionvillestraße 28, durch Verfügung vem beutigen Tage 1 , 8 4 1 8, vielfach auf das Konto der nicht dem aktiven Stande angehörenden
Pr;
Wie „Wolffs Tele⸗
Zeit alles zu vermeiden, was nicht nur die Stimmung der Armee, sondern die Stimmung des Volkes gegen die Volksheere herabsetzen könne, gegen sein eigenes Fleisch und Blut. Der Minister wies schließlich bei Darstellung einzeiner Mißhandlungsfälle die Angriffe gegen das gesamte Offizierkorps zurück und erklärte, daß Mißhandlungsfälle
Offiziere und Unterorfiziere zu buchen seien. Er müsse die unzähligen Offiziere und Unteroffiziere unbedingt in Schutz nehmen, die sich stets in Schranken gehalten, die sich die Anhänglichkeit und Hochschätzung hätten und die von solchen Verall⸗ gemeinerungen in ungs’rechtfertigter Weise mit betroffen erschi nen. Der Abgeordnete Angermann (Polnische Volksvartei) erklärie, daß die Polen mit Begeisterung den kundgemachten Aufruf des polnischen Regentschaftsrats begrüßten. In der nervenzerreißenden Erwartung der Friedensnachricht drücken sie die Zuversicht aus, daß die allmächtige Gerechtigkeit die polnische Sache bald ordnen und die Polen als freie Brüder in der Völkerfamille den übrigen gleich⸗ stellen werde. (Lebhafter Beifall bei den Polen.) Der pohnische Sozia demokrat Reger drückte den Wunsch der polnischen Sozial⸗ demokraten nach Befreiung des Helden Pilsudski aus. Die schlichten Bergarbeiter hofften, daß der Parteigenosse Scheidemann nicht dulden werde, daß der größte Held und Liebling der ganzen polnischen Nation noch länger in der Festung Magdeburg schmachte. Der tschechische Agrarier Zahrandnit vertrat das tschechische staatsrechtliche Programm und erklärte, die Tschechen würden sich mit den Deutschen verständigen, aber nur in Prag. Der Tscheche Fiedler erklärte, daß die Regierung durch die Annahme der Wilsonschen Punkte se bst den internationalen Charakter des österreichischen Völkerprogramms anerkannt habe. Er lehnte den sozialdemokratischen Föderalisierungsplan ab, der den histo⸗ rischen Ueberlieferungen, an denen die Völker festhielten, wie auch das Beispiel der tschechischen Sozialdemokraten erweise, wider⸗ spreche. Der Pole Breiter (Wilder) verlangte den Wiederaufbau des polnischen Staatsrats unter Ausschließung der Angliederung fremd⸗ nationaler Gebiete. Die ostgalizische Frage solle durch unbeeinflußte Befragung der Bewohner gelöst werden. Der Ukrainer Rost Lewicki besprach die Frage des Wiederaubaues Ostgaliziens, ver⸗ langte die Gutmachung der Schäden in den ukrainischen Gebieten und forderte volle territoriale und nationale Selbstregierung, vor allem Teilung Galiziens. Zum Schluß der Sitzung beantwortete der Minister für Volksgesundheit, Horbaczewski eine Interpellation betreffs der Bekämpfung der spanischen Grippe, und führte die von seiten der Regierung diesbezüglich getroffenen Maßnahmen an, wobei er feststellte, daß die Grippeepidemie von 1918 viel weniger bösartig aufgetreten sei als jene vom Jahre 1890, was sich aus der prozentual geringen Sterblichkeit ergäbe.
In der gestrigen Sitzung des Abgeordnetenhauses wies der Landesverteidigungsminister von Czapp die Ausführungen des tschechischen Abgeordneten Zahradnik über die tichechische Legion zurück, wobei er feststellte, daß er schon seinerzeit bezüglich der tschecho⸗flowakischen Legion erklärt habe, es gehe nicht an, daß man den Eidbruch verherrliche und daß man Ueberläufer, die die Waffen gegen ihre eigenen Brüder und Väter wenden, als Helden feiere. Daß die Auffassung des Abgeordneten Zahradnik nicht Gemeingut des ganzen tschechischen Volkes sei, deweise der Umstand, daß sich tschechische Regimenter in der Piave⸗ Schlacht heldenhaft geschlagen hätten. Diesen Umstand vertrete er auch heute noch völlig. „Uns“, erklärte der Minister, „sind die tschecho⸗ slowakischen Legionäre nach wie vor Eidbrüchige, die sich des schnersten militärischen Verbrechens schuldig gemacht haben. Sie nüssen dementsprechend behandelt werden. Daran andert selbst⸗ verstandlich auch nichts, die uns nicht bindende einseitige Anerkennung der Tschecho⸗Slowaken seitens der Entente als krieg⸗ führende Macht.“ Der Junizminister Ritter von Schauer beantwortete hierauf die tschechische Interpellation, beneffend die Errichtung des Kreisgerichts in Traulenau, wobei er feststellte, daß die betreffende Regierungsverfügung gesetzlich und sachlich begründet sei Die Re⸗ gierung habe keinen Grund, die Maßnahmen zurückzuziehen. Der Minister des Innern Dr. Ritter von Gayer erklärte in Beant⸗ wortung der tschechischen Interpellation bezüglich der Landes⸗ verwaltungskommissien in Böhmen, daß die Teilung der Landes⸗ verwaltungskomm ssion im Königreich Böhmen sich als ein not⸗ wendiger, folgerichtiger Versuch darstelle, den Schwierigkeiten, die sich aus den nalionalen Verhältnissen in Böhmen ergäben, durch Teilung der öffentlichen Ver altung und durch Zugeständnisse an die Forderung der nationalen Selbstverwaltung, so weit zu begegnen, als dies bei der gegebenen Lage ohne tiefere Eingriffe in den verfassungsmäßigen Aufbau der Verwaltung möglich sei. Dieser Schritt liege nicht nur in der Richtung der Ausgleichsfrage in Böhmen, sondern teage auch der modernen Auffassung über die Grund⸗ lagen der staatlichen Zusemmenfassung der Völker Rechnung. Die Regierung sei daher nicht in der Lage, einen Widerruf dieser Um⸗ gestaltung in Aussicht zu stellen.
— Die Christlich⸗Soziale Vereinigung der deutschen Abgeordneten hat der Korrespondenz „Austria“ zufolge nachstehenden Beschluß gefaßt. 1
Die Christlich⸗Soziale Vereinigung der deutschen Abgeordneten nimmt, indem sie das Selbstbemimmungsrecht der slawischen und romanischen Nationen Oesterreichs anertennt, das gleiche Recht auch für das deutsche Volk in Oesterreich in Anspruch und ist bereit, auf dieser Grundlage mit den Vertretern der anderen Nationen über die Umwandlung Oesterreichs in eine Föderation freier nationaler Ge⸗ meinwesen zu verhandeln. Wir verlangen, daß sämtliche deutschen Gebiete Oesterreichs zu einem nationalen Gemeinwesen vereinigt werden, welches das Selbstbetimmungsrecht des deutschen Volkes auszuüben berufen ist. Die Unterwerfung deutscher Gebiete Oesterreichs unter die fremdnationalen Gemeinwesen lehnen wir unbedingt und für immer ab.
Zur Annahme gelangte auch der einmütige Ausdruck, daß die Christlich⸗Soziale Vereinigung selbstverständlich an ihrer religiösen und dynastischen Ueberzeugung unverbrüchlich festhält.
Wie die „Deutschen Nochrichten“ melden, hat vorgestern eine zweite Aussprache unter den Vertretern aller deutschen
Parteien des Abgeordnetenhauses stattgefunden, in der
von den Vertretern der Christlich⸗Sozialen Vereinigung die ge⸗
faßte Entschließung vorgelegt wurde, die dann außer der Ent⸗
schließung der deutschen Sozialdemokraten und den vom Verbande der Deutschnationalen Parteien und von der Deutfch⸗Freiheitlichen Vereinigung abgegebenen Erklärungen Gegenstand der Be⸗
ratungen bildete Es ergab sich volle Uebereinstimmung in
Die Beraltungen, an denen Ver⸗ treter des Verbandes der Drutschnationalen Parteien, der Christlich⸗Sozalen Vereiniaung, der Deutschen So ial⸗ demokrat;schen Partei, der Deutsch Freiheitlichen Vereinigung
den grundsätzlichen Fragen.
und der Alldeutschen Vereinigung teilnahmen, werden fortgesetzt.
— Auf die Einladung des Abgeordneten Pacher, zu der Vor⸗ beratung über Einsetzung eines ständigen Ausschusses zur vollen Geltendmachung des Selbstbestimmungsrechts Deutsch⸗Böhmens Vertreter zu entsenden, woran auch die deutsch⸗böhmischen Mitglieder des Herrenhauses und der deutsche Volksrat für Böhmen teilnehmen sollen, erwiderte namens der deutsch⸗böhmischen Sozialdemokraten der Abgeordnete Seliger, der „Sozialdemokrat schen Korresponden⸗“ zufoige, er könre nicht zugeben, daß Personen, die öffentliche Funktionen durch Ernennung erlangten oder ihr Mandat auf Grund des Privtlegienwahlrechts ausübten, berechliat seien, im Namen des deutschen Volks zu beraten und zu beschließen. Ueberdies wäre es zweckmäßig, daß die Völkervertreter in einzelnen Ländern ihre Teilberawungen erst dann führen, wenn sie über die unter
den deutschen Parteien über die künftige Stellung des deutschen Volks in ganz Oesterreich schwebenden Verhandlungen gewisse Klarheit bezüglich der zukünftigen Gestaltung erzielt hätten.
— Den „Polnischen Nachrichten“ zufolge beschloß der Polen⸗ klub in der vorgestrigen Sitzung, der auch der Minister für Ga⸗ lizien Galecki und der Unterrichte minister Madejski beiwohnten, unter stürmischem Beifall die Absendung eines Telegramms an den polnischen Regentschafterat, in dem diesem für die Ver⸗ kuündigung der Vereinigung aller polnischen Länder Huldigung entboten wird. Die konservative Gruppe des Polenflabs gab die Erklärung ab, dem Antrag des Polenklubs vom 2 Oktober beizutreten. Der Polenklub nahm schließlich einen von den Konservativen gestellten Ant ag an, unverweilt Schritte zur Er⸗ langung einer einheitlichen polnischen Vertretung einzuleiten
8
Polen. “ Vorgestern fand nach dem Blatte „Przeglad“ eine Ver⸗
sammlung sämtlicher Aktivistengruppen statt, nämlich
Polnischen Volksbundes, der Liga der östlichen Lande, der Partei der demokratischen Politik, der polnischen Demokratischen Partei und der Parteilosen. Es wurden sehr weitgehende Be⸗ schlüsse gefaßt. Unter der Losung der Vereinigung der polne⸗ schen Gebiete wollen die Aklioisten die Bildung einer Koa⸗ litonsregierung anstreben, die sämtliche politischen Rich⸗ tungen vereinigen und alle polnischen Gebiete emschließlich der polnischen Ostmarken vertreten soll. Sie verlangen die Ueberweisung der vollen Staatsgewalt mit Ergänzung durch diejenigen Organe, die noch nicht bestehen (Kriegeministerium und Ministerium des Aeußern) sowie eine polnische Vertretung in den anderen Staaten. Hervorgehoben wurden besonders eine möglichst schnelle Bildung des Heeres unter nationalem Kommando, die Wiederherstellung des polnischen Hilsskorps als Kader des polnischen Heeres und die Nutzbarmachung der militärischen Stärke des Korps Dowbor Musnicki. Wie der „Kurjer Polski“ hinzufügt, werden sämtliche vertretenen Gruppen in engere organisatorische Verbindung im Rahmen des Verbandes für den Aufbau des polnischen Staates treten.
Auch der Interparteiliche Klub faßte vorgestern ent⸗ scheidende Beschlüsse. Er sei bereit, an einem Koalitionskabinett teilzunehmen unter der Bedingung der Er füllung von wichtigen Forderungen, u. a. der sofortigen Zurückziehung des Besatzungs⸗ heeres. Sein Verhältnis zum Regentschaftsrat hält der Klub nach wi für sehr lose.
(Großbritannien und Irland. „Reuter“ erfährt, daß die Regierung den Text der Ant⸗ wort Wilsons erhalten hat; von berufener Stelle wird fest⸗ gestellt, daß alle Alliierten bezüglich der Angelegenheit voll⸗ ständig übereinstimmen.
Rußland.
Der frühere Höchstkommandierende der russischen Truppen General Alexejew ist in Jekaterinodar gestorben. Alle Blätter widmen ihm warme Nochrufe und feiern ihn als den bedeutendsten Führer der russischen Armee und als warmen Patrioten.
Spanien.
Die Ministerkrise in, einer Havasmeldung zufolge, beendigt. Laut amtlicher Mitteilung bleiben alle Minister,. abgesehen von dem Unerrichtsminister Alba, im Amte. Maura übernimmt neben der Ministerpräsidentschaft das Justizministerium, Graf Romanones das Unterrichts⸗ ministerium. Der Kriegsmmister, der Marineminister und der Verpflegungsmminer sind nach San Sebastian abgereist, um heute an einem Ministerrat unter dem Vorsitz des Königs teil⸗
Die Kammerpartei für Einheit und Fortschritt hat vorgestern im Kammergebäude eine wichtige Sitzung unter dem Vorsitz des Partefführers Talaat Pascha abgehalten. Der ehemalige Gesandte in Sofia Fethi Bei interpellierte an der Spitze einer Gruppe von Ahgeordneten die Regierung über innere und äußere Politik, wobei er laut „Ikdam“ besonders nach dem Grunde fragte, um dessentwillen die Türkei in den Krieg eingetreten sei, und was das Zel dieser Politik sein könnte. Talagat Pascha gab Aufklärungen über die innere und äußere Lage und legte die Gründe für die gemeinsam mit den Verbündeten gestellten Friedens⸗ und Woffenstillstandsvorschläage dar. Die Partei glaube, daß sie jede Regierung unterstützen müsse, die der Sultan berufen würde. Ein Abgeordneter erklärte, der Augenblick sei nicht für Parteizwistigkeinen geeignet, fordere vielmehr Einigkeit. Talaat Pascha legte dar, daß die durch den Welikrieg verursachten sarken Wandlungen eine Aenderung in den Verwaltungegrundsätzen der Türkei nötig machten was tiefgreifende Aenderungen in der Organis tion der Pastei für Einheit und Fortscritt erfordern werde, die auf dem nächsten Kongreß vorgeschlagen werden sollten.
Die rumänische Abordnung hat der ukrainischen den Entwurf eines Wirtschaftsabkommens vorgelegt. Die letzte Sitzung begann mit der Beratung hierüber.
— Einer Zeitungsmeldung zufolge steht, in allernächster Zeit die Ankunft eines Vertreters des Schweizer politischen Hepartements in Kiew bevor, der diplomatische Be⸗ ziehungen mit der Ukraine herstellen soll. Die diplo⸗ matische Abordnung der Ukraine für die Schweiz ist bereits gebildet und reist Anfang nächster Woche ab.
— Der Ministerrat hat die Schaffung ukrainischer Orden in Aussicht genommen, und zwar einen Orden des Heiligen Wladimir, einen Sitschewikorden und einen Oswita⸗ orden. Finnland.
„Wolffs Telegrapbenbüro“ meldet, auf Grund von § 38 der Verfassung von 1772 zur Königswahl geschritten. Die Wahl erfolgte ohne Abstimmung, indem die Abgeoroneten sich von ihren Sitzen erhoben. Die Agrarier und einige wenige Republikaner bekundeten durch Sitzenbleiben, daß sie an der Wahl nicht teilnähmen. Durch diesen Beschluß des Landtages ist Prinz Friedrich Karl von Hessen zum König von Finnland gewählt uad die Thionfolge seiner Nachkommen festgestellt. Das Landtagspräsidiom wurde beauftragt, die sich aus diesem Beschluß ergebenden Maßnahmen zu treffen. *
“
des Zentrums, der Liga des polnischen Staatswesens, des „
„Nach einer geheimen Sitzung ist der Landtag gestern, wie
wurde im Gegenstoß wiedergenommen.
Einbruchsstelle zu erweitern.
Kriegsnachrichten. Berlin, 10. Oktober, Abends. (W. T. B.) Vor unseren neuen Stellungen an der Schlachtfront östlich von Cambrai und St. Quentin und auf beiden Maasufern sind feindliche Angriffe gescheitert. b
Das gewallige Ringen zwischen Cambrai und St. Quentin murde am frühen Morgen des 8. Oktober durch stärkstes Artilleriefeuer eingeleitet, das sich gegen die Fcont von Arleux 2. 8 ¹ 84. 1 v Lege 8 75* 8 b! Aad⸗ zunächst bis Beaurevoir richtete und etwas später südwärts bis öͤftlich St. Quentin ausdehnte. Nach einstündigem Trommel⸗ feuer begann südlich Cambrai der Angriff, der von zahlreichen Tanks und starken Fliegerverbänden begleiter war. Er drückte uns zunächst auf die Straße Cämbrai — Esnes zurück. Ein eigener von Panzerwagen begleiteter Gegenstoß warf den Engländer elwa einen Kilometer zurück. Unter stärkstem
ank⸗- und Fliegereinsatz wiederholten sich die feindlichen Angriffe ohne Unterbrechung bis zum Abend. Sie wurden abgewiesen, das Dorf Seranoillets wurde im Gegenstoß wiedergenommen. Bei der Tankahwehr zeichnete sich die 2. und 3 Batterie des Feldartillerieregimens 265 aus die allein 10 Tanks vernichtete. Die Stadt Cambrai lag unter dem Feuer stärkster englischer Brisanz⸗ und Brand⸗ arangten, das schweren Häuserschaden anrichtete. Die Kathedrale erhielt mehrere Treffer. Denain war das Ziel häufiger feindlicher Bombenabwürfe. Südlich anschließend, hatte der vom Gegner kurz nach 6 Uhr Vormittags vor⸗ getragene feindliche Ansturm wenig Erfolg. Nach aber⸗ maligem einstündigen Artilleriefeuer folgte der zweite An⸗ griff, der gleichfalls von zahlreichen Tanks und tieffliegenden Flugzeugen unterstützt wurde. Er drückte unsere Lmnie zurück. Gegen Mittag vahm der Gegner das Dorf Esnes und die nördlich davon gelegene Höhe. Beide wurden ihm im Gegen⸗ stoß wieder entrissen. Das Dorf ging bei abermaligem An⸗ ariff wieder verloren. Südlich Esnes hielten sich schwache Kräfte östlich der Hurtebise⸗Ferme. Bis zum Nachmittag mußten sie schließlich vor überlegenem Druck auf die Höhe der Guillemont⸗Ferme zurückgehen. In er⸗ bitterten Nahkämpfen wehrten sie am Nachmittag weiteres Vordrängen des Feindes ab. Besonders hart⸗ näckig wurde um den Westrand des Dorfes Malincourt ge⸗ kämpft. Nach Verlegung unserer Linie auf den Moulinwald und das Dorf Deheries brachen erneut starke Angriffe gegen diese Front zusammen Wiederholte Anstürme gegen Serrain wurden zunächst aufgehalten. Die am Nachmittage über das Dorf östlich vorbrechenden Sturmwellen wurden von Hessen⸗ Nassauern etwas weiter östlich aufgefangen. Batterien eines Reserve⸗Feldartillerieregiments schossen hierbei 6 Tanks zusammen. Am Nachmittage in Linie Serain — Prémont sowie bei und südlich Brancourt attackierende starke englische Kavalleriekräfte wurden durch Artilleriefeuer in direktem Schuß zersprengt. Ebenso wurden westlich Prémont bereit gestellte Kavalleriemassen und bespaunte Batterien durch Flachflieger und Artilleriefener aus⸗ einandergejagt. Aus Gefangenenaussagen und Beutebefehlen ergibt sich daß hier das aanze englische Kavalleriekorps ver⸗ sammelt war mit de. Auftrage, auf Le C teau durchzustoßen und die Bahn nac, Valenciennes zu unterbrechen. Südlich Montreal gingen nach kurzer stärkster Feuervorbereitung Engländer mit Tankunterstützung zum Angriff vor. Sie gewannen Ge⸗ lände bis zur Beauregard⸗Ferme und Mericourt. Die Ferme urde im wiederg. Mit frischen Käften ‚unter närkstem Artileri⸗einsatz versuchte der Engländer die Erst nachdem mehrmalige An⸗
griffe ab ewiesen waren, gingen unsere Truppen, von Norden
ö“ öö1“
*
gegen Escanfort scheiterten.
82
DTeilvorstöße bei Pont- Faverger.
Erneuter
her bedroht, auf Fresnoy⸗le⸗Grand zmück. Das Feldartillerie⸗ regiment 78 zeichnete sich in diesem Kampfe besonders aus, indem es einen aus Linie Brancourt- Montreal erfolgenden Teilangtiff zum Teil offen aus nächster Entfernung feuernd zerschlug. Südlich Beauregard⸗Ferme —Mericourt wurden die angreifenden franzöfischen Sturmwellen abgeschlagen. 8 Erst nach Einbruch ben Dunkelheit trat auf der ganzen Schlach front Ruahe ein. Die in der Nacht von uns einge⸗ lite len o aangen verliefen p anmäßig und ungestört vom Geuner, d sseu Feuer an einzelnen Stellen zu großer Heftig⸗ 1g gesteg 11, un. 88 ä; gegen die von uns ver⸗ isse en Linien einsetzte. er Feind drängte erst im Laufe 8 8 Vormittaas, besonders in der Linie Mases. Bohalt, nach. Beid⸗ seits der Römerstraße stieß er mit Kavallerie und leichten Tanks nach. Den starken Angriff am Nachmittag auf Boitry wiesen unsere Nachhuten kämpfend zurück. Angriffe Nachhaten einen von 11““ hesa Fhäh 1““ 8n hen Tieffliegern beg eiteten An In der Champagne setzte am frühen Morgen des 8 Ok⸗ tober von St Marne bis in Gegend Flirey stärkstes feind⸗ liches Feuer ein. Ihm folgten auf der ganzen Linie hef⸗ tige, stellenweise von Tanks unteryützte feindliche Angriffe, die im ollgemeinen abgewiesen wurden. Oestlich St. Cle⸗ mens wurden geringe örtliche Erfolge des Feindes durch Gegenstoß verkleinert. Am Nachmittag beiderseits Bethen⸗ I wiederholter Feuervorbereitung vorgetragene ngriffe brachen bereits vor unseren Linien zusammen. Angriff gegen Mittag aus St. Etienne wurde be. geringem Anfanaserfolg im Gegenstoß abgeschlagen. 2 iederholte Angriffeversuche bei Orfeuil kamen in unserm Vernichtungsfeuer nicht zur Entwicklung oder scheiterten vor unseren Linien im Abwehrfeuer. Nach Abschluß der Kämpfe waren unsere alten Stellungen bis auf kleine Ausbuchtungen wieder in unserer Hand. Bei erfoloreicher Tankabwehr zeichnete sich der Gefreite Budde der 1. Kompagnie Infanterie⸗ regiments 55 dadurch aus, daß er einen Tank durch geballte Ladungen zur Strecke brachte und seine Insassen, einen Ge⸗ schwaderführer mit seigem Adjutanten, zu Gefangenen machte. Aus erbenteten Befehlen geht hervor, daß in der Mitte der ie ge Ans gü⸗ erste Ffeindliche Angriffsziel die Linie — Semide war. Teil öße bei? A ö“ eilvorstöße bei Autry an der Aisne
Am 9. Okeober beschränkte sich 8 Sh auf b eber die Suip 2 gehende starke feindliche Abteislungen wurden ung Verlusten zurückgeworfen. Nach heftigem Artilleriefeuer aus St. Clemens erfolgende feindliche Teilangriffe am Nachmittag wurden ab⸗ gewiesen. Ebenso in den Abenstunden Teilvorstöße nordöstlich Bethenville. Beiderseits Etienne brachen zwei nach Feuer⸗ vorbereitung vorgetragene feindliche Teilangriffe zusammen.
88 797 500 ℳ gegen 66 343,100 ℳ im Jahre 1916.
Großes Hauptquartier, 11. Oktober. (W. T. B.)
Westlicher Kriegsschauplatz.
Südwestlich von Douai setzte der Feind zum Angriff gegen den Trinquige⸗Abschnitt südlich der Scarpe an. Kana⸗ dische Regimenter, die über Sailly hinaus vorzubrechen versuchten, wurden unter schweren Verlusten zurück⸗ geworfen.
An der Schlachtfront östlich von Cambrai und St. Quen⸗ tin sind starke Angriffe des Feindes gegen unsere neuen Stellungen und ihre im Vorgelände belassenen Vortruppen gescheitert. Der Feind stand am Abend etwa in Linie Naves — St. Vaast auf den Höhen westlich von Solesmes und LeCateau, westlich derLinie St. Souplet —Vaur-Aubigny — Aisonville und auf dem Westufer der Oise zwischen Origny und La Feére.
„Teilangriffe des Gegners bei Berry au Bac an der Aisne, an der Suippes und an der Arnes wurden ah⸗ gewiesen. Zwischen St. Etienne und der Aisne haben wir unsere Truppen in rückwärtige Linien, beiderseits vonGrandpré auf das Nordufer der Aire plangemäß vom Feinde ungestört zurückgenommen. Auf dem westlichen Mags⸗ ufer setzte der Feiad erneut zu starken vergeblichen An⸗ griffen beiderseits der Straße Charpentry — Romagne an.
Auf dem östlichen Maasufer griff der Amerikaner tagsüber mit starken Kräften zwischen Sivry und dem Hau⸗ mont⸗Walde au. Brandenburgische, sächsische, rheinische und österreichisch⸗ungarische Regimenter schlugen im harten Kampf alle Angriffe des Feindes ab. Das österreichisch⸗ ungarische Infanterieregiment Nr. 5 unter seinem Kommandeur, Oberstleutnant Popelka, zeichnete sich hierbei besonders aus.
Im Monat September wurden an der Westfront 773 feindliche Flugzeuge, davon 125 durch Flug⸗ abwehrkanonen, und 95 Fesselballone vernichtet. Hiervon sind 450 Flugzeuge in unserem Besitz, der Rest ist jen⸗ seits der feindlichen Linien erkennbar abgestürzt. Trotz der vielfach großen zahlenmäßigen Ueberlegenheit des Gegners haben wir im Kampfe nur 107 Flugzeuge ver⸗ loren. Der erfolgreiche Kampf in der Luft schuf die Grundlage für das tatkräftige Eingreifen unserer Flieger bei dem Kampf auf der Erde. Durch Aufklärung bei Tage und bei Nacht, durch Bombenangriffe gegen militärisch wichtige Ziele im feindlichen Hinterlande und durch Augriff auf dem Schlachtfelde mit Ma⸗ chinengewehren und Wurfminen haben sie Infanterie und Artillerie überall wirksam unterstützt. Trotz hartnäckiger Angriffe des Feindes auf unsere Fesselballone, bei denen wir 103 einbüßten, konnte der Gegner unsere sich rücksichtslos einsetzenden Beob⸗ achter an ihrer erfolgreichen Tätigkeit nicht hindern.
Südöstlicher Kriegsschauplatz. Auf dem südöstlichen Kriegsschauplatz neu eingetroffene
Truppen stehen in der Gegend südlich von Nisch in Gefechts⸗ fühlung mit Serben und Franzosen. v Der Erste Generaiquartiermeister. Ludendorff.
Oesterreichisch⸗ungarischer Bericht. Wien, 10 Oktober. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet: Italienischer Kriegsschauplatz. Stellenweise lebhaftere italienische Erkundungstätigkeit.
Balkan⸗Kriegsschauplatz. Am Skumbi scheiterte der Uebergang italienischer Reiter⸗ abteilungen. — Npordwestlich und nördlich von Leskovac haben sich Kämpfe entwickelt. 1 Hinter unseren Fronten wurden negrinische Banden aufgerieben.
“ Westlicher Kriegsschauplatz. MNbördlich von Verdun bei Beaumont schlugen unsere Jäger im Verein mit rheinischen Regimentern schwere An⸗
stürme siegreich zurüickk. Der Chef des Generalstabes.
Türkischer Bericht.
serbische und monte⸗
„
Konstantinopel, 9 Oktober. (W. T. B)) Tagesbericht.
Unveränderte Lage auf allen Fronten.
Statistik und Volkswirtschaft.
Die Löhne und ihre Steigerung im Bereiche der. „rheinisch⸗westfälischen Textilberufsgenossenschaft.
Dem unlängst erschienenen Bericht der rheinisch⸗westfälischen Textilberufsgenossenschaft für das Jahr 1917 entnehmen wir, daß die Löhne im Jahre 1917 gegen das Vorjahr sehr erheblich gestiegen sind. Die Berufsgenossenschaft, welche die Sektionen Düsseldorf, M.⸗Glad⸗ bach, Elberfeld, Barmen, Lennep Aachen und Münster umfaßt, ver⸗ sicherte im Berichtsjahre rund 2676 Betriebe mit 72 700 Arbeitern gegenüber 2689 Betrieben mit 70 850 Arbeitern im Vorjahre gegen die Folgen von Unfällen. Die Zahl der Betriebe hat sich demnach um 13 vermindert, was auf die durch Mangel an Rohstoffen bedingten Betriebsstillegungen zurückzuführen ist. Die Zunahme an Arbeitern und Arbeiterinnen erstreckt sich auf die Sektionsbezirte Barmen und M.⸗Gladbach, nomentlich auf Barmen. Hier hat sich die Industrie mit besonderer Geschicklichkeit auf den Kriegsbedarf umgestellt. 1913 belief sich die Gesamtzahl der Arbeiter im Bereich der Berufsgenossenschaft auf rund 157 800. Die Gesamtlohnsumme betrug im Jahre 1917 rund Die Löhne ver⸗ teilen sich auf die einzelnen Sektionen, wie folgt: Düsseldorf rund. 6 565 000, München⸗Gladbach 18 545 800, Elberfeld G 124 500, Barmen 24 332 200, Lennep⸗ 7 386 000, Aachen 14 988 400 und Münster 10 855 300 ℳ. Ein Vergleich der gesamten Lohnsumme im Jahre 1917 mit der des Vorjahres zeigt eine Steigerung um rund 22 Millionen Mark. Die Lohnsteigerung läßt sich am deutlichsten erkennen, wenn man den Durch⸗ schnittslohn eines Arbeiters in den einzelnen Jahren, und zwar sest Kriegsbeginn, in Betracht zieht. Es betrug der auf den Kopf der gesamten Arbeiterschaft einschließlich der weiblichen und der jugend⸗ lichen Arbeiter entrallende Durchschnittslohn im Jahre 1914 913 ℳ, im Jahre 1915 915 ℳ, im Jahre 1916 936 ℳ und im Jahre 1917 1221 ℳ. Dies bedeutet gegenüber dem Durchschnittslohn vom Jahre 1914 eine Steigerung von rund 34 vH. Nach den Angahen des Jahresberichts über die Unfälle im Bereiche der Berufsgenossenschaft ist deren Zahl gegen das Vorjahr um 475 auf 1635 mit 388 (291) entschädigungspflichtigen gestiegen. Die Ursachen der Unfallsteigerung
sind größtenteils in dem Mangel an gelernten Arbeitern zu suchen.
1“ 8 v11““ 1“ “ E“
Wohlfahrtspflege.
Der die Verwahrlosung der Jugend und die Bettelei wirksam bekämpfende „Verein Dienst an Arbeitslosen“, Berlin, Ackerstraße 52, gibt seinen 36. Jahresbericht heraus. Troß reicher Arbeitsgelegenheit haben sich bei ibm im Jahre 675 Obdachlose ge⸗ meldet, deren Mehrzahl er vor dem weiteren Versinken in Not und Schande, in Laster und Verbrechen bewahren konnte. 148 junge Burschen und schwache Alte bat er in seine Heime auf⸗ genommen. 77 verlorene Söhne ihren Eltern zugeführt, 178 Leute in dauernde Arbeit gebracht und vielen in anderer Weise geholfen. In den vier schweren Kriegsjahren hat er über 7000 bei ihm sich meldenden Obdachlosen durch über 33 000 Beratungen und Besorgungen gedient, für 3000 Jönglinge und Männer Arbeit vermittelt, meist auf dem Lande, 68 000 Arbeils⸗ stunden in seiner Brockensammlung selbst gegeben, über 1000 Jüng⸗ linge und Männer zur Regelung ihrer Verhältnisse in seine Heime aufgenommen und sie daselbst an etwa 40 000 Tagen verpflegt, be⸗ schäftigt, dem Bettel entzogen und in christlichem Sinne sittlich beein⸗ flußt, um in ihnen den guten Willen zu einem fortan nützlichen Leben zu wecken. Seit April d. J. gewährt der Verein auf se nem Grundstück in Pankow dem „Ersten Berliner Jugend⸗ bewahrungsheim“ Unterkunft. Außer 300 000 ℳ Grundschulden lastet auf dem Verein eine während des Krieges aufgelaufene schwebende Schuld von über 40 000 ℳ. Der Verein kämpft um sein im künftigen Frieden wieder doppelt notwendiges Dasein. Er ist auf freiwillige Beiträge angewiesen, die ihn auch bisher über Wasser gehalten haben, sowie auf freundliche Zuwendung von Brocken, Hausrat aller Art, Altpapier, Flaschen, Büchsen usw., be⸗ sonders zur Beschäftigung der Schützlinge. Direktor Liebich, Acker⸗ straße 52, versendet auf Wunsch umsonst den Jahresbericht sowie regelmäßig das Organ des Vereins: „Aus dem dunkelsten Berlin“. Postscheckkonto: 11734, Fernruf: Norden 10643.
Land⸗ und Forstwirtschaft.
Washington, 8. Oktoher. (W. T. B.) Nach dem Bericht des Ackerbaubüros beträgt der durchschnittliche Stand von Mais am 1. Oktober 68,6 vH gegen 67,5 vH am 1. September d. J. und 75,9 vH am 1. Oktober des Vorjahres. Der Durchschnittsstand von Frühjahrsweizen wird auf 94 8 vH geschätzt gegen 92,7 vH im Vor⸗ jahre, 71,3 vo im Jahre 1916 und 90,7 vH im Jahre 1915. Der Ertrag von Winterweizen wird wie im Vormonat mit 556 Millionen Buthels angegeben gegen 418 Millionen Bushels endgültiges Ernteergebnis im Vorjahre und 482 Millionen Bushels im Jahre 1916. Die Schätzung des Ernteertrages von Früh⸗ jahrsweizen ist von 343 Millionen Bushels im Vormonate auf 363 Millionen Bushels erhöht worden gegenüber einem endgültigen Ernteergebnis von 238 Millionen Bushels im Vorjahre und 158 Millionen Bushels im Jahre 1916. Der gesamte Weizenertrag würde sich nach dem Bericht auf 919 Millionen Bushels stellen gegen eine Schätzung von 899 Millionen Bushels im Vor⸗ monat und gegenüber einem endgültigen Ernteergebnis von 656 Mil⸗ lionen Bushels im Vormonat und 640 Millionen Bushels im Jahre 1916. Die Schätzung der Maisernte wurde von 2672 Millisnen auf 2718 Millionen Bushels erhöht gegenüber einem Ertrag von 3159 ½ Millionen Bushels im Vorjahr und 2583 Millionen Bushels im Jahre 1916. Man rechnet ferner mit einem Ertrag von Hafer in Höhe von 1535 Millionen Bushels gegen 1477 Millonen Bushels im Vormonat und einem Ertrag von 1587 Millionen Bufhels im Vorjahr und 1252 Millionen im Jahre 1916. Der durchschnittliche Stand von Hafer wird mit 93,6 vH angegeben gegen 91,5 vH im Vormonat, 88 2 vH im Jahre 1916 und 86,4 vH im Jahre 1915. Die Schätzungen der Ernteergebnisse von Gerste, Roggen und Leinsamen zeigen gegen den Vormonat nur geringe Veränderungen. Der Stand von Leinsaat wird mit 70,8 vo angegeben gegen 72,6 vH im Vor⸗ monat, 51,3 vH im Vorjahr und 86,2 vH im Jahre 1916.
Verkehrswesen.
Die im alten Gebäude des Haupttelegraphenamts, Französische⸗ straße 33 a, untergebrachte Prüfungsstelle für Feldtele⸗ gramme wird mit dem 16. d. M. in die neuen Räume des Haupt⸗ telegraphenamts, Oranienburgerstraße 73 76, verlegt. Um einem dringenden Bedürfnis abzuhelfen, sind vom 12. d. M. ab die Zeiten zur persönlichen Auflieferung von Feldtelegrammen an den Wochen⸗ tagen auf 10 bis 12 Uhr Vormittags und 3 bis 6 Uhr Nachmittags und an Sonn⸗ und Festtagen auf 11 bis 1 Uhr festgesetzt worden. Außerhalb dieser Zeit können Feldtelegramme nicht angenommen werden. Die briefliche Auflieferung von Telegrammen muß vom 15. d. M. ab unter der Adresse: Prüfungsstelle für Feldtelegramme, Oranienburger⸗ straße 73/76, erfolgen. Die Prüfungsstelle vermittelt den Privattelegramm⸗ verkehr zwischen Heimat und Feldheer; ihr sind die Telegramme von Groß⸗Berlin und der Provinz Brandenburg zuzuleiten. Die Adresse ist vom Absender so ausführlich anzugeben, wie es für Feldpost⸗ sendungen vorgeschrieben ist. Die Gebühr beträgt 50 ₰ für die Adresse und 5 ₰ für jedes Wort im Text. Kein Telegramm darf außer der Adresse mehr als 20 Worte enthalten. Die im Inhalt gemachten Angaben müssen durch Vorlage von Bescheinigungen, z. B. bei Erkrankungen und Todesfällen in Form von Urkunden, Be⸗ scheinigungen oder dergleichen nachgewiesen werden. 8 — 1’“
Vom 20. Oktober ab sind Pakete aus Deutschland nach Mülhausen (Elf.) — einschl. Mülhausen⸗Dornach — und nach Colmar (Els.) wieder unbeschränkt zur Postbeförderung zugelassen. Die Pakete dürfen außer offen beigefügten Rechnungen und Schrift⸗ stücken, die sich nur auf den Paketinhalt beziehen dürfen, keine schrift⸗ lichen Mitteilungen enthalten.
In den Schaltervorräumen der Postämter wird ein „Merk⸗ blatt über den allgemeinen Post⸗g und Telegramm
verkehr aus Deutschland nach den Oststaaten und den besetzten Gebieten“ ausgehängt werden. Das Merkblatt gibt einen allgemeinen Ueberblick über diese Verkehrsbeziehungen. Wer sich näher zu unterrichten wünscht, bestelle am Postschalter das viertel⸗ jährlich, in der Regel am ersten Tage des Vierteljahrs, erscheinende „Postblatt“ (40 ₰ für das Kalenderjahr, 10 ₰ für die einzelne Nummer). Das „Postblatt“ enthält alle wesentlichen Versendungs⸗ bedingungen für den inneren Vertehr sowie für den Verkehr mit dem Auslande und den besetzten Gebieten.
““
—
Auf Briefen und Postkarten nach dem Auslande hat der Absender gemäß einer Verordnung des Reichskanzlers von jetzt ab aus militärischen Gründen seinen Vor⸗ und Zunamen und seinen Wohnort nebst Straße und Hausnummer anzugeben. Briefe und MPostkarten, die diesen Vermerk nicht enthalten, werden von der Be⸗
EW“ 8 .
Theater und Musik. 8
Im Königlichen Opernhause werden morgen, Sonnabend „Hoffmanns Erzählungen“ mit den Damen Hafgren⸗Waag, Hansa, Marherr, Birtenströͤm und den Herren Hutt Armster, Herse und Sommer in den Hauptrollen aufgeführt. Musikalischer Leiter ist der Kapellmeister Dr. Stiedry.,
Im Königlichen Schauspielhause wird morgen „Die Braut von Messina“ in der gewohnten Besetzung gegeben. Anfang