Königreich Preußen.
Ministerium der geistlichen und Unterrichts⸗ angelegenheiten.
Den Stiftsgutspächtern Krüger in Seitwann, Land⸗
kreis Guben, und Zernickow in Aurith, Landkreis Guben ist
der Charakter als Königlicher Oberamtmann beigelegt worden.
Ministerium für Handel und Gewerbe. Die Liquidation der französischen Beteiligung an der Gewerkschaft Graf Renard in Myslowitz ist beendet. gerlin, den 8. Oktober 1918. Der Minister sfür Handel und Gewerbe. 1 ET 4““
Justizministerium.
Der Landgerichtsrat Richter vom Landgerichte III in Berrlin ist infolge seiner Ernennung zum Geheimen Regie⸗ rungsrat und vortragenden Rat im Reichsjustizamt aus dem preußischen Justizdienste geschieden.
Zu Handelsrichtern sind wiederernannt: der Fabrikbesitzer Hermann Doht, der Fabrikant Richard Friedländer, die Bankiers Richard Landsberger und Theodor Pincus so⸗ wie der Kaufmann Arthur Wollheim, sämtlich in Berlin, bei dem Landgericht I in Berlin, der Bankoirektor Otiomar Degenkolb in Breslau.
Zu stellvertretenden Handelsrichtern sind wiederernannt: die Kaufleute Friedrich Kleinecke und Julius Graumann, der Kommerzienrat Alfred Sy und der Direktor Walier Gerstel, sämtlich in Berlimn, bei dem Landgericht I in Berlin.
In der Liste der Rechtsanwälte sind gelöscht die Rechts⸗ anwälte: Justizrat Dr. Hirte bei den Landgerichten II und III in Berlin, Dr. Joachimeczyk bei dem Landgericht II in Berlin, Dr. Gillis bei dem Landgericht in Oppeln und Kindor bei dem Amtsgericht in Marienburg (Westpr.).
Mit der Löschung des Rechtsanwalts Kindor in der Rechtsanwaltsliste ist zugleich sein Amt als Notar erloschen.
In die Liste der Rechtsanwälte ist eingetragen der Rechts⸗ anwalt Dr. Rheinstein vom Landgericht in Frankfurt a. M. bei dem Oberlandesgericht daselbst.
Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten.
Bekanntmachung.
8 Auf Grund der Bekanntmachung über die zwangs⸗ weise Verwaltung amerikonischer Unternehmungen vom 13. Dezember 1917 (R.⸗G.⸗Bl. S. 1105) ist der den ameri⸗ kanischen Staatsangehörigen Frank Jacob, Helene Klein, geb. Jocob, Anna Jacob, Pauline Schrader, geb. Jacob, Eduard Jacob gehörende ideelle Anteil an dem im Grund⸗ buche von Wiesbaden Außenbezirk Band XI Blatt 207 ge⸗ legenen Grundstücke zwangsweise unter Verwaltung gestellt. (Verwalter: städtischer Landmesser Lorenzen in Wiesbaden, Kaiser Friedrich⸗Ring 20.)
Beerlin, den 17. September 1918. Der Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten. J. A.: Dr. Krause.
(Es sind die Oberförsterstellen Schulzenwalde im
Regierungsbezirk Marienwerder zum 1. Dezember 1918, Hollweg im Regierungsbezirk Bromberg, Tschiefer im Regierungsbezirk Liegnitz und Grubenhagen im Regierungs⸗ bezirk Hildesheim zum 1. Januar sowie Siegen im Regierungs⸗ bezirk Arnsberg zum 1. Februar 1919 zu besetzen. Bewerbungen müssen bis zum 1. November d. J. eingehen. 8
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Gemäß § 46 des Kommunalabgabengesetzes vom 14. Juli 1893 (G.⸗S. S. 152) wird hiermit zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß im laufenden Steuerjahre ein zu den Kom⸗ munalabgaben einschätzbarer Reinertrag aus dem Betriebsjahr 1917/18 bei der Nauendorf⸗Gerlebogker Eisenbahn bezüglich ihrer preußischen Strecke nicht erzielt worden ist. Magdeburg, den 11. Oktober 1918. 1
Der Königliche Eisenbahnkommissar Sommer.
Bekanntmachung. Das unter dem 4. Juli 1918 gegen den Gastwirt Kurt rmbrust in Allenstein erlassene Verbot des Betriebes r Gast⸗ und Schankwirtschaft im Betriebe des Gasthofes „König⸗ cher Hof“ wird hiermit vom 4 Oktober 1918 ab aufgehoben. Allenstein, den 2. Oktober 1918. Die Stadtpolizeiverwaltung.
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Bekanntmachung. F““ Das unterm 28. Juni 1918 gegen den Kaufmann Rudolf Kornalewski in Allenstein, Wilhelmstraße Nr. 8, erlassene Verbot des Handels mit Lebensmitteln und Kolonialwaren wird hiermit wieder aufgehoben. Allenstein, den 4. Oktober 1918.
Die Stadtpolizeiverwaltung. J. V.: Beck
Bekanntmachung. Das unterm 4. Juli 1918 gegen Robert Elles erlassene rbot des Betriebes der Schank⸗ und Speisewirtschaft „Kaffee erland“ wird hiermit wieder aufgehoben. Allenstein, den 9. Oktober 1918. Die Stadtpolizeiverwaltung. J. V.: Becker.
Bekanntmachung. Dem Schankwirt Franz Plausteiner in Berlin, Urban⸗ straße 61, habe ich die Wiederaufnahme des Handels mit Gegenständen destäglichen Bedarfs gestattet. Berlin C 27, den 8. Oktober 1918. .8 Der Polizeipräsident zu Berlin. Kriegswucheramt. J. V.: Dr. Pokrantz.
Bekanntmachung. unterm 24. Juni d. J. gegen den Kleinhändler Eickenerstraße 71, erlassene Handelsv ehoben. Gladbach, den 9. Oktober 1918.
8 r b 11 Der Oberbürgermeister.
. Bekanntmachung.
1““ b G Grund
1 (RGBl
Crefeld, Marktstraße 15, Inhaber einer Schneiderartikelhandlung fran er 8 e 28 1 G systematischen Verwüstungen bei unseren Rückwärt
in dem Haus nmarschierstraße 45 in Aachen, durch Verfügung
vom heutigen* lichen Bedarfs, insbesondere mit sämtlichen in das Schneider⸗ gewerbe eingreifenden Arrikeln, wegen Unzuvverlässigkeit in bezug auf diesen Handelsbetrieb bis auf weiteres untersagt. Aachen, den 8. Oktober 1918. Der Königliche Polizeipräsident. von Hammacher.
Bekanntmachung.
Auf Grund der Bundesratsverordnung vom 23. Se
betr. Fernhaltung unzuverlässiger Personen vom Har
S. 603), ist durch Verfügung vom heutigen Tage de Theodor Nocke in Buer i. W., Hochstr. 32, der Han
hwaren untersagt worden. 18
Die Kosten der Bekanntmachung hat der Betroffene
Buer i. W., den 11. Oktober 1918. Die Polizeiverwaltung. Ruhr, Bürgermeister.
Bekanntmachung.
Auf Grund der Bundesratsverordnung vom 23. September 1915,
betreffend die Fernhaltung unzuverlässiger Personen vom Handel (RGBl. S. 603), haben wir der Händlerin Wwe. Hedwig Brosowski in Dortmund, Andreasstraße Nr. 5, durch Verfügung vom heutigen Tage den Handel mit Lebensmitteln aller Art sowie mit sonstigen Gegenständen des täglichen Bedarfs wegen Unzuverlässigkeit in bezug auf diesen Handelsbetrieb untersagt. Die Untersagung wirkt für das Reichsgebiet. — Die Kosten der amtlichen Bekanntmachung dieser Verfügung im Reichs⸗ anzeiger und im amtlichen Kreisblatt sind von der Betroffenen zu tragen. v“
Dortmund, den 10. Oktober 1918. 8
gC . 2 „ 1 11“ Lebensmittelpolizeiamt. Dschackert.
“ Bekanmima che..
Dem Bäckermeister Heinrich Heit mann hier, Schulstraße
Nr. 5, haben wir heute auf Grund der Bekanntmachung zur Fern⸗
haltung unzuverlässiger Personen vom Handel vom 23. September
1915 den Handel mit Lebensmitteln jeglicher Art, ins⸗
besondere mit Brot, untersagt. “ “ Harburg (Elbe), den 11. Oktober 1918. —
Polizeidirektion. Tilemann.
Bekanntmachung.
Auf Grund der Verordnung des Bundesrats über Fernhaltung unzuverlässiger Personen vom Handel vom 23. September 1915 (7GBl. S. 603) ist dem Schlachtermeister Rahing in Stock⸗ hausen der Handel mit Vieh und Fleischwaren wegen Unzu⸗ verlässigkeit in bezug auf diesen Handelsbetrieb untersagt worden.
Lübbecke, den 25. September 1918.
Der Landratsamtsverwalter. von Borries.
8
Niicchtamtliches⸗
QQB(BFEeich. Preußen. Berlin, 14. Oktober 1918.
Seine Majestät der Kaiser und König hörten, wie „Wolffs Telegraphenbüro“ meldet, vorgestern die Vorträge des Generalstabs und des Chefs des Zivilkabinetts und gestern den Generalstabsvortrag. öG“
In Beantwortung der Fragen des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika erklärt die Deutsche Regierung laut Meldung des „Wolffschen Tele⸗ graphenbüros“:
Die Deutsche Regierung hat die Sätze angenommen, die Präsi⸗ dent Wilson in seiner Ansprache vom 8. Januar und in seinen späteren Ansprachen als Grundlage eines dauernden Rechtsfriedens niedergelegt hat. Der Zweck der einzuleitenden Besprechungen wäre also lediglich der, sich über praktische Einzelheiten ihrer Anwendung zu verständigen.
Die Deutsche Regierung nimmt an, daß auch die Regierungen der mit den Vereinigten Staaten verbundenen Mächte sich auf den Boden der Kundgebungen des Präsidenten Wilson stellen.
Die Deutsche Regierung erklärt sich im Einvernehmen mit der Oesterreichisch⸗Ungarischen Regierung bereit, zur Herbeiführung eines Waffenstillstandes den Räumungsvorschlägen des Präsidenten zu ent⸗ sprechen. Sie stellt dem Präsidenten anheim, den Zusammentritt einer gemischten Kommission zu veranlassen, der es obliegen würde, die zur Räumung erforderlichen Vereinbarungen zu treffen.
Die jetzige Deutsche Regierung, die die Verantwortung für den Friedensschritt trägt, ist gebildet durch Verhandlungen und in Ueber⸗ einstimmung mit der großen Mehrheit des Reichstags. In jeder seiner Handlungen gestützt auf den Willen dieser Mehrheit spricht der Reichskanzler im Namen der Deutschen Regie des deutschen Voltes. “ u““
Berkit, derr 12. Weiber 1911.
Solf, Staatssekretär des Auswärtigen Amtes.
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Seine Majestät der Kaiser und König hat dem „Wolffschen Telegraphenbüro“ zufolge den Reichskanzler und den preußischen Justizminister beauftragt, solche Personen, die vom Reichsgericht oder von preußischen Zivilgerichten ein⸗ schließlich der außerordentlichen Kriegsgerichte wegen politischer Verbrechen und Vergehen zu Strafen verurteilt sind, ins⸗ besondere wegen Straftaten aus Anlaß oder bei Gelegenheit von Streiks, Straßenkundgebungen, Lebensmittelunruhen und
ähnlichen Ausschreitungen bestraft sind, im weiten Umfange ]
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Freien Städte wegen
den Handel mit Gegenständen des täg⸗-⸗
ihm zur Begnadigung vorzuschlagen. Ein gleicher Auftrag ist von den deutschen Bundesfürsten und Senaten der der in ihren Gebieten begangenen gleichartigen Straftaten ergangen. 3 Das Königliche Staatsministerium trat h einer Sitzung zusammen. 1A““ 8. Seit dem Friedensvorschlag der Deutschen Regierung an den Präsidenten Wilson hat eine unerhörte Hetzerei von französischer und englischer Seite wegen der angeblichen
bewegungen in Nordfrankreich eingesert. Jede Stad die von den englischen und französischen Geschützen in eine Trümmerhaufen verwandelt worden ist, wird, wie „Wolffs pen 0
1 1 0
Telegraphenbüro“ mitteilt, als von den deutschen Trupp verwünet, geplündert und in Brand gesteckt bezeichnet. Vor jedem Dorf, das nach erbittertem Kampf ven den deutschen Truppen geräumt wird, soll Amerika wie dem französischen und englischen Vocke die Ueberzeugung beigebracht werden, es sei mutwillig von den Deutschen verwüstet worden. Von feindlichen Fliegerbomben getroffene Magazine und in Brand geschossere Munttionsdepots bezeichnen in den Augen der in London und Paris sitzenden „Berichterstatter“ mit ihren Rauchsäulen di angeblich von uns in Brand gesteckten Orte. Die Verlogen 6 heit, ja die Dummheit der Behauptung, kdaß unsere Soldaten nun auf einmal anfangen sollten, ihre eigenen Quartiere in Brand zu stecken, kümmert die Verfasser wenig. Sie lassen die Tatsache außer acht, daß Tausende von Franzosen, die ruhig unter der deutschen Besetzung gelebt haben, nunmehr verzweiflungsvoll aus Angst vor dem Feuer der Geschütze ihrer „Befreier“ aus den Stadten Nordfrankreins nach Belgien flüchteten. Die Welt muß wissen, daß diese Berichte erfunden sind un lediglich zu dem Zwecke verbreitet werden, um die Kriegs⸗ leidenschaften aufs neue zu entfachen und, wenn irgend möglich, den Frieden, den wir anstreben, zu verhindern. Denn es ist wohl wahr, daß Städte wie St Quentin, Cambrai, Douai und Laon sich in rauchende Trümmerhaufen verwandeln. Die Verantwortung dafür aber tragen die feindlichen Flieger und Batierien, die seit Wochen diese Orischaften mit Granaten und Brandbomben belegen.
Zu diesem Greuelfeldzug gehört auch die Erregung über die Versenkung eines japanischen und eines eng⸗ lischen Passagierdampfers, die mit größter Anstrengung von den feindlichen Telegraph nagenturen geschürt wird. So sehr auch der Tod am Kriege nicht unmittelbar beteiligter Zivilisten bedauert werden muß, so muß doch gegenüber den Machen⸗ schaften der feindlichen Presse betont werden, daß für ein U⸗Boot ein Unterschied zwischen einem Passagierdampfer und einem Transportschiff unmöglich ist. Genau so, wie es dem englischen Flieger unmoglich ist, zu unterscheiden, ob seine Bomben in Brügge deutsche Soldaten oder belgische Bürger töten. Nur bei der immer häufiger werdenden Bombardierung offener deutscher Städte am Rhein kann der Engländer so gut wie sicher sein, daß er lediglich die Zivilbevölkerung tötet und verwundet.
Auf Ansuchen der Obersten Heeresleitung hat die deutsche Regierung, wie „Wolffs Teiegraphenbüro“ melbet, am 10. Oktober die Schweizer Regierung gebeten, sie möge sich umgehend an die französische Reaierung menden und
hihr mitteilen, daß sich der Einwohner von Lille und
der umtiegenden Arbeiterstädte eine ungeheure Erregung be⸗ mächtigt habe. Die Furcht vor einer Beschießung dieser Städte durch die Ententemächte mache eine allgemeine Panik wahrscheinlich. Falls es infolgedessen zu einer Massenflucht von vielen Tausenden von Menschen komme, mit der sicher gerechnet werden müsse, so werde die deutsche Heeresleitung nicht im⸗ stande sein, für diese Massen annähernd zu sorgen, so sehr sie bemüht sei, das Los dieser Unglücklichen zu erleichtern. leichzeitig ist unter Mitteilung des oben geschilderten Sach⸗ verhalts die holländische Regierung gefragt worden, ob es ihr möglich sein würde, für die Unterbringung der Flüchtlinge Sorge zu tragen. Di holländische Regierung hat auf unsere Anfrage ihre Bereitwillig⸗ keit erklärt, nach Möglichkeit zu helfen. Von der franzö⸗ sischen Regierung ist bisher keine Mitteilung eingegangen. Mittlerweile hat die befürchtete Massenflucht eingesetzt.
Nachdem sich die Furcht vor der Beschießung auch der Be⸗ völkerung von Valenciennes mitgeteilt hat und dort 30 000 Emwohner nicht mehr von der Flucht nach dem Osten abzuhalten sind, hat die deutsche Regierung sich erneut an die Schweizer Regierung gewandt und diese gebeten, die französische Regierung von dieser Entwicklung unverzüglich zu verständigen und ihr vorzuschlagen, im Interesse der Bewohner der nordfranzösischen Städte die Zusicherung zu geben, von einer Beschießung der größeren Städte abzusehen und ihre Verbündeten ebenfalls dazu zu veranlassen Auch sei die deutsche Regierung dazu bereit, wenigstens einen Teil der Bevölkerung zum Uebertritt in die feindlichen Linien zu überreden, wofür allerdings besondere Abmachungen von Front zu Front erforderlich sein würden. Falls die fran⸗ zösische Regierung auf diese Vorschläge nicht eingeht, kann oie deutsche Regierung die Verontwortung für die Leiden der Be⸗ völkerung, die eine Folge der vernichtenden feindlichen Be⸗ schießung aller größeren und kleineren Ortschaften hinter der
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deutschen Front ist, nicht übernehmen.
Wie amtlicherseits durch „Wolffs Telegraphenbüro“ mit⸗ geteilt mwird müssen Vereine, die im Besitze von Zelten sind, wie Schützengesellschaften, Wassersportvereine usw., die Bestimmungen der Nachtragsbekanntmachung Nr. W. IV. 300/9. 18 KRA vom 7. September 1918 beachten.
Auf Grund dieser Bekanntmachung sind die durch die Bekanntmachung Nr. W. IV. 300/12 17 KRA vom 22 De⸗ zember 1917 heschlagnahmten Gegenstände (neue und gebrauchte Segeltuche, abgepaßte Segel einschließlich Liektaue, Zelte, auch Zirkus⸗ und Schaubudenzelte, Zeltüberdachungen, Markisen Planen — auch Wagendecken — Theaterkulissen, Panorama⸗ leinen) außer Markisen auch dann bei dem Webstoffmeldeamt der Kriegs Rohstoff⸗Abteilung zu melden, wenn sie für ihren bisherigen Zweck weiter verwendet werden.
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8 Oesterreich⸗Ungarn.
Der Kaiser hat vorgestern im Standorte des Armee⸗ böe eine Reihe von Parlamentariern emp⸗ angen.
— Der Deutsche Volksbund veranstaltete am Freitag eine zahlreich besuchte Versammlung, die laut Meldung des „Wolffschen Telegraphenbüros“ einstimmig folgende Ent⸗ schließung annahm:
Die Versammlung des Deutschen Volksbundes stellt vor allem fest, daß das deutsche Volk in Oesterreich in unentwegter Treue für Herrscher und Staat im Weltkriege Opfer an Gut und Blut in überreichlichem Maße gebracht hat. Da nunmehr durch die Erklärungen des österreichischen Ministerpräsidenten die bisherige Staatsform von der Negierung aufgegeben erscheint, sehen sich die Deutschen in Oesterreich vor eine neue Tatsache gestellt, der sie dadurch Rechnung tragen wollen, daß sie das den Slaven gewährte Selbstbestimmungs⸗ recht restlos auch füͤr sich in Anspruch nehmen. In diesem Sinne begrüßen wir den Zusammenschluß aller deutschen Abgeordneten ohne Unterschied der Partei und fordern sie auf, unbekümmert um was immer für Interessen einmütig und unverzüglich alle vorbereitenden Maßnahmen zu treffen, die geeignet erscheinen, um ein auf rein völkischen Grundlagen ruhendes Deutsch⸗Oesterreich zum Wohle des ganzen deutschen Volkes erstehen zu lassen.
— Die nächste Sitzung des Herrenhauses findet Montag, den 21. Oktober, 3 Uhr, statt.
— Der ungarische Ministerpräsident Dr. Wekerle führte vorgestern auf der Tagung der 48er Verfassungspartei obiger Quelle zufolge aus:
In Beantwortung der Wilsonnote müsse mit Deutschland ge⸗ meinsam vorgegangen werden, wie überhaupt die Friedensbedingungen für alle Fälle im Einvernehmen mit Deutschland ausgearbeitet weroen müssen. Auch müsse dafür gesorgt werden, daß Ungarn bei den Friedensverhandlungen unmittelbar vertreten sei. Oesterreich gegen⸗ über stehe man bereits vor vollendeten Tatsachen. In den südslavischen Fragen sei der ungarische Standpunkt der ge⸗ wesen, daß Ungarn nichts gegen die Vereinigung Dalmatiens mit Kroatien habe, die ja auf ungarischen Gesetzen beruhe. Bosnien und die Herzegowina aber möchten sich selbst entschließen, ob sie Kroatien oder Ungarn angehören wollen. Bezuüglich der Nationalitätenfrage werde man bei den Friedensverhandlungen den Standpunkt ein⸗ nehmen, daß allgemeine Prinzipien auf der Grundlage des inter⸗ nationalen Rechtes festgestellt werden, die auch in den Ententeländern zur Geltung gelangen sollen. Was die Ansprüche der Tschechen auf die slovakischen Komitate betreffe, so hätten die breiten Volks⸗ schichten dieser Komitate ohne jede behördliche Einwirkung sich gegen die Angliederung an Böhmen verwahrt. Eine schwerwiegende Sache sei es, daß man in Oesterreich vollständig zum Föderalismus übergegangen sei. Der österreichischen Staatsgewalt scheine leider keine Kraft innezuwohnen, den tschechischen 1“ zum Aus⸗ scheiden auf vollständig föderalistischer Grundlage die Wege zu verlegen. Von strafrechtlicher Verfolgung gegen die Unversehrt⸗ beit Ungarns gerichteter Handlungen, welche die österreichische Regierung einmal versprochen habe, sei heute gar keine Rede. Der Ministerpräsident faßte die angesichts der Ereignisse in Oesterreich naturgemäß auftretenden Bestrebungen in Ungarn, die gewöhnlich unter dem Sammelnamen Personalunion zusammengefaßt werden, genauer dahin s daß es
8—
zusammen, sich um die wirksame Geltendmachung der eigenen politischen, wirt⸗ schaftlichen und Vertesdigungsinteressen der ungarischen Natien handle. (Lebhafte Zustimmung.) Hierbei dürfe man aber nicht mit Schlag⸗ wörtern poltern, sondern müsse ernsthafte, beharrliche Arbeit leisten. Angesichts der Gefährdung der staatlichen Unversehrtheit erscheine es notwendig, wenigstens bis zum Friedensschlusse mit gemeinsamer Kraft unter Ausschaltung aller persönlichen Gegensätze aufzutreten. Leider sei die öffentliche Meinung nicht zur Genüge hiervon durchdrungen. Der Ministerpräsident habe seinen politischen Freunden und den Partei⸗ führern ebenso wie der Krone erklärt, daß er bereit sei, falls seine Person auch nur im geringsten Maße der Konzentration hinderlich sein sollte, zurückzutreten, und die Krone ersucht, Versuche mit anderen Staatsmännern zu unternehmen, von welchen Baron Julius Wlassiecs bereits in Audienz erschienen sei. Der Ministerpräsident betonte schließlich, daß die Nation ihren politischen Ueberlieferungen gemäß die Bande mit der Krone nicht nur nicht lockern dürfe, sondern noch fester schmieden müsse.
Ein lebhafter Ideenaustausch folgte den beifällig aufge⸗ nommenen Worten des Ministerpräsidenten, wobei allgemein der Ansicht Ausdruck gegeven wurde, daß Dr. Wekerle in der Lage sein werde, als Regierungschef auch weiterhin an der Ver⸗ wiet chüung dieses Programms zu arbeiten.
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J sole enes von 61 Abgeordneten unterschriebenen Ge⸗ suches an das P äsidium des ungarischen Abgeordnetenhauses wurde die nächste Sitzung des Abgeordnetenhauses für den 16. Oktober einberufen.
Polen,
Auf Bitten des Regentschaftsrats hat, wie „Wolffs Telegraphenbüro“ erfährt, die deutsche Regierung ihr Ein⸗ verständnis erklärt zur Aenderung der bisherigen Eidesformel für die polnischen Truppen in folgende:
Ich schwöre bei Gott dem Allmächtigen, daß ich meinem Vater⸗ lande, dem polnischen Staate und dem Regentschaftsrate als provi⸗ sorischem Vertreter der zukünftigen obersten Gewalt des polnischen Staates, zu Wasser usw. treu und ehrlich dienen werde, daß ich meinem Vorgesetzten und Führer gehorchen, die mir gegebenen Be⸗ fehle und Vorschriften au führen und mich überhaupt so verhalten Fhero daß ich als tapferer und braver polnischer Soldat leben und terben kann.
— Auf das gemeldete Telegramm des Direktors des
Staatsdepartements Prinzen Janusz Radziwill an den deutschen
Reichskanzler ist die Freilassung Thugutts erfolgt, während Grabski schon früher entlassen war. Ueber die Rückkehr Pilsudskis schweben, so meldet die „Deutsche Warschauer Zeitung“, zwischen den deutschen Behörden und dem Regentschaftsrat gegenwärtig noch Verhandlungen, auf deren Ergebnis die ruhige Haltung der Bevölkerung in nächster Zeit von bestimmendem Einfluß sein dürfte.
— Blättermeldungen zufolge hot am Freitag ein Kron⸗
rat stattgesunden, der sich mit der tunlichst baldigen Ueber⸗
bgcne der Landesverwaltung und Heeresbildung efaßte. Großbritannien und Irland.
wärtigen Amtes Balfour eine Rede, in der er von der Veränderung der Lage innerhalb der läßhen sechs Monate aus⸗ ging, länger bei der Versenkung des irischen Postdampfers ver⸗
weilte und erklärte, daß Deutschland zwar seine Verfassung,
aber nicht seine Gesinnung zu ändern versuche. Er könne nicht glauben, daß diese grausamen Verbrechen Monat für Monat
wiederholt werden könnten, wenn sie nicht dem Volke entsprächen,
das es begehe Balfour fuhr fort:
Wir streben nach einem gerechten Frieden, aber ein gerechter
grienf ist nicht leicht zu schaffen. Die Deutschen rechnen jetzt auf Fifersucht und Uneinigkeit zwischen ihren Gegnern. Niemals ist eine
meinsam mit den Verbündeten einen für die durch die Wirkungen des
Bei einem zu Ehren der amerikanischen Journalisten in Mittelmächten habe die Türkei die notwendigen Maßnahmen zur
London gegebenen Mahl hielt der Staatssekretär des Aus⸗
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Berechnung oberflächlicher gewesen. Ich glaube, daß die 1. fortschreiten wird, wenn den Nationen erlaubt wird, jede ihnen eigen⸗ tümliche Veranlagung auf ihre eigene Weise zu entwickeln. Wenn ich die Macht hätte, würde ich versuchen, was die Deutschen versucht haben, einen Kulturtypus über die ganze widerstrebende Menschheit zu verbreiten. Verschiedene Anschauungsweisen bestanden steis bei den verschiedenen Zwei⸗ gen der englisch sprechenden Völker. Aber dieses alles zugegeben, so bestand doch so etwas wie eine englische Methode, die großen Angelegen⸗ heiten der Menschheit anzusehen, und diese Methode der Anschauungen ist von unendlichem Werte für die Freiheit und den Fortschritt der Welt, und sie kann nur wahrhaft verwirklicht werden, wenn eine innere Harmonie zwischen allen Elementen der großen englischen Gemeinwesen besteht. Das ist meine Ueberzeugung, und wenn irgend ein Zweifel daran bestehen könnte, daß dieser Weg natürlich, richtig und fruchtbar und zum Heile der Welt ist und bestimmt ist, es dauernd zu bleiben, so würden diese Zweifel durch die Ereignisse der letzten paar Monate zerstreut. b
— Nach einer Mitteilung des englischen Kohlenamts wird der Kohlenmangel täglich ernster. Vor zwei Monaten, heißt es laut Meldung des „Wolffschen Telegraphenbüros“ darin, war die Lage kritisch, heute ist sie mehr als kritisch. Die Munitionswerke in den verschiedenen Landesteilen erhalten ungenügend Kohle und sind genötigt, einen Wochentag die Arbeit einzustellen. In Schottland ist der Kohlenmangel be⸗ sonders stark. In Midlands und Noerkshire schreien die Munitionswerke nach Kohlen, können aber nicht be⸗ friedigt werden. Bei vielen Gruben haben die Reservevorräte einen gefährlichen Tiefstand erreicht. Besondere Anstrengungen werden gemacht, die Eisenbahnen regelmäßig zu versorgen, aber ohne großen Erfolg. Der Hauptgrund dieses kritischen Kohlenmangels ist die durch die Einberufung zahlreicher Grubenarbeiter verminderte Förderung. Ein anderer Grund liegt darin, daß die Bundesgenossen für Kriegszwecke größere Anforderungen denn je an uns stellen. Weiter erforderte die Schiffahrt mwährend des Sommers mehr Kohle. Schließlich
ie Folgen des neulichen Eisenbahnerausstandes noch
“ Frankreich. Die Kammer erörterte am Freitag Interpellationen über die Lebensmittelteuerung.
Der Abg. Lauche führte nach dem Bericht des „Wolffschen Telegraphenbüros“ aus, daß die Arbeiterklasse und der Mittelstand schwer unter der Teuerung litten; Kartoffeln, Butter und Fett fehlten. Er verlangte durchgreifende Maßnahmen gegen den Zwischen⸗ handel und die Gastwirte, die aus dem allgemeinen Elend Vorteil zögen. Zahlreiche andere Abgeordnete schlossen sich diesen Ausführungen an und betonten besonders die Notwendigkeit, der Kartoffelkrise zu steuern. Lafont erklärte, daß die falschen Maßnahmen, wie Handels⸗ einschränkungen und Preisfestsetzungen usw. die Schuld an der schlechten Lage trügen. Bougdre bemerkte, daß die Verkehrs⸗ schwierigkeiten und die Flucht der Pariser Bevölkerung in die Provinz daselbst eine ungeheure Teuerung hervorgerufen hätten. Der Ver⸗ pflegungsminister Boret führte in längerer Rede aus, daß die Be⸗ völkerung der Regierung durch Kampf gegen den Zwischenhandel zur Bekämpfung der Teuerung helfen müsse. Als Hauptursache der Krise hob er besonders die Unzulänglichkeit der Einfuhr und die Verminde⸗ rung der verfügbaren Arbeiter, das Eintreffen der alliierten Truppen und die Verschwendung hervor. Der Minister betonte die Notwendig⸗ keit äußerster Einschränkung. Der Abg. Raffin⸗Dugens erklärte sich nicht mit den Ausführungen des Ministers einverstanden und verlangte, daß die Regierung der Arbeiterbevölkerung die notwendigen Lebensmittel sicherstelle. Einige weitere Abgeordnete befurworteten für den Notfall einer allgemeinen Beschlagnahme die Entwicklung der Konsumgesellschaften und scharfe Maßnahmen gegen die Spekulation.
Die Kammer nahm eine Tagesordnung an, die der Re⸗ gierung das Vertrauen ausspricht und sie auffordert durch kräftige Maßnahmen gegen die Spekulanten die Verpflegung des Landes sicherzustellen.
— Der Senatsausschuß für auswärtige An⸗ gelegenheiten nahm, wie die „Agence Havas“ meldet, mit lebhafter Genugtuung die Erklärung des Präsidenten Wilson zur Kenntnis, wonach kein Waffenstillstandsvorschlag geeignet sei, an die Bundesgenossen weitergeleitet zu werden, solange die Feinde irgendeinen Teil des Landes besetzt hielten. Der Ausschuß prüfte die Lage in Kleinasien und kam zu der Ansicht, daß Frankreich, getreu seinen Ueberlieferungen, im Einverständnts mit seinen Verbündeten die Befreiung der unterdrückten Völker vor allem in Armenien und Syrien
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Niederlande. 8
In der Zweiten Kammer gab der Minister des Aeußern van Karnebeck in seiner Antwort auf die Interpellationen der Abgeordneten Troelstra und Ravenstijn laut Bericht des „Korrespondenzbüros“ folgende Erklärung ab:
Die wirtschaftlichen Verhandlungen mit Deutschland würd en wieder aufgenommen. Mit den Verbündeten sei grundsätzliche Ueber⸗ einstimmung über die Wiederaufnahme der Verhandlungen erreicht worden. Die Regierung werde nichts unversucht lassen, um die dringend erforderlichen Ergebnisse zu erreichen. Die Politik der Re⸗ gierung werde national und neutral sein. Sie werde auf die dauernde Handhabung einer absoluten ehrlichen Neutralität eingestellt sein. Die auswärtige Politik müßte in der Atmosphäre des Vertrauens ge⸗ führt werden sowohl hinsichtlich des Auslandes, soweit es sich um die Durchführung der Neutralität handele, als auch von Seiten des niederländischen Volkes und seines Parlaments, dessen Vertrauen un⸗
entbehrlich sei. Türkei.
Die Zeitungen erklären die Nachricht von dem Rücktritt Talaats für verfrüht. Der Rücktritt sei erst dann zu er⸗ warten, wenn das neue Kabinett Tewfik gebildet sei.
— Die Kammer wurde vorgestern mit einer Thron⸗ rede des Sultans eröffnet.
Wie „Wolffs Telegraphenbüro“ meld et, erinnert die Thronrede an die schwierige Lage, in die die Türkei durch den Zusammenbruch Bulgariens geraten sei. Sie habe durch ihr Friedensangebot ge⸗
2 8
langen Krieges heimgesuchte türkische Nation und die heldenhafte Armee ehrenvollen Frieden herbeizuführen versucht. Vereint mit den
Sicherung des Landes getroffen. Der Sultan hoffe auf einen günstigen Ausgang und daß die Armee den während des Krieges er⸗ worbenen Ruhm bis zum Ende bewahre. Er flehe zu Gott, daß er die türkische Nation vor Zusammenbzuch und Verzweiflung behüte und Spaltungen und Streitigkeiten nicht zulasse.
Die Kammer wählte Halil mit 70 Stimmen zum Präsidenten gegen 50, die für Fethj waren. Riza Pascha wurde zum Senatspräsidenten ernannt. 8*
Bulgarien. I6 .
Der deutsche Gesandte Graf Oberndo rff ist am Freitag vom König in Abschiedsaudienz empfangen worden.
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Ukraine.
Der Hetman hat den Ministerpräsidenten Lisogub, den Minister des Innern Kistiakowski, den Finanzminister Rsepetzky, den Handelsminister Gutnik und den Kriegs⸗ minister Rogosa laut Meldung des „Wolffschen Telegraphen⸗ büros“ ermächtigt, als Vertreter des ukrainischen Staates, die Verhandlungen mit der Krim zu führen und alle Ver⸗ träge zu unterschreiben. Zu diesen Verhandlungen wurden Vertreter der tatarischen Bevölkerung und der deutschen Kolonisten zugelassen. Die ukrainische Regierung legte den Entwurf über die Regelung der zukünftigen Beziehungen zwischen der Krim und der Ukraine vor. Ueber diesen Ent⸗ wurf fanden Verhandlungen statt, die zur Zeit nicht aus⸗ sichtsreich sind. Die ukrainisch⸗ rumänischen Ver⸗ handlungen gehen ihrem vorläufigen Ende entgegen. In nächster Zeit wird sich laut Zeitungenachrichten eine ukrainische Abordnung unter General Daschko⸗Gorbatzki zur Orientierung über die wirtschaftliche Lage Rumäniens und zur Erledigung diplomatischer Aufträge nach Rumänien begeben. 1
Der ukrainische Ministerrat hat den Gesetzentwurf über die Wiederherstellung des freien Kosakentums in der Ukraine, und zwar im Tschernigowschen, Poltawaschen und zum Teil im Charkowschen Gouvernement, wo noch Reste des Kosakentums existieren, bestätigt und die Beratung des neuen allgemeinen Wehrpflichtgesetzes beendet. u“
Amerika. “
Der amerikanische Staatssekretär Lansing erklärte de „Reuterschen Büro“ zufolge in einer Ansprache: wenn ein neuer Weltkrieg vermieden werden solle, müßten strenge Gerechtigkeit und das Wohl aller die beherrschenden Gesichtspunkte derjenigen sein, denen die Aufgabe anvertraut sei, den Friedensvertrag zu entwerfen, und während die strenge Gerechtigkeit durch Gnade gemildert werden müsse, sollten die Urheber der furchtbaren Verbrechen, die gegen die Menschheit begangen worden seien, nicht vergessen werden. Wenn die Zeit komme, die Rechnungen abzugleichen, so sei nicht zu vergessen, daß, während strenge Ge⸗ rechtigkeit ohne Gnade unchristlich sei, die Gnade, welche die Gerechtigkeit zerstöre, in gleicher Weise unchristlich wäre.
Asien.
Der neue Präsident der Republik China Hsiu⸗ Chetchang hat der „Agence Havas“ zufolge vorgestern den Eid geleistet und das diplomatische Korps in offizieller Audienz empfangen.
— Nach einer Reutermeldung aus Wladiwostok haben die von Blagowestschensk kommenden Truppen Semenoffs in Kuch⸗ lewo ihre Verbindung mit den von Chabarowsk heranrückenden japanischen Truppen hergestellt Der geschlagene Feind flieht längs des Zeeflusses nordwärts. 1500 Magyaren, die versucht hatten, nach der Mandschurei zu entkommen, sind gefangen ge⸗ hommen worden. 6“
Kriegsnachrichten.
Berlin, 13. Oktober, Abends. (W. T. B. Keine größeren Kampfhandlungen.
Die in den letzten Wochen mit aller Planmäßigkeit und Ruhe durchgeführten Rückverlegungen und die dadurch bewirkte Verkürzung der Front haben die deutsche Oberste Heeresleitung in den Stand gesetzt, alle Durchbruchsversuche abzuweisen. In der Champagne führte der von den Deutschen rechtzeitig erkannte Angriff zu einer schweren Niederlage der Franzosen. Zwischen Argonnen und Maas sind die immer wiederholten Durchbruchsversuche der Amerikaner gescheitert, und zwischen Cambrai und St. Quentin konnten die Engländer das deutsche Liniensystem zwar zurückdrücken, aber nicht durchbrechen. Auf den Erfolg der Operationen zwischen Cambrai und St. Quentin hatte die Oberste Heeresleitung besondere Hofs⸗ nungen gesetzt. Am 8. Oktober stand bier hinter den Hängen von Prémont das gesamte englische Kavalleriekorps mit zahl⸗ reichen Batterien bereit, um nach gelungenem Durchbruch zur Verfolgung vorzustoßen und die Verbindungen zwischen Le Cateau und Valenciennes abzuschneiden. Die englischen Reiterscharen wurden jedoch von deutschen Fliegern recht⸗ zeitig erkannt und durch Artilleriefeuer zersprengt. Am 11. Oktober versuchten die Engländer einen neuen Durchbruch nordöstlich Cambrai in Richtung auf Valenciennes. Sie griffen dieses Mal mit mehreren frisch eingesetzten englischen und kanadischen Divisionen auf verhältnismäßig chmalem Raume, jedoch in außerordentlicher Tiefe an. Ihre dichten Anariffswellen wurden teilweise von berittenen Offizieren eführt. Zahlreiche Tanks rasselten ihnen voran. Im ersten Arstarm gelang es ihnen, das in der deutschen Linie liegende Dorf Iwuy zu nehmen. Auf den Höhen östlich und südöstlich des Dorfs brachten jedoch deutsche, von Panzerwagen begleitete Gegenstöße den englischen Angriff bald zum Stehen. Durch die weiteren Rückverlegungen am Chemin des Dames, an der Aisne und in der Champagne wird eine weitere Kürzung und Stärkung der deutschen Front bewirkt.
— Großes Hauptquartier, 13. Oktober. (W. T. B.) “ Westlicher Kriegsschauplatz.
8 Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht. Am Kanal⸗Abschnitt beiderseits von Douai und am
Westrande von Douai stehen wir in Gefechtsfühlung mit dem
einde. Douai hat durch feindliches Artilleriefeuer und
Fliegerbomben erheblich gelitten. Nordöstlich von Cambrai
haben wir uns in der Nacht vom 11/12. 10. vom Feinde
etwas abgesetzt. Der Feind ist gestern mittag gefolgt und stand am Abend bei Avesnes le Sec und auf den Höhen am westlichen Selleufer bei Saulzoir und Haussy Am frühen Morgen heftliger Artilleriekampf beiderseits von Le
Cateau. Zwischen Solesmes und Le Cateau griff der
Feind mit starken Kräften an. Es gelang ihm, beiderseits von
Neuvilly in uusere Stellungen einzudringen. Unser durch
stärkste Artillerieeinwirkung vorbereiteter Gegenangriff führte
zu vollem Erfolge und warf den Feind wieder zurück. Ein am
Abend bei Briastre erneut vorbrechender Teilangriff wurde
abgewiesen.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz.
Nordöstlich der Oise setzte der Gegner zu starken An⸗ griffen beiderseits von Vaux Andigny, östlich von Bohain und bei Aisonville an. Bei und nöͤrdlich von Origny
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