Studentendienst
1914; Pfarrer Holstein, Mitglied des
Pereins Deutscher Studenten; Dr. Hermann Kapenberger, Mit
glied des V. C; Dr. Kautz, Vertreter
bunzes; anwalt C.
Direktor
Kais. Präsident, Wirkl. Geh. Oberregierungsrat
Gesamtverbandes alter Korpsstudenten; istandsmitglied des Akademischen Hilfs⸗
öcker, Mitzlied des Unitasbundes; Patent⸗ glied des W. S. C.; Dr. F. A. Pinkerneil
entralstelle für Berufsberatung der Aka⸗
demiker; Dr. Redlich, Kammergerichtsrat, Mitglie
Turnbundes; 8
Militärbaumeiste bundes;
Roeseler, Schriftleiter
Militärstrafgesetzbuch, Mili⸗ ärgerichtlich wichtigen Bestim⸗
trafgesetzbuchs, erläutert durch die einschläg gen
Moarff . Verfügungen unter
der Kriegszeit.
e Generalkommandos des Königlich sammengestellt von Reichs gerichtsrat k. A., und Ar gerichtsrat k. A. beim Oberkriensgerich
kommandos des Gardekorp von Franz
und die Ver g. Erläuterung des Mil
nung
Geb. 16 ℳ. — Mit als Militärrichter tätig sind un die En Beii
besonderer Berück⸗ Auf Veranlassung des Königlichen
2s Gardekorps mit Ge⸗ preußischen Kriegsministeriums zu⸗ gerichtsrat L vz, bisher Oberkriegs⸗ stellvertretenden General⸗ Sei Berlin Verlag
falt haben die auch praktisch nbefondere die
ingen der zuständigen Be⸗
äun ßer Sorg d daher
tscheidungen
itärstrafgesetzbuchs, der und der Einführungsgesetze zu ihnen ver⸗ des Krieges Rechnung tragend die oft Einsichtnahme in die umfangreichen Ent
echts ätze wiedergegeben, sondern aus der e wesentlichen Ausfuͤhrungen tunlichst wortgetreu nebmigung des Kriegsministeriums sind auch
wichti ungedruckte
1
r K p PtS b tegsgerichts k
derücksichtigt, w
ge Verordnungen und Verwaltungsvor⸗
Entscheidungen des Reichsmilitärgerichts eim stellvertretenden Generalkom mando des as den Wert des Kommentars noch erhöht.
e Anzahl militärrechtlicher Nebengesetze verarbeitet und ie Rechtsprechung zu den ins Militärrecht einschlagenden a
Bestimmungen des Reichsstr
rläuterer die Rechtsprechun 81 8 lspb lassen. Der Papierknapph ohnehin sich in den Hände
sgesetzbuchs eingehend dargestellt, dessen g der Militärgerichte meist außer Betracht eit wegen sind die Gesetzestexte, die ja n der Militärjustizbeamten und Gerichts⸗
ffiziere befinden, fortgelassen und nur die Novellen zum Militärstraf⸗
gesetzbuch vom 8. August 19 den betreffenden Paragraph ausführliches Sachverzeichnis des umfangreichen Wertes,
13, 14. Juli 1914 und 25. April 1917 bei en im Wortlaute wiedergegeben. Ein von 76 Seiten erleichtert die Benutzung das, nachdem das bisher vorhandene
Schrifttum des Militärstrafrechts zum Teil veraltet war, nicht nur den Militäjjuristen, sowohl den beruflichen wie den während des Krieges eingezogenen, sondern auch den Ziviljuristen ein willkommener
Führer sein wird.
Kriegszustand, Kriegsstrafgesetze und Gerichtsbar⸗ keit. Uebersicht von Dr. G. von Weigel, Senatspräsidenten des bayerischen Senats beim Reichsmilitärgericht. Zweite Ausgabe nach dem Stande vom 1. August 1918. Berlin, Verlag von Franz Vahlen. Preis 3 ℳ. — In dieser Schrift sind die im Kriege am häufigsten vorkommenden strafbaren Handlungen und anzuwendenden Bestimmungen des materiellen und des formellen Strafrechts (des
Reichsstrafgesetzbuchs und des Millitärstrafgesetzbuchs strafgerichtsordnung usw.) Uebersicht
zusammengestellt,
des Einführungsgesetzes zu diesem, und der Kriegsgesetze, der Militär in der Form einer tabellarischen geordnet nach dem persönlichen
Geltungsgebiet der Vorschriften: diejenigen für deutiche Militär⸗ versonen (einschließlich von Beamten) der Armee und der Marine, für Schiffsangestellte und andere an Bord dienstlich Eingeschiffte für Personen, die sich in einem Dienst⸗ oder Vertragsverhältnisse beim kriegführenden Heere besinden oder sonst sich bei ihm auf⸗
halten oder ihm folgen,
oeß
für au ländische, zum kriegführenden
Heere zugelassene Offiztere und ihr Gefolge, Vorschriften für Kriegs⸗
gefangene, Strafdrohungen
für Hoch⸗, Landes⸗ und Kriegsverrat von
Personen des Soldatenstandes, Bestimmungen, die in gleicher
Weise bei strafbaren solchen von Ausländern
Handlungen von Deutschen wie bei
anzuwenden sind, endlich Straf⸗
drohungen für und Ausübung der Strafgerichtsbarkeit über Aus⸗
änder, die nicht zu den
Truppen des Feindes gehören, ein⸗
schließlich der Zivilbeamten der seindlichen Regierung. Die vor⸗
liegende neue Ausgabe ber Verordnungen, die bis An
ücksichtigt alle cinschlägigen Gesetze und fang August 1918 ergangen sind. Das
Reichsgesetz gegen den Verrat militärischer Geheimnisse vom 3. Juni
1914, das preußische Gesetz über den
vom 4. Juni 1851 mit
es r Belagerungszustand seinen Abänderungen, das Reichsgesetz
über den Kriegszustand vom 4. Dezember 1916 und die zu dessen Ausführung ergangene Kaizerliche Verordnung von demselben Tage, das baverische Gesetz über den Kriegszustand vom 5. November 1912 mit seinen Abänderungen, das Reichsgesetz, betreffend die Verhaftung und Aufenthaltsbeschränkung auf Grund des Kriegszustandes und des
Belagerungszustandes, vom verordnung, betreffend die
4. Dezember 1916 und die Bundesrats⸗ Entschädigung für Verhaftung oder Auf⸗
enthaltsbeschränkung auf Grund des Kriegszustandes und des Be⸗ lagerungszustandes, vom 8. Februar 1917 sind, soweit sie imeressieren, wie viele andere Bestimmungen wörtlich wiedergegeben.
Wohlfahrtspflege.
Daß die Herstellung von Kleinwohnungen vielfach auch
in der Kriegszeit erfolgreich
hat durchgeführt werden können, beweisen
die alljährlich vom Statistischen Amt der Stadt Cöln veröffentlichten HZIATTT“ 3 3 zt; b zo!
Uebersichten über die Bautäaͤtigkeit und den Wohnungsmarkt. Es
wurden im Jahre 1917 durch die gemeinnützige Bautatigkeit
9
in Cöln 31 Arbeiterwohnhäufer mit ebenso viel Wohnungen her⸗
Im Jahre 1916, in dem auch schon Materialnot 8 hohe Löhne den Wohnungsbau erschwerten, war die Zahl der neu errichteten Mbeiterwohnungen doppelt so groß, sie betrug
61 Häuser mit ebensoviel
Wohnungen. Eine Uebersicht über die
Leistungen der gemeinnützigen Bautätigkeit in Cöln seit 1897 ergibt,
daß seit dieser Zeit, also innerhalb eines zwanzigjährigen Ze traums,
inegesamt 1695 Arbeiterwohnungen in 716 Häusern und 581 Beamten⸗ wohnungen in 79 Häusern hergestellt wurden. Daran sind die Stadt
öln 5
er Eisenbahnfiskus 3
als Arbeitgeber, drei private Arbeitgeber,
Stiftungen, gemeinnützige Gesellschaften und Baugecnossenschaften
Land⸗ und Forstwirtschaft. 56 Bekaämpfung der Sperlingsplage. 8— Haus⸗ und Feldsperling gehören, wo sie in großen Massen auf⸗ reten, in Deutschland unbedingt zu den schädlichen Vögeln. Auch für dieses Erntejahr liegen Meldungen vor, daß gegendweise infolge der Sperlingsplage kaem die Aussaat geerntet worden ist. Zur Be⸗
kämpfung der Sperlinge ko
mmen bei dem Mangel an hinlänglich
brauchbaren Fangyvorrichtungen und den gesundheitspolizeilichen Be⸗
denken, die dem Auslegen von Giften BEESö in das Ausnehmen der Nester — am besten kr
werden —, ferner das Fan üllen und das Schießen
Betracht nur 1 urz bevor die Jungen flügge en der Sperlinge zur Winterzeit in den er sich nach Schneefall auf schneefrei ge⸗
machten, mit Futter bestreuten Plätzen ansammelnden Sperlinge mit Vogeldunst. In manchen Gegenden Deutschlands soll sich auch die Anwendung aus Ton gefertigter Nistgelegenbeiten, sogenannter Spatzen⸗ fallen, bewährt haben, die, wenn sie von den Sperlingen zum Nisten angenommen werden, ein leichtes Ausnehmen der Brut ermöglichen.
Für das Ausnehmen der Nester kämen heute wobl nur Kinder in Betracht, und es besteden desbalb Bedenken, diesen Weg, zu empfehlen, weil eine solche Tatigkeit auf die Kinder verrohend wirken und sie verleiten könnte, auch die Bruten nützlicher Vögel nicht zu schonen 1 1 — Bei stärkerer Kälte pflegen sich Sperlinge in größerer Zahl in den Ställen einzufinden und können dann leicht an die Fenster ge⸗ trieben und dort gefangen werden. Nach dem Rate des Freiherrn von Berlepsch sollen möglichst nur die Weibchen weggefangen werden, da dann die bereits jetzt in Ueberzahl befindlichen Männchen das Brutgeschäft noch mehr stören werden, als es ohnehin der Fall ist.
Wenn bei Schneelage die Sperlinge nach kleinen, schneefrei ge⸗ machten Plätzen durch Futter angelockt werden, tönnen sie mit einem Schuß in größerer Anzahl erlegt werden. Als Lockmittel kann vom Heuboden entnommener Unkrautsamen dienen.
Der Sperling ist reiner Körnerfresser. Sein Fleisch stellt, be⸗ sonders wenn der Fang oder Abschuß zu Beginn des Winters ge⸗ schieht, ein sehr schmackhaftes Nahrungsmittel dar, das sicher noch leichter, als dies bereits bei den Saatkrähen geschieht, in den
ten Absatz finden dürfte. —
Für Preußen hat der Minister für Landwirtschaft, Domänen und Forsten bereits entsprechende Anweisungen an die
ggeordneten Behörden erlassen. (Zentralblatt der preußischen ndwirtschaftkammern.)
Washington, 8. November. (W.T. B.) Nach dem Monatsbericht os beträgt der durchschnittliche Stand von Mais am
3 des Ackerbaubü r urchschn on. 5,6 vH gegen 725 vH um die gleiche Zeit des Vor⸗
r 1. November 8 L jahrs und 83,8 vH im Jahre 1916. Das Ernteergebnis von N wird auf 2 749 198 000 Bushels geschätzt gegen 3 159 500 000 Bust im Jabre 1917 und 2 583 000 000 Bushels im Jahre 1916. D. Ernteergebnis von Leinsaat wird auf 14 646 000 Bushels geschätzt gegen 8 473 000 Bushels im Vorjahre und 15 Millionen Bushels im Jabre 1916. Das Durch'’chnittsgewicht von Weizen wird mit 58,8 Pfund per Busbel gegen 58,5 Pfund im Vorjahr und 57,1 Pfund im Jahre 1916 angegeben. 8
Nr. 10 des „Ministerialblatts für die preußische innere Verwaltung'“, herausgegeben im Ministerium des Innern, vom 31. Oktober 1918 hat folgenden Inhalt: Allgemeine Verwaltungssachen: Verfügungen vom 18. und 30. September 1918, betr. Bewilligung einer einmaligen Kriegsteuerungszulage an Lohnempfänger niederer Ordnung; Verfügungen vom 26. Juli und 20. September 1918, betr. Auszahlung nicht abgehobener Kriegs⸗ teuerungsbezüge an die Erben der Empfangsberechtigten; Verfügung vom 14. September 1918, betr. Zuschüsse zur Umzugskostenvergütung: Verfügung vom 14. August 1918, betreffend Aenderungen am bau⸗ lichen Bestande der Dienstwohnungen. — Staatshaushalt, Kassen⸗ und Rechnungswesen: Verfügung vom. 20. August 1918, betreffend Einziehung und Außerkurssetzung der Fünfundzwanzig⸗ pfennigstücke aus Nickel; Verfügung vom 20. September 1918, betreffend die Behandlung beschädigter und unbrauchbar gewordener Reichsbanke noten, Reichskassenscheine und Darlehnskassenscheine. — Gesundheits⸗ wesen: Verfügung vom 10. September 1918, betreffend staatliche Prüfung von Fürsorgerinnen. — Heer und Flotte: Verfügung vom 28. September 1918, betreffend Aufwandsentschädigung. — Kriegswirtschaftliche und sonstige Kriegsmaßnahmen: Verfügung vom 9. Oktober 1918, betr. Ergänzung der Ausführungs⸗ bestimmung zur Verordnung über Bier und bieräynliche Getränke; Verfügung vom 24. September 1918, betr. Kriegsmietrecht: Ver⸗ fügung vom 7. September 1918, betr. Familsenunterstützung: Ver⸗ fügung vom 13. September 1918, betr. Familienunterstützung; Verfügung vom 17. September 1918, betr. weitere Ab⸗ schlagszahlung auf Familienunterstützungen; Verfügung vom 4. Oktober 1918, betr. Forderungen der Ortsarmenverbände gegenüber den Lieferungsverbänden für Anstaltspflege; Ver⸗ fügung vom 5. Oktober 1918, betr. Erhöhung der Familienunter⸗ stützung; Verfügung vom 12. September 1918, betr. amtliche Für⸗ sorgestellen für Kriegshinterbliebene. — Bau⸗ und Verkehrs⸗ wesen: Verfügung vom 27. August 1918, betr. Errichtung von Wohnungsämtern; Verfügung vom 2. Oktober 1918, betr. Mit⸗ wirkung der Baugenossenschaften bei der Förderung des Wohnungs⸗ baues; Bekanntmachung vom 30. September 1918, betr. Eisenbahn⸗ maschinen⸗ usw. Nebenämter.
Theater und Mufik.
Im Schauspielhause sa d am gestrigen Dienstagvormitteg eine Vollversammlung sämtlicher Mitglieder des Opern⸗ und Schauspielhauses statt, in der die Wahlen des Künstlerrats endgültig festgestellt wurden, der den Auftrag erhielt, mit der neuen Regierung und den anderen zuständigen Stellen betreffs Uebernahme beider Theater Fühlung zu nehmen. Der Künstlerrat besteht aus den Herren: Generalmusitdirektor Blech, Spielleitern Dr. Bruck und Mannstädt, Oberspielleiter Patry, Generalmusikdirektor Dr. Richard Strauß, Kapellmeister Edmund von Strauß.
Im Lessingtheater findet die Erstaufführung von Hans Müllers „Schöpfer“ am 16. November statt. Für den erkrankten Theodor Loos hat Alfred Abel die Rolle des Baron Scheel über⸗ nommen.
Konzertverlegungen. Die für heute, Mittwoch, im Bech⸗ steinsaal und in der Singakademie angesetzten Konzerte von James Simon und Heinrich Grünfeld müssen verlegt werden, desgleichen die Konzerte von Anna Reichner⸗Feiten und Alice Krieger, beide im Klindworth⸗Scharwenkasaal, und der Liederabend von Margarete Henke im Künstlerhaus. — Da⸗ gegen wird mitgeteilt, daß Rudolf Laubenthals Lieder⸗ und Artenabend morgen im Blüthnersaal bestimmt stattfindet.
Mannigfaltiges.
Warnung vor Verwendung des Mohns als Tabak⸗ ersatz. Bei dem derzeitigen Mangel an Rauchtabak sind vielfach auch die Blätter, die Stengel und die reifen Kapseln des im Inlande angebauten Mohns als Tabakersatzstoffe empfohlen worden. Gegen eine derartige Verwendung dieser Pflanzenteile, namentlich der Mohn⸗ kapsfeln, werden aber vom Reichsgesundheitsamt wegen der damit verbundenen gesundheitlichen Gefahren gewichtige Bedenken erhoben, da der Schlafmohn (Papaver somni- ferum) diejenige Pflanze ist, aus der das Opium gewonnen wird. Auch der in Deutschland angehaute Mohn enthält Opiumalkaloide. Das Opium verdankt seine Wirktamkeit einer großen Zahl von Alkaloiden, und zwar ist der Milchsaft der unreifen Kapseln daran am reichsten. Unter ihnen befindet sich das Morphin. Während der weiteren Entwicklung der Pflanze werden die Altaloide wieder verbraucht, daher enthalten reife Mohnkapseln davon höchstens nur noch Spuren und sind so gut wie ungiftig. Nach früheren Untersuchungen enthielten aber auch die im Handel befindlichen zerkleinerten Mobnköpfe, die angeblich aus reifen Kapseln bestanden, beträchtliche Mengen von Rorpbin und anderen
wirksamen Opiumalkaloiden. Danach ist also der Alkaloidgehalt
auch der reifen Kapseln noch so erheblich, daß Bede nken gec⸗ ibre Verwendung erhoben werden müssen, abgesehen davon. 9e der Zustand der Reife der Kapseln von Laien nicht immer 28 6 werden dürfte, so daß die Mitverwendung un reifer oder balke reiter Kapseln nabeliegt. Es muß angenommen werden, daß m⸗
zersetzts Morphin in den Rauch beim Opiumrauchen übergent
kleiner Morphinme gen in den Rauch zu rechnen und zb,àn Giftwirkungen würden sich daber voraussichtlich bemerkvar 89v wie sie beim Rauchen von Opium beobochtet werden. sichtlich der Kapseln Gesagte gilt wahrscheinlich auch bis zu gewissen Grade von den übrigen Teilen der Schlafmohnpflanzen es darf als sicher gelten, daß sich die Alkaloide der Morphingruüde in der ganzen Mohnpflanze, wenn auch in geringeren Mengen⸗, n finden, so daß es sich empfiehlt, ganz allgemein nicht nur di 1 kapseln, sondern auch Blätter und Stengel des Schlafmohns dn Tabakersatzstoffe zu vermeiden. (Zentralblatt der preußischen dend wirtschaftskammern.)
en en, In in⸗
einem
Groß Berlin zeigte gestern sein gewohntes Bild, die Ansamm⸗ lungen haben nachgelassen, es geht jeder seinem Dienste nach die Stimmung unter der Bevölkerung ist auagezeichnet, und über das Verhalten der Soldaten⸗ und Arbeiterräte hört man nur Gutez Trotzdem sind die Freunde der sozialistischen Republit gegen jede ver⸗ dächtige Handlung gewappnet. Wie der Arbeiter⸗ͤ und Sol⸗ datenrat bekannt gibt, ist das Verbot des Aufenthalts auf der Straße nach 8 Uhr Abends aufgehoben. Allerdings wird erwartet, daß sich niemand zwecklos auf der Straße zeigt, und daß diejenigen, die ihr Beruf zwingt, zu später Nachtstunde die Straßen zu passieren, sich unverzüglich nach Hause begeben. Das Schießen an gewissen Stellen der Stadt, das nur durch die zwecklosen Putsch⸗ versuche hervorgerufen wird, die mit der Sache an sich gar nicht in Verbindung stehen, wird schnell aufhören, da die Org nisatiocn der militärischen Polizei spätestens heute voll funktionieren wird,
W. T. B.)
Königsberg, 12. November. (W. T. B.) Der Ober⸗ präsident bat an die Landräte und Oberbürgermeister eine An⸗ ordnung erlassen, in der es heißt: „Auf Wunsch des Arbeiter⸗ und Soldatenrats in Königsberg, der die vollziehende Ee⸗ walt für Stadt und Provinz Ostpreußen besitzt, habe i mich entschlossen, bis auf weiteres mit den mir unterstellten Beamten die Geschäfte fortzuführen, um im Interesse der Bevölkerung von Stadt und Land den geordneten Gang de Geschäfte nach Möglichkeit aufrecht zu erhalten. Besonderes Gewicht ist auf weitere Sicherung der Volksernährung zu legen. Alle land⸗ wirtschaftlichen Erzeuger werden daher dringend ersucht, sch nicht durch die bestehende schwere Mißstimmung des groͤßten Teiles der Landbevölkerung über die politische Entwicklung von der Erfüllung ihrer Pflicht abhalten zu lassen. — Dazu erfahren wir, daß die Versorgung der städtischen Bevölkerung der Provinz mit Lebensmitteln für die nächste Zeit ge⸗ sichert ist. Es besteht auch kein Zweifel daran, daß sie bei weiterem ordnungsmäßigen Funktionieren der Verwaltungsbehörden weiterhin ebenso wie die Verpflegung der in der Provinz vorhandenen Truppen bis zur neuen Ernte gesichert werden, und daß noch ein erheblicher Ueberschuß ins Reich abgeliefert werden kann.
Beuthen, 12. November. (W. T. B.) Gestern abend ber⸗ breitete sich in ganz Oberschlesien das Gerücht, daß eine mehrtausendköpfige Bolschewistenbande sengend und plündend auf dem Wege nach Oberschlesien sei und die Grenze bereits überschritten habe. Diese Gerüchte schienen noch bestätigt zu werden durch die Alarmierung der Mi litärmannschaften und die Aufforderung an Zivilpersonen sich sofort in der Kaserne zum Schutze der Grenze einzufinden Eine ungeheure Panik ergriff die Bevölkerung. Alles machte sich bereit, die Stadt zu verlassen. Wie wir von zuständiger Stelle erfahren, waren die Gerüchte übertrieben. Dessenungeachtet aber wurde zum Schutz der Grenze vor etwaigen Einfällen solcher Bande eine starke Grenzbewachung aufgeboten, so daß vorlzuftg eine Gefahr nicht mehr besteht, zumal nachdem auch aus anderen Garnisonen Hilfe erbeten worden ist.
Kattowitz, 12. November. (W. T. B.) Die „Kattowiter Zeitung“ meldet: Die Meldungen der Berliner Abendblätter über das Eindringen polnischer Räuberbanden in Oberschlesien entbehreg der Grundlage. Es erscheint ausgeschlossen, daß bolschewistische Räuberbanden über die Grenze kommen.
Posen, 12. November. (W. T. B.) Der Arbeiter Gund Soldatenrat erläßt folgende Bekanntmachung: „Da Gerücht, daß polnische Legionäre auf dem An marsche auf Posen sein sollen, beunruhigt die Bevölkerung. D. Arbeiter⸗ und Soldatenrat hat sofort eine Kommission, der sich unteg Führung des Abgeordneten Dr. Seyda die Vertreter der polnischen Reichstags⸗ und Landtagsfraktion angeschlossen haben, nach der Landesgrenze abgesandt. Die polnischen Abgeordneten er klärten, 8 sie es auf k inen Fall zu einem Zusammenstoß mit den deulschen Soldaten kommen lassen werden. Der Arbeiter und Soldatenrat erklärt, daß eine Gefahr für die Bevölkerung Posens gänzlich ausgeschlossen ist. Die Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung ist gewährleistet, die Bildung einer Bürgerwehr, bestetend aus allen Kreisen der Bevölkerung, ist beschlossen. Wir ersuchen ale Bevölkerungsklassen, Ruhe und Ordnung zu bewahren. Jeder gel seiner gewohnten Arbeit nach. Ausschreitungen werden schwer bestraft⸗
Dresden, 12. November. (W. T. B.) In dem voor den hiesigen Landgericht gestern verhandelten Prozeß wegen des Dresdener Eisenbahnunglücks am 22. September wulde gegen 10 Uhr Abends das Urteil gefällt. Beide Angeklagte, der Lokomotivführer Schneider und der Hilfsheizer Becher, wurden zu se ocht Monaten Gefängnis verurteilt. Beiden wurde die Untersuchungshaft voll angerechnet. Bei Schneider wurde die Farben⸗ blindheit als Milderungsgrund angesehen, dafür ihm aber die go ¹ Verantwortlichkeit beigemessen. Dem Antrag der Anwälte au Hoft⸗ entlassuns der Verurteilten wurde vom Gericht stattgegeben.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
Familiennachrichten.
Verlobt: Frl. Britta von Vegesack mit Hrn. Hauptmann Bemne von Heineccius (Wenden i. Livland). Gehoren: Ein Sohn: Hrn. Carl Adolf von Kulmiz (Goriun⸗ Iö Hr. Generalmajor z. D. Fchr. von Gayl (Hm künden). 1 1
““
Verantwortlicher Schriftleiter: Direktor Dr. Tyrol, Charlottenbug⸗ Verantwortlich für den Anzeigenteil: Der Vorsteher der Geschäftsstelt Rechnungsrat K. engering in Berlin. Verlag der Geschäftsstelle Mengering) in Berlin. Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagsanstalt 8
Berlin, Wilhelmstraße 22. 8
Vier Beilagen.
Es wäre also auch im vorliegenden Falle mit dem Uebergang] zv vLalg.
Niichtamtliches.
“ Oesterreich.
Die provisorische Nationalversammlung hat in her gestrigen Sitzung den vom Staatsrat vorgeschlagenen Geseteentwurf, betreffend die Verkündigung der deutsch⸗ jsterreichischen Republik als Bestandteil der deut⸗ schen Republik unter begeistertem Beifall einstimmig an⸗ genommen. Ueber den Verlauf der Sitzung liegt folgen der ericht des „Wolffschen Telegraphenbüros“ vor:
Der Präsident Dinghofer widmete dem verstorbenen Staats⸗ sckretir des Aeußeren Dr. Viktor Adler einen Nachruf, worin er aosführte: „Dr. Biktor Adler war, wenn auch siechen Körpers, in der vordersten Reihe jener, die daran gingen, für die Deutschen in Hesterreich ein neues Vaterland aufzurichten. Noch letzten Samstag bäötten wir ihn im Staatsrat mit klugen Worten den Anschluß Deutsch⸗Oesterreichh an das große deutsche Nachbarreich impfehlen. Es sollte seine letzte poluische Mahnung sein. Das Schichal hat ihm verwehrt, den Weg, den er zu weisen begonnen hat, mit uns zu Ende zu gehen. Nach Uebergang zur Tagesordnung berichtete der Staatstanzler Dr. Renner über die Vorlage, be⸗ treffend die Staats⸗ und Regierungsform in Deutsch⸗Oesterreich. Der Etatskanzler verwies darauf, daß die Vorlage vom Staatsrat im Drange der Not beschlossen worden jei. „Deutsch⸗Oesterreich, sagte Renner inn nach dem furchtharen Zusammenbruch nur eine öffentliche Gewalt innen, die vom Volke seldst und aus der Voltsvertretung hervor⸗ ing. Wenn wir die deutsch⸗bsterreichische Republik erklären, so vollzziehen wir eine Notmwendigke t nach außen in unseren Be⸗ jiehungen zu den übrigen Völkern Euroyas und der Welt, zu freund⸗ licen und bisher noch feindlichen Mächten. Heute ist die Demokratie das Grundgesetz in der ganzen Welt geworden. Auch wir müssen mit den Methoden der modernen Zivilisation regient werden. Wir wollen niemanden beherrschen außer uns selbst. Wir wollen aber auch nicht Opfer irgendwelcher fremden Herrschaft werden. (Allgemeiner, lebhafter Beifall.) Wir werden auf keine in unserem Siedlungsg biet eingeschlossenen Volksteile ver⸗ schten. (Lebhafter, allgemeiner Beifall.) Der Redner betonte die Rotwendigkeit des Zusammenschlusses der drei Hauptgruppen der Be⸗ völkerung, Bürgey Bauern und Arbeiter, zum Schutz gegen den wirt⸗ schaftlichen und sozialen Zusammenbruch und sagte, bei den im Januar tattfindenden Wahlkämpfen werde ein jeder für seine Weltanschauung und seine Parteigrundsätze wirken können. Bis dahin mögen auch die Massen draußen zurammenwirken, um uns das Dasein zu er⸗ möglichen. In Besprechung des Artikels 2 der deutsch⸗österreichischen Republik als Bestandteil der deutschen Republik erklärte und be⸗ merkte der Redner: „Unser deutsches Volk ist im Unglück tief gebeugt, aher gerade in dirser Stunde, wo es so leicht und bequem und viel⸗ leicht auch so verführerisch wäre, von der List der Feinde Vorteile zu ethaschen, soll unser Volk genau wissen: Wir sind ein Stamm und eine Schicksalsgemeinschaft. (Stürmischer, anhaltender Beifall, Händeklatschen im Saale und auf der Galerie.) Dieser Artikl wird erst dusch besondere Gesetze Inhalt bekommen auf Grund der Beratungen mit unseren Brüdern im Reiche. Die große überwältigende Mehrheit des deutschen Volkes war bereit, einen Freden auch im Rahmen des reuen Staates Hesterreich zu schließ n. Wir konnten aber uns re Verhandlungen nicht zum friedlichen Abschluß bringen. Immer stießen wir auf die lezte Bedingung, die Unterstellung eines wichtigen Teiles unseres vndes unter die tschecho⸗siovakische Fremdherrschaft. Mit unserem seien Willen wird aber niemals de tsches Gebiet unter Fremdherrschaft sstellt werden. Die tschecho flovakische Bourgeoisie möge sich nicht dem mum hingeben, daß den französischen und englischen Arbeitern auf die Dmwer daran gelegen sein wird, den deutschen Boden mit Gewolt zu unter⸗ dricken. Wir sind bereit, in jene herrliche, auf Gleichberechtigung beruhende int rnationale Gemeinschaft einzutreten. Am liebsten wäre uns eine internationale Gemeinschaft der vereinigten Demokralien Europas. Der angelsächsischen Bourgeoisie, die unter der Freiheit der Völker Furopas die Gelegenheit zur wirtschaftlichen Ausbeutung Europas versteht, wird in nicht allzu serner Zeit der Völkerbund von ganz Europa antworten, um diesen Kontinent von imperialistischer .bsöghaf zu befreien.“ (Lebhafter Beifall und stürmische llrufe.
Der christlich⸗soziase Abgeordnete Niklas gab eine Erklärung, wonach es dem demokratischen Empfinden der Partei eher entiprochen bälte die endliche Emscherdung über die Regierungsform der allge⸗ meinen Voltsahstimmung vorzubehalten. Die Christlich⸗Sozialen würden sich gemäß ihren katholischen Grundsätzen der neuen Staats⸗ autorität loya! unterordnen (Lebhafter Beifall) Der Gesetz⸗ entwurf wurde sodann in allen Lesungen unter stürmischem Beitall des ganzen Hauses und der Galerien einstimmig angenommen. acfeü wurde eine Kundgebung angenommen, die an das Volk von
eutsch⸗Oesterreich gerichtet werden soll. Sodann begab sich alles hgts Parlamenterampe, um dort dem Volke die gefaßten Be⸗ Fusse mizuteilen. Nach halbstündiger Unterbrechung wurde die
itung wieder aufgenommen und die weitere Tagesordnung erledigt.
Die provisorische Nationalversammlung erläßt einen Aufruf an das deutsch⸗österreichische Volk, in dem 88 heißt: e e das gleiche Stimmrecht aller Bürger berufenen Ver⸗ sersche en. Volc von Deutsch Oesterreich haben, in der provi⸗ enten emionalversammlung unter dem freigewählten räßß⸗ vettretu kettigk und beraten durch die von der Volks⸗ gesaßt eingesetzten verantwortlichen Behörden, den Beschluß veißt ls en „Stagt Deutsch⸗Oesterreich als Republik, das Jatte n freien Volksstaat, einzurichten, dessen Gesetze vom seS sgeben und dessen Behörden ohne Ausnahme durch m des Volkes eingesetzt werden. Zugleich hat nocten biserische Nationalversammlung beschlossen, ihre Voll⸗ roffen sinnnverzüglich, sobald die nötigsten Vorkehrungen ge⸗ Monat In in die Hände des Volkes zurückzulegen. Im
cht . Gss wird das gesamte Volk, Männer und Frapen, zur glein schrei 1 und sein äußeres Schicksal wie seine innere Ordnung it itt es d unabhängig bestimmen. Jetzt, da die Freiheit gesichert nitschaftliche Lerfte Pflicht, die staatsbürgerliche Ordnung und das
„ Rut ch de eben wiederherzustellen. Jeder leiste das Aeußerste. bebärden * erzeicher’! Euer Bürgergemeinsinn delfe den Volks⸗ Ider dend er Volk vor der sonst droh nden Kataströorhe zu retten. diter i 88 allem an die nächsten Wochen und Monate. Für um H Büger Bauer undArbeiter haben sich usammengetan, und Arbeiter Deutsch hesterreich zu begründen. Bürger, Bauer nntionalen sollen in den naäͤchsten Monaten der höchsten
bhen 1 politischen und wirtschaftlichen Not zusammen⸗
Uner ange d er bereitwilligst helfen und das Volk vor dem nir, gfege bewahren. Nach wenigen Monoten⸗ so hoffen genngfeürt, in die Welt und kehrt in Deutsch⸗Oesterreich das dauernde ff en wieder ein, dann wird das gesamte Volk sich seine Selbsttu vräatlich Ordnung geben. Bis dahin Vertrauen, Eintracht,
Pt und Gemeinsinn! Heil Deutsch⸗Oesterreich!
FDie bayerischen Tirol verlas schen Truppen haben voggestern Tiro erlassen. Den Blättern zufolge haben die Italiener den
Erste Beilage
82
anzeiger und 2
reußis
4 8 g
1918.
. — 82 4 1
Berlin, Mittwoch, den 13. November
— ————— mm wnaneae
Transport südlich des Brenner derart organisiert, daß die Truppen — es sollen deren noch etwa 300 000 Mann unten stehen — in den Tälern zurückgehalten werden, um auf den Bahnen Stockungen zu vermeiden. Die Italiener besetzten Brixen und bie Franzensfeste und setzen ihren Vormarsch gegen den Brenner fort. Es verlautet, daß sowohl der Post⸗ als auch der Personenzugsverkehr nach Südtnol baldigst wieder aufgenommen werden soll.
Der Abtransport ver italienischen Kriegs⸗ gefangenen und ttalienischen Reichsangehörigen aus Nordtirol über die Schweiz soll bis zum 14. November durch⸗ geführt werden.
— Wie das „Ungarische Telegraphenkorrespondenzbüro“ meldet, hat der Ministerpeäsident Karolyi an den Präsidenten Wilson als Antwort auf dessen Appell an die vom Joch des ehemaligen österreichisch⸗ungarischen Kaisertums befreiten Völker ein Radiotelegramm gerichtet, in dem er im Namen der aus dem ungarischen Nat onalrat gebildeten Volksregierung den Präsiderten bittet, rahin zu wirken, daß die junge ungarische Demokratie von nirgends her durch eine un⸗ menschliche Behandlung und einen gewalttätigen Mißbrauch bedroht werde. Dies würde der Seele des ungarischen Volkes eine unbarmherzige Wunde schlagen und die Aus⸗ gestaltung des reinen Pazifismus und eine Ver⸗ ständigung zwischen den Völkern unmöglich machen, ohne welche Friede und Ruhe niemals auf dieser Welt bestehen würde. Der Präsident möge nicht gestatten, daß eine neue gewalitätige Unterdrückung und Demütigung der Völker im Gegensatz zu seinen Ideen in Ungarn und allenthalben den Gedanken der Nevanche säe, und daß die friedliche Arbeit jeder Nation dauernd bedroht werde durch gedemüligte und unter⸗ jochte Völker.
— Der Ministerpräsident Karolyi und der Kriegsminister Bartha haben einen Aufruf erlassen, in dem sie Ein⸗ spruch dagegen erheben, daß tschecho⸗slowakische Truppen, trotzdem Ungarn sich nicht im Kriegszustande mit dem tschecho⸗ slowakischen Staate befinde, die Norkwestgrenze über⸗ schritten hͤaben. Die ungarische Nation wolle die Regelung ihres Verhältnisses zur slowakischen Nation der allgemeinen Friedenstagung uͤberlassen, werde aber trotzdem ihre Grenzen eventuell mit bewaffneter Macht verteidigen.
— Der ungarische Nationalrat hielt am Sonntag nachmittag unter dem Vorsitz des P äͤsidenten Johann Hock eine Sitzung ab, die an sämtliche Städte des Landes und dort gebildete National äte folgenden Aufruf richtete:
Die Weltereignisse machen es für Ungarn zur dringenden Pfficht, über die Form seines künftigen Staatslebens schon jetzt Beschluß zu fassen. Deutschland ist Republik. Deutsch⸗Oesterreich vroklamierte die Republik. Ungarn vermechte infolge der Sünden und Versäumnisse der Vergangenheit bisher hinsicht ich der künftigen Staatsform sich noch nicht zu entscheiden. Die endgültige Entscheidung kann jedoch nicht weiter hinausgeschoben werden, selhst nicht bis zur Eiberufung der Konstituante. Die Zeit drängt. Der ungarische Nationalrat wendet sich mit der feierlichen Aufforderung an die in den Städten und Gemeinden des Landes gebildeten Nationalräte, sofort darüber zu entscheiden. ob sie sich dem Entschluß des ungarischen National⸗ rats anschließen, wonach die künftige Staatsform Ungarns die Republit sei Es bedarf eines raschen Entschlusses und dringender Verständigung des ungarischen Nationalrats. Das Land möge sich erklären, damit wir in den nächsten Tagen, welche große Ent⸗ scheidungen notwendig machen werden, den geeinigten Willen und vehsmhentwecte Entschlossenheit des ganzen Landes an unserer Seite wissen.
“ ETT “
Der Regentschaftsrat hat einen Aufruf an das polnische Volk gerichtet, in dem laut Meldung des „Wolff⸗ schen Telegraphenbüros“ erktärt wird, daß angesichis der drohenden inneren und äußeren Ge⸗fahren und zur Verein⸗ heitlichung der militärischen Verhandlungen und Auf⸗ rechterhallung der inneren Oednung die militätische Gewalt und das Oberkommando über alle polnischen Truppen Pilsudski übertragen wird. Nach der Bildung der nationglen Regierung werde der Regentschaftsrat ihr seine Gewalt über eben und Pilsudski habe sich gleichzeitig verpflichtet, seine Gewalt als Oberkommandant an diese Negierung zu übertragen.
— Der Soldatenrat des Gouvernemente Warschau veröffentlicht einen Aufruf, in dem es heißt:
Der Soldatenrat hat die Führung der deutichen Soldaten des Warschauer Gebietes übernommen. Unter seiner Leitung arbeiten die bisherigen Militärbehörden weiter. Der Soldatenrat sieht seine Hauptaufgabe in folgenden Pu kten: Baldiger und gesicherter Ab⸗ transport in die Heimat, Sicherung von Leben und Eigentum, Sicheruhg der Ernährung bis zum Abtransport und gutes Einver⸗ nehmen mit dem polnischen Volk. Die Aufgabe des schnellen Ab⸗ transportes ist mit aller Kraft in Angriff genommen. Im guten Einvernehmen mit den polnischen Truppen soll jeder Angriff auf Eure Sicherheit abgewiesen werden; Eure Ernährung ist durch die Zusammenarbeit mit den polnischen Militärbehörden sichergestellt.
Die Verhandlungen des deutschen Soldatenrats mit Pilsudski haben, wie „Woiffe Telegraphenbüro“ mit⸗ teilt, zu einer Vereinbarung geführt, laut der die deutschen Truppen ihre Waffen behalten; die Polen kehren sich jedoch an diese Abmachung zumeist nicht Milsudski verbürgtie sich für einen gesicherten Abzug aller Deutschen.
Großbritannien und Irland.
Die Admiralität berichtet, daß das britische Kriegs⸗ schiff „Britannia“ am 9. November in der westlichen Einfahrt an der Meerenge von Gibraltar torpediert und versenkt worden ist. 39 Offiziere und 673 Mann wurden gerettet, 40 Personen sind ertrunken.
— Im Unterhaus verlas der Premierminister Lloyd George, der mit begeisterlen Kundgebungen begrüßt wurde, vorgestern die Waffenstiilstandsbedinaungen und fuhr danach, dem „Reuterschen Büro“ zufolge, fort:
Heute morgen 11 Uhr endete der grausamste und fürchterlichste Krieg, der je die Menschheit zerfleischte. Ich hoffe, daß an diesem ereignisvollen Morgen der letzte aller Kriege zu seinem Ende kam. (Langer Beifall.) Es ist keine Zeit zu reden. Unsere Herzen sind übervoll von Dantbarkeit, für die es keine Worte gibt. Ich beantrage
2 8 2 8 C S 2 4 „ SGr deshalb die sofortige Vertaaung des Haufes, um in der Kirche Gott unseren Dank für die Befreiung aus großer Gefahr darzubringen.
Die Mitglieder des Hauses begaben sich darauf zur Kirche.
— Einer amtlichen Mitteilung zufolge ist die ganze Rekrutierung unter dem Militärdienstgesetz eingestellt worden.
Frankreich.
Nach einer Havae⸗Meldung verlas der Ministerpräsident Clemenceau in der Deputierten kammer unter aroß m Beifall die Waffenstillstandsbedingungen und richtete die G üße des cinigen und unteilboren Frankreichs an Elsaß Loih ingen und die im Kriege Gefallenen. Der Kammerpräsident Deschanel feierte unter großem Beifall die gesegnete Stunde, für die Frankreich 47 Jahre gelebt habe. Die heiden Provinzen Esoß und Lothringen seien das heilige Unterpfand der nationalen und mo allschen Einheit Frankreichs. Zum Schluß forderte der Redner guf, denen zu huldigen, deren übermenschlicher Put aus Elsoß⸗Loth ingen in den Angen der ganzen Welt die Persomfikation bes Rechtes ge⸗ macht habe. (Beifall.) 1 8
Auch im Senat feierte der Prösident Dubost den Siea, der das Tor zu neuen Ge schicken öffne. Der Redner schloß mit der Aufforderung an die Franzosen, stark und einig zu bleiben für eine große Zukunft.
— Sonntag morgen haben der „Frankfurter Zeitung“ zufolge die in Paris weilenden Vertreter der serbischen Re⸗ gierung und des Nationalrates in Agram die Urkunde über die Stiftung des neuen Staates der Serben, Kroaten und Slowenen unterzeichnet.
Rußland.
Die russische Sowjetregierung verständiate die ungarische, daß der rumänische Soziolistenführer Rakovsky zum Gesandten in Budapest ernannt worden sei, und erbat dessen Beglaubigung.
ꝗ.
Spanien.
Das neue Ministerium ist laut Meldung der „Agence Havas“ folgendermaßen zusammengesetzt: Vorsitz und öffentliche Arbeiten: Prieto, Inneres: Silbela, Krieg: General Berenguer, Marine: Jose Chacon, Finanzen: Alba, Aeußeres: Romanones. —
Niederlande.
Am Sonntag fand in Rotterdam eire Versammlung der sozialdemokratischen Arbeiterpartei stast, in der beschlossen wurde, den bereits ang kündigten allzemeinen Arbeiterkongreß am Sonnabend, den 16., und Sanntag den 17. November, abzuhalten. För den Konagreß wurde dem „Wolfsschen Telegrophenbüro“ zufolge nochstehenbes vorläufige Programm aufgestellt:
1) Sofortige Demobilifierung mit Auszahlung entspe echender Vergütungen für die Zeit der Arbertslostakeit der Demobhlisierten.
2) Sofortige Einführung des allgemeinen Frauenwahlrechts mit darauf folgenden Neuwahlen.
3) Abschaffung der Ersten Kammer.
4) Sofortige Einührung des gesetzlichen Achtstundentaͤges und des Sechsstundentages für Bergarbeiter. 8
5) Einführung von staatlichen Pensionen für alle Personen über 60 Jahre
6) Bewihligung aller Forderungen, die im Programm des nieder⸗ ländischen Dienstpfl chligen⸗Verbandes enthalten sind.
7) Beträchtliche Erhöhung der Gehälter der Arbeiter und unteren Beamten im öffentlichen Dienst und des Eisenbahner⸗ versonals.
b 8) Einziehung des Streikgesetzes von 1903. 9) Vollständige Arbeitslosigkeitsversorgung unter Aaussicht der Arberterorganisationen.
10) Die Lebensmittelversorgung muß den Gegenßand gemein⸗ schaftlicher Fürforge bieden. Die Produktion und die Anfuhr müssen geregelt werden. G
11) Zent alisterung aller Betriebe, die dafür in Betracht
ꝓ„ 7 mmen.
12) Durchfübrung des Programms von Vern, das eine u⸗ sammenfafsung aller unserer Folderungen der sotialen Gesetzgebung bildet
Im Laufe dieser Woche werden in allen größeren Städten Veolksversammlungen zur Unterzeichnung dieser Forbernngen stattfinden. In einer Versammlung in Rotterdam hielt Teoveistra eine Rede, in der er die poitische Umwälzung in Demschland und Oesterreich besprach und auch für die Niedertande die Er⸗ richtung eines obvernen Arbeiter⸗ und Soldatenrates für das ganze Land und die Errichtung von Arbeiter⸗ und Soldaten äten in den Städten forderte. Diese Soldatenrät⸗ würden die oherste Regierungsgemalt in den Niederlanden zu übernehmen haben. Troelstra schloß mit den Werten: „Wir stehen jest am Vor⸗ abend einer großen Tat, die das glorreichste Kapitel in der Geschichte der Niederlande bilden wird.“ Die Vesammlung nahm mit geringen Abänderungen das obige Aktionsprogramm der sozialdemokralischen Arbeiterpartei an.
— Der Generalleutnant W F. Cop ist dem „Korre⸗ spondenzbüro“ zufolge vorläufig mit dem Oberbefehl über die Land⸗ und Seestreitkräfte betraut worden. Ein neuer Ober⸗ befehlshaber wird nicht ernannt werden.
—, Die Regierung hat beschlossen, zur teilweisen Demobilisierung überzugehen.
— Der Minister des Innern Ruys de Beerenbrouck tellte in der Zweiten Kammer dem „Korrespondenzhüro“ zufolge u. a. mit, daß die Verhandlungen Hollands mit der Entente in London aünstig verlaufen, und daß schon jetzt Schiffe mit Getreide, Oel und Fetten nach Holland unter⸗ wegs seien. Als Gegenleistung müsse Holland für fünf Jahre einen Kredit von 150 Millionen Gulden zu fünf Prozent ein⸗ räumen. Störungen der Ordnung in diesem Augenblick würden nur die Verhandlungen schädigen, das Betriebsleben stören und Hungersnot zur Folge haben. Der Führer der sozialistischen Arbeiterpartet Troelstra nahm bezug auf die Aeußerung des
Ministers über die Notwendigkeit der Aufrechterhaltung der
Ordnung und sagte:
anzeiger.
——
— —