1918 / 288 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 06 Dec 1918 18:00:01 GMT) scan diff

Maͤnner die Bitt inen Frieden anzustreben, der das Emporwachsen eines ueuen Volkerhafses und einer neuen Rachsucht verhindere.

Amerika. Der amerikanische Staatssekretär Lansing fordert die merikanischen Bürger auf, binnen 30 Tagen ihre Verluste infolge von deutschen U⸗Bootangriffen vor und nach der Kriegserklärung mitzuteilen. Dem „Reuterschen Büro“ zufolge sind seit der Kriegserklärung nach amtlichen Angaden iufolge von U⸗Bootangriffen 145 amerikonische Passagier⸗ und 775 andere Handeloschiffe verloren gegangen. Nach einer Radio mneldung aus Washingtoa betragen die Verluste der amerikanischen Handelsflotte nicht, wie „Reuter“ berichtet, 145 Passagier⸗ und 775 andere Handelsschiffe, sondern 145 Passagter⸗ und Handelsschiffe mit einer Tonuage von fast 575 000 Brutto⸗ tonnen.

Im amerikanischen Senat begann vorgestern eine allgemeine Erörterung über die 14 Punkte Wilsons. Ein republikanischer Senator verlangte obiger Quelle zufolge, daß der Präsident seine Grundsätze, die verschiedene Auslegungen zuließen, öffentlich erläutere, und sagte, der Prösident sollte eine radikalen Vorschläge machen, ehe er die Gewißheit habe, daß das Volk ihnen zustimme. Ein anderer Republikaner sagte, der Völkerbund dürfe keine übergeordnete Regierung sein, die die inneren Angelegenheiten der Völker beherrsche und sich in dieselben einmenge, wohl aber könne er ein Wellttribunal

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für Entscheidungen über internationale Streitfragen sein

Dem Reuterschen Büro zufolge erfährt die „Times“ aus Peking vom 1. Dezember, daß die chinesische Regierung unter dem Druck der alliierten Regierungen mit der Inter⸗ nierung der Deutschen begonnen hat. Zwanzig große Tempel in der Nähe von Peking werden für die Aufnahme der Jaternierten eingerichtet. Die Frauen und Kinder be⸗ gleiteren die Männer freiwillig in die Jaternierungslager.

Wie „Reuter“ ferner meldet, hat die chinesische Re⸗ gierung an Holland eine Note gerichtet, worin sie die Abberufung des holländischen Gesandten in Peking verlangt.

Wohlfahrtspflege.

Bei der Ausführung don Kleinsiedlungen hat man, wie aus Abenstein berichtet wird, an einigen Orten der Provinz Ost⸗ preußen mit dem vehmdrahtbau Versuche gemacht, jedoch mit verschiedenem Erfolge. Eine Rentabilität ist nur bei schneller, sach⸗ gemäßer Ausführung, die eingearbeitete Arbeiter voraussetzt, erreichbar; unter dieser Vorbedingung scheint sich aber diese Bauweise zu einem brauchbaren Behelfsmittel zu entwickeln. Einige Städte, wie z. B. Neidenburg und Lötzen, haben Baracken, die auf eine Lebensdauer von etwa 20 Jahren berechnet sind, als Behelfsbauten au’geführt.

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Die Hinterbliebenen von Angebörigen der U⸗Boot⸗ Besatzungen sowie die schwer kriegsbeschädigten U⸗Boot⸗ Mannschaften werden darauf aufmerksam gemacht, daß aus der U⸗Boot⸗Spende einmalige Unterstützungen gezahlt werden. Ge⸗ suche sind an die UI⸗Boot⸗Spende in Berlin NW. 7, Reichstag, zu richten.

„W. T. B.“ teilt mit: Es find neoch erhebliche Geldmittel notwendig, um den in Groß Berlin zur Entlassung kommenden Soldaten den Eintritt in die bürger⸗

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liche Eristenz zu erleichtern. Die Gelder werden nicht ohne Prüfung und nur dort gegeben, wo es not tut, und zwar durch die Kommandantur und die Vertretung der Großberliner Gemeinven. Jeder Bürger sowie Handel und Industrie mögen beisteuern. Auch tleine Gaben werden zu Summen anwachsen. Daher ist es not⸗ wendig, daß jeder nach seinen Kräften gibt. Gelder nehmen die städtischen Sparkassen, die Großbanken mit ihren Depositenkassen sowie die Kommandantur Berlin, Abteilung Truppenempfang, entgeg

Kunst und Wissenschaft.

Die Galerie Eduard Schulte bringt in ihrer Dezember⸗ asstellung u. a. eine Gedächtnisausstellung von 50 Werken des 1848 in Hamburg geborenen Landschafters Ttomas Ludwig Herbst. Herbst war gleichzeitig mit Maor Leebermann Schüler Stesffecks an der Berliner Akademie und ging dann auch mit diesem nach Weimar und Paris. Später zog er nach München, wo er dem Leibl⸗ und Zügel⸗Kreis angehörte, und kehrte 1884 nach Hamburg zurück, wo er 1915 starb.

Lyoner Blättern zufolge hat der Direktor der Brüsseler Museen, Bettenbove, beim Ministerium der schönen Künste die Forderung überreicht, belgische Kunstschätze, soweit sie zerstört oder entwendet worden seien, aus den öffentlichen Samm⸗ lungen Deutschlands zu ersetzen und zur Sicherstellung der belgischen Kunstschätze die privaten und öfentlichen Samm⸗ lungen Hemtschlands mit Beschlag zu belegen. Zu dieser Meldung bemerkt „W. T. B.“: „Einer solchen Forderung fehlt jede Rechtsgrund⸗ lage. Was an belgischen Kunstschätzen zerstört worden ist, wurde im Verlaufe von Kampfhandlungen, meist durch feindliches Artillerie⸗ feuer und feindliche Fliegerangriffe vernichtet. Für die Erhaltung der belgischen Kunstschätze hat die deutsche Verwaltung und insbesondere die deutsche Kunstwissenschaft alles, was möglich war. getan. Insbesondere haben eine Reihe von namhaften Gelehrten und Museumsdirektoren im Kriege unter den schwierigsten Um⸗ tänden zum Schutz der belgischen Kunstschätze ein Werk geschaffen,

zu dem weder die belgische Regierung noch die belgische Kunst⸗

wissenschaft bisher die Kraft der Organisation gefunden hatten. Sie haben eine möglichst weisgehende photographische Bestands⸗ aufnahme des belgischen Kunstdenkmälerbestandes durchgeführt und damit ein unvergleichliches, zum Teil noch ganz unbekanntes Kunstmaterial von der größten Schönheit und der höchsten Be⸗ wertung erstmalig neu erschlossen. Damit hat die dentsche Kunst⸗ sorschung zugleich den Beweis erbracht, wie ungerecht die belgischen Vorwürfe der angeblich geflissentlichen Denkmalzerstörung sind und wie wenig Deutschland diese Vorwürfe zu fürchten hat. Jeder Versuch, die Forderung des Brüsseler Museumsdirektors Bettenhove in die Tat umzusetzen, wäre deshalb ein durch nichts gerechtfertigter Gewaltakt gegen die deutschen Kunstschätze.“

Bauwesen. Das Zeppelin⸗Dorf. In Friedrichshafen ist in den letzten Jahren eine Arbeitersiedelung unter dem Titel „Zeppelin⸗Dorf“ entstanden. Für die Siedelung wurden zunächst 10 ha fruchtharer Fläche 1,5 km landeinwärts von Friedrichshafen, von der Stadt getrennt durch ein kleines (Gehölz, in gesunder, sonniger Lage nutzbat gemacht. Die Anlage der Wohnstraßen er⸗

folgte, der „Deutschen Bauzeitung“ zuüfolge, nach d missen und mit Rücksicht auf den Stand alter Obstbäume. Bel der Emzelaufteilung wurde weiträumige Bauweise gewählt. Das kleinste Hausgrundstück ist 350, das größte 1190 qm groß. Auf die Ge⸗ bäudefläche kommen 84 a, auf Gärten und Höfe 761 a, auf Straßen, Wege und Pläͤtze 125 8. Es wurden nur Einfamilienbäufer als Einzel⸗, Doppel⸗ öoder Reihenbäuser gebaunt, bevorzugt wurde Doppelhaus. Der Gesamteindruck ist frei und gefällig

8”8 LelL.

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs⸗ maßregeln.

Die keimfreie Haut. Nach Versuchen, die in den letzten Jahren gemacht wurden, gelingt es, die Hand des Operateurs durch Schwitzen und darauffolgende Reinigung sicherer zu sterilisieren, als es mit den bisberigen Mitteln möglich war. Professor Vygel be⸗ schreibt in der „Muͤnchener Medizinischen Wochenschrift“ sein Schwitz⸗ verfahren, das er nicht nur für die Hände des Operateurs benutzt, sondern auch in besonders vielen Fällen zur Sterilisierung der Haut des Operationsfeldes. Man läßt die Pand im Heißluftkasten eine halbe dis ganze Stunde lüchtig schwitzen. Dadurch werden die Keime aus der Tiefe an die Oberfläche geschwemmt und für ein Desinsfektionsmittel erreichbar gemacht. Das Verfahren ist auch sehr zu empfehlen bei Operationen an Körvperteilen, die dem Heißluftkasten ausgesetzt werden können. Man erreicht damit nicht nur eine sichere Sterilisation, sondern auch eine Erweichung von Narben und Schwielen und eine Verbesserung der Bintversorgung der betroffenen Gewebeteile. Bei schwieligen Arbeilerhäͤnden ist das Schwitzen besonders wertvoll.

Mannigfaltiges.

Die Berliner Stadtverordneten nahmen in ihrer gestrigen Sitzung nach kurzer Aus'prache eine Magistratsvorlage, beireffend Errichtung eines Nolksausschusses zum Schutze der gemeinnützigen Einrichtungen, an. Für die Kriegshinterbliebenen⸗Fürsorge wurden weitere Mittel bewilligt, und zwar 150 000 für das Kalenderjahr 1918 und 500 000 für das Jahr 1919. Eine Vorlage, betreffend die Einführung einer Erwerbslosenfürsorge, wurde nach einleitender Rede des Oberbuͤrgermeisters Wermuth und kurzer Erörterung zur Kenntnis genommen und einem Ausschuß zur Vorberatung überwiesen. Eine Vorlage, betreffend die Zahlung einer einmaligen Teuerungs⸗ zulage und einer einmaligen Kriegsbeihilfe für die im Dienste der Stadt Stehenden, fand die Zustimmung der Versammlung.

Bei der Brückenwache von Neuenburg wurde, mwie „W. T. B.“ meldet, wiederum eine sössere Anzahl von Personen abgeliefert, die aus dem Oberelsaß stammen und von den Franzosen ausgewiesen waren. Sie geben an, daß alle Nichtelsässer und alle naturalisierten Elsässer interniert oder abgeschoben würden. Als Elsässer gelten für die französischen Behörden diejenigen, deren Väter Elsässer waren. Die aus Straßburg ausgewiesenen Deutschen sagen übereinstimmend aus, daß sämtliches deutsches Geld bis zum 15. Dezember umgewechselt sein muß. nobei der Kurs der Mark für Elsässer auf 1,25 Franken, dagegen für Deutsche auf nur 60 Centimes berechnet wird. Zeitungsnachrichten mit der Ueberschrift „Ein französisches Milltardengeschenk an Elsaß⸗Lothringen“ bestätigen diesen Sachverbalt. Durch Plakate wird zur Plünderung deutscher Geschäfte aufgesordert, ohne daß die Fran⸗ osen irgendwelchen Schutz gewähren. Französische Offiziere äußerten, säͤmtliche Deutsche würden auf dringendes Verlangen der Elsässer baldigst ausgewiesen, die Männer im wehrpflichtigen Alter würden interniert und dann später zum Wiederaufbau Nordfrankreichs ver⸗ wendet werden.

Breslau, 5 Dezember. (W. T. B.) Die Stadtverord⸗ netenvpersammlung nahm einstimmig folgende dringende Ent⸗ schließung an: „Maggistrat und Stadtverordnetenversammlung der Provinzialhauptstadt Breslau sprechen ihre übereinstimmende Ueber⸗ zeugung dahin aus, die Abtrennung eines Teiles der Pro⸗ vinz Schlesien würde den Ueberlieferungen der Geschichte wider⸗ sprechen und für den abgettennten Teil der Provinz und für das ganze Deutsche Reich gleich unheilvoll sein. Die städtischen Be⸗ hörden ersuchen wir, an zuständiger Stelle mit allen Kräften dahin zu wirken, daß jede Abtrennung eines Teiles der Provinz Schlesien von dem Reichsgebiet unterbleibt. Selbstverständlich muß den Be⸗ wohnern Oberschlesiens die Freiheit der Religion bung und der Gebrauch der Muttersprache veroürgt sein.“

Posen, 5. Dezember. (W. T. B.) Wie schen mehrfach wurde auch in der vergangenen Nacht wieder ein Angriff auf das Korpsbekleidungsamt in der Neollendseffteate versucht. Eine Bande von Soldaten und Zivilisten, etwa 80 Mann stark, überrumpelte den Doppelposten und setzte sich in den Besitz eines Maschinengewehrs. Danach erfolgte ein Ueberfall auf die Kaserne der Maschinengewehrkompagnie des 6. Grenadierregiments, wobei es die Angreifer vermutlich auf die Bekleidungsmagazine abgeseben hatten. Es kam zu einem regelrechten Kampf, bei dem auf beiden Seiten Maschinengewehre und Handgranaten in Tätig⸗ keit traten. Schließlich gelang es die Angreifer zu überwältigen und gegen 35 Mann festzunehmen. Von den etwa 20 zum Teil schwer Verwundeten ist einer seinen Verletzungen erlegen. v“

Hohena RRe(W) Plaenbde rungen, die gestern hier vereinzelt stattfanden, wurden heute fort⸗ gesetzt. Von den Beteiligten wurden bereits vier Zivilpersonen polnischer Nationalität erschossen. Infolgedessen nabmen polnische Soldaten gegen die Soldatenräte Partei, so daß sich in den Nach⸗ mittagsstunden Straßenkämpfe entwickelten, bei denen auch Handgranaten und Maschinengewehre eine Rolle spielten. Sämtliche Geschäfte in den Hauptstraßen und am Markte wurden Nachmittags geschlossen. Niemand durfte die Straße betreten. Gegen abend wurde der Verkehr wieder freigegeben. b

Cöln, 5. Dezember. (W. T. B.) Nachdem in der vorver⸗ gangenen Nacht bei der Plünderung eines Konfektions geschäfts und Goldwarenladens durch eine 300 köpfige Räuberbande mehrere Banditen durch die Sicher⸗ heitsorgane erschossen oder schwer verletzt worden waren, erfolgte im Laufe des beutigen Taces die Verhaftung von elwa 50 an der Plünderung bereiliaten Leuten. In der vergangenen Nacht wurden im Seidenhaus Löwenstein und Grünberg Waren im Werte von einer viertel Million ceraubt. Der Versuch weiterer Plünderungen von Lebensmittel⸗ und Kleider⸗ niederlagen wurde durch die Wachsamkeit der Sicherheitsorgane ver⸗ eitelt. Nach der „Rheinischen Zeitung“ stürmte heute vormittag eine nach Tausenden zählende Men⸗ schenmenge den auf dem Gelände der ehemaligen Werk⸗ bundausstellung belegenen Heerespark, überrannte die Wachtposten und öffnete gewaltsam die Lager. Hunderte erschienen mit Pferdekarlen usw., luden nach Belieben auf und fuhren bochgepackke Wagen ab. Da kein Militär mehr anwesend war, wurde dea Plünderungen erst Nachmittags nach der Aufstellung von Maschinengewehren, deren Knattern die Gemüter erschreckte Einhalt getan. Die Zahl der entwendeten Werkzeuge, Oefen, Treib⸗ riemen und Säcke ist ungeheuer groß.

Die „Kölnische Zeitung“ meldet aus München⸗Gladbach vom 5. Dezemder: Heute nachmittag wurde hier ein Befehl des

belgischen Stadtkommandanten, Oberleutnanis Notte 8

den Gefällverhält-* baerk, angeschlagen, der im großen und ganzen die gleichen Be⸗

stimmungen entbält, wie die in Jülich. Diese Bestimmungen sind jedoch in einigen Punkten gemildert, io z. B. heißt es nicht, daß die⸗ senigen, die mit Waffen betroffen werden, erschossen, sondern per⸗ haftet werden. Ferner ist der Zwang für die Bürger, die Offiziere

zu grüßen, weggefallen.

Düsseldorf, 5. Dezember. (W. T. B.) Die Ab,

sperrung des linksrheinischen Stadtteils vom neutralen Stadtgebiet wird sehr streng durchgeführt. Die belgische Besatzung läßt niemand die Rheinbrücken überschreiten. Diese sollen durch Stacheldraht abgesperrt werden. Auf dem Gasthof in dem die belgischen Offiziere wohnen, weht die belgische Fahne. Die Schiffe, die trotz des Verbots noch auf dem Rhein fuhren, wurden durch Warnungsschüsse zum Halten gebracht. Durch die Absperrung des neutralen Stadtgebietes von der linken Rheinseite ist die Milch⸗ zufuhr abgeschnitten und die Grnährung von Saäuglingen und Schwerkranken gefährdet. Die Belgier fordern im besetzten Stadtteil Duüͤsseldorks im Wege der Requisition Wäschestücke sowie Futtermittel für die Pferde. Die Handels⸗ kammer in Düsseldorf hat gegen die Sperre der Rhein⸗ schiffe durch die Belgier bei der deutschen Waffen⸗ stillstandskommission Einsvruch erhoben; von dem Staatssekretär Erzberger ist die drahttiche Mitteilung einge gangen, daß er Erfüllung der Wünsche auf Milderung des Verbots des Verkehrs zwischen den beiden Rheinufern in Düsseldorf heute in Spaa beantragen werde.

Düren, 5. Dezember. (W. T. B.) Von Nideggen kommend, sind hier gestern abend englische Besatzungstrupven eingetroffen. Die englischen Bekanntmachungen sind in Form und Inhalt viel entgegenkommender gehalten als die der Belgier. In dem Nachbarorte Sschweiler ist heute die fremde Besatzung mit zwei Divisionsgeneralen und Stab sowie je einem belgischen In⸗ fanterie⸗ und Artillerieregiment eingetroffen. Ob sie die ständige Besatzung bilden werden, steht noch nicht fest.

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Trier, 5. Dezember. (W. T. B,) In Neunkirchen und Merzig ist nach den Blättern jener von Franzosen besetzten Orte der Verkehr von 8 Uhr Abends bis 6 Uhr Morgens unter⸗ saat. Außerhalb der Gemeinde muß jeder einen schriftlichen Ausweis führen. Es ist französische Zeit eingeführt. Briefe und Telgramme sind der Zensur unterworfen. Die Zivilisten haben den fremden Offizieren gegenüber eine „achtungsvolle Haltung“ einzunehmen. Polizeidiener, Eisenbahn⸗ und Forstbeamte haben die Offiziete zu grüßen. G

Speyer, 5. Dezember. (W. T. B.) Nachdem bereits heute vormittag 9 Uhr ein Vortrupp von etwa 100 Mann eingerückt war, rückten um 12 Uhr weitere Besatzungstruppen und zwar das 51. Infanterie⸗Regiment und die 3. Genie⸗Kompagnie, zusammen etwa 15200 Mann ein.

Kaiserslautern, 5. Dezember. (W. T. B.) Heute vor⸗ mittag sind hier mehrere tausend Mann französischer Truppen eingerückt, darunter eine marokkanische Division.

Brünn, 5. Dezember. (W. T. B.) Der „Tagesbote“ be⸗ richtet: Die Stadt Holleschau ist in der Nacht auf gestern der Schauplatz wüster Ausschreitungen gewesen. Gegen 10 ¾ Uhr Nachts drangen tschecho⸗slowakische ““ nachdem sie vorher in einem Gasthause gezecht batten, in die Judengasse ein, wo sie sämtliche Geschäftslokale und Magazine gänzlic aus⸗ plünderten. Die Wachmannschaft wurde nach kurzem Handgemenge entwaffnet. Der jüdische Kaufmann Grünbaum, der vor kurzem als Invalide aus dem Felde heimgekehrt war, wurde durch Bajonetrstiche und einen Bauchschuß getötet. Ferner wurde der Likörerzeuger Hugo Grätzer erschossen. Die Plünderungen dauerten die ganze Nacht an. Am Morgen griffen die Ausschreitungen auf den übrigen Teil der Stadt über. In der Frübe traf militärische Hilfe aus Kojetein ein, um die Ordnung wieder herzustellen. Diese Abteilung soll sich jedoch an den Plünderungen beteiligt haben. Die bekannte Kleiderfabrik Beer ist vollständig ver⸗ wüstet und ausgevlündert worden. Der hier angerichtete Schaden beträgt allein 600 000 Kronen. Insgesamt dürfte sich der Schaden auf mehrere Millionen Kronen belaufen. Beinahe der größte Teil der Ju den Holleschaus hat, seiner Habseligkeiten beraubt, im Laufe des gestrigen Tages die Stadt perlassen.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Zweiten Beilage.)

GOpernhaus. (unter den Linden.) Sennabend: 265. Dauer⸗ bezugsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Rigo⸗ letto. Oper in vier Akten von Giuseppe Verdi. Text von Naave. Musikalische Leitung: Otto Urack. Spielleitung: Hermann Bachmann. Anfang 7 ½ Uhr.

Scha uspielhan g. (Am Gendarmenmarkt.) Sonnab.: 270. Dauer⸗ bezugsvorstellung. Dienst, und Freiplätze sind aufgehoben. Othello, der Mohr von Venedig. Viauerspiel in fünf Aufzügen von Shakespeare. Spielleitung: Dr. Reinhard Bruck. Anfang 7 Uhr.

Sonntag: Opernhaus. 266. Dauerbezugsvorstellung. Dienst⸗

und Freiplätze sind aufgeboben. Novtre⸗Dame. Romantische Oper in drei Aufzügen (5 Bildern) nach dem gleichnamigen Roman des Viktor Hugo von Leopold Wilk und Franz Schmidt. Musik ven Franz Schmidt. Anfang 7 ½ Uhr. —Schauspielhaus. 271. Dauerbezugsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Othello, der Mohr von Venedig. Trauerspiel in fünf Aufzügen von Shakespeare. Spielleitung: Dr. Reinhard Bruck. Anfang 7 Uhr.

Familiennachrichten. I 2 8 5 Morsin⸗ Gestorben: Hr. Generalmajor z. D. Dietrich Bargen (eg Charlottenburg). Hr. Rittergutsbesitzer Major⸗ Adolf 18 Petersdorff auf Sichts (Sichts, Kr. Schlochau). Frau 7 rine Edle von der Planitz, geb. von Wissell (Berlin⸗Halensee)

Verantwortlicher Schriftleiter: Direktor Dr. Tyrol, Charlottenburg,

Verantwortlich für den Anzeigenteil: Der Vorsteher der Geschäftsstelte Necznunzera R engering in Berlin.

Verlag der Geschäftsstelle Mengeringc) in Berlin. *

Druck der Noredeutschen Buchdruckerei und Verlagsanstelt, 2 Berlin, Wilhelmstraße 32. 1

Sechs Beilagen (einschließlich senbeilage und Warenzeicheubeilage Nr⸗ 96).

mn De

Name und Stand

Amtliches.

Erste Beilage

Deutsches Reich.

Berlin, Freitag, den 6. Dezember

utschen Reichsanzeiger und Preußischen Staatsanzei

ger.

BVerzeichnis der Originalzüchter und ermehrungöstellen vun Comm rsaaten im Sinne des § 5 der Verordnung über den Verkehr mit Getreide,

Hülsenfrüchten, Buchweizen und Hirse aus der Ernte 1918 zu Saatzwecken vom 27. Juni 1918

(Reichs⸗Gesetzblatt S. 677).

Wohnort oder Vermehrungsstellen V

Eisenbahnstation

Größe der me rigi⸗ nalsaatgut u Fr ichtart bestandenen vLI1I1

ha

Gutsbesitzer O., Rittergutsbes.

3 V Kuwert, Gutsbesitzer

4 Rhode, Rittergutsbesitzer 5 von Tettau,

2 lin,

Flemming, Rittergutsbes. Müller, O., Rittergutsbes.

Westpreußische Saatzucht⸗ Gesellschaft, G. m. b.

Roden

1 Barthold, Amtsrat Dahme (Mark) Belbe, Gutsbesitzer Bohnstedt, Oek.⸗Rat u. Gutsbesitzer 4 Fischer, Georg, Ritterguts⸗ besitzer

iger, Domänenpächter

v. Klitzing⸗Charlottenhof,

v. Hagen, Rittergutsbesitzer, 8 v. Hagen, Rittergutsbesitzer,

Ostpreußen. Kalkstein Wargenau

Pogauen b. Waldau

Tromitten Kraphausen

8 v Westpreußen.

Klein Malsau bei Rukoschin, Kr. Dirschau

Kittnau bei Boguschau, Kr. Graudenz

Danzig, Sandgrube 22

Anbauorte bezw. Vermehrungsstellen:

Graf von Alvenslebensche Gutsverwaltung, Glauchau, Kr. Culm

von Belowsche Gutsverwal⸗ tung, Oslanin, Kr. Putzig

Hartinghsche Gutsverwaltung, Bielawken, Kr. Pr. Stargard

Penner, Gutsbesitzer, Liessau, Kr. Marienbur

Sgatzuchtwirtschaft d. Landw.⸗ Kammer f. d. Prov. West⸗

Pogauen

preußen in Kreis

Da Biger Höhe acker, Rittergutsbesitzer,

Celbau, Kr. Putzig

indenburg b. Templin, u. M. Benau, N. L., Kr. Sorau

Wirchenblatt b. Jeßnitz, N. L., mit Vorwerk Weltho, Kreis Guben

Könkendorf b. Sadenbeck

Vermehrungsstellen:

Gutsverwaltung Sulitz bei Gr. Starsin, Westpreußen

Wirtschaftsamt Gr. Butschkau b. Reichthal, Schlesien

Schulze, Gutsbes., Schilddorf b. Osterburg, Prov. Sachsen

Wilhelminenhof b. Genschmar Petkus i. d. Mark

Vermehrungsstellen.

Prov. Ostpreußen: Höpfner, Rittergutsbesitzer, Böhmenhöfen b. Braunsberg

Prov. Westpreußen: v. Plehn, Rittergutsbesitzer, Kopitkowo

Prov. Brandenburg: Colsmann, Rittergutsbesitzer, Lindenberg, Kr. Beeskow Colsmann, Rittergutsbesitzer

Graf v. Kalkreuth, Casel

Dr. Kehren, Rittergutsbes., Goöͤrlsdorf⸗

Rittergutsbesitzer, Haus Diedersdorf

v. Lochow, Rittergutsbesitzer, Zieckau, Luckau u. Kaule

Prov. Pommern: v. Diest, Rittergutsbesitzer, Zeitlitz

Dubbertech

Langen

p. Herden ⸗Linden, Ritterguts⸗ besitzer, Stretense

v. Oppenfeld, Nadrense

v. Oppenfeld, Reinfeld

Dr. Rittergutsbes., Janikow

Schlote, Pächter, Charlotten⸗ ho

Dr., Ritter⸗

gutsbesitzer, Krakom

rov. Posen:

Bardt, Ritter neg⸗ Lubosch p. Borck, Rittergutsbesitzer, Dombrowoo

Fischhausen ranz

Bartenstein Bartenstein

Dirschau, Swarosdin, Lunau Boguschau

Dahme (Mark)

Templin, U. M. Benau, N. L.

Sulitz⸗Weiche Butschkau Osterburg

Golzow Luckenwalde, Jänickendorf u.

Dahme (Mark)

Böhmenhöfen Schmentau, Altjahr

Lindenberg⸗Glienicke

Tauche, Beeskow Golßen, Schönwalde

Frankendorf Vietz

Uckro, Drahnsdorf, Luckau b

Labes, Ruhnow Bublitz

Redel, Ziezeneff Anklam

eIZZ“ Ziezeneff, Reinfeld Janikow V Simmatzig,

Schivelbein Casekow, Tantow,

Kl. Reinkendorf V

Lubosch Mogilno

Hafer Roggen

Roggen

Hafer Hafer

Weizen 1,50 Gersie 12,— Bohnen 18,25

Hafer 15,—

ohnen 10,— Ferste 6,— Erbsen 27,50 Bohnen

Erbsen

Gerste Hafer Gerste Gerste Weizen Gerste

Gerste

Gerste Hafer Lupinen Hafer

Gerste Hafer

Roggen Hafer

Roggen Hafer Roggen Hafer Roggen

Gerste Roggen Hafer

Hafer Hafer

Hafer

Hafer Hafer

Roggen Hafer

Hafer Hafer Hafer 98 oggen Hafer Hafer

44,50 25,25

————

Name und Stand

Wohnort oder

1 8 Eisenbahnstation Vermehrungsstellen

Müller, Bruno, Bauern⸗ gutsbesitzer

Neuhaus, Rittergutsbesitzer

Schliephacke, Pfarrer

V Graf von der Schulen⸗

burg, Gutsbesitzer

Thiele, Ernst, Muͤhlenbes.

8 1

v. Bismarck, Rittgutsbes. J Junge, G., Rittergutsbes.

8

v. Kameke, Rittergutsbes.

Klincke, Gutsbesitzer Pommersche Saatzucht G. m. b. H.

Steifensand, Rittergutsbes.

Teßler, Rittergutsbesitzer

v. Veltheim, Rittergutsbes.

Gerstenberg, Ritterguts⸗ besizer Gutsbes.

Dr. Bannert, Oekonomierat, Krobusch, Lonschnik,

Kinderfreude bei Mellentin

Streckenthin, Thunow, Gülz, Thunow

Kleschewo, Kr. Schroda

Prov. Schlesien:

Neustadt Gramschütz

Wellersdorf

Rittergutsbes., Radstein Mathis, Oekonomierat,

Kl. Schwein Westmann, Oekonomierat,

Greisitz

Prov. Sachsen: 8 8

Hölscher, Rittergutsbes., Bürs Bürs, Stendal, Arneburg Schuster, Administrator, Kläden Kläden

Braunschweig: Wrede, Rittergutsbesitzer, Ringelheim Schaumburg⸗Lippe: Barckhausen, Amtsrat, Brandenburg Mallnow bei Carzig

Selchow, Kr. Teltow Werblitz bei Soldin

Vermehrungsstellen:

Ringelheim

Stadthagen V Dorf Schönfließ

N.⸗M. Schlegelsburg bei Soldin 8

Wugarten bei Blumenhagen Marienwalde. U.-M. Ffriedeberg N.⸗M.

Prov. Pommern: Bernhard, Rittergutsbesitzer, Warnitz⸗Damnitz Waitendorf bei Barnims⸗ cunow, Kr. Pyritz Rathsack, Gutsbesitzer, Crap⸗ Treptow a. Tollense zow bei Treptow a. Tollense 18 Leistenhof bei Angermünde Angermünde, Herz⸗ sprung Kuckuksmühle bei Blumen⸗ Blumenthal, Mark, thal i. M. u. Fretzdorf Wittstock, Dosse

Vermehrungsstelle: 1 Dom. Goldbeck Dossow

Naugard Drawehn, Schlawe, Pollnow

Külz, Kr. Naugard Breitenberg 88

Vermehrungsstellen.

Prov. Brandenburg: W. v. Arnim, Besitzer, Hohen⸗ Prenzlau, Schöner⸗ güstow mark, Seehausen Buth, Administrator, Prenzlau, Löcknitz Heiseshof Delius, Administrator, Btetikow 8 v. Salviati, U., Ritterguts⸗ Fürstenwalde besitzer, Trebus a. Spree Steinicke, Oberamtmann, See⸗ Seehausen U.⸗M.

ausen Wendt, Georg, Röpersdorf Prenzlau⸗Vorstadt v. Winterfeld, Ritterguts⸗ Pasewalk

besitzer, Neuenfeld 3 Wolf, O., Gutsbes., Heidehof! Seehausen U.⸗M. Woise E., Gutssitzer, Hohen⸗ Schönermark

güstow Prenzlau, Löckn 13

Strasburg U.⸗M.

Zühlke, Rittergutsbesitzer, Kraatz 8— 8 Ferdinandshorst

Prov. Pommern: Steinicke, Rittergutspächter, Streithof

Prenzlau

Casekow

Geritz, Kr. Köslin Dranske b. Wiek Stettin 1

mit folgenden Wirtschaften: a. Dramburg⸗Burglehn

Bergen, Rügen

Drambucg

b. Prützen Regenwalde⸗Nord Neuemühle bei Konigsberg Königsberg N.⸗M., Tonnin bei Wolli’mn Wollin

Wobesde, Kr. Stolp Stolp Bergen, Rügen

Provinz Posen. 8 Gernheim bei Nakel N., Nakel a. N. Kr. Wirsitz Kostschin, Kleschewo

Vermehrungsstelle:

Friederici, Landesökonomierat, Georgenhof bei Osthausen, Kr. Schrdda

Sobotka, Kr. Pleschen

Bermehrungsstelle: 8

Wallmann, Rittergutsbesitzer, Brunow Brunow, Kr. Pleschen, 8

Hafer

Gerste

Gerste Hafer Frbsen“

8

Gerste Roggen Gerste

Weizen Gerste

V Erbsen

Erbsen

Weizen

Gerste