1918 / 291 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 10 Dec 1918 18:00:01 GMT) scan diff

Die türkische Regierung hat die Beibringung der erforderlichen gerichtlichen Urkunden in Aussicht gestellt und hat beantraat, den Aufenthalt der T ldigen ermitteln und sie vorläufig festnehmen zu lassen.

Der Vollzugsrat hat ein Aufklärungsbüro eingerichtet Dieses Büro stellt, wie „Wolffs Telegraphenbüro“ mitteilt, auf Verlangen jedem einzelnen Soldatenrat für seine Ver⸗ sammlungen bekannte und berufene politische Redner zur Ver⸗ fügung, die in der Lage sind, über die Ziele der Revolution und die augenblickliche Lage jede Aufkläruüng zu geben. Jeder Soldatenrat, der Versammlungen abhalten und die Kameraden aufklären will wird gebeten, sich an das Aufklärungsbüro des Vollzugsrats, Herrenhaus (Zimmer 28), Eingang Abgeordneten⸗ haus, zu wenden.

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In den Bestimmungen über die Verpflegung der zur Entlassung kommenden Heeresangehörigen sind auf Grund der bisher gemachten Erfahrungen einige Aende⸗ rungen vorgenommen worden. Der Uebergang aus der mili⸗ tärischen Verpflegung in die allgemeine Lebensmittelversorgung ist nunmehr folgendermaßen geregelt: 1) Die Truppe beköstigt die aus dem Heeresdienst zu Entlassenden bis zum Entlassungstage einschließlich t 2) Mannschaften, die nach der Entlassung vom Entlassungsorte in geschlossenen Transporten nach der Heimat befördert werden, sind nach Möglichkeit aus Kriegsverpfl ngsanstalten zu verpflegen. Entlassungsorte oder vom Endpunkt

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3) Mannschaften, die vom E des geschlossenen Transports ab noch einen Einzelmarsch (mit Bahn oder zu Fuß) zur Erreichung ihres Heimatsortes zurücksulegen haben, sollen für jeden Reisetag aus Heeresbeständen gegen Bezahlung ein⸗ Brotportion von 350 Gramm erhasten. Zur Bestreitung der übrigen Verpflegung dienen die ihnen nach den bestebenden Bestimmungen zu zahlenden Marschgebührnisse 8

.4) Spoweit die Entlassenen nicht nach Ziffer 2 aus Kriegsver⸗ pflegungsanstalten verpflegt werden, erhalten sie bis zum Uebergang 5 die allgemeine Lebensmittelversoraung des Wohnorts auf Anfordern

is zum 7. Tage ;

it Tage nach der Entlassung durch die Zivilbehörde auf Grund der Entlassungsbescheinigung die erforderlichen Lebensmittel⸗ ausweise zur Beschaffung der Verpflegung oder, soweit Massen⸗ speisungen oder besondere Verpflegungsstellen vorbanden sind, Ver⸗ pflegung aus diesen. Dabei ist ihnen Brot, daß sie gemaß Ziffer 3 aus Heeresbeständen erhalten haben, auf die ihnen zustehenden Brot⸗ marken onzurechnen.

Auf der Entlassungsbescheinigung (Soldbuch) ist zu vermer

2 lfe wo und wann Ausweise oder Verpflegung gegeben sind. Nach A

89 Eden. 2

2

lauf von 7 Tagen werden die Entlassenen regelmäßig in die allgemeine bensmittelversorgung ihres Wohnorts aufgenommen sein. ist zur Vermeidung von Doppelversorgung angeordnet worden, daß bei der Anmeldung der Entlassenen zur Lebensmittel⸗ versorgung im Kommunalverband des Wohnorts auf der Entlassungs⸗ bescheinigung ein entsprechender unterstempelter Vermerk; ist

0⸗ 8

Das Armeeverordnungeblatt Nummer 63 vom 5. zember 1918, das durch die Verlagsbuchhandlung von E. S. Mittier und Sohn, Berlin SW. (Kochstraße 68—71) käuflich bezogen werden kann, enthält eine Zusammenßellung der Be⸗ stimmungen über Entlassungen zum Zwecke der Demobil⸗ machung. Ueber Einzelfragen geben die örtlichen militärischen

Jafolge Räumung des Gebiets links des Rhe sind die bisher in diesem Gebiete befindlichen stellvert tenden Behörden und Ersatzformationen „und zwar, wie „Worffs Telegraphenbüro“ mi teilt, die stellvertretenden 8. Armeekorps (Koblenz) in den Bereich

10. Armeekorps (Hannover), die des stellvertretenden 15. Armerkorps (Straßburg) in den Bereich des 11. Armee⸗ korps (Casse!), die des stellvertretenden 16. (Metz) und 21. Armeekorys (Saarbrücken) in den Bereich des 4. Armee⸗ korps (Magdeburg).

Die in dem geräumten Gebiet beim. in der neutralen Zone außerdem noch vereinzelt untergebracht gewesenen Ersotz⸗ ormationen ec. des stellvertretenden 7., 14. und 18. Armee⸗ korvs sind nach anderen rückliegenden Orten des eigenen (14. teilweise nach denen des 13. Armeekorps) bezw. des an⸗ grenzenden Bereichs verlegt worden.

Alle Bitten um Auskünfte über Heeresangehörige dieser Formalionen, insbesondere ü

t über den jetziaen Standort des Er⸗ sotztruppenteile, sind nicht an das Kriegsmlnisterium nach Verlin, sondern in erster Linie an die vorgenannten stelloertretenden Generalkommandos, und zwar an das stellvertretende 8. Armee⸗ korps nach Osnabrück das 15. Armeekorps nach Cassel, das 16. und 21. Armeekorps nach Cöthen (Anhalt) zu richten.

Von zuständiger Seite wird „Woisfs Telegraphenhüro“ mitgeteilt, daß das Kommando der II. und IV. Auf⸗ klärungsgruppe, die aus den modernen kleinen Kreuzern bestand, mit dem 7. Dezember aufgelöst ist. Die zugehörigen kleinen Kreuzer sind dem Beofehlshaber der Aufflärungsschiffe unterstellt worden. Die Entente hat die von der Marine⸗ kommission erbetene Erleichterung des Waffenstillstandsvertrags abgelehnt und damit auch die Möglichkeit einer regelmäßigen Verbindung mit den Nordseeinsein in Frage gestellt. Infolge⸗ dessen ist der Nachschub der Verpflegung auch aus Marine⸗ beständen für die Bevölkerung der Inseln nicht sichergestellt, selbst wenn die Ueberführung der Bevölkerung der Inseln von der Entente gestattet werden sollte. In Frage kommt in erster Linie die Bevölkerung der Insel Helgoland, die während des Krieges auf dem Festland untergebracht war.

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1.

8 Die Kommission zur Vorberatung de

rung von Wirtschaftsbetrieben, die zu V

die Herren Kautsky und Professor Francke gewählt

gestern ihre Be atungen fort und beschäftiate sich z

der Festleaung ihres Arbeitsplanes und mit ihren

den Reichsämtern.

Wie „Wolffs Telegraphenbüro“ berichtet, war die einmütige Auftassung der Kommission, daß sie selbständig und unabhängig ihre Arbeiten erledigt. Damit übernimmt sie auch allein die Verant⸗

für ihre Beschlüsse. Die Kom mission wünscht aber sachlich durchaus die Verbindung mit den entsprechenden Reichsstellen aufrecht⸗ zuerhalten und wird sich im besonderen für die Erledigung ihrer ormellen Aufgaben mit dem Reichswirtschaftsamt in Verbindung

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halten. Im einzelnen sollen die Arbeiten durch vertranliche zungen der Kommissionen ohne Hinzuziehung von Regierungs⸗

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** APliche. 44‧88

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Deutschland trennen wird.

Kreises Braunsberg teilt dem „W. T. B.“ mit:

Protest gegen den Beschluß des A.⸗ u. S.⸗Rats Lempzig.

einstimmig gefaßt:

M on der Zentralregierung, daß umgehend die erforderlichen Maß⸗ nahmen getroffen werden.

Nach einer Meldung von „W. T. B.“ aus Mitau

bittet, sich nicht an ihn, sondern unmittelbar an die Eiserne Kompagnie in Mitau, Dragonerkaserne, zu wenden.

Kunst und Wissenschaft.

In der Dezembersitzung der Vorderasiatischen Gesell⸗ sch der Direktor der ägyptischen Abteilung der staat⸗ ichen M

Kunst von Tell el⸗Amarna. Er führte im wesentlichen folgendes aus: Es kann keine endgültige geschichtliche Darstellung von irgend einer Zeit geben. Schon die Erhaltung der Tatsachen hängt vom Zufall ab. Wie oft sind ganze Völker erst durch Ausgrabungen und Entdeckungen auf dem äg ptisch⸗vorderasia⸗ tischen Gebiete in unsern Gesichtskreis getreten! Jedes neue Denkmal wird uns eine erneute Prüfung dessen auferlegen, was wir bisher als geschichtlich wirksam angesehen hatten; oft mußten ganzen Teile eines stolzen Geschichtsbaus durch eine neue Erkenntnis von neuem aufge⸗ führt werden. Dazu tritt das Moment, das der Geschichtsschreiber als lebendige Persönlichkeit einer bestimmten Kulturepoche an seinen Stoff mit heranbringt, und dadurch geschieht es, daß niemals eine Zeit durch die Geschichtsschreibung ihrer Vorgänger ganz befriedigt sein wird. Da nun jeder Geschichtsforscher das Bedürfnis zu neuer Darstellung empfindet, so werden die Tat⸗ sachen shets mit neuen Augen gesehen, ein stets mehr gesichteter Be⸗ stand von Ergebnissen wird herausgearbeitet, die Geschichtsschreibung selbst muß sich immer von neuem verjüngen. Dies gilt naturgemäß auch von der Geschichte der Kunst. Hiec liegt uns nun der Rohstoff so vor, wie er aus der Hand der schöpferischen Künstler hervor⸗ ging: aber das Gesicht des Forschers und damit die Wirkung der Denkmäler auf den Geschichtsschreiber und seine Zeit spielen dabei eine große Rolle. So hat die Wertschätzung des VBarock, der Hoch⸗ und Frührenaissanee öfter gewechselt, ebenso die Urteile über hellenische Kunst des fünften Jahrhunderts v. Chr. und über die archaisch⸗griechische Kunst. Auch in der ägyptischen Kunst ist innerhalb der letzken hun⸗ dert Jahre ein Wandel in der Wertschätzung ihrer Perioden eingetreten, der dem Wandel unserer eigenen Kunstanschauungen entspricht. Glaubte man noch vor wenigen Jahrzehnten den Höhepunkt ägyptischer Kunst im „Alten Reich“ der Pyramidenzeit zu erkennen, um 2800 v. Chr., so schätzt man diesen Abschnitt heute noch wegen der Fülle der Er⸗ findung, des Reichtums der Gestaltung, Klarheit der Form und der gesunden Kraft und der Frische, die wir in seinen Erzeugnissen seben, aber niemand wird in den aus⸗ drucksvollen Reließs, wie sie die Kunst des „Mittleren Reiches“ bietet (um 1900 v. Chr.), einen Verfall spüren, zumal man bei ihren Bildnissen zum ersten Male in der Welt durch die äußere Maske einen Blick in die Seele des Dargestellten glaubt tun zu können. Ungünstiger beurteilte man die für das „Neue Reich“ charakteristische Kunst des 14. vorchristlichen Jahrhunderts, da ihre, Werke weicher und feiner erscheinen und besonders im Relief die Bewegung stark betonen. Heute schätzen wir in ihnen die Frucht der dritten großen Blütezeit der ägyptischen Kunst, wo wir selbst neben der griechischen Kunst auch die gotische und die ostasiatische Kunst verstehen gelernt

haben. Wir sehen heute mehr das dauernde, stets in neuen Formen

sprießende Leben und sprechen weniger vom Verfall in der Kunst. Denn die Zersetzung des Aelteren birgt fast stets den Keim des nen Aufsprießenden. Heute glauben wir sagen zu dürfen, daß die Mitte des Neuen Reichz“, die Zeit von Tell el⸗ Amarnag um 1375 v. Chr., die des Reformators Amenophis IV., die große Weltenwende für das Geschick des Aegyptervolkes auf allen Gebieten und auch in der Kunst gewesen ist: damals kam auch etwas ganz neu Erscheinendes zum letzten Male zum Durchbruch, so daß von da ab der ägyptische Geist keine neuen Offenbarungen mehr bietet. In der Amarna⸗Kunst ist ein Trieb, der schon vorher knospen⸗ haft vorhanden war, wie über Nacht gleichsam in eigentümlich selb⸗ ständigem Wuchse zum Stamm erstanden. Man wandite sich nach dem Sturze des Reformators Amenophis IV., mit dem die Kunst seiner Zeit eng verbunden ist, bewußt wieder von ihr ab. Da nun folch: lebensprühende Kunst nicht wie mit einem Schlage abzubrechen ist, so reichen deren Ausstrahlungen weit ins „Neue Reich“ hinaus. Diese

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durch eine Menge von Beweisstücken erwiesene Tatsache suchte

1

vertretern, dann durch große Sitzungen mit den Verttetern der Vortragende Aemter und unter der Anwesenheit von Vertretern der Bundesstaaten und schließlich durch Unterabteilungen unter Zuziehung von Sachver⸗ dern vor ständigen für besondere Reerate und Vorbereittungen erledigt werden. 1X“

er Künstler von Tell uriner Bilde der des Ramses eweise einer Nachwirkung der So die Darstellun

Ramses’ III., ihnen der Geist wie noch in handgreifliche inen auf die Uebung späterer Künstler. die von der Königskrone herabhängen, sie fl überall darstellenden Amarna⸗Zeit wie vom brechung von Tür⸗ Amarna⸗Kunst und lebt später fort. Spuren des Nachbildens einige beson das „Fenster“, aus dem der König Gnadengeschenke

Die sachliche Verbindung mit den Reichsämtern wird vor allem in hors in Kairo der Materialbeschaffung bestehen und in der Beantwortung der Anfraven,

die sich aus den Beratungen der Kommission mit den Reichs⸗ ämtern ergeben. Im Verlaufe der Sitzung wurden in dieser Hinsicht Anfragen über die Aufhebung der durch die Kriegswirtschaft eingerichteten Zwangssondikate, über Auflösung der Kriegsgesellschaften und übder damit zusammenhängende Tatsachen des Wirtschaftslebens gestellt. Hinsichtlich der Fragen der Kriegsgesellschaften und der Zwangssyndikate konnte der Staatssekretär des Reichswirtschaftsamts mitteilen, daß die Regierung nicht daran denke, diese Zwangsgesell⸗ schasten, soweil sie sich nicht durch den Waffenstillstand und die

zen stammt

rofessor Scha ders merkwü zu den Getr densverhandlungen von selbst ausschalten, vorzeitig und ohne 8 der König auch gefangenen. Empfangsfenster Medinat Hsbu gefunden stammenden Kalkscherbe, die da Gedächtnis Wandflächen

enschheit bezeichnen soll gsgefangene dargestellt; artracht kenntlich, stellt den Ver ein bärtiger Asiat den Vertreter der nördlichen Figuren der Herrscher blicken nach rechts. Der Fenster, er stützt den linken Ellenbogen au Brüstung liegt, und hält die rechte Hand

Die Fensterbrüstung ist vorn durch eine Grup König als Beherrscher der Welt darstellt. 2 einigten Reiches stehen zu beiden Seiten de Unterägypten, für Oberägypten, wie es seit 1425 im „Neuen Je ein Blütenstengel ist um die Schrift Vereinigung beider Länder im b 9 waren durch Eroberung im Norden

er äpypgtischen Könige tatsächli Asiaten sind auf dem in Kairo befindlichen Streitwag dargestellt, da Asien das Gebiet des obere Niltal. In Medinat Häbu ist der gewaltige König im Relief dargestellt auf de er den Fuß auf die Köpfe der Feinde setzt; ein Relief, wie Aegypter gefangene Feinde Unser Scherbenbild wird etwa um eines älteren Bildes, das aus einem thebanischen Tem ,entstanden sein.

Die Mitglieder der Bauernräte des Kreises Niede⸗ rung (Hstpreußen) haben in einer gemeinsamen Tagung, ie „Wolffs Telegraphenbüro“ meldet, beschlossen, gegen die Forberung einiger weniger fanatischer Vertreter eines Groß Litauens nach Abzweigung eines Teiles ostpreußischen Bodens, darunter des Kreises Niederung, von Deutschland und Anschluß dieses Teiles an ein Groß Litauen schärfsten Einspruch zu erheben. Die auf Grund des allgemeinen, gleichen, geheimen und direkten Wahlrechts gewählten Vertreter der Bevölkerung des Kreises erklärten einstimmig, daß die er⸗ wähnten Bestrebungen nicht den geringsten Rückhalt in der Bevölkerung haben, und daß diese ohne Zwang sich nie von

Berliner Museum besitzt, hat

im Fenster⸗

die die unterworfene zusammengebundene Krieg

f ein Kissen, kas after Rede e üppe verjiert, Als Sinnbild

W1“ Geb geknüpft, dami 4 P 8 Iühehs 3. 1% Der Arbeiter⸗, Soldaten⸗ und Bauernrat des mnbol dargestellt. e““ Asiaten, im S Die versammelten A.⸗, S.⸗ und Bauernräte des Kreises Brauns⸗ eger dem Zepter d berg kennzeichnen hiermit öffentlich den in der Presse verbreiteten 1“ Antrag des Leipziger A.⸗ u. S.⸗Rats, Hindenburg zu verhaften Streitwagens ist, und auf Soldatenration zu setzen, als eine Schmach und eine Schande und sprechen solcheng. A.⸗ u. S.⸗Rat die Berechtigung ab, sich als Vertreter des Volks zu bezeichnen. Wir erheben flammenden

n Seiten neben dem

1200 v. Chr. al apel oder Gute Id gehört aber schon ins Nen „Vereinigung“

Dies Vorbi Sinnbild der Zeit Amenophis’ IV.

In der gestrigen Sitzung der Delegierten der Arbeiter⸗ und Soldatenräte des Regierungsbezirks Bromberg, in der Vertreter von 29 Ortschaften zugegen waren, wurde, wie „W. T. B.“ berichtet, folgender Beschluß

von Nord md Um 1100 v. Gn

nur noch eine Brüstung vor dem himmel steht, der selbst zum bloßen Rednerpult auf geworden ist, eine kulturgeschichtlich merkw IV. geschaffene Bildform (um 1370) hat al mindestens ein Vierteljahrtausend nachgewirkt, d. h. die Kunst bo Tel el⸗Amarna hat der auf die Niederschlagung des Reformvetsut folgenden Zeit doch wider deren Willen Spuren ihres Geife aufgedrückt.

gleich eigentli offenen Thron⸗ anderen Bilze Die heute in Bromberg tagende Konferenz der A. und S.⸗Räte ürdige Entwicklung. Ii. Regierungsbezirks Bromberg erkennt die Notwendigkeit der kationalversammlung an und erwartet

schlaff herabhängenden Reden erhobenen Rechten, weist auf Amenophis IV. Porträt in e Geist, der aus den späterm Königsdarstellungen spricht, geht auf diesen Reformator zurück, deser Bestrebungen in der Kunst später wieder verdrängt werden, die aie doch in vielen lebendig bleiben. 1 einige Beweise aus den uns erhaltenen Denkmalen. Tell el⸗Amarna hat also unter der Decke des wieder vordringende Alten ein nicht verächtliches Nachleben gefü ans Licht gehoben worden.

laufen die freiwilligen Meldungen für die Eiserne Division

(TI NA 591 . 8 8 8 , en 8Dh. C lie so zahlreich ein, daß der Soldatenrat Mitau die Freiwilligen 1.“

el⸗Amarna ür bot des Vortragende wh

hrt und ist oftmals wiee

iseen, Professor Dr. Schaefer über das Nachleben der Nr. 47 des „Zentralblatts für das Deutsche Reigh⸗ herausgegehen im Reichsamt des Innern, vom hat folgenden Inhalt: Zoll⸗ und Steuerwesen: Ergänzung des Ver

n für Schuldverschre bungen und Schet anweisungen der Kriegsanleihen des Deutschen Reichs. Ernennunge von Stationskontrolleuren zu Oberzollinspektoren. Verwendun von Koniferennadeln bei der Herstellung von Tabakerzeu tabakähnlichen Waren. Militärwesen: Aenderung der sätze für Naturalverpflegung während der Dauer des Krieges.

Dezember 1910

es der Annahmestel

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage,)

Theater.

Opernhuns. (Unter den Linden.) Dienst⸗ und Freiplätze

Mittwoch: 269. Dauet sind aufgehoben. 2 Komische Oper in drei Aufzügen ve Dichtung nach Beaumarchais, von Cesar Sterbini, überse von Ignaz Kollmann. Musikalische Leitung: Edmund von Stram Spielleitung: Hermann Bachmann. Anfang 7 ½ Ühr. Schanspielhaus. (Am Gendarmenmarkt.) Mittwoch: 2I7t Daua bezugevorstellung. Dienst und Freiplätze sind aufgehoben. Othelb⸗ der Mohr von Venedig. Spielleitung:

bezugsvorstellung. Barbier von Sevilla.

de Trauerspiel in fünf Aufzüg Shakespeare.

Donnerstag: Opernhaus. 270. Dauerbezugsvorstellung. Dienst sind aufgehoben. Zühnenfestspiel von Richard Wagner. Vorabend: Anfang 7 ½ Uhr.

Schauspielhaus.

des Nibelungen

Io Pi Der Ring Sns Rheingoh

und Freiple

Schaus us. Dauerbezugsvorstellung. 2 Freiplätze sind aufgehoben. Kater Lampe. Eine Komb

Akten von Emil Rosenow. Anfang 7 ½ Uhr.

Familiennachrichten.

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Geboren: Eine Tochter: Hrn. Hauptmann Otto von! (Plessow b. Werder).

Hr. Generalleutnant z. Schwerin i. M.). Hr. Rittmeister a. D. Plettenberg⸗Oevinghausen (Düsseldorf). Georg Wilhelm Frhr. von Hodenberg Frau Gräfin Isabel von Linden, geb.

b 5 Detmering F Paul von Detmerin Hr. Leutna (Bassum, Kr. 9 Andrews (Stuttgart

Verantwortlicher Schriftleiter: Direktor Dr. Tyrol, Charl Fe Verantwortlich für den Anzeigenteil: Der Vorsteher der Geschäf kengering in Berlin. Verlag der Geschäftsstelle (Mengering) in chen Buchdruckerei und Berlin, Wilhelmstraße 32. Sieben Beilagen (einschließlich Börsenbeilage und Wareneichen b 2

Rechnungsrat Druck der Nord

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Erste Beilage eutschen Reichsanzeiger und Preußischen S

Berlin, Dienstag, den 10 Dezember

1918.

Nichtamtliches.

neber „Deutschlands Finanzlage und Steuer⸗ wlitik“ hielt gestern abend auf Einladung des Deutschen noustrie⸗- und Handelstages der Staatssekretär des Reichs⸗ nczamtes Schiffer im Festsaal der Handelskammer zu herlin vor einer zahlreichen Zuhörerschaft einen Vortrag, in er einem Bericht von „W. T. B.“ zufolge etwa folgendes

gführte: se bin der Einladung des Deutschen Industrie⸗ und Handels⸗ ages gern gefolgt; denn wenn es jemals notwendig war, Klarheit ter das Gebot der Stunde in finanzieller Hinsicht zu schaffen, so ist gjetzt der Fall. n; will ich Ihnen nur Tatsachen vor een führen nackte Tatsachen, keine Kritik. Ich will nur vom indpunkt der Finanzen und nicht von dem der Politik sprechen. i erste Frage: wie ist unsere Finanzlage? Die Antwort darauf im nur lauten: „Unübersehbar’. Immer wieder ist im Reichs⸗ hatamt versucht worden, einen Ueberblick über den Steuerbedarf des siches zu gewinnen. Wenn der Krieg im Herbst zu Ende gehen üde so hatte man zuletzt im Frühjahr berechnet —, würde der teuerbedarf des Reiches sich auf 14 Milliarden Mark, der der Einzel⸗ acten und Gemeinden auf 5 Milliarden Mart belaufen, zusammen so 19 Milliarden Mark, was einem Mehrbedarf von 14 Milliarden fark gegenüber der Friedenszeit entsprochen hätte, wovon 12 Mil⸗ inden auf das Reich und 2 Milliarden auf die Einzelstaaten und onmunen entfallen. hüeese eni⸗ Berechnung ist indes durch die reignise in Scherben geschlagen worden. Neue Momente id jetzt zu berücksichtigen. In erster Reihe die Forde⸗ ingen, die die Feinde stellen werden, dem Umfange und

Art nach. Wir kennen diese Forderungen nicht, ebensowenig ssen wir etwas Genaues, was aber gleichfalls zu berücksichtigen ist, her den Umfang, den das Reich in Zukunft durch eventuelle Ab⸗ stung und eventuellen Zuwachs haben wird. Wir kennen weiter sct das staatsrechtliche Verhältnis, in dem in Zukunft Reich und inzelstaaten zu einander stehen werden. Auch die zukünftigen handels⸗ blilschen und wirtschaftlichen Verhältnisse, die mit als Grundlage der Berechnung dienen müssen, sind uns unbekannt. Angesichts tseer zahlreichen unbekannten Größen ist die Aufmachung ne geregelten Finanzprogramms für jetzt und für die Zukunft zu⸗ icht unmöglich. Eins nur wissen wir vorläufig: wir leben von der hand in den Mund. Alles ist unsicher; sicher ist nur der Ruin, enn es so weitergeht, wie es jetzt getrieben ird. Wenn das Wirtschaftsleben zerschlagen wird, ist naturgemäß hh der Ausbau des Steuerwesens eine Unmöglichkeit. Wo nichts 'lat nicht nur der Kaiser, sondern auch die Republik ihr Recht aloren.

Wenn wir unser Land betrachten, so ist es doch eigentlich eher nan Naturschätzen armes als ein reiches Wirtschaftsgebiet. Es tuns an Erzen, es fehlt uns an Kupfer; wir wissen nicht, wie ge unser Kohlenvorkommen ausreicht, unsere Bodenfrüchte sind chto reich, daß sie die beständig anschwellende Bevölkerung er⸗ inen können. Nach alledem ist es um so nootwendiger, wir das, was wir haben, festhalten und durch Ar⸗ t vermehren. Das in auch schon deshalb notwendig, damit nunseren Kredit stärken. Wie steht es nun aber zurzeit mit r Arbeiten und dem Sparen? Das Gegenteil des Er⸗ nscken ist der Fall. Wir vergeuden Gelder durch unsachgemäße imtswirtschaft, und wenn auch nicht etwa die 800 Millionen

von denen in der letzten Zeit so viel die Rede war, in die isten der zahlreichen neuen Regierungsorgane geflossen sind, so ist h ntsächlich sehr viel Geld verausgabt worden, das selbst unter sericksichtigung der anormalen Verhältnisse nicht hätte verausgabt werden brauchen. Dazu kommen die Materialvernichtungen, die pegnehme von Heeresmaterial durch Plünderungen, unerlaubte iilionen und dergleichen. Wer sich daran beteiligt hat, hat sich an serem Volk versündigt. Arbeiten, sagte ich, müßten wir. In giklichkkeit sind an der einen Stelle Leute, die nicht arbeiten wollen er nicht arbeiten können, während an anderen Stellen ein Mangel Arbeitern besteht. Nicht nur die Landwirtschaft, sondern auch s Industrie braucht Arbeitskräfte. Eine richtige Verteilung der nbeitskraft wird für die Folge eine der wichtigsten Aufgaben sein, nd es muß dafür gesorgt werden, daß die Arbeiter nicht nur nach in 88 Städten ziehen, sondern auch auf dem flachen Lande pro⸗ utide Tätigkeit ausüben. Freilich ist nicht überall heute in der industrie ein Bedarf an Arbeitern. Sehr viele Unternehmer sind zu eriehzeinstellungen geschritten, und man kann ihnen das nicht einmal erenken; denn gerade der ehrliche Kaufmann kann seine Geschäfte sit auf der Unsicherheit aufbauen. Zudem wird dem Unternehmer uich mancherlei Eingriffe Berechtigter und Unberechtigter in die ge⸗ ethliche Tätigkeit das Leben sehr erschwert. Die Arbeit versagt, und emit versagt auch der Kredit im In⸗ und Ausland. Sehr hoch stand

lüher das Ansehen des deutschen Wirtschaftslebens und damit sein

ndit. Es ist tief traurig, wenn man ietzt hört, daß Bankkredite kündigt, deutsche Wechsel zurückgewiesen werden. Das Ausland hat ren die Besorgnis, es gehe in Deutschland alles drüber und drunter. inn unsere Kreditfähigkeit erschüttert ist, so besteht auch die Ge⸗ ir, daß wir einen Frieden roher Gewalt bekommen statt eines siedens, der sich darauf aufbaut, daß im Lande des Besiegten die ehtssicherheit fortbesteht. Wir müssen Ruhe und Ord⸗ aeng, Recht und Gesetz schaffen, nicht bloß aus politi⸗ hen, sonden auch aus finanziellen Gründen.

Ich sagte schon, daß ich wegen der Unübersichtlichkeit der atältnisse kein Steuerprogramm entwerfen, sondern nur Steuer⸗ kglicheiten besprechen kann. Dabei muß ich von allen zahlen⸗ sliigen Ertragsschätzungen absehen. Die direkten Steuern enden, so viel ist gewiß, antiplutokratisch sein; aber sie gden ihre natürliche Begrenzung durch die Stellung finden, das Kapital im Wirtschaftsleben einnimmt. Die Zeit, in der 9 schnell große Vermögen bilden konnten, ist, darüber müssen 1 uns klar sein, ein⸗ für allemal vorüber, und bei aller Be⸗ 1 die die Steuern bringen werden, dürften sie eine günstige 8 gerscheinung haben: eine Senkung der Preise. Erwünscht wäre her ewenn man dem Wirtschaftsleben sehr bald mitteilen könnte, eeür Steuern im einzelnen kommen werden; denn ich habe das 1, daß Deutschlands Volkswirtschaft über jede Steuer hinweg⸗ i „wenn man nur erst ihren Umfang und ihre Art kennt. Es ist gef nicht möglich, schon jetzt Steuergesetze zu erlassen. Dazu ist ein ammenwirken mit den Bundesstaaten, eine Beratung mit sämtlichen

süesenten und vor allem die Stimme der Allgemeinheit, wie sie durch die

nnonalversammlung dokumentiert werden soll, erforderlich. Aus⸗ hüs en sind allerdings möglich, und die Vorbereitung für eine solche nnahme ist die den Gesellschaften bereits gemachte Vorschrift:

dit lühres gegenüber der Friedenszeit erzielten Mehrgewinns in die

euerrücklage zu tun. Das zeigt bereits an, daß die Kriegs⸗ det gflr i9lsts sm Jahre Tone götzieperholt werden muß. Ein i die giegssteuergesetz wird mit rückwirkender Kraft vom Jahre 1914 ingegegroen Kriegsgewinne restlos erfassen, die kleineren Ersparnisse

din nach Möglichkeit schonen. 1t altzer hohe Besteuerung der Kriegsgewinne entspricht so sehr dem 9 empfinden, daß, weil sie bisher noch nicht restlos durchgeführt n manchen Seiten versucht wird, durch eigenen Eingriff das

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gewünschte Ergebnis zu erzielen. Ich meine hiermit die Vorweg⸗ nahme der Kriegsgewinne dutch sehr hohe Löhne. Das muß ich als einen Eingriff in meine Zuständigkeit abwehren. Neben der Kriegs⸗ steuer wird eine Vermögensabgabe kommen, die sich nicht nur nach der Verschiedenheit der Obiekte (ob bares Geld, ob Wertvapiere, Grundbesitz, obFabrikanlagen) richtet, sondern auch nach der Verschiedenheit der Subjekte ü Arbeitsfähigkeit). Die Vermögensabgabe soll in Raten er⸗ hoben werden; und man kann vielleicht daran denken, der Vermögens⸗ abgabe teilweise die Gestalt einer Zwangsanleihe zu geben, so daß der Steuerpflichtige für spätere Zeiten mit einem Rückempfang der Ab⸗ gabe oder eines Teils der Abgabe rechnen kann. Bei der Steuer⸗ zahlung wird die Kriegsanleihe eine größere Rolle spielen als bisher. Es wird möglicherweise bei der Vermögensabgabe die Zahlung in Kriegsanleihe zur Pflicht gemacht werden: ein Beweis dafür, welche Sicherheit der Kriegsanleihe beigemessen wird, und daß man darauf bedacht ist, den Kursstand zu heben.

Als weitere direkte Steuern erwähnte der Redner eine Anpassung der Besitzsteuer an die Vermögensabgabe, einen Ausbau der Ein⸗ kommen, und Ergänzungssteuer, wobei sicherlich die Besteuerung der hohen Einkommen dem Uech vorbehalten und deshalb eine eigene Reichseinkommensteuer geschaffen werden müsse. Sodann werde an eine Betriebssteuer gedacht, die gleichsam an der Quelle hohe Erträge gewerblicher Unternehmungen erfassen solle, an eine Kapitalrenten⸗ steuer, wie sie in einigen Bundesstaaten bereits erhoben werde, an einen Ausbau der Erbschaftssteuer, die auf Abkömmlinge auszudehnen sei und bei deren Höhe auch berucksichtigt werden solle, in welchen Vermögensverhältnissen sich der Erbe befindet. Ein reicher Erbe solle den ihm durch Erbschaft zufallenden Zuwachs an Vermögen höher besteuern als jemand, der bisher ohne Vermögen war.

„An indirekten Steuern nannte der Staatssekretär als steuer⸗ lich zu erfassendes Objekt in erster Reihe den Tabak, und zwar wolle man die Zigarettensteuer, die jetzt von einem Höchstpreis für Zigaretten im Betrage von 7 Pfg. für die Zigarette ausgehe (obwohl in Wirk⸗ lichkeit der Preis für Zigaretten hoͤber sei), entsprechend abändern. Die Zuckersteuer werde erhöht werden müssen, im Grundstücksumsatz werde an die Stelle der jetzigen vielfachen Besteuerung eine freilich mit einer Erhöhung verknüpfte Vereinheitlichung zu treten haben. Vor allem aber werde die Umsatzsteuer ein wichties Steuerobjekt bieten, und zwar sei hier auch daran gedacht, die Besteuerung von Luxuserzeugnissen und ähnlichen Gegenständen zu erweitern.

„Zur Sicherung aller dieser Abgaben, fuhr der Redner fort, wird eine sehr peinliche Reichsaufsicht erforderlich sein; denn wenn ein Volk so hohe Lasten tragen soll, muß es die Gewißheit haben, daß jeder Steuerzahler auch wirklich die Beträge aufbringt, die ihm nach dem Gesetz als Zahlungspflicht zufallen. Um das zu er⸗ reichen, werden an der Veranlagung nicht nur Beamte, die so aus⸗ gebildet werden müssen, daß sie die verschlungensten Fäden auf⸗ spüren können, mitzuwirken haben, sondern auch Sa verständige aus dem praktischen Leben. Hohe Strafen werden gegen Steuer⸗ verfehlungen festgesetzt werden müssen, insbesondere soll der, der eine Steuerpflicht verletzt, öffentlich geächtet werden. Gegen die Steuerflucht werden weitere, über die bisherigen Anordnungen hin⸗ ausgehende Maßnahmen getroffen werden. Es muß verhütet werden, daß zum Zwecke der Steuerhinterziehung Waren in das Ausland gelangen; für die Bankguthaben wird eine Anzeigepflicht statuiert werden, die auf die Zeit vor der Revolution zurückgeht; den Ver⸗ sicherungen bei ausländischen Gesellschaften muß nachgeforscht werden, und ähnliches mehr.

Alle Steuern, so groß ihre Liste auch ist, werden freilich nicht ausreichen, um dem Reiche die Ftecgng der Lasten zu ermögrichen. Vielmehr wird eine unmittelbare Beteiligung des Reichs am Wirtschaftsleben notwendig sein, wie wir sie jetzt bereits haben durch den Besitz an Eisenbahnen, durch die Post, durch Bergwerte, durch die Beterligung an der Stickstoff⸗ und an der Aluminiumgewinnung. So betrachtet, ist die Sozialisierung, von der jetzt so viel die Rede ist, nichts Neues. Diese darf freilich nicht unbegrenzt und schematisch durchgeführt werden. Das würde eine große Gefahr sein, insbesondere auch deshalb, weil man sich damit die Steuerquellen ab⸗ graben könnte. Aber die Gefahr liegt in Wirklichkeit nicht vor. Die Regierung hat wiederbolt zum Ausdruck gebracht, daß die Sozialisie⸗ rung nur schrittweise durchgeführt werden soll, daß nicht an Experi⸗ mente gedacht und individuell geprüft nerden wird, b die in Frage kommenden Projekte reif sind oder nicht. Ausgeschlossen sind von vornherein Gebiete der Ein⸗ und Ausfuhr und Irndustrien, deren technische Entwicklung noch nicht abgeschlossen ist. Aus⸗ geschlossen ist ferner eine Konfiskation ohne Entschädigung. Als Monopole kommen vielleicht das Versicherungswesen, Wasser⸗ kräfte, Teile der elektrischen Versorgung usw. in Betracht. Die Sozialisierung braucht aber nicht immer in der Schaffung von Monopolen zu bestehen, man kann an Beteiligungen des Staats denken, also an die gemischt⸗wirtschaftliche Unternehmung, an die Bildung von Syndikaten und Kartellen, wobei der sich hierbei aus der Verbilligung der Produktion ergebende Sondergewinn dem Reich zufallen könnte.

Dies ist der Grundriß zum Bau. Wird es zum Bauen kommen? Das hängt davon ab, wie sich unsere Feinde uns gegen⸗ über verhalten. Ich rufe nicht nach Gnade und bitte nicht um Milde, sondern ich rufe das Recht und die Vernunft an! Der Staatssekretär wies hierbei darauf hin, daß wir uns nur bereit erklärt hätten, Frieden im Sinne der Wilsonschen Friedensvorschläge zu schließen, und er betonte weiter, daß es im eigenen Interesse der Feinde liege, uns nicht zu vernichten; denn ein Schuldner könne nur etwas leisten, wenn man ihm die Möglichkeit gebe, sich neu zu ent⸗ falten. Nach dem Siegesrausch werden auch unsere Feinde zu der Einsicht kommen, daß der Sieg auch dem Sieger Pflichten auferlegt. Von uns selbst verlange ich, so schloß der Redner, außer Vernunft auch Vaterlandsliebe, Rut und Vertrauen. Helfen Sie mir alle, das Gespenst des Bankerotts zu verscheuchen. Es geht um alles, es geht ums Ganze! Es gilt, aus unseren Kräften zu retten, was zu retten ist. Wir dürfen nicht zagen und klagen; was uns zu tun bleibt, ist die Erfüllung unserer Pflicht im Intéresse von Deutschlands Zukunft. 8 b

Bayern.

Das Ministerium des Innern hat gestern die Wahl⸗ ordnung für den bayerischen Landtag veröffentlicht. Wie „Wolffs Telegraphenbüro“ meldet, finden danach die Wahlen am 12. Januar 1919 statt. Das Wahlrecht ist all⸗ gemein, gleich, geheim und unmittelbar. Gewählt wird in Verhältniswahl, wobei das ganze Land einen Wahlkreis bildet. Die Zahl der Abgeordneten beträgt 180, bisher waren es 163. Von den Abgeordneten werden 163 in einem Wahl⸗ gang in den bisherigen 133 Wahlkreisen, die als Stimmkreise gelten, auf Grund von Wahlvorschlägen nach dem Verhältnis ihrer Stimmenzahl verteilt. Wenn in der Pfalz zu der an⸗ gegebenen Zeit keine Wahl möglich sein sollte, kann der Landtag die bisherigen Abgeordneten als Vertreter der Pfälzer Wähler im Landtag anerkennen und durch den Präfidenten einberufen.

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Einen Protest gegen die Neuwahlen zum Landtag 5 zer Kammerpräsident von Fuchs mit folgender Erklärung erlassen: 3 Die Provisorische Regierung des Volksstaates Bayern hat die Wahlen für den neuen „Landtag“ auf den 12. Januar 1919 aus⸗ geschrieben. Der gesetzlich gewählte Landtag besteht noch zu Recht, da er nicht aufgelöst ist. Das Recht zur Auflösung besitzt die Feortlorische Regierung nicht. Wenn sie sich gleichwöohl ein solches Recht anmaßt, so muß die Vertretung des bisherigen Landtages feierlich Verwahrung dagegen einlegen, daß die Neuwahlen zum Landtag unter gesetzwidriger Ausschaltung des gesetzlich gewählten Landtages eingeleitet werden sollen.

In der gestrigen ersten Sitzung des bayerischen Landesarbeiterrates wurden die Verhandlungen mit einer Ansprache des Vorsitzenden im Ministerrafe Eisner ein⸗ geleitet, der obiger Quelle zufolae u. a ausführte:

Er fürchte sich nicht vor der Radikalisierung von links. Aber er fürchte, daß man zu den alten Zuständen zuruck⸗ komme, wenn auch die Revolution nicht mehr rückgängig gemacht werden könne. „Wir müssen“, sagte er, „zur reinen Demokratie kommen, daher mein Kampf gegen das Auswärtige Amt in Berlin. Jetzt hat man bereits das Auswärtige Amt als den Herd gegenrevolutionärer Bestrebungen entlarvt. Wir stehen vor einer Weltrevolution. Wenn man sagt, daß die Nationalversammlung die Arbeiter⸗, Bauern⸗ und Soldatenräte entbehrlich macht, so be⸗ haupte ich, es wäre noch eher eine Nationalversammlung entbehrlich als es die Arbeiterräte sind. Daß die Nationalversammlung rasch kommt, ist gut, weil dadurch eine Menge abenteuerlicher Anschauungen beseitigt wird. Es wäre ein Glück für die Nationalversammlung, wenn sie sich auf die Räte stützen könnte.

DSachsen.

Bei den gestrigen Wahlen zum Arbeiter⸗ und Soldatenrat im Industriebezirk Chemnitz wurden nach den biober vorliegenden Ergebnissen, wie „Wolffe Telegrophen⸗ büro“ meldet, für die Mehrheitssozialisten 78 500 und für die Unabhängigen 6600 Stimmen abgegeben ge Teilergebnisse stehen noch aus. ““

Hamburg.

Die Presseabteilung des Arbeiter⸗ und Soldatenrats macht dem „Wolffschen Telegraphenbüro“ zufolge über eine geplante Gegenrevolution nachstehende Mitteilungen:

An den Redakteur des „Hamburgischen Korrespondenten“ Abter traten vor einer Woche Kapita isten und Reaktionäre mit der An⸗ frage heran, ob er ihnen nicht Verbindungen mit Soldatenkreisen ver⸗ schaffen könne. Es handele sich darum, führende radikale Mitglieder des Arbeiterrates zu verhaften und unschädlich zu machen, um den Arbeiterrat mit gemäßigten Elementen zu besetzen und sofort den Senat und die Bürgerschaft zur Schaffung einer Hamburgischen Ver⸗ fassung einzuberufen. Abter hatte Beziehungen zu dem Matrosen

eller, der mit den ehemaligen Mitgliedern der Presseabteilung des Arbeiter⸗ und Soldatenrates, Freund und Wolf, in Verbindung stand. In mehr ren Besprechungen wurde von den Genannten be⸗ schlossen, vierzehn Mitglieder des Arbeiter⸗ und Soldatenrates und andere im Vordergrund stehende Revolutionäre zu verhaften und darauf das Rathaus militärisch zu besetzen. Auch Senatsmitglieder waren von dem Plan unterrichtet. Am Freitagabend fanden im Hotel „Vier Jahreszeiten“ Be⸗ sprechungen Zellers und seiner Mitverschworenen mit acht bis zehn Geldgebern über die Einzelheiten des Planes statt. Die Kapitalisten ver⸗ sprachen, Geld in unbeschränttem Maße zur Verfügung stellen zu wollen. Am Sonntagnachmittag hatte Zeller mit den übrigen Ver⸗ schworenen in einem Hamburger Restaurant eine Fluchtbesprechung. Hierbei wurden sie durch den Arbeiter⸗ und Soddatenrat fest⸗ genommen, der bereits seit einigen Tagen vom Stande der Dinge Kenntnis hatte. Welche Kapitalistenkreise an dem Putsch beteiligt sind, und wie weit er in offizielle Kreise hineinspielt, wird später mitgeteilt werden.

In einer Sitzung des Großen Arbeiter⸗ und Sol⸗ datenrates wurde ein Beschluß gefaß, in dem die Scheffung von Wachmannschaften aus über eugten Anhängern der Revo⸗ lution, der Uebergang aller Waffen⸗ und Munitionsdepots in die Gewalt zuve lässiger Truppen, das Verbot des Tragens von Offizierrangzeichen und die Entwaffnung der Offiziere ver⸗ langt werden.

Der Arbeiter⸗ und Soldatenrat beschloß ferner, daß vom 1. Januar ab der Religionsunterricht in allen öffentlichen Schulen und Erziehungsanstalten des ehemaligen hamburgischen Staats fortfällt; auch Schulandachten sollen unterbleiben, unbenommen bleibt, Religionsunterricht außerhalb der Schule erteilen zu lassen.

Oesterreich und Ungarn.

In 10 größeren Städten Deutsch⸗Böhmens fanden vorgestern massenhaft besuchte Volkstage statt, in welchen gegen die Vergewaltigung des deutschen Teiles von Böhmen durch tschecho⸗slowakische Truppen feierlich Einspruch erhoben wurde. Auf dem Volkstag in Reichenberg führte unter dem Jubel von Tausenden von Männern und Frauen der Landes⸗ hauptmann von Deutsch⸗Böomen Dr. von Lodaman in einer Ansprache laut Bericht des „Wolffschen Telegraphenbüros“ aus:

Des Kampfes müde, haben wir an den Fronten draußen die Waffen um 5 Minuten zu früh an die Wand gehängt. In dem Kampf um die bedrohte Heimat wird das deutsch⸗böhmische Volk die Waffen niemals strecken. Es wird sich selhst nie aufgeben. Deutsch⸗Böhmen erkennt die Mündigkeit der anderen Völker, auch des tschechischen Volkes, an und ist bereit, mit diesem in friedlichen Wettbewerbzu treten auf allen Gebieten sozialer Arbeit, des Wirt⸗ schafts⸗ und Erwerbslebens, aber als Freie unter Freien, nicht von vornherein mit dem Mantel der Knechtschaft angetan. Almosen, die man uns gnädig schenken will, lehnt es ab.

Unter stürmischem Beifall stellte der Landeshauptmann fest, daß sich das deutsche Gebiet Böhmens gutwillig niemals den tschechischen Truppen fügen werde, trotzdem es wisse, daß fůr die Selbstbestimmung leben unter Umständen auch für die Selbstbestimmung sterben heiße. Aus 40 deutsch⸗böhmischen Städten sind Sonntag an den Präsidenten Wilson und an die Ententeführer Telegramme abgesandt worden, in welchen das deutsch⸗böhmische Volk in seiner Not im Namen der Gerechtig⸗ keit, der Kultur und der Menschlichkeit die Welt zum Richter

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