1918 / 296 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 16 Dec 1918 18:00:01 GMT) scan diff

1 R 8 2 * 1 . lin fuͤhren sollen. Der Norden ist nicht arm an Entwicklungs⸗ möglichkeiten, doch ist die Bedingung jeglicher Entwicklung die Sied 9 K1. 158. 2. 8 : 4 8 ¹ 1 lung daselbft; allein auch für solche Siedlung sind Vorbedingungen vorhanden. Der Vortragende konnte seine Darlegungen durch eine Reihe von Li ch t b ild maA. ejchenen Auf en h“ 25 2 3 l, 3 1 5 2 1 11 nach eige Ulen Aufuah men A 4 ar wirksamste erläutern. .

8 Literatur.

„Zusammen bruch“ heißt das Dezemberheft der „Suüd deutschen Monatshefte“ (München und Leipzig, Preis eine Mark achtzig). Das Heft hat folgenden Inhalt: Der Zusammenbruch, von Professor Paul Nikolaus Coßmann; Der Deutsche als Weltpolitiker, von Dr. med. K. Hintze; Die Zermürbung der Front, von einem Oberarzt d. R; Soldatenbriefe aus der Zeit vor und nach dem Zu⸗ sammenbruch; Der aufgeklärte Despotismus des Proletariats, von Assessor Dr. Gerlich; Europas Selbstmord: Gedenket der Kinder! von Kinderarzt Dr. Karl Oppenheimer; Das Ende der deutschen Flotte, von Dr. K. A. von Müller, Professor der Geschichte an der Universität München; Kriegsgewinn, von Dr. Josef Hofmiller. Mit dem Januarheft eröffnen die Süddeutschen Monatshefte ihr neues Quartal (Vierteljahrspreis fünf Mark), auf das Bestellungen schon jetzt in allen Buchhandlungen entgegengenommen werden.

Wohlfahrtspflege.

Vpon dem Leitfaden der Kriegshinterbliebenen⸗ fürsorge, den das preußische Kriegsministerium in Gemeinschaft mit der Nationalstiftung für die Hinterbliebenen der im Kriege Gefallenen herausgegeben hat, ist eine bedeutend erweiterte Neuauflage zum Handgebrauch der örtlichen (amtlichen) Fürsorge⸗ stellen erschienen. Während bisher der Leitfaden neben inapp gefaßten allgemeinen Grundsätzen nur eine kurze Dar⸗ stellung der gesetzlichen und sonstigen Hinterbliebenenversorgung gad, bietet die Neuauflage im ersten Teil eine ausführliche Anleitung für die Einrichtung und den Betrieb der Fürsorgestellen Der zweite Teil umfaßt das große Gebiet der Geldversorgung der Krieger⸗ hinterbliebenen aus Heeresmitteln nach den MHG. von 1907 nebst den auf Grund kriegsministerieller Erlasse getroffenen erweiterten Bestimmungen, ferner die reichsgesetzliche Familienunterstützung, so weit sie für die Hinterbliebenen in Frage kommt, sowie in kurzer Darstellung die Ansprüche auf Grund der reichsgesetzlichen Ver⸗ sicherung. Ein besonderes Kapitel ist der Kapitalabfindung gewidmet. Ein dritter Teil behandelt die ergänzende Hinterbliebenenfürsorge und hat außer den einzelnen Gebieten der sozialen Fürsorge, foweit sie für die Hinterbliebenen nutzbar gemacht werden können, die Geldfürsorge aus Mitteln der Gemeinden, Spenden und Stif⸗ tungen zum Gegenstand. Dem Leitfaden ist noch ein Literatur⸗ verzeichnis beigefügt, das, obne das Gesamtgebiet der Hinterbliebenen⸗ fürsorge erschöpfend zu bebandeln, die Mitarbeiter der Fürsorgestellen auf die bedeutsamsten einschlägigen Schriften zum Zwecke gründlicher Belehrung hinweisen will. Eine Anzahl der wichtigsten Antrags⸗ formulare ist auch in dieser erweiterten Auflage abgedruckt. Die nicht immer leichte Materie ist in gemeinversrändlicher Form dargestellt, sodaß auch auf den einzelnen Gebieten fachlich nicht vorgebildete Persönlichkeiten mit dem Leitfaden arbeiten können und seine weiteste Verbreitung erwünscht erscheint, besonders da sein Inhalt im wesentlichen für das ganze Reich anwendbar ist. Die Fürsorgestellen, bezw. die in der Fürsorgearbeit tätigen Persönlichkeiten können den Leirfaden zu einem Vorzugspreise von der Nationalstiftung für die Hinterbliebenen der im Kriege Gefallenen, Berlin NW. 40, Alsenstraße 11, andere Interessenten direkt vom Verlag (Berlin, Karl Heymanns Verlag) oder durch den Buchhandel beziehen (Preis 2,50 postfrei). Bei Bestellungen größerer Mengen vom Verlag gewährt dieser eine Ermäßigung, und zwar stellt sich der Preis bei gleichzeitigem Bezug von 25 Stuͤck auf 50 ℳ, bei Bezug von 100 Stück auf 180 ℳ.

Verkehrswesen.

pfänger von Heeres⸗, Marine⸗ und Schutz⸗ truppenversorgungsgebührnissen können die Abhebung ihrer Bezüge und das damit verbundene Warten am Post⸗ schalter vermeiden, wenn sie sich ein Postscheckkonto ein⸗ richten und die Bezüge auf dieses Konto überweisen lassen. Ebenso können Empfänger, die bei einer Bank oder Sparkasse ein Konto haben, ihre Gebührnisse diesem Konto zuführen lassen. Das gleiche gilt für Konten bei den m das Genossenschaftsregister eingetragenen Ge⸗ nossenschaften, die sich mit der Annahme von Geld und der Leistung von Feheaeges für fremde Rechnung befassen. Die Bank, Sparkasse oder Genossenschaft muß sich verpflichten, der Post den etwa vor dem Fälligkeitstage überwiesenen Betrag zurückzuzahlen, falls der Empfänger den Fälligkeitstag nicht er⸗ leben sollte. Vordrucke zu den Anträgen auf Ueberweisung werden von den Postanstalten unentgeltlich abgegeben.

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Neuerungen im Postscheckverkehr. ha § 4 der Postscheckorbnung kann der Postscheckkunde die bei seiner Be⸗ nꝛellpostanftalt für ihn eingehenden Post⸗ und Jahlungsanwei⸗ sungen seinem Postscheckkonto gutschreiben lassen Die Postanstalt überweist die Anweisungen mit Zahlkarte und kürzt den Gesamt⸗ betrag um die Zahlkartengebühr. Da bie Erhebung der Gebühr als lästig empfunden wurde und die Ausbreitung des bargeldlosen Zahlungsausgleichs beeinträchtigte, erhebt die Postverwaltung mit Wirkung vom 15. Dezember für die Gut⸗ schrift keine Gebühr mehr. Ferner ist der Meistbetrag der Zahlkarten, die den Landb iefträgern auf ihren Bestellgängen zur Ablieferung an die Postonstalt übergeben werden können, von 800 Mark auf 1000 Mark erhöht worden.

Nach Deutsch⸗Ostafrika, Deutsch⸗Südwestafrika, Deutsch⸗Neuauinen und Samoa werden außer den bisher dorthin zugelassenen Kriege gefangenensendungen künftig auch gewöhnliche Briefe und Postkarten an die in diesen Schutz⸗ gebieten in Freiheit lebenden Deutschen von den Postanstalten zur Beförderung angenommen. Die Briefe müssen, da sie über England geleitet werden und der englischen Prüfung unter⸗ liegen, offen zur Post gegeben werden. Die Sendungen sind porto⸗ pflichtig und nach den inländischen Gebührensätzen freizumachen. Die Mitteilungen sind kurz zu fassen, deutlich und möglichst in lateinischen Buchstaben zu schreiben. Die nach Südmwestafrika bestimmten Sendungen haben außer dem Namen und Wohnort des Empfängers die Ausschrift zu tragen:

„Military Protectorate South Africa by the Chief Civil Secretary at Windhuf.“ Sämtliche Briefe und Postkarten an Empfänger in Ost⸗ afrika sind nach Daressalam zu Händen des englischen Ober⸗ kommandierenden zu richten.

1“

Postverkehr mit den in England usw. internierten Kriegsschiffbesatzungen. Mit den an Bord verbliebenen Besatzungen der infolge des Waffenstillstandsvertrages nach England oder anderen Ländern übergeführten deutschen Kriegs⸗ schiffe ist gebührenfreier Postverkehr wie für Kriegs⸗ und bürgerliche Gefangene im Auslande zugelassen. Das Nähere ergibt sich aus dem Aushange in den Poftschalterräumen.

Pakete und Wertbriefe nach Nieder Oesterreich, Steier⸗ mark, Kärnten und Krain werden von den Postanstalten wieder au⸗ genommen.

Zablungsverlehr mit Belgien und Luxemburg. In Artikel 7 Bekanntmachung über den Zahlungsverkehr mit dem Ausland-vom 8. Februar 1917 waren zugunsten Belgiens und Luxemburgs gegenüber den Vorschriften der Devisenordnung gewisse Erleichterungen gewährt, die sich aus der bisherigen Besetzung der Gebiele erklarten. Mit der Räumung dieser Gebiete ist der Grund für diese Erleichterungen weggefallen. Der Artikel 7 der genannten Bekanntmachung ist daber durch eine Bekanntmachung vom 11. De⸗ zember 1918 aufgehoben worden. Die Vorschriften der Devisen⸗

g gelten daber nunmehr in gleicher Weise wie für das übrige

1 SESIS a. 2 . Verkehr mit Belgien und Luxemburg.

Theater und Muftk.

Kleines Theater.

Das dreiaktige Drama „Freie Knechte“ von Hans Franck, das am Sonnabend im Kleinen Theater zum ersten Mal aufgeführt wurde, ist eine dichterische Abhandlung in Dialogform für und wider den Krieg. Die Gestalten des Stückes sind Bauern und Bäue⸗ rinnen. Sie sprechen in Jamben, aber nicht in der strengen Stilisierung wie etwa die Bauern in Schillers „Wilhelm Tell“, sondern teils in der realistischen Ausdrucksweise

des Alltags, teils in einem weit über den engumgrenzten Gesichts⸗ kreis dieser einfachen Leute hinausweisenden, mit Reflexion über⸗ ladenen Pathos, das diese Menschen zu blutleeren Verkörperern von Begriffen macht. So soll die Bäuerin, der der Krieg schon zwei Söhne raubte und die nun den dritten hergeben soll, das sich in allen Mutterherzen auflehnende Gefühl wider den Kriegversinnlichen, der Bauer das männliche Pflichtbewußsein, das den Krieg als ein unabwendbares Geschick ansieht, welches von jedem Opfer heischt. In der Mitte zwischen beiden, durch den Meinungsstreit hin⸗ und hergezerrt, und im eigenen Widerstreit zwischen Liebe und Pflicht, steht der der Vertreter des jungen Geschlechts. Aus freiem Entschluß entscheidet er sich für den Pflicht, die ihn als Glied des Volksganzen zum Schutz von Heim und Herd in den Kampf ruft, obwohl er innerlich gleich der Mutter den Krieg verabscheut und obwohl die Liebe zu einem Mädchen, das schon sein Kind im Schoße trägt, ihn mit Allgewalt zurückhalten möchte. Eine verstiegene und ausgeklügelte Symbolik ist es, wenn der Verfasser zuletzt die dem Wahnsinn versallene Mutter den Gendarm, den Verkörperer der Staatsgewalt, erstechen läßt, welcher den Sohn, dem sie den Gestellungsbefehl unter⸗ schlugf; in Haft zu nehmen gekommen ist. Der Hauch der Verstandeskühle durchweht das ganze Drama, das viel⸗ leicht besser als Buch denn als Aufführung zu genießen wäre. Obwohl gestern gute und warmblütige Sprecher wie Gustay Rodegg (Vater), Paul Bildt (Sohn), Josephine Rottmann (Mutter) und Leonore Ehn (Magd und Braut) am Werke waren, ging der Eindruck nicht tief. Aber der von Georg Altmann als Spielleiter gut in Szene gesetzten Aufführung wurde dennoch lebhafter Beifall gespendet, der auch den anwesenden Verfasser hervorrief.

Im Opernhause wird morgen, Dienstag, im „Ring des Nibelungen“ als erster Tag „Die Walküre“, mit den Damen Wild⸗ brunn, Hafgren⸗Wagg, Goetze, Brangell und Jülich de Vogt als Gästen, Hatje, von Scheele⸗Müller, Escher, Birkenström, Harth⸗zur Nieden und den Herren Kraus und Knüpfer besetzt, aufgeführt. Musikalischer Leiter ist der Generalmusikdirektor Leo Blech. Anfang 6 Uhr. Die Aufführung vom „Troubadour“ am Sonnabend, den 21. d. M., findet außer dem Dauerbezuge statt. Die vorbehaltenen sowie die Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Gültigkeit haben die Karten mit dem Aufdruck 233. Reservesatz. Die Eintrittskarten für die 279. Dauerbezugsvorstellung haben für diesen Tag keine Gültigkeit. Der Betrag wird vielmehr bei Ausgabe der Dauer⸗ bezugskarten für den nächsten Monat in Anrechnung gebracht werden.

Im Schauspielhause wird morgen „DOthello“ mit den Damen Schön, Straub und den Herren Becker, Ehrle, Kraußneck, Keppler, von Ledebur, Leffler, Vespermann und de Vggt in den ““ gegeben. Spielleiter ist Dr. Reinhard Bruck. Anfang 6 Uhr 8

Mannigfaltiges.

Ministerium des Innern hat „W. T. B.“ zufolge be⸗ schlossen, die Bestimmung uͤber Festsetzung der Polizeistunde auf 9 Uhr Abends und das Verbot des Ausschanks von Brannt⸗ wein und Wein vom Mittwoch, den 18. Dezember 1918, ab für den Landespolizeibezirk Berlin aufzuheben. 8

Der zeitige Rektor der hiesigen Friedrich Wilhelms⸗Universität erläßt folgenden Aufruf: An die Bürger Berline

In diesen Wochen nimmt eine gxoße Anzahl von Studierenden, die bisher im Felde gestanden haben, ihr Studium wieder auf. Hierbei stellt sich immer dringender der Bedarf nach geeigneten Wohnräumen heraus. Es wird von Woche zu Woche schwerer, diesem Bedarf zu ent⸗ sprechen. Diese Notlage vieler unserer heimkehrenden Kommilitonen treibt uns an, folgende Bitte der Einwohnerschaft Berlins an das Herz zu legen. In manchem Hause steht das Zimmer des gefallenen Sohnes leer. Andere G müssen sich einschränken oder verzichten auf die frühere Geselligkeit und verfügen daher auch über ein oder mehrere unbewohnte Räume. Wieder andere sind oft monatelang von ihren Wohnungen entfernt, und die Räume, deren unsere akademische Jugend so dringend bedarf, stehen leer. Wir richten an unsere Mit⸗ bürger die herzliche Bitte, solche unbewohnte Räume unseren Studenten oder Studentinnen als Wohnräume zur Verfügung stellen zu wollen. Daran schließen wir eine andere, ebenso dringende Bitte. Unsere Absicht, die Studenten in größeren mietfreien Wohnungen unterzu⸗ bringen, scheitert in der Regel an dem Mangel an Moͤbeln. Wir vären herzlich dankbar, wenn uns Freunde der Universität, sei es durch Geldmittel zur Anschaffung geeigneter Möbel, sei es durch Ueberlassung solcher, helfen wollten. Mitteilungen oder Gaben bitten wir zu richten an die Universität Berlin C. 2.

Halle, 14. Dezember. (W. T. B.) Heute morgen 8 ¾˖ L vHielt tas erste Bataillon des E11“ regiments 36 (Infanterieregiment 459), von dem zahlreichen spalierbildenden Publikum lebhaft begrüßt, seinen Einzug in Halle. Die 36er waren schon seit Wochen erwartet, doch immer wieder war ihre Ankunft verschoben worden. Das Bataillon lag zuletzt vor Arras. b

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Driresden, 15. Dezember. (W. T. B.) Bei kommu⸗ nistischen Aussch reitungen, die sich vergangene Nacht gegen das Konzerthaus in der Reitbahnstraße richteten, wo nach Lebensmitteln gesucht werden sollte, kam es zu einem Zu⸗ sammenstoß mit dem Militär, wobei ein Soldat und ein

Zivilist getötet wurden. Der Soldat wurde von einer Frau er⸗ schossen, die eine Schußwaffe aus dem Muff zog. Außerdem wurden sechs Soldaten und drei Zivilisten verwundet. Vierzehn Personen wurden als Rädelsführer verhaftet, die übrige Menge wurde von den Solbaten zerstreut.

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Stuttgart, 14. Dezember. (W. T. B.) Auf de platz hat heute mittag eine große EC11“ Arbeitslosen stattgesunden, in der u. a. mitgeteilt wurde, daß

die Regierung die täglichen Unterstützungssätze auf 10 fär di. N., heirateten und 8 für die Ledigen festgesetzt habe. Im Anschlu et. zog eine Menge von ctwa 2000 Personen vor das Gebäude 89 8 demokratischen Stuttgarter „Neuen Tagblatt es Lulsch. hier eine Kundgebung zu veranstalten. Am Tore des G, Unn wurden unter heftigen Ausfällen gegen die bürgerliche Presse m nu Reden gehalten, fortwährend von Zurufen gegen die Schritedher unterbrochen. Darauf begab sich eine Abordnung auf die Scheller leitung, wo sie gegen angebliche Verhetzung und Verleumbue scharfe Beschwerden vorbrachte. Der stellvertretende Krdung schriftleitee gab hierauf die Erklärung ab, daß Schriftleitun niemals die Absicht gehabt habe auch feruer nicht gewillt sei, zu verhetzen und zu verleumden daß b aber das Recht in Anspruch nehme, so zu schreiben, wie sie h sie ihrer Ueberzeugung verantworten könne. Auf dringendes Verla vor der Kundgebenden mußte die Fahne in den schwarz⸗roten Landesfaren die sich zum Empfang der Truvpen auf dem Gebhände befand serrag zogen werden. Mit der Drohung, im Falle die Haltung des 88 blatts sich nicht ändere, den Betrieb auszuräumen, ging die Meag⸗ auf Zureden der Wortführer auseinander. nge

. ——

Brüssel, 14. Dezember. (W. T. B.) Wie die Blätt melden, stießen bei Herzeele zwei Züge zusam 88 Achtzehn Personen wurden getötet, eine große An- zahl verwundet. Unter den Opfern befinden sich fünf britishe Soldaten. 1 G n

Haag, 15. Dezember. (W. T. B.) „Het Vaderland“ berichte aus Aachen: Die Hoffnung der Bewohner von Aachen, daß engliche Truppen die Stadt besetzen würden, hat sich nicht erfüllt. Zuerft kamen Belgier, und diese scheinen jetzt durch Franzosen abgelöst zu ei Die Englaͤnder sind nur auf dem Marsch nach weiter entfernten Orten kurze Zeit in der Stadt geblieben. Die Engländer hatten sich sehr zurückhaltend benommun. Die Belgier abel haben sich Erpressungen und Gewalttätigkesren zt schulden kommen lassen. Die englischen Offiziere und die amerikanischen Journalisten machen kein Hehl daraus, wie sie üben das Auftreten der Belgier denken. In den Villen an der Straßs nach Eupen und Lüttich wurde eingebrochen und wurden vor allem die Weinkeller geplündert. In ein Haus drangtn sieben belgische Soldaten unter dem Vorwande ein, daß sie 8 Haus nach Waffen durchsuchen müßten. Der Anführer rief. Vous me donnerez votre fllle ou vous payerez cent francz! Sie gingen erst wieder weg, nachdem sie einige hundert Franken erpreßt hatten. In den Läden suchen die Belgier sich aus was sie wünschen, gehen ohne zu bezahlen weg und erklären: „Wilhelm bezahlt.“ Mehrere Läden wurden geplündert. Am ärgsten war es am Sonntag, den 8. Dezember. Ein johlender Trupy von Soldaten zog durch die Adalbertstraße. Einige Offtziere liefen vor den Mannschaften her und riefen: „Die Rolläden nieder“, dem sie hatten ihre eigenen Leute nicht mehr in der Hand. Das half aber nicht, die Rolläden wurden zertrümmert und die Läden ausgeplündert. Am wildesten ging es in der Gastwirtschaft des Kurhauses her. Die Bewohner von Aachen werden von den Belgiern mit Verachtung behandelt. Dazu kommt dann noch die erniedrigende Behandlung auf der Straße. Man hat in Aachen nicht den Eindruck, als ob die Belgier und Franzosen ihr Bestes täten, un die Bevölkerung des Rheinlandes für sich zu gewinnen. Von der Um⸗ welt ist die Stadt so gut wie abgeschnitten. Es erscheinen keine Zeitungen und es kommt keine Post. Es beginnt Kohlenmangel zu herrschen, und viele Betriebe liegen still. Gas und Elektrizittt werden bald aufhören. Die Arbeitslosigkeit nimmt zu. Alles das ist die Folge der Verordnungen, die kaum auf den Wursc⸗ Ordnung und Ruhe zu schaffen, zurückzufübren sind. Im übrigen hat der Korrespondent des „Vaderland“ beobachtet, daß die Belgier und Franzosen fortwährend aufeinander schimpfen, und daß & zwischen ihnen auch öfters zu Prügeleien kommt. Bei alle dem sähen die Truppen nicht danach aus, als ob bei ihnen schon ein Auflösungs⸗ prozeß eingesetzt habe, eher so, als ob sie zu neuen Kämpfen aut⸗ rückten. Belgische Offiziere versicherten, daß sie nicht eher ruhen würden, als bis sie in Berlin eingezogen seien.

Kopenhagen, 14. Dezember. (W. T. B.) Das Marine⸗ ministerium teilt mit: Bei einer Minensäuberung im südlichen Teile

des Großen Belt ist das Torpedobost „Svaerd⸗ fisken“ am Sonnabendvormittag auf eine Mine gestoßen. Das Achterschiff wurde gesprengt. Sieben Personen wurden getötet, zwei schwer, zwei leicht verletzt. 111“

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8 (Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

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Opernhans. (Unter den Linden.) Dienstag: 275. Dauer, bezugsvorstellung. Dienst⸗ und Freip ätze sind aufgehoben. Der Ring des Nibelungen. Bühnenfestspiel von Richard Wagner. Erster Tag: Die Walküre in drei Akten von Richard Wagrer⸗ Musikalische Leitung: Generalmusikdirektor Leo Blech. Spielleitung: Hermann Bachmann. Anfang 6 Uhr.

Schanspielhans. (Am Gendarmenmarkt.) Dienstag: 280. Dauer⸗ bezugsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Othello, der Mohr von Venedig. Trauerspiel in fünf Aufzügen von Shakespeare. Spielleitung: Dr. Reinhard Bruck. Anfang 6 ½ Uhr.

Mittwoch: Opernhaus. 276. Dauerbezugsvorstellung. Salome. Drama in einem Aufzuge nach Oskar Wildes gleichnamiger Dichtung in deutscher Uebersetzung von Hedwig Lachmann. M von Richard Strauß. Anfang 7 ½ Uhr. Schauspielhaus. 281. Dauerbezugsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Heimat. Schauspiel in vier Akten ben Ferücn Sudermann. Spielleitung: Albert Patry. Anfalg

amiliennachrichten. 8

Verlobt: Fr. Cläre Berndt, geb. Rieger, mit Hrn. Ritkerguts⸗

2

befitzer, Rittmeister d. L. A. von Meyer zu Knonow Rabrten.⸗ Reichen, Kr. öö Frl. Amata von Schilling mit Hin. Gunnar von Kleist (Reval —Wendisch⸗Tychow). Maade⸗ Gestorben: Hr. Major a. D. Wilhelm von Otterstedt (Magke⸗

burg). Hr. Majoratsbesitzer Franz von Level auf Wr (Wieck). Hr. Gesandter a. D. Gisbert von Pilgrim⸗? altazz Gerlin).

Verantwortlicher Schriftleiter: Direktor Dr. Tyrol, Charlottenbunt, Verantwortlich für den Anzeigenteil: Der Vorsteher der Geschäftsstelle Rechnungsrat N; engering in Berlin. Verlag der Geschäftsstelle (Mengering) in Berlin. Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlaasanstalt Berlin, Wilhelmstraße 32. I Sechs Beilagenö

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(einschlieölich Börsenbeilavh)

4 89 des Hausez!

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Nichtamtliches.

Sachsen.

Wie der „Pirnaer Anzeiger“ meldet, gründete sich die am Freitag erfolgte Verhaftung des 1““ 3 den Verdacht beabsichtigter Waffenverteilung an das Publikum. Der zufällig im Vorkshause anwesende frühere Reichstagsabge⸗ ardneie Rühle stellte sich freiwillig unter den Haftbefehl. Die Internierung der Verhafteten wurde nach etwa einer Stunde wieder aufgehoben. Der Vorsitzende des Arbeiterrats Kimmich entging durch Hrtsabwesenheit der Verhaftung. Der Arbeiterral beftreitet, die Absicht der Waffenverleilung gehabt zu haben.

Hamburg.

Der hamburgische Ausgschuß der Kolonialdeutschen

hat laut Meldung des „Wolffschen Telegraphenbüros“ vorgestern folgendes Telegramm an die Reichsleitung in Berlin ab⸗ e andt:

ge Die zur Bildung des hamburgischen Ausschusses der Kolonial⸗ deutschen versammelten Vertreter sämtlicher deutschen Kolonien bitten die Reichsleitung dringend, dafür einzutreten, daß der Staatssekretär Solf die Leitung des Reichskolonialamts auch dann beibehält, wenn er sich veranlaßt v aus dem Auswärtigen Amt aus⸗ zuscheiden. Nur Solf erscheint uns unter den gegenwärtigen Ver⸗ hältnissen geeignet, die für das ganze Reich hochwichtigen kolonialen

Interessen bei den Friedensverhandlungen wahrzunehmen.

Oesterreich und Ungarn.

Der vom deutsch⸗österreichischen Staatsrat bei allen Regierungen gegen die tschecho⸗slovakische Be⸗ setzung deutscher Gebiete eingelegte Einspruch lieat nun⸗ mehr im authentischen Wortlaut vor. Er lautet, wie „Wolffs Telegraphenbüro“ meldet:

Der Staatsrat erhebt gegen die Besetzung Deutsch⸗Böhmens und einiger Teile des Sudetenlandes und der Kreishauptmannschaft Znaim durch tschecho⸗slovalische Truppen den entschiedensten Protest. Die Bestimmungen des Waffenstillstandsvertrages haben es der deutsch⸗ österreichischen Republik unmöglich gemacht, den sschecho⸗ slowakischen Angriff auf deutsches Gebiet mit Waffen⸗ gewalt abzuwehren. Aber die Tatsache, daß Deutsch Böhmen und andere deutsche Gebieie von tschecho⸗slovakischen Truppen besetzt sind, kann das Selbstbestimmungsrecht des deutschen Voltes in diesen Gebieten nicht aufheben. Die deutsch⸗österreichische Republik hält an dem Grundsatz fest, daß kein Volk gewaltsam einem fremden Staate unterworfen werden kann. Ihren und den von der Demokratie aller Länder vertretenen Grundsätzen treu, appelliert die deutsch⸗österreichische Republik neuerdings an alle zivilisierten Staaten, Deutsch⸗Böhmen, dem Sudetenlande und Süd⸗ mähren das Recht zuzugestehen, durch freie Volksabstimmung, die durch neutrale Behörden unter dem Schutz neutraler Truppen peleitet werden soll, über ihre staatliche Zugehörigkeit zu entscheiden. Die tschecho⸗slowakische Besetzung des Landes macht die Verwaltung Deutsch⸗Oesterreichs und des Sudetenlandes durch die deutsch⸗öster⸗ reichischen Behörden tatsächlich unmöglich. Die deutsch⸗österreichische Regierung und die beiden Landesregierungen können daher für die Verwaltung Deutsch⸗Böhmens und des Sudetenlandes, insbesondere für den Verpflegungsdienst in diesem Lande nicht mehr die Verantwortung tragen. Der Staatssekretär des Aeußern wird beauftragt, diesen Beschluß des Staatsrats zur Kenntnis aller Regierungen zu bringen.

Die Landesregierung Deutsch⸗Böhmens hat im Hinblick auf die Bedrohung Reichenbergs durch tschechische Truppen ihren Sitz nach Wien verlegt, da die Umgehung von Reichenberg durch die tschechischen Truppen ihr den Weg verlegte und ihre Freiheit bedrohte. Die deutsch⸗ böhmische Regierung erklärt, eine wirkliche Verwaltung sei weder von Wien noch von einer anderen Stadt aus möglich; die Verlegung des Sitzes bedeute daher nur die Auftecht⸗ erhaltung des Anspruchs Deutsch⸗Böhmens auf seine Selb⸗ ständigkeit während des tatsächlich eingetretenen Kriegszustandes, den abzuwenden Deutsch⸗Böhmen nicht imstande sei, der aber an den Rechtsansprüchen Deutsch⸗Böhmens nichts ändern könne. Daher sei auch die Aushebung Deutscher zum tschechi⸗ schen Militärdienst eine unerhörte Verletzung der völkerrecht⸗ lichen Grundsätze, da sich der deutsche Teil Böhmens zum deutsch⸗österreichischen Staate bekannt habe.

Durch Banden verstärkte tschechische Truppen, die im Laufe der letzten Wochen mehrere deutsche Gemeinden Süb⸗ mährens mit Waffengewalt besetzt hatten, sind in der Vor⸗ woche auch in den Landbezirk Znaim eingefallen und näherlken sich der Stadt Znaim in der offenkundigen Absicht, sie durch Handstreich zu nehmen. Da bei der herrschenden Errequng des deutschen Volkes eine gewalt⸗ same Besetzung Znaims unzweifelhaft zu Blutvergießen ge⸗ führt hätte, verlangte die Kreishauptmannschaft in Znaim von der zuständigen sschecho⸗stowakischen Stelle, daß dem geplanten Angriff Halt geboten werde. Darauf kündigte das sschechische Militärkommando in Brünn die Besetzung von Znaim sowie des Kreises Deutsch⸗Südmähren für gestern nach⸗ mitlag an. Die Kreishauptmannschaft legie gegen die Vesetung Proiest ein und verließ die Stadt, um die Geschäfte des Amts fortan von Retz aus weiterzuführen. Gestern nachmittag 4 Uhr erschienen Ententeoffiziere, denen die Stadt unter Protest über⸗ geben wurde.

Die ungarische Regierung hat auf Grund des Beschlusses der Nationalversammlung vom 16. November ein Gesetz über die selbständige Verwaltung der aus⸗ wärtigen Angelegenheiten erlassen. Es bestimmt, wie

Wolffs Telegranhenbüro“ meldet, daß die ungarische Volks⸗ „Wolffs Telegraphenbüro“ meldet, daß d. garische. 6 republik ihre auswärtigen Angelegenheiten selbstär dig ver⸗ sieht. An der Spitze der Leitung der auswärtigen Ange⸗ legenheiten steht der ungarische Minister des Meußern, welcher Mitglied der Volksregierung ist. Organe der 8J waltung der auswärtigen Augelegenheiten unter Leitung des Ministers sind: das ungarische Ministerium des Aeußern, die splomatischen Vertretungen und Konsularämter. Dlesenigen d sch V g k. Ministeriums Zeamten des früheren gemeinsamen E1I ker lg⸗ des Aeußern, ferner der früheren gemeinsamen k. u. k. diß

matischen Vertretungen und Konsularämter, welche ungarische Staatsbürger sind, sind auf ihren Wunsch, insofern sie der

ungarischen Volksrepublik den Treueid leisten, in der Ver⸗ waltung der ungarischen auswärtigen Angelegenheiten zu ver⸗ wenden.

Das deutsche Konsulat in Kronstadt hat den General⸗ feldmarschall von Mackensen telegrophisch benachrichtigt, daß der Abmarsch der aus 2000 Mann und 120 Offi⸗ zieren bestehenden Nachhut der Armee Mackensen am 7. d. M. von den dort eingetroffenen rumänischen Druppen verhindert worden sei Die deutschen Soldaten seien interniert und würden zum Teil sehr schlecht behandelt. Dem Blatte „Az Est“ zufolge hat der Generalfeldmarschall beim rumänischen Oberkommando in Bukarest Einspruch er⸗

hoben.

Polen.

Geesstern überreichte der Vorstand der politischen Abteilung

des Ministeriums des Aeußern Dr. Bader in Begleitung des Referenten für deutsche Angelegenheiten Morawski im Namen der polnischen Regierung dem Grafen Keßler eine Note, in der nach der „Polnischen Telegraphenagentur“ unter Hinweis auf die Zustände in Oberost, wo die deutschen Be⸗ hörden den poinischen Staatsinteressen zuwiderlaufende Handlungen begingen und gemeinsam mit den Bolschewisten vorgingen, die polnische Regierung die Ueberzeugung aus⸗ drückt, daß weitere Verhandlungen mit der deutichen Regierung zwecklos, ja sogar für die innere Ordnunag in Polen sowie für die künftigen gegenseitigen Beziehungen schädlich wären. Aus diesem Grunde sähe sich die polnische Regierung ge⸗ nötigt, die diplomatischen Beziehungen mit der deutschen Republik abzubrechen, und ersuche den deutschen Vertreter, unverzüglich mit dem gesamten Personal der Gesandtschaft die Republik Polen zu verlassen. Graf Keßler erklärte, er werde in der nächsten Richtung die Grenzen des Staats verlossen.

b Frankreich.

Der Präsident Wilson ist mit seiner Begleitung gestern unter Geschützsalut und dem Jubel der Bevölkerung in Paris eingetroffen. Am Bahnhof wurde Wilson vom Präösidenten Poincaré und dem Ministerpräsidenten Clemenccau begrüßt und unter den Hochrufen der die Straßen füllenden Menschen⸗ menge in den Palast des Prinzen Murat geleitet, wo er Wohnung nahm. Bei dem bald nach der Ankunft gegebenen Frühstück im Elysée wies Poincaré laut Bericht des „Reuter⸗ schen Büros“ in seiner Ansprache an Wilson, nachdem er seinen Gast und den Kreuzfahrergeist der Amerikaner gefeurt hatte, auf die geschehenen Verwüstungen hin und versprach Wilson die hierauf bezüglichen Instruktionen des deutschen General⸗ stabs zu übermitteln.

Sollten diese Untaten unbestraft bleiben, führte Poincaré aus, so würden die Siege der Alliierten und Frankreichs Opfer vergebens gewesen sein. Wir haben jetzt zusammen den Grund zu einem Frieden zu legen, der den Wiederaufbau einer Organisation zu Er⸗ oberungs⸗ und Bedrückungszwecken verhindert. Der Friede muß das Elend und die Sorgen von gestern sühnen und Vorforge gegen die Gefahren von morgen treffen. Selbst wenn Sicherheiten aller Art geschaffen werden, ist es unmöglich zu behaupten, daß der Menschheit für alle Zeiten die Schrecken des Krieges erspart bleiben können. Der Friede muß alle erdenklichen Bedingungen der Gerechtigkeit und Möglichkeiten der Dauer in sich schließen. Frankreich ist bereit, mit vollstem Vertrauen zusammen mit Ihnen zu diesem Zwecke zu arbeiten.

Der Präsident Wilson erwiderte:

Es ist mir eine große Freude, mich in Frankreich aufzuhalten und das rasche Entgegentommen von Sympathie und ehrlicher Freundschaft zwischen den Vertretern der Vereinigten Staaten und denen Frankreichs zu fühlen. Sie waren überaus liebenswürdig in dem, was Sie über meine Person zu sagen beliebten, aber ich fühle, daß alles, wos ich gesagt und zu sagen versucht habe, nur zu dem Versuch gesagt und getan worden ist, den Gedanken des Volkes der Vereinigten Staaten getreulich auszudrücken und in die Tat umzusetzen. Von Anfang an war der Gedanke des Volkes der Vereinigten Staaten auf etwas mehr gerichtet, als bloß den Krieg zu gewinnen. Er richtete sich auf die Aufrichtung der ewigen Grundsätze des Rechts und der Gerechtigkeit.

Es ergab sich, daß es sich nicht nur darum handelte, den Krieg zu gewinnen, sondern daß die durch ihn aufgeworfene Frage so gelöst werden mußte, daß der künftige Weltfrieden gesichert und eine Grund⸗ lage der Freiheit und des Glücks der vielen Völker und Nationen auf der Welt gelegt wurde. Niemals vorher hat ein Krieg ein so furchtbares Gesicht getragen oder mehr die gewaltige Zerstörungskraft unerlaubten Ehrgeizes gezeigt. Ich bin gewiß, daß ich auch die von den Heeren der Mittelmächte angerichteten Verwüstungen mit demselben Abscheu und derselben tiefen Empörung sehen werde, den sie in den Herzen der Bevölkerung Frankreichs und Belgiens erregen, und ich hbestehe wie Sie auf der Notwendigkeit einer Aktion beim Kriegsende, die nicht nur solchen Schrecken und Raub tadelt, sondern allen Menschen in der ganzen Welt kundgibt, daß sie nicht ohne die Gewißheit gerechter Bestrafung begangen erden können. Ich weiß, mit welchem Eifer und Jubel die Soldaten und Seeleute der Vereinigten Staaten ihr Bestes zur Erlösung von dem Kriege lhergegeben haben. Sie haben getreu im Geiste Amerikos gehandelt. Sie halten ihre Ideale für gecignet, durch sie überall die Völker zu befreien, und sind froh über ihre Anteilnahme an der Verwirklichung dieser Ideale in Gemein⸗ schaft mit dem Heer der Alliierten. Wir sind stolz auf ihre Anteil⸗ nahme und grücklich über ihre Gemeinschaft mit solchen Kameraden in der gemeinsamen Sache. Von besonderer Genugtuung, Herr Präsident, bin ich erfüllt, in Frankreich an Ihrer Freude über den gewonnenen Sieg teilnehmen zu können. Die Bande, die Frankreich und die Vereinigten Staaten miteinander verbinden, sind erfreulich eng. Ich wüßte nicht, in welcher Gesellschaft wir mit mehr Eifer oder Begeisterung hätten kämpfen können. Es wird mir täglich eine Freude sein, mit den Staatsmännern Frankreichs und der Alliierten bei der Festsetzung der Maßnahmen in Beratung zu stehen, mit denen wir den Fortbestand dieser erfreulichen Be⸗ ziehungen der Freundschaft und des Zusammenwirkens und für die ganze Menschheit die Sicherheit und Freiheit des Lebens sichern können, wie es durch beständige Verbindung und Zusammenarbei von Freunden geschehen kann.

Die Kammer erörterte vorgestern nachmittag die Interpellationen über die Demobilisation. Wie die „Agence Havas“ meldet, kündiate die Regierung an, daß vom 55. Dezember ab die Demobilisation der Reservisten der

,9.

Territorialarmee beginnen werde. Familienväter sollen für

jedes Kind eine Jahresklasse gewinnen. Insgesamt sollen 1200 000 Mann entlassen werden. Die Schwierig⸗ keiten der Demobilisation seien groß, besonders bezüglich der Transportmittel, da das Material abgenutzt sei und die Deutschen das bei Kriegsbeginn erbeutete Eisenbahnmaterial nicht zurückerstattet hätten. Es sollen Vorkehrungen getroffen werden, damit die Entlassenen so schyell wie möglich wieder nach Hause kommen. Bei Schluß der Besprechung nahm die Kammer fast einstimmig durch Handaufhebung eine Tages⸗

ordnung an, die die Regierungserklärungen billigt.

Portugal. 1 Einer Reutermeldung zufolge ist der Präsident der Republik ermordet worden. Nach einer Mitteilung der portugiesischen Gesandtschaft in London ist eine vorläufige Regierung unter der Präösidentschaft des Marineministers Casero gebildet worden. Das Parlament tritt am Montag zusammen. 1 Schweden.

Die beiden Kammern des Reichstags haben vor⸗ gestern, wie „Wolffs Telegraphenbüro“ berichtet, an den Präsidenten Wilson folgendes Telegramm gesandt:

Die beiden Kammern des schwedischen Reichstags, die ein Volk vertreten, von dem so viele Heim und Tätigkeit in Ihrem großen Lande fanden, heißen Sie in Europa willkommen in der lebhaften Hoffnung, daß die edlen Grundsätze, die Sie für das Zustandekommen eines dauerhaften und auf Gerechtigkeit fußenren Weltfriedens aus⸗ gesprochen haben, auf dem bevorstehenden Friedenskongreß verwirklicht werden.

Auch die liberale, sozialdemokratische und konservativs Partei Schwedens sandten Begrüßungstelegramme ab.

Bei der Erörterung der Vorlage über die Ermächtigung der Regierung, die Wehrdienstübungen aufzuschieben, führte der Ministerpräsident Eden u. a. aus:

Die Revision dieses Gesetzes muß im Zusammenhang mit den außenpolitischen Fragen behandelt werden. Es ist von größter Bedeutung, daß nach dem Kriege die internationale Staats⸗ orbnung ausgebaut wird. Die Stimmung in diesen Fragen ist nicht klar. Wir hegen die innige Hoffnung, daß die kommende große Friedenskonferenz diese Fragen prüfen wird. Betreffs des Völker⸗ bundes erklärte der Ministerpräsident, daß die Regierung nach allen Kräften an der Arbeit teilnehmen werde, um Schweden einen Platz in diesem Bund zu sichern, vorausgesetzt, daß seine Lebe 1sbedingungen davon nicht getroffen werden.

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Norwegen.

Anläßlich der Eröffnung der Besprechung über die Thron⸗ rede im Storthing erklärte der Minister des Aeußern laut Bericht des „Wolffschen Telegraphenbüro“, es sei von größter Bedeutung, daß auch Norwegen seine Stimme bei den Friedensverhandlungen hören lassen könne, besonders hinsichtlich der Frage des Völkerbundes. In dieser Beziehung seien bei den Regierungen bereits Schritte unternommen. Der Minister teilte ferner mit, daß auf eine Anfrage bei den neutralen Regierungen wegen Zusammenarbeit zur Erreichung des Schadenersatzes für Schiffsverluste noch keine Antwort eingegangen sei.

Der Präsident des Storthings Mowinkel führte bei der Erörterung der Neutralitätspolitik Norwegens während des Krieges, die eine bewußte Friedenspolitik gegenüber den beiden kriegführenden Parteien gewesen sei, u. a. aus:

Allerdings habe Lloyd George sich für die Aufhebung der all⸗ gemeinen Wehrpflicht ausgesprochen aber gleichzeitig die Beibehaltung der englischen Flotte als nötig verlangt. Man erreiche kaum den ewigen Frieden, wenn eine der größten Mächte die Waffe aufrecht erhalte, die für sie selbst am besten zur Verteidigung geeignet sei, aber gleichzeitg anderen Ländern verbiete, die Waffen zu behalten, die sie selbst für ihr bestes Verteidigungsmittel ansehen müßten. Es könnten geteilte Meinungen darüber herrschen, ob eine Flotte über⸗ haupt nur eine defensive Waffe sei. Leider sehe man jetzt un⸗ mitjelbar vor dem Friedensschluß sehr wenig von dem Geist der Ver⸗ aber man müsse immer noch hoffen, daß Wilsons Geist sch ch doch siegen werde 8

42* 1. 8 rbien

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Nach einer Meldung dis „Laibacher Korrespondenzbüros“ aus Belgrab ist zwischen den Parteien ein Einvernehmen er⸗ zielt und das erste Ministerium des Staates der Slowenen, Kroaten und Serben gebildet worden. Das Kabinett besteht aus dem Minißerpräsideten, seinem Stell⸗ vertreler und 16 Ressortministern. Ministerpräsident wurde Nikola Pasiec, Stellvertreter Dr. Anton Trumbic, Minister des Innern Suctosar Pribicevio, Minister für Verteidigung General Kasic, Finanzen Pratic, Uaterricht Davidovic, Justiz Dr. Tripkovic, Kultus Dr. Sunaric, Ackerbau, Bergbau und Forstwesen Dr. Potricic, Handel und Gewerbe Dr. Velikovic. Sozialpolitik Korac, Eisenbahnen Ingenieur Vulovic, Oeffentliche Arbeiten Kapetanovic, Ernährung und Uebergangswirtschaft Jowanowle, Konstituante und Ausgleich der bestehenden Gesetze Dr. Kramer, Post und Telegraph Dr. Lukinic. Das Ministerium für Volksgesundheit ist nicht besetzt, dafür ist ein Mo⸗ hammedaner aus Bosnien ausersehen. Im Kabinett sind alle Parteigruppen vertreten, und zwar die kroatisch⸗serbische Koalition durch zwei, die krostische Rechtspartei, die Sozial⸗ demokraten, die nationale Einheitspartei in Bosnien, die Mohammedaner, die slowenische Volkspartei, die südslawische demokratische Partei durch je einen Minister. Die Parteien aus dem ehemaligen Kövigreich Serbien sind folgendermaßen vertreten: die altradikale Partei durch vier, die jungradikale durch zwei, die Nationalisten, Liberalen, Fortschrittlichen und

dikal Dissidenten durch je einen Minister. kraine. 1 8

Laut Meldung des „Wolffschen Telsgraphenbüros“ ist Kiew am Sonnabend von Truppen des Direktoriums besetzt worden. Schwerere Straßenkämpfe wurden vermieden und die Regierungstruppen entwaffnet. Der Hetman dankte ab, das Kabinett ist zurückgetreten. Die Macht ist an das Direktorium übergegangen, bestehend aus Winnitschenko, Petljura,

Schwetz, Andrejewsky; einzelne Ressorts werden bis zum Ein⸗ 6

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