Die von heute ab zur Ausgabe gelangenden Nummeln 132
und 183 des Reichs⸗Gesetzvlatts enthalten: Nummer 182 unter Nr. 6585 eine Verordnung zum Schutze der Krieasteil⸗ nehmer gegen Zwangsvollstreckungen, vom 14. Dezember 1918; Nummer 183 unter 1 Nr. 6586 eine Verordnung über die Gewährung von Zu⸗ lagen an Empfänger einer Altersrente aus der Jnvalidenver⸗ sicherung, vom 14. Dezember 1918. “ “
Berlin W. 9, den 17. Dezember 1918. “ Postzeitungsamt. Krüer.
Preußen. Bekanntmachung.
8 Die Bestimmung über Festsetzung der Polizeistunde auf 9 Uhr Abends und das Verbot des Ausschanks von Branntwein und Wein wird hierdurch vom Mittwoch, den 18. Dezember 1918 ab, aufgehoben.
Berlin, den 14. Dezember 1918.
Ministerium des Innern.
“
FIFm Anschluß an vorstehende Bekanntmachung des Ministeriums des Innern wird für die Dauer der vom Kohlenverbande Groß Berlin unter dem 28. November 1918 getroffenen Anordnung (§ 2), wonach Gastwirtschaften und gastwirtschaftliche Betriebe (auch Hotels, Resau⸗ rants, Cafés, Kabaretts und dergleichen) nur bis 10 ½ Uhr Abends Gas oder elektrische Arbeit zu Beleuchtungszwecken entnehmen dürfen, die Polizeistunde für Gast⸗ und Schankwirtschaften jeder Art im evenle Berlin auf 10 ½ Uhr Abends estgesetzt.
Für den 2 4., 2 5., 26. und 3 1. Dezember 1918 sowie für den 1. Januar 1919 wird die Polizeistunde im Einver⸗ nehmen mit dem Kohlenverband Groß Berlin bis 1 Uhr Nachts ausnahmsweise verlängert.
Berlin, den 17. Dezember 1918.
Der Polizeipräsident. Eichhorn.
Ministerium für Wissenschaft, und Volksbildung.
Dem Oberarzt an der Universitäts⸗Frauenklinik in Königs⸗ berg, Privatdozenten in der medizinischen Fakultät der Uaiversilät in Königsberg Dr. Benthin, dem Privatdozenten in der medizinischen Fakultät der Universität in Breslau Dr. Gräper sowie den Privatdozenten in der philosophischen 5 der Universität in Bonn Dr. Worringer und
r. Gerth ist das Prädikat Professor beigelegt worden. 86 8
Kunst
Bekanntmachung
Gemäß § 46 des Kommunalabgabengesetzes vom 14. Juli 1893 (Gesetz⸗Sammlung S. 152) wird öffentlich bekannt gegeben, daß der im laufenden Steuerjahre zu den Kommunalabgaben einschätzbare Reinertrag der Neustadt⸗Gogoliner Eisen⸗ bahngesellschaft für das Betriebsjahr 1917/18 auf 180 000 ℳ festgesetzt worden ist.
Kattowitz, den 14. Dezember 1918.
Der Eisenbahnkommissar. 8 Steinbiß.
BZ1“ “
Bekanntmachung.
6 Dem Schlachtermeister Hugo Frank in Bad Oeynhausen habe ich die Wiederaufnahme des ihm unterm 22. Mai 1918 — 3943 — untersagten Handels mit Gegenständen des täglichen Be⸗ darfs — B übwürstchen — gemäß § 2 Abs. 2 der Bundesratsver⸗ ordnung vom 23. September 1915 (RGBl. S. 603) vom v. De⸗ zamber 1918 ab wieder gestattet.
1 Miinden, den 12. Dezember 1918.
Bekanntmachungs.
Der Händlerin Minna Marquard, geb. Naumann, hier, Königstr. 68, ist der am 23. August 1918 untersagte Handel mit Lebensmitteln aller Art wieder gestattet worden.
Schönebeck a. E., den 13. Dezember 1918.
Die Polizeiverwaltung. Dr. Grevesrus.
Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 40
der Preußischen Gesetzsammlung enthält unter
Nr. 11 715 eine Verordnung über die Erhöhung der Eisen⸗ bahnfahrkosten bei Dienstreisen der Offiziere und Mannschaften der Landgendarmerie vom 3. November 1918 und unter
Nr. 11 716 eine Verordnung, betreffend Ausgaben der Progeem und Kreise für Notstandsarbeiten vom 7. Dezember 1918.
Berlin W. 9, den 16. Dezember 1918.
Gesetzsammlungsamt. Krüer.
Deutsches Reich. Prenußzen. Berlin, 18. Dezember 1918.
Während der Verhandlungen über die Verlängerung des Waffenstillstandes in Trier und im Anschluß daran mußte laut Meldung des „Wolffschen Telegraphenbüros“ von der
inanzabteilung der ständigen Woffenstillstandskommission in Spaa nachstehendes Finanzabkommen geschlossen worden. I. Die deutsche Regierung verpflichtet sich, nicht ohne vorher⸗ gehendes Einver ehmen mit den Alliierten über den Metallbestand des Staatsschatzes und der Reichsbank, über die Effekten oder Gut⸗ haben auf das Aussand und im Ausland sowie über die beweglichen ausländischen, der Regierung und den öffentlichen Kassen gehörenden
Werte zu verfügen. Die deutsche Regierung perpflichtet sich, für die obengenannten Guthaben oder Werte, die sich im Besitz von Privat⸗ personen oder Gesellschaften befinden, keine Ausfuhrerlaubnis zu erteilen ohne vorheriges Einvernehmen mit den Alliierten.
Telegraphenbüro“
H. Die deutsche Roagierung verpflichtet lch, im Einvornehnien mit den alliierten Regierungen alle zweckmäßigen Maßnahmen zu treffen, um in möglichst kurzer Frist zu entscheiden, unter welchen Bedingungen die im besetzten Gebiet verloren gegangenen oder ge⸗ stohlenen Wertpapiere ihren rechtmäßigen Eigentümern zurückzu⸗ erstatten sind.
III. Die deutsche Regierung verpflichtet sich, den Elsaß⸗ Lothringern alle Schulden und alle bereits fälligen oder während der Dauer des Waffenstillstandes fällig werdenden Effekten, die deutsche öffentliche Kassen betreffen, an ihren Fälligteitsterminen gemäß den in Kraft befindlichen Gesetzen auszuzahlen, also z. B. Schatzanweisungen, Effetten. Post⸗ und andere Schecks, Ueber⸗ weisungen, Akzepte usw. Die hier vorgenommene Aufzählung ist nur hinweisend und nicht abschließend. Die deutsche Regierung ver⸗ pflichtet sich, der freien Verfügung der Elsaß⸗Lothringer über ihnen gehörendes und in Deutschland befindliches Eigentum und über deren Werte, Wertpapiere, Depots kein besonderes Hemmnis in den
Weg zu legen. 1 9- 8 n1V. Die deutsche Regierung verpflichtet sich, im Einvernehmen
mit den alliierten Regierungen Maßnahmen kür die in möglichst
kurzer Frist zu erfolgende Rückerstattung der zum Nachteil der
alliierten Staatsangehörigen beschlagnahmten Güter zu erwägen. Büsing. Graf Lasteprie. Natjen.
Im Anschluß daran wurde folgendes Protokoll auf⸗ genommen:
Anläßlich der Unterzeichnung des Protokolls vom heutigen Datum haben die deutschen Delegierten verlangt, folgende Bemerkungen
inzuzufügen: 189 § 1. Die deutschen Delegierten ersuchen, alle nötigen Maß⸗ nahmen zu treffen, damit die in dem vorliegenden Paragraphen vor⸗ esehenen Genehmigungen mit der für den glatten Verlauf der Ge⸗ cäfte erforderlichen Beschleunigung und Vertraulichkeit erteilt werden. Sie ersuchen ferner, daß die fran ösische und die alliierten Re⸗ gierungen einen mit den nötigen Vollmachten ausgestatteten Kommissar bezeichnen, damit die schwebenden Fragen gemeinsam mit einem zu diesem Zweck ernannten deutschen Kommissar behandelt werden können.
Die französischen Delegierten uehmen diese Bemerkungen ent⸗ gegen und erklären, ihrerseits nichts dagegen einzuwenden, daß dem deutschen Ersuchen Folge gegeben wird. .
Zu § 3. Die deutschen Delegierten geben bekannt, besagten Paragraphen nur unter dem Vorbehant unterzeichnen zu können, daß von der französischen Regierung auf Gegenseitigkeit beruhende, billige Maßnahmen getroffen würden.
Die französsischen Delegierten erklären, daß das Waffenstill⸗ standsabkommen keine Gegenseitigkeit vorsieht, aber daß sie den Wunsch der deutschen Regierung ibrer Regierung übermitteln werden.
Büsing. Graf Lasteyrie. ““ Katjen. Paul Brianbdb.
1“ “
In der gestrigen Vollsitzung der ständigen Waffen⸗ stillsandskommission in Spaa wurde eine Entscheidung des Marschalls Foch mitgeteilt, wonach das Verbot der Einfuhr rechtsrheinischer Zeitungen in das besetzte Gebiet aufrechterhalten wird. Die Antwort des französischen Marschalls lautet obiger Quelle zufolge:
„Die militärischen Behörden der alliierten Heere haben in den besetzten Gebieten unbeschränktes Recht der Kontrolle und Zensur über die deutschen Zeitungen. Indem sie den Vertrieb rechtsrheinischer Zeitungen in diesen Gebieten untersagen, haben sie lediglich von diesem Rechte Gebrauch gemacht, und zwar aus Gründen, deren Be⸗ urteilung nur ihnen zusteht.“
——
E N
In einer der letzten Sitzungen der IJnternationalen Waffenstillstandskommission in Spaa gab der General von Winterfeldt, wie „Wolffs Telegraphen⸗ büro“ meloet, folgende Erk ärung ab: —
Im Auftrage der deutschen Obersten Heeresleitung bitte ich Sie, „gewisse Nachrichten“, die der alliterten Obersten Heeresleitung über das Vorhandensein von Zeitminen in Laon, und zwar be⸗ sonders in der Nähe der Kathedrale, zugegangen sind, mitzuteilen, damit sie im einzelnen nachgeprüft werden können. Die alltierte Oberste Heeresleisung weiß, daß ihr alle Nachrichten über tat⸗ sächlich gelegte Zeitminen, großenteils die Originalatten — ge⸗ mäß Artikel VIII der Waffenstillstandsbedingungen — längst zu⸗ gegangen sind. 6 die „gewissen Nachrichten; auf Wahrheit beruhen 1t 1 Oberste Heeresleitung bittet, ihr das Ergebnis dieser Prüfung mit⸗ zuteilen, außerdem wird die jetzige Mitteilung nochmals an alle be⸗ teiligten Stellen zur Nachforschung gehen. Die Note des Marschalls Foch erweckt bei solchen, deren rechtliches Urteil durch die un⸗ wahren Zeitungshetzen während des Krieges getrübt ist, den Eindruck, als ob die Deutschen es insbesondere darauf abge⸗ sehen hätten, gerade die Kathedrale von Laon ohne militärische Not⸗ wendigkeit zu zerstören. Die deutsche Oberste Heeresleitung erinnert demgegenüber daran, daß die einzige Gefahr, in der sich die Katbe⸗ drale von Laon wäbrend des ganzen Krieges befunden hat, von der Fernbeschießung mu französischen Geschützen herrührte, wodurch be⸗ kanntlich Laon ebenso wie zahlreiche andere franzöfische und belgische Städte aufs schwerste beschädigt, oder wie St. 8 wurden 1
Nach einer Meldung des „Wolffschen Telegraphenbüros“ wird von heute ab der Verkehr zwischen dem besetzten Gebiet und den übrigen Teilen des Reiches ge⸗ sperrt. Die Sperre des Post⸗ und Drahtverkehrs tritt erst Sonnabend Mitternacht in Kraft. Das Telegraphenamt nimmt keine Telegramme nach Saarbrücken an. “
Die Verhandlungen mit der gegnerischen Marineabordnung in Kiel haben laut Meldung des „Wolffschen Telegraphen⸗ büros“ die Freigabe der Fischerei in der Deutschen Bucht ergeben, und zwar innechalb folgender Grenzen: Horns⸗
miff⸗Feuerschiff — Helgoland — Borkum⸗Riff⸗Feuerschiff —
Wester⸗Ems⸗Feuerschiff und Emsmündung. Die Verhandlungen wegen Freigabe der Fischerei in der Ostsee sind noch nicht abgeschlossen. Die Entscheidung wird erst getroffen werden, wenn der Text der Bestimmungen der Waffenstillstande⸗ bedingungen vorliegt. 1
Der amerikanische General Rhodes teilte mit, daß nach einem soeben aus Berlin eingelaufenen Berichte amerikanischer Delegierter die in einer früheren Sitzung der Waffenstill⸗ standskommission vorgebrachten Behauptungen über eine Mißhandlung amerikanischer Gefangener in Karls⸗ ruhe unbegründet seien. Das amerikantsche Oberkommando ist damit beschäftigt, den Ursprung dieser salschen Gerüchte fest⸗
Beim Abzug unserer Truppen aus Antwerpen mußten dort 1500 deutsche Verwundete und Kranke in Laza⸗ retten zurückäelassen werden. Diese werden, wie „Wolsss mitteilt, von den Beigiern als Kriegs⸗ gefangene erklärt und in die Gefangenenlager geschickt. Trotz⸗ dem ihnen das belgische Rote Kreuz sechriftlich versichert hatte,
die Räumungszüge festgehalten.
Sie ist daher selbst in der Lage, nachzuprüfen, ob Die deutsche
Quentin vernichtet
der Vereinsfreiheit nicht aufgehoben sind.
doß sie unter seinem Gchutz ständen und nicht als Gefangene
betrachtet werden würden, erklärt jetzt der Befehlshaber der 2 belgischen Dioision, daß sie der militärischen Gewalt unter⸗ ständen. Das Vensprechen des belgischen Roten Kreuzes auf Abt ansport ist nicht eingehalten worden. 25 Mann von den Kranken wurden k. v. geschrieben und in ein Fort ge⸗ Weise ausgeplündert wurden. Nichts wurde ihnen gelassen außer der Uniform. 8 ꝛge - Offizieren als von Mannschaften ist auf diese Weise verloren gegangen. st 1 8
s Büüsten ohne Decken auf den Steinfußböden der ungeheizten Kasematten schlafen.
Gegen 8 Verhalten, das in Widerspruch sowohl zu den Gesetzen des Völkerrechts als auch im besonderen zu den Waffenstillstandsvereinbarungen steht, wird in schärfster Weise Einspruch erhoben. t
2
“ 8 deutschen Truppen durch die Truppen der Sowjet⸗ republik gehen dem „Wolffschen Telegraphenbüro“ folgende amtliche Mitteilungen zu, durch die die Darstellungen der russiichen Regierung über das angeblich freundschafiliche Ver⸗ halten ihrer Truppen gegen die unsrigen in ein bezeichnendes Licht gerückt werden. .“ 9SgeMin st ist es infolge des vorzeitigen Einrückens der Sowfet⸗ truppen zu Zusammenstößen gekommen. Auf den Bahnösen wurden
wurde durch planmäßigen Ueberfall sehr stark überlegener Somjet⸗ truppen, L den ausdrücklichen Verabredungen mit der Bahn während der Nacht herangeführt worden und um mehrere Stunden verfrüht eingerückt waren, umringt und durch Uebermacht zur Enwaffnung gezwungen. Zerstörungen der Bahn waren unserer⸗ seits unterlassen worden, weil die Bahn laut Vereinbarung mit den russischen Vertretern für die Abbeförderung der Kriegsgefangenen benutzbar bleiben mußte. Die deutschen Truppen und Eisenbahner sind nicht nur entwaffnet, sondern vollständig ausgeplündert worden. Sie haben den größten Teil ihrer Pferde und Fahrzeuge zurücklassen müssen und ihr Privateigentum verloren.
Die deutsche Regierung hat gegen das Verhalten der russischen Truppen bei der Sowfjetregierung aufs neue
energischen Einspruch erhoben. b 6 “ 8 „ 1““
Die vereinigten Ausschüsse des Bundesrats für Zoll⸗ und Steuerwesen, für Handel und Verkehr und für Rechnungs⸗ wesen sowie die vereinigten Ausschüsse für Zoll⸗ und Steuer⸗ wesen und für Handel und Verkehr hielten heute Sitzungen.
Der litauische Gesandte Dr. Schaulis hat Berlin für längere Zeit verlassen. Während seiner Abwesenheit suüͤhrt der Legationsrat Dr. Puryckis die Geschäfte der Gesandischast.
Durch die vielen vorläufigen Entlassungen ist es den Truppenteilen nur in beschränktem Umfange möglich. Gelder an Heeresangehörige zur Auszahlung zu bringen, die ihnen auf Grund besonderer, oft zeitlich schon weit zurückliegender Anteäge als Entschädiaungen für Flucht⸗ kosten, für die in der Gefangenschaft oder Internierung unver⸗
gegenstände und für die bei der Gefangennahme abgenommenen Barbeträge usw. bewilligt worden sind Bei Feldtruppenteilen trägt auch die z. Zt. daahe ene Tätigkeit der Feldpost hierzu bei. Ehemaligen Kriegsgefangenen, die derartige Anträge gestellt haben und bisher noch ohne Entscheidung geblieben sind, wird
sich an den Truppenteil, bei dem sie z. Zt den Antrag gestellt haben, oder unmittelbar an das Kriegsministerium zu wenden.
Bezirkskommandos ist erforderlich. Nach einer Bekannimochung des Rats der Volksbeauf⸗ tragten erhält das Verwertungsamt für freiwerdende Heeres⸗, Marine⸗ und sonstige reichseigene Güter entsprechend seiner Stellung als Reichsbehörde die Bezeichnung: Reichsver⸗ wertungsamt.
— —J’
Entgegen einer weit verbreiteten Anschauung weist das Reichsarbeitsamt durch „Wolffs Telegraphenbüro“ darauf hin, daß die Bundesratsverordnuna vom 15 Februar 1917. und die zu ihr erlassenen Ausführungsbestimmungen der Landeszentralbehörden durch die Wiederherstellung Alle öffentlichen Sammlungen und ähnliche Veranstaltungen zugunsten der Kriegswohlfahrtspflege unterliegen nach wie vor der vorherigen Genehmigung der zuständigen Behörden.
1“ 1131“
Für die Durchführung des bekannten Religions⸗ erlasses erläßt der Kultusminister Haenisch laut Mel⸗ dung des „Wolffschen Telegraphenbüros“ folgende nähere An⸗ weisungen:
In Ergänzung des Erlasses vom 29. November d. J. über die Neuregelung des Religionsunterrichts wird hiermit ausdrücklich darauf hingewiesen, daß der Zweck dieses Erlasses die Befreiung von jedem Gewissenszwang ist. Diese Absicht würde in ihr gerades Gegenteil verkehrt, wenn nunmehr etwa ein Gewissens⸗ druck ausgeübt werden sollte. Ihn unter allen Umständen zu ver⸗ meiden, ist die ernste Pflicht aller für die Ausführung des Erlasses zuständigen Behörden. Bei seiner Durchführung soll mit jeder ge⸗ botenen Schonung der religiösen Empfindungen von Kindern und Eltern vorgegangen werden. Es soll jede Rücksicht geübt werden, die mit dem Geist des Erlasses irgend verträglich ist.
Um Irrrümern, wie sie hier und dort leider bereits entstanden sind, ein für alle Male vorzubeugen, machen wir insbesondere darauf aufmerksam, daß zum Beispiel von einem Verbot der Schul Weihnachtsfeiern keine Rede sein kann. Das Weihnachtsfest hat sich weit über seinen kirchlichen Grundcharakter hinaus entwickelt zu einer deutschen Volks⸗ und Familienfeier, zum deutschesten Feste überhaupt. Deutsche Weihnachtslieder sind Gemeingut des gesamten Volkes. In diesem Sinne das Weihnachtsfest auch künftig in den Schulen zu begehen, widerspricht in keiner Weise den Absichten des Erlasses. Wenn somit die Weihnachtsfeter weiterhin als Schulfeier veranstaltet werden darf, so besteht natürlich für Lehrer und Seh
“
keinerlei Zwang zur Teilnahme.
schafft, wo sie von belgischen Gendarmen in schändlichster Sämtliches Privatgepäck sowohl von
Die Leute wurden erst am zweiten Tage verpflegt,
Ueber die Gefährdung der von der Osifront abziehenden
Die deutsche Bahnhofsbesatzung
schuldet verloren gegangenen Bekleidungs⸗ und Ausrüstunags⸗
daher empfohlen, sobald sie wieder einen festen Wohnsitz haben,
Genaue Angabe des Truppenteils, des Geburtstages und Ge⸗ burtsortes sowie der jetzigen Heimatadresse und des zuständigen
dumachr erwarten wir aber auch von den firchlich geüinnten
isen auf das bestimmteste, daß sis der loyalen Durchfübrung der gedanken des Religionserlasses keine Schwierigkeiten bereiten.
wird allen beteiligten Behörden und Lehrern — mögen sie per⸗
sch zu dem Erlaß nun stehen wie sie wollen — zur ernsten Pflicht ucht, alles zu vermeiden, was Reibungen irgendwelcher Art ber⸗ afen könnte. In diesem Sinne zu handeln, ist heute vornehmste ländische Pflicht.
Der Kultusminister Haenisch hat, wie „Wolffs Tele⸗ whenbüro“ meldet, folgende Verfügung erlassen: Wie sich nachträglich herausgestellt hat, sind zahlreiche Schüler, gach zweimonatigem oder längerem Besuche der Oberprima die treifevrüfung abgelegt haben, nicht freiwillig in den Hiffs⸗ t eingetreten. Es wird daher allgemein angeordnet, daß lern, die nach zweimonatigem oder längerem Besuche der Ober⸗ die Notreifeprüfung abgelegt haben und bisher im Hilfsdienst ewesen sind, nach ihrem Ausscheiden aus dem Hilfs⸗ ist die Reifezeugnisse ausgehändigt werden. Von Perpflichtung des weiteren Besuchs der Schule en sie entbunden. — “
Der Herr Minister der öffentlichen Arhbeiten hat in An⸗ mung der im Prüfungsjahre 1917 bei der Ablegung der ütsprüfung für den preußischen Staatsdienst im Baufach undeten tüchtigen Kenninisse und Leistungen den Regierungs⸗ imeistern Alfred Henrich, Erich Allstädt, Gustav Lamp⸗ inn, Arthur Hahn und Erwin Spalding Prämien von
8800 ℳ zur Ausführung von Studienreisen bewilligt.
— 8
die Auskunftsstelle für das Publikum im Zentral⸗Nach⸗
ssebürs (Dorotheenstraße 48) ist vom 8. d. M. ab von 9 Uhr
nittags bis 1 Uhr Nachmittags geöffnet, an Sonn⸗ und bleibt sie geschlossen. “
Festern abend ist hier eine Liga für den Völkerbund fündet worden. Der Staatssekretär Erzberger führte als beiufer und Leiter der Versammlung in seiner Begrüßungs⸗ grache 89 Bericht des „Wolffschen Telegraphenbüros“ unter Der Weltkrieg habe den Gedanken des Völkerbundes aus einer uchen literarischen Idee zu einer weltpolitischen Forderung ge⸗
it, die tiefe Erschütterung der Menschheit habe sie hoffentlich
gistig von dem Gedanken geheilt, daß jedes Volk politische en ausschließlich von seinem Gesichtspunkt aus behandeln müsse. smäber der bisherigen Gewaltanarchie sei die einzige Rettung die ogemeinschaft der Völker, daher das für alle verbindliche Schieds⸗ ir der Angelpunkt des Völterbundes. Dieser werde nicht zum ist nationaler Eigenart führen, er brauche sie vielmehr: nicht aischung, sondern Eingliederung der Einzelvölker zugunsten Weltfriedens sei sein Zweck und die Leidensschule aller in die beste Vorbereitung auf ihn; er werde kommen, aber nur Gerechtigkeit, nicht durch Gewalt. Ein Völkerbund ohne schland würde dauernde Kriegsgefahr, ein Völkerbund gegen sscland offenen Kriegszustand bedeuten; der Ausschluß eines gigmillionenvolks aus dieser Zusammenfassung der ganzen schheit würde für letztere die ernstesten Folgen haben. Zudem der Gemeinschafts⸗ und Rechtsgedanke seine tiefsten Wurzeln in volitischen und Rechtsgeschichte gerade von Deutschland, dessen assung auf der Ein⸗ und Unterordnung der einzelnen Glieder ndas Ganze berube. Mit Schmerz aber und Schrecken sehe man, b Aufmerksamkeit die Deutschen gerade jetzt der äußeren tit schenkten, während die westlichen Provinzen vom Feinde befetzt da, und das durch Deutschlands Kraft wieder aufgerschtete Polen isten beweise, daß es Dankbarkeit in der Politik nicht gebe. Verständnis für den Völkerbund, das die Liga wecken wolle, seauch den Sinn für äußere Politik im Volke beleben.
——
die auf dem Rückmarsch nach Ostpreußen befindliche division hatte, wie „W. T. B.“ berichtet, den Wunsch tzert, an den Einzügen in Berlin sich zu beteiligen, und schte sie gestern mittag, allenthalben freudig begrüßt, unter Generalleuknant von Eberhard in die Hauptstadt Gegen 1 Uhr ordneten sich die Truppen, die alten Feld⸗ in von schwarz⸗weiß⸗roten und schwarz⸗weißen Fahnen sitet, auf dem Pariser Platz, wo sich u. a. der Volks⸗ eiragte Scheidemann, der Kriegsminister Scheüch, heneralleutnant Lequis und der Kommandant Wels ein⸗ nden hatten. Der Tribüne gegen über marschierte das In⸗ erieregiment Nr. 147 (Generalfeldmarschall von Hindenburg) Der Volksbeauftragte Scheidemann begrüßte die Di⸗ nmit warmen herzlichen Worten. Lauten Beifall fanden gemerkungen, daß geordnete Fuftängs nötig seien, keine achie einreißen dürfe, und daß die Nationalversammlung cnell- als möglich zusammentreten müsse. Nach einem Hauf das Vaterland spielte die Musik „Deutschland über 6. Sodann sprach der Generalleutnant Lequis:
die Herzen der Soldaten seien voll schwerer Sorge um den menen Krieg, um so dankbarer empfänden sie den herzlichen teng durch die Reichsregierung und die Hauptstadt. Der Einzug ine Kundgebung des Feldheeres, daß es entschlossen hinter der fung stehe und bereit sei, seine ganze Kraft für sie einzusetzen, Nes verlangt werde. (Beifall.) Die schnelle Einberufung der malversammlung als Ausdruck des Willens des gesamten Volkes edie Regierung stützen und so die Grundlage geben für die eFriedensarbeit. Der Redner begrüßte dann die 37. Division, die annenberg, am Chemin des Dames und bis in die letzten Stunden hem Waffenstillstand Herrlichstes geleistet habe, gedachte der 8 und schloß mit einem Hurra auf die ostpreußischen
en.
kin Vorbeimarsch am Brandenburger Tor schloß die Rab.
kine große Kundgebung der deutschen Bevölkerung isigs gegen die polnischen Machtgelüste fand gestern mnittag anläßlich der Anwesenheit des preußischen Ministers isch stattgefunden. Eine nach Tausenden zählende Menschen⸗ gezog dem „Wolffschen Telegraphenbüro“ zufolge mit deutschen en und unter Absingung deutscher Lieder von dem Ver⸗ nlungsorte zum Oberpräsidium, wo verschiedene Redner Ausdruck brachten, daß die alte deutsche Stadt mig und die Provinz Westpreußen ewig deutsch en mwüßten. Der Oberpräsident der Provinz Westpreußen (Jagow sprach zu der Menge und gab die Versicherang duß, so lange er Oberpräsident von Westpreußen sei, er eletzten Kräfte, sein ganzes Können und sein Herz dafür ten werde, daß Wefwreußen dentsch bleibe. Jetzt gelte es unermüdlich für die deutsche Sache einzutreten. Mit ufen und Abfingen der deutschen Natisnalhymne schloß undgebung. Von der Versammlung wurde noch die Pb⸗
sendung des nachstehenden Funkentelegramms an den Prã sidenten Wilson nach Paris beschlossen: , „Im Namen von 150 000 Deutschen Danzigs bitten wir Sie, Herr Präsident, dahin wirken zu wollen, daß Danzig deutsch bleibt. Eeit Jahrhunderten deutsch, beabsichtigen die Polen doch, Danzig als polnisches Gebiet zu beanspruchen. Dagegen protestieren wir alle, 98 vpH. Deutsche, gegen nur 2 vH. Polen.
Im Oberpräsidium empfing der Minister Hirsch eine Abordnung der Demonstranten und erklärte, die jetzige Re⸗ gierung. die ja allerdings auch nur eine vorübergehende sei, werde alles aufbieten, daß Westpreußen deutsch bleibe. Die Regierung sei fest entschlossen, die 14 Punkte Wilsons durch⸗ zusetzen und das Selbstbestimmungsrecht der Völker auch für Westpreußen zur Anwendung zu bringen. 8
Mecklenburg⸗Strelitz.
Nach der gestern erfolgten amtlichen Wahlergebnisse in Neustrelitz und Neubrandenburg sind, wie „Wolffs Telegraphenbüro“ meldet, gewählt in Neu⸗ strelitz neun Vereinigte Liberale und neun Sozialdemokraten, in Neubrandenburg sechs Vereinigte Liberale, zwei Mitglieder des Handwerker⸗ und ein Mitglied des Bauernbundes. Das amtliche Wahlergebnis aus dem Fürstentum Ratzebura ist infolge von Fernsprechstörungen zurzeit noch nicht eingetroffen. Nach den nichtamtlich bekannt gewordenen Zahlen sind dort gewählt drei Vereinilte Liberale und drei Sozialdemokraten, so daß insgesamt in dem verfassunggebenden Landtage, der am 19. Dezember zusammentritt, 21 Vertreter der bürgerlichen Parzeien und 21 Sozialdemokraten sitzen.
8
Oesterreich und Ungarn. 8 Dnurch Vermittlung des deutsch⸗österreichischen in Berlin, Hartmann, ist dem „Wiener Korrespodenzbüro“ zu⸗ folge ein Uebereinkommen, betreffend gegenseitige Be⸗ handlung deutsch⸗österreichischer und deutscher Staatsbürger bei der Arbeitslosenunterstützung, zu⸗ stande gekommen. Das Staatsamt für soziale Fürsorge hat die industriellen Bezirkskommissionen angewiesen, bereits Ende dieser Woche den in Deutsch⸗Oesterreich wohnenden arbeits⸗ losen deutschen Reichsangehörigen Arbeitslosenunterstützung aus⸗ zuzahlen.
Die „Wiener Parlamentskorrespondenz“ meldet aus Znaim, daß die Tschechen sofort nach Besetzung der Stadt eine Bekanntmachung erlassen haben, wonach die Jahrgänge 1894 bis 1897 einzurucken haben,. Wer nicht Folge leistet, wird als Deserteur behandelt. Es ist anzunehmen, daß die Tschechen auch in anderen deulschen Gebieten Böhmens und Mährens auf die gleiche Weise eine Rekrutierung vornehmen werden. Die Angelegenheit wurde dem deutsch⸗österreichischen Staatsrat zur Kenntnis gebracht.
— Blättermeldungen zufolge ist zwischen Frankreich, Eng⸗ land und Amerika ein Einvernehmen dahin erzielt worden, daß den Forderungen der Südflaven teilweise entsprochen und Triest auf der Friedenskonferenz zum internationalen Freihafen erklärt werde.
—— Sas ungarische Kriegsministerium teilt mit, daß die Tschechen im oberen Waagtale in Rozsahe gy (Kosen⸗ berg), Lipto Szentmiklos und anderen Orten Besetzungs⸗ truppen zurückgelassen und mit ihren Vorhuten Ig
haben.
1 Frankreich. 11“ 3u Ehren des Präsidenten Wilson fand gestern nachmittag im Pariser Stadthaus ein Empfang fict bei dem der Präsident auf eine Anrede des Stadtratspräsidenten laut Meldung des „Wolffschen Telegraphenbüros“ sagte, das amerikanische Volk sei um so tiefer berührt durch die Ungerechtigkeit dieses Krieges, als es gewußt habe, wie er ausgeheckt worden sei. Die Ver⸗ einigten Staaten seien in den Krieg gegangen, weil sie gewußt hätten, wie tief die erhabenen Grundsätze des Rechts dadurch verletzt worden seien, und weil die Grundsätze der Zentral⸗ mächte ihre Herzen ebenso verletzt hätten wie ihre Grundsätze. Am Schlusse gab Wilson seiner Freude Ausdruck über die enge Gedankengemeinschaft des idealen französischen Volkes und der großen amerikanischen Nauon. Spater begah sich der Präsident ins Keiegsministerium, wo er eine Unterredung mit dem Ministerpräsidenten Clemenceau hatte.
— Der „Jaformation“ zufolge teilte Tardien mit, Frankreich im Kriege 1800 000 Tote gehabt habe.
— Das Nationalkomitee der Confédération Génrale du Travail trat am 15. d. M. in Paris zur Abänderung der Statuten und zur Wahl des Büros zu⸗ sammen. In der vorgestrigen Sitzung nahm das Komitee u. a. eine Tagesordnung an, in der es Wilson als dem Verteidiger des Völkerfriedens, ferner dem amerikanischen Volke und dem ameri⸗ kanischen Arbeiterverbande einen Sympathiegruß entbietet. Das Komitee verlangt volle und gänzliche Amnestie für alle Ver⸗ gehen politischer und militärischer Art; ebenso wird Wieder⸗ herstellung der Versammlungs⸗ und Pressefreiheit verlangt und bedauert, daß die Regierung die vom Arbeiterverbande und der sozialistischen Partel organisierten Kundgebungen zu Ehren Wilsons untersagt hat. Sie verlangt ferner energisch die Ver⸗ tretung der Arbeiterklassen der Kriegführenden bei der all⸗ gemeinen Friedenskonferenz sowie das Koalitionsrecht fůr
Beamte. Rußland. 8
Die Mitglieder der dänischen und der norwegischen Gesandtschaft in St. Petersburg sind über Finnland
abgereist. Italien.
Im Senat wurde vorgestern der Regierung und den Friedensdelegierten Italiens in einer Tagesordnung das Vertrauen ausgesprochen. Ueber den Verlauf der Sitzung berichtet „Wolffs Telegraphenbüro“ wie folgt:
Tittoni trat dafür ein, daß Italien vor allem freien Zutritt zu den Weltmärkten erhalten müsse. Zu diesem Zweck müsse vor allem der Kanal von Korfu neutralisiert werden. Außerdem sichere nur der Besitz von Pola und Valona Italien das notwendige Ueber⸗ gewicht in der Adria. Tittoni wünschte, daß die Teilung Kleinasiens in Interessensphären zwischen den Alliterten gerecht erfolge, und ver⸗ langte eine angemessene Lösung der Orient⸗ und der afrikanischen Kolonialfrage. Nitti erklärte, man dürfe nicht die Aus⸗ sahlang der Kriegsentschädigung abwarten, sondern müsse, um den nanziellen Verpflichtungen Italiens nachkommen zu töonea, zur Reuausgabe von Schapscheinen greifen, wodurch allerdings immer wieder neue Steuern erforderlich würden. Nitti besprach sodann noch mals die durchgeführten Staatsmonopole zur Tilgung der Kriegs⸗
daß
88
v11“ Feststellung der
111“
schubzen. Hrlande betonte, daß Italien an der allgemeinen, kem Feinde aufzuerlegenden Kriegsentschädigung teilbaben müsse, es bfängs jedoch unter keinen Umständen einen unversöhnlichen Geist für die Friedensverhandlungen mit. Italien fordere von seinen Ver⸗ bündelen nur eine klare loyale Unterstützung; es sei durch diesen Krieg zur Großmacht geworden, der in allen internationalen Ange⸗
legenheiten das Recht, mitzusprechen, zukomme.
Portugal.
Nach einer Reutermeldung ist der Admiral Canto Castro mit 137 Stimmen zum Präsidenten der Republik ge⸗ wählt worden. Castro bekleidet die Stelle nur provisorisch⸗
Blättermeldungen zufolge besitzt die Polizei Beweise dafür, daß die Ermordung des Präsidenten Paes auf eine Verschwörung von Demokraten und Freimaurern zurückzuführen ist. Der Mörder des Präsidenten ist Handlungsreisender und heißt Josepe Rodriguez.
Niederlande.
In der Ersten Kammer erhob M. van Kessenich dem Paager Korrespondenzbüro“ zufolge als Limburger nach⸗ drückti -Einspruch gegen die verhetzende und drohende Sprache ausländischer Blätter, die für die Annexion von Lim⸗ burg eintreten. Kein Limburger wünsche die Annexion, nur durch Gewalt könne ein Teil holländischen Gebietes abgetrennt werden. Der Redner forderte die Regierung zur Abwehr dieser Bestrebungen auf. (Lebhafter Beifall) Fokker schloß sich den Ausführungen des Vorredners an und erhob gegen die Bedrohung von Seeländisch Seeländer seien Holländer und wollten es bleiben.
Statistik und Volkswirtschaft.
Ueber die Geisteskranken in den Irrenanstalten Preußens im Jahre 1915
veröffentlicht das Statistische Landesamt mehrere Uebersichten in der
„Stat. Korr.“, denen die folgenden Angaben entnommen seien.
L . Januar 1915 waren in den Frrenanstalten
Fcsgens 51 225 männliche und 46 957 weibliche Geisteskranke vor⸗
anden. Im Laufe des Jahres 1915 kamen in Zugang 17 225 m. und 15 167 w. Kranke, sodaß im Berichtsjahre insgesamt 130 574 (68 450 m. und 62 124 w.) Geisteskranke in Behandlung waren. Ein Rückblick auf das vorausgegangene Jahrzehnt läßt die Bewegung der in den Anstalten verpflegten Geisteskranken erkennen. Ihre Jahl betrug im Jahre 1904 92 720, 1905 98 008, 1906 103 355, 1907 108 721, 1908 113 318, 1909 125 181, 1910 127 914, 1911 132 982, 1912 135 079, 1913 137 978, 1914 137 599, 1915 130 574. Die stetige Zunahme der in die Anstalten aufgenommenen Geistestranken bis 1913 ist im allgemeinen auf die Vermehrung der Anstalten, auf die abnebmende Scheu vor den Irrenanstalten, auf die größere Beachtung pfychischer Erkrankungen usw. zurückzuführen. Die rückläusige Bewegung in der Zahl der Geisteskranken seit 1914 cft nach der Ansicht des Statistischen Landesamts hauptsächlich durch die Nichteinbeziebung der Kriegsteilnehmer bedingt.
Nach Krankheitsformen unterschieden, litten von der sich aus dem Bestand am 1. Januar 1915 und dem Zugang im Laufe des Berichts⸗ jahres esegden Gesamtzahl der in den Irrenanstalten 1915 ver pflegten Geisteskranken: an einfacher Seelenstörung 34 464 männliche 40 732 weibliche, an paralytischer Seelenstörung 5144 männliche und 1707 weibliche, an (angeborener) Imbezillität, Idiotie und Kretinismus 15 834 männl. und 12 052 weibl., an Epilepsie mit oder obne Seelen⸗ störung 9602 männl. und 7199 weibl., an Alkoholismus 3406 mäannl. und 434 weibliche Personen.
Werden die Nervenkranken usw. in den Anstalten für Geistes kranke mitberücksichtigt, so ergibt sich für 1915 eine Gesamtzahl von 138 792 (72 405 m., 66 387 w.) Verpflegten, von denen sich am 1. Januar 99 595 (51 815 m., 47 780 w.) oder 71,76 28 (71,86 männi., 71,7 weibl.) aller Vervflegten bereits in den Anstalten befanden, wäͤhrend 39 197 (20 590 mänmnl., 18 607 weibl.) oder 28,2 vH (28,4 männl., 28,0s weibl.) im Laufe des Jahres neu auf; genommen wurden.
Von dem Zugang an Geistes⸗ und Nervenkranken im Jahre 1915 — 20 590 männl. und 18 607 weibl. — standen 1444 (7,01 %) mänal. und 929 (4,99 %) weibl. im Alter von unter 16 Jahren, von denen die meisten, und zwar 870 männl. und 528 weibl., an (au⸗ geborener) Imbezillität, Idiolie und Kretinismus, 355 männl. und 215 weibl. an Epilepsie mit oder ohne Seelenstörung, 119 männl. und 67 weibl. an einfacher Seelenstörung litten. 3933 (19,70 %) des männl. und 4025 (21,23 %) des weibl. Zugangs waren erblich be⸗ lastet, darunter 1884 männl. und 2752 weibl. an einfacher und 302 männl. und 109 weibl. an paralytischer Seelenstörung. 564 männl. und 447 weibl. an Imbezillität, Idiotie und Kretinismus, 659 männl. und 370 weibl. an Evpilepsie mit oder ohne Seelen⸗ störung, 305 männl. und 32 weidl. an Alkoholismus Leidende. 3247 (15,7 %) der männl. und 372 (2,00 %) der weibl. Geistes⸗ und Nervenkranken des Zugangs waren Trinker, von denen 1962 männl. und 249 weibl. an chronischem Alkoholismus, 777 männl. und 90 weibl. an einfacher und 70 männl. und 8 weibl. an paralytischer Seelen⸗ störung, 308 männl. und 9 weibl. an Eyxvilepsie mit oder ohne
Seelenstörung, 80 männl. und 4 weibl. an Imbezillität, Idi
Zur Arbeiterbewegung.
Nach einer von „W. T. B.“ übermittelten Meldung des „Nieuwe Rotterdamsche Courant“ aus London ist der Ausstand in der Baumwollindustrie in Lancashire so gut wie bei⸗ gelegt. Die Arbeit wird noch vor Weihnachten aufgenommen werden. Die Arbeiter erhalten eine Lohnerhöhung von 20 vH. auf die Standardlöhne.
eine Erklärung von Gompers, daß die amerikanischen Arbeiter nichts unterlassen würden, die hohen Löhne und die kurze Arbeitszeit beizubehalten, große Beunruhigung hervorgerufen. Es herrscht in den amerikanischen Industriekreisen allgemein die Neigung vor, mit allen Mitteln gegen derartige Bestrebungen Wider⸗ stand zu leisten, während die Arbeiterschaft an ihren Forderunge
festhälst. “
“
Keine Weihnachtsreisen.
Niemand darf jetzt ohne zwingendste Gründe reisen. Ve gnügungs⸗, Erholungs⸗, Urlaubsreisen müssen unbedingt unter⸗ bleiben. Die Eisendahn muß Truppen heimbefördern, die Städte mit Nahrungsmitteln, Kohlen, Rohstoffen versorgen; dabei müssen täglich Lokomotiven und Wagen in großer Zahl an die Entente abgeliefert werden. Die Eisenbahn kann das unbedingt Nötige für Demobilisation und Aufrechterhaltung der Wirifchaft nur leisten, wenn sie den Zivilpersonenverkehr aufs äußerste beschränkt. Niemand hat jetzt das Recht, sie ohne Not in Anuspruch zu nehmen! t
1“
——
Infolge der durch feindliche Maßnahm ranlaßter Unterbrechungen aller Verbindungen zwischen der Rheinpfalz und dem rechten Rheinufer hat der gesamte Post⸗, Tele⸗ graphen⸗ und Fernsprechperkehr mit der Rhein
pfalz eingestellt werden müssen. Dagegen ist der Wert⸗
1“ 1““ G“
Nach New Yorker Meldungen hat, wie „W. T. V.“ erfährt,
Flandern Einspruc. Die
—
8