1918 / 298 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 18 Dec 1918 18:00:01 GMT) scan diff

briefverkehr nach den linksrheinischen Teilen des Reichspost⸗ gebiets und den rechisrheinischen Orten in den Brücken fopf⸗ gebieten von Cöln, Koblenz und Mainz vorläufig wieder auf⸗ gensmmen worden.

Land⸗ und Forstwirtschaft.

Washington, Moöntag, 16. Dezember. (W. T. B.) Nach

m ersten Bericht des Büros für landwirtschaftliche Produkte betrug der durchschnittliche Stand von Winterweizen am 1. Dezember 98,5 vH. gegen 79,3 vH. am 1. Dezember des Vor⸗

jahrs, 85,7 vH. am 1. Dezember 1916 und 87,8 vH. am 1. Dezember 1915. Die Anbaufläche von Winterweizen wird mit 49 027 000 Aeres angegeben gegen 42 170 000 Acres im Vorjahre, 40 090 000 Acres im Jahre 1916 und 37 256 000 Acres im Jahre 1915. Der Ertrag von Winterweizen wird auf 760 Millionen Busbels ge⸗ schätzt gegenüber einem definitiven Ernteertrag von 558 600 000 Bushels in diesem Jahre. Bezüglich des Roggens werden folgende Ziffern bekanntgegeben: Durchschnittsstand 89 vH. gegen 84,1 vH. im Vor⸗ jabr, 88,8 vH. im Jahre 1916 und 91,5 vH. im Jahre 1915. Anbaufläche 6 820 000 Acres gegen 6 119 000 Acres im Vorjahr, 4 214 000 Acres im Jahre 1916 und 3 058 000 Acres im Jahre 1915. Der Ertrag der Roagenernte wird. auf 98 Millionen Bushels fülett gegen 89 Millionen Bushels definitives Ernteergebnis im aufenden Jahre.

Theater und Mnsik.

Zm Opernhause wird moͤrgen, Donnerstag, „Figaros Hoch zeit“ mit den Damen Dar, Engell, Marherr, von Scheele⸗Müller, Escher und den Herren Stock, Bronsgeest, Bachmann, Henke, Philipp und Habich in den Hauptrollen aufgeführt. Musikalischer Leiter ist Dr. Fritz Stiedryv. Anfang 7 Uhr.

Im Schauspielhause wird morgen „Kater Lampe“, mit den Damen Conrad, Steinsieck, Pategg, Heisler, Dora, Abich und den Herren Vallentin, Mannstädt, Leffler, Vespermann, Patry, Biens⸗ feldt und Gichholz besetzt, wiederholt. Spielleiter ist Albert Patry.

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Rannigfaltiges.

Der Erste Kommandant von Berlin gibt unter dem 18. d. M. folgendes bekannt:

Die roten Ausweiskarten, ausgestellt von der Kommandantur Berlin mit dem Namenszug des Kom⸗ mandanten und dem Stempel der Kommandantur, sind von heute ab ungültig. Behörken, Anstalten, Verwaltungen und öffentliche Gebäude, die weiter Wert darauf legen, den Zutritt zu ihren Räumen nur gegen Ausweis zu gestatten, müssen selbst geeignete Vorkehrungen treffen.

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Der Bürgerrat von Groß Berlin beschäftigte sich in seiner gestrigen Vollsitzung insbesondere mit der Präzisi rung des Verhältnisses zur Sozialdemokratte. In der lebhaften Aussprache wurde, wie „W. T. B.“ berichtet, vielfach geklagt, daß im d.utschen Bürgertum noch nicht genügend die Gefahr erkannt wird, die von einer Unterstützung der sozi jokratischen Ziele droht, und zwar nicht minder von den Mehrheitssozialisten wie von den Spartakisten, und daß es demgegenüber ganz be onders gelle, das Bürgertum in Stadt und Land wach zu rufen und zum ylanmäßigen Vorgehen am Wahltage zur Nationalversammlung zu sammeln. Ein von dem Geheimen Justtzrat, Professor Dr. Riesser eingebrachter Antrag, dieser Auffassung im Programm des Kürger⸗ rates schärferen Ausdruck zu verleihen, fand einstimmige Annahme. Es wurde außerdem noch beschlossen, zu Anfang Januar alle deutschen und deutsch⸗österreichischen Bürgerräte und Bürgerausschuüͤsse zu einem Reichsbürgertage einzuladen, auf dem über die Stellung⸗ nahme zu den Regierungen, den Arbeiter⸗ und Soldatenräten und vor allem zu den Parteien beraten werden soll.

nvnvnrrnrryrr von 625 Militärpersonen aus Konstantinopel, darunter 54 Offiziere, und außerdem 34 Kranken⸗ und Soldatenheimschwestern, sind, wie „W. T. B.“ meldet, nach einer Fahrt von 3 ½ Wochen am 13. Dezember wohlbehalten in Verlin eingetrofjen. Die Fahrt durch die Ukraine ist ohne Stoörnngen verlaufen. Zwei weitere Transporte von zusammen rund 1000 Köpfen sind gleichzeitig von Konstantinopel abgegangen voraussichtlich in den nächsten Tagen eintreffen.

dem Bericht der Angekommenen, die am 22. No⸗ vember Konstantinopel verlassen haben, bot die Stadt ein rubiges Bild. Das Verhalten der fremden Truppen war Lorrelt. Die deutsche Schule hat nach den Herbst⸗ ferien den Unterricht wieder aufgenommen. Die Entscheidung darüber, ob die Kolonie in Konstantinopel bleiben kann oder das Land verlassen muß, war damals noch nicht gefallen. Es hieß, daß der französische Oberbefehlshaber in Saloniki darüber Bestimmung zu meffen habe. Wie be⸗ kannt, hat die deutsche Regierung bei den feindlichen Regierungen Schritte getan, um das Verbleiben der deutschen Zirilbevötferung in der Türkei zu ermöglichen. Alle deutschen Militärpersonen haben

die europäische Seite des Bosporus verlassen müssen und befinden sich jetzt, soweit sie nicht abtransportiert sind, in Haidar Pascha. Dort sind auch die Truppen aus Klein asien, zusammen eiwa 100 000 Mann, in Erwartung des Abtransports zusammen⸗ gezogen.

folgendes mit: Im Oberostgebiet sind Wesenberg, Kokenbhu en, . Minsk und Sluzk geräumt. In der Zwischen republikanischen und Hetmantruppen. zalten sich im allgemeinen neutral, sie greifen nur dort an, wo eigene Abtransporte gehindert werden. Von der Heeres⸗ gruppe Mackenlen sind weitere Züge in Deutschland eingetroffen. Die Franzosen in Budapest verlangen, daß der Rest der Heeres gruppe interniert wird. Die 11. Armee hat zum größten Teil Deutschland er reicht, nur Reste befinden sich noch in der Gegend Swaolnok östlich Pudapest. Armee Scholz und Generatkommando 63 stehen mit Hauptkräften im Raum Arad— Klausenburg- Kronstadt. In Lth land ist Werro geräumt. Im Gebiet der 10. Armee sind wir bis westlich der Linie Sluzk Minsk zurückgegangen. Weitere Formationen des Ostheeres sind in Deutschland eingetroffen. Leile der bisher bei Odessa, in Taurien und im Gouverne⸗ ment Charkow stehenden Truppen sind in Litauen eingetroffen. Aus Finnland sind bisher fünf Dampfer mit deutschen Truppen abgefahren. Esthland wird voranssichtlich bis zum 20. Dezember geräumt sein. Von den früber in der Türkei befindlichen deutschen Formationen sind bisher 19 Züge durch die Ukramne nach Deutschland gerolll. Dabei befinden sich die Militärmission, der Armeeflugpark und eine große Zahl von Formationen der Marine. Weitere deutsche Kräfte sind um Haidar Pascha (gegenüber Konstantinopel) versammelt. Um ihnen den beschwerlichen Weg durch die Ukraine zu ersparen, ist die Entente gebeten, den Rücktransport durch das Mittelmeer zu ge⸗ statten. Hieraus geht hervor, daß von der Obersten Heeresleitung alles geschieht, um die Rückbeförderung der noch auf den östlichen Kriegsschauplätzen befindlichen Truppenteile zu beschleunigen ; die Nachrichten dürften daher zur Berubigung de Angehörigen in der Pamnt von erheblichemn Wert sein.

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7 ßb 1

Ig de Polksbühne findet am Freitag die eacfeu6 von Aagerl Panpmanns fünsektigem Märchen „Die armseligen Besen⸗ binder“ statt. In den Hauptrsllen sind beschäftigt: die Damen

Bergsma, Galdern,

L Mannheim, We er, Wolff, die Berber, Brahm, Felix, Herzfeld, Hochstetter, Rothauser, zachs. Bühnenbelder und Gewänder sind nach Entwürfen von Karl Jakob Hirsch hargestellt. Die Musik hat Heinz Tießen komponiert Pont⸗à⸗Mousson, 17. Dezember. (W. T. B.) Nach einer Havasmeldung stieß infolge Nebels ein aus Mety kommender Personenzug im Bahnhof von Belleville mit einem Ur⸗ lauberzug zusammen. Drei Wagen wurden zertrümmert, neun Personen getötet und etwa fünfzig vexletzt.

Handel und Gewerbe. 1113““

Nach dem Geschäftsbericht der Norddeutschen Knapp⸗ schafts⸗Pensioustafte in Halle (Saale) (Sonderanstalt Nr. 33) für das Jahr 1917 betrug die Zahl der Versicherten am Schlusse des Jahres 108 307 (1916: 98 178). Beiträge gingen ein 1917: 2 420 163 (1916: 2 044 054 ℳ), nachträgliche und für aus ländische Arbeiter gezahlte Beiträge 2278 (2546 ℳ), zurück⸗ gezahlte 725 (128. ℳ), bleiben 2 521 715 (2 045 315 ℳ). Dagegen wurden gezahlt für Renten 3 284 157 (3 020 317 ℳ), Heiltosten 413 050 (385 298 ℳ), Vergütung an die Kn.⸗Vereine 70 985 (64 279 ℳ), einmalige Leistungen (Witwengeld, Waisen⸗ aus teuer) 15 035 (18 774 ℳ), zusammen 3 786 227 (3 488 668 ℳ). Während die Versicherten die Hälfte der Beiträge nämlich 1 210 858 aufgebracht haben, wurde ihnen für Renten, Heil⸗ kosten und sonstige Leistungen die Summe von 3 715 242 ℳ, also 2 204 384 mehr. alss sie selbst geleistet, zugeführt. Von den Renten hatten nach der durch die Rechnungsstelle des Reichsversicherungsamts vorgenommenen Prteilung das Reich 983039 ℳ, das Gemein⸗ vermögen 1 884 400 ℳ, das Sondervermögen 815 809 ℳ, fremde Ver⸗ sicherungsträger 101 907 zu tragen. Von der Belastung des Ge⸗ meinvermögens mit 1 384 401 entfallen auf den Anteil der Kasse 1 225 859 ℳ; sie hatte 158 541 weniger zu tragen, als sie selbst verursacht hat. Von den Renten entfielen 2 310 612 auf Invalidenrenten, 142 399 auf Krankenrenten, 248 737 auf Altersrenten 43 044 auf Witwenrenten, 225 auf Witwenkrankenrenten, 539 137 auf Waisenrenten. Das bilanzmäßige Vermögen der Anstalt betrug Ende 1917: 30 196 251 (darunter 11 307 700 Reichsanleihen, 8 222 502 Darlehne an Gemeinden Kreise usw. 6 618 561 Hypotheken). Die Schuldverpflichtungen, betrugen 10 400 200 ℳ, das Reinvermögen stellte sich daher bilanzmäßig auf 19 796 061 gegen 19 177 962 Ende 1916.

Ueber tausend Vertreter der Industrie in Württemberg er⸗ klärten laut Meldung des „W. T. B.“ in einer Versammlung des Verbandes der Industriellen zu Stuttgart einmütig: Deutschlands wirtschaftliche Zukunft hängt von der raschesten Schaffung reichlicher Arbeitsmöglich⸗ keit durch den Abschluß des Friedens ab, der die Einfuhr von Nahrungsmitteln und Rohstoffen sowie die Ausfuhr von Fertigwaren der deut chen Volkswirtschaft sichert. Zur Erreichung des 3. fordern die Industriellen Württembergs die vorläufige L und die Reichsregierung auf, mit starker Hand für innere Ordnung zu forgen und alle Experimente vom Wirt⸗ schaftsleben sernzubalten, die dessen gesunde Weiterentwicklung ver⸗ nichten müßten, zum Schaden nicht nur von Millionen deutscher Arbeiter, sondern des ganzen deutschen Volkes, dagegen alles zu fördern, was vielen Millionen Deutscher Frieden und damit Brot und Arbeit bringen kann.

London, 17. Dezember. (W. T. B.) Amtlich wird gemeldet, daß die Ausgabe der gegenwärtigen Kriegsschatzscheine am 18. Januar eingestellt wird. „Evening News“ spricht die Erwartung aus, daß die neu herauskommenden Kriegsschatzscheine nur 4 ½ vH. Zinsen abwerfen werden.

Madri Dezember. .T. B.) Ausweig der Bgnk 22„ Smnaanee vög91U (gegen die Vorwoche Zun. 49), Gold im Ausland 86 009 (Abn. 1527), Barvorrat in Silber usw. 649 346 (Zun. 158), Wechselbestand 736 278 (Zun. 62 890), Lombard 389 257 (verstümmelt), Wertpapiere 12 205 (Zun. 17), rre ahn 3 257 817 (Zun. 19 000), fremde Gelder 1 139 500

. 80.

Berichte von auswärtigen Wertpapiermärkten.

Wien, 17. Dezember. (W. T. B.) Die Börse war wenig regsam, die Stimmung schwächte sich nach kleinen Schwankungen zum Schluß ab. Vorübergehend bewegten Staatsbahnaktien sich unter dem Einfluß von Käufen einer Kommissionsfirma in steigender Richtung und erhöhten sich auf 803, verloren aber, der allgemeinen Abschwächung soigend, schließlich den größten Teil des erzielten Ge⸗ winnes wieder. Im übrigen gaben in der Kulisse Bankaktien, Montan⸗ papiere und türtische Wenite nach, im Schranken entbehrte die Stim⸗ mung eines einheitlichen Gepräges.

Wien, 17. Dezember. (W. T. B.) Amtliche Notierungen der Devisenzentrale. VBerlin 185,85 G., 186,15 B., Amsterdam 668,00 G., 669,00 B., Zürich 324,50 G., 325,50 B., Kopenhagen —, G., —,— B., Stockholm 457,50 G., 455,50 B., Christianic 439,50 G., 440,50 B., Konstantinopel —,— G. —,— B., Mark⸗ noten 185,85 G., 186,25 B. Rubelnoten Romanows 250,00 G., Rubelnoten Duma 235,00 G.

„Wien, 17. Dezember. (W. T. B.) (Börsenschlußkurse.) Türkische Loose 357,00, Orientbahn 1117,00, Staatsbahn 785,00, Süd⸗ bahn 100,00, Oesterreichische Kredit 607,00, Ungarische Kredit 830,50, Anglobank 388,00, Unionbant 496,00, Bankverein 457,00, Länder⸗ bank 450,00, Tabafattien 935,00, Alvine Montan 794,00, Prager Eisen 2328,00, Rima Muranyer 821,00, Skod werke 640,10, Salgo Kohlen 840,00, Brüxer Kohlen —,—, Galizig 1008,00, Waffen 963,00, Llopd⸗Aktien 2005,00, Poldihütte 951,00, Daimler 90,00, Oesterreichische Goldrente —,—, Ungarische Goldrente —,—, Mai⸗ rente 66,00, Ungarische Kronenrente 74,00.

London, 16. Dezember. (W. T. B.) 2 ½ % Englische Konsols 59 9½, 5 % Argentinier von 1886 —, 4 % Brasilianer von 1889 —, 4 % Japaner von 1899 —, 3 % Portugiesen —, 5 % Russen von 1906 —, 4 ½ % Russen von 1909 —, Baltimore and Ohio —, Canadian Pacific —, Erie —, National Railways of Mexiko —, Pennsylvania —,—, Southern Pacific —,—, Union Pacific —,—, Untted States Steel Corporation 101, Anaconda Copper —, Riv Tinto 64¼, „Chbartered 23/1, De Beers 16 ⅛, Goldfields 1 ½, Randmine 3 ¼. 5 % Kriegsanleihe 94 3⁄6, 4 % Kriegsanleihe 101, 3 ½ % Kriegsanleihe 88 ⅛. Privatdiskont 3 ½, Silber 48716. Haris, 16 Dezember. (W. T. B.) 5 % Französische Anleihe 88,10, 3 % Französische Rente 62,15ex., 4 % Span. äußere Anleihe —,—, 5 % Russen von 1906 60,00, 3 % Russen von 1896 39,90, 4 % Türken unif. 71,15, Suezkanal 5450, Rio Tinto 1792.

„Amsterdam, 17. Dezember. (W. X. B.) Behauptet, Oelwerte willig. Wechsel auf Berlin 28,65, Wechsel auf Wien 15,00, Wechsel auf Schwetz 48,45, Wechfel auf Kovenhagen 63,25, Wechsel auf Stockholm 69,25, Wechsel auf New York 234,25 Wechsel auf London 1 ¹1 7, Wechsel auf Paris 43,12 ½, 4 ½ % Miederländische Staats⸗ anleihe 387 ¾, Obl. 3 % Niederländ. W. S. 64 , Königl. Niederländ. Petroleum 444, Holland⸗Amerika⸗Linie 3392 ⅞, Niederländisch⸗Indische Handelsbank 195 ¼, Aitchison, Topecka u. Santa Fé6 90 ½. Rogch Fsland —, Sonthern Pacific 98¼, Southern Rallway 288, Union 889 132, Anzgconda 138, United States Steel Corp. 89

ranzoͤfisch⸗Englische Anleihe —, Hamburg⸗Amerika⸗Linie —. 8

Kopenhagen, 17. Dezember. „T. B.) Sichtwechsel auf Hamburg 48,00, do. auf Amsterdam 158,75, do. auf schweiz. Plätze

6,75, do. auf London 17,67, do. auf Parig 68,50.

Stockholm, 17. Dezember. E. c. B) Sichtwechsel auf Berlin 42,50, do. auf Amsterdam 145,75, do. auf schweiz. Plötze 70,75, do. auf London 16,20, do. auf Paris 8 n.

New Pork, 16. Dezember. (Schluß. . 8.) Die Börse ve-. bei mäßig belebtem defath zunaͤchst in fester Stimmung, wobei sich das Interesse der berufsmäßigen Spekulation vorwiegend Petroleumaktien, Schif ahrtswerten und den führenden Eisenbahnpapieren zuwandte. Die Antetle der Royal Dutch Co. stiegen zeitweilig um 6 ½ Dollar. Infolge von teilweisen Liquidationen gaben Stahktrustanteile und Schiffahrtswerte sowie Eisenbahnaktien im Kurse nach, während Industriepapiere schließlich feste Haltung bekundeten. Umgesetzt wurden 340 000 Aktien. Geld: Flüssig. Geld auf 24 Stunden Durchschnittssatz 4, Geld auf 24 Stunden letztes Darlehn 4 ½, Wechfel auf London (60, Tage) 4,23,50 . Cable Transfers 4,76,50, Wechsel anf Paris auf Sicht 5,45,75, Silber in Barren 101 ½, 3 % Northern Pacisic Bonds —, 4 % Verein. Staaten Bonds 1925 —, Atchison, Topcka u. Santa 93 ½, Baltimore und Ohio 54, Canadian Pacisic 160, Chesapeake u. Ohio 56 ⅛, Chicago, Milwaukee u. St. Paul 44 ⅛, Denver u. Rio Grande 5 ½ Illinois Central 97 ⅞, Louisville u. Nashville 119, New Y Central 76 ⅛, Norfolk u. Western 107 ½¼, Pennsylvania 46 ⅛, Reading 84, Southern Pacific 101 ¾, Union Pacific 129 ½, Anaconda Copper Mining 65, United States Steel Corporation, 95 ½⅛, do. pref. 112 ⅛. —8

Fhieh 16. Dezember. (W. T. B.) Wollmarkt. Die

Tendenz des Wollmarktes ist etwas matter, die Käufer sind nach wie vor zurückhaltend.

Liverpool, 7. Dezember. (W. T. B.) Baumwoll⸗Wochen⸗ bericht. Wochenumsatz 5250, do. von amerikantscher Baumwolle 1510. Gesamte Ausfuhr —,—, do. Einfuhr 71, 873, do. do. von amerikanischer Baumwolle 46 319. Gesamter Vorrat 281 930, do. do. von amerikanischer Baumwolle 153 160, do. do. von ägyptischer Baumwolle 23 410.

Liverpool, 16. Dezember. (W. T. B.) Baumwolle. Umsetz 250 Ballen, Einfuhr 8800 Ballen, davon 8600 Ballen ameri⸗ kanische Baumwolle. Für Dezember 20,31, für Januar 19,09.

London, 16. Dezember. (W. T. B.) Kupfer prompt 112.

New York, 16. Dezember. (W. T. B.) (Schluß.) Baumwolle loko middling 29,55, do. für Dezember 28,30, do. für Januar 26,89, do. für Februar 25,90, New Orleans loko middling 29,00, Petroleum resined (in Cases) 19,25, do. Stand. white in New York 15,50,

do. in Tanks 8,25, do. Credit Balances at Oil City 4,00, Schmalz prime Western 25,30, do. Rohe & Brothers 29,25, ucker

Zentrifugal 7,28, Weizen Winter 237 ½, Mehl Spring⸗Wheat elears 10,75 11,10, Getreidefracht nach Liverpool nom., Keaffer Rio Nr. 7 loko 10 ½, do. für Juli —,—.

New York, 16. Dezember. (W. T. B.) Die aren Vorräte in der vergangenen Woche: An Weizen 111 252 000 Bushels, an Kanadaweizen 24 071 000 Bushels, an Maß 2 477 000 Bushels.

„Gewerbe⸗ und Kaufmannsgericht“, Monatsschrift des Verbandes deutscher Gewerbe⸗ und Kaufmannsgerichte (Verlag von Helmut Lehmann, Dresden), enthält in Nr. 3 vom 24. hoh gang neben der fortlaufenden Berichterstattung über die Recht⸗ sprechung deutscher Gewerbe⸗ und Berufungsgerichte, sowie deutscher Kautmanns⸗ und Berufungsgerichte u. a. folgende Beiträge: „Fort⸗ zahlung des Lohnes und Gehalts an zum Heeresdienst eingezogene Arbeiter und Angestellte“ von Gewerberichter Dr. Lieb; „Abkehrschein und Lehrlinge“ von Magistratsrat von Schulz; „Lückenlose Errich⸗ tung von Gewerbe⸗ und Kaufmannsgerichten im ganzen Deutschen Reich“ von Baurat Bernhard; „Abkehrschein für Lehrlinge, der Scpiedsspruch als Einheit, Verweigerung des Abkfehrscheins aut Schikane“ von Stadtrat Dr. Boecker; Außerordentliche Ausschuß⸗ sitzung des Verbandes deutscher Gewerbe⸗ und Kaufmannsgerichte.

““

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

bk

Tvheater.

Opernhaus. (Unter den Linden.) Donnerstag: 277. Dauer⸗ bezugsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Figaros Hochzeit. Komische Oper in vier Akten von Wolfgang Amadens Mozart. Text nach Beaumarchais, von Lorenzo Daponte. Deutsche Uebersetzung durchgesehen von H. Levi. Musikalische Leitung: 88 Frib Stiedry. Spielleitung: Hermann Bachmann. Anfang

Sch ausp ielhaus. (Am Gendarmenmarkt.) Donnerst.: 282. Dauer⸗ bezugsvorstellung. Dienst⸗ und sind aufgehoben. Kater Lampe. Volksstück in vier Akten von Emil Rosenow. Spiel⸗ leitung: Albert Patryv. Anfang 7 ¼ Uhr.

Freitag: Opernhaus. 278. Dauerbezugsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Der Ring des Nibelungen. Bühnenfestspiel von Richard Wagner. Zweiter Tag: Siegfried in drei Akten von Richard Wagner. Anfang 6 Uhr.

Schauspielhaus. 283. Dauerbezugsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Othello, der Mohr von Venedig. Trauerspiel in fünf Aufzügen von Shakespeare. Spielleitung: Dr. Reinhard Bruck. Anfang 6 ½ Uhr.

Familiennachrichten.

Verehelicht: Hr. Hauptmann a. D. Adolf von Pauer mit Frau verw. Margarete von der Osten, geb. von Hoppenstedt (Cöln Hannover). Hr. Hauptmann Friedrich Wilhelm von Lveper mit Frl. Irene Kühne (Amt Wanzleben, Bez. Magdeburg). Hr. Major Günther von Killisch⸗Horn mit Frau verw. von Poncet, geb. von Glisczinski (Reuthen).

Gestorben: Hr. Postdirektor i. R. Richard von Blomberg (Ebers⸗ walde). Hr. Clemens August Frhr. Heereman von Zuvdt⸗ wyck (Münster, Westf.). Frl. Alexandrine von Dresky (Birkholz).

Verantwortli cher Schriftleiter: Direktor Dr. Tyrol, Charlottenburt⸗ Verantwortlich für den Knsehg; Der Vorsteher der Geschäftsftellt, Rechnungsrat Mengering in Verlin. Veclag der Geschäftsstelle (Mengering) in Berlin. Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagsanstaft. Berlin, Wilholmstraße 92, e.

Vier Beilagen (einschkeßlich Börsenbeilagea).. 2419

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vie Sitzung abhalten wird.

lucht werden müßten, um

Reichsanzeiger und Preußis

Nichtamtliches.

Kongreß der Delegierten der Arbeiter⸗ und Soldatenräte Dentschlands.

Sitzung vom Dienstag, dem 17. Dezember 1918.

2. Sitzung wird um 9 ¼ Uhr vom Vorsitzenden Leinert ifnet.

Es hat sich in der Delegiertenversammlung eine demo⸗ katische Fraktion gebildet, die heute nachmittag ihre Auf die bei dieser Misteilung Saale laut werdenden Rufe des Erstaunens und der Miß⸗ ligung bemerkt

der Vorsitzende: Lassen Sie doch jedem Gesinnungsfreihelt! se Verhandlungen werden stenographisch aufgenommen; der nographische Bericht soll gedruckt werden. Die Auszahlung Diäten wird auf besondere Ordnungsnachweise nach Fest⸗ lung der Gültigkeit der einzelnen Mandate erfolgen.

Ein Antrag des Arbeiter⸗ und Soldatenrats hemnitz geht dahin: „Die Volksbeauftragten haben dahin wirken, daß die Nationalversammlung so zeitig als möglich, sütestens aber im Januar 1919 einberufen wird.“

Den zahlreichen Arbeiter⸗ und Soldatenräten und sonstigen pbeiterorganisationen, welche in Telegrammen dem Kongreß lück und Erfolg wünschen, wird durch den Mund des Vor⸗ genden der Dank des Kongresses ausgesprochen.

Die Aussprache über den Bericht des Vollzugsrats nd der Volksbeauftragten wird fortgesetzt.

Hermann Müller (Soz.) als Mitglied des Vollzugsrats: zc stelle gern fest, daß Richard Müller ein selbstloser, opferbereiter farteigenosse ist, aber ich kann mich seinen Klagen über die Presse⸗ ze gegen den Vollzugsrat nicht anschließen. Im Lande draußen elt man den Vollzugsrat für allweise und allmächtig. Wir haben l zu viel geredet über dieses, jenes und noch einiges und sind wüber zu politischer Arbeit überhaupt nicht gekommen, nicht einmal hinem klaren Beschluß über die Nationalversammlung. (Hört, hört!) s Gerede von der Pressehetze ist eine Eigenart des alten Regimes

wesen, die wir doch nicht übernehmen wollen. Wo eine Hetze frucht⸗ nen Boden findet, müssen auch Taten oder Unterlassungen vorliegen, teinen Grund dafür bilden. Richard Müller hat den Vollzugsrat

meisten diskreditiert durch seine Aeußerung, daß der Weg zur ptionalversammlung nur über seine Leiche geht. (Sehr wahr!) iner hat es der Vollzugsrat versäumt, gegen die Republiken sakölln, Mariendorf usw. einzuschreiten. rittens waren es wilden Streiks, die große Beunruhigung im Reiche worrusen mußten, und schließlich die unglückliche Art, mit t der Nollzugsrat durch ungeeignete Leute Propaganda im Reiche ieben hat. (Lebh. Zustimmung.) Politische Propaganda hat der ollugerat überhaupt nicht zu treiben, sondern das ist Sache der tischen Parteien. (Sehr richtig') Wir haben immer dem alten eoime vorgeworfen, daß es öffentliche Gelder für politische Partei⸗ ice verwendet. Diese Schandwirtschaft dürfen wir nicht auch bei es einführen. (Lebh. Zustimmung.) Ich sehe keine Gefahr für die tolutionären Errungenschaften. Wenn keine Mißwirtschaft einreißt, inn das klassenbewußte Proletariat hinter der Regierung steht, da imen wir jeden gegenrepolutionaͤren Anschlag mit eiserner Faust derschlagen. (Lebh. Beifall.)

Zur Annahme gelangt ein Antrag, daß bei der Führung Rednersiste die Landsmannschaftliche Gruppierung berück⸗

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jtigt werden möge.

Migge⸗Augsburg: Die Menschenm assen, die gestern Lieb⸗ eht Gefolge leisteten, könnten freilich in ihm den Wahn er⸗ elen, daß er über eine Macht verfügt. Wenn man aber daneben * Massen des deutschen Proletariats aufstellen würde, dann würde hh zeigen, daß die Liebknechtsche Anhängerschaft gar nicht mehr ins uge fällt. (Sehr richtig!) Berlin ist nicht Deutschland, und die vartakusse haben draußen im Reiche wenig Anhang. Das Auf⸗ kten der Münchener Revolutionäre beweist gar nichts. Das gerische Volk steht nicht hinter den Münchenern. (Widerspruch der sünchener Delegierten.) Die Leute machen Skandal und bebhaupten, ewollten die Revolution sicherstellen, während sie in Wirklichkeit e Revpolution verpfuschen. (Sehr richtig!) Die soziale deutsche wwublik (Rufe der Münchener Delegierten: Die sozialistische!) an nur bestehen, wenn sie sich auf breite Volksmassen stützt, und breiten Volksmassen wollen nichts von solchen Dummheiten ssen, mit denen nur die partikularistischen Zersplitterungsabsichten fordert werden. Was berechtigt denn den Berliner Konfliktsrat, hh als Kontrollorgan des ganzen Reichs hinzustellen? Auch der aherische Ministerpräsident hat seine ursprüngliche Auffassung von er weitgehenden Machtbefugnis der Räte aufgegeben. Selbst die dikalsten in Bayvern wollen den Räten keine Exekutivgewatt zu⸗ stehen. Ich habe nicht den Eindruck, daß die bürgerliche Presse ter den Volksbeauftragten steht, sie wirft ihnen vielmehr gern üppel zwischendie Beine. Das hat erst wieder das Auftreten ein Fehrenbach gezeigt. Wir Bavern wünschen vor allem, daß die enossen sich zu einer Einheitsfront zusammenschließen. (Beifall.)

Rabe⸗Frankfurt; Wir müssen die Fehler des Vollzugsrats twvorheben, nicht um Abrechnung zu halten, sondern um Erfahrungen den neuen Aufbau des Vollzugsrats zu sammeln. Der Voll⸗ srat hat sich als Reichsinstanz konstituiert, aber den Reichswillen iht wahrgenommen; sonst hätte er diese Konferenz eher einberufen. Parum hat nicht eins der vielen Büros hier im Hause die Gerüchte er die Geldwirtschaft des Vollzugsrats bekämpft? Diese Gerüchte ben unermeßlichen Schaden getan. Warum hat er nicht dafür korgt, daß die Männer, die das Vertrauen ihrer Wähler nicht mehr

llnten, ihr Amt niederlegten, anstatt zu warten, bis man sie raus⸗

lte? Bei der Besetzung der Posten dürfen nur Leute genommen eden, deren Gesinnung absolut sicher ist. Der Sozialist, der es st im Schützengraben geworden ist, ist nicht schlechter als der zzialist, der schon jahr⸗lang vor dem Kriege in den Listen gestanden d den „Vorwärts“ gehalten hat. Es handelt sich jetzt darum, dem alle wieder den Glauben an seine Zukunft zu verschaffen. (Beifall d Händeklatschen.)

Es wird ein Antrag eingebracht, unverzüglich Maßnahmen ir Entwaffnung der Gegenrevolution zu ergreifen, d es wird verlangt, daß dem Antragsteller 20 Minuten dezeit, wie für einen selbständigen Antrag, zugestanden

Leinert bemerkt, daß dies kein selbständiger Antrag, sondern it ein gewöhnlicher Antrag zu dem Punkt der Tagesordnung ist. zkönnte ja jeder einen Antrag stellen, nur um 20 Minuten Redezeit

ekommen.

Pasch erklärt den ag. für besonders wichtig, da sofort Wege ie konterrevolutionären Heere zu be⸗ migen. (Sehr richtig !¹)

Verlin, Mittwoch, den 18. Dezember

Das Zugeständnis der Redezeit von 20 Minuten für den Antrag wird abgelehnt. (Lebh. Rufe: Angst! Diese Angst!)

Pasch: Was haben die Volksbeauftragten und der Vollzugs⸗ rat getan, um der Konterrevolution das Licht auszublasen? In F Orten, im Westen ist es zu Konflikten gekommen, die Arbeiter⸗ und Soldatenräte sind mit Gewalt aufgelöst, die Flugblätter verhindert und die Flugblattverteiler verprügelt. Im Offizierkorps sind reaktionäre Bestrebungen vorhanden und die Offizierkors arbeiten mit Leuten im Bürgerrock in diesem Sinne zusammen. Man ist in die Wohnungen ein⸗ gedrungen, sogar des Nachts, und hat die Leute gezwungen, die rote Fahne herunterzuholen. Unter dem Schlagwort des Bolschewismus hat die bürgerliche Presse und zum Teil auch die regierungssozialistische Presse die Völker aufgeputscht. Der Redner nennt eine ganze Reihe von Orten im Solinger und Düsseldorfer Bezirk, wo von Divisions⸗ kommandeuren befohlen sei, die Arbeiter⸗ und Soldatenräte aufzu⸗ lösen und die Embleme der Revolution zu beseitigen. An die Mannschaften wurden Patronen verteilt und eine Feldwache wurde mit zwei Maschinengewehren aufgestellt, um gegebenenfalls die Engländer mit Maschinengewehren zu empfangen. Das sollte Un⸗ ordnung herbeiführen, weil die Leute lieber die Entente im Lande haben, als die Herrschaft der Arbeiter⸗ und Soldatenräte. Warum sind die Generäle nicht entlassen worden, die die Gegenrevolution unterstützen. Ein Sergeant in Wermelskirchen hat mir einen Geheimbefehl, der im Kriegsministerium genau bekannt ist, mitgeteilt. Dieser als streng geheim vom Generalkommando der 19. Armee am 16. November erlassene Geheimbefehl ordnet an, daß eine möglichst aktive Division ausgeschieden werden soll mit dem Zweck⸗ sie über die Demobilmachung hinaus besteben zu laässen, sie mit möoglichst vielen akliven Offizieren zu besetzen und sie reichlich mit Munition aller Art und mit Nah⸗ kampfmitteln auszustatten. (Rufe: Pfui!) Die Maschinengewehr⸗ kompagnien und die Mannschaften sollen so aufgefüllt werden, daß sie jederz it den an sie gestellten Aufgaben gewachsen sind und die unzu⸗ verlässigen Elemente sollen möglichst unauffällig entfernt werden. Diese Maßnahmen sollen der Mannschaft mit dem Hinweis begründet werden es soll also geschwindelt werden —, daß wegen der Plünderer sowie wegen der politischen Lage in der Heimat ein estes Zusammenhalten erforderlich sei. (Hört, hört!) Das General⸗ kommando des 51. Armeekorps hat zu diesem Zweck die erste Gardereservedivision namhaft gemacht, es hebt dabei hervor, daß

„die Mannschaften mit verdoppelter Löhnung und reichlicher Ver⸗

pflegung williger gemacht werden müßten. Was haben der Kriegs⸗ minister und die Volksbeauftragten getan, um diese Heere der Konterrevolution zu beseitigen. (Lebhafter Beifall und Händeklatschen bei der Minderheit.) Die Fäden der Gegenrevolution bei den Offizieren und bei den Bürgerlichen laufen zusammen. Durch unsere Kontrolleure im Telephonverkehr haben wir festgestellt, daß die Industriebarone im Westen schon vorher über die Auflösung von Arbeiter⸗ und Soldatenräten verständigt waren. Der Grenzschutz im Westen soll von dem bisherigen stehenden Heere ausgeübt werden. Nach einer angeblichen Vereinbarung in der Waffenstillstands⸗ kommission soll die Entente die Arbeiter⸗ und Soldatenräte in der neutralen Zone nicht dulden. Davon wußten die Voltsveauftragten am Sonnabend noch nichts; auf eine Anfrage beim Generalkommando haben sie bis heute noch keine Antwort bekommen. Wer regiert eigentlich in der sozialistischen Republik? Für die Aufrechterhaltung der Ordnung im Westen ist die Polizeitruppe stark genug. Aber alle diese Maßnahmen sollen die Gegenrepolution im Westen festigen, um einzugreifen, wenn die Zeit da ist. Der Putsch vom 6. Dezember in Berlin steht mit diesen Dingen im Zusammenhang. Auch in Ham⸗ burg und Chemnitz ist geputscht worden. Man hat schon die Personen bezeichnet, die erschossen werden sollen. Wir verlangen deshalb die

estsetzung der Generale, die Auflösung des stehenden Heeres und die Frrichtung einer Roten Garde zum Schutze der Revolution. (Beifall und Händeklatschen.)

Ein Delegierter legt zur Geschäftsordnung Protest dagegen ein, daß von einer kleinen Minderheit die überwältigende Mehr⸗ heit des Kongresses provoziert wird.

Vollzugsratsmitglied Wegmann: Es ist zuzugeben, daß von soldatischen Mitgliedern des Vollzugsrats uns Elemente als Ver⸗ trauensleute empfohlen wurden, die sich nachher bei dem Putsch als Anführer desselben herausstellten. Diese Furiere haben planmäßig im Sinne der Gegenrevolution gehandelt; das geht auch aus einem Brief hervor, den wir aufgefangen haben, und der an eines dieser in⸗ zwischen verhafteten Vollzugsratsmitglieder gerichtet war. Diese ge⸗ hörten einer gegenrevolutionären Organisation an, welche mit der Kommandantur, mit dem Krtegsministerium, ja, mit der Regierung in Verbindung stand. Schmutzige Flunblätter gegen Juden und Spartakusleute wurden herausgegeben, durch Anschlag wurde sogar ur Tötung Liebknechts aufgefordert. Da kamen die Spartakusleute zu uns und erklärten, sie würden, wenn das nicht aufhört, die be⸗ treffende Druckerei in Klump schießen. Wir konnten diese Entrüstung verstehen, denn so weit kann die Preßfreiheit nicht gehen, daß eine Aufforderung zur Tötung straflos bleibt. Hätte hier der Vollzugsrat nicht eingegriffen, es wäre sicher zu einem größeren Blutvergießen gekommen. Wir schritten in der Potsdamerstraße 48 zur Durch⸗ suchung. Der von uns verhaftete Geschäftsinhaber war aber trotz meiner vorschriftsmäßigen Vollmachten schon wieder frei. Er besaß Ausweise von der Kommandantur, die vorschriftsmäßig ausgestellt und unterschrieben waren, auch zur Begründung einer Vereinigung deutscher Frauen zum Truppenempfang. Die Mitglieder trugen eine rote Herzbinde. Eine große Rolle spielten diese auch bei dem Putsch. An den Fenstern dieser Zentrale war ein großes rotes Herz, und auch der Putsch fand statt unter dieser Parole, die Fuhrer trugen eine schwarze Binde mit rotem Herz. Diese Organisation ging ei weit, sogar in die studentischen Kreise, zu deren Verhaftung wir in den nächsten Tagen schritten. Trotz meiner vollgültigen Ausweise wurde ich an der Beschlagnahme der schmutzigen Druckschriften gehindert auf Anweisung eines Majors aus der Kommandantur, der heute dort noch tätig ist. Ein Student Heckenrot hat regelrechte Spitzelei getrieben, Auch in der Versammlung in den Germaniasälen waren bewaffnete Mit⸗ glieder dieser Studentenwehr darunter. Mit allen Instanzen be⸗ standen Verbindungen, auch mit dem Kriegsministerium. Diese Leute sind alle frei gelassen, weil keine direkten Beweise vorgefunden wurden. Es muß ein Gesetz geschaffen werden, welches so etwas unmöglich macht, und die Leute, die die Revolution abzuwürgen be⸗ absichtigen, werden nicht locker lassen. Auch gestern ist im Restau⸗ rant ein Gespräch gehört worden, in dem es Rieß; Wir müssen vor⸗ läufig mit den Mehrheitssozialisten mitmachen; dann kommt unsere Zeit. (Bewegung.)

Volksbeauftragter Landsberg: Ein Gesetz, revolutionäre Machenschaften unmöglich zu machen, kann ich mir nicht vorstellen, denn Revolutionäre und Gegenrevolutionäre pflegen, wenn sie einen Putsch vorhaben, nicht vorher bei den zuständigen Instanzen um Erlaubnis zu bitten. (Heiterkeit.) Wir geben uns in dieser Beziehung keiner Täuschung hin, denn es würde ija in der Geschichte das erste Mal sein, daß eine gestürzte Klasse den Versuch, sich wieder zur Geltung zu bringen, unterläßt. Da darf man aber nicht nervös werden, auch nicht bei einer Aufforderung, Liebknecht totzuschlagen. Wenn so etwas jemand um seine Gesinnung brächte, müßten Ebert und Scheidemann längst gänzlich um ihren Verstand gekommen sein.

1918.

Das Material des Genossen Praß werden wir gewissenhaft prüfen. Es braucht nicht alles wahr zu sein, was behauptet wird; der General Sixt von Armin z. B. war fälschlich beschuldigt worden, dagegen hatte der General von Eberbard sich sehr töricht und unver⸗ antwortlich geäußert, und er ist dafür sofort von seinem Posten ent⸗ fernt worden. Mehr tönnen wir doch wohl nicht tun. (Ruf: Fest⸗ setzen!) Was der Rat der Volksbeauftragten sonst getan hat oder tut? Er demobilisiert erstens das stehende Heer und schafft zweitens ein demokratisches Volksheer. Was den Geheimerlaß anlangt, so ist der Kriegsminister sofort um Auslunft ersucht worden; die von ihm ge ebene hat uns nicht genügt, und wir stehen darüber in ernsten Ver⸗ handlungen mit der Obersten Heeresleitung. (Zwischenrufe.) Zunächst muß doch der Tatbestand aufgeklärt werden. Wenn irgend etwas festgestellt wird, was auf gegenrevolutionäre Machenschaften schließen läßt, so schreiten wir rücksichtskos und schonungslos ein, das können Sie uns glauben; wir würden ja sonst den Ast absägen, auf dem wir selber sitzen. Im übrigen kann ich mitteilen, daß der Kriegsminister seinen Abschied eingereicht hat. (Lebhafter Beifall.) Ich komme nun zum Bericht des Vollzugsrats. Richard Müller hat selbst erktärt, nicht ganz objektiv berichten zu können; aber was er gab, war kein Bericht, sondern eine Anklage gegen den Rat der Volksbeauftragten. Da habe auch ich etwas mehr als zehn Minuten Redezeit zur Erwiderung nötig. Wer so wenig objekliv sein kann, sollte die Berichterstattung nicht übernehmen. In wichtigen Punkten hat Müller auch die Tatsachen nicht richtig wiedergegeben. David ist nicht nur mit der Aktenprüfung im Auswärtigen Amt be⸗ traut worden, er hatte vorher ausdrücklich gebeten, ihn nicht mit dieser Aufgabe zu betrauen. Es ist ferner einfach nicht wahr, daß der Hauptmann Lorenz auf Verlangen des Kriegsministers freigelassen worden sei. Tatsächlich haben wir um seine Entlassung ersucht, weil nicht die geringste Veranlassung zu seiner Verhaflung vorlag; er war nämlich in Schutzhaft genommen worden. Nachdem wir das Belagerungszustandsgesetz aufgehoben hatten, mußte sich unser Gerechtigteirsgefühl gegen eine solche Maßregel aufbäumen, die unverantwortlich und nicht zu dulden war. Der Vollzugsrat hat trotzdem bis zur Entlassung noch mehrere Tage verstreichen lassen. (Die Redezeit wird durch Beschluß der Versammlung verlängert.) Müller hat bemängelt, daß die einziehenden Truppen auf die Republik und den Rat der Volksbeauftragten vereidigt worden seien. Es ist doch aber selbstverständlich, daß diese Truppen der Exekutive zur Ver⸗ fügung stehen und auf sie vereidigt werden mußten. Wenn im Reiche

der Eindruck entstand, daß Müller die Diktatur anstrebt, so ist er doch

nicht so unschuldig daran. Denn er stellte sich in der Oeffent⸗ lichkeit hin und sagte: Wir haben den Rat der Volksbeauftragten eingesetzt, und wenn er uns nicht paßt, dann jagen wir ihn da⸗ von. (Hört, hört!) Als der Nätekongreß längst einberufen war, wurde im Vollzugsrat der Antrag gestellt, Ebert von seinem Posten zu ent⸗ jernen. (Hört, hört!) Es war nicht Eberts Verdienst, daß dieser Antrag abgelehnt wurde. Wenn der Berliner Vollzugsrat sich gegen den Verdacht der Diktatur schützen wollte, dann mußte er gleich am ersten Tage den Reichsrätekongreß einberufen. (Lebh. Zustimmung.) Wir Volksbeauftragte haben das längst erstrebt, aber der Vollzugsrat vollzog die Einberufung erst am 23. November und zu einem viel zu späten Termin. (Sehrrichtig!) Wenn der Dortmunder A.⸗und S.⸗Rat die Groß⸗ industriellen Thyssen und Stinnes verhaftete, so war er dar be⸗ rechtigt, denn es stellte sich erst nachhber heraus, daß der Denunziant sich seine Beschuldigungen aus den schmutzigen Fingern gezogen hatte. Wie kommt aber der Berliner Vollzugsrat dazu, die Sache zu untersuchen? Er hat damit den ersten Grundsatz eines Rechts⸗ staats, daß niemand seinem zuständigen Richter entzogen werden dürfe, preisgegeben. (Sehr wahr!) Müller hat auch dem Staats⸗ sekretär Schiffer unrecht getan, wenn er ihm vorwirft, er habe den A.⸗ und S.⸗Räten Verschwendung des Nationalvermögens nachgesagt. Er hat lediglich gesagt, daß von verantwortlichen und unverantwort⸗ lichen Stellen sehr viel Geld ausgegeben worden ist. (Zurufe: Das genügt!) Ist Ihnen denn nicht bekannt, daß wilde Soldavtenräte sich selbst hohe Bezüge bewilligt haben? Die Erhöhungen der Bezüge, der immobilen Grundlöhne, der Arbeitslöhne usw. haben in der Tat eine gewaltige Mehrausgabe erfordert. (Lärm bei den U. S.) Wer behaupket, daß die A.⸗ und S.⸗Räte allge⸗ mein unwirtschaftlich verfahren sind, tut ihnen unrecht. Der Magdeburger Soldatenra hat beispielsweise in den ersten Wochen nur 6000 gebraucht und dem Reiche Werte von mehr als einer Milliarde gerettet. Ich kann den A⸗ und S.⸗Räten nur empfehlen, genaueste Rechnung zu legen dem kommenden Vollzugsrat der Republik. (Sehr richtig!) (Die Redezeit wird durch Versamm⸗ lungsbeschluß nochmals verlängert.) Müller har sich darüber beklagt, daß wir dem Vollzugsrat bisher noch keinen Pfennig gezahlt haben. Der Vollzugsrat hat uns aber einen Etat vorgelegt, den wir zurückgeben mußten mit dem sehr ernsten Hinweis darauf, wie ein Etat aussehen muß. Darauf tam ein anderer Etat. Müller stellt fest, daß bis jetzt nur 500 000 ausgegeben worden sind. Am 11. Dezember aber wurde uns ein Etat des Vollzugsrats ror⸗ gelegt, in dem 975 000 gefordert werden. (Hört, hört!) Wir haben gesagt, daß diese Rechnung allen Anforderungen einer reellen Finanzverwaltung Hohn spricht und geeignet sei, den Gerüchten über die finanzielle Mißwirtschaft des Vollzugsrats neue Nahrung zu geben. Da ist aufgeführt: 45 Mitglieder mit 50 pro Tag, zwei Vertrauensleute mit 50 ℳ, 48 mit 40 ℳ, 42 Kuriere mit 40 und 98 mit 30 pro Tag (hört, hört!), 24 Stenotvpisten mit 25 für jeden Tag, und dann kommen noch weitere 186 Stenotvpisten. Wir sollten diese große Zahlen einfach anertennen, ohne daß uns irgend eine Begründung für ihre Notwendigkeit gegeben wurde. Dieser Tage wurde uns wieder eine Rechnung vorgelegt über 30 000 für Wolfftelegramme. Der Vollzugsrat bewilligt alles, ohne uns zu fragen, und hinterher sollen wir es bezahlen. (Hört, hört!) Wir haben das Kontzollrecht des Vollzugsrats niemals be⸗ stritten, aber der Rat der Voltsbeauftragten ist als Regierung ein⸗ gesetzt und muß allein die Geschäfte führen, sonst kommen wir zu einer Nebenregierung. (Sehr richtig!) Die Kontrolle durfte er uns gegenüber ausüben, aber es geht nicht, daß er in jedes einzelne Reichsamt Kontrolleure hineinschickt. Da kommt Oberleutnant Walz ins Kriegsministerium als Kontrolleur des Vollzugsrats und beansprucht 6 Zimmer auf Grund einer Vollmacht von Müller und Molkenbuhr. (Unruhe.) Im Reichswirtschaftsamt erscheint ein anderer Kontrolleur mit einer Vollmacht Müller⸗Molkenbuhr und verlangt, die Kriegsgesellschaften müßten sofort aufgelöst und der freie Handel wieder eingeführt werden. (Zuruf: Im ersten Falle hat er bestimmt recht gehabt, in den Kriegsgesellschaften sitzt das größte Spitzbubengesindel. Heiterkeit.) Kein Mensch im Vollzugsrat wußte etwas von solchem Auftrag, aber der Mann hatte die Vollmacht von Müller und Molkenbuhr. Das Reichsmarineamt wird durch Noske und Vogtherr kontrolliert. Trotzdem hat sich aber noch ein Matrosenrat von nicht weniger als 53 Mann als Kontrollinstanz ins Reichsmarineamt hineingesetzt, der die Arbeit dieses Amts unmöglich macht, weil er einfach alles kontrolliert. Dadurch gefährdet er die Einhaltung der Waffenstillstandsbedingungen. Im Zuchthaus in Celle sitzt ein Schuft, der aus gemeiner Gewinnsucht Deutschland während des Krieges verraten hat. Der 53 er Rat verfügt die Entlassung dieses Landesverräters, weil nach sozialistischem Rechts⸗ empfinden keine strafbare Handlung vorliege. (Unerhört!) Das alles sind nicht Zeichen bösen Willens, sondern der Unerfabren⸗ heit, aber einer Unerfahrenheit, die vernichtend wirkt. Wir wollen

aatsanzeiger.

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