““ „Freiheit“, des in Spartakusgr
schichlloͤbne
Mülhein an der Ruhr neugegründeten Organs der werden die Lohnforderungen — es werden Häuer⸗ 20 ℳ und medr. ferner Weihnachtsgratifikationen fetzung der Schichten auf 6 Stunden ge⸗
billigt. Die Bewilligung solcher unfinnigen den Zechen einfach unmöglich. Eine Lohnerhöhung bicht, wie sie verlangt wird, würde beispielsweise Bergbau⸗Aktien⸗Gesellschaft vr 9 665 164 Schichten verfahren wurden,
Reichstags haben vorgestern Präffdenten Wilson zu
— Beide Kammern des Telegramm an den
Der Reichstag Dänemarks heis Selbstbestimmungsrechts der Vö Europa herzlich willkommen. daß es Ihnen gelingen Snöge, Ihre edlen Ziele durchzuführer gleiches Recht für die kleinen und großen Natsonen und dadurch eine sichere Grundlage für einen
ie, den großen Verfechter des des Volkerrundes, m
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e gerechten dauernden Frieden zu schaffen. Febe. Mark erfordern. Der Reingewinn — Die russische Gesandtschaft in Kopenhagen teilt laut benu des ieser Gesellschaft nur 13,8 Millionen Mark. Meldung des „Wolffschen Telegrachenbüros“ mit, daß sie ehenso Dobe rrücksichtigen, daß auch die Herabsetzung der früheren wie die onderen diplomatischen Vertretungen Rußlands im Aus⸗ Stunden wesentliche Mehrkosten jande nim auch zur Südrussischen Regierung in Bezi hungen ge⸗ der Zechen ist treten it und diese in Dänemark vertritt. Die Gesandtschaft Ueberschuß 8 vertrete socit in Dänemark alle patriotischenrussischen Regierungen, die alle in voller Uebereinstimmung für die Wiedererrichtung eines großen einigen Rußlands zu⸗ Mitleidenschaft gezogen werden. sammenarbeiten. Diese Regierungen sind eine Ver⸗ 9 in dem unverantwortlichen Treiben der Streikhetzer nicht bald einigte Sibirisch⸗Allrussische Regterung, deren oberster ein Jiel gesetzt wird, wird der Ausstand der Bergarbeiter unabseh⸗ Regent der Admiral Koltschak ist, mit dem Ministerpräsidenten dorss Clend im Gesolge baben. — Nach einer weiteren Meldung Wologodekt und mit dem Sitz in Omsk, ferner die Nord⸗ rischen sämtliche Bergarbeiter⸗ russische Regierung, deren Chef Tschalkowski mit dem 4“ General Naruscheweki als Generalgouverneur und Heereschef s in Essen beigelegt und dem Sitz in Archangelsk, schließlich die Südrussische Regierung beim Freiwilligenheere General Denikins mit dem General Ministerpräsidenten und Sasonow als ußern mit dem Sitz in Jekaterinodar.
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jetzt mehr
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nd befand, so ist der dadurch be⸗ ich, so daß Tausende von Arbeitern
Ueber die Frage des Deutschen Reiche so un⸗ richtige Vorstellungen, daß ingend geboten ist, sie richtig zu siellen, um nach Essen ziehende Personen vor Enttäuschung zu bewahren. Noch vor wenigen Wochen, als die Firma Krupp in größerem Umfange
Aus Esse Arbeitsmarktes
Arbeitsentlassungen vornahm, als die Gefangenen die Arbeit verließen O lisdienstpflichtige in ihre Heimat zurückkehrten, erschien der
lange Zeit aufnahmefähig. Dieses Bild hat sich üͤberraschen; kurzer Zeit in das gerade Gegenteil verwandelt, nachdem der Wiedereintritt der heimkehrenden Krieger in die Arbeit sich bemerkbar machte. Heute zeigt sich völliger Mangel an Stellenangeboten. Etwa 700 kaufmännische Büro⸗ angestellte sind als arbeitslos im Arbeitslosennachweis ein⸗ getragen. Die in ihren Kriegsstellungen gekündigten Frauen belasten auf das empfindlichste den Arbeitsmarkt. Der Bergbau über und unter Tag ist wenigstens im Stadtkreise Essen nahezu befriedigt. Die wenigen offenen Stellen werden in kurzer Zeit von Orts ewohnern besetzt sein. Mit Notstandsarbeiten muß schleunigst begonnen werden, damit die Erwerbslosenfürsorge nur im
Notfall
Schweiz.
„ Der „Schweizerischen Depeschenagentur“ zufolge ist im Nationalrat ein Antrag eingebracht worden, der vom Bundes rat die Kündigung des Niederlassungsvertrages mit d verlangt, um die Fremdernkontrolle schärfer hand⸗ haben zu können. 8
und
SIrBHxug 8 Arbei smarkt auf :
Ukraine. .
HBHire der ukrainischen Volks⸗ republik hat an d ent⸗mächte eine Note gerichtet, in der es dem „Woffschen Telegraphe büro“ zufoige darlegt, daß das ukrainische Volk in seinem Staate selbst Ordnung und Ruhe schaffen kann und daß das Direktorium die vom Hetman er⸗ detene Weffenhilfe der Entente nicht nötig habe.
Das Direk
.
äußersten Notfa beansprucht zu werden braucht. Es kann lage nicht genug davor gewarnt Ein Erlaß des Direktoriums verspricht jedem Angehörigen werden, nach Esien zu kommen vund sich in der Hoffuung des republikand einen Landanteit. Vorzeitiges Aus⸗ zuf Erwerb täuschen zu lassen. Ohne irgendwelche Rück⸗ scheiden aus dem H Verlust der Ansprüche auf 2. d⸗ ichtnahme auf Orisfremde kann die Fürsorge für Lebensmittel und Frevetl “ 8 Verlust der Ansprüche auf Land⸗ Arbeit nur solchen Personen. zuteil werden, die 9 dem Kriege sst v“ 8 Essen feste Wohnung und Arbeit gehabt haben. Nur unter dieser 1 Nach B ättermeldungen haben die Direktorialtruppen Voraussetzung werden auch die Er werbslosenu zterstützungen gewährt. ) 3 „ 8 73 v. 4 1 2 8. n, g⸗= 2 „ . v „C 8 2 . 7 Odessa mit Ausnahme der Hafenzone besetzt, die von der Alle anderen müssen gemäß Erwerbslosenfursorgegesetz in ihre Heimat Entente und von polnischen Legionären besetzt bleibt, ferner verwiesen werden. Man lasse sich nicht durch gewerbsmäßige Ver⸗ die Städte Nikolajew, Shitomir, Berditsschew und Tschernigow, mittler, Zeitungsanzeigen und dergleichen verlocken, nach Essen zu Gestern ist der Ataman Petljura und das Direk⸗ torium unter lebhaften Kund gebungen der Bevölkerung in
kommen. Kiew eingezogen. 8
bei dieser Sack
d 0 8
Nach einer von „W. T. B.“ übermittelten Reutermeldung aus Toronto trat dort am 18. d. M. die Mehrzahl der Polizeibeamten in den Ausstand infolge der am Tage vorher erfolgten Entlassung von 13 Mitgliedern des Polizeibeamtenverbandes, deren Anerkennung die Vorgesetzten ablehnten. Unordnungen sind nicht vorgekommen
Amerika. 8
Der amerikanische Marinesekretär Daniels sagte in einer Rede in Annapolis dem „Reuterschen Püro“ zufolge, die nmerikanische Flotte müsse größer und stärker werden, damit die Vereinigten Staaten in der Lage seien, einen ebenso n Anteil an der internationalen Polizeiflolte beizutragen,
Cdere Nation. Daniels fügte hinzu, er hoffe
m Wettbau von Kriegs⸗
Kunst und Wissenschaft.
Der ordentliche Honorarprofessor der Anatomie der Universität Jena Dr. med. Karl von Bardeleben ist im 70. Lebensjahre
gestorben. Er war Schriftführer der anatomischen Gesellschaft.
„Die Sicherung der Mozarterinner en Salz⸗ burgs. Das Mozarkgeburtshaus in der Getreidegasse in Salz⸗ burg ist vor einiger Zeit, dank einer Unterstützung des Unterrichts⸗ ministeriums in der Höhe von 30000 Kronen vom Verein Mozarteum erworben worden. Dadurch ist auch jeder Schädigung seines künst⸗ lerischen Werts vorgebeugt. Alle Instandsetzungen und Erhaltungs⸗ arbeiten am Gebäude dürfen nur im Einvernehmen mit der Zentral⸗ kommission für Denkmagpflege oder dem Landeskonservator vor⸗ genommen werden. Gleichzeitig wurde die Errichtung eines geord⸗ neten Mozartmuseums in Angriff genommen. Das städtische Museum in Salzburg hat zu diesem Zwecke alle mit Mozart in unmittelbarem Zusammenhange siehenden Gegenstände unter Wahrung seines Eigen⸗ tumsrechts diesem überlassen.
—36— Imn amerikanischen Senat erklärte der republi⸗ anische Senator Knox vorgestern obiger Quelle zusolge, daß
9 des Völkerbundes und die Festlegung
„Freiheit der Meere“ große Meinungse⸗
verf zheiten bestehen. Er erneuere daher seinen schon am 3. Dezember eingebrachten Antrag auf Aufschiebung dieser Frage bis nach der Fried nskonferenz Knor schlug an Stelle des Völkerbundes eine auf enger, natürlicher Grundlage be⸗ ruhende Entente vor mit fest umgrenzten Verpflichtungen. Die Vereinigton Staaten könnten für die Aufrechterhaltung des Friedens der Welt durch Aufstellung einer Art Momroedoktrin wirken, wonach eine Bedrohung der Freiheit Europas auch ine Bedrohung Amerikas darstelle. Sollte von neuem eine olche Gefahr entstehen, so würden die Vereinigten Staaten
nit ihren Freunden beraten und sich zum Eingreifen bereit⸗ halten.
— Im Repräsentantenhaus brachte ein republikanischer. Die R ogeordneter einen dem Kongreß vorzulegonden Beschluß⸗ 8 na Frag ein, warin die gerichtliche Bestrafung des führi. We den Mitteitungen der Deutschen Lantwirtsch 1 rüheren deutschen Kaisers und aller derer gefordert Friede E111““ v114““ verh. die mit ihm gemeinschaftlich die Verantwortung für die Unterhantung unserer Vorfluter und Graben 11 Völkerrechteverletzungen und planmäßigen Grausamkeiten der notw ndigen gründlichen Räumunzen wurden geipshnlickh am⸗ eutschlands während dee Gr d 19„ 38 endigen gründlichen Räumungen wurden gewöhnlich nur ober⸗ eutschlands wahrend des Krieges tragen. flächliche Krautungen vorgenommen. So konnte man eine stetig zu⸗ nehmende Verschlechterung der Vorflut und eine Binnenentwässerung beobachten 1 In der langen Kriegszeit haben sich diese Verhältnisse immer, mehr verschlechtert. Der Mangel an Arbeitskräften hat vielfach zu einer völligen Verwahrlofun g der Wasser⸗ a . ;. LgIrn: 8* 8 läufe geführt. Die genossenschaftlichen und konmunalen Wasser⸗ läufe sind durchweg nur schlecht, die privaten Graben vielfach gar Zur Arbeiterbewegung. mcht geräummt und darum park verschlammt und verwachsen. Di „ . 8 . 7 28 ch ichen „ 10 ach ich übe 1 ’ 6 „Ue ber die Ausstandsbeweqgung im Ru hrrevier wird dem Folgen machen sich überall bemertbar und mwerden be⸗ „W. T. B. von zuscendiger Stelle mitgeteilt: Es zeigt sich immer sorders, im kommenden SFahre fuͤblbar werden. Die, Frühjabes⸗ mehr, daß die Ausstandsbewegung nur das Werkeinzelner radf⸗ bestellung wird erschwert und verzögert, die segensreichen kaler Elemente ist, die vor Ger naßregeln zur Erreichung Wirkungen gut vässerung und Dratnage, die bessere Durch⸗ Phrer Ziele nicht zurückschrecken. zelne Trupps ziehen von 1G Entsäuerung und tiefere Aufschließung des Kul urbodens einer Schachtanlage zur anderen die Belegschaften “ ausbleiben, nicht rechtzeitig Wandel zum Besseren von der Anfahrt in die Gruben abzubalten. Auf den Schacht⸗ eintritt. Aus dieser Erkenntnis heraus erwächst den Land⸗ znlagen 1, 2 und 3 der Zeche Neumühl war am 18. d. M.] wirten die Pflicht, unverzüglich für die Anstellung von Räumungs⸗ 8 2 5 H . 7 5 98 dess TrIrIBS S 8 „ 59'— G 31 de Belegschaft zur Anfahrt bereit, wurd jedoch intolge der trupps Sorge zu tragen. Ungezählte bei der Demobilisierung frei Drohung von Belegschaftsmitgliedern der Zeche „Deutscher werdende Arbeiter werden dadurch Gelegenheit zu dringend not⸗ Kaiser, daß sie die Fördermaschine stt würden und die wendiger wie auskömmlicher Beschäftigung finden. Nimmt man, Bergleute dann nicht wieder aus Tageslicht kommen würden, davon einer vorliegenden Zusammenstellung der Fischereigewässer zusolge, an, zurückzehalten. Auf den staatlichen Rheinbabenschächten daß *oe, 20 000 km Wasserläufe von größerer Vorflurbedeutung in und den Schachtanlagen der Zeche „Konkordia“ in Ober⸗ der Provinz “ vecgn en sind, und daß für 5 km hausen sind die Belegschaften gestern wieder angefabren. 1h . nur 1 Axbeiter eingestellt würde, so könnten Die große Mehrzahl der Bergarbeiter ist mit der Aus⸗ 390900 eihh, . längere Zeit Beschäft gung finden. Fandsbewegung und den Im Winter wird allerdings starker Frost und Schnee die eigentlichen Räumungsarbeiten stark behindern, zeitweise sogar. un⸗ machen, aber auch dann würden die Mannschaften mit
Land⸗ und Forstwirtschaft.
tumung der verwahrlosten Wass ine günstige Arbeitsgelegenhei
erläufe t 1s
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r gesellschaft“ — X
über
Statistik und Voltswirtschaft.
SIsougn 1 Henn
derung einesn einverstanden. Die Werke haben 9252 ihr möglichstes getan, um die Belegschaften zu⸗ mleden ju stellen. In den zwischen den Vertretern der Hergarbeiterverbände und den Vertretern des Zechenverbands seit Anfang DOktover gepflogenen
89— “ über alles Maß binausgehenden Lohn⸗ rderungen keinesweg 7½ — 3981 51; „ 7* Roden, Strauchschneiden, Faschinenbinden u. a. m. genügend be⸗
schäftigt werden können. In diesem Sinne haben die Regierungs⸗
Vechandlungen sind veäsidenten bereits Weisungen an die Vorstände der Wassergenossen⸗
den Bergarbesterverbänden Loh aufb⸗sserungen zugesichert worden, die chaften erteilt und enge Zusammenarbeit mit den Melierationsbau⸗
fem Tell ohne entswrechende Ervöbung der Kohlendzest ude nicht ämtern empfohlen. Im Interesse der Landeskultur kann aber auch
zurchführbar sind. Bei den unterirdisch beschäftigten eigentlichen allen Gemeindevorstehern und jedem einzelnen Landwirt nur dringend garbeitern, den Hauern, belänft sich diese Lohnerhöhung auf etwa v. werden, unverzüglich an die Ausführung dies wichtigen
4 ℳ für die Schicht, so daß im Jannar ein Häuerdurchschnittslohn rbetten heranzugehen. 1
von mindestens 17 ℳ erreicht sein wird. Von den Bergarbeiterorgant⸗
setisnen und der Arbeiterpresse des Rohrrevlers (mit Ausnahmte der
1
Oz0iu Ieas
In Opernbhause wird morgen, Sonnabend, „Der Tr. mit den Damen Kemvp, Branzell als Gast und den Herreubadsur⸗ Schwarz, Bachmann, Krasa und Funck in den Hauptrollen amn geführt. Musikalischer Leiser ist Edmund von Strauß. ve. Vorstellung findet außer dem Dauerbe uge statt. Die ständig p e behaltenen sowie die Dienst, und Freipläͤtze sind aufgehobor⸗ Gültigkeit haben die Karten mit dem Aufdruck 233. Reservesatz. ben. Eintrittskarten für die 279. Dauerbezugsvorstellung haben für dies ie Tag keine Gültigkeit. Der Betrag wird vielmehr bei Ausgabe 8. Dauerbezugskarten für den nächsten Monat in Anrechnung gebracht werden. 1 b6
Im S heg „Egmont“ Neff und Herrn Clewing in den Hauptrollen gegeben. Spieslso, ist Dr. Reinhard Bruck, musikalischer Leiter der Beetbovensäne Musik Dr. Karl Besl. Anfang 6 ⅛ Uhr. en
ann,
mit Fräulein
(Der Konzertbericht hefindet sich in der Ersten Beilage.)
Mannigfaltiges.
Am Montag, den 23. Dezember 1918, Vormittags 10 Ulr findet in den Germania⸗Prachtsälen, Cbausseestraßte 110, eine Ver. sammlung aller Arbeiterräte Groß Berlins stalt. Die Tagesordnung wird in der Versammlung bekanntgegeben. 8
neber den Rückmarsch der Ostarmee teilt „W. T. B.“ folgendes mit; Reval ist geräumt. An großen Teilen der Ostfront dringen in offenem Hohn auf alle Erklärungen und Verträge regulär⸗ Sowjettruppen nach und versuchen die Bevölkerung zu serng sieren. In der Ukraine wurden unsere Truppen bei Sarnvd, Shitomir, Berditschew, Jekaterinoslaw in Kämpfe ver⸗ wickelt, da die Bolschewisten Abtransvorte hinderten. Unsere Truppen waren bei ganz geringen eigenen Verlusten überall siegreich Bei Sbitomir nahmen wir den Bolschewisten 15 Geschütze ab. Die Stimmung unserer Truppen ist gut. Von der Heeresgruppe Mackensen sind außer der 11. Armee Teile der 218. Division 226. Diwision, 7. Landwehrdivision und 16. Landwehrdivision in Deutschland angekommen.
Auf der Tagesordnung der gestrigen Sitzung der Berliner Stadiverordneten standen nur wenige Vorlagen von Bedeutung. Bei den Lohnzahlungen für die städtische Straßen⸗ reinigung waren die Etatsmittel um 2 775 000 ℳ über⸗ schritten worden. Die Versammlung stimmte der nachträglichen Bewilligung zu. Eine Vorlage über die G währun von Ruhegehalt an den von den Privatschulanstalten über⸗ nommenen Lehrerinnen wurde genehmigt. Mit der Bewilligung einer weiteren Beihilfe von 15000 ℳ für die Veranstaltung der „Frohen Abende“ an den Goethebund erklärte sich die Ver⸗ sammlung einverstanden. Nach einer Ministertalverfügung sollen Elternveirätebeiden hiesigen staatlichen Lebranstalten gebildet werden. Der Magistrat beantragte, in diese Elternbemäte städtische Vertreter ab⸗ zuordgen. Die Versammluug beschloß die Vorlage dem Ausschuß für Unbesoldete zu überweisen. Mit der Bewilligung einer Teue⸗ rungszulage und der Erhöhung der Kriegszulage an die in der Blindenanstalt arbeitenden Blinden erklärte sich die Versammlung einverstanden. Der Abschluß eines Pachtvertrags mit dem Verband Groß Berlin behufs Erweiterung der Brunnenanlagen des Wasserwerks Müggelsee wurde genehmigt. — An die öffentliche Sitzung schloß sich eine ge⸗ heime an.
Im wissenschaftlichen Theater der „Urania“ hielt Fran; Goerke am Dienstag einen Lichtbildervortrag über die Schönheit der deutschen Landschaft. Der Vortragende führte die zahlreich erschienenen Hörer durch die deutschen Lande von der Meeresküste bis zu den Alpen und schilderte in Wort und Bild beredt, sowohl die jedem Empfänglichen leicht zugänglichen „Glanzpunkte“, wie jene Landschaften, deren intimere Reize sich erst demjenigen er⸗ schließen, der sich mit Muße in sie vertieft. Er zeigte eine reiche Fülle reizvoller Landschaften von erstaunlicher Mannigfaltigkeit. Der fesseInde Bildervortrag lieserte den Beweis, daß der Deutsche in seinem Vaterland so viel Erhabenes und Liebliches finden kann, daß er nicht kostspielige Auslandsreisen zu unternehmen braucht, um Herz und Auge an der Schönheit der äußeren Natur zu erfreuen.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
“
5. (Unter den Linden.) Sonnabend: 233. Karten⸗ reservesatz. Der Dauerbezug, die ständig vorbehaltenen sowie die Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Der Troubadour. Oper in vier Akten von Giuseppe Verdi. Text nach dem Italienischen des Salvatore Camerano. Musikalische Leitung: Edmund vür. Strauß. Spielleitung: Hermann Bachmann. Anfang 7 1.
Schauspielhaus. (Am Gendarmenmarkt.) Sonnab.:284. Dauer⸗ bezugsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Egmont. Trauerspiel in fünf Aufzügen von Goetbe. Musik von Beethoven⸗ Musitalische Leitung: Edmund von Strauß. Spielleitung: Dr. Reinhard Bruck. Anfang 6 ½ Uhr.
Sonntag: Opernhaus. 280. Dauerbezugsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Mignon. Oper in drei Akten von Ambroise Thomgs. Text mit Benutzung des Goetheschen Romans „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ von Michel Carr und Jules Barbier, deutsch von Ferdinand Gumbert. Anfang 7 Uhr. — Schauspielhaus. 285. Dauerbezugsvorstellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Kater Lampe. Volksstück in vier Akten von Emil Rosenow. Spielleitung: Albert Patiy. Anfang
7 ½ Uhr.
Familiennachrichten.
Geboren: Ein Sohn: Hrn. Hauptmann Erich von Schleicheꝛ (Hannover). — Hrn. Paul Asmus von Schack (Weidenkach) Gestorben: Hr Sberst a. D. Eu en Fihr. von Rheinbaben auf
Fritschendorf (Fritschendorf bei Krossen a. O.). — Flau Sibyle reifrau von Minnigerode, geb. von der Maꝛrwitz (Wahlbauneh a. d. Werra). — Frau Rosa von Wurmb, geb. von Bre terin (Weimar). — Frau Luise Freifrau von Liliencron, geb. von Wedel (Berlin⸗Wilmersdorf).
,
Verantwortlicher Schriftleiter: Direktor Dr. Tyrol, Charlottenburg, Verantwortlich für den Anzeigenteil: Der Vorsteber der Geschäftsstelle Rechnungsrat Mengerina in Berlin. Verlag der Geschäftsstelle Mengerina) in Berlin. Druck der Norddeutschen Buchdrugerei 8 Berlasgtanftalt. Beerlin. Wilhelmstraße 88 e8 Sechs Beilagen “ (einschlietzlich Brsenbeilage und Warengeichenbeilage Nr. 109)
—
Nichtamtliches.
Kongres der Delegierten der Arbeiter⸗ und Soldatenräte Deutschlands. gerter Verhandlungstag, Donnerstag, den 19. Dezember.
Vorsitzender Leinert eröffnet um 410 Uhr die Sitzung.
Vor Eintritt in die Tagesordnung macht der Vorsitzende Mit⸗ ilung von der Bildung einer Fraktion der vereinigten volutionären Arbeiter und oldaten, deren Vorsitzender er Delegierte Laufenberg ist. In einer längeren Erklärung stellt ge Fraktion als ihr Programm auf: die 11’““ der woluttonären Kräfte der Arbeiter und Soldaten zur Sicherung der
easchaften der Revolution gegen die Mächte der Gegen⸗
Severing (Soz.) berichtet, daß die Fraktionsvorstände sich jer die Aufwandsentschädigung und Reise⸗ ntschädigung für die Delegierten geeinigt haben. hnach erhalten die Delegierten von auswärts eine tägliche Auf⸗ imndzentschädigung von 30 ℳ, die Berliner Teiliehmer ine folche von 20 ℳ. Die Entschädigung wird auch 8 die tage bezahlt. Wo ein Ausfall an Arbeitsverdienst ent⸗ en ist, wird er bis zur Höhe von 20 ℳ vergütet. Für Heimreise werden Freifahrkarten ausgestellt. — Auf eine Frage m Barth erklärt Severing, die Fraktionen hätten das Bestreben,
Verhondlungen so zu fördern, daß heute noch der Kongreß ge⸗ glossen werden kann. —
Der Kongreß erklärt sich mberstanden.
Hierauf wird in die Tagesordnung eingetreten.
Zur Beratung kommt der Punkt
Nationalversammlung oder Rätesystem. Als Referent nimmt das Wort Cohen⸗Reuß (Soz): Die gcelutionäre Umwälzung hat das deutsche Volk vor Aufgaben von emofezu gigantischer Größe gestellt. Das Land ist von Lebens⸗ aitenn und Rohstoffen entblößt, die Verkehrsverbältnisse sind grittet und die Finanzwirtschaft aufs schwerste geschädigt. Die susche Wirtschaft können wir nur dann wieder aufbauen, wenn uns gelingt, alle, aber auch alle schaffenden Kräfte zusammen⸗
n und so schnell wie möglich die Produktion wieder Gang zu bringen. Unsere Lage ist außerordentlich ieret, aber objektiv verzweifelt oder hoffnungslos ist sie nicht. Groß⸗ teomnien hat sein Kriegsziel, die deutsche Gefahr vom Weltmarkt zu ssitigen, durchaus erreicht. Jetzt haben aber alle Alliierten ein ceresse an unserer Arbeitsfähtakeit, damit wir die von englischen gnistern durchaus ernsthaft verlangten Entschädigungen bezahlen vnen. Die Welt kann auch die Arbeitskraft von 70 Millionen seschen nicht entbehren, ohne daß die Gegner selbst Schaden den. Die Versprechungen, für Rohstoffe und Lebensmittel sorgen, werden aber nur dann innegehalten werden, wenn uns selbst gelingt, aus eigener Kraft die Ordnung wieder zuistellen und produktionsfähig zu werden. Ganz Deutschland ist itt eine einzige große Reparaturwerkstatt. (Sehr richtig!) Der Rerganifation, die wir leider in Deutschland haben, mu schleunigst uEnde gemacht werden. Nur dann können wir au Hilfe von tevirts rechnen. Wir werden nur dann produktionsfähig sein inen, wenn eine starke Zentralgewalt die auseinanderstrebenden die des Reichs zusammenhält. Diese Zentralgewalt kann die uwwendige Autorität nur haben, wenn sie aufgebaut ist dem festen Fundament des allgemeinen Volkswillens. or Volkswille kann nur festgestellt werden durch die National⸗ seaammlung, zu der jeder Deutsche mit gleichem Rechte wählen tann. ethr wahr!) Die A. und S⸗Räte drücken immer nur eigen Teil siln aus, niemals den Willen des ganzen Volkes. Die sehr int zu nehmende Gefahr, in der wir schweben, der Zerfall, iz kommen, wenn es uns nicht gelingt, der Disziplin⸗ sigkeit und Einsichtslosigkeit Herr zu werden, die leider ich ein großer Teil der deutschen Arbeiterschaft zeigt; en Teil, der die ganze glorreiche deutsche Revolution zu einer sgten Lohnbewegung herabwürdigt. (Lebhafte Zustimmung.) Bei venens verlangen beispielsweise die Arbeiter 70 Millionen mehr 9 während der ganze Jahresverdienst 13 ½ Millonen beträgt. aüsel: Das ist stets die Ausrede der Kapitalisten gewesen.) Ja, smosse Ryssel, es ist nicht zu bestreiten, daß jetzt vielfach die Lohn⸗ Füerungen den Gewinn erheblich übersteigen und dann legen die ermehmer ihre Betriebe einfach still. (Ryssel: Dann werden sie ictaatlicht!) Es sind ja solche Versuche schon gemacht worden, ser wenn sich diese Beisviele häufen, dann werden in vier Wochen ie Arbeiter die Unternehmer wieder zurückholen, weil sie Ulein nicht fertig werden. (Sehr richtig!) Wenn es uns nicht ge⸗ ungt, die Eingriffe unberufener Elemente in die Produktion zu ver⸗ idem, wenn sich nicht alle besonnenen Elemente der deutschen weiter jenen Teilen entgegenstemmen, über die ich gesprochen habe, an kommen wir unrettbar in die größte Katastropbe, in die je Volk gekommen ist. (Lebhafte Zustimmung.) Im Augenblick die Politik die Voraussetzung für die Oekonomie geworden, und 1 werden eine geregelte Produktion in Deutschland nur durch h kationalversammlung herstellen, die uns die deutsche 110 üng gibt und das deutsche Reich zusammenhält. ter dothringen und große volnische Gebiete sind uns schon verloren, wit werden den Expansionsbestrebungen der Polen auf deutschem hs entgegentreten müssen. (Lebhafte Zustimmung.) Sehr ernst behmen sind auch die separatistischen Bestrebungen im Süden und besten. Die „Kölnische Voltszeitung“ stellt schon ein ganzes Pro⸗ fanm auf für die Aufteilung des Deutschen Reiches, und hinter ihr tge sehr einflußreiche Kreise. Es ist an Zuns, dafür zu sorgen, difälisch ungebeuren wirtschaftlichen Kräfte der rheinisch⸗ h cen Industrie in der ganzen deutschen Republik Rur 9 g kommen. (Unruhe bei der revolutionären Fraktion.) Wir 8 demokraten wissen doch, daß wir mit moralischer Entrüstnng gehr onomische Tatsachen und Interessen nicht hinwegkommen.
else
mit den Vorschlägen der Fraktionen
richig!) Wenn die Sevparationsbestrebungen gelingen, übrige Deutschland einfach erledigt. Wir können nur beim Reiche erhalten, wenn wir der Desorganisation Herr werden und wieder zur kommen. f
5 Dabei darf ich wohl gussprechen, wie sehr Jusammenhang der Deutschen in
ürigen S Oesterreich e 1 u eutschen wünschen, und daß wir uns das gesamte titsche Reich ohne 6 Deutschen in Oesterreich überhaupt n demehr vorstellen können. (Lebhafter Beifall.) Aber nur üch eutsche Nationalversammlung wird die moralische Autorität tcn, die auseinanderstrebenden Teile zusammenzuhalten und nur Zentralgewalt mit der nöͤtigen Autorität hat die Kraft, sg serhindern, daß Deutschland, auseinanderfällt. (Beifall.] gzereden Sozialisten sollte es, selbstverständlich sein, und ist es Kielt quch gewesen, daß der Volkswille so schnell wie moͤglich fest⸗ ’8 werden muß, und bis zur Mitte des Jahres 1917 war die
des Volkswillens auf Grund des gleichen Wahl⸗ ““ “ 8
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te Siellung
Berlin, Freitag, den 20. Dezember
rechts für alle Männer und Frauen das selbstverständliche Programm aller sozialistischen Parteien der ganzen Welt. Auch in der glor reichen russischen Revolution vom Frühjahr 1917 war die erste allgemeine Forderung die nach der Verfassunggebeaden Konstituante; erst den Bolschewisten war es vorbehalten, andere Wege zu gehen. Auch die Bolschewisten waren nicht von vornherein gegen die Nationalversammlung. (Zuruf: Da haben wir gelernt!) Ich glaube, man wird da drüben noch einiges hinzulernen. (Lebh. Beifall und Händeklatschen!) Erst als sich zeigte, daß die russischen Bolschewisten nicht in der Mehrheit wurzelten, als die Mehrheit der Proletarier und Bauern sie ablehnte, da erst kam die Diktatur: in Ruß⸗ land besteht der verzweifelte Versuch einer Minderheit, die Welt nach ihrem Idcal zu modeln. Man hat sich auch für die Dittaturtheorie auf Karl Marx berufen. Ach, der arme Karl Marx! Er hat niemals an eine Diktaltur dieser Art gedacht. Wenn die pro⸗ duktiven Kräfte zu einer Intensität angewachsen sind, daß sie den kapitalistischen Rahmen sprengen und insolge davon die Mehrbeit des Volkes aus Proletariern besteht, dann wird die Stunde der Expro⸗ priation der Expropriateure gekommen sein, dann löst der Sozialismus den Kapitalismus ab und dann wird das zur Mehrheit gewordene Proletariat inzwischen die Difktatu übernehmen. An die Diktatur irgend einer Minderheit hat Marx nicht gedacht; er ist also viel logischer als irgend einer von Ihnen. Die neue Fassung der Vorrede zum kommunistischen Manifest deckt sich damit vollkommen. Marx hat das Gegenteil dessen gesagt, was der russische Bolschewismus in der Praxis getan bat und tut. Der Bolschewismus stellt die Marxische Auffassung geradezu auf den Kopf. Was hat er in Rußland erreicht? Nichts, oder nur die — kreditierung des Sozialismus auf Jahrzehnte hinaus. Ganz Rußland friert und hungert. Warum? Weil man die alte Wirtschaftsform zerschlagen hat, ehe die neue funktionierte. Vor diezer Ent⸗ wicklung bei uns müssen auch die Besonnenen unter der U’ S. P. dieselbe Besorgnis haben wie wir. Ich verweise auf die Rede, die der bolschewistische Generalgouverneur von Petersburg Sinowjew vor zwei Monaten gehalten hat. Sozialismus kann nicht durch Gewalt dekretiert werden; es ist ein organischer Entwicklkungs⸗ und Um⸗ bildungsprozeß. In Rußland hat man das Pferd am Schwanz auf⸗ gezäumt. Ohne Rohstoffe gibt es nichts zu sozialisieren: das wäre der helle Wahnsinn. Etwas anderes wäre es, wenn wir in Deutschland volle Lager, wenn wir reichlich Lebensmittel bätten, dann käme es nicht darauf an, sozialistische Experimente zu machen. Die unabhängige sozialdemokratische Partei will die Sozialisierung so schnell wie möglich durchführen, sonst besorgt sie, daß die Nationalversammlung keine sozialistische Mehrbeit erhält. Ich bin direkt der gegenteiligen Meinung: so schnell wie möglich die Nationalversammlung, wenn wir eine sozialistische Mehrheit bekommen wohen. Wir können nicht solange warten, bis seder Deursche ein überzeugter Sozialist ist, es genügt, wenn die Mehrheit sich für den Sozialismus ausspricht. Ich verstehe auch nicht, wie man so wenig Vertrauen zu seiner eigenen Sache haben kann (lebh. Zustimmung b. d. Mehrheit); diese Kleinmütigkeit ist mir wirklich nicht recht verständlich Tut sich die unabhängige sozialdemokratische Partei mit der alten Partei im Wahltampf zusammen, wie es mein sehnlichster Wunsch ist, dann wird eine Kampfreihe entstehen, die alle bürgerlichen Gegner schlagen wird. (Stürmisches Händeklatschen.) Aus der Masse wird millionenfach dieser Ruf erschallen und die an der Spitze, die das nicht wollen, werden dann gehen müssen. (Erneuter lebb. Beifall). Wenn der Spartakusbund von diesem gemeinsamen Vorgehen nichts wissen will, so mag er sich doch zur Wahl stellen! Mehr Sozialismus ist nicht durchführbar, als das Volk will. Beschlüsse in dieser Richtung, wie sie die unabhängige sozialdemokratische Partei will, können doch nachher wieder aufgehoben werden.
His⸗
Bekommen wir keine Mehrheit, dann sind wir eben noch nicht so weit, dann müssen wir von neuem an die Arbeit gehen. Gegen die Interessen der bürgerlie den Gesellschaft, gegen ihren Widerstand können wir die Staatswirtschaft nicht führen. In Rußland ist auf diesem Wege die ganze Wirtschaft lahmgelegt worden; und der Streik der Bolschewisten würde auch in Deutschland zum Zusammenbruch und zum Einmarsch der Entente führen. Die Entente will keinen Sozialismus, sondern eine gemäßigte bürgerliche Demokratie. Uns bleibt nur die Wahl: Soviel Sozialis⸗ mus, wie das Volk will. Wir müssen Frieden haͤben, einen Vorfrieden und einen schnellen richtigen Frieden. Mit einem Deutschland ohne Ordnung und ohne Wiederauf⸗ nahme seiner Produktion schließt die Entente keinen Frieden. Björn Björnson hat einen Brief seines Bruders aus Chlistiania er⸗ halten, in dem es heißt: „Der französische Gesandte hat gesagt, in Berlin stehen die Dinge ja aanz günstig für uns; wenn es so weiter⸗ geht, werden wir in vier Wochen da sein.“ Die Entente, einschließlich Amerikas, erkennt die A.⸗ und S.⸗Räte nicht an. Professor Friedrich Wilhelm Förster hat dargetan, daß der westlichen Demokratie lediglich und ausschließlich die Mehrheit als Vertreterin des Volkes gilt. Die Entente wird regiert von kapitalistischen antibolschewistischen Schichten; sie geht in Rußland den Bolschewisten mit Waffengewalt zu Leibe, da wird sie ihre Diktatur in Deutschland nicht dulden. Wenn man schließlich seine jetzte Hoffnung auf die Völker der Entente setzt, so muß auch in diesen Wein Wasser gegossen werden. Nur die Welt⸗ revolution kann den Sosialismus bringen, hat selbft „Die rote Fahne“ geschrieben. Glauben Sie wirklich, daß in Frankreich und Italien die Revolution bevorsteht, und bekämen wir dadurch wirklich mildere Friedensbedingungen? Woher bekommen wir Rohstoffe? England und Amerika lassen eine Hoffnung auf Revolution noch viel weniger aufkommen. Lloyd George hat eben für seine Politik eine große Mehrheit erhalten. Das Rätesystem würde bei der Friedenskonferenz auf die ungeheuersten Schwierigkeiten stoßen. Wir Sozialisten müssen uns endlich einmal auf das ent⸗ schiedenste dagegen wehren, daß unsere reine, klare. gute Gedanken⸗ welt durch bolschewistische Verschwommenheit diskreditiert wird. Das kann nicht so weitergehen, wenn wir nicht den guten Namen des Sozialismus aufs Spiel setzen wollen. (Beifall.) Die A.⸗ und S.⸗Räte haben sehr viel Gutes gestiftet. Sie waren im Anfang der Revolution durchaus notwendig, um Ordnung zu schaffen. Sie haben auch Milliarden vom deutschen Volksvermögen gerettet. Die Arbeiterräte werden auch später ihre Berechtigung haben, aber wenn es gilt, dem Deutschen Reiche die Verfassung zu geben, müssen sie der Nationalversammlung Platz machen. (Beifall.) Im Augenblick können die Räte ihre Gewalt nur auf die Bajonette stützen, und das ist eine sehr unsichere Lage, die zu einem Bürgertrieg führen kann, ohne daß man ihn will. Die Diktatur will nur ein kleiner Teil der Arbeiterschaft, während die große Masse ihn ab⸗ lehnt. (Sehr richtig!) Im Interesse unseres Landes, das wirklich jetzt einmal „unser“ Land geworden ist, und das wir alle aus tiefster Seele lieben, dem wir in seiner größten und höchsten Not nur um so fester die Treue halten wollen, im Interesse des deutschen Volkes, besonders der Arbeiterschaft, und im Interesse auch der neu⸗ aufzubauenden Menschheitsorganisation vom Standpunkt der Demo⸗ kratie und des Sozialismus aus brauchen wir die Na tionalversamm⸗ lung. die den Willen des deutschen Volks feststellt. Deshalb bitte ich Sie, für meinen Antrag zu stimmen, daß die Wahlen für die Nationalversammlung am 19. Januar 1919 statt⸗ finden sollen. (Stürmischer Beifall.) Wir müssen jetzt mit allen Kräften daran arheiten, daß Heines Wort Wahrheit werde: „Deutsch⸗ land hat ewigen Bestand, es ist ein kerngesundes Land!“ (Erneuter
stürmischer Beifall.) 8
Außer dem Antrag Cohen ist eine Reche anderer An⸗ träge eingegangen:
Antrag Däumig: 1) Die Delegiertenversammlung erklärt, daß unter allen Umständen an dem Rätesystem als Erundlage der Verfassung der sozialistischen Republik festgebalten wird, und zwar derart, daß den Räten die höchste gesetzgebende und Vollzugsgewalt zusteht. 2) Die Delegiertenversammlung beauftragt eine Kom⸗ mission mit der schleunigen Ausarbeitung eines allgemein gültigen Wahlsystems für die A.⸗ und S.⸗Räte und Bundesräte Deutschlands. 3) Auf Grund dieses Wahlrechtes werden Wahlen zu einem Nationalkongreß der A.⸗ und S.⸗Räte vorgenommen, der die Entscheidung über die künftige Verfassung Deutschlands zu tällen hat. 4) Solange die endgültige Verfassung der sozialistischen Republik nicht beschlossen ist, bildet ein Zentralrat von 53 Mitgliedern, die allen Teilen Deutschlands zu enlnehmen sind, die hböchste Kontrollinstanz des Rates der Volksbeauftragten und der Reichsämter.
Antrag Göbner u. Gen.: Die Waffenstillstandskommission zu beauftragen, sofort mit der Entente in Verhandlungen ein⸗ zutreten über Gestattung unbeschränkter Wahlagitalion zur National⸗ versammlung im besetzten Gebiete. Allen Parteien sollte gestatten werden, durch freien Verkehr im besetzten Gebiet, in Wort und Schrift an alle Wähler in Stadt und Land heranzutreten sow e die ordnungs⸗ mäßige Vornahme der Wahlen zu kontrollieren.
Antrag Laufenberg, Geyer u. Gen.: Die Wahlen zur deutschen Nationalversammlung finden am 16. März 1919 statt.
Vorsitzender Leinert gibt der Versammlung Kenntnis von einer Erklaäͤrung der Vollzugsratsmitglieder R. Muller, Molkenbuhr und Maynz, in der dargelegt wird, daß die Mitteilung des Soldaten⸗ rats beim stellvertretenden Generalstabe über die widerrechtliche Be⸗
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schlagnahme der vom Vohzugsrat verbrauchten 600 000 Francs den Unterzeichnern der Erklärung öberraschend gekommen sei und daß der Schuldige zur Verantwortung gezogen werde. 8 3
Albrecht (Vollzugsrat) erstäattet den Bericht der Kassenprüfer des Vollzugsrats und beanträgt, dem B Vollzugsrat für seine Kassenführung Entlastung zu erteilen.
Vorsitzender Leinert teilt mit, daß ein Antrag eingegangen sei, die Kassenprüfung durch den Kongreß selbst vorzunehmen. Die Kasse des Berliner Vollzugsrats gehe aber den Reichskongreß gar nichts an. Er könne deshalb den Bericht der Kassenprüfer lediglich zur Kenntnis nehmen. (Zuftimmung.)
Hierauf erhält als Korreferent zur „Nationalver⸗ sammlung oder Rätesystem“
Däumig (Vollzugsrat) das Wort: Das alte, morsche Ding⸗ der Staat, wird nicht zerschlagen von wohltemperierten Par! mentariern, auch nicht durch listenreiche Parteisetretäre, deren Regin man in diesem Hause sehr gut merken kann. (Sehr richlig! bei der revolutionären Fraktion.) Das Neue kann nur bewirkt werden durch die politische, wirtschaftliche und kulturelle Aktioität des ganzen deutschen Proletariats. Kein einziges Revolutionsparlament in der Geschichte hat einen so nüchternen, hausbackenen Zug aufzuweisen wie dieses erste deutsche Revolutionsparlament. (Beifall bei den Re⸗ volutionären.) Auf den Staategebäuden flattern noch die Fahr en des alten Systems. (Zuruf: Das sind Aeußerlichkeiten!) Diese Aeußerlich⸗ teiten sind aber kennzeichnend. Hier herrscht eine onglanbliche Ver⸗ trauensseligleit und Selbstbespiegelung darüber, wie herrlich weit man es gebracht hat. Erst die demonstrierenden Soldaten und Arbeiter haben diesem Parlament das wahre Gesicht des Volkes ge⸗ zeigt. (Zuruf: Die waren von Ihnen kommandiert.) Die jubelnde Zustimmung zur Nationalverfammlung ist doch gleichbedeutend mmt dem Todesurteil für das Rätesystem. Wenn Sie die Leidenschaft haben, einem Selbstmörderklub anzugehören, ich danke dafür! (Zuruf: Küchen⸗ kommission!) Das Ratesvpstem ist die gegebene Oig misationsform für die revolutionären Kräfte des Volks. Ich weiß, daß diesem System der Ludergeruch des Botlschewismus anhaftet. (Sehr richtig¹) Aber alle Revolutionäre werden verleumdet. Wir haben die Revo⸗ lution vorbereitet dusch eine für uns sehr gefährliche illegale Propaganda in den Betrieben und Kasernen. Wir haben als Vollzugsrat des Arbeiter⸗ und Soldatenrats unsere revolurionäten Flugblätter schon verbreitet in einer Zeit, als wir deswege nicht bloß von der politischen Poltzet und dem Oberkommando, son dern auch von den eigenen Klassengenossen verfolgt wurden. (Hört, hört! bei den Rev.) Noch am 6. November hat die sozialdemokratische Partei Aufrufe gegen unsere Tätigkeit ver⸗ öffentlicht. (Zuruf: Das sind die Nutznießer der Repolution ) Als aber am 9. November dank unseren Vorbereitungen die alte Welt weggeiegt wurde, da strömten dieselben Sozialdemokraten herbei, um auch an unserem Sieg teilzuhaben. (Unruhe bei der Mehrheit.) Sie haben sich durch den Beisall zu Cohens Ausführungen jelbst das Todesurteil gesprochen. Die alte bürgecliche Demokratie mit ihrem Stimmzettel muß überwunden werden durch das neue, wirklich revolutionäre Rätesystem. Die bisherigen Wahlergebnisse beweisen, daß Ihre Illusionen auf eine sozialistische Mehrbeit in der Nationalversammlung stark herabgeschraubt werden müssen. (Wider⸗ spruch.) Selbst ein bürgerlicher Demokrat und begeisterter Freund der Nationalversammlung, wie von Gerlach, betont, daß man in der neuen Nationalversammlung viele alte Gesichter aus dem Reichstag wiedersinden werde. (Hört, hört! b. d. Rep.) Wir müssen unseren Blick über die deutschen Grenzen hinausschicken auf die anderen Länder. Von den Clemenceau, Lloyd George haben wir kein Heil zu erwarten, aber von dem Proletariat dieser Länder, bei dem der chauvinistische Rausch verfliegen und das Klassenbewußtsein sich, zeigen wird. Wenn das Proletariat der ganzen Welt sich erhebt, dann waäre esß eine Torheit, wenn wir am Alten kleben. Ich glaube nicht, daß dieses Parlament hier den Mut zu einem neuen revolutionären Rätesystem finden wird. Wenn Sie ein revolutionäres Parlameat mit Temperament und Feuer gewesen wären, dann hätten Sie sich von vornherein als Nationalversammlung konstituiert. Der Friede wäre dadurch nicht gefährdet worden. Die Leute des alten Systems sind ja noch im Amte und treiben ihre vpolitische Brunnenvergittung. Wir wissen noch gar nicht, wie die Entente über die A.⸗ und S.⸗Räte denkt denn gegen die Meldungen des Herrn Erzberger bin ich sehr miß. trauisch. (Beifall b. d. Rev. und Zuruf: Die zwöhhundert Schufte des Romberg sitzen noch in Bern!) Man spricht von Diktatur und dentt dabei an Brownings und Bomben. Die Diktatur ist zweifellos mit dem Rätesystem verbunden; aber was in Rußland geschehen ist, braucht nicht in Deutschland nachgeahmt zu werden. Ich bin stolz, ein Deutscher zu sein, aber die Erfahrungen der russischen Revolution müssen auch wir uns zu Nutze machen. Durch die Nationalversammlung würde gerade die Diktatur der Minderheit verewigt werden, sie hat weder den Willen noch die Energie, den Sozialismus zu schaffen. Sie wird eine wirtschaftliche Ordnung, die den Konsumenten nut dem Produzenten als Peichberechtigt hinstellt, nicht schaffen, das kann nur das tätesystem, nicht das heutige unvollkommene, sondern ein ausgebautes, einheitlich für ganz Deutsch⸗ land durchgeführtes. Ein solches Rätesystem ist auch der beste Kitt für das Reich, ein weit hesserer als eine Nationalversammlung. Auch die polnische Frag⸗ wärde auf Grund des Räͤtespstems ein ganz anderes Gesicht bekommen. Der Untertanen⸗ und Korporalsgeist, der