1918 / 301 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 21 Dec 1918 18:00:01 GMT) scan diff

das Deutsche Reich, im Reichsanzeiger und im Reichskriegsblatt bis Mitte Juni 1918 veröffentlichten Erlasse, Verordnungen und Aus⸗ führungsbestimmungen unter Weglassung veralteter oder aufgehobener Verordnungen sowie auch die bedeutsamste Literatur an. Bei der Unübersehbarkeit des Kriegsrechts entspricht ein solcher Führer einem praktischen Bedürfnis.

1 Kunst und Wissenschaft.

„Neuerwerbungen der Berliner Museen. Die Berliner Museen konnten auch im letzten Monat eine Anzahl von Kunstwerken erwerben; meist fielen sie ih en als Geschenke zu. Das Kaiser Friedrich⸗Museum erhbielt für seine Gemäldegalerie als Stiftung von J. Mandelbaum eine Beweinung Christi, die der schwäbische Renaissancemeister von Meßkirch gemalt hat. Durch Kauf erwarb die Galerie ein Werk des bedeutenden deutschen Malers des bei uns so kunstarmen 17. Jahrhunderts, des Adam Elsheimer. Das Bild stellt das Dankopfer Noahs dar. Dieser reizvolle Kleinmeister, der auf Rubens und Rembrandt gewirkt hat, ist nun nirgends so gut kennen zu lernen, wie in der Berliner Galerie. Für seine Plastikensammlungen erhielt das Museum eine Ueberweisung aus den Grabungen und Aufnahmen des deutschen Exveditionsheeres in Mazedonien. Aus den Stücken sei ein altbyzantinischer Architekturfries des 5. Jahrhunderts hervorgehoben, der aus Stobi stammt, dann aus Uesküb ein spätbyzantinisches Werk, ein Panther als ornamentale Tiergroteske, und aus Nerezi bei Uesküb farbige Kopien neuentdeckter mittel⸗ und spätkvzantinischer kirchlicher Wandmalereien. Das Antiquarium erhielt als Geschenk aus dem griechischen Kunsthandel die griechische Tonfigur einer nackten beleibten Frau, die sich im Spiegel betrachtet.

Die ältesten deutschen Apotheker. Der Stand der

Apotheker läßt sich in Deutschland zuerst im Anfang des 13. Jahr⸗ hunderts nachweisen. Nach der „Chemiterzeitung“ hat auf Grund des von Bellingrodt gesammelten Materials Alfred Schmidt einen Ueberblick über die Cölner Apotheken von der ältesten Zeit bis zum Ende der reichsstädtischen Verfassung zusammengestellt. Aus dem 8. Jahrhundert stammt ein Grabstein, der einem Cölner Arznei⸗ händler (Negotiatori seplasisria) gewidmet ist. Zu den Drogen, die von den „Seplasiarit“ in der Seplasiastraße in Capua einst feil⸗ gehalten wurden, gehörten vornehmlich die Vorgänger des Kölnischen Wassers, die von den Römern so viel und gern benutzten Rrechsalben und Duftöle. So ist wohl anzunehmen, daß dieser auf dem Grab⸗ stein genannte Arzneiwarenhändler mit den roͤmischen Legionen nach Cöln gekommen ist. Wider Erwarte beißt dieser Parfümerie⸗ warenhaͤndler nicht Johann Maria Farina, sondern Sertus Haparonius Justinus. Erst im 12. Jahrhundert werden in anderen Cölner Nach⸗ richten weitere Arꝛneiwarenhändler genannt. Wahrscheinlich entwickelten sich aus diesen Geschäften die ersten Apotheten der Rheinstadt. Wie in andern deutschen Städten trifft man auch hier den Stand eines wirklichen „Apothekarina“ zuerst im Anfang des 13. Jahrhunderts. Die ältesten Cölner Apotheken lagen am Marktvlatz. Einige davon wurden dort nachweisbar Jahrhunderte lang fortgeführt. Vor dem 19. Jahrhundert war sonst für die Fachausbildung der Apotheker ein Universitätsstudium noch nirgend gesetzlich vorgeschrieben. In Cöln ward aber schon 767 bestimmt, daß die Apotheker ihre Gesellen und Lehrlinge in die Vorlesungen der Universität über materia medica und Chemie zu schicken haͤtten. 8

Nr. 48 des „Zentralblatts für das Deutsche Reich“, herausgegeben im Reichsamt des Innern, vom 13. Dezember 1918, hat folgenden Inhalt: Zoll⸗ und Steuerwesen: Verzeichnis der nach Maßgabe der Ausführungsbestimmungen zum Gesetz über die Be⸗ steuerung des Personen⸗ und Güterverkehrs zur Abstempelung von stempelpfl chtigen und stempelfreien in⸗ und ausländischen Gewinn⸗ anteilschein⸗ und Zinsbogen usw. ermächtigten Amtsstellen. Polizei⸗ wesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiete.

Verkehrswesen.

Die jüngsten Bekanntmachungen über die Einstellung des Privatpostverkehrs mit Rußland und einzelnen Teilen des früheren russischen Reichs scheinen an manchen Stellen zu der unrichtigen Auffassung geführt zu haben, als ob auch der Feldpostverkehr mit unseren Heeresangehörigen im Osten unterbrochen sei. Dies ist nicht der Fall. Es wird deshalb erneut dringend gebeten, daß die Angehörigen in der Heimat mit der Absendung von Nachrichten an die Heeresangehörigen in den besetzten Ostgebieten nicht zurückhalten. Zugelassen sind Feldpostsendungen aller Art außer Briefsendungen über 50 g (Päckchen). Die Aufschriften der Sendungen sind zweck⸗ mäßig mit dem Zusatz „Osten“ zu versehen.

Theater und Musik. Volksbühne (Theater am Bülomwplatz).

Karl Hauptmanns Märchenstück „Die armseligen Besenbinder“, das auswärts seine Bühnenwirksamkeit schon erprobt hat, erschien gestern zum ersten Mal auf einer Berliner Bühne, und zwar auf der Volksbühne am Bülowplatz, in einer Dar⸗ stellung, die der aus Traum und Wirklichkeit wundersam verwobenen Handlung des Stückes vollkommen gerecht wurde. Die Umwelt von Gerhart Hauptmanns „Hannele“, die Welt der Mühseligen und Beladenen der schlesischen Heimat des dichtenden Brüderpaars, tut sich hier wieder vor den Blicken des Zuschauers auf; man erkennt verwandtschaftliche Züge des Schaffens, aber bei aller Familienäbnlichkeit tritt doch das Eigenpersönliche des älteren Hauptmann deutlich genug hervor. Mit der Anschaulichkeit und Ueberzeugungskraft, die nur einer echten Dichternatur gegeben ist, weist er auf mystischen Urgrund der in ihrem Kern gesunden und gutartigen Volks⸗ seele hin, aus der Märchen und Volkslied entspringen. Die elende Besenbinderfamilie, die er uns vorführt, bildet dafür ein Beispiel, das ohne alle Lehrhaftigkeit zu dem erstrebten Ziele führt und das große Mitleid mit jenen Armen aufkeimen läßt und offen⸗ bart, deren Seelen trotz aller Verkommenheit und Schuld in glühender Sehnsucht nach Reinheit und Schönheit dahinleben müssen. Der alte Besenbinder Raschke, der sich im Alltagsleben vor Dieb⸗ stahl und Hehlerei nicht scheut und mit besonderem Vergnügen dem Haussuchung halrenden Gendarm ein Schnippchen schlägt, ist in seines Herzens Wähnen und Träumen ein ganz Anderer. Das Hoffen auf die Rückkehr seines lange verschollenen Sohnes Johannes, der einst glücksuchend in die Fremde zog und dem Alten sein Töchterchen Rapunzel zur Pflege und Behütung zurückließ, erfüllt sein ganzes Sein. Selbst vor der Himmelstür, die er in seligem Traume sieht, würde er Halt machen und stehen bleiben, um diesen Sohn zu er⸗ warten, der, reich und angesehen heimkehrend, ihn und die Seinen von aller Not und Häßlichkeit des Daseins erlösen soll. Traumhaft malt sich ihm das Erlebnis dieser Heimkehr aus: Ein geheimnis⸗ voller Fremder, Johannes Habundus, wohnt im Gasthof, von Dienern begleitet. Er speist von goldenen Schüsseln. Der grobe Wirt, der gestrenge Gendarm, der Amtsfekretär, sie alle be⸗ mühen sich um seine Gunst. Habundus aber hat etwas von einem Zauberer an sich, mit magischer Kraft ruft er Rapunzel aus der Ferne esbes Dann wieder verändert sich das Traumbild: Des Diebstahls verdächtig, ist die Besenbinder⸗ familie zum Verhör vor den Amtssekretär geladen, zum größten Kummer des Alten, auch Rapunzel, die bis dahin nie gelogen und nie gestohlen hat. Erst zum Schluß erfüllt sich des Besenbinders Sehnen. Johannes Habundus tritt in seine armselige Hütte, er er⸗ kennt ihn als seinen Sohn, der ihm goldene Aepfel bringt; aber es ist zugleich auch die Sterbestunde des alten Raschte, der, die blinkenden Früchte in der Hand, sanft entschläft. Die Aufführung, die unter der Spielleitung Dr. Paul Legbands stand, brachte sowohl das Realistische wie das Phantastische der Dichtung stark zur Geltung. Unter den Darstellern sind Guido Herzfeld als alter Besenbinder, Lucie Mannheim als ungemein anmutige und poetische Rapunzel und Eduard Rothauser als Habundus an

den

erster Stelle

1 1“ ennen. Wirkungsvolle Nebenfiguren schufen 8h Herren Sachs, Hochstetter, Berber und andere. Heinz Tiessen hatte die Vorgänge mit ebenso stimmungsvpollen, wie unausdringlicken musikalischen Zutaten versehen. Starker Beifall rief nach den Atk⸗ schlüssen mit den Darstellern auch den anwesenden Dichter

Im Opern hause wird morgen, Sonntag, „Mignon“ mit 1 Damen Artét de Padilla, Hansa und den Herren Kirchner, Schlusnug Funck, Habich und Krasa in den Hauptrollen gegeben. Spielleiter it Dr. Carl Besl. Im Schauspielhause wird morgen Kater Lampe⸗ 1 den Damen Conrad, Steinsieck, Pategg, Heisler, Dora, Abich und der Herren Vallentin, Mannstädt, Leffler, Vespermann, Patry, Biens⸗ feldt und Eichholz in den Hauptrollen wiederholt. Spielleiter ist Albert Patry. 8 Im Theater in der Königgrätzer Straße iindet die Erstaufführung von Karl Rößlers Lustspiel „Eselei“ am Montag den 30. Dezember, statt. Für eine der weiblichen Hauptrollen it Alice Torning vom Kleinen Theater verpflichtet worden. Friedrich Kayßler und seine Gattin Helene Fehdmer veranstalten am Donnerstag, den 2. Januar 1919, im Beethoven⸗ saal einen Märchenabend. Das Programm umfaßt Werke von Grimm, Musäus, Andersen und Norwegische Märchen.

Manmigfaltiges.

Um zu vermeiden, daß der Einmarsch der Truppen mit der heutigen Veranstaltung zur Beerdigung der am 6. Dezember in der Chausseestraße Gefallenen zusammentrifft, ist, wie „W. T. B.“ mitteilt, der Einmarsch der 1. Garde⸗Reservedivision auf den morgigen Sonntag verschoben. An diesem Tage marschiert die 1. VardeReserpedspiston in Berlin ein, also folgende Regimenter: das 1. und 2 Garde⸗Reserve⸗Infanterieregiment, das Re⸗ serve⸗Infanterieregiment Nr. 64, eine Schwadron des 1. Gardedragoner⸗ Regiments und eine Abteilung des 3. Garde⸗Feldartillerieregiments die 2. Kompagnie des Pionierregiments Nr. 28 und eine Pionier⸗ kompagnie 276. Der Einmarsch geht durch den Kurfürstendamm, die Hofjägerallee, die Charlottenburger Chaussee, Unter den Linden, Kupfergraben, Dorotheenstraße, Luisenstraße, Karlstraße nach Alt Moabit Exerzierplatz. Die Begrüßung findet um 1 Uhr Nach⸗ mittags am Pariser Platz statt.

Aus Neukölln, das in letzter Zeit unter Störungen durch die Spartakusgruppe zu dulden hatte, meldet „W. T. B.“: Der Magistrat teilt mit, die Regierung hat es erreicht, daß die Zu⸗ stände in Neukölln wiederum vollständig geordnete ge⸗ worden sind. Der alte A.⸗ und S.⸗Rat wird höchstens bis zum 5. Jannar noch tagen, da bis zu diesem Termin der neue Rat von der gesamten Bevolkerung gewählt wird. Der alte A⸗ und S.⸗Rat enthält sich auch jedes Eingriffs in die städtische Ver⸗ waltung, so daß der Magistrat ungestört seine Arbeiten verrichten kann. Auch die Stadtverordnetenversammlung hat wieder in aller Ruhe ohne jede Störung getagt.

Im Wissenschaftlichen Theater der „Urania“ wird in der Festwoche de neue Vortrag des Direktors Franz Goerke, „Die Schönheit der deutschen Landschaft“, der in farbigen Bildern dem Peschauer die in dattigem Grün prangenden Mittelgebirge, das Flachland und das bavyerische Hochland vor Augen führt, allabendlich wiederholt. Außerdem finden Nachmittags Wiederholungen des mit kinematogravhischen Vorführungen ausgestatteten Vortrags „Winter in der Schweiz“ statt. Am Dienstag bleibt die „Urania“ geschlossen. Im Hörsaal hält am Fleitag der Professor Dr. Donath noch einmal seinen Experimentalvortrag über „Radium“.

Homburg (Pfalz), 20. Dezember. (W. T. B.) Auf der Grube Frankenholz ereignete sich eine Kohlenstaub⸗

durch die 10 Bergleute getbötet und 3 ver⸗

15 letzt wurden.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.

Theater.

Opernhaus. (Unter den Linden.) Sonntag: 280. Dauerbezugsvorstellung. Dieust⸗ und Freiplätze sind aufgehoben. Mignon. Oper in drei Akten von Ambroise Thomas. Text mit Benutzung es Goetheschen Romans „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ von Michel Carré und Jules Barbier, deutsch von Ferdinand Gumbert. Mustkalische Leitung: Dr. Carl Besl. Spielleitung: Hermann Bachmann. Balletkleitung: Emil Burwig. Anfang 7 ½ Uhr.

Schauspielhaus. (Am Gendarmen⸗ narkt.) Sonntag: 285. Danerbezugsvor⸗ stellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind auf⸗ gehoben. Kater Lampe. Voltsstück in vier Akten von Emil Rosenow. Spiel⸗ leitung: Albert Patry. Anfang 7 ½ Uhr.

Montag: Opernhaus. 281. Dauer⸗ Dienst⸗ und Freiplätze sind anfgehoben. Der Ring des Nibelungen. Bühnenfestspiel von Richard Wagner. Dritter Tag: Götterdämme⸗ rung in drei Akten und einem Vorspiel von Richard Wagner. Musikalische Leitung: Generalmusikdirektor Leo Blech. Spiel⸗ Hermann Bachmann. Anfang 6 Uhr.

Schauspielhaus. 286. Dauerbezugsvor⸗ stellung. Dienst⸗ und Freiplätze sind auf⸗ gehoben. Die Braut von Messina oder Die feindlichen Brüder. Ein Trauerspiel mit Chören in vier Aufzügen von Schiller. Spielleitung: Dr. Reinhard Bruck. Anfang 7 Uhr.

Opernhaus. Dienstag: Geschlossen. Mitiwoch: Die Meistersinger von Nürnberg. Donnerstag: Der Rosen⸗ kavalier. Freitag: Ein Masken⸗ hall. Sonnabend: Nachmittags: Hänsel und Gretel. Die Puppen⸗ fee. Abends: Martha. Sonntag: e lhaus. D Geschl

Schauspielhaus. Dienstag: Geschlossen. „onnabe 2%. Mittwoch: Othello. Donnerstag: Märchenreise. Flachsmann als Erzieher. Freitag: 8 Peer Gynr. Sonnabend: Die Jour⸗ nalisten. Sonntag: Nathan der Weise.

Venedig. deutschen Kleinstädter.

ihr wollt. Kammerspie Sonntag, Nachmittags 2 ½

Montag, Donnerstag und Michael Kramer.

Dienstag: Geschlossen. von Baruhelm.

Weibsteufel.

Sonntag, Abends 7 Uhr: der Pandora. Sonnabend: Die Büchse dora.

Dienstag: Geschlossen.

Mittwoch und Donnerstag,

mittags 3 Uhr:

Schanzer.

leuchten.

Dienstag: Geschlossen. Mittwoch und Donnerstag, Uhr: Die tolle Komteß.

mittags 3 Uhr: Die Ehre. Abends 8 tanzende Nymphe.

——

Deutsches Theater. (Direktion: Max Reinhardt.) Sonntag, Abends 7 ½ Uhr: Und Welisch. das Licht scheinet in der Finsternis.

abend: Und das Licht scheinet in der Finsternis. Dienstag: Geschlossen.

Dienstag: Geschlossen. „Mittwoch und Donnerstag [3 Uhr: Die Ehre,

Donnerstag: Der Kaufmaun von

Mittwoch, Nachmittags 2

0

Donnerstag, Nachmittags 2 ½ Uhr: Was

mäßigten Preisen: Minna von Barn⸗ helm. Abends 7 ½ Uhr: Der Sohn.

Mittwoch und Freitag: Der Sohn. Mittwoch, Nachmittags 2 Uhr: Minna

Donnerstag, Nachmittags 2 ½ Uhr: Der

Kleines Schauspielhaus. (Charlottenburg, Fasanenstraße Nr. 1.) Die Büchse Montag: Der Kirschgarten.

Montag, Mittwoch, Donnerstag und

Freitag: Keine Vorstellung.

2 ½ Uhr: Die Haubenlerche.

Berliner Theater. Sonntag, Nach⸗ Zu ermäßigten Preisen: Die tolle Komteß. Abends 7 Uhr: Sterne, die wieder leuchten. Ovperette in drei Akten (nach einer Idee des Michael Klapp) von Rudolf Bernauer und Rudolph Musik von Walter Kollo. Montag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag und Sonnabend: Sterne, die wieder

Sonnabend, Nachmittags 3 ½ Uhr: Lisl's

Komüdienhaus. Sonntag, Nach⸗ Zu ermäßigten Preisen: 3 ½

Lustspiel in drei Akten von Rudolph Schanzer und Ernst

3 2 Montag, Mittwoch, Donnersag Freitag Montag, Mittwoch, Freitag und Sonn⸗ und Sonnabend: Die tanzende Nymphe

Nachmittags

Theater in der Küniggrätzer Straße. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Zu ermäßigten Preisen: Erdgeist. Abends 8 Uhr: Musik. Sittengemälde in vier Bildern von Frank Wedekind.

Montag, Mittwoch, Freitag und Sonn⸗ abend: Musik.

Dienstag: Geschlossen.

Donnerstag: Rosmersholm. 1

Mittwoch, Nachmittags 3 Uhr: Die fünf Frankfurter.

Donnerstag, Nachmittags 3 Uhr: Erd⸗ geist.

172 Ihr- vhlt.

Die Höllenfahrt

118.

Uhr: Zu er⸗ Konzert.

3 Dienstag: Mittwoch:

Sonnabend:

feld. Mittwoch,

und Liebe.

———

Volksbühne. (Theater am Bülolvw⸗ platz.) Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Vorstellung für den Verband der Freien Volksbühnen: Komödie der Liebe. Abends 76 Uhr: Die armseligen Besenbinder.

Volksfeind.

Freitag, N. Fell.

Theater Zoologischer

Dienstag: Keine Vorstellung.

Mittwoch, Donnerstag und Sonnabend: Wilhelm Tell.

Freitag: Die armseligen Besen⸗ binder.

Mittwoch, Donnerstag und Freitag, Nachmittags 3 Uhr: Komödie der Liebe.

mäßigten

der Pan⸗ prinzessin.

Nachmittags lustige Wit

Dienstag: Dentsches Opernhaus. lottenbung, Bismarck⸗Straße 34 37. Direktion: Georg Hartmann.) Sonntag Nachmittags 2 ½ Uhr: Zu ermäßigten Preisen: Fidelio. Abends 7 Uhr:

Freitag 4 Uhr: brödel.

Zu e

Die Fledermaus. Montag: Oberon. Dienstag: Geschlossen. Mittwoch: Lohengrin. Donnerstag: Tannhäuser und der Säungerkrieg auf Wartburg. Freitag: Oberon. Sonnabend: Die toten Augen. Mittwoch und Donnerstag, Nachmittags 2 ½ Uhr: Martha.

Theuter Sonntag, N

Abends 7 mädel). Nachmittags Dienstag: Mittwoch: baron.

Komische Oper. (An der Weiden⸗ Jsbaron dammer Brücke.) Sonntag, Nachmittags Uhr: Zu ermäßigten Preisen: Schwarzwaldmädel Abends 7 ½ Uhr: Schwarzwaldmädel. Operette in drei! Akien von August Neidhart. Musik Holle. von Leon Jessel.

Montag und folgende Tage: Schwarz⸗ waldmädel.

Dienstag: Geschlossen.

Mittwoch,

Uhr: Die 3 ½ Uhr:

Thaliath

3 ½ Uhr: Schwarzwaldmädel.

Schillertheater. Charlottenburg. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Zu er⸗ mäßigten Preisen: Hans Sonnenstößers

Pfarrer von Kirchfeld. Volksstück in fünf Akten von Ludwig Anzengruber. Montag, Donnerstag und Freitag: Das

Sonnabend: Der Pfarrer von Kirch⸗

Donnerstag,

Sonntag, Nachmittags 34½ Preisen:

lustige Witwe.

von Viktor L

von Franz Lehaͤr. Montag und folgende

Nittwoch und Donnerstag, Nachmittags (Char⸗ 3. Uhr: Die 1 und Sonnabend, Nachmittags

mäßigten Preisen: Drei alte Schachteln.

Montag: Drei alte Schachteln.

Donnerstag und Sonnabend: Freitag: Eva (Das Fabriksmädel).

onnerstag 8' Drei alte Schachteln. Sonnabend, Nachmittags 3 ½ Uhr: Frau

s Sonntag, Nachmittaas 3 Uhr: Mittwoch und Donnerstag, Nachmittags mäßigten Preisen: Unter der blühenden ¹

Linde. Abends 7.

Wirtschaft. Posse mit Gesang und Tanz in drei Akten von Kurt Kraatz und Georg Okonkowsky.

Montag und folgende Tage: Polnische Wirtschaft.

Dienstag: Geschlossen.

Mittwoch und Donnerstag, Nachmittags 3 Uhr: Unter der blühenden Linde.

Freitag, Nachmittags 3 ¾ Uhr: Rot⸗ käppchen.

Sonnabend, Nachmittags 3 ¾ Uhr: Frau Holle.

Abends 7 ½ Uhr: Der

Geschlossen. Sappho.

1“

Nachmittags 3 Uhr: Kabale Nachmittags 3 Uhr: Ein achmittags 3 Uhr: Wilhelm

Zirkus Busch. Sonntag: 2 große Vorstellungen mit dem ausgezeich⸗ neten Dezember⸗Programm. Nach⸗ mittags 3 ½ Uhr außerdem: Hänfel und Gretel. Abends 7 ½ Uhr zum Schluß: Oberon. Große bhan⸗ tastische Wasserpantomime in fünf Akten nach Wielands Oberon. (Nachmittags hat jeder Erwachsene ein angehöriges Kind auf allen Sitzplätzen frei; jedes weitere Kind zahlt halbe Preise.)

Montag und folgende Tage: Oberon. Außerdem das großartige Zirkus⸗ Programm.

Dienstag: Geschlossen.

Am 1. 2., 3. und 4. Feiertag: Je zwei große Vorstellungen mit dem aus⸗ gezeichneten Weihnachts⸗Programm.

des Westens. (Station: Garten. Kantstraße 12.) Uhr: Zu er⸗ Die Dollar⸗ Abends 7 ½ Uhr: Die Operette in drei Akten bon und Leo Stein. Musik Tage: Die we.

Geschlossen.

Dollarprinzessin.

rmäßigten Preisen: Aschen⸗

am Noͤllendorfplatz. achmittags 3 ½ Uhr: Zu er⸗

Familiennachrichten.

Gestorben: Hr. Oberregierungsrat a. D. Dr. jur. Viktor von Koerber⸗Koerber. rode (Schlachtensee). Hr. Amts⸗ gerichtsrat a. D. Paul von Kamete (Potsdam).

Uhr: Eva (Das Fabriks⸗

Geschlossen. Neu einstudiert: Der Jugx⸗

Der

Verantwortlicher Schriftleiter: Direktor Dr. Tyrol in Charlottenkurg Verantwortlich für den Anzeigenteil:

Geschäftsstelle, Geschäftss 1

Nachmittags 3 ½ Uhr: Eva. und Freitag, Nachmittags Reshansenet . in

Verlag der Geschäftsstelle Mengering in Berlin.

4 und Druck der Norddeutschen Buchdruckerei un Verkagsanstalt, Berlin, Wlhelmstraße 32.

Fünf Beilagen (einschließlich Börsenbeilage).

cater. (Dresdenerstr. 72 73.) Zu er⸗

Uhr: Polnische

Amtliches.

Preußen.

Mihnisterium

vom 8. über Wohlfahrtspflege

1) öffentliche Sammlungen,

Dezember bis 14. Dezember 191 während des Krieges genehmigte

des Innern.

8 auf Grund der Bundesratsverordnung vom 15. Februar 1917

2) Vertriebe von Gegenständen.

Name und Wohnort des Unternehmers

Zu fördernder Wohlfahrtszweck

Zeit und Bezirk, in denen das Unternehmen ausgeführt wird

Stelle, an die die Mittel abgeführt werden ollen

1) Sam

Rheinischer Verein für katho⸗ Unterhaltu . ie lische Arbeiterkolonien V ““

Magistrat Charlottenburg Bügunfien der Vereinigung für Kinder Groß Berlins“

2) Vertrieb von Gegenständen.

a. Post

Zugunsten des Vereins

Verein Tagesheime für Soldaten⸗ 1 E. V., Berlin⸗Schöne⸗ erg 8

Zentralkomitee des Preußischen Kriegswohlfahrtszwecke Landesvereins vom Roten Kreuzes Kreuz, Berlin

8

d vesasFrare für Kriegerwaisen, 7. V., Essen

b. Bilder. des

Benagelte Schilde. Fürsorge für Kriegshinterbliebene

lungen. Geldsammlung für die Jahre 1919, 1920 und 1921 bei den katho⸗ lischen Bewohnern der Rhein⸗ provinz. Bis 31. März 1919. Stadtgebiet Charlottenburg. Geldsammlung. (Verlängerung einer bereits er⸗ ilten Erlauß is.)

Der Verein

„Freitische

karten.

Bis 30. Juni 1919. Landespolizei⸗ bezirk Berlin und Provinz Branden⸗ burg Vertrieb von Postkarten.

Roten Rotes Kreuz Bis 30. Juni 1919. Preußen. 1 8 Vertrieb von Bildern durch den Kunsthandel, mittels Werbeschreiben und durch öffentliche Bekannt⸗ machungen. (Verlängerung einer b

reits erteilten Erlaubnis.)

Bis 31. März 1919. Vertrieb von benagelten Schilden an größere Werke, jedoch TT an solche, welche in dem westlich der Elbe belegenen Gebiete Preußens belegen sind.

Jugendspende für Kriegswaisen bezw. Nationalstiftung ür die Hinterblie⸗ enen der im Kriege Gefallenen

Richtamtliches.

ũAKongreß der Delegierten der Arbeiter⸗ und Soldateuräte Deutschlands.

Fünfte Sitzung vom Freitag, dem 20. Dezember 1918.

Die Fbung wird nach ½ 10 Uhr Vormittags vom Vor⸗ sizenden Leinert mit der Mitteilung eröffnet, daß die namentliche Abstimmung über den Antrag Lüdemann, es hinsichtlich der parlamentarischen Ueberwachung der Reichs⸗ leitung bei den Erklärungen von Lsss bewenden zu lassen, die A ben h des Antrages mit gegen 115 Stimmen er⸗ geben hat.

Es ist ein Antrag Geyer eingelaufen, in Anbetracht des Umstandes, daß der Kongreß jede separatislische Bestrebung ab⸗ lehnt, und die Wahlen zur Nationalversammlung schon am 19. Januar stattfinden sollen, Landtagswahlen überhaupt nicht stattfinden zu lassen. Die endgültige Regelung der einzel⸗ staatlichen Verhältnisse sei der Nationalversammlung zu über⸗ lassen, die damit gleichzeitig auch Landesversammlung werde. . Schütz begründet den Antrag: Es gelte, alle Kräfte zur Agitation für die Nationalversammlung zusammenzunehmen, und da würden gleichzeitige einzelstaatliche Wahlen die Agitation nur zersplittern. In der Nationalversammlung werde es jedenfalls in einer Vereinigung der deutschen Staaten kommen.

Kahlmann: Schon aus formellen Gründen kann der Antrag zicht angenommen werden. In mehreren früheren Bundegstaaten haben die Wahlen schon stattgefunden, in anderen sind sie aus⸗ geschrieben. Es ist dringend notwendig, daß die gesetzgebenden Körperschaften dieser Staaten sehr bald an die sachliche Arbeit gehen. Separatistische Bestrebungen befürchte ich nicht. Der Antrag önnte die Folge haben, unsere gestern bereits gefaßten Beschlüsse zu annullieren.

Seeger: Es ist nicht zuletzt das alte Bundesstaatensystem ge⸗ wesen, das Deutschland in seiner Stärke gehemmt hat. (estmmun) Die Reaktion hatte ihren Sitz hauptsächlich in den Einzelstaaten, und deren Politik ist es nicht zuletzt gewesen, die zum Zusammenbruch geführt und die Entwicklung zur Freiheit aufgehalten hat. Wir müssen wenigstens den Schnitt so weit tun, wie es schon 1848 mit er einigen deutschen Republik versucht wurde, sonst würde ja auch rreußen das alte Uebergewicht behalten. Mit dem alten Zustande velisgebrochen werden, wenn wir Deutschland wirtschaftlich und volitisch wieder aufbauen wollen. Rücksicht auf die Wahlen kann nicht maßgebend sein. Gerade das System der Bundesstaaten mit ihrem Separatismus führt zur Auflösfung. Wir dürfen hinter 1848 nicht zurückbleiben. G z„Leinert: Ob der Antrag, der nicht nur die Gefährdung ein⸗ einheitlicher Agitation für die LT“ son⸗

in daruͤber hinaus die Bundesstaaten abschaffen will, dieses Ziel bnf diesem Wege erreichen könnte, lasse ich dahingestellt. „Es haben bereits Wahlen stattgefunden und sozialistische Mehrheiten erzielt; iese können durch einen solchen Beschluß nicht ohne weiteres beseitigt werden. Die Nationalversammlung ist doch loß berufen, dem deutschen Volk eine Verfassung zu geben; sie allein kann entscheiden, ob die Bundesstaaten weiter be⸗ stehen sollen oder nicht. Der Antrag wird, wie ich fürchte, eine ganz sewaltige Agitation bei den bürgerlichen Parteien für die Beibebal⸗ sung der Einzelstagten entfachen, und die ganze Wablagitation für die Nationalversammlung wird dann unter diesem Gesichtspunkt stehen. Ich bitte, auch an das katholische Bayern, an alle Gebiete zu denken, 8. der Klerus vorherrschend ist. Wenn die Agitation nicht zersplittert werden soll, lassen wir lieber die Frage der Bundesstaaten ganz aus Pel⸗ pi würden sonst die Aoakation für die deutsche sozia⸗ depublik nur gefährden. 8

der Antrag wird gegen eine kleine Minderheit ab⸗

nt.

——2

Darauf tritt der Kongreß in die Tagesordnung ein, um über die Sozialisierung des Wirtschaftslebens zu verhandeln.

Referent Hilferding (U. Soz.): Es ist ein tragisches Verhäng⸗ nis, daß wir in einem Augenblick zur Macht gelangen, wo das Erbe, das wir antreten, verwüstet und ruiniert ist. Das macht die Aufgabe der Sozialisierung jetzt zu einer so ungeheuer schwierigen. Sie ist nicht unlösbar dadurch geworden, aber ihre Lösung erfordert viel mehr Zeit, als in einer Blüte der Wirtschaft nötig gewesen wäre. Wir müssen jetzt vor allem unsere Wirtschaft in Gang bringen. Darum müssen wir gewisse Gebiete von vornherein von der Soziali⸗ sierung ausnehmen. Dazu gehören die bäuerliche Produktion in der Landwirtschaft und gewisse Exportindustrien, deren Wiederaufnahme nötig ist, um uns Rohstoffe heranzuschaffen. Dagegen kann die Sozialisierung in den Betrieben einsetzen, wo das Unter⸗ nehmen schon zum Privatmonopol geworden und damit reif für die Sozialisierung geworden ist. Sozialisierung bedeutet nicht einfach die Uebernahme der Betriebe durch die Arbeiter⸗ schaft, 1 sie bedeutet, daß die gesamte Produktion allmählich übergeführt wird in die Verfügungsgewalt der Ge⸗ sellschaft. Dabei muß genau geprüft werden, ob die einzelnen Betriebe dafür reif sind. Der Bergbau ist zunächst dafür reif. Wenn der Staat die Verfügung über Kohle und Eisen erhält, so hat er dem Kapitalismus schon seine wichtigste Machtquelle genommen. Die Sozialisierung kann nicht überall gleichmäßig erfolgen. Während Bergbau und Eisenbahnen zweckmäßig ganz in den Besitz der Gesell⸗ schaft übernommen werden, wird es besser sein, von anderen In⸗ dustrien nur jene Teile zu sozialisieren, die Massenartikel pro⸗ duzieren. Der Gedanke liegt sehr nahe, in erster Linie die Banken zu sozialisieren, aber es würde den Aufbau unserer Wirtschaft sehr gefährden, wenn wir durch eine vollstäͤndige Sozialisierung des Kreditwesens die Gesundung der Industrie stören. Andere Zweige des Bankwesens können leicht von der Gesellschaft übernommen werden, vor allem die Hypothekenbanken. Das Versicherungswesen ist durch⸗ aus gecignet für die Sozialisierung. Bei der Sozia lisierung ist zu prüfen, ob die Betriebe konfisziert oder gegen Entschhädigung über⸗ nommen werden sollen. Die entschädigungslose Konfiskation wäre nur angängig, wenn mit einem Schlage die gesamte Produktion sozialisiert würde. Das aber ist nicht durchführbar. Darum muß der Besitzer entschädigt werden durch eine Staatsrente. Wir können dann durch eine Besitzbesteuerung alles das erreichen, was wir durch eine Konfiskalion nur sehr unvollkommen erreichen würden. Die sozialistische Steuerpolitik will ja nicht wie die alte möglichst große Staatseinnahmen erzielen, sondern in erster Linie eine bessere Besitz⸗ verteilung, einen Ausgleich der Vermögensunterschiede. So ist die Frage: Konfiskation oder Entschädigung?“ für uns keine grundsätzliche, sondern nur eine taktische. Die Bergbau⸗ regale und andere Regalrechte werden selbstverständlich ohne Entschädigung aufgehoben. In die bäuerlichen Betriebsverhäͤltnisse soll nicht eingegriffen werden. Wir erreichen unseren Einfluß doch durch ein Getreidemonopol. Der Großgrundbesitz kann dagegen vom Staat übernommen werden. Der Großbetrieb in der Landwirtschaft kann in gewissen Zweigen bei besseren Arbeitsverhältnissen dem Kleinbetrieb überlegen gestaltet werden. Für die Sozialisierung brauchen wir vor allem Zeit. Eine politische Revolution vollzieht sich rasch und leicht; die Ersetzung einer Wirt⸗ schaftsreform durch eine andere erfordert dagegen sehr viel Zeit. In der Uebergangswirtschaft muß vor allem gearbeitet werden. Die Revolution kann in wirtschaftlicher Beziehung keine Wunder wirken, aber sie hat doch große Umwälzungen auch auf diesem Gebiet ver⸗ ursacht. Für die Uebergangszeit setzte das alte Regime einen Abbau der Löhne und eine längere Arbeitszeit voraus. Tatsächlich haben wir jetzt eine Erhöhung der Löhne und den Achtstundentag. Die Revolution 81 sich nicht auflösen in eine Lohnbewegung, auch nicht in eine

narchie, in eine ungeordnete, produktionzerstörende Bewegung, wo⸗ durch jede Neuorganisation unmöglich wird. Wir müssen die aus dem Klassenstaat übernommene rein materielle Auffassung der Din ge

überwinden. (Beifall.) Ein neuer Geist muß dse Arbeiterschaft in

dieser neuen Zeit erfüllen, das Streben, die ganze Menschheit mit den großen Problemen des Sozialismus zu erfüllen. Wenn Sie einen solchen Zustand vorbereiten wollen, dann müssen Sie nicht fragen: Was bringt mir die Revolution an Lohn? Dann müssen Sie nicht sagen: Heute habe ich besser als gestern gegessen, heute bin ich zufrieden, wenn ich morgen wieder schlechter esse, werde ich wieder unzufrieden sein; sondern Sie müssen sich mit dem neuen Geist erfüllen, denn keine Arbeit wird schwerer sein, als die Arbeit nach unserem Siege. Besitzlos gehen wir hervor aus der kapitalistischen Gesellschaft, wie wir besitzlos in sie eingetreten sind, wir müssen jetzt arbeiten in dem Bewußtsein, daß unsere Arbeit keine Arbeit mehr ist für Fremde, sondern für uns. Die neue Ge⸗ sellschaftsordnung muß allmählich, aber energisch forschreitend auf⸗ gebaut werden. Haben wir den Anfang gemacht, so schließt sich an diesen Anfang ganz von selbst immer Neues an. Haben wir die Reichseisenbahnen, dann haben wir die Lokomotiven und Wagen zu bauen, dann schließt sich an diese die ganze Bauindustrie an, an die schließen sich wieder andere Industrien, und so wächst die sozialistische Produktion beständig. Das Proletariat hat also jetzt zwar energisch darauf zu bestehen, daß sozialistische Arbeit in Angriff genommen und durchgeführt wird, ohne Rücksicht auf Privatinteressen, aber es muß auch eine solche Arbeit sein, in der Sie selbst mitarbeiten in den Betrieben, politisch mitarbeiten und unsere Arbeit sichern. Das wird geschehen, wenn es elingt, in der Nationalversammlung eine sozialistische Mehrheit zu schassen Wir brauchen die Stetigkeit der sozialistischen Regierung, und diese haben wir nur, wenn die Majorität des Volkes hinter 68 steht. Wir sind fest davon überzeugt, daß sie zu gewinnen ist Darum bitte ich Sie, nicht ungeduldig zu werden; alle Sozialisten 18 sich ja einig, daß die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen aufhören muß (lebhafter Beifall).

Ledebour: In bin heute durch einen Katarrh verhindert, mein Referat über die Friedensregelung und deren Einfluß auf den Neu⸗ aufbau der Republik zu erstatten, und bitte, es von der Tagesordnung abzusetzen. Ich komme wohl Ihren eigenen Wünschen entgegen in⸗ sofern als die knappe Zeit der Verhandlungen nicht mehr durch zwei o wichtige Gegenstände beansprucht wird. Ich werde im Kreise meiner Parteigenossen die Frage ausgiebig behandeln.

Uanter Zustimmung der Versammlung erklärt der Vor sitzende Leinert das Referat Ledebour für ahgesetzt.

Mehlich⸗Dortmund: Wir müssen zunächst die Kreise der A gestellten und Unternehmer dafür gewinnen, daß sie in unserem Dienste weiter arbeiten. Ohne sozialistischen Geist werden wir zu einer fruchtbaren Sozialisierung kaum kommen. Notwendig ist zu⸗ nächst eine Steigerung der Produttion. Diese wird aber unmöglich gemacht, wenn, wie im Ruhrrevier die Arbeiter übertriebene Forde⸗ rungen stellen und die ganze Produktion stillgelegt wird. Wenn die Minderheit mit solcher Propaganda fortfährt, dann kommen wir nicht zur Sozialisierung. Die Frage hat heute übrigens nicht mehr so große Bedeutung, weil wir die pro⸗ gressive Einkommen⸗ und Vermögenssteuer so einrichten können, daß Vermögen über eine Million Mark überhaupt nicht mehr vor⸗ kommen. Aus dem Bergregal haben der Herzog von Arenberg und viele andere ungeheure Summen eingesteckt, ohne selbst das mindeste dafür zu leisten. Diese Millionen müssen schon jetzt für das Reich beansprucht werden. Diese Herrschaften dürfen sich nicht mehr auf vorsintflutliche Rechte stützen. Wenn wir in der Wahlagitation Erfolge haben wollen, müssen wir immer wieder darauf hinweisen, daß die Sozialisierung die einzige Rettung aus dem Kriegselend und dem Kriegsjammer ist. Ich stelle einen entsprechenden Antrag. Deutschland wird durch den Sozialismus wieder in die Höhe kommen. (Beifall.)

Berten⸗Düsseldorf: Die Vollsbeauftragten haben den ernsten Willen, die Sozialisierung in Angriff zu nehmen. Aber Hué hat als Mitglied der Sozialisierungskommission erklärt, daß in absehbarer Zeit daran nicht zu denken sei; denn wir würden, wenn wir jetzt die Sozialisierung vornehmen wollten, lediglich die Konkursverwalter des Kapitalismus sein. Derselben Meinung ist auch Kautsty, der auch in der Sozialisierungskommission sitzt. Ueber die Notwendigkeit der Sozialisierung sind wir uns einig, es handelt sich lediglich noch um den Zeitpunkt. Aber wir können Vorbereitungen für die Sozialisierung treffen durch Einrichtung einer Betriebskontrolle. Wenn noch jetzt in Rüstungsbetrieben Granaten hergestellt und an anderer Stelle wieder zerschlagen werden, so ist das eine Ver⸗ schwendung von Rohmaterial, Betriebskraft und Arbeitskraft. Auch für die Sozialisierung der landwirtschaftlichen Großbetriebe können wir Vorbereitungen treffen durch Heranziehung der erforderlichen Kräfte, die für die sozialistische Republik und die Gesamtheit arbeiten. Es muß verhindert werden, daß die Landwirtschaft aus Profitsucht anstatt Lebensmittel Spiritus erzeugt. In der Besitznahme der großen Güter durch die Allgemeinheit würden wir bereits den Anfang der Sozialisierung haben. Damit hängt die Sozialisierung von Grund und Boden zusammen. Ueber die Banken muß zunächst eine Finanz⸗ kontrolle stattfinden, um Vermögensverschleppungen zu verhindern. In der Herstellung einer ungeheuren Menge von Papiergeld durch Provinzen, Kreise und Städte muß Wandel geschaffen werden. Der u muß das Bewußtsein erhalten, daß er für sich selbst arbeitet.

Wenseling: Wir haben es nicht nötig, uns gegen Unter⸗ stellungen einer obstruierenden Minderheit oder von wild gewordenen Besuchern und Besucherinnen auf der Tribüne zu rechtfertigen. Wir würden auf diese Dinge nicht eingegangen sein, wenn es nicht notwendig wäre, Ihnen (zu den Spartakusleuten) zu sagen, ““ sind. (Ruf aus der Spartakusgruppe: Rüpelei sonder⸗ leichen!

8 Schmidthals: Namens der demokratischen Partei stimme ich im allgemeinen den Ausführungen des Referenten zu, aber als landwirt⸗ schaftlicher Unternehmer will ich einiges noch unterstreichen. Das Unternehmertum in Deutschland ist politisch und sozial leider Gottes so rückständig gewesen, daß es sich die stärksten Antipathien im Volke erworben hat. Sowohl in der Industrie wie in der Landwirtschaft herrschte der Herrenstandpunkt vpor. Das hat die Revo⸗ lution grundsätzlich geändert. Die politische Macht ist den Herren vollkommen genommen. Aber die Masse der Bauernschaft denkt ganz anders; in den kleinen Wirtschaften ser⸗ ein unendlicher Wert von wirtschaftlicher Bedeutung und eine Freude am Schaffen, die ich nicht missen möchte An die Stelle der großen Betriebe, in denen der Besitzer selbst nichts tut, sondern nur ge⸗ nießt, müssen kleinere Unternehmungen treten. Den Großgrundhesig müssen wir aufteilen und eine große Menge kleiner Besitzer schaffen, die auf eigener Scholle sitzen und im Interesse des Volkes arbeiten. Ein freies Volk auf freier Scholle! (Beifall, Hände⸗

klatschen.) 8

Volksbeauftragter Barth: Das Niveau des ersten revolutionären Kongresses wird bewiesen durch die Leere des Saales beim Referat Hilferdings. Die Frage der Sozialisierung ist die Frage, deren Lösung darüber entscheidet, ob wir aus dem Chaos herauskommen oder ob wir darin ersaufen. Diese Frage darf nicht in Monaten entschieden, sondern muß sofort, in wenigen Tagen gelöst werden. (Zurufe: Das

ist Demagogie!) Wer solche dummen Zwischenrufe macht, der weiß

nicht, daß es mein Verdienst ist, wenn in Berlin die streikenden Arbeiter

wieder in die Betriebe gegangen sind. Es ist aber unmöglich, die 8. 8