7. September 1915 der Mühlenbetrieb einschließlich
des Handels mit Müllereierzeugnissen untersagt
worden. — Die Gebühren für die öffentliche Bekanntmachung hat
Döring zu tragen. 1“ Greifenberg i. Pom., den 8. Februar 1919.
Der Vorsitzende des Kreizausschusses. von Tb adden. F
Nichtamtliches.
Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 12. Februar 19r9.
Der Oberste Kriegsrat der Alliierten hat der deut⸗ schen Obersten I am 10. Februar in Spaa mitteilen lassen, daß er von ihr eine Bestandsangabe über das zurzeit in Deutschland vorrätige oder in den Fabriken in Arbeit befindliche Kriegematerial verlange, inebesondere über die Zahl der vorhandenen Maschinengewehre, der schmeren und leichten Geschütze, der Fluozeugmotoren und der Seeflugzeuge. Er be⸗ gründete diese Forderung mit der Haltung der deusschen Obersten Heeresleitung in der Polenfrage und mit der Notwendigkeit, die Bedingungen zur Verlängerung des Waffenstillstandes fest⸗ zusetzen.
Dem Sitzungsbericht der Waffenstillstands⸗ kommission in Spaa vom 10. Februar entnimmt „Wolffs Telegraphenbüro“ folgende Mitteilungen: .
Der englische Vertreter kündigte an, daß der Dampfer „Fel d⸗
marschall“ mit 27 Offizieren, 88 Soldaten, 19 Zivilisten, 106 Frauen und 99 Kindern an Bord aus Deutsch Ostafrika wahr⸗ scheinlich am 4. März in Rotterdam eintreffen werde. Eine nament⸗ liche Liste der heimkehrenden Deutschen wurde bisbher nicht übermittelt.
Die in der heutigen Sitzung dem General Nudant überreichte Antwortnote der deutschen Regierung zur Polenfrage, deren Inhalt bereits mitgeteilt wurde, nahm Nudant mit dem Be⸗ merken entgegen, er werde die Note, die den alliierten Standpunkt zu dieser Frage kategorisch ablehne, sofort dem Interalliierten Obersten Kriegsrat zustellen. “
Der Vertreter der deutschen Regierung erhob in einer Note dogegen Einspruch, daß in der offiziellen Bekanntmachung für das Unter⸗-Elsaß vom 1. Januar im Text des Waffenstillstandsvertrages ünter Abweichung vom eigentlichen Wortlaut des Abkommens Elsaß⸗ Lothringen als ein von den deutichen Truppen besetzt gewesenes, also nicht zu Deutschland gehöriges Gebiet bezeichnet wurde. Der Vertreter der deutschen Regicrung betonte, daß ein Versehen aus⸗ geschlossen sei. Es handle sich offenbar um einen Versuch, die Be⸗ völkerung Elsaß⸗Lothringens übet die Stellung der deutschen Re⸗ gierung zur ellaß⸗lothringischen Frage irrezuführen. Nudant erklärte, er werde die Protestnote seiner Reglerung übermitteln.
Der belgische Vertreter teilte mit, daß die in Antwerpen beim deutschen Rückzug zurückgelossenen deutschen Schiffe owie das dort liegende deutsche Hafenmaterial an Deutsch⸗ land zurückgegeben werden würden. Die Schiffe und das Material könnten in Antwerpen selbst in Empfang genommen werden.
Die Allrierten wurden deutscherseris gebeten, den Städten Cöln und Aachen durch die Einfuhr der in Holland überflüssigen
Lebensmittel die Möglichkeit zu geben, ihre schlechte Er⸗
näaͤhrungbslage zu verbessern. 8
†
.
Um die sachliche Vorbereitung der Verhandlungen über die Verlängerung des Waffenstillstands⸗ abkommens in Trier zu verei heitlichen und zu be⸗ chleunigen, hatte der Vorsitzende der Deutschen Waffenstill⸗ sta dskommission die Vertreter sämtlicher Reichsnellen zur Gelten machung ihrer Wünsche am 10. Februor in die Räume der Waffenstillstondskommission Berlin zu einer Beprechung eingesaden. In Abwesenheit des Staatssekretäre Erzberger. der noch in Weimar weilt. leitete der Kapitän zur See Vanselow die Sitzung. Wie „Wolffs Telegraphenbüro“ mitteilt, ergab die sehr eingehende und lebhafte Aussprache, an der sich alle anwesenden Vertreter beteiligten, eine Reihe wertvoller An⸗ regungen auf den verschiedensten Gebieten und hat dadurch die Vorarbeiten für Trier und das Zusammenwirken der beteiligten Ressorts wesentlich gefördert.
Die Veröffentlichung der Waffenstillstandskommission über das am 8. Februar in Spaa unterzeichnete Lebensmittel⸗ abkommen hatte hervorgehoben:
Die Erfüllung des ganzen Abkommens ist von den Vertretern der alltierten Regierungen ausdrücklich abhängig gemacht worden von der Annahme und von der Ausführung der Bedingungen, die sie uns betreffs der Abgabe der Handelsflotte auferlegt haben und noch auf⸗ rlegen wollen. Daraus ergibt sich, daß selbst bei Annahme der Be⸗ ingungen eine Sicherheit für den regelmäßigen Eingang der von uns erlangten Lebensmittellieferungen nicht besteht.
Inzwischen ist der Bericht über die Verhandlungen der henfolls in Spaa tagenden Unterkommission für die Er⸗ ediaung des Schffahrtsabkommens eingelaufen. Wie „Wolffs
elegropher büro“ mitteilt, ergibt sich aus ihm, daß die ntente ihre Bedingungen weiter verschärft, so daß sich bis jetzt keine Einiaung hat erzielen lassen. Die münd⸗ ichen Verhandlungen sind zunächst abgebrochen worden. Unter iesen Umständen bieiben die Aussichten für unsere Lebensmittelversorgung, wie vorgestern bereits fest⸗ eftellt, nach wie vor höchst unsicher.
Aus den Berichten der Dentschen Waffenstillstands⸗
kommission geht hervor, daß unsere Unterhändler fast in jeder Sitzung mit der Entente schärfsten Einspruch gegen feind⸗ liche Uebergriffe am Eigentum und an der persön⸗ lichen Unversehrtheit unsererlinksrheinischen Lands⸗ leute erbeben müssen. Wie „Wolffs Telearaphenbüro“ hört, 38 sich taisächlich eine Reihe unserer linksrheinischen Lands⸗ eute wegen gewaltsamer Uebergriffe der Entente an den Reichskommissar zur Erörterung von Gewalttätigkeiten gegen deulsche Zivilpersonen in Feindesland (Berlin W, Potsdamer Straße 38) gewandt. Es fragt sich, ob dessen Zuständigkeit nicht auch auf die Gewalttaten des Feindes im deutschen Ge⸗ biet auszudehnen sein würde. 8 “ 8 Unter den Elsaß⸗Lothringern, die ihre Heimat vor der fronzosischen Besetzung verlassen und sich nach Alt⸗Deutsch⸗ land begeben haben, herrscht noch verschiedentlich Zweifel darüber, wer von ihnen berechtiat ist, zur Oednung persoͤalicher Angelegenheiten nach Elsaß⸗Lothringen zurückzukehren und an melche Stelle dementsprechende Gesuche gerichtet werden müssen. Es wird daher nochmals auf folgende Bestimmung hingewiesen:
Alle aus Elsaß⸗Lothringen vor der frangofischee Besetzung aus⸗ gewanderten Elsaß⸗Lothringer, mit Ausnahme der aktiven und demobilisierten Militärpersonen, haben etwaige Einreisegesuche jur Ordnung ihrer Angelegenheiten in Elsaß⸗Lorhringen, zur Abholung ihrer Familien oder ihres Besitzes sowie zu anderen Zwecken an die Deutsche Waffenstillstandskommission, Berlin W. 9 (Budapester⸗ straße 14). zu richten. b 1
Für im aktiven Heeresdienst stehende oder demobilisierte Elsaß⸗ Lothringer, die früher in Elsaß⸗Lothringen ansässig waren, ist es, sofern sie nicht französischer Abstammung sind, zwecklos, derartige Geluche einzureichen, da die französischen Bebörden ihnen das Recht zum Betreten elsaß⸗lothringischen Bodens verweigern.
Ueber die militärische Lage im Osten liegen folgende Meldungen des „Wolffschen Telegraphenbüros“ vom 11. Fe⸗ bruar vor: 1.
A.⸗O.⸗K. Nord: Bei Kepdanvy und Nieiszdany erfolgreiche Gefechte. Bei Jesno, südlich Kowno, erfolgreiches Gefecht einer litauischen Abteilung mit Bolschewisten. —
5. A.⸗K.: Ein femdlicher Angriff auf Laczyn wurde abgewiesen.
6. A.⸗K.: Nach Gefangenenaussagen hat der Gegner seine Gegenangriffe zur Wiedereinnahme des Ortes Zduny mit mindestens drei Bataillonen geführt. Trotzdem blieb der Ort in unserer Hand.
Weiter wird gemeldet:⸗
Den Schutz der Stadt Nakel, die unter schwerem Artilleriefeuer liegt, hat das Freiwilligenkorps Brüssow übernommen, das am 5. Februar Berlin verlassen hat. Das Korps sichert augenblicklich die Stadt und die umliegenden Ortschaften und steht in engster Fühlung mit dem Feinde, der über gut ausgebildete, wohldisziplinierte Infanterie⸗ truppen verfügt. Einschläge der polnischen Artillerie er⸗ folgen hauptsächlich am Bahnhof und auf dem Markiplatz, doch erwi ert die Artillerie des Freikorps ununterbrochen das Feuer. Augenblicklich muß man mit einem kräftigen Vorstoß der Polen rechnen; die Ostbahnlinte ist auf das Schwerste bedroht, wenn es den Polen gelingt, Nakel einzunehmen. Das Verhalten der Polen selbst Verwundeten gegenüber ist von viehischer Robeit. In einem Gefecht bei Rosko, welches bei dem Freiwilligenkorps Brüssow über hundert Mann Verluste forderte, haben die Polen selbst Kranken⸗ träger und Verwundete in bestialischer Weise niedergemacht.
saach einer Meldung des „Wolssschen “ aus Münster hat das Generalkommando des 7. A.⸗K. gestern den Korpssoldatenrat aufgehoben, da er in wichtigen und grundlegenden Fragen, z. B. Anwerbung von Freiwilligen, Entlassung des Jahrgangs 99, offen gegen die Regierung arbeitete und die Verhandlungen mit ihm über diese Punkte keine Ergebnisse haten. Die Neuwahl eines Korpssoldatenrats ist in die Wege geleitet, ein vorläufiger Korpssoldatenrat ist in Tätigkeit geblieben.
Braunschweig.
In der gestrigen Sitzung der Landesversammlung wurde, wie „Wolffe Telegraphenbüro“ berichtet, gegen die Stimmen der Unabhängigen ein Antrag angenommen, der von der Landesregierung fordert, die Bildung eines Nord⸗ westdeutschen Freistaates nicht mehr zu fördern, vielmehr in Verbindung mit einem freien Ausschuß des Landtags die Bildung eines Freistoates Niedersachsen anzubahnen, der mindestens noch ganz Hannover umfaessen soll. Reichsgesetzliche Bestimmungen sollen dabei beachtet werden.
—-Der Kongreß zur Gründung einer West⸗ deutschen Republik fand gestern vormittag nach zwei⸗ tägiger Tagung seinen Abschwuß Wie das Braunschweigische Amteblart berichtet, entspricht das Ergebnis des zweiten Kongresses den E wartungen. Die Grundtagen für eine Wst⸗ deutsche Repuhlik seien demnach gelegt. Die Aussprache brachte mit wenigen Ausnahmen das vohle Emverständnis mit dem Zusammenschluß der wesltdeutschen Gebiete zu einer einheitlichen Phalanx gegen die „Konterrevolution“ und zu einer Macht für die Durchführung der sozialen Revolution zum Ausdruck. Die Arbeitermassen seien entschlossen, den Kampf um die Er⸗ rungenschaften der Revolution bis zum äußersten zu und im Notfalle den wirtschaftlichen Kampf in den schär sten Formen aufzunehmen. Der Kongreß beschloß, eine Zentral⸗ sielle in Hagen zu errichten für die Zusammenfassung der A.⸗ und S.⸗Räte Westdeutschlands und zunächn drei Kommissariate zu bilden welche die gemeinschaftlichen Fragen zu erledigen und ins besondere auch die Errichtung einer Volkswehr sofort in die Wege zu leiten haben. Nach Beendigung der Vor⸗ arbeiten durch die Kommissariate wird ein neuer Kongreß stattfinden. 1 “ “ Hamburg. “
Die Unsicherbeit in Hamburg hat einen beträcht⸗ lichen Umfang angevommen. Die von Bewaffneten während der Nachtzeit veranstalteten Raubzüge mehren sich. Um diesem Zustande ein Ende zu bereiten, veröffentlicht der Siebener⸗ ausschuß des Obersten Soldatenrats Bekanntmachungen, in denen darauf hingewiesen wird, daß den Anordnungen der Sicherheite mannschaften Folge zu leisten ist, daß Plünderer auf der Stelle erschossen werden und daß ein Verbot des Waffenbesitzes besteht. Der Siebenerausschuß, dem die Verantwortlichkeit für die Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit übertragen ist, macht ausdrücklich darauf aufmerk⸗ sam, daß alle Gerüchte, wonach die Errungenschaften der Re⸗ volution in Gefahr seien, böswillige Erfindungen sind, und weist darauf hin, daß alle, welche Waffen im Hause halten, sich strengster Bestrafung aussetzen. Die Truppen und Sicher⸗ heitsmannschaften würden entschlossen und rücksichtslos für Wiederherstellung geordneter Verhältnisse in Groß Hamburg sorgen. Die für die wilde Bewaffnung verantwortlichen Rädels⸗ führer würden unnachsichtlich zur Rechenschaft gezogen werden. Bis zur restlosen Durchführung der Waffenablieferung ist der Alarmzustand verhängt.
— In der gestrigen gemeinsamen Sitzung des Arbeiter⸗ und Soldatenrats wurde die Verordnung, betreffend die Neuwahlen der Bürgerschaft, mit einigen redaktionellen Aenderungen angenommen, durch die die Neuwahl um acht Tage früher gelegt wird. Danach finden die Wahlen bereits am 16. März und nicht am 23. März statt.
88 8 Bremen.
Noch einer Meldung des „Wolffschen Telegraphenbüros“ ist der Masor von Engelbrechts vom Infanteriereaiment 75 zum Stadtkommandanten ernannt worden. Die Bremische Kommandantur wird im Einverständnis mit der provisorischen Regierung eingerichtet; ihr sind alle Garnisontruppen und sämtliche Garnisoneimichtungen unterstellt.
8
Das Parlament ist gestern vom König persönlich mit einer Thronrede eröffnet worden, in der er dem „Reuter⸗ schen Büro“ zufo’ge zunächst von dem Zusammenbruch Deutsch⸗ sfands und von der Notwendigkeit sprach, eine angemessene Armee im Felde zu belassen, um die vollen Früchte des Sieges zu ernten, und mitteilte, daß die Konferenz in Paris gute Fortschritte mache. Nach Erwähnung seines Besuches in Frank⸗ reich und desjenigen Wilsons in England erklärte der König, daß ihn die Lage in Icland mit großer Besorgnis erfülle, aber die Hoffnung auf eine Regelung bestehe, die von Dauer sei. Der König verlangte sodann weitere Mittel, um die durch den Krieg verursachten dauernden Unkosten und die neuen Ausgaben für den Wiederaufbau zu decken und kam auf die Bestre⸗ bungen zur Erzielung einer festeren sozialen Ordnung im Lande zu sprechen. Wir dürfen vor keinem Opfer zurückschrecken, um die unverdiente Armut auszurotten und die Arbeitslosigkeit zu vermindern und die Volksgesundheit zu verbessern. Die Erreichung dieses Zieles wird durch Gewalt oder Unruhen notwendigerweise verzögert.“ Die Rede kündigt die Errichtung von Ministerien für die öffentliche Gesund⸗ heit und für die Verkehrsmittel an, ferner die rasche Vermehrung der Werknätten, das Verbot des Verkaufs ein⸗ geführter ausländischer Waren unter dem in dem Lande, aus dem sie kommen, üblichen Preise, die Ansiedlung von Soldaten und die Förderung der Aufforstung. Der König ersuchte das Parlament, die industriellen Fragen ernstlich in Erwägung zu ziehen und keine Anstrengungen und Opfer zu sparen, um die jetzige Ruhelosigkeit zu heilen sowie dem industriellen Leben des Landes einen glücklicheren harmonischeren Geist einzuflößen. Weiter sagte der König: „Um den Weltfrieden zu sichern, muß eine ausreichende Armee im Frieden erhalten werden, und die Vorschläge, die notwendig sein werden, um die nöligen Streitkräfte zu bekommen, werden Ihnen im gegebenen Augen⸗ blick unterbreitet werden. Ich erwarte, daß die Friedens⸗ präliminarien unterzeichnet werden, ehe die Session noch sehr weit vorgeschritten ist. Ich freue mich namentlich darüber, daß die in der Konferenz versammelten Mächte sich darüber geeinigt haben, das Prinzip des Völkerbundes anzu⸗ nehmen, denn dieser Weg bietet die einzige Hoffnung dassr, daß die Menschheit vor einer Wiederholung der Ursachen des Krieges bewahrt wird.“
Bei der Adreßdebatte im Unterhause sprach der Premierminister Lloyd George über die Friedens⸗ konferenz und sagte: 1
Es seien viele schwierige und beikle Fragen zu erörtern, aber bisher wären bei dem Bestreben, zu einer Uebereinkunft zu kommen, in den meisten dieser Fragen Fortschritte gemacht worden, die die optimistischsten Erwartungen erreichten und sogar überträfen.
Frankreich.
Nach amtlichen Havasmetdungen beschäftigte sich der Oberste Kriegsrat am Sonnabendnachmittag zunächst mit den Bedingungen für die Erneuerung des Waffenstill⸗ standes. Der Minister Klotz machte darauf Mitteilung von einem im Jahre 1916 vom Großen deutschen Generalstab veröffentlichten Werk, das angeblich beweise, daß die in den industriellen Werken Frankte schs angerichteten Vermwüstungen systematisch und mit Vorbedacht ausgeführt worden seien. Kiotz wies sodann auf die für Deutschland vorteilhafte Rück⸗ wirkung hin, welche die Vernichtung gewisser französischer Industriezweige haben würde.
Der Ausschuß für internationales Arbeiter⸗ recht, der am Sonnabend unter dem Vorsitz von Samuel Gompers zusammentrat, hat die Bearbeitung des von der englischen Vertretung vorgelegten Vertragsentwurfes wieder aufgenommen und beschlossen, daß die allgemeine Tagung für Arbeiterfragen von jeder Nation durch Vertreter der Re⸗ 1 der Arbeitgeber⸗ und Arbeiterverbände beschickt werden soll.
Der Ausschuß für internationale Verwaltung von Häfen, Wasserstraßen und Eisenbahnen fand in seiner Sonnabendsitzung zwei Anträge vor, einen der englischen Vertretung, betreffend die Freiheit des inneren Handelsverkehrs, den anderen von der französischen Vertretung, betreffend die Prüfung der Frage internationaler Verwaltung von Verkehrs⸗ wegen und Bestimmung von Flüssen und Eisenbahnen, welche einer solchen Verwaltung unterstellt werden sollen. Nach Mei⸗ nungsaustausch unter den Ausschußmitgliedern wurde die Einsetzung zweier Unterausschüsse bechlossen, des eirnen von 10 Mitgliedern zur Behandlung allgemeiner Fragen wegen der Freiheit des inneren Verkehrs, des anderen von 9 Mit⸗ gliedern zur Prüfung der Fragen, betreffend internationale Verwaltung von Wasserstraßen und Eisenbahnen.
Der am Montag vormittag unter dem Vorsitz von Klotz zusammengetretene Ausschuß für Wiedergutmachungen ernannte die verschiedenen Mitglieder für die Unterkon missionen und begann die Erörterung der Grundsätze, auf denen das Recht auf Wiedergutmachungen beruht, sowie die Prüfung der von den verschiedenen Delegationen vorgelegten Denk⸗ schriften. Hughes setzte die moralischen und juristischen Er⸗ wägungen auseir “ aus deren Geist die englische Denkschrift ervorgegangen ist.
8 es 1en⸗ vormittag im Hotel Crillon abgehaltene achte Sitzung des Ausschusses für den Völkerbund war der Abweisung einer Anzahl eingebrachter Abänderungsanträge zum Entwurf gewidmet. Nachdem sich bei der Erörterung die An⸗ sicht der Anwesenden gezeigt hatte, wurden die verschiedenen Anträge an den Ausschuß zur Ausarbeitung des Entwurfs ver⸗ wiesen. Dieser Ausschuß setzt sich zusammen aus Lavanaue, Lord Robert Cecil, Venizelos und Vestnich. Zwei neue Artikel wurden dem Entwurf angefügt. Die Kommission hält Donners⸗ tag eine neue Sitzung ab, wobei der Entwurf in zweiter Lesung behandelt werden wird. 2
Am Nachmittag kamen der Präsident der Ver⸗ einigten Staaten und die Vertreter der alliierien und assoziierten Mächte am Quai d’'Orsay zusammen. Die belgische Delegation, bestehend aus Hymann, van den Heuvel und Vandervelde, trug die verschiedenen Forderungen Belgiens vor. 3 88 Amerika. Nach einer Reutermeldung ist die Bewilligung des Frauenstimmrechts durch Abänderungsantrag zur Bundes⸗ verfassung vom amerikanischen GSenat wieder verworfen worden. n
— Das amerikantsche Repräsentantenhaus beywilligte gestern vor der Erörterung des neuen Marineprogramms 269 Millionen Dollars als Ergänzungskredit für das erste
Bauprogramm, das 1916 angenommen wurde. Der Ver⸗
einheit gefährdenden Ansprüche auf einzelstaatliche Hoheitsrechte
Ubermittlung einer beschlossen. Ebenso liegt von den württembergischen Handelskammern
such der demokratischen Jührer, das neue dreijährige Panprogramm an die gagenwärtige Kreditvorlage anzu⸗ fügen, ohne über die Verwendung der Summe Einzel⸗ heiten zu geben, führte zu einer lebhaften Erörterung,. Mehrere Republikaner bekämpften die Maßnahme energisch. Der Abgeardnete Currie sagte, der Präsident und die Nation wüßten, daß ein Krieg mit England nicht im Bereiche der Mözlichkeit läge. Er könne daher nicht begreifen, warum die Regierung eine Flotte haben wolle, die es mit jeder anderen aufnehmen könne. Andere Republikaner meinten, der Präsident habe das Programm vorgeschlagen, um „mehr Autorität am Verhandlungstisch zu hahen“. Der Vorsitzende des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten, Padgett, brachte einen Abänderungsantrag ein, der eine provisorische Geldbewilligung vorsieht, so daß mit dem Bau begonnen werden kann. Die Entscheidung ist für morgen zu erwarten.
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11.1““ “ I “ “ B1 8 Der Korrespondent der „Canadian Preß“ meldet aus Wladtwostok, daß die Regierung in Omslt ein Anerbielen Japans angenommen habe, Leute und Geld zur Bekämpfung der bolschewistischen Gefahr zu schicken, wogegen die Japaner Sicherheit in Konzessionen von Eisen⸗ und Kohlenbergwerken des Amurbezirks e hielten.
Deutsche Nationalversammlung zu Weimar.
Sitzung vom Dienstag, dem 11. Februar 1919, 1 Nachmittage 3 Uhr. 1
(Bericht von Wolffs Telegraphenbüro.) 1 G
An den Tischen für die Reichsregierung und die Vertreter der Einzelregierungen: die Volksbeauftragten Ebert, Scheide⸗ mann, Landsberg und Noske, die Staatssekretäre Dr. von Krause, Erzberger, Schiffer, Bauer und Tr. Preuß, die preußischen Minister Hirsch und Dr. Südekum u. ag.
Präsident Dr. David eröffnet die Sitzung um 3 Uhr 20 Minuten.
An Stelle des Abg. Saenger ist für den 24. Wahlkreis 5 8b9. Mauerer (Soz.) in die Nationalversammlung ein⸗ getreten.
Von den rheinischen Abgeordneten ist ein Antrag auf Schaffung besser⸗r Zugverbindungen mit den Rheinlanden ein⸗
vehe Der Präsident wird das Erforderliche sofort ver⸗ anlassen.
Schriftführer Dr. Pfeiffer verliest eine große Anzahl weitere Eir läufe, Adressen und Kundgebungen an die deutsche Nationalversammlung:
Der Zentralrat der deutschen fozialistischen Republik, gez. Max Cohen, übersendet die bekannte Resolution, die die Notwendigteit der Umgestaltung Deutschlands zum Einheitsstaat und die Zurückweisung der neuerdings seitens der Einzelstaaten erhobenen starken, die Reichs⸗
sowie die Eingliederung der Arbeiter⸗ und Soldatenräte in die Reichäffeheh. zum Gegenstande hat. Der akademische Senat der Universität Wien tritt in einer Kundgebung vom 4 Februar dafür tin daß auf Grund des Selbstbestimmungsrechts der Völker Deutsch⸗ Oesterreich nicht länger von der Gesamtheit des deutschen Volkes getrennt bleiben kann. „Eine Kundgebung der verfassunggebenden Landes⸗ versammlung für Württemberg vom 1. Februar gibt der Emyörung über die grausame Behandlung Deutschlands bei den Waffenstillstands⸗ verhandlungen und gleichzeitig dem Vertrauen Ausdruck, daß der end⸗ zültige Friede nur auf der Grundlage der Wilsonschen 14 Purkte abgeschlossen werden wird. Der Gau Böhmer⸗ wald enthietet der Nationalversammlung brüderlichen Gruß. Die Stadtgemeinde Krems an der Donau macht Mit⸗ teilung von einer am 9. Februar abgehaltenen, aus allen deutschen Kreisen zahlreich besuchten öffentlichen Versammlung, die dem Wunsche baldigsten P.acahg an das republikanische Großdeutschland Ausdruck gegeben hat. Desgleichen liegt eine Kund⸗ gebung aus Innsbruck namens des deutschen Gebiets im ve ese Süd⸗ tirol vor. Die Vorstände der Verbände der kaufmännischen Angestellten Deutschlands und der organisierten deutschen An⸗ gestellten überhaupt haben unterm 9. Februar in Berlin die Adresse an die Nationalversammlung
eine Kundgebung aus Stuttgart vor. Sämtliche Adressen und Kund⸗ gehungen werden von der Nationalversammlung mit lebhaftem Bei⸗ fall aufgenommen. Aus Hamburg ist von den Vertretern der unab⸗ hängigen Arbeiter⸗ und Soldatenräte in Hamburg eine Zuschrift ein⸗ egangen, die darüber lebhafte Beschwerde führt, daß trotz der in damburg herrschenden Ruhe fortgesetzt und planmäßig weitere Lügennachrichten über die Zustände in Hamburg verbreitet werden; besonders schamlos verfühten in dieser Beziehung die „Politisch⸗ Parlamentarischen Nachrichten“ (Heiterkeit). Es wird eine sofortige Untersuchung dieser kontrerevolutionären. Umtriebe“ verlangt kerneute Heiterkeit; Ruf bei den Soz.: Schöne Gesellschaft!¹). Darauf tritt das Haus in die Tagesordnung ein: Wahl
des Reichspräsidenten. Die Wahl wird durch Stimm⸗ zettel vollzogen. b
räsident Dr. Dapid: Meine Damen und Herren! Das Resultat der Wahl ist folgendes: Abgegeben sind 379 Zettel, davon waren ungültig (weiß) 51, es bleiben also gültige Stimmen 328. Die absolute Mehrheit davon ist 165. Es haben gültige Stimmen erhalten: Ebert 277, Graf von Posadowsky 49, Scheidemann 1, Erzberger 1 Heiterkeit). Der Herr Abgeordnete und bisherige Volks⸗ beauftragte Fritz Chert ist somit zum Präsidenten des Deutschen Reiches gewählt. (Beifall. Zuruf bei den U. Soz. Friedrich der Einzige!) Ich richte die Frage an ihn ob er die Wahl annimmt.
Volksbeauftragter Ebert: Herr Präsibent, ich nehme die Wahl zum Reichepräfidenten mit Dank an. (Lebhafter Beifall.)
Präsident Dr. David: Meine Damen und Herren! Zum ersten Mal hat sich das deutsche Volk ein Oberhaupt aus freier Selbstbestimmung gegeben. Der neue Reichspräsident ist gewählt von der großen Mehrheit des deutschen Volkes. (Beifall.) Die einzige Huelle seines Rechts ist der Wille des Volkes. 1 ei⸗ fall.) Auf ihm allein beruht die Macht und die Würbe seiner Stellung. Somit hat das Reich zum ersten Mal ein Oberhaupt, das nach der Art seiner Berufung berechtigt ist, im Namen des deutschen Volkes zu sprechen und zu handeln. (Beifall.) Ver⸗ chwunden ist der Vormund aus ererbtem Recht. An seiner Stelle teht der selbstgewählte “ Daß der neue Reichspräsident das
teuer des Staatsschiffes zu führen versteht, hat er in den Monaten des stärksten inner⸗ und BEV Sturmes bewiesen. Es war wahrlich kein leichtes Erbe, das derr Ebert am 9. November beim Rücktritt des Prinzen Max von Baden antrat. (Sehr wahr!) Selten wohl in der Welt⸗ geschichte ist einer Staatsleitung eine schwerere Aufgabe zugefallen. (Zustimmung.) Man vergegenwärtige sich jenen Zusammenbruch des alten Systems gleichzeitig draußen und im Innern, die völlige Nieder⸗ lage nach vierfährigem Kriege, in all den Gefahren und Schrecken, in all den Zerrüttungen und Wirrnissen, die das zur Folge haben mußte, vnd dazu die innere Gefahr, daß die in den Novembertagen fast ohne
(Unruhe bei den U. Soz.) In dieser gefahrschwangeren Stunde, in dieser ickjalostunde des dentschen Polls trat Güͤbert an die Stelle. Daß die deutsche Revolution nicht dem —1. der ru gefolgt ist, daß sie nicht, wie dert, in ein blutiges Ghaos, zur volligen Auflösung pon Recht und Ordnung geführt dat (große Unrube dei den U. Sos., daß sie nicht zur Zerrüttung alles politischen und wirtschastlichen Lebens gefuhrt hat, das ist zum großen Teil das Verdienst des Mannes den Eie hrute an die Spige des Reichs berufen haben. g. So darf das deutsche Polt das Ver⸗ trauen haben, daß es der bewährten politischen Klugheit, Naskraft und Willensfestigkeit des an die erste Stelle berufenen Mannes ge⸗ lingt, auch weiterhin die junge Freihett zu schützen vor allen Ge⸗ fahren, die kommen von rechts oder von lints. (Unrube b. d. U. So., lebhafter Beifall b. b. Mehrheit.) Müge das deutsche Volk dessen ber eesüg. daß der neue Reichsprafident jedem Versuch, an Stelle des Willens der Volksmehrheit die gewaltätige Dittatur einer Minderheit zu setzen, mit aller Macht entgegeutreten wird. (Lebhafter Beifall b. d. Mehrheit, vereinzelte Zwischenruse den U. Soz.) Die Demokratie wird in ihm einen starken Port haben. (Beifall.) So möge denn die Botschaft hinaugdringen in die deutschen Lande: ein voftsgewählter Führer ist an bie Spitze des Reichs getreten, ein Mann, durchglüht von der Liebe zum deutschen Volke (Beifall), ein Mann voll tiefen Verständnisses für seine Nöte und Sorgen. für seine Wünsche und Hoffnungen, ein Mann, erfüllt von starkem Willen, seiner Mission gerecht zu werden, die Freiheit zu häten und den Frieden zu schaffen im Innern wie nach außen. Die National⸗ versammlung begrüßt den Präsidenten des Deutschen Reiches und jetzt ihn in seine hoben Rechte ein. Möge er sie wahrnehmen im Geiste dieser Versammlung, der Versammlung der freigewählten Vertreter des treien deutschen Veltes. (Stürmischer Beifall und Häändeklatschen im Saale und auf den Tribhünen.)
Reichspräsident Ebert: Zunächst danke ich für die sreundlichen Worte Ihres Herrn Präsidenten. Ihr Vertrauen ist meine größte Ehre. Der Ruf, den Sie soeben an mich richteten, ist ein Ruf der Pflicht. Ich folge ihm in dem Bewußtsein, daß heute mehr denn jemals jeder Deutsche auf dem Platz, auf den er gestellt wird, seine Schuldigkeit zu tun hat. (Beifall). Mit allen meinen
Kräften und mit voller Hingabe werde ich mich bemühen, mein Amt gerecht und unvartetisch zu führen (Zwischenrufe bei den
9z.), niemand zu Liebe und memand zu Leide (Betfall). Ich gelobe, daß ich die Verfassung der deutschen Republik getreuli beachten und schützen werde. (Lebhafter Beifall.) Ich will und werde als Beauftragter des ganzen deutschen Volks handein, nicht als Vormann einer einzigen Partei (lebhafter Beifall), ich bekenne aber auch, daß ich ein Sohn des Arbeiterstandes bin (Beifall), aufgewachzen in der Gedantenwelt des Sozialismus, und daß ich weder meine Herkunft noch meine Ueberzeugung zu verleugnen gesonnen bin. (Lebhafter Peifall links.) Indem Sie das höchfte Amt des deutschen Freistaats mir anpertrauten, haben Sie, ich weiß es, keine einseitige Parteiherrschaft aufrichten wollen, Sie baben aber damit den ungeheuren Wandel an⸗ erkannt, der sich in unserem Staatswesen vollzogen hat, und zugleich auch die gewaltige Bedeutung der Arbeiterklasse für die Aufgaben der Zukunst Deutschlands anerkannt. Die ganze wirtschaftliche Ent⸗ wicklung läßt sich darstellen als eine fortwährende Minderung und Ab⸗ tragung der Vorrechte der Geburt. Jetzt hat das deutsche Volk dieses Vorrecht auf dem Gebiet der Polilik restlos beseitigt (Beifall) und auch auf sozialem Gebiet vollzieht sich diese Wandlung. Au hier werden wir bestrebt sein müssen, allen im Rahmen des Menschen⸗ möglichen den gleichen Ausgangspunkt zu geben und das gleiche Gepäck aufzuladen. Mögen wir um die Formen ringen, in denen sich dieses Recht durchführen läßt, das Streben nach dieser höchst menschlichen Gerechtigkeit wird uns allen inne sein. Freibeit und Recht sind Zwill ingsschwestern: die Freibeit * sich nur in fester staatlicher Ordnung gestalten. (Sehr richtig! rechts) Sie zu schutzen und wieder berzustellen, wo sie angetastet ist, das ist das erste Gebot derer, die die Freiheit lieben H. Beifall). Jede Gewaltherrschaft, von wem sie auch omme, werden wir bekämpfen bis zum äußersten (Lebhafter Beifall und Händeklatschen). Dem Gewaltprinzip zwischen den Völkern haben wir feierlich 259e. auch dort wollen wir, daß das Recht und die Freiheit zur Geltung komme. Niemand soll in den Verband der Republik gezwungen werden, aber es soll auch niemand mit Gewalt von ihr getrennt werden, den es zu ihr zieht und drängt. (Lebh. Beifall.) Nur auf das freie Selbstbestimmungs⸗ recht wollen wir unseren Staat gründen nach innen und außen. Wir können aber um des Rechtes Willen nicht dulden, daß man unsere Brüder der Freiheit der Wahl beraubt. (Lebh. Beifall und Zu⸗ stimmung.) Die Freiheit aller Deutschen zu schuͤtzen mit dem äußersten Aufgebot von Kraft und Hingabe, dessen ich fähig bin, das ist der Schwur, den ich in dieser Stunde in die Hände der Nationalversamm⸗ lung lege. (Lebh. Beifall.) Den Frieden zu erringen, der Nation das Selbstbestimmungsrecht zu sichern, die Verfassung auszubauen und zu behüten, die allen deutschen Männern und Frauen die politische Gleichberechtigung unbedingt verbürgt, dem deutschen Volke Arbeit und Brot zu schaffen, sein ganzes Wirtschaftsleben so zu gestalten, daß die Freiheit nicht Bettelfretheit, sondern Kulturfreiheit werde, das sei das Ziel, dem wir zustreben. (Lebhafter Beifall.) Ich weiß, daß die Kraft des Einzelnen, wo immer er auch stebe, gering ist, wenn e sich nicht mit allen lebendigen Kräften des Volkes ver⸗ indet. Ein so hartes Geschick unser Volk auch betroffen hat, an seinen lebendigen Kräften verzweifeln wir nicht. Unser Volk hat sich in großer Bewegung Licht und Luft geschaffen, unser Volk wird sich auch durchsetzen draußen in der Welt und zuhause. Die Tüchtigkeit der Männer der Volkswahl, das Ehrliche ihres Strebens und die Reinheit ihres Wollens müssen den Beweis er⸗ bringen für die Richtigkeit des großen Grundsatzes der Selbst⸗ regierung. Alle diese Forderungen sielen an mich schwerste Aufgaben und Pflichten. Mein Bestes will ich dafür einsetzen, ihnen zu genügen. Gemeinsam aber wollen wir unermüdlich arbeiten für das Glück und Woblergehen des deutschen Volkes. Und so, meine Damen und Herren, lassen Sie uns rufen: Das deutsche Vaterland und das deutsche Volk, sie leben hoch! (Das Haus, mit Augnahme der Unabhängigen, hat sich erhoben und stimmt dreimal in den Hochruf ein. (Handeklatschen im Hause und auf den Tribünen.)
Damit ist die Tagesordnung erledigt.
Nächste Sitzung Donnerstag, 3 Uhr: Entgegennahme einer Erklärmmg der neuen Reichsregierung.
Schluß nach 4 ½ Uhr.
Statistik und Volkswirtschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
Amtlich wird durch „W. T. B.“ folgendes mitgeteilt: Wie be⸗ kannt geworden, ist der Ausstand in Oberschlesien als vollkommen erloschen anzusehen. Durch verschiedene Stellen sind unberechtigterweise noch politische Verhaftungen vor⸗ genommen worden. Hierzu wird bemerkt, daß derartige Verhaftungen nur mit Zustimmung des Vorsitzenden des Zentralarbeiter⸗ und Sol⸗ mefnene für Oberschlesten, Herrn Hörsing, vorgenommen werden rfen.
Der gemeinsame Ausschuß der Ausst ändigen am Elyde hat, wie „W. T. B.“ meldet, gestern offiziell empfohlen, die Arbeit am Mittwoch (heute) früh wieder aufzunehmen.
Nach einer von „W.⸗ T. B.“ übermittelten Reutermeldung aus Seattle wurde die Weendigung des allgemeinen Aus⸗ stands öffentlich verkündet.
ampf vollzogene Staatsumwälzung in einen wilden Bürgerkriegausartete.
1 des Wolksbundes zum Schutze der deut
EETEATETEEe“*“ Kunst und Wissenschaft. Die G en für Erdkunde in Berlin hatt ach 15. d. M. Abends 7 Uhr, im Künstlerbaus (Bellevnestraße 8) eine allgemeine Sitzung, in der Herr Dr. Lutz (als Gast) über Reisen in Mittelamerika (mit Lichtbildern) sprechen wird.
Theater und Musik.
Im Opernhause wird morgen, Donnerstag, statt der ursprünglich angesetzten Vorstellung „Rappelkopt“ „Mona Lisa“ mit den Damen Kenip, Hatit, Escher. Birtenftröm und den Herren Bronsgeest, Kirchner, Knüpfer, Habich, Henke, Krasa und Philipp in den Hauptrollen aufgeführt. Musikalischer Leiter ist Edmund von seesng Anfang 7 Uhr.
Im 6 chauspielbhause wird morgen „Othello“ in der HHhein Besetzung gegeben. Spielleiter ist Dr. Reindard Bruck. Anfang 7 Uhr.
Im Dom veranstaltet der Domorganist Walter Fischer am
morgigen Donnertztag, Abends 8 Uhr, ein Konzert, bei dem Jeanne Koetsier (Sopran), Alfred Laserstein (Pialine) und Armin Liebermann (Cello) mitwirken. Der Eintritt ist gegen Entnahme eines Programms frei. „ Morgen, Donnerstag, Abends 6—7 Uhr, peranstaltet der Organist Fritz Heitmann in der Katsfer⸗Wilhelm⸗ Gedächtnistirche unter Mitwirkung von Withelm Thomas (Violine) ein Orgelkonzert. Vorgetragen werden Kompositionen alter Meister.
Mannigfaltiges.
Wie „W. T. B.“ erfährt, befinden sich noch insgesamt etwa 45˙000 deutsche Kriegs⸗ und Zivilgefangene in Rußland, davon 40 000 in Sibirien, darunter 400 Offiziere und enra 16 000 Soldaten, außerdem eiwa 2500 Mann in Turkestan und 2000 bis 2500 in den Kosakenprovinzen und im Kaukasus. Alle übrigen deutschen Gefangenen sind aus Rußlend zurückbefördert worden, soweit sie nicht in die Rote Garde oder in internationale Regimenter eingetreten sind. Bei diesen letzteren Leuten handelt es sich um mehrere tausend Mann.
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Die Treptower Sternwarte zeigt jetzt einen Film aus dem deutschen Sudan, den der Leutnant Schomburgk mit großem Geschick aufgenommen hat. Wir fehen die Eingeborenen arbeiten und spielen, fischen und tanzen und erfreuen uns an ihren Reiterspielen und ihrem Marktleben. Wir verfolgen den Weg der Baumwolle von der Blüte bis zum fertigen Gewande und wohnen dem ganz eigenartigen Prozeß der Eisengewinnung bei. Wir gehen mit der Karawane auf die Jagd und durch den Urwald. Der begleitende Vortrag erhöht die Freude und trägt zum besseren Verständnis der bewegten Bilder bei. Der Vortrag, der „Im Lande der Schwarzen“ benannt ist, findet außer heute, Nachmittags 5 Uhr, noch Sonntag, Abends 7 Uhr, statt.
Danzig, 12. Februar. (W. T. B.) Ein großer Bürger⸗ usstand drohte in Danzig auszubrechen. Der Ar⸗ beiter⸗ und Soldatenrat und der Vollzugsausschuß bestanden auf ihrer Forderung, die auf den Hagelsberg unter⸗
ebrachten Grenischutztruppen, die sie für reaktionär
lten, gegebenenfalls unter Anwendung von Waffengewalt zu ent⸗ waffnen. Sie hatten geplant, mis Urbeitern und ihnen ergebenen Truppen den Hagelsberg zu stürmen. Der Dan ziger Buͤrger⸗ vat, in dem sämtliche Organifationen der Bürgerschaft von Handel, Industrie, Handwerk und die Beamten der Reichs⸗, Staats⸗ und Kommunalbehörden zusammengeschlossen sind, stellte sich ge⸗ pßer hinter das Generalkommando, das die Auflösung die er Truppe verweigerte, weil jeder einzelne Mann der Truppe für die sozialistische Regierung und die Republit verpflichtet worden ist, die Truppe somit als vollkommen regierungstren anzusehen sei. Auf ein Telegramm des Bürgerrats an die Reichsre ierung in Berlin sandte diese im Auftrage des Volksbeauftragten Roske au den Danziger Vollzugsausschuß folgendes Telegramm: „Es wird Be⸗ chwerde geführt, daß sich Ausschuß Eingriffe in taktische Führung und Organisation des Grenzschutzes anmaße. Das weist Reichs⸗ regierung aufs entschiedenste zurück. Wegen weiterer Eingrifße wird Reichsregierung verstehen, die Augschußmitglieder mit aller Strenge zur Rechenschaft zu ziehen.“ Der Danziger Bürgerrat hatte beschlossen, in Danzig den allgemeinen Ausstand zu verkunden, wenn der Vollzugsausschuß nicht in letzter Stunde von seinen feindlichen Ab⸗ sichten ahließe. Dies ist in letzter Stunde durch Einlenken des Voll⸗ zugsausschusses vermieden worden. In einer Sitzung des Voll⸗ zugsausschußes mit den A.⸗ und S.⸗Räten und den Betriebsarbeiter⸗ räten wurde beschlossen, die strittige Angelegenbeit noch einmal der Reichreglerung zu unterbreiten und ihr die Entscheidung zu überlassen. Die Versammlung nahm aber einen Antrag an, den kommandierenden General des 17. Armeekorps, Otto von Below, und mehrere Offiziere seines Stabes abzusetzen.
Hannover, 11. Fedruar. (W. T. B.) Die eeehe
en riegs⸗ und Zivilgefan enen hielt am e“ Kuppelsaale der Stadthalle, der bis auf den letzten Platz esett war, eine Kundgebungsversammlung gegen die Zurückhaltung unserer Kriegs⸗ und Zivil⸗ gefangenen dutch die feindlichen Mächte ab. Es wurde eine Entschließung angenommen, in der es u. a. heißt: „Die von 4500 Angehörigen und Freunden deutscher Kriegs⸗ und Zivilgefangenen besuchte Versammlung der Ortsgruppe Hannover des „Volks⸗ bundes zum Schutze der deutschen Kriegs⸗ und Zivil⸗ gefangenen; erhebt flammenden Protest dagegen, daß die Regierungen der Verhündeten beabsichtigen, ent xegen allen Forderungen der Menschlichteit und des Völkerrechts 800 000 riegs⸗ und Zivilgefangene auf ungewisse Zeit ihrer Heimat vormenthalten und Hunderttausende von ihnen noch nach Friedens⸗ chluß in jahrelanger Fronarbeit schmachten zu lassen. Eine solche Maßnahme ist Fortsetzung des Krieges gegen Wehrlose, Verlängerung des Vernichtungskampfes gegen die deutsche Volkskraft und Rückrall in die Sklaverei barbarischer Zeiten in der Geburtsstunde des Völker⸗ bundes und des Weltfriedens; statt Versöhnung werde Völkerhaß darauz wachsen.
Waldenburg, l1. Februar. (W. T. B.) Auf dem May rauschacht der Schlesischen Kohlen⸗ und Kokswerke erfolgte gestern Abend, wie dag „Neue Waldenburger Tageblatt“ aus Gottesberg meldet, aus bisher unaufgetlärter Ursache eine Kesselerplosion der acht Menschenleben zum Opf er fielen. Unter den Ge töteten befindet 8 guch der diensttuende Maschtnensteiger. Fünf de Getöteten sind verhelratet.
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Efsen, 11. Februar. (W. T. B.) Heute fand hier im Städtischen Saalban eine von über 6000 Personen besucht Kundgebungsversammlung des Volksbundes zun uhe der deutschen Kriegs⸗ und Zivilgefangenen statt, um Einspruch zu erheben gegen die jedem Gefühl der Mensch⸗ lichteit widersprechende Zurückhaltung unserer Kriegs. und Zivil⸗ Eehenen. Die Versammlung beschl „ die unserer efangenen durch eine starke seen ung im denc i Volk moralisch zu erzwingen und bei der Waffenstillstandekommission und der Reichs⸗ reglerung darauf henzuwirkan. “
* Paderborn, 12. Februar. (W. T. B.) Die Oeisaruppe Paderborn des Volkobundes zum Schutze der deutschen
Kriegs⸗ und l ilgefan genen hat einstimmig eine Ent⸗ 8
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